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Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 1
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Finanzbuchhaltung, Skript 3
Inhalt:
Kennzahlen
Bericht
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Bilanzanalysen
interne Bilanzanalyse ... werden innerhalb eines Unternehmens erstellt. Sie dienen der Informationsverdichtung, Urteilsbildung und betriebswirtschaftlichen Entscheidungsfindung. Verwendet werden Zah-len und Daten aus dem internen Rechnungswesen.
externe Bilanzanalysen ... werden außerhalb der Unternehmen durchgeführt. Die Unternehmen stellen für externe Bilanzanalysten ihre veröffentlichten Bilanzen einschließlich G+V sowie den Anhang zur Ver-fügung. Für folgende Interessengruppen sind externe Bilanzanalysen von Bedeutung: Anteilseigner Geschäftspartner Arbeitnehmer und Gewerkschaften Öffentlichkeit formelle Bilanzanalysen Formelle Bilanzanalysen bestehen in der Überprüfung der formellen Übereinstimmung von Bilanzen einschließlich G+V Rechnung, Anhang und gegebenenfalls Lageberichten mit den gesetzlichen Formvorschriften. Kriterien sind: Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) Grundsätze ordnungsgemäßer Inventur Grundsätze ordnungsgemäßer Bilanzierung und Bewertung materielle Bilanzanalyse ... bestehen in der inhaltlichen Analyse der Informationen des Jahresabschlusses. Es gibt zwei Möglichkeiten Substanzanalyse Kennzahlenanalyse
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Berichtarten
Standardbericht = routinemäßige Erstellung zu festgelegten Berichtszeit-punkten mit festen Inhalten in einer festen Form: Beispiele:
Betriebsergebnis
Umsatz
Deckungsbeitragsentwicklung
Kosten
Abweichungsbericht Fallweise Erstellung bei Auftreten gravierender Abwei-chungen (hierzu vorab evtl. Definition von Toleranzgren-zen): Beispiel:
Umsatzabweichungsanalyse nach Regionen
Bedarfsbericht Bedarfsweise Erstellung auf Initiative des Controllings oder des Managements ab aktuellen Informationsbe-dürfnissen Beispiele: Umsatzentwicklung in einer bestimmten Region nach Kunden und Vertriebswegen differenziert
Daneben besteht ein enger Zusammenhang zwischen Informationsversorgung und Informationsadressanten bezüglich des...
Berichtsinhaltes
Berichtserstellers
Berichtsempfängers
Berichtstermine
Berichtsform
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Kennzahlenanalysen, allgemeines
Bei Kennzahlenanalysen werden die Bilanzen einschließlich der G+V-Rechnungen einheitlich nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nach Kennzahlen umgestaltet. Das Ziel von Kennzahlenanalysen besteht darin, eine Vergleichbarkeit verschiedener Jahresabschlüsse eines Unternehmens zu er-möglichen. Kennzahlen sind...
... absolute (Grund-) oder relative (Verhältnis-) Zahlen über finanzwirtschaftliche Größen und Größenbezeichnungen, die als Normvorgaben (!) für die finanzwirtschaftliche Unter-nehmenspolitik dienen. Bei Kennzahlen handelt es sich um aus vorliegenden Bilan-zen und G+V-Rechnungen gewonnene Größen und Größen-verhältnissen über betriebliche Sachverhalte, durch welche Schlüsse über die hinter den Kennzahlen stehenden Sach-verhalte gezogen und diesbezüglich Anpassungsentschei-dungen initiiert werden können.
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Überblick: Finanzbuchhalterische Kennzahlen Allgemein (S. 83f. Skript): Gliederungskennzahlen = Verhältnis einer Teilgröße zu einer anderen Teilgrö-ße, z.B. Verhältnis Eigenkapital-/Gesamtkapital Beziehungskennzahlen = es werden verschiedene Größen ins Verhältnis ge-setzt, die in einem sachlogischen Zusammenhang stehen z.B. Arbeitsproduktivi-tät = Umsatz/Anzahl der Mitarbeiter Indexzahlen = sie beschreiben eine zeitliche Entwicklung eines Merkmals, wo-bei die Basisgröße gleich 100 gesetzt wird. z.B. Preisentwicklung, Basis (100%) = Preisniveau im Jahre 2008.
