heiduk centiloquium hermetis

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  • M A T T H IA S H EI D U K

    Sternenkunde am Stauferho f

    Das Centiloquium Hermetis im Kontext hfischer Ubersetzungsttigkeit und Wissensancignung*

    Centiloquium Hermetis WO capitulorum, quorum quis auetor, cuius iussu et quis trans-

    tulit littere prime ipsorum capitulorum ostendunt, videlicet: domino Manfrido inclito

    regi Cicilie Stepbanus de Massana hos flores de secretis astrologie divi Hermetis trans-

    tulit.1

    Diese berschrift einer astrologischen Bltenlese verweist auf Knig Manfred von Sizilien, den Sohn Kaiser Friedrichs II . , als Auftraggeber beziehungsweise Empfnger einer bertragung ins Lateinische. Demnach zhlte der nachgestellte Text zu den in-tensiven Unternehmungen unter der Patronage der Staufer in Sditalicn, die die A n-eignung philosophischen und naturkundlichen Wissens der Antike und der islami-schen Welt verfolgten.2 Zu Hintergrnden und Zusammenhngen dieser bersetzung und ihrer Einbettung in spezifische Interessenhorizonte der staufischen Herrscher sollen in diesem Beitrag einige berlegungen ausgefhrt werden. Die Zuschreibung des Traktats an einen der Grndungsvter der Wissenschaften, die mythische Figur des Hermes Trismegistos, soll zudem Anlass sein, nach weiteren Spuren hermetischer berlieferungen im staufischen Umfeld zu fragen.

    In hundert knappen Aussagen, daher der Titel Centiloquium, fasst die Spruch-sammlung Grundregeln fr die Erstellung von Horoskopen zusammen. Diese sind dabei nicht systematisch geordnet, sondern bilden eine willkrliche thematische Folge. So finden sich in den Aphorismen einige grundlegende Merkstze fr die A r-beit des Astrologen. Dazu gehrt etwa die Betonung der Dominanz von Sonne und Mond unter den Gestirnen, oder die Aufforderung, sich ber die negativen wie posi-tiven Wechselwirkungen unter den Sternkonstellationcn Klarheit zu verschaffen. Der

    * Nachfolgender Beitrag greift auf Werkstattberichte zurck, die der A uto r im Ko llo quium der Frci-burger Landesgeschichte prsentieren durfte. Die Frderung von Themen auch auerhalb des eigenen Arbeitsfeldes stellt keine Selbstverstndlichkeit im akademischen Betrieb dar. Fr diese Untersttzung mchte der A utor dem Jubilar folgende Zeilen in herzlicher Dankbarkeit w idmen.

    1 Universittsbibliothek Erfurt (Bibliotheca Amploniana), 4" 354, fo l. l \. Wilhelm SCH UM , Be-schreibendes Verzeichnis der Amplonianischcn Handschriften-Sammlung zu Erfurt, Berlin 1887, S. 594.

    2 Seit langem erregt der sditalicnische Stauferhof als Knotenpunkt des Wissenstransfers die A ufmerk-samkeit der Forschung. Die zahlreichen Titel aufzuzhlen wrde den hier vorgesehenen Rahmen bei weitem berstrapazicren. So sei lediglich auf einen neuen Uberblick verwiesen, der generelle berle-gungen zum Ho f als Z entrum von Ubcrsetzungslcistungcn vorstellt, sich insbesondere auch mit der Wissenskultur am Hofe Manfreds auseinandersetzt und Angaben zur weiterfhrenden Literatur ent-hlt: Gundula GREBNER, Z um Zusammenhang von Sozialformation und Wissensform. Naturwissen am staufischen Ho f in Sditalien, in: Erziehung und Bildung bei Ho fe, hg. von Werner PA RA VICIN I und Jrg WETTLA UFER (Rcsidcnzcnforschung 13) , Stuttgart 2002, S. 194- 213.

  • 268 Matthias Heiduk

    Sternkundige muss die spezifischen Eigenschaften des Planeten und die Wirkung sei-ner Position am Himmel kennen, genauso die Hierarchie der Huser und die je-weilige Bedeutung der Eckpunkte.

    Ein deutlicher Schwerpunkt im Centiloquium liegt auf einigen Grundlinien der Geburtshoroskopie. Viele Beispiele erlutern den Einfluss von Planeten und Sternbil-dern auf Veranlagungen und Entwicklung des Neugeborenen unter den entsprechen-den Zeichen. Groes Interesse gilt auch der Vorhersage in Liebesdingen und dem Ver-hltnis zwischen den Geschlechtern. Mehrere Aphorismen beschreiben positive und negative Auswirkungen der Konstellationen bei Eheschlieungen, welche Horoskope einen Hang zu unkeuscher Lebensfhrung nach sich ziehen oder erkennen lassen, zu welchen Zeitpunkten welcher Partner in der Ehe dominiert. Daneben enthlt das Centiloquium noch praktische Hinweise, wenn man seine Lebensfhrung an den Sternen ausrichten mchte: etwa wann es sich lohnt, Arbeiten in Angriff zu nehmen, Reisen zu beginnen oder wann der richtige Zeitpunkt zum Handeln kommt. Bevor der Astrologe versucht, seine Vorhersagen zu treffen, sollte er den Hintergrund der Frage genau kennen. Abgesehen von dieser Magabe ist laut Centiloquium auf die Sterne Verlass. Sollten sich Prophezeiungen des Astrologen doch einmal als unwahr erweisen, liegt die Ursache im unklugen Fragen, am falschen Instrumentarium zur Sternbeobachtung, oder die Sonne steht im Himmelsmittelpunkt.3

    Neben Centiloquium Hermetis lauten weitere gngige Titel der lateinischen Version Flores Div i Hermetis Trismegisti ,4 Tractatus de iudieiis astronomie ,5 Proposiciones Hermetis ,h Liber Hermetis 7 oder Hermetis astrologi antiquissimi centum aphorismorum liber .s Die Bezeichnung Centiloquium vermag in dieser Vielfalt der berschriften keineswegs den Anspruch zu erheben, die ursprngliche zu sein. Vielmehr bildete Centiloquium einen gngigen Titel fr eine Textsorte, deren Gemeinsamkeit darin besteht, eine Auswahl aus greren Werken berhmter Astro -logen zu sein. Ihr formales Vorbild besitzt sie vermutlich im sogenannten Centi-loquium des Ptolemaios, deren griechischer Titel Kupnoc/ (= die Frucht) den Charakter einer Blutenlese bereits betont. Diese pseudo-ptolemische Schrift, ein Konzentrat aus dem TnpaiAoc, (lat. Liber quadripartituifi), wurde der Vor-lage meist als Anhang beigefgt,'' doch gelangte die mittelalterliche Gelehrtenwclt des

    3 Inveniuntur etiam quique falsa in quaestionibus iudtcia astrologorum, velpropter errorem instrumen-torum eorum, vel propter interrogationis mstpicntiam, vel quando sol est circa gradum medit celi [...]

    Vgl. Universitcitsbibliothcek Gent, Ms. 5, fo l. l r .

    4 Vermutlich der hufigste alternative Titel. Vgl. Universitcitsbibliothcek Gent, Ms. 5, fo l. 1'; Bibliothcca Apostolica Vaticana, Co d . Pal. Lat. 1249 (Explicit), fo l. 3127 1368, fo l. 36'/ 1445, fo l. 157*; Praha. Univ. IV. C. 2 (629), fo l. 38'.

    5 Vgl. Bibliothcca Apostolica Vaticana, Co d . Pal. Lat. 1414 (Explicit), fo l. 43'.

    6 Vgl. Bibliotheca Apostolica Vaticana, Co d . Pal. Lat. 1390, fo l. 48r; Universittsbibliothek Erfurt (Bib-liothcca Amploniana), 4" 386, fo l. 13'.

    7 Vg l. Bibliotheca Apostolica Vaticana, Co d . Pal. Lat. 1416 (Explicit), fo l. 176*. 8 Vgl. Prager Druck des Georgius Mclantrichus ab Avcntino von 1564, Bibliothcca Palatina IV. 983.2

    (Band El629 Mikro fiche-Editio n der Druckschriften).

    9 Siehe dazu KA PIIO. Pseudo-Ptolemaei Fructus sive Centiloquium, hg. von E. BOER, in: Claudii Pto-lemaei Opera quac exstant omnia I I I , 2, Leipzig 1961, S. 37-69. Vgl. auch Manfred U L L M A N N , D ir Na-tur- und Gehcimwisscnschaftcn im Islam (Handbuch der Orientalistik A bt. 1, Ergnzungsband V I , 2. Abschn.), Leiden 1972, S. 283f. Do rt auch Hinweise auf die arabische bersetzung und den Ko m-mentar des A hmad ihn Ysuf ihn ad-Dya.

