internationale wettbewerbsstrategien, lokale synergien und raumstrukturierung
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Internationale Wettbewerbsstrategien, lokaleSynergien und RaumstrukturierungRemigio RattiPublished online: 20 May 2013.
To cite this article: Remigio Ratti (1990) Internationale Wettbewerbsstrategien, lokale Synergien undRaumstrukturierung, disP - The Planning Review, 26:100, 42-50, DOI: 10.1080/02513625.1990.10708653
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DISP 100 42 Remigio Ratti
lnternationale Wettbewerbsstrategien, lokale Synergien und Raumstrukturierung
In diesem Beitrag [1] wird ein Schema entworfen, mit dem die lnnovationsstrategien der einheimischen kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) besser verstanden werden konnen, und zwar vor dem Hintergrund eines dynamischen Raums, der sich immer starker internationalisiert. Es handelt sich theoretisch darum zu begreifen, wann KMU welche lnnovations-Adoptionsmodalitoten wohlen und welche roumlichen Auswirkungen dam it verbunden sind.
lm ersten Kapitel werden konzeptuelle Elemente vorgestellt, mit denen das strategische Verhalten von Unternehmen aus regionalwissenschaftlicher, raumbezogener Perspektive betrachtet werden kann. Wir definieren auf neuartige, eigene Weise «strategische Roume des Unternehmens» und ihre roumlich-funktionale Dynamik.
In einem zweiten Kapitel erortern wir verschiedene Moglichkeiten zur Innovations-Adoption (lnnovations-DiffusionsModelle) im Hinblick auf den Raumstrukturierungsprozess.
lm dritten Kapitel schliesslich wird in einer Matrix ein hypothetischer Zusammenhang geschaffen zwischen lnnovationsdiffusions-Modellen und strategischem Verhalten von KMU. Dabei wird die steigende Bedeutung von lokalen Synergien auf die Entspannung des Zentrum/Peripherie-Verholtnisses hervorgehoben.
1. Theoretische Aspekte der rtiumlich-funktionalen Dynamik von Unternehmen 1.1 Die «strategischen Raume» von Unternehmen Mit dem Interesse an der Raumstrukturierung wird unsere Argumentation selbstredend aus einem roumlichen Blickwinkel abgehandelt. Dies gilt ouch fur mikrookonomische Betrachtungen zum Unternehmen: Es ist durch seinen Standort an den Raum gebunden, der zu einer Modeii-Determinante wird. Demnach kann ein Unternehmen anhand von zwei Attributen beschrieben werden: - durch seinen spezifischen Standort innerhalb eines offenen Gebietes, ein Raum also, der sich durch seine Bezie-
hungen zu anderen Gebieten auszeichnet. Das Unternehmen ist von einem dynamischen, relativierbaren Umfeld umgeben. Die kunftige Entwicklung von Unternehmen oder von einer Gruppe von Unternehmen hongt nicht nur ab von der Wettbewerbsfohigkeit, sondern ouch vom Standort und von dessen Verholtnis zu anderen Standorten. - durch die Definition einer Reihe von riiumlich-funktionalen Beziehungen, welche den Entwicklungsprozess des Unternehmens entscheidend beeinflussen. Das Unternehmen besteht und uberlebt nur, wenn es ihm gelingt, seine Beziehungen nach aussen zu verwalten, das heisst also, wenn es seine internen Ressourcen mit exogenen Ereignissen kombinieren kann. Das Umfeld des Unternehmens leistet dabei einen wichtigen Beitrag.
Werden die roumlich-funktionalen Beziehungen gruppiert, so konnen drei «sfrategische Riiume des Unternehmens» gebildetwerden (2]: 7. Produktionsraum Der Produktionsraum wird geprogt durch technisch-funktionale Beziehungen. Der Produktionsstandort etwa wurde nach dem Modell der roumlichen Ar-
tradit!onelles njcht raumllches M.Q..Q.ell
Angebot Nachfrage
DC
beitsteilung und der Segment-Theorie jeweils dort gewohlt, wo sich technologische, wirtschaftliche oder soziokulturelle Faktoren als gunstig erweisen fur die Wirtschaftlichkeit und die Wettbewerbsfohigkeit. 2. Marktraum Der Marktraum umfasst aile jene Beziehungen des Unternehmens, die unmittelbar Angebot und Nachfrage betreffen. Sie zeichnen sich aus durch ihre Anzahl, ihre lntensitat, ihre Lokalisierung, aber ouch durch die gesamte Marktentwicklung, auf die das einzelne Unternehmen normalerweise wenig Einfluss ausuben kann. Alleine schon eine roumlich-funktionale Definition von Angebot und Nachfrage erleichtert eine dynamische Interpretation der Unternehmensbeziehungen. Um allerdings somtliche strategischen Entscheidungen des Unternehmens als an den Raum gebunden zu verstehen, schlagen wir einen dritten, strategischen Lebensraum des Unternehmens vor: 3. Stutzraum Mit dem Begriff StOtzraum [3] konnen drei Arten von unternehmerischen Beziehungen erfasst werden, die sich 1m Nicht-Markt-Bereich [4] abspielen:
wjrtschal!llch- !ynk!lonales. raumllches Modell
•• allgemeine Elemente strategische Elemente
Figur 1 Die strategischen, wirtschaftlich-funktionalen Rtiume des Unternehmens.
Quelle: URE/GREMIII- Ratti, 1989
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Figur 2 Stufen eines Schemos zur Beschreibung
der «strategischen Riiume>> eines Unternehmens.
Nach Vallega A., «Regione e territorio>>, Milan
1976
- Beziehungen, welche die Organisation der Produktionsfaktoren betreffen (Herkunft von Kapital, von Information,
von technologischem Know-how, raumbezogene Aspekte des Faktors Arbeit,
u.a.); - Beziehungen zu Partnern, Lieferanten oder Kunden (Austausch von lnformationen, Zusammenarbeit, partnerschaftliche Geschaftsbeziehungen, partielle Unternehmens-lntegration, u.a.); - Beziehungen zu anderen Aktoren des ortlichen Umfelds, die nicht direkt in den Geschaftsbereich der Unternehmen fallen (zu offentlichen, privaten oder halb
privaten lnstitutionen, Golfplatz-Freundschaften, Wahlveranstaltungen, u.a.).
