jeder handgriff weniger zählt

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nigung. Denn bevor die Werkstücke aus- geliefert beziehungsweise zu Baugrup- pen zusammenmontiert werden, muss das anhaftende Stanzöl entfernt werden. Das Unternehmen setzt dafür eine moderne, umweltgerechte „Vaiocs- Durchlaufanlage“ (Vacuum Assisted Inorganic Organic Cleaning System) der EMO Oberflächentechnik ein. Sie arbei- tet unter Vakuum und wird mit „Dow- clene 1601“, einem nicht chlorierten, auf modifizierten Alkoholen basierenden Lösemittel, betrieben. Um den unter- schiedlichen Reinheitsanforderungen gerecht zu werden, können die Verfah- rensschritte Spritzreinigung, Tauchrei- nigung, Dampfentfetten und Trocknen sowie die Dreh- und Schwenkbewegun- gen des Reinigungsbehältnisses über in der Anlagensteuerung hinterlegte Pro- gramme angewählt werden. Das Reinigungsbehältnis spielt eine wichtige Rolle 70 bis 80 Prozent der Teile werden als Schüttgut in Standardkörben gereinigt, die restlichen 20 bis 30 Prozent als Setz- ware in speziell angefertigten Waren- trägersystemen. Vor längerer Zeit gab es bei Oskar Rüegg Qualitätsprobleme, da es an den Schüttgut-Teilen zu Defor- mationen während des Reinigungspro- zesses kam. Dies veranlasste die Ver- antwortlichen nach alternativen Reini- gungsbehältnissen zu suchen. Durch einen Hinweis der Cleantec AG, Schweizer Vertretung von EMO Ober- Metallformteile geht an so genannte Tier-1-Zulieferer der Automobilindus- trie. Darunter sind viele Sicht- und Funk- tionsteile für die Beleuchtungseinheit, wie beispielsweise Strahlenblenden, Reflektoren oder Gehäuseschalen für die elektronische Steuerung der Schein- werfer“, berichtet Monika Schibler, die bei Oskar Rüegg für die Bereiche Instandhaltung, Umweltmanagement und Arbeitssicherheit zuständig ist und bei Sonderaufgaben in den Entschei- dungsprozess integriert wird. Zu diesen Sonderaufgaben zählt auch die Teilerei- _____ Die im schweizerischen Pfäffikon ansässige Oskar Rüegg AG ist ein glo- bal tätiges Unternehmen der Zulie- ferindustrie. 1891 als mechanische Werkstätte gegründet, werden heute Großserien hoch komplexer Formteile in Stanz-, Biege- und Tiefziehtechnik aus Aluminium, rostbeständigen Stählen und Buntmetallen sowie Baugruppen gefertigt. Eingesetzt werden sie in der Automobil-, Audio-, Beleuchtungs-, Elektro- und Elektronikindustrie sowie im Maschinenbau und der Bauindustrie. „Ein Großteil der bei uns gefertigten 64 JOT 9.2006 reinigen & vorbehandeln Bauteile für die Automobilindustrie müssen einerseits hohe Qualitätsansprüche erfüllen. Andererseits macht der Kostendruck in diesem Bereich eine besonders wirtschaftliche Fertigung erforderlich. Um beides unter einen Hut zu bringen, investierte ein Unternehmen aus der Schweiz in maßgeschneiderte Reinigungshorden. Sie reduzieren die beim Handling der Teile erforderlichen manuellen Handgriffe auf ein Minimum und erhöhen gleichzeitig die Chargenmenge auf das Doppelte. Maßgeschneiderte Reinigungshorden Jeder Handgriff weniger zählt ˚ Gereinigt werden die Gehäusehalbschalen in einer Durchlaufanlage unter Vakuum mit einem nicht chlorierten, auf modifizierten Alkoholen basierenden Lösemittel

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Page 1: Jeder Handgriff weniger zählt

nigung. Denn bevor die Werkstücke aus-geliefert beziehungsweise zu Baugrup-pen zusammenmontiert werden, mussdas anhaftende Stanzöl entfernt werden.

