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HIFI · SURROUND · HIGH END · MUSIK 04/2016 www.audio.de Deutschland 6,- € Arcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • Pioneer FASZINATION HORN Zingali Hornmanufaktur Horn-Kultur Zu Audio Gewinner & Ergebnisse der Leserwahl DIE LEGENDE LEBT McIntosh MA8000 Canton in S und XS Gelungenes Bluetooth-Debüt 5 audiophile Vollverstärker SuPer AuDIO COlleCtIOn VOL. 8 Album in 24-Bit-Studio- Master-Qualität für -leser GRATIS- DOWNLOAD IM TEST Österreich € 6,70 • Schweiz sfr 12,00 • Spanien € 7,95 Dänemark DKK 69,00 • Benelux € 7,00 Griechenland € 9,00 • Italien € 7,95 Finnland € 8,85 • Slowenien € 7,95

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HIFI · SURROUND · HIGH END · MUSIK04/2016

www.audio.de Deutschland 6,- €

Arcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • Pioneer

HIFI · SURROUND · HIGH END · MUSIK

FASZINATION

HORN

www.audio.de Deutschland 6,- €

Zingali • Hornmanufaktur Horn-Kultur • Zu Audio

Gewinner & Ergebnisse der Leserwahl

DIE LEGENDE LEBTMcIntosh MA8000

T

Canton in S und XS

Gelungenes Bluetooth-Debüt

Arcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • PioneerArcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • Pioneer

Canton in S und XS

Arcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • PioneerArcam • Audiolab • Music Hall • Onkyo • Pioneer5audiophile Vollverstärker

Gewinner & Ergebnisse der Leserwahl

SuPer AuDIO COlleCtIOnVOL. 8

Album in 24-Bit-Studio-

Master-Qualität

für -leser

GRATIS- DOWNLOAD für -für -

IM TEST Österreich € 6,70 • Schweiz sfr 12,00 • Spanien € 7,95 Dänemark DKK 69,00 • Benelux € 7,00

Griechenland € 9,00 • Italien € 7,95 Finnland € 8,85 • Slowenien € 7,95

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Hörner gelten als Exoten. Leider.

Dabei lassen sie sich faszinierend

einfach in die Anlage einbinden.

Wir haben vier klassischen,

schlanken Vertretern auf

Zahn und Horn gefühlt.

■ Von Andreas Günther

Exoten?Von wegen!

42 www.audio.de ›04 /2016

Lautsprecher › STANDBOXEN

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Woher kommt die Faszination? Wer es nicht gehört hat, wird es kaum verstehen. Horn-lautsprecher verfügen über ein komplett

anderes Tempo als dynamische Lautsprecher. Ihr Klangbild zeichnet sich deutlich vor der Boxenachse

ab – im besten Fall. Hörner sind mitunter auch kri-tisch im Anspruch an die Elektronik: Transistoren

sind gut, oft jedoch harmonieren Röhren besser, was nicht zuletzt am enormen Wirkungsgrad

von Hörnern liegt. Dabei muss es nicht raum-greifend werden – Hörner sind keine Wohn-

raum-Fresser. Weshalb wir schmale Bau-formen gewählt haben, keinen Deut grö-ßer als konventionelle Schallwandler, aber spannend in den Details. So klingt mal ein Horn in der Höhe, mal im Bass und – ganz exotisch – sogar als auf-wendige Koax-Konstruktion.

TESTHornlautsprecher bis 6600 Euro

HORN-KULTUR BICORN 4000 €ZINGALI ZERO SEI 4000 €ZU AUDIO UNION MK II SUPREME MOC 4000 €HORNMANUFAKTUR MARIMBA 6600 €

43www.audio.de ›04 /2016

Lautsprecher › STANDBOXEN

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HORN-KULTUR BICORN4000 EURO

Hier kommt das Paradebeispiel dafür, wie schön und kompakt ein Hornlautsprecher geraten

kann. Die BiCorn wirkt äußerst elegant, obwohl sie gleich zwei Hornspielarten vereint. Das ist offensichtlich: In der Hö-he bringt ein Druckkammertreiber alle Informationen über 10 000 Hertz in den Hörraum, doch auch für die Basswieder-gabe hat der Hersteller Horn-Kultur ei-nen Hornkanal integriert. Es geht per Downfiring in die Tiefe, über eine Horn-länge von 1,35 Metern auf einen Diffu-sor. Als Kraftquelle dient ein Chassis, das Horn-Kultur beim spanischen Her-steller Beyma angekauft hat. Die Mem-bran flutet alle Informationen unter 230 Hertz rückwärtig in den Basskanal, die Details darüber werden klassisch in den Hörraum abgestrahlt.