  • Sternenkunde am Stauferhof 269

    Abendlandes erst durch die bersetzungen des arabischen Kitb al-tamara in Kenntnis dieses Textes. Die frheste bertragung ins Lateinische durch Adelard von Bath blieb unvollstndig, sptere wie die des Hugo von Santalla oder Johannes von Sevilla verhalfen der Schrift jedoch zu einer nachhaltigen Rezeption.10 Weitere Centi-loquia liegen mit Texten des al-Battni (lat. Bethem) und des jdischen Astrologen^d-IsrTlT vor, die neben astronomisch-astrologischen Kernstzen auch medizinische Empfehlungen auf der Basis von Galen und Hippocrates vermitteln." Inhaltlich wei-sen die verschiedenen Centiloquia nur oberflchlich Gemeinsamkeiten auf. Aber ihre Zugehrigkeit zu einer gemeinsamen Gattung deutet ihre hufige gemeinsame ber-lieferung in Sammclhandschriften an, was auch zu Verwechslungen der einzelnen Traktate fhrte. Das Centiloquium des Hermes findet sich z.B. als Liber Mansoris (gemeint ist damit al-IsrllT) continens 100 proposiciones .12

    Aufgrund der Widmungsschrift an Manfred als Knig von Sizilien kommen die Jahre von seiner Thronbesteigung 1258 bis zu seinem Tod 1266 als Zeitrahmen der bersetzung des Centiloquium Hermetis in Betracht. Francis Carmody nennt anhand eines jedoch nicht verifizierbaren Prager Manuskripts 1262 als genaue Jahres-zahl.1- Ein Autograph des lateinischen Textes konnte bislang nicht ausgemacht wer-den, doch reichen die ltesten katalogisierten Handschriften ins Ende des 13. Jahr-hunderts zurck.14 Der bersetzer Stephanus von Messina verharrt im historischen Dunkel, mglicherweise ist er identisch mit einem Stephanus Takki aus Messina, der in einer Urkunde Karls I. von Anjou 1270 als Notar und Schriftgelehrter genannt w ird und eine Zuwendung von 6 Goldunzen aus der kniglichen Schatzkammer erhalten hat. , s Karl fhrte die Tradition der bersetzungswerkstatt fo rt, personelle Kontinu-

    10 Vgl. Charles BURNKTT, Adelard. Krgaphalu and the Science of the Stars, in: Adelard of Bath. A n Eng-lish Scicntist and Arabist of the Early Twelfth Century, hg. von Charles BURNETT (Warburg Institute Survcys and Tcxts 14), Lo ndo n 1987, S. 133-145, hier S. 133. Z u den bertragungen von Hugo von Santalla und Johannes von Sevilla vgl. Charles Homer HA SKINS, Studies in the Histo ry of Medieval Science, Cambridge21927, S. 68-72.

    11 Vgl. Francis C A RM O D Y. Arabic Astronomical and Astrological Sciences in Latin Translation. A critical Bibliography, Berkley/ Los Angeles 1956, S. 74f. und S. 132-136 sowie U L L M A N N (wie A nm. 9), S. 21 Off., S. 307 und S. 328f. Al-Isr'ill widmete seine Abschnitte ber die Astrologie (so die ber-setzung des Originaltitels) dem Fatimidcnkalifen al-Mansr ( t 1021). Durch die Entdeckung der ara-bischen Vorlage erbrigen sich bisherige Versuche der Autorenbestimmung, so vermutet Carmody noch ar-Razi (lat Rhazes-oder Rasis) als Urheber. Vgl. Fuat SEZ GIN, Geschichte des arabischen Schrift-tums, Bd. 7, Leiden 1979, S. 175f.

    12 Bibliotheca Apostolica Vaticana Co d . Pal. Lat. 1414, fo l. 4P: Incip Uber Mansoris continens 100pro-posiaones sive centiloquium Hermetis. A m Incipit ist eine Korrektur vorgenommen und ber Man-soris continens 100 proposiciones gestrichen worden.

    13 C A RM O D Y (wie A nm. 11), S. 53. Das dort aufgefhrte Ms. 1466 kann nach dem Katalog nicht das Cen-tiloquium enthalten, entsprechend fehlt diese Handschrift in anderen Auflistungen wie bei Z IN N ER und LU C EN TIN I (siehe A nm. 53). Die in der Prager Universitt aufbewahrten Manuskripte enthalten unter drei Signaturen den Text des Centiloquiums: III . C. 2 (433), IV. C. 2 (629), V I. F. 7 (1144). Dem Katalog ist jedoch bei keiner der Signaturen eine Jahresangabe fr die bersetzung zu entnehmen. Vgl. Joseph TRUH I. R, Catalogus Codicum Manu Scriptorum Latinorum qui in C.R. Bibliothcca Publica atque Universitatis Pragensis asservantur, Praha 1905.

    14 So zum Beispiel Universittsbibliothek Erfurt (Bibliotheca Amploniana), 8" 82. Vgl. SC H UM (wie A nm. 1),S. 739f.

    15 A uf das Dip lo m Karls von A njo u verweist Michelc A M A R I , La Guerra del Vespro Siciliano, Milano ''1886, S. 488. Die mgliche Identitt des do rt erwhnten Stephanus Takki mit dem bersetzer des Cen-

  • 270 Matthias Hciduk

    itten unter den bentigten Spezialisten vom staufischen Ho f sind daher nicht un-wahrscheinlich."' A n weiteren bersetzungsarbeiten des Stephanus kommt noch eine andere sternenkundliche Schrift, der Liber revolutionum oder De revolutionibus nativitatum des ab Ma'sar in Betracht.1" Dabei verwendete er offenbar nicht das ara-bische Original, sondern eine griechische bersetzung mit dem Titel I Irp i Ttfc i\ i io)\ aus dem 10. Jahrhundert.18 Die Frage, von welcher Vorlage Stepha-nus seine lateinische Version des Centiloquiums anfertigte, lsst sich bislang nicht ein-deutig beantworten. Altere Forschungsliteratur glaubt in einer arabischen Hand-schrift, die heute in der Escorial-Bibliothek aufbewahrt w ird , diese Vorlage ausfindig gemacht zu haben.1'' Dem hlt bereits Moritz Steinschneider entgegen, die Identitt des bersetzers von Centiloquium Hermetis und De revolutionibus nativitatum vorausgesetzt, dass kaum ein und derselbe Gelehrte aus dem Griechischen und Ara-bischen bertragen habe und daher entweder von zwei verschiedenen bersetzern ausgegangen werden msse oder das Centiloquium ebenfalls auf einer griechischen Vorlage beruhe.20

    tiloquiums errtern Mo ritz STEINSCHNEIDER, Uebcrsctzer aus dem Arabischen. Ein Beitrag zur B-cherkunde des Mittelalters, in: Scrapeum 19, 1870, S. 289-298 und S. 305-311, hier S. 305f. und Otto H A RTW IG , Die bcrsctzungsliteratur Unteritalicns in der normannisch-staufischen Epoche, in: Cen-tralblatt fr Bibliothekswesen 3, 1886, S. 161-225, hier S. 185.

    16 Vgl. H A RTW IG (wie A nm. 15), S. 185f.

    17 STEINSCHNEIDER (wie A nm. 15), S. 307f. berichtet von einem Eintrag in einem Auktionskatalog, w o -nach eine zu veruernde Handschrift von 1480 unter dem Text des ab Ma'sar folgenden Nachtrag aufweist: Liber Rcvolutionem est translatus de Graeco in Latinum a Magistro Stephano Mesanae. a. 1262. Z ur Sprache der Vorlage des Centiloquiums siehe unten.

    18 Vgl. Ulimann (wie A nm. 9), S. 319. Eine Edition des griechischen Textes liegt vor mit Albumasaris, De Revolutionibus Nativ itatum, hg. von David PINGREE, Leipzig 1968.

    19 Ferdinand WSTENEELD, Die bersetzungen in das Lateinische seit dem XL Jahrhundert, in: Abhand-lungen der Kniglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gttingen 22, 1877, S. 96. Ihm folgen H A RTW IG (wie A nm. 15), S. 185 und C A RM O D Y (wie A nm. 11), S. 53. Anderen Verzeichnissen ist nur

    die lateinische bersetzung des Centiloquiums bekannt. Vgl. U L L M A N N (wie A nm . 9), S. 292. Bei Fuat SEZ GIN, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 7, Leiden 1979 ist das Centiloquium berhaupt nicht erwhnt. Der bei Carmody angefhrte arabische Titel des Escorial-Manuskripts lsst sich in etwa mit Kapitel des Hermes, der Eingang bersetzen (fr diese A uskunft danke ich Dr. Eva Orthmann, Orientalisches Seminar der Universitt Zrich). Nhere Beschreibungen der Handschrift liegen nicht vor. Mo ritz STEINSCHNEIDER, Z ur Pseudoepigraphischen Literatur des Mittelalters, insbesondere der geheimen Wissenschaft, aus hebrischen und arabischen Quellen, N D Amsterdam 1965, S. 48f. sieht keine bereinstimmung zwischen Escorial-Manuskript und Centiloquium des Hermes. A uch David Pingree besttigte mir freundlicherweise in persnlicher Korrespondenz, bei der Sichtung arabischen Handschriftenmaterials bislang keine Entsprechung zum lateinischen Centiloquium Hermetis aus-findig gemacht zu haben. STEINSCHNEIDER (wie A nm. 15), S. 306f. vermutet ebenfalls eine arabische Vorlage, die mit einem Buch der Geheimnisse des Henoch identisch sei. Die Aphorismen knnten demnach einem Text des Sahl ben Bisr entnommen sein, w o vo n sich eine hebrische bersetzung er-halten hat. Bislang verfolgte und verifizierte offenbar niemand in der Orientalistik diese Hinweise. Hermes Trismcgistos wurde jedoch hufig mit dem Propheten Henoch (Idris bei den Muslimen) iden-tifiziert; vgl. David PINGREE, The Thousands of Ab Ma'sar (Studies of the Warburg Institute 30), Lo n-don 1968,S. lOf. mit A nm . 2 und Charles BURNETT,The Legend of thcThree Hermesand Ab Ma'sar's Kitb al-Ulf in the Latin Middle Ages, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 39, 1976, S. 231-234, hier S.23I.

    20 STEINSCHNEIDER (wie A nm. 15), S. 308. Doch verfgte beispielsweise der gelehrte sizilianischc Wr-dentrger Eugcnios von Palermo ( t 1203) ber die ntigen Kenntnisse fr umfangreiche bertragun-gen aus dem Griechischen wie Arabischen ins Lateinische. Vgl. Marccllo G IG A N TE, Eugenios von Pa-lermo, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, Mnchen/ Zrich 1989, Sp. 82f.

