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Industrie und Wissen Aus der Reihe: Industrie 2030 – der Zukunftsdialog für Entscheider aus Wissenschaft und Wirtschaft Die Zukunft der Industrie ist vernetzt, so die Vision. Maschinen, Anlagen und einzelne Fertigungsteile können demnach miteinander kommunizieren und ver- schiedene Produktionsschritte in Echtzeit verfolgt und koordiniert werden – von jedem Standort der Welt aus. Mittels mobiler Endgeräte wie Smartphones oder Tablets lässt sich zukünftig die Produktionsplanung steuern. Das Internet der Dinge und Dienste soll das möglich machen. „Die vierte industrielle Revolution ist in Sicht, aber das Thema muss noch mehr Fahrt aufnehmen“, erklärt Prof. Dr. Carlo Simon. Es gehe vor allem darum, gemeinsam Antworten auf die Fragen zu finden, wie die Produktionsarbeit der Zukunft aussehen könne und welche Herausforderungen die Industrie auf dem Weg dorthin zu meistern habe, so der Vizepräsident für Forschung und Lehre der Provadis Hochschule. Den Austausch darüber möchte die Veranstaltungsreihe „Industrie 2030“ vorantreiben. In verschiedenen Dis- kussionsforen erörtern Experten, wie Wissen zwischen Unternehmen und Hochschulen am besten gekoppelt werden kann, wie Unternehmen das Prozesswissen ihrer Mitarbeiter nutzen und welche Unterstützung die Betriebe bei der Recherche wissenschaftlicher Informationen brauchen. Gefördert durch: Veranstalter: in Kooperation mit:

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Page 1: Industrie und Wissen - wti-frankfurt.de...das der Industrie 4.0 müsse den Aufbau und Betrieb komplexer Infrastrukturen ausreichend berücksichtigen. „Wir befi nden uns an der Schwelle

Industrie und Wissen

Aus der Reihe:

Industrie 2030 – der Zukunftsdialog für Entscheideraus Wissenschaft und WirtschaftDie Zukunft der Industrie ist vernetzt, so die Vision. Maschinen, Anlagen und einzelne Fertigungsteile können demnach miteinander kommunizieren und ver-schiedene Produktionsschritte in Echtzeit verfolgt und koordiniert werden – von jedem Standort der Welt aus. Mittels mobiler Endgeräte wie Smartphones oder Tablets lässt sich zukünftig die Produktionsplanung steuern. Das Internet der Dinge und Dienste soll das möglich machen. „Die vierte industrielle Revolution ist in Sicht, aber das Thema muss noch mehr Fahrt aufnehmen“, erklärt Prof. Dr. Carlo Simon. Es gehe vor allem darum, gemeinsam Antworten auf die Fragen zu fi nden, wie die Produktionsarbeit der Zukunft aussehen könne und welche Herausforderungen die Industrie auf dem Weg dorthin zu meistern habe, so der Vizepräsident für Forschung und Lehre der Provadis Hochschule. Den Austausch darüber möchte die Veranstaltungsreihe „Industrie 2030“ vorantreiben. In verschiedenen Dis-kussionsforen erörtern Experten, wie Wissen zwischen Unternehmen und Hochschulen am besten gekoppelt werden kann, wie Unternehmen das Prozesswissen ihrer Mitarbeiter nutzen und welche Unterstützung die Betriebe bei der Recherche wissenschaftlicher Informationen brauchen.

Gefördert durch: Veranstalter: in Kooperation mit:

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Die Bedeutung von Wissen für die Industrie 4.0

Mensch und Maschine rücken in Zukunft näher zusammen: In einer Industrie 4.0 werden reale Produktionsverfahren miteinander verknüpft und auf eine völlig neue Art mit Informationen angereichert. Das macht die Produktion fl exibel und Prozesse transparent, die Bedürfnisse des Kunden lassen sich individuell bedienen, während die gesamte Fertigung effi zienter wird.