Die Beziehungen im StUtzraum tragen entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens bei. lm Produktions-, im Markt- und insbesondere im StUtzraum fa lit das Unternehmen strategische Entscheidungen, die uber seinen Erfolg und seine Zukunft bestimmen. In Figur 1 werden dynamische Beziehungen eines Unternehmens dargestellt, einmal mit dem bekannten Angebot/ Nachfrage-Modell, und ein zweites Mal anhand unseres raumbezogenen Konzepts, in dem die drei strategischen Lebens- und Entscheidungsraume des Unternehmens berucksichtigt sind. lm zweiten Fall gehen wir davon aus, doss der strategische StUtzraum zu einem wesentlichen Teil die Beziehungen in Produktionsraum und Marktraum beeinflusst und daher samtliche strategischen Entscheidungen des Unternehmens, die spater auf dem Markt der Bewahrung ausgesetzt und bewertet werden.
1.2. Ein Systemansatz zum Verstandnis strategischer Raume Mit einem Systemansatz kann der Aufbau der strategischen Raume von Unternehmen verstanden werden. Analytisch betrachtet, mussen die unternehmerischen Beziehungen in ein Netzwerk ubertragen und jene Systemkrafte erfasst und ausgesondert werden, die den Schluss auf die strategischen Raume erlauben. Dazu empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen, von einfachen Elementen bis zu einem umfassenden System, wie das in Figur 2 entwickelt wurde.
DISP 100 43
Analyseebene
systemisch
Prozess + } System
Orientierung
Struktur +
} Prozess i Transformation
----·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·---·--
syntagmatisch
(funktional)
Netz +
Beziehung
} Struktur i
Element+
} Netz i Disposition
-----·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--·--
Attribut +
Standort elementar
Oualitat +
Quantitat
Die Dynamik in den strategischen Raumen entsteht aufgrund von unternehmerischen Entscheidungen. Diese Dynamik fuhrt im System zu zentrifugalen und zentripetalen Entwicklungsprozessen, die sich gunstigenfalls in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Mit dem Systemansatz konnen die Richtungen der Entwicklungsprozesse festgestellt und abgebildet werden, weshalb er einem einfachen, nicht-raumbezogenen Angebot/Nachfrage-Modell vorzuziehen ist. Der Einsatz der Systemanalyse im Produktionsraum gibt Aufschluss uber die technischen Strategien des Unternehmens, im Marktraum bekommen wir ein
Mass fur die Oberlebensfahigkeit des Unternehmens. lm StUtzraum klart sich dank der Systemanalyse die ldentitat des Unternehmens.
1.3 Die Entstehung lokaler Synergien Der Ausdruck Synergien bezieht sich vorerst einfach auf das Zusammenwirken mehrerer Krafte, deren Wirkung grosser ist, als wenn jede Kraft isoliert betrachtet wurde. Sie ergeben sich bei-
} Element i
} Attribut i
spielsweise durch die Zusammenarbeit zwischen Aktoren im System, die verschiedene Formen annehmen kann: eine vertikale Zusammenarbeit mit den bekannten Handelsbeziehungen zwischen Kaufern und Verkaufern; eine horizontale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, die sich auf den gleichen Markten konkurrenzieren, die aber versuchen, aus einer Zusammenarbeit gemeinsame Vorteile zu ziehen; eine komplementare, horizontale Zusammenarbeit, die dadurch zustande kommen kann, doss ein Kunde ein auf seine Bedurfnisse zuge
schnittenes Produkt benotigt, das von mehreren Herstellern gemeinsam fabriziert wird.
Analytisch kann mit zwei Methoden auf Synergien geschlossen werden, denn der Schritt von der Mikro-Analyse zu einer territorialen Meso-Analyse ist mit zwei Problemkreisen verbunden: nam
lich jenem der sektoriellen Aggregation und jenem des Zusammenhangs zwischen funktionalen Ablaufen und institutionellen Territorien. [5]
Die Aggregation der unternehmerischen Beziehungen und des Unterneh-
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mensverhaltens wird durch eine Systemanalyse erleichtert. Geht man dabei dovon aus, doss jedes Unternehmen seine strategischen Raume (Produktionsraum, Marktraum, StUtzraum} funktional bestimmt, so konnen die Verbindungen des Unternehmens spezifiziert, aufgezahlt, im Raum lokalisiert und den strategischen Raumen zugeordnet werden. Es klart sich dabei die Frage, in welcher Form im System zusammengearbeitet wird: Sind beispielsweise unternehmerische Kontakte zu Lieferanten oder zu Kunden die oblichen Marktbeziehungen, eine weitergehende partnerschaftliche Zusammenarbeit, oder gehen sie bis zur finanziellen Beherrschung von Geschaftspartnern? Je nach Form und lntensitat der Zusammenarbeit kommt es zu mehr oder weniger ausgepragten Synergien im System. Die Aggregation von Unternehmensverbindungen legt sektorielle und intersektorielle Synergien frei, die sich zum Beispiel in einer weitgehenden Arbeitsteilung aussern konnten. Die Entwicklung der aggregierten Beziehungen im Zeitablauf konnte als lndikator gelten fOr eine lndustrialisierung, die sich im Raum ausbreitet oder die sich in Kraftefeldern konzentriert, fOr eine zunehmende Arbeitsteilung nach Segmenten oder fOr die steigende Integration bzw. Desintegration von Grossunternehmen.
