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FALTER HEUREKA Erscheinungsort: Wien P.b.b. 02Z033405 W Verlagspostamt: 1010 Wien laufende Nummer 2401/2013 ie Kinder stressgeplagter Müer wachsen schneller – zumindest bei den Rothörnchen Was Studentchen nicht lernt, lernt der Professor nie mehr: Wissenschaſt verständlich zu machen Landwirtschaſt ist sakrosankt Der Ökologe Josef H. Reichholf über echten ökologischen Wahnsinn ILLUSTRATION: GERALD HARTWIG/WWW.ZEICHENSTRICH.DE Das Wissenschaſtsmagazin Nr. 2/13 Warum tun sich die meisten Wissenschaſter schwer, ihre Forschungen zu erklären? Ganz einfach deshalb, weil sie es bei uns nie richtig gelernt haben D Wissenschaftskommunikation. Wie bitte, was?

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HEUREKA 2/13

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Page 1: HEUREKA 2/13

FALTERHEUREKA

Erscheinungsort: Wien P.b.b. 02Z033405 WVerlagspostamt: 1010 Wien laufende Nummer 2401/2013

ie Kinder stressgeplagter Mü� er wachsen schneller – zumindest bei den Rothörnchen

Was Studentchen nicht lernt, lernt der Professor nie mehr: Wissenscha� verständlich zu machen

Landwirtscha� ist sakrosankt Der Ökologe Josef H. Reichholf über echten ökologischen Wahnsinn

I L L U S T R A T I O N : G E R A L D H A R T W I G / W W W . Z E I C H E N S T R I C H . D E

Das Wissenscha� smagazin Nr. 2/13

Warum tun sich die meisten Wissenscha� er

schwer, ihre Forschungen zu erklären?

Ganz einfach deshalb, weil sie es bei

uns nie richtig gelernt haben

ie Kinder ie KinderD

Wissenschafts kommunikation. Wie bitte, was?

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In der Schule gefällt Roman Chemie besonders gut. Doch die praktische Anwendung hat ihm gefehlt. Vergangenen Sommer ist es dann so weit: Roman untersucht für eine Zuckerfabrik verschiedene Rohstoffe. Nun möchte er unbedingt selbst in die Forschung.

Roman Stohl, Schüler

Mein Praktikum für die Zukunft

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C h r i s t o p h K r a t K y

K ommunikation ist in der Wissen-schaft genauso wichtig wie der

Erkenntnisgewinn an sich. Schlaue Einsichten oder bahnbrechende Be-obachtungen werden erst dann zur Wissenschaft, wenn sie der Commu-nity zur Kenntnis gebracht wurden. Da die modernen Wissenschaften ein weltweites Phänomen sind, sind auch die Prinzipien des wissenschaftlichen Publizierens in Europa dieselben wie in Amerika oder Asien. Allerdings gibt es sowohl fach- als auch länderspezi-fische Unterschiede.

In den Natur-, den Lebenswis-senschaften und der Medizin werden fast ausschließlich Zeitschriftenartikel publiziert – in Englisch. Publikatio-nen in anderen Sprachen gibt es zwar noch, sie fristen aber bestenfalls ein Nischendasein.

In den Geistes-, Kultur- und zum Teil auch in den Sozialwissenschaften werden hingegen vorwiegend Mono-grafien in der jeweiligen Landesspra-che veröffentlicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: In einigen Fachgebieten erwartet man nur eine nationalspra-chige Perzeption, in anderen wird der Sprache eine weit über die reine Kom-munikationsaufgabe hinausgehende Bedeutung zugemessen. Schließlich spielen auch historische und kultu-relle Gründe eine Rolle.

Neben der Informationsverbreitung spielt das wissenschaftliche Publizie-ren eine zentrale Rolle für die Karri-ereentwicklung. Bei jedem Karrier-eschritt ist die wichtigste Frage jene nach Quantität und Qualität der wis-senschaftlichen Publikationen der in Frage stehenden Person. Das Kri-terium „Qualität“ sollte die Signifi-kanz und Originalität der veröffent-lichten wissenschaftlichen Ergebnis-se widerspiegeln; in der Praxis be-gnügt man sich jedoch meist damit, das Renommee der Formate, der Ver-lage, bei denen die Ergebnisse veröf-fentlicht wurden, als Beurteilungskri-

Weil ja bei vielen Zeitgenossen der Wunsch nach geordneten Verhält-nissen herrscht und ein seltsames Sehnen nach Regimen aufkommt, die eine „ordentliche Beschäfti-gungspolitik“ machen, setze ich gern eine kurze Information über eben jenes Regime hin, das vielen unter uns offenbar immer noch am Herzen liegt. Sie soll auch ein bisschen Licht in deutsche Geldverhältnisse bringen. Das schlechte Gewissen, das man dort und hierzulande hat, weil sich Griechen, Irländer und andere Europäer bis zum Gehtnichtmehr einschränken müssen, damit unse-re Banken unsere Einlagen garan-tieren können, kann mit ein biss-chen Erinnerung vielleicht noch verstärkt werden. In der New York Review of Books schreibt Robert Kuttner:„Die Alliierten schrieben nach dem Krieg 93 Prozent der Schulden ab, die Nazideutschland angehäuft hatte. Schon 1939 betrug das Verhältnis in Deutschland von Schulden zu Bruttonationaprodukt 675 Prozent. In den frühen Fünfzi-gern hatte Deutschland durch den Schuldenerlass weniger Schulden als die meisten Alliierten. Dieser Akt makroökonomischer Gnade ist aus dem Gedächtnis der gegenwär-tigen deutschen Austeritätspolizei verschwunden. Welche fiskalischen Sünden die Griechen auch immer begangen haben, die der Nazis waren viel schlimmer.“

Kommentar Editorial

Inhalt Erforscht das ZellwachstumManuela BaccarinistimmversagenUnd was Östrogen damit zu tun hatGestresste schwangereUnd die Folgen für den Nachwuchs im Münzkabinett des KhMNumismatik ändert Geschichtsbild

WissenschaftskommunikationDer Countdown zum ThemaBoulevard & WissenschaftWie man richtig kommuniziertWissenschaftskommunikationDas große SchweigenJournalismus versus prWer covert Wissenschaft besser?

Wissenschaftsvermittlungund ihre Formen in ÖsterreichWissenschaftskommunikation: GlossarVom Blog bis zur WissenschaftsspracheLandwirtschaft ist sakrosanktGespräch mit dem Ökologen Josef. H. ReichholfGedicht, hEUrEKa-rätsel, Kommentar Bücherverbrennungen

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terien heranzuziehen. Das führt in vie-len Fachgebieten zu einer problemati-schen Überbewertung bibliometrischer Indikatoren.

Aus der Diffusion wissenschaftli-cher Erkenntnisse und Ergebnisse ist das Internet nicht mehr wegzudenken. Gedruckte Zeitschriftenartikel findet man immer weniger; das Internet ist im Vormarsch, mit dem Ergebnis, dass in den letzten Jahren die „Open-Ac-cess-Bewegung“ mit ihrer Forderung nach freiem Zugang zu sämtlichen wissenschaftlichen Ergebnissen einen

Wissenschaftliches Publizieren C h r i s t i a n Z i L L n E r

immensen Aufschwung genommen hat. Dies wird – ähnlich wie in der Musikindustrie – zu einer Änderung der Geschäftsmodelle wissenschaft-licher Verlage führen.

Finkenschlag Handgreifliches von Tone Fink www.tonefink.at

Christoph Kratky ist Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich FWF

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Falter 22a/13 herausgeber: Armin Thurnher Medieninhaber: Falter Zeitschriften GmbH, Marc-Aurel-Straße 9, 1010 Wien, T: 01/536 60-0, E: [email protected], www.falter.at herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H. redaktion: Christian Zillner Fotoredaktion: Karin Wasner produktion /Grafik: Reini Hackl Korrektur: Martina Paul Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau DVr: 047 69 86. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.

Impressum

HeUreka ist eine entgeltliche

Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit

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Aus WissenschAft und forschung4 F A L T E R 2 2 / 1 3 heureka

Kopf im Bild

Jungforscherinnen

Signale der Zelle verstehen Manuela Baccarinis Forschungs-gruppe an den Max F. Perutz Laboratories, einem Joint Venture der Uni Wien und der MedUni Wien, hat einen neuen Mechanismus ent-deckt, über den zwei Signalwege zur Steuerung von Zellwachstum und -überleben miteinander verknüpft sind und reguliert werden. „Unsere Arbeit zeigt, dass Botenproteine in der Zelle mehr Funktionen haben können, als man früher dachte“, erklärt die Professorin für Zelluläre Signalübertragung und stellver-tretende Direktorin des Zentrums für Molekulare Biologie. „Manche dieser Funktionen sind völlig unerwartet und können Therapien, die Botenproteine stilllegen sollen, maßgeblich beeinflussen und im Extremfall sogar zum Scheitern bringen.“ Die im Fachjournal Mole-cular Cell publizierten Forschungser-gebnisse liefern neue Ansatzpunkte für individuelle Krebstherapien. Als Koordinatorin des internationalen Doktoratsprogramms „Molecular Mechanisms of Cell Signaling“ ist die gebürtige Römerin besonders stolz auf ihre engagierte Arbeits-gruppe, die zur Gänze aus PhD- und Masterstudenten bestand. „Das be-stätigt mich in meinem Bestreben, den wissenschaftlichen Nachwuchs auf höchsten Niveau zu fördern.“

T E x T : U S C h i S o R Z

F o T o : K A R i N W A S N E R

U S C h i S o R Z

D iese DoktorandInnen forschen im Rahmen des PhD-Programms

des IMP (Forschungsinstitut für Mo-lekulare Pathologie) an grundlegen-den Fragen der Biologie.

Johannes Grießner, 24, iMP und MedUni Wien„Emotionen sind vielleicht der fundamentalste Teil un-seres Selbst“, sagt Johannes Grießner. „Und immer noch ist unklar, wie Psychopharma-ka, die wir einsetzen, um Emotio-nen zu steuern, neuronale Schaltkrei-se im Gehirn beeinflussen.“ Mit die-ser Thematik beschäftigt er sich am Beispiel der Erweiterten Amygdala. An seiner Dissertation „Genetische Untersuchung von Angstschaltkrei-sen und deren Beeinflussung durch

Psychopharmaka“ arbeitet Johannes Grießner im Rah-men einer Kooperation der MedUni Wien mit dem IMP. Resultate könnten helfen, bessere Angriffspunkte für angstlösende Me-dikamente zu finden. „Ich lerne aber

auch, wie einzelne Bausteine des Gehirns zusammenspielen, um

etwas zu erzeugen, das wir als Gefühl wahrnehmen“, ergänzt er. „Noch vor weni-gen Jahren hätte ich es mir

nicht träumen lassen, einmal an so etwas Grundlegendem zu

arbeiten.“

Juliane Tinter, 32, iMP und Uni WienJuliane Tinter interessiert, wie sensorische Reize im Gehirn ver-arbeitet werden und wie Wahrneh-mung entsteht. „Es gibt ja zahlreiche Beispiele optischer oder akustischer

Täuschungen, die zeigen, dass das Gehirn kein passi-ver Empfänger von Außen-

reizen ist, sondern aktiv in-terpretiert und formt, was wahr-

genommen wird“, erklärt die Mole-kularbiologin. In ihrer Dissertation „Die Rolle des auditorischen Kor-tex bei der Wahrnehmung und dem Erlernen akustischer Reize“ vergleicht Juliane Tinter durch Geräusche er-zeugte Hörerfahrungen von Mäusen mit Wahrnehmun-gen, die sie durch gezielte ar-tifizielle Stimulation neuronaler Zellpopulationen der Hörrinde verur-sachen kann. „Ich möchte durch mei-ne Forschungen Hirnleistungen besser verstehen, die es ermöglichen, sich in einer sich ständig ändernden Welt mit widersprüchlichen Reizen zurechtzu-finden“, sagt Tinter.

René Ladurner, 30, iMP und Uni Wien„Wenn ich Zellen am Mikroskop an-schaue, bin ich fasziniert von der Präzi-sion, mit der sich – ausgelöst durch ei-nen unsichtbaren Impuls – ihre Chro-mosomen teilen“, sagt René Ladurner. In seiner Dissertation erforscht er die

Grundlagen der Chromosomenko-häsion, die Chromosomen vom

Zeitpunkt der DNA-Replika-tion bis zu ihrer Teilung zu-sammenhält. „Zusammen mit Forschern auf allen Kontinen-

ten ein neues Puzzleteil dieses Prozesses aufzuklären, ist un-

glaublich herausfordernd.“ Um die Funktion der beteiligten Proteine zu verstehen, arbeitet er daran, diese zu visualisieren. „Dieses Verständnis soll eines Tages zu einem gezielten medi-zinischen Nutzen führen, denn Zelltei-lung ist auch maßgeblich an der Ent-stehung von Krebs beteiligt.“ F

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U s c h i s o r z

D er Brückenschlag zwischen Ma-thematik und Informatik lag bei

Stefan Hetzl nahe. „Schon als Kind hat mich die virtuelle Welt der Com-puter fasziniert“, erzählt der 31-Jäh-rige, der zunächst an der Wiener TU Informatik studiert hat.

Weil er dabei aber bald feststellte, dass ihn die Theorie am meisten an-zog, hängte er noch ein Mathematik-studium in Wien und Paris an. Sein heutiges Spezialgebiet ist die Lo-gik. „Viel theoretischer geht’s wohl nicht“, lächelt er. „Sie ist ja sozusa-gen die Lehre vom Denken selbst. Man sollte allerdings nicht verges-

sen, dass die meisten Anwendungen auf Grundlagenerkenntnissen basie-ren. Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“ Denn eine solche sagt uns etwas Fundamentales über die Wirklichkeit.

Seit April baut er an der TU Wien mit einer Förderung von 1,5 Mio. Euro eine Forschungsgruppe auf. Er ist einer der beiden Preisträger des „Vi-enna Research Groups for Young In-vestigators Call“ des WWTF-Schwer-punkts „Mathematik und …“. Hetzls Projekt zielt auf ein besseres Verständ-nis induktiver Beweise ab und könn-te dadurch in der Softwareverifikati-on Anwendung finden. „Wenn man et-was über ein Computerprogramm aus-sagen will, muss man in irgendeiner Weise induktive Beweise verwenden“, erklärt er. Mittels der Theorie forma-ler Sprachen wie Computer- oder Pro-grammiersprachen wird seine Grup-pe induktive Beweise analysieren und dazu auch die Verbindung zwischen der Beweistheorie und der Theorie for-maler Sprachen weiter ausbauen.

Bei Computertests kann man in der Realität nur endlich viele Eingaben tä-tigen, während die Möglichkeiten un-endlich sind. „Induktive Beweise er-lauben es aber, mit endlichen Ausdrü-cken etwas über unendliche Objekte auszusagen“, sagt Hetzl.

T o n i i n n a U e r

M eine Position ist die des Prak-tikers, der seine philosophi-

sche Grundausbildung während sei-ner Tätigkeit als Trainer, Sportmana-ger und Sportpolitiker nicht an den Nagel eines pragmatischen Zeitgeis-tes hängen wollte. Doch stößt Am-bivalenz angesichts der kommerziel-len Durchdringung des Sports besten-falls bei kritischen Journalisten oder außenstehenden Beobachtern auf In-teresse. Oft fühlt man sich als Spiel-verderber und irritiert eine verschwo-rene Gemeinschaft von Sport, Wirt-schaft und Medien.

