die neue weltordnung des islam - ahmadiyya.at

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Die Neue Weltordnung des Islam Niẓām-e nau Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud Ahmad RA Zweiter Khalifa des Verheißenen Messias AS des Islam Zweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

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Page 1: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

Die Neue Weltordnung des IslamNiẓām-e nau

Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA

Zweiter Khalifa des Verheißenen MessiasAS des IslamZweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Page 2: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

Die Neue Weltordnung des Islam

Niẓām-e nauvon Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA

Das Original erschien unter dem Titel:

و ن

� ام ظ

ن

�[Niẓām-e nau]

© Islam International Publications Ltd.

Erste Auflage in Urdu: 1943 – Hervogegangen aus einem 1942

gehaltenen Vortrag des Autors

Erste deutsche Auflage: 2018 – Übersetzt aus der 2005

erschienenen Auflage der englischen Übersetzung

Aus dem Englischen von Yunus Mairhofer

Unter der direkten Aufsicht von

Hadhrat Mirza Masroor Ahmad Khalifatul Masih VABA

(Fünfter Nachfolger des Verheißenen MessiasAS des Islam)

©

Genfer Straße 11

D - 60437 Frankfurt am Main

Mehr Informationen unter www.verlagderislam.de

ISBN: 978-3-939797-46-3

PRINTED IN GERMANY

Page 3: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

8

Vorwort zur ersten Ausgabe der englischen Übersetzung  18

Vorwort zur vorliegenden Ausgabe  22

Die Neue Weltordnung des Islam  27

Einleitung  29

Taḥrīk-e ǧadīd und seine allgemeine Wichtigkeit  29

Die Erfüllung eines großen islamischen Zieles und die Stärkung der

Fundamente der menschlichen Gesellschaft  30

in seinem Kontext  30

1.  32

Die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede der Armen und

Reichen dieser Zeit und ihre Folgen  32

Das Verhältnis der Wohlhabenden und ihrer Dienerschaft in der

Vergangenheit und heute  33

Der Vergleich der Anschauung von Arm und Reich zwischen

früher und heute und die Konsequenz daraus  34

Soziale Ungleichheit als Folge der Industrialisierung   35

Versuche zur Reduzierung der Armut und der Grund ihres

Scheiterns  36

Unerträglicher Zustand der Armen im Vergleich zu den

Wohlhabenden  37

Der erbärmliche Zustand der Armen und ein grausames Beispiel   38

Inhaltsverzeichnis

Page 4: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

9

2.  40

Beginn verschiedener Bewegungen zum Wohl der Armen  40

Demokratie  40

Erster Wandel in der Demokratie  41

Sicherstellung der Rechte durch die Demokratie und die Bemühungen

der Händler und Handwerker dafür  41

Sozialismus  42

Internationaler Sozialismus  42

Karl Marx und seine drei Grundsätze zur Besserung des Zustands der

Armen  43

Erster Grundsatz des Marxismus  44

Zweiter Grundsatz des Marxismus  45

Dritter Grundsatz des Marxismus  45

Die Folgen eine lang anhaltenden Sklaverei   46

Bemühungen Lenins und seiner Genossen um das Wohl der Armen  46

Beginn der Parteien der Bolschewisten und Menschewisten  47

Meinungsverschiedenheiten Lenins und Martows über die

Organisation der Regierung  47

Erste Meinungsverschiedenheit  47

Zweite Meinungsverschiedenheit  48

Martow zur Abschaffung der Todesstrafe   48

3.  50

Sechs wirtschaftliche Grundsätze des Bolschewismus und seine

Folgen  50

Die Folge des ersten Grundsatzes: Die Besitzergreifung der Güter

aller Wohlhabenden  52

Inhaltsverzeichnis

Page 5: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

10

Die Folge des zweiten Grundsatzes: Sorge tragen für die Bedürfnisse

der Handwerker  52

Die Folge des dritten Grundsatzes: der Beschluss, mehr Güter zu

ergreifen, als der vorgegebene Maßstab der Regierung erlaubt  52

Die Folge des vierten Grundsatzes: Mangel an Handlungsfreiheit  53

Die Folge des fünften Grundsatzes: Eingriff in die Religion  53

Der Versuch, den Atheismus einzuführen  54

Die Folge des sechsten Grundsatzes: Propaganda eigener Gedanken in

andere Länder  55

4.  56

Der Beginn von drei Bewegungnen als Reaktion auf den Bolschewis-

mus in Europa: Faschismus, Nazitum und Falangismus   56

Die neuen Bewegungen als Opposition zum Bolschewismus   57

Propoganda gegen den Bolschewismus aus Deutschland und

Italien und deren Befürwortung des Nazitums und Faschismus   58

Deutschlands und Italiens erstes Mittel der Propaganda gegen den

Bolschewismus  58

Das zweite Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus  59

Das dritte Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus  60

Befürwortung des Nazitums und Faschismus in Deutschland und

Italien  61

Das fünfte Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus: Versuch

der Auslöschung der Religion durch den Einfluss äußerer Mächte  61

Die Konsequenz des Versuchs, die Religion auszumerzen  62

Das sechste Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus:

Die Verbreitung der arischen Rassenlehre  63

Inhaltsverzeichnis

Page 6: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

11

5.  65

Sozialismus für die britische, französische und amerikanische

Arbeiterschaft  65

Zwei große Gefahren des Sozialismus: fehlendes Mitgefühl und

Religionslosigkeit   67

6.  68

Sieben grundsätzliche Nachteile des Kommunismus   68

Erster Nachteil: Unterbindung individueller Anstrengungen  68

Zweiter Nachteil des Kommunismus: Zwang und Gewalt   70

Dritter Nachteil des Kommunismus: Opposition gegen die

Religion und ihre Folgen  71

Vierter Nachteil des Kommunismus: Einführung der Diktatur im

Land  71

Fünfter Nachteil des Kommunismus: Behinderung der geistigen

Entwicklung  72

Sechster Nachteil des Kommunismus: Förderung der

Klassenkämpfe  75

Siebter Nachteil des Kommunismus: Gefährliche Auswirkungen

im Falle des Scheiterns  75

7.  77

Der Nationalsozialismus und seine Mängel  77

Erster Mangel  77

Zweiter Mangel  77

Dritter Mangel  78

Inhaltsverzeichnis

Page 7: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

12

Der gegenwärtige Krieg und seine Konsequenzen  79

Vorteil für Indien, wenn die westlichen Mächte gewinnen  80

Der Sieg des Bolschewismus als Konsequenz des Sieges der

westlichen Mächte und seine Folgen  83

8.  84

Bemühungen verschiedener Religionen und das Problem der

sozialen Ungleicheit  84

Das System im Judentum und seine Konsequenzen  85

Die Botschaft des Christentums an die Welt  87

Die Einführung eines neuen Systems ist gemäß der Ideologie des

Hinduismus unmöglich  89

9.  94

Unvergleichliche Lehre des Islam im Vergleich zu anderen

Religionen und die Ansicht des Islam über ein neues System  94

Abschaffung der Sklaverei  94

Islam und die Einschränkung der Sklaverei im Krieg   95

Der Islam erlaubt alleinig defensive Kriege  97

Der Islam zur Freilassung der Kriegsgefangenen   101

Der Islam zur Freilassung der Kriegsgefangenen unter der

Bedingung, nicht an zukünftigen Kriegen teilzunehmen  102

Kriegsgefangene beschäftigen und keine Arbeit auferlegen, die

Fähigkeit oder Kraft überschreitet. Die Lehre des Islam über die

humane Behandlung von Kriegsgefangenen  102

Die Lehre des Islam über das Verbot der Anwendung von Gewalt

gegenüber Kriegsgefangenen  103

Inhaltsverzeichnis

Page 8: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

13

Die Anweisung, heiratsfähige Kriegsgefangene zu verheiraten  104

Die Freilassung von Kriegsgefangenen durch das fidya, also Lösegeld-

bzw. Entschädigungszahlungen   105

Die Möglichkeit, ohne Lösegeld freizukommen  107

Unerschöpfliche Versuche des Islam, die Sklaverei abzuschaffen  108

Die Gefährten des Heiligen PropehtenSAW und die Behandlung

von Sklaven   109

Der Heilige ProphetSAW und ein Beispiel der Behandlung für die

Sklaven   109

Grund der Sklaven, der Freiheit die Gefangenschaft zu

bevorzugen  110

Einige Theorien, die Unrecht gegenüber den Unterprivilegierten

befürworten  112

Erste Theorie  112

Zweite Theorie  113

Dritte Theorie  113

Vierte Theorie  114

Fünfte Theorie  114

Angewandte Fehlkonzepte, die Unrecht erwirkten  116

Die Behandlung der durch geistige Sklaverei, also Knechtschaft,

enstandenen Trauer  116

Die Lehre des Islam über die Entdeckung von Bodenschätzen  118

Die Lehre des Islam über die Besitzergreifung der Güter anderer,

um dort scheinbar Verbesserungsmaßnahmen einzuführen  119

10.  122

Vier Grundsätze einer Vereinten Nationen des Islam   122

Gründe für das Scheitern des europäischen Völkerbunds  125

Inhaltsverzeichnis

Page 9: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

14

11.  127

Vier islamische Prinzipien zur Beseitigung der Leiden der Armen   127

Erstes Prinzip: Verteilung des Erbes  127

Zweites Prinzip: Horten ist verboten  129

Drittes Prinzip: Verbot von Zinsen  130

Viertes Prinzip: Zakat und freiwillige Spenden  131

Die Lehre des Islam über Privatbesitz und Eigentum  133

Gründe der Überlegenheit der islamischen Grundsätze gegenüber

den Grundsätzen des Bolschewismus  133

Bolschewismus ignoriert das intellektuelle Kapital  134

Soziale Ungleichheit im Bolschewismus  136

Die Konsequenzen der Missachtung von geistiger Arbeit im

Bolschewismus  137

Gefahr der Rebellion im Land aufgrund des Bolschewismus  139

12.  141

Der Staat benötigt die Kontrolle über das nationale Vermögen  141

Die unzureichende Abdeckung der Bedürfnisse der Armen durch

Zakat und die Notwendigkeit von freiwilligen Spenden  142

Erstes Mittel zur Abdeckung der Bedürfnisse der Armen gemäß

dem Sozialismus und der Beweis der Unmöglichkeit seiner

Umsetzung  143

Zweites Mittel zur Abdeckung der Bedürfnisse der Armen  144

Das Programm Hitlers und Görings zur Abdeckung der

Bedürfnisse der Armen durch Spendengelder  145

Das bolschewistische Programm zur Beseitigung der Armut  145

Inhaltsverzeichnis

Page 10: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

15

13.  148

Islamisches System zur Abschaffung von Luxusgütern und die

Gleichstellung von Armen und Reichen  148

Der Ansporn zu freiwilligen Abgaben im Islam  149

Der Vorteil der Aufrechterhaltung individueller Anstrengungen   151

Die Nachteile der Zwangsenteignung von Güter anderer  152

Der Islam verpflichtet Reiche zu freiwilligen Abgaben  152

Der Untergang von Völkern aufgrund des Nicht-Spendens auf

Gottes Wegen von überschüssigen Mitteln  154

Die Islam stillt die Bedürfnisse der Menschen zu jeder Zeit  155

System der Abdeckung der Bedürfnisse von Armen zur

frühislamischen Zeit  156

Die Anstrengungen organisierter Abdeckung der Bedürfnisse der

Armen in der Zeit der Kalifen des Islam  157

14.  160

Die Notwendigkeit eines neuen Systems zur Deckung der

Bedürfnisse von Armen gemäß den Anforderungen der Zeit  160

Das Programm des ḫātamu l-ḫulafāʾ zur Beseitigung des Leides in

der Welt und die Anwendung der islamischen Grundsätze auf die

Erfordernisse dieses Zeitalters  162

Die wichtigsten Punkte des islamischen Systems zur Beseitigung

der Leiden von Armen   162

Die Grundlage eines neuen Systems durch den Verheißenen MessiasAS

zur Beseitigung des Leides aus der Welt im Jahre 1905   163

Die Anweisung des Heiligen Qur'an zu freiwilligen Spendenopfer

in Zeiten verschiedener Bedürfnisse  164

Inhaltsverzeichnis

Page 11: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

16

Das neue System des al-Waṣiyyat  166

Das Recht der Weisen, Armen und schwachen Muslime auf die

Gelder des waṣiyyat  166

Gefahr um den Glauben jener, die nicht am neuen   167

System teilnehmen  167

Der Unterschied zwischen dem Bolschewismus und dem al-Waṣiyyat

in der Übergebung des Besitzes  167

Die Erreichung des Zwecks auf friedliche Weise durch das

al-Waṣiyyat im Vergleich zum Bolschewismus  168

Eine großartige Revolution durch die Beitretung der ganzen Welt

zur Ahmadiyyat  169

Der Besitz von Ahmadis gehört nach einigen Generation dem

System der Ahmadiyyat  169

Das System des waṣiyyat verbleibt nicht national, sondern wird

international  171

Das vom Verheißenen MessiasAS eingeführte System zur Förderung

der internationalen Brüderlichkeit   171

Die Freude und Zufriedenheit der Spendenden unter der neuen

islamischen Weltordnung  172

15.  176

Die Grundlage der neuen Weltordnung wurde 1905 in Qadian

gelegt  176

Das verschiedenen Verwendungszwecke der waṣiyyat Gelder  176

Mit Sicherheit wird das waṣiyyat etabliert   178

Der Überfluss an angesammelten Gelder des waṣiyyat  179

Die Anerkennung Khwaja Kamaluddins für das im al-Waṣiyyat

erwähnte System  180

Inhaltsverzeichnis

Page 12: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

17

16.  181

Das taḥrīk-e ǧadīd als kleineres Modell für die Neue Weltordnung  181

Zur Annäherung an die Neue Weltordnung  182

Das taḥrīk-e ǧadīd als Wegbereiter für die Neue Weltordnung  182

17.  184

Eine Unterweisung an alle Mitglieder der Jama'at  184

Ein Mitglied des waṣiyyat ist Teil der Fundamentlegung der

Neuen Ordnung  185

Die Notwendigkeit, zügig Testamente aufzusetzen  186

Stichwortverzeichnis  188

Anmerkungen des Herausgebers  198

Zum Autor  204

Inhaltsverzeichnis

Page 13: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

Vorwort zur ersten Ausgabe der englischen Übersetzung

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19

Vorwort zur ersten Ausgabe der englischen Übersetzung

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen

Hier folgt die englische Version eines Vortrags, gehalten vom verstorbenen Amīru-l muʾminīn1, Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA, anlässlich der Jährlichen Ver-sammlung der Ahmadiyya am 28. Dezember 1942. Eine wortgetreue Urdu-Aufzeichnung des Originals wurde im Dezember 1943 und dann nochmals im April 1944 und im März 1945 veröffentlicht.Die englische Version wird gedruckt, um das wichtige The-ma des Vortrags einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.Der Vortrag beantwortet die Frage „Wie schlägt die Ahma-diyyat, der wahre Islam, vor, mit der sozialen Ungleichheit in der Welt umzugehen?“ Die Lösung der Ahmadiyyat ist die Lösung des Islam, zugeschnitten unter göttlicher Lei-tung auf die heutigen Bedürfnisse durch den heiligen Grün-der der Ahmadiyya Bewegung. Sie baut auf der islamischen Lehre auf und betont die fortschrittliche Natur dieser Lehre.Die soziale Lehre des Islam wurde vom Amīru-l muʾminīn selbst 1924 in seinem Werk „Ahmadiyyat – Der wahre Islam“2 erörtert und ist seither wohl bekannt. Sie besteht aus dem gesetzlichen Verbot von Zinsen, das Steuer der Zakat und der Aufteilung des Erbes. Sie schließt aber auch generelle Anweisungen bezüglich freiwilliger Beiträge durch Indivi-duen ein, die die Führer des Islam seit frühesten Zeiten auf

1 Führer der Gläubigen. (Anm. d. Ü.)2 Dt. Ü.: Ahmadiyyat – Der wahre Islam. Frankfurt am Main 2015. (Anm. d. Ü.)

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Vorwort zur ersten Ausgabe der englischen Übersetzung

verschiedene Weise organisiert und dem Dienst der Gesell-schaft gewidmet haben.Der heilige Gründer der Ahmadiyya Bewegung (gest. 1908) führte unter seinen Anhängern ein System der freiwilligen Widmung des Besitzes individueller Ahmadis ein, was dem Bedarf der islamischen Sache im weitesten Sinne dienen soll-te. Diese Einrichtung wurde von ihm in seiner Schrift „al-Waṣiyyat“ 1905 verkündet, und seither ist das Vermachen von Teilen des Besitzes und Einkommens an das zuständige zen-trale Büro der Ahmadiyyat in Qadian zu einer gewohnten Praxis unter Ahmadis geworden.Der Amīru-l muʾminīn kündigte in seinem Vortrag an, dass die soziale Ordnung des Islam, gegründet auf den Säulen ihrer wirtschaftlichen Lehren, auch künftig weiterwachsen werde. Sie werde durch al-Waṣiyyat wachsen, der Einrichtung des Widmens von Besitz und Einkommen, eingeführt 1905 vom Gründer der Ahmadiyyat. Die Einrichtung des al-Waṣiyyat beantwortet daher jene Frage, die viele Muslime und Nicht-Muslime heutzutage zu stellen scheinen, und zwar, ob der Islam fortschrittlich sei. Sie beantwortet auch die breitere Frage, ob die Religion an sich fortschrittlich sei.Die Ahmadiyya-Lösung des Problems der Ungleichheit, so kann man ebenfalls sagen, wird sich in der Welt so schnell ausbreiten wie sich die Ahmadiyyat selbst ausbreitet. Die Ge-schwindigkeit kann nicht erzwungen werden, da die Ahma-diyyat, den islamischen Lehren folgend, daran gebunden ist, zu ihrer Verbreitung lediglich eine Methode anzuwen-den – die Methode des Arguments und der ehrlichen Über-zeugung. Jene, die das grundlegende Prinzip dieser Lösung akzeptieren, jedoch glauben, das ihre Verwirklichung in der

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21

Welt zu lange dauern würde, können zur Lösung beitragen, indem sie ihre Grundlagen auf ihre eigene Weise anwenden. Wie auch immer, bis das Programm von al-Waṣiyyat Wirk-mächtigkeit erzielt, wird ein anderes Programm, bekannt als das taḥrīk-e ǧadīd (das Neue Programm), an seine Stelle tre-ten. Dieses Programm wurde vom Amīru-l muʾminīn in einer Serie von Freitagsansprachen 1934 verkündet. Seine neun-zehn Punkte können als organisierte Bemühung zusammen-gefasst werden, Disziplin, Einfachheit und freiwillige Op-ferbereitschaft der Anhänger zur Erhaltung eines zentralen Fördertopfes zu fördern, der schließlich zur Stärkung und Förderung der Arbeit dient, die die Ahmadiyyat zur Verbrei-tung des Islam und seiner Einrichtungen unternimmt. Das taḥrīk-e ǧadīd ist daher ein Vorbote der Neuen Weltord-nung des Islam und ist eng mit ihr verbunden. Daher be-ginnt und endet der Vortrag darauf bezugnehmend

M. Aslamfür den Herausgeber.Qadian, 1946

Vorwort zur ersten Ausgabe der englischen Übersetzung

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Vorwort zur vorliegenden Ausgabe

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23

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen

Vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden Ideologien des Kommunismus und der kapitalistischen De-mokratie hat der zweite Kalif der Ahmadiyya Bewegung, Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA, diesen Vortrag an die jährliche Versammlung der Ahmadiyya am 28. Dezember 1942 gerichtet. Der Vortrag beantwortet die Frage „Wie schlägt die Ahmadiyyat, der wahre Islam, vor, mit dem großen Problem der sozioökonomischen Ungleich-heit in der Welt umzugehen?“ Die Lösung der Ahmadiyyat ist die Lösung des Islam, ausgelegt unter göttlicher Leitung für die heutigen Bedürfnisse vom heiligen Gründer der Ahmadiyya Bewegung. Die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Betuchten und den Benachtei-ligten werden nicht nur täglich intensiver, sondern auch mit zunehmender Bitterkeit erfahren.

Dass mit dem Fortschritt in allen Bereichen des Lebens die Ungleichheiten weniger werden und schließlich ver-schwinden würden, war die Hoffnung vieler, die sich nicht erfüllt hat. Der Sprecher untersucht und analysiert die Rol-le, die verschiedene Bewegungen bei der Linderung von Armut und Leid gespielt haben, wie zum Beispiel der So-zialismus, der Internationale Sozialismus, der Marxismus, der Bolschewismus, das Nazitum und der Faschismus usw. Weil jede einzelne von diesen Nachteile und Mängel hatte, konnten sie allesamt nur scheitern und taten dies auch. Eine jede dieser Bewegungen strebte entweder nach bevorzugen-den oder begrenzten Vorteilen oder diskriminierte zwischen Klassen, was zur Verbreitung von Spannungen führte oder die menschlichen Potenziale auf körperliche Arbeit redu-

Vorwort zur vorliegenden Ausgabe

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24

zierte, was wiederum zum Verlust intellektueller kreativer Fähigkeiten und Ansätze führte.

Der Redner erkundet ebenfalls die großen Weltreligi-onen hinsichtlich der grundlegenden Frage der sozialen Ungleichheit als schwerwiegendes Problem. Verglichen mit dem Islam versäumen es deren Lehren komplett, die-ses Problem anzusprechen; anstatt eine zufriedenstellende Lösung anzubieten, verschlimmern sie es. „Das System des Judentums“, so beobachtet er, „ist ein rein rassisches. Nichts da-ran ist universell… Es legt auch sehr grausame Bedingungen dar, die solchen Nationen auferlegt werden sollen, die sich ihm entge-genstellen.“ Hinsichtlich des Christentums und des Hindu-ismus beobachtet er: „Die Botschaft des Christentums ist jene, dass das Gesetz ein Fluch ist. Wenn das Gesetz ein Fluch ist, dann sind auch jegliche Ge- oder Verbote, die es enthält, ein Fluch…Die Hindu-Religion hat durch die Einführung der Doktrinen des Kar-ma und der Seelenwanderung der Menschheit das Tor zu Frieden und Fortschritt komplett verbaut.“ Die Doktrin der Diskrimi-nierung zwischen den Kasten in der Gesellschaft der Hin-dus verschlimmere gleichzeitig das angesprochene Problem. Nur die islamischen Lehren – moralische, soziale und wirt-schaftliche – können die sozialwirtschaftlichen Leiden der Welt ausmerzen und in Frieden, Harmonie, Gleichheit und Gerechtigkeit umwandeln.

Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, der Verheißene Mes-sias und Mahdi und der Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, hat den Grundstein für die neue Weltordnung durch die Einführung des waṣiyyat-Programms gelegt, welches er, basierend auf den islamischen Lehren und unter göttli-cher Leitung, 1905 in seiner Schrift „al-Waṣiyyat“ dargelegt hat. Später, 1934, rief Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mah-

Vorwort zur vorliegenden Ausgabe

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25

mud AhmadRA das taḥrīk-e ǧadīd ins Leben, um den Boden für die vollständige Umsetzung der neuen Weltordnung des waṣiyyat-Systems zu bereiten. Im vorliegenden Vortrag erläutert er die Ziele und Absichten des taḥrīk-e ǧadīd und behauptet, dass die neue Weltordnung in allen ihren Aspek-ten, wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Natur, so wie sie durch das System des waṣiyyat eingeführt wurde, am Ende dominieren und eine neue und echte Revolution stattfinden werde.

Obwohl der vorliegende Vortrag in den frühen 1940er Jahren gehalten wurde, wonach sich die Welt so stark verän-dert hat, dass sie kaum wiederzuerkennen ist, sind die zen-trale Botschaft und viele Details des Vortrags noch immer relevant und werden es bleiben, bis die wahre Botschaft des Islam die Vorherrschaft in der Welt erlangt haben wird und die Welt, nachdem sie von dessen Wahrheit überzeugt ist, den Islam annimmt.

Für die Veröffentlichung dieser hier vorliegenden deut-schen Übersetzung ist einigen Personen Dank auszuspre-chen. Zuvorderst Yunus Mairhofer, der den Text aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte. Tariq Hübsch ist zu danken für Lektorat, Satz und Layout. Nabeel Ahmed Shad und Hasanat Ahmad für weitere Überprüfungen, der Tran-skription arabischer Terminologien und dem Setzen der ara-bischen Texte. Und nicht zuletzt Qamar Mahmood für die Gestaltung des Buchumschlags. Möge Allah sie allesamt segnen.

Mubarak Ahmad TanveerPublikationsabteilung Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöRFrankfurt am Main 2018

Vorwort zur vorliegenden Ausgabe

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Die Neue Weltordnung des Islam

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حیم 3 حمن الر ه الر بسم الل

ی علی رسوله الکریم 4 حمده و نصل

ن

Einleitung

Taḥrīk-e ǧadīd und seine allgemeine Wichtigkeit

Spezielle Aspekte des taḥrīk-e ǧadīd wurden bereits zu verschiedenen Anlässen eigens erklärt und ausgeführt, aber die umfassende Wichtigkeit des taḥrīk-e ǧadīd wurde der Ja-maat bis heute noch nie dargelegt. Tatsächlich wurde ich mir selbst darüber erst schrittweise bewusst. Als ich den ersten Vortrag über das taḥrīk-e ǧadīd hielt, nahmen seine verschie-denen Ausformungen in meinem Geist, sozusagen durch göttliche Inspiration, erst Gestalt an, und so wie ich von der göttlichen Inspiration geleitet wurde, fuhr ich in meinen Er-läuterungen fort. Die Wahrheit ist deshalb, dass viele der Nutzen und Eigenheiten des taḥrīk-e ǧadīd für mich selbst zuvor nicht ersichtlich waren und nicht einmal ich selbst alle Zusammenhänge erkannt hatte. Es mag Teil der göttlichen Vorsehung gewesen sein, dass erst in einem bestimmten Entwicklungsstadium die Aufmerksamkeit auf die gesam-

3 Übersetzung: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des immer Barmherzi-gen.“ (Der Heilige Qur’an 1: 1; Anm. d. Ü.)4 Übersetzung: „Wir preisen Ihn und erflehen Seinen Segen für Seinen edlen Gesandten.“ (Anm. d. Ü.)

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30

Die Neue Weltordnung des Islam

te Wichtigkeit des taḥrīk-e ǧadīd gerichtet werden sollte, und das mag auch der Grund dafür sein, warum man der Sache bis zuletzt keine Beachtung geschenkt hat. Wie dem auch sei, es besteht nun kein Zweifel, dass das Tehrik einen uni-versellen Aspekt erfüllt, und es ist notwendig, diesen Aspekt zu erläutern.

Die Erfüllung eines großen islamischen Zieles und die Stärkung der Fundamente der menschlichen Gesellschaft

Was ich daher sagen will, ist, dass das taḥrīk-e ǧadīd, das ich vor einiger Zeit unter göttlicher Inspiration eingeführt habe, in sich den Samen trägt, der unter Entfaltung einer großen islamischen Bestimmung zeitgerecht heranwachsen und dazu dienen wird, die Grundfesten der menschlichen Gesellschaft zu stärken.

Während ich fortfahre, mögt ihr anfangen, euch zu wun-dern, was das Thema meines Vortrages mit dem taḥrīk-e ǧadīd zu tun hat. Wenn ihr aber bis zum Ende geduldig bleibt und aufmerksam dem folgt, was ich zu sagen habe, werdet ihr sehen, welche Rolle es für das taḥrīk-e ǧadīd spielt.

Taḥrīk-e ǧadīd in seinem Kontext

Es ist nicht möglich, eine Sache außerhalb ihres Zusam-menhangs zu verstehen. Aus ihrem Umfeld gerissen, verlie-ren die wunderschönsten Dinge ihren Glanz. Bevor ich euch das taḥrīk-e ǧadīd also nicht in seinem natürlichen Zusam-menhang erkläre, werdet ihr nicht in der Lage sein zu ver-stehen, worum es geht.

Dies wird umso notwendiger, als die Mehrheit der Mit-glieder unserer Jamaat ländlichen Gegenden entstammt, wo

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31

Die Neue Weltordnung des Islam

sie nur wenig von den zeitgenössischen Ideen mitbekommt. Das erfordert auch einige Erläuterungen hinsichtlich der Sta-dien, welche die Menschheit zuletzt durchschritten hat und die mich dazu gedrängt haben, diesen Plan einzuführen.

Ebenso muss ich die Veränderungen beleuchten, die um uns herum geschehen und erklären, inwiefern sie die Zu-kunft beeinflussen, speziell die Zukunft unserer Gemeinde und anderer muslimischer Gemeinschaften.

Stellen sich die Auswirkungen dieser Veränderungen als wahrscheinlich schädlich heraus, welche Schritte setzen wir dann, um uns dagegen zu schützen? Und für den Fall, dass sie sich als günstig erweisen, inwieweit sollen wir sie dann annehmen?

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1.

Die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede der Ar-men und Reichen dieser Zeit und ihre Folgen

Ich muss damit beginnen zu sagen, dass die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede, die wir heutzutage zwi-schen Arm und Reich sehen, nicht nur intensiver werden, sondern dementsprechend auch immer bitterlicher spürbar. Unterschiede in Wohlstand und weltlichem Besitz existieren seit jeher, doch die Kluft war noch nie so groß wie heute.

Großgrundbesitzer hatten die Angewohnheit, die einge-nommenen Mieten und Abgaben unter den Ansässigen und Angestellten wieder umzuverteilen. Dies finden wir in ei-nigen ländlichen Gebieten des Landes auch heute noch. Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren nach Lahore reis-te und dort von einem großem Gutsherrn im Punjab hörte, der bettlägrig geworden war. Es wurde mir erzählt, dass er während seiner Krankheit von hunderten Leuten aus seinen Ländereien besucht wurde, die sich nach seinem Wohlbe-finden erkundigten. Jeder Einzelne dieser Besucher brachte dem kranken Gutsherrn ein Präsent, wie z.B. ein Schaf, Reis oder hausgemachten Zucker. Der Gutsherr seinerseits arran-gierte eine große Küche, in der all diese Gaben zur Versor-

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33

Die Neue Weltordnung des Islam

gung des Gästestroms vom Land verwendet wurden. Sein Krankheitszustand dauerte zwei bis drei Monate an und so lange sorgte man auch für die Verpflegung.

Das Verhältnis der Wohlhabenden und ihrer Dienerschaft in der Vergangenheit und heute

Was ich damit sagen möchte, ist, dass trotz des Unter-schieds an Wohlstand die Wohlhabenden die Angewohnheit hatten, ihr Hab und Gut auf eine Weise einzusetzen, die kei-nen Unmut erzeugte. In der Vergangenheit, um dies noch einmal zu wiederholen, stand das Verhältnis zwischen Her-ren und Dienerschaft auf einer ganz anderen Basis als heute. In wohlsituierten Familien wurden Bedienstete und Ange-stellte als Teil der Familie gesehen, wobei man natürlich ge-wisse Grenzen hatte. Beispielsweise hätte ein Hausherr sei-ne Tochter nicht seinem Diener zur Frau gegeben, noch hielt man es für den Herrn selbst angemessen, dass er eine seiner Bediensteten heiratete. Trotzdem war die Distanz zwischen Herrn und Untergebenem nie so groß, noch wurde sie so sehr betont wie heute. Der Herr saß am Boden und seine Diener und Angestellten saßen frei um ihn herum. Genauso verbrachten die Damen des Hauses und ihre Bediensteten die Zeit frei miteinander. Heute sitzt der Herr im Sessel und der Bedienstete hat in Bereitschaft stehend eine respektvol-le Haltung zu zeigen. Ist er auch noch so müde, wagt er es nicht, sich in Anwesenheit des Herrn hinzusetzen. Sogar die neuen Transportmittel tragen dazu bei, Unterschiede zu er-zeugen und zu betonen. Früher ritten der Herr und sein Die-ner gemeinsam durch das Land. Sicher war der Herr etwas besser gesattelt als der Diener, aber beide ritten gemeinsam

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als Gefährten. Heutzutage reisen die Herrschaften gemein-sam mit den Gehobenen in der Premium- oder ersten Klasse, während die Angestellten unter ihresgleichen zweiter oder dritter Klasse reisen. Weiter demonstrieren die Wohnstät-ten von Reichen und Armen heute weitaus deutlicher, wie unterschiedlich ihre Verhältnisse sind, als es früher der Fall war. So lange die wichtigsten Einrichtungsgegenstände Tep-piche waren, konnte das Material oder Design noch so er-lesen und kostbar sein, die Armen kamen dem mit eigenen Imitaten einigermaßen nahe. Heute haben Möbel und Heime einen derartigen Standard erreicht, den Ärmere nicht einmal nachmachen zu hoffen brauchen. Damals konnte man edle Teppiche der Reichen mit günstigeren Materialien imitieren, aber die heutige Vielfalt an Sofas, Stühlen, Tischen, Polstern und Gardinen lässt einem weniger Bemittelten kaum noch Hoffnung, wenigstens so ähnlich dazustehen. Kurz gesagt, die Unterschiede zwischen den Reichen und den Armen sind groß und deutlich geworden und sie erzeugen einen klaren Kontrast, Enttäuschung und Verbitterung.

Der Vergleich der Anschauung von Arm und Reich zwi-schen früher und heute und die Konsequenz daraus

Auf der anderen Seite hat der heutige Zugang zu Bil-dung und Information den Durchschnittsbürger aufmerksa-mer und sensibler gemacht. Früher hat man diese Dinge eher hingenommen. Man dachte, alle materiellen Dinge kämen von Gott. Wenn jemand reich war, dann weil Gott ihn reich gemacht hatte, und wenn jemand arm war, dann weil Gott ihn arm gemacht hat. Diese Anschauung ist nun überholt. Vielmehr fühlt man, dass die Armen arm sind, weil die Rei-

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chen sie um ihren Anteil gebracht haben und dass die Rei-chen nicht reich sind, weil Gott ihnen den Reichtum beschert hat, sondern weil sie sich ungerechterweise angeeignet ha-ben, was eigentlich den Armen gehört. Dieser Sichtwechsel hat auch dazu beigetragen, dass der Unmut zwischen den Klassen größer geworden ist. Früher war ein armer Mann, der fromm war, auch genügsam und zufrieden. Hatte er Zei-ten von Hunger und Not durchzustehen, so nahm er dieses Los als von Gott auferlegt an und pries seinen Herrn ent-sprechend seiner Not. Und wenn er Gutes und ausreichend an Essen für sich und seine Familie hatte, pries er seinen Herrn in Dankbarkeit.

War ein armer Mann weniger fromm, selbst dann fand er sich mit seiner Armut und Hilflosigkeit ab und beschwer-te sich nicht. Heutzutage hängt man die Verantwortung, welche man damals auf Gottes Schwelle legte, dem Men-schen um. Es wird so wahrgenommen, dass die Reichen die Armen unterdrücken und dieses Gefühl mehrt die Verbitte-rung zwischen den Klassen.

Soziale Ungleichheit als Folge der Industrialisierung

Einst hatte man gehofft, dass mit dem Fortschritt in alle Richtungen die Ungleichheit verschwände, aber diese Hoff-nungen sind bis heute vergeblich. Die aufkommende Indus-trialisierung stieß auch nicht bei beiden Seiten auf Anklang. Die Reichen sagten, die Vielfalt an Maschinen würde zahl-reiche Arbeitsplätze schaffen und andererseits die Arbeits-bedingungen verbessern. Die Arbeiter indes befürchteten, dass eine Maschine mehrere Arbeitskräfte ersetzen und da-mit in einer verminderten Beschäftigungsanzahl resultieren

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würde. Obwohl die Einführung von Maschinen schließlich zu einer Mehrbeschäftigung führte, wurde der Unterschied zwischen Arm und Reich dennoch größer denn je.

Versuche zur Reduzierung der Armut und der Grund ihres Scheiterns

Zugestanden, hat es in einigen Bereichen Verbesserun-gen gegeben, als Ergebnis humanitärer Bemühungen wohl-wollender Staatsmänner und Industrieller. Man kann diese aber lediglich als Erleichterungen sehen und nicht als Ansät-ze, die dem Problem auf den Grund gehen. Die Sozialsyste-me wurden in ihrer Grundidee niemals reformiert und somit blieb die Wurzel des Übels bestehen.

Täglich bekommt der Hund eines Reichen Leckerbis-sen, die Überreste seiner üppigen Tafel sind, während die Kinder eines Armen hungrig schlafen gehen. Das ist kein übertriebener Vergleich! Es gibt hunderttausende Eltern, die ihre Kinder mit leerem Magen ins Bett schicken müssen. Selbst wenn die Wohlhabenden sich darum sorgten, diesem Zustand Abhilfe zu schaffen, gelänge es ihnen allein durch individuelle Anstrengungen nicht. Ein Reicher, wie wohltu-end er auch sein mag, kann sich einfach nicht vorstellen, wie in einer Hütte auf einen fernen Hügel gerade das Kind eines Armen vor Hunger stirbt.Wie soll ein wohlhabender Städter die Turbulenzen verstehen, welche die gezeichnete Bevölke-rung der Randgebiete gerade durchmacht? Es ist wahr, dass oft schon der Wille zu helfen fehlt, aber angenommen, die wohlhabende Klasse wäre gewillt, ja, sogar darauf bedacht, zu helfen, selbst dann würde es an der nötigen Kenntnis

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bzw. den notwendigen Mitteln fehlen, um damit Armut und Instabilität aus der Welt zu schaffen.

Unerträglicher Zustand der Armen im Vergleich zu den Wohlhabenden

Fühlt sich ein Reicher unwohl, so verschreibt ihm der Arzt teure moderne Medikamente. Und sagt dem Patienten der Geschmack oder Geruch nicht zu, dann bekommt er ent-weder von diesem oder einem anderen Arzt andere ähnlich teure Medizin. Leidet ein Reicher an einer Erkältung, kann es sein, dass er dafür soviel Geld ausgibt, was für einen Ar-men ein Vermögen bedeutet. Andererseits mag es sein, dass eine arme Frau, deren Kind unter einer Lungenentzündung keucht, vergeblich um die paar Cent für Kräuter bettelt, mit denen sie den Tee kochen kann, den ihr ein ansässiger Kräu-terdoktor verschrieben haben mag. Dabei ist die Besorgnis, welche die Mutter eines kranken Kindes im Herzen verspürt, dieselbe, ob es sich nun um das Herz einer armen oder einer reichen Frau handelt. Aber der Wohlstand der einen Frau er-laubt es ihr, bei dem kleinsten Anlass sämtliche Ressourcen der Medizin und Pharmazie aufzufahren, während die Not der anderen ihr nichts anderes übrig lässt, als das Leiden ih-res Kindes in tiefstem Elend mitanzusehen.

Kommt es nicht immer wieder um Sie herum vor, dass mit den Leben der Armen gespielt wird bzw. man sie ver-spielt, wobei man sie eigentlich mit ganz kleinem Aufwand hätte außer Gefahr bringen oder sogar retten hätte können? Die Auswüchse der Armut um uns herum erreichen oftmals unerträgliche Ausmaße.

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Der erbärmliche Zustand der Armen und ein grausames Beispiel

Einst kam eine arme Frau zu mir und erklärte in langen Details den Grund ihres Besuchs. Wieder und wieder sag-te sie, dass sie mit großen Hoffnungen zu mir gekommen sei und sie schien äußerst besorgt zu sein, mit ihrem Anlie-gen zurückgewiesen werden zu können. Je mehr ich ihr gut zuredete, desto demütiger und vehementer wurde ihr Bit-ten. Ich konnte mir vorstellen, dass sie wahrscheinlich Geld für die Hochzeit ihres Sohnes oder ihrer Tochter brauchte, aber als ich sie schließlich dazu bringen konnte, mir doch zu sagen, was sie benötigte, war alles, worum sie bat, acht Anna.5 Ich kann nicht vergessen, wie erschüttert ich deswe-gen war! Wie lange hatte sie ausgeholt, um auf den Punkt zu kommen, wie demütig und zurückhaltend war sie, als sie ihr Anliegen vorgebracht hat und wie bedauernswert war, gemessen daran, ihre Forderung. Nicht mehr als acht Anna! Kann gut sein, dass sie glaubte, niemand, der bemittelt war, würde bereit sein, einer armen Frau zumindest acht Anna zu geben. Oder dass es überhaupt wenige gäbe, die eine acht Anna Münze besäßen oder für sie übrig hätten. Was auch immer der Grund für ihre Zögerlichkeit und Angst gewesen sein mag, die ganze Begebenheit verdeutlichte die furchtba-re Lage des Elends.

Wenn dies die allgemeine Wahrnehmung der Leute ih-rer Klasse war, dass niemand bereit sein würde, auch nur acht Anna auszugeben, um einer armen Frau aus einer Not-

5 Ehemalige Münzeinheit in Indien, entsprach 1/16 einer Rupie. (Anm. d. Ü.)

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lage zu helfen, dann ist es kein Wunder, dass die Armen die Reichen bitterlich hassen. Wenn die Mittellosen, versunken in Armut und Elend, denken, niemand habe auch nur acht Anna übrig und dass jemand, der sie übrig hat, eine glückli-che Ausnahme ist – was sagt das aus über die Tiefe, auf die weite Teile der Gesellschaft gesunken sind!

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2.

Beginn verschiedener Bewegungen zum Wohl der Armen

Demokratie

Es war Ende des 18. Jahrhunderts, als Reaktionen auf diese Zustände eine organisierte Form anzunehmen began-nen. Der Bewegung, die damit ihren Anfang nahm, gab man den Namen Demokratie. Es wurde verstanden, dass die Lö-sung nicht in der Hand von Einzelnen, sondern in der Hand des Staates lag.

Wie ich schon gesagt habe, kann von jemandem aus La-hore oder Dehli kaum erwartet werden, bescheid zu wissen, wie gerade das Kind einer mittellosen Frau in einer Hütte im Himalaya vor Hunger verendet, noch hat die Mehrheit in den Städten eine Vorstellung von den prekären Zuständen, die auf dem Lande vorherrschen. Aber man könnte vom Staat erwarten, dass er diese Informationen oder zumin-dest die Mittel, diese zu erlangen, besitzt. Aus diesen Grund dachte man, es sei die Pflicht des Staates, Maßnahmen zur Besserung und Reform einzuleiten.

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Erster Wandel in der Demokratie

Als Begleiterscheinung war erforderlich, dass neben den Herrschenden, Adligen und Ministern auch andere eine Stimme haben sollten, wenn es um die Führung der Angele-genheiten des Landes ging, damit zentrale Entscheidungen und Bestimmungen auf Basis größtmöglicher Informationen und Kenntnisse getroffen werden konnten. Die erste Not-wendigkeit der Demokratie war aus diesem Grund, die Re-präsentation verschiedener Klassen und Interessensgruppen zu gewährleisten, damit jene am Ruder der Macht über die Zustände in den verschiedenen Teilen des Landes auf dem Laufenden gehalten werden konnten und ihnen zur selben Zeit die Beratung der unterschiedlichen Seiten zu Verfügung stand. Für einige Zeit erfüllten diese Repräsentanten ledig-lich eine beratende Funktion, dennoch stellte selbst dies einen großen Fortschritt dar, insofern damit sichergestellt wurde, dass jene an der Macht vollständigere Informationen und Kenntnisse hinsichtlich der Bedürfnisse und Schwierig-keiten derer hatten, über die sie regierten.

Sicherstellung der Rechte durch die Demokratie und die Bemühungen der Händler und Handwerker dafür

Anfangs gehörten diese Repräsentanten mehrheitlich der grundbesitzenden Klassen an und der Nutzen ihrer Empfehlungen kam daher prinzipiell nur den Angehöri-gen ihrer eigenen Klassen zugute. Schrittweise erhoben sich auch Händler und Handwerker und die Bewegung bekannt als Liberalismus nahm ihren Anfang, deren Anliegen grund-sätzlich die Sicherstellung und Vertretung der Interessen

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eben jener Klassen war. Infolgedessen wurde die Mitbestim-mung ausgeweitet und jene Klassen miteinbezogen, wonach sie anfingen, die Politik des Staates zu beeinflussen, ja, sogar zu dirigieren.

