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Performance Polymers

Das PLEXIGLas® FormmassEn maGazIn – 2008.1

sonnenschutz:Warum Hitze draußen bleiben muss

Ideenreichtum:Wenn drinnen die Sonne scheint

Leuchtkraft:Warum Hitze die Linse kalt lässt

Thema: sonne

Mächtige Strahlen – strahlende Macht

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Boulevard

Heiße Optik 4

Schwarz glänzt im Trend 4

Kratzfest in einem Schritt 5

Innovation

Zum Erhalt der Ziegelmeere 6

Titelthema: sonne

Die Sonne: sie stellt alles in den Schatten 8

Entwicklung

Sonnenschutz serienmäßig 12

WinzigeStrukturen,großeWirkung 14

analyt ik

Im Sog der Zeitmaschine 16

Hintergrund

Asien ist Benchmark 18

Tageslicht auf Knopfdruck 19

Glänzend Schwarze Automobilteile punkten bei Designern seite 4

Impressum

Dies ist eine Publikation desProduktbereichs Formmassen von

Evonik Industries

Herausgeber:Evonik Röhm GmbHProduktbereich FormmassenKirschenallee64293 DarmstadtDeutschlandTelefon: +49 6151 18-4711E-Mail: [email protected]

www.plexiglas-polymers.de

Redaktion: Profilwerkstatt, 64295 Darmstadt, DeutschlandTelefon: +49(0)6151 599020

Chefredaktion:Rudolf Blass, Produktbereich Formmassen (V.i.S.d.P.); Dr. Klaus Albrecht, Produktbereich Formmassen; Doris Hirsch, Produktbereich Formmassen; Martin Reimund, Dr. Claudia Klemm, Christina Becker, Profilwerkstatt

Fotos: Evonik Röhm GmbH (S. 2, 4, 5, 12, 16), Stefan Wildhirt (S. 2, 3, 5, 13), Prismaplex GmbH & Co. KG (S. 15), REM S.p.A. (S. 6), Plainpicture/fStop (S. 1), fotolia (S. 2, 7, 9, 10, 11), picture-alliance/ZB (S. 8), MAN (S. 20), Fluorosolar Systems Ltd. (S. 19)

Gestaltung: Profilwerkstatt

Druck: Frotscher Druck, Darmstadt, Tel. +49(0)6151/3906-0

® = eingetragene Marke

PLEXIGLAS, PLEXALLOY und PLEXIMID sind eingetragene Marken der Evonik Röhm GmbH, Darmstadt

Der Evonik Geschäftsbereich Perfomance Polymers beliefert Kunden auf der ganzen Welt mit PMMA-Formmassen, die auf den Märkten in Europa, Asien, Afrika und Australien unter der Marke PLEXIGLAS® ver-trieben werden. In Nord- und Südamerika werden diese Produkte unter der Marke ACRYLITE® vermarktet. Unsere Informationen entsprechen unseren heutigen Kenntnissen und Erfahrungen nach unserem besten Wissen. Wir geben sie jedoch ohne Verbindlichkeit weiter.

Änderungen im Rahmen des technischen Fortschritts und der betrieblichen Weiterentwicklung bleiben vorbehalten. Unsere Informationen beschreiben ledig-lich die Beschaffenheit unserer Produkte und Leistungen und stellen keine Garantien dar. Der Abnehmer ist von einer sorgfälti-gen Prüfung der Funktionen bzw. Anwendungsmöglichkeiten der Produkte durch dafür qualifiziertes Personal nicht befreit. Dies gilt auch hinsichtlich der Wahrung von Schutzrechten Dritter. Die Erwähnung von Handelsnamen anderer Unternehmen ist keine Empfehlung und schließt die Verwendung anderer gleichar-tiger Produkte nicht aus (April 2008).

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Rasend Aus zehn Jahren wird eins beim PLEXIGLAS® Bewitterungstest seite 16

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Verbindend Denkmal- und Klimaschutz setzen auf Solarziegel seite 6

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wenn uns morgens beim ersten Blick aus dem Fenster die Sonne entgegenlacht, sind wir gleich gut gelaunt. Die Arbeit geht leichter von der Hand und die Ener-gie des Himmelskörpers scheint auf uns überzuspringen. Aber unser persönliches Wohlbefinden ist nur die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen technische Aspekte, aber auch die Frage des Klima-wandels und der Intensität der Sonnen-strahlung. Intelligente Lösungen können einen Beitrag dazu leisten, die positiven Aspekte der Sonne einzufangen und die anderen im eigentlichen wie im übertra-genen Sinne auszublenden.

In dieser Ausgabe des performer möchten wir Ihnen zeigen, was PLEXIGLAS® Formmassen in Kombina-tion mit Sonne und Licht leisten können. So sorgt eine wahrlich „coole“ Idee dafür, dass sich dunkle Kunststoffoberflächen trotz intensiver Sonnenbestrahlung nicht so stark aufheizen. Das ist angenehmer für den Verbraucher, schont aber auch das Material und beugt Verformungen vor.

Soll das Sonnenlicht – oder zumin-dest ein Teil davon – draußen bleiben, helfen Mikrostrukturen auf transparen-

ten Jalousien, das gleißend helle, blen-dende Licht zu reflektieren und nur angenehme Helligkeit ins Zimmer zu las-sen. So kann die natürliche Lichtquelle optimal genutzt werden. PLEXIGLAS® Formmassen tragen auch dazu bei, dass selbst in fensterlosen Räumen Tageslicht ankommt. Und das nicht wie bei den Schildbürgern in Körben und ohne sicht-baren Erfolg, sondern direkt von draußen über Lichtleiter.

Diese Ideen faszinieren. Aber auch die Sonne selbst fasziniert und hatte schon immer einen sehr hohen Stellen-wert. Sie wurde als Göttin verehrt, gab den Menschen Orientierung, war und ist aber auch gefürchtet. Denn – und das ist die Schattenseite – mit ihrer gewaltigen Energie kann sie auch Leben zerstören. Dies zeigen Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen. Mehr über das Wesen der Sonne, ihre Rolle in der Mythologie, aber auch über ihr Energie-potenzial lesen Sie in unserer Titelge-schichte.

Kommen Sie mit uns in die Welt der Sonne, ihres Lichts und ihrer energeti-schen Potenziale.

Liebe Leserinnen und Leser,

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Rudolf BlassLeiter Business

Development und

Marketing Services

Die Sonne ist die Universalarznei

aus der Himmelsapotheke. august von Kotzebue

Wollen Sie mehr erfahren? Weiterführende Informationen zu PLEXIGLAS® Formmassen gibt´s im Internet unter www.plexiglas-polymers.de

Fragen oder Anregungen zu den im Heft behandelten Themen senden Sie einfach per E-Mail an [email protected]

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Heiße optik Wem sie entgegenblicken, der weiß sofort, aus welchem Hause sie stammen: Ob sinnlich geschwungene Mandelaugen oder

ein grimmiger Blick mit leuchtenden Ringen – Scheinwerfer geben Autos ihr unverkennbares Gesicht. Über ein aufsehen-

erregendes Design hinaus müssen Kfz-Scheinwerfer vor allem leistungsstark sein – moderne Xenon- und LED-Technik setzen

dort die Maßstäbe. Durch die anspruchsvolle Gestaltung und innovative Bauformen befinden sich die Lichtquellen allerdings

oft dicht an den optischen Systemen wie Linsen und Lichtleitern. So können dort Temperaturen von über 150 Grad Celsius

entstehen. Das stellt hohe Anforderungen an das Material der Linsen und Lichtleiter.