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    In der Tat wren bersetzungen aus dem Griechischen und Arabischen durch die gleiche Person im 13. Jahrhundert ungewhnlich, doch liegt kein zwingender Grund vor, diesen Umstand von vornherein vllig auszuschlieen.20 Z ur Zeit Knig Man-freds lassen sich verstrkte Bemhungen um griechische Sachtexte an der berset-zerwerkstatt des Hofes beobachten. Federfhrend scheint sich Bartholomus von Messina hervorgetan zu haben, auf ihn gehen wesentlich die lateinischen Versionen ei-niger pseudo-aristotelischer Schriften zurck.-'1 Stephanus von Messina bettet sich in-sofern besser als Griechisch-bersetzer in dieses Umfeld hfischer Wissenschaftlich-keit ein. Gegen eine griechische Vorlage des Centiloquiums scheinen zunchst jedoch einige arabische Fachtermini zu sprechen, die in die lateinische Fassung eingeflossen sind. Gleich im ersten Spruch des Hermes ist von (al-)hilg die Rede, nach einem Sys-tem des Ptolemaios der Punkt im Horoskop, mit dem sich die Lebensdauer eines Neu-geborenen ermitteln lsst." Eine wichtige Rolle nimmt bei dieser astrologischen Untersuchung der Hausherr ein, der am arabischen (eigentlich persischen) al-kadhudh angelehnt als alchocoden im Lateinischen auftaucht.23 Im Griechischen ste-hen fr diese Bestandteile die Begriffe (hfijc (fr al-hilg) und ohobi(mir\c (fr al-kadhudh), die beide auch in der griechischen Version von De revolutionibus nativitatum verwendet werden.2 4 Aber diesen Einwand gegen eine bersetzung des Centiloquiums aus dem Griechischen entkrftet der Blick in die lateinische Version von De revolutionibus nativitatum, die ja vermutlich ebenfalls auf Stephanus von Messina zurckgeht. Hier zeigt sich die durchgngige Verwendung von hyleg (al-hilg) fr das griechische (hfni\c, die an einer Stelle sogar explizit erlutert w ird . 2* Zwar greift der bersetzer in diesem Text fr ohobioilandauf das schlichte lateinische

    21 Dazu zhlen nach Dagmar GO TTSCHA LL, Pseudo-Aristoteles in der Bchcrsammlung des Naturw is-senschaftlers A mplonius Rating de Bercka, in: Die Bibliothcca Amploniana - Ihre Bedeutung im Span-nungsfcld von Aristotclismus, Nominalismus und Humanismus, hg. von Andreas SPEER (Miscellanea Mcdiacvalia 23), Berlin/ New York 1995, S. 73-85, hier S. 75 .Problemata , Physionomia-, -De mira-bilibus auscultationibus , De prineipiis , De signis , Magna moralia , De mundo und De colo-ribus . Z um mageren Wissensstand zur Person des Bartholomus vgl. Hans-Joachim OESTERLE, Bar-tholomus von Messina, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1, Mnchen/ Zrich 1980, Sp. 14%. Die Erschlieung der bertragungen des Bartholomus ist noch nicht sehr weit fortgeschritten, der Titel De signis beispielsweise ist nicht verzeichnet bei Charles B. SCHMITT und Dilw y n KN O X, Pseudo-Aristotelcs Latinus. A Guide to Latin Works falselcy attributed to Aristotlc before 1500, Lo ndo n 1985.

    22 Quedam nattvitates nun habent yleg (Hervorhebung durch den Verf.). Vgl. Universitcitsbibliothcek Gent, Ms. 5, fo l. P. Eine leicht andere Lesart weist Universittsbibliothek Erfurt (Bibliothcca A mp lo -niana), 4' 354, fo l. P auf: Multorum quidem nattvitates non habent hyleg (Hervorhebung durch den Verf.). Z ur Bedeutung vgl. Paul KUN ITZ SCH , Mittelalterliche astronomisch-astrologische Glossare mit arabischen Fachausdrcken (Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Phioso-phisch-Historische Klasse 1977/ 5), Mnchen 1977, S. 49f, Nr. 32.

    23 Faaas in nattvitabus et in questionibusyleg et alchocoden (Hervorhebungdurch den Verf.) et di-reettombus eorum [...} Vgl. Universitcitsbibliothcek Gent, Ms. 5, fo l. P. Z ur Bedeutung siehe K U -NITZ SCH (wie A nm. 22), Nr. 4, S. 35f.

    24 Vgl. die Index-Eintrge bei PINGREE (wie A nm. 18), S. 287 und 322.

    25 Hier werden jedoch, w o hl nicht zu Unrecht, die Perser fr den Fachterminus verantwortlich gemacht: Tertius lermtnus in quo Aphele (quem Perse vocant Hyleg) pervemt direetto. Vgl. De revolutionibus na-tiv itatum, Basel 1559 (Druck Heinrich Petri), S. 219.

  • 272 Matthias Hciduk

    dominus zurck,2'' doch beweist er noch mehrfach seine Kenntnis der arabischen bzw. persischen Fachtermini.27

    Zwar lsst sich nicht mit letzter Gewissheit die Sprache der Vorlage fr das latei-nische Centiloquium Hermetis ausmachen; aus welchen Traditionszusammenhn-gen der Inhalt vermutlich stammt, kann dennoch nher bestimmt werden. Ein H in-weis ist ebenfalls aus dem staufischen Kontext berliefert. Michael Scotus berichtet in seinem Liber introduetorius von einem Werk mit dem Titel Albumasar in Sadan und zitiert als Incipit einen Satz, der mit einer Abweichung der ersten Proposition des Centiloquiums entspricht.28 Zunchst scheint der beinahe identische Anfangssatz die einzige Gemeinsamkeit der beiden Texte zu sein. Whrend das Centiloquium eine Spruchsammlung in loser Reihenfolge bildet, gibt Albumasar in Sadan einen Dia-log des ab Ma'sar mit einigen Schlern, allen voran mit Sadan ibn Bahr wieder.2,y Thema des Gesprchs sind verschiedene astrologische Probleme, zu denen der Meis-ter seine Lehren in lockerer anekdotischer Form verkndet. Dabei erlutert er seine eigenen Quellen, mitunter zahlreiche astrologische Bcher und Standpunkte be-sonders indischer und persischer Astrologen, deren Angabe fr die Forschung heute noch interessante Anhaltspunkte zu Verbreitung und berlieferung entsprechender Literatur bei den Arabern im 9. Jahrhundert liefert. Fr die Wissenschaftsgeschichte stellen sich auch die Erluterungen ber Kometen als bemerkenswert dar, die hier im ausdrcklichen Widerspruch zu Aristoteles nicht als Objekte der Feuersphre, son-dern als eigenstndige Himmelskrper beschrieben werden - Beobachtungen, die erst Tycho Brahe im 16. Jahrhundert wieder aufgreifen sollte.' 2 Einige Anekdoten, wie etwa die Entlarvung eines falschen Wahrsagers am Ho f des Kalifen al-Ma'mn,M fr-derten zudem nachhaltig die Doxographie um ab Ma'sar. Fr die Verbreitung ber den arabischen Sprachraum hinaus sorgten eine griechische und lateinische berset-zung.3 2 Zeigen Centiloquium und Albumasar in Sadan erhebliche formale Unter-

    26 So w ird beispielsweise (...) hrl Xtipfkhrn im ohohrmimip IOV tfumi\piK tov f\mioc otmuoim IUMK td hoc. (vgl. PINGREE [wie A nm. 18],S. 119, V. 15f.)bersetzt mit [...]oportetaeeiperedominum luminarishab-entis significationem in anno (vgl. De revolutionibus nativitatum (wie A nm. 25), S. 245).

    27 (...) planetas qui sunt in sua conditione sive similitudine, quae Arabice vocatur haiz, (...) Vgl. ebd. S. 214. Zuweilen sind die quivalente bereits im griechischen Text vorgegeben: (...) cuius dominus erit dominus anm, qui Persute dicit Salchodae (ebd. S. 219); (...) 6 icvpioc ahm' tmiv 6^pmotcpaiup c Xfynai rirpmml (ui\\ofuit\c (PINGREE (wie A nm. 18], S. 35, V. 8f.).

    28 Hermes vero dixit quod Sol et Luna post Deum nature omnium viventium sunt vita multorum et sub-stentamentum. Vgl. Paolo LUC EN TIN I, L'ermetimo magico ncl secolo X III , in: Sie itur ad astra. Studien zur Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften. Festschrift fr Paul Kunitzsch zum 70. Ge-burtstag, hg. von Menso FOLKERTS und Richard LO RC H , Wiesbaden 2000, S. 409-450, hier S. 421. Im Centiloquium in der bersetzung des Stephanus von Messina heit es: Dixit Hermes: Sol et Luna post Deum omnium viventium vita sunt. Vgl. Lynn TH O RN D IKE und Paul KIBRE, A Cataloque of Incipits of Medieval Scientific Writings in Latin, London 1963, Sp. 1513. Z u Michael Scotus siehe unten.

    29 Z u -Albumasar in Sadan vgl. U I . L M A N N (wie A nm. 9), S. 322f., SEZ GIN (wie A nm. 19), S. 147f. und bes.

    Lynn TH O RN D IKE, Albumasar in Sadan, in: Isis 45, 1954, S. 22-32. Einen neueren berblick ber den Forschungsstand gewhrt Graziclla FEDERICI VESCOVINI, Albumasar in Sadan c Pietro d 'Abano , in: La ditfusione dellc scienze islamichc ncl Medio Evo curopeo (Convegno internazionalc promosso dall' Accadcmia Nazionalc dei Lincci, Roma 2-4 ottobre 1984), Roma 1987, S. 29-55.

    30 Vgl. TH O RN D IKE (wie A nm. 29), S. 29.

    31 Ebd., S. 24. 32 Eine Teiledition der griechischen Version findet sich im Catalogus Codicum A stro logorum Graecorum

    V/ 1, Bruxellcs 1904, S. 142-155. Z ur lateinischen bersetzung vgl. C A RM O D Y (wie A nm. 11), S. lOlf .