Arten von finanzbuchhalterischen Kennzahlen
Kennzahlen zur Vermögens-/Kapitalstruktur
Kennzahlen zur Investitions- und Abschreibungspolitik
Finanzierungskennzahlen
Ergebniskennzahlen
Liquiditätskennzahlen
Cash-Flow
Anmerkung!
Die Aussagekraft einer einzigen Kennzahl alleine ist gering. Sinnvoll ist, Kennzahlen eines Be-
triebs mit Kennzahlen anderer Betriebe, Kennzahlen der Branche oder mit Kennzahlen früherer
Jahre zu vergleichen. Erst durch den Vergleich ergeben sich verwertbare Aussagen.
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Kennzahlen zur Analyse der Vermögensstruktur
Aktiva Passiva AV UV
EK FK
Gesamtvermögen (Bilanzsumme)
Einige Vermögenskennzahlen:
Anlagevermögen * 100 Vermögenskonstitution (in %) = Umlaufvermögen
Anlagevermögen * 100 Anlagenintensität (in %) = Gesamtvermögen
Umlaufvermögen * 100 Umlaufintensität (in %) = Gesamtvermögen
Forderungen * 100 Forderungsquote (in %) = Gesamtvermögen
Kennzahlen zur Vermögens-
struktur liegen vor, wenn ein
Aktiv-Part der Bilanz mit einem
anderen Aktiv-Part der Bilanz
verglichen wird.
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Kennzahlen zur Analyse der Kapitalstruktur
Aktiva Passiva AV UV
EK FK
Gesamtkapital (Bilanzsumme)
Einige Kapitalkennzahlen:
Eigenkapital * 100 Eigenkapitalquote (%) = Gesamtkapital
Fremdkapital * 100 Fremdkapitalquote (%) = Gesamtkapital
Eigenkapital * 100 Verhältnis EK zu FK (in %) = Fremdkapital
Kennzahlen zur Kapitalstruktur liegen
vor, wenn ein Passiv-Part der Bilanz mit
einem anderen Passiv-Part der Bilanz
verglichen wird, z. B. Eigenkapital in Ver-
hältnis zum Gesamtkapital.
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Finanzierungskennzahlen Bei Finanzierungskennzahlen werden Aktivposten der Bilanz mit Passivposten der Bilanz in Relation gesetzt:
Aktiva Passiva AV UV
EK FK
Bilanzsumme Bilanzsumme
Finanzierungskennzahlen geben an, in welchem Ausmaß ein Aktivposten (=Vermögensgegenstand) mit welchem Passiva (Eigenkapital, Fremdkapital) finanziert wur-de:
Beispiele bilanzieller Finanzierungskennzahlen:
Eigenkapital * 100 Eigenfinanzierungsgrad des AV = Anlagevermögen
Fremdkapital * 100 Fremdfinanzierungsgrad des UV = Umlaufvermögen
Aktivseite:
= Mittelverwendung
Passivseite:
= Mittelherkunft bzw.
Finanzierungsseite
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Ideal: Goldene Bilanzregel: EK/AV = 1 und FK/UV = 1
Andere Finanzierungskennzahlen des AV (Siehe auch: http://www.kmuforschung.ac.at/de/Forschungsberichte/ Vorträge/WU-14-06-2004.pdf)
Die Passivseite teilt sich nicht nur in EK und FK, sondern in Eigenkapital (Privateinlagen, Gewinne) Sozialkapital (Pensionsrücklagen) Langfristiges Fremdkapital (z.B. Hypotheken) Kurzfristiges Fremdkapital (Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung ect,.