Der zweite Ansatzpunkt zur Erklarung von Synergien ergibt sich daraus, doss raumlich-funktionale, wirtschaftliche Beziehungen durchaus an die hierarchischinstitutionelle Organisation von Territorien gebunden sein konnen, ouch wenn sie einen ausgepragt vertikalen Charakter besitzen (aktuelles Angebot/Nachfrage-Modell) und institutionelle Grenzen nicht respektiert werden mOssen (gute Beispiele dafOr waren die weitreichenden, internationalen Beziehungen von Grossunternehmen oder der Segmentierungsprozess als Folge der internationalen Arbeitsteilung. In diesen zwei Fallen scheint der direkte Einfluss institutionell abgegrenzter Raume als gering). Wenn funktionale wirtschaftliche Beziehungen auf einem mehr oder weniger engen Territorium bestehen, so bedeutet das nichts anderes, als doss Unternehmen und territoriale Organisation ahnli-
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aktuelles Modell :
Vorherrschaft der wi rtsch aft I ich -fun ktio n a len Logik
Figur 3 Beziehungen zwischen funktionalen Un
temehmensriiumen und institutionell-territorialen
Roumen.
Quelle: URE/GREMIII- Ratti, 1989
che lnteressen vertreten, die zur Zusammenarbeit und zur Entstehung von lokalen Synergien fOhren, von Synergien also, die an einen bestimmten Ort gebunden sind. Der strategische StUtzraum der Unternehmen wOrde weitgehend einem abgrenzbaren, homogenen, raumlichen Umfeld entsprechen. Je kleiner das Territorium und je starker die Konzentration oder Zusammenarbeit, desto schneller konnen Synergien die Bildung von polarisierten Raumen oder von «Kraftefeldern» [6] hervorrufen (Figur3).
Wir definieren lokale Synergien als das Ergebnis der territorialen Materialisierung von funktionalen, strukturierten Beziehungen in Form von Polen oder Kraftefeldern, ein Konzept, das uns in die Nahe von anderen Modellen bringt, die in der regionalwissenschaftlichen Literatur vorgeschlagen werden: «tissu industriel local», «eco-systeme localise», «industrial district», «systeme industriel localise». GREMI hat diesbezOglich die Bezeichnung «lokales Milieu» [7] geschaffen, als Ausdruck for ein ortliches, innovationsforderndes, unternehmerisches Umfeld. Unser Systemansatz legt nahe, lokale Synergien als eines der SchiOsselelemente eines solchen «lokalen Milieus» zu betrachten.
Lokale Synergien erscheinen unter einem doppelten Licht: sie sind gleichzeitig konstituierendes Element und Ergebnis eines ortlichen Milieus, das aufgrund von Systemkraften internen und externen
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kOnftlges Modell : Strukturierung nach einer neo-territorialen Logik
Legende: ,L7 institutionell - territoriale RAume
(Ebenen:l=lnternational; N=National; R=Regional)
E!]) funktionale Ra.ume
Ursprungs betrachtliches Spannungspotential enthalt.
2. Moglichkeiten der KMU zur Innovations-Adoption Die technologische Innovation spielt im System die Rolle eines Energie-lnputs, der die Systembedingungen modifiziert. Angenommen, die technologische Innovation sei systemexternen Ursprungs [8], sie werde durch bestimmte Kanale im System bekanntgemacht, donn sind die Unternehmen die ersten, die damit in BerOhrung kommen. Je nach dem, ob es sich urn lnnovationen in Produktions-, Markt- oder StUtzraum handelt, dOrfte dies auf verschiedene Art und Weise geschehen. FOr die Unternehmen bedeutet die Annahme (Adoption) der technologischen Innovation eine Strategie, welche zur Wettbewerbsfahigkeit beitragt. Die Wirkungen der Innovations-Adoption beeinflussen die Starke lokaler Synergien, das Milieu und die Raumstruktur.
Urn dies zu erlautern, wird anschliessend die entscheidende Bedeutung der Innovation als Entwicklungsfaktor unterstrichen. Danach rufen wir drei lnnovations-Diffusionsmodelle in Erinnerung. Darauf ~ufbauend werden im dritten Kapitel die Moglichkeiten der Unternehmen zur Innovations-Adoption in einer Matrix zusammengestellt, wobei vor allem KMU, strategische StUtzraume und lokale Synergien interessieren.
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2.1 Die Innovation als entscheidender Faktor im regionalen Entwicklungsprozess In der Regionalwissenschaft bemuht man sich, die Ursachen der regionalen Entwicklung zu erforschen. Entwicklungsimpulse werden insbesondere von jenen lndustrien («l'activite motrice») erwartet, die das Angebot an jeweils knappen, wichtigen Faktoren erhohen. Zu solchen entscheidenden Entwicklungsfaktoren gehoren das verfugbare Kapital, das Angebot an Arbeit, der Stand des technologischen Wissens, aber ouch die Innovation. [9]
Es fehlt nicht an zahlreichen Definitionen fur den Ausdruck technologische Innovation. Wir verstehen darunter einen technischen Fortschritt in der Art und Weise, wie etwas gemacht wird. Dieser Fortschritt kann sich in neuen Herstellungsmethoden fur bereits bestehende Produkte oussern (Prozessinnovation), in neuen Produkten (Produktinnovation), in neuen Methoden zur Kommerzialisierung der Leistungen oder in neuen Organisations- und Verwaltungsformen. [10] Die technologische Innovation ist ein Mittel, um die Produktionsmoglichkeiten zu verondern oder zu beschleunigen und gehort in den Bereich strategischer Unternehmens-Entscheidungen. Man kann mehrere lnnovations-lntensitiitsstufen unterscheiden: - Mit einer radikalen Innovation werden Produktions- und Marktmoglichkeiten in neue Richtungen katapultiert. Sie ist ein seltenes Ereignis, diskontinuierlich in der Zeit. - Als adaptive lnnovationen konnen Anwendungsentwicklungen bezeichnet werden, die von einer radikalen Innovation ausgehen. - Eine Perfektions-lnnovation wurde sich auf eine geringfugige Veronderung bereits bestehender Produkte oder Herstellungsprozesse beziehen, also beispielsweise auf einfachere Bedienungsmodi, auf die Produkte-Standardisierung oder Produkte-Diversifizierung.