Das Finish wirkt überaus edel. Durch-gehend setzt Hör-Kultur auf MDF-Plat-ten von 25 Millimetern Stärke, die Front wird von einer Birke-Multiplex-Ebene

mit 30 Millimetern abgedeckt. Das Hochtonhorn drechselt Horn-Kultur-Chef Joachim Bembennek persönlich aus dem massiven Ahorn. Auch hat Bem-bennek für sich entdeckt, dass die kom-plette Innenverkabelung am besten vom Schweizer Studio-Ausrüster Vovox zuge-liefert wird. Dazu gibt es zwei kleine Zu-gaben, die der Beachtung lohnen. Die offensichtliche: Horn-Kultur lehnt die Ge-samtkonstruktion leicht zurück, was das Timing zwischen Mitten- und Hochtöner auch bei klassisch-dynamischen Laut-sprechern verbessert. Subtext: Die In-formationen des schnelleren Hochton-horns erreichen etwas später das Ohr als die der Mittenmembran – was zu-sammen zur punktgenauen Zeitgleich-heit führen soll. Die zweite Zugabe fin-det sich auf der Rückseite: Hier hat Joa-chim Bembennek einen kleinen Dreh-knauf eingelassen, über den sich die Hö-henbrillanz reduzieren oder anheben lässt. Unser Tipp: Die Einstellung „11

SCHLANKE ERSCHEINUNG: Trotz ihrer kompakten Außenmaße hat Horn-Kultur ein komplettes Basshorn im Inneren verstaut, das auf einen Diffusor der Bodenplatte stahlt.

HANDARBEIT EINS: Der Horn-Kultur-Chef drechselt

jedes Hochtonhorn persönlich von Hand. In der BiCorn setzt es

oberhalb von 10 000 Hertz ein.

Die Bicorn von Horn-Kultur fällt bei welligem Frequenzgang im Bass recht früh ab (-6 dB bei 75 Hz) und erreicht beim mittleren Kennschalldruck von 81 dB (AK 75) keine horntypisch hohen Werte. Das Impedanzminimum liegt zudem bei nur 2,4 Ohm. Die Maximallautstärke geht mit 99 dB in Ordnung, auch hier liegen die anderen Testkandidaten vorn.

MESSLABOR

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /201644

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AUDIOGRAMMÅ herausragend

plastisch, enorm weites Klangbild, zum Hineingreifen reich

Í–

Neutralität (2x) 98Detailtreue (2x) 98Ortbarkeit 98Räumlichkeit 97Feindynamik 97Maximalpegel 93Bassqualität 92Basstiefe 91Verarbeitung überragend

KLANGURTEIL 96 PUNKTEPREIS/LEISTUNG ÜBERRAGEND

STECKBRIEFHORN-KULTURBICORN

Vertrieb Horn-Kultur 02295 908 9342

www. horn-kultur.deListenpreis 4000 EuroGarantiezeit 3 JahreMaße B x H x T 20 x 89 x 27 cmGewicht 20 kgFurnier/Folie/Lack • / – / •Farben Weiß, Schwarz, WunschfarbenArbeitsprinzipien Zweiwege, KugelwellenhornRaumanpassung –Besonderheiten Höhenanpassung

HANDARBEIT ZWEI: Hier lohnt der Spieltrieb – Hornkultur hat einen Regler in das Ter-minal eingelassen, über den sich die Höhenbrillanz feinjustieren lässt. 0 Dezibel liegen auf 12 Uhr an. Unser Tipp: ein kleiner Dreh nach links zeitigte das harmo-nischste Klangbild.