Alles ist verbunden

Prozessintelligenz und kundenindividuelle Massenproduktion – dabei handele es sich nicht um Zukunftsmusik, betont Dr. Harald Schöning, Forschungsleiter der Darm-städter Software AG. Betrachte man allein den Käufermarkt, so würden sich dort klare Trends abzeichnen. Kunden seien anspruchsvoller geworden und hätten präzise Wünsche und Vorstellungen, wie ihre Produkte aussehen sollten. Diese Tendenzen würden durch die Nutzung des Internets getrieben, so Dr. Schöning. Große Online-versandhäuser seien in der Lage, die gewünschten Produkte innerhalb weniger Tage ins Haus zu liefern. Eine Zeitdauer von vier Monaten vom Kauf bis zur Lieferung in die Wohnung, wie es derzeit noch bei Möbeln der Fall sei, werde vom Kunden in Zukunft nicht mehr akzeptiert. Auf die Unternehmen komme mit diesem Wunsch nach individuellen Produkten und Services ein enormer Innovationsdruck zu, der sich in den Betrieben auf Produktionsprozesse auswirke.

Neue Geschäftsmodelle

„Die meisten denken bei dem Begriff Industrie 4.0 zunächst an das produzierende Gewerbe und nicht an Softwarefi rmen“, so der Experte. Gerade ein Vorhaben wie das der Industrie 4.0 müsse den Aufbau und Betrieb komplexer Infrastrukturen ausreichend berücksichtigen. „Wir befi nden uns an der Schwelle zur vierten indus-triellen Revolution“, so Dr. Schöning, Vernetzung sei dafür der wirtschaftliche und technologische Nährboden. Allerdings betreffe die Vernetzung nicht nur Anlagen, einzelne Werkzeuge oder die Mitarbeiter untereinander. „Industrie 4.0 vernetzt auch verschiedene Marktteilnehmer und Branchen, die zuvor in keiner geschäftlichen Be-ziehung zueinander standen“, sagt der Forschungsleiter der Software AG. Das große Potential dabei: neue Produkte und Services und somit auch neue Geschäftsmodelle. Die für die Industrie 4.0 notwendige intelligente Erfassung und Auswertung von Daten biete für viele Wirtschaftsakteure neue Chancen. Vom Start-up über die klei-nen und mittleren Unternehmen bis hin zu den großen Konzernen könne der Wirt-schaftsstandort Deutschland profi tieren. „Neue Dienstleistungsfelder entstehen, wie zum Beispiel das der Predictive Maintenance“, erklärt Dr. Schöning. Über diese sogenannte vorausschauende Instandhaltung könnten Dienstleister Maschinenzu-stände mittels Sensortechnik erfassen, so dass Ferndiagnosen möglich und Ausfälle vorhersehbar würden. Aufgrund dieser Datenlage könnten Betreiber Wartungsmaß-

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Keynote Dr. Harald Schöning, Forschungsleiter der Darmstädter Software AG

nahmen vornehmen, bevor es zu teuren Ausfällen komme. So ließen sich Ressourcen-produktivität und Ressourceneffi zienz über das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk hinweg verbessern.