Je nach lnnovations-lntensitot konnen unterschiedliche Diffusions- bzw. Verteilungs-Muster im Raum beobachtet werden. Als lnnovations-DiHusion wird in der lnnovations-Theorie die Erscheinung
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DiffusionsStulen nach de epldemlschen Paradigms
Gl .. .. .c D..
;, Sattigungs-a Stufe c :I a; ~ Kondensie-0 rungs- Stufe .. c 0 :.:
Gl .. .. .c D.. .. .c u ;! ... .. :I
<C
ExpansionsStu fa
frO he Stufe
hohere Pole
periphere Pole. polarisierte Raume
bezeichnet, doss mit der Zeit eine spezifische Sache, ein Objekt, eine Institution, eine Idee oder eine Praktik bei lndividuen, Gruppen oder einer anderen potentiellen Einheit mit jeweils exakten Standorten bekannt wird. [11] Die Innovation verteilt sich im Raum und trogt zu seiner Strukturierung bei.
Zur Erklorung der Innovations-Diffusion stehen mehrere Modelle zur VerfOgung, von denen uns drei Ansotze interessieren, nomlich das epidemisch-hierarchische Modell, das Modell der roumlichen Arbeitsteilung und das NetzwerkModell. Es durfte Unternehmen kaum schwerfallen, jeweils zu bestimmen, welches Modell besser beschreibt, warum und wann eine von aussen kommende Innovation ubernommen und eingefuhrt wurde.
2.2 Eine epidemisch-hierarchische Innovations-Adoption lm Modell einer epidemisch-hierarchischen Innovations-Diffusion nimmt man an, doss die Innovation auf zwei Hauptwegen in Unternehmen bekanntgemacht wird, nomlich - auf dem Wege einer nachbarschaftlichen «Ansteckung)) (daher die Bezeichnung epidemisches Innovations-Diffusions-Model!). Der Diffusions-Prozess basiert auf einer Kontakt-Wahrscheinlichkeit. Die Innovation verteilt sich dabei nicht regelmossig im Raum; Kommu-
Peripherie aufgegebene Raume
riiumllche Einteilung nach dem hlerarchlschen Paradigm a
Figur 4 Die Innovations-Diffusion nach dem epidemisch-hierarchischen Modell. Quelle: URE- Ratti, 1989
nikationswege beispielsweise erleichtern die Verteilung, wohrenddem topographische oder institutionelle Hindernisse als Bremse wirken konnen. Die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung und Verteilung der Innovation im Raum nimmt mit steigender Entfernung ab. Der zeitliche Adoptionsvorgang scheint sich mit einer logistischen Kurve recht treffend wiedergeben zu lassen (Figur 4); - auf dem Wege der urbanen Hierarchie. Die relative Nohe zweier Orte hongt nicht nur von einer messbaren Entfernung ab, sondern ouch von der relativen Stellung, die diese Orte in der territorialen Hierarchie einnehmen. Beispielsweise hat eine Innovation in einer bedeutenden Stadt eine grossere Chance, schnell und weitloufig bekannt zu werden, als in einem kleinen Dorf. lnnerhalb eines Systems zentraler Orte werden lnnovationen schneller verteilt als zwischen Zentrum und Peripherie. Erst mit der Zeit verteilen sich lnnovationen in untergeordnete Hierarchie-Stufen (der umgekehrte Fall ist nicht ausgeschlossen, durfte aber weniger houfig vorkommen).
Diese der Geographie entliehene Idee hat man mit wirtschaftlichen Argumenten ergonzt. So wird etwa in der Theorie «filtering down» davon ausgegangen, doss sich ein Standort in einem Kroftefeld, in einem Zentrum oder in einem starken, ortlichen Milieu fur innovative Unternehmen lohnt, weil sich lnnova-
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tions-Kosten externalisieren lassen. In spateren lnnovations-Zyklus-Phasen kann sich fur gewisse Aktivitaten ouch ein Unternehmensstandort an der Peripherie lohnen, wo weniger Oberlastungskosten anfallen und die Arbeitskosten tiefer sind. [12]
Nach dem epidemisch-hierarchischen Modell adoptieren KMU die Innovation vor allem aufgrund der bedrohten Marktstellung, also aus wettbewerbsstrategischen Oberlegungen.
2.3 Eine durch die roumliche Arbeitsteilung bestimmte Innovations-Adoption Gegen Ende der siebziger Jahre begann man, die Innovations-Diffusion mit Modellen zu erklaren, die sich an der raumlichen Arbeitsteilung orientieren. Man bezweckt dabei, die durch lnnovationen ausgeloste regionale Entwicklung und die Raumstrukturierung in einen gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang zu stellen. Es wurde festgehalten, doss zusammen mit der Arbeitsteilung eine lnnovations-Verteilung stattfindet und doss deshalb nicht nur von raumlichen Auswirkungen der Arbeitsteilung gesprochen werden sollte, sondern ouch von den raumlichen Auswirkungen der Innovations-Diffusion.
lm Mittelpunkt des lnteresses steht das Grossunternehmen, das seine Aktivitaten im Hinblick auf den Arbeitseinsatz in moglichst homogene Sektoren aufspaltet und dafur die Standorte mit den besten Arbeitsbedingungen fur eine effiziente Produktion und die Pflege einer industriellen Kultur wahlt. Die Innovations-Diffusion zeigt sich als Vorgang mit weltweiter Dimension, der den funktionalen Gesetzen multinationaler Unternehmen gehorcht. Die Verteilung der Technologie wird nicht durch die raumliche Hierarchie zentraler Orte bestimmt, sondern durch das ortliche Faktorangebot (Transport-, Kommunikationssysteme, Arbeitsreserve u.a.) und durch die strategischen Bemuhungen von Grossunternehmen, teure Arbeit zu ersetzen und die Produktivitat zu verbessern. Mit der Wahl von neuen Produktions-Standorten mechen Grossunternehmen die lnnovationen im System bekannt, wo sie
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aufgrund von Abhangigkeitsbeziehungen von KMU ubernommen werden.
