erfahrungen mit der meinicke-klärungsreaktion (m.k.r.)

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24. SEPTEMBER 1929 KLINISCHt?; WOCHENSCH in der Blutbahn. Dementsprechend haben wir im Verdauungs- schlauch das lymphatische Gewebe in seiner ursprtinglichen Bedeutung lediglieh als lymphocytenproduzierendes Gewebe. In den Lymphdrfisen kommt die Resorption in den Mark- sinus hinzu, die die Lymphocytopoese zurficktreten l~iBt und in der Milz spielt normalerweise die Lymphocytenproduktion nur eine unbedeutende Rolle, wghrend die resorbierende T~itigkeit und noch andere Funktionen im Vordergrnnd stehen. Dieses Nebeneinander im S~ngetierorganismus l~iBt sich als 3. Parallele der phylogenetischen nnd der ontogene- tischen Entwicklung des lymphatischen Gewebes an die Seite stellen. Eine 4. Tabelle stellt einige absolute Lymphocytenzahlen neben das histologische Untersuchungsergebnis, um die direkte Abh~ngigkeit der Lymphocytenzahl yon dem Zustand des lymphatischen Gewebes und die indirekte Abh~ingigkeit der Lymphocytenzahl yon der Beschaffenheit der kleinen und Meinsten GefiiBe zu zeigen. Der groBen Fehlerquellen wegen kann das Ergebnis nur als Vermutung und Anregnng, nicht als Beweis benutzt werden. Literatur: W. ALWENS, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. Wien 38 (1926). -- L. AscI~OFF, [Beih. z. Med. I~lin. 22 (I926). -- ]31~NJA~IIN, zit. nach lXTAEGELI. -- H. ]3RAUS, Anatomie des Menschen 2 (1924). -- ]. ]3RODXRSEN, Handbuch der mikroskopischen Anatomie des Menschen 2 (1927). -- C. BIJNTING und J. HOUSTOI% J. of exper. Med. 33 (1921). -- T. ]3UI~TING~ J. of Anat. a. Physiol. 37 (19~ -- A. Di~Tt~ICtt, Handbuch der spez.-path. Anatomie und Histologie 4 (1926). -- W. FLEMMINO, Arch. mikrosk. Anat. 24 (1885). -- GALAm3OS, FoL haemat. (Lzp.) x 3 (1912). -- E. GREOGIO, Frankf. Z. Path. 13 (1913). -- S. DE GROOT, Dtseh. Z. Chir. 119 (1912). -- G. GULLAND, zit. nach WETZXL. -- GUNDOBI~, Jb. Kinderheilk. 64 (19o6). -- A. I-tEIBERO, u Arch. 24o (1923). -- T. HELL- 5~Al~, ]Beitr. path. Anat. 68 (1921). -- S. HIRSCH, Handbuch der normalen nnd pathologischen Physiologie x7 (1926). -- J. JOLLY, t~. LEFHOLZ, T. SARAGEA, L. WEST, zit. nach MAXIMOW. -- C. A. KLIN~, Arch. mikrosk. Anat. 63 (i9o4). -- A. MAXIMOW,Handbneh der mikroskopischen Anatomie des Menschen 2 (1927) ; [Beitr. path. Anat. Suppl. 5 (19o2). -- A. MOST, Neue dtsch. Chir. 2~1 (1917). -- O. NAEGELI, ]31utkrankheiten und ]31utdiagnostik 4. AuI1. (1923). -- M. NA~AY 9 (japan.), ref. im Zbl. inn. Med. 34 (I924). -- K. NIS~II- Ir Virchows Arch. 265 (1927). -- M. NORDMANN,Virchows Arch. 267 (I928). -- E. PETRI, Virehows Arch. 258 (1925). -- I). RA~INO- WlTSClL Arch. Kinderheilk. 59 (1913). -- J. RIChTEr, Arch. mikrosk. Anat. 60 (19o2). -- A. RI~TER, Dtsch. Z. Chit. 79 (I9~ -- K. SATAK~ (japan.), zit. naeh SCroLLINg. -- V. SCroLLInG, Handbuch der normaIen und pathologischen Physiologie 6 (I 926). Das t31ntbild und seine Minische Verwertung, 5- und 6. Aufl. (I926). -- W. SC~ULZE, Z. Anat. Abt. I, 76 (1925). -- H. Sc~wAx~, Frankf. Z. Pathol. 37 (1929). -- L. SSOBOLEW, Frankf. Z. Path. 13 (I913). -- C. STER~ER~, Handbuch der spez.-path. Anatomie und Histologie (I926). -- R. T~o~, Jena. z. Naturwiss. 37 (19o2). -- A. v. TORDAY, Virchows Arch. 213 (1913). -- G. WE~ZEL. Handbuch der Anatomie des Kindes I (1927). ERFAHRUNGEN MIT DER MEINICKE-KLJiRUNGS- REAKTION (M.K.R.). Von ]Dr. HANS BEYREUTHER. Aua der Inneren Abteilung des Krankenstifts Zwiekau ($taatL Forschungsinstitut) (Chefarzt: ProL Dr. K. ESKUCHEN). Um der Kahnschen und der Mfitlerschen t3allnngsreaktion eine an Reichweite und SchXrfe ebenbfirtige Reaktion zur Diagnostik der Syphilis zu schaffen, ohne deren Nachteile, wie schwere Ablesbarkeit und schwierige Anstellung, zu be.