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FESTER BODEN UNTER DEN FÜSSEN Hilfe, die ankommt Bündnis für Hilfe

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FESTER BODENUNTER DEN FÜSSEN

Hilfe, die ankommt

Bündnis für Hilfe

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EIN BLICK ZURÜCK …

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, LIEBE SCHWESTERN UND BRÜDER,

die schrecklichen Folgen des Erd- und Seebebens am zweitenWeihnachtstag 2004 sind uns auch heute noch gegenwärtig.Zwar wurden in großartigen Einsätzen der internationalen Gemein-schaft die hilfsbedürftigen Menschen versorgt und erste Schädenbeseitigt. Die Regierungen der betroffenen Länder haben Krisen-stäbe eingerichtet, um die Arbeit der nationalen und internationa-len Hilfsorganisationen im Wiederaufbau der zerstörten Küstenre-gionen zu koordinieren. Weit mehr Geld als je zuvor wurde für diebetroffenen Menschen gesammelt, so dass der nachhaltigen Ent-wicklung der Krisenregionen eigentlich nichts im Wege stehensollte.

Allein in unserem Land wurden mehr als 500 Millionen Eurogespendet, mehr als zwei Millionen Euro der Vereinten Evange-lischen Mission (VEM). Die Kindernothilfe erhielt über zwölfMillionen Euro. Das sind kostbare Zeichen der Hoffnung und derSolidarität über die Grenzen der Heimat hinweg. Unsere Pfarrerin-nen und Pfarrer und viele Ehrenamtliche haben in der Notfallseel-sorge, in Beratungsstellen und in der Nachsorge für deutscheTouristinnen und Touristen dazu beigetragen, dass Schrecken undTrauer nicht in ein apokalyptisches Szenario mündeten. Gläubigeaus aller Welt haben bezeugt, dass Gott nicht gleichgültig überseiner gefährdeten Schöpfung thront. Dafür sind wir unseren Part-nerkirchen in Indien, in Indonesien, in Sri Lanka und Thailand,aber auch den Helferinnen und Helfern in Somalia sehr dankbar.

Viele Kommunen, Universitäten, Schulen und Vereine haben sichzudem bereit erklärt, über die unmittelbare Hilfe hinaus durchPartnerschaften zu einer langfristigen Zusammenarbeit in Wirt-schaft, Umweltschutz, Verwaltung, Wissenschaft und Kultur beizu-tragen. Durch die Katastrophe wurde die jahrzehntelange entwick-lungspolitische Erziehung einleuchtend: Wir leben in einer Weltund sind alle für ihre Zukunft verantwortlich!

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… UND NACH VORNE

Doch nun werden auch Fragen aufgeworfen. Nun finden wir inden Schlagzeilen der Medien Kritik an der Langsamkeit der Regie-rungen der betroffenen Länder. Korruption bei der Verteilung derGelder wird aufgedeckt, Chaos bei der Koordination der Hilfelei-stungen angeprangert, Eifersüchteleien in der Dienstleistungs-branche »Katastrophen- und Entwicklungshilfe« werden bissigkommentiert.

Das alles ist für Insider nichts Neues. Überall, wo in schwach ent-wickelten Infrastrukturen unter mehr oder weniger korrupten Re-gierungen in kürzester Zeit Großprojekte umgesetzt werden sollen,treten solche Schwierigkeiten auf. Zudem sind bei Wiederaufbau-maßnahmen, insbesondere wenn sie mit Reformen in Stadt- undWirtschaftsentwicklung verbunden werden, gesetzliche Regelun-gen und Eigentumsrechte zu berücksichtigen. Wenn z.B. in SriLanka die Fischer nicht mehr unmittelbar am Strand wohnen dür-fen, müssen kostenträchtige Landrechtsregelungen abgewickeltwerden. Unerwartete Ströme von Geld und Personal verändernschlagartig Miet- und Hotelpreise, machen Autos und Nahrungs-mittel teurer. Sie wecken Begehrlichkeiten von Ministerien, langegeplante Projekte mit Geldern zu finanzieren, die nicht dafürgespendet wurden.

