inhaltsverzeichnis · paradigma der entwicklung vorgestellt. entwicklungspo-litik soll in zukunft...

10
Swiss_ OECD_Info Schweizerische Delegation bei der OECD > Kontakt > Über uns > OECD > Abmeldung Newsletter Nr. 48 | Juli 2011 Inhaltsverzeichnis 01 50 und voller Projekte «Better Policies for Better Lives» 2 02 Besseres Leben «Create Your Better Life Index» 3 03 Grüneres Wachstum «Towards Green Growth: Monitoring Progress - OECD Indicators» 4 04 Kompliziertere Familien «Doing Better for Famillies» 5 05 Teurere Senioren «Help Wanted? Providing and Paying for Long-Term Care» 6 06 Moderneres Afrika «African Economic Outlook 2011» 7 07 Höhere Agrarpreise «OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020» 8 08 Mobilere Kommunikation «OECD Communications Outlook 2011» 9 09 Weitere Publikationen 10 10 OECD Kalender 10

Upload: doduong

Post on 13-May-2019

218 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_ OECD_Info

Schweizer ische Delegat ion bei der OECD

> Kontakt > Über uns > OECD > Abmeldung Newsletter

Nr. 48 | Ju l i 2011

Inhaltsverzeichnis

01 50 und voller Projekte «Better Policies for Better Lives» 2

02 Besseres Leben «Create Your Better Life Index» 3

03 Grüneres Wachstum «Towards Green Growth: Monitoring Progress - OECD Indicators» 4

04 Kompliziertere Familien «Doing Better for Famillies» 5

05 Teurere Senioren «Help Wanted? Providing and Paying for Long-Term Care» 6

06 Moderneres Afrika «African Economic Outlook 2011» 7

07 Höhere Agrarpreise «OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020» 8

08 Mobilere Kommunikation «OECD Communications Outlook 2011» 9

09 Weitere Publikationen 10

10 OECD Kalender 10

Page 2: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 2

01. 50 und voller Projekte «Better Policies for Better Lives»

Das diesjährige OECD-Ministertreffen stand ganz im Zei-chen des fünfzigjährigen Jubiläums der Organisation. Un-ter dem Präsidium der US-amerikanischen Staatssekretärin Hillary Clinton gerieten die Feierlichkeiten zu einem gros-sen Erfolg. Über achtzig Minister und zahlreiche Staats-chefs nutzten die Gelegenheit, in zum Teil öffentlichen und sehr lebhaften Debatten ihren Standpunkt zu vertreten und Politikvorschläge zu präsentieren. Neben den Reden der Premierminister Fillon (Frankreich) und Kan (Japan) sowie des Präsidenten der Europäischen Kommission Bar-roso gaben die Diskussionsforen Gelegenheit, die Reak-tionen der Mitgliedsländer der OECD auf die aktuellen Herausforderungen zu erörtern und die von der OECD aufgegriffenen Themen (Finanzprobleme der öffentlichen Haushalte, umweltverträgliches Wachstum, Strategie für bessere Qualifikationen, Geschlechtergleichstellung) zu kommentieren. Die Schweiz wurde durch Bundesrat Jo-hann Schneider-Ammann vertreten. Die Feierlichkeiten boten auch Gelegenheit, die Zu-sammenarbeit mit den wichtigsten Schwellenländern, mit denen die OECD eine verstärkte Zusammenarbeit sucht (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Südafrika) zu ver-stärken. OECD-Generalsekretär Gurría konnte zudem ankünden, dass Russland sich der OECD-Arbeitsgruppe gegen die Bestechung ausländischer Amtsträger ange-schlossen hat. Russland wird in naher Zukunft der ent-