Uhr“, leicht unter der absolut Waagrech-ten tönte in unserem Test am besten.

Das klingt auf dem Papier äußerst sachlich. Doch im Hörraum zeigte die Bi-Corn vor allem emotionale Qualitäten: Das war ein Klangfest, zum Hineingrei-fen reich und plastisch. Man spürte, dass neben großem technischem Know-how auch etliche Stunden aktives Hör-Tuning eingebracht wurden. Wieder ein-mal bemühten wir die Luxuseinspielung der Sibelius-Symphonien unter Herbert von Karajan (EMI). Die BiCorn stellte das Cinemascope-Panorama mit erstaunli-cher Weite auf – ein hoher Faszinations-grad. Dazu fiel auf, dass sie erstaunlich wenig fixierte – der Sweet Spot war weit und ließ auch Mithörer auf dem Sofa zu. Dazu kam der ganz feine Umgang mit dynamischen Schattierungen. Wie sie die Karajan-Aufnahme prachtvoll aus-stellte, das muss man als Lautsprecher erst einmal bewältigen können. Über-haupt: Von der Abbildung her würden

wir diesen Lautsprecher jedem Tonstu-dio der Welt empfehlen, auch im Nahfeld machte sich die BiCorn wunderbar.

Beherrscht sie auch den Fun-Faktor, versteht die BiCorn Spaß? Und wie. Wir haben eine unserer jüngeren Lieblinge ausgesucht: Eine Live-Aufnahme von Sara K., perfekt aufbereitet von den Stockfisch-Studios in Northeim. Da hat-te die Wiedergabe der Singstimme Wär-me und innere Harmonie, unterstützt vom Drive der Gitarrensaiten. On top die Aura des Live-Erlebnisses. Die BiCorn hatte Gespür und zugleich lustvollen Druck – ein Idealbeispiel für die perfekte Balance aus Fein- und Grobdynamik.

Der Bass ging nicht ultratief, aber an-genehm konturstark. Wer partout mehr möchte, könnte beispielsweise den bau-verwandten Horn-Subwoofer CornuSub hinzugesellen, den Horn-Kultur gerade frisch entwickelt hat.

Insgesamt: Unser Tipp in diesem Test-feld, der klare Preis-Leistungs-Sieger.

Die perfekte Balance

aus Fein- und Grob dynamik

RAUM UND AUFSTELLUNG

Wandnah oder frei aufstellen, Brillanz durch Drehkopf regeln, Akustik neutral, Hörabstand ab 2,5 m.

K GMRaumgröße

T HAAkustik

D FWAufstellung

Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie auf Seite 124.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /2016 45

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ZINGALI ZERO SEI4000 EURO

Lange Zeit war Zingali wie vom Erd-boden verschluckt. Zwar wurden die begehrten Wandler noch ge-

baut, doch für Deutschland fand sich kein Importeur. Nun ist Zingali wieder da, gegenwärtig im Vertrieb des Röhren-herstellers Cayin. Ein Grund dafür ist die einfache Feststellung, dass die Hörner eben gut mit der Röhrenelektronik des Hauses harmonieren. Glauben wir gerne – in unserem Quertest genügten sogar überraschend leichtgewichtige Röhren-verstärker, um die Zero Sei glaubwürdig anzutreiben.

Wovor stehen wir hier überhaupt? Vor einem Zweiwege-Lautsprecher mit Zin-galis hauseigenem Omniray-Horn. Eine ebenso etablierte wie aufwendige Kons-truktion. Zingali fräst das Horn aus den massiven Holz und legt ins Zentrum eine Titaniumkalotte, einen sickenlosen Ring-treiber. Als Tief-Mitteltöner schwingen zwei klassische Papiermembranen. Alle Chassis kauft Zingali im PA-Bereich zu,

Mit der Entscheidung, im Tiefton auf Bassreflex zu setzen, erreicht die Zingali Zero Sei die tiefste Grenzfrequenz (54 Hz bei -6dB) im Testfeld, der Frequenzgang zeigt Loudness-Charakteristik. Bei mittlerem Kennschaldruck von 87 dB (2 V/1 m/AK = 53) und bei der Maximallautstärke von 104 dB liegt sie im Bereich guter Bassreflexboxen.