Das darf nicht sein – und es muss auch nicht sein. Unsere Kirchearbeitet mit Organisationen zusammen, die Erfahrung mit solchenDynamiken haben. Sie wählt ihre Partnerorganisationen vor Ortsehr sorgfältig aus und begleitet die Projekte – auch wenn derAbfluss der Spendenmittel etwas länger dauert. Guter Wille mussmit Professionalität und Geduld gepaart sein, sonst werdenKorruption und Unfähigkeit unter dem Mantel des guten Willensgefördert.

Die Evangelische Kirche im Rheinland stellt Ihnen in diesemProspekt einen Zusammenschluss evangelischer Partner des Ver-trauens aus dem Rheinland vor, um klar zu machen: »Wir arbeitenweiterhin gemeinsam daran, dass die Betroffenen wieder festenBoden unter den Füßen haben!« Und wir tun das klug wie dieSchlangen und ohne Falsch wie die Tauben!

Mit allen guten Wünschen und herzlichem Gruß

Ihr Nikolaus Schneider(Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland)

Düsseldorf, Mai 2005

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TAMIL NADU · GESUNDHEITSZENTREN FÜR FISCHERGEMEINDEN

KRANKHEITEN DROHEN

Die indische Partnerorganisation SHARP(Social and Health Activities for RuralPeople) der action medeor unterstützt 20Fischergemeinden im Distrikt Nagapatti-nam an der Küste des indischen Bundes-staates Tamil Nadu, die besonders vonder Flutkatastrophe betroffen sind. Hierleben ca. 36.000 Personen in rund 9.000Familien. 85 Prozent der Bevölkerungleben vom Fischfang, der Rest von Subsi-stenz-Landwirtschaft oder Gelegenheitsar-beiten.

Durch den Tsunami wurden die Hütten derFischer größtenteils zerstört, so dass dieFamilien nun notdürftig in Wellblechba-racken untergebracht sind. Die gesund-heitliche Situation in den Notunterkünftenist prekär.

Die Menschen leiden an Hautkrankheiten,Malaria, Lepra, Tuberkulose und anderenInfektionskrankheiten, und insbesonderedie Kinder sind unterernährt. Doch dasnächste Krankenhaus liegt rund 26 kmvon den betreuten Fischerdörfern entfernt.Es ist schlecht ausgestattet und mit demgroßen Andrang der Patientinnen und Pa-tienten hoffnungslos überfordert.

Kolombo

SRI LANKA

INDIEN

Madras

Bombay

Malediven

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BESSERE MEDIZINISCHEVERSORGUNG GEPLANT

SHARP will die medizinische Versorgungder Fischergemeinden verbessern. Vierkleine Gesundheitszentren sollen eineGrundversorgung sicherstellen und zusätz-lich Maßnahmen der Gesundheitserzie-hung und der Traumabewältigung um-setzen. Geplant sind außerdem Gesund-heitskampagnen, in denen die Bevölke-rung über Hygienemaßnahmen, gesundeErnährung sowie den Schutz vor Krank-heiten aufgeklärt wird. In allen Dörfernwerden Gesundheitshelferinnen und-helfer ausgebildet, die die einzelnenAktivitäten begleiten, um nach Ende derFörderdauer die Arbeit selbstständig inihren Gemeinden weiterführen zu können.

WER ISTACTION MEDEOR?

> Das größte Medikamenten-Hilfswerk in Europa.

> Es unterstützt rund 9.000 Gesundheits-stationen in 126 Ländern mit Medika-menten und medizinischem Equipment und

> bietet medizinisch-pharmazeutische Fachberatung.

> Wir setzen uns ein für die Bekämpfung vonHIV/Aids, Malaria und Tuberkulose, für denAufbau von Basisgesundheitsdiensten undfür Not- und Katastrophenhilfe.