- sitzen, hat MEINICKE kfirzlich eine neue Reaktion, die Meinicke- IKl~rungsreaktion (M.K.R.), ausgearbeitet. Im Gegensatz zu seiner bekannten Trfibungsreaktion (M.T.R.) hat er bei der neuen Reaktion nicht mit ]~xtrakten aus Pferdeherzen, sondern mit solchen aus Rinderherzen gear- beitet, die sich yon den erw~ihnten noch dadurch nntersehei- den, dal3 sie drei mal sovieI Tolubalsam enthalten wie diese. Um eine quantitative Auswertung zu erreichen, wurde dabei mit verschiedenen Sodazus~tzen gearbeitet, l~ber die spe- zielle Technik ist in der Mitteilung MEINICKES in der Mfinch. RIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 39 1815 med. Wschr. I929, Nr 8 nachzuIesen. Wir haben uns bei der Ausfiihrung der Reaktion streng an die trier angegebene Technik gehalten, und bedienen uns dabei der genau aus- titrierten Sodastamml6sung, die yon der Hirschapotheke in Hagen mit den Extrakten geliefert wird. Wit haben die neue Reaktion bisher an iooo Seren yon Patienten, die unsere Klinik haupts~chlich wegen innerer und Nervenleiden auisuchen, nachgeprfift. AuBerdem be- finder sich noch ein geringes Material yon Haut- und Ge- schlechtskranken darunter. Wit bemerken noch, dab es sich nicht nur um die Seren yon auf Lues verd~chtigen Patienten handelt, sondern daB fiberhaupt yon jedem Patienten der Abteilung eine Probe ant Syphilis angestellt wird. Gleich- zeitig mit der Meinicke-Kl~rungsreaktion (M.K.R) liefen noch die Meinicke-Trfibungsreaktion (M.T.R), die Sachs-Georgi- Reaktion (S.G.R.) und die Wassermannsche Reaktion (WAR.). Von den IOOO Seren reagierten, wie yon vornherein zu erwarten war, nut ein kleiner Teil im positiven Sinne bei allen oder mehreren Reaktionen. ]3el 78 Seren mugte auf Grund der Anamnese, des klinischen ]3efundes und des Ausfalls der Luesreaktionen im Blut das Vorliegen einer Iuetischen Erkrankung bzw. einer Lues latens angenommen werden. 920 Seren waren negativ, d.h. es waren WAR., S.G.R., M.K.R. negativ, wAhrend bei der M.T.R. einige unspezifische AusfAlle beobachtet wurden. ]3ei diesen sicher un- spezifischen positiven Resultaten handelt es sich um Seren yon Tuberkul6sen, yon Gallenblasenkranken, yon Rheumatikern nnd Patienten mit Magen- oder Darmgeschwiiren. ]3el diesen Krank- heiten sind ja unspezifische Ausf~lle der M.T.R. hinreichend be- kannt. Es handelt sich im ganzen um folgende Erkrankungen: Lues des Zentralnervensystems.. 24 FAlle Aortenlues . . . . . . . . . . . 5 ,, Frische LuesiMle ........ 14 Lues latens . . . . . . . . . . . 35 ,, Tabellarlsche Ubersicht. Alle IReaktionen + . . . . . . . . . . . . . . . bei 54 F~llen WaR. o, alle fibrigen R. + . . . . . . . . . . . ,, io ,, S.G.R.o, alle fibrigen R. + . . . . . . . . . . . ,, 3 ,, Nur M.K.R. + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 ,, Nur M.T.R. und M.K.R~ + . . . . . . . . . . . . . 3 M.K.R. o, alle flbrigen R. + . . . . . . . . . . . . . 3 S.G.R. +, M.T.R. +, WAR., M.K,R. o ........ I Fa]i M.T.R. o, alle flbrigen R. + . . . . . . . . . . . . . 2 FAllen Von den 78 Syphilitikerseren reagierten also 54 stark positiv in allen 4 Reaktionen. Weitere 9 Sera reagierten bei der M.K.R., M.T.R. nnd S.G.R. positiv, wAhrend die WaR. versagte. Am wichtigsten zu erw~ihnen sind abet folgende FMle, bei denen eine Lnes sicher festgestellt war; sie ergaben folgendes Resultat: IILnes.beho elt l / a d o o ~ ++++ F. [I Lnes II behandelt o o ~ ++++ Bei einem weiteren Kranken, dessen Tabes dorsalis intensiv behandelt worden war, ergab sich folgendes: Name Diagnose WaR. S.G.R. M.T.R. M.K.R. H. Tabes dorsalis r r + + + + + + Betrachten wir nun die FAlle, die wir als Versager bnchen mfissen: Name!~ Diagnose I WaR. S.G.R. M.T.R. M.K.R. M. Lues latens I L. LueslI i;++++ ++++ ++++ o § ++++ ++++ o Endarteriit. luica + ++ + + + + + o § +++++++ o F[ Lues latens Dlese FAIle imponieren natiirlich auf den ersten Blick als schwere Versager. Wir m6chtell aber dazu noch etwas bemerken. M6glicherweise bestand bei diesen Seren ein OberfluB an Reaginen, so dab die Seren nicht die optimalen Reaktionsbedingungen batten. Wenigstens nimmt das MEINICIr bei solchen F~illen, die er wohl selbst beobachtet hat, an. Er versncht nun, diese Versager dadurch zu beseitigen, dab er im 4- G1Aschen bei Anstellung der I421Arungs- reaktion eine stArkere Verdfinnung vornahm. Wir selbat haben der- artige Reaktionen gesehen, wo die ersten drei R6hrchen undurcl~- sichtig blieben, w~hrend im vierten mit dem starker verdfinnten