MESSLABOR

und zwar beim ebenfalls italienischen Hersteller Eighteen Sound. Auch eine Bassreflexöffnung ist an Bord, jedoch nicht offensichtlich: Die Energie wird über eine zentral im Boden verankerte Öffnung an die Unterseite abgestrahlt.

Das Design des Lautsprechers könnte einer Bauhaus-Ausstellung entsprungen sein – alles sehr klassisch, sehr gerad-linig. Die Italiener können aber auch an-ders: Am Firmensitz südlich von Mailand entstehen mitunter großformatige Hör-ner in barocker Fülle. Hier jedoch zeigt sich die schönste Form der Sachlichkeit.

Nebenbei: Der feine Firmenname wur-de von keinem PR-Berater erfunden. Es ist ganz schlicht der Familienname von Giuseppe Zingali, der seine Manufaktur bereits 1986 gründete. Die Zero Sei ist Familienmitglied der günstigen Einstei-gerserie des Hauses.

Die ersten Takte zeigten eine hochle-bendige, beinahe quirlige Box. Das war überaus antrittsschnell. So flott flogen

SCHÖNSTE SACHLICHKEIT: Die schlanke Höhe und die abgerundeten Seitenwangen verleihen der Zingali den Hauch feinsten, klassischen Designs.

DRUCKKAMMER: In der Höhe lässt Zingali eine Titaniumkalotte schwingen,

alles berechnet und auch von der Weiche gesteuert nach dem hauseige-

nenen „Omniray“-Prinzip.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /201646

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AUDIOGRAMMÅ sehr ansprechender

Mix aus Analyse und innerer Harmonie – dazu überraschend pegelfest

Í–

Neutralität (2x) 95Detailtreue (2x) 94Ortbarkeit 93Räumlichkeit 93Feindynamik 94Maximalpegel 94Bassqualität 95Basstiefe 93Verarbeitung sehr gut

KLANGURTEIL 94 PUNKTEPREIS/LEISTUNG SEHR GUT

STECKBRIEFZINGALIZERO SEI

Vertrieb Cayin Audio Distribution 06174 9554412

www. zingaliacoustics.comListenpreis 4000 EuroGarantiezeit 5 JahreMaße B x H x T 21,5 x 100 x 34 cmGewicht 20 kgFurnier/Folie/Lack • / – / •Farben Weiß, Schwarz, ivoryArbeitsprinzipien Zweiwege, BassreflexRaumanpassung –Besonderheiten Bi-Wiring-Terminal

uns die Saiten-Impulse des Live-Albums „Horse I Used To Ride“ von Sara K. sel-ten entgegen. Fast ein Larger-than-life-Effekt, hart an der Grenze zum Realen, aber sehr schön. Auch die Stimmwieder-gabe wirkte hell, anspringend, brillant.

Was diese tendenzielle Helligkeit er-schuf: ein überaus transparentes, weites Klangbild. Doch wie viel Fundament lag darunter? Wir bemühten eine unserer Lieblingseinspielungen: Verdis Requiem, dirigiert von Sir Georg Solti. Die Decca-Tontechniker zelebrieren hier den haus-eigenen, fülligen, hochdynamischen Klang. Beim Schlag der Großen Trommel geht so manchem Lautsprecher die Luft aus. Die Zero Sei nahm’s gelassen, nicht ultratief, aber doch markant mit starkem Oberbass. Als etwas später Luciano Pa-varotti sein „Ingemisco“ anstimmte, flirrte die Luft vor Energie – erstaunlich, welch metallischen Glanz die Zingali auf Pavarottis Stimmbänder legte. Die Or-chesterabbildung gestaltete sich weit,

aber nicht ausufernd in den räumlichen Details. Insgesamt ein eher kompakter, doch druckvoller Klangeindruck. Wobei auffiel, dass die Zero Sei auch richtig laut konnte – für Lauthörer der große Tipp in diesem Testfeld.