Deutsches Medikamenten-Hilfswerkaction medeor e.V.St. Töniser Straße 2147918 Tönisvorst

[email protected] www.medeor.org

Spendenkonto 555 555 555Volksbank Krefeld (BLZ 320 603 62)

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SOMALIA · FISCHERBOOTE FÜR TSUNAMI-OPFER

REIS, BOHNEN UND ÖLALS SOFORTHILFE

Die Flut kam sieben Stunden nach demSeebeben vor Indonesien, dennoch kamsie mit ungeheurer Wucht und ohne Vor-warnung. Die Küste Somalias wurde aufmehr als 1.000 Kilometer Länge von derFlutwelle erfasst: Hunderte von Dörfernwurden zerstört, 200 Menschen, so wirdgeschätzt, fanden in den Fluten den Tod.50.000 verloren innerhalb weniger Sekun-den ihr gesamtes Hab und Gut. »Die Hüt-ten, die Boote, die Netze – alles war weg«,heißt es in einem Augenzeugenbericht.

In der Zentrale von DBG (»Daryeel BulshoGuud«), Partnerorganisation von DiakonieKatastrophenhilfe und BROT FÜR DIEWELT in Somalia, wurden sofort Lastwa-gen mit den benötigten Grundnahrungs-mitteln zur Fahrt an die Küste beladen.Dort wurden 8.000 Familien länger alszwei Monate mit dem Nötigsten versorgt.

LANGFRISTIGE HILFEFÜR DEN FISCHFANG

Als erste Maßnahme längerfristiger Hilfewurden zunächst 17 Fischerboote bereitgestellt, die von jeweils fünf Familiengemeinsam genutzt werden. Rund 200Fischer erhielten darüber hinaus die not-wendige Ausrüstung (Netze, Haken undLeinen), um wieder ihrem angestammtenBeruf nachgehen zu können. Auf dieseWeise können die Familien selbst für ihrenLebensunterhalt sorgen und sind nichtlänger auf Unterstützung durch Hilfsorgani-sationen angewiesen.

Aber auch das ist eine Spätfolge des Tsu-nami in Somalia: Der Fang in Küstennähefällt deutlich geringer aus als vor der ge-waltigen Flut. Daher werden neue, stärkermotorisierte Boote benötigt, die weiter aufdas Meer hinaus fahren können. Einneues Boot kostet knapp 3.000 Euro, derMotor noch einmal rund 2.000 Euro.

Mogadischu

SOMALIAÄTHIOPIEN

KENIA

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WIEDERAUFBAU MITENTWICKLUNGSPROGRAMMEN

Jetzt geht es darum, den Menschen in die-sem vom langjährigen Bürgerkrieg schwergezeichneten Land am »Horn von Afrika«eine Zukunftsperspektive zu geben: DerWiederaufbau der durch die Flutwelle zer-störten Häuser und die Schaffung zusätz-licher Einnahmequellen stehen im Vorder-grund der Maßnahmen für die Küsten-region Somalias, die BROT FÜR DIE WELTgemeinsam mit der PartnerorganisationDBG in nächster Zukunft umsetzen wird. Ab sofort nimmt BROT FÜR DIE WELTRheinland Spenden mit dem Stichwort»Somalia« für diese Maßnahmen und fürweitere Entwicklungsprogramme in diesemLand entgegen.

WER ISTBROT FÜR DIE WELT?

Die Aktion BROT FÜR DIE WELT wurde 1959 als gemeinsames Werk evangelischerEntwicklungszusammenarbeit von Landes-kirchen und Freikirchen gegründet.

Informationen über BROT FÜR DIE WELTerteilt das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im RheinlandLenaustraße 4140470 Düsseldorf

Wolfgang Falkenberg (allgemein)Telefon (02 11) 63 [email protected]

Dr. Kurt A. Holz (Somalia-Projekt)Telefon (02 11) 63 [email protected]

Spendenkonto 55 55 431Stichwort »Somalia«KD-Bank eG Duisburg(BLZ 350 601 90)

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INDONESIEN, SRI LANKA, MALEDIVEN · HILFE ZUR SELBSTHILFE

MEDIKAMENTEALS SOFORTHILFE

Medikamente und medizinisches Ver-brauchsmaterial, Tetanus-Impfstoff, Chlor-tabletten und Trinkwasseraufbereitungsan-lagen, Ambulanzen und geländegängigeFahrzeuge sowie Zelte und Moskitonetzebrachten die Johanniter sofort nach derFlutwelle nach Sri Lanka, Indonesien undauf die Malediven. Johanniter-Erkundungs-teams recherchierten die Lage vor Ort, umin der ersten Nothilfe-Phase schnell undeffektiv zu helfen.