Bei Scheinwerfern ist ein trüber, gelblicher Lichtschein nicht gewünscht: Möglichst hell und klar muss das Licht die Straße aus-leuchten. Herkömmliche Kunststofflinsen und -lichtleiter vergilben jedoch bei hohen Temperaturen sehr schnell und werden trübe. Hersteller von Scheinwerferoptiken sind deshalb auf einen Werkstoff angewie-sen, der den hohen thermischen Belastun-gen gewachsen ist. Für die Spezialisten bei Evonik war das der Anlass, eine Spezial-formmasse zu entwickeln, die auch in hei-ßen Situationen den Durchblick behält: „Das neue PLEXIMID® TT70 bleibt selbst bei lang anhaltender hoher Temperatur klar, lichtdurchlässig und verhindert Streu-verluste“, sagt Martin Mohrmann, Senior Technical Manager im Produktbereich Formmassen. PLEXIMID®, ein Polymethyl-methacrylimid (PMMI), ist eine Weiterent-wicklung von PMMA, das von Haus aus die höchstmögliche Lichtdurchlässigkeit (Transparenz) sowie eine hervorragende

UV- und Witterungsbeständigkeit hat. Die besonderen Eigenschaften von PLEXIMID® TT70 belegt der Vergleich mit den Kunst-stoffen Polycarbonat (PC) und seiner tem-peraturbeständigen Variante (PC-HT): Nach etwa vierzigtägiger Lagerung bei 150 Grad Celsius verschlechterten sich deren Trans-parenz, Gelbwert und Trübung erheblich. Anders PLEXIMID® TT70, dessen Werte nahezu unverändert bleiben.

schau mir in die augenEinen strahlenden Blick wollen alle Auto-bauer ihren Fahrzeugen mit auf den Weg geben. Wie Mohrmann sagt, bietet sich des-halb PLEXIMID® TT70 für viele Bauteile der Scheinwerferoptiken an. Das sind vor allem Linsensysteme, Lichtleitelemente für Park- oder Tagfahrlicht, Lichtleiter für Blinker sowie Scheinwerfer- und Blinkerabdeckun-gen. Nur einen tiefen Blick in die Augen der eleganten Fahrzeuge sollte man nicht wer-fen – das wäre etwas zu hell. –– hf

schwarz glänzt im Trend Mit der Blende für die A-Säule des MINI

im Jahr 2001 fing alles an. Inzwischen

gibt es mehr als 30 Automodelle ver-

schiedener OEMs mit nichttranspa-

renten Anbauteilen aus PLEXIGLAS®

und PLEXALLOY® Formmassen. Tony

Halbländer, als Projektleiter von Anfang

an dabei, und Rudolf Blass, Leiter

Business Development, im Gespräch

über den Erfolg und die

Zukunftsaussichten für nichttranspa-

rente Automobilanwendungen (NTAA).

performer: Warum sind Anbauteile aus

PLEXIGLAS® und PLEXALLOY® Formmassen

bei den Automobilherstellern inzwischen

so beliebt?

Rudolf Blass: Wir hatten die Idee, zu den bekannten Einsatzgebieten unserer Formmassen etwa in Heckleuchten eine weitere Anwendung im Außen-bereich hinzuzufügen. Bis dahin waren dort neben Blech fast ausschließlich lackierte Kunststoffteile im Einsatz. Diese sind jedoch teurer, weil nach der Produktion ein weiterer Arbeitsgang zur Lackierung notwendig war. Form-teile aus unseren durchgefärbten Form-massen können dagegen in einem Arbeitsgang hergestellt werden. Das

bringt eine Bauteilkostenersparnis von rund 40 Prozent. Hinzu kommt aber sicher auch der allgemeine Trend zu hochglänzenden Anbauteilen in Schwarz. Die Automobilhersteller nut-zen das gezielt, um Designakzente zu setzen. Mit unseren Produkten können sie da eine einzigartige Güte erreichen.

performer: In welchen Bereichen sind die

Formteile noch im Einsatz?

Tony Halbländer: Meist sind es Bereiche, in denen das Dekorative eine Rolle spielt. Aber wir produzieren auch Formmassen für funktionale Blenden, in denen beispielsweise Fensterfüh-rungsleisten integriert sind. Im neuen

PLEXIMID® TT70 sitzt direkt an

der heißen Lichtquelle und bleibt

trotzdem hochtransparent.

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Kratzfest in einem schritt Das Handy ist überall dabei: beim Business-Termin, im Auto,

beim Fahrradfahren. Der tägliche Gebrauch hinterlässt seine

Spuren – gerade auf dem Display aber stört jeder Kratzer.

Für den bestmöglichen Schutz von stark beanspruchten

Oberflächen wurde die Systemlösung CoverFormTM entwi-

ckelt. Damit kann die Beschichtung des Formteils jetzt direkt

im Spritzgießwerkzeug erfolgen.

Macken und Kratzer auf Displays müssen nicht sein. PMMA verfügt über die größte Oberflächenhärte und damit beste Kratzfestigkeit aller thermoplastischen Kunststoffe. Trotz-dem kann es in Anwendungen mit besonders hohen Anfor-derungen notwendig sein, das Formteil zusätzlich mit einer Kratzfestschicht auszustatten. Dies geschah bisher in einem separaten Arbeitsschritt. Gemeinsam mit dem Maschinen-hersteller KraussMaffei hat Evonik das CoverFormTM Verfah-ren entwickelt. Hierbei wirken drei Elemente zusammen: die PLEXIGLAS® CF Formmasse, ein speziell dafür entwickeltes Mehrkomponenten-Reaktivsystem auf Acrylatbasis und eine neu entwickelte Maschinentechnologie. Damit können Bau-teile aus PMMA in einem einzigen Produktionsschritt direkt im Werkzeug mit der Schutzschicht versehen werden.

„Das Besondere am neuen CoverFormTM Verfahren ist, dass die Beschichtung bereits im Werkzeug erfolgt“, erklärt Sven Schröbel, Manager Business Development Formmas-sen bei Evonik. „Das spart einen zusätzlichen Arbeitsschritt und reduziert die Produktionskosten.“ Das flüssige Mehr-

komponenten-Reaktivsystem wird nach dem formgebenden Schritt in die Kavität eingebracht und bei einer anschlie-ßenden Prägephase gleichmäßig auf der Oberfläche des PLEXIGLAS® CF-Formteils verteilt und ausgehärtet. Nach der Entnahme des staubtrockenen Bauteils wird die Aus-härtung der Kratzfestschicht unter UV-Licht abgeschlossen.

Eine staubfreie Umgebung schließt Verunreinigungen der Bauteile aus. Durch den modularen Aufbau der Maschine kann die Anwendung an die unterschiedlichs-ten Produktionsaufgaben angepasst werden. So kann der Verarbeiter mit ein und demselben Werkzeug beschichtete oder unbehandelte Teile herstellen. Und das ohne Umbau der Maschine.

Um einen optimalen technischen Service anbieten zu können, wird bei Evonik in Darmstadt derzeit das „Cover-FormTM Kompetenzzentrum“ eingerichtet. Das Technikum wird 2009 fertiggestellt: Dann arbeitet hier eine Spritzgieß-maschine der neuesten Generation mit integrierter Cover-FormTM Technologie. „Wir wollen unserem Kunden einen optimalen technischen Service bieten und ihn bestmöglich unterstützen. Außerdem arbeiten wir ständig an der Wei-terentwicklung unserer bestehenden Systeme und an der Entwicklung neuer Oberflächenfunktionalitäten“, sagt Sven Schröbel. –– cb

Modell eines oberen Mittelklasse- wagens bildet eine Blende aus PLEXIGLAS® den Übergang von der Heckscheibe zum Kofferraum. Wir arbeiten auch an konkreten Projekten für komplette Dächer. Doch nicht nur bei Autos, auch bei Lkws kommt PMMA inzwischen zum Einsatz. Die neuen MAN-Trucks sind mit einer tiefschwarzen, hochglänzenden Küh-lerblende besonders auffällig. Diese edle Anmutung verdankt sie der Ober-fläche aus PLEXIGLAS®.

performer: Im Design spielen Trends eine

große Rolle. Wie abhängig sind Sie dabei

von aktuellen Strömungen?