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24. SEPTEMBER 1929 K L I N I S C H t ? ; W O C H E N S C H

in der B lu tbahn . D e m e n t s p r e c h e n d h a b e n wir im Verdauungs - sch lauch das l y m p h a t i s c h e Gewebe in seiner urspr t ing l ichen B e d e u t u n g ledigl ieh als l y m p h o c y t e n p r o d u z i e r e n d e s Gewebe. In den L y m p h d r f i s e n k o m m t die R e s o r p t i o n in den Mark- s inus hinzu, die die L y m p h o c y t o p o e s e zur f i ck t re ten l~iBt und in der Milz spie l t no rmale rwe i se die L y m p h o c y t e n p r o d u k t i o n nu r eine u n b e d e u t e n d e Rolle, w g h r e n d die r e so rb ie rende T~itigkeit u n d noch andere F u n k t i o n e n im V o r d e r g r n n d s t ehen . Dieses N e b e n e i n a n d e r im S~nge t ie rorgan ismus l~iBt s ich als 3. Para l le le der phy logene t i s chen n n d der on togene- t i schen E n t w i c k l u n g des l y m p h a t i s c h e n Gewebes an die Sei te s tel len.

E ine 4. Tabel le s te l l t einige abso lu te L y m p h o c y t e n z a h l e n n e b e n das h is to logische Un te r suchungse rgebn i s , u m die d i rek te Abh~ngigke i t der L y m p h o c y t e n z a h l yon d e m Z u s t an d des l y m p h a t i s c h e n Gewebes und die ind i rek te Abh~ingigkeit der L y m p h o c y t e n z a h l yon der Bescha f fenhe i t der k le inen u n d Meins t en GefiiBe zu zeigen.

Der groBen Feh le rque l l en wegen k a n n das Ergebn i s nur als V e r m u t u n g u n d Anregnng , n i c h t als Beweis b e n u t z t werden .