  • Sternenkunde am Stauferhof 273

    schiede, fallen umso mehr die inhaltlichen bereinstimmungen einzelner Aussagen auf. Vom Planeten Mars heit es etwa in beiden Texten, wenn er zum Zeitpunkt der Geburt als Regent am Himmel und nicht in Konjunktur mit einem Planeten mit gns-tigem Einfluss steht, w ird der Neugeborene im Feuer sterben.3' Merkur hingegen fr-dert als Aszendent beziehungsweise im Sternbild des Schtzen stehend Beredsamkeit und Dichtkunst beim Neugeborenen.34 Der Astrologe solle sich vor Vorhersagen h-ten, wenn der Skorpion im Aszendenten steht, die Himmelseckpunkte schrg geneigt sind oder Mars sich in ihnen befindet. Z u diesen Zeitpunkten gefllte Aussagen sind falsch, denn der Skorpion ist das Zeichen der Verlogenheit.35

    Auch ein erneuter vergleichender Blick in die Schrift De revolutionibus nativita-tum offenbart vielfache inhaltliche bereinstimmungen mit dem Centiloquium Hermetis . Die ausfhrlicheren Darlegungen von De revolutionibus werden im Centiloquium hufig auf eine grundstzliche Aussage verknappt. Z um Beispiel w ird in beiden Texten die mildernde Wirkung des Planeten Venus auf die in der Regel schlechten Einflsse des Saturn geschildert, die besonders ein gefgigeres Verhalten der Frauen zur Folge hat.36 Wird in De revolutionibus sehr genau die Konstellation beschrieben, unter der Jupiter negative Auswirkungen auf das Blhen und Gedeihen ausbt, verkrzt der Aphorismus im Centiloquium die Positionsbestimmung, die zu schlechten Ernteergebnissen fhren soll.3" Noch konzentrierter fllt im Centiloquium die Nennung des mildernden Einflusses von Jupiter auf Saturn gegenber der Passage in De revolutionibus aus.38

    33 Im Centiloquium Hermetis steht: Si mars fuerit almuptes in natwitate et non fuerit coniunetus be-nevolii, significat quod natus incendium pacietur. Vgl. Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 2\i Albumasar in Sadan heit es: Dicit [sie!] et mihi quod mars quando fuerit nativitas coaptetur et non coniungitur alieni beneficio significat tnifustionem sustinetur nalo. Vgl. Universittsbibliothek Erfurt f/ *' (Bibliotheca Amploniana), 4" 352, fo l. 11*.

    34 Centiloquium: Si fuerit in ahqua natwitate mercurius in ascendente onentalis et velox tunc natus fit elo-quens et in saentiis liberalibus doclusl idem ent etiam si fuerit in sagittario in propriis tali modo. Vgl. Uni -versiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 2\n Sadan: Dixit albumasar quando fuerit mercurius in ascendente matutinis et directus significat quod natus ent eloquens rhetor et versificator. Idem autem et quando fue-

    rit in sagittano tali modo. Vgl. Universittsbibliothek Erfurt (Bibliotheca Amploniana), 4" 352, fo l. 12*.

    35 Centiloquium: Non diffinias vel eligas aliquid existente scorpione in ascendente nec cum anguli sint ob-liqui aut si mars existit in eis/ falsus enim eveniet diffimtionis eventus preeipue quia scorpio Signum est

    falsitatis. Vgl. Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 1'. In Sadan: Dixit idem mihi in baldac quod si advoeavit te rex ut servias ei in astronomica scientut non facias ludiaum scorpio horoscopus neque an-

    gulis entibus exeversis neque martern in angulis existente falsis enim esset tudicium falsus scorpio Signum

    est mendacis. Vgl. Universittsbibliothek Erfurt (Bibliotheca Amploniana), 4" 352, fo l. 12'.

    36 Si autem Venus super Saturnum fuerit elevatur obediunt ei mulieres suae et diligent eum et diligitur ab to. Vgl. De revolutionibus nativitatum (wie A nm. 25), S. 224. Im Centiloquium heit es etwas schlich-ter Si vero venus super saturnum fuerit elevata faciet faciles ad mulieres et pronos. Vgl. Universiteits-bibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 2*. ^aa*-

    37 lupiter cum fuerit dominus anm et extstens tarn in natwitate qma in revolutione retrogradus vel sub ra-diis aut in alieno loco swe occidentalis seu in domo malevoli aji cadens ab angulis et in loas contrariis: { UT

    aufert claritatem ipsius est revolutio et minuit foelicitatem ipsius et deponit glonf~eius. Vgl. De revo- f " ^ ^ lutionibus nativitatum (wie A nm. 25), S. 228. Im Centiloquium heit es lediglich: Si Jupiter in revo-lutione annorum mundi fuerit in propna domo vel exaltatione onentalis in angulo et impeditus (Gent Ms. 5 - richtiger w ohl expeditus Universittsbibliothek Erfurt (Bibliotheca Amploniana), 4" 354, fo l. 3') a malis penunam annone significat. Vgl. Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 3'.

    38 De revolutionibus : Satumus quidem quando est male dispositus et configuratur reiJupiter, velaliqui de benevolis minuitur malitia eius [...] Vgl. De revolutionibus nativitatum (wie A nm. 25), S. 220.

  • 274 Matthias Hciduk

    Eine ausfhrlichere Untersuchung, die den Rahmen dieses Beitrags sprengen wrde, knnte die Abhngigkeitsverhltnisse zwischen den drei Texten De revolu-tionibus nativitatum, Albumasar in Sadan und Centiloquium Hermetis genauer fassen. Doch erhrten die oben genannten Parallelen die Vermutung, dass sich hin-ter der Ubersetzung des Stephanus von Messina die Wiedergabe einer Sammlung von Lehren des ab Ma'sar verbirgt, die der Urheberschaft des Hermes Trismegistos zu-geschrieben worden ist. Die nachtrgliche Anfhrung der Autoritt des mythischen Ahnen der Wissenschaften und Philosophie bildet keinen Einzelfall. Gerade in den Gebieten der Astrologie und Alchemie galt Hermes als eine der ehrwrdigsten Gr-en in der islamischen Welt.4 0 Allerdings bleibt offen, wann und durch wen diese Um-widmung der Autorenschaft erfolgte, mit der die Gltigkeit der Propositionen noch-mals gesteigert werden sollte.

    Eine astrologische Schrift wie das Centiloquium Hermetis zhlte sicherlich nicht als Kuriositt zu den Bestnden der staufischen Hofbiblio thek. Zahlreich sind die Zeug-nisse, nach denen die staufischen Herrscher den richtigen Zeitpunkt fr ihr Handeln vom Stand der Sterne abhngig machten. Friedrich II . beschftigte Michael Scotus als Hofastrologen und nahm damit einen der Kompetentesten dieser Disziplin in seine Dienste.41 Welch auerordentlichen Ruf Michael als Astrologe genoss, besttigt nicht nur die nachhaltige Rezeption seines Hauptwerkes, des Liber introductorius .42 Heinrich von Avranches etwa erlebte ihn in A ktio n und nannte ihn daraufhin anerken-nend: Qui fuit astrorum scrutator, qui fuit augur, / Qui fuit ariolus, et qui fuit alter Apollo.** Dass dieser Ruhm auch zweifelhaften Charakters sein konnte, davon gibt Dante Zeugnis, der in seiner Divina Comedia Michael in den achten Kreis der Hlle verbannt.44 Fr welche Zwecke ein Hofastrologe in Anspruch genommen wurde, da-von berichtet Michael im Liber Introductorius selbst, indem er seinen naturkund-lichen Stoff immer wieder mit Anekdoten auflockert. Beispielsweise ist die Rede von der Ausarbeitung von Horoskopen im Vorfeld von Angriffen auf rebellische Stdte.45

    Centiloquium: Jupiter sohlt Saturni malitiam [...] Vgl. Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. P.

    39 Eine solche Untersuchung hat David Pingree als Beitrag fr die Festschrift zu Ehren von Grazieila Fe-derici Vescovini in Aussicht gestellt, die zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Bandes jedoch noch nicht vorlag.

    40 Einen Gesamtblick auf die Bedeutung hermetischen Schrifttums in der islamischen Welt versuchen zu geben: A .E. A F H H , The Influcnce of Hermetic Literature on Moslem Thought, in: Bulletin of the School o f Oricntal and African Studies 13, 1949-51, S. 840-855 und Martin PLESSNER, Hermes Tris-megistus and Arab Science, in: Studia Islamica 2, 1954, S. 45-59.

    41 Z ur Person Michael Scotus siehe Lynn TH O RN D IKE, Michael Scot, London 1965 und Charles BURNETT, Michael Scot and the Transmission of Scientific Culturc from Toledo to Bologna via the Court of Frederick II Hohenstaufen, in: Micrologus II (Lcscienzcallacortcdi Frederico II),Turnhout/ Paris 1994, S. 101-126.

    42 Einen neueren Uberblick zum Liber Introductorius gibt Wolfgang STRNER, Friedrich I I . , Bd. 2, Darmstadt 2000, S. 411-416. Den vielen offenen Fragen zu Michael Scotus und seinem Werk widmet sich u. a. in jngster Zeit der Frankfurter Sonderforschungsbereich FK 435, Teilprojekt B2.

    43 Eduard W IN KELM A N N , Drei Gedichte Heinrichs von Avranches an Kaiser Friedrich I I . , in: Forschun-gen zur deutschen Geschichte 18, 1878, S. 482-492, hier S. 485f.