Sozialismus

Später fing eine weitere Klasse an, um Anerkennung zu kämpfen und sich ihre Rechte zu sichern. Dies waren die Ar-beiter in den Fabriken und die Angestellten. Als diese sahen, dass lediglich die Interessen der Grundbesitzer, des Handels und der Industrie in der Legislative vertreten wurden, be-merkten sie, dass Regierungen, die einer derartig zusam-mengesetzten Legislative unterstanden, nicht offen für ihre Bedürfnisse und Leiden waren, weswegen sie auf das Recht Anspruch erhoben, sich selbst direkt zu vertreten. Die Poli-tik bzw. das Programm, welches diese Klasse hervorbrachte, kennt man nun als Sozialismus.

Das wichtigste Ziel dieser Bewegung ist eine gleichere Verteilung des Wohlstands zwischen den Eigentümern des Kapitals und der Arbeiterklasse. Um dieses Ziel zu errei-chen, sind sie darauf aus, die Regierungsführung in die eige-ne Hand zu nehmen, im Glauben, dadurch einen gerechten Ausgleich für die Beschwerlichkeiten der Arbeiter und der ärmeren Bevölkerungsgruppen erreichen zu können.

Internationaler Sozialismus

Die nächste Stufe zeichnete sich ab, als man begann, festzustellen, dass diese Bewegungen allesamt nur national ausgerichtet waren und dass ihre Errungenschaften nur auf

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bestimmte Länder beschränkt waren. Wie zufrieden konnte man über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei-spielsweise in England sein, während die gleiche Klasse in Frankreich weiterhin unter schweren Beschneidungen litt. So schlug man vor, dass sich die Arbeiter verschiedener Län-der zusammentun und in internationalen Organisationen und Vereinigungen zusammenarbeiten sollten. Ein weiteres Motiv für diese Bewegung war, dass man glaubte, die kapi-talistischen Klassen würden sich bereits in einigen Ländern aktiv in Opposition zur Arbeiterklasse organisieren. Man meinte, dem einzig entgegenwirken zu können, indem sich die Arbeiter selbst auf internationaler Basis organisierten. Diese Bewegung heißt Internationaler Sozialismus.

Karl Marx und seine drei Grundsätze zur Besserung des Zustands der Armen

Der Kampf um Gleichberichtigung für Arbeiter und andere erfuhr einen großen Aufschwung bzw. bekam eine völlig neue Orientierung durch die Lehren von Karl Marx. Dieser Mann war ein Deutscher jüdischer Abstammung, jedoch selber christlichen Glaubens. Nach reiflichen Über-legungen kam er zu dem Schluss, dass der Ansatz des So-zialismus, die kapitalistische Klasse durch Unterdruckset-zung zu bewegen, zu langsam war und man sich dadurch nicht versprechen konnte, das gewünschte Ergebnis inner-halb einer absehbaren Zeit jemals zu erreichen. Er glaubte, es sei vergeblich zu erwarten, dass sich jene am Ruder der politischen Macht jemals lediglich durch Ausübung sozia-len oder politischen Drucks dazu bewegen lassen würden, sich zu ändern. Er vertrat den Standpunkt, dass der einzig

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wirksame Weg, eine Reform herbeizuführen, war, dass die Arbeiter die Macht ergriffen. Anstatt jahrelang Aufrührung durch spezifische Reformen und Verbesserungen zu betrei-ben, wäre es zielführender, wenn die Arbeiter die staatlichen Maschinen in Besitz nähmen und gleichzeitig eine komplet-te Reform des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Be-reichs durchführten. Deshalb betonte er die Notwendigkeit der direkten politischen Teil- bzw. Einflussnahme, mit dem Hintergrund der politischen Machtergreifung, wodurch eine vollkommene soziale und wirtschaftliche Revolution erreicht werden könnte.

Erster Grundsatz des Marxismus

Der Marxismus ist so gesehen eine Entwicklung des In-ternationalen Sozialismus, welcher seine Ziele durch politi-sche Revolution anstatt durch wirtschaftlichen Wandel errei-chen will. Er deutet auch darauf hin, dass ein Grund für das Scheitern des Sozialismus darin läge, dass die Sozialisten an Kooperation mit den kapitalistischen Klassen glaubten, während man ihm zufolge auf keine Verbesserung hoffen konnte, ohne den Sturz der Kapitalisten. Marx zufolge ba-sieren Demokratie und alle Systeme, die auf der Kooperati-on der verschiedenen Klassen beruhen, auf völlig falschen Prinzipien. Unter seinem System steht den kapitalistischen Klassen überhaupt kein Anteil zu, sondern alle Macht und Autorität ist den Arbeitern zu eigen.

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Zweiter Grundsatz des Marxismus

Um dieses Ziel zu erreichen, glaubte er an eine gewaltsa-me Revolution durch Organisation und Angriff. Diese Lehre von Marx nahm später im Bolschewismus Form an.

Dritter Grundsatz des Marxismus

Marx war außerdem der Ansicht, dass die kapitalisti-schen Klassen schon so lange an der Macht waren und die Arbeiter bereits derart demoralisiert, dass man von den Ar-beitern nicht erwarten konnte, in der Lage zu sein, nach dem Sturz der Kapitalisten ihre eigenen Interessen zu sichern.

Sie kennen vielleicht die Geschichte des schlecht bezahl-ten Knechts, dessen Freund ihn anhielt, seinen Herrn um eine Lohnerhöhung zu ersuchen oder ihm andererseits zu drohen, dass er sonst gehen würde. Nach hartnäckigem Zö-gern und langem Einreden entschloss er sich schließlich den Rat des Freundes zu befolgen. Eines Morgens, als sein Meis-ter von seinem Ausritt zurück kam, fragte ihn der Knecht um Erlaubnis, etwas vorbringen zu dürfen. Als ihm gesagt wird, er solle fortfahren, stieß er hervor: „Herr, jeder in mei-ner Position bekommt weitaus mehr bezahlt als ich. Ich bitte deshalb darum, dass mein Lohn erhöht wird, sonst...“ „Sonst was, du Knappe?!“ donnerte der Meister, der ihm flugs mit seiner Peitsche einen gezielten Schmiss verpasste. „Sonst mache ich so weiter wie bisher“, wimmerte der Knecht. Sei-ne ganze Entschlossenheit, sich eine Lohnerhöhung zu ho-len oder ansonsten seinen Herrn zu verlassen, verpuffte mit nur einem einzigen Peitschenhieb.

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Die Folgen eine lang anhaltenden Sklaverei

Es ist wahr, dass langes Leiden und Not die Leute ihrer Standfestigkeit und Willensstärke berauben. Ich habe selbst versucht, Ambitionen und Verbesserungen in den übervor-teilten Klassen hervorzurufen. Die Leute hören durchaus aufmerksam zu, um am Ende eher selbstbestätigend sagen zu können: „Gott hat den Dingen ihren Platz gegeben, es ist sinnlos zu versuchen, sie zu ändern.“ Als ob ein jeder, der versucht, eine bestehende Ordnung zu ändern oder zu refor-mieren, den Verstand verloren hätte.

Diese Einstellung war es, die Karl Marx erkennen ließ, dass es gefährlich wäre, den Arbeitern und Massen von An-fang an die Macht zu überlassen. Ihm nach war es nötig, mit einer Diktatur zu beginnen, unter der die Arbeiter orga-nisiert und erzogen werden sollten, während der man alle Klassenunterschiede beseitigen würde, damit die nächste Generation in einer Atmosphäre der Gleichheit aufwachsen konnte, ohne ein Gefühl von Minderwertigkeit. Erst dann wäre der Zeitpunkt gekommen, um die politische Autorität auf die Massen übergehen zu lassen. Ein vorzeitiger Transfer der Macht würde die gesamte Bewegung gefährden.

Bemühungen Lenins und seiner Genossen um das Wohl der Armen

Marx starb, aber keine schätzenswerten Veränderungen folgten. Tatsächlich wurde die Lage schlechter und schlech-ter. Aber hier und dort begannen einige Männer, Arbeiter ent-sprechend Marxs Richtlinien zu organisieren. Einer davon war Lenin, der schließlich Russlands erster Diktator wurde.

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Lenin und seine Genossen ließen die Marx'schen Theorien klare Gestalt annehmen und betrieben unter den Arbeitern aktiv Propaganda. Sie hoben gezielt die Unterschiede her-vor zwischen den miserablen Verhältnissen, unter welchen die Arbeiter lebten, und dem Luxus und der Extravaganz, womit sich die Arbeitgeber und ihre Familien umgaben. Mit der Verbreitung ihrer Propaganda entstanden mehrere anti-kapitalistische Gesellschaften.

Beginn der Parteien der Bolschewisten und Menschewisten

Waren die Arbeiter-Organisationen stark genug gewor-den, beriefen ihre Führer ein Treffen ein, um sich auf einen Aktionsplan zur Machterlangung zu einigen. Im Laufe der Diskussionen in diesen Treffen stellten sich ernsthafte Dif-ferenzen zwischen Lenin und Martow heraus, der ebenso ein einflussreicher Führer der Arbeiterbewegung war. Le-nin hatte die Mehrheit hinter sich und seine Partei wurde schließlich bekannt als die Bolschewisten (d.h. die Mehr-heitspartei) und Martows als die Menschewisten (d.h. Min-derheitspartei).

Meinungsverschiedenheiten Lenins und Martows über die Organisation der Regierung

Erste Meinungsverschiedenheit

Lenin war im Vergleich zu Martow ein eher orthodoxer Anhänger von Marx. Er glaubte, um ihre Ziele effektiver er-reichen zu können, sollten die Arbeiter mit keiner anderen

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Gruppierung oder Partei ein Bündnis eingehen. Martow meinte andererseits, dass man bis zur Machterlangung mit anderen aktiven Gruppen zusammenarbeiten solle. Anders gesagt, Lenin hatte vollstes Vertrauen in die Integrität sei-nes eigenen politischen Programms und dachte nicht, dass es notwendig sei, sich auf irgendeine andere Gruppe oder Partei einlassen zu müssen, um Erfolg zu haben.

Zweite Meinungsverschiedenheit

Eine weitere Differenz zwischen den beiden war, dass Martow die Einrichtung einer Art Republiksregierung, und zwar von Anfang an, befürwortete, während Lenin der Mei-nung war, dass eine Diktatur in den ersten Phasen unum-gänglich sei. Möglicherweise war Martows Haltung von dem Gedanken getragen, dass im Falle einer Wahl zum Dik-tator, diese offenbar auf Lenin fallen würde.

Martow zur Abschaffung der Todesstrafe

Weiter bestand Martow darauf, dass unter der neuen Ordnung in Übereinstimmung mit den orthodoxen sozia-listischen Grundsätzen die Todesstrafe von Beginn an abge-schafft werden sollte. Dagegen stellte sich Lenin, der zwar zugab, dass die Todesstrafe prinzipiell letztendlich abzu-schaffen sei, aber behauptete, das sei unmittelbar praktisch nicht umsetzbar. Er betonte beispielsweise, dass es von Nö-ten wäre, den Zar nach seiner Machtenthebung zu exeku-tieren, da, solange er am Leben sei, dies eine Gefahr für die Republik darstellen würde. Sein Hass gegen den Zar war so tief, dass er bereit war, für die Beibehaltung der Todesstra-

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fe zu kämpfen, auch wenn es nur der Exekution des Zaren wegen war.

Wie gesagt, gelang es Lenin, die Mehrheit der Partei hin-ter sich zu bringen, dennoch, als es zum Umsturz kam und der Zar zum Abdanken gezwungen wurde, waren es die Menschewiken, die zuerst an die Macht kamen, da die an-deren Parteien eher bereit und gewillt waren, ihnen Unter-stützung zu leisten. Dies dauerte indes nicht lange und die Bolschewisten erstarkten bald, um die Macht zu ergreifen.

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3.

Sechs wirtschaftliche Grundsätze des Bolschewismus und seine Folgen

Ich möchte nun damit fortfahren, das Wirtschaftssys-tem zu beschreiben, das die Bolschewisten verfechten. Man muss sich bewusst halten, dass das Ziel dieses Systems ist, den Unterschied zwischen Arm und Reich auszutilgen und dafür zu sorgen, dass jeder Mensch Nahrung, Bekleidung und Zugang zu medizinischer Versorgung hat, dass die täglichen Bedürfnisse aller entsprechend eines Standards gedeckt werden, der für alle derselbe ist. Kurz, ihr Ziel ist es, alle wirtschaftlichen Hürden abzuschaffen, die es den Ar-men schwer machen. Die Grundsätze, worauf dieses System im Einklang mit der Marx'schen Theorie basiert, sind:

1. Von jedem entsprechend seiner Kapazität. Zur Ver-

anschaulichung dessen stellen Sie sich vor, ein Mann besitzt etwa fünf Hektar Land und der andere fünf-zig. Die Abgabe beider wird nicht gleich sein, aber auch nicht verhältnismäßig gleich. Jedem wird er-laubt, lediglich den Eigenbedarf zu decken, der Rest wird eingezogen.

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2. Jedem entsprechend seinem Bedarf. Das bedeutet in Kombination mit dem ersten Prinzip, was auch immer jemand produziert, muss abgegeben werden, mit Ausnahme des Eigenbedarfs bzw. der Produzent wird in Ermangelung dessen damit versorgt. Produ-ziert also jemand weniger und hat aber eine große Familie zu versorgen, so gibt er weniger an den Staat ab, bekommt aber mehr im Vergleich zu einem, der viel produziert und eine kleinere Familie hat.

3. Der Überschuss gehört dem Staat und dient dem Zweck der Umverteilung und Erhaltung des Ge-meinwohls, ungeachtet dessen, ob der Überschuss zufällig zustande kommt oder als Ergebnis harter Arbeit.

4. Nicht nur Personen sondern auch die Güter stehen unter staatlicher Kontrolle. Das heißt, der Staat hat das Recht zu entscheiden, was an einem bestimm-ten Ort angebaut werden soll und was nicht. Ist zum Beispiel ein bestimmtes Gebiet besonders für den Anbau von Zuckerrohr geeignet, so wird der Staat vorgeben, dort Zuckerrohr anzubauen. Gleicherma-ßen kann der Anbau von Weizen oder Baumwolle (in anderen Gebieten) angeordnet werden. Anders gesagt, der Staat schreibt in jedem einzelnen Fall vor, zu welchem Nutzen die Produktionsmittel einzuset-zen sind und jedermann hat sich daran zu halten.

5. Intellektuelle Anstrengungen, die nichts mit der Ar-beit zu tun haben, sind nutzlos. Die Basis jeglicher Produktion ist körperliche Arbeit. Jeder muss aus diesem Grund seinen Beitrag in Form körperlicher Arbeit leisten und wer sich weigert, darf beim Staat

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oder der Gemeinschaft auch keinerlei Anspruch stel-len.

6. Um die Verbreitung und erfolgreiche Umsetzung dieser Prinzipien zu gewährleisten, soll eine eher of-fensive als defensive Politik betrieben werden.

Die Folge des ersten Grundsatzes: Die Besitzergreifung der Güter aller Wohlhabenden

In Anwendung des ersten dieser Grundsätze nahmen die Bolschewisten das gesamte Eigentum, jegliches Vermö-gen und andere Mittel der Produktion in Besitz.

Die Folge des zweiten Grundsatzes: Sorge tragen für die Bedürfnisse der Handwerker

Dem zweiten Prinzip entsprechend, zeichnet sich der Bolschewismus verantwortlich, für die Bedürfnisse jedes einzelnen Arbeiters zu sorgen. Die bolschewistische Regie-rung hat die Pflicht, jeder Familie Nahrung, Bekleidung, Be-hausung, Treibstoff, usw. zur Verfügung zu stellen. Einzig und allein jene, die es ablehnen, körperliche Arbeit zu leis-ten, sind von diesem System ausgenommen oder schließen sich sozusagen selbst davon aus.

Die Folge des dritten Grundsatzes: der Beschluss, mehr Güter zu ergreifen, als der vorgegebene Maßstab der Re-

gierung erlaubt

In Übereinstimmung mit dem dritten Prinzip eignet sich der Staat jeglichen Überschuss aus der Produktion sowie aus

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den Produktionsmitteln an. Ist beispielsweise ein Bauer in der Lage, fünfzig Haufen Getreide auf seinem Betrieb zu produzieren, während sein Eigenbedarf mit zwanzig Hau-fen gedeckt wäre, so nimmt sich der Staat die übrigen drei-ßig. Verfügt außerdem ein Betrieb über mehr Fläche, als zur Versorgung der Familie des Bauern von Nöten ist, hat man das überschüssige Land dem Staat zu übergeben.

Die Folge des vierten Grundsatzes: Mangel an Hand-lungsfreiheit

Als Ergebnis des vierten Prinzips hat der Bolschewis-mus Bauern, Händlern und Handwerkern jegliche Hand-lungsfreiheit beraubt, indem jedem einzelnen gesagt wird, was zu machen ist und was nicht. Sämtliche Landwirtschaft, Industrie, Handel und Wirtschaft muss so ablaufen, wie es der Staat vorgibt. Der Staat bestimmt, was in jeweiligen Ge-bieten angebaut oder produziert wird, und die Bauern selbst haben kein Mitentscheidungsrecht. Dasselbe ist der Fall in anderen Bereichen und Aktivitäten. Jede Person wird somit auf das Niveau eines Pflichtarbeiters reduziert.

Die Folge des fünften Grundsatzes: Eingriff in die Religion

Das fünfte Prinzip wurde als Waffe gegen die Religion eingesetzt, indem seine Anwendung religiöse Würdenträger jeglicher Grundversorgung beraubte. Da ein Priester norma-lerweise keine handwerkliche Tätigkeit ausübt, war er nicht berechtigt an der Grundversorgung teilzuhaben. Als Resul-tat war die Priesterklasse gezwungen, ihre gesamte oder

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meiste Zeit der händischen Arbeit zu widmen, d. h. säkula-ren Beschäftigungen nachzugehen.

Der Versuch, den Atheismus einzuführen

Einen mächtigen Angriff auf die Religion vollzog der Bolschewismus auch durch Einführung des Grundprin-zips, dass Religion eine Angelegenheit der freien Entschei-dung eines Erwachsenen sein solle. Es wird betont, dass El-tern keinerlei recht hätten, den Geist ihrer Kinder mit den Grundsätzen irgendeiner Religion in Berührung zu bringen. Erziehung und Belehrung wären ausschließlich die Ange-legenheit des Staates. Es wird zudem behauptet, den Geist eines Kindes in Richtung einer bestimmen Religion zu be-einflussen, sei die schlimmste Tyrannei, derzufolge die Kin-der mit dem Glauben der Eltern aufwachsen würden. Der richtige Weg, so erklärt man, sei, den Geist der Kinder vor jeglichem religiösen Einfluss zu bewahren, damit, wenn das Kind erwachsen wird, es in Sachen Religion eine freie Ent-scheidung fällen könne.

Die Umsetzung dieser Sichtweise ist gleichbedeutend mit der Zerstörung der Religion. Kinder werden darunter in einem frühen Alter von ihren Eltern getrennt. Ihre Erzie-hung und Bildung werden in die Hände einer staatlichen Einrichtung gelegt. Jeglicher Verweis auf Religion oder re-ligiöse Lehren werden aus dem vorgeschriebenen Bildungs-programm ferngehalten. Folglich wächst das Kind völlig gleichgültig gegenüber Religion eingestellt auf, wenn nicht sogar feindlich. Sinnlos dann zu behaupten, wenn das Alter der Mündigkeit erreicht werde, könne man seine Religion frei auswählen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Geist für jeg-

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lichen religiösen Einfluss bereits völlig verschlossen. Man argumentiert, das System würde hinsichtlich religiöser Bil-dung für eine saubere Tafel sorgen, damit der mündige Er-wachsene die Freiheit genießen könne, darauf zu schreiben, was er wolle. Das ist allerdings ein massiver Trugschluss.

Unter diesem System wächst das Kind in dem Glauben heran, Religion sei nichts als ein Bündel von Aberglauben, und bis sie das Erwachsenenalter erreicht hat, ist die Person völlig gottlos geworden. Das Ergebnis sieht so aus, dass das System aus den zukünftigen Generationen garantiert gefes-tigte Atheisten macht.

Die Folge des sechsten Grundsatzes: Propaganda eigener Gedanken in andere Länder

Dem sechsten Prinzip entsprechend begannen die Bol-schewisten, mit intensiver Propaganda andere Länder zu konvertieren. Abgesandte schwärmten bald über Europa und Teile Asiens aus. Dort sind sie bekannt als „Kommunis-ten“. Sie haben auch eine Organisation im Punjab sowie in anderen Provinzen Indiens.

Somit erfuhren die Grundsätze, welche der jüdisch-stämmige Deutsche Karl Marx predigte, einen Aufschwung durch Russland und die Bewegung zur Sicherstellung der Grundversorgung jeder Person, zur Abschaffung der Armut und Herstellung der Gleichheit zwischen Arm und Reich be-gann im großen Stil eine praktische Form anzunehmen. Da es das Ziel dieser Bewegung war, eine allgemeine Revoluti-on herbeizuführen, löste sie in anderen Ländern bestimmte Reaktionen aus.

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4.