sprechenden Konvention der OECD beitreten, was wie-derum eine Vorbedingung für die geplante Mitgliedschaft Russlands bei der OECD ist. Die amerikanische Präsidentschaft hat aber nicht nur die Geschichte der OECD in Erinnerung gerufen, sondern auch versucht, das Motto des fünfzigjährigen Jubiläums «Eine bessere Politik für ein besseres Leben» zu konkreti-sieren. Eine gemeinsame Zukunftsvision der Organisation wurde von den Mitgliedern verabschiedet. Sie umfasst im Wesentlichen zwei neue Aspekte. Erstens wurde ein neues Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit hi-nausgehen. Dies erfolgt zu einer Zeit, wo einzelne Schwel-lenländer zu bedeutenden Geberländern geworden sind, dabei aber gleichzeitig noch immer von ihrem formalen Status als Entwicklungsland profitieren. Zweitens soll ein neues Netzwerk für den globalen Politikdialog aufgebaut werden. Dieses soll neben den aktuell 34 Mitgliedsländern nicht nur den fünf Schwellenländern offenstehen, sondern sieht auch neue Partnerschaften vor, insbesondere auf re-gionaler Ebene.

> Inhaltsverzeichnis

5 Enhanced Engagement Countries(BRA, CHN, IND, INA, RSA)

1 Accession Country(RUS)

34 OECD-Member Countries

OECD Outreach

Page 3: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 3

02. Besseres Leben «Create Your Better Life Index»

Geld ist wichtig, aber nicht alles. Die OECD veröffentlichte vor kurzem einen interessanten «Your Better Life-Index». In diesem vergleicht sie die Lebensqualität wie auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ihrer 34 Mitgliedslän-der. Der Index misst jedes Land in 11 Themengebieten. Da-runter fallen u.a. Einkommen, Gesundheit, Bildung, Um-weltqualität, Governance sowie die Meinung der Bürger zu Lebenszufriedenheit, Work-Life-Balance und dem Gemein-schaftsgefühl. Da jedes Land unterschiedliche Prioritäten aufweist, erlaubt der Index, die Gewichtung und Priorität der Themen den eigenen Präferenzen anzupassen. Bei gleicher Gewichtung aller Themengebiete belegt die Schweiz die achte Stelle. Spitzenreiter ist Australien, gefolgt von Kanada, Schweden, Neuseeland, Norwegen, Dänemark und den USA. Bei den einzelnen Themenge-bieten ist die Schweiz an der Spitze bei Gesundheit, Ein-kommen und Beschäftigung, liegt jedoch zurück punkto Umweltqualität und Governance.

Vor allem das schlechte Ergebnis auf dem Gebiet der Go-vernance überrascht (siehe Grafik). Hier liegt die Schweiz an 30. Stelle. Eine genauere Analyse zeigt, dass sich die OECD bei der Beurteilung der Governance auf zwei Indi-katoren stützt: Die Transparenz des Gesetzgebungsprozes-ses sowie die Wahlbeteiligung. Mit einer Wahlbeteiligung von 48% landet die Schweiz abgeschlagen auf dem letz-ten Rang innerhalb der OECD. Die OECD berücksichtigt also nicht, dass die Wahlbeteiligung in einem Land mit einer sehr direkten Demokratie, in der oft gewählt und abgestimmt wird, eine ganz andere Bedeutung besitzt als in einem Land, das lediglich alle vier Jahre eine neue Re-gierung wählt. Das Beispiel verdeutlicht die Herausfor-derungen, mit denen man konfrontiert ist, wenn man die Lebensqualität quantitativ messbar machen will.