L i t e r a t u r : W. ALWENS, Verh. dtsch. Ges. inn. Med. Wien 38 (1926). -- L. AscI~OFF, [Beih. z. Med. I~lin. 22 (I926). -- ]31~NJA~IIN, zit. nach lXTAEGELI. -- H. ]3RAUS, Anatomie des Menschen 2 (1924). -- ]. ]3RODXRSEN, Handbuch der mikroskopischen Anatomie des Menschen 2 (1927). - - C. BIJNTING und J. HOUSTOI% J. of exper. Med. 33 (1921). -- T. ]3UI~TING~ J. of Anat. a. Physiol. 37 (19~ -- A. Di~Tt~ICtt, Handbuch der spez.-path. Anatomie und Histologie 4 (1926). -- W. FLEMMINO, Arch. mikrosk. Anat. 24 (1885). -- GALAm3OS, FoL haemat. (Lzp.) x 3 (1912). -- E. GREOGIO, Frankf. Z. Path. 13 (1913). -- S. DE GROOT, Dtseh. Z. Chir. 119 (1912). -- G. GULLAND, zit. nach WETZXL. -- GUNDOBI~, Jb. Kinderheilk. 64 (19o6). -- A. I-tEIBERO, u Arch. 24o (1923). -- T. HELL- 5~Al~, ]Beitr. path. Anat . 68 (1921). -- S. HIRSCH, Handbuch der normalen nnd pathologischen Physiologie x 7 (1926). -- J. JOLLY, t~. LEFHOLZ, T. SARAGEA, L. WEST, zit. nach MAXIMOW. -- C. A. KLIN~, Arch. mikrosk. Anat. 63 (i9o4). -- A. MAXIMOW, Handbneh der mikroskopischen Anatomie des Menschen 2 (1927) ; [Beitr. path. Anat. Suppl. 5 (19o2). -- A. MOST, Neue dtsch. Chir. 2~1 (1917). -- O. NAEGELI, ]31utkrankheiten und ]31utdiagnostik 4. AuI1. (1923). -- M. NA~AY 9 (japan.), ref. im Zbl. inn. Med. 34 (I924). -- K. NIS~II- Ir Virchows Arch. 265 (1927). -- M. NORDMANN, Virchows Arch. 267 (I928). -- E. PETRI, Virehows Arch. 258 (1925). -- I). RA~INO- WlTSClL Arch. Kinderheilk. 59 (1913). -- J. RIChTEr, Arch. mikrosk. Anat. 60 (19o2). -- A. RI~TER, Dtsch. Z. Chit. 79 (I9~ �9 -- K. SATAK~ (japan.), zit. naeh SCroLLINg. -- V. SCroLLInG, Handbuch der normaIen und pathologischen Physiologie 6 (I 926). Das t31ntbild und seine Minische Verwertung, 5- und 6. Aufl. (I926). -- W. SC~ULZE, Z. Anat. Abt. I, 76 (1925). -- H. S c ~ w A x ~ , Frankf. Z. Pathol. 37 (1929). -- L. SSOBOLEW, Frankf. Z. Path. 13 (I913). -- C. STER~ER~, Handbuch der spez.-path. Anatomie und Histologie (I926). -- R. T ~ o ~ , Jena. z. Naturwiss. 37 (19o2). -- A. v. TORDAY, Virchows Arch. 213 (1913). -- G. WE~ZEL. Handbuch der Anatomie des Kindes I (1927).

ERFAHRUNGEN MIT DER MEINICKE-KLJiRUNGS- REAKTION (M.K.R.).

Von

]Dr. HANS BEYREUTHER. Aua der Inneren Abteilung des Krankenstifts Zwiekau ($taatL Forschungsinstitut)

(Chefarzt: ProL Dr. K. ESKUCHEN).

U m der K a h n s c h e n und der Mfit lerschen t3al lnngsreakt ion eine an Re ichwei te und SchXrfe ebenbf i r t ige Reak t i o n zur D iagnos t ik der Syphil is zu schaffen, ohne de ren Nachtei le , wie schwere Ab lesba rke i t und schwier ige Anste l lung, zu be.- s i tzen, h a t MEINICKE kfirzlich eine neue Reakt ion , die Meinicke- IKl~rungsreaktion (M.K.R.) , ausgearbe i te t . I m Gegensa tz zu seiner b e k a n n t e n Tr f ibungsreak t ion (M.T.R.) h a t er bei der neuen R e a k t i o n n i ch t m i t ]~xt rak ten aus Pfe rdeherzen , sondern m i t solchen aus R i n d e r h e r z e n gear- be i te t , die s ich yon den erw~ihnten noch dadu rch nn te r sehe i - den, dal3 sie drei mal sovieI To luba l sam e n t h a l t e n wie diese. U m eine q u a n t i t a t i v e A u s w e r t u n g zu erre ichen, wurde dabei mi t ve r sch iedenen Sodazus~tzen gearbei te t , l~ber die spe- zielle Technik ist in der Mi t te i lung MEINICKES in der Mfinch.

