hagemann 2011 konventionale implikaturen ein kuckucksei

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Konventionale Implikaturen ein Kuckucksei? Jörg Hagemann 1. Vorbemerkung Illokutionäre Akte weisen in der Regel eine Proposition oder zumindest einen propositi- onalen Gehalt auf. 1 Der von einem Sprecher bei einer bestimmten Gelegenheit zum Ausdruck gebrachte propositionale Gehalt einer behauptenden Aussage legt die Wahr- heitsbedingungen fest das ist es, was Grice unter dem Gesagten versteht. Das Gesagte ist Grice (1979b, 90) zufolge an den Vollzug solcher Sprechakte geknüpft, die Be- dingungen erfüllen, die „nur durch einen begrenzten Bereich von Sprechakten erfüllt werden, wodurch diese Sprechakte als besonders zentral bzw. fundamental ausgezeich- net werden.“ In der Terminologie Vandervekens (1990, 81) heißt das: propositions are the contents of elementary illocutionary acts, oder als (Faust-)Regel formuliert, any elementary sentence which expresses a speech act of the form F(P) in a context of utter- ance has the proposition P as its sense in that context.(Ebd., 78) Um der Proposition eines elementaren Satzes, der einen zentralen Sprechakt aus- drückt, Wahrheitswerte zuordnen zu können, sind Informationen pragmatischer Natur notwendig. Zu dieser so genannten präsemantischen Pragmatik (vgl. Levinson: 2000, 170ff. und 188; Rolf: 2006, 2635) zählen unter anderem Referenzfestlegung, Disambi- guierung mehrdeutiger Ausdrücke, Bestimmung deiktischer Ausdrücke, Ellipsen-Expli- kation etc. Recanati (1993, 247) spricht hier von „contextual ingredients of what is said.Im Zentrum des vorliegenden Beitrags stehen nicht diese aus pragmatischen Schlüs- sen resultierenden Bedeutungsaspekte, sondern jene, die zu einer bereits ‚vollständigen‘, genauer gesagt, die zu einer mit Hilfe präsemantischer pragmatischer Schlüsse vervoll- ständigten Proposition hinzutreten, indem sie diese mit anderen Propositionen ver- knüpfen oder in eine bestimmte Relation stellen, sie kommentieren oder bewerten. Inso- fern sind die im Folgenden zu beschreibenden Bedeutungsaspekte nicht präsematischer Natur, sondern Teil einer postsematischen Pragmatik (‚prä-‘ und ‚post-‘ sind nicht als Hinweise auf den zeitlichen Prozess der Informationsverarbeitung zu verstehen, sondern verweisen eher auf so etwas wie eine ‚input -output‘-Hierarchie, vgl. Levinson: 2000, 187f.). Grice (1979b, 85ff.) zufolge haben wir es hier mit konventionalen Implikaturen zu tun, die mit nicht-zentralen Sprechakten einhergehen, welche an den Vollzug zentra- ler Sprechakte geknüpft sind. Über die Kategorie der konventionalen Implikatur bemerkt Bach (1999, 327): „Grice’s category of conventional implicature throws a monkey wrench into his dis- tinction“ – gemeint ist die Unterscheidung der Gesamtbedeutung einer Äußerung in 1 Waßner (1992) zufolge ist der Begriff des propositionalen Gehalts als Oberbegriff anzusetzen. Von Propositionen kann nur dann die Rede sein, wenn die sprachlichen Elemente, die die Wahrheitsbe- dingungen eines geäußerten Satzes bestimmen, in Äußerungen vorkommen, die der Klasse assertiver il- lokutionärer Akte zuzuordnen sind. Zu einer weiteren Diskussion des Propositionsbegriffs vgl. Robering 2011.

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Pragmalinguistik

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Page 1: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

Konventionale Implikaturen – ein Kuckucksei?

Jörg Hagemann

1. Vorbemerkung

Illokutionäre Akte weisen in der Regel eine Proposition oder zumindest einen propositi-

onalen Gehalt auf.1 Der von einem Sprecher bei einer bestimmten Gelegenheit zum

Ausdruck gebrachte propositionale Gehalt einer behauptenden Aussage legt die Wahr-

heitsbedingungen fest – das ist es, was Grice unter dem Gesagten versteht. Das Gesagte

ist Grice (1979b, 90) zufolge an den Vollzug solcher Sprechakte geknüpft, die Be-

dingungen erfüllen, die „nur durch einen begrenzten Bereich von Sprechakten erfüllt

werden, wodurch diese Sprechakte als besonders zentral bzw. fundamental ausgezeich-

net werden.“ In der Terminologie Vandervekens (1990, 81) heißt das: „propositions are

the contents of elementary illocutionary acts“, oder als (Faust-)Regel formuliert, „any

elementary sentence which expresses a speech act of the form F(P) in a context of utter-

ance has the proposition P as its sense in that context.“ (Ebd., 78)

Um der Proposition eines elementaren Satzes, der einen zentralen Sprechakt aus-

drückt, Wahrheitswerte zuordnen zu können, sind Informationen pragmatischer Natur

notwendig. Zu dieser so genannten präsemantischen Pragmatik (vgl. Levinson: 2000,

170ff. und 188; Rolf: 2006, 2635) zählen unter anderem Referenzfestlegung, Disambi-

guierung mehrdeutiger Ausdrücke, Bestimmung deiktischer Ausdrücke, Ellipsen-Expli-

kation etc. – Recanati (1993, 247) spricht hier von „contextual ingredients of what is

said.“

Im Zentrum des vorliegenden Beitrags stehen nicht diese aus pragmatischen Schlüs-

sen resultierenden Bedeutungsaspekte, sondern jene, die zu einer bereits ‚vollständigen‘,

genauer gesagt, die zu einer mit Hilfe präsemantischer pragmatischer Schlüsse vervoll-

ständigten Proposition hinzutreten, indem sie diese mit anderen Propositionen ver-

knüpfen oder in eine bestimmte Relation stellen, sie kommentieren oder bewerten. Inso-

fern sind die im Folgenden zu beschreibenden Bedeutungsaspekte nicht präsematischer

Natur, sondern Teil einer postsematischen Pragmatik (‚prä-‘ und ‚post-‘ sind nicht als

Hinweise auf den zeitlichen Prozess der Informationsverarbeitung zu verstehen, sondern

verweisen eher auf so etwas wie eine ‚input-output‘-Hierarchie, vgl. Levinson: 2000,

187f.). Grice (1979b, 85ff.) zufolge haben wir es hier mit konventionalen Implikaturen

zu tun, die mit nicht-zentralen Sprechakten einhergehen, welche an den Vollzug zentra-

ler Sprechakte geknüpft sind.

Über die Kategorie der konventionalen Implikatur bemerkt Bach (1999, 327):

„Grice’s category of conventional implicature throws a monkey wrench into his dis-

tinction“ – gemeint ist die Unterscheidung der Gesamtbedeutung einer Äußerung in

1 Waßner (1992) zufolge ist der Begriff des propositionalen Gehalts als Oberbegriff anzusetzen. Von

Propositionen kann nur dann die Rede sein, wenn die sprachlichen Elemente, die die Wahrheitsbe-

dingungen eines geäußerten Satzes bestimmen, in Äußerungen vorkommen, die der Klasse assertiver il-

lokutionärer Akte zuzuordnen sind. Zu einer weiteren Diskussion des Propositionsbegriffs vgl. Robering

2011.

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Gesagtes und konversational Impliziertes2 –, frei übersetzt: Mit der Kategorie der

konventionalen Implikatur hat sich Grice selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Es gibt

nun eine ganze Reihe von Versuchen, sich dieses Kuckuckseis zu entledigen, indem es

einer anderen Bedeutungsdimension zugeordnet, als Phänomen anderer Art eingeschätzt

oder schlicht für nichtexistent erklärt wurde. In neueren Arbeiten (z.B. Potts 2005;

Vallée 2008; Feng 2010) wird dagegen für eine Ausweitung des Gegenstandsbereichs

plädiert. Ich werde in meinem Beitrag zeigen, dass es konventionale Implikaturen sehr

wohl gibt, dass es tatsächlich Implikaturen sind, dass sie konventional sind und wie ihre

Berücksichtigung dazu beitragen kann, die Schnittstelle von Semantik und Pragmatik

nachvollziehbar zu modellieren.

2. Konventionale Implikaturen

2.1. Konventionale Implikaturen und der Anfang ihrer Geschichte

Das Phänomen der konventionalen Implikatur ist – darauf hat meines Wissens zuerst

Bach (1999, 329) aufmerksam gemacht – schon von Frege 1918 beschrieben worden.