ERSTE-HILFE-AUSBILDUNGIN INDONESIEN

Die Johanniter unterstützen auf Sumatraein so genanntes »Disaster-Preparedness-Project«. Dabei geht es darum, Verhaltens-regeln für den Katastrophenfall zu trainie-ren. In diesem Programm werden in dennächsten viereinhalb Jahren bis zu200.000 Menschen zugleich in ErsterHilfe ausgebildet. Bereits in diesem Jahrsollen 18.000 Menschen geschult werden,im kommenden Jahr 50.000. Zielgruppesind vor allem Studentinnen und Studen-ten von Universitäten und technischenSchulen im letzten Studienjahr. Die Johan-niter verfahren nach dem Prinzip »train thetrainer«. Zunächst werden 30 Studentin-nen und Studenten ausgebildet, die dannselbst andere schulen.

Die Johanniter wollen ihr »Disaster-Preparedness-Project« an lokale Organisa-tionen übergeben, damit sie eigenständigdie Ausbildung organisieren und Auf-frischungskurse in Erster Hilfe anbietenkönnen. So könnten zum Beispiel auchBetriebshelferinnen und -helfer geschultwerden. Die Lehrgangsteilnehmerinnenund -teilnehmer sollen befähigt werden,insbesondere nach Katastrophen wie Erd-beben Erste Hilfe leisten zu können. DasProjektvolumen beläuft sich für die ersteneineinhalb Jahre auf rund 1,5 MillionenEuro.

MALEDIVEN

INDIEN

SRI LANKA

INDONESIEN

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TRINKWASSERPROJEKTIN SRI LANKA

Gemeinsam mit der einheimischen Johan-niter-Organisation St. John Ambulance Sri Lanka arbeitet die Johanniter-Unfall-Hilfe ein Projekt aus, um die Erste-Hilfe-Ausbildung, den Rettungsdienst und denKatastrophenschutz zu verbessern.

Im Süden von Sri Lanka (Kudawella) istdie Trinkwasseraufbereitung zu einemmittelfristigen Projekt geworden. 27.000Menschen werden derzeit mit Trinkwasserversorgt. Mit weiteren Anlagen soll dieFrischwasserproduktion gesteigert werden.Die Johanniter produzieren nicht nur dasWasser. Sie verteilen es auch.

Weiterhin werden die Johanniter dortmehrere Kleinprojekte als Einkommenfördernde Maßnahmen durchführen(»cash for work«). Dazu zählen dasSäubern von Latrinen und das Nähen von Schuluniformen.

GESUNDHEITSSTATIONENAUF DEN MALEDIVEN

Die Johanniter werden innerhalb einesJahres vier Gesundheitsstationen wiederaufbauen und mit medizinischen Gerätenund Material ausstatten. Sie arbeitendabei mit dem Gesundheitsministeriumdes Landes zusammen.

WER IST DIE JOHANNITER-UNFALL-HILFE?

> Eine moderne christliche Hilfsorganisation.

> Ein Werk des evangelischen Johanniter-ordens und als gemeinnütziger Vereinanerkannt.

> Aufgaben sind u. a. Erste Hilfe undSanitätsdienst, Rettungsdienst, Kranken-transport und Bevölkerungsschutz.

> Darüber hinaus leistet sie medizinischeNothilfe nach Katastrophen und Unterstüt-zung bei der Wiederherstellung des zivilenAlltagslebens in Krisengebieten.