R I F T . 8. J A H R G A N G . N r . 39 1815

med. Wschr . I929, Nr 8 nachzuIesen. Wir h a b e n uns bei der Ausf i ih rung der Reak t i o n s t r eng an die trier angegebene Techn ik gehal ten, und bed ienen uns dabe i der genau aus- t i t r i e r t en Sodas t amml6sung , die y o n der H i r s c h a p o t h e k e in H a g e n m i t den E x t r a k t e n geliefert wird.

W i t h a b e n die neue R e a k t i o n b isher an iooo Seren yon Pa t i en t en , die unsere Kl in ik haup ts~ch l ich wegen innere r und Nerven le iden auisuchen, nachgeprf i f t . AuBerdem be- f inder sich noch ein geringes Mater ia l yon H a u t - und Ge- s ch l ech t sk ranken da run te r . W i t b e m e r k e n noch, dab es sich n ich t nu r um die Seren yon auf Lues ve rd~ch t igen P a t i e n t e n hande l t , sonde rn daB f ibe rhaup t yon j e d e m P a t i e n t e n der Ab te i lung eine P r o b e an t Syphil is anges te l l t wird. Gleich- zeitig m i t der Mein icke-Kl~rungsreak t ion (M.K.R) liefen noch die Mein icke-Trf ibungsreakt ion (M.T.R), die Sachs-Georgi- Reak t i o n (S.G.R.) und die W a s s e r m a n n s c h e Reak t i on (WAR.).

Von den IOOO Seren reagierten, wie yon vornherein zu erwarten war, nut ein kleiner Teil im positiven Sinne bei allen oder mehreren Reaktionen. ]3el 78 Seren mugte auf Grund der Anamnese, des klinischen ]3efundes und des Ausfalls der Luesreaktionen im Blut das Vorliegen einer Iuetischen Erkrankung bzw. einer Lues latens angenommen werden. 920 Seren waren negativ, d .h . es waren WAR., S.G.R., M.K.R. negativ, wAhrend bei der M.T.R. einige unspezifische AusfAlle beobachtet wurden. ]3ei diesen sicher un- spezifischen positiven Resultaten handelt es sich um Seren yon Tuberkul6sen, yon Gallenblasenkranken, yon Rheumatikern nnd Patienten mit Magen- oder Darmgeschwiiren. ]3el diesen Krank- heiten sind ja unspezifische Ausf~lle der M.T.R. hinreichend be- kannt.

Es handelt sich im ganzen um folgende Erkrankungen: Lues des Zen t ra lne rvensys tems . . 24 FAlle Aortenlues . . . . . . . . . . . 5 ,, Fr ische LuesiMle . . . . . . . . 14 Lues latens . . . . . . . . . . . 35 ,,

T a b e l l a r l s c h e U b e r s i c h t .

Alle IReaktionen + . . . . . . . . . . . . . . . bei 54 F~llen WaR. o, alle fibrigen R. + . . . . . . . . . . . ,, io , ,

S.G.R.o, alle fibrigen R. + . . . . . . . . . . . ,, 3 ,, Nur M.K.R. + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 ,,

Nur M.T.R. und M.K.R~ + . . . . . . . . . . . . . 3 M.K.R. o, alle flbrigen R. + . . . . . . . . . . . . . 3 S.G.R. + , M.T.R. + , WAR., M.K,R. o . . . . . . . . I Fa]i M.T.R. o, alle flbrigen R. + . . . . . . . . . . . . . 2 FAllen

Von den 78 Syphilitikerseren reagierten also 54 stark positiv in allen 4 Reaktionen.

Weitere 9 Sera reagierten bei der M.K.R., M.T.R. nnd S.G.R. positiv, wAhrend die WaR. versagte.

Am wichtigsten zu erw~ihnen sind abet folgende FMle, bei denen eine Lnes sicher festgestellt war; sie ergaben folgendes Resultat:

IILnes.beho elt l �9 / a d o o ~ + + + + F. [I Lnes I I behandelt o o ~ + + + +

Bei einem weiteren Kranken, dessen Tabes dorsalis intensiv behandelt worden war, ergab sich folgendes:

Name Diagnose WaR. S.G.R. M.T.R. M.K.R. H. Tabes dorsalis r r + + + + + +

Betrachten wir nun die FAlle, die wir als Versager bnchen mfissen:

Name!~ Diagnose I WaR. S.G.R. M.T.R. M.K.R.