> Inhaltsverzeichnis

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

AU

S

SWE

USA NZL

DN

K

FIN

GBR

NO

R

AU

T

KO

R

SVN

BEL

IRL

CA

N

TUR

ESP

NLD IS

L

POL

GRC IT

A

HU

N

JPN

MEX FRA

DEU CZE

CH

L

PRT

CH

E

SVK

LUX

EST

ISR

Ind

ex p

oin

ts

Your Better Life Index: Governance

Page 4: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 4

Eines der wichtigsten Resultate der OECD-Ministerkon-ferenz vom vergangenen Mai war die Annahme der Green Growth Strategy («Towards Green Growth: Monitoring Progress - OECD Indicators»). Ihr Ziel ist es, das wirt-schaftliche Wachstum zu fördern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass das natürliche Kapital dauerhaft die öko-logischen Leistungen erbringen kann, auf denen unser Wohlergehen beruht. Die Strategie muss daher Anreize für Investitionen und Innovationen schaffen, um ein grünes Wachstum zu lenken, sowie zusätzliche wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen. Das grüne Wachstum soll nicht das Konzept des nachhaltigen Wachstums ersetzen, son-dern sieht sich als dessen konkrete Ausgestaltung. Der Fo-kus liegt auf der Schaffung der für Innovation, Investitio-nen und Wettbewerb notwendigen Rahmenbedingungen, die ihrerseits neue Wachstumsquellen schaffen, ohne dem Ökosystem zu schaden. Eine der grossen Herausforderungen bleibt die kon-krete Umsetzung und dessen Erfolgsmessung. Eine Reihe von Indikatoren soll dazu beitragen (siehe Schema). Ge-messen werden sollen insbesondere: (1) die Produktivität der Verwendung des Umweltkapitals und der natürlichen Ressourcen; (2) das Umweltkapital selbst; (3) die Umwelt-dimensionen der Lebensqualität; (4) die von Regierungen ergriffenen Massnahmen und die geschaffenen neuen wirt-schaftlichen Möglichkeiten. Für jede dieser vier Gruppen wird eine Liste von messbaren Indikatoren vorgeschlagen, insgesamt rund 35 (enthalten im Annex der Publikation). Diese Listen sind nicht definitiv, sondern «work in pro-gress», und werden ständig weiter entwickelt, um die ge-wünschten vergleichbaren Daten zu liefern.

Diese Indikatoren, die das grüne Wachstum messen, müs-sen mit aller gebotenen Vorsicht interpretiert werden. Würde man heute die Bereiche messen, die bereits zwei-felsfrei «grüne» Güter und Dienstleistungen produzieren, wäre deren Anteil an der Gesamtwirtschaft recht gering. Wirtschaftliche Opportunitäten können jedoch auch in allen anderen, nicht vordergründig «grünen» Sektoren entstehen. Eine Messung, die sich nur auf erstere bezieht, läuft Gefahr, das «grüne Wachstum» zu unterschätzen.

> Inhaltsverzeichnis

03. Grüneres Wachstum «Towards Green Growth: Monitoring Progress - OECD Indicators»

Indicator groups and topics covered

•Carbon and energy productivity•Resource productivity: materials, nutrients, water•Multi-factor productivity

1 The environmental and resource productivity of the economy

•Renewable stocks: water forest, fish rescources•Non-renewable stocks: mineral resources•Biodiversity and ecosystems

2 The natural asset base

•Environmental health and risks•Environmental services and amenities

3 The environmental dimension of quality of life

•Technology and innovation•Envrionmental goods & services•International financial flows•Prices and transfers•Skills and training•Regulations and management approaches

4 Economic opportunities and policy responses

•Economic growth and structure•Productivity and trade•Labour markets, education and income•Socio-demographic patterns

5 Socio-economic context and characteristics of growth

Page 5: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 5

04. Kompliziertere Familien «Doing Better for Families»

Durch ihre zentrale wirtschaftliche Rolle ist die Familie einen Eckpfeiler der Gesellschaft. Sie garantiert Solidari-tät, indem sie zur Umverteilung von Ressourcen zwischen Individuen, Haushalten und Generationen beiträgt. Die Wirtschaftskrise wirkt sich jedoch auf die Familien mit zusätzlichen Belastungen aus, die nicht nur mit effizienter Familienpolitik und gezielter öffentliche Hilfe befriedigt werden können. In absehbarer Zukunft sehen sich Regierungen neuen Entwicklungen gegenüber, deren budgetrelevanten Aus-wirkungen beunruhigen: niedrige Geburtenrate, Alterung der Bevölkerung, Armut der Familien, Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Familienpolitiken müs-sen somit den aktuellen Familienstrukturen gerecht wer-den, die sich vom traditionellen Familienmodell oft erheb-lich unterscheiden. Die Publikation der OECD «Familien besser fördern» zeigt Möglichkeiten auf, um den Familien mehr Wahlmög-lichkeiten bei ihren Entscheidungen in Bezug auf Beruf und Familie zu bieten. Wie kann Menschen am besten dabei geholfen werden, ihre Vorstellungen in Bezug auf die Zahl ihrer Kinder zu realisieren? Welche Effekte haben Eltern-urlaubsregelungen auf die Erwerbsbeteiligung der Frauen und das Wohlergehen der Kinder? Sind Kinderbetreuungs-kosten ein Hindernis für die Erwerbstätigkeit der Eltern,