Der Beginn von drei Bewegungnen als Reaktion auf den Bolschewismus in Europa: Faschismus, Nazitum und

Falangismus

Die Verbreitung der bolschewistischen Anschauungen in Europa wurde von Italien und Deutschland mit großer Besorgnis verfolgt. Diese hatten gehofft, bald die weltweite politische und wirtschaftliche Vormachtstellung zu erlan-gen, während die bis dahin dominierenden Mächte Eng-land, Frankreich und USA diese Position zu verlieren schie-nen. Dieser Vorstellung zufolge hegte man jedenfalls den großen Traum einer Weltherrschaft und Deutschland, Italien und Spanien standen an erster Stelle derer, die sich in dieser Rolle sahen. Für sie war die Ausbreitung des Bolschewismus nicht weniger als ein Läuten der Totenglocken für ihre Hoff-nungen und Ambitionen. Zuvor kreisten sie wie die Aasgei-er über dem toten Bullen. Deutschland und Italien warteten förmlich auf den Zusammenbruch Englands, Frankreichs und der USA, in der Hoffnung, die Welt zu dominieren und sie sich in Zukunft für lange Zeit gefügig machen zu

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können. Eine Bewegung, deren Ziel es war, die bestehende Ordnung aller anderen Staaten zu stören, wurde von den neuen Mächten als große Bedrohung wahrgenommen und löste eine dementsprechend heftige Reaktion aus. In Italien entstand unter der Führung Mussolinis der Faschismus, in Deutschland legte Hitler den Grundstein für den National-sozialismus und in Spanien wurde Franco zum Führer der Falangisten.

Die neuen Bewegungen als Opposition zum Bolschewismus

All diese Bewegungen forderten den Bolschewismus he-raus, der naturgemäß für die ärmeren Schichten aller Länder eine starke Anziehungskraft besaß. Man stellte sich vor, dass unter dem Bolschewismus jeder mit Bergen an Lebensnot-wendigkeiten versorgt werden würde, sei es an Nahrung, Kleidung oder Medizin, und die Bedürfnisse aller damit gestillt würden. Entfernung verklärt den Blick. So gibt es hierzulande auch Leute, die das bolschewistische System gutheißen und glauben, darunter würden Organe des Staats von Haus zu Haus gehen und ihnen Nahrung, Kleidung und andere Dinge bringen, die sie brauchen. Sie sind sich dessen nicht bewusst, dass mit der Verbreitung des neuen, das alte Wirtschaftssystem völlig verschwindet und unter dem neuen System zwar jeder Nahrung und Kleidung hätte, aber gleichzeitig jeglicher Überschuss vom Staat eingezogen wird, der damit macht, was er für richtig hält.

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Propoganda gegen den Bolschewismus aus Deutschland und Italien und deren Befürwortung des Nazitums und

Faschismus

Die Menschen in Europa jedenfalls fingen an, sich von der bolschewistischen Propaganda beeinflussen zu lassen und ein System zu unterstützen, das einem jeden ein ange-nehmes Leben versprach und das mit jeglichem Kummer und Elend Schluss machen würde.

Deutschlands und Italiens erstes Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus

Wie schon gesagt, erfanden Hitler und Mussolini das Nazitum bzw. den Faschismus als Waffe gegen den Bolsche-wismus. Sie erklärten, dass unter ihrem System gleichsam der Staat die Kontrolle über Industrie und Wirtschaft und den Wohlstand der Nation übernehmen und für eine gerech-tere Verteilung sorgen würde, womit die ärmeren Teile der Bevölkerung entlastet würden. Unter diesen Systemen nahm der Staat eine Vermittlerrolle zwischen dem Kapitalisten und dem Arbeiter ein, um dem Arbeiter bessere Rückleis-tungen und bessere Bedingungen zu garantieren. Anderer-seits wurde auch betont, dass es wichtig war, die Ressourcen und den Reichtum des Landes durch verstärkten Handel und eine höhere Industrialisierung zu festigen, um dadurch mehr Mittel zur Verfügung zu haben, die unter den Armen aufgeteilt werden könnten. Es wurde klargemacht, dass, um den nationalen Wohlstand voranzutreiben und den Lebens-standard der Armen zu heben, es nötig wäre, den interna-tionalen Handelsverkehr zu forcieren, wodurch man den

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Reichtum anderer Länder abschöpfen und zur Linderung der Schwierigkeiten und Armut im eigenen Land verwen-den konnte. Zu diesem Zweck war es wichtig, den interna-tionalen Schiffsverkehr, die landeseigene Industrie und den nationalen wie auch internationalen Handel auszubauen. Es wurde erklärt, dass Handelsriesen und Großindustrialisten dabei behilflich seien, den nationalen Wohlstand zu vermeh-ren und, wie die Gans, die goldene Eier legt, eher gefüttert werden sollen als ausgehungert. Je größer das Vermögen sei, das diese produzierten, desto mehr stehe zur Verteilung an die Armen zur Verfügung. Es sei für die Arbeiter und Ar-men vorteilhafter, dass die industriellen und wirtschaften-den Klassen weitermachten, ihr Vermögen zu verdienen und anzuhäufen, damit dieses ständig zum Wohle der Ärmeren verwendet werden könne, anstatt es ein für allemal zu kon-fiszieren.

Das zweite Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus

Weiter erklärte man, dass der Bolschewismus dem Im-perialismus entgegenstand und somit die Beherrschung eines Volkes durch ein anderes nicht unterstützte. Auf der anderen Seite hatten England, Frankreich und die Verei-nigten Staaten von Amerika über einen langen Zeitraum andere Länder und Nationen politisch und wirtschaftlich beherrscht und ausgebeutet und nun sollte man selbst an die Reihe kommen, sich auf ähnliche Art zu bereichern. Es war dabei sinnlos, ihnen (den Führern) zu predigen, dass eine derartige Politik auch den einen oder anderen Grund

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zur Beanstandung aufwerfe, denn sie hatten ja das Recht zu tun, was die anderen Großmächte zuvor getan haben. Da be-hauptet wurde, dass diese Politik die ärmeren Gesellschafts-schichten entlasten würde, wurde sie natürlich von diesen auch unterstützt.

Das dritte Mittel der Propaganda gegen den Bolschewismus

Es wurde zudem behauptet, dass England, Frankreich und die USA heimlich den Vormarsch der Bolschewisten unterstützen, damit Deutschland und Italien nicht zu ihrem legitimen Anteil der weltweiten Schätze kommen konnten. Mit dieser Behauptung festigte man die Opposition des deutschen und italienischen Volkes gegen den Bolschewis-mus.

Ein weiterer Aspekt, mit dem man argumentierte, war, dass Deutschland und Italien wirtschaftlich im Vergleich zu England, Frankreich und den USA eher schwach dastanden und dass selbst eine sofortige Verteilung des gesamten Ver-mögens der Nation an das Volk noch keinen allgemeinen Wohlstand erzeugen würde, weshalb eine Umsetzung der bolschewistischen Grundlagen den ärmeren Schichten nicht wirklich was bringen würde, noch würden sie einen ähnli-chen Wohlstand erzeugen, den man in England, Frankreich und den USA auch ohne den Bolschewismus hatte. Die Ein-führung des Bolschewismus würde sich für diese Länder also als fatal herausstellen.

Auf der anderen Seite würde die aggressive Politik des Faschismus bzw. Nazitums die Nationen England, Frankreich und USA zum Zusammenbruch bringen und es

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Deutschland und Italien ermöglichen, sich den Hauptteil am weltweiten Reichtum zu sichern, dessen Umverteilung dar-aufhin unter dem nationalsozialistischen Staat das allgemei-ne Niveau des Wohlstands weitaus höher anheben würde, als unter dem bolschewistischen System möglich.

Befürwortung des Nazitums und Faschismus in Deutschland und Italien

Diese Theorien, ob wohl- oder schlechtbegründet, fin-gen an, in Deutschland, Italien und Spanien Unterstützung zu finden, obwohl die bolschewistische Propaganda dort zuvor schon Fuß gefasst hatte. Die Bevölkerung in diesen Ländern begann zu hoffen, dass es ihnen unter dem natio-nalsozialistischen System besser gehen würde als unter dem bolschewistischen. Deswegen gab man sich in diesen Län-dern zunehmend dem unter verschiedenen Namen auftre-tenden nationalsozialistischen Programm hin, mit dem Hin-tergrund, England, Frankreich und die USA niederzuringen und sich deren und das Vermögen der restlichen Welt zum eigenen Nutzen aneignen zu können.

Das fünfte Mittel der Propaganda gegen den Bolschewis-mus: Versuch der Auslöschung der Religion durch den

Einfluss äußerer Mächte

Eine weitere Doktrin der Nationalsozialisten war, dass, um ihr nationales System zu stärken, nicht nur der Bolsche-wismus sondern auch solche religiösen Systeme bekämpft werden müssten, die ihre Anleitungen und Inspirationen von außen erhielten. Diese Systeme betrachtete man als

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Quelle des Zwiespalts und der Schwächung. In Verfolgung dieser Theorie fing Hitler an, die Juden und die römisch-katholischen Christen zu verfolgen. Unter der Befürchtung, dass die Juden, die in Russland eine Vormachtstellung be-saßen, sich für die Verbreitung des Bolschewismus stark machen sollten, ging Hitler dazu über, ihre gesamte Rasse in Deutschland auszurotten, selbst wenn viele davon längst den christlichen Glauben angenommen hatten. Da das nicht-katholische deutsche Volk in keiner Weise unter irgendeiner spirituellen Führung außerhalb Deutschlands stand, be-stand für ihn kein Grund zur Besorgnis, dass man beizei-ten nach einer derartigen Führung Ausschau halten würde. Er dachte, die Deutschen sollten ihren eigenen gesonderten Glauben haben, wie barbarisch dessen Glaubenssätze auch sein mochten.

Die Konsequenz des Versuchs, die Religion auszumerzen

Diese Theorie hatte gewissen religiösen Bewegungen in Deutschland Aufschwung gegeben, die versuchten, die Deutschen auf ihre vorchristlichen heidnischen Anschauun-gen zurückzuführen. Eine dieser Bewegungen beispielswei-se, die von General Ludendorff und seiner Frau unterstützt wurde, versuchte, in Deutschland die heidnische Praxis der Verehrung des Hundes wiederherzustellen. All das ist das Ergebnis von Hitlers Ansicht, dass in Deutschland keine Religion unterstützt werden sollte, die ihr Zentrum im Aus-land hatte.

In Italien verfolgte man diese Regel nur in abgeschwäch-ter Form, wofür ein Grund der ist, dass Rom selbst das Zen-trum des römisch-katholischen Glaubens beheimatet. Die

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faschistische Partei stand deswegen nicht in direkter Op-position zu den Katholiken, versuchte aber bis zu einem gewissen Grad, ihren Einfluss zu beschneiden, damit die Kirche sich nicht „unziemlich“ in die politischen Aktivitä-ten der Partei einmischen sollte. Später begannen die Fa-schisten, unter Hitlers Einfluss einen antisemitischen Kurs einzunehmen, da man ihnen erklärte, dass die Juden nicht nur die Bolschewisten unterstützen würden, sondern auch versuchten, die drei kapitalistischen Großmächte zu stärken. Spanien war zwar gegen den Bolschewismus und gegen die kapitalistischen Mächte, verfolgte darüber hinaus aber keine antisemitische Linie.

Das sechste Mittel der Propaganda gegen den Bolsche-wismus: Die Verbreitung der arischen Rassenlehre

Hitler erfand noch eine Lehre, um Unterstützung für sich zu gewinnen. Er sagte, die Evolutionstheorie würde zeigen, dass nur die Besten voran kämen und dass das Vor-anschreiten der ganzen Welt vom Voranschreiten der Besten in einer Position der Vormachtstellung abhänge. Dieser The-orie entsprechend behauptete er, da die arische Rasse sich selbst als die beste herausgestellt hätte, gebühre ihr über al-len anderen die Vormachtstellung, und dass dies speziell für die nordischen Arier gelte, sprich für die Germanen.

Es fällt mir dabei unweigerlich auf, dass Hitler in die-sem Zusammenhang ein Anhänger Pandit Dayanands ist, denn dieser war der erste, der diese Theorie der Überle-genheit der arischen Rasse vertrat. Wie dem auch sei, Hitler behauptete, das Recht, andere zu beherrschen, gehöre den Deutschen, da sie den besten Teil der großen arischen Rasse

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verkörpern würden. Er erklärte, dass man sogar bei Tieren die beste Rasse zu bevorzugen pflegte, wenn es jedoch um die Organisation des Staates ging, würde dieses Prinzip ig-noriert. So meinte er, da die Deutschen derzeit allen anderen Rassen überlegen wären, hätten sie den Anspruch, über die-se zu herrschen. Dabei behauptete er, dass dies keineswegs unfair oder ungerecht wäre und es universell anerkannt sei, dass der Mensch das wilde Tier, und nicht das wilde Tier den Menschen beherrscht. Dementsprechend sollte auch eine überlegenen Rasse die niederen beherrschen und aus ihnen Nutzen ziehen, anstatt sich ihnen unterzuordnen. Von den Deutschen wurde diese Theorie euphorisch akzeptiert.

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5.

Wir haben also bis jetzt drei rivalisierende Bewegungen, die allesamt zum Ziel haben, der Armut den Kampf anzusa-gen und Elend und Notstand zu beseitigen.

Sozialismus für die britische, französische und amerika-nische Arbeiterschaft

Die erste dieser drei ist der Sozialismus, der hauptsäch-lich in den mächtigsten und fortschrittlichsten Ländern an Boden gewinnt, mit dem Ziel, den ärmeren Schichten schritt-weise einen größeren Anteil an der Macht zuzugestehen und gleichzeitig die staatliche Kontrolle über die Produktionsmit-tel zu verstärken. Des Weiteren wird darin danach gestrebt, durch eine Vermehrung des nationalen Vermögens den Le-bensstandard zu erhöhen und die Bedürftigkeit zu senken. Diese Bewegung ist seit einiger Zeit in England, Frankreich und dem USA wirksam und hat zweifelsohne bis zu einem gewissen Grad Verbesserungen und eine Linderung des Zu-standes der Armen in diesen Ländern bewerkstelligt. Ein Arbeiter in diesen Ländern kann sich durchaus mit einem gutbezahlten Regierungsbeamten hierzulande messen. In unserem Land wird ein stellvertretender Leiter eines Büros

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oder ein Richter als respektable, gutsituierte Persönlichkeit angesehen. Das Einstiegsgehalt solch eines Beamten beträgt in etwa 250 Rupien im Monat, was dem Durchschnittsein-kommen eines englischen Arbeiters entspricht. In den USA ist der Standard sogar höher. Dort verdient ein durchschnitt-licher Arbeiter im Monat in etwa 500-700 Rupien, dabei gilt er aber als einfacher Arbeiter. Kurzum, diese Länder haben sich nicht nur darum bemüht, den Lebensstandard zu er-höhen, sondern gleichzeitig auch darum, die Quellen des nationalen Wohlstandes zu festigen, um dadurch allgemein Verbesserungen der wirtschaftlichen Lage zu gewährleisten. Diese Vorzüge sind der Anwendung des Sozialismus zu ver-danken, der in diesen Ländern praktiziert wird, der Vorteil beschränkt sich aber auch weitestgehend auf die Menschen dieser Länder. Zweifellos wird tunlichst versucht, diese Vor-teile auf andere Länder auszudehnen, gleichzeitig ist man aber nicht bereit, auch nur die geringste Einschränkung der eigenen Macht und Einflussnahme in Kauf zu nehmen, wel-che derzeit über andere Länder ausgeübt werden.

Nehmen sie Indien als Beispiel. Größtes Wohlwollen wird Indien gegenüber beteuert und vielleicht tatsächlich empfunden, aber jegliche Bemühungen, die Bedingungen in Indien zu verbessern, werden von der Überlegung ge-tragen, dass den europäischen Interessen in Indien nichts im Wege stehen dürfe. Ihre Einstellung Indien gegenüber ist vergleichbar mit der eines netten Herrchens zu seinen Haustieren. Es macht ihm Freude, den Bestand zu füttern und zu mästen, solange es seinen eigenen Lebensstandard nicht beeinträchtigt. Wenn indes vorgeschlagen wird, Indi-en die einen oder anderen Zugeständnisse zu machen, ist man vorsichtig, dass diese sich unter keinen Umständen

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nachteilig auf die Interessen der imperialen Macht auswir-ken. Die Briten sind natürlicherweise bedacht darauf, dass der Lebensstandard ihrer eigenen Arbeiter nicht fällt, denn dadurch könnten sie selber auf das Level von Ländern wie Indien oder Afghanistan zurückfallen.

Diese Bewegung hat also zwei schwerwiegende Mängel.

Zwei große Gefahren des Sozialismus: fehlendes Mitge-fühl und Religionslosigkeit

Zum ersten beschränkt sich ihre Sympathie ausschließ-lich auf Menschen jener Länder, die sie angenommen haben, d.h. sie ist nicht universell. In anderen Worten ist der Sozia-lismus ein heimlicher Verbündeter des Imperialismus, sym-pathisiert jedoch mit dem Internationalismus, dabei indes nur zu dem Zweck, um sicherzustellen, dass andere Natio-nen jene, die sich ihm angeschlossen haben, nicht überholen.

Das zweite Manko, woran dieses System leidet, ist sein ausschließlich säkularer Charakter und das Fehlen eines jeg-lichen religiösen Aspekts, sodass selbst bei einem Nichtvor-handensein des ersten Mangels, d.h. einer vollständigen In-ternationalisierung des Systems, die religiöse Seite komplett verneint wird. Die Bewegung ignoriert die Tatsache, dass spirituelle Bedürfnisse sogar eine noch dringendere Beach-tung erfordern als die rein materiellen. Jene, die sich für die Bewegung interessieren, haben zwar nichts gegen Religion, hegen aber auch keinerlei spezielles Interesse dafür. Da dies so ist, kann man von ihnen auch nicht erwarten, der Religion willen irgendwelche Opfer zu erbringen.

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6.

Die zweite Bewegung ist eine, die derzeit in Russland ausprobiert wird. Die zentralen Punkte dieser Bewegung sind:

Sieben grundsätzliche Nachteile des Kommunismus

Erster Nachteil: Unterbindung individueller Anstrengungen

• dass individuelle Anstrengungen durch eine ge-

meinsame Anstrengung ersetzt werden.• dass mit ihren eigenen Händen Arbeitende gegen

Not und Bedürftigkeit abgesichert sein sollen.• dass rein intellektuell Arbeitende keinerlei Anspruch

auf die Versorgung durch den Staat haben sollen.• dass die gesamten überschüssig produzierten Güter

dem Staat gehören und dieser exklusiv darüber ver-fügen kann.

• dass der Staat völlige Kontrolle und Verfügung über die Produktionsmittel besitzen soll.

• dass die Erziehung und Bildung der Kinder in der Hand des Staats und nicht der Eltern liegen soll.

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• dass die Bewegung sich bemüht, überall Verbreitung und Akzeptanz zu finden.

Diese Leute glauben an die Herrschaft der Masse, sind aber für eine lange Zeit nicht bereit, dieselbe mit politischer Macht zu betrauen. Diese Bewegung ist in Russland unter dem Namen Bolschewismus, in anderen Ländern unter Kommunismus bekannt.

Dieser leidet an den folgenden Defiziten:

Sein schwerwiegendstes Defizit ist, dass er individuelle Anstrengungen untersagt. Zur Zeit wird dies vielleicht nicht ganz verstanden, aber der nachteilige Effekt wird mit der Zeit mehr und mehr spürbar werden. Der Mensch ist so be-schaffen, dass er an jenen Dingen mit größter Begeisterung interessiert ist, die im Sinne seiner eigenen Interessen liegen bzw. im Interesse derer, für die er zu sorgen hat. Dagegen ist er weniger daran interessiert, worin für ihn kein direkter Nutzen erkennbar ist, ja, der vielmehr verborgen liegt.

Unser Interesse an unserer eigens verrichteten Arbeit oder Beschäftigung wird stimuliert durch das Wissen um die Ergebnisse, die wir damit erzielen. Unter gewöhnlichen Systemen wird das Interesse eines Schülers ständig von dem Drang stimuliert, jenes Ziel zu erreichen, das er sich selbst gesetzt hat. Jemand mag danach streben, eine respektable Anstellung beim Staat zu bekommen, ein anderer mag da-von träumen, sich in die Führungsetage eines Industriebe-triebs hochzuarbeiten. Ein Dritter wünscht sich, es zu einem Handelsmagnaten zu bringen. In jedem dieser Fälle mag das Motiv sein, seinen eigenen Komfort abzusichern bzw.

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den Komfort der von ihm Abhängigen und im Zuge dessen auf einer bestimmten Ebene Macht auszuüben. Wird dieser Anreiz weggenommen und vom Staat bestimmt, dass jede Person, ungeachtet ihrer Bildung oder Erziehung und ihrer intellektuellen Fähigkeiten, dieselbe Be- bzw. Entlohnung erhält, dann ist jede intellektuelle Anstrengung zum Verfall verurteilt. Ein normaler Schüler wird aufhören, sein Bestes zu geben, und Fleiß wird zum Fremdwort. Es wird dann höchstens einige wenige geben, die sich Wissen um des Wis-sens willen aneignen, die Mehrheit wird aber verhältnismä-ßig teilnahmslos werden. Diese Einstellung wird sich über alle Beschäftigungen, Berufe, Künste und Wissenschaften ausbreiten, mit dem Ergebnis eines schrittweisen Rückgangs an intellektuellen Fertigkeiten.

Zweiter Nachteil des Kommunismus: Zwang und Gewalt

Der zweite Mangel an dieser Gesellschaft ist, dass sie sich selbst durch Zwang und Gewalt zu verbreiten sucht, anstatt durch Überzeugungsarbeit. Hätte sich die Bewegung angestrengt, eine gleichmäßige Verteilung des Wohlstandes durch Überzeugungsarbeit herbeizuführen, wären die Er-gebnisse möglicherweise durchwegs vorteilhaft gewesen. Es wird jedoch versucht, das Ziel auf einen Schlag mit Gewalt zu erreichen. Dabei wird den Wohlhabenderen in einem Zug ihr gesamter Wohlstand und Besitz entzogen und sie damit in Armut und Elend gestürzt. Diese Art von gewalt-samer Revolution kann gar nicht anders, als zu einem De-saster führen. Um einen fruchtbaren Wandel durchzusetzen, müssen erst die passenden Umstände dafür vorliegen bzw. geschaffen werden.