Der Zeitgeist im globalen Sport, etwa repräsentiert durch die Olympi-schen Spiele, hat die Wandlungen und Dynamik der Wirtschaftswelt mitvoll-zogen und bei einigen Aspekten so-gar eine Vorreiterrolle übernommen. Mit der Bankrotterklärung alterna-tiver Gesellschaftsmodelle Ende der Achtziger fanden sich hemmungslos entfesselter Kapitalismus und Vertre-ters „des Sieges um jeden Preis“ im Sport. Der globale Sport, geprägt vom Fußball mit Fifa und UEFA, ist un-trennbar mit Wirtschaft und Medien verschachtelt, keine Rede mehr von „Eigenweltcharakter“.

Doch decken Unterhaltung, Ablen-kung und Profit den Anspruch einer Gesellschaft an den Spitzensport ab – oder darf man mehr verlangen?

Spitzensport und gerade die größ-ten und steinreichen Institutionen könnten es sich leisten, nicht nur Spiegelbild und hochtouriger Motor einer fragwürdigen globalen Wirt-schaftsdynamik zu sein, sondern ein Gegenentwurf für klug geregelten Wettbewerb. Ein Modell, in dem die Erfolgreichsten die Spielregeln nicht auf Kosten der Schwächeren umgehen. Die Gesellschaft braucht positive Mo-delle dafür, dass harte Wettbewerbe bei gegenseitigem Respekt durch Ta-lent, Kreativität, Nervenstärke und Trainingsfleiß entschieden wird. Der Spitzensport könnte liefern: Gelebter Respekt unter Konkurrenten und frei-williges Einhalten von Spielregeln als Sinnstiftung.

science Talk: sinn und Bewegung. Toni innauer, Karlheinz Töchterle und Gunter Gebauer, FU Berlin. 24.6. 2013, 19 Uhr. Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a.

sport

Mit der Beweistheorie aus der Logik in der Mathematik das Unendliche dar stellen

Sinn und Bewegung: Die Symbolwirkung des globalisierten Sports auf die Gesellschaft

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Tagtäglich benutzen wir unsere Stimme. Wir schreien, flüstern oder hauchen Wörter und ge-

ben dabei auch unsere psychische Ver-fasstheit preis. Wie sie klingt, hängt von vielerlei ab und wandelt sich im Laufe des Lebens. Die Sexualhormo-ne, vor allem das Östrogen, spielen dabei eine zentrale Rolle.

Bei Burschen und Mädchen ist die hormonell bedingte Veränderung der Stimme ein Zeichen für den Übergang zum Erwachsenen. Darüber hinaus ist bekannt, dass die Stimme auch wäh-rend des weiblichen Zyklus und der Schwangerschaft gewissen Schwan-kungen unterliegt. „In den Tagen um die Menstruationsblutung kann sie weniger voll und sicher klingen. Speziell Berufssprecherinnen, Schau-spielerinnen und Sängerinnen mer-ken das“, erklärt Markus Gugatsch-ka, HNO-Facharzt für Phoniatrie an der Klinischen Abteilung für Phonia-trie der Medizinischen Uni Graz.

Diese hormonbedingten Schwan-kungen werden auch als „Pre-Menstru-al Vocal Syndrome“ bezeichnet. Schon im 19. Jahrhundert war bekannt, dass Sängerinnen dann pausieren sollten, um das Risiko einer Stimmstörung zu verringern. Bei Frauen verändert sich die Stimme noch einmal in den Wech-seljahren und wird tiefer. Die Fach-leute gingen davon aus, dass Männer davon nicht betroffen sind. Wie sich rückblickend zeigt, befand man sich

mit dieser Annahme auf dem sprich-wörtlichen Holzweg.

Was passiert bei Männern zwi-schen 50 und 60 mit der Stimme – und womit hängt das zusammen? „Zuerst dachten wir, dass ein beson-ders niedriger Testosteronspiegel die Stimmänderung verursacht“, berichtet Gugatschka. Im Rahmen einer Studie brachten die Forscher dann Überra-schendes ans Licht: Zwar spielt Tes-tosteron beim Alterungsprozess des Mannes eine wichtige Rolle, wirkt sich aber nicht auf die Stimme aus.

Dafür hatten jene Männer, deren Östrogenspiegel im unteren Drittel war, eine um rund elf Hertz höhere Stimme als diejenigen mit normalem Hormonspiegel. Welche Schlüsse zog man daraus? Offenbar kann das als „Greisendiskant“ bekannte Phänomen, wobei die männliche Stimme mit zu-nehmendem Alter (um die 80) brüchig und höher wird, früher auftreten.

Ist der Mann noch berufstätig, etwa in einem Beruf, wo eine leistungsfähi-ge Stimme notwendig ist, kann das die Lebensqualität beeinträchtigen und das Entstehen von Stimmstörungen begünstigen. Um dem vorzubeugen, empfiehlt Elke Brunner, Logopädin an der Medizinischen Universität Graz, das Bewusstsein für die individuelle Leistungsfähigkeit der Stimme schon früh zu schärfen und auf „die unter-schiedliche Belastbarkeit in den Le-bensphasen Rücksicht zu nehmen“.

Phoniatrie

Versagt der Diva Stimme, ist Östrogen im SpielUnd bei älteren Männern? Testosteron hat keine Wirkung auf die stimme – das Östrogen im Manne aber schon

Mathematik

„Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“ Stefan Hetzl, Mathematiker an der TU Wien

„in den Tagen um die Menstruationsblutung kann die stimme weniger voll und sicher klingen.“ Markus Gugatschka, Facharzt für Phoniatrie an der Med-Uni Graz

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U s c h i s o r z

F ür eine wissenschaftliche Karrie-re braucht es einen langen Atem

und eine starke Motivation. Gut also, wenn eine Förderung für ambitionier-ten Nachwuchs genau da ansetzt, wo Forscherpersönlichkeiten es wirklich brauchen können: bei ihren individu-ellen Interessen und dem ökonomi-schen Background, um ihrer wissen-schaftlichen Neugierde bei der Dok-torarbeit ungebremst nachgehen zu können. Auf diese Weise will das neue Programm uni:docs der Univer-sität Wien ab heuer jährlich 25 exzel-lenten Doktoranden aller Disziplinen die ersten Schritte in den internatio-nalen Wettbewerb ebnen. Für das auf-wendige mehrstufige Auswahlverfah-ren gab es bei der ersten Ausschrei-bung, die Mitte März endete, über 200 Bewerbungen.

uni:docs ergänzt bereits erfolgrei-che Förderschienen wie die Dokto-ratskollegs des FWF und richtet zu-dem das Augenmerk – abweichend von den stukturierten, themengelei-teten Dissertationen – auf individu-elle, interessengeleitete Doktoratspro-jekte mit wesentlich mehr Freiheit bei der Themenwahl. Damit kommt das Programm den speziellen Bedürfnis-sen jener entgegen, die sich schon früh zur Wissenschaft berufen fühlen.

Mit diesem Ansatz ist die Uni Wien in Österreich bislang Vorreiter. „Kernstück ist die individuelle Dis-sertationsvereinbarung“, so Rektor Heinz W. Engl. „Sie legt die Rech-te und Pflichten eines early stage re-seachers fest.“

uni:docs-Doktoranden sind drei Jahre lang als wissenschaftliche Mit-arbeiter angestellt, statt Doktoreltern haben sie mehrere Betreuer. Das Kon-zept: wissenschaftliche Talente gezielt zu fördern und ihnen zu helfen, ihre Kompetenzen in Forschung und Leh-re zu erweitern sowie ihre Fähigkeit zur Wissenschaftskommunikation zu entwickeln.

Brief aus Brüssel

Neues Förderungs­programm für Doktoranden an der Universität Wien: uni:docs

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J o c h e n s t a d l e r

Wenn es im Wald gerammelt voll wird, haben schwan-gere Rothörnchen das Blut

voller Stresshormone. Davon bekom-men offensichtlich auch ihre Jungen in der Gebärmutter etwas ab, denn sie beeilen sich nach der Geburt mit dem Großwerden. Das erhöht ihre Chan-cen, trotz großer Konkurrenz den ers-ten Winter zu überstehen und das Er-wachsenenalter zu erreichen, berichtet ein internationales Team mit österrei-chischer Beteiligung in der Fachzeit-schrift Science.

Das Gemeine Rothörnchen lebt in den Wäldern Nordamerikas und sieht den hiesigen Eichhörnchen ähnlich. Es futtert am liebsten Fichtenzapfen. Sind im Herbst genügend davon vor-handen, wimmelt es im Frühling dar-auf nur so von Rothörnchen. Die Jun-gen, die nun geboren werden, müs-sen sich besonders schnell behaupten: Wenn sie bis zum Winter kein eigenes Revier erobert haben, haben sie keine Chance, ihn zu überleben.

Forscher um Ben Dantzer von der Michigan State University (USA) spielten einer Gruppe von schwan-geren Rothörnchen per Playback das Geräusch vor, mit dem die Nager ihre Revieransprüche geltend machen: ein Rattern, das an die Ratschenkinder zur Osterzeit erinnert. Damit gaukel-ten sie ihnen dicht gedrängte Umstän-de vor. Eine Kontrollgruppe von wer-

denden Rothörnchen-Müttern bekam hingegen Vogelgezwitscher zu hören.

Bei den schwangeren Tieren, die sich von großer Konkurrenz umge-ben glaubten, konnte Rupert Palme vom Department für Biomedizini-sche Wissenschaften der Veterinärme-dizinischen Universität Wien höhere Mengen an Stresshormonen (Gluko-kortikoiden) nachweisen. Ihre Spröss-linge wuchsen schneller, obwohl sie nicht mehr Futter bekamen. Dassel-be galt für die Jungen von Rothörn-chen, denen sie während der Schwan-gerschaft solche Hormone ins Futter mischten.

„Stresshormone haben oft einen schlechten Ruf, aber dies ist ein gu-tes Beispiel, dass sie wichtig für Or-ganismen sind, um eine ernste Situati-on zu überstehen“, erklärt Palme. Frei-lich sei es weniger gut, wenn die Dosis zu hoch ist oder man unter Dauer-stress steht.

So hat auch der Hormonschub im Mutterleib Spätfolgen für die Jungen, denn sie werden nicht so alt wie Tie-re, die in ihrer Jugend gemütlich und ohne großen Konkurrenzdruck ge-wachsen sind. Deswegen sei es wich-tig, dass die Mütter ihre Sprösslin-ge nicht immer stressen, so Palme. „Wenn es nicht so viele Rothörnchen gibt, ist es besser, man wächst gemüt-lich und lebt länger, dann hat man so-wieso sein Revier sicher“, sagte er.

e m i l y W a l t o n

D ie EU-Kommission hat dieser Tage verkündet, dass sie das Le-

ben der europäischen Bürger verein-fachen möchte, und zwar, indem Do-kumente (Geburts-, Heiratsurkun-den oder Meldezettel) künftig EU-weit anerkannt werden. Vielleicht soll es irgendwann sogar standardisierte, mehrsprachige Formulare geben, die nationale Urkunden ersetzen.

Eine Neuregelung der Dokumen-te. Das mag auf Anhieb nicht beson-ders sexy klingen, auch könnte der eine oder andere sich fragen, was da-ran „lebensvereinfachend“ ist.

Zur Veranschaulichung daher ein paar selbst erlebte Beispiele: Als ich (gebürtige Engländerin, seit 20 Jah-ren in Österreich) im Vorjahr einen Österreicher heiraten wollte, verlangte der Standesbeamte Meldezettel, Pass, Geburtsurkunde.

Ich hatte die Dokumente ordent-lich zurechtgelegt und überreich-te ihm meine Klarsichthülle. Er zog meine Geburtsurkunde, ein quadra-tisches Schriftstück, heraus. Zugege-ben, meine Geburtsurkunde ist schon etwas verblichen. Sie ist immerhin 30 Jahre alt. Der Standesbeamte hielt das Dokument hoch und runzelte die Stirn. Er sagte etwas von „Kaszettel“ und dass dieser „Wisch“ wohl beim besten Willen keine Geburtsurkun-de sein könne. Aber es war nicht das Urteil des Beamten, das zählte, son-dern die offizielle Beglaubigung: die Apostille.

Ich musste meine Urkunde (das Original!) nach England schicken, zu-dem einen Betrag von rund 60 Euro überweisen und dann zittern, ob ich das Schriftstück je wiedersehen wür-de. Es klappte, ich bekam den roten, siegelähnlichen Aufkleber. Die zustän-digen Stellen haben Übung: jährlich werden 1,4 Millionen Dokumente in der EU beglaubigt. Zurück also zum Standesbeamten, der mir nun endlich erlaubte zu heiraten.

Kurz darauf mieteten wir eine Wohnung in Brüssel. Ein Konto muss-te eröffnet werden, um die Kaution zu hinterlegen. Doch: Kontoöffnung ver-langt Meldebestätigung. Die österrei-chische. (Wie sollten wir denn eine andere haben?) Der Meldezettel wur-de von Wien gefaxt, in Brüssel aber nicht anerkannt.

Die Belgier glaubten, das Datum der Meldung, Juli 2010, sei der Tag, an dem wir uns in Wien abgemeldet hät-ten. Verwirrung auf der ganzen Linie, selbst der deutschsprechende Bank-beamte konnte lange nicht für Klä-rung sorgen.

Eine vernünftige EU-weite Aner-kennung von Dokumenten kann also allen nur Zeit und Nerven sparen. Und das Leben vereinfachen.

Biologie

Kinder gestresster Rothorn­Mütter wachsen schnellerdas Gemeine rothörnchen lebt in den Wäldern nord­amerikas und sieht den hiesigen eichhörnchen ähnlich

dissertationen

„Kernstück von uni:docs ist die individuelle Dissertations-vereinbarung“ Heinz W. Engl, Rektor Uni Wien

Wenn ihre mütter während der schwangerschaft gestresst waren, wachsen sie schneller, allerdings leben sie auch kürzer als nicht gestresste tiere

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S o n j a B u r g e r

Münzen üben auf Sammler wie For-scher eine besondere Faszination aus. Im Internet bestehen Foren,

wo sich Sammler, Händler und Numisma-tiker austauschen. Fotos von Münzen wer-den online gestellt und oft folgt eine fach-kundige Antwort, meist sogar inklusive geo-grafischer und zeitlicher Angaben.

Für viele Laien mutet dieses Gebiet den-noch antiquiert an und so zählen die Münz-kabinette von Museen oft zu deren unattrak-tivsten Bereichen. Dabei lässt sich über die wissenschaftliche Bestimmung von Münzen die Geschichte, Kunst und Ökonomie von Gesellschaften sehr gut rekonstruieren.

Mehr Forscher sehen mehr Die wissenschaftliche Vorgangsweise, spe-ziell die Methodik und die Deutung dessen, was auf den Münzen zu sehen ist, wurde laufend verbessert und die Interdisziplina-rität gewinnt ständig an Bedeutung.

Für den Numismatiker Matthias Pfisterer vom Kunsthistorischen Museum Wien war der Blick über die eigenen Fachgrenzen eine lehrreiche Erfahrung. Das Thema sei-

Münz’ und Kunst machen Geschichte anschaulich Im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums ist eine bemerkenswerte Schau zu sehen

nes vom FWF geförderten, mehrjährigen Forschungsprojekts ist die vorislamische Münz- und Geldgeschichte Pakistans und Nordwestindiens. Dies liegt in der Tradition des österreichischen Numismatikers Robert Göbl (1919–1997), einem Experten für die antike Münzprägung Mittelasiens.