und können flexible Arbeitszeitregelungen hier Abhilfe schaffen? Sämtliche Überlegungen zielen dahin, dass be-nachteiligte Familien und Kinder unterstützt werden sol-len, um verhängnisvolle und kostspielige Konsequenzen in der Zukunft zu vermeiden. Besser koordinierte Dienstleis-tungen zugunsten von Familien ermöglichen Spareffekte und trotzdem gleichzeitig einen allgemeineren Zugang zu den Dienstleistungen, die eine Familie benötigt. Eine erhöhte Erwerbsquote der Eltern trägt zum allgemeinen Wirtschaftswachstum bei und verstärkt gleichzeitig die finanzielle Nachhaltigkeit der Sozialwerke angesichts der alternden Bevölkerung. In der Schweiz liegt die Unterstützung der Famili-en mit öffentlichen Geldern deutlich unter dem Durch-schnitt der OECD-Länder (OECD-Durchschnitt: 2.23% des BIP; Schweiz: 1.4%). Die Schweiz gleicht das teilweise durch flexible Arbeitszeiten und Beschäftigungsgrade aus. Ein unbestreitbarer Trumpf für schweizerische Familien: während in Europa rund ein Drittel der Angestellten ein Mitbestimmungsrecht bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit besitzen, sind es in der Schweiz mehr als die Hälfte (siehe Grafik).

> Inhaltsverzeichnis

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Net

herla

nds

Swed

en

Den

mar

k

Sw

itze

rla

nd

Finl

and

Nor

way

Aus

tria

Ger

man

y

Turk

ey

Belg

ium

Uni

ted

Kin

gdom

Luxe

mbo

urg

Gre

ece

Italy

Cze

ch R

epub

lic

Slov

enia

Pola

nd

Fran

ce

Irela

nd

Esto

nia

Slov

ak R

epub

lic

Hun

gary

Spai

n

Port

ugal

in %

Entirely set by the company Can choose between several fixed working scheduleCan adapt working hours within certain limits Entirely set by the employee

Proportion of employees having working time set, 2009

Page 6: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 6

Die Kosten für die Pflege älterer Menschen werden sich in der OECD bis zum Jahr 2050 mindestens verdop-peln. Steigende Lebenserwartung, schwächere familiäre Bindungen und eine stärkere Berufstätigkeit von Frauen führen dazu, dass Pflegekapazitäten in den kommenden Jahrzehnten knapp werden. Diese Feststellung macht die OECD-Publikation mit dem treffenden Titel «Help Want-ed? Providing and Paying for Long-Term Care». In der Schweiz liegt der Anteil an über 65-Jährigen mit 17.3% über dem OECD-Durchschnitt von 15%. Etwa 1.8% des Schweizer Bruttoinlandproduktes fliessen in die Langzeitpflege älterer Menschen in Pflegeeinrichtungen, weitere 03.% des BIP gehen in die häusliche Pflege. Damit gibt die Schweiz mehr für diese Dienstleistungen aus als der Durchschnitt der OECD-Länder (siehe Grafik). Die OECD sieht aufgrund der prognostizierten de-mografischen Entwicklung einen konkreten Handlungs-bedarf der Politik. Die Vorschläge gehen dabei über Ausbesserungen in der Pflegepolitik hinaus und umfasst folgende Bereiche: 1) Unterstützung sichern für Menschen, die Famil-ienangehörige oder Freunde pflegen. Zentrale Themen sind: Fragen der finanziellen Abgeltung, flexible Arbe-itszeitmodelle sowie auch psychologische Unterstützung und Weiterbildung.