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.Lützowstraße 9410785 BerlinSpendenkonto 8888 · Stichwort »Südasien«Bank für Sozialwirtschaft in Köln(BLZ 370 205 00)[email protected]

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SRI LANKA · TRAUMA-BEHANDLUNG VON KINDERN

KINDER HABEN ANGSTVOR DEM MEER

Die Mädchen und Jungen in den Flücht-lingslagern an der Ostküste Sri Lankassind schwer traumatisiert. »Sobald derWind dreht und die Meeresgeräusche indas Lager wehen, fangen die Kinder an zuzittern«, so Dietmar Roller, Auslandsvor-stand der Kindernothilfe. Viele Kinder sindnach der Flutkatastrophe als die einzigenÜberlebenden ihrer Familie allein zurück-geblieben und müssen nun die furchtbareErinnerung und den Verlust ihrer Bezugs-personen verkraften. Ihre traumatischeBelastung ist groß.

Gemeinsam mit einer Partnerorganisation,die in der psychologischen Behandlungtraumatisierter und misshandelter Kindersehr erfahren ist, startet die Kindernothilfeein Programm zur Trauma-Therapie fürdiese Kinder.

WIE GESCHIEHTTRAUMA-BEHANDLUNG?

In einem ersten Schritt wurden 600 geeig-nete Personen (Lehrerinnen und Lehrer,Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, Seelsor-gerinnen und Seelsorger) in Workshops zuNotfallhelfern ausgebildet. Die Workshopsfanden in Galle, Colombo, Kandy und Nu-wara Eliya Mitte bis Ende Januar 2005statt. Der Schulung durch die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter wurde eine Bro-schüre zur Trauma-Bewältigung des Kin-derpsychologen David Goodwin zugrundegelegt, die in Singhalesisch und Tamilübersetzt und in entsprechender Stückzahlproduziert wurde. Auch die Helferinnenund Helfer bekamen ein Handbuch zurTraumabewältigung ausgehändigt.

Bei den Besuchen in den Flüchtlingslagernstellen die Helferinnen und Helfer einendirekten Kontakt zu den traumatisiertenKindern her. Durch eine möglichst inten-sive Einzelfallbetreuung versuchen sie, ge-meinsam mit den Kindern die schlimmenErinnerungen und die Verluste allmählichaufzuarbeiten.

Die Mädchen und Jungen im Alter von fünfbis zwölf Jahren erhalten zudem jeweilsein Kinderpaket mit Malbuch, Bleistift, Ra-diergummi, Anspitzer, Malstiften, Papierund Spielzeug. Kinder unter fünf Jahrenbekommen ein Spielzeug und Knete.

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DIE SECHS PHASENDES PROJEKTES

1. Übersetzung und Druck einerBroschüre zur Bewältigung und Heilungder Traumata für Kinder.

2. Übersetzung und Druck eines Handbu-ches zur Traumabewältigung für Helfe-rinnen und Helfer.

3. Planung und Leitung eines Trainings fürHelferinnen und Helfer in Workshops.

4. Besuche der Helferinnen und Helfer in Flüchtlingslagern (60 Lager; zehnHelferinnen und Helfer pro Besuch).

5. Follow-up-Sitzungen für Helferinnenund Helfer – sechs eintägige Work-shops.

6. Bei schwerer traumatisierten Kindern Weiterbetreuung durch Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter der Kindernothilfe-Partnerorganisation.

WER IST DIEKINDERNOTHILFE?

> Eines der größten Kinderhilfswerke Europas.

> Arbeitet seit über 40 Jahren mit kompetenten Partnerinnen und Partner vor Ort.

> Unterstützt über 200.000 benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Kindernothilfe e.V.Düsseldorfer Landstraße 18047249 DuisburgTelefon (02 03) 77 89-0Telefax (02 03) 77 [email protected]

Spendenkonto 45 45 40Stichwort: Seebeben – Projekt M 90184KD-Bank eG Duisburg(BLZ 350 601 90)

SRI LANKA

INDIEN

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NIAS · HÄUSER, BRUNNEN, BOOTE UND BIBELN

DER GROSSEN FLUTWELLE …

Die Insel Nias vor der Westküste Sumatraswar vor der Tsunami-Katastrophe am zwei-ten Weihnachtstag 2004 ein Geheimtippfür Surferinnen und Surfer. Inzwischensind große Wellen hier kein Freizeitvergnü-gen mehr, sondern eine tödliche Bedro-hung. Nach den verheerenden Verwüstun-gen hatten 700.000 Menschen keinenReis, kein Öl und kein Trinkwasser: DieVEM versorgte die Opfer über ihre niassi-sche Mitgliedskirche Banua Niha KerisoProtestan (BNKP).