Wissen macht’s

„Arbeitsstrukturen werden virtuell“, erklärt Softwareexperte Dr. Schöning. In Zukunft kommunizierten Maschinen miteinander, und Mitarbeiter hätten über die Werksgren-zen hinweg jeden einzelnen Produktionsschritt im Blick. Dank intelligenter Assistenz-systeme würden sie von Routinearbeiten entlastet und könnten sich auf kreative Ent-wicklungsarbeit konzentrieren, prophezeit Dr. Schöning. Maschinen seien zukünftig grundsätzlich mit großen Bildschirmen ausgestattet, um die neue Organisationsform und die damit verbundene Flexibilität überhaupt realisieren zu können. Das bedeute ebenfalls, dass Produktion und Wissensarbeit miteinander verschmelzen würden. Diese Veränderung habe nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und -gestaltung, sondern vor allem auf Qualifi zierungsstrategien für Fachkräfte. In einer „Smart Factory“ wandelten sich die Aufgaben- und Kompetenzprofi le der Beschäf-tigten, daher benötigten die Menschen angepasste Aus- und Weiterbildungsmaß-nahmen. Ein hohes Maß an Selbstorganisation sei eine Voraussetzung, Lernverhalten und Interaktionsfähigkeiten müssten sich den Umständen entsprechend anpassen. „Probleme lassen sich in einem komplexen und derart fl exiblen Umfeld nicht mit Stan-dardlösungen beheben“, so der Forscher. Daher werde Wissen immer relevanter. Es gehe aber weniger um das klassische Faktenwissen, das eher abnehme. Eine we-sentlich größere Rolle spiele in Zukunft das Expertenwissen, also die Informationen über die spezifi schen Vorgänge in der Produktion. Außerdem würde das Prozesswis-sen immer wichtiger, also die Informationen darüber, wie alles miteinander verzahnt sei. Das alles lasse den klassischen Mitarbeiter aus der Produktion immer mehr zu einem sogenannten Wissensarbeiter werden. „Ein Wissensarbeiter ist jemand, der sein Know-how ständig aktualisiert, prüft und weiterentwickelt“, erklärt Dr. Schö-ning. Allerdings sei das Verständnis von „Wissen“ hier breiter aufzufassen. Denn es gehe auch um die sogenannten Social Skills, also diejenigen kognitiven Fähigkeiten, die Menschen mitbringen müssten, um den hohen Flexibilitätsanforderungen gerecht werden zu können. Eine lernförderliche Arbeitsorganisation sowie adäquate Qualifi -zierungsstrategien zählten zu den Hauptinstrumenten, um die Beschäftigten entspre-chend auszubilden. „Lernen am Ort der Problemlösung, so sieht die Ausbildung der Zukunft aus“, erklärt der Forschungsleiter.

Lernen am Ort der Problemlösung: Industrie 4.0 braucht nicht nur vernetzte Maschinen, sondern auch ein breiter angelegtes Wissen der Mitarbeiter.

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Podiumsdiskussion

Die Produktion wird in Zukunft komplex vernetzt sein, Mitarbeiter müssen daher neue Fähigkeiten mitbringen. Doch was geschieht in den Werkshallen und Ferti-gungsstätten des Landes, wenn die vierte industrielle Revolution erst mal so richtig ins Rollen kommt? Sind Industrieparks, wie wir sie heute kennen, im neuen Konzept noch vorgesehen?

1. Von Industrie 4.0 zum Industriepark 4.0: Wie sieht die Zukunft der Industrie aus?

„Vernetzung über die Unternehmensgrenzen hinaus, das gehört selbst hier im In-dustriepark noch nicht zum Alltag, obwohl die Gebäude wirklich nah beieinander stehen“, sagt Prof. Dr. Carlo Simon von der Provadis Hochschule. Der Standort ver-füge in der Tat über eine innovative industrielle Basis, den passenden Industrie-park zur Industrie 4.0 gebe es aber noch nicht, ergänzt Dr. Harald Schöning von der Software AG. Doch das bedeute noch lange nicht, dass das Konzept Industriepark nicht für eine virtuelle und vernetzte Produktion geeignet sei. In einer lebhaften Diskussion erörterte Dr. Schöning gemeinsam mit den Teilnehmern, wie die In-dustrie im Schulterschluss mit Wissenschaft und Gesellschaft diesen Übergang meistern könne. Der Industriepark Höchst zeichne sich durch Standortvorteile wie ein ausgeklügeltes Mobilitätskonzept und eine gut durchdachte Infrastruktur aus, solche Faktoren dürften auch in einer digitalen Produktionswelt von großem Wert sein, so der Forschungsleiter. „Sicherlich gestaltet der Kunde die Produkte der Chemiebranche nicht unbedingt mit“, so Dr. Schöning. Die kundenindividuelle Produktion sei aber nicht die einzige Attraktion der Industrie 4.0, gerade Branchen wie die Chemieindustrie könnten durch vernetzte Prozesse und Produktionsstät-ten ihre Innovationsführerschaft weiter ausbauen. Dieser Einschätzung teilte das Publikum. Im Live-Voting waren sich 60 Prozent der Anwesenden sicher, dass die vernetzte Produktion auch für die Chemie- und Pharmabranche von großem Wert sein kann. Prof. Dr. Udo Müller-Nehler überrascht dieses Ergebnis nicht: „Wenn alle Informationen in Echtzeit zusammenlaufen, können alle Branchen profi tieren“, sagt der Vorstand der Provadis Hochschule.