Rudolf Blass: Das betrachten wir ent-spannt. Denn wir sind davon über-zeugt, dass unsere Anbauteile eine besondere Wertigkeit ausstrahlen. Wir sind optimistisch, dass es sich um eine langfristige Entwicklung handelt. Denn wir sehen, dass das Thema NTAA auch in den USA und Asien zunehmend an Bedeutung gewinnt, nachdem es in Europa bei allen OEMs bereits fest etabliert ist. Außerdem geht ein neuer Trend in Richtung Kontrastdesign. Dabei wer-den Autos ganz gezielt um Kontrast-farben ergänzt. Denken Sie an die Trendfarbe Weiß, da wirkt unser Schwarz besonders gut. –– rei

Rudolf Blass und Tony Halbländer sind sich sicher:

Anbauteile aus PLEXIGLAS® sind Trend im Autobau.

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zum Erhalt der ziegelmeere In Italien boomt die solare Energiegewinnung bei Hausbesitzern, seit dort in diesem Jahr das neue Solarfördergesetz „Conto Energia“ in Kraft getreten ist. Im Gegensatz zum vorherigen Fördergesetz fokussiert es sich vor allem auf kleine Anlagen und richtet sich damit direkt an Endverbraucher. Und die bringen die Solarmodule bereitwillig auf ihren Dächern an. Ein lukratives Geschäft, denn in Italien strahlt die Sonne ähnlich intensiv wie in Spanien oder Griechenland. Allerdings kommen die herkömmlichen Solarpanelen nicht jedem, der sie gerne hätte, auch tatsächlich aufs Dach. Bei historischen Gebäuden schiebt der Denkmalschutz bislang einen Riegel vor.

Betrachtet man eine Stadt wie Venedig, wird deutlich, warum: Das Stadtbild der mythenumwobenen Lagunen-stadt prägen gewölbte hellbraune Tonziegel, die der Fach-mann „Mönch und Nonne“ nennt. Dunkle Solarkollek-toren würden sich da vom Ziegelmeer als unansehnliche Flecken abheben und die idyllische Renaissance-Kulisse verunstalten. Als Folge könnte das UNESCO-Weltkultur-erbe Venedig von seiner magischen Anziehungskraft für Touristen aus aller Welt einbüßen. Für dieses Dilemma hat die italienische Firma REM S.p.A eine Lösung gefun-den: Solarziegel aus Kunststoff mit Abdeckscheiben aus PLEXIGLAS®. Die sogenannten TechTile-Ziegel muten optisch wie die traditionellen Tonziegel an, bergen in sich jedoch leistungsfähige Solarzellen oder als Alternative Solarthermie-Module zum Erhitzen von Wasser.

vom altertum ins solare zeitalterWann und von wem der gebrannte Tonziegel erfunden wurde, ist nicht zweifelsfrei überliefert. Es gibt lediglich einen Bericht des griechischen Schriftstellers Pindar, der die Erfindung des Dachziegels um das Jahr 450 v. Chr. den Korinthern zuschreibt. Die heute im mediterranen Raum weit verbreitete Ziegelform „Mönch und Nonne“ stammt aus dem Mittelalter und hat sich seit dieser Zeit nicht

wesentlich verändert. Mit dem neuen Modell der REM S.p.A. tritt diese Form jetzt ins solare Zeitalter ein – und leistet damit einen Brückenschlag zwischen Tradition und Fortschritt.

Die Themen Klimawandel und steigende Energie-preise spielen auch für den Denkmalschutz in Deutsch-land eine Rolle. Christoph Mohr, Landeskonservator der Denkmalpflege Hessen, erklärt: „Wir begrüßen Initiati-ven, die versuchen, den ästhetischen Anspruch der Denk-malpflege mit neuen Technologien der Energiegewinnung zu verbinden. Wir warten auf Produkte, die beides verbin-den – zum einen Sonnenkollektoren einsetzbar machen, zum anderen aber auch aus Sicht des Denkmalschutzes bautechnisch vertretbar sind.“ Wichtig ist dabei neben der Funktionalität auch das optische Erscheinungsbild. „Zie-gel mit Solarkollektoren müssen sich unauffällig in die historische Architektur integrieren. Nur dann kann man von einer intelligenten Fusion aus Gestalt und Technolo-gie sprechen.“

außen klassisch, innen HightechAuch wenn noch nicht für jedes Land die passende Ziegel-form realisiert wurde, ist dies für Italien bereits gelungen. Der Solarziegel von REM S.p.A. hat auch die Jury des „Well-Tech“-Design-Awards überzeugt, die ihm im vergan-genen Jahr den ersten Preis verlieh. Das Einzige, was der Solarziegel mit seinem mittelalterlichen Vorgänger noch gemeinsam hat, sind Farbe und Form. Statt Ton ist die moderne Variante aus Kunststoff. In der Mitte des oben liegenden Ziegels – des sogenannten „Mönchs“ – befinden sich unter einer transparenten Scheibe die Solarzellen oder die Solarthermie-Module. Erfunden haben den Solarziegel Roberto Corvaglia und Sante Bortoletto von REM. „Für eine optimale Energiegewinnung kommt es auf zwei Fak-toren an: leistungsfähige Solarzellen und eine Abdeck-scheibe mit hoher Transmission“, erklärt Bortoletto das Prinzip. Unter Transmission versteht man die Lichtdurch-lässigkeit, und die war für die Erfinder das Entscheidungs-kriterium bei der Materialwahl: „Wir verwenden für die Scheibe PLEXIGLAS®, weil es eine Transmission von über 90 Prozent hat und damit wesentlich mehr Licht durch-

Der Hightech-Klassiker: Der Ziegel vereint Denkmalschutz und den Wunsch

nach der Nutzung von Solarenergie.

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lässt als andere Kunststoffe, die noch dazu nicht so UV-beständig sind und mit der Zeit vergilben“, sagt Corvaglia. Damit die dunklen Solarzellen von außen nicht durch die transparente Scheibe gesehen werden, griffen Corvaglia und Bortoletto zu einem Trick: „Wir haben die Scheiben auf der Innenseite fein strukturiert. Dadurch können die Sonnenstrahlen zwar eindringen, aber man kann von außen nicht ungehindert durchsehen. So vermeiden wir, dass die schwarzen Solarzellen den tonfarbenen Eindruck des Ziegels stören“, erklärt Corvaglia. Aus einiger Entfer-nung lässt sich so kein Unterschied zu herkömmlichen Zie-geln erkennen. Über die optischen Eigenschaften hinaus muss die Scheibe auch robust sein. Dazu Bortoletto: „Selbst Hagelschlag ist kein Problem, denn PLEXIGLAS® kann auch diesen Umwelteinflüssen standhalten.“

Dem Dachdecker die Hand reichenZusätzliche Stabilität bekommt die Scheibe durch eine Querstrebe. Dadurch kann man bedenkenlos über die Zie-gel laufen, was die Montage erleichtert. Dachdeckern kommt die Technologie noch in einem weiteren Punkt

entgegen: Durch die einfache Steckverbindung können die Solarziegel ohne Elektriker installiert werden. Für das besonders schnelle Eindecken eines Hauses sind die Solar-ziegel auch als vorgefertigte Dachmodule mit Dämm-schicht und Dachauflage verfügbar. Dennoch arbeitet jeder Solarziegel unabhängig von seinen Nachbarn. Fällt ein Zie-gel aus, produzieren alle anderen weiterhin Strom. Bei herkömmlichen Solarpanelen kommt es bei einem Scha-den hingegen zum Totalausfall.

südlich und nördlich der alpen Die TechTile-Ziegel eignen sich nicht nur für den sonnen-verwöhnten Mittelmeerraum. Sie sind auch durchaus für Nordeuropa interessant. Dafür wären allerdings andere Formen notwendig. So ist in Deutschland die Ziegelform „Bieberschwanz“ weit verbreitet. „Wir planen bereits auch andere Formen zu produzieren, die nördlich der Alpen verwendet werden“, sagt Corvaglia. In naher Zukunft könnte der Solarziegel also auch im nördlichen Europa historische Dächer in energiebringende Zonen verwan-deln. –– hf

Schützt das Ziegelmeer Italiens: Solarziegel bringt Denkmalschutz und regenerative Energiegewinnung in Einklang.