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Wenn ein vernünftiger Gärtner beschließt, dass es nötig ist, seine Pflanzen umzusetzen, dann tut er dies erst nach sorgfältiger Vorbereitung und unter möglichst idealen Be-dingungen. Anderenfalls ist es eher wahrscheinlich, dass eine Pflanze verwelkt und schließlich eingeht, anstatt Früch-te zu tragen. Der Bolschewismus schenkte diesem Prinzip keine Beachtung. Als Ergebnis sind die früheren adligen Klassen ins Exil ausgewandert und ihr ganzer Einfluss kam dem anti-bolschewistischen Lager zugute. Dort, in ihrer neuen Wahlheimat, fahren sie mit der Propaganda gegen den Bolschewismus fort und stacheln die Regierungen die-ser Länder gegen Russland auf.

Dritter Nachteil des Kommunismus: Opposition gegen die Religion und ihre Folgen

Drittens, indem er sich gegen die Religion stellte, mach-te sich der Bolschewismus gleichzeitig den religiösen Teil der Erdbevölkerung zum Feind. Menschen, die einen wah-ren Bezug zur Religion haben, werden niemals in der Lage sein, den Bolschewismus zu unterstützen.

Vierter Nachteil des Kommunismus: Einführung der Diktatur im Land

Viertens hat der Bolschewismus das Tor zur Diktatur aufgestoßen. Es stimmt zwar, dass diese Leute an die Herr-schaft der Massen glauben, sie sagen aber auch, in der ersten Phase sei eine Diktatur notwendig. Dabei wird uns nicht ge-sagt, wann die Diktatur ein Ende hat. Auf Lenin folgte Stalin und nach Stalin mag Molotov an der Reihe sein usw. Prak-

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tisch gesehen hat diese Bewegung deswegen eigentlich zur Einführung einer starren Diktatur geführt.

Fünfter Nachteil des Kommunismus: Behinderung der geistigen Entwicklung

Fünftens blockiert diese Bewegung den Weg der intel-lektuellen Entwicklung. Abgesehen von der Tatsache, die ich diesbezüglich schon herausgestellt habe, dass, wenn jegliche intellektuelle Anstrengung, ob groß oder klein, denselben Lohn einbringt, sich wenige zu höheren intellektuellen Leis-tungen angespornt fühlen werden, verhängt diese Bewe-gung drastische Einschränkungen auf den Austausch von Menschen verschiedener Länder und beschneidet somit eine der Hauptquellen intellektueller Stimulation. Die Schöp-fung hat verschiedene Nationen mit unterschiedlichen intel-lektuellen Fähigkeiten ausgestattet. Der Geist der Chinesen ist in einer Sache überlegen, der der Japaner in einer ande-ren, jener der Franzosen in einer dritten, usw. Die Geschich-te zeigt uns, dass nur durch freien und uneingeschränkten Austausch zwischen Nationen ein intellektueller Fortschritt auf hohem Niveau aufrechterhalten werden kann. Wenn es nur einigen wenigen erlaubt ist, Auslandsreisen zu un-ternehmen bzw. dies sich nur eine beschränkte Anzahl von Leuten einer Nation leisten kann, dann wird diese Nation wohl kaum von den intellektuellen Errungenschaften ande-rer Nationen profitieren können und nützliches technisches und wissenschaftliches Knowhow entgeht ihr.

Zum Beispiel produzierten die Weber von Dhaka einst einen sehr feinen Musselin (spezielle Stoffart, Anm. d. Ü.). In Europa wurden seither technisch hochentwickelte Ma-

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schinen zur Textilproduktion hergestellt, die zwar Stoffe in verschiedensten Qualitäten herstellen können, aber trotz-dem immer noch kein Vergleich sind zum Dhaka-Musselin. Ähnlich besaßen die Ägypter das geheime Wissen um die Einbalsamierung und Konservierung der Leichname ihrer Verstorbenen in Form von Mumien. Ich habe mit eigenen Augen einige dieser Mumien in Ägypten gesehen und muss sagen, sie sind wirklich wunderbar erhalten. Sie sind tausen-de von Jahren alt, aber wenn man sie ansieht, meint man, sie seien vor nicht mehr als einigen Momenten verstorben. So-gar die Frische ihrer Gesichtsfarbe ist erhalten geblieben. Die Welt hat seit der Zeit der alten Ägypter große Fortschritte in Sachen Technologie und Wissenschaft gemacht, aber weder in Europa noch in Amerika noch in irgendeinem anderen Teil der Welt war jemand darin erfolgreich, den Prozess zu entdecken, welchen die Ägypter zur Konservierung ihrer er-lauchten Verstorbenen anwandten. Moderne Methoden, Tote einzubalsamieren, sind dagegen armselige Nachahmungen.

Man überliefert auch, dass es im Mogul-Palast in Delhi ein Marmorbad gab, das man nur mit einer einzigen Lampe aufheizen konnte. Als die Briten Delhi einnahmen, zerleg-ten sie diesen Mechanismus in seine Einzelteile, um das Ge-heimnis hinter dem Heizsystem zu entdecken, waren aber, nachdem sie es auseinander genommen hatten, nicht mehr in der Lage, es zusammenzusetzen.

Unterschiedliche Geister haben verschiedene Begabun-gen und die Reaktion, die ein Geist beim Aufeinandertreffen auf einen anderen auslöst, ist eine der Hauptquellen intellek-tueller Stimulation, die wiederum zu Entwicklung und Fort-schritt führt. Wenn man auch nur für kurze Zeit bei einem Bauern ist, sammelt man interessante Informationen und er-

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weitert sein Wissen über die Landwirtschaft. Verbringt man gleichermaßen einige Zeit bei einem Schreiner, bekommt man einen erfrischenden Einblick in sein Handwerk. Solche Aufeinandertreffen sind nicht nur stimulierend, sondern ebenso erfrischend für den Geist. Wenn ein Punjabi in die Vereinten Provinzen (von Agra und Oudh, Anm. d. Ü.) oder nach Kaschmir reist, kann er gar nicht anders, als mit neu-em Wissen über viele Dinge in seine Heimatprovinz zurück-zukehren. Dies ist auch der Grund, wieso Gott im Heiligen Qur‘an die Muslime dazu aufruft, in verschiedene Länder zu reisen, um so ihren Wissensschatz zu vergrößern und ih-ren Geist und Intellekt weiterzuentwickeln. Reist ein indi-scher Muslim über den Iran nach Arabien, wird sein Wissen in viele Richtungen bereichert werden, genauso sein Geist, der sich dadurch erweitert.

Wie auch immer, wenn nun jedem lediglich gegeben wird, womit er seine alltäglichen Grundbedürfnisse decken kann, werden dadurch auch Auslandsreisen schwer einge-schränkt und diese Quelle der intellektuellen Entwicklung versiegt. Es ist essentiell für die intellektuelle Entwicklung einer Nation, dass sich eine Gruppe aus ihr den intellektuel-len Aktivitäten anderer Nationen widmet und durch persön-liches Teilnehmen und Beobachten dieser Aktivitäten vor Ort ihrem eigenen Volk bereichernde Erkenntnisse liefert. Man mag meinen, Staatsbeauftragte könnten solcherlei Reisen unternehmen. Wird dies aber ausschließlich auf diploma-tische Personen beschränkt, wird das Ziel verfehlt werden. Denn jene, die auf diplomatischem Gebiet ausgebildet sind bzw. im Bereich wirtschaftlicher internationaler Verhand-lungen, sind nicht notwendigerweise für wissenschaftliches, technisches oder künstlerisches Wissen aufnahmefähig. Wo

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aber ein freier Austausch erlaubt ist, kann ein Doktor, ein Anwalt, ein Ingenieur, ein Dichter oder ein Geistlicher sich Informationen und Wissen, seinem jeweiligen intellektuel-len Auffassungsvermögen und Bedarf entsprechend, an-eignen und der nationale Intellekt wird demzufolge in all diesen Richtungen bereichert. Würde behauptet werden, dass der Staat selbst auf eigene Kosten Vertreter verschiede-ner Gesellschaftsbereiche und Berufsschichten ins Ausland senden könne, dann lautet die Antwort darauf, dass diese Vorgehensweise selbst neue Standards der Diskriminierung und Ungleichheit schafft, welche abzuschaffen ja genau das erklärte Ziel der Bewegung ist. Damit sei bewiesen, dass die Grundsätze der Bewegung zumindest in diesem Aspekt un-praktikabel und unstimmig sind.

Sechster Nachteil des Kommunismus: Förderung der Klassenkämpfe

Sechstens fördert diese Bewegung insofern den Klassen-kampf, anstatt ihn abzuschaffen, als darin die Auslöschung der Reichen und wohlhabenderen Klassen beinhaltet ist.

Siebter Nachteil des Kommunismus: Gefährliche Auswir-kungen im Falle des Scheiterns

Siebtens, falls die Bewegung anfängt zusammenzubre-chen, wird ihr tatsächlicher Zusammenbruch plötzlich von-statten gehen und zum Chaos führen. Andere Systeme ga-rantieren zumindest einen bestimmten Grad an Kontinuität. In einer Monarchie folgt ein Herrscher dem nächsten, unter dem System einer parlamentarischen Regierung lösen Re-

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gierungen einander ab. Der Bolschewismus hingegen strebt an, alles um sich herum abzutöten und unterstützt keinerlei repräsentative Institutionen. Er verneint sämtliche rein spe-kulativen und intellektuellen Aktivitäten. Das wird letztlich darin resultieren, dass, wenn der Zerfall einsetzt, das gesam-te System schlagartig zusammenbricht und wahrscheinlich ersetzt wird durch einen Absolutismus, wie es der Fall war bei der Französischen Revolution. Diese hat lediglich einen absolutistischen Kaiser wie Napoleon hervorgebracht an-statt einer Reihe großer republikanischer Führer.

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Der Nationalsozialismus und seine Mängel

Die dritte Bewegung ist der Nationalsozialismus. Die-ser strebt danach, den Lebensstandard der Armen zu heben und gleichzeitig individuelle Potentiale und Fähigkeiten zu bewahren und zu fördern. Da aber die Führer der Bewegung daran glauben, dass die höchsten Talente und Fähigkeiten Monopole ihrer eigenen jeweiligen Völker sind, ist es ihr Ziel, das deutsche, italienische bzw. spanische Volk auf Kos-ten anderer Völker zu erhöhen. Der jüngste Anhänger die-ser Bewegung ist Japan. Bezüglich dieser Bewegung gibt es mehreres einzuwenden.

Erster Mangel

Sie zielt darauf ab, den nationalen Wohlstand auf Kosten anderer Nationen zu verbessern und ist demnach nicht uni-versell anwendbar.

Zweiter Mangel

Zweitens ist sie nicht imstande, für spirituellen Frieden

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zu sorgen, im Gegenteil, sie beschneidet die Religion. Die ureigene Idee der Religion beinhaltet, dass sie auf göttlichen Geboten basiert, das heißt, etwaige Limitationen und Ein-schränkungen können ebenso nur durch ein göttliches Ge-bot erfolgen.

Dritter Mangel

Drittens wird das Individuum gegenüber der allgemei-nen Weisheit der Nation unverhältnismäßig erhöht. Es kann oft vorkommen, dass die Ansicht eines Einzelnen, wie hoch sein Intellekt auch immer sein mag, falsch ist, verglichen mit den gemeinsamen Ansichten einer Nation oder Gruppe, ob-wohl das Niveau des allgemeinen Intellekts nicht so hoch sein mag wie das des Individuums. Das System, das der Is-lam vorstellt, versucht, zum Dienste der Nation sowohl den Intellekt des Individuums als auch den der Allgemeinheit zu nutzen. Es sieht vor, dass der Kalif, der seinerseits ge-wählt wird, um sich selbst ein Bild zu verschaffen, die Be-ratung von Vertretern der Nation einholt. Sollte er jedoch in bestimmten Fällen der Meinung sein, durch Befolgung des ihm erteilten Ratschlags das nationale Interesse aufs Spiel zu setzen, dann hat er die Befugnis, einen solchen Ratschlag abzulehnen. Dieses System stellt der Nation gleichzeitig die Weisheit der Allgemeinheit sowie das Urteil des größten In-tellekts unter ihnen zur Verfügung. Der Nationalsozialismus hingegen treibt den individuellen Aspekt ins Extrem. Hat nicht jeder von euch Begebenheiten erlebt, wo einerseits ein ganzes Dorf falsch liegt und ein alter Mann liefert den richti-gen Beitrag, oder wenn andererseits die Älteren falsch liegen und die Jungen hingegen richtig?

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Der gegenwärtige Krieg und seine Konsequenzen

All diese Bewegungen beinhalten bestimmte extreme Aspekte, die zu Reibungen und Konflikten zwischen Nati-onen führen und der gegenwärtige Krieg ist das Ergebnis davon. Die Bolschewisten wünschen, dass ihre Theorien universelle Anerkennung erhalten und ihr System überall angenommen wird. Die sozialistischen Strömungen Eng-lands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten versuchen begierig, die in ihrem Besitz liegenden Quellen des Wohl-stands zu sichern und denken nicht daran, auch nur eine davon an Deutschland, Italien oder Spanien abzutreten. Der erste Streit, der entstand, war zwischen den Sozialisten und den Nationalsozialisten. Die Sozialisten wollten ihren nati-onalen Wohlstand und ihre Macht behalten und die Nati-onalsozialisten wollten diesen Wohlstand und diese Macht in ihre eigenen Länder umleiten. Der Bolschewismus hielt als Letzter Einzug ins Feld. Hitler war schließlich schlau ge-nug, mit Russland eine Art Übereinkommen zu erreichen, indem er ihnen, im Falle eines Siegs über die Westmächte, ei-nen Anteil an der Kriegsbeute versprach. Russland gab vor, auf das Angebot einzugehen und ein Abkommen wurde zu-sammengebastelt, aber nach dem Fall Frankreichs, als Hitler sich erfolgreich zum Herrscher über weite Teile Europas ge-macht hatte, wandte er sich neuerlich Russland zu, getrieben von Spekulationen, deren wichtigste sein Bedarf an Öl, Roh-stoffen und anderen Gütern war. Er musste seine Invasion Großbritanniens verschieben und war bedacht darauf, seine mächtige Kriegsmaschinerie zum Erreichen eines anderen Ziels einzusetzen. Das einzige Ziel, woran er denken konn-te, war die Zerstörung des Bolschewismus. Er machte sich

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deshalb an eine Invasion Russlands heran und bewirkte da-durch eine Allianz zwischen dem Bolschewismus und den Westmächten. Nun sind zwei dieser Bewegungen auf einer Seite und die Nationalsozialisten stehen auf der anderen. Endet nun der Krieg mit einem Sieg für die nationalsozia-listischen Mächte, dann bringt dies sicherlich für die Armen Deutschlands, Italiens und Spaniens eine Verbesserung, dem Rest der Welt wird es aber um einiges schlechter gehen als zuvor. Oder anders ausgedrückt: die Armut mag in vier Ländern gelindert oder sogar abgeschafft werden, sich aber in allen anderen Ländern verschlimmern.

Vorteil für Indien, wenn die westlichen Mächte gewinnen

Wenn anderseits die Alliierten siegen, könnten manche Länder Fortschritte in Richtung politischer Freiheit machen und Indien mag einige Zugeständnisse erhalten, was aber die kommerzielle und wirtschaftliche Freiheit betrifft, wer-den diese Länder einen langen Kampf vor sich haben, um sie zu erreichen. Denn nicht nur werden die alten konserva-tiven und liberalen Parteien dieser Freiheit im Wege stehen, sondern gerade auch die Sozialisten werden dagegen sein, wissend, dass ihr eigener Lebensstandard sinken könnte. Es besteht jedoch, wie auch immer, kein Zweifel, dass die an-deren Länder im Falle eines Sieges der Alliierten, verglichen mit einem Sieg der nationalsozialistischen Länder, noch verhältnismäßig besser davonkommen. Was speziell Indi-en betrifft, so habe ich bei einigen Gelegenheiten schon die Meinung zum Ausdruck gebracht, dass es uns im Falle ei-nes Siegs der Deutschen um einiges schlechter gehen würde,

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und dass ein Sieg der Briten sich auf die Lage Indiens positiv auswirken würde.

Manche von uns bilden sich ein, dass, solange wir als Nation nicht unabhängig sind, es egal ist, ob wir nun die-ser oder jener Macht unterlägen, was aber eine völlig irrige Ansicht ist. Ich hatte bereits Gelegenheit gehabt zu erläu-tern, dass die alten Mächte, nachdem sie über lange Jahre im Genuss der wirtschaftlichen Vormachtstellung waren, jene gewisse Aggressivität verloren haben, die charakteris-tisch ist für solche Nationen, die gerade hungrig sind nach neuer Macht. Letztere neigen dazu, andere Nationen wie ein Schwarm von Heuschrecken zu befallen, während die älteren Mächte eher mit einem alten Händler vergleichbar sind, der sich einen schönen Reichtum angesammelt hat. Er ist zwar geizig und raffgierig, aber mag sich auch damit angefreun-det haben, dass die Dinge so sind wie sie sind. Gelegentlich mag er sogar mit einem zufriedenen Blick auf sein ganzes Vermögen schauen und den Wunsch aufgeben, noch mehr zu haben. Die alteingesessenen Mächte mögen bereits dabei sein, sich zu übersättigen, während man sicher sein kann, dass jene, die nach frischer Macht streben, sich in der Regel als äußerst gierig herausstellen. Großbritannien beherrscht bereits die verlockendsten Teile der Welt bis zu den Grenzen Chinas. Die Vereinigten Staaten beherrschen wirtschaftlich den Rest der Welt. Beide sind wie eine Person, die schon bis zum Rand gefüllt ist und eine derart gesättigte Person neigt nicht all zu sehr zu Willkür und Tyrannei. Stellt man so je-mandem einen Teller Pilauw (indisches Reisgericht, Anm. d. Ü.) hin, wird er zögerlich etwas davon essen, aber stellt man den gleichen Teller vor eine hungrige Person, wird sie ihn

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nicht nur sauber aufputzen, sondern wahrscheinlich deine Portion auch noch wollen. Den Deutschen, Italienern und Spaniern knurrt zur Zeit der Magen. Wenn sie an die Spit-ze gelangen, werden sie eine ausbeuterische Meisterleistung hinlegen, so wie es die Briten machten, als sie erstmals in Indien einzogen. Sie werden von einem ähnlichen Verlangen geleitet sein und für ein bis zwei Jahrhunderte werden an-dere Länder zum Opfer gnadenloser Ausbeutung gemacht. Die Briten werden anderseits, obwohl sie den Wunsch ha-ben mögen, weiterhin auszubeuten, eher dazu tendieren, mit dem, was sie sich bereits angeeignet haben, zufrieden zu sein. Dadurch wird ihr Verlangen zu beherrschen und aus-zubeuten gelegentlich gefärbt sein durch Ideen der Gerech-tigkeit und Fairness und die Beherrschten laufen weniger Gefahr, Opfer von Tyrannei und Willkür zu werden.

Nochmals: Die alten Mächte mischen sich normaler-weise in religiöse Dinge nicht ein und wenden nicht ein-mal geheimen oder indirekten Druck diesbezüglich an, es sei denn in Extremfällen oder im Fall von politischer bzw. wirtschaftlicher Notwendigkeit. Deshalb müssen jene, die an Gott glauben und an den Wert göttlicher Offenbarung, und die glauben, dass es für die vollkommene Erfüllung die-ses Lebens und des Lebens im Jenseits notwendig ist, nach göttlichen Geboten zu handeln, unbedingt den Sieg der Westmächte über die Nationalsozialisten bevorzugen und herbeiwünschen, obwohl die Einstellung der westlichen Mächte gegenüber anderen Nationen ebenso gewisserma-ßen eigensinnig ist und einiges zu wünschen übrig lässt.

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Der Sieg des Bolschewismus als Konsequenz des Sieges der westlichen Mächte und seine Folgen

Wir dürfen trotzdem nicht vergessen, dass der Sieg der westlichen Mächte gleichzeitig auch den Sieg der Bolsche-wisten bedeutet und der Bolschewismus ist ein noch größe-rer Feind der Religion als der Nationalsozialismus. Durch einen Sieg der Alliierten wird daher die Welt zwar vor den Gefahren des Nationalsozialismus gerettet, indes beginnt aber ein neuer Kampf zwischen Religiosität und Irreligiosi-tät.

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Bemühungen verschiedener Religionen und das Problem der sozialen Ungleicheit

Bis hierher habe ich mich mit ausschließlich säkularen Bewegungen auseinandergesetzt. Nun werde ich zu Pro-grammen kommen, die von den Anhängern verschiedener Religionen forciert werden, um eine neue Ordnung aufzu-stellen. Die wichtigsten dieser Religionen sind der Hindu-ismus, das Judentum, das Christentum und der Islam. Die Anhänger einer jeden dieser Glaubensrichtungen beanspru-chen, dass ihr jeweiliger Glaube besser ist als die anderen und dass, wenn die Welt ihn annimmt und praktiziert, sie von all ihrem Schmerz und Leid erlöst wird. Die Hindus behaupten, dass sie eines Tages die Flagge mit dem „Om“ in Mekka hochhalten werden (wovor uns Gott behüte). Die Juden meinen, dass ihr Gesetz über alles andere erhaben ist. Die Christen versuchen glaubhaft zu machen, dass einzig und allein die Lehren Jesu es wert seien, sie nachzuleben. Die Muslime sagen, und das zurecht, dass lediglich der Is-lam über die entsprechenden Mittel zur Heilung der Not und Leiden der Menschheit verfügt. Ich spreche jetzt nicht vom spirituellen Nutzen, den man aus regelmäßigem Beten

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und Fasten zieht. Es geht jetzt um die Frage von Bedürftig-keit und Armut. Ich habe zuvor auf Bewegungen verwiesen, die mit dem Ziel gegründet wurden, Bedürftigkeit und Ar-mut abzuschaffen. Ich möchte nun die Theorien diskutieren, welche die großen Religionen vertreten, um dieses Ziel zu erreichen. Mit anderen Worten gefragt: Wie sehen die sozi-alen und wirtschaftlichen Systeme aus, die diese Religionen in der Welt verwirklicht sehen wollen?