Doch wo bleibt das Paradefeld des Horns? Wie sieht’s mit der Luftigkeit in der Höhe aus? Ja, diese Zingali zeigte eine klare Betonung auf den Höhen. Das war brillant, nicht über die Maßen hell, dafür schnell und konturenstark. Gerade diese Schnelligkeit veränderte so man-ches Bild, das wir bislang von einer Auf-nahme hatten, etwa von George Harri-sons „Something“ im neuesten Beatles-„1“-Remaster. Die Zingali analysierte den Mix vorbildlich, legte großen Wert auf Paul McCartneys Bassfiguren und noch mehr auf Harrisons Singstimme in den feindynamischen Unterschieden. Ein Lautsprecher, der analysieren kann und zugleich harmonisch klingt.

Metallischer Glanz auf Pavarottis Stimmbändern

RAUM UND AUFSTELLUNG

Wandnah oder frei aufstellen, Brillanz durch Anwinkeln zum Hörer regeln, Akustik neutral, Hörabstand ab 2,5 m.

K GMRaumgröße

T HAAkustik

D FWAufstellung

Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie auf Seite 124.

GROSSES AUFGEBOT: Als einziger Hersteller in diesem Testfeld setzt Zingali auf ein Bi-Wiring-Konzept.

GROSSFORMATIG: Die Bass reflexöffnung sitzt gen Boden, mit passgenauer Ausspa-rung der Bodenplatte.

PARALLEL GESCHALTET:

Für Tiefe und Mitten gibt’s zwei klassische

Papiermembranen.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /2016 47

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ZU AUDIO UNION MK II SUPREME MOC4000 EURO

Vorsicht – dieser Lautsprecher ist eine Zicke. Extrem im Guten wie im Bösen. Man braucht schon

ein Händchen, um ihm sein volles Poten-zial zu entlocken, oder vielmehr den rich-tigen Verstärker. Weshalb der deutsche Vertrieb uns gleich den Leben-Röhren-verstärker CS300XS in das Testpaket packte, nach dem Motto: Hört bitte nur mit diesem Verstärker. Warum? Weil der Dämpfungsfaktor entscheidet. Liegt zu viel Dämpfung von den Endstufen an, kommt dieser Lautsprecher nicht auf Touren – er klingt wie ein Boxermotor mit dem falschen Treibstoff. Genau das ist uns passiert, als wir unseren T+A-Re-ferenzverstärker vorgeschaltet hatten. Da war nichts – kein Drive, kein Spaß, keine Auflösung.

Was hatten die Jungs von Zu Audio nur im Sinn, als sie diesen Lautsprecher entwickelt haben? Zudem verblüfft der lange Name: Der Union MK II Supreme MOC ist eine Sonderschöpfung, die es

Die Zu Audio Union MK II Supreme MOC wird dem Image von Hörnern gerecht. Mit 92 dB Kennschalldruck (AK = 36) zeigt sie hohen Wirkungsgrad, auch der Maximalschalldruck ist mit 113 dB heftig. 62 Hz Grenzfrequenz (-6 dB) gehen für den guten Wirkungsgrad in Ordnung, die Welligkeit im Mittelhochtonbereich ist typisch für die Konstruktion.

MESSLABOR

nur in Deutschland und nur hier für den deutschen Vertrieb gibt.

Als nächstes irritiert der Blick auf die Details: Ist das ein Breitbänder? Falsch: Wir lauschen hier einem Koax-Gebilde der besonderen Art. In seinem Inneren waltet ein Horn, umschlossen von einem Tief-Mitteltöner mit Pappmembran. Das Hochton-Horn nutzt die erweiterte Horn-führung im Zentrum der Pappmembran. Das muss man sich erst einmal aus-denken können.

Wer steht hinter Zu Audio? Am besten stellt man sich ein Team von US-ameri-kanischen Jungs vor, die ihrem Spieltrieb nachgehen und sich im Fundus profes-sioneller PA-Systeme bedienen. So stammt das große, schwere Horn vom Hersteller Radian, die Koax-Umfassung wiederum vom Hersteller Eminence, der wiederum mit Vorliebe Gitarrenverstär-ker baut. Wer hinter die Pappmembran schaut, entdeckt einen superstarken An-trieb, der jede Menge Wirkungsgrad ver-

DOPPELTER ZUGANG: Die Zu Audio lässt sich über klassische Schaub-

terminals mit dem Verstärker verbinden oder – nach Ansicht der Entwickler

besser – über einen Neutrix-Port.MONOLITH: Die Union Supreme ist exakt so breit wie tief, was zum charakteristischen wuchtig-monolithischen Eindruck führt.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /201648

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KOAX DER BESONDEREN ART: Ins Innere des Bass-Mitten-Konus’ hat Zu Audio ein Hochton-Horn integriert. Die Papiermembran agiert als Erweiterung des Horn-Munds. Das ergibt eine Punktschallquelle mit hohem Energie-Output.