Der Gedanke kommt Frege im gleichnamigen Aufsatz, dort heißt es:

Mit dem Satze ‚Alfred ist noch nicht gekommen‘ sagt man eigentlich ‚Alfred ist nicht ge-kommen‘ und deutet dabei an, daß man sein Kommen erwartet; aber man deutet es eben nur an. Man kann nicht sagen, daß der Sinn des Satzes darum falsch sei, weil Alfreds Kommen nicht erwartet werde. Das Wort ‚aber‘ unterscheidet sich von ‚und‘ dadurch, daß man mit ihm andeutet, das Folgende stehe zu dem, was nach dem Vorhergehenden zu erwarten war, in einem Gegensatze. Solche Winke in der Rede […] berühren den Gedanken nicht, sie be-rühren das nicht, was wahr oder falsch ist. (Frege: 1918, 64)

Horn (2007, 47) ist der Überzeugung, dass der Gedanke bei Frege dem entspricht, was

Grices favorisiertes Verständnis des Gesagten ist. Demgegenüber ist das, was ein Spre-

cher darüber hinaus durchblicken lässt, was er seinem Kommunikationspartner ‚zu-

winkt‘, in Freges Sinn eine Andeutung, in Grices Terminologie eine konventionale Im-

plikatur.

Den Begriff der konventionalen Implikatur erwähnt Grice 1975 erstmals im Zusam-

menhang mit konversationalen Implikaturen und in Abgrenzung zum Gesagten. Der

einschlägige Abschnitt soll hier, da er nur kurz ist, vollständig wiedergegeben werden,

und zwar in übersetzter Version:

In manchen Fällen wird die konventionale Bedeutung der verwandten Worte bestimmen, was impliziert ist, und nicht nur helfen zu bestimmen, was gesagt worden ist. Wenn ich (selbstgefällig) sage ‚Er ist ein Engländer; er ist mithin tapfer‘, so habe ich mich – kraft der Bedeutung meiner Worte – darauf festgelegt, daß seine Tapferkeit eine Konsequenz dessen ist (daraus folgt), daß er ein Engländer ist. Aber während ich gesagt habe, er sei ein Englän-der, und gesagt habe, er sei tapfer, möchte ich nicht sagen, ich hätte (im bevorzugten Sinn) gesagt, seine Tapferkeit folge daraus, daß er Engländer ist – obwohl ich dies sicherlich an-gedeutet und somit impliziert habe. Ich möchte nicht sagen, meine Äußerung dieses Satzes wäre, strenggenommen, falsch, falls die fragliche Folgerung nicht gelten sollte. Mithin sind

2 Zum Sprachgebrauch: Ich verwende – einfach so, weil es mir besser gefällt – in den meisten Fällen die

Ausdrücke ‚konversational implizieren‘ bzw. ‚konversational Impliziertes‘ und ‚konventional implizie-

ren‘ bzw. ‚konventional Impliziertes‘ anstelle von ‚implikatieren‘ bzw. ‚Implikatum‘ – die letztgenannten

Ausdrücke sind immer noch stark gewöhnungsbedürftig.

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einige Implikaturen konventional, anders als diejenige, mit der ich diese Erörterung über Implikaturen begonnen habe. (Grice: 1979a, 247f.)

An anderer Stelle, in seinem Aufsatz „Sprecher-Bedeutung, Satz-Bedeutung und Wort-

Bedeutung“ führt Grice aus, dass er das Vorkommen solcher Ausdrücke wie folglich,

aber, des Weiteren etc. mit dem Vollzug nicht-zentraler Sprechakte verknüpft sieht, die

„als gewissen Elementen bzw. einer Disjunktion von Elementen aus der Menge der zen-

tralen Sprechakte nachgeordnet bzw. in ihrem Vollzug von diesen Elementen abhängig“

(Grice: 1979b, 85ff) sind.

Beide Bemerkungen zusammengenommen machen deutlich, dass Grice diesseits kon-

versationaler Implikaturen zumindest zwei Beiträge oder Anteile innerhalb der Gesamt-

bedeutung einer Äußerung unterschieden wissen will und für beide auch unterschiedli-

che Trägerstrukturen ins Feld führt: Auf der einen Seite das Gesagte, das an den Vollzug

des einen oder anderen zentralen Sprechakts geknüpft ist, auf der anderen Seite das kon-

ventional Implizierte, das mit einem nicht-zentralen Sprechakt verknüpft ist, dessen

Performanz den Vollzug eines zentralen Sprechakts erfordert. Inwiefern Gesagtes (im

von Grice bevorzugten Sinne) und konventional Impliziertes auseinanderzuhalten sind,

darauf werde ich weiter unten genauer eingehen.

2.2. Konventionale Implikaturen und Präsuppositionen

Eine der ersten ausführlichen Auseinandersetzungen mit dem Konzept der konventiona-

len Implikatur geht auf Karttunen/Peters (1979) zurück, die in ihrem Aufsatz „Conventi-

onal implicature“ zu zeigen versuchen, dass die seinerzeit anhaltende Kontroverse da-

rüber, wie Präsuppositionen zu analysieren seien, daher rührt, dass unter dem Begriff der

Präsupposition eine Reihe ganz verschiedener Phänomene subsumiert wird, darunter

auch das Phänomen der konventionalen Implikatur. In ihrem eigenen Analysevorschlag,

der stark an der so genannten Montague-Grammatik orientiert ist, nehmen sie u. a. sub-

junktive Konditionalsätze und die Partikel even genauer unter die Lupe. In Bezug auf die

Partikel even kommen sie zu dem Schluss,3 dass „the truth-conditional aspect of

meaning and the meaning conventionally implicated […] have to be distinguished and

treated differently by rules that specify the meaning of a complex construction.“

(Karttunen/Peters: 1979, 13) Ihr Resümee: „the two examples of so-called pre-

supposition that we have examined in detail […] are the extreme ends of the spectrum.“

(Ebd., 48) Ungeklärt bleibt allerdings die Frage, ob konventionale Implikaturen nun

Präsuppositionen oder lediglich am äußersten Ende der (fälschlicherweise?)

Präsuppositionen genannten Phänomene anzusiedeln sind.

Dass konventionale Implikaturen keine Präsuppositionen sind, zeigt sich an einer gan-

zen Reihe von Unterschieden.

Erstens: Präsuppositionen sind nichtabtrennbar.

(1) Paul bedauert, gemogelt zu haben.

(2) Paul tut es leid, gemogelt zu haben.

Sowohl (1) als auch (2) präsupponieren, dass Paul gemogelt hat. Auf der anderen Seite:

(3) Paul ist arm, aber er ist ehrlich.

3 Zu diesem Schluss gelangt auch Francescotti (1995, 172): „The word ‚even‘ does not make a truth-

functional difference.“.

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(4) Paul ist arm, und er ist ehrlich.

Mit (3) impliziert ein Sprecher konventional, dass er arme Menschen grundsätzlich für

unehrlich hält, nicht aber mit (4).

Zweitens: Trägerstruktur bzw. Auslöser von Präsuppositionen ist das Gesagte (im

strengen Sinne, also wahrheitsfunktional bestimmt), von konventional Impliziertem sind

es der Sprecher und die von ihm gewählten und verwendeten Ausdrücke (vgl. hierzu

auch den Hinweis von Grice (1979a, 248), dass es immer (oder letztlich auch) der Spre-

cher ist, der etwas andeutet oder konventional impliziert).

Drittens: Das Merkmal ‚Konstanz-unter-Negation‘ trifft auf Präsupponiertes, nicht

aber auf konventional Impliziertes zu.

(1) Paul bedauert, gemogelt zu haben.

(5) Paul bedauert nicht, gemogelt zu haben.

(1) präsupponiert ebenso wie (5), dass Paul gemogelt hat. Demgegenüber verändert sich

das konventional Implizierte erheblich, je nachdem, was negiert wird.

(3) Paul ist arm, aber er ist ehrlich.

(6) Paul ist nicht arm, aber er ist ehrlich.

(7) Paul ist arm, aber er ist nicht ehrlich.

Während (3) konventional impliziert, dass der Sprecher arme Menschen grundsätzlich

für unehrlich hält, impliziert (6), dass der Sprecher reiche Menschen grundsätzlich für

unehrlich4, und (7), dass er arme Menschen grundsätzlich für ehrlich hält.