2. Wissen zwischen Hochschule und Unternehmen koppeln: Besonder-heiten des dualen Studiums

Das Publikum beschäftigt aber noch eine weitere Frage: Was bedeutet Industrie 4.0 für die Beschäftigten? Damit sich das Horrorszenario von menschenleeren, von Robotern dominierten Fabrikhallen nicht bewahrheitet, sollte auch über die Rolle der Mitarbeiter gesprochen werden. Wie sehen die Ausbildungslandschaft und die Qualifi zierungsstra-tegien in einer vernetzten und virtuell angelegten Welt aus, in der Flexibilität das höchste Gut ist? „Es gibt doch jeden Tag etwas zu lernen, wer da nicht mitmacht, wird es schwer haben, sich in einer vernetzten Welt zurechtzufi nden“, so Softwareexperte Dr. Schöning. „Flexibilität und die entsprechenden Social Skills sind wichtiger denn je“, sagt Lena Krug, Angestellte bei Clariant und Studentin der Provadis Hochschule. Solche Fähigkeiten wür-den vor allem in einem dualen Studium geschärft. Die Absolventin spricht aus Erfahrung: Ein duales Studium bedürfe eines anspruchsvollen Zeitmanagements. Wer hingegen in die Grundlagenforschung gehen möchte, solle eher ein klassisches Studium wählen. Die Universitätsausbildung lege nicht so viel Wert darauf, Praxisabläufe zu vermitteln, dort

stünden eher die wissenschaftlichen Prozesse im Vordergrund. Die Absolventin zeigt sich vom dualen Weg überzeugt: „Es kommt auf den Einsatz und die persönliche Einstellung an, was man damit erreichen kann.“ Allerdings würde ihr Weg noch immer ein wenig als Sonderweg betrachtet, zumindest zeige das die Reaktion ihrer Umwelt. Vor allem bei Absolventen des Fachbereichs Chemie sei nicht weitläufi g bekannt, dass man neben dem naturwissenschaftlichen Studium auch in einem Chemiekonzern arbeiten könne. „Es ist alles eine Frage der Kommunikation. Firmen, die solche Ausbildungsmöglich-keiten anbieten, sprechen nicht immer darüber“, erklärt Prof. Dr. Müller-Nehler. Trotz des bemängelten Bekanntheitsgrads des dualen Studiums: Das Plenum war von dem Qualifi zierungskonzept überzeugt. Die Mitdiskutanten sprachen sich dafür aus, dass die Wissensvermittlung neuer Konzepte bedürfe. Dennoch war für die Beteiligten klar, dass eine zielorientierte Differenzierung der Qualifi zierungskonzepte aus Sicht von Wirtschaft, Wissenschaft und Studierenden wünschenswert ist.

3. Welche Unterstützung brauchen Unternehmen bei der Recherche

wissenschaftlicher Informationen?

Wissen ist ein entscheidender Rohstoff auf dem Weg zum Erfolg – das gilt nicht nur für Absolventen einer Hochschule. Gerade in einer Informationsgesellschaft, die sich jeden Tag mit komplexen Technologien und neuen Prozessen auseinandersetzen muss, sollte die Informationsverarbeitung optimal funktionieren. Während sich die Men-

Industrie und Wissen

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Die Experten in der Diskussion mit dem Publikum (v.l.n.r.): Dr. Harald Schöning, Forschungsleiter der Darm-städter Software AG, Peter Pagel, Chefredakteur beim Universitätsfachverlag Springer Vieweg, Prof. Dr. Carlo Simon, Vizepräsident für Forschung und Lehre an der Provadis Hochschule, Lena Krug, Angestellte bei Clariant und Studentin der Provadis Hochschule, Patrick Mercke, Moderator des F.A.Z.-Instituts.

