internationales institut für empirische sozialökonomie mehr gute arbeit für die beschäftigten!...
TRANSCRIPT
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie
Mehr gute Arbeit für die Beschäftigten!Von der Analyse zur Veränderung…
Tatjana Fuchs (Soziologin)
Internationales Institut für empirische Sozialökonomie
Selbsteinschätzung der weiteren Arbeitsfähigkeit (Deutschland, 2009)
Bitte denken Sie an Ihre Arbeit und Ihren Gesundheitszustand: Meinen Sie, dass Sie unter den derzeitigen Anforderungen Ihre jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können?
Frage:
Nur jede/r zweite Beschäftigte kann sich derzeit vorstellen, gesund das Rentenalter zu erreichen!
Quelle: DGB-Index Gute Arbeit, Auswertungen: Tatjana Fuchs
Einschätzung der weiteren Arbeitsfähigkeit und wahrgenommene Arbeitsqualität
24%
59%
57%
26%
18%
15%
78% 11% 11%
Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht
Gute Arbeitsbedingungen
Mittelmäßige Arbeitsbedingungen
Schlechte, belastende Arbeitsbedingungen
Je besser die Qualität der Arbeitsbedingungen, desto mehr Beschäftigte können sich vorstellen, gesund das Rentenalter zu erreichen! Wichtige Stellschrauben sind geringe körperliche Belastungen, Abwechslung in der Arbeit, eine gute Arbeitszeitgestaltung, gute Führung und Einflussmöglichkeiten bei der Arbeit!
Beschwerden an Arbeitstagen (Deutschland, 2009)
62%61%
46%43%
37%35%
33%31%30%
26%24%
15%15%
13%11%11%
Schmerzen im unterer Rücken, Nacken, Schultern
Erschöpfung, anhaltende Mattigkeit, Müdigkeit
Kopfschmerzen
Nervosität, Reizbarkeit
Nächtl. Schlafstörungen
Niedergeschlagenheit
Schmerzen in Armen und Händen
Schmerzen in Hüfte, den Knien
Schmerzen in Beinen, Füßen
Augenbeschwerden
Magen-/Verdauungsbeschwerden
Hörverschlechterung, Ohrgeräusche
Husten, Atemprobleme
Schwindelgefühl
Depressionen
Herzschmerzen, Stiche, Engegefühl der Brust
Beschwerden an Arbeitstagen (mindestens 2x pro Monat)
Quelle: DGB-Index Gute Arbeit, Auswertungen: Tatjana Fuchs
Je besser die Arbeitsqualität, desto seltener treten gesundheitliche Beschwerden auf!
Anteil der Beschäftigten, die mindestens 2 x pro Monat unter diesen Beschwerden leiden.
Unternehmensverbundenheit in Deutschland
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, würden Sie dann den Arbeitgeber wechseln?Frage:
Jede/r Vierte würde bei nächster Gelegenheit sicher wechseln. 17% sind unentschlossen.
Quelle: DGB-Index Gute Arbeit, Auswertungen: Tatjana Fuchs
Unternehmensverbundenheit und wahrgenommene Arbeitsqualität
49%
16%
28%
67%
23%
17%
6% 88% 6%
Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht
Gute Arbeitsbedingungen
Mittelmäßige Arbeitsbedingungen
Schlechte, belastende Arbeitsbedingungen
Wenn die Arbeitsbedingungen als gut beschrieben werden, würden Beschäftigte selbst dann nicht den Arbeitgeber wechseln, wenn sie eine Alternative hätten. Bei belastenden Arbeitsbedingungen würden gerade noch 28% sicher bleiben.
Was ist „gute Arbeit“ oder gesunde Arbeit?
Was ist aus (arbeits-)wissenschaftlicher Sicht gute, menschengerechte Arbeit?
Was fördert und was hemmt Gesundheit und
Wohlbefinden in der Arbeit?
Ausgangsfrage:
Fehlbeanspruchungen
Erlebte Balance zwischen
Einkommen/Anerkennung und Leistungen
Resso
urcen
Was fördert und was hemmt Gesundheit und
Wohlbefinden in der Arbeit?
ZumutbarkeitPersönlichkeits-
förderlichkeitSchädigungs-
losigkeitBeeinträchtigungs-
freiheit
Menschengerechte Arbeit
„Als human werden Arbeitstätigkeiten bezeichnet, die die
psychophysische Gesundheit der Arbeitstätigen nicht schädigen,
ihr psychosoziales Wohlbefinden nicht – oder allenfalls
vorübergehend – beeinträchtigen, ihren Bedürfnissen und
Qualifikationen entsprechen, individuelle und/oder kollektive
Einflussnahme auf Arbeitsbedingungen und Arbeitssysteme
ermöglichen und zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Sinne der
Entfaltung ihrer Potentiale und Förderung ihrer Kompetenzen
beizutragen vermögen“ (E. Ulich, 2001).