M. Lues latens I L. L u e s l I i ; + + + + + + + + + + + + o § + + + + + + + + o

Endarteriit . luica + + + + + + + + o § +++++++ o F[ Lues latens

Dlese FAIle imponieren natiirlich auf den ersten Blick als schwere Versager. Wir m6chtell aber dazu noch etwas bemerken. M6glicherweise bestand bei diesen Seren ein OberfluB an Reaginen, so dab die Seren nicht die optimalen Reaktionsbedingungen batten. Wenigstens n immt das MEINICIr bei solchen F~illen, die er wohl selbst beobachtet hat, an. Er versncht nun, diese Versager dadurch zu beseitigen, dab er im 4- G1Aschen bei Anstellung der I421Arungs- reaktion eine stArkere Verdfinnung vornahm. Wir selbat haben der- artige Reaktionen gesehen, wo die ersten drei R6hrchen undurcl~- sichtig blieben, w~hrend im vierten mit dem starker verdfinnten

1816 K L I N I S C H E W O C H E N S C I - I R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 39 24. S E P T E M B E R z529

Serum eine vollkommene I41~trung eintrat. Wir stellen dahin, ob es sieh bei dieseu 4 FMlen um derartige Verh~ltnisse handelt, m unserer Betrachtung mfissen wit sie als Versager buchen.

SehlieBlich bleiben yon dem untersuchten Material noch 2 F~lle zur Er6rterung fibrig. Es waren die Seren yon einem Patienten, der wegen eines Ulcus duodeni behandelt wurde, und yon einer Pafientin. welche an einer akuten Polyarthritis lift. ]3ei beiden war die. M.K:R. positiv, w~hrend alle anderen Reaktionen negativ waren. Es fund sich bei beiden Patienten weder in der Anamnese noah im klinisehen Befund ein Anhaltspuukt flit eine durchgemachte oder bestehende Lues. Wenn es auch m6glich ist, dab bei den Padenten eine ihuen unbekannte Lues vorgelegen hat, so mfissen wir doeh bei der Beurteilung dieser F~ille nach den bisherigen, zahlen- m~il3ig geringen Erfahrungen sehr vorsichtig sein. Verd~ichtig war uns bier der Umstand, dab es sieh um Patienten handelte, die an Krankheiten litten, bei welchen 5fters unspezifische Resultate in der M.T.R. vorkommen.

Vergleichen wir die LeistungsfXhigkeit der verschiedenen an- gewandten Reaktionen bei den 78 sicher syphilitischen Seren, so miissen wir feststellen, dab die M.K.R. 4mal, die M.T.R. 4mal, die WaR. i4mal und die S.G.R. 8real versagte.

Wir sehen, dab die WaR. aul3erordentiieh h~tufig versagte, Die besten Resultate brachten die M.T.R. und die M.K.R. Bei dem hier besprochenen serologischen Material scheinen die M.T.R. und die M.K.R. das gleiche zu leisten. Es erscheint hiernach fast zweck- m~iBig, im klinischen Betriebe auch noch die beiden Meinicke- Reaktionen auszuffihren. Trotzdem m6chten wit schon jetzt nach den gemachten Erfahrungen die M.K.R. hOher bewerten, da sie vor der M.T.R. noeh den Vorzug hat, so gut wie keine unspezifischen Resultate zu ergeben. Wie schon erwiihnt, haben wit unter dem gesamten Material yon iooo F~illen nur zwei unspezifische (ver- d~ichtige). Resultate gesehen.

Da d ieM.K.R. , wie wit an unserem Material gesehen haben, sehr gute Resultate gibt und den Vorteil hat, auBerordentlich einfach und wefiig zeitraubend angestellt werden zu k6nnen, mSchten wir ihr unbedingt einen Platz in der Reihe der serologischen Luesreaktionen einr~iumen.