    44 Dante, Divina Commedia, Inferno XX, V. 115-117.

    45 Vgl. HA SKIN S (wie A nm . 10), S. 275 mit A nm. 22. Ein solcher Versuch von Michaels Nachfolger The-odor von Antiochia scheiterte 1239 vor Padua aufgrund schlechten Wetters. Eine ausfhrliche Schilde-rung von Theodors Unterfangen unter Einsatz eines Astrolabiums enthlt die Chro nik des Rolandi-

  • Sternenkundc am Stauferhof 275

    Offenbar wurde Michael trotz seines Rufes vom kritischen Geist Friedrichs immer wieder auf die Probe gestellt. So schlug Friedrich eine seiner Warnungen in den Wind , aufgrund der Mondstellung von einem Aderlass abzusehen, denn Arme und Hnde des Barbiers seien dadurch ungnstig beeinflusst. Das Ergebnis: Als der Kaiser den Barbier dennoch zu sich rief, lie dieser das Messer fallen und fgte dem Fu des Herrschers eine schwere Wunde zu. 4 6 Welch umfangreichen astronomischen und mathematischen Kenntnisse seinen Sternbeobachtungen zugrunde lagen, veranschaulicht eine weitere Anekdote, in der sich Michael einer Prfungdurch den Kaiser unterziehen muss. Bei ei-nem Jagdausflug forderte Friedrich ihn auf, von ihrem Standpunkt aus die Entfernung zwischen einem Do rfkirchturm im Sichtfeld und dem Sternenhimmel zu bestimmen. Beim nchsten Ausritt in die Gegend wiederholte der Staufer seine Aufforderung, und Michael bemerkte sogleich, dass der Kaiser den Turm hatte geringfgig krzen lassen, um ihn auf die Probe zu stellen.47 Wie sehr Friedrich sein Leben in den Augen der Zeit-genossen nach den Vorhersagen seines Astrologen ausrichtete, bezeugen selbst chroni-kalische Quellen. Matthaeus Parisiensis etwa berichtet von der Hochzeitsnacht Frie-drichs mit Isabella von England, der Kaiser habe den Beischlaf auf die vom Astrologen begnstigte Stunde hinausgeschoben.48

    Ein vergleichbare Ausrichtung nach der Astrologie besttigt Saba Malaspina in seiner Chronik fr Knig Manfred. Doch hegte der Geschichtsschreiber offenbar keine Sympathien fr die Sterndeuter des Friedrichsohnes. Anlsslich einer Sieges-feier nach einem Gefecht mit feindlichen Truppen, bei dem der Parteignger Karls von Anjou Ferri de St.-Amant gefangengenommen werden konnte, beschreibt Saba, wie die verschiedenen Zukunftsdeuter zum Knig eilen und dessen Wohlwollen er-schleichen mchten.49 Doch htten sie nichts weiter als Lgen vorzuweisen, mit de-nen sie die Ho ffnung des Knigs auf groe Erfolge nhrten. Das Erscheinen eines Kometen als beunruhigendes Himmelszeichen w ird in seiner Bedeutung von den Sterndeutern heruntergespielt.50 Bei der Beschreibung der Schlacht von Benevent kann der Chronist sich auch nicht zurckhalten, auf eine fatale Fehlberatung Man-freds hinzuweisen. Nach Konsultation seiner Astrologen habe der Staufer den Zeit-punkt des Angriffs gegen das Heer Karls von A njo u festgesetzt.51 Die Schlacht end-ete mit Manfreds Tod.

    Die bersetzung eines Textes wie des Centiloquium Hermetis entsprach prak-tischem Bedarf am staufischen Ho f in Sditalien.52 Folgender Blick auf die berliefe-

    nus Patavinus. Vgl. Rolandini Patavini Chronica, hg. von Philippe JAFFE, in: M G H SS 19, hg. von Ge-org Heinrich PERTZ , Hannover 1866, S. 73.

    46 Eine Wiedergabe des Textes nach Bayerische Staatsbibliothek Mnchen, Clm 10268 findet sich bei HA SKIN S (siehe A nm. 10) , S. 289 A nm. 108.

    47 Ebd., S. 290, A nm . 110. 48 Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora, hg. von H.R. LUA RD (Rerum Britannicarum Medii Aevi Scrip-

    tores 57) , Vo l. 3, Lo ndo n 1876, S. 324. 49 Saba unterscheidet bei den Wahrsagern zwischen augures, astrologi, arioli, auruspia und divini. Vgl.

    Die Chro nik des Saba Malaspina, hg. von Walter KO LLER und August N ITSCH KE, in: M G H SS 35, Han-nover 1999, S. 150.

    50 Ebd., S. 155. 51 Ebd., S. 168. 52 Einen Einblick in die Astrologie im staufischen Umfeld gibt Stefano C A RO TI, L'astrologia nell' et d i

    Fcdcrico I I , in: Micrologus II (wie A nm. 41) , S. 57- 73.

  • 276 Matthias Heiduk

    rungsgeschichtlichen Zusammenhnge mag verdeutlichen, inwiefern die bertragung im Rahmen eines Programms von Transferleistungen einzuordnen ist, das ber die praxisorientierte Aneignung astrologischen Wissens hinausreichte. Mgliche Verwir-rungen ber die Urheberschaften taten der nachhaltigen Rezeption des Centiloquium des Hermes keinen Abbruch. In einer bersicht vermochte das Hermes-Latinus-Pro-jekt im Rahmen des Corpus Christianorum unter Leitung von Paolo Lucentini 81 Handschriften und Handschriftenfragmente zusammenzutragen, die vom Ende des 13. bis Ende des 15. Jahrhunderts datieren." 1484 sorgte Erhard Ratdolt in Venedig fr die erste gedruckte Ausgabe," eine deutsche bersetzung existiert seit sptestens 1485 handschriftlich." Weder in den Manuskripten noch in den frhen Drucken fin-det sich das Centiloquium des Hermes als einzeln berlieferter Text, stets liegt es in Sammelwerken mit weiteren astronomisch-astrologischen oder medizinischen Trak-taten vor. A m hufigsten sind dabei Vergesellschaftungen mit den weiteren oben ge-nannten Centiloquia, mit anderen Werken des Ptolemaios und/ oder mit Klassikern der Antike wie Hippocrates und Galen und der islamischen Welt wie al-Kindi und ab Ma'sar.56

    Ein besonders eindrucksvolles Beispiel fr diese berlieferungsgeschichtliche Si-tuation liegt im Manuskript 5 der Genter Universittsbibliothek vor.5 7 Die prachtvoll ausgestattete Sammelhandschrift aus dem Jahr 1479 stellt das Centiloquium Herme-

    53 Vgl. Paolo LUC EN TIN I und Vittoria PERRONE C O M PA G N I, I testi e i codici di Ermete nel Mcdioevo, Fi-renzc2001, S. 27-32. Diese Liste umfasst weit mehr berliefcrungstrger als bei C A RM O D Y (wie A nm. 11) oder Ernst Z IN N ER, Verzeichnis der astronomischen Handschriften des deutschen Kulturgcbictes, Mnchen 1925, S. 141 f., Nr. 4222-4256.

    54 In diesem Druck ist das Centiloquium einer Ausgabe des ptolemischen Liber quadripartitum bei-gefgt. Vgl. Lud w ig H A I N , Repcrtorium Bibliographicum, Bd. I I , 2, Stuttgart/ Paris 1838, S. 174, Nr. 13543; A rno ld KLEBS, Incunabula Scientifica et Mcdica (Osiris 4/ 1), Bruges 1938, S. 266, Nr. 814, 2. C A RM O D Y (wie A nm. 11), S. 13f. und S. 54 listet Drucke des Centiloquium bis 1674 auf.

    55 Bayerische Staatsbibliothek Mnchen, Cgm 597, fo l. 169'173'. Incipit: [E]s spricht Hermes das dy sunn und der mon nach got sein das Leben vil lebentiger ding. Vgl. Karin SCHNEIDER, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek Mnchen, Bd. 5/ 4, Wiesbaden 1978, S. 215-223, bes. S. 219. Teile einer deutschen bersetzung finden sich in einem Hausbuch des 15. Jahrhunderts: Baye-rische Staatsbibliothek Mnchen, Cgm 3989, fo l. 2'-5\. Vgl. Karin SCHNEIDER, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek Mnchen, Bd. 5/ 6, Wiesbaden 1991, S. 454-469, bes. S. 456f.

    56 Diese Beobachtungen beruhen auf der Durchsicht mehrerer Bibliotheksbestnde, besonders der vati-kanischen Bibliothek, der Bibliothcca Amploniana zu Erfurt und der Jagicllonen-Bibliothek zu Kra-kau. A lle drei beinhalten mehrere berlieferungen des Centiloquium Hermetis , Erfurt ein halbes Dutzend, Krakau fnf, die Vaticana kann sogar mit zehn Exemplaren aufwarten. A lle diese Hand-schriften zeigen das Centiloquium in naturkundlichen Florilegicn nicht in bereinstimmender, aber vergleichbarer Zusammenstellung wie beschrieben. Die Signaturen: Universittsbibliothek Erfurt (Bi-bliothcca Amploniana), 2 386, 4 352, 4 354, 4 361, 4 386, 8 82. Vgl. SC H UM (wie A nm. 1). Bib-liotheca Jagiellonska Krakow, 601, 793, 805, 1843, 1963. Vgl. Maria KO W A LCZ YK, Catalogus codicum manuscriptorum Medii Aevi Latinorum qui in Bibliotheca Jagelloncia Cracovie asservantur, Bde. 3-7, Wratislaviae/ Cracoviac 1984-2000. Bibliotheca Apostolica Vaticana, Co d . Barb. Lat. 328, Co d . Otto b. Lat. 1552, Co d . Pal. Lat. 1249, 1368, 1369, 1390, 1414, 1416, 1444, 1445. Vgl. Lud w ig SCHUBA , Die me-

    dizinischen Handschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek, Wiesbaden 1981 und DERS., Die Quadriviums-Handschriftcn der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bib-liothek, Wiesbaden 1992.