2) Rahmen schaffen für institutionalisierte Pflege in allen OECD-Ländern. So wichtig die familiäre Kompo-nente in der Alterspflege ist, so stösst die informelle Hilfe insbesondere (aber nicht nur) bei schwerer Pflegebedür-ftigkeit an Grenzen. 67% der Langzeitpflege wird zu Hause bezogen, davon ist 62% institutionalisierte Pflege. 3) Ansprüche auf Langzeitpflege universell, aber trotzdem bedarfsgerecht einführen. Unabhängig von der sozialen Stellung soll ein Anspruch auf Pflegeleistungen bestehen, die konkreten Zuschüsse sollen nach Bedürftig-keit abgestuft werden. 4) Neue Anreize für den Beruf Altenpfleger schaffen. Die OECD erwartet, dass sich der Bedarf an Langzeitp-flegepersonal bis 2050 mindestens verdoppeln wird. In vielen Ländern hat die Branche mit hoher Fluktuation zu kämpfen, Bezahlung und Arbeitsbedingungen sind selten attraktiv. 5) Qualität und Produktivität in der Langzeitpflege prüfen und verbessern. Eine möglichst langanhaltende häusliche Pflege sowie Pflegemanager, die verschiedene Dienstleister für Langzeitpflegefälle koordinieren, haben sich bewährt.

> Inhaltsverzeichnis

05. Teurere Senioren «Help Wanted? Providing and Paying for Long-Term Care»

0.3

0.3

0.2

0.4

0.7 0.

8

1.2

0.5

0.1

0.3 0.

4

0.8

0.2

0.8

0.3

0.1

0.1 0.

2

0.2 0.

3 0.4 0.

5

0.5 0.

6 0.7 0.

8

0.8 0.

9

0.9

0.9 1.

0

1.2

1.2 1.

3 1.4

1.7 1.

8

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

1.2

1.4

1.6

1.8

2.0

Pola

nd

Port

ugal

Cze

ch R

epub

lic

Kor

ea

Hun

gary

Swed

en

Slov

enia

Spai

n

Aus

tria

New

Zea

land

Den

mar

k

Ger

man

y

Finl

and

Fran

ce

Luxe

mbo

urg

Uni

ted

Stat

es

Belg

ium

Japa

n

Can

ada

Nor

way

Icel

and

Sw

itze

rla

nd

in %

of

GD

P

Expenditure on home care (% of GDP) Expenditure on institutions (% of GDP)

Spending on LTC in institutions is higher than spending at home in OECD countries

Page 7: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 7

06. Moderneres Afrika «African Economic Outlook 2011»

Der «African Economic Outlook 2011» gilt heute als Refe-renzpublikation, wenn es um die Entwicklung Afrikas geht. Der Kontinent hat sich in den letzten Jahren erfreulich entwi-ckelt. Das Durchschnittswachstum belief sich zwischen 2001 und 2008 gegen 6% pro Jahr. Die afrikanische Wirtschaft zeigte sich dabei bemerkenswert resistent gegenüber dem Schock der Finanz- und Wirtschaftskrise. Dieses Jahr widmet sich das Spezialkapitel des Berichts dem Thema «Afrika und seine aufstrebenden Partner». Die bedeutsame Entwicklung dieser neuen Partnerschaft spiegelt sich am Bespiel des Textilhandels der letzten sechs Jahre zwi-schen Afrika und China (siehe Grafik). Der Export von Industriegütern aus Afrika hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Dabei werden die Güter vermehrt in die aufstrebenden Schwellenländer expor-tiert. Im Jahr 2000 exportierte Afrika 3.4% nach China und 14.8% in andere Schwellenländer. Im Jahr 2009 erreichten die entsprechenden Exporte 11.3% resp. 22.7%, hauptsäch-lich auf Kosten der Exporte in die EU und – in geringerem Masse – in die USA.