… FOLGTE EIN ZWEITES BEBEN

Wiederaufbauprogramme, die denMenschen eine neue Perspektive bieten,sollten folgen. Häuser und Straßen, neueBrunnen für sauberes Wasser, kleineWerkstätten und Läden und Boote für dieFischer, all das war neu aufzubauen. Unddann kam das verheerende Beben amzweiten Ostertag!

Mit über 600 Toten und schweren Zer-störungen an Gebäuden, Straßen undBrücken sind die Schäden des Bebensvom 28. März auf Nias vermutlich nochschlimmer als die vom 26. Dezember,auch wenn die gefürchtete Flutwelle aus-blieb. Die Helferinnen und Helfer, die sicheigentlich an den Aufbau machen wollten,mussten erneut das Nötigste zum Überle-ben organisieren – und Bestattungen.Wieder musste improvisiert und mit Geld,Gebet und Rat geholfen werden. Die Plänefür den Wiederaufbau wurden zurückge-stellt.

AUCH DIE SEELEBRAUCHT HILFE

Die praktische Hilfe gilt allen, nicht nurden Mitgliedern der Kirche. Die BNKP tutdas Notwendige gegen die akute Not.Aber mit Hilfe der VEM-Gemeinschaft tutsie mehr. Durch den Tsunami waren z. B.Ende Dezember viele Tausend Bibeln undGesangbücher vernichtet worden. Men-schen, die durch die Flutkatastropheohnehin erschüttert und verstört waren,konnten ihre gewohnten Andachten nichtmehr halten. Also wurden schnell 10.000Bibeln in der niassischen Sprache nach-gedruckt.

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KIRCHLICHE PROJEKTEKOOPERIEREN

Nach dem Rückschlag durch das zweiteBeben beginnt nun auch auf Nias diePhase des Wiederaufbaus – wie überall,wo der Tsunami gewütet hat. Alle Mit-gliedskirchen der VEM in den betroffenenGebieten stellen sich der Herausforderungeiner langfristigen Planung. Das politischeund soziale Umfeld dafür ist oft sehr ge-schwächt. Den indonesischen Kirchen hatdie VEM zu diesem Zweck zwei Projektbe-rater zur Verfügung gestellt, die die Pläneund die Abwicklung der kirchlichen Pro-jekte vor Ort begleiten. Sie arbeiten direktinnerhalb der kirchlichen Strukturen undtragen mit ihrer Fachkenntnis zur Stärkungder Gemeinden und zur Transparenz bei.Die VEM finanziert diese personelle Ver-stärkung.

WER IST DIE VEM?

34 Kirchen aus Afrika, Asien und Deutschland haben sich 1996 zusammen-geschlossen, die> zu einer anbetenden, lernenden und

dienenden Gemeinschaft zusammen-wachsen,

> alle Menschen zu Umkehr und neuemLeben rufen,

> im Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung das ReichGottes bezeugen.

Vereinte Evangelische Mission (VEM)Rudolfstraße 137 · 42285 WuppertalTelefon (02 02) 890 04-196Telefax (02 02) 890 [email protected]

Spendenkonto 10 10 972 082Stichwort: »Hilfe für Nias«KD-Bank eG Duisburg (BLZ 350 601 90)

Nias

SUMATRAMALAYSIEN

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Im Februar 2005 habe ich Sri Lanka besucht – und diese Reisehat einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen. Im Norden desLandes, im Fischerdorf Manalkadu, konnte ich Familien, diedurch die Flut alles verloren hatte, neue Fischerboote überrei-chen. Dabei erzählte mir eine junge Frau ihre Geschichte: Am 26. Dezember 2004 verlor sie alles durch die Flut – ihr Mannund ihr ältester Sohn starben. Auch das jüngste Kind, das sieselbst in den Armen hielt, konnte sie nicht mehr retten, die Flutentriss es ihr. Im Februar war ihr der tiefe Schock immer noch an-zumerken. Ich war tief bewegt und stellte mir immer wieder dieFrage, woher die Menschen die Kraft nehmen weiterzuleben.