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Die sonne: sie stellt alles in den schatten

Ein Glutofen am Himmel, der Leben spendet, zur Tankstelle der Welt werden könnte und doch auch eine ständige Bedrohung ist. Es ist diese Scheibe am Himmel, die uns Menschen fasziniert. Obwohl Millionen von Kilometern entfernt, ist sie uns doch nah und vertraut. Natürlich wissen wir, dass es eigentlich gar keine Scheibe ist, sondern ein riesiger Ball, dem die Entfernung die Dreidimensionalität in der Wahrnehmung raubt. Diese Kugel ist ein gigantischer Glutofen, der Leben schafft – und der Leben vernichtet: die Sonne.

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Wir lieben den Anblick, wenn die Sonne sich am frühen Morgen hinter einer beschaulichen Hügelkette empor-schiebt, wenn die Dunkelheit der Nacht im Frühnebel ihrem zunächst sanften Licht weicht. Und wir lieben es, am Abend ihren Untergang am fernen Horizont zu verfol-gen. Wir nennen es romantisch, ein Naturschauspiel, ein Spektakel, wenn die Sonne zunächst ganz sachte die Linie eines Ozeans schneidet, um dann scheinbar immer schneller und in tiefem Rot leuchtend im Meer zu versin-ken. In diesen Momenten ist die Sonne für uns ein sanfter Riese. Mit ihrem Verschwinden im Westen und der Wie-derkehr im Osten schenkt sie uns den Glauben, sie bewege sich um die Erde. Eine Täuschung. Die Vermutung, dass dem nicht so ist, hat Nikolaus Kopernikus bereits im Jahr 1543 öffentlich gemacht, bestätigt, weil wissenschaftlich untermauert wurde die Theorie wenige Jahrzehnte später von Johannes Kepler und Galileo Galilei.

sturm auf der sonne, Dunkelheit auf der ErdeDie Sonne ist Mittelpunkt unseres Sonnensystems, und in fast schon schöner Regelmäßigkeit lässt sie uns Menschen ahnen, welche Kraft in ihr steckt. Wenn auf ihr Solar-stürme toben, bringen diese der Erde nicht selten magne-tische Störungen. Polarlichter, die selbst in Mitteleuropa zu sehen sind, zählen dann noch zu den beeindruckenden weil wenig schmerzlichen Auswirkungen. Es geht aber auch heftiger. Der kanadischen Provinz Quebec hat ein Solarsturm im Jahr 1989 einen Komplettausfall des Strom-netzes beschert. Binnen Sekunden saßen neun Millionen Menschen im Dunkeln, der Sachschaden wird auf etliche Milliarden Dollar beziffert. Die Sonne lässt Menschen ihre Gewalt spüren. Wenn heftige Sonnenwinde um die Erde wehen, können Funkverbindungen über Stunden zusam-menbrechen und damit in Teilen der Flugverkehr und die Verbindungen zu Satelliten gestört werden.

Solche Risiken und Nebenwirkungen mögen der Tat-sache geschuldet sein, dass die Sonne Lebensspender auf unserem Planeten ist. Ohne Licht und Wärme kein Leben. Auf diese Einfachstform lässt sich die Macht der Sonne

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bringen. Zugleich ist es das Zusammenspiel von Erde und Sonne, das Tag und Nacht, Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden lässt und damit dem menschlichen Leben eine Zeiteinteilung gibt. Und es ist der Stand der Sonne über dem Horizont gewesen, der Seefahrern in Zeiten, in denen GPS noch Science-Fiction gewesen ist, auch am Tag eine Positionsbestimmung ermöglichte. Nicht ganz ein-fach, aber durchaus sehr präzise war einst die Navigation mit dem Sextanten, mit dem die Sonne am Horizont angepeilt werden musste. Heute reicht ein Knopfdruck und ein Computer spuckt die Koordinaten aus. Dazu bedarf es nicht des Sonnenstandes, Hightech in Satelliten ist gefragt.

Die Sonne aber bleibt allgegenwärtig. Selbst bei Nacht. Sie ist es, deren Licht den Mond erhellt und die, wieder im Zusammenspielt mit der Erde, den Schein erweckt, dieser würde fortwährend seine Form verändern, zu- und abnehmen. Die Magie der Sonne reicht weit in die Nacht. Und am Tag? Am Tag suchen Menschen, zumindest wenn sie in gemäßigten oder gar kühlen Regionen der Erde leben, die warmen Sonnenstrahlen. Der Psyche tut Licht und wohlige Wärm gut. Sonne tanken, um die inneren Akkus aufzuladen. Eine ganze Industrie hat eines ihrer Standbeine dem Sonnenhunger vieler Millionen Men-schen zu verdanken. Wenn die World Tourism Organiza-tion der UN (UNWTO) für das Jahr 2007 die Zahl von fast 900 Millionen Reisenden im internationalen Touris-mus nennt, bedarf es keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu sagen, dass ein Großteil von ihnen die Koffer gepackt hat, um der Sonne entgegenzureisen und sich an einem der unzähligen Stände rund um den Globus bräu-nen zu lassen.

Ein Phänomen, das respekt und Träume beflügeltDie Sonne hat Menschen schon immer in ihren Bann gezogen. Sie ist eben mehr als nur eine Scheibe am Him-mel. Sie ist ein Phänomen, das Respekt und Träume glei-chermaßen beflügelt hat. Bruder Sonne hat sie Franz von Assisi im 13. Jahrhundert in seinem Sonnengesang ge-nannt, als Mutter Sonne fand sie sich später bei Johann Wolfgang von Goethe wieder, und Christian Morgenstern hat die Magie der Sonne zusammengefasst, als er dichtete: „Ich bin die Mutter Sonne und trage die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage. Ich halte sie fest und strahle sie an, dass alles auf ihr wachsen kann.“ Über Jahrtausende hinweg hat die Menschheit versucht, die Sonne zu begreifen und den Geheimnissen des Universums auf die Spur zu kom-men. Längst ist sie mit ihrem Forschen noch nicht am Ende, doch die Sonne hat ihre Geheimnisse vergangener Zeiten preisgegeben. Zum Inbegriff des frühzeitlichen For-schungsdrangs ist Stonehenge in England geworden. Ein Ort voller Mystik, eine Kultstätte, deren markant geschich-tete Steine möglicherweise an der Bahn der Sonne ausge-richtet worden sind – ein Observatorium, das da aus dem englischen Grün emporragt? Gleiches soll es in Deutsch-land gegeben haben. Nicht aus Stein, sondern aus Holz. Demnach ist in der heutigen Magdeburger Börde eine

Stätte aus der Bronzezeit entdeckt worden, deren letzte Zeugnisse derzeit Stück um Stück freigelegt werden. Auch das älteste bislang bekannte Observatorium ist in Deutsch-land ausgegraben worden. Vor 7.000 Jahren, und damit 2.000 Jahre früher als Stonehenge, soll es bei Goseck errichtet worden sein. Ein Nachbau erinnert inzwischen an den geschichtsträchtigen Ort.