AUDIOGRAMMÅ wunderbar dynami-

scher Lautsprecher, zupackend, spiel-freudig, mit hoher Abbildungspräzision

Í stark abhängig von der vorgeschalteten Elektronik

Neutralität (2x) 94Detailtreue (2x) 95Ortbarkeit 95Räumlichkeit 94Feindynamik 94Maximalpegel 93Bassqualität 93Basstiefe 93Verarbeitung sehr gut

KLANGURTEIL 94 PUNKTEPREIS/LEISTUNG SEHR GUT

STECKBRIEFZU AUDIOUNION MK II SUPREME MOC

Vertrieb Mach One 0841 33670

www. machone-classics.comListenpreis 4000 EuroGarantiezeit 10 JahreMaße B x H x T 30,5 x 91,5 x 30,5 cmGewicht 25 kgFurnier/Folie/Lack • / – / •Farben Schwarz, Ahorn, RAL-FarbenArbeitsprinzipien Zweiwege-KoaxRaumanpassung –Besonderheiten –

spricht. Doch wie einen anspringenden Tiefbass daraus zaubern?

Hier setzt das Team auf das hauseige-ne Konzept eines „Zu-Griewe electro-acoustic loading“. Hinter dem Phantasie-wort steht eine besondere Interpretation des Bassreflex-Konzepts. Die Bassinfor-mationen werden im Gehäuse verstärkt und gen Boden geleitet, vier Schlitze las-sen hier die Energie ausströmen. Ein fili-granes Unterfangen, bei dem die Spikes nicht zu hoch sein sollten und der Tep-pich nicht zu flauschig.

Nochmal: Der Wirkungsgrad ist fan-tastisch, das Klangpotenzial riesig – wenn die Elektronik mitspielt. Extreme Wattzahlen braucht es nicht, wichtiger ist ein niedriger Dämpfungsfaktor, wes-halb der mitgebrachte Leben-Verstärker des deutschen Vertriebs sich als idealer Zuspielpartner erwies. Das kann man gar nicht genug betonen – hier wandelte sich ein Lautsprecher vom grauen Ent-lein (an großformatigen Transistoren)

zum schönen Schwan (an kleinen Röh-ren). Und wieder legten wir eine der bes-ten Testaufnahmen für Feindynamik in den Player: Das Quartetto Italiano wid-met sich den späten Streichquartetten Beethovens. Die Philips-Aufnahme ist ein Wunderwerk, das zeigt, wie viele In-formationen auf eine Silberscheibe – oder noch besser: eine Vinylscheibe – passen. Jeder Atem, jede Phrasierung ist präsent, dazu die perfekte Staffelung in der Räumlichkeit. An großen, ausge-glichenen Lautsprechern kann das ein Fest sein. An trägen Lautsprechern klingt’s eindimensional, an Show-Laut-sprechern wie eine aufgedrehte Spiel-uhr. Die richtige Balance muss her. Und genau darüber verfügte die Zu Audio in unserem Testlauf. Das war herausra-gend in der Abbildung, dazu fein gestuft in den dynamischen Werten.

Ein wirklicher Held unter den Laut-sprechern – jedoch nur, wenn auch die richtige Elektronik mitspielt.

Extreme Wattzahlen braucht es nicht,

denn die Dämpfung entscheidet

RAUM UND AUFSTELLUNG

Wandnah oder frei aufstellen, Brillanz durch Anwinkeln zum Hörer regeln, Akustik neutral, Hörabstand ab 2,5 m.