Das System im Judentum und seine Konsequenzen

Zu diesem Zweck will ich mit dem Judentum anfangen. Das System, welches die Juden unterstützen, ist ein rein ras-sisches. Es besitzt keinerlei universelles Element. Zum Bei-spiel wird im Judentum gelehrt, dass allein die Nachkom-men Israels (Jakob, Anm. d.Ü.) Gottes auserwähltes Volk seien und der Rest der Menschheit dazu erschaffen, um diesem zu dienen. Wenn Anhänger dieser Religion in der Welt eine Vormachtstellung erlangen, dann ist vielmehr ein Anstieg als ein Rückgang der Tyrannei sicher. So ist es im Judentum einem Juden verboten von einem anderen Juden auf Darlehen Zinsen zu verlangen, andererseits aber freige-stellt, von jedem anderen Wucherzinsen zu fordern. (Deut. 23:19-20; Lev. 25:35-37) Wenn nun die Verzinsung von Dar-lehen ein Übel ist, wieso ist es dann einem Juden gegenüber verboten, aber einem nicht-jüdischen Schuldner gegenüber erlaubt? Der Grund dafür ist, dass das Judentum ein rassen-spezifischer Glaube ist, der im Fall von Nicht-Juden Din-ge erlaubt, die in Bezug auf Juden nicht gebilligt werden. Herrscht dieser Glaube auf der Welt vor, ist es offensichtlich, dass er Nicht-Juden mit Abgaben belasten und den Gewinn

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daraus unter den Juden verteilen wird. Ähnlich fördert das Judentum das Geben von Almosen, Spenden und andere karitative Zwecke, aber beschränkt gleichzeitig deren Ver-teilung ausschließlich auf Juden. Unter einer jüdischen Re-gierung wird somit jegliche derartige Leistung nur Juden zugute kommen. Ebensowenig verbietet das Judentum die Sklaverei, während es aber unerlaubt ist, einen Juden per-manent als Sklaven zu nehmen. Das heißt, ein Jude darf un-ter normalen Verhältnissen nicht zu einem Sklaven degra-diert werden, und wenn er bereits einer sein sollte, dann nur vorübergehend. Dies wird durch das Gebot sichergestellt, dass alle jüdischen Sklaven jedes siebte Jahr freigesetzt wer-den sollen. (Deut. 15:12; Exod. 21:2) Wird ein jüdischer Skla-ve direkt nach Ablauf einer dieser 7-Jahres-Zyklen gekauft, heißt das, er ist nach sieben Jahren frei. Wenn er nach dem Ablauf des ersten Jahres eines neuen Zyklus gekauft wird, erlangt er seine Freiheit nach sechs Jahren usw. (Lev. 25:39-46) Das heißt, der maximale Zeitraum, über den ein Jude in Sklaverei gehalten werden kann, ist sieben Jahre. Der Rest der Menschheit kann auf ewig in Sklaverei gehalten werden, das Judentum hat damit kein Problem. Das Judentum ver-langt weiter eine äußerst harte Herangehensweise, was geg-nerische Nationen anbelangt.

„Wenn du dich einer Stadt näherst, um gegen sie zu kämpfen, dann sollst du ihr (zunächst) Frieden an-bieten. Und es soll geschehen, wenn sie dir friedlich antwortet und dir öffnet, dann soll alles Volk, das sich darin befindet, dir zur Zwangsarbeit unterworfen wer-den und dir dienen. Und wenn es mit dir nicht Frieden schließt, sondern Krieg mit dir führt, dann sollst du sie belagern. Und gibt der Herr, dein Gott, sie in deine

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Hand, dann sollst du all ihre Männer mit der Schärfe das Schwertes erschlagen. Doch die Frauen und Kin-der und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, all ihre Beute sollst du für dich rauben. Und du sollst von der Beute deiner Feinde essen, die der Herr, dein Gott, dir gegeben hat. So sollst du mit allen Städten verfahren, die weit von dir entfernt sind, die nicht von den Städ-ten dieser Nationen hier sind.“ (Deut.20:10-15)

Dies steht im Bezug auf fremde Länder geschrieben. Be-züglich des Landes Kanaan, welches das versprochene Land ist, sind die Anweisungen noch strenger:

„Doch von den Städten jener Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Erbe gibt, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat.“ (Deut.20:16).

Dies ist das soziale und wirtschaftliche System des Ju-dentums. Würde das Judentum die Vormachtstellung ha-ben, hätte jeder männliche Nichtjude durch das Schwert umzukommen und ihre Frauen und Kinder würden ver-sklavt. Nicht nur christliche Männer, Frauen und Kinder, die das Land Kanaans heute bewohnen, sondern auch Pferde, Hunde, Katzen, Schlangen und Eidechsen im Land hätte man auszurotten, denn das Gebot lautet, alles zu töten, das atmet. Unter diesem System mögen die Juden vielleicht ei-nen Aufwind erleben, aber andere Nationen würden völlig vernichtet.

Die Botschaft des Christentums an die Welt

Die Botschaft des Christentums besagt, dass das Ge-

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setz ein Fluch ist. Und wenn das Gesetz ein Fluch ist, dann muss auch alles, was es ge- oder verbietet ein Fluch sein. Das Christentum predigt zweifellos Liebe, aber die christlichen Nationen lehnen es ab, danach zu handeln. Hätten sie sich diese Lehre zu Herzen genommen, sähen wir in Europa ein Spektakel des perfekten Friedens und nicht eines von stän-digem Konflikt und Kriegen. Nachdem das Christentum das Gesetz als Fluch erklärt hat, scheitert es daran, ein konkre-tes Programm vorzulegen. Denn, was auch immer das Pro-gramm, es wäre Teil des Gesetzes und von daher ein Fluch. Seine Einführung würde der Menschheit nicht Erleichterung bringen, sondern lediglich Elend. In den christlichen Nati-onen scheint der Glaube zu herrschen, dass ein göttliches Gesetz, wie kurz und einfach es auch sein mag, ein Fluch ist, während von Menschen erdachte Gesetze, und seien sie auch noch so komplex, ein Segen wären. Das resultiert darin, dass in Ermangelung von etwas Besserem das, wonach eine führende christliche Nation gerade strebt, als das christliche Ideal gilt. Welche Philosophie auch immer gerade im Auf-schwung ist, wird die christliche Philosophie genannt, und welches soziale System auch immer gerade vorherrscht bzw. populär ist, nennt man das christliche System. Gibt Groß-britannien zu irgendeiner Zeit den Ton an, so spricht man vom Sieg des christlichen Sozialismus. Wenn Deutschland am Ruder ist, spricht man ebenfalls vom Sieg des christli-chen Sozialismus, und machen die Vereinigten Staaten das Rennen um den Aufstieg, dann ist dies gleichermaßen der Triumph des christlichen Sozialismus. Folglich ist das Chris-tentum der Verbündete der Erfolgreichen und der Sieger, damit, egal welches System auch vorherrscht, es die Ver-breitung der christlichen Zivilisation voranbringt. Einst war

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beispielsweise das Verbot der Scheidung charakteristisch für das Christentum. Heute wird in den protestantischen Nationen die Scheidung sehr wertgeschätzt. Ihr Glaube ist demnach wie ein Wachsmodell, das man in jede gewünschte Form bringen kann, wobei keine Gefahr besteht, dass es aus-einander bricht. Das Christentum als Religion hat aus die-sem Grund kein Programm und wird auch nie eines haben.

Die Einführung eines neuen Systems ist gemäß der Ideologie des Hinduismus unmöglich

Der Hinduismus hat durch die Einführung der Lehren des Karma und der Reinkarnation der Menschheit das Tor zum Frieden und Fortschritt völlig verbarrikadiert. Solang man an diesen Lehren festhält, ist es unmöglich, irgendein neues System zur Abschaffung der Diskriminierung aufzu-setzen, die aus der ungleichen Verteilung des Wohlstands resultiert. Glaubt man einmal, dass jemand als Strafe für seine Taten im vorherigen Leben nun arm ist, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, etwas an seinen Umständen in diesem Leben zu ändern. Einer mag in eine Führungs- und Machtposition geboren werden als Belohnung, der andere in eine Lage der Armut und des Elends als Bestrafung für die Taten im vorigen Leben, und niemand hat die Macht die Umstände des einen noch des anderen zu ändern. Ange-sichts dieser Lehre ist der Hinduismus nicht in der Lage, ein neues Programm für den Fortschritt der Menschheit hervor-zubringen. Denn ein neues Programm bedeutet ein Ansatz, der eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse bewirkt. Sind aber die vorherrschenden Verhältnisse das verdiente und vorbestimmte Schicksal, resultierend aus den Taten der

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Menschen in einer vorigen Existenz, dann muss man anneh-men, dass die Umstände unveränderlicher Weise festgelegt und bestimmt sind und niemand die Macht hat, daran zu rütteln.

Eine weitere Lehre des Hinduismus ist, dass jede Gruppe oder Schicht der Gesellschaft innerhalb ihres eigenen Kreises (Kaste) agieren muss, und niemand ist befugt, diese Grenze zu überschreiten. Die Brahmanen haben ihren vorgeschrie-benen Handlungsrahmen und es steht einem Shudra nicht offen, irgendeine ihrer Pflichten auf sich zu nehmen. Es steht einem Vaishya nicht offen zu tun, was einem Shudra erlaubt ist, noch einem Kashatriya es, einem Vaishya gleichzutun. Diese Lehre steht der Abschaffung der Unterdrückung der Armen durch die Reichen ebenfalls im Weg. Ein System mit diesem Ziel muss gleichsam die Rechte aller Klassen sicher-stellen und für eine adäquate Versorgung jeder Person, un-geachtet ihrer Kaste, einstehen. Aber dagegen spricht Manu folgendermaßen:

„Keine Besitzanhäufung ist dem Shudra erlaubt, selbst wenn er dazu in der Lage sei; denn ein Shudra, der sich Besitz angeeignet hat, verursacht den Brahmanen Schmerzen.“ (Gesetze des Manu; e.Ü.v. G. Buhler, X, 129)

Unter diesem Gesetz mag ein Brahmane oder ein Vais-hya Millionen anhäufen, aber sollte es einem Shudra gelin-gen, ganze fünf Rupies für die Hochzeit seiner Tochter zu sparen, dann ist es die Pflicht des Staates, ihm diesen armse-ligen Betrag auch wegzunehmen, weil er ein Shudra ist und weil Shudras kein Geld anhäufen. Wie viel Spielraum bleibt

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da für ein System übrig, das versucht, das Los der Armen zu verbessern?

Zudem steht geschrieben:

„Der Schuldner soll (eigenhändig) abarbeiten, was er dem Gläubiger schuldet, wenn er aus der selben oder einer niederen Kaste stammt; aber ein Schuldner aus einer höheren Kaste soll ratenweise zurückzahlen (wenn er etwas verdient).“ (ebenda, VIII,177)

Die Anwendungen dieses Gesetzes würde erneut dazu beitragen, einen Shudra arm zu halten bzw. ihn noch ärmer zu machen, während ein Brahmane von seiner Verpflich-tung, die er dem Shudra gegenüber hat, entbunden wird. Weit entfernt davon, für die Armen Erleichterung zu brin-gen, trägt dies zu ihrem Elend höchstens noch bei.

Diese Lehre der Diskriminierung niederer Kasten geht noch viel weiter. Für den Fall des Todes einer Person, die Witwen zurücklässt, welche verschiedenen Kasten angehö-ren, steht geschrieben:

„Oder lass ihn, der das Gesetz kennt, seinen Besitz in zehn gleiche Teile teilen und ihn gerechterweise nach folgender Regel aufteilen: Der Brahmanensohn soll vier Anteile nehmen, der Sohn der Kshatriya (-frau) drei, der Sohn der Vaishya soll zwei Teile haben, und der Sohn der Shudra nehme einen Teil.“ (ebenda, IX, 152-153)

Welche Chance gibt es unter diesem System für einen Shudra sein Los zu verbessern?

Das ist nicht alles. Es heißt:

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„Ein Brahmane kann sich ruhigen Gewissens das Ei-gentum (seines) Shudras einverleiben, denn da dieser (Sklave) keinen Besitz haben kann, mag sein Meister ihn übernehmen.“ (ebenda, VIII, 417)

Das löst alle Schwierigkeiten der Brahmanen, denn ih-nen wird gesagt, alles, was die Shudras angesammelt haben mögen, wegzunehmen, und sie werden zusätzlich aufgefor-dert, sich dabei nichts zu denken, denn dieses Ausplündern der Shudras sei keine Sünde sondern ein Akt der Recht-schaffenheit, weil der Besitz der Shudras nicht ihnen gehört, sondern rechtmäßigerweise den Brahmanen. Diese Glau-benslehre predigt der Hinduismus, und da jeder und jede dieser Religion zufolge, außer den Brahmanen, Kshatriyas, und Vaishyas, ein Shudra ist, d. h. Seyeds, Mongolen, Patha-nen, Perser und Christen etc. sind alles Shudras, stehe es den Brahmanen auch zu, alle diese ihres normalerweise als rechtmäßigen Besitz erachteten Eigentums zu entheben und es für eigene Zwecke zu verwenden. Sollte irgendjemand zu den Shudras Gezählten entweder durch seine eigenen Hän-de oder eigenes Talent etwas verdienen und ein Brahmane nähme es ihm gewaltsam ab, dann hat er kein Recht, des-wegen vor Gericht zu gehen; denn würde er auf eine Ge-richtsverhandlung bestehen, müsste der Richter ihn darüber informieren, dass, entsprechend der Lehren des Manu, alles, was er verdient hatte, gar nicht ihm, sondern bereits dem Brahmanen gehörte.

Sie müssen bedenken, dass ich nicht sage, dass die Glaubenssätze, die diese Religionen heute lehren, dieselben Glaubenssätze sind, die die Gründer derselben Religionen lehrten. Es mag sein, dass ein Teil der ursprünglichen Leh-

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ren der Gründer zeitgebunden war und nur eingeschränkt zur Anwendung kam und dass deren Zweck schon vor lan-gem ausgeschöpft wurde. Andererseits mag eine Menge von dem, was ihnen (den Gründern) heute zugeschrieben wird, von ihnen überhaupt nicht gelehrt worden sein. Wie dem auch sei, solche Glaubenssätze können keine Ära des Frie-dens und der Harmonie einläuten.

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Unvergleichliche Lehre des Islam im Vergleich zu ande-ren Religionen und die Ansicht des Islam über ein neues

System

Ich komme nun zum Islam und fahre damit fort zu er-klären, welche Mittel der Islam für die Leiden, mit denen wir uns hier beschäftigen, empfiehlt.

Abschaffung der Sklaverei

Zu aller erst schaffte der Islam die Sklaverei ab, welche zuvor über Jahrtausende hin vorgeherrscht hatte. Ich be-haupte, dass der Islam unter allen Religionen die einzige ist, die die Sklaverei durch ihre eigenen Lehren abschaffte und dass keine andere Religion einen Plan zu ihrer Abschaffung anbietet. Im Gegenteil, die Aufrechterhaltung der Sklaverei wurde in allen anderen Religionen anerkannt. Im Judentum und im Hinduismus ist die Sklaverei eine religiöse Einrich-tung und kann von daher gar nicht aufgelöst werden. Das Christentum ist genau genommen nur eine Richtung des Ju-dentums und die Sklaverei wurde unter christlichen Natio-nen noch über viele Jahrhunderte weitergeführt. Zur Zeit ih-

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rer Abschaffung fand dies nicht dank irgendwelcher Lehren des Christentums statt, sondern durch den Fortschritt des allgemeinen ethischen Standards. Die Geschichte der Kirche zeigt, dass bei vielen Anlässen versucht wurde, der Sklaverei ein Ende zu setzen, aber bei jeder solchen Gelegenheit war die Kirche selbst der größte Gegner davon. Im Hinduismus ist die Sklaverei durch das Kastensystem so fest verankert und weit verbreitet, dass das, was man herkömmlicherweise als Sklaverei betrachtet, im Vergleich dazu nur ein kleines Übel ist. Der Islam schaffte die Sklaverei gänzlich ab.

Islam und die Einschränkung der Sklaverei im Krieg

Der Islam kennt, wie auch immer, eine Einrichtung, die man als Sklaverei bezeichnet, und das ist das Nehmen von Kriegsgefangenen. Dieses Übel ist aber gleichzeitig eine notwendige Konsequenz eines Krieges. Wenn zwei Natio-nen sich bekriegen, kann man nicht erwarten, dass man die Gefangenen, die man nimmt, über Nacht wieder frei lässt, sodass sie zu ihren Leuten zurückkehren und am nächsten Morgen auf deren Seite wieder zum Kampf antreten. Sogar in bestimmten Spielen, in denen wir von der gegnerischen Mannschaft gefangen werden, werden wir für den Rest des Spiels ausgezählt und können nicht einfach wieder mitma-chen, solange das Spiel wieder von vorne beginnt. Könnte man tatsächlich in einem Krieg keine Gefangenen machen bzw. wäre es die Pflicht, sie nach der Gefangennahme so-fort wieder freizulassen, wären Kriege nahezu unbeendbar. Deswegen ist dies ein notwendiges Übel und eine natürliche Nebenerscheinung im Kriegsfall. Abgesehen davon duldet der Islam keine Form der Sklaverei. Gott sagt im Heiligen

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Qur‘an:

خن فی الارض تریدون

ی یث اسری حتون له

ان لنبی ان یك

ما ک

ه عزیز حکیم ﴿۶۸﴾ خرۃ والل

ه یرید الا

نیا ٭ والل عرض الد

„Einem Propheten geziemt es nicht, Gefangene zu machen, ehe er sich auf kriegerischen Kampf im Land einlassen muss. Ihr wollt die Güter dieser Welt, Allah aber will (für euch) das Jenseits. Und Allah ist der All-mächtige, Weise.“ (Sura 8: 68).

Es war keinem Propheten jemals erlaubt, aus irgend je-mandem einen Sklaven zu machen. Das heißt, es war nicht nur dem Heiligen ProphetenSAW verboten, Sklaven zu ma-chen, sondern, diesem Teil des Verses zufolge, auch nicht den vorherigen Propheten und deshalb taten sie es tat-sächlich auch nicht. Wir müssen aus diesem Grund daraus schließen, dass weder Krishna noch Ram Chandra, weder Moses noch Jesus jemanden versklavten und jene, die ihnen so etwas zuschreiben, sind unglaubwürdig.

Der oben zitierte Vers besagt weiter, dass im Fall eines Krieges, der großes Blutvergießen mit sich bringt, das Neh-men von Kriegsgefangenen erlaubt ist. Dies deutet auch an, dass die Kriegsgefangennahme ausschließlich in Auseinan-dersetzungen zwischen Staaten oder Nationen angezeigt ist, nicht aber bei Stammeskonflikten oder Familienreibereien. Es wird im Vers mit der Erklärung fortgefahren, dass jene Leute, die andere zu versklaven wünschen oder sie unter anderen als den genannten Umständen zu Gefangenen ma-chen, nach nichts als weltlichen Vorteilen langen, anstatt nach Gottes Wohlgefallen, während Gott für sie wünscht,

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dass sie nach den Belohnungen des Jenseits streben. „Gott ist der Allmächtige, Weise“ bedeutet, dass diese

Anleitungen, so wie alle Gebote Gottes, auf wahrer Weisheit beruhen und sollten sie übertreten werden und die Muslime sich der Sklaverei bedienen, beschwörten sie in Wirklichkeit ihre eigene Versklavung damit herauf. Wir sehen aus der Ge-schichte, dass jedes Volk, das die Sklaverei aufrechterhielt, selbst zuletzt auf das Niveau von Sklaven reduziert wurde. Die Abbasiden förderten die Sklaverei, was darin resultierte, dass die Mehrheit der späteren Kalifen die Kinder von Skla-venmädchen waren und, obwohl dem Namen nach frei und unabhängig, waren sie tatsächlich nicht besser als Sklaven.

Das Wort خان ithḫān“, das im eben zitierten Vers verwendet„ اث

wird, bedeutet „ein Krieg, der mit großem Blutvergießen verbunden ist“ und beinhaltet nicht etwa auch Stammeszwistigkeiten oder Grenzgefechte. Es bezeichnet einen permanenten Krieg zwischen Nationen und organisierten Staaten. Eine Nation, die nicht das Risiko eingehen möchte, dass ein Teil der Bevölkerung zu Kriegsgefangenen wird, muss lediglich von aggressivem Verhalten Abstand nehmen. Lässt sie sich auf Aggression ein, die zu Krieg und Blutvergießen führt, kann sie sich nicht beschweren, wenn ein Teil ihrer Leute zu Kriegsgefangenen wird.

Der Islam erlaubt alleinig defensive Kriege

Der Islam verbietet weiter Aggression, d. h. der einzige Krieg, der im Islam erlaubt ist, ist ein Verteidigungskrieg. Anders gesagt: Es ist nicht erlaubt, sich auf einen Krieg einzulassen mit dem Ziel oder in der Hoffnung, Gefangene zu nehmen.