Nicht selten ist die Sonne in früheren Zeiten als Gott-heit verehrt worden und hat Einzug in die Mythologie gehalten. Die Griechen nannten ihren Sonnengott einst Helios. Er soll es gewesen sein, der tagtäglich im vierspän-nigen Sonnenwagen den Himmel querte. Im antiken Rom war Sol der Sonnengott. In baltischen Ländern wurde der Sonne eine mütterliche Rolle zugeschrieben, und aus Australien ist ein Mythos der Aborigines überliefert, nach dem All-Vater die Mutter Sonne erweckt hat und diese der Erde sodann Licht und Leben gab. Aber was ist, wenn die Sonne verschwindet? Wie gehen Menschen mit Son-nenfinsternissen um? Nicht selten glaubten sie in früheren Epochen, dass eine Sonnenfinsternis Ausdruck des Zorns Gottes sei oder gar das Ende der Welt bevor-steht. Ängste, die selbst heute manchem nicht gänzlich fremd scheinen, auch wenn der Lauf der Geschichte längst das Gegenteil gelehrt hat und Computeranimati-onen das Schauspiel am Himmel sogar kindgerecht erklä-

ren. Vielen in Deutschland ist die totale Sonnenfinsternis des Jahres 1999 noch in Erinnerung. Damals hatte sich die Nation für den 11. August mit abgedunkelten Brillen bestückt, um kollektiv das grandiose Naturschauspiel zu verfolgen. Eindrucksvoll war das Ereignis, und für einen kurzen Moment schien es manchem, als hielte die Zeit tatsächlich den Atmen an. Selbst aufgeklärte Zeitgenossen konnten sich der Mystik dieses Moments nicht entziehen. Und wie schön ist doch eine Überlieferung aus Tahiti, nach der sich bei einer Sonnenfinsternis Sonne und Mond lieben und Sterne Neugeborenen gleich diesen Moment krönen.

sonnenlicht aus afrika für das ferne EuropaAuf dem Weg in die Gegenwart ist die Sonne weitgehend entzaubert worden. Natürlich, die Romantik des Sonnen-untergangs bleibt, aber ganz nüchtern betrachtet ist sie heute Hoffnung und Gefahr. Gefahr, weil sie mit ihrer

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Kraft ganze Landstriche verbrennt und die folgende Dürre und Wassermangel Menschen wie Tieren Hunger und Tod bringen, Gefahr auch, weil die schützende Ozonschicht über Teilen der Erde ruiniert ist, wenig gefilterte Sonnen-strahlen die menschliche Haut vorzeitig altern lassen und Hautkrebs hervorrufen können. Doch die Sonne birgt zugleich unermessliche Chancen. Und die rücken mehr und mehr in das Zentrum des Interesses der Menschheit. Die Sonne ist zum Hoffnungsträger geworden. Zum Licht am Horizont. In Zeiten knapper werdender Ölreserven, rasant in die Höhe schnellender Energiepreise und kontro-verser Diskussionen um die Kernkraft ist der glühende Ball am Himmel für viele die Öko-Tankstelle schlechthin. Allein eine Zahl reicht, um Maßstäbe zu schaffen. 0,01 Prozent der Sonnenenergie würde reichen, um den globa-len Energiebedarf zu decken. Womit auch schon die Dis-kussion eröffnet ist. Wie kann die Energie eingefangen werden, und wie profitieren von der Sonne benachteiligte Landstriche? Forschung und Technik sind gefordert. Son-nenkollektoren und Solarzellen haben längst privaten wie gewerblichen Nutzen gefunden. Die Sonne erwärmt Brauch- und Heizwasser und lässt Lampen glühen, Kol-lektoren und Photovoltaik-Anlagen finden sich auf Haus- und Fabrikdächern, selbst Scheunendächer bieten zuneh-mend Platz für die Platten. Kritiker sehen in dem Boom in

Regionen wie Deutschland eine Mogelpackung. Subventi-onen, sagen sie, lassen hierzulande eine Technologie erstrahlen, die ansonsten ein Schattendasein führen würde. In der von Sonnenschein wenig verwöhnten Bun-desrepublik rechne sich die Solarenergie nicht. In anderen Regionen der Erde mag dies anders aussehen. Dort, so Befürworter der Solarenergie, machen auch riesige Solar-kraftwerke Sinn. Eine der vielversprechenden Ideen: Solartürme. Spiegel auf riesigen Freiflächen reflektieren Sonnenlicht auf einen Turm mit einem Wärmeträger-medium. Letztlich wird über Dampf- oder Gasturbinen Strom erzeugt. Das funktioniert und ergänzt die Reihe unterschiedlicher Solarkraftwerkstypen. Ideen gibt es viele, in Kalifornien werden seit Jahrzehnten Projekte umgesetzt, auch in Spanien wird inzwischen kräftig an großflächigen Vorzeigeobjekten gebaut. Und auch Deutschland hat schon heute seine Solarkraftwerke. Es gibt aber auch noch Visionen. Eine davon: Im Norden Afrikas in thermischen Kraftwerken so viel Sonnenener-gie einzusammeln, dass sogar das von der Sonne benach-teiligte Mitteleuropa davon profitieren könnte. Die Sonne scheint in Nordafrika zur Genüge, Technologien zum Speichern und zum Transport des Stromes gibt es, sagen Experten. Früher hat die Sonne Mythen gespeist, heute treibt sie Visionäre. –– thz

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sonnenschutz serienmäßig Sommer, Sonne, Sonnenschein: Gerade für dunkle Gegenstände ist die direkte Sonnen- einstrahlung ein wirklicher Härtetest. Die Materialien nehmen die Wärme auf und dehnen sich aus – schlimmstenfalls drohen Verformungen. Auf diese Weise ist schon mancher Gegen- stand der Sonne zum Opfer gefallen. Dunkles Material, das die Sonne reflektiert, gab es bisher nicht. Doch mit PLEXIGLAS® CoolTouch™ präsentieren die Entwickler der Evonik jetzt ein Material, das seinen Sonnenschutz gleich mitbringt und den Sonnenstrahlen widersteht.

Sobald der erste Sonnenschein den Sommer eingeläutet hat, beginnt er wieder – der Kampf um die begehrten Parkplätze im Schatten. Nicht mehr der kürzeste Weg ist das Ziel, sondern der Parkplatz, der unter Bäumen oder dicht an Mauern liegt. Wer den Kampf verliert, weiß, was ihn erwartet, wenn er nach einigen Stunden in sein Auto steigt: drückende Luft, heiße Sitze und ein Lenkrad, das zu glühen scheint. Auf die erste Stoßlüftung folgt meist der rettende Griff zur Klimaanlage. Auf höchster Stufe soll sie schnellstmöglich die Temperatur im Innenraum drosseln und die ersehnte Erfrischung bringen. Ein Moment, der nicht selten den Wunsch nach einem Cabrio weckt – oder einer Garage, die das Auto vor den Strahlen der Sonne schützt.

Große Flächen in dunkler Farbe absorbieren einen Großteil des Sonnenlichts – sowohl im sichtbaren als auch im nicht sichtbaren Bereich des Spektrums –, dort wo die Wärmestrahlung abgebildet wird. Mit PLEXIGLAS® CoolTouch™ hat Evonik eine Formmasse entwickelt, die aufgrund einer speziellen Formulierung einen Teil der infraroten Strahlen der Sonne reflektiert. „So kann die Aufheizung von dunklen Oberflächen im Außenbereich

mit PLEXIGLAS® CoolTouch™ um bis zu 22 Prozent reduziert werden“, sagt Elisabeth Clamer, Manager Busi-ness Development im Produktbereich Formmassen. Eine Oberfläche aus PLEXIGLAS® CoolTouch™ reflektiert bis zu 21 Prozent der Sonnenstrahlen. „Ein dunkles Auto, das den ganzen Tag direkter Sonne ausgesetzt ist, heizt sich im Innenraum auf bis zu 65 Grad Celsius auf“, weiß die Expertin. Eine Lösung kann PLEXIGLAS® CoolTouch™ als geeignetes Material für Dachmodule sein, denn es reduziert selbst auf dem sonnigsten Parkplatz die Tempe-ratur im Fahrzeug.

Leichtgewicht für weniger verbrauchAutomobilhersteller schauen jedoch nicht nur auf die Temperatur. Vor dem Hintergrund der Klimadebatte haben sie es sich auch zum Ziel gesetzt, Kraftstoff sparende Fahr-zeuge mit geringem CO2-Ausstoß zu entwickeln. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sind besonders leichte Autos. Aber auch an anderer Stelle lässt sich sparen. Die reflektierende Eigenschaft von PLEXIGLAS® CoolTouch™ wirkt sich positiv auf das Klima im Innenraum des Autos aus. Wegen der geringeren Temperatur benötigt die Klima-anlage auch weniger Energie, um die Luft herunterzuküh-len – das kann Treibstoff sparen und den CO2-Ausstoß reduzieren.