Es liegen bisher nut 2 Mitteilungen fiber Nachprfifungen der M,K.R. ir~ der Literatur vor. HOHN hat mit einer etwas modifi- ziertenl Technik bei i5oo F~illengearbeitet, indem er die Reaktion bei. gleicher Extraktverdfinnung mit ,,stabilisiertem" Serum (52,5 ~ bei .Brutschranktemperatur (37 ~ anstellte. Er hat mit dieser Technik nochsch~irfere Resultate bekommen, vor allem auch bei solehen Fallen wie den unsrigen, wo die M.K.R. versagte, w~ihrend d ie fibrigen Reaktionen posi• waren. Nach den Mitteilungen I.ioH~s scheint der yon i h m begangene Weg sehr aussichtsreich zu sein. Wir haben allerdings dartiber selbst noch keine Erfahrungen gesammelt. HOH~ h~ilt die M.K.R. in der yon ihm angewandten Technik fiir einen bedeutenden Fortsehri t t in der Diagnostik der Syphilis: ~Eine weitere Arbefi: fiber die Erfahrungen mit der M.K.R. s tammt yon E. Lo~wY. Hier wurde die Reaktion bei 653 Seren angestellt, es ergab sich eine l~rbereinstimmung mit WaR. und M.T.R. in 90 % der F~ille. In 8 % der F/ille war die M. K. R. der. WaR. an Reichweite iiberlegen. Die Erfahrungen waren also auch hier gute.

Zusammen~assung. Iooo Seren yon P a t i e n t e n mi t vor- wiegend inneren oder N e r v e n k r a n k h e i t e n wurd en nach der n e u e n Me~nicke-Kl~rungsreakt ion auf Syphil is (M.K.R.) neben der WAR.; S.G.R. und ' der M.T,R. un te r such t . An 78 pos i t iven Seren yon L u e s k r a n k e n zeigte sich, daft die Reak t i o n sehr spezifisch ist. Sie le is te t b e d e u t e n d m e h r als die W a R . und die S.GIR. ]Die R e a k t i 0 n ze ichne t sich du rch aut~erordentl iche E in fachhe i t aus und kann mi t ger ingem Zeit- und K o s t en - au fwand jederzei t anges te l l t werden. Wir ha l ten die M . K . R deswegen ffir eine wer tvol le Bere icherung der Serodiagnos t ik de r Syphi l i s . Es is t a n z u n e h m e n , daG die vor l~uf ig noch auf- t r e t enden , se! tenen Versager durch eine geeignete Techn ik bese i t ig t w e r d e n kSnnen; die Hohnse l ie Technik sche in t dies bere i t s e r re ich t zu haben . Nach den b i s h e r g e m a c h t e n Er - f ah rungen g lauben wir', die Mein ieke-Kl~ruhgsreakf ion ffir das L a b o r a t o r i u m des K r a n k e n h a u s e s empfeh len zu kSnnen ; sie is t unseres E r a c h t e n s nicl~t n u r als E rg~nzung zu den bis- her igen M e thoden eine wf inschenswer te , sonde rn eine ffir das mode rne K r a n k e n h a u s no twend ige Reak t ion . ,

L i t e r a t u r : M~INICK~, Eine neue Syphilisreaktion (M.K.R.). Klin. Wschr. 1929, Nr 3.; Meine Kl~rungsreaktion auf Syphilis. Mfinch. reed. Wschr. 1929, Nr 8; Nr 15. -- HOH~, Die Kl~rungs- reaktion vonMeinicke. Mfinch. reed. Wschr. 1919, Nr 15. -- Lo~w~, Erfahrungen mit der neuen Meinickeschen Kliirungsreaktion. Dermat. Wschr. 1929, Nr 25.

0 B E R D A S VORKOMMEN VON OXYCHOLESTERIN IM ORGANISMUS.

Erwiderung auf die gleichnamige Arbeit yon H. Beumer und G. Bischoff in Jg. I929, S. 135I dieser Wochenschrift.

Yon I LiFsc~f2~z, H a m b u r g .

In der Klin. Wschr. I929, Nr 29, 1351 besprechen die obigen Autoren meine Arbeiten, in denen ich durch zahlreiche Versuche qualitativ nnd quanti tat iv nachgewiesen hatte, dab das Cholesterin in den tierischen Organen, namentlich im Blur, bei seinem Abbau zunXchst in Oxycholesterin abergeht. Die Herren geben zwar die Richtigkeit dieser Befunde zu, wenn man nach meinen Vorschriften arbei~et : nicht aber, wenn man unter AusschluB der Luft operiert. Bei dieser Arbeitsweise fiinde man in keinem Falle Oxycholesterin in den Organen. Die einzelnen F~ille sind weder beschrieben noch fiberhaupt angeffihrt.

Es sei mir gestattet, an dieser Stelle aus den zahlreichen Ver- suchen, die ich in den letzten 20 Jahren ausgefiihrt und publiziert habe, nur 2 herauszugreifen, aus denen hervorgeht, daG bei ihnen Luftaussehlu8 durchaus nicht erforderlich ist.