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Der Heilige Qur‘an sagt:

ذین اخرجوا ه علی نصرہم لقدیر ﴿۴۰﴾ ال

م ظلموا و ان اللہ

نذین یقتلون با

اذن للم

اس بعضہ ه الن

ه ولولا دفع اللا ان یقولوا ربنا الل

من دیارہم بغیر حق الثیرا

ه ک

ر فیہا اسم اللک

مت صوامع و بیع و صلوت و مسجد یذ ہد

ببعض ل

م فی الارضہ ن

ک ذین ان م

ه لقوی عزیز ﴿۴۱﴾ اله من ینصره ان الل

و لینصرن الل

ه عاقبۃر و لل

وۃ و امروا بالمعروف و نہوا عن المنک

ک توا الز

لوۃ و ا اقاموا الص

﴾۴۲ الامور ﴿

„Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist jenen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah – und Allah hat wahrlich die Macht, ihnen zu helfen. Jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sprachen: ‚Unser Herr ist Allah.‘ Und wür-de Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen wor-den, worin der Name Allahs oft ausgesprochen wird. Allah wird sicherlich dem beistehen, der zu Ihm steht. Wahrlich ist Allah der Starke und Allmächtige.Jenen, die, wenn wir sie auf der Erde ansiedeln, das Gebet verrichten und die Zakat zahlen und Gutes ge-bieten und Böses untersagen. Und bei Allah ruht der Ausgang aller Dinge.“ (Sura 22:40-42)

Das heißt, eine Erlaubnis, in den Krieg zu ziehen, haben jene, die zu Opfern von Tyrannei und Gewalt wurden, und die Erlaubnis wurde aus dem Grund erteilt, da Gott Seine Macht, den Unterdrückten zu helfen, demonstrieren möch-te. Es kommt oft vor, dass die Starken und Mächtigen ge-

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genüber den Schwachen und Hilflosen zu Gewalt greifen. In diesem Vers erklärt Gott, dass es den Muslimen erlaubt ist, zu ihrer Selbstverteidigung die Waffen zu ergreifen, um sich von der Unterdrückung zu befreien und davon, zur Ziel-scheibe von Aggression und Gewalt gemacht zu werden. Und Gott hat zu diesem Zweck verfügt, ihnen gegen ihre Unterdrücker zu helfen, damit jene, die schwach sind, die Starken überwältigen mögen. Damit wurde nicht nur eine Erlaubnis erteilt, die Waffen zu ergreifen, sondern Gott hat zudem versprochen, den Unterdrückten beizustehen und zu helfen, um sich gegen die Unterdrücker zu behaupten und sie zu besiegen.

Im Vers heißt es weiter, dass es den Muslimen nun er-laubt war zu kämpfen, weil sie aus ihren Häusern wegen keines anderen Vergehens vertrieben wurden, als dass sie den Islam angenommen haben und dass sie verkündeten, dass Allah ihr Schöpfer und Erhalter ist. Es heißt weiter, dass eine Zeit kommen werde, in der man jeglichen Krieg als Übel verurteilen und im Namen der Menschlichkeit appellieren werde, dem Krieg ein Ende zu bereiten. Der Vers fährt dann fort zu erklären, dass es immer nötig sein werde, Aggres-sionen und Gewalt mit Kraft zu stoppen, denn andernfalls würden Tempel, Klöster, Kirchen, Synagogen und Mosche-en, Plätze also, die der Anbetung Gottes gewidmet sind, alle zerstört werden. Denn es liegt auf der Hand, dass die Plä-ne eines Aggressors nicht dadurch gestoppt oder vereitelt werden, weil andere Leute in Frieden leben wollen und kein Bedürfnis haben, in den Krieg zu ziehen. Eines der grundle-genden Prinzipien des Islam ist, vollkommene Glaubensfrei-heit sicherzustellen. Der Hintergrund dieses Versabschnittes ist zu erklären, dass, wenn das Kämpfen absolut untersagt

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wäre, jene, die sämtliche Angelegenheiten des Glaubens und der Religion ihrer eigenen politischen Autorität unterwerfen wollen, damit ermutigt würden, eine aggressive und totali-täre Politik zu betreiben. Sie würden nicht nur versuchen, politische und säkulare Abläufe zu kontrollieren, sondern sich bemühen, Religion als Ganzes zu zerstören und dann die Gottesstätten niederzureißen. Der Vers fährt danach fort, zu erklären, dass Gott jenen helfen werde, die für die Sicher-stellung der Religionsfreiheit kämpften, und dass, da Er der Starke und Allmächtige ist, jene, die von Ihm unterstützt werden, niemals unterlegen seien. Weiter wird gesagt, dass solche, die bereit sind, für die Sicherstellung der Glaubens-freiheit ihren Besitz und ihr Leben zu opfern, niemals, sollten sie an der Macht sein, andere ausbeuten, sondern aufrichtig Gott anbeten würden, den Wohlstand gerecht verteilen, das Böse meiden und zudem andere davon abhalten, Böses zu tun und darin bestärken, Gutes zu tun.

Es ist klar, dass ein Krieg dieser Art nur von einem Ag-gressor gegen die Muslime und nicht von wahren Muslimen selbst begonnen werden kann. Damit muss die Verantwor-tung für das Nehmen von Kriegsgefangenen in so einem Krieg auf Seiten des Aggressors liegen, der diesen Krieg be-ginnt. Nimmt er nicht Abstand von aggressivem Verhalten und provoziert absichtlich einen Krieg, dann stellt er eine Bedrohung dar und verdient es demnach, gefangen genom-men zu werden. Diese Maßnahme hat er selbst gewählt. Hätte er nicht versucht, andere ihrer spirituellen Freiheit zu berauben, wäre seine eigene Freiheit nicht gefährdet gewe-sen.

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Der Islam zur Freilassung der Kriegsgefangenen

Vorausweisend, dass ein Krieg dieser Beschreibung un-vermeidlich werden würde und die Muslime gezwungen, zur Waffe zu greifen, weist der Heilige Qur‘an an:

وا م فشدخنتموہ

اث ی اذا روا فضرب الرقاب حت

ف

ذین ک

فاذا لقیتم الحرب اوزارہا

ی تضع ال ا فداء حت ا بعد و ام

ا من الوثاق ٭ فام

„Wenn ihr in der Schlacht auf die Ungläubigen trefft, dann schlagt sie zurück bis ihr sie überwältigt habt, dann macht sie zu Gefangenen, bis der Krieg vorüber ist. Danach lasst sie entweder als Akt der Großmütig-keit oder gegen eine Auslöse frei.“ (Sura 47: Vers 5)

Das bedeutet, in einem Krieg mit den geschilderten Merkmalen kann man Gefangene nehmen. Aber wenn man dies tut, ist man an eine der folgenden beiden Vorgehens-weisen gebunden: Wenn der Krieg zu Ende ist, die Gefan-genen entweder aus reinem Wohlwollen freizulassen oder sich einverstanden zu erklären, dass sie freigekauft werden. Wird ein Gefangener nicht aus reinem Wohlwollen freige-lassen, muss er in Verwahrung genommen werden, bis das Lösegeld bezahlt wird, und während dieser Zeit hat er für den Verwahrer nützliche Arbeiten zu erledigen. Das kann aber nicht als harte Zeit betrachtet werden. Auch in moder-ner Zeit werden Kriegsgefangene zu solchen Arbeiten ange-halten, die für sie machbar sind.

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Der Islam zur Freilassung der Kriegsgefangenen unter der Bedingung, nicht an zukünftigen Kriegen teilzuneh-

men

Es scheint, dass der Heilige ProphetSAW Erlaubnis gege-ben hat, Kriegsgefangene gegen ein Versprechen ihrerseits, an keinem weiteren Krieg gegen die Muslime mehr teilzu-nehmen, auf freien Fuß zu setzen. Ein aufgezeichneter Vor-fall zur Zeit des Heiligen ProphetenSAW illustriert dies. In der Schlacht von badr wurde ein Mann namens Abu-Uzza gefan-gen genommen. Der Heilige ProphetSAW ließ ihn frei, nach-dem dieser versprochen hatte, an keinem Folgekrieg gegen die Muslime mehr teilzunehmen. Er brach allerdings dieses Versprechen und kämpfte in der Schlacht von uḥud erneut gegen die Muslime. Schließlich wurde er in der Schlacht von ḥamrāʾu l-asad nochmals gefangen genommen und exeku-tiert.

Zur Wiederholung: Der Islam bietet zwei Möglichkeiten an, von denen eine im Umgang mit Kriegsgefangenen zur Anwendung kommen muss. Die Gefangenen werden ent-weder ohne Lösegeld freigelassen oder bleiben bis zu dessen Auszahlung in Verwahrung.

Kriegsgefangene beschäftigen und keine Arbeit auferle-gen, die Fähigkeit oder Kraft überschreitet. Die Lehre des Islam über die humane Behandlung von Kriegsgefange-

nen

Während ihrer Gefangenhaltung ist es erlaubt, sie mit angemessenen Arbeiten zu beschäftigen. Was aber diese Ar-beiten betrifft, schreibt der Islam vor, dass kein Gefangener

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zu Arbeiten herangezogen werden darf, die seine Kräfte oder Fähigkeiten übersteigen, und dass er die gleiche Beklei-dung und gleiches Essen zu bekommen hat wie der für ihn Verantwortliche. Dies ist eine Anweisung, die weit über die Praxis moderner Staaten hinausgeht! Sogar jene Länder, die Teilnehmer internationaler Abkommen sind, stehen unter keiner solchen Verpflichtung, die Kriegsgefangenen so zu bekleiden und zu ernähren, wie es unter den eigenen Bür-gern Standard ist. Diese Anweisung wurde, wie auch immer, von den Gefährten des Heiligen ProphetenSAW sehr genau genommen. Auf einer bestimmten Reise, so wird überliefert, waren einige der Gefährten in Gesellschaft von Gefangenen und es sind jene Gefangenen selbst, die überlieferten, dass in der Gruppe eines Tages der Proviant knapp wurde. Die Gefährten beschlossen deshalb, die Gefangenen mit den üb-rigen Datteln zu versorgen, während sie selbst lediglich die Dattelkerne lutschten. Es heißt, es gab nicht einmal genü-gend Kerne für jeden. Man wird zustimmen, dass dieses Ge-bot im Islam außerordentlich gerecht und human ist.

Die Lehre des Islam über das Verbot der Anwendung von Gewalt gegenüber Kriegsgefangenen

Eine weitere Regel, die der Islam besagt, ist, dass kein Gefangener geschlagen oder geprügelt werden darf, und sollte es sich dennoch ereignen, dass ein Gefangener verletzt oder geschlagen wird, so hat man ihn sofort freizulassen. Einmal hat es sich zugetragen, dass der Heilige ProphetSAW sein Haus verlassen und dabei gesehen hat, dass ein Muslim einen Gefangenen schlug. Dieser Muslim berichtet später, dass während er den Gefangenen schlug, er den Heiligen

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ProphetenSAW rufen hörte: „Was ist in dich gefahren? Das ist aber alles andere als islamisch. Ist dir nicht bewusst, dass Gott über dich weitaus mehr Macht hat, als du über diesen Gefange-nen?“ Er fährt fort, dass er von Schrecken erfüllt wegen die-ser Worte sagte: „O Prophet Gottes, ich lass ihn frei“, worauf der Heilige ProphetSAW antwortete: „Wenn du das nicht getan hättest, hättest du auch selbst das Feuer zu spüren bekommen.“

Heutzutage haben viele Leute keine Skrupel, ihre Haus-angestellten zu schlagen, wobei der Heilige ProphetSAW ei-nen seiner Gefährten zur Rechenschaft gestellt hat, der einen Gefangenen schlug.

Ein anderer Gefährte berichtet, dass sie sieben Brüder waren und eine weibliche Gefangene hatten und dass einmal der Jüngste von ihnen ihr eine Ohrfeige gab wegen irgend eines Vergehens. Als der Heilige ProphetSAW davon erfuhr, sagte er, dass die einzige mögliche Wiedergutmachung für die Ohrfeige sei, sie frei zu lassen, was man auch tat. Kurz gesagt, nicht nur harte Schläge oder Prügel waren es, was verboten war, sondern sogar eine Ohrfeige verlangte eine Freilassung, insofern man daran ablesen konnte, dass die dafür verantwortliche Person nicht die Voraussetzung hatte, mit der Ingewahrsnahme eines anderen Menschen betraut zu werden.

Die Anweisung, heiratsfähige Kriegsgefangene zu verheiraten

Der Heilige Qur‘an weist zudem an, sich um die Verhei-ratung jener Gefangenen zu kümmern, die im heiratsfähigen Alter sind.

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م

م و امائکلحین من عبادک م و الص

و انکحوا الایامی منک

„Und (ver-)heiratet die Alleinstehenden unter euch und jene, die in Frage kommen unter den Gefangenen, männliche wie weibliche.“ (Sura 24: Vers 33)

Kann menschliche Umsicht noch weiter gehen? Der Is-lam sagt: Gebt ihnen zu essen, was ihr selbst esst, beklei-det sie so, wie ihr euch selbst kleidet, setzt sie keinerlei Be-schwerlichkeiten aus, sorgt euch um ihre Verheiratung, und sollte jemals einer unter euch jemanden von ihnen schlagen, ist die einzige Wiedergutmachung ihre Freilassung. Viele von ihnen mögen ohnehin bedingungslos freigelassen wor-den sein oder unter der einzigen Bedingung, dass sie an keinem Krieg gegen die Muslime mehr teilnehmen würden. Ich bezweifle sehr, dass heutzutage sogar der zivilisierteste Staat auf Entschädigungszahlungen verzichten würde, mit der einzigen Bedingung, dass die von ihm freigelassenen Gefangenen an keinem Krieg mehr gegen ihn teilnehmen.

Die Freilassung von Kriegsgefangenen durch das fidya, also Lösegeld- bzw. Entschädigungszahlungen

Es ist notwendig, an dieser Stelle einige erklärende Wor-te über die Praxis von Lösegeld- bzw. Entschädigungszah-lungen zu sagen. Wie bereits erwähnt, ist das dazu grundle-gende Gebot im Islam, Kriegsgefangene freizulassen, ohne dafür Geld zu verlangen. Kann sich der Gefangenenhalter das aber nicht leisten, hat er die Pflicht, sie gegen ein Lö-segeld freizulassen, das aber nur eine Art Entschädigungs-zahlung bzw. Kompensation ist für die Aufwendungen,

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die dem Verwahrer durch den Krieg entstanden sind. Der Unterschied zwischen den Bedingungen damals und heu-te ist, dass in der damaligen Zeit jeder Kämpfer selbst für seine Waffen und Ausrüstung sorgen musste, und so waren auch die Entschädigungszahlungen eine Angelegenheit von Einzelpersonen. Es gab weder fix aufgestellte Armeen, noch gab es Einrichtungen zur Versorgung bzw. Verwahrung ei-ner größeren Anzahl von Kriegsgefangen. Diese wurden deshalb unter jenen aufgeteilt, die selbst die Kosten für den Feldzug getragen und in diesem Zusammenhang große Op-fer aufgebracht hatten. Da moderne Staaten nun Armeen un-terhalten und zu Kriegszeiten die militärischen Aktivitäten auch vom Staat bereitgestellt und finanziert werden, sind Schadensersatzzahlungen auch zu einer Verhandlungssache zwischen den kriegsführenden Staaten geworden, so wie auch die Verantwortung für entsprechende Gefängnisein-richtungen beim Staat liegt. Nach der Friedensschließung müssen sämtliche Fragen über Entschädigungszahlungen, Strafen und über den Austausch bzw. die Freilassung von Gefangenen zwischen den kriegsführenden Staaten geregelt werden. Um, wie auch immer, in diesem Zusammenhang nochmal auf die islamischen Lehren zurückzukommen, ist, was ich damit betonen will, dass es einem Kriegsgefangen immer schon möglich war, für Geld freizukommen. Dieses Geld konnte entweder von ihm selbst kommen oder von seinen Verwandten oder vom Stamm, dem er angehört oder von selbigem Staat. Das heißt, es gibt nichts in dieser Re-gelung, das einen permanenten Freiheitsverlust bedeuten würde.

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Die Möglichkeit, ohne Lösegeld freizukommen

Man mag argumentieren, dass ein Gefangener selbst arm sein kann und darum nicht in der Lage, sich freizukau-fen, und seinem Stamm oder Staat mag er egal sein. Seine Verwandten könnten etwas gegen ihn haben und dafür sein, dass er in Gefangenschaft bleibt. Sein Verwahrer mag zudem auch arm sein und so sehr belastet durch die Ausgaben, die der Krieg für ihn mit sich gebracht hat, dass am Ende keine Möglichkeit für den Gefangenen besteht, ohne Lösegeld frei-zukommen. Welche Chance hat dieser nun, um seine Frei-heit wiederzuerlangen? Selbst für diese Konstellation gibt es im Islam eine Verfügung. Der Heilige Qur‘an sagt:

ماتبوہ

م فک

ذین یبتغون الکتب مما ملکت ایمانک

والم

تىک

ذی ا

ه الال الل ن م م م

توہ

ا ان علمتم فیہم خیرا ٭ و

„Und jene unter euren Gefangenen, die nach einem Schriftstück verlangen, stellt ihnen das Schriftstück aus, das sie wünschen, wenn ihr sie für fähig hält, und gebt ihnen, wovon Gott euch gegeben hat.“ (Sura 24: Vers 34)

Das bedeutet soviel wie: „Sollte jemand eurer Gefangenen nicht in der Lage sein, sich freizukaufen, aber willens, den Preis für die Freilassung in Raten abzuzahlen, dann einigt euch mit ihnen auf die Raten und gebt ihnen diese Abmachung schriftlich, wenn ihr glaubt, dass sie dazu in der Lage sind, durch ihr Einkommen die Raten zahlen zu können. Wenn es euch in so einem Fall mög-lich ist, ihnen für den Aufbau ihrer Tätigkeit Kapital zu leihen, so seid ihr ermutigt, dies zu tun.“

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Ab dem Zeitpunkt, da so ein Schreiben ausgehändigt wird, besitzt der Gefangene völlig freie Verfügung über sich selbst und ist berechtigt seinen Geschäften nachzugehen, lediglich an die Verpflichtung, die Raten abzuzahlen, ist er oder sie gebunden.

Ein Verwahrer hat kein Recht, das Freiheitsgesuch des Gefangenen auf Basis von Raten abzulehnen, es sei denn, der Krieg dauert noch fort oder die gefangene Person ist nicht ganz bei Verstand bzw. anderweitig nicht in der Lage, Geld zu verdienen, und es wird daher befürchtet, dass, wenn man sie sich selbst überlässt, sich die Person selber mehr schadet als Gutes tut.

Unerschöpfliche Versuche des Islam, die Sklaverei

abzuschaffen

Es mag eingewandt werden, dass der Halter eines Ge-fangenen ja diese Ausnahme ausnützen könnte und diesen weiterhin unter dem Vorwand festhält, er sei nicht bei Ver-stand. Aber die islamische Scharia sieht vor, dass ein Gefan-gener immer die Freiheit hat, bei höherer Stelle eine Aus-handlung der Ratenzahlung zu ersuchen, für den Fall, dass der Gefangenenhalter diese Einigung ablehnen oder unge-rechte Forderungen haben sollte.

Wenn, trotz all dieser Möglichkeiten, ein Kriegsgefan-gener es nicht versteht, daraus nutzen zu ziehen, kann dies höchstens bedeuten, dass er die Lage, in der er gerade ist, gegenüber jener, die ihn erwartet, nachdem er freigelassen wurde, bevorzugt.

Die Wahrheit ist tatsächlich, dass viele, die als Gefange-ne bei Gefährten des Heiligen ProphetenSAW untergebracht

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waren, diesen Zustand vorzogen, anstatt in ihre ursprüng-lichen Verhältnisse der Freiheit zurückkehren zu wollen. Sie wurden von ihren Verwahrern als gleichgestellte Mitglieder ihrer eigenen Familien behandelt und es ging ihnen dort weitaus besser als zuvor als Freie.

Die Gefährten des Heiligen PropehtenSAW und die Behandlung von Sklaven

Die Gefährten ernährten und kleideten sie wie sich selbst, setzten sie keiner Überbeanspruchung aus, verlang-ten von ihnen nichts zu tun, das sie nicht freiwillig taten. Sie setzten sie keiner Misshandlung aus und waren bereit, dass sie sich entweder durch einen Pauschalbetrag oder in Raten freikauften. Es stimmt, dass diese Gefangenen, technisch ge-sehen, festgehalten wurden, aber oft genug passierte es, dass das Licht des Islam in ihre Herzen eindrang und sie kein Be-dürfnis mehr verspürten, in ihr altes Leben zurückzukehren. Anschaulich illustriert wird dies am Beispiel von Zaid-bin-HarithRA, der einst ein Sklave von Hadhrat KhadijaRA, der ehrenwerten Frau des Heiligen ProphetenSAW, war.

Der Heilige ProphetSAW und ein Beispiel der Behandlung von Sklaven

Zaid war kein Sklave im gewöhnlichen Sinn, sondern gehörte einer freien arabischen Familie an. Er geriet bei lo-kalen Auseinandersetzungen in Gefangenschaft und lande-te schließlich in den Besitz von Hadhrat KhadijaRA. Als der Heilige Prophet MuhammadSAW Khadija heiratete, übergab sie ihm (obwohl dies eigentlich lange vor seiner Propheten-

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schaft war) all ihr Hab und Gut, einschließlich Zaid, zu sei-ner freien Verfügung. Der Heilige ProphetSAW ließ Zaid frei, aber dieser blieb weiterhin bei seinem Herrn. Schließlich fan-den sein Vater und sein Onkel Näheres über seinen Verbleib heraus, kamen zum Heiligen ProphetenSAW und flehten ihn an, Zaid mit ihnen gehen zu lassen. Der Heilige ProphetSAW sagte ihnen, dass er Zaid bereits freigelassen hatte und die-ser hingehen könne, wo er wolle. Daraufhin beschwörten sie Zaid, zurück nach Hause mitzukommen, aber dieser lehnte es ab und sagte, dass, obwohl ihm seine Freiheit geschenkt worden war, er kein Bedürfnis hatte, den Heiligen Prophe-tenSAW zu verlassen und dass er fest entschlossen war, ihm weiterhin zu dienen. Sein Vater und sein Onkel redeten noch lange und inständig auf ihn ein und sagten, seine Mutter würde wegen der Trennung von ihm Qualen erleiden, aber all das konnte Zaid nicht umstimmen, der beteuerte, dass er von seinen Eltern unmöglich mehr Liebe und Zuneigung erwarten konnte, als der Heilige ProphetSAW ihm entgegen-brachte. Mit Sicherheit kann niemand etwas gegen so eine Art von Festhalten haben, wenn man überhaupt von einem Festhalten sprechen kann. Man staunt, dass ein derartiges Band der Liebe und Zuneigung zwischen zwei menschli-chen Wesen existiert haben soll, deren technisches Verhältnis das von Herr und Sklave war.