Darüber hinaus setzte Pfisterers Team erstmals auf intensive Kooperation, unter anderem mit dem Institut für Geografie und Regionalforschung der Universität Wien. Diese Interdisziplinarität und die präzisen Zeichnungen von den vorhandenen Mün-zen der Künstlerin Theresa Eipeldauer er-möglichten Pfisterer eine genauere und an-schauliche Rekonstruktion der Herrschafts-strukturen der iranischen Hunnen. Diese hatten ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. weite Teile Zentralasiens vom heutigen Usbekis-tan bis zu Teilen Indiens erobert und präg-ten die Geschichte dieser Region.

Das Bild der Hunnen revidiert Schon Göbl stand vor dem Problem, dass die historischen Quellen über die irani-schen Hunnen entweder nur bruchstück-

haft existierten, oder eine negative Tendenz aufwiesen und die Hunnen als Barbaren darstellten.

„Münzfunde waren damals wie heute die einzige Chance, Herrschaftsstrukturen zu rekonstruieren, da Münzen überall zu finden sind“, erklärt Pfisterer. Ihm genügte es aber nicht, sich die einzelnen Münzen anzusehen, er wollte die Ikonografie und Symbolik quasi „sezieren“.

Unterstützt wurde er von Eipeldauer, die Zeichnungen für jedes wichtige Detail an-fertigte. Anhand derer revidierte er die An-nahme Göbls, dass viele der verschiedenen Porträts auf den Münzen einem einzigen Herrscher zuzuordnen sind.

„Jetzt ist belegt, dass gleichzeitig, aller-dings verteilt auf verschiedene Regionen, bis zu vier Herrscher regierten“, sagt der Numismatiker. Dies ist ein wichtiger As-pekt, um die Geschichte dieser Hochkul-tur besser zu verstehen. In einer multime-dialen Sonderausstellung im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums sind diese und andere neue Ergebnisse für die interes-sierte Öffentlichkeit zugänglich.

„Münzfunde waren damals wie heute die einzige Chance, Herrschaftsstrukturen zu rekonstruieren, da Münzen überall zu finden sind.“ Matthias Pfisterer, Numismatiker

urgeschichte & gendertheorie sowie numismatik

u S c H I S o r z

I m Elfenbeinturm wird man Timothy Tay-lor, Urgeschichteforscher und Genderthe-

oretiker, bestimmt nicht antreffen. „Wenn ich über die Kunst und das Theater des Paläolitikums rede, liegt es für mich nahe, selbst auch Theater und Kunst zu machen“, erklärt er seine Haltung, sich vielfältigen Einflüssen zu öffnen und diese in sein Le-ben und wissenschaftliches Werk einflie-ßen zu lassen.

eines seiner Kernthemen sind Identitäten. Als Urgeschichteforscher betrachtet Taylor das Leben der Menschen, ihre Riten, ihre Ab-hängigkeit von Material über eine lange Pe-riode. Geschlechterrollen seien seit Urzei-ten Konstrukte und teilweise austauschbar, ist er überzeugt.

Dementsprechend ist der Brite ein ve-hementer Gegner essenzialistischer Be-trachtungsweisen, die Männer und Frau-en auf ihr biologisches Geschlecht festle-gen. Darüber publiziert er in akademischen Schriften genauso wie in populärwissen-schaftlichen Büchern (The Buried Soul, Prehistory of Sex, The Artificial Ape). „Wis-senschaft hat die Pflicht, einen weiten Blick auf die Welt zu werfen und der Öffentlich-

„I do this because I like it“Timothy Taylor, Professor für urgeschichte des Menschen an der uni Wien, und sein weibliches alter ego Krisztina Tautendorfer

keit zu kommunizieren, was wichtig ist“, sagt Taylor, seit November Professor an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakul-tät der Uni Wien. Gemeinsam mit seiner Frau gibt er das Journal of World Prehistory heraus.

Über die Konstruktion von Identitäten spricht der 52-Jährige nicht nur, sondern entwi-ckelt auch gleich seine eigenen, die er bei Tagungen oder Kunstperformances nach au-ßen trägt.

Die Auffallendste davon ist sein weibli-ches Alter Ego Krisztina Tautendorfer. So hat Taylor/Tautendorfer in den letzten Jah-ren an drei von Hans Ulrich Obrist orga-nisierten „Marathons“ in London teilge-nommen, zu denen der renommierte Kura-tor regelmäßig an die 50 Künstler und In-tellektuelle einlädt, um Arbeiten zu einem bestimmten Thema zu zeigen.

Obwohl jedes Detail der Auftritte wohl-überlegt ist, geht es Taylor nicht darum, le-diglich Crossdressing zu präsentieren, son-dern um das offene Spiel mit Möglichkeiten und das Ausloten von Grenzen. „Natürlich ist nicht alles machbar“, betont er. „Genau-so wenig, wie ich Essenzialist bin, bin ich

so relativistisch wie manche Queertheoreti-ker.“ Als Vater könne er zum Beispiel nicht Nicht-Vater sein. „Es geht mir nicht um Lösungen, sondern um Entdeckungen. Ich mag den Prozess.“ Eine fix und fertige The-orie, die eindeutig zu Menschenleben passt, gebe es sowieso nicht.

Provokation – ganz im Sinne seines Inspi-rators Ludwig Wittgenstein – liebt Taylor. „Wittgenstein provokes me to think“, sagt er. „Lehrveranstaltungen hat er als Aben-teuer gesehen und seine Ideen dabei leben-dig entwickelt.“

So möchte er seine Vorlesungen – der-zeit etwa zu „Tod, Gender und Identität in der Urzeit“ – auch gestalten. Wie sein Idol ist er der Meinung, dass Deutungen in Re-lation zum Kontext stehen müssen. Oder, wie Krisztina Tautendorfer in ihrer „Memo-ry Marathon“-Performance in der Londo-ner Serpentine Gallery mit den Worten des Philosophen unterstreicht: „Auf die Denk-barkeit kommt es uns hier an, nicht auf die Wahrscheinlichkeit. Verstellen ist ja eben nur ein besonderer Fall, nur unter beson-deren Umständen können wir ein Beneh-men als Verstellung deuten.“

„Innerhalb eines bestimmten Spektrums kann man Identitäten ändern …

… Ich bin auch als Krisztina Tautendorfer ich, das ist keine Schizophrenie.“ Tim Taylor, Urgeschich-te- und Genderforscher,Uni Wien

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TiTel8 F A L T E R 2 2 / 1 3 heureka

WissenschafTskommunikaTion

400 000 Aufrufe pro Monat hat der erfolgreichste Wissenschafts-Blogger im deutschsprachigen

Raum, Florian Freistetter. Der österreichische Astronom und Heureka-Kolumnist (Seite 21) gewann 2012 den Deutschen IQ-Preis.

300 000 Interessierte werden Ende Juni bei „Effekte“, dem Festival der Wissenschaft, in Karlsruhe erwartet.

Wissenschaftsfestivals boomen in Deutschland.

100 000 Menschen besuchten im letzten Jahr Österreichs größtes Wissenschaftsereignis, die „Lange Nacht

der Forschung“. Dieses Forschungserleben der etwas anderen Art findet im Zwei-Jahres-Rhythmus statt und wird im April 2014 wieder veranstaltet.

21 000 Zeitschriften weltweit unterziehen eingesandte wissenschaftliche Artikel dem „Peer-Review“-

Verfahren. Dabei werden Beiträge von unabhängigen „Ebenbürtigen“ anonym begutachtet.

11 132 Publikationen haben Österreichs Forscher von Jänner bis Oktober 2012 verfasst. Schweizer Wissenschafter

publizierten dagegen fast doppelt so viele, nämlich 21. 796 Artikel.

10 000 Manuskripte reichen internationale Wissenschafter jährlich beim renommierten US-Magazin Science ein.

Acht Prozent werden veröffentlicht.

2012 gewann der Biochemiker Didac Carmona „Famelab“, einen der größten internationalen Wissenschaftswettbewerbe.

Der gebürtige Spanier forscht an der Karl-Franzens-Universität in Graz.

2001 veranstaltete die Universität Innsbruck erstmals eine „Junge Uni“, um Kinder für die Wissenschaft zu begeistern.

Seitdem gibt es über 120 Kinder-Uni-Projekte in Europa.

1994 starb Sir Karl Popper. Der Philosoph plädierte für eine verständliche Wissenschaftssprache und übersetzte Texte

von Jürgen Habermas und Theodor Adorno „fremdwörterfrei“ ins Deutsche.

1970 wurde das Ministerium für Wissenschaft und Forschung als dezidiertes Hochschulministerium gegründet. Davor

war Wissenschaft in Österreichs Regierung mit „Kunst und Kultur“ und von 1994 bis 2000 mit „Verkehr“ kombiniert gewesen.

1869 erschien die erste Ausgabe des britischen Nature. Das Wochenmagazin gilt weltweit als meist zitiertes

Wissenschaftsjournal.

214 Programmstunden widmen ORF eins und ORF 2, laut ORF-Pressestelle, jährlich dem Thema „Bildung und Wissenschaft“.

100 deutschsprachige Wissenschaftsblogs gibt es mittlerweile. Blogs gelten als wichtigstes Instrument zukünftiger

Wissenschaftskommunikation.

95 Prozent aller Studienergebnisse in psychologischen Magazinen sind positiv. Positive Resultate in der Medizin haben laut Uni

Hamburg eine drei Mal höhere Chance auf Veröffentlichung.

65 Prozent aller Wissenschaftsjournalisten und -journalistinnen in Österreich haben laut jüngster Umfrage des Medienhauses Wien

einen akademischen Abschluss. Das sind doppelt so viele wie in anderen Ressorts.

56 Prozent der Wissenschaftsjournalisten des Landes sind Frauen. Eine neue Studie zum Thema Wissenschaftsjournalismus wird

Ende Juni vom Medienhaus Wien präsentiert (mehr dazu auf Seite 14).

43,9 Prozent der Gesamtausgaben unseres Landes für Forschung zahlen österreichische Unternehmen. Im Magazin Science

müssen publizierende Wissenschafter finanzielle Förderer ihrer Arbeit per Formular bekanntgeben.

40 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren verkauft das deutsche Magazin Geo. Bis auf Zeit Wissen und Welt der Wunder erfahren alle

deutschen Wissenschaftstitel im Schnitt bis zu 30 Prozent Leserverlust.

30 Minuten dauert „Newton“, die einzige Wissenschaftssendung des ORF. Das Magazin erreicht im Schnitt 112.000 Zuseher.

4 Frauen wurden bisher „Wissenschafterin des Jahres“. Der Klub öster-reichischer Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten vergibt diesen

Titel seit 1994.

3 Minuten Zeit haben junge Wissenschafter bei „Famelab“, um ihr Forschungsthema einem breiten Publikum verständlich zu

kommunizieren.

2 Bücher haben die „Science Busters“ bisher veröffentlicht. Die Physiker Heinz Oberhummer, Werner Gruber und Kabarettist Martin Puntigam

machen seit 2007 Wissenschaftskabarett.

1 Prozent aller veröffentlichten naturwissenschaftlichen Beiträge wird in deutscher Sprache verfasst.

Der Countdown zum Thema

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TITELWISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION

HEUREKA F A L T E R 2 2 / 1 3 9

Zu den Illustrationen

Gerald Hartwig ist freischaff ender Künstler und Zeichner. Er lebt und arbeitet in Berlin. Seine erste Graphic Novel „Chamäleon“ ist vor Kurzem im Wiener Verlag Lu� schacht erschienen. Weitere Informationen und einen Einblick in sein Werk auf: www.zeichenstrich.de

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Wissenschaftskommunikation 10 F A L T E R 2 2 / 1 3 heureka

S a b i n e e d i t h b r a u n

Wir haben einen Overkill an Wis-sen: Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir, was wir nicht

wissen und desto unsicherer werden wir“, sagt Corinna Lüthje von der Universität Hamburg. Man müsse überlegen, was ver-stärkt in die Öffentlichkeit transportiert werde und was nicht. „Das betrifft vor al-lem Gesundheitskommunikation und The-men wie Risiken, Krisen und Technik.“

Hier werde die gesellschaftliche Forde-rung an die Wissenschaft immer stärker, Stichwort Wissenschafts-PR. Schwer ver-marktbare Forschung bleibt in der Schub-lade; Ressourcen, die für Marketing drauf-gehen, fehlen in Forschung und Lehre. Ist das gefährlich? „Ich glaube, das unterliegt einer Selbstregulation“, sagt Lüthje.

Abseits von Short-list-Stars, die immer wieder eingeladen werden, sich zu äußern, bieten vor allem Neue Medien Chancen, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. „Verstärkt tun das die Klimawissenschafter“, sagt Lüthje. Klimaforschung sei ein lang-fristiges Thema, eine „post-normale“ Wis-senschaft: Sie ist anwendungsorientiert und betrifft Politik wie Gesellschaft.

Klimaforscher wie Hans von Storch ge-hen via Blog selbst an die Öffentlichkeit, da sie mit der extremen Komplexitätsredu-

a n j a S t e g m a i e r

W issenschaftliches Schreiben in Natur-wissenschaften und Medizin heißt das

aktuelle Buch der Biologin, die selbst zehn Jahre wissenschaftlich gearbeitet hat. Sie sieht sich mit einem „rätselhaften Knack-punkt“ konfrontiert: Die Universitäten bie-ten jungen Wissenschaftern meist keine Hilfestellung beim Schreiben.

„Forschen hängt aber mit Publizieren zu-sammen, denn nur so können Daten ausge-tauscht und zitiert werden. Tatsächlich ist Publizieren genauso wichtig wie die prakti-sche Arbeit selbst“, sagt Eva Müller.

Aber nicht nur die Kommunikation in der Community ist existenziell, auch nach „außen“ muss die Botschaft stimmen.

„Es werden mehr Anträge gestellt denn je, bei der Bank muss vorgesprochen wer-den, ein Großteil der Stellen sind drittmit-telfinanziert.“ Hier brauchen wissenschaftli-che Texte eine Dramaturgie, die Daten und Fakten zu einer Geschichte verstrickt und spannend macht. Das entscheidet, ob man für sein Projekt Aufmerksamkeit und För-derung gewinnt.

zierung der journalistischen Berichterstat-tung unzufrieden sind. „Sie wollen nicht auf die Rolle des Überbringers apokalypti-scher Szenarien reduziert werden“, so Lüt-hje, denn dabei werde der eigentliche wis-senschaftliche Diskurs ausgeblendet. Muss man also streng unterscheiden zwischen se-riösem Wissenschaftsjournalismus und ge-fälligen Klima-Storys in Boulevardmedien? „Im Gegenteil“, sagt Lüthje, „man muss versuchen, die Dinge zu verbinden“. Jour-nalismus und Wissenschaft haben in der Gesellschaft unterschiedliche Aufgaben und folgen einer unterschiedlichen Logik.

„In Hamburg gibt es das Projekt Kli-makommunikation. Es ist kein klassisches Medientraining, sondern es beschäftigt sich mit der Verantwortung der Medien im Wis-senschaftsbereich und soll zum gegenseiti-gen Verständnis von Wissenschaftern und Journalisten beitragen.“ Das sei auch nötig: Der deutsche Ozeanograf Stefan Rahmstorf wurde z.B. von einer Journalistin verklagt, nachdem er in seinem Blog ihre Berichter-stattung kritisiert hatte.