Aber die Produktivitätsunterschiede zwischen den afrika-nischen Ländern und den aufstrebenden Volkswirtschaften können die Diversifikation der Handelsgüter verzögern. Während die afrikanischen Konsumenten von günstigen Im-porten von Konsumgütern und Kleidern aus den Schwellen-ländern profitieren, könnte die Integration der afrikanischen Volkswirtschaften in die globale Wertschöpfungskette dazu beitragen, dass afrikanische Unternehmen auf der untersten Stufe des Wertschöpfungsprozesses gefangen bleiben. Der neue Dreieckshandel im Textilgewerbe veranschaulicht die-ses Phänomen. Zahlreiche westafrikanische Länder exportie-ren Rohbaumwolle nach China, das von einem ehemaligen Baumwollproduzent zum Nettoimporteur wurde (Fluss 1). Garn und Stoffe werden nach Südafrika exportiert (Fluss 2), um dort in chinesischen Unternehmen mittels technolo-gisch tiefstehenden Prozessen Kleider für den amerikanischen Markt zu produzieren (Fluss 3). Der 4. Fluss repräsentiert den Import von billigen Kleidern aus China.

> Inhaltsverzeichnis

1 Cotton imports from (West) Africa2 Yarn and fabric exports to Africa (raw material for 3)3 Clothing exports by Chinese firms in Africa to the USA (AGOA) and EU4 Clothing exports to Africa (final consumption)

The new Chinese triangular trade in textiles

Page 8: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 8

Die Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe haben 2010 und 2011 voraussichtlich ihre Höchstwerte erreicht und werden sich zurückbilden (siehe Grafik). Sie werden aber in der kommenden Dekade auf einem höheren Niveau bleiben als in der Vergangenheit. Das ist die Annahme des «Agricultural Outlook», verfasst von der OECD in Zusammenarbeit mit der FAO (Food and Agriculture Or-ganization of the United Nations). Die Preise waren im August 2010 rasch und stark angestiegen, als Folge tiefer Lagerbestände und erneutem Wachstum in Schwellenlän-dern. Ob «Spekulationen» dabei eine Rolle spielen, kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht bestätigt werden. Bereits seit 2006 nahmen die Preisschwankungen deutlich zu, ebenso wie das generelle Preisniveau. Das Thema Preisvo-latilität an den Agrarmärkten wurde in der Folge zu einer der Prioritäten der französischen G20-Präsidentschaft. Die OECD geht davon aus, dass einige Jahre verge-hen werden, bis sich wieder ein Gleichgewicht einstellt und wieder grössere Lager bereitgestellt sind. Somit wird die Preisvolatilität noch einige Zeit anhalten. Das Bevöl-kerungswachstum in vielen Ländern, steigende Einkom-

men in Schwellenländern und damit bessere Ernährung (vor allem mehr Fleisch) bringen letztlich höhere Lebens-mittelpreise mit sich, zudem erhöht sich global auch der Druck auf die Ressourcen Wasser und Land, was weiter zur Preissteigerung beiträgt. Höhere Agrarpreise bedeuten allerdings auch ein positives Signal für Produzenten und Investoren, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenlän-dern, sofern die Anreize nicht durch die Politik (Exportre-striktionen) verfälscht werden. In Zukunft dient ein wachsender Anteil von Agrar-produkten der Verwendung als Biokraftstoff. Bis 2020 werden 13% des Anbaus von Getreide (global coarse grain), 15% des Pflanzenöls und 30% des Zuckerrohrs für Biokraftstoffe verwendet werden. Je nach Politikanrei-zen und geographischer Region kann dieser Teil zusätzlich produziert werden und generiert zusätzliche Einkommen, oder er verdrängt die Nahrungsmittelproduktion. Umso wichtiger ist es, den internationalen Handel mit Agrarroh-stoffen von Restriktionen möglichst zu befreien.