Viertens: Während für Präsuppositionen gilt: „In order to understand the utterance,

the hearer must adjust his knowledge so that it entails whatever the speaker has pre-

supposed“ (Potts: 2005, 33), bieten konventionale Implikaturen einem Sprecher die

Möglichkeit, dem Hörer zusätzlich unbekannte oder neue Informationen zu liefern, die

nicht den Informationskern einer Äußerung ausmachen. Potts (ebd., 33f.) spricht deshalb

von einer so genannten ‚antibackgrounding‘-Bedingung, die konventionale Implikaturen,

nicht aber Präsuppositionen erfüllen. Diese Auffassung nimmt in der aktuellen For-

schungsdiskussion einen prominenten Platz ein. So bemerkt z. B. McCready (2009, 53):

„Presuppositions aim to ‚matchʻ old information to new; conventional implicatures in-

stead work to introduce new information, but information that is not ‚open to questionʻ

in the way that asserted content is; instead serving to indicate the speaker’s attitudes and

commitments.“

Fünftens: Schließt man sich den Überlegungen von Black (1962) an, denen zufolge

präsupponierte Sachverhalte weder wahr noch falsch sind, da sie selbst gar nicht be-

hauptet werden, dürften konventionale Implikaturen gerade nicht als Präsuppositionen

einzuschätzen sein. Der Grund: Konventional Impliziertes wird mitbehauptet5 – das

4 Der Einfachheit halber behandele ich arm und reich als kontradiktorischen Gegensatz, auch wenn –

Danke, Sven! – die beiden Begriffe nicht in einer solchen Relation zueinander stehen. 5 Ein Hinweis hierauf findet sich schon bei Grice (1979a, 247), der davon spricht, dass sich ein Sprecher

mit der Verwendung eines Ausdrucks wie z. B. folglich darauf festgelegt, dass etwas eine Konsequenz

von etwas anderem ist – und worauf sich ein Sprecher festlegt, ist ein wesentliches Merkmal assertiver

Sprechakte. Wie Horn (2007, 50f.) herausarbeitet, gehen letztlich auch Bach und Potts davon aus, dass

konventional Impliziertem ein ‚asserted status‘ zuzuschreiben ist.

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jedenfalls zeigt der alltägliche Umgang mit aller Art von Impliziertem: „So we some-

times respond to an implication [gemeint sind im Original-Zusammenhang Implikaturen,

J.H.] as we would to an explicit statement, by agreeing, objecting, answering, drawing

conclusions, and so on.“ (Black: 1962, 59) Nur behauptete Propositionen können direkt

in Frage gestellt oder angezweifelt werden.6 Gerade darin unterscheiden sich konventio-

nale auch von konversationalen Implikaturen: erstgenannte haben sie, letztgenannte

haben sie nicht – „the deniability property“ (Potts: 2005, 29).7

2.3. Konventionale Implikaturen und andere Implikaturarten

Konventionale Implikaturen sind also nicht mit Präsuppositionen gleichzusetzen. Als

Implikaturen weisen sie jedoch – neben der ‚deniability property‘ – weitere Merkmale

oder Eigenschaften auf, mit deren Hilfe sie von anderen Implikaturarten unterschieden

werden können. In der Forschungsliteratur werden zumindest folgende Implikaturarten

auseinandergehalten: konventionale, nichtkonversationale, partikularisierte konversatio-

nale und generalisierte konversationale Implikaturen (vgl. Levinson: 1990, 128ff.;

Kemmerling: 1991, 324ff.; Rolf: 1994, 119ff.; Levinson: 2000 u.a.).

Von einigen anderen Implikaturarten unterscheiden sich konventionale Implikaturen

zum einen dadurch, dass sie abtrennbar sind, d.h. sie haften den sprachlichen Elementen

oder Trägerausdrücken an, auf deren Verwendung sie zurückzuführen sind, andersherum

formuliert, sie verschwinden, wenn die entsprechenden Trägerausdrücke eliminiert oder

durch andere ersetzt werden. Zum anderen unterscheiden sich konventionale Implikatu-

ren von einigen anderen Implikaturarten dadurch, dass sie nichtannullierbar sind. Das

heißt, mit der Verwendung eines Ausdrucks, der Träger einer konventionalen Implikatur

ist, legt sich ein Sprecher darauf fest, das, was konventional impliziert ist, zum Ausdruck

gebracht oder indiziert oder – wie in der Gegenüberstellung von konventionalen Impli-

katuren und Präsuppositionen deutlich geworden ist – mitbehauptet zu haben. Würde das

konventional Implizierte vom gleichen Sprecher im gleichen Atemzug in Abrede ge-

stellt, müsste er sich den Vorwurf gefallen lassen, sprachlich inkonsistent gehandelt zu

haben. Letzteres betont bereits Strawson (1952, 13ff), der sowohl im Hinblick auf Aus-

drücke wie so, consequently, therefore (vgl. ebd., 14) als auch hinsichtlich solcher Phra-

sen wie that is to say, in other words, more briefly (vgl. ebd.) geltend macht, dass die

Verwendung dieser ‚linking expressions‘ signalisiert, „that it would be inconsistent to

assert what preceds those expressions and to deny what follows them.“ (Ebd.).

2.4. Konventionale Implikaturen und das Gesagte

Nachdem nun klar geworden ist, warum konventionale Implikaturen weder mit Präsup-

positionen gleichzusetzen sind noch mit anderen Implikaturarten verwechselt werden

sollten, bleibt noch zu klären, in welchem Verhältnis konventionale Implikaturen zum

Gesagten stehen. Das Gesagte, so wie es Grice (1979b, 85f.) auffasst, ist an die

sprachlichen Elemente gebunden, die (bzw. deren Inhalte in der jeweils vorliegenden

grammatischen Konstruktion) die Wahrheitsbedingungen eines geäußerten Satzes

6 Warner (1982) zufolge soll dieses Merkmal („challengability“) für konventional Impliziertes allerdings

gerade nicht gelten. 7 Das ist auch der Grund, warum konventionale Implikata den Pronominalisierungs-Test bestehen (vgl.

hierzu Potts: 2005, 14).

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festlegen. Kommen in Äußerungen Ausdrücke vor, die nicht zum Gesagten (in diesem

Sinne) beitragen, sind solche Ausdrücke, Grice zufolge, mit nicht-zentralen Sprechakten

verknüpft, mit deren Vollzug konventionale Implikaturen einhergehen (vgl. Grice:

1979b, 89f.). Konventionale Implikaturen versteht Grice (1979a, 247f.) also als

Andeutungen, die auf der konventionellen Bedeutung bestimmter Ausdrücke beruhen,

die deshalb Andeutungen sind, weil sie keinen Einfluss auf die Wahrheitsbedingungen

eines geäußerten Satzes, in dem diese Ausdrücke vorkommen, haben.8 Das heißt, jeder

geäußerte Satz stellt den Vollzug eines zentralen Sprechakts dar, mit dem genau und nur

dann nicht-zentrale Sprechakte (und damit einhergehend konventionale Implikaturen)

verknüpft sind, wenn in ihm Ausdrücke vorkommen, die sich als Trägerstrukturen

konventionaler Implikaturen eignen.9

Nehmen wir als Beispiel noch einmal die Äußerung

(3) Paul ist arm, aber er ist ehrlich.

um uns Klarheit darüber zu verschaffen, worin genau das Gesagte besteht und was genau

das konventional Implizierte umfasst. Zum Gesagten zählt, dass die Person, auf die der

Ausdruck Paul referiert, arm ist, und – vorausgesetzt, der Ausdruck er ist koreferent zu

Paul – dass Paul ehrlich ist. Der Ausdruck aber wird zwar auch artikuliert, aber er

gehört nicht zum Gesagten, das heißt, die Bedingungen (oder vorstellbaren Situationen

oder möglichen Welten), unter denen die unter (3) genannte Äußerung wahr ist oder sich

als zutreffend erweist, bleiben die gleichen: Sie sind unabhängig davon, ob sich was

auch immer mit aber ins Spiel gebracht wird als zutreffend oder als unzutreffend

erweist.

Der Ausdruck aber für sich genommen behauptet gar nichts, nur in Verbindung mit

zwei Propositionen,10

die er verknüpft, macht er einen Sinn. Welchen genau, dass ist nur

unter Rückgriff auf die beiden Propositionen und die durch aber angezeigte und damit

anzunehmende Erwartungshaltung des Sprechers ermittelbar. Im vorliegenden Fall

könnte man der Auffassung sein, mit der Verwendung des Ausdrucks aber würde kon-

ventional impliziert,

(i) dass Paul im Gegensatz zu anderen armen Menschen, die der Sprecher in der

Mehrzahl für unehrlich hält, ehrlich ist, oder

(ii) dass der Sprecher Paul als Ausnahme von der Regel sieht, dass arme Men-

schen unehrlich sind.