Das Unternehmen setzt dafür einemoderne, umweltgerechte „Vaiocs-Durchlaufanlage“ (Vacuum AssistedInorganic Organic Cleaning System) derEMO Oberflächentechnik ein. Sie arbei-tet unter Vakuum und wird mit „Dow-clene 1601“, einem nicht chlorierten, aufmodifizierten Alkoholen basierendenLösemittel, betrieben. Um den unter-schiedlichen Reinheitsanforderungengerecht zu werden, können die Verfah-rensschritte Spritzreinigung, Tauchrei-nigung, Dampfentfetten und Trocknensowie die Dreh- und Schwenkbewegun-gen des Reinigungsbehältnisses über inder Anlagensteuerung hinterlegte Pro-gramme angewählt werden.

Das Reinigungsbehältnis spielt eine wichtige Rolle

70 bis 80 Prozent der Teile werden alsSchüttgut in Standardkörben gereinigt,die restlichen 20 bis 30 Prozent als Setz-ware in speziell angefertigten Waren-trägersystemen. Vor längerer Zeit gabes bei Oskar Rüegg Qualitätsprobleme,da es an den Schüttgut-Teilen zu Defor-mationen während des Reinigungspro-zesses kam. Dies veranlasste die Ver-antwortlichen nach alternativen Reini-gungsbehältnissen zu suchen.

Durch einen Hinweis der Cleantec AG,Schweizer Vertretung von EMO Ober-

Metallformteile geht an so genannteTier-1-Zulieferer der Automobilindus-trie. Darunter sind viele Sicht- und Funk-tionsteile für die Beleuchtungseinheit,wie beispielsweise Strahlenblenden,Reflektoren oder Gehäuseschalen fürdie elektronische Steuerung der Schein-werfer“, berichtet Monika Schibler, die bei Oskar Rüegg für die BereicheInstandhaltung, Umweltmanagementund Arbeitssicherheit zuständig ist undbei Sonderaufgaben in den Entschei-dungsprozess integriert wird. Zu diesenSonderaufgaben zählt auch die Teilerei-

_____ Die im schweizerischen Pfäffikonansässige Oskar Rüegg AG ist ein glo-bal tätiges Unternehmen der Zulie-ferindustrie. 1891 als mechanischeWerkstätte gegründet, werden heuteGroßserien hoch komplexer Formteilein Stanz-, Biege- und Tiefziehtechnik ausAluminium, rostbeständigen Stählenund Buntmetallen sowie Baugruppengefertigt. Eingesetzt werden sie in derAutomobil-, Audio-, Beleuchtungs-,Elektro- und Elektronikindustrie sowieim Maschinenbau und der Bauindustrie.„Ein Großteil der bei uns gefertigten

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reinigen & vorbehandeln

Bauteile für die Automobilindustrie müssen einerseits hohe Qualitätsansprüche erfüllen. Andererseits macht der Kostendruck in diesem Bereich eine besonders wirtschaftliche Fertigung erforderlich. Um beides unter einen Hut zu bringen, investierte ein Unternehmen aus der Schweiz in maßgeschneiderte Reinigungshorden.Sie reduzieren die beim Handling der Teile erforderlichen manuellen Handgriffe auf ein Minimum und erhöhen gleichzeitig die Chargenmenge auf das Doppelte.

Maßgeschneiderte Reinigungshorden

Jeder Handgriff weniger zählt

˚ Gereinigt werden die Gehäusehalbschalen in einer Durchlaufanlage unter Vakuum mit einemnicht chlorierten, auf modifizierten Alkoholen basierenden Lösemittel

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ven Zusammenarbeit und kompetenterBeratung.

Die Konstruktionsabteilung vonMetallform erarbeitete einen Warenträ-ger, der genau an die Transport- und Ver-packungstrays angepasst ist. Damit istes nun möglich, 35 Teile mit jeweils nureinem Handgriff eins zu eins vom Trans-porttray in das Reinigungsbehältnis undnach dem Waschprozess in die Verpa-ckung umzufüllen. Die Herausforderungdabei war, dass die Teile einerseitssicher gehalten werden, andererseitssich bei den Umfüllvorgängen leichtlösen und nicht beschädigt werden. Dergesamte Reinigungs- und Verpa-ckungsprozess wurde dadurch wesent-lich schneller und wirtschaftlicher. Dar-über hinaus können mehrere der neuenWarenträger zu einer Charge zu-sammengefasst werden, wodurch sichdie Chargenmenge nahezu verdoppelthat.