In allen Fällen gilt die gleiche Herausforderung: Die verwendeten Materialien müssen leicht, schnell und günstig hergestellt werden und gut zu verarbeiten sein – trotzdem ist Chic gefragt. Denn nach wie vor spielt das Design im Fahrzeugbau eine entscheidende Rolle. Alles in allem Anforderungen, die PLEXIGLAS® erfüllt – der

Ein Dachmodul aus

PLEXIGLAS® CoolTouchTM hält die

Innenraumtemperatur niedrig.

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hochglänzende Kunststoff folgt nicht nur dem aktuellen Trend, Kontraste im Autobau einzusetzen. Die hohe UV- und Witterungsbeständigkeit sowie die Farbechtheit des Materials sorgen dafür, dass die Bauteile auch nach Jah-ren noch schön aussehen.

Kühlere oberfläche für dunkle FarbenNicht nur im Automobilbereich, auch in anderen An- wendungen kann PLEXIGLAS® CoolTouch™ eingesetzt werden – etwa in der Bauindustrie. Beispiel farbige Fens-terrahmen: Durch hohe Temperaturen bei Sonnenein-strahlung können sich beispielsweise dunkle Fensterrah-men aus PVC irreversibel verziehen und lassen sich dann nicht mehr öffnen. Das kann durch eine coextrudierte Schutzschicht aus PLEXIGLAS® CoolTouch™ vermieden und so die Produktlebensdauer erhöht werden. Und wird das Material zum Beispiel als Abdeckung von Dächern ver-wendet, wirkt es als Hitzeschild für das Haus und sorgt auch hier für eine niedrigere Temperatur im Innenraum. „Gerade in sehr heißen Regionen lassen sich dadurch die Kosten für Klimaanlagen deutlich reduzieren, da die Räume weniger gekühlt werden müssen“, erklärt Clamer.

mehr DesignfreiheitWeitere Außenanwendungen wie dunkle Terrassenbödenoder Gartenstühle können bei brennender Sonne für schmerzhaften Hautkontakt sorgen. Designer müssen sich deshalb bei der Gestaltung solcher Objekte häufig auf helle Farben beschränken. Mit PLEXIGLAS® CoolTouch™ erweitern sich die Möglichkeiten bei der Farbwahl. Denn auch dunkle Einfärbungen fühlen sich damit trotzdem angenehm an. Wie groß der Unter-schied zwischen hellen und dunklen Materialien ist, zeigte ein einfacher Test am Beispiel eines Autos. „Wir haben ein weißes und ein schwarzes Auto der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt und auf dem Fahrzeugdach die jeweilige Temperatur gemessen. Der Unterschied lag bei bis zu 30 Grad Celsius“, erzählt Elisabeth Clamer.

Sinnvolle Farben für CoolTouch™ sind Schwarz, Grau, Braun, Grün und Blau, da es hier am notwendigs-ten ist, die Temperatur an der Oberfläche zu reduzieren. „Neben dem technischen Aspekt“, so die Expertin, „geben wir auch Designern etwas Neues an die Hand. Denn: Nicht nur weiß ist ‚cool’.“ –– cb

Glänzende Oberfläche: Tony Halbländer und Rudolf Blass spiegeln sich in einem Autodach aus CoolTouchTM.

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winzige strukturen, große wirkung Im Alltag ist das völlig normal: Die Sonne stört bei der Arbeit, die Jalousien werden runtergelassen. Dabei ist das Prinzip paradox. Draußen scheint die Sonne, aber drinnen wird eine künstliche Nacht erzeugt. Im Raum ist zwar niemand mehr geblendet, dafür ist es aber so dunkel, dass das Licht eingeschaltet werden muss – ein erheblicher Kostenfaktor für Unternehmen und mangels Alternativen unvermeidbar.

Energie sparen und Energie gewinnen: mikrostrukturen und sonne setzen sich gegenseitig ins richtige Licht.

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Für dieses Problem gibt es jetzt eine Lö- sung, denn der Evonik-Kunde Prismaplex hat eine Jalousie aus transparentem PLEXIGLAS® entwickelt. Winzige lineare Strukturen auf der Oberfläche sorgen dafür, dass das direkt einfallende Sonnenlicht reflektiert wird. Die Erhebungen und Vertie-fungen im Größenbereich unterhalb eines Millimeters nennen die Experten Mikro-strukturen oder optische Strukturen. „Mit ihrer Hilfe gelangen nur noch die seitlich auftreffenden Strahlen in den Innenraum. Diese diffuse Strahlung besitzt den Vorteil, dass sie niemanden blendet und für gleich-mäßiges Licht sorgt“, erklärt Peter Batten-hausen, Business Development Mana- ger Formmassen bei Evonik. Außerdem bleibt die Sicht nach draußen erhalten – zum Beispiel auf den gegenüberliegenden Park.

Die Technologie ist nicht neu. Ver-kehrsschilder oder Fahrradreflektoren nutzen sie schon seit vielen Jahren. Aller-dings gab es bislang nicht die Möglichkeit, sie kostengünstig, in großen Formaten und in einem einzigen Produktionsschritt herzustellen. „Sechs Meter hohe transpa-rente Lamellen für eine Hotelhalle waren ein Kostenproblem“, sagt Battenhausen. Die kontinuierliche Herstellung von Bah-nen aus PLEXIGLAS® mit optisch hoch-präzisen Strukturen reduziert die Kosten deutlich. „Während die heiße und form-bare PMMA-Schmelze auf die Prägetrom-mel läuft, wird das gewünschte Muster hineingedrückt“, erklärt Matthias Kark, Geschäftsführer der Prismaplex GmbH &

Co. KG, die die innovative Prägetrommel entwickelt hat. „Im Prinzip sind damit Endlosbahnen des optisch strukturierten Materials in einer hervorragenden Quali-tät möglich.“

Und das ist nur ein Beispiel für die Anwendung von linearen optischen Strukturen. Außer der Lichtreflexion sind auch Produkte für die Bereiche Lichtbün-delung und -verteilung vorgesehen. Schon im frühen 19. Jahrhundert entdeckte der Franzose Augustin Jean Fresnel, dass Son-nenlicht mit Hilfe einer radialen Struktur auf der Glasoberfläche ebenso gut kon-zentriert werden kann wie mit einer her-kömmlichen, gewölbten Linse – und das bei deutlich geringerem Materialver-brauch. „Fresnellinsen können auch als hochpräzise, lineare Struktur auf der PLEXIGLAS® Oberfläche abgebildet wer-den“, beschreibt Battenhausen. Durch das neue Herstellungsverfahren ist es möglich, auch große Linsen von einem Meter Breite in der erforderlichen Qualität herzustel-len. So kann die Sonneneinstrahlung auf einen Streifen von nur wenigen Zentime-tern konzentriert werden. Das so gebün-delte Sonnenlicht kann zur Erzeugung von Prozesswärme oder von photovol-taischem Strom verwendet werden. Die Vision sieht in sonnenreichen Gebieten ganze Solarparks vor: große mit Fres-nellinsen abgedeckte Areale, die den Ener-giebedarf kleinerer Siedlungen decken können oder die Energie für Solarkraft-werke liefern. –– tml

Die Mikrostrukturen auf der Oberfläche reflektieren fron-

tal einfallendes Sonnenlicht vollständig. Nur seitlich ein-

fallende Strahlen können die Struktur passieren und

spenden angenehmes Licht.

Intelligente Lamellen lassen Tageslicht ins Dunkel, ohne dass

die Sonne blendet.

