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Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell der
Depression
Europäischer Depressionstag1. Oktober 2016
Dr. Volker Kielstein, FA für Neurologie und Psychiatrie/ Psychotherapie und Suchtmedizin
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• Depressionen gehören zu den 5 häufigsten Krankheiten in der Hausarztpraxis
• Während des gesamten Lebens erkranken
25 % der Frauen
12,3 % der Männer
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Diagnose depressiver
Episoden nach ICD – 10 Kriterien
• Platzhaltertext 1• Platzhaltertext 2• Platzhaltertext 3
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„ Zwei-Fragen-Test“
1. Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?
2. Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
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• 50% der depressiven Patienten erkranken erstmalig vor dem 31. Lebensjahr
• Im höheren Lebensalter oft im Zusammenhang mit
− Körperlichen Erkrankungen und Funktionseinschränkungen
− Sozialen Faktoren wie Verwitwung, Vereinsamung, gesellschaftlichem Statusverlust, Armut
− Steigende Suizidrate
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30-60 % der Suchtkranken sind auch depressiv, Sucht als Folge der Depression?
Depression häufig Folge der Suchterkrankung.
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Verläufe unipolarer depressiver Störungen
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Biopsychosoziales Krankheitsmodell
Definiert 1977 durch den amerikanischen Medizintheoretiker (Georg L. Engel)
Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Krankheiten sind
biologische,psychologische,sozialeund kulturelle
Faktoren zu berücksichtigen.
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Biopsychosoziale Modell
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Beispiel: Depression
Biologisch:
„depressive Reaktionsbereitschaft des Gehirns“ durch Krankheit
schwere Allgemeinerkrankung, Alkoholfolgen, organisch bedingte Hirnfunktionsstörung,
genetische Faktoren Angehörige 1. Grades höheres Risikoeineiige Zwillinge 50% Übereinstimmung
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Psychisch 1:• Körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung
(Burnout)
• Aufopferung für andere,
• Geringer Input an Energie,
• Unfähigkeit grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen,
• Nicht sättigende Ersatzbefriedigungen („gelangweilte Millionärsgattin“, etwas proletarischer: „Teil der Spaßgesellschaft“),
• Boreout
• Mangelhafte Fähigkeit oder Möglichkeit, seine eigenen Ressourcen umzusetzen, sich selbst in der Welt zu realisieren.
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Psychisch 2 (etwas „tiefer“):• Schwierigkeiten, negative Gefühle zu akzeptieren
und zu äußern:Enttäuschung, Wut, Trauer… („armer Schlucker“)
• Aggressive Hemmung
im Sinne von „aggredi“ = herangehen aber auch von angreifen, sich wehren, böse werden. Aggression führt über Auseinandersetzung oft zu Annäherung.
• Neigung zu Schuldgefühlen:Die Aggression, die ich nicht loswerde, wendet sich gegen mich in Form von Schuldgefühlen und manchmal von Furcht vor schlimmen Krankheiten.
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Psychisch 3:• Ständige Aktivität und Anspannung:
unzureichende Fähigkeit, locker zu lassen, Verantwortung abzugeben, sich zu erholen
• Schwierigkeiten Nähe- und Distanzregulation:
„Je mehr wir zusammen sind, desto besser.“- Bedürfnisse nach Abstand werden nicht zugelassen
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Sozial:• Mangel an Unterstützung und Stimulation in der
Herkunftsfamilie,
• Fehlen von „Modellen“ (Lernen am Modell),
• Zerbrechen von Beziehungsstrukturen, soziale Isolation,
• Fremdkontrolle statt Selbstkontrolle
• fehlende Anerkennung von Leistung,
• erzwungener Abbruch beruflicher Entwicklung (Lokführer Schaffner arbeitslos),
• unsinnige „Trainingsmaßnahmen“ (Hilfsköchin im Computerkurs),
• „unanständige“ Arbeitsaufgaben
• familiär: „Problemträger vom Dienst“
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Ungleiche Machtverhältnisse „Bossing“
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Kulturell:
• Antriebsmangel als Kernsymptom der Depression ist in unserem Kulturkreis hoch stigmatisiert.
• Es gibt Kulturen, in denen man depressiv sein darf (Memoiren des Herzogs von Lauzun).
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Probleme bei der Einordnung und Behandlung
von depressiven Störungen und anderen psychischen Erkrankungen
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1. Biologische Faktoren:
• überbewertet, alleinige biologische Verursachung ist eher selten
• Folge: einseitige Behandlung mit Medikamenten, teilweise jahrelang, Medikamentennebenwirkungen (Gewichtszunahme, Diabetes, kognitive Beeinträchtigungen, Libidoverlust!), „psychiatrische Eskalation“
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2. Auslösende Faktoren:
Lebensgeschichtliche, intrapsychische undinterpersonelle Probleme, einseitige Lebensorientierung (Leistung, mangelhafte Anstrengungsbereitschaft), Arbeitskonflikte werden zu wenig berücksichtigt.
Oft helfen eine Reihe von klärenden Gesprächen, Medikamente dann nur vorübergehend oder garnicht.
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3. Alkohol und andere Suchtmittel verursachen Depressionen.
Oft medikamentöse oder psycho-therapeutische Behandlung bei weiterem Suchtmittelgebrauch („Wiederbelebung bei geschlossenem Sargdeckel“).
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60,0 % aller Patienten mit einer depressiven Störung
haben noch andere begleitende psychische Störungen
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Behandlung von depressiven Störungen
• Genaue Erfassung der biographischen, auch beruflichen Entwicklung, der Art, wie jemand mit Gefühlen und Konflikten umgeht,
• einige problemzentrierte Gespräche in größeren Abständen i. S. von systemischer Therapie (Korrekturen im kybernetischen System bio –psycho – sozial),
• interpersonelle und intrapsychisch orientierte Psychotherapie und / oder medikamentöse Therapie,
• ambulant, tagesklinisch, stationär – oft längerfristige ambulante Weiterbehandlung (Setting: Gruppe und/oder einzeln).
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Behandlungsphasen
AkuttherapiePsychotherapie und/oder Pharmakotherapie
ErhaltungstherapiePsychotherapie 8-12 Monate und/oder Pharmakotherapie 4-9 Monate
Rezidivprophylaxebei zwei oder mehr depressive Episoden in der jüngsten Vergangenheit mindestens 2 Jahre
Fortsetzung der Pharmakotherapie
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