Beides sind zwar mögliche Angaben der Gesamtbedeutung der Äußerung, aber keine

dezidierten Angaben des konventional Implizierten. Das konventional Implizierte ist ein

8 „In a word, conventional implicature depends on what is said, but it is insensitive to the truth values of

what is said.“ (Feng: 2010, 107) 9 Diese Auffassung teilt auch Vanderveken (1990), der ausgehend vom Merkmal der (Nicht-)Abtrennbar-

keit zu dem Schluss kommt: „conventional implicatures are only secondary aspects of sentence meaning.

In virtue of its linguistic meaning, every sentence expresses in each context a literal illocutionary act but

many sentences do not express any conventional implicature in any context.“ (Ebd., 70) 10

Vallée (2008, 424f.) macht darauf aufmerksam, dass es schlecht möglich oder schlicht unmöglich ist,

mehr als zwei Propositionen hintereinander mit aber zu verknüpfen. Entsprechend stuft er sein Beispiel

Paul is sick, but Mary went to see a movie but Peter is watching television als „cognitively dissonant“

(ebd., 408) ein.

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Inhalt, der unabhängig von Bezugnahmen auf die Person, auf die der Ausdruck Paul

referiert, anzugeben ist,11

nämlich:

(iii) dass der Sprecher arme (oder mittellose) Menschen grundsätzlich (oder

mehrheitlich) für unehrlich hält.

Der Grund hierfür ist, dass das konventional Implizierte dasselbe bleibt, auch wenn Ar-

mut und Unehrlichkeit als Eigenschaften nicht Paul, sondern dem Papst oder Lieschen

Müller zugeschrieben werden. Dass der Sprecher arme Menschen grundsätzlich für un-

ehrlich hält oder erwartet, bei armen Menschen auf Unehrlichkeit zu stoßen (= iii), sagt

der Sprecher einer Äußerung wie (3) nicht (explizit), aber er deutet es an, er impliziert es

konventional, wobei konventional hier nicht heißt, dass (iii) eine generelle Bedeutungs-

angabe von aber wäre. Konventional ist diese Implikatur deswegen, weil sie von der

Bedeutung des Ausdrucks aber getragen wird (und ebenfalls von der Bedeutung anderer

Kontrast-anzeigender Konnektoren wie dennoch, allerdings etc. getragen würde), jedoch

entfällt, wenn die Satzverknüpfung mit Hilfe einer Konjunktion wie etwa und bewerk-

stelligt wird. So gesehen weisen konventionale Implikaturen doch eine gewisse Kontext-

Sensitivität auf: Trägerstrukturen konventionaler Implikaturen sind „indicative of the

speaker’s possession of a certain thought concerning the proposition expressed. The

precise content of the thought is what is conveyed in a given utterance at a given place

and time of utterance“ (Feng: 2010, 108).

Der Kontrast, den das Vorkommen von aber anzeigt, bezieht sich – das wird an (iii)

deutlich – nicht einfach auf die beiden Propositionen, die mit Hilfe eines solchen Aus-

drucks verknüpft werden, sondern vielmehr auf das Zutreffen der beiden Propositionen

und die diesbezüglichen Erwartungshaltungen des Sprechers. Um es einmal an einem

anderen Beispiel zu veranschaulichen: Bei einer Äußerung wie

(8) Tom ist da, aber er hat seine Trompete vergessen.

(das Beispiel stammt von Blakemore: 2000, 465) zeigt der Sprecher mit aber an, dass er

Toms Erscheinen und die Tatsache, dass dieser seine Trompete nicht mit dabei hat, im

Kontrast zu seiner Erwartung sieht, dass Tom mit Trompete erscheint. Hier zeigt sich,

dass ein Kontrast-anzeigender Ausdruck wie aber nicht notwendigerweise auf eine

grundsätzliche Überzeugung oder Erwartungshaltung des Sprechers bezogen sein muss,

sondern durchaus auch einen Bezug zu einer partikularen oder sogar einmaligen Erwar-

tungshaltung aufbauen kann.

Nach dieser Abgrenzung der konventionalen Implikaturen vom Gesagten ist nun auch

klar formulierbar, worin der Unterschied zu Präsuppositionen im Grunde genommen

besteht: In Bezug auf konventionale Implikaturen stellt sich nämlich gerade nicht die

Frage „nach dem Verhältnis zwischen dem, was eine Aussage behauptet, und dem, was

sie zu diesem Zweck voraussetzt“ (Astroh: 1996, 1403), sondern vielmehr die nach dem

Verhältnis zwischen dem, was ein Sprecher mit der Äußerung eines Satzes anzeigt, und

dem, was er zu diesem Zweck sagt.

Was ein Sprecher mit der Äußerung eines Satzes anzeigt, hängt nicht zuletzt an den

Ausdrücken und Formaten, die ein Sprecher zur Äußerung verwendet. Sofern ein Spre-

11

Das sieht Bach (1994, 146) anders; er ist der Überzeugung, dass schon das Gesagte „can and should

include the relevant connective“, und dass das konventional Implizierte noch nicht einmal „in a seperate

clause“ angegeben werden müsste (oder könnte).

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cher zurechnungsfähig ist, sind die von ihm verwendeten Ausdrücke, oder zumindest ein

großer Teil von diesen, als ‚gewählte Worte‘ aufzufassen12

(nicht im Sinne von ‘hochtra-

bendʼ gemeint). Was derart Ergebnis eines Auswahlverfahrens ist, ist zwar nicht not-

wendig intentional,13

wenngleich prinzipiell bewusstseinsfähig wie Präsupponiertes.14

Es

ist aber davon auszugehen, dass die meisten Ausdrücke zumindest so vorsätzlich gewählt

sind oder werden, dass mit der Wahl eines bestimmten Ausdrucks entweder die

mögliche Wirkung der Nichtverwendung dieses Ausdrucks oder die gleichzeitige

Abwahl eines vergleichbaren Ausdrucks im Bewusstseinshorizont auftaucht, welcher –

und das ist der entscheidende Punkt – gerade nicht etwas konventional Impliziertes zur

Schlussfolgerung im Verstehen des Hörers freigeben würde. Dass dies ein

entscheidender Punkt ist, der oft übersehen wird, betont auch Saul (2002, 245): „The

notion of information which the speaker makes available to the audience is an important

and useful one, and one which all too easily goes unnoticed in discussions of

implicature.“ In Bezug auf den Bewusstseinsstatus, welcher dem Verwender eines

Ausdrucks, mit dem eine konventionalen Implikatur einhergeht, zu unterstellen erlaubt

ist, vertritt Feng (2010) eine ähnlich starke Auffassung: „To conventionally implicate

something presupposes the speaker’s sincere expression of his knowledge of his thought

with respect to the proposition expressed.“ (Ebd., 101)

Im nächsten Abschnitt werde ich zwei Positionen zum Phänomen der konventionalen

Implikatur etwas genauer unter die Lupe nehmen. Beide Positionen stellen extreme Auf-

fassungen dar, womit klar sein dürfte, dass weitere dazwischen liegende unterschieden

werden könnten, von denen allerdings aufgrund des Rahmens des vorliegenden Beitrags

keine Rede sein wird. Die erste, die eng mit dem Namen Kent Bach verknüpft ist, stellt

in Abrede, dass es konventionale Implikaturen überhaupt gibt. Die zweite Auffassung,

die ich anhand der Ausführungen von Christopher Potts und Richard Vallée diskutieren

werde, plädiert im Gegensatz dazu sogar für eine Ausweitung des Gegenstandsbereichs.

3. Konventionale Implikaturen in der Forschungsdiskussion

3.1. Bach

Bach (1994, 1999) vertritt contra Grice die radikale Auffassung, dass es so etwas wie

konventionale Implikaturen gar nicht gibt (Bach: 1999, 327). Seiner Meinung nach hat

sich Grice, wie bereits in der Vorbemerkung erwähnt, mit der Kategorie der konventio-

nalen Implikatur selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt, das es zu entfernen gilt: „Grice’s

category of conventional implicature throws a monkey wrench into his distinction, inas-

much as conventional implicatures derive from the meaning of particulare expressions

rather than from conversational circumstances.“ (Ebd.) Seine Argumentation läuft darauf

hinaus nachzuweisen, dass „to the extent that putative conventional implicatures really

12

Vgl. Verschueren (2009, 19): „communicating with language […] consists essentially in the continuous

making of communicative choices, both in speaking and in interpreting“. 13

„Not all choices are made equally consciously or purposefully. Some are virtually automatic, others are

highly motivated“ (Verschueren: 2009, 21). 14

Vgl. Astroh (1996, 1404): „Was ein Satz anzeigt, aber nicht explizit sagt, kann nicht zuletzt eine

Voraussetzung einer Äußerung sein, die sie unabhängig davon impliziert, ob es in der Absicht des Spre-

chers liegt, zu verstehen zu geben, was sie anzeigt“.