Gute, mittelmäßige und schlechte Arbeit aus Sicht von Beschäftigten
12%
56%
32%
Mittelmäßige Arbeit: • Keine/ in geringem Maße
Ressourcen
• Keine, vereinzelte Belastungen
Gute Arbeit:
• Gutes Einkommen & berufliche Zukunftssicherheit
• Keine körperlichen und emotionalen Gefährdungen, Kaum Zeitdruck
• Viele Ressourcen, z.B. unterstützendes Führungsverhalten, Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten, Qualifizierungsmöglichkeiten, Planbare und beeinflussbare Arbeitszeitgestaltung, …Schlechte Arbeit:
• Belastende Einkommenssituation & Unsicherheit• Belastende körperliche und emotionale
Anforderungen, Arbeitsdruck• Keine Ressourcen, sondern belastendes
Führungsverhalten, belastende Arbeitszeitgestaltung, keine Qualifizierungs-, Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten,...
Quelle: DGB-Index Gute Arbeit, Auswertungen: Tatjana Fuchs
Was sind die Brennpunkte aus Sicht der Beschäftigten? Was unterstützt sie bei der Arbeit?
32%
35%28%
52%35%
23%30%34%
17%10%
27%
45%23%
34%
66%66%
56%
30%10%
26%38%
25%29%20%
4%
29%
27%25%
36%
1%23%
12%
35%62%
22%27%
52%42%
46%79%
73%44%
28%52%
30%
33%11%
Anteil guter, mittelmäßiger, schlechter Arbeit
Qualifizierungs- & Entwicklungsmöglichkeiten
Möglichkeiten für Kreativität
Aufstiegsmöglichkeiten
Einfluss- & Gestaltungsmöglichkeiten
Informationsfluss
Führungsqualität
Betriebskultur
Kollegialität
Sinngehalt der Arbeit
Arbeitszeitgestaltung
Arbeitsintensität
Emotionale Anforderungen
Körperliche Anforderungen
Berufliche Zukunft/Sicherheit
Einkommenssituation
Schlecht gestaltete, belastende Arbeit Mittelmäßig gestaltete Arbeit Gute gestaltete Arbeit
Gemeinsam mit den Beschäftigten von der Analyse zur Veränderung
Gemeinsam mit den Beschäftigten zu mehr guter Arbeit: die Meilensteine
Bestands-aufnahme I
Verbesserungs-vorschläge entwickeln
Maßnahmen-umsetzen
Monat 2-3 Monat 4-6 Monat 6- 16 Monat 18
Information/ Sensibilisierung
Bestands-aufnahme II
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Mitgliederentwicklung: Gute Arbeit lasst sich nur organisiert erreichen
Was heißt Gute Arbeit aus Sicht von Beschäftigten? Welche Bedeutung hat eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung für den Menschen?
Wie sieht die Arbeitsrealität aus? Und hier im Betrieb?
Ziele und Verpflichtungen aus dem Arbeitsschutzgesetz: Was heißt menschengerechte Arbeitsgestaltung? Was sind Gefährdungen und woraus können sie resultieren?
Wie sieht ein betriebliches Projekt, zur gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitsbedingungen aus?
Evtl. Wandzeitungsbefragungen/Ampelabstimmung/ Meinungsbild zum Projekt, usw.
Information/ Sensibilisierung
© Foto: Hubert Thiermeyer – alle Rechte vorbehalten;
Information/ Sensibilisierung
Wandzeitungsbefragungen Im Rahmen von Betriebsversammlungen, vor der Kantine, im Aufenthaltsraum
Aktivierende Befragungen: z.B. über Wandzeitungen
An einem normalen Arbeitstag: Wie häufig kommt es vor, dass….
häufig manchmal Selten nie
Sie sich müde und ausgebrannt fühlen? …
Sie nervös und reizbar sind?.....................
Sie nachts Probleme haben, ein- oder durchzuschlafen?..................................
Ihnen Arbeits-Probleme nicht aus dem Kopf gehen?...........................................
Zwei Einstiegsfragen für Betriebsversammlungen („Murmelgruppen“)….
Was belastete Sie derzeit bei Ihrer Arbeit am meisten/ am stärksten?
__________________________________________________________________________________________________________________
Was wäre aus Ihrer Sicht hilfreich und unterstützend? Was würde Ihnen helfen, gesund zu bleiben?
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Sensibilisierung
Bestandsaufnahme I
Befragungen, z.B. DGB-Index Gute Arbeit; Ausführliche Wandzeitungsbefragungen zu
Belastungen/Ressourcen am Arbeitsplatz SGA (screening Gesunde Arbeit); CopSoq,….
