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Franz Patocka & Guido SeilerHerausgeber
Dialektale Morphologie, dialektale SyntaxBeiträge zum 2. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen, Wien, 20.-23. September 2006
ISBN 978-3-7069-0403-2
www.praesens.at
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Inhalt:
Josef Bayer und Ellen Brandner: Wie oberflächlich ist die syntaktische Variation zwischen Dialekten? – Doubly-filled COMP revisited
Nicole Eller: Das Tempussystem des bairischen Basisdialekts im Böh-merwald
Steffen Arzberger: Das unechte Plusquamperfekt. Zur Vergangenheits-bildung von Verben der Ruhe in den deutschen Umgangssprachen
Gisela Brandt: Perfekt II und Plusquamperfekt II in den Mundarten der Sprachinsel Prišib/Alekseevka (Baškortostan, Russische Föderation)
Göz Kaufmann: Where Syntax meets Morphology. Varianten des be-stimmten Artikels und die Variation satzfinaler Verbcluster im Platt-deutschen texanischer Mennoniten
Albrecht Plewnia: Anakoluthe dependenziell
Sebastian Kürschner: Semantische Konditionierung in der Plural-allomorphie deutscher Dialekte
Alexandra N. Lenz: Wenn einer etwas gegeben bekommt – Ergebnisse eines Sprachproduktionsexperiments zum Rezipientenpassiv
Guido Seiler: Nicht-konkatenative Morphologie: eine Forschungsaufga-be für die Dialektologie
Heiko Girnth und Sascha Michel: Vom Lokaladverb zum Demonstrati-vum. Ein Grammatikalisierungsprozess im Westmitteldeutschen
Roman Sigg: Archaismus von ungewohnter Seite? Das Gerundium im Alemannischen
Manfred Michael Glauninger: Synthetische und analytische „Konjunktiv 2“-Formen im Wiener Nonstandard-Deutsch
Franz Patocka & Guido Seiler(Herausgeber)
Dialektale Morphologie, dialektale Syntax
Praesens VerlagLiteraturwissenschaft | Sprachwissenschaft | Musikwissenschaft | Kulturwissenschaft
Wien
Beiträge zum 2. Kongress derInternationalen Gesellschaft
für Dialektologie des Deutschen,Wien, 20.-23. September 2006
Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN: 978-3-7069-0403-2
© Praesens Verlaghttp://www.praesens.at
Wien 2008Alle Rechte vorbehalten. Rechtsinhaber, die nicht ermittelt werden
konnten, werden gebeten, sich an den Verlag zu wenden.
Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriumsfür Wissenschaft und Forschung in Wien
Inhalt
Vorwort7
Josef Bayer und Ellen Brandner
Wie oberflächlich ist die syntaktische Variation zwischen Dialekten?
– Doubly-filled COMP revisited
9
Nicole Eller
Das Tempussystem des bairischen Basisdialekts im Böhmerwald
27
Steffen Arzberger
Das unechte Plusquamperfekt. Zur Vergangenheitsbildung von Verben der
Ruhe in den deutschen Umgangssprachen
45
Gisela Brandt
Perfekt II und Plusquamperfekt II in den Mundarten der Sprachinsel Prišib/
Alekseevka (Baškortostan, Russische Föderation)
61
Göz Kaufmann
Where Syntax meets Morphology
Varianten des bestimmten Artikels und die Variation satzfinaler Verbcluster
im Plattdeutschen texanischer Mennoniten
87
Albrecht Plewnia
Anakoluthe dependenziell
121
Sebastian Kürschner
Semantische Konditionierung in der Pluralallomorphie deutscher Dialekte
141
Alexandra N. Lenz
Wenn einer etwas gegeben bekommt – Ergebnisse eines
Sprachproduktionsexperiments zum Rezipientenpassiv
157
Guido Seiler
Nicht-konkatenative Morphologie: eine Forschungsaufgabe für die
Dialektologie
181
Heiko Girnth und Sascha Michel
Vom Lokaladverb zum Demonstrativum. Ein Grammatikalisierungsprozess
im Westmitteldeutschen
199
Roman Sigg
Archaismus von ungewohnter Seite? Das Gerundium im Alemannischen
217
Manfred Michael Glauninger
Synthetische und analytische „Konjunktiv 2“-Formen im Wiener
Nonstandard-Deutsch
233
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Vorwort
Der vorliegende Band enthält die Druckfassungen der Referate, die im September 2006 im Rahmen der Sektion „Morphologie und Syntax der Dialekte“ der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen bei ihrem 2. Kongress gehalten wurden. Dass die Erforschung sowohl der dialektalen Syntax als auch der Morphologie in den letzten Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt hat, zeigte sich an diesem in Wien statt-findenden Kongress einmal mehr in aller Deutlichkeit. Das Interesse an der Sektion Morphologie und Syntax war so groß, dass es diesmal sogar notwendig war, die Sektion in zwei Teile aufzuspalten, was es leider mit sich brachte, dass die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer je-weils nur einen Teil der Vorträge mitverfolgen konnten. Der vorliegende Sammelband ermöglicht es nun, die Beiträge nachzulesen und auf diese Weise einen Gesamteindruck von der überaus fruchtbaren Sektionsarbeit zu gewinnen.
