Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers
Erstellt durch: Dipl. Psychologe Ole Millhagen
Praxis Millhagen
www.praxis-millhagen.de
0176-63876524
Biografie Rogers
• Carl Rogers lebte von 1902-1987
• Studierte Theologie und Psychologie
• Als klinischer Psychologe und Psychotherapeut tätig
• Entwicklung des personenzentrierten Konzeptes /
Gesprächstherapie
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Biografie Rogers • 1940-1963 Professor an drei amerikanischen
Universitäten und Psychiatrien o Möglichkeit der wissenschaftlichen Wirksamkeitsforschung
o In den wesentlichen Punkten bestätigt
• Gründer des „Center for Studies of the Person“
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Wurzeln der Therapie • Gedankenkonzept von Otto Rank (Schüler Freuds)
o Therapie soll dem Klienten dienen und nicht der Verbreitung einer
Therapiemethode
o Jeder Klient soll seine persönliche Meinung äußern können, sein
Leben selbst in die Hand nehmen
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Geschichte der Therapie • Erste Entwicklungsphase von 1940-1945 an der Ohio
State University o Weiterentwicklung in der Beratungsstelle der Universität Chicago
o Verständnis der Therapie als Beratungs-und Therapiemethode
o Erste Erkenntnisse
• Unterschiedliche Reaktionen des Therapeuten haben
therapeutische Veränderungen -> „Spiegeln von Gefühlen“
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Geschichte der Therapie • Patient wurde als Klient bezeichnet
o Verdeutlicht das „Nicht-Manipulative“
o Der Klient ist selbstverantwortlich
o Soll eigene Entdeckungen machen
• Erster Klientenkreis o Angepasste und neurotische Studenten, Kinder und Eltern, die in
der Gesellschaft noch zurecht kamen
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Geschichte der Therapie • In den 50er Jahren breitere Anwendung
o Chronisch Schizophrenie
o Erzieherischen- / sozialen Bereich
o Wirtschaft
o Gruppenkontext
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Indikationen • Neurosen
o Depressive Verstimmung
o Schizoide Persönlichkeitsstörung
o Paranoide Persönlichkeitsstörung
o Soziopathische / Dissoziale Persönlichkeitsstörung
• Psychosomatische Erkrankungen
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Anwendungsbereiche • Psychotherapie
• Beratungsstellen
• Seelsorge
• Erwachsenenpädagogik
• Supervision
• Coaching
• Führungspsychologie
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Menschenbild nach Rogers
• Menschen haben eine angeborene… o Selbstverwirklichungstendenz
o Tendenz, sich zu vervollständigen
• Der Klient trägt alles zu seiner Heilung bei und ist
selbst der beste Analyst für die eigene Seele und für
die Lösungen seiner Probleme.
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Menschenbild nach Rogers
• Zentraler Begriff des Selbstkonzeptes o „fully functioning person“
• Unstimmigkeiten entstehen bei Diskrepanz zwischen
Erleben und dem bisherigen Selbstkonzept
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Grundkonzepte der Therapie
• Aktualisierungstendenz
• Konzept des Selbst / Persönlichkeitskonzept
• Erleben
• Inkongruenz
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Aktualisierungstendenz
• Der Mensch hat die Tendenz sich zu entfalten und sich weiterzuentwickeln
• Wenn diese Tendenz nicht behindert wird, führt sie den Menschen zu Wachstum und Reife o Auch Hindernisse können bei gesunder Reifung überwunden
werden
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Konzept des Selbst • Ein Kleinkind macht Erfahrungen, die zur Ausbildung
des Selbstkonzeptes führen o “Ich“ oder „Mich“
• Entwicklung des „Ich“ durch Auseinandersetzung mit eigener Person und der Umwelt o Wertevorstellungen entstehen
• Alle Erfahrungen und Werte bilden ein Ganzes und verändern sich stetig o Nicht unbedingt bewusst, aber zugänglich
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Persönlichkeitskonzeption
Carl Rogers
Ideal- selbst
Selbst
Inneres Bezugssystem
Erfahrung
Organismus
Die gesamte Person im physikalischen Sinne
Alles potentiell dem Bewusstsein zugängliche (bewußt und unbewußt)
Ohne Probleme dem Bewusstsein zugänglich
Konzepte über das Selbst , Konzepte über Sicht Anderer auf mich, Konzepte über das Wesen der Welt
Selbstbild, dass eine Person haben möchte
Selbst
Inneres Bezugssystem
Erfahrung
Alles potentiell dem Bewusstsein zugängliche (bewußt und unbewußt)
Ohne Probleme dem Bewusstsein zugänglich
Konzepte über das Selbst , Konzepte über Sicht Anderer auf mich, Konzepte über das Wesen der Welt
Symbolisierung (Bewusstwerden)
Bezug zum Selbst
Idealfall: Erfahrung wird akzeptiert und in Bezug zum Selbst gesetzt. (Kongruenz)
Persönlichkeitskonzeption
Selbst
Inneres Bezugssystem
Erfahrung
Selbst(bild) stimmt nicht unbedingt mit Erfahrungen überein. -> Angst, Bedrohung durch Erfahrung. Idealfall: Erfahrung wird akzeptiert, das Selbst wird aktualisiert (flexibel) .