    57 Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5. Z ur Beschreibung der Handschrift vgl. A lbert DERO LEZ , The lib-rary of Raphael de Marcatellis: abbot o f St. Bavon's, Ghcnt 1437-1508, Gent 1979, S. 54-58.

  • Sternenkunde am Stauferhof 277

    tis als einleitenden Text voran, w omit die folgenden Traktate in ihrer Gesamtheit als eine Bltenlese unter der Patronage des Hermes Trismcgistos verstanden werden. Hermes' Stellung w ird durch seine kunstvolle Illumination im Anfangsinitial unter-strichen, die ihn in orientalischer Gewandung beim Bcherstudium zeigt - lediglich Albertus Magnus w ird noch auf diese Weise in der Handschrift gewrdigt.58 Zu die-ser Zusammenstellung zhlen auch die bereits genannten Centiloquia. Das Centilo-quium Ptolemaei ist gleich in zwei Versionen vertreten, in der bersetzung des Jo-hannes von Sevilla59 und mit dem Kommentar des Ah" ibn A bi ^-Rigl (lat. Haly Abenragel).60 Das Centiloquium Bethen w ird hier mit dem De consuetudinibus des Abraham ben Ezra (lat. Avenezra) gleichgesetzt,61 und auch die Propositiones Almansoris 62 sind enthalten. Es folgen weitere Schriften des Ptolemaios bzw. Pseudo-Ptolemaios,61 mehrere Traktate orientalischer Astronomen wie ab Ma'sar,64 Ms'allh,65 al-Kind l, 6 6 Tbit ben Qurra, 6 7 Abraham ben Ezra,6 8 Sahl ben Bisr,69 ein pseudohippokratischer Text,70 naturkundliche Pseudo-Aristotelica,71 mehrere Trak-tate lateinischer A utoren, 7 2 darunter das Albertus Magnus zugeschriebene Spcculum astronomiae ,73 mit den Kyraniden ein hermetischer Text aus sptantikem Umfeld 7 4 und einige Prophezeiungen, darunter eine unter dem Namen des Merlin. 7 5 Aufflli-gerweise lassen sich die lateinischen bersetzungen des Genter Beispiels berwiegend berlieferungshorizonten des 12. und 13. Jahrhunderts zuweisen.76 Die bersetzer-

    58 Darstellung des Hermes: Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 1' . Darstellung des Albertus Mag-nus: Gent, Universiteitsbibliotheek Ms. 5, fo l. 48'.

    59 Universiteitsbibliotheek Gent, Ms. 5, fo l. 27'41*.

    60 Ebd .,fo l.4' -21' . 61 Ebd., fo l. 46'-48'. Die Klrung dieser Zuschreibung steht noch aus.

    62 Ebd., fo l. 42'-45\ 63 De cometis und De imaginibus super facies signorum. Ebd., fo l. 2P-21* und fo l. 22'-24'. 64 Flores super Saturno , Flores und Flores Albumasaris de electionibus . Ebd., fo l. 58'-59\.

    73'-84' und 136'-140*.

    65 Epistola de rebus eclypsium et coniunetionibus und eventuell De planetis in domibus . Ebd., fo l. 56'-58' und 103*-105*.

    66 De pluviis alias de radiis , De figuris signorum und Tabula horarum inaequalium ad latitudinem regionis 51 grad. . Ebd., fo l. 105*108* hintereinander. Die Zuschreibung ist jedoch nicht gesichert.

    67 De imaginibus . Ebd., fo l. 24'-26*. 68 Liber questionum, De electionibus , De occultis , De significationibus septem planetarum.

    Ebd., fo l. 91'-103' hintereinander.

    69 Proverbia Zaelis . Ebd., fo l. 65'-7P. 70 Cavete medici gefolgt von zwei Blcken mit je 6 Versen beginnend mit Taurus inest Mayo Gemini

    Iunio Iulioque . Ebd., fo l. 154*157*.

    71 Der Liber de Causis unter dem Titel Liber Procli de causis , Physionomia und De signis . Ebd., fo l. 59*-65',67*-71'und 132*135*. Der Text Physionomia wurde von SCH M ITT/ KN O X (wie A nm. 21), S. 26f. als Physiognomia II I ihrer Klassifikation identifiziert.

    72 Venantius von Moerbeke De praesagiis futurorum (ebd., fo l.l09'-125'), Wilhelm von Aragon De somniis et visionum prognosticationibus (ebd., fo l. 125'132'), David von Dinant Problemata (ebd., fo l. 158*183') und ein unidentifizierter Robertus De prineipiis rerum (ebd., fo l. 212'214').

    73 Ebd., fo l. 48'-56'. Neuere Untersuchungen vermuten Richard von Fournival hinter der Autorschaft dieses Werkes, ohne jedoch vllig zu berzeugen. Vgl. Bruno ROY, Richard de Fournival, aueteur du Speculum Astronomie}, in: Archives d 'Histo ire Doctrinale et Litteraire du Moyen Age 67, 2000, S. 159-180.

    74 Ebd., fo l. 184'-212'. 75 Praenostica Merlini (ebd., fo l. 157*-158*). 76 Vgl. DERO LEZ (wie A nm . 57).

  • 278 Matthias Heiduk

    Werkstatt Knig Manfreds ist neben dem Centiloquium Hermetis mit zwei weite-ren pseudo-aristotelischen bertragungen vertreten, der Physionomia und dem De signis .77 Beide gehen auf Bartholomus von Messina zurck, der mglicherweise die bersetzungen am Hofe des Staufers koordinierte.7 8

    Somit sind in eine Sammelhandschrift Texte aufgenommen worden, die sich auf Hermes bzw. Aristoteles berufen und durch die bersetzungen am Ho f Knig Man-freds dem lateinischen Westen zugnglich gemacht wurden. Folgende berlegungen gehen nicht von einem berlieferungsgeschichtlichen Zufall dieses Befundes aus und versuchen, die Verbindung beider hoher Autoritten der Wissenschaft im staufischen Umfeld ein wenig mehr zu beleuchten. Im Rahmen dieses Beitrags sollen dazu zwei weitere Texte herangezogen werden. Ein solches Zeugnis lsst sich indirekt in der Bib-liothek Kaiser Friedrichs nachweisen. Es handelt sich um das sogenannte Secretum Secretorum, welches ebenfalls dem Aristoteles zugeschrieben w urde. 7 9 Dieser Trak-tat befasst sich wie ein Frstenspiegel mit der Frage des richtigen Regierens und ent-hlt fr einen Herrscher ntzliche Ergnzungen zu astrologischen, naturkundlichen, alchemischen und medizinischen Fragen. Aristoteles habe dieses Werk fr Alexander den Groen verfasst, da er dessen Bitte, dem Makedonenknig nach Asien nachzu-reisen, aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht nachkommen konnte. Mit einer Summe seines Wissens wollte er Alexander dennoch wertvolle Ratschlge erteilen. Tatschlich wurde das Geheimnis der Geheimnisse unter persischem Einfluss im syro-arabischen Raum des 10. Jahrhunderts kompiliert. Kernstck bildet ein Briefro-man des 8. Jahrhunderts ber das Thema der Herrschaft, dem eine Textschleppe un-ter anderem hermetischer Versatzstcke beigefgt wurde. So wurde auch die Tabula Smaragdina herangezogen.80 Ins Lateinische wurde der Text des Secretum in mehre-ren Anlufen bertragen. Eine gngige Version erstellte ein Philippus vielleicht im Auftrag des Bischofs von Tripolis um 1230.8' Michael Scotus gehrte zu den ersten Rezipienten dieser bersetzung, noch vor 1235 griff er auf diese Textvorlage zurck.82

    77 Wie in A nm . 71.

    78 Vgl. S. 271. 79 Z u Inhalt, Entstehung und Verbreitung des Secretum secretorum siehe Gundo lf KEIL , Secretum se-

    cretorum, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasscrlcxikon, Bd. 8, Berlin 21992, Sp. 993-1013. Der A rtikel enthlt auch eine umfangreiche Bibliographie. Vgl. auch Pseudo-Aristotle, The Secret of Secrets. Sources and Influenccs, hg. von William F. RYA N und Charles B. SCH M ITT (War-burg Institute Survcys and Texts 9), Lo ndo n 1982.

    80 Die Tabula Smaragdina zhlt zu den wirkungsmchtigsten Texten mit Ursprung im Mittleren Osten, die im lateinischen Westen Einzug gehalten haben. Vgl. Julius RUSKA , Tabula Smaragdina. Ein Beitrag zur Geschichte der Hermetischen Literatur, Heidelberg 1926 (nach wie vor das magebliche Werk). Neuere Literatur bei Joachim TELLE, Tabula Smaragdina, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 9, Berlin '1995, Sp. 567ff.

    81 Vgl. Steven J. W ILLIA M S, Philip of Tripo lis Translation of the Pseudo-Aristotelian Secretum secretorum viewed w ithin the Context o f Intcllectual A citv ity in the Crusadcr Levant, in: Occident et Proche-Orient: Contacts scientifique au temps des Croisades. Actes du colloques de Louvain-la-Neuve 24 et 25 mars 1997, hg. von Isabelle DRA ELA N TS, A nne T H I O N und Baudouin VAN DEN A BEELE, Louvain 2000, S. 79-94. Dagegen hlt K EI L (wie A nm. 79), Sp. 999 den Prolog dieser Fassung diskussionswr-digerweisc fr eine Auffindungslcgcndc, die Erwhnung des Philippus und des Bischofs von Tripolis demnach fr ein fiktives Konstrukt eines franzsischen Klerikers, um das ppstliche Verbot der Libri naturales von 1231 zu umgehen.

    82 Vgl. Steven J. W ILLIA M S, The Early Circulation of the Pseudo-Aristotelian Secret of Secrets in the West. The Papal and Impcrial Co urt, in: Micrologus II (wie A nm . 41), S. 127-144, hier S. 136.