Das ist auf ein Verständnisproblem zu-rückzuführen. „Wissenschaftliche Publika-tionen sind im Prinzip für jeden einseh-bar, aber das Problem ist, dass in Fachspra-chen geschrieben wird. Die sind effektiv, weil

Experten sich mit wenig Aufwand verstän-digen können, doch ein Journalist müsste selbst Wissenschafter sein, um sie decodie-ren zu können.“

Dazu kommt: Nicht jede wissenschaftli-che Publikation ist wirklich relevant. „Un-ser wissenschaftlicher Marktwert hängt von der Zahl unserer Publikationen ab. Wir sind gedrängt, Sachen auf den Markt zu werfen, um uns als Wissenschafter zu behaupten.“ Das kann zur Mehrfachverwertung führen, wobei ein Projekt in eine Vielzahl „kleinster publizierbarer Einheiten“ zerlegt wird („Sa-lamitaktik“). Dem externen Leser erschließt sich der Zusammenhang dann nicht mehr. Die DFG habe hier bereits eine Kursände-rung eingeleitet, indem sie die Zahl der An-gabe von Publikationen bei Drittmittelan-trägen limitierte. In allen Facetten werde Wissenschaftskommunikation immer wich-tiger, doch werde sie oft auf externe öffent-liche Kommunikation reduziert. Selbst die ist manchmal schwierig: In der klassischen Medienberichterstattung stellt die fehlende Aktualität von Forschungsberichten oft ein Hindernis dar. „Was intern publiziert wird, geht durch strenge Qualitätsprüfungskri-terien. Manche Projekte laufen über Jahre, das passt nicht mit dem Aktualitätsbegriff der Massenmedien zusammen.“

Schreiben ist wie ein Schnitzelrezept zu lerneneva müller, trainerin für wissenschaftliches Schreiben, coacht Wissenschafter beim Verfassen von Publikationen

Durch Aufenthalte in den USA, Kanada und Deutschland hat die Trainerin den Ver-gleich. An englischsprachigen Universitäten wird der Nachwuchs vom ersten Tag an auf das Publizieren hin ausgebildet.

In Deutschland sieht es dagegen ähnlich schlecht aus wie in Österreich. Allerdings haben sich dort Schreibzentren etabliert, in denen Geplagte Beratung bekommen. Die gibt es in Österreich leider viel zu selten.

Das hat fatale Folgen: Junge Wissen-schafter stehen oft bei der Diplomarbeit das erste Mal vor der Herausforderung, ei-nen wissenschaftlichen Text zu schreiben – und sind überfordert.

Hinzu kommt ein Mythos, der oft von Doktoreltern vermittelt wird: „Als Wissen-schafter kann man einfach schreiben, sonst ist man keiner.“

Auch die Erwartung an einen selbst, „ich muss das alleine schaffen und darf erst das Ergebnis präsentieren“, kann der Tod für eine rasche und gute Publikation sein. „Schreibe nie allein“ ist daher einer der Grundsätze der Autorin.

Doktoreltern haben meist keine Zeit, um die Schützlinge zu unterstützen. „Diese Art der Betreuung ist veraltet und wird dem Alltag der Wissenschafter nicht gerecht.“

Eva Müller empfiehlt jungen Wissen-schaftern, sich in Kleingruppen zusammen-zutun, sich auszutauschen und sich gemein-sam zumindest eine Stunde lang coachen zu lassen. Wichtig ist, sich bei jeder neu-en Idee und nach jedem Schritt ein Feed-back zu holen.

Aber auch etablierte Wissenschafter sind frustriert. Hier gibt es den Druck, viel zu publizieren, da die weitere Karriere stark davon abhängt. Die Vorbereitung des ersten Papers erleben viele als traumatisch.

Leider werden dadurch viele junge, ta-lentierte Menschen von einer weiteren wissenschaftlichen Tätigkeit abgeschreckt. Denn dass es sich beim Verfassen wissen-schaftlicher Texte um eine Technik handelt, die man wie ein Kochrezept lernen kann, sagt ihnen niemand. „Schreiben kann man aber lernen wie das Rezept für ein Wiener Schnitzel“, erklärt Müller. F

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Corinna Lüthje ist Sprecherin der von ihr initiierten Ad-hoc-Gruppe Wissenschafts-kommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikations-wissenschaft.

eva müller, biologin und Schreibtrainerin:„Universitäten bieten jungen Wissenschaftern meist keine Hilfestel-lung beim Schreiben.“

Infos: www.medienundzeit.atwww.corinnaluethje.eu klimazwiebel.blogspot.co.at (Blog v. Hans von Storch)

Boulevard und Wissenschaft verbindendie Kommunikationswissenschafterin Corinna Lüthj über Wissenschaftskommunikation

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Grafikkabinett Püribauers Tierversuche Haidingers Hort der Wissenschaft

Freihandbibliothek Buchtipps von Emily Walton

Wenn Kühe mit dem Schweif wedeln Es steckt mehr hinter dem Schweifwedeln einer Kuh: Diese Bewegung drückt wie viele andere Bewegungen von Mensch und Tier eine Emotion aus. Das ist heute keine neue Erkenntnis mehr. Doch als Charles Dar-wins Theorien im späten 19. Jahrhundert publiziert wurden, waren sie revolutionär und grundlegend für weitere Forschun-gen. Noch heute ist Darwin für den Leser durchaus anwendbar. Einfach aufschlagen – man wird vom jeweiligen Kapitel sofort aufgesogen.

The Expression of the Emotions in Man and Animals. Charles Darwin. CreateSpace Independent Publishing Platform. 354 S.

Welt und Wissen in EssaysDonald Davidson prägte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Philosophie maßgeblich, vor allem in den Bereichen der Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes. Anders als andere Philosophen hat er aber kein einheitliches Werk verfasst und publiziert. Stattdessen gibt es ein fünfbän-diges Kompendium seiner Aufsätze. Die-ses Buch, Band drei, enthält die wichtigs-ten erkenntnistheoretischen Schriften des US-Philosophen. Zentral ist, wie sich das Wissen von sich selbst zum Wissen von an-deren und von der Welt verhält.

Subjective, Intersubjective, Objective. Donald Davidson. Oxford University Press. 258 S.

Die Stimme der GehörlosenWas ist das Besondere an der menschli-chen Stimme? An der Beziehung zwischen Ohr und Stimme? Und können wir unsere Stimme tatsächlich kontrollieren? Ist sie, wie Freud postulierte, eine Ausdrucksform der Seele? Und: Wie drücken sich dann jene aus, die nicht hören und sprechen können? Diesen Fragen nähert sich Autor Jonathan Ree philosophisch an. Historisch arbeitet er die Stellung von Gehörlosen in der Gesell-schaft auf und bedient sich dabei zahlrei-cher Anekdoten, sodass das Buch fesselnd und faktenreich zugleich ist.

I See a Voice. Jonathan Ree. Flamingo. 416 S.

Besser Leben mit Lesen In Verlauf des Lebens etlicher Menschen sammeln sich viele Bücher an, besonders bei Literaturwissenschaftern. Der Litera-turwissenschafter Karlheinz Rossbacher hat geschickt ein persönliches Alphabet kons-truiert, das man durchaus auch als Biogra-fie lesen kann. Rossbacher lässt in diesem Buch sein Leben Revue passieren, arbeitet dabei aber stets literarische Stationen und Leseerlebnisse mit ein. Für jeden Eintrag trifft der Autor den richtigen Ton. Dieses Buch ist ein echtes Lesevergnügen, nicht nur für Germanisten.

Lesen und Leben: Ein persönliches Alphabet. Karlheinz Rossbacher. Otto Müller Verlag. 292 S.

M A r T I n H A I D I n G E r

S chon einmal hat der Autor an dieser Stelle das Bild vom Erbonkel bemüht,

den es gilt, mit kluger Vorgangsweise zu-friedenzustellen. Erben ist ja einem Gerücht zufolge hierzulande die einzige Möglichkeit, zu nennenswertem Vermögen zu gelangen, was einiges an Opfern erfordert. Nicht nur Donald Duck muss an seinem Altvorderen Dagobert bitter erfahren, dass der grantige Erboheim Tag und Nacht bei Laune gehal-ten sein will …

Heute nun soll unseren guten Onkel sei-ne liebe Nichte aushalten, die als junge Wis-senschafterin in einem der weithin gepriese-nen exzellenten Forschungslabors des Lan-des arbeitet. „Na, teure Nichte!“, salbadert eines Tages der alte Geldsack und zwingt die Verwandte neben sich auf die Couch. „Erzähl mir einmal, was du da so machst alle Tage in deiner Gelehrtenklause!“

So niedlich einfach die Frage, so riskant die Antwort, denkt die Nichte. Denn reich wird sie mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Grundlagenforschung allein wohl nie-mals werden – und demnach auf die Schät-ze des Alten angewiesen sein. Wie aber soll sie ihm die höheren bzw. tiefen Geheimnis-se der Biochemie vermitteln?

Gibt sie gleich von vornherein auf und verweigert sich – enterbt er sie, weil er es nicht schätzt, keine Antwort zu bekommen. Sagt sie: Onkel, das verstehst du nicht, das ist zu kompliziert – enterbt er sie, weil er es hasst, für dumm erklärt zu werden. Verfällt sie auf die naheliegende Lösung, in Kinder-sprache ein paar Plattitüden zu erzählen und ihn so abzuwimmeln – enterbt er sie, weil er sich nicht veräppeln lassen will. Er-klärt sie ihm alles haarklein in aller Pracht ihrer Fachsprache – enterbt er sie, weil er es tatsächlich nicht kapiert und denkt, dass etwas, das ihm so gar nichts sagt, wohl zu nichts nütze sein könne und seine Unter-stützung nicht verdiene. Fängt sie an, ihn sachte in das Wesen aller Dinge einzuwei-hen und nach und nach an des Pudels Kern heranzuführen – enterbt er sie, weil das so lange dauert, dass er ungeduldig wird, bes-tenfalls einnickt.

Ein tiefer Nichtenseufzer, aber es hilft nichts! Es wird der Wissenschafterin wohl nichts anderes übrig bleiben, als dem Oheim in konziser, packender Form zumindest in Streiflichtern den Charakter ihrer For-schung darzulegen und schlüssig zu erklä-ren, warum sie tut, was sie tut. Das strengt an, bringt aber das Vertrauen des Onkels und letztlich seine Unterstützung sowie – Zweck der Übung – sein Geld.

Hoppla, eigentlich wollte ich hier et-was über meine Vorstellung von geglück-ter Kommunikation von Wissenschaft nach „außen“ zum Besten geben. Hat sich aber erledigt: Ersetzen Sie einfach den „Onkel“ durch die „Gesellschaft“ und die „Nichte“ durch die „Fachwelt“ und Sie wissen sofort, was ich meine.

Verständ lich

Martin Haidinger ist Historiker,

Wissenschafts­journalist bei Ö1 und

Staatspreisträger für Wissenschafts­

journalismus

I L L u S T r A T I O n :

B E r n D P ü r I B A u E r

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WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION 12 F A L T E R 2 2 / 1 3 HEUREKA

Publikationsirrsinn einzulassen und/oder sich ganz klar einer Schule zuzuschreiben, einer Theorie oder einer Entwicklung.“ In der außeruniversitären Forschung gehe es um Durchführung anwendungsorientierter Projekte unter zeitlichem und fi nanziellem Druck. Für eine theoretische Durchdrin-gung der Themen bleibe dabei kaum Zeit.

Nicht immun gegen DummheitWas Vadrot aber andeutet, ist, dass sich Wissen nicht bloß durchsetzt, weil es fun-dierter ist. Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle, gibt Michael Arnold, Philosoph an der Fakultät für interdisziplinäre For-schung und Fortbildung, zu bedenken: „Wis-senschaft er sind gegenüber der Macht nicht immun, leider nicht einmal gegen Dumm-heit. Aber die Wissenschaft als Institution mit ihren Disziplinen und ihrer Peer-Re-view hat das Ziel, Erkenntnisse zu produ-zieren. Sie ist an der Wahrheit interessiert – auch wenn sie in die Irre gehen sollte.“

Für Vadrot erschließen sich all diese As-pekte in dem Konzept der epistemischen Selektivität. Sie geht davon aus, dass ein spezifi scher sozialer Kontext empfängli-cher für spezifi sche Inhalte, Kommunika-tionsmittel oder Ausdrucksformen ist als für andere. Forscher in diesem Kontext stre-ben danach, sich in Debatten durchzuset-zen und wollen, dass ihr Wissen beachtet und auch umgesetzt wird. Dazu stellen sie mehr oder minder bewusst Überlegungen über das Funktionieren dieses Kontexts an, um darin erfolgreich handeln zu können.

Wirkung auf die PolitikErforscht hat sie dies im Rahmen ihrer Dis-sertation, die sich mit der Biodiversitätsde-batte beschäft igt. Der Begriff , der erst Mitte der Achtzigerjahre entstanden ist, meint als Artenvielfalt nicht nur die Vielfalt zwischen, sondern auch jene innerhalb der Arten – genetische Vielfalt – sowie die Vielfalt der Ökosysteme. Die Erhaltung der Biodiversi-tät gilt als entscheidende Grundlage für das Wohlergehen der menschlichen Zivilisation. Die Umsetzung der Erkenntnisse der Bio-diversitätsforschung blieb aber weitgehend aus. Auch in der breiteren Öff entlichkeit wird das Thema eher als Nebenschauplatz der Klimadebatte wahrgenommen.

Die auch dort umstrittene, aber gängige Inwertsetzung von Natur, etwa in Form von CO2-Zertifi katen – kontingentierte Luft ver-schmutzungsrechte –, fand Nachahmer in der Biodiversitätsforschung: Man begann die Kosten des Artensterbens zu bilanzie-ren, denn, so Vadrot: „Man glaubt, wenn man Politikern klar macht, dass man Na-tur einen monetären Wert geben kann, dass sie dann eher bereit sind, Politik zu im-plementieren.“ Dieser Zugang, wenngleich in der Scientifi c Community nach wie vor umstritten, begann sich tatsächlich in der

lifi kationen.“ Doch nicht nur die Form wis-senschaft licher Qualifi kation, sondern auch die Fragestellungen der Forschung werden an diesen Publikationsdruck angepasst. „Man versucht halt immer auch publizier-bare Pakete zu schnüren. Da die fast immer gleich groß sind, ist vielleicht manchmal der Raum, größere Fragen beantworten zu kön-nen, nicht da“, führt Sigl aus.

Der Projektcharakter wissenschaft licher Forschung würde aber auch dazu hinleiten, nur Fragen zu stellen, die auch in einem ge-förderten Zeithorizont beantwortbar sind. Projekte dürft en aber so gut wie nie län-ger als drei Jahre dauern. Forschungsinhal-te orientieren sich daher nicht nur an inner-wissenschaft lichen Diskursen. Sie werden zunehmend auch durch Projektförderung und Publikationsfähigkeit bestimmt.

In der PublikationsmühleDies bringt auch für jene, die Papers und Artikel schreiben, große Umwälzungen mit sich. Die Menge der Publikationen und die Reputation der Journals, in denen man ver-öff entlicht, entscheiden vor allem bei jun-gen Akademikern über das wissenschaft -liche und fi nanzielle Überleben. Proble-matisch ist dabei nicht das Publizieren an sich, sondern die Frequenz, mit der publi-ziert werden soll. Dazu Lisa Sigl: „Entstan-den sind diese quantitativen Qualitätskri-terien eher in naturwissenschaft lichen Fä-chern, wo Systeme eingeführt wurden, um wissenschaft liche Leistungen zu quantifi -zieren und, darauf aufb auend, Förderent-scheidungen zu treff en.“

Vonseiten des FWF wird darauf verwie-sen, dass alle Förderentscheidungen auf qualitativen Gutachten basieren. So ganz glaubt man das in der wissenschaft lichen Community aber nicht. „Ich würde beim FWF keinen Antrag einreichen, wenn ich nicht bereits irgendwo ein oder zwei gute Artikel publiziert hätte“, sagt Sigl.