In einem durch die raumliche Arbeitsteilung bestimmten lnnovations-Verteilungsprozess stehen sich zwei raumstrukturierende Krafte gegenuber: 1. Fur Produktion und Absatz von standardisierten Massengotern werden mehr Platz und grossere Markte benotigt; das Wissen urn Innovation verbreitet sich verhaltnismassig schnell und breitraumig. 2. Die Information ist in Zusammenhang mit neuen Technologien zu einem strategischen Gut geworden, was zur Bildung von wirtschaftlichen Kraftefeldern fuhren kann (Beispiele: Silicon Valley, Midi, Florida). Es scheint, doss sich solche Konzentrationen in immer kurzeren Zeitintervallen abspielen und doss neue Kraftefelder nur noch kurzfristig bestehen konnen.
Zur Erfassung einer durch diese zwei Krafte bestimmten raumlichen Realitat musste eine umfassende Typologie entwickelt werden, die der raumstrukturierenden Dynamik Rechnung zu tragen weiss und die also zeigen wurde, wie ein Pol zu einem richtungsweisenden Zentrum wachsen kann, das wahrend langerer Zeit tonangebend bleibt (z. B. New York) oder das seine ehemalige Bedeutung wieder verliert (z. B. alte lndustrieRegionen).
Man ist sich nicht einig, welche Determinanten diesen lnnovations-Verteilungs- und Raumstrukturierungs-Prozess tatsachlich bestimmen. Allein eine Analyse von Produktionskosten und Produktelebens-Zyklus scheint zu wenig Aufschluss zu geben. Aydalot vermutet, doss eines der entscheidenen Elemente in den Oberschneidungen von Produktionswelt und sozialen lebensformen zu suchen ware. Beispielsweise passen sich gesellschaftliche Brauche mit einer gewissen Tragheit an neue Technologien und Produktionsmethoden an, und die industrielle Kultur braucht in Randgebieten keineswegs dem Niveau in Zentren zu entsprechen. Solche Unterschiede konnen Unternehmen einen strategischen Spielraum offnen, der mit Standortentscheiden gewinnbringend ausgenutzt wird. [13]
Nach diesem Modell der Arbeitsteilung adoptieren einheimische KMU die
Innovation in erster linie aus Abhangigkeit von international tatigen Grossunternehmen.
2.4 Eine durch ein Netzwerk bestimmte Innovations-Adoption Der Schwede Hakansson warf ein, doss die Madelle, welche bislang die Theorie der Innovation und der technologischen Entwicklung beherrscht haben, stark an der lehre Newtons ausgerichtet seien. [14] Die Innovation werde dabei aufgefasst als das Ergebnis einer isolierten individuellen oder unternehmerischen leistung, die in der Verleihung des Nobel-preises ihre Anerkennung finden kann, sofern die Produktionsformel nicht geheimgehalten wird. Hakansson schlagt vor, die Innovation und ihre Verteilung vermehrt als Frucht der Verbindungen zwischen Aktoren zu betrachten und eines Austauschvorgangs in einem Netzwerk. Ein solches Netzwerk lasst sich wie folgt vorstellen (Figur 5):
a) Es besteht a us drei Basisvariablen: - Aktoren (Verwaltungsaktivitaten, Kontrolle der Ressourcen); - Aktivitaten (Transformation und Transaktion); - Ressourcen (menschlich, physisch, finanziell).
b) Die Basisvariablen sind miteinander verbunden. Entweder erweist sich eine Verbindung als gunstig fur andere Kontakte (positive Aktion) oder aber sie steht anderen Kontakten im Wege (negative Aktion).
c) Das Netz halt zusammen durch die funktionale lnterdependenz zwischen Aktoren, Aktivitaten und Ressourcen; durch eine Machtstruktur, verstanden als systematisch entwickelte Fahigkeit zur Verwaltung der Netzbestandteile; durch eine Wissensstruktur, bestehend aus Erfahrungskapital und dem Wissen der Aktoren; und durch eine Zeitstruktur, welche die Beziehung zur historischen Entwicklung des Netzes schafft und implizit eine gewisse Stabilitat gewahrleistet.
d) Zu diesen drei Punkten kommt die raumliche Struktur des Netzwerks, die nicht vernachlassigt werden sollte, denn sie zeigt uns, wo welche Verbindungen bestehen und wo die Grenzen des Netz-
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Figur 5 Netzwerk-Modell. Aktoren Quelle: Hakansson, S. 17
- auf verschiedenen Niveausvon Einzelnen zu Gruppen
- Ziel: ErhCihung der Netzwerkkontrolle
Aktoren kontrollieren Ressourcen; einige alleine, andere gemeinsam. Aktoren besitzen gewisses Wissen Ober Ressourcen
Ressourcen
Aktoren sind aktiv und besitzen ein gewisses Wissen Ober mogliche Aktivitiiten
Aktivitiiten
- Transformation - heterogen - menschlich und Netzwerk - Transaktion
physisch - abhiingig von
einander
........ Aktivitiitszyklen Transaktionsketten
Aktivitiiten verbinden Ressourcen miteinander und veriindern Ressourcen durch den Gebrauch anderen Ressourcen
werks zu ziehen sind. Erst wenn die raumliche Struktur des VerbindungsNetzes mitberOcksichtigt wird, kann die Verbindung zu einem internationalen Umfeld hergestellt werden. Die Raumstruktur eines Netzwerkes kann die verschiedensten Formen annehmen: ausgeglichene Verteilung der Verbindungen, Verbindungen mit Tendenz zur Konzentration, hierarchisch geordnete Verbindungen, qualifizierte Verbindungen in einem Milieu oder in einer Region usw.
Nach einem Netzwerk-Modell adoptieren einheimische KMU lnnovationen, weil damit lokale Synergien verbunden sind. Es konnen Informations- und Organisationskosten eingespart werden. Vermutlich verteilen sich mehrheitlich inkrementale lnnovationen, deren Risiko nicht das Netzwerk gefahrdet.