  • Sternenkunde am Stauferhof 279

    Aber auch der Kaiser selbst besa offenbar frhestc Kenntnis vom Secretum, wie sich aus der Widmung einer Schrift seines Hofarztes Theodor von Antiochia erschlieen lsst.10 Darin spielt er auf ein Schreiben des Aristoteles an Alexander, das Friedrich aus eigenem Studium kenne, als eine seiner Vorlagen an. Dass es sich dabei um das Secre-tum handeln muss, erffnet der Inhalt von Theodors Schreiben, in dem er dem Kai-ser gegenber Ditempfehlungen ausspricht und Mahalten bei Essen, Trinken, Schlafen und Beischlaf anmahnt; darunter befinden sich Rezepte, die direkt dem Se-cretum entnommen wurden.*4

    Mit dem Liber de pomo , dem Buch vom Apfel , berhrt ein weiteres Zeug-nis wiederum Friedrichs Sohn Manfred.8 5 Der Titel bezieht sich auf einen Apfel, den der sterbende Aristoteles whrend seines letzten Gesprchs mit seinen Schlern in den Hnden gehalten und aus dessen Duft er immer wieder neue Krfte geschpft haben soll, um nochmals den Kern seiner Philosophie sowie generellen Sinn und Nutzen der Wissenschaft darzulegen. Die heitere Gelassenheit, mit der er dabei sein nahendes Ende erwartet, verblfft die Schler und entspricht der Vorstellung von ei-nem wrdevollen Tod eines groen Geistes. Andere Legenden um das Ende des Sta-giriten unterstellen diesem Selbstmord und brachten so auch sein geistiges Gut in Misskredit.8 6 Mit dem Liber de pomo wollten offensichtlich Befrworter der Leh-ren des Aristoteles bzw. diejenigen, die seine Philosophie mit der muslimischen und christlichen Religion in Einklang zu bringen versuchten, fr eine ihnen genehmere Version sorgen.87 Doch erkannte man im Liber de pomo lange nicht die Abfas-sung spterer Jahrhunderte, sondern glaubte einen Nachruf eines Schlers vor sich zu haben, wenn nicht gar eine visionsartige Vorschau auf sein Ende durch Aristote-les selbst.88 Philologische Untersuchungen wiesen jedoch nach, dass vermutlich nicht vor 900 Piatons Schrift Phaidon, die mit hnlichen Motiven den Tod des So-krates schildert, unter Einbeziehung neuplatonischer und aristotelischer Texte in

    83 Text bei Karl SUDHOFF, Ein ditetischer Brief an Kaiser Friedrich II . von seinem Hofphilosophen Ma-gister Theodorus, in: A rchiv fr Geschichte der Medizin 9, 1916, S. 1-9, hier S. 4-7. Vgl. auch W I L L I -A MS (wie A nm. 81), S. 137f. Z u Theodor vgl. Charles BURNETT, Master Theodore, Frederick Ii s Philo -sopher, in: Federico I I e le Nuove Culturc. A tti dcl X X X I Convcgno storico internazionale, Todi 9-12 ottobre 1994, Spoleto 1995, S. 225-285 und Benjamin Z . KEDA R und Etan KO H LBERG, The Intercultu-ral Career of Theodore o f A ntio ch, in: Mcditerranean Historical Review 10, 1995, S. 164-176.

    84 BURNETT (wie A nm. 83), S. 237. Dagegen hlt STRNER (wie A nm. 42), S. 426f. den Einfluss des Secrc-tums auf Theodor gering, ohne dies jedoch nher zu begrnden.

    85 Eine neue kommentierte Textausgabe liegt vor mit Elsbeth A C A M PO RA - M IC H EL, Liber de pomo/ Buch vom A pfel, Frankfurt 2001.

    86 Eine weit verbreitete Version berichtet, Aristoteles habe keine befriedigende Erklrung fr das Phno-men von Ebbe und Flut gefunden und sich daraufhin ins Meer gestrzt. Andere Varianten erzhlen von Selbstmord durch Gift, mit dem der Stagirit sich einem Gerichtsverfahren entziehen wollte. Hermip -pus von Smyrna besa hingegen offenbar eine Vorliebe fr Selbstmordgeschichten von Philosophen aufgrund von Depressionen. Gesammelt hat diese Quellen Ingmar D RIN G , Aristo tle in the ancient biographical tradition (Acta Universitatis Gothoburgensis LXIII/ 2) , Gteborg 1957, S. 347f. Vgl. auch Wilhelm H ERTZ , Die Sagen vom Tod des Aristoteles, in: Gesammelte Abhandlungen, hg. von Friedrich VON DER LEYEN , Stuttgart/ Berlin 1905, S. 312-412.

    87 Eine ausfhrliche Errterung mit Quellenangaben zur mittelalterlichen Diskussion um den Tod des Aristoteles findet sich bei A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 46f. und S. 49-57.

    88 Vgl. H ERTZ (wie A nm. 86), S. 372.

  • 280 Matthias Heiduk

    diese Schilderung vom Ableben des Aristoteles abgewandelt w urde. 8 9 Als wahr-scheinlichster Entstehungsraum gilt dabei erneut der arabisch-persische. Vielleicht gehrten die Urheber in das Umfeld der groen arabischen Autoritt in der Philo-sophie, al-Kindi (fca. 873). Erhrtende Indizien lassen sich dafr nicht ausmachen, doch bemhte sich al-Kind ! intensiv um einen Ausgleich platonischer und aristote-lischer Philosophie mit den Lehren des Islam.90 Im Geiste dieses Ausgleichs ist auch das Apfelbuch geschrieben.

    Dem Prolog des lateinischen Textes nun ist zu entnehmen,91 Knig Manfred habe whrend einer schweren Krankheit Trost im Apfelbuch gefunden, was viel zu seiner Genesung beigetragen habe. Das Bchlein habe er der Bibliothek seines kaiserlichen Vaters entnommen, allerdings in einer hebrischen Version. Damit auch andere sich an diesem Text erbauen knnen, habe er, Manfred selbst, eine lateinische bersetzung angefertigt. ber eventuelle Hebrisch-Kenntnisse des Staufers ist weiter nichts be-kannt. Manfred genoss eine umfassende Bildung am Ho f seines Vaters, weshalb eigene bersetzungsarbeit nicht auszuschlieen ist.9 2 Mglicherweise meint diese Passage des Vorworts lediglich, Manfred habe die bersetzung veranlasse Bemerkenswerter-weise erwhnt Manfred, das hebrische Bchlein sei bereits eine bertragung aus dem Arabischen und ein Kompilator htte Vernderungen vorgenommen.93 Diese Aussage stimmt mit dem Befund berein, dass die bekannten arabisch-persischen Versionen groe Unterschiede zur hebrischen und damit auch zur lateinischen aufweisen.94 So-mit handelt es sich nicht um eine wrtliche bersetzung aus dem Arabischen, was Manfred mglicherweise durch die Lektre auch einer arabischen Version wusste.

    89 Vgl. Jozef BIELA W SKI, Phedon cn Version Arabe et le Rislat al-Tuffha, in: Orientalin Hispanica sive studia F.M . Pareja octogenario dicata 1/ 1, hg. von J. M . BA RRA L, Leiden 1974, S. 120-134 und A C A M -PO RA - M IC H EL (wie A nm . 85), S. 31-43.

    90 Den arabischen Vorlagen des Apfelbuchs ging nach Jrg KRA EMER, Das arabische Original des pseudo-aristotelischen Uber de pomo, in: Studi Orientalistici in onore d i Giorgio Lcvi della Vida I (Pubblica-zio ni d elllstituto per l'Oricnte 52), Roma 1956, S. 484-506. ber Piaton und Aristoteles bei al-Kind i" vgl. Gerhard ENDRESS, al-Kind i ber die Wiedererinnerung der Seele. Arabischer Piatonismus und die Legitimation der Wissenschaften im Islam, in: Oriens 34, 1994, S. 174-221.

    91 Siehe Text und bersetzung bei A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 72-75.

    92 Im Prolog des Apfclbuchcs macht Manfred selbst einige Andeutungen ber seine Unterrichtung am vterlichen Ho f: Set theologtea phosophica documenta, que imperiali aula divi augus seremsstmi im-peratoris domtm patris nostrt venerabdium doctorum nos turba docuerat et de natura mundi, fluxu cor-

    porum, animarum creacione, eternitate acperfeectone tpsarum, de infirmitate materiarum firmitateque

    formarum, que naufragium vel defectum sue materie non secuntur, ftxa mente gerentes, de nostra dis-

    solucione non intantum, ut tpsorum habebat opmio, dolebamus, quamvis de nostre perfecaonis premw

    posstdendo non nostris inmteremur tusticie merttis, set soll misericordie creatoris. Vgl. A C A M P O R A - M I -CHEL (wie A nm. 85), S. 72. Ein mgliches Studium Manfreds in Paris und Bologna aufgrund von A n-gaben in seinem Manifest an die Rmer nimmt an Helene A RN D T, Studien zur inneren Regierungsge-schichte Manfreds, Heidelberg 1911, S. 56f. Nach HA SKIN S (wie A nm. 10), S. 269 grundstzlichen Zweifeln muss diese These jedoch als unwahrscheinlich gelten.

    93 Siehe Text und bersetzung bei A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 74f. 94 Den persischen Text an Stelle des vermeintlich verschollenen arabischen legte vor D. S. M A RG O LIO U TH ,

    The Book of the A pple, ascribed to Aristotle. Edited in Persian and English, in: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland N.S. 24, 1892, S. 187-252. Funde der arabischen Vorlage stellte KRA EM ER (wie A nm. 90) zusammen und verglich sie mit der hebrisch-lateinischen Version. Vgl. mit A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 24-43.