Selbstausbeutung, um zu bestehenLeistung wird vermehrt an der Menge von Publikationen gemessen. Und die entschei-det über die Besetzung universitärer Stellen oder die Vergabe von Fördermitteln. Dies lässt den Konkurrenz-, Arbeits- und Zeit-druck weiter ansteigen.

Sigl meint dazu: „Ich glaube, dass sich die Arbeitsverhältnisse dahingehend verän-dern, dass die Menschen zunehmend be-ginnen, sich selbst auszubeuten, um im System bestehen zu können.“ Alice Vadrot merkt an, dass es für Wissenschaft er na-türlich großartig ist, sich in Debatten ein-zuklinken und überhaupt wissenschaft lich arbeiten zu können.

Doch auch sie zweifelt daran, ob dies tatsächlich alles andere aufwiegt: „Möchte ich in diesem Spiel mitspielen? Das kann heißen, sich einerseits auf diesen ganzen

Wissenschaftskommunikation – bitte was?

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Beatrice Lugger, Wissenscha� s-kommunikatorin: „Wissenscha� prägt die Gesellscha� , daher muss diese von Anfang an grundlegenden Fragen beteiligt werden.“

Ein Großteil der Kommuni-kation fi ndet nur in den Wissen scha� en und nicht als Dialog mit der Öff entlichkeit sta� . Ignoranz oder Unfähigkeit?

W E R N E R S T U R M B E R G E R

W enn wissenschaft liche Er-kenntnisse heutzutage für Furore sorgen, dann nur mehr selten in der Form ei-

nes Buches. „Journals“, also wissenschaft -liche Fachzeitschrift en, haben das Buch im innerwissenschaft lichen Diskurs verdrängt. Verlage machen mittlerweile gute Geschäf-te durch den Verkauf einzelner Artikel über das Internet.

Wissenschaftsverlage kassieren ab„Bücher zählen nicht mehr. Online sucht man nach einzelnen Schlagwörtern. So ver-schwindet die Darstellung von Wissenschaft als kohärente Packages“, erklärt Alice Vad-rot, Politikwissenschaft erin der ICCR-Foun-dation und Mitherausgeberin der Zeitschrift Innovation – The European Journal of Social Science Research. Ihre Erfahrung damit fällt zwiespältig aus: „Es ist schon toll, eine Zeit-schrift zu machen. Aber es ist ein Markt ge-worden.“ Sie erzählt davon, dass einige re-nommierte Verlage dazu drängen, gefragte Themen zu lancieren. Umgekehrt versuchen Wissenschaft er auch unausgereift e Artikel zu publizieren, um ihre eigene Marktposi-tion zu verbessern oder Publikationsquo-ten zu erfüllen.

In diesem Dreieck aus Herausgeber, Wis-senschaft er und Verlagen sind die ökono-mischen Gewinner schnell ausgemacht: „Geld machen die Verlage. Wir verdienen kaum Geld mit Publikationen. Seriöse Verlage zahlen zwar Tantiemen, die fallen aber kaum ins Gewicht. Die Wissenschaf-ter müssen mitspielen. Sie halten die Ma-schine am Laufen, haben aber außer Pres-tige und Konkurrenzdruck nichts davon“, sagt Vadrot und setzt fort: „Natürlich ha-ben Wissenschaft er auch ein Interesse dar-an, ihre Erkenntnisse an die wissenschaft -liche Öff entlichkeit zu bringen. Ebenso klar ist, dass kommerzielle Verlage damit Ge-winn machen wollen. Ohne kommerzielle Verlage wäre die Chance deutlich geringer, publiziert zu werden.“

Publikation bestimmt ForschungDie Publikation von Papers in Journals ge-winnt immer mehr an Bedeutung und ver-ändert die wissenschaft liche Praxis von Grund auf. Für Lisa Sigl, Wissenschaft s-forscherin am Österreichischen Institut für Internationale Politik, ist das nicht nur in ihrem Alltag ersichtlich. Sie dissertierte mit einer Untersuchung über Arbeitskulturen in den Lebenswissenschaft en, wo Dissertati-onen bereits meist „kumulativ“ sind: „Das heißt, diese besteht aus drei Papers, die in Zeitschrift en veröff entlicht werden und dann – versehen mit einer Einleitung und einer Zusammenfassung – die Dissertation ausmachen. Solche Formen der Publikati-onstätigkeit sind mittlerweile stark integ-riert in den Ablauf wissenschaft licher Qua-

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Wissenschaftskommunikation heureka F A L T E R 2 2 / 1 3 13

jedes Wissen eignet sich für jedes Publi-kum, meint Markus Arnold. Er weist da-rauf hin, dass Menschen aktiv Wissen su-chen, wenn es für sie Relevanz hat: „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man jede wis-senschaftliche Erkenntnis populär machen kann, wenn man nur die richtige Form und das richtige Medium dafür findet. Es ist eher umgekehrt: Bürgerinitiativen zeigen, dass sich Bürger aktiv mit Forschungser-gebnissen auseinandersetzen und sich das nötige Wissen aneignen, wenn ihnen klar ist, dass dieses Wissen für sie wichtig und interessant ist.“

Er betont aber auch, dass die soziale Sei-te des wissenschaftlichen Wissens nicht un-terschätzt werden sollte. Oder, wie Martin Puntigam, Kabarettist und Conférencier der Science Busters, sagt: „Es ist wirklich erst-klassiger Smalltalk-Stoff, mit dem man sich auf jeder Party wichtig machen kann, dass es nur so kracht.“

Warum das sogar mit Themen gelingt, deren Relevanz sich nicht immer sofort auf-drängt, liegt laut Puntigam an der Zusam-mensetzung der Busters: „Wenn ich Werner Gruber und Heinz Oberhummer überreden hätte müssen, auf die Bühne zu gehen, wäre es viel schwieriger gewesen. Aber da beide sich schon ins Rampenlicht gedrängt und nur noch jemanden gebraucht haben, der ihnen die Gesetze der Bühne beibringt und Witze zu ihren Expertisen erfindet, war es viel leichter.“

Nichts wissen heißt glauben Puntigam lässt keinen Zweifel daran, dass der Hintergrund des Wissenschaftskaba-retts nicht unernst ist: „Unser Motto, das wir Marie von Ebner-Eschenbach verdan-ken, verdeutlicht den Mehrwert. Es lau-tet: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Je mehr Menschen wissen, je leichter zu-gänglich und verständlich Information und Aufklärung sind, desto weniger Angst brau-chen Menschen haben, desto schwieriger ist es, ihnen jeden Unsinn einzureden, sie ein-zuschüchtern und auszunehmen.“

Die Kommunikation von Wissenschaft dient nicht nur der Aufklärung der Men-schen durch, sondern auch über Wissen-schaft. Werner Gruber, Physiker bei den Sci-ence Busters, meint dazu: „Wissenschafts-kommunikation, wie wir sie betreiben, kann zeigen: Wissenschaft ist kein geheimes Ge-biet, in das sich nur Eingeweihte wagen dürfen, sondern sie ist für alle da. Wir alle profitieren von ihr, und schließlich wird sie ja auch von der Allgemeinheit bezahlt.“

Auch für Lugger geht es darum, den Dialog über Wissenschaft wieder in einer breiten Öffentlichkeit zu führen: „Wissen-schaft prägt die Gesellschaft und insofern ist es wichtig, dass diese Gesellschaft von Anfang an grundlegenden Fragen beteiligt wird: Was wird eigentlich geforscht und

was wünschen wir uns eigentliche für eine Forschung?“

Einen Beitrag dazu wird das Internet leisten, sind sich Arnold und Lugger ei-nig. Das Netz bietet Möglichkeiten, Wis-senschaft etwa über Videos anschaulich und niederschwellig zu erklären, soziale Netzwerke würde es auch erleichtern, jun-ge Menschen zu erreichen, so Oberhum-mer. Als Indiz für diesen Trend kann der von der 23-jährigen Physikerin Elis Andrew betriebene Facebook-Blog „I Fucking Love Science“ gelten. Er behandelt unterschied-lichste Themen der Naturwissenschaften und hat mittlerweile mehr als 5,1 Milli-onen Fans.

Kommunikation braucht Können …Was hält Wissenschafter davon ab, all die neuen Kanäle zu nutzen? Einerseits sind es fehlende Kompetenzen, wie Lugger andeu-tet. Wissenschaftskommunikation werde in der Ausbildung noch immer stiefmütterlich behandelt. Andererseits liegt dies aber auch im wissenschaftlichen Wertesystem begrün-det: Zeit, die nicht für Forschung und Pub-likation verwendet wird, ist verlorene Zeit – nur in Journals veröffentlichte Papers sind wertvolle Kommunikation, auf die Betei-ligung an öffentlichen Debatten trifft dies daher nicht zu.

In europäischen Projekten wird Öffent-lichkeitsarbeit vermehrt eingefordert. Dies funktioniert vor allem in gut budgetierten Projekten, die über Infrastrukturen und Ressourcen verfügen. Die damit oft ein-hergehende Professionalisierung der Öf-fentlichkeitsarbeit in Form von Wissen-schafts-PR löst das Problem mangelnder Kommunikation aber nicht. Arnold erklärt dies so: „Das Besondere der Wissenschafts-PR besteht darin, dass hier die Wissenschaft selbst meist gar nicht im Mittelpunkt steht, sondern eher der Name des Forschers oder – noch öfter – der Name der Forschungsin-stitution bzw. des Forschungsförderers.“

… und darüber hinaus auch ZeitLetztlich ist Wissenschaftskommunika-tion eine Frage vorhandener Zeitressour-cen. „Überspitzt gesagt“, meint Lisa Sigl, „wenn die eigene Karriere eher davon ab-hängt, dass ich immer mehr und immer schneller Publikationen schreibe, dann wer-de ich nicht freiwillig Wissenschaftskom-munikation betreiben, wenn es nicht von mir verlangt wird“. Es müsste daher dar-um gehen, den Arbeitsanfall der Wissen-schafter so zu reduzieren, dass diese in die Lage versetzt werden, selbst Wissenschafts-kommunikation betreiben zu können. Bei massivem Zeit- und Publikationsdruck ist es nur verständlich, wenn Wissenschafter davon Abstand nehmen, sich in öffentliche Debatten einzumischen.

Politik durchzusetzen, wo auch die Förder-gelder liegen. Damit versucht sie zu ver-deutlichen, dass Forscher ein Bewusstsein dafür ausbilden, dass jene Strategien erfolg-reicher seien, die an dominanten Diskursen andocken können.

Gegen gelangweilte GesichterWissenschafter kommunizieren jedoch nicht nur mit sich selbst, weiß Beatrice Lugger aus ihren Seminaren. Sie ist stellvertretende wissenschaftliche Direktorin am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation in Karlsruhe. Die Auslastung des Instituts legt nahe, dass viele Wissenschafter einen gewissen Nachholbedarf sehen – der Groß-teil kommt aus eigener Initiative.

Viele von denen, die ihre Seminare besu-chen, berichteten, dass sie bereits mit fach-fremder Öffentlichkeit über ihre Arbeit ge-sprochen hätten, sei es mit Journalisten, mit Laien oder Kindern am Tag der offe-nen Tür.

In den Seminaren geht es vor allem um Grundlagen der Wissenschaftskommunika-tion: Schreiben, Vorträge, Interviews, Soci-al Media. Im Fokus steht dabei die Sensi-bilisierung für das jeweilige Publikum: „Es wäre widersinnig, ein Seminar nur mit Fo-kus auf eine Zielgruppe anzubieten. Es gilt vielmehr, ganz allgemein das Bewusstsein für eine zielgruppenorientierte Kommu-nikation zu schärfen: Also, dass man ein und dieselbe Nachricht für unterschiedliche Zielgruppen entsprechend verpackt.“

Dies bedeutet, das Vorwissen des Pub-likums in der Sprachwahl zu berücksichti-gen und klar und verständlich zu kommu-nizieren. „Gelingt das nicht, gibt es ent-täuschte oder gelangweilte Gesichter“, er-klärt Heinz Oberhummer, Physiker der Wissenschaftskabarettisten Science Busters: „Menschen sind oft frustriert, wenn sie po-pulärwissenschaftliche Veranstaltungen be-suchen und dann einiges nicht verstehen. Diese sind für die Wissenschaft verloren, weil sie nun überzeugt sind, es sei für sie unverständlich.“

Populärwissenschaftliche IrrtümerNeben Klarheit in der Kommunikation gilt es aber auch zu überlegen, welches Wissen für wen relevant ist. Arnold sagt dazu: „Die Nachricht, aus der Perspektive der Wissen-schaft sei etwas Wichtiges entdeckt wor-den, ist für niemanden außerhalb eines For-schungsinstituts interessant. Die zentrale Frage jeder Popularisierung von Wissen-schaft ist: Kann die Zielgruppe mit dem Wissen etwas anfangen?“

Es gilt immer mitzudenken, welche Nachricht ein Gegenüber interessiert. „Fachkollegen begeistert etwas völlig an-deres als eine junge Schülerin beim Tag der offenen Tür, die beim Forscher im La-bor steht“, sagt Beatrice Lugger. Und nicht

Wissenschaftskommunikation – bitte was?

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Alice Vadrot, Politik-wissenschafterin: „Geld machen die Verlage. Wir Wissenschaf-ter verdienen kaum Geld mit Publikationen.“

Lisa Sigl, Wissen-schaftsforscherin: „Man versucht, publizierbare Pakete zu schnüren. Da diese fast immer gleich groß sind, fehlt manchmal der Raum, um größere Fragen beantworten zu können.“

Science Busters: „Erstklassiger Smalltalk-Stoff, mit dem man sich auf jeder Party wichtig machen kann, dass es nur so kracht.“

Markus Arnold,Philosoph: „Wissenschafter sind gegenüber der Macht nicht immun, leider nicht einmal gegen Dummheit.“

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Mit Handkuss finanziert bekommenBerühmte Wissenschafter wie Josef Penninger haben PR-Agenturen, weil sie sonst zu selten in Medien vorkommen. Wissenschafts-journalisten kommen mit ihren Storys zu wenig zum Zug

D i e t e R H ö n i g

L aut einer deutschen Medienanalyse rangieren Health-Science-Themen an zweiter Stelle in der Beliebtheit beim

Medienpublikum, weit vor Kultur und Poli-tik, aber deutlich hinter Sitcoms, Soap Ope-ras und Gossip. Für den Molekularbiolo-gen Josef Penniger, Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie IMBA, ein In-diz dafür, was die Seitenblicke-Gesellschaft will: „Dass jemand aufs Gesicht fällt und man dabei zusehen kann.“

In Nordamerika, wo Penninger seine wissenschaftlichen Wurzeln hat, ist es für Medien eine Selbstverständlichkeit, die Öf-fentlichkeit über Forschung zu informieren. Er hat daher auch an seinem Wiener Insti-tut von Beginn an seine eigene PR-Abtei-lung installiert.

„Wichtig ist, seine Ziele nie aus den Au-gen zu verlieren, sonst wirst du in der heu-tigen Medienlandschaft sehr schnell ver-brannt und uninteressant.“ An der Akade-mie der Wissenschaften und den Universi-täten wird oft Top-Wissenschaft gemacht, nur wisse das bei uns leider niemand, be-dauert Penniger.