Kerngedanke: Anlagevermögen, das im Regelfall langfristig angelegt ist (Grundstücke, Gebäude, Anlagen, Maschi-nen usf), kann auch durch langfristiges Fremdkapital (z.B. Hypotheken) finanziert werden. Pensionsrückstellungen sollten bis zur fälligen Auszahlung gewinnbringend angelegt werden; hier bieten sich Wertpapiere oder auch Immobilien an.
Daraus folgt: Da Anlagevermögen dem Unternehmen langfristig zur Verfügung steht, macht es auch Sinn, langfris-tige Verbindlichkeiten, die der Finanzierung des Anlagevermögens dienen (z.B. Hypotheken für Grundstücke) und Sozialkapital (Pensionsrückstellungen), die dem Unternehmen langfristig zu Verfü-gung stehen, in die Finanzierungskennzahlen einzurechnen. Wenn: AV = EK + Pensionsrückstellungen + langfr. Fremdkapital, dann: liegt „krisensichere Finanzierung vor.
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Finanzierungskennzahlen, Varianten
Kennzahl (1):
(Eigenkapital + langfr. Verbindlichkeiten + Pensionsrückst) *100 Finanzier. AV = Anlagevermögen
Interpretation der Kennzahl: Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent des Anlagevermögens durch Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital + Sozialkapital (Pensionsrückstellungen) finanziert wird. Alternativ, Kennzahl (2), wenn keine Pensionsrückstellungen vorhanden sind: - entspricht dem Anlagendeckungsgrad II in der IHK-Formelsammlung
(Eigenkapital + langfr. Verbindlichkeiten) *100 Finanzier. AV = Anlagevermögen
Interpretation der Kennzahl: Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent des Anlagevermögens durch Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital finanziert wird. Oder alternativ Kennzahl (3) - entspricht dem Anlagendeckungsgrad I in der IHK-Formelsammlung
Eigenkapital *100 Finanzier. AV = Anlagevermögen
Interpretation der Kennzahl: Die Kennzahl gibt an, wie viel Prozent des Anlagevermögens durch Eigenkapital finanziert wird.
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Selbstfinanzierungsgrad
Aktiva Passiva
AV UV
EK Kapitaleinlagen Gewinnrücklagen FK
Bilanzsumme Bilanzsumme
Der Selbstfinanzierungsgrad gibt an, wie viel Prozent des zu betrachtenden Vermögens aus Gewinnrücklagen finanziert ist.
Gewinnrücklagen * 100 Selbstfinanzierungsgrad d. Gesamtverm. = (%) Gesamtvermögens (AV + UV)
Gewinnrücklagen * 100 Selbstfinanzierungsgrad d. Anlagevermög. = (%) Anlagevermögen
Besonderheit:
Gewinnrücklagen * 100 Selbstfinanzierungsgrad d. Eigenkapitals = (%) Eigenkapital (EK)
Aktivseite: = Mittelverwen-
dung
Passivseite = Mittelherkunft
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Kennzahlen zur Analyse der Zahlungsfähigkeit (1) Aktiva Passiva AV UV Rohstoffe/Waren Forderungen Bank-/Postgiro Kasse
EK FK langfristige Verbindlichkeiten kurzfristige Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten aus LuL
Bilanzsumme Bilanzsumme
Standard-Kennzahlen:
Flüssige Mittel (Kasse + Bank) Liquidität 1. Grades = Kurzfristige Verbindlichkeiten
Flüssige Mittel + Forderungen Liquidität 2. Grades = Kurzfristige Verbindlichkeiten
Umlaufvermögen (=Kasse + Bank + Forderungen + Vorräte) Liquidität 3. Grades = Kurzfristige Verbindlichkeiten
Kurzf. Verbindlichkeiten sind u.a.: Bankkredite mit einer Laufzeit unter 1 Jahr, VLL, noch nicht bezahlte Steuern, noch nicht bezahlte Sozialabgaben ...