K GMRaumgröße

T HAAkustik

D FWAufstellung

Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie auf Seite 124.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /2016 49

Page 10: HIFI · SURROUND · HIGH END · MUSIK FASZINATION …muchow-hifi-records.de/uploads/images/pdf/Test _hornkultur-Bicorn... · hornmanufaktur marimba 6600

HORNMANUFAKTUR MARIMBA6600 EURO

Auf ihrer Webseite ruft uns die Hornmanufaktur zu: „qui habet aures audiendi audiat“ – „Wer

Ohren hat zu hören, der höre“. Ein Impe-rativ, der im Subtext besagt: Bei uns hört man das Besondere. Wie kommt die österreichische Firma zu diesem höchst mutigen Selbstverständnis?

Nun, dort forscht und baut man nur für ein Ziel: um die besten Hörner des Kon-tinents zu entwickeln. Dahinter steckt vor allem ein Herr namens Gerald Hüp-fel, der im schönen Südburgenland resi-diert. Hüpfel hat sich ein Netz von her-vorragenden Schreinern gesichert, die seine Entwürfe umsetzen. Wer der neu-en Marimba das erste Mal begegnet, staunt sofort über das Finish. Der Um-gang mit Holz ist Feinkost. Bei unserem Testmuster war es die rustikale Ast-eiche, die Händen und Augen schmei-chelte. Doch schnell tauchte die Kernfra-ge auf: Wo ist eigentlich das Horn? Wir sehen ein klassisch-dynamisches Chas-

Der Kennschalldruck der Horn Manufaktur Marimba liegt mit 88 dB (AK = 51) für ein Horn etwas niedrig. Der Frequenzgang ist bis 2 Kilohertz relativ ausgeglichen, darüber macht sich die sehr starke Bündelung des untypisch quer eingebauten Bändchens bemerkbar. Bass (-6 dB bei 105 Hz) hat die maximal 108 dB laute Marimba praktisch keinen.

MESSLABOR

sis auf den Hörplatz gerichtet, darüber ein kleines Hochtonbändchen in waage-rechter Befestigung. Das Geheimnis lüftet sich beim Blick auf die Rückseite: Gerald Hüpfel hat hier ein 2,6 Meter lan-ges Basshorn verstaut, das zur Rück-seite abstrahlt. Im Kern lauschen wir also einem unbegrenzten Breitbänder mit flankiertem Superhochtöner und backloaded Basshorn.

Das hat was. So eine Kombination ist selten. Hüpfel kombiniert damit vor al-lem die Vorteile einer Punktschallquelle, der Breitbänder wird komplett ungefil-tert angesteuert, einzig der Bändchen-hochtöner über 10 Kilohertz bleibt vor Überlastung geschützt. Das Breit bänder-Chassis gibt Hüpfel beim französischen Hersteller EMS in Auftrag und vertraut der dortigen Fertigung per Hand.

Klanglich offenbarte sich uns ein über-aus ausgeglichener Lautsprecher, der so gar nicht typisch nach Horn klang. Alles war fein inszeniert, ohne Einfärbungen

KANTIGE FEINKOST: Das Finish der Marimba ist einfach nur perfekt. Unser Testmuster faszinierte mit dem schönen Holzton „Asteiche“.

ZUGABE: Das kleine Bändchen

will die Hornmanu-faktur als Super-

hochtöner über 10 Kilohertz verstan-

den wissen.

RUNDE FEINKOST: Ebenfalls perfekt verarbeitet sind die punktgenau eingelassenen Rahmen um die Chassis herum.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /201650

Page 11: HIFI · SURROUND · HIGH END · MUSIK FASZINATION …muchow-hifi-records.de/uploads/images/pdf/Test _hornkultur-Bicorn... · hornmanufaktur marimba 6600

AUDIOGRAMMÅ harmonisch ge-

schlossen, vorbild-lich neutral, sehr fein der Umgang mit dynamischen Details

Í–

Neutralität (2x) 97Detailtreue (2x) 97Ortbarkeit 96Räumlichkeit 95Feindynamik 96Maximalpegel 95Bassqualität 95Basstiefe 95Verarbeitung überragend