Warum Wissenschafter publizierenRoland Burkart, Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissen-schaft, sieht es ähnlich: „Ohne PR, verstan-den als pro-aktive Kommunikationsleistung mit dem Ziel der Selbstdarstellung, kommt heute nichts mehr an die Öffentlichkeit. Wir leben in einer News-overload-Society, ha-ben also das Problem der Fülle. Journalis-ten wählen aus, gehen selten von sich aus an Themen heran.“

Setzt sich also nur mehr das durch, was mit besonders viel Nachdruck an Medien

herangetragen wird? Die Ausnahme sieht Burkart in den berühmten bad news, denn auch die gibt es in der Wissenschaft, näm-lich dann, wenn sie sich mit Politik paart – siehe „Lobbystan forte“ (von Florian Klenk in Falter 17/2013).

Grundsätzlich gilt auch für Wissenschaf-ter: Wer sich nicht selbst rührt, wird nicht gehört. Erstens forschen und publizieren Wissenschafter vor allem für die Wissen-schaft, also für andere Wissenschafter. Es geht um Karriere, Studienabschluss und Anerkennung in der Wissenschaftscom-munity, um Berufungen, sprich die Beset-zung von Posten, um Forschungsaufträ-ge, um Peers, die das Eingereichte revie-wen und über die Bewilligung von Förder-summen entscheiden. Es geht also letztlich auch ums Geld.

Was aber ist mit der Öffentlichkeit?Öffentliche Anerkennung sei in der Wissen-schaft kein Karrieremotor, bekommt man oft zu hören. Es sind nur fast alle Univer-sitäten sowie andere Forschungseinrichtun-gen oft auch öffentlich-rechtliche Institu-tionen, leben also vom Staat, sprich vom Steuergeld und haben somit die Verpflich-tung, der Allgemeinheit zu erklären, was sie tun. Forschungsinstitutionen wie der FWF, der WWTF, Nationalbank und Ministerien drängen auf öffentliche Zugänglichkeit des produzierten und von ihnen mitfinanzier-ten Wissens.

Viele Wissenschafter arbeiten zudem eng mit der Industrie, wie etwa den Pharmafir-men zusammen, da läuft parallel dazu die PR-Arbeit. „Klar, dass die Penningers so was haben und auch mit Handkuss finan-ziert bekommen“, sagt Burkart und meint,

man solle diese Zusammenarbeit sogar noch intensivieren, da die Wissenschafts-berichterstattung ohnehin ein Stiefkind des Journalismus ist. Natürlich liefern Agen-turen zumeist professioneller als Wissen-schafter gut aufbereitetes Material.

Recherche statt PR-MaterialEher distanziert und skeptisch sieht hinge-gen ORF-Wissenschaftsjournalist Andreas Novak diese Form der Wissenschaftskom-munikation: „Die Themenauswahl orientie-ren wir beim ORF an essenzieller Redak-tionsrecherche und nicht am Angebot von PR-Agenturen. Profunder und kritischer Wissenschaftsjournalismus pflegt Distanz zum Gegenstand der Berichterstattung, prüft gesellschaftliche und gesellschafts-politische Essenz und Relevanz. Das beste Marketing und Selbstmarketing für Wis-senschaft und Forschung wäre die Steige-rung der Forschungsquote am BIP.“

Was sollten Journalisten also beachten, um sich von PR nicht instrumentalisieren zu lassen? „Unbedingt die Quellen beach-ten, also recherchieren, wer dahinter steckt, welche Interessen im Spiel sind. Der Jour-nalist sollte grundsätzlich zweifeln an dem, was ihm da so alles begegnet. Es gibt kei-ne Information in der Wissenschaftskom-munikation ohne dahinter stehende Inter-essen“, sagt Roland Burkart.

Ebenso der Vorsitzende des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten, Oliver Lehmann: „Egal, ob Presseaussen-dungen von Universitäten, Forschungsgrup-pen, Fördereinrichtungen, Ministerien oder PR-Agenturen, alle verfolgen sie Interes-sen. Je transparenter das Anliegen offenge-legt wird, desto besser.“

:: Ein Interview mit dem Vorsitzenden des Klubs der Bildungs- und Wissenschafts-journalisten Oliver Lehmann über eine im Juni erscheinende Studie zur Situation der Wissenschaftsjournalisten in Österreich.

Herr Lehmann, an wen soll sich Wissenschaftsjournalismus richten?Oliver Lehmann: Primär an die interessier-te Leserschaft. Abweichend von anderen Ressorts sind im Wissenschaftsjournalis-mus Anspruch und Bedarf höher, Themen zu erklären. Ein ganz eindeutiges Ergeb-nis der Studie ist, dass sich Wissenschafts- und Bildungsjournalisten als neutrale Ver-mittler von Informationen verstehen. An-ders gesagt: Wie wichtig die Nationalrats-wahl ist, weiß die Leserschaft oder meint es zu wissen. Aber welche Bedeutung Gra-phen als Werkstoff der Zukunft hat, ist der allgemeinen Öffentlichkeit eher unbe-kannt. Gute Wissenschaftsjournalisten sind

Wissenschaftsjournalisten: Die Magnetnadeln im Heuhaufen so etwas wie die Magnetnadeln im Heu-haufen, denn sie leisten unverzichtbare Orientierungshilfen.

Sollten Wissenschaftsjournalisten und PR-Agenturen eine enge Beziehung pflegen?Lehmann: PR-Agenturen beziehungsweise ihre Aussendungen sind eine von mehre-ren Quellen, die Wissenschaftsjournalisten heutzutage nutzen. Die Studie dokumen-tiert ganz klar, dass andere Quellen wie das persönliche Gespräch und die Auswertung von Fachzeitschriften eine höhere Bedeu-tung für die Recherche haben. PR-Agentu-ren können ihre Aufgabe sinnvoll erfüllen, wenn sie ihre Aussendungen transparent gestalten und das primäre Vermittlungsin-teresse berücksichtigen.

Sind freie Wissenschaftsjournalisten schlechter gestellt als freie Journalisten allgemein?

Lehmann: Der Anteil an sozial schlecht bis gar nicht abgesicherten Journalisten ist im Bildungs- und Wissenschaftsbereich deut-lich höher als im Durchschnitt der heimi-schen Publizistik. Die Studie macht klar, dass der Wissenschaftsjournalismus in Österreich von prekären Beschäftigungs-verhältnissen geprägt ist. Und das, obwohl Wissenschafts- und Bildungsjournalisten sehr erfahren sind und sich durch eine hohe Ausbildung auszeichnen.

Welche Schlüsse lassen sich aus Ihrer Studie noch ziehen?Lehmann: Durch die Studie wird deutlich, dass für Recherche im österreichischen Wis-senschafts- und Bildungsjournalismus oft zu wenig Zeit zur Verfügung steht. Wenn Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Vermittlungs- und Erklärungsarbeit leis-ten sollen, brauchen sie auch vernünftige Rahmenbedingungen.

Oliver Lehmann, Journalist

Präsentation der Studie zum Status von Bildungs- und Wissenschafts-journalistinnen in österreich am 25. Juni um 10 Uhr im Presseclub Concordia, Wien 1, Bankgasse 8

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Sparkling Science und zitternde VortragendeC l a u d i a S t i e g l e C k e r

S ie müssen schon ins Fernsehen, sonst haben Sie mit Mathematik kei-ne Chance“, lässt der Mathematiker

Rudolf Taschner ganz nebenbei in seinem Vortrag „Zwei Ziegen und ein Auto“ fallen, während er ein Wahrscheinlichkeitsproblem sehr anschaulich erklärt.

Ich selbst wollte eigentlich nur kurz in den YouTube-Kanal von „math.space“ rein-schnuppern, aber schlussendlich sah ich mir das komplette, 50minütige Video an.

auf einmal verspürt man Vergnügen beim MathevortragIm Jahr 2002 hat Taschner gemeinsam mit seiner Frau und Kollegen von der Techni-schen Universität Wien „math.space“ ge-gründet, um „Mathematik als kulturelle Errungenschaft einer breiten Öffentlich-keit mitzuteilen“, wie er selbst sagt. In dem Veranstaltungsraum im Wiener Museums-quartier gibt es seither regelmäßig Vorträge und Workshops zu mathematischen The-men für Menschen vom Kindergarten- bis zum Erwachsenenalter.

In seinen Vorträgen kommuniziert Ru-dolf Taschner Wissenschaft kurzweilig und amüsant. Das ist kein Zufall: „Die Vorträ-ge sollen den Besuchern Vergnügen berei-ten“, erläutert er. Die Zuhörer sollen den Inhalt zwar verstehen, den Anspruch, alle wissenschaftlichen Facetten eines Problems zu beleuchten, hat er in diesem Rahmen aber nicht: „Die Wissenschaft, die dahinter steckt, muss dabei nicht unbedingt als sol-che erkennbar sein.“

Bis zu 30.000 Besucher im Jahr nutzen die Angebote von „math.space“ – enorm, wenn man den, so Taschner, schlechten Ruf der Mathematik bedenkt. „Wir arbeiten da-ran, etwas in den Köpfen der Menschen zu ändern. Die Öffentlichkeit soll wissen, was Wissenschaft bedeutet.“

Neue Formen der WissenschaftskommunikationDieser Meinung ist auch Lutz-Helmut Schön, Professor für Didaktik der Natur-wissenschaften und Leiter des Zentrums für LehrerInnenbildung der Universität Wien: „Kommunikation der Wissenschaft ist ein Recht der Gesellschaft, auf finanzieller wie auf inhaltlicher Ebene.“ Die Tendenz, Wis-senschaft populär darzustellen, sieht er po-sitiv. Denn durch die höhere Aufmerksam-keit kann sich die Einstellung der Öffent-lichkeit zur Wissenschaft verändern: „Die Menschen nehmen mit, dass sich Wissen-schaft verständlich machen will.“

Dies war nicht immer so, wie Martha Brinek, Leiterin der Abteilung Öffentlich-keitsarbeit des BMWF, betont. Erst in den letzten Jahren sei das Thema vermehrt in den Vordergrund gerückt. Nicht zuletzt die vielen, unterschiedlichen Initiativen und Projekte, die vom BMWF unterstützt werden, machen dies deutlich: KinderUni, Sparkling Science-Projekte mit Schülern,

math.space, Vienna Open Lab, Science Talk-Vorträge, „Lange Nacht der Forschung“ und viele mehr.

„Das alles sind Projekte, die im Prin-zip jeder Einzelne mit seinen Steuergeldern unterstützt“, unterstreicht Brinek. Das Be-wusstsein, dass Wissenschaft auch mit der Öffentlichkeit kommunizieren muss, habe lange Zeit gefehlt. „Wissenschaft wird jetzt sichtbar gemacht“, sagt sie, „dadurch wird sie weniger abstrakt und greifbarer“.

Zum siebten Mal die Wahl zum Wissenschaftsbuch des JahresDabei heißt es manchmal durchaus auch klein anfangen: als die Wahl zum „Wissen-schaftsbuch des Jahres“ vor sechs Jahren ins Leben gerufen wurde, nahmen gerade ein-mal 4000 Menschen an der öffentlichen Ab-stimmung teil.

Dieses Jahr waren es bereits 27.000 Stimmen, die vier Siegerbücher wurden bei einer feierlichen Preisverleihung ge-ehrt. „Die Kommunikation macht Wissen-schaft immer mehr zum Alltagsgut“, meint Martha Brinek. „Man muss sich dabei vor allen Dingen immer fragen, wie man den-jenigen, den man erreichen möchte, gut ab-holen kann.“

Wissenschafter zittern vor Vorträgen auf der kinderuniSpezifische, adressatengerechte Weitergabe von Wissen nennt das Lutz-Helmut Schön: „Das erfordert auch eine bestimmte Form der Selbsterkenntnis, was sehr schwer ist.“ Oder, wie es Karoline Iber, Geschäftsführe-rin des Kinderbüros, das alljährlich die Wie-ner KinderUni veranstaltet, beschreibt: „Un-sere Vortragenden sind im Vorfeld praktisch gezwungen, ihr Wissensgebiet und ihre Vor-tragsweise zu hinterfragen. Denn wenn der Vortrag nicht gut ist, bekommen sie es von den Kindern sofort zu spüren. Niemand geht entspannt in den Hörsaal hinein, alle haben zittrige Knie.“

Zum elften Mal findet heuer im Juli die Wiener KinderUni statt. Neben der Univer-sität Wien, der Technischen Universität, der Medizinischen Universität, der Universität für Bodenkultur und der Veterinärmedizi-nischen Universität öffnet heuer erstmals auch der FH Campus Wien den jungen Stu-dierenden zwischen sechs und zwölf Jahren seine Pforten. Etwa 550 Vortragende halten zwei Wochen lang für 4500 Kinder Vorle-sungen, Seminare und Workshops. „Unser Ziel ist dabei nicht die Vermittlung von Ba-siswissen wie in der Schule. Das Erlebnis steht im Vordergrund“, betont Iber. Beson-deren Wert wird darauf gelegt, auch Kinder einzubeziehen, die keinen Bezug zur Uni-versität haben.

Die Kinder zeigen sich vom Angebot be-geistert. Einen direkten Schluss auf ein spä-teres Studium kann man allerdings nicht ziehen. Iber: „Die KinderUni zeigt maxi-mal eine Bildungsoption auf. Man kann

Beispiele für kommunikation über die Wissenschaft,Vergnügen eingeschlossen

sich dann vielleicht ein bisschen bewuss-ter dafür oder dagegen entscheiden.“

Science on Stage: Physik, Mathe, Biologie und SprachenBewusst machen will auch die Initiati-ve „Science on Stage“: Lehrern aus ganz Europa und Kanada dient das Festival als Austauschplattform für Physik, Biologie, Mathematik und Sprachen. Über Good Practice-Unterrichtsbeispiele sollen sie sich gegenseitig motivieren, Kindern die Angst vor Naturwissenschaften zu nehmen.

Alle zwei Jahre können auf Landesebe-ne Projekte von Lehrern aller Kindergar-ten- und Schulstufen eingereicht werden, aus denen eine Jury jene auswählt, die am internationalen Festival teilnehmen. Dort werden dann bis zu zehn Projekte prämiert – etwa ein Friedhof, den Kindergartenkin-der in Schweden angelegt hatten, um das Leben und Sterben in der Natur miterle-ben zu können.