Page 9: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

219

are implicatures, they are not conventional, and to the extent that they are conventional

they are not implicatures.“ (Ebd., 338)

Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Annahme, dass grundsätzlich zwischen

Implikaturen (im Griceschen Sinne, also konversationale Implikaturen) und den von ihm

so genannten Implikituren zu unterscheiden ist. Implikaturen folgen dem Muster p + q,

Implikituren dem Muster p q. Das heißt, im Falle von Implikaturen sagt und kommuni-

ziert ein Sprecher p und kommuniziert dabei noch etwas Zusätzliches (q). Bei Implikitu-

ren sieht das anders aus: Ein Sprecher sagt p und kommuniziert stattdessen q, wobei q

jedoch – anders als das zusätzlich kommunizierte q der Implikaturen (vgl. Bach: 1994,

140) – in einer sehr engen oder sogar unmittelbaren Verbindung zu p steht (vgl. ebd.,

126). Ich werde in den folgenden Abschnitten zeigen, dass konventionale Implikaturen

nicht zu den Implikituren zu rechnen sind und insofern ein Phänomen darstellen, mit

dem weiterhin zu rechnen ist.

Bach (1994, 125ff.) unterscheidet zwei Implikiturarten: die Vervollständigung und die

Expansion. Als Beispiel für eine Vervollständigung führt er u. a. eine Äußerung wie (9)

an.

(9) Stahl ist nicht hart genug.

Ohne eine Bestimmung dessen, wofür Stahl nicht hart genug ist, lassen sich die Wahr-

heitsbedingungen einer solchen Äußerung nicht festlegen. „Something must be added for

the sentence to express a complete and determinate proposition (something capable of

being true or false).“ (Bach: 1994, 127) Das heißt, ein Sprecher sagt zwar (9), kommuni-

ziert aber stattdessen, dass z. B. (je nach Kontext) Stahl nicht hart genug ist, um dem

Wasserdruck in 1000 Metern Tiefe standzuhalten. Bei einer Äußerung wie

(3) Paul ist arm, aber er ist ehrlich.

ist eine solche Vervollständigung nicht notwendig, um angeben zu können, unter wel-

chen Bedingungen dieser Satz wahr ist. Konventionale Implikaturen sind demzufolge

nicht zu dieser Implikiturart zu rechnen.

Als Beispiel für eine Implikitur, die Resultat einer Expansion ist, dient Bach die Äu-

ßerung

(10) Du wirst nicht sterben.

mit der eine Mutter ihren Sohn, der sich ein wenig in den Finger geschnitten hat, zu

trösten oder zu beruhigen versucht. Die Äußerung (10) drückt zwar eine vollständige

Proposition aus (und muss, um Wahrheitswerte zugeschrieben bekommen zu können,

nicht noch vervollständigt werden); kommuniziert werden soll aber anstelle dieser

Proposition (Du bist unsterblich) die folgende: Du wirst nicht an dieser Verletzung ster-

ben. „The proposition being communicated is a conceptually enriched or elaborated

version of the one explicitly expressed by the utterance itself.“ (Bach: 1994, 133) Als

weiteres Beispiel für eine Implikitur nach Art der Expansion nennt Bach die schon von

Austin (1996, 141) ins Spiel gebrachte Äußerung

Page 10: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

220

(11) Frankreich ist sechseckig.15

Eine Äußerung dieses Satzes drückt zwar eine vollständige (wahrheitswertfähige) Propo-

sition aus, kommuniziert werden soll aber anstelle dieser Proposition eine andere, und

zwar: Frankreich ist, grob gesprochen (oder: so in etwa), sechseckig. Die durch die Äu-

ßerung eines Satzes ausgedrückte Proposition ohne deren jeweilige Expansion fasst Bach

(1994, 135) als eine Art „skeletal proposition“ auf.

Eine Implikitur in Form einer Expansion ist weniger lexikalisch determiniert als

vielmehr das Resultat eines Prozesses der konzeptuellen Sättigung (oder gedanklichen

Verstärkung), „because it is not necessary for the hearer to identify the exact words the

speaker has in mind but only what those words would contribute if they were used“

(Bach: 1994, 134). Bach/Harnish (1979, 231) sprechen in diesem Zusammenhang von

einer ‚lexikalischen Auslassung oder Unterlassung‘, Bach (1987, 77ff) von unterdrück-

tem Ausdrucksmaterial, das der Hörer rekonstruieren muss. „Completion and expansion

are both processes whereby the hearer supplies missing portions of what is otherwise

being expressed explicitly.“ (Bach: 1994, 154)

Wenn Expansionen begriffliche Anreicherungen sind, deren lexikalische Füllung

nicht fixiert ist, dann hat ein Hörer einen Sprecher richtig verstanden, wenn er z. B. über

die Äußerung (10) Du wirst nicht sterben denkt: Der Sprecher meint (im gegebenen

Kontext) nicht das, sondern: Du wirst nicht an der Verletzung sterben oder der Wunde,

nicht an dem Schnitt oder an dem erlittenen Blutverlust, an der Durchtrennung einiger

Hautzellen etc. Und ein Hörer hat einen Sprecher richtig verstanden, wenn er über die

Äußerung (11) Frankreich ist sechseckig denkt: Der Sprecher meint (im gegebenen

Kontext) nicht das, sondern Frankreich ist so in etwa, grob gesprochen, annäherungs-

weise, in groben Zügen, wenn man mit zusammengekniffenen Augen auf eine Europa-

Karte sieht, nicht ganz präzise ausgedrückt oder übliche Präzisionsstandards einmal

außer Acht lassend etc., sechseckig.16

Grices Überlegungen zu den konventionalen Implikaturen, die auch auf Ausdrücke

wie z. B. grob gesprochen, offen gesagt oder nebenbei bemerkt anwendbar sind (vgl.

Hagemann/Rolf 1997), markieren genau die entgegengesetzte Perspektive oder Argu-

mentationsrichtung: Sie gehen nicht vom Hörer aus und was dieser über eine gegebene

Äußerung denken sollte, um zu verstehen, was der Sprecher statt des Gesagten meinte

(um also anstelle von p q für wahr zu halten). Vielmehr gehen sie vom Sprecher aus und

was dieser mit Hilfe der konventionellen Bedeutung der von ihm gewählten und ver-

wendeten Wörter und Ausdrücke dem Hörer andeutet hinzuzudenken. Wenn ein Spre-

cher in einer Äußerung das-und-das lexikalische Material (wie z. B. aber, grob gespro-

chen etc.) verwendet, dann gibt er dem Hörer einen verbalen Hinweis darauf, mit Hilfe

welcher Ausdrücke er das vom Hörer zu Expandierende auf den Begriff gebracht wissen

15

Austin dient u. a. diese Äußerung dazu, nachvollziehbar zu machen, inwiefern es ebenso wie bei der

Beurteilung der Angemessenheit sprachlicher Handlungen auch bei der Beurteilung der Wahrheit eine

ganze Menge „zu betrachten und zu wägen gibt – die Tatsachen sicherlich, aber auch die Situation des

Sprechenden, die Absicht, die er beim Reden verfolgt, seine Zuhörer, Fragen der Genauigkeit usw.“

(Austin: 1996, 142). 16

Potts (2007, 668) sagt über die hier zum Ausdruck kommende mangelnde Bestimmtheit (oder positiv

ausgedrückt: Variationsmöglichkeit): „this sort of ineffability is common for CIs [gemeint sind konventi-

onale Implikaturen, J.H.], and it might further bolster the case that they constitute a separate meaning di-

mension.“

Page 11: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

221

möchte.17

Das heißt, aus dem konzeptuellen Sättigungs-Potential à la Bach, das lexika-

lisch nicht fixiert ist und dennoch vom Hörer aktualisiert werden soll, wählt ein Spre-

cher, wenn er etwas konventional impliziert, einen bestimmten Ausdruck und deutet so

an, in welche Richtung die gedankliche Expansion zu erfolgen hat.18

Dies kann unter Umständen notwendig sein, wenn der Kontext – anders als im Falle

der Äußerung (10) Du wirst nicht sterben – keinen so eindeutigen Hinweis wie eine

kleine blutende Wunde am Finger bereithält. Aber selbst wenn ein Sprecher eine sprach-

liche Spur legt, indem er beispielsweise grob gesprochen artikuliert, gehört das Artiku-

lierte, das – Grices Auffassung folgend – Träger der konventionalen Implikatur ist, nicht

zum Gesagten, und zwar aus zwei Gründen. Erstens verändert es, wie weiter oben bereits

dargelegt, nicht die Wahrheitsbedingungen des geäußerten Satzes, in dem der Ausdruck

vorkommt; und zweitens gibt das Artikulierte lediglich die Richtung an, in der das Hin-

zuzudenkende vom Hörer gefunden werden kann, es handelt sich also eher um eine An-

deutung.