Persönlichkeitskonzeption
Selbst
Inneres Bezugssystem
Erfahrung
Problematische Erfahrung ist nicht akzeptabel (Verdrängen/ Leugnen, Verzerrung)
Inkongruenz ist das Vorliegen eines Unterschiedes zwischen Erfahrung und innerem Bezugsrahmen.
Selbst
Inneres Bezugssystem
Erfahrung Selbst(bild) muss nicht mit Erfahrungen übereinstimmen. Problematische Erfahrung ist nicht akzeptabel (Verdrängen/ Leugnen, Verzerrung)
Inkongruenz ist das Vorliegen eines Unterschiedes zwischen Erfahrung und innerem Bezugsrahmen
Therapieziel: Erfahrung akzeptieren können & Anregung der Selbstexploration. Überführung der Inkongruenz in Kongruenz.
Selbstexploration
Kennzeichen der Therapie • Therapeut muss bestimmte Einstellungen für eine
erfolgreiche Therapie mitbringen
• Therapeut muss dem Klienten präsent sein und
seinem Klienten und seiner Fähigkeit zur Entwicklung
vertrauen
• Therapeut muss sich auf die phänomenale Welt des
Klienten konzentrieren und einlassen
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Kennzeichen der Therapie • Der Klient lernt schrittweise in dem unmittelbaren
Augenblick zu leben
• Bei allen Klienten sind die gleichen
psychotherapeutischen Prinzipien einsetzbar
• Psychotherapie ist ein Sonderfall der
zwischenmenschlichen Beziehung
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Das Therapeutische Beziehungsangebot
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Th
erap
eut
Kli
ent
Klient äußert „Inneren Bezugsrahmen“
Therapeut verbalisiert emotionale Erlebnisinhalte
[Klient kann nur das äußern, dessen er sich bewusst ist]
[Therapeut reflektiert das Gesagte des Klienten, aber nicht wortwörtlich, sondern die vermutete Bedeutung dahinter; Dabei hält er sich an bestimmte „Regeln“]
Der Therapeut 3 Basisvariablen für die Therapie
• Positive Wertschätzung & emotionale Wärme o Fähigkeit den Klienten als Mitmenschen zu sehen
o Bedingungslose Annahme des Klienten und seiner Vielfalt
• Heißt nicht, dass alle Einstellungen und Handlungen gebilligt
werden müssen
• Ziel o Klient soll so lernen zwischen seinem Wert als Mensch und der
Bewertung seiner Handlung zu unterscheiden
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Der Therapeut 3 Basisvariablen für die Therapie
• Echtheit (Selbstaufrichtigkeit, Kongruenz) o Therapeut soll sich in Therapie selbst erleben können
o Seine Meinung und Gefühle sollen sich in Äußerungen und Gestik
erkennen lassen
• Ziel o Soll Vertrauen bilden und stabilisieren und Transparenz
ermöglichen
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Der Therapeut 3 Basisvariablen für die Therapie
• Einfühlendes Verstehen (Empathie) o Versucht die Welt des Klienten zu verstehen
o Widerspiegeln der Erlebniswelt durch ständiges Feedback
• Therapeut soll wiedergeben, was er aus den Äußerungen verstanden hat
o Therapeut agiert neutral
• Ziel o Soll dazu beitragen, den Entwicklungsprozess des Klienten zu
fördern
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Der therapeutische Prozess
• Die Gesprächstherapie orientiert sich an „dem
Prozesskontinuum“ mit 7 Stufen
• Klient beginnt Therapie auf der für ihn richtigen
Stufe und arbeitet in Richtung der Endstufe
• Prozess verläuft von rigider Festgelegtheit hin zu