Sperrbereich

Durchlassbereich

Diffuses Tageslicht

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„Nicht weil eine Sache gut ist, begehren wir sie. Weil wir eine Sache begehren, ist sie gut.“Baruch de Spinoza, 1632 bis 1677, nieder- ländischer Philosoph

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Im sog der zeitmaschine Sonne, Wind und Regen hinterlassen ihre Spuren – manchmal deutlich, manchmal kaum sichtbar. Wer 30 Jahre oder länger dem Wetter ausgesetzt ist, wird selten so schön aussehen wie am ersten Tag. Damit auch in einigen Jahren oder Jahrzehnten PLEXIGLAS® Bauteile noch in leuchtenden Farben strahlen, müssen sie sich bereits in der Entwicklungsphase strengen Tests unterziehen. Nur wer hier besteht, darf auf den Markt.

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Sie tragen unscheinbare Namen wie Blau 5C01, Rot 33691 oder Orange 23105 – dahinter verbergen sich Form-teile in strahlendem Azurblau, in leuchtendem Rot oder Signalorange. Farben, die auch nach einigen Jahren noch genauso brillant sein sollen wie am ersten Tag – das sind die Qualitätsanforderungen bei Evonik. Nun ist PLEXIGLAS® in seiner Grundsubstanz völlig farblos. Mit überzeugenden Eigenschaften: Es ist unter anderem über Jahre hinaus witterungs- und alterungsbeständig, wird nicht spröde – und vergilbt nicht. Was aber, wenn man PLEXIGLAS® einfärbt? „Es gibt die unterschiedlichsten Farbmittel und Rezepturmischungen, die denselben Farb-ton ergeben, aber in ihrer chemischen Zusammensetzung grundlegend voneinander abweichen“, erklärt Dr. Thomas Arndt, Leiter Material Testing im Bereich Analytical Ser-vices der Evonik Röhm GmbH. Diese könnten sich, einge-bettet in PMMA, unter Witterungseinfluss jeweils unter-schiedlich verhalten, und es gilt, die beste Farbwiedergabe und Beständigkeit zu finden. Eine ständige Herausforde-rung für die Materialtester.

In allen Farben und Farbabstufungen wird PMMA zu Bauteilen weiterverarbeitet – darunter Fensterprofile und Fassadenelemente, farbige Platten, die etwa in der Licht-

werbung eingesetzt wer-den, aber auch Rück-lichter für Autos. Gerade Formteile, die über lange Jahre hinweg der Sonne ausgesetzt sind, dürfen weder ihre Farbe noch ihre guten Eigen-schaften verlieren. „Stel-len Sie sich vor, bei einem zehn Jahre alten Auto geht die Heck-leuchte bei einem Unfall zu Bruch“, sagt Arndt.

„Die neue soll sich dann optisch nicht von der alten unterscheiden.“ Generell gilt: Bei allen Signalfarben im Straßenverkehr schreiben Normen ein festes Toleranzfeld vor. „Es gibt zum Beispiel sehr viele Rottöne, aber nur eine begrenzte Anzahl darf für eine Heckleuchte verwen-det werden.“

Witterungstests sollen Sicherheit darüber geben, dass die Bauteile aus PLEXIGLAS® auch wirklich das halten, was sie versprechen. In einer Prüfanlage in Weiterstadt harren daher Tausende von Probekörpern aus PMMA und anderen Kunststoffen bei Wind und Wetter aus, in der Regel zehn Jahre oder länger. So viel Zeit haben aber nicht alle. „Wer ein Produkt auf den Markt bringen will, kann nicht zehn Jahre oder mehr warten, um zu testen, wie das Material auf äußere Einflüsse reagiert“, erklärt Arndt. Und weil auch die Physiker von Evonik nicht in die Zukunft blicken können, setzen sie Schnelltests ein, um die Witterungsbeständigkeit von Materialien vorher-

Blick in den „Wettersimulator“: Hier altern

PLEXIGLAS® Proben um zehn Jahre.

sagen zu können. „Mit unseren Tests können wir vieles realisieren, was an äußeren Einflüssen möglich ist“, erklärt Dr. Sven Strohkark, stellvertretender Leiter Mate-rial Testing. Denn Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit und Temperaturwechsel sind oft die Hauptursachen für Verän-derungen im Material: Die UV-Strahlen der Sonne kön-nen chemische Bindungen der Kunststoffe selbst oder der Farbstoffe verändern, woraufhin das Material an mecha-nischer Stabilität verlieren oder dessen Farbe verblassen kann. Draußen sind Kunststoffe aber nicht nur ständiger UV-Strahlung ausgesetzt. Auch Regen, Hagel, Schnee, Temperaturschwankungen und Luftschadstoffe stellen das Material auf eine harte Probe.

schneller älter werdenWie sieht aber nun ein solcher Schnelltest aus? Und wie können die Experten damit auf einen Zustand in zehn oder mehr Jahren schließen? „Mit dem sogenannten Xenon-Test haben wir die Möglichkeit, unsere Proben vielen Widrigkeiten auszusetzen, denen sie auch in der Praxis begegnen – Sonnenstrahlung, Trocken-heit und Regen, Temperaturwechsel, Tag-und-Nacht-Zyklen“, sagt Strohkark. Die Maschine sieht von außen aus wie ein großer grauer Schrank. Das Programm dauert 120 Minuten – dann startet es automatisch von vorne. 10.000 Stunden drehen sich die kleinen, bunten oder transpa-renten PLEXIGLAS® Proben durch jede Wetterlage – also gut ein Jahr lang. Neben der Bestrahlung mit einer Xenon-Bogenlampe, deren Licht dem Sonnenlicht sehr ähnlich ist, werden mit Wärme und Feuchtigkeit die Alterungspro-zesse simuliert. Für die Acrylglasscheiben eine Zeit unter Extrembedingungen.

Abschließend werden sie erneut von allen Seiten untersucht. Aus dem Ergebnis schließen die Forscher dann, wie das Material sich in jahrelanger Anwendung im Außenbereich verändert. Ein Jahr Xenon-Schnelltest entspricht – als Mittelwert über viele Versuche – in etwa zehn Jahren Freibewitterung in Mitteleuropa, wissen die Forscher. Zehn Jahre, die sowohl Farbe als auch Oberflä-che und Mechanik des Bauteils beeinflussen.

Um auch extreme Klimabedingungen zu berücksich-tigen, finden parallel zu diesem aussagekräftigen Schnell-test auch reale Außenbewitterungen in den entsprechen-den Regionen – wie zum Beispiel in Florida – statt. So ist auch für diese Bedingungen ein Vergleich zwischen Theorie und Praxis möglich.

Rund 9.000 Materialproben, wenige Quadratzenti-meter groß, liegen in den Archiven von Evonik – in allen Farben und von unterschiedlichen Herstellern. Sie belegen, wie sich die Kunststoffe im Laufe der Jahre verändert haben. Und während mancher rote, grüne oder blaue Kunststoff seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat, bleibt farbloses PLEXIGLAS® farblos, und PLEXIGLAS® Einfärbungen strahlen tatsächlich noch fast wie am ersten Tag. –– cb

„Wer ein Produkt auf den Markt bringen will, kann nicht zehn Jahre warten, wie das Material auf äußere Einflüsse reagiert.“

Dr. Thomas Arndt, Leiter Material Testing im Bereich Analytical Services der Evonik Röhm GmbH

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„asien ist Benchmark“Gerhard Himmel, neuer General Manager Asia Pacific,über Trends in China und die Parallelen von Sport und Wirtschaft

performer: Der asiatische Markt gilt nach wie vor als einer der

spannendsten der Welt mit großem Entwicklungspotenzial. Wohin

wird sich das Geschäft in den nächsten Jahren entwickeln? Und

worin liegen dabei die besonderen Herausforderungen?

Gerhard Himmel: Mit einer erwarteten zweistelligen Wachs-tumsrate pro Jahr wird China für uns in Zukunft der wichtigste Markt in Asien sein. Wir rechnen mit interes-santen Perspektiven für unsere Produkte in Bereichen wie Automobil, Elektronik, Optik, Leuchten- und Displayan-wendungen sowie in der Photovoltaik.