Ergebnisse zur Zukunft des Industrieparks– Die Industrie 4.0 ist „interdisziplinär“, alle Branchen und Produktionsformen

müssen zusammenspielen – Der Standort verfügt über Prozesswissen, Expertenwissen sowie die nötigen

Social Skills

Ergebnisse zur Relevanz des dualen Studiums– Eine ausdifferenzierte Ausbildungslandschaft stärkt den Wirtschaftsstandort

Deutschland– Über die vielfältigen akademischen Bildungsmöglichkeiten herrscht weiterhin

Informationsbedarf

Lena Krug (1.v.l.) berichtet aus dem Alltag des dualen Studiums.

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schen früher noch auf die Suche nach Informationen begeben mussten, um sie dann mühsam zusammenzutragen, ist die heutige Zeit geprägt von einer wahren Informa-tionsfl ut. Peter Pagel, Chefredakteur beim Universitätsfachverlag Springer Vieweg, kennt die Herausforderungen des Informationszeitalters. „Heute muss man sich re-gelrecht gegen Information wehren“, erklärt er. Unternehmen stünden mehr denn je vor dem Problem, dass Informationen in einer unheimlichen Masse auftreten würden. Vieles davon sei irrelevant, was eine unbefriedigende Situation für alle Beteiligten darstelle. Die hohe Kunst bestünde darin, genau zu prüfen, was von alledem wichtig sei. „Ich brauche eine Wertung, ein Ranking und muss mein Wissen nach meinen Bedürfnissen fi ltern können“, so der Experte. Aus seiner Sicht wäre eine intelligente Volltextsuche hilfreich. So seien Aspekte auffi ndbar, die von den Autoren noch nicht vorhergesehen wurden. Die suchmaschinenoptimierten Artikel seien leider nur mit bestimmten Schlagworten verlinkt und auch nur unter diesen auffi ndbar. Womöglich gelangten viele Nutzer gar nicht erst bis zu ihren gewünschten Informationen, weil sie nicht die richtigen Schlagworte eingegeben hätten. Der Anspruch an Informationen ist hoch. Aktuell, neutral und global sollten sie sein, darin sind sich Podium und Plenum einig. Wer sich im Informationsdschungel gut zu-rechtfi nde, habe einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Hälfte der Teilnehmer geht davon aus, dass das richtige Wissensmanagement sogar über den Erfolg eines Unternehmens entscheide. 47 Prozent der Anwesenden halten das Thema sogar schon seit mehreren Jahren für bedeutsam. Allerdings sind nicht alle dieser Meinung: Im-merhin 6 Prozent der Diskutanten halten das Thema Wissensmanagement für völlig überschätzt. Softwareexperte Dr. Schöning sieht das ebenfalls so: „Fachartikel und Bücher zu verwalten ist doch sinnlos“, so der Forschungsleiter der Software AG. Es gehe vielmehr darum, die richtigen Informationen genau dann zu fi nden, wenn sie benötigt würden. Ansonsten seien sie unbrauchbar. „Die Informationsfl ut ist nicht beherrschbar“, erklärt Dr. Schöning. Der Glaube, dass es die perfekte Antwort gebe, solle abgelegt werden. „Gut aufbereitete Datenbanken helfen Unternehmen wesent-lich mehr“, so der IT-Experte.