1. 0,8 g ersch6pfend cholesterinfrei gemachtes, staubfein ge- mahlenes Trockenblut (vom Menschen)' wurden mit 20 ccm einer Ioproz. Ctfolesterinl6sung in Eisessig fibergossen und bei 60--7o~ andauernd digeriert. Nach 4 Arbeitstagen war die HIiilfte des Cholesterins zu Oxyeholesterin oxydiert. Ein sonst gleicher, aber blinder Versuch (d. h. ohne Znsatz yon Trockenblut) lieferte. selbst nach vim l~ngerer Erw~rmung, nach Abscheidung des-Chole- sterinstoffes, keine Spur yon Oxycholesterin. LuftausschluB fund dabei nicht start. Also trotz dem und trotz der Gegenwart des stark reaktiven Eisessigs hat eine Oxydation des Cholesterins nicht stat*gefunden. (Diese Versuche s ind in der Z. Hoppe-Seylers 93, 209 (1914) qualitativ nnd quanti tat iv ausfahrlidh niedergelegt.)

2. Eine m6glichst gut entblutete Leber wurde sorgfiiltig zer~ kleinert und vorsichtig auf d e m Wasserbade einge~rocknet. Die kleinen Krgmel wurden mit )[ther extrahiert. Nach Abdestillieren des )kthers wurde der Rfickstand mit ~/2 alkoholischer Kalilauge verseift und das Saponifikat nach Verdi/nnung mit Wasser sorg- fiiltig ausge~thert. Naeh Verjagen des Xthers zeigte der schwach- gelblich zuriickgebliebene Cholesterihstoff entweder gar keine Essigschwefels~urereaktion ant Oxycholesterin oder nur geringe Mengen davon, ~e nachdem die Entbl i~tungder Leber mehr oder weniger vollstlindig bewerkstellig~ wurde. Unter den zahlreichen Versuchen war der Oxycholesteringehalt kaum o,1--'o,2% vom cholesterinreichen Un~erseifbaren ~. Also trotzdem die zahlreichen Manipulati0nen auch hier nicht unter Luftausschlug ausgefiihrt wurden, waren kaum nennenswerte Mengen yon Oxycholesterin entstanden. Diese Arbeiten sind erschienen in I-Ioppe-Seilers Z. 63, 221--234 (19o9), sowie auch wiederholt in der Biochem. Z.

Abgesehen yon diesen experimentell nachgewiesenen Tatsaehen ist es auch unwahrscheinlich, dab das recht best~ndige Cholesterin beim sonst vorsichtigen Arbeiten aueh in Gegenwart yon atmosph~i- rischer Luft irgendwie eine Wesentliche Veritnderung erleidet.

Zum Schluf3 sei noch auf eine Arbeit in der Biochem. Z. 129, ~I5--I27 (1922), hingewiesen, wonach selbst beim Bestrahlen des Cholesterins dureh das direlrke Sonnenlicht es rmr nach ~ielen Monaten erhebliche Mengen yon Oxycholesterin aufweist, w~ihrend in den ersten Tagen kaum nennenswerte Mengen davon entstehen.

Wenn abet die Autoren das Cholesteriu far so sehr luft- empfindlich halten, so mug sieh doch z. B. das Cholesterin des Blutes in der Lunge (wie das H~moglobia zu Oxy-HXmoglobin) erst recht zu Oxycholesterin oxydieren.

E R W I D E R U N G . �9 Von

H. B~UMER, G6t t ingen.

abel der Entgegnung ant die ]3emerktlngen des Herrn LIFSC~IOTZ k6nnen wir uns kurz fassen, da die beiden yon ibm angeEihrten t3eispiele sich aui die Oxycholesterinbildung in vitro beziehen Und nur Tatsachen enthalten, die weder yon uns bestri t ten wurden, noch in Widerspruch zu unseren ]3afunden stehen. Die t3elege ffir unsere Meinuug, dab Oxych01esterin prXformiert im Organismus nicht vorkommf und positive ~3efunde als Kunstprodukte einer nicht genfigend schonenden t3ehandlung des Ausgangsmaterials anzusehen sind, daher die unter den verschiedensten Bedingungen mSgliche Oxycholesterinbildung in vitro Ifir den intermedi~ren Cholesterinstoffwechsel ohne ]~edeutung ist, werden in der bereits angekiindigten ausf~hrlichen VerOffentliehung des Herrn ~ISCHOFF enthalten sein. * Das robe Blutfett, das nur mit dl_ther aus dem Trockenblut extrahiert ist, enth~lt I5 bls 20% vom Unverseifbaren an Oxyeholesterln.