fließenden Veränderungen des Selbst
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 1 o Wunsch nach Veränderung ist nicht bewusst
o Probleme werden nicht erkannt
o Fokus sind äußere Gegebenheiten
o Unwahrscheinlich aus eigener Energie eine Therapie aufzusuchen
o Schlechte Therapieprognosen
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 2 o Probleme und innerpsychische Vorgänge können beschrieben
werden
o Gefühle werden als fremd oder der Vergangenheit zugehörig
beschrieben
o Persönlichen Konstrukte sind rigide: „Ich mache nie etwas richtig“
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 3 o Lockerung, wenn Akzeptanz auf Stufe 2
o Kann sich freier über das Selbst äußern, das er als Objekt sieht
o Gefühle und Ansichten, auch aus der Vergangenheit, werden
mehr mitgeteilt, jedoch nicht akzeptiert: „Dieses Gefühl, das ich
da habe, ist genau das Gefühl, dass ich auch als Kind hatte“
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Der therapeutische Prozess
• Übergang Stufe 3 zu 4 o „Ich bin nicht das, was ich sein möchte / könnte“
• Stufe 4 o Gefühle werden als Objekte in der Gegenwart beschrieben
o Gelegentlich werden auch Gefühle aus der Gegenwart
geäußert-meist gegen den eigentlichen Willen des Klienten
o Angst vor Gefühlen ist noch vorhanden
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 5 o Mit steigender Sicherheit im Setting stellen Gefühle weniger
Gefahr dar
o Gefühle werden als unmittelbar vorhanden wahrgenommen
o „Ich erwarte eigentlich eine strenge Zurückweisung…ich habe
dieses Gefühl sogar bei ihnen“
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 6 o Volle Akzeptanz von Gefühlen, unmittelbares Gefühlserleben, die
dem Bewusstsein zuvor nicht zugänglich waren.
o Das Selbst wird nicht mehr als Objekt wahrgenommen.
o „Es ist fast so, als würde ich mich selbst lieben“
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Der therapeutische Prozess
• Stufe 7 o Eher eine Leitvorstellung
o Wird kaum erreicht
o „full functioning person“
o Keine Furcht vor Gefühlen
o Gefühlen werden gegenwärtig und Facettenreich erlebt
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Zentrale Therapietechniken
• Aktives Zuhören o Therapeutische Haltung
• „Verzichtet darauf, eigene Meinungen einfließen zu lassen“
• „Gibt keine Vorschläge“
• Ist dem Klienten offen zugewandt
• Fragt bei Verständnisproblemen nach
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Zentrale Therapietechniken
• Spiegeln o Therapeutische Haltung
• Aussage wird mit etwas anderen Worten wiederholt und nach
Richtigkeit überprüft
• Die Reaktion des Klienten zeigt, ob der Therapeut auf dem
richtigen Weg ist
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Kritische Töne
• Die Gesprächstherapie impliziert einen
„Homogenitätsmythos“
o Alle Klienten sind gleich
o Bei allen Klienten kann/soll die gleiche
Therapietechnik angewandt werden
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Kritische Töne
• ?Braucht jeder Klient eine individuelle Therapie?
• ?Braucht man Störungsindikatoren, nach denen
therapiert werden kann?
• ?Sind die drei Therapeutenvariablen erfüllbar?
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