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Kennzahlen zur Analyse der Zahlungsfähigkeit (2) Cashflow = gibt an, wie viel flüssige Mittel kurzfristig verfügbar ge-macht werden können.
Einfachste Formel:
Cf = Jahresüberschuss + Abschreibungen Genauerer Formel zur Ermittlung des CF:
Verfahren zur Ermittlung des Cash Flow
Jahresüberschuss
+ nicht auszahlungswirksamer Aufwand
z.B. Abschreibungen, Rücklagen, Rückstellungen
- nicht einzahlungswirksame Erträge
z. B. Forderungen
= Cash Flow
Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Cash-Flow
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Übung 1 zu Bilanzkennzahlen Die Moriz OHG legt für die letzten 2 Geschäftsjahre folgende Bilanzen vor:
Aktiva Passiva
2007 2008 2007 2008
Gebäude 2.000.000,00 € 2.000.000,00 € Privatkonten 1.500.000,00 € 1.300.000,00 €
Anla-gen/Maschinen
1.300.000,00 € 1.040.000,00 €
BGA 40.000,00 € 60.000,00 € langfristige Verbind-lichkeiten (incl. Pen-sionsrückstellungen)
1.750.000,00 € 1.960.000,00 €
Finanzanlage 800.000,00 € 1.000.000,00 € kurzfristige Verbindl. 760.000,00 € 500.400,00 €
VLL 16.000,00 € 19.000,00 €
Warenbestand 250.000,00 € 200.000,00 €
Forderungen aus LL
160.000,00 € 260.000,00 €
Flüssige Mittel 25.400,00 € 13.200,00 €
Abschreibungen 2007: 300.000€ Abschreibungen 2008: 350.000€ Aufgaben: Ermitteln jeweils für beide Jahre
a) Die Anlageintensität und die Umlaufintensität b) Die Eigenkapital- und die Fremdkapitalquote c) Anlagendeckungsgrad I d) Anlagendeckungsgrad II e) Liquidität 1 f) Liquidität 3 g) Cashflow h) Interpretieren Sie die Entwicklung.
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Musterlösung, Übung 1
Aktiva Passiva
2007 2008 2007 2008
Gebäude 2.000.000,00 € 2.000.000,00 € Privatkonten 1.500.000,00 € 1.300.000,00 €
Anla-gen/Maschinen
1.300.000,00 € 1.040.000,00 € Bilanzgewinn
549.400,00 € 793.800,00 €
BGA 40.000,00 € 60.000,00 €
langfristige Verbind-lichkeiten (incl. Pensionsrückstel-lungen)
1.750.000,00 € 1.960.000,00 €
Finanzanlage 800.000,00 € 1.000.000,00 € kurzfristige Ver-bindl.
760.000,00 € 500.400,00 €
VLL 16.000,00 € 19.000,00 €
Warenbestand 250.000,00 € 200.000,00 €
Forderungen aus LL
160.000,00 € 260.000,00 €
Flüssige Mittel 25.400,00 € 13.200,00 €
Bilanzsumme 4.575.400,00 € 4.573.200,00 €
4.575.400,00 € 4.573.200,00 €
Abschreibungen 300.000,00 € 350.000,00 €
Lösung:
2007 2008
Anlageintensität 90,48% 89,65%
Umlaufintensität 9,52% 10,35%
Eigenkapitalquote 44,79% 45,78%
Fremdkapitalquote 55,21% 54,22%
Anlagendeckungs-grad 1 49,50% 51,07%
Anlagendeckungs-grad 2 91,77% 98,87%
Liquidität 1 3,27% 2,54%
Liquidität 3 56,11% 91,11%
Cashflow 689.400,00 € 883.800,00 €
Anfangs sind Bilanzsummen und Bilanzge-
winn zu ermitteln.