Ida Regl, Vorsitzende von Science on Stage Österreich, ist zweimal ausgezeich-net worden: „Die positiven Rückmeldun-gen und die Kommunikation mit Fachleu-ten, die durch „Science on Stage“ möglich wurde, hat mich motiviert, weiterzuma-chen.“ Die ehemalige Volksschuldirektorin hat sich an ihrer damaligen Schule gemein-sam mit Eltern, Schülern und Lehrern vier

Jahre lang fächer- und klassenübergreifend mit dem Thema Sonne und Planeten aus-einandergesetzt. „Es werden generell eher langfristige Projekte eingereicht, in denen sich Lehrer und Schüler über mehrere Jahre mit einem Thema auseinandersetzen.“ Die-se Langfristigkeit macht für Dorothea Born, Doktorandin am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien, durch-aus Sinn: „Man erhält dadurch einen Ein-blick in die alltägliche wissenschaftliche Praxis, der realistischer ist.“ Das Vermit-teln eines allzu spaßigen Bildes von Wis-senschaft hält sie dagegen für bedenklich: „Es gibt in der Wissenschaft viel mehr Un-sicherheiten als kommuniziert werden.“

Oft stehen die Ergebnisse der Forschung im Vordergrund, der eigentliche Produkti-onsprozess wird selten kommuniziert. Ein grundsätzliches Verständnis dieses Prozes-ses ist aber notwendig, um Wissen auch hinterfragen zu können. „Das Weitergeben von Wissen muss immer ein Angebot sein, keine Manipulation.“

karoline iber, kinderbüro, kinderuni: „Die KinderUni zeigt maximal eine Bildungsoption auf. Man kann sich dann vielleicht ein bisschen bewusster dafür oder dagegen entscheiden“

rudolf taschner, Vermittler von Mathematik: „Wir arbeiten daran, etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern. Die Öffentlichkeit soll wissen, was Wissenschaft bedeutet“

„Das Vermitteln eines allzu spaßigen Bildes ist bedenklich, denn es gibt in der Wissenschaft viel mehr Unsicherheiten als kommuniziert werden.“ d o r o t h e a B o r N , W i s s E n s c h A F T s F o R s c h E R i n

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Wissenschaftskommunikation: Das Glossar J o c h e n S t a d l e r

BlogWeltweitwebtagebuch, das vermehrt auch von Wissenschaftern für interes-sierte Laien geführt wird. Sie berichten hier etwa über ihre Forschungen, dis-kutieren populäre Themen (so erklär-ten Astronomen im Vorjahr ausdau-ernd, warum die Welt am 21. 12. 2012 nicht untergehen wird) und kommen-tieren aktuelle Geschehnisse. Man konnte zum Beispiel kurz nachdem im Februar ein Meteorit über der rus-sischen Stadt Tscheljabinsk zerbors-ten ist, auf zahlreichen Blogs wissen-schaftlich fundierte Erklärungen dar-über lesen, was da passiert ist.

dialogAustausch von Worten zwischen zwei oder mehreren Personen. Im Gegen-satz zum Monolog haben hier alle etwas zu reden, auch wenn von ei-ner Seite manchmal nur Fragen kommen.

experten/FachleuteSind auf einem bestimmten Gebiet überdurchschnittlich bewandert und können dazu detailverliebt Auskunft geben. Haben ihr Wissen meist durch langes Lernen und Arbeiten im jewei-ligen Fachgebiet erworben. Sie verlie-ren den Status „Experten“ jedoch so-fort, wenn sie ihr Fachgebiet verlas-sen. Weise Experten berücksichtigen dies, andere glauben, über jedes The-ma Bescheid zu wissen.

experte, selbsternanntLaie, der vermeint, Expertenstatus zu erreichen, indem er in Opposition zu Fachleuten tritt.

FachtrottelUncharmante Bezeichnung für einen Experten, der so tief in sein Fachgebiet versunken ist, dass er den Kopf nicht mehr über den Tellerrand bekommt, um einen Überblick zu gewinnen oder die Sache einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

FachspracheErmöglicht innerhalb einer Forscher-clique den präzisen Informationsaus-tausch. Laien hingegen erkennen in ihren Wortgebilden keinen oder einen ganz anderen Sinn. Dies kann Ehr-furcht auslösen, aber auch dazu füh-ren, dass sie Experten für Fachtrottel halten.

KommunikationProzess, bei dem Informationen über-

tragen und ausgetauscht werden; braucht mindestens zwei Beteiligte: einen Sender und einen Empfänger, die Rollen können freilich getauscht werden. Wird manchmal auch zum Selbstzweck geführt, etwa im Small Talk oder bei Festreden.

laieExperte, der einen Schritt aus seinem Fachgebiet heraus gemacht hat.

MonologIm Theater Selbstgespräch genannt, auf der Uni oder in Forschungszent-ren wissenschaftlicher Vortrag. Kann unter Umständen in einen Dialog ausarten.

neue (wissenschaftliche) erkenntnisErreicht den Laien über seine Sinnes-organe, dringt in sein Gehirn vor und verweilt dort manchmal für einige Zeit. Wird aktiv aufgenommen, wenn es sich um ein interessantes Thema handelt, ist aber für den Laien sinnlos, wenn sie unverständlich und kompli-ziert daherstolziert, denn dann wei-gern sich seine grauen Zellen, die In-formation aufzunehmen.

Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschafts-PrRückt die Arbeit und neue Erkennt-nisse von Forschungsinstitutionen in das Scheinwerferlicht, um ihr Anse-hen zu steigern. So können führen-de Forscher, Nachwuchswissenschaf-ter und Fördergelder angezogen wer-den wie die Motten. Oder hängt das eher mit der wissenschaftlichen Re-putation zusammen?

open access PublikationWissenschaftliche Veröffentlichung, die im Internet frei verfügbar ist. Oft zahlen die Autoren dafür Publikationsgebühren.

Populärwissenschaftliche literaturZeitschriften und Bücher, die meist von Wissenschaftern oder Journalis-ten verfasst werden und Laien wis-senschaftliche Themen auf möglichst unterhaltsame und verständliche Art vermitteln wollen.

PresseaussendungVon Öffentlichkeitsarbeitsstellen (PR-Abteilungen) an Journalisten ver-schickte Schriftstücke, die im Fall von Forschungseinrichtungen über neue Ergebnisse, Erfolge und wissenschaft-liche Veröffentlichungen informieren. Von Wissenschaftsjournalisten als Aus-

gangsquelle der Recherche aufgefasst und natürlich niemals mittels „Kopie-ren → Einfügen“ übernommen.

PressekonferenzEreignis, das nicht nur stattfindet, wenn Politiker etwas verkünden oder sich für etwas rechtfertigen wollen, sondern mitunter auch, wenn Forscher Neues entdeckt haben. Zum Beispiel einen erdähnlichen Planeten oder eine neue Therapie gegen Krebs.

PressestelleIn Forschungszentren meist ein klei-nes Büro, das immer dorthin zieht, wo gerade ein Abstellraum freigeworden ist. Soll die Erfolge des Instituts in die Öffentlichkeit tragen und die neu-esten Forschungsergebnisse in einer auch für Laien verständlichen Art und Weise öffentlich machen. Das Gan-ze möglichst, ohne die Wissenschaf-ter bei der Arbeit zu stören.

Semmelweis-reflexReaktion auf neue Informationen und wissenschaftliche Erkenntnisse, die etablierten Glaubens- und Gewohn-heitsrechten so sehr widersprechen, dass man gar nicht erst darüber nach-denken muss, um sie abzulehnen und den Überbringer für geistig umnach-tet zu erklären.

So geschah es, dass der ungarisch-österreichische Mediziner Ignaz Sem-melweis die Wiener Ärzteschaft ge-gen sich aufbrachte, als er nachwies, dass sie am Tod vieler Wöchnerin-nen schuld waren, weil sie ihre Hän-de nach dem Leichensezieren nicht desinfizierten. Semmelweis‘ Erkennt-nisse wurden als „spekulativer Un-fug“ abgetan, er selbst in die Irren-anstalt Döbling eingewiesen, wo er schon zwei Wochen später starb. Of-fiziell an einer Gehirnlähmung, meist jedoch wird eine Blutvergiftung nach einer kleinen Verletzung als Ursache genannt. Als man seine Leiche exhu-mierte, fand man aber angeblich ge-brochene Hand-, Arm- und Brustbein-knochen. Das macht Berichte glaub-haft, wonach er am Anstaltshof von Pflegern erschlagen wurde.

ÜbersetzerDolmetscht zum Beispiel Englisch-Französisch, Spanisch-Chinesisch oder Wissenschaft-Deutsch.

WissenschaftErweitern des Wissens durch For-schung und Weitergabe der neuen Er-

kenntnisse als wissenschaftliche Veröf-fentlichung. Auch ihre Ergebnisse ei-nem breiten Publikum verständlich zu machen, zählen manche Wissen-schafter zu ihren Aufgaben. Andere delegieren dies an Journalisten und Pressestellen.

Wissenschaftliche VeröffentlichungBericht über Forschungsergebnisse in einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Be-vor die Herausgeber diese allerdings abdrucken oder online stellen, las-sen sie von unabhängigen Wissen-schaftern prüfen, ob die Daten kor-rekt aussehen und neue Erkenntnisse bringen.

Wissenschaftliche ZeitschriftFachzeitschrift mit Artikeln von Wis-senschaftern eines speziellen Gebiets für Wissenschafter desselben Fachs. Für Laien, also auch Wissenschafter anderer Fachrichtungen, sind solche Artikel meist nicht zu verstehen. Sie müssen der Übersetzung von Fach-journalisten oder der Zusammenfas-sung von Kollegen glauben.

WissenschaftsjournalistSollen unter all den neuen wissen-schaftlichen Erkenntnissen jene aus-wählen, die auch für Laien interes-sant sind und sie betreffen und sie verständlich sowie spannend aufbe-reiten, sei es als gedruckte oder on-line veröffentlichte Geschichten, Fern-sehdokumentationen oder Radiosen-dungen. In Österreich eher Exoten, da nur in einer Handvoll von Medien vertreten, die mit Qualitätsjournalis-mus Eindruck schinden wollen.

WissenschaftskommunikationSoll dazu führen, dass Laien die Welt der Wissenschafter besser verstehen. Die Wissenschafter und Institutsma-nager erhoffen sich dadurch, dass ihre Forschungsergebnisse und Entwick-lungen auf Akzeptanz treffen und die Politik mehr Forschungsgelder flüs-sig macht. Laien werden so besser in-formiert, wo ein mickriger Teil ihrer Steuergelder hinverschwindet und er-fahren mehr über sich selbst und den Rest der Welt.

WissenschaftsspracheEinst Latein und Arabisch, dann Deutsch und spätestens, nachdem die Nazis versuchten, die hiesige Intelli-genz auszurotten und diese größten-teils nach Amerika floh, sprechen die führenden Wissenschafter Englisch.

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Öko-Bewegung bald zu einem Selbstläufer und vielen der Protagonisten war es nicht mehr möglich, ohne Gesichtsverlust zurück zu rudern. Wenn etwas zur Politik wird, ist das oft der Fall. Immer extremere Rich-tungen bekamen immer mehr Gewicht, die Vernünftigen sprangen ab oder zogen sich in Randbereiche zurück. Der beste Natur-schutz wird heute von den Gruppen vor Ort gemacht und nicht von jenen, die auf glo-bale Entwicklungen Einfluss nehmen wol-len. Die Naturschutzbewegung ist ein Bei-spiel dafür, wie politische Bewegungen ent-stehen und Grenzen überschreiten. Ökologie ist heute ein Herrschafts-instrument, das ökologische Management einer Stadt ist zu einer Sache der Technokraten geworden. Reichholf: Es ist eine Ideologie, die bis in den Nanobereich praktiziert wird: Alles, was messbar ist, und sei es noch so bedeutungs-los, versucht man in die Praxis umzuset-zen. Dabei werden aber andere Bereiche wie die Landwirtschaft nicht angetastet. Was dort auf die Felder kommt, ist sakrosankt, geschähe Vergleichbares in der Industrie, müssten die sofort schließen! Die Land-wirtschaft ist eine heilige Kuh, wenn bei BASF minimal Schwefeldioxid entweicht, hören Sie es in den Abendnachrichten. In letzter Zeit haben Sie eine mit „Ursprung der Schönheit“ und „Einhorn, Phönix, Drache“ Bücher zu kulturwis-senschaftlichen Themen geschrieben. Genügt Ihnen die Biologie nicht mehr? Reichholf: Ein Teil ergab sich aus meiner Forschungs- und Lehrtätigkeit – ich woll-te über eigene Ergebnisse berichten. Be-fasst man sich als Zoologe mit der Vogel-welt und ist man in einem Museum tä-tig, ergeben sich zwangsläufig Themen von großer Bandbreite: Aspekte wie Schönheit kommen in die Betrachtung hinein. Wie kann es etwa sein, dass bestimmte Vögel mit einem äußerst prächtigen Gefieder un-gestraft herumfliegen dürfen? Ich habe he-rausgefunden, dass bestimmte Vögel von ihrer Umwelt, die eigentlich Anpassung er-zwingt, derart unabhängig geworden sind, dass sie einen bestimmten Spielraum ha-ben. Diesen Spielraum sehen wir etwa im Prachtgefieder des Pfaues. Dazu lässt sich eine Reihe von Überlegungen anstellen – wir suchen uns eigene Welten, eine strik-te Anpassung an eine bestimmte Umwelt gibt es gar nicht; wir haben sehr viele Frei-heiten. Das erklärt auch, warum sich der Mensch so viel leisten kann, ohne von der Natur gestraft zu werden. Was hat Sie an Fabelwesen wie Einhorn und Drache interessiert? Reichholf: Es ist reizvoll, zeigen zu kön-nen, dass alle wesentlichen Fabeltiere ei-nen konkreten lebendigen Ursprung hat-ten. Bei meinen Beispielen, dem Einhorn

und dem Phönix, klappt das, beim Drachen klappt es nicht. Ich musste als Zoologe vor der Frage, ob es sich dabei um lebende oder ausgestorbene Echsen handelte, kapitulie-ren. Als Naturwissenschafter muss ich au-ßerdem akzeptieren, dass meine Interpreta-tion widerlegt werden kann; was nicht wi-derlegt werden kann, fällt in den Bereich des Glaubens und ist verdächtig. Sie wurden 2007 mit dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Eine Überraschung? Reichholf: Ja, es hat mich überrascht, noch größer war aber die Freude, als ich erfuhr, dass sich als einziger Biologe unter den Preisträgern auch Adolf Portmann befin-det, der für mich seit meiner Studenten-zeit ein Vorbild ist. Portmann war für mich eine frühe Weichenstellung – in der Wissen-schaft verständlich zu schreiben. Bei man-chen Sätzen in Ökologielehrbüchern wird man ja geradezu verrückt! Die Vermittlung von Wissen-schaft, besonders von Natur-wissenschaften, stellt aber nicht nur ein stilistisches Schreibproblem dar. Reichholf: Jeder Wissenschafter jeder Uni-versität müsste in der Lage sein, zu ver-mitteln, was getan wird und warum etwas getan wird. Mein Eindruck ist, dass ame-rikanische Universitäten deshalb so viele Stiftungsgelder bekommen, weil die ameri-kanische Wissenschaft viel mehr darauf aus-gerichtet ist, ihre Forschungen nach außen zu vermitteln. Bei uns lernt niemand, wie man das macht. Angelernt wird, wie man an Drittmittel kommt und wie Anträge zu stellen sind. Klimawandel oder Waldster-ben werden benutzt, um besser an die Fut-tertröge zu kommen. Das steht viel mehr im Vordergrund als der Austausch mit ei-ner interessierten Öffentlichkeit. Womit wir beim Schlagwort Nachhaltigkeit angelangt sind. Reichholf: Was sich nur an momentanen, gerade aktuellen Themen orientiert, wird auch wieder verschwinden. Wobei in Fäl-len wie bei Waldsterben viel zu viel Geld investiert wurde – die Vorhersagen waren völlig falsch, ich würde für mehr Zurück-haltung plädieren. Ihr Vorschlag, Experten für falsche Progno-sen mit Sanktionen zu bedenken, ist nicht gerade auf viel Zustimmung gestoßen. Reichholf: Mein Vorschlag ging in die Rich-tung einer Versicherung wie bei Ärzten, die sich bei Kunstfehlern absichern. Man kann nicht erwarten, dass alles hundertprozen-tig funktioniert, aber man kann erwarten, dass mit Sorgfalt umgegangen wird. Dies ist auch im Falle der Wissenschaft einklagbar, wenn es einen konkreten Menschen betrifft. Bin ich als Bürger indirekt betroffen, durch

J osef H. Reichholf wurde 1945 in Aigen am Inn geboren. Der Zoologe, Evoluti-onsbiologe und Ökologe war bis 2010

Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologi-schen Staatssammlung München und Pro-fessor für Ökologie und Naturschutz an der TU München. Er ist unter anderem Präsi-diumsmitglied des deutschen WWF. Un-ter seinen zahlreichen Publikationen wur-den „Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends“ und „Warum die Menschen sesshaft wurden: Das größte Rätsel unserer Geschichte“ zu Bestsellern. Zuletzt erschie-nen: „Naturschutz: Krise und Zukunft“, „Der Ursprung der Schönheit: Darwins größtes Dilemma“, „Einhorn, Phönix, Dra-che: Woher unsere Fabeltiere kommen“.