Während momentan die Produktentwicklung für eine Reihe unserer Zielanwendungen noch außerhalb Chinas stattfindet, werden in Zukunft immer mehr Fir-men R&D in China ansiedeln. Das Land verfügt über ein enormes Potenzial erstklassig ausgebildeter Arbeitskräfte, die es auch in der Forschung wettbewerbsfähiger machen. Für unser Geschäft müssen wir in Zukunft mit einem höheren Wettbewerbsdruck in Asia Pacific rechnen. Mit unserer Produktion und Organisation in Schanghai haben

wir aber die Gelegenheit, nahe an unseren Kunden zu sein und uns als „Local Player“ weiterzuentwickeln. Ich bin der Überzeugung: Wer in Asien besteht, hat die besten Voraussetzungen, global erfolgreich zu sein.

performer: Das Thema „Asien“ ist für Sie ein vertrautes Feld und

war schon bisher einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte. Wie werden Sie

diese Erfahrungen nutzen, um Ihre neue Position als Regional

Manager Asien zu gestalten?

Gerhard Himmel: Spielen persönliche Beziehungen im Wes-ten eine wichtige Rolle, so sind sie in Asien entscheidend. Dies gilt sowohl in der täglichen Zusammenarbeit mit Mit-arbeitern und Kollegen als auch mit Kunden, Geschäfts-partnern oder Lieferanten. Unser Erfolg hängt in entschei-dendem Maße von unseren Mitarbeitern ab. Insofern sehe ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben die Auswahl geeigneter Mitarbeiter und ihre Entwicklung. Hier sind regelmäßige Feedbackgespräche von Bedeutung, in denen durchaus auch private Angelegenheiten thematisiert werden.

performer: Welche Rolle spielt Ihre Erfahrung als Leistungssportler auf internationalem Parkett in Ihrer heutigen Arbeit? Wie lassen sich bestimmte Strategien oder Herangehensweisen auf die Strategien eines Industriekonzerns übertragen?Gerhard Himmel: Zwischen Leistungssport und Wirtschaft gibt es in der Tat einige bemerkenswerte Gemeinsamkeiten: Beide Bereiche bedingen kontinuierliche Wettbewerbs- und Wandlungsfähigkeit, und es geht um konkrete Resultate. Des Weiteren steht bei beiden der Mensch im Mittelpunkt.

Umgang mit Stress und Niederlagen, Eigenmotivation oder Zielorientierung sind Aspekte, die erfolgreiche Sport-ler täglich praktizieren und die auch für das Management in Industriekonzernen von hoher Bedeutung sind. Im Sport hängt der Erfolg bekanntermaßen zu mindestens 80 Prozent vom Kopf ab. Und in Unternehmungen sind Inno-vationen nur mit Mitarbeitern möglich, die entsprechend mental vorbereitet und eingestellt sind. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, übergeordnete Ziele in Teilziele zu gliedern und die Fortschritte dieser Teilziele kontinuierlich zu beob-achten und die eigenen Aktivitäten entsprechend anzupas-sen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Austausch/eine Dis-kussion zwischen erfolgreichen Sportlern und Trainern mit Mitarbeitern auf allen Ebenen eines Konzerns gute Anre-gungen für deren Arbeit bringen kann. –– ck

zur Person

Dr. Gerhard Himmel ist seit Februar 2008 General Mana-

ger Asia Pacific Molding Compounds der Evonik Degussa

(China) Co. Ltd in Schanghai. Bereits seit 1995 ist Himmel

in unterschiedlichen Positionen bei Degussa beschäftigt.

Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler war außer-

dem 1989 Weltmeister im Ringen und gewann bei den

Olympischen Spielen 1988 in Seoul (Korea) die Silberme-

daille. Seinen MBA machte Himmel an der University of

Iowa, Iowa City/USA.

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Tageslicht auf Knopfdruck Ein fensterloser Raum, hell erleuchtet mit Tageslicht – für die australische Firma Skydome ist das kein Widerspruch. Sie lässt die Sonne rein, wo bisher nur elektrisches Licht zu sehen war. Möglich macht das eine neue Beleuchtungstechnik, die unter dem Namen DayRay zur Marktreife gebracht wurde: „PLEXIGLAS® Kollektoren an der Außenseite eines Gebäudes sammeln das Sonnenlicht und leiten es über spezielle Lichtkabel in den Innenraum“, erläutert der Produktmanager Fabian Bettiol. So lässt sich per Lichtschalter die Sonne anknipsen. Elektrisches Licht wird nur noch für die Nacht oder sehr düstere Tage benötigt.

Entwickelt wurde die Technologie von einem Forscherteam um die Professoren Geoff Smith und Jim Franklin an der University of Technology Sydney. Getrieben waren die For-scher von dem Wunsch, die Vorteile des Tageslichts für die Innenraumbeleuchtung nutzbar zu machen. Denn gegenü-ber Kunstlicht wirkt sich natürliches Licht positiv auf die Gesundheit aus und macht leistungsfähiger. Darüber hinaus ist Tageslicht kostenlos und klimaneutral. Professor Smith hat errechnet, welche Einsparungen sich mit der neuen Technik erzielen lassen. Wenn DayRay in 80.000 Privathäu-sern, zehn Supermärkten und zehn kleineren Geschäftsge-bäuden installiert werden würde, ergäbe sich daraus pro Jahr eine CO2-Reduktion von 10.000 Tonnen und eine Energieeinsparung von 10.000.000 Kilowattstunden. Das entspricht dem Jahresstromverbrauch von 5.000 deutschen Einpersonenhaushalten und 570.000 Euro niedrigeren Energiekosten.

Helles Licht trotz langer LeitungBisher konnten fensterlose Räume nur über verspiegelte Lichttunnel mit Tageslicht versorgt werden. Lichttunnel lassen sich jedoch nicht ohne weiteres in die Gebäude-struktur integrieren. Durch Streuverluste kommt zudem in tiefliegenden Räumen nicht genügend Licht an. Das DayRay-System umgeht diese Streuverluste, wie Bet-tiol erklärt: „Wir verwenden spezielle Kollektoren aus PLEXIGLAS® Scheiben, die mit fluoreszierenden Mole-külen ausgerüstet sind.“ Diese Moleküle absorbieren Licht und emittieren es mit einer anderen Wellenlänge wieder.

Durch innere Totalreflexion wird das Licht an einen fle-xiblen Lichtleiter abgegeben. Durch diesen Effekt geht kein Licht verloren und kann über lange Strecken transportiert werden. So können selbst entfernte Räume im Kern eines Hochhauses erreicht werden. Zudem benötigen die dün-nen Lichtkabel wesentlich weniger Platz als herkömmliche Lichttunnel und lassen sich problemlos nachrüsten.

Gute ausbeute„Um auch an bewölkten Tagen eine optimale Lichtaus-beute zu erreichen, kommt es auf leistungsstarke Kollek-toren an“, sagt Bettiol und verweist auf die Eigenschaften von PLEXIGLAS®: „Wir verwenden es für die Lichtleiter-kollektoren, weil es eine besonders hohe optische Trans-mission hat.“ Transmission bezeichnet die Lichtdurchläs-sigkeit. Je mehr Licht der Werkstoff durchlässt, umso mehr Licht kann von den fluoreszierenden Molekülen aufge-nommen und an die Fiberglaskabel weitergeleitet werden. Die Idee, leistungsstarke Lichtleiter aus PLEXIGLAS® her-zustellen, ist nicht neu. Auch bei Flachbildschirmen von Fernsehern, Monitoren oder Notebooks kommt es auf Hel-ligkeit und eine homogene Lichtverteilung an. Selbst wenn die Lichtleiter von Flachbildschirmen ohne fluoreszierende Molekühle arbeiten, hat sich dort PLEXIGLAS® bereits durchgesetzt. Der Grund ist der gleiche wie beim DayRay-System: Die hohe Transmission von über 92 Prozent und die optische Reinheit verhindern Lichtverluste. So wird sichergestellt, dass nur an den gewünschten Stellen Licht ins Dunkel gebracht wird. –– hf

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