Die Beitragsreigen eröffnen Josef Bayer und ellen Brandner mit einem immer wieder aktuellen Thema, nämlich den „Doubly-filled COMP“-Kon-struktionen in deutschen Dialekten, wie sie etwa in Nebensätzen wie an was dass es liegt begegnen. Der Beitrag zeigt beispielhaft auf, wie dialek-tales Material auch für die Erörterung allgemeinerer, grammatiktheore-tischer Fragen nutzbar gemacht werden kann.nicole eller untersucht das Tempussystem in den mittelbairischen Mundarten im Böhmerwald, wobei sie zunächst von zeitlichen Relationen ausgeht, die die Tempora ausdrücken, darüber hinaus freilich auch die modalen Bezüge beschreibt. Ebenfalls mit Tempusfragen beschäftigt sich steffen arzBerger, der für das „unechte“ Plusquamperfekt in Mundart und Umgangssprache, wie es in Teilen der Bundesrepublik Deutschland be-legbar ist, eine neue Erklärung vorschlägt. Auch Gisela Brandt geht Pro-blemen der Tempora nach; in ihrem Beitrag zu Konstruktionen wie er hat gelacht gehabt oder er hatte gelacht gehabt in einer deutschen Sprachinsel in der Russischen Föderation untersucht sie anhand einer großen Beleg-fülle formale und funktionale Aspekte des „Perfekt II“ bzw. „Plusquamper-fekt II“.göz Kaufmann wendet sich ebenso grammatikalischen Fragen zu, die sich in einer Sprachinselmundart stellen, und zwar im Deutschen der Menno-niten in Texas. Dabei versucht der Autor in stringenter Beweisführung, die Gründe für die ungewöhnliche Variation des bestimmten Artikels in dieser
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Sprechergemeinschaft namhaft zu machen, wobei er vor allem einen Zu-sammenhang mit der Gestalt des satzfinalen Verbclusters ortet.Einem Problemkomplex, dem viele Syntaktiker aus dem Weg zu gehen scheinen, nämlich den Anakoluthen der verschiedensten Arten, schenkt alBert Plewnia seine Aufmerksamkeit. Dabei verfährt er trotz der sich zwangsläufig in den Weg stellenden Schwierigkeiten streng dependenziell, veranschaulicht mit Hilfe einer Reihe von übersichtlichen Stemmata.seBastian Kürschner behandelt die Frage, inwieweit semantische Kriterien die Pluralallomorphie in deutschen Dialekten steuern, wobei er vor allem das Belebtheitskriterium als wichtigen Faktor entlarvt.Von einem hochinteressanten Sprachproduktionsexperiment mit dem Ziel, pragmatisch-funktionale Aspekte des „Rezipientenpassivs“ (er be-kommt einen Blumentopf geschenkt o.Ä.) analysieren zu können, berichtet alexandra n. lenz.guido seiler geht den vielfältigen Fragestellungen im Zusammenhang mit der „nicht-konkatenativen“ Morphologie nach, wie sie für das Deutsche insgesamt typisch ist, in den Dialekten – er greift besonders eine mittel-bairische und eine schweizerdeutsche Mundart heraus – aber zum Teil be-sondere Probleme aufwirft (z.B. wenn der stammauslautende Konsonant je nach Numerus variiert).Einen im Westmitteldeutschen ablaufenden Grammatikalisierungspro-zess vom Lokaladverb zum Demonstrativum beschreiben heiKo girnth und sascha michel, wobei sie unter anderem mittels Sprachvergleichen zeigen können, dass solche Prozesse offensichtlich universellen Charakter ha-ben.roman sigg behandelt in seinem Beitrag die Frage, ob und inwieweit das im Schweizerdeutschen vorhandene Gerundium als Relikt gelten kann.Den Abschluss bildet der Aufsatz von manfred michael glauninger über Entwicklungen im Wiener Nonstandard beim Gebrauch der Formen des Konjunktivs II, wie sie gegenwärtig vor allem bei den Jugendlichen dieser Großstadt festzustellen sind.
Ein großes Spektrum von Fragestellungen wird in den zwölf Beiträgen behandelt; viele Antworten auf alte und neue Fragen werden angeboten, viele Desiderata formuliert. Es ist zu erwarten und zu hoffen, dass die For-schungsaktivitäten auf den Gebieten der Morphologie und Syntax auch in Zukunft einen hohen Stellenwert in der Dialektologie einnehmen. Es bleibt zweifellos noch eine Menge zu tun.
Die Herausgeber Wien und Manchester, im Juni 200