> Inhaltsverzeichnis

07. Höhere Agrarpreise «OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020»

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

1/2000 1/2001 1/2002 1/2003 1/2004 1/2005 1/2006 1/2007 1/2008 1/2009 1/2010 1/2011

Pric

e in

dex

Sugar Price Index Food Price Index Meat Price IndexDairy Price Index Cereals Price Index Oils Price Index

Commodity price variability has increased since 2006

Page 9: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 9

Die neuste Version des alle zwei Jahre erscheinenden «OECD Communications Outlook 2011» stellt fest, dass der Telekomsektor der Finanz- und Wirtschaftskrise recht gut getrotzt hat. Die Gewinne sind 2009 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 5.1% zurückgegangen und befin-den sich jetzt ungefähr wieder auf dem Niveau von 2007. Neue Kommunikationstechnologien und der Internetzu-gang, vor allem im Breitbandbereich, gelten immer mehr als entscheidender Faktor für die wirtschaftliche und so-ziale Entwicklung einer Volkswirtschaft. Insbesondere die Entwicklung der mobilen Telefonie entspricht einer wahr-haftigen Revolution, zusammengefasst unter dem Slogan «From Luxury to Ubiquity». In den 1960er-Jahren mach-ten die 84 Millionen Telefone in den OECD-Ländern 93% des weltweiten Bestands aus. Heute sind in den OECD-Ländern rund zwanzig mal mehr Telefone zu finden (rund 1.7 Milliarden), aber sie sind gegenüber dem Rest der Welt nun weit in der Minderzahl (4.1 Milliarden).

Während diese Märkte in den OECD-Ländern mit einer Penetrationsrate der Mobiltelefonie von über 100% wei-tegehend gesättigt sind, können insbesondere die Qualität der Infrastrukturen und die Schnelligkeit des Internetzu-gangs eine wesentliche Rolle in der Wettbewerbsfähigkeit spielen. Nimmt man die Breitbandanschlüsse der Haus-halte als Indikator (siehe Grafik), belegen die nordeuro-päischen Länder die vordersten Plätze. An erster Stelle steht jedoch Korea, ein Land, das diesen Bereich gezielt förderte. Die Schweiz steht auf dem sechsten Rang, vor allem dank einer starken Verbreitung des Kabelzugangs, während wir lediglich einen mittleren Rang belegen, wenn nur der Mobilzugang berücksichtigt wird.

> Inhaltsverzeichnis

08. Mobilere Kommunikation «OECD Communications Outlook 2011»

Households with broadband access, 2010 or la-test available year

0102030405060708090

100

Kor

eaIc

elan

dN

orw

aySw

eden

Den

mar

kSw

itze

rlan

dN

ethe

rland

sFi

nlan

dG

erm

any

Can

ada

Belg

ium UK

Fran

ceA

ustr

iaU

SAEU

27Ja

pan

Irela

ndSp

ain

Port

ugal

Italy

Turk

ey

in %

OECD and rest of the worlds‘s telephone access

0

1'000

2'000

3'000

4'000

5'000

6'000

7'000

1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

2000

2005

2009

in M

illi

on

s

Rest of the world's fixed telephone lines and mobile subscriptions

OECD fixed telephone lines and mobile subscriptions

Page 10: Inhaltsverzeichnis · Paradigma der Entwicklung vorgestellt. Entwicklungspo-litik soll in Zukunft viel umfassender verstanden werden und über die klassische Entwicklungszusammenarbeit

Swiss_OECD_Info Nr. 48 | Juli 2011 10

09. Weitere Publikationen

«OECD Economic Survey of Iceland 2011»Paris, 28. Juni 2011

«OECD Economic Outlook, Volume 2011 Issue 1»Paris, 29. Juni 2011

«Entrepreneurship at a Glance 2011»Paris, 06. Juli 2011

«OECD Code of Liberalisation of Capital Movements»Paris, 18. Juli 2011

10. OECD-Kalender

G20 - Meeting of the Ministers of Finance and of the Ministers of DevelopmentWashington D.C., 23. September 2011

Ministerial Meeting G20 «Work and Employment»Paris, 25.-27. September 2011

Ministerial Meeting G20 « Finances»Paris, 14.-15. Oktober 2011

Swiss_OECD_Info ist ein Produkt der Schweizerischen Delegation bei der OECD in Paris und erscheint fünfmal jährlich. Redaktion: Stefan Flückiger,

Christina Pfenniger, Sonja Märki; Beiträge von Stefan Flückiger, Philippe Besson, Valérie Donzel, Philippe Jeanneret, Christina Pfenniger, Blaise Sanglard,

Olivier Steudler.