Branchenabhängige Interpretation
Interpretation ist abhängig von der Definition. Soll AV=EK sein, dann ist der Anlagenfinanzierungsgrad zu gering. Soll AV=EK+Langfr. FK sein, dann ist das Ziel nur geringfügig unter-
schritten.
Liquidität eindeutig zu gering für das Jahr 2007. Für das Jahr 2008 wird ein Cashflow über den kurzfristigen Verbindlichkeiten ermittelt, die anderen Liquiditätsziffern sind zu gering.
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Ergebnisanalysen Allgemein:
Output * 100 Ergebniskennzahl (in %) = Input
Zur Unterscheidung:
Produktivität = Stück-/Mengenbezogene Ergebniskennzahl (z.B. Arbeitsproduktivität = Outputmenge/je Arbeitsstunde) Der Begriff Produktivität wird im Regelfall in der VWL verwendet.
Rentabilität = Wertbezogene Ergebniskennzahlen (Die Verhältnisse werden in Währungseinheiten errechnet)
Unternehmensrentabilität:
Gewinn * 100 Rentabilität (in %) = eingesetztes Kapital
Die Rentabilität gibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals an und gestattet Vergleiche mit anderen Anlagemöglichkeiten.
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Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Beispiele für Rentabilitätsberechnungen
JÜ * 100 Eigenkapitalrentabilität (%) = eingesetztes Eigenkapital
Die EK-Rentabilität gibt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals in Pro-zent an.
(JÜ + Fremdkapitalzinsen) * 100 Gesamtkapitalrentabilität = eingesetztes Gesamtkapital
JÜ* 100 Umsatzrentabilität (%) = Umsatz
Die Umsatzrentabilität gibt an, wie viel Prozent Gewinn je Umsatzeinheit er-wirtschaftet wird.
Für Fremdkapitalgeber sind Zin-
sen, die er erhält, der Gewinn.
Insofern sind bei der Gesamtkapi-
talrentabilität die Fremdkapital-
zinsen hinzuzurechnen.
Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 18
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Welcher Gewinn ist maßgebend ....... Gewinn + Verlustrechnung
Aufwand Ertrag
Materialaufwand Umsatzerlöse Personalaufwand Bestandsveränderungen Abschreibungen auf Ma-schinen und Anlagen Sonstige Betriebliche Erträge sonst. betr. Aufwand
Aufwand Ertrag
Zinsaufwand Erträge aus Wertpapieren Abschreibungen auf Wert-papiere
Ertrag aus Beteiligungen
Zinsertrag
Aufwand Ertrag
außerordentl. Aufwand außerordentl. Ertrag
Ausgaben Einnahmen
Gewerbesteuer Körperschaftssteuer
Betriebsergebnis = (+) Umsatzerlöse (+/-) Bestandsveränderungen (+) sonstige betriebliche Erträge (-) Materialaufwand (-) Personalaufwand (-) Abschreibungen (-) sonstiger betrieblicher Aufwand
Finanzergebnis = (+) Erträge aus Beteiligungen (+) Erträge aus Wertpapieren (+) Zinserträge (-) Zinsaufwand (-) Abschreibungen auf Wertpapiere
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstä-tigkeit = (+) Betriebsergebnis (+/-) Finanzergebnis
Außerordentliches Ergebnis = (+) Außerordentlicher Ertrag (-)- Außerordentlicher Aufwand Jahresüberschuss vor Steuern = (+/-) Betriebsergebnis (+/-) Finanzergebnis (+/-) außerordentliches Ergebnis
Jahresüberschuss nach Steuern = (+/-) Betriebsergebnis (+/-) Finanzergebnis (+/-) außerordentliches Ergebnis (-) Steuern
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Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
... wenn welche Rentabilität ermittelt werden soll? ... Kennzahlberechnungen sollten nicht „plump“ erfolgen. Häufig ist genau zu überlegen, welche Posten in welche Kennzahl einzurechnen sind.