KLANGURTEIL 96 PUNKTEPREIS/LEISTUNG SEHR GUT

STECKBRIEFHORNMANUFAKTURMARIMBA

Vertrieb Hornmanufaktur 0043 699 12738868

www. hornmanufaktur.atListenpreis 6600 EuroGarantiezeit 2 JahreMaße B x H x T 35 x 105 x 45 cmGewicht 27 kgFurnier/Folie/Lack • / – / •Farben europäische HolzartenArbeitsprinzipien Vollbereichshorn, Superhocht.Raumanpassung –Besonderheiten Basshorn

FAZIT

Das war ein hartes Testfeld, denn nicht alle Hornkonstruktionen fol-gen denselben Spielregeln und Klangidealen. Stark in unsere Gunst hat sich die Version von Horn-Kultur gespielt. Das war das luftigste, hochauflösendste Klangbild in unserem Test – unser Liebling, auch in Klangpunkten. Aber da ist auch der Charme des Koax-Chassis, das Zu Audio aus-strahlt. Oder die immense Tiefen-kraft des Basshorns der Hornma-nufaktur. Perfekt in der Mitte aller Ansprüche liegt Zingali. Trotzdem und abermals: Wenn es nur eine geben darf – der schmucke Stand-lautsprecher von Horn-Kultur ver-eint die höchsten Werte.

Andreas GüntherAUDIO-Mitarbeiter

aber mit erstaunlichem Druck im Tief-bass. Sehr geschickt hat die Hornmanu-faktur hier unterschiedliche Konzepte zum einen großen audiophilen Auftritt vereint, wobei alles erstaunlich unange-strengt bleibt. Die Marimba schwitzt nicht. Das zeigte sich wieder einmal bei den Sibelius-Symphonien unter Karajan. Da pulsierte insbesondere die Mitten-wiedergabe mit einer Leichtigkeit, wie wir sie selten gehört haben. Der Aufnah-meraum erschien allerdings nicht ultra-groß, die formatfüllende Sinfonie über-kam plötzlich die Aura von Kammermu-sik, es klang beinahe intim. Eine faszinie-rende Erkenntnis und fast eine Neuinter-pretation der Aufnahme.

Weshalb wir auch gleich mit Kammer-musik weiterhorchten. Die Aufnahmen des Quartteto Italiano von Beethovens späten Streichquartetten gehören zum Besten, was die Rubrik und die Tontech-niker zu leisten vermochten. Die Philips-Aufnahmen klingen alterslos, rauschfrei

und gefüllt mit höchster Luftigkeit und Spielfreude. Ein richtig guter Lautspre-cher muss den Instrumenten Korpus ver-leihen und die Saiten der ersten Geige jubeln lassen. Genau diese Kunst be-herrschte die Marimba. Ein sehr ent-spannter Lautsprecher, kein röhrender Platzhirsch. Was ideal auch den Live-Aufnahmen von Leonard Cohen zugute kam: Das hatte schönen Schub in den Bässen und dazu die Samtigkeit in der Singstimme des Altmeisters. In den bes-ten Momenten entfaltete sich Gänse-haut-Stimmung. Vor allem die Basskraft faszinierte. Das klang fast so, als ob sich ein geheimer Subwoofer im Raum ver-steckte. Sehr rund war der Bass, dabei staubtrocken bis in tiefste Regionen.

Im Sinne der harmonischen Geschlos-senheit war der Marimba einer der bes-ten Lautsprecher in diesem exklusiven Testfeld. Er bekommt nochmals eine laute Extra-Empfehlung für seine traum-hafte Verarbeitungsqualität.

Große Sinfonik mit der Aura

von Kammermusik

RAUM UND AUFSTELLUNG

Nicht zu wandnah, besser frei aufstellen, Brillanz durch an-winkeln regeln, Akustik neut-ral, Hörabstand ab 2,5 m.

K GMRaumgröße

T HAAkustik

D FWAufstellung

Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie auf Seite 124.

KRAFT DER TIEFE: Zur Rückseite unterhalb des

Terminals liegt die Öffnung des Basskanals, der eine Strecke

von 2,6 Metern zurücklegt.

Lautsprecher › STANDBOXEN

www.audio.de ›04 /2016 51