Die empirischen Untersuchungen von GREMI bestatigen, doss die Hypothese eines Kontakt-Netzwerks mit typischen Raumstrukturen keineswegs abwagig ist und doss ein Netzwerk unter gewissen Bedingungen die technologische und wirtschaftliche Entwicklung begOnstigen kann. GREMI nimmt an, doss sich lnnovationen jeweils je nach der Natur neuer Technologien, je nach Epoche und je nach nationalen Gegebenheiten bevorzugt in fOr sie geeigneten Territorien verbreiten. Dies bedeutet umgekehrt, doss jede Region jeweils fOr eine spezifische
Art von lnnovationen geeignet ist (es ware sicher falsch, davon auszugehen, doss jede Region ideale Voraussetzungen mitbringe fOr die Entwicklung eines Technologie-Pols, dessen Dynamik auf lokalen Synergien und Spin-Off-Wirkungen beruht). Aus dieser Erkenntnis konnen Regionen nach Standortfaktoren klassiert werden, die die Verteilung bestimmter Innovations-Arlen erleichtern [15]:
Regionen von Typ 7: die Standortfaktoren bzw. innovationsfordernde Faktoren ergeben sich a us der Natur des ortlichen Produktionssystems und aus der lndustriestruktur (Anzahl und Grosse der Unternehmen, Beziehungen zwischen den Unternehmen, Abhangigkeit von externem Kapital, Sektor-Struktur, F & EAktivitaten usw.). Regionen von Typ 1 waren altere lndustrie-Regionen, die Ober ein verhaltnismassig leistungsfahiges Produktionssystem und eine stattliche Anzahl von KMU verfOgen und nicht selten in Mechanik oder Mikro-Mechanik spezialisiert sind.
Regionen von Typ 2: spezifische, gesuchte Standortfaktoren bzw. innovationsfordernde Faktoren sind vorhanden (z. B. leistungsfahige Verkehrs-, Kommunikations- und Telekommunikationssysteme, ein fortschrittliches Ausbildungswesen, angenehme Lebensbedingungen). Ein F & E-Labor etwa wOrde sich
eher in einer Region mit einer angesehenen Universitat oder einer hohen Lebensqualitat niederlassen, als in einem Entwicklungsland, dessen StandortTrumpf gOnstige, aber unqualifizierte Arbeit ware.
Regionen von Typ 3: lokale Synergien als wichtigster Standortfaktor bzw. innovationsfordernder Faktor. Sie kommen zustande dank dem Zusammentreffen mehrerer Elemente (dichtes Verbindungs-Netzwerk, starke F&E-Basis, mobile Arbeitskrafte, reger lnformationsfluss, Venture-Kapital, Kinderhort u. a.). Solche Regionen waren for die Verteilung von neuen Technologien nicht ungeeignet.
3. Lokale Synergien als Weg der Innovations-Adoption, um der internationalen Herausforderung zu begegnen lm zweiten Kapitel wurden Moglichkeiten vorgestellt, wie Unternehmen mit lnnovationen in BerOhrung kommen konnen. Daraus ergeben sich die wesentlichen Fragen dieses letzten Kapitels: Unterscheidet sich moglicherweise die Innovations-Adoption in Produktions-, Markt- und StOtzraum? Stimmt die Innovations-Adoption mit einem der drei Technologie-Diffusions-Modelle Oberein, je nach dem, ob es sich urn Produktions-, Markt- oder StOtzraum handelt? Welche Bedeutung besitzen lokale Synergien fOr die lnnovationsforderung und fOr die Entwicklung der internationalen Beziehungen?
3.1 Der Zusammenhang zwischen strategischem Verhalten innovativer KMU und Modellen der Innovations-Adoption (Matrix) Unsere Annahmen Ober die Zusammenhange zwischen strategischem Verhalten und lnnovations-Diffusions-Modellen sind in Figur 6 zusammengefasst. Das epidemisch-hierarchische Modell lasst sich donn beobachten, wenn die Strategien der KMU Oberwiegend am Geschehen auf dem Markt ausgerichtet sind, wenn also strategische Entscheidungen im Marktraum zur Diskussion stehen. Entscheidungen 1m Produktionsraum
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wi::iren damit indirekt verbunden, weil zumindest der Produktionsstandort bestimmt werden muss. Somit wurde ouch die urbane Organisation zu einem bedeutenden Teil vom Geschehen auf den Mi::irkten beeinflusst. KMU hi::itten einen vom Morkt vorgegebenen StUtzraum, der ortlich nicht bestimmbar ist.
Die Modelle der ri:iumlichen Arbeitsteilung scheinen demgegenuber das strategische Unternehmensverhalten im Produktionsraum anni::ihernd zu erkli::iren, wo die Technologie einen wesentlichen Entscheidungsfaktor darstellt. Die lnnovationsverteilung wurde von finanzstarken, innovativen Grossunternehmen
ausgelost, die mit dem Reifegrad von Produktion aus Wirtschaftlichkeitsgrunden ihre Fertigungssti::itten zwischen Li::indern verschieben. Das Grossunternehmen schafft sich seinen eigenen, internetiona len StUtzraum, also ein System umfassender Beziehungen, dessen Synergien internalisiert werden. Der StUtz
roum von abhi::ingigen KMU wi::ire bis zu einem gewissen Grad durch die Strategien der Grossunternehmen und durch die sozio-kulturellen Gegebenheiten der Standort-Regionen vorgegeben. KMU mit Standorten in Randgebieten scheinen
die Abhi::ingigkeit von Grossunternehmen starker zu spuren.
Mit einem Netzmode/1 zur Erkli::irung der Innovations-Diffusion kann das strategische Verhalten von KMU verstanden werden, die nicht direkt in Zentren angesiedelt sind. Die Kosteneinsparungen aufgrund von lokalen Synergien im Netzwerk werden lebensnotwendig. Der StUtzraum im Netzwerk gewinnt fur KMU im Vergleich zu Markt- und Produktionsroum an strategischer Bedeutung: Die KMU bemuhen sich bewusst urn Aufbau und die Pflege von Beziehungen und urn die Zusammenarbeit.