2 Beispiele:
a) Rentabilität der Finanzanlagen eines Unternehmens
Finanzergebnis Aufwand Ertrag
Zinsaufwand Erträge aus Wertpapieren Abschreibungen auf Wert-papiere
Ertrag aus Beteiligungen
(-) Zinsaufwand für Neuin-vestitionen für Maschinen
Zinsertrag
(Finanzergebnis + Zinsaufwand Maschinen)*100 Rentabilität Finanzanlagen = Finanzanlagen
b) Rentabilität des Fertigungsbereichs
Betriebsergebnis Aufwand Ertrag
Materialaufwand Umsatzerlöse Personalaufwand Bestandsveränderungen Abschreibungen auf Ma-schinen und Anlagen Sonstige Betriebliche Erträge sonst. betr. Aufwand (+) Zinsaufwand für Neuin-vestitionen
(Betriebsergebnis - Zinsaufwand, Maschinen)*100 Rentabilität, Fertigung = Fertigungsanlagen
Soll die Rentabilität von Finanzanla-
gen ermittelt werden, dann macht es
ggf. Sinn, vom Finanzergebnis den
Zinsaufwand für Neuinvestitionen für
Maschinen herauszurechnen: d.h. das
Finanzergebnis ist um den – bereits
herausgerechneten – Zinsaufwand für
Maschinen zu erhöhen.
Soll die Rentabilität des Ferti-gungsbereichs ermittelt werden, dann macht es Sinn, den Zinsauf-wand für Neuinvestitionen für Ma-schinen in das Betriebsergebnis mit einzurechnen; d.h. das Betriebser-gebnis ist um den Zinsaufwand für Maschinen zu vermindern.
Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 20
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Interpretationsprobleme der Rentabilitätsbestimmung, Laverage Effekt
Beispiel: (aus Groll, Karl-Heinz, Das Kennzahlensystem zur Bilanzanalyse, Ergebniszahlen, Aktienkennzahlen, Risikokennzahlen, München 2000, ISBN 3-446-21276-0, Sei-te 36
Unternehmen A B Eigenkapital 200 Mill. DM 100 Mill. DM
Fremdkapital 50 Mill. DM 150 Mill. DM Gesamtkapital 250 Mill. DM 250 Mill. DM
Gewinn (Betriebsergebnis) 30 Mill. DM 30 Mill. DM Zinsaufwand 2 Mill. DM 9 Mill. DM
Jahresüberschuss vor Steuer 28 Mill. DM 21 Mill. DM
Eigenkapitalrentabilität Unternehmen A: EK-Rent. = 28 Mill./200 Mill. = 14% Unternehmen B: EK-Rent. = 21 Mill./100 Mill. = 21% Gesamtkapitalrentabilität: GK-Rent. = 30 Mill./250 Mill = 12%
! Laverage Effekt: Bei steigendem Fremd-kapitalanteil (... und damit bei sinkendem Eigenkapitalanteil ...) steigt die Eigenkapital-rentabilität an.
Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 21
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Übung 2 Lebensmittelhändler Völle beabsichtigt sein Sortiment zu erweitern und seine Ladenfläche zu verdoppeln. Hierfür sind 150.000€ Kapital erforderlich. Er selbst kann jedoch nur 1/3, also 50.000€, aufbringen. Es stehen zwei Alternativen zur Verfügung: Alternative 1: Der Umbau wird zu 1/3 von Hr. Völle, zu 2/3 von der Hausbank finanziert. Die die Zinskosten betragen 10%. Er rechnet mit einem Plus des Betriebsergebnisses von 20.000€. Berechnen Sie
a) Eigenkapitalrentabilität b) Gesamtkapitalrentabilität
des Umbauvorhabens Alternative 2: Alternativ überlegt Hr. Völle, einen stillen Teilhaber aufzunehmen, der 50% der Umbaukos-ten übernimmt, dafür 5% des Zusatzgewinnes als Gegenleistung erhält. Der Rest wird von der Hausbank finanziert. Berechnen Sie in diesem Falle
a) Den Gewinn b) Eigenkapitalrentabilität c) Gesamtkapitalrentabilität
Für welche Alternative wird sich Hr. Völle entscheiden?
Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 22
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Musterlösung, Übung 2
Alternative 1:
Beitrag von Hr. Völle 50.000,00€
Kredit von der Hausbank 100.000,00 € der zu zahlende FK-Zins beträgt (10%) 10.000€
zu erwartendes Betriebsergebnis 20.000,00 € Aufwand für Zinsen 10.000,00 € zu erwartender Jahresüberschuss 10.000,00 €
Eigenkapitalrentabilität (10.000/50.000) 20,00% Gesamtkapitalrentabilität
((10.000+10.000)/150.000 13,33%
Alternative 2 Beitrag Hr. Völle 50.000,00 €
Beitrag, Stiller Gesellschafter 75.000,00 € benötigter Bankkredit 25.000,00 €
Zinsen an die Hausbank 2.500,00 €
zu erwartendes Betriebsergebnis 20.000,00 € Aufwand für Zinsen an die Hausbank
(10%) 2.500,00 € zu erwartender Jahresüberschuss 17.500,00 € davon sind an den stillen Gesellschafter
abzuführen 875,00 €
EK-Rentabilität (17.500/125.000)1 14,00% Gesamtkapitalrentabilität 13,33%
1 Der Beitrag des stillen Gesellschafters ist per Definition Eigenkapital, so dass sich ein Eigenkapitalanteil von
125.000€ ergibt.
Alternative 1: Eigenkapitalrentabilität ist mit 20% hoch, der zu erwartende JÜ liegt aber nur bei 10.000€. Alternative 2: EK-Rentabilität liegt bei 14% und ist damit geringer.
Der zu erwartende Gewinn liegt bei 17500€. Davon sind an den Stillen Gesellschafter 5% abzuführen (875€). Entscheidung für Alternative 2: Auch wenn die EK-Rentabilität geringer ist, so ist doch der verbleibende Jahresüberschuss wesentlich höher.
Finanzbuchhaltung, Bilanzkennzahlen und Statistik Seite 23
Dr. Walter Grasser Stand: Jan 2013
Indexzahlen
= Es werden die %-tualen Unterschiede einer Größe zu einem Basisjahr (=100%) ermittelt und systematisch verglichen. Index-
zahlen ermöglichen die Darstellung von Veränderungen/Trends im Zeitablauf.
Beispiel: Ausschussquote
Jahr Produzierte Menge
Ausschuss ins Stück
Ausschuss in % der produ-zierten Men-ge
%-Unterschied zum Basis-jahr
2006 250.000 8000 3,20% 100%
2007 260000 8030 3,09% 96,6%
2008 255500 7790 3,05% 95,3%
2009 267000 7990 2,99% 93,5%
2010 ... ... ...
2011 ...
2006 ist Basisjahr;
Ausschussquote wird mit
100% festgelegt.
2007 war der Ausschuss nur noch 3,09% statt 3,20%, das sind 3,4%
weniger. Rechnung:
Basisjahr: 100%=3,2% (Ausschuss)
Folgejahr: x%=0,11% (Ausschuss weniger)
X = 0,11*100/3,2 = 3,4%
Im Folgejahr betrug der Ausschuss lediglich 96,6% (100%-3,4%) des
Basisjahres.
2009 war der Ausschuss nur noch 2,99% statt 3,20%, das sind 6,5%
weniger als im Basisjahr
Basisjahr: 100%=3,2% (Ausschuss)
2009: x%=0,21% (Ausschuss weniger)
X = 0,21*100/3,2 = 6,5%
Im Jahr 2009 betrug der Ausschuss lediglich 93,5% (100%-6,5%) des
Basisjahres.
90%
92%
94%
96%
98%
100%
102%
2006 2007 2008 2009