Um den Unterschied zwischen konventionalen Implikaturen und konversationalen

Implikituren nach Art einer Expansion auf den Punkt zu bringen: Träger konversationa-

ler Implikituren ist der Kontext, Resultat der Expansion ist q statt p. Träger konventio-

naler Implikaturen sind bestimmte sprachliche Ausdrücke, Resultat bei mitverstandenem

Implikatum ist p und q. Hier wird deutlich, dass konventionale Implikaturen à la Grice

keine Implikituren (nach Art der Expansion) à la Bach sein können,19

wohl aber dem

allgemeinen Muster von Implikaturen (siehe oben: p + q) à la Grice folgen.

Das heißt, um auf die Äußerung

(3) Paul ist arm, aber er ist ehrlich.

zurückzukommen: Ein Sprecher, der einen solchen Satz äußert, sagt, dass Paul arm ist,

und er sagt, dass er ehrlich ist, und er kommuniziert noch zusätzlich, indem er es andeu-

tet, ohne es zu sagen, dass er arme Menschen grundsätzlich für unehrlich hält. Letzteres

kommuniziert er allerdings keineswegs anstelle des Gesagten, es handelt sich vielmehr

um eine „additional proposition“ (Bach: 1999, 351ff.).

Bach scheint also – wenn er annimmt, dass es so etwas wie eine ‚additional proposi-

tion‘ überhaupt geben kann – letztlich nicht ausschließen zu wollen (oder zu können),

dass die von ihm so genannten ACIDs (alleged conventional implicature devices) einen

propositional gehaltvollen Beitrag leisten: „If what is said can comprise more than one

proposition, the presence of an ACID can be responsible for one of them.“ (Ebd., 351)

Allerdings rechnet er diesen ‚Import‘ im Zuge seiner Entfernung des Kuckuckseis dann

doch dem Gesagten (à la Grice) zu.

Die (Rest-)Klasse dieser Ausdrücke, die weder zum Gesagten beitragen noch eine

Implikitur darstellen und dennoch einen Beitrag zur Gesamtbedeutung einer Äußerung

17

Vgl. auch Blakemore (2000, 472), die Ausdrücke wie aber als „linguistically encoded means for

constraining the interpretation process“ behandelt wissen möchte. 18

Das sieht auch Potts (2005, 7) so: „CI expressions [gemeint sind Trägerstrukturen konventionaler Im-

plikaturen, J.H.] are used to guide the discourse in a particular direction or to help the hearer to better un-

derstand why the at-issue content is important at that stage.“ 19

Das legt Bach (1999, 349) am Ende seiner Argumentation, die darauf abzielt, das Kuckucksei der

konventionalen Implikatur zu knacken, selbst nahe, wenn er sagt: „So context sensitivity is irrelevant to

conventional implicature“.

Page 12: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

222

leisten, ohne als konventionale Implikatur aufgefasst werden zu müssen, bezeichnet

Bach (1999, 356ff.) als „utterance modifiers“: „As vehicles for performing second-order

speech acts, utterance modifiers characterize some aspect of the first-order speech act

performed in uttering the rest of the sentence.“ (Ebd., 356) Ihre Funktion besteht darin,

dass mit ihrer Verwendung ein Kommentar zur Äußerung, in der sie vorkommen, abge-

geben wird. In Bachs Taxonomie solcher Ausdrücke, die zweitrangige illokutionäre

Kräfte enkodieren (vgl. ebd., 360), finden sich

(a) topicals (nebenbei bemerkt),

(b) positionals (um es zusammenzufassen),

(c) additives (darüber hinaus),

(d) illustratives (zum Beispiel),

(e) conclusives (folglich),

(f) concessives (allerdings),

(g) contrastives (aber),

(h) formulationals (mit anderen Worten),

(i) emphatics (gelinde gesagt),

(j) veracitives (offen gesagt),

(k) secretives (unter uns),

(l) relationals (von Mann zu Mann),

(m) mitigatives (wenn ich kurz unterbrechen darf) und

(n) explanatories (bevor ich es vergesse).

Bach (ebd., 360ff.) zufolge fallen ‚utterance modifiers‘ aus dem semantischen Satzrah-

men, da sie eine Ebene darüber virulent oder operativ sind: „they encode speech act

information.“ (Ebd., 361) Welcher Art diese Verschlüsselung von Sprechaktinformation

ist und welche Auswirkungen sie auf die illokutionäre Kraft des jeweiligen zentralen

Sprechakts, in die sie eingeschrieben sind, haben, bleibt bei Bach letztlich ungeklärt.

Über seine Taxonomie, in der er „some Austinesque neologisms“ (ebd., 356) zur Kate-

gorisierung verwendet und die er sowohl für ausbaubar als auch für verfeinerbar hält,

sagt er lapidar: „The labels for the following categories should be self-explanatory.“

(Ebd.)

An anderer Stelle – und deswegen soll es hier nicht erneut geschehen – habe ich aus-

führlich dargelegt, inwiefern solche Ausdrücke in eine systematische Verbindung mit

den Griceschen Konversationsmaximen (verstanden als Maximen für assertive Sprech-

akte) zu bringen sind (vgl. Hagemann 1997; 2001); und mit Eckard Rolf zusammen, wie

sie als Ausdrucksmittel für spezielle Ausprägungen einer der Komponenten der illokuti-

onären Kraft des zentralen Sprechakts (des ‚first-order speech acts‘, wie Bach es nennen

würde) dafür sorgen, dass die Äußerung des Satzes, in dem sie vorkommen, als Vollzug

eines speziellen illokutionären Akts gilt (vgl. Hagemann/Rolf 1997; zu einer Analyse

unter Einschluss formulierungsdynamischer und sequentieller Aspekte vgl. Hagemann

2009).

Page 13: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

223

Nachdem ich nun einige Punkte vorgebracht (und auf einige bereits vorgebrachte

verwiesen) habe, die zeigen sollten, dass Bachs Nicht-Existenz-Erklärung konventiona-

ler Implikaturen inakzeptabel oder zumindest überdenkenswert ist, sollen im folgenden

Abschnitt ausdrückliche und auf eine Erweiterung des Gegenstandsbereichs abzielende

Existenz-Erklärungen kurz dargestellt und im Anschluss ansatzweise systematisiert wer-

den.

3.2. Potts und Vallée

In seiner Monographie über konventionale Implikaturen ist es für Potts (2005, 5) von

Anfang an wichtig, das Phänomen der konventionalen Implikatur nicht auf die „textbook

examples (therefore, even, but and its synonyms)“ zu reduzieren. Ihre Allgegenwart

unterteilt er im vorangestellten Abstract seiner Dissertation in zwei Klassen oder Fami-

lien: „(i) supplements, including appositive relatives, nominal appositives, As-parentheti-

cals, speaker- and topic-oriented adverbs, and utterance modifiers […]; and (ii) ex-

pressives, including adjectives like damn, the descriptive content of epithets, some kinds

of subjunctive voice, and honorification.“ (Potts 2003b, ix) Gemeinsames Merkmal:

„They are speaker-oriented comments on a semantic core (at-issue entailments)“ (Potts

2005, 11) und gehören gerade deswegen nicht zum Gesagten à la Grice.20

Potts formal-

semantische Ausführungen, die letztlich in syntaktischen Modellierungen und ‚parse-

tree‘-Interpretationen münden, laufen darauf hinaus, das, was er unter konventionalen

Implikaturen subsumiert, als einen eigenständigen Bedeutungsaspekt aufzufassen, und

zwar neben Präsuppositionen, dem Gesagten und dem konversational Implizierten. Was

immer davon zu halten ist, meinen Vorschlag für eine Einteilung des Bedeutungsbe-

reichs werde ich am Ende dieses Beitrags vorstellen.

Bedenkenswert ist auf jeden Fall der Hinweis, auch Expressives (wie Interjektionen,

wertende Adjektive etc.) als mit konventionalen Implikaturen verknüpft aufzufassen

(vgl. schon Potts 2003a). So weist Potts (2005, 158f.) zufolge ein Ausdruck wie z.B.

damn in

(12) Ed refuses to look after Sheila’s damn dog.

exakt die gleichen Eigenschaften auf wie solche Ausdrücke, mit denen konventionale

Implikaturen einhergehen: Die konventionelle Bedeutung dieses expressiven attributiven

Adjektivs leistet keinen Beitrag bei der Festlegung der Wahrheitsbedingungen des geäu-

ßerten Satzes, in dem es vorkommt; obwohl artikuliert, zählt damn nicht zum Gesagten,

der Ausdruck zeigt vielmehr eine bestimmte emotionale Einstellung des Sprechers an;

die mit dem Vorkommen von damn einhergehende Andeutung ist abtrennbar; und sie ist

nichtannullierbar.