  • S t i i n c i i k u n d c am Stauferhof 281

    Die arabisch-persische Version stellt offenkundige Verbindungen zu Hermes Tris-megistos her. Aristoteles erwhnt dort namentlich Hermes als eine Quelle fr seine Ausfhrungen in der Physik, wonach Objekte ihre Strke aus der Verbindung mit Gleichartigem beziehen.95 A n einer zweiten Stelle beschreibt Aristoteles Hermes als den ersten der Weisen, dessen Geist zum Himmel emporgestiegen sei, w o er von den Erzengeln gttliche Offenbarungen empfangen habe, ohne die es keinem Menschen mglich sei, wahre Weisheit zu erlangen.96 Im Weiteren empfiehlt der Aristoteles des Apfelbuches seinen Schlern die Lektre der theologischen Schriften des Hermes, ohne diese genauer zu spezifizieren.97 In der hebrisch-lateinischen Version fehlen diese direkten Bezge zu Hermes Trismegistos, namentlich tritt er dort nicht in Er-scheinung. Die Kontaminierung mit hermetischen Schriften lsst sich nur noch in ab-geschwchter Form ausmachen. So behandelt das Apfelbuch die Stufen der Erkennt-nis im hermetischen Sinne, die einen religis-asketischen Aufstieg darstellen.98 Z iel ist dabei die Erlsung der menschlichen Seele aus der Materie, die einer geistigen Wieder-geburt gleichkomme und wahre Erkenntnis erst ermgliche. Die Stufen der Erkennt-nis im lateinischen Liber de pomo ohne Erwhnung des Hermes sollten vermutlich auch die Assoziation zu neuplatonischcn Parallelen ermglichen.99

    Da offen bleiben muss, ob Manfred auch Kenntnis von der arabischen Version des Apfelbuches besa, waren fr ihn die Bezge zwischen Aristoteles und Hermes in die-ser Schrift vielleicht nicht unmittelbar offenkundig. Eine geistige Verwandtschaft z w i-schen diesen aus der Hermetik schpfenden Pseudo-Aristotelica drfte ihm und sei-ner gelehrten Umgebung jedoch nicht entgangen sein. Indizien hierfr zeigt die Uberlieferung: Secretum secretorum und Liber de pomo etwa werden gemein-sam in Sammelhandschriften wiedergegeben. Eine von ihnen geht vielleicht sogar noch auf den spten Stauferhof zurck, zumindest w ird in der Forschung die Vorlage fr das Ms. 20 aus der Eisenbibliothek zu Schaffhausen in Sditalien gesehen.100 Diese reich illuminierte Handschrift fllt in das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts. Neben Werken des Aristoteles und den beiden genannten Zuschriften ist Albertus Magnus mit einer Abhandlung ber die Minerale und die Geographie vertreten sowie Michael Scotus mit einem Kommentar ber die Himmelssphren. Einige kleine anonyme Werke ergnzen die Sammlung. Friedrichs Astrologe im Verbund mit Secretum se-cretorum und Apfelbuch verdichtet die berlieferungsgeschichtlichen Bezge zum Stauferhof.

    95 Fr die Angaben aus dem orientalischen Apfelbuch halte ich mich an die englische bersetzung von M A RG O LIO U TH (wie A nm. 94), wiedergegeben bei A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 171.

    96 Ebd.S. 176f. 97 Ebd., S. 177. Mglicherweise besteht ein Zusammenhang zur so genannten Theologie des Aristote-

    les . Vgl. Pseudo-Aristotle in the Middle Ages. The Theology and other Texts, hg. von Jill KRA YE, W il -liam F. RYA N und Charles B. SCHM ITT (Warburg Institute Surveys and Texts 11), Lo ndo n 1986.

    98 A C A M PO RA - M IC H EL (wie A nm. 85), S. 80f.

    99 Ebd., Kommentar, S. 114. 100 Vgl. Rudolf CA M PER und Susan M A R T I , Ein frstliches Kompendium aus dem 13. Jahrhundert. Die

    Aristoteles-Albertus Magnus Handschrift der Eisenbibliothek, in: Ferrum. Nachrichten aus der Ei-senbibliothek Schaffhausen 70, 1998, S. 77-85.

  • 282 Matthias Hciduk

    Der Blick in die Sterne, um den richtigen Zeitpunkt des Handelns zu bestimmen, zhlte zum Herrschaftswissen am Ho f der spten Staufer. Die bersetzung und A n-eignung eines Grundregelwerkes zur Horoskopie wie des Centiloquium Hermetis entsprach somit schon aus praktischen Grnden den Interessenshorizonten in der Umgebung Knig Manfreds von Sizilien. Doch steht diese Transferleistung auch in Zusammenhang mit den weiteren Bestrebungen, den Anschluss an den Wissensstand anderer Kulturrume, vornehmlich des islamischen, erst herzustellen. Einer Sensibi-litt fr ein vermeintliches Werk des Hermes Trismegistos wurde dabei am staufischen Ho f bereits frh der Boden bereitet. Michael Scotus beruft sich mehrmals auf die Autoritt des Hermes in seinem Liber introductorius bei divinatorischen Sachver-halten. Ausfhrlich zitiert er in astrologischem Kontext den Liber imaginum Lunac des Hermes sowie De viginti quattuor horis des Belenus, der Legende nach einer der Schler des Trismegistos.101 Durch die bertragungen der im weitesten Sinne philosophischen und naturkundlichen Texte gelangte der lateinische Westen auch in Kenntnis von Schriften, die der kreative Umgang mit Autorittszuschreibungen zum Corpus antiker Traditionen zhlen lie. Davon zeugen pseudo-aristotelische Schrif-ten wie das Secretum secretorum oder der Liber de pomo ebenso wie das Cen-tiloquium Hermetis . Alle drei Werke knden vom Synkretismus aus verschiedenen Wissenstraditionen, die zu einer Verschmelzung aristotelischer und platonischer Philosophie mit Wissen aus hermetischen Zusammenhngen fhrte. Wenn Hermes und Aristoteles im Verbund der berlieferung auftreten, entspricht dies den orienta-lischen Vorlagen, die diese Bezge herstellten. Ihre bersetzung war herrschaftlich gefrdertes Programm unter den Staufern in Sditalien.

    101 A uf die hermetischen Bezge bei Michael Scotus machte in jngster Zeit verstrkt aufmerksam L U -CEN TIN I (wie A nm. 28), S. 409-450.

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    Festschrift fr Thomas Z o tz zu seinem 60. Geburtstag

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    Heinz Krieg und Alfons Zettler

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  • Gedruckt mit freundlicher Untersttzung von

    Dr. Rolf Bhme-Stiftung - eine Stiftung der Sparkasse Freiburg-Nrdlicher Breisgau Sparkassenverband Baden-Wrttemberg Stadt Neuenburg a. Rh. Dr. Ursula Huggle Weingut Julius Zotz Regicrungsprsidium Freiburg Kirchengeschichtlicher Verein fr das Erzbistum Freiburg e. V. Stiftungsverwaltung Freiburg i . Br.

  • Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 7

    Knigtum, Adel und Herrschaft im Sdwesten des Reiches

    Eva-Maria BUTZ

    Der Rckzug der Etichoncn (735/ 742) im Spiegel ihrer Gefolgschaft 11

    Boris BIGOTT

    Per Alamanniam iter. berlegungen zur Eingliederung der Alemannia ins

    stfrnkische Reich Ludwigs des Deutschen 29

    Heinz KRIEG

    Die Zhringer in der Darstellung Ottos von St. Blasien 39

    Ulric h PARLO-*

    Johann Daniel Schpflins Korrespondenz als Quelle fr die Zhringerforschung . . . 59

    M artin STROTZ

    Eine Burganlage vom Typ Motte im Mooswald 71

    Sven SCHO MA N N

    Z u Problemen der Burgendatierung. Beispiele aus dem Sdwesten des Reiches 97

    Stdte am Oberrhein

    Mathias K LBLE

    Bruderschaft und frhe Stadtgemeinde. Z u den Fratres de Friburch im St. Gallcr

    Verbrderungsbuch I I I

    Andreas BIHRER

    Die Konstanzer Mordnacht. Z ur Geschichte der Habsburger und der Stadt Konstanz

    im 14. Jahrhundert 127

    Andre G U TM A N N

    Die Belagerung und Kapitulation Tiengens im Schwabenkrieg 1499.

    Verhaltensweisen von Besatzung und Bgerschaft in einer belagerten Stadt 143

  • Adel und Kirche in Schwaben und Elsass

    Flo rian LA M KE

    Die Vitcn des Ulrich von Zell. F.ntstehung, berlieferung und Wirkungskontext . . . 163

    Petra SKODA

    St. Blasien, Rudolf von Rheinfelden und die Zhringer 181

    Karl WEBER

    Das Heddo-Testament - eine bischfliche Straburger Flschung

    des 12. Jahrhunderts? 195

    Vo lkhard H U T H

    Trudpertus redivivus. berlicfcrungsgcschichtliche Lebenszeichen aus dem

    toten Winkel 217

    Adliges Leben und hfische Reprsentation

    Bruno MEYER

    Deutsche Kreuz- und Seefahrer auf der Iberischen Halbinsel 235

    M iriam SENECHEAU

    Nu wilich raten den herren allen ... Herrscherbild und Herrscherkritik im

    Welschen Gast des Thomasin von Zerklaere 247

    Matthias H EID U K

    Sternenkunde am Stauferhof. Das Centiloquium Hermetis im Kontext

    hfischer bersetzungsttigkeit und Wissensaneignung 267

    A nd re BECHTOLD

    Knig Laurin auf Schloss Runkelstein? 283

    Tho mas Michael KRGER

    Die zwei Krper des Papstes. Z ur politischen Theologie

    des Rcnaissancepapsttums 297

    Johannes M A N G EI

    Manuscripta historica. Neuenstdter Handschriften in der

    Wrttembergischen Landesbibliothek 317

    Verffentlichungen von Thomas Zotz 327