3.2 Zur Bedeutung lokaler Synergien im internationalen Kontext lm epidemisch-hierarchischen lnnovations-Diffusions-Modell ubernimmt die KMU die Innovation, urn seine Wettbewerbsposition zu sti::irken und in den Genuss positiver Agglomerations-Vorteile zu kommen. lm Modell der ri::iumlichen Arbeitsteilung fuhrt die Abhi::ingigkeit
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Lebens· raume des Unternehmens
Modelle der InnovationsDiffusion epidemisch·
hierarchi· sches Modell
Modell der raumlichen Arbeitsteilung
Netzwerk Modell
Marktraum Das sV wird starl bestimmt durch
MR ist der Logik der raumlichen Arbeitsteilung untergeordnet
MR zeigt oft ZOge eines
(MR)
Produktionsraum
(PR)
Stiitzraum
(SR)
MR (Fall der adaptiven Innovation)
MR dominiert PR nicht selten
SR steht in enger Beziehung zur urbanen Hierarchie
von Grossunternehmen zur Obernahme der Innovation durch die KMU.
lm Modell des Netzwerks wird argumentiert, doss die KMU die Innovation ubernimmt, urn kostensparende, lokale Synergien zu schaffen und davon zu profitieren. So konnen standortbedingte
Wettbewerbsnachteile kompensiert werden.
Dementsprechend wi::ihlt die strategisch denkende KMU ihren Standort dort, wo lokale Synergien erwartet werden, und wo daher mit verhi::iltnismi::issig geringem Aufwand ein StUtzraum aufgebaut werden kann. Dieser StUtzraum braucht keineswegs mit einer homogenen Gebietseinheit zusammenzufallen. Dies ist aber urn so wahrscheinlicher, je dichter Milieu und Netzwerk sind, eine Funktion, wie bereits erwi::ihnt, von lndustriesystem, von innovationsfordernden Standortfaktoren und von Synergiewirkungen aus der Zusammenarbeit. Die System-Synergien durften urn so grosser sein, je weniger ihre Wirkungen durch Fusionen oder Obernahmen internalisiert werden.
Das entscheidende sV kann hiiufig auf dieser Ebene beobachtet werden (Grossunternehmen radikale lnnovatio
nen; KMU: strat.\egische Standortwahll
Grossunternehmen: SR mit nicht raumlichem Charakter, internalisiert: KMU: SR schwach oder untergeordnet
·· Nischenmarktes .. ; qualifizierte Zulieferung
ausgepragte Spezialisierung und Integration des PR
Die Fiihigkeit zur Integration im Netzwerk wird entscheidend fiir die adaptive, inkrementale Innovation der KMU
Figur 6 Matrix des strategischen Verhaltens (sV)
der innovativen Unternehmen gemiiss den ver
schiedenen Modellen der riiumlichen Verteilung
von lnnovationen.
Quelle: Ratti, 1989
Die Natur lokaler Synergien erweist sich als vielseitig, ihre Rolle bei der lnnovationsverteilung sollte nicht unterschi::itzt werden. Lokale Synergien fuhren dazu, doss Unternehmen lnformationsund Organisationskosten abwi::ilzen konnen und erleichtern KMU in Randgebieten die Anpassung an neue Technolo
gien. Die Funktion lokaler Synergien und
eines synergiereichen Milieus fur die Entwicklung der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen hi::ingt ab vom lntensiti::itsgrad der lnnovationen (radikal, adaptiv, Perfektion), was implizit in Figur 6 enthalten ist. Beispielhaft wurden in Figur 7 mogliche Beziehungen zwischen lntensiti::itsgrad, strategischem Unternehmensverhalten und dem Milieu mit seinen lokalen Synergien zusammengestellt.
Radikale lnnovationen bedingen eine
Reihe von strategischen Entscheidungen im Produktionsraum, jedenfalls seitens der Unternehmen, welche die Innovation auf den Markt bringen. Es handelt sich nicht selten urn internationale Konzerne,
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deren strategischer StUtzraum nicht mit dem Netzwerk eines lokalen Milieus
gleichgesetzt werden kann. Adaptive lnnovationen als eine Spezialitot von KMU scheinen sich in Regionen zu houfen mit Produktions- oder Marktpolen. KMU richten dabei ihre StUtzroume an den Marktfuhrern aus. Mit Perfektions-lnnovationen schliesslich konnen sich KMU in Randgebieten interessante Wettbewerbspositionen aufbauen, gerade donn, wenn ihr strategischer StUtzraum mit einem starken, lokalen Milieu ubereinstimmt. Es scheint, als ob sich KMU in einem lokalen, synergiereichen Milieu aus ihrer funktionalen und sektoriellen Abhongigkeit bis zu einem gewissen Grad losen und Nachteile aus einem peripheren Standort wettmachen konnen. Mit der Zeit darf das Heranwachsen einer schlagkroftigen, exportorientierten, regionalen lndustrie erwartet werden.
Lokale Synergien sind gleichzeitig konstituierendes Element und Ergebnis eines Milieus und haben international betrachtet die Bedeutung eines innova-
tionsfordernden Standortfaktors. Sie tragen wesentlich dazu bei, doss KMU den Anschluss an den Weltmarkt nicht verlieren. Dank der Dynamik lokaler Synergien in Randgebieten brauchen sich Entwicklungsunterschiede zwischen Zentren und Peripherie nicht weiter zu vergrossern.