Die zugrundeliegende Idee ist, „that CI items [gemeint sind Trägerstrukturen, mit de-

nen konventionale Implikaturen einhergehen, J.H.] comment upon an asserted core.“

(Potts 2005, 153) Gleiches gilt, wie oben bereits gezeigt, ebenfalls für Ausdrücke wie

aber, folglich etc. sowie für Ausdruckskomplexe wie grob gesprochen, offen gesagt oder

nebenbei bemerkt.

20

Feng (2010, 72) kritisiert allerdings Potts Folgerung, dass, wenn die konventionale Bedeutung einer

Äußerung aufteilbar sei in wahrheitsfunktionale Komponenten und konventional Impliziertes, „no lexical

items contribute to both“ (ebd.), als zu stark.

Page 14: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

224

Was all diesen Ausdrücken gemeinsam ist, bringt Vallée (2008) schließlich auf den

Punkt: „[…] they qualify content without being part of it.“ (Ebd., 407) Vallée schlägt

deshalb zu Recht vor, die Gesamtheit möglicher Trägerstrukturen konventionaler Impli-

katuren unter der Rubrik „View on Content Devices“ (ebd.) zu fassen. Eine vergleich-

bare Auffassung vertritt auch Feng (2010), der das Merkmal der Subjektivität mit kon-

ventionalen Implikaturen verknüpft wissen will: “I have defined conventional implica-

ture as a private thought with regard to the proposition expressed.“ (Ebd., 84)

4. Zum illokutionslogischen Status konventionaler Implikaturen

Wenn nun nicht nur die ‚textbook-examples‘ aber, folglich etc. und solche ‚utterance

modifiers‘ wie grob gesprochen, offen gesagt etc., sondern auch Expressives (damn etc.)

nachweislich zum Gegenstandsbereich konventionaler Implikaturen zu zählen sind, dann

scheinen konventionale Implikaturen tatsächlich alles andere als ein Mythos (Bach 1999)

zu sein. Im Gegenteil: Es ist offenbar weiterhin davon auszugehen, dass die Trä-

gerstrukturen konventionaler Implikaturen nicht-zentrale Sprechakte realisieren, die an

den Vollzug eines zentralen Sprechakts geknüpft sind, mit dem wiederum der zentrale

propositionale Gehalt verknüpft ist. Sie sind Teil der Gesamtbedeutung einer sprachli-

chen Äußerung, sie bauen auf dem (präsematisch pragmatisch angereicherten) propositi-

onalen Gehalt auf oder knüpfen an diesen an und leisten einen Bedeutungsbeitrag, indem

sie dem Ganzen eine gewisse Richtung verschaffen: Als Indikatoren spezieller Aus-

prägungen der illokutionären Kraft des zentralen Sprechakts, den sie begleiten, stellen

sie Interpretationshilfen für das intendierte ‚uptake‘ (im Sinne Austins)21

durch den

Kommunikationspartner dar.

Ob nun modifizierend, qualifizierend oder kommentierend – in jedem Fall können die

‚View on Content Devices‘ (VCD) als Indikatoren für Illokutionskraft-Komponenten

identifiziert und der Illokutionslogik zufolge als Modifikatoren der jeweils zugrundelie-

genden illokutionären Kraft aufgefasst werden. Welche der sechs Illokutionskraft-Kom-

ponenten (illokutionärer Zweck, Durchsetzungsmodus des illokutionären Zwecks, Be-

dingungen des propositionalen Gehalts, vorbereitende Bedingungen, Aufrichtigkeitsbe-

dingung und Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung, vgl. Vanderveken 1991) auch

immer im konkreten Einzelfall eine Rolle spielen mag, involviert sind meiner Ansicht

nach immer auch zwei der Komponenten der Illokutionskraft des zentralen Sprechakts,

auf dem die VCD operieren, und zwar die Komponente der Aufrichtigkeitsbedingung

und die des propositionalen Gehalts.

Dass es die Komponenten der Aufrichtigkeitsbedingung und des propositionalen Ge-

halts sind, die in diesem Zusammenhang relevant sind, gesteht auch Feng (2010) zu –

unter der Voraussetzung, dass auf eine Weiterentwicklung der Sprechakttheorie, die den

Stand der klassischer Prägung überwindet, zurückgegriffen werden kann:

The import of expressions such as so and but cannot be accounted for within speech act theory (at least not in the standard conception of this notion), because by using such expression, the speaker is not performing any speech acts, but rather marking a mental state of his own with respect to the propositional content of the utterance. (Ebd., 91)

21

Vgl. hierzu z. B. Lanigan 1975; Petrus 2005 sowie Petrus 2011.

Page 15: Hagemann 2011 Konventionale Implikaturen Ein Kuckucksei

225

Die im relevanztheoretischen Paradigma arbeitende Blakemore (2000) merkt zwar kri-

tisch an:

[…] one would have to say that acts signalled by the non-truth conditional discourse con-nectives – for example, but, so, moreover and after all – are individuated not by their illocu-tionary properties but by their propositional content […]. That would mean that these ex-pressions are not after all being analysed as illocutionary force indicators, but are being treated as indicators of something propositional. (Blakemore: 2000, 466)

– dass aber der propositionale Gehalt auch als Komponente einer Illokutionskraft aufzu-

fassen ist, kommt für sie offenbar nicht in Betracht. Das sieht etwa Dascal (1994) –

Searle auslegend – anders:

Illocutionary acts have satisfaction conditions, which closely parallel truth conditions. These acts and their components are related via entailments and other logical relations, whose elu-cidation is the job of illocutionary logic. The meaning of certain expressions are character-ized in terms of their role in the performance of certain speech acts, to which they are linked either logically or quasi-logically. (Dascal: 1994, 329)

Im Rahmen der Illokutionslogik (vgl. hierzu Searle/Vanderveken 1985; Vanderveken

1990; Rolf 1997b) wird die illokutionäre Kraft als Eigenschaft einer Äußerung aufge-

fasst, die in Komponenten zerlegt bzw. aus Komponenten bestehend dargestellt werden

kann,22

deren (Vorliegen und) spezifische Ausprägung eine Erfassung spezieller

illokutionärer Akte ermöglicht. Die Erfassung spezieller illokutionärer Akte wiederum

erlaubt einen (gegenüber der Searleschen Einteilung in die fünf Klassen illokutionärer

Akte) möglichen tokens gerechter werdenden Blick und somit einen differenzierteren

Zugriff auf diesen Aspekt sprachlich geschaffener Realität. Mit illokutionären Kräften

mit besonderen Ausprägungen in einer ihrer Komponenten wird ein spezieller illokutio-

närer Akt vollzogen.

Dabei kann die besondere Ausprägung in einer der Komponenten der zugrundeliegen-

den Illokutionskraft mit dem konventional Implizierten koinzidieren. Nicht-zentrale

Sprechakte, mit denen konventionale Implikaturen einhergehen, „sind mögliche Reali-

sierungsformen einzelner Komponenten der illokutionären Kraft.“ (Hagemann/Rolf

1997, 159)

Nach Maßgabe ihrer Qualifikationsleistung lassen sich Trägerstrukturen konventio-

naler Implikaturen meines Erachtens zumindest in folgende Bereiche einteilen oder bün-

deln.

(i) Junktoren (oder zweistellige Konnektoren, vgl. Pasch et al:. 2003, 12) wie

aber, folglich etc., mit deren Einsatz propositionale Verknüpfungen unter-

schiedlicher Qualität angezeigt werden, die in einer bestimmten Relation zu

den diesbezüglichen Einstellungen oder Überzeugungen des Sprechers ste-

hen.

(ii) (Einstellige) Einstellungsausdrücke (Adverbien, Interjektionen, wertende

Adjektive etc.) wie leider, juhu, verdammt etc., mit deren Verwendung

propositionale Einstellungen unterschiedlicher Qualität indiziert werden.

22

Die zugrundeliegende Auffassung, nach der auch die so genannten elementaren sprachlichen Handlungen

komplexe Phänomene sind (vgl. z. B. Ehlich: 1989, 155), scheint allgemein akzeptiert bzw. unstrittig zu

sein.

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226

(iii) ‚utterance modifiers‘ wie grob gesprochen, nebenbei bemerkt etc., deren

Verwendung anzeigt, dass dem propositionalen Gehalt der zugrundeliegen-

den Äußerung ein spezieller kommunikativer Status zuzuschreiben ist.