Sie sind bekannt als streitlustig im Bereich Umwelt- und Naturschutz. Woher rührt die Lust an der Provokation? Josef F. Reichholf: Freiheit der Wissenschaft muss auch praktiziert werden. Weil sie auf Forschungsgelder schielen müssen, ziehen es die meisten Kolleginnen und Kollegen vor, sich möglichst wenig mit mächtigen In-teressengruppen anzulegen. Bei mir waren zwei Rahmenbedingungen günstig: Ich habe nie einer politischen Partei angehört, auch wenn ich zugebe, dass ich Hoffnungen heg-te, als die Grünen seinerzeit antraten, die heute auch nur am Macherhalt interessiert sind. Zweitens: Aufgrund der Arbeit in ei-nem Forschungsmuseum besaß ich größere Freiheit als an einer Universität, wo immer darauf geachtet wird, was für die Karriere schädlich sein könnte. Der direkte Kontakt mit der Bevölkerung im Museum bedeutete ein gehöriges Maß an Unabhängigkeit. Viele Ausführungen des Zoologen und Evolutionsbiologen Reichholf klingen publikumstauglich und scheinbar paradox zugleich – Ihr Lob der Stadtnatur etwa. Reichholf: Die Stadt galt lange Zeit als na-turfern, denken Sie an Slogans wie Die Un-wirtlichkeit der Städte aus den Fünfzigerjah-ren. Tatsächlich ist das Leben für viele Tiere und Pflanzen heute in der Stadt erträglicher als am Land. Dort finden wir immer mehr hochtechnologische Natur, die nur grün scheint. Die sogenannte Landluft wurde oft durch den Gestank von Gülle ersetzt. Woher rührt eigentlich die Hysterie in Sachen Natur? Reichholf: Das beginnt einerseits bei den Verdrehungen der Sprache: Politiker erklä-ren gerne Wir haben ein Ökosystem erhal-ten, anstatt einfach zu sagen Wir haben den Wald erhalten. Eine befriedigende Antwort habe ich nicht, aber es gibt einige Aspek-te dazu: Die Öko-Bewegung kam aus den USA und man begann das in den Siebzi-gerjahren nachzumachen, weil es modern war. Aufgrund der Entwicklungen in der Industrie, in der Bautätigkeit gab es dafür mehr als gute Gründe! Allerdings wurde die

Was auf die Felder kommt, ist sakrosanktDer Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf über die Stadtnatur, Ökologie als Ideologie, Nachhaltigkeit, Einhörner und Drachen

Josef H. Reichholf: „Der direkte Kontakt mit der Bevölkerung im Museum bedeutete ein gehöriges Maß an Unabhängigkeit“

I N t E R v I E w : O R t R u N v E I c H t l b a u E R u N D E R I c H K l E I N

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Wissenschaftspolitik heureka F A L T E R 2 2 / 1 3 21

Verschwendung von Steuermitteln für bestimmte Forschungen, die sich als falsch herausstellen, dann sollte die Gesellschaft das Recht haben, falsche Propheten zur Rechenschaft zu ziehen. Macht der Wetterdienst aufgrund fal-scher Prognosemodelle falsche Vorher-sagen, spielt das für eine private Gar-tenpartie keine besondere Rolle, wer-den aber Millionen eingesetzt, die völ-lig wirkungslos sind, hat der Spaß ein Ende. Dann muss die Gesellschaft ein Korrektiv entwickeln, um zu verhin-dern, dass völlig überzogene Progno-sen gemacht werden. Wir sind in die-sem Bereich von jeglicher Mitverant-wortung weit entfernt. Diese Argumente haben Ihnen von-seiten der Klimaforschung vehemente Vorwürfe eingetragen. Sie gelten als Klimaskeptiker.Reichholf: Im Fall der Klimawandel-Diskussion als Klimaskeptiker be-

zeichnet zu werden, ist schon eine Auszeichnung. Wer das nicht ist, ist ein Gläubiger! Deutschland ist in die-sem Fall besonders extrem, hier heißt es: Deutschland muss eine Vorreiter-rolle übernehmen. Man fragt sich, wo-hin wollen sie denn schon wieder rei-ten? Manchen Teilen der deutschen Bevölkerung gelingt es nicht, ein ver-nünftiges Maß einzuhalten. Die Fran-zosen sind zum Beispiel weiter we-niger aufgeregt, was Atomkraft be-trifft. Unsere Art von Umwelt- und Zukunftsdiskussion nimmt den jun-gen Leuten jegliche Zukunftsperspek-tive in zahlreichen Gebieten der For-schung. Das schaut auch in Amerika ganz anders aus – dort sind sie opti-mistisch! Wenn alles, was die Zukunft betrifft, derart pessimistisch eingestuft wird, geht gar nichts mehr voran. Die Vorstellung, dass wir in der besten al-ler Welten leben, ist für Altgewordene verständlich – die wollen keine Verän-

derungen mehr. Für die Jungen ist das jedoch verheerend! Eine Bücherfrage zum Abschluss: Was sollte der ökologisch gebildete Zeitgenosse gelesen haben? Reichholf: Zuletzt hat mich der Philo-soph Michael Hampe beeindruckt, der in Tunguska oder Das Ende der Natur die unterschiedlichen Blickwinkel be-schreibt, die unsere Denkgewohnhei-ten bezüglich der Natur geprägt ha-ben. Ich habe immer wieder Alexan-der von Humboldts Kosmos gelesen. Ernst Haeckels Welträtsel, das lange verpönt war, macht sehr deutlich, wie wenig wir von den großen Fragen ge-löst haben. Die Fakten ändern sich ständig, man kann also nur so aktu-ell sein wie der gegenwärtige Stand des Wissens. Wer glaubt, das ultima-tive Buch zu schreiben, nähert sich der Bibel. Das geht aber in der Naturwis-senschaft nicht.

F l o R i a n F R e i s t e t t e R

K ommst du da überhaupt noch dazu, deine wissenschaftliche Ar-

beit zu machen?“ „Ist das nicht ein bisschen Zeitverschwendung, was du da machst?“ Solche und ähnliche Kommentare kann man sich als Wis-senschafter von seinen Kollegen leicht einhandeln, wenn man sich allzu in-tensiv mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt.

Öffentlichkeitsarbeit wird leider immer noch viel zu oft als etwas an-gesehen, das die wissenschaftliche Ar-beit stört und behindert. Dabei soll-te genau das Gegenteil der Fall sein! Natürlich ist es wichtig, dass Wissen-schafter forschen. Ohne Forschung macht Wissenschaft keinen Sinn. Aber Wissenschaft ist mehr als nur For-schung. Was bringen die spannends-ten Forschungsergebnisse, wenn sie nicht kommuniziert werden?

Wissenschafter müssen mit dem Rest der Gesellschaft kommunizie-ren. Denn in den meisten Fällen ist es ja genau diese Gesellschaft, die auf dem Umweg der Steuergelder die For-schungsarbeit finanziert. Sie hat ein Recht darauf zu erfahren, was die Wis-senschaft treibt. Aber auch die Wissen-schafter profitieren davon. In einer Ge-sellschaft, die der Wissenschaft gleich-gültig oder gar feindlich gegenüber-steht, ist das Leben für die Forscher schwierig. Wenn es Wissenschaftern jedoch gelingt zu vermitteln, warum ihre Arbeit nicht nur wichtig, sondern auch faszinierend ist, bereichert das auch ihre Arbeit. Und sichert sie ab: Wenn Politiker wieder einmal Förder-mittel für die Forschung kürzen wol-len, wird ihnen das wesentlich leich-ter fallen, wenn die Wähler keine Ah-nung von Wissenschaft haben.

Das Klischee vom Wissenschafter im Elfenbeinturm, der unbehelligt und ungestört von der ignoranten Allge-meinheit vor sich hin forschen möch-te, ist leider immer noch viel zu oft Realität. Wissenschaft muss in stän-digem Kontakt mit dem Rest der Ge-sellschaft stattfinden. Öffentlichkeits-arbeit darf nicht mehr nur als priva-tes Hobby einiger weniger engagier-ter Wissenschafter verstanden werden. Sie muss neben der Forschung ein gleichberechtigter und gleich wich-tiger Teil der wissenschaftlichen Ar-beit werden.

Vielleicht sollte man in Zukunft öf-ter fragen: „Hast du denn bei all der Forschung überhaupt noch Zeit für die Öffentlichkeitsarbeit?“

Mehr von Florian Freistetter: http://scienceblogs.de/ astrodicticum-simplexil

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Freistetters Freibrief

Zeit – wofür?

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Gedicht

Rätsel von Gaja

Bücher: verboten, verboten!

e r i c h k l e i n

Am Anfang war das Wort und das Wort wurde von der katholischen Kirche verwaltet, die 1559 zu diesem Behuf den „Index librorum prohibi-torum“ erfand. Der „Index“ blieb bis 1966 gültig. Prominente Namen auf der Bestenliste der römischen Verbo-te: Von Balzac bis Simone de Beau-voire. Im Grund ging es um dasselbe Problem, das schon den Philosophen Platon die Dichter aus seinem idea-len Staat hatte verbannen lassen: Sie würden sich an der einen und unver-änderlichen Wahrheit vergreifen. Und die wird immer oben verwaltet.

In der christlichen Neuzeit kam diesbezüglich erschwerend die Welt des Buchdruckes hinzu. Bei Hein-rich Heine heißt es: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ So weit ging die heilige Kongregation der Eminen-zen im Fall Heine, der ob Spottlust und Gotteslästerei mit vier Titeln auf dem Index stand, nicht. In einem Fall irrte Heinrich Heine allerdings, als er dachte, Deutschland sei hinkünftig frei, kein Pfaffe werde mehr deutsche Geister einkerkern. Deren national-sozialistische Nachahmer verbrann-ten seine Bücher.

Die „Aktion wider den undeut-schen Geist“ in Berlin am 10. Mai 1933, eineinhalb Monate nach Hit-lers Machtantritt, wurde von Propa-gandaminister Goebbels höchstper-sönlich eröffnet: Die Zeit des „jüdi-schen Intellektualismus“ sei jetzt vor-bei, dem deutschen Weg werde wieder „eine Gasse frei gemacht“. Was folgte, war nicht die einzige Bücherverbren-nung der Geschichte, aber die wohl am effektvollsten inszenierte – in Anwe-senheit von Radio und Filmkamera. Dem Feuer „übergeben“ wurden hun-dertsiebenundzwanzig Schriftsteller – von Bertolt Brecht bis Stefan Zweig. Von manchen Autoren wurden nur „ausgewählte“ Werke verbrannt, bei anderen wie Karl Marx kurz und bün-dig „alles“. Österreich zog in der Kul-turhauptstadt Salzburg unter Anlei-tung des Naziautors Karl Springen-schmid am 30. April 1938 mit einer Bücherverbrennung nach.

Nach dem Ende der Nazis erstell-ten die Befreier ihrerseits Listen ver-botener und aus Bibliotheken auszu-scheidender Bücher. Ein zumutbarer Akt des Gedenkens wäre, sich zumin-dest einmal sowohl einen der von den Nazis verbotenen Autoren als auch ei-nen der nach 1945 verbotenen Verfas-ser, die sich in allen öffentlichen Bib-liothekskatalogen noch immer befin-den, zu Gemüte zu führen. Auch wenn es sich bei letzteren um verbrecheri-schen Schwachsinn handelt.

B o r i s c h e r s o n s k i j , F a m i l i e n a r c h i v

Beltsy, 1942

Rebbe Hillel, von einem Fremdlingin Versuchung geführt mit der Bitte, den Sinn der Tora darzulegen in der Zeit, die jener auf einem Bein stehen konnte, sagte:„Füge dem Nächsten nicht zu, was du selbst nicht erleiden willst. Alles Weitere sind Kommentaredazu. Geh, und denk nach.“Die Überlieferung schweigt darüber, ob der Fremde tatsächlich auf einem Bein stand,als er diesen Worten lauschte, ob er wirklich ging, darüber nachdachte, welchen Erfolg er damit hatte.

Aus dem Russischen von erich klein und susanne macht

Boris Grigorjewitsch Chersonskij, geb. 1950 in Czernowitz/Ukraine. Dichter, Übersetzer, Psychiater, seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie der Universität Odessa. Fachpublikationen zu Themen der Psychologie und Psychiatrie. Erste literarische Publikationen Ende der 1960er-Jahre im Samsidat, ab Mitte der 1980er Veröf-fentlichungen in russischen Emigrantenzeitschriften, seit den 1990er-Jahren in ukrainischen und russischen Literaturzeitschriften. Bislang zehn Gedichtbände. Der Text stammt aus „Semejnij Archiw“ –„Familienarchiv“, aus dem Russischen übersetzt von Erich Klein und Susanne Macht. (Beltsy/ Bălți ist die zweitgrößte Stadt Moldawiens.)

Was am Ende bleibt

Waagrecht: 1 Vertiefungen im Hochschulverzeichnis 7 Antonio, Diego und Francisco sind damit gut ausgestadtet8 Professionelle Vermittlung von Betreuerbankgeheimnissen?10 Bist du g‘scheit?! Kommt u.a. darauf an (Abk.)11 7 Stellen, hier auf 3 gekürzt 12 Dort hat man die größten Chancen auf einen Studienplatz13 Mein lieber Schwan, bei ihr ging Zeus aber gemächtig ran 14 In stillen Wassern sinkt’s tief 16 Pariser Stromversorgerin 18 27-Länderbank (Abk.) 20 Bei der Zahl ist Vorsicht gegeben 22 Hausbesorgers Außendienststelle 24 Streberrating 25 Nr. 1 im Fassaden-Ranking26 Reaktion in einer Verbindung, deren Chemie nicht mehr passt

senkrecht1 Daumenkino 2.0 (2 Wörter)2 Das Talent ist der Rede wert3 Keiner geht einem mächtiger am Nerv?4 Aufnahmebedingung für objektive Detailarbeit5 Wenn Menschen eine gewisse Tierhaltung an den Tag legen 6 René also Descartes 9 Ford-Vorgängermodell, sorgte 1974 für einen politischen

Frontal-Crash15 Ungewisses Pilotprojekt 17 BinnenInnen 19 Runninggaggeber mit schalem Humor 21 Anzügliche Frauen-Rolle 23 Der genoss seine Freiheit am Hof

lösungswort:auflösung aus Falter heUreka 1/2013. lösungswort: Transsilvanien Waagrecht: 1 HALBBLUT, 7 EDELGASE , 8 REDE, 9 IDOLE, 11 KLUG, 12 ROT , 13 RASER, 15 HELIX, 17 ISLAMIST, 19 LEITERIN, 22 AAS, 23 GENE, 24 TREE, 25 FAEULNISsenkrecht: 1 HERZKREISLAUF, 2 ADERLASS, 3 LED , 4 BLEIGEHALT, 5 LABOR , 6 TELETEXT, 10 LOGIS , 14 REM, 16 LIVREEN, 18 LEISTE, 20 EGEL, 21 NEWS

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