Auch wenn wir diese Not und dieses Elend nicht aufheben kön-nen, so können wir doch versuchen, es wenigstens zu lindern. Wir können die Menschen dabei unterstützen, ihr Leben wiederaufzubauen, es neu zu gestalten und dadurch vielleicht dochLebensmut zu fassen. So bedeutet das neue Fischerboot, das ichdieser Frau übergeben habe, dass sie nun für sich und ihre Ver-wandten ihren Lebensunterhalt verdienen kann. Das Boot kannein neuer Anfang nach einer sehr schweren Zeit sein. Deshalbmöchte ich all denen danken, die für die Opfer der Flutkatastro-phe gespendet haben, und ich finde es auch gut und richtig,dass wir alle gemeinsam gezeigt haben: Deutschland ist einLand, das in Not weltweit mit den Bedürftigen mitfühlt und groß-zügig bereit ist, Unterstützung zu leisten.

NACHHALTIGKEIT ERFORDERT LANGEN ATEM

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Eines darf dabei nicht vergessen werden: Der Wiederaufbau inden betroffenen Ländern muss so durchgeführt werden, dass ernachhaltig ist. Das bedeutet vor allem, die Menschen vor Ortselbst einzubeziehen und ihre Wünsche und Vorstellungen zu be-rücksichtigen. Diese Prinzipien verfolgen wir in der deutschen Ent-wicklungspolitik seit langem. Dabei arbeiten wir mit einheimi-schen Partnern zusammen, die die Bedürfnisse in den betroffe-nen Ländern selbst sehr gut kennen. Ein solches Vorgehen erfor-dert einen langen Atem: Die gesetzlichen Regelungen in denPartnerländern müssen beachtet werden – gerade nach der Flutkann das langwierig werden, weil in vielen Bereichen neue gesetz-liche Grundlagen geschaffen werden. Dann muss die Projektpla-nung und die Projektdurchführung ausführlich vor Ort erläutertwerden, damit die betroffenen Menschen ihre Vorstellungen,Wünsche und Veränderungen einbringen können. Dieser partner-schaftliche Dialog bedeutet auch, auf einheimische Gegeben-heiten und Vorstellungen Rücksicht zu nehmen.

Nach denselben Prinzipien arbeiten auch die deutschen kirchli-chen Nichtregierungsorganisationen, wovon ich mich in Sri Lankazum wiederholten Male überzeugen konnte. Diese Form der Zu-sammenarbeit kann bedeuten, dass in manchen Bereichen derWiederaufbau nur langsam beginnen kann und schnelle Erfolgenicht überall vorzuweisen sind. Das ist eine sehr schmerzliche Er-fahrung, vor allem für die Menschen in den Flutgebieten selbst.Aber auch diejenigen, die großzügig gespendet haben, fragensich vielleicht manchmal voller Ungeduld, was aus ihrer Spendegeworden ist. Ihnen kann ich versichern: Wir als Bundesregierungund all die Nichtregierungsorganisationen, die mit einheimischenPartnern vor Ort an einem langfristigen Wiederaufbau arbeiten,gehen verantwortlich mit den uns anvertrauten Mitteln um. Wirunterstützen den Wiederaufbau so, dass er auch noch in JahrenBestand hat. Denn wir wollen die Hoffnungen, die die Menschenin den Flutgebieten in uns setzen, nicht enttäuschen.

Heidemarie Wieczorek-Zeul(Bundesentwicklungsministerin)

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IMPRESSUM

Herausgegeben von derEvangelischen Kirche im Rheinland- Präsidialkanzlei/Pressestelle -Hans-Böckler-Straße 7, 40476 Düsseldorf

in Zusammenarbeit mitaction medeor,Brot für die Welt / Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland, Die Johanniter, Kindernothilfe, Vereinte Evangelische Mission

Redaktion: Eva Schüler, Jens Peter IvenGestaltung: unikat Werbeagentur GmbHDruck: Ley & Wiegandt

Mai 2005

www.auffestemboden.de