Um dies abschließend an einem Beispiel (in leichter Abwandlung des oben genannten

Blakemoreschen Beispiels) zu demonstrieren: Im Kontrast zu einer vergleichbaren il-

lokutionären Kraft, die sich von den nachfolgend genannten illokutionären Kräften nur

darin unterscheidet, die jeweilige Spezifizierung gerade nicht aufzuweisen, wie z. B. bei

der Behauptung

(13) Tom ist ohne Trompete angekommen.

stellen die folgenden Äußerungen

(14) Tom ist angekommen, aber ohne Trompete.

(15) Leider ist Tom ohne Trompete angekommen.

(16) Tom ist, nebenbei bemerkt, ohne Trompete angekommen.

der Reihe nach eine kontrastierende Behauptung (vgl. (i)), eine Bedauernsäußerung (vgl.

(ii)) und eine Nebenbemerkung (vgl. (iii)) dar – allesamt Äußerungen, mit denen im

Vergleich zu (13) speziellere illokutionäre Akte realisiert werden.

5. Partikeln-im-Sinn-erweiternde Illustration

Würde ich auf die Frage, ob es konventionale Implikaturen gibt, abschließend antworten,

würde ich sagen

(16) Aber ja.

oder mehr umgangssprachlich (oder auch etwas flapsiger)

(17) Klar doch.

Mit diesen (fast) kürzesten aller Antworten würde ich konventional implizieren: Meine

Überzeugung, dass es konventionale Implikaturen gibt, steht im Kontrast zu jener, von

der ich glaube, dass es die des Fragestellers ist (dieses Implikatum passt eher zu Antwort

(16)), bzw. meine Überzeugung, dass es konventionale Implikaturen gibt, steht im Kon-

trast zur erwarteten Antwort des Fragestellers, wenn ich ihn gefragt hätte (17).

6. Nachbemerkung

Grice sieht die Gesamtbedeutung einer Äußerung in zweierlei Weise aufteilbar:

First, one may distinguish, within the total signification, between what is said (in a favored

sense) and what is implicated; and second, one may distinguish between what is part of the conventional force (or meaning) of the utterance and what is not. (Grice: 1978, 113)

Dahinter steckt die Idee, dass es im Grunde genommen drei (welche auch immer) Sig-

nifikationsebenen zu unterscheiden gibt oder gilt: Laut Grice (1978, 113): „what is said,

what is conventionally implicated, and what is nonconventionally implicated“; nach

Recanati (1993, 236): „sentence meaning, what is said, and what is communicated“; oder

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227

– um den in Abschnitt 3.1 besprochenen Vorschlag von Bach (1999) noch einmal

aufzugreifen – die Ansetzung eines „middle ground between what is said (explicit con-

tent) and what is implicated“ (Bach 1994, 141), wo die so genannten conversational

implicitures anzusiedeln sind.

Sparsamkeitsprinzipien hin, Ockhams Rasiermesser her: Was an den genannten Un-

terscheidungen meines Erachtens grundsätzlich problematisch ist, ist die Tatsache, dass

sie auf einer Verschränkung von Dimensionen beruhen, die besser auseinanderzuhalten

sind: dem Repräsentierten und dem Kommunizierten. Auseinanderzuhalten sind sie –

wie auch Bedeutung und Gebrauch auseinanderzuhalten sind (vgl. Rolf: 1994, 22) –

deswegen, weil nicht in allen Fällen (nur) das Repräsentierte auch kommuniziert werden

soll: in einigen Fällen soll etwas Zusätzliches, in anderen etwas das Repräsentierte Erset-

zendes kommuniziert werden.

In der Dimension des Repräsentierten lässt sich mit einigem Recht unterscheiden zwi-

schen

(I) der elementaren Proposition bzw. dem Propositionsradikal bzw. der Aus-drucksbedeutung, die die Wahrheitsbedingungen festlegt, und

(II) der konkreten (vervollständigten, kontexteingebundenen) Äußerungsbedeu-

tung, die die Zuordnung von Wahrheitswerten in Bezug auf eine Situation

oder mögliche Welt ermöglicht – an anderer Stelle (Hagemann 1997; 2001)

Diktum genannt.

Trägerstrukturen der Ausdrucksbedeutung (I) sind diejenigen sprachlichen Elemente,

Konstruktionen und Formate, die notwendig sind, damit wir angeben können, unter wel-

chen Bedingungen das Repräsentierte wahr ist. Zur Bestimmung der Äußerungsbedeu-

tung (II) sind alle wahrheitsfunktional nicht-notwendigen sprachlichen Elemente sowie

kontextuell determinierte Variablen relevant.

In der Dimension des Kommunizierten ergibt sich folgendes Bild: Was ein Sprecher

zu verstehen zu geben beabsichtigt (Untersuchungsgegenstände der Pragmatik in diesem

Sinne sind allesamt Sprecher-Bedeutungen), liefert den Input für drei unterscheidbare

Signifikationsebenen (vgl. Rolf o. J.):

(A) das Wörtliche (Sprechakte),

(B) das Indirekte oder Mit-Gemeinte (Implikaturen) und

(C) das Stattdessen-Gemeinte (Redefiguren).

Zu (A): Ein Sprecher meint, was er sagt, d. h., er sagt p und meint p. Der von einem

Sprecher vollzogene Sprechakt soll als genau der aufgefasst werden, als der er konventi-

onellerweise aufgefasst wird.

Zu (B): Ein Sprecher meint, was er sagt (p), und meint zusätzlich noch etwas darüber

Hinausgehendes (q). Das gilt für Searles indirekte Sprechakte und für Grices Implikatu-

ren. In beiden Fällen wird p gesagt und p + q gemeint (also q mitgemeint).

Zu (C): Ein Sprecher meint nicht, was er sagt (p), sondern an Stelle dessen etwas anderes

(q). Das trifft zum Beispiel auf Metaphern zu: Mit einer Äußerung wie Paul ist ein

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228

Schwein meint ein Sprecher ja nicht, dass die Person, auf die mit Paul referiert wird, ein

Tier mit rosa Haut und Ringelschwänzchen ist, sondern statt dessen: Dass dieser Jemand

verfressen ist oder unordentlich oder – gegen die Etikette verstoßend – am Tisch beim

Mittagessen laut gerülpst hat. Der Signifikationsebene C zuzuordnen sind auch Bachs

Implikituren (zumindest die nach Art der Expansion). Mit einer Äußerung wie Du wirst

nicht sterben (wenn sich jemand ein wenig in den Finger geschnitten hat) meint ein

Sprecher ja nicht: Du bist unsterblich, sondern stattdessen: Du wirst nicht an dieser klei-

nen Verletzung sterben.

Der Unterschied der beiden Ausdifferenzierungen ist perspektivisch bedingt: (I) und (II)

sind potentielle Bedeutungen, (A), (B) und (C) aktual Kommuniziertes. Interessant ist

nun, wie die Schnittstelle zu modellieren ist. Ich plädiere dafür, sowohl (II) als auch

mindestens oder im einfachsten Fall (A) dem Geschehensfall zuzuordnen. Die konkrete

Äußerungsbedeutung ergibt sich mit der Bestimmung der Sprecher-Origo, der Fixierung

deiktischer Ausdrücke, der Disambiguierung mehrdeutiger Ausdrücke, der Ellipsen-Ex-

plikation und der Bestimmung des konventional Implizierten. Dies alles setzt aber vor-

aus, dass die Ausdrucksbedeutung (I) überhaupt um kontextuell determinierte Variablen

und konventionell Angezeigtes vervollständigt werden kann, was wiederum voraussetzt,

dass sie situationseingebunden ist, was letztlich bedeutet, dass sie von jemandem als der-

und-der Sprechakt (A) vollzogen sein muss.

Das heißt, nur im Geschehensfall – als Vorkommnis, als token, als Element aus der

Menge der „instantiated pragmatic acts (for short: ‚ipras‘ or ‚practs‘)“ oder „situated

speech acts“ in der Terminologie von Mey (2001, 220) – ist die Äußerungsbedeutung

bestimmbar und damit zugleich der vollzogene Sprechakt bestimmt. Genau an dieser

Stelle zeigt sich, warum zwischen der Äußerungsbedeutung (II) und wörtlicher Bedeu-

tung (A) weniger eine Grenze, nämlich die zwischen Semantik und Pragmatik, verläuft,

als vielmehr ein Überschneidungsbereich vorliegt, der eine wechselseitige Bezugnahme

von Semantischem und Pragmatischem anfordert – denn, um es auf den Punkt zu

bringen: „Man kann nichts sagen, ohne etwas zu meinen.“ (Rolf: 1994, 82)

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