Für Oskar Rüegg stellte die Neuent-wicklung der Warenträger zunächst ein-mal eine beachtliche Investition dar.„Wir können mit den Reinigungsbe-hältnissen ein erhebliches Einsparpo-tenzial ausschöpfen. Es ist so groß, dasssich die Investition innerhalb von nureinem Jahr amortisiert“, erklärt Moni-ka Schibler. _____|

hatte, musste ein Warenträgersystementwickelt werden, das die Erfüllungsehr hoher Reinheitsanforderungengewährleistete. Durch eine nachträgli-che Spezifikationsänderung war diesesReinigungsbehältnis jedoch nicht mehroptimal: Die Halbschalen werden nachdem Stanzprozess in spezielle Kunst-stofftrays gesetzt und zur Entfettungs-anlage transportiert. Dort erfolgt einUmsetzvorgang, bei dem die Teile ein-zeln in das Warenträgersystem für dieReinigung eingelegt werden. Die Char-gengröße lag bei rund 330 Teilen.

Anschließend müssen die Teile in vomKunden bereitgestellte Trays mit jeweils35 Stück Inhalt verpackt und für denTransport hermetisch verschlossen wer-den. Dafür war ein weiterer manuellerUmsetzvorgang erforderlich, bei demjedes der 35 Teile einzeln gedreht und indie Verpackung gelegt wurde. Der hoheAnteil manueller Arbeit verteuerte denFertigungsprozess nicht nur, er führteauch zu Kapazitätsengpässen vor derReinigungsanlage. Um alle produzier-ten Teile zu reinigen, mussten Sonder-schichten gefahren werden.

Das Schweizer Unternehmen wandtesich daher mit der Aufgabenstellungan Metallform und beauftragte die Fir-ma, ein Reinigungsbehältnis zu entwi-ckeln, durch das sich die vielen erfor-derlichen Handgriffe auf ein Minimumreduzieren lassen, die Reinigungsqua-lität jedoch nach wie vor optimal ist.Auch in diesem Fall berichtet dieAnsprechpartnerin bei Oskar Rüeggvon einer ausgesprochen konstrukti-

flächentechnik, wurde man auf die Fir-ma Metallform Wächter aus Bretten auf-merksam. „Dieses Unternehmen hat unsmit dem Mefo-Box-System eine Lösungangeboten, die uns überzeugte. Denn eswar das einzige System, bei dem sämt-liche Komponenten nahezu beliebiguntereinander kombiniert werden kön-nen. Außerdem hat Metallform uns einemaximale Temperatur zugesichert, biszu der wir die anschließende Wärme-behandlung der Schüttgut-Teile in denKörben durchführen können. Alle ande-ren Hersteller haben gesagt, dass wirdas in ihren Reinigungsbehältnissennicht machen könnten. Die Mefo-Boxwar zwar nicht das billigste System, aberdie Qualität stimmt und die Körbe sindausgesprochen langlebig“, berichtetMonika Schibler.

Die Warenträgersysteme für die alsSetzware zu reinigenden Teile lässt dasUnternehmen ebenfalls bei Metallformanfertigen. Dabei stellt Oskar Rüegg dieKonstruktionsabteilung des Behältnis-herstellers nicht selten vor schwierig zulösende Aufgaben. Dies war auch bei derEntwicklung einer Reinigungshorde derFall, die – um die Wirtschaftlichkeit zuerhöhen – exakt auf das Verpackungs-gebinde eines Kunden von Oskar Rüeggabgestimmt werden musste.

35 Teile mit einem Handgriff verpacken

Nachdem das Unternehmen einen Auf-trag für die Fertigung von Gehäuse-halbschalen für die elektronische Steu-ereinheit von Scheinwerfern erhalten

Kontakt:

Oskar Rüegg AG,CH-8808 Pfäffikon, www.oskar-ruegg.ch

Metallform Wächter GmbH, D-75004 Bretten,www.metallform.de

˚ Durch die Möglichkeit, mehrere der neuen Waren-träger zu einer Charge zusammenzufassen, hat sichdie maximale Chargenmenge nahezu verdoppelt

¯ Die Teile werden in speziell entwickelten Waren-trägern gereinigt, die an das Verpackungsgebindeangepasst sind. Der Anteil manueller Arbeit konntedadurch auf ein Minimum reduziert werden.

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