4. Wie nutzen wir das Prozesswissen der Mitarbeiter?

Es gebe unendlich viele Informationen und unendlich viel Wissen innerhalb der Mit-arbeiterschaft, aber noch nicht die entsprechende Technologie, mit der die Qualität

der Informationsfl uten sichergestellt werden könne, glaubt Dr. Schöning. Von der in-telligenten Volltextsuche sei die Welt noch weit entfernt. Wer aber die richtigen Fra-gen stelle, der sei schon einen Schritt weiter, ergänzt Pagel vom Fachverlag Springer Vieweg. An dieser Stelle spiele die richtige Ausbildung eine große Rolle. Menschen müssten dahingehend qualifi ziert werden, sich in einer komplexen Welt zurechtzufi n-den. Allerdings bestehe bei den Qualifi zierungsstrategien erheblicher Handlungsbe-darf, fi ndet Prof. Simon von der Provadis Hochschule. In einer komplexen Welt sollten Unternehmen das bestehende Wissen effi zient bündeln und verwerten. Hochschulen könnten hier eine wichtige Position einnehmen, etwa durch entsprechende Bildungs-angebote – wie zum Beispiel ein Studium generale, das explizit auf Mitarbeiter einer bestimmten Altersklasse zugeschnitten sei. Diese Einschätzung teilen die Ver-anstaltungsteilnehmer. Bis die Hochschulen die entsprechenden Abschlüsse jedoch lieferten, müssten sich die Unternehmen mittels Weiterbildungsmaßnahmen selbst behelfen. Hilfreich fänden 42 Prozent der Teilnehmer, wenn Spezialisten konkrete An-wendungsszenarien entwickeln würden. So könnten die Unternehmen prüfen, ob sie reif für ein Prozessmanagement 4.0 seien.

Fazit

„Es gibt viel, was wir uns heute noch nicht vorstellen können, weil wir bislang noch kein Gefühl dafür entwickelt haben, wie groß die Welt eigentlich ist“, glaubt Prof. Si-mon von der Provadis Hochschule. Jeder habe ein Smartphone, aber für die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten in der Produktion fehle einfach die Vorstellungskraft. „Das Smartphone-Geschäft ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die vernetzte Produktion entwickeln könnte“, fügt Prof. Dr. Müller-Nehler hinzu. Wann die Industrie 4.0 vollends in die Industriehallen eingezogen ist, da möchte sich Softwareexperte Dr. Schöning ungern festlegen. Allerdings sei das Thema recht abstrakt, so dass es leicht zu Über-treibungen kommen könne. „Industrie 4.0 wird Auswirkungen auf den Arbeitsalltag ha-ben, aber wie genau das aussieht, das kann Ihnen heute noch keiner so genau sagen.“

Industrie und Wissen

www.provadis-hochschule.de/industrie2030

Industrie 2030 – Ihr Kontakt

Prof. Dr. Udo Müller-Nehler

Vorstand Provadis Hochschule

Tel.: +49 69 305-5078

[email protected]

www.provadis-hochschule.de

Die Provadis Hochschule ist auf duale und berufsbegleitende Studiengänge spezialisiert. Inhaltlicher

Schwerpunkt sind Fragestellungen aus der Industrie sowie der anspruchsvollen industrienahen

Dienstleistungen. Die Provadis Hochschule bietet die Möglichkeit, international anerkannte Bachelor-

Abschlüsse in den Studiengängen Business Administration, Business Information Management,

Chemical Engineering und Biopharmaceutical Science sowie Master-Abschlüsse in den Studiengän-

gen Chemical Engineering sowie Technologie und Management zu erwerben. 800 Studierende sind an

der privaten Hochschule im Industriepark Höchst eingeschrieben. Die Provadis Hochschule ist Teil der

Provadis Gruppe.

Ergebnisse zur Unterstützung der Unternehmen bei wissenschaftlicher Recherche– Die Informationsfl ut ist nicht zu beherrschen, allerdings bieten Datenbank-

systeme Unterstützung, um sich in der Vielfalt zurechtzufi nden– In einer komplexen Welt ist es wichtig, die richtigen Fragen stellen zu können.

Hierauf sollte die akademische Ausbildung auch vorbereiten

Ergebnisse zur Nutzung des Prozesswissens der Mitarbeiter– Ein Studium generale, das speziell auf eine bestimmte Beschäftigungsklasse

zugeschnitten ist, kann sinnvoll sein– Unternehmensgetriebene interne Weiterbildungsmaßnahmen stellen eine

Übergangslösung dar

Prof. Dr. Carlo Simon im Gespräch.