3.3 Schlussbemerkungen Ohne regionalpolitische Eingriffe durften Entwicklungsunterschiede zwischen Regionen kaum kleiner und Spannungen zwischen Zentren und Peripherie nicht gemildert werden. lm Sinne einer endo
genen, regionalen Entwicklung mussen jene Elemente gestorkt werden, die dem Aufbau eines synergiereichen, lokalen Milieus dienen, denn lokale Synergien scheinen eine zentrale Ursache der wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse zu sein, welche regionale Unterschiede bestimmen. Ein erster Schritt in diese Richtung wore der Aufruf zur koordinierten Zusammenarbeit zwischen regionalen lnstitutionen. Abgesehen davon sollte
INNOVATIONSINTENSITAETSSTUFEN
STRATEGISCHE RAEUME DES UNTERNEHMENS
ART EN VON MILIEU
,----- ---, I
RADIKALE I Akzent auf Kein riiumlich Innovation
I identifizierbares PRODUKTIONSRAUM Milieu
(Beispiel: International tiitige Unternehmen)
I ADAPTIVE I Milieu raumlich Innovation Akzent auf
I MARKTRAUM identifizierbar
(Produktion + (Beispiel: diversifiziertes
Kommerz1alisierung) Produktionssystem mit metropolitaner Dimension
I PERFEKTIONS- I Akzent auf Milieu rauml1ch lnnovat1on I STUETZRAUM identifizierbar
(Beispiel: integriertes (Mark!+ und spezialisiertes
lokale Synergren) Produkt1onssystem, Typ "industrial dis trier'
bei der Planung einer regionalen Entwicklungspolitik [16] vermehrt Gewicht auf das systematische Verstondnis der strategischen Unternehmensroume gelegt werden, um auf diesem Weg die Raumstrukturierung besser zu verstehen.
Mit der regionalpolitischen Forderung eines offenen Milieus und seinen Synergien in Randgebieten wird ein interessanter, innovationsfordernder Standortfaktor geschaffen. Die Chance steigt, doss sich das Verholtnis zwischen Zentrum und Peripherie entspannt, und doss das regionale Potential im Kontext der sich internationalisierenden Weltwirtschaft richtig zur Geltung kommen kann.
Anmerkungen
[1] Studie realisiert im Rahmen der Arbeiten des GREMI und vargestellt an der Tagung «Les milieux innovateurs et les reseaus transnationaux», Barcelona, 28.-29. Morz 1989, ins Deutsche ubersetzt von Katharine Stampfli;
Figur 7 Dynamische Analyse der Beziehungen <<Innovation- strategische Roume- Milieu>>. Ouelle: GREMIII- Bramanti/Senn, 1989
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GREMI (Groupe de recherche europeen sur les milieux innovateurs) wurde gegrundet dank der Initiative des Ieider verschiedenen Prof. Philippe Aydalot, Paris I, Sorbonne. Es besteht derzeit aus rund zwanzig Forschergruppen in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zu den Zielen des GREMI gehort das Studium der technologischen Innovation mit besonderer Berucksichtigung von roumlichen und regionalen Fragestellungen (zwei bisher vom GREMI veroffentlichte Werke: Aydalot, Ph., Ed., 1986, Milieux innovateurs en Europe, GREMI, Paris; Aydalot, Ph., Keeble, D., Ed., 1988, High Technology Industry and Innovative Environments: the European Experience, London and New York. [2] Dieser Ansatz wurde bereits in zwei empirischen Studien benutzt, einmal zur Analyse eines Dienstleistungssektors (Ratti, R., I traffici internazionali di transito e Ia regione di Chiasso, Fribourg, 1971) und ein weiteres Mal zur Analyse der Umfrage GREMIII (Ratti, R., d'Ambrogio, F., Un essai d'analyse fonctionelle et territoriale de l'industrie innovatrice au Tess in, Ascona, 1988). [3] L'espace de soutien, lo spazio di sostegno. [4.] Die Anregung fUr den Ausdruck «NichtMarkt-Beziehungen» machte R. Gordon 1988 wohrend einer Diskussionsrunde fUr GREMIII in Ascona. [5] Crevoisier, 0., Les logiques territoriales et fonctionelles et leur articulation dans Ia region. Colloque Argo 1988. [6] «Champ de forces>>, nach der Ausdrucksweise von Dellaporta, G., Sviluppo economico regionale - teoria politico, 1963, S. 34, verwendet in: Ratti, R., lnvestimento pubblico ed effetti economico-spaziali, 1980, S. 79-8Z [7] «Les milieux (locaux) sont consideres comme des <pouponnieres> d'innovation et d'entreprises innovantes. Ce choix implique que les comportements innovateurs ne sont pas nationaux, mais qu'ils dependent de variables definis au niveau local ou regional>>, Aydalot, Ph., Ed., 1986, Milieux innovateurs en Europe, GREMI, Paris, S. 10. Siehe ouch Aydalot, Ph., Keeble, D., Ed., 1988, High Technology Industry and Innovative Environ-
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ments: the European Experience, London and New York. [8] Man kann sich ouch endogene lnnovationen vorstellen, ein Fall, den wir in unserem Zusammenhang als uberlagert betrachten wollen von Adoptionsprozessen und von der Wirkung lokaler Synergien. [9] «A chaque moment, le developpement est limite par un facteur, qui peut etre Ia quantite ou Ia formation du travail, les techniques nouvelles, le capital, etc. L'activite motrice serait ainsi celle qui accroit l'offre d'un facteur strategique du developpement>>, Aydalot, Ph. (1985), Economie regionale et urbaine, Paris. [10] «Technological change is the advance of technology, such advance often taking the form of new methods of producing existing products, new design which enable the production of products with important new characteristics, and new techniques of organization, marketing and management>>, Wadley, D. (1986), Restructuring the Regions, OECD, Paris, S. 96. [11] Saint-Julien, T. (1985), La diffusion spatiale des innovations, Montpellier, S. 5. [12] Camagni, R., Cappelin, R. (1984), Cambiamento tecnologico e diffusione territoriale,Milano. [13] Aydalot, Ph. (1985), Economie regionale et urbaine, Paris, S. 141: «Lorsqu'une technologie nouvelle est mise en action dans un milieu dont le fonctionnement est encore determine par des formes techniques anterieures, le decalage ainsi cree peut etre porteur d'une plus-value pour l'entreprise puisque le coOt de reproduction de Ia force de travail est encore calque sur les pratiques de production anterieure tandis que Ia productivite s'est accrue.>> [14] Hakansson, H. (Ed.), Industrial Technological development - A network approach, London, 198Z [15] Aydalot, Ph. (1986), Milieux innovateurs en Europe, S. 359. [16] Aydalot, Ph. (1987), Le concept de region dans Ia planification regionale, in: Revue canadienne de science regionale, Xi 2, 1987, s. 213.
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