- weitere Verfahren in der Tool-Box der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin BAUA (www.baua.de)
Gemeinsam mit den Beschäftigten zu mehr guter Arbeit: die Meilensteine
Bestands-aufnahme I
Gemeinsam mit den Beschäftigten: Verbesserungsvorschläge entwickeln
Monat 2-3 Monat 4-6 Monat 6- 16 Monat 18
Information/ Sensibilisierung
Information/Dokumentation
Handlungsfelder sind bekannt
Ideen-/Gesundheits-Werkstätten
© Foto: Hubert Thiermeyer – alle Rechte vorbehalten;
Thema: Arbeitsgruppe : Verwaltung
Was genau ist das Problem/Thema?
(Stichpunkte)
Was ist das langfristige Ziel oder die Ziele?
(Woran merkt man, dass das Ziel erreicht ist?)
Welche Hindernisse gibt es?
(Was sollte berücksichtigt werden?)
Was sind (erste) Schritte zur Lösung?
(Was kann sofort geändert werden?)
Fachliche und arbeitsorganisatorische Unterstützung durch gute Führung
Beispiele: Zusammenfassung der Werkstatt-Ergebnisse aus einem Versandbetrieb
Eine Ausstellung der Guten Ideen –
Präsentationsbeispiel der zusammengefassten
Ergebnisse der Ideen-Werkstätten
© Foto: Tatjana Fuchs – alle Rechte vorbehalten;
© Foto: Tatjana Fuchs – alle Rechte vorbehalten;
Weiterarbeit der Steuerungsgruppe
Ideen-Werkstätten
Ca. 3-6 Monate
Verbesserungs-vorschlägeVerbesserungs-vorschlägeVerbesserungs-vorschläge
Bearbeitung in der Steuerungsgruppe Handlungsplan
Faustregel: 1/3 der Vorschläge lässt sich
problemlos umsetzen1/3 braucht 3-6 Monate
1/3 müssen durchgesetzt werden oder werden nicht umgesetzt
Gemeinsam mit den Beschäftigten zu mehr guter Arbeit: die Meilensteine
Bestands-aufnahme I
Verbesserungs-vorschläge entwickeln
Maßnahmen-umsetzen
Monat 2-3 Monat 4-6 Monat 6- 16 Monat 18
Information/ Sensibilisierung
Bestands-aufnahme II
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Handlungsfelder sind bekannt
Verbesserungsvorschläge werden verhandelt und ggf. umgesetzt.
Fein-Tuning: Laufen die Gestaltungsmaßnahmen in die “richtige“ Richtung?
Wie bewerten Sie folgende Veränderungen?
1. Die Einführung von 14-tägigen Abteilungsbesprechungen?
2. Die Vorbereitung und den Ablauf dieser Abteilungsbesprechungen?
3. Die Verbindlichkeit der Beschlüsse und Umsetzung der Ergebnisse?
Maßnahmen-umsetzung
Gemeinsam mit den Beschäftigten zu mehr guter Arbeit: die Meilensteine
Bestands-aufnahme I
Verbesserungs-vorschläge entwickeln
Maßnahmen-umsetzen
Monat 2-3 Monat 4-6 Monat 6- 16 Monat 18
Information/ Sensibilisierung
Bestands-aufnahme II
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Information/Dokumentation
Mitgliederentwicklung: Gute Arbeit lässt sich nur organisiert erreichen
Fazit zu den Chancen eines beteiligungsorientierten Ansatzes
Beschäftigte sind Expertinnen und Experten an ihrem Arbeitsplatz – und spüren dies auch!
Alle Ideen werden aufgegriffen, bearbeitet und verhandelt.
Ideen und Engagement erfährt Wertschätzung – zu jedem Vorschlag gibt es eine Rückmeldung.
Selbst wenn nur ein Teil der Vorschläge umgesetzt wird: die Arbeitsbedingungen werden besser und die Beschäftigten mächtiger.
Mehr Gute Arbeit lässt sich nur gemeinsam mit den Beschäftigten – durch organisiertes und interessensorientiertes Handeln erreichen und langfristig absichern.
Gute Arbeit war immer umkämpft!
Generationen vor uns haben für die heutigen sozialen Rechte und Errungenschaften gekämpft.
Auf jeden Fortschritt, den wir heute gestalten, kann die nächste Generation aufbauen.
Jedes Recht, was wir heute aufgeben, muss die nächste Generation mühsam erneut durchsetzen.
Daher: Gemeinsam für mehr Gute Arbeit!
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie
Mehr gute Arbeit für die Beschäftigten!Von der Analyse zur Veränderung…
Auswertung: Tatjana Fuchs Soziologin am Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie, München/Stadtbergen
Tatjana Fuchs (Soziologin)
Internationales Institut für empirische Sozialökonomie