Grund der Sklaven, der Freiheit die Gefangenschaft zu bevorzugen

Wenn daher im frühen Islam es Leute bevorzugt ha-ben, in Knechtschaft zu verweilen, anstatt ihren Freiheitsan-

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spruch gültig zu machen, dann aus ihrer eigenen freien Wahl heraus. Sie merkten, dass es ihnen darin besser erging als in Freiheit. Aber europäische Missionare behaupten weiterhin lautstark, der Islam hätte die Sklaverei weiterbetrieben.

Eure Anwesenheit hier ist eine Veranschaulichung des-sen, was ich sagen will. Ist es nicht unsere Erfahrung, dass, wenn in gewöhnlichen Versammlungen oder Sitzungen selbst der berühmteste Vortragende seine ihm zur Verfü-gung stehende Redezeit überschreitet, die Zuhörer auf ver-schiedenste Weise anfangen, ihre Ungeduld zum Ausdruck zu bringen? Hier sitzen viele Tausende von euch unter un-bequemen Bedingungen beisammen, frierend und hungrig, und hören mir zu, sich wünschend, dass ich einfach wei-terspreche. Woher kommt dieser Unterschied? Kommt er nicht daher, dass ihr an den Verheißenen MessiasAS glaubt und ihm eure Herzen dienstbar gemacht habt? Kann man an dieser Form der Knechtschaft etwas aussetzen? Ist sie nicht viel eher ein Anzeichen und Kriterium für wahren Glauben? Sie bedeutet, sich nicht einem Menschen, sondern Gott zu verschreiben.

Kurz, man kann nicht behaupten, die Sklaverei wäre durch die zunehmende Zivilisierung abgeschafft worden. Die Sklaverei wurde durch den Islam abgeschafft! Wahr ist, dass es im Islam erlaubt war, Kriegsgefange zu nehmen, aber selbst hinsichtlich dieser Regel wurden andere Regeln ent-worfen, die jenen, welche die Alliierten und Achsenmächte heutzutage befolgen, voraus waren.

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Einige Theorien, die Unrecht gegenüber den Unterprivi-legierten befürworten

Lassen sie mich diese moch einmal kurz zusammenfas-sen:

Gefangene können ausschließlich in einem Krieg ge-nommen werden, der zum Erhalt der Religionsfreiheit aus-getragen wird.

Nach Beendigung des Krieges sind die Gefangenen ent-weder ohne oder durch das Leisten von Kompensations-zahlungen freizulassen. Der Gefangene kann dieses Geld entweder selbst zahlen oder seine Familie, sein Stamm bzw. Staat kommen dafür auf. Kommt keine dieser Möglichkeiten zustande, kann der Gefangene eine Einigung durch Raten-zahlungen wünschen, wonach es ihm frei steht, zu arbeiten und zu verdienen, wo es ihm beliebt.

Soweit zum Thema Sklaverei bzw. Quasi-Sklaverei. Ich wende mich nun jener Sklaverei zu, die in der Praxis aus wirtschaftlichen Umständen resultiert. Bevor ich erklären werde, welche Lösungen der Islam in diesem Bereich anbie-tet, ist es notwendig, dass wir uns die Theorien ins Bewusst-sein rufen, die zu den heute beobachteten Unterschieden zwischen Arm und Reich führen.

Erste Theorie

Als erstes sagt man manchmal, die Leute würden, wenn es darauf ankommt, auf das Recht des Stärkeren zurückgrei-fen, und der Rest der Menschheit ist aus schierer Selbstver-teidigung heraus gezwungen, mitzumachen. Als die Briten beispielsweise die Macht dazu hatten, verleibten sie sich al-

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les ein, was sie in die Finger bekamen. Andere Länder mögen es deshalb durchaus für legitim halten, in ihre Fußstapfen zu treten. Als folglich Italien in Abessinien einfiel, bemühte sich Mussolini redlich zu erklären, dass das Motiv für die Invasion dasselbe war wie jenes der Briten, als sie sich selbst zu den Herrschern Indiens gemacht hatten: Kultur und Zi-vilisation zu verbreiten. Er sagte, dass der Anspruch der Briten darin bestanden hatte, Indien fürsorglicherweise auf das Niveau anderer entwickelter und zivilisierter Länder zu bringen. Mussolini behauptete, dass seine Landsleute nicht weniger als die Briten besorgt darum waren, unterentwi-ckelten Ländern zu helfen und sie zu unterstützen, und dass der Angriff auf Abessinien ausschließlich von diesen Moti-ven geleitet war.

Zweite Theorie

Zweitens verteidigen manche Leute die Meinung, dass sich der Staat aus der Wirtschaft herauszuhalten habe und die Kräfte der Wirtschaft sich selbst überlassen sein sollten. Solche Leute glauben, die Stärkeren und Mächtigen hätten das Recht, immer weiter zu machen und dürften dabei von keinerlei künstlicher Kontrolle eingeschränkt werden.

Dritte Theorie

Eine Theorie anderer ist, dass Rassenunterschiede nun einmal bestehen würden und man das nicht ignorieren dür-fe, weshalb ihnen der verdiente Anteil auch zustünde. Das hinduistische Kastensystem beruht auf und rechtfertigt sich durch diese Theorie. In diesem System wird die Zugehörig-

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keit zu einer Kaste durch die Geburt bestimmt und die sich daraus ergebende Diskriminierung kann weder verändert noch abgeworfen werden.

Vierte Theorie

Eine vierte Theorie wird sehr treffend durch die Aus-sage „die Mehrheit hat das Sagen“ wiedergegeben. Dieser Theorie folgend, hat eine Minderheit keinerlei Stimme in na-tionalen Belangen und wird oft grausam unterdrückt.

Fünfte Theorie

Noch eine andere Theorie folgt dem Prinzip: Etwas, das (augenscheinlich) keinen Besitzer hat, gehört dem, der es als erstes findet. Diese Theorie war uns als Kinder sehr ge-läufig. Wann immer etwas auf eine Weise herumlag, dass es entweder verloren oder weggeworfen worden sein musste, dann eigneten wir uns es mit der Formel „wer's findet, dem gehört’s'“ an, als ob das jeglichen Besitzanspruch rechtfer-tigen würde. Aber die Dinge, auf die Kinder diese Formel anwenden, haben normalerweise keinen Wert. Der Heilige ProphetSAW wurde gefragt, was man mit Dingen, die ihren Besitzer verloren hatten, tun solle. Darauf fragte er den Fra-genden, was er damit meinte. Dieser fragte genauer, was er tun sollte, wenn er einer streunenden Ziege in der Wüste be-gegnen würde. Der Heilige ProphetSAW sagte: „In diesem Fall musst du nach ihrem Besitzer rufen, und falls du ihn trotz Rufens nicht finden kannst, darfst du die Ziege behalten, denn wenn du sie nicht nimmst, dann wird sie einem Wolf zum Opfer fallen.“ Daraufhin wurde er gefragt, wie dies im Falle eines entlau-

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fenen Kamels aussah. Er antwortete: „Kümmert euch nicht um ein entlaufenes Kamel, das findet alleine Nahrung und kann auf sich alleine aufpassen, deshalb lasst es laufen.“ Dann meinte der Fragende: „Was soll ich dann tun, O Prophet Gottes, wenn ich einen Sack Geld finde?“ Der Heilige ProphetSAW gab zur Ant-wort: „Wenn du einen Sack Geld findest, so nimm ihn mit und er-wähne diese Tatsache immer wieder, bis sich der Eigentümer findet und dann gib ihm das Geld zurück.“ Es gibt damit also bezüg-lich verschiedener Dinge verschiedene Regeln. Kann man sicher sein, dass der gefundene Gegenstand vernichtet wird, mag man ihn sich aneignen, nachdem man sich angestrengt hat, den Besitzer zu finden. Besteht keine derartige Gefahr, dass der Gegenstand verloren geht, aber man hat die Mög-lichkeit, ihn ohne größere Umstände in Obhut zu nehmen, so sollte man dies tun und danach versuchen, den Besitzer ausfindig zu machen und, wenn dieser auftaucht, ihm sein Eigentum zurückgeben. Im großen Unterschied zu diesen islamischen Prinzipien steht die Theorie, welche die euro-päischen Nationen hinsichtlich hilfloser Völker anwenden. Sie glauben, das Recht zu besitzen, sich, was auch immer keinen Eigentümer hat bzw. das Eigentum einer schwachen Nation ist, aneignen zu können. Australien ist ein riesiger Kontinent, aber die Briten haben es in Besitz genommen, als wäre es ein Stück Niemandsland. Indien ist ein weites Land mit enorm vielen Einwohnern. Dieses haben sie sich nach dem selben Prinzip angeeignet. Das gleiche gilt für andere europäische Nationen, die ganze Kontinente wie Nord- und Südamerika und andere Inselgruppen in Besitz genommen haben, nach dem Prinzip, dass ein Land oder Kontinent oder ein Land mit schwacher Regierung, das neu entdeckt wurde, dem gehört, der zuerst kommt.

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Angewandte Fehlkonzepte, die Unrecht erwirkten

Zu diesen Theorien kommen noch andere angewandte Fehlkonzepte und Unzulänglichkeiten, die sich für die Kluft zwischen Arm und Reich und die Notlage der Armen und Hilflosen verantwortlich gezeigt haben. Erst in letzter Zeit haben einige Regierungen damit begonnen, diesem Bereich Aufmerksamkeit zu schenken und Abteilungen eingerichtet, die damit betraut sind, Lösungen zur Entlastung zu finden. Aber sogar heute stehen diese Entlastungsprogramme den Maßnahmen, die der Islam anbietet, erstens, bei weitem nach, und zweitens erlaubt man es, dass andere Institutio-nen, deren Bestrebungen dahin gehen, den Reichtum in die Hände einer beschränkten Anzahl von Leuten zu spielen, ungehindert florieren können. Drittens wird solchen Rege-lungen völlig freier Spielraum gelassen, die dazu dienen, dass sich der Reichtum in bestimmten Händen bündelt und sich dort ständig weiter vermehrt. Viertens lässt man es zu, dass große Teile des nationalen Wohlstands für nutzlose Un-ternehmungen und Angelegenheiten ausgegeben werden, die man dann Kunst nennt.

Der Islam hat all diese Unarten unterbunden und der gesamten Menschheit das Tor zum Fortschritt geöffnet. Und dieses Ziel soll wie folgt umgesetzt werden:

Die Behandlung der durch geistige Sklaverei, also Knechtschaft, enstandenen Trauer

Allem voran lehrt der Islam, dass, was auch immer die Schöpfung hervorgebracht hat, dem Nutzen aller dient und nicht nur irgendeiner Gruppe, obwohl es sein kann, dass es

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oberflächlich so aussieht, als ob manche Güter oder Schätze der Obhut eines bestimmten Volkes anvertraut bzw. über-antwortet wurden. Das ist dasselbe, wie wenn eine Mutter einem Kind einen Teller Süßigkeiten gibt, damit es diese mit seinen Brüdern und Schwestern teilt. Auf gleiche Weise sagt Gott im Heiligen Qur‘an:

ا فی الارض جمیعا ذی خلق لکم م ہو ال

Das heißt: „Er ist es, Der alles für euch erschuf, was auf Er-den ist...“ (Sura 2:30)

Mit der Deutlichmachung dieses Prinzips lehnt der Is-lam gleichzeitig den Imperialismus, den Nationalsozialis-mus und den Internationalen Sozialismus ab, denn all diese Systeme rechnen mit der Vorherrschaft der mächtigen, tech-nisch ausgerüsteten und gut organisierten Nationen über die schwächeren. Auch heutzutage beobachtet man solche Tendenzen in verschiedenen Formen und Richtungen. Es wurde beispielsweise die Auffassung zum Ausdruck ge-bracht, dass eine Anerkennung der Unabhängigkeit Indiens dazu führen könnte, dass auch die afrikanischen Stämme Ansprüche auf ihre eigene Freiheit und Unabhängigkeit stellen, während sie sich ja auf einem sehr niedrigen kultu-rellen Entwicklungsstand befänden. Zur Zeit der Ankunft der europäischen Nationen auf dem „Dunklen Kontinent“ liefen die afrikanischen Stämme nackt herum und lebten von dem, was auch immer die Natur aus ihrer Fülle für sie hervorbrachte. Die Europäer führten dann unter ihnen die Grundzüge einer kultivierten Zivilisation ein. Man behaup-

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tet, dass dies den europäischen Nationen so etwas wie ein Eigentumsrecht über Afrika gebe, auf jeden Fall zumindest aber hätten sie sich dadurch die Vorherrschaft verdient.

Dem Islam sind derartige Vorrechte fremd! Keine Nati-on wurde jemals mit der Mission betraut, andere Nationen zu zivilisieren oder ihnen eine bestimmte Kultur aufzuzwin-gen. Der Qur‘an legt dar, dass, was auch immer Gott erschaf-fen hat, Er zum Nutzen der ganzen Menschheit erschuf. Der Islam verneint den Anspruch jeglicher Nation auf ein Mono-pol irgendwelcher Art. Der Islam unterstützt keinerlei Leh-re, derzufolge Südafrika exklusiv für die Buren oder Briten reserviert werden kann, oder derzufolge der amerikanische Kontinent nur einigen wenigen Nationen zur Verfügung ste-he, während der Rest der Welt davon ausgeschlossen wird, an den natürlichen Ressourcen dieses weiten Landes Anteil zu haben.

Die Lehre des Islam über die Entdeckung von Boden-schätzen

Indes versucht der Islam, die Macht und den Einfluss jener zu reduzieren, deren Beschäftigung es ist, durch die Nutzbarmachung und Verwertung natürlicher Ressourcen Reichtum zu produzieren und die dann die absolute Kont-rolle über derart produzierten Reichtum beanspruchen. Der Islam besagt, dass die breite Gesellschaft ebenso Anspruch darauf hat, an diesem Reichtum und Wohlstand teilzuha-ben, da er aus natürlichen Ressourcen gewonnen wurde, die zum Wohle und Nutzen der gesamten Menschheit erschaf-fen wurden.

Beispielsweise gehören alle mineralischen Bodenschätze

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der Nation bzw. der breiten Masse und keine einzelne Per-son besitzt ein vollkommenes Eigentumsrecht darüber. Der Islam schreibt vor, dass 20% aller mineralischen Bodenschät-ze, die abgebaut werden, dem Staat zu überlassen sind, der diese zugunsten des Allgemeinwohls verwendet. Diese Re-gelung kommt zur verpflichtenden Abgabe der Zakat6 noch hinzu, die auf angesammelten Besitz und Kapital unter dem islamischen Gesetz anfällt. Durch diese Regelung bezüg-lich mineralischer Ressourcen wird der Staat zum Teilhaber dieser und erhält durch ihre Förderung ein Fünftel des Ge-winns zur Umverteilung auf die breite Gesellschaft. Diese Maßnahme dient zur Regulierung etwaiger schlechter Aus-wirkungen, die durch eine unkontrollierte Förderung dieser Ressourcen entstehen würden.

Die Lehre des Islam über die Besitzergreifung der Güter anderer, um dort scheinbar Verbesserungsmaßnahmen

einzuführen

Zudem lehrt der Islam:

منہ عنا بہ ازواجا م ن عینیک الی ما مت لا تمد

﴾۸۹ حزن علیہم واخفض جناحک للمؤمنین ﴿ولا ت

„Schielt nicht mit gierigen Augen darauf, was anderen gehört, auch nicht, um es zu verwalten, und sorgt euch

6 Die Zakat: arab. Reinheit, Lauterkeit, Zuwachs, ist die dritte der fünf Säulen des Islam. Sie ist für Muslime eine verpflichtende Abgabe eines bestimmten Anteils ihres Besitzes an Bedürftige und andere festgelegte Personengruppen. (Anm. d. Ü.)

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nicht über deren Zustand, sondern kümmert euch um eure eigene Besserung.“ (Sura 15: Vers 89)

Das ganze moderne System der Kolonialisierung basiert auf der üblen Behauptung, dass eine Nation das Recht be-säße, das Land einer anderen zu beschlagnahmen, um dort Verbesserungsmaßnahmen einzuführen. Nicht nur ist dieses Prinzip in sich selbst haltlos und falsch, sondern seine Halt-losigkeit zeigt sich auch bald in der Praxis, denn die domi-nierende Nation tut nicht einmal so, als ob sie die geförder-ten Schätze des betreffenden Landes mit seinen Einwohnern zu teilen gedenke. Nehmen Sie als Beispiel Südafrika. Ein Vergleich des Reichtums und Wohlstands der europäischen Siedler mit der Armut und Mittellosigkeit der ursprüngli-chen Einwohner des Landes bringt ohne jeglichen Zweifel ans Tageslicht, wie dieses Prinzip in der Praxis funktioniert. Aus diesem Grund lehrt der Islam, dass sich jedes Volk auf Verbesserungen seiner eigenen Verhältnisse konzentrieren soll, und dass kein Volk ein anderes, unter welchem Vor-wand auch immer, ausbeuten darf.

Es könnte eingewandt werden, dass dies jeglicher In-teraktionen zwischen verschiedenen Teilen der menschli-chen Gesellschaft ein Ende bereite, doch dem ist nicht so. Der Islam verbietet keine Kooperation zweier Nationen zum Zwecke gegenseitiger Förderung oder des Dienstes. Verbo-ten sind politische bzw. wirtschaftliche Bevormundung. Ein Professor oder Lehrer leistet seinen Dienst, indem er sein Ta-lent gegen entsprechende Entlohnung zur Verfügung stellt, aber keine Nation schickt sich an, sich einer anderen auf dieser Basis dienstbar zu machen. Heutzutage ist es Mode, über die Bevölkerung und Ressourcen eines anderen Landes

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Kontrolle auszuüben, mit der Folge, dass die Menschen je-nes Landes selbst der Vorteile ihrer Ressourcen beraubt wer-den. Der Islam untersagt so ein Vorgehen und erklärt es als ungesetzlich, dass ein Volk ein anderes Volk beherrscht. Der Menschheit steht es frei, Beziehungen zu haben, aber diese sollen auf Dienst und Zusammenarbeit beruhen. Die Bol-schewisten lehnen in der Theorie den Vorsatz, über andere zu dominieren, ab, in der Praxis jedoch unterwerfen auch sie nicht-russische Nationen. Ein Beispiel dafür ist ihr Angriff auf Finnland. Das Problem der Kolonialisierung, welches zahlreiche Probleme aufwirft, kann nur entlang islamischer Richtlinien zufriedenstellend gelöst werden. Alle anderen Lösungen sind ineffektiv und in Wirklichkeit nur Mittel, um die Erhaltung des bestehenden Systems hinauszuzögern .

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10.

Vier Grundsätze einer Vereinten Nationen des Islam

Die dritte Grundlage, die der Islam lehrt, ist, dass so-lange die Nationen der Welt nicht bereit sind, sich in einem gemeinsamen Weltstaat zusammenzuschließen, die interna-tionale Sicherheit entlang bestimmter Richtlinien aufgebaut werden soll. Der Heilige Qur‘an sagt:

صلحوا بینہما فان بغت احدىہمان من المؤمنین اقتتلوا فا

و ان طائفت

صلحواه فان فاءت فا

ی امر الل ی تفیء ال تی تبغی حت علی الاخری فقاتلوا ال

﴾۱۰٪ ه یحب المقسطین ﴿بینہما بالعدل و اقسطوا ان الل

„Wenn zwei Parteien der Gläubigen miteinander strei-ten, dann stiftet Frieden unter ihnen; wenn aber eine von ihnen die Grenzen der anderen verletzt, so be-kämpft die Partei, die sich verging, bis sie zu Allahs Gebot zurückkehrt. Kehrt sie zurück, dann stiftet Frie-den unter ihnen auf faire Art und Weise; Und handelt gerecht! Wahrlich, Allah liebt jene, die gerecht han-deln.“ (Sura 49: Vers 10)

Das bedeutet, sollten zwei oder mehr Staaten gegen-

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einander in den Krieg ziehen, dann ist es die Pflicht von anderen, eine Beilegung zwischen diesen herbeizuführen. Misslingt dieser Versuch aber, und einer der beiden verübt aggressive Handlungen gegen den bzw. die anderen, dann soll sich der gesamte Rest gegen den Aggressor verbün-den. Wird der Aggressor besiegt, so sollen sich die übrigen Staaten des ursprünglichen Disputs auf gerechter Basis an-nehmen. In diesem Zuge soll es weder Strafen in Form von Sanktionen für den Aggressor geben, der die Kampfhand-lungen begonnen hat, noch sollen die eingreifenden Staaten versuchen, für sich selbst irgendeinen Vorteil aus der Ange-legenheit zu schlagen. Die Einigung soll sich auf den anfäng-lichen Streitpunkt beschränken.

Dieser Vers hat in Wirklichkeit die Natur einer Prophe-zeiung. Zur Zeit, als dieser Vers offenbart wurde, gab es kei-ne muslimischen Lager, die gegeneinander Krieg hätten füh-ren können. Der Vers wurde ausschließlich für die Zukunft vorausgeschickt. Die Worte „bekriegen“ und die „Grenzen verletzen“ zeigen deutlich an, dass sich die Grundsätze, die in diesem Vers niedergelegt werden, auf Staaten beziehen. Diese Grundsätze sind noch einmal wie folgt:

1. Wenn zwei oder mehr Staaten übereinander herfal-len, dann sollen alle anderen Staaten eingreifen und versuchen, die sich bekriegenden Staaten zu einer Aushandlung zu drängen.

2. Sollte einer davon sich dem auf aggressive Weise widersetzen, dann sollen die anderen sich dagegen zusammenschließen.

3. Ist der Aggressor besiegt, so sollen alle Staaten ge-meinsam die Friedensbestimmungen beschließen,

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die kein Element der Vergeltung oder Bestrafung be-inhalten dürfen.

4. Der Streitpunkt muss auf faire Weise beigelegt wer-den. Möglich, dass der Aggressor-Staat eigentlich im Recht war. Lediglich die Tatsache seines aggressiven Verhaltens soll ihn nicht seiner Rechte entheben.

5. Das Wort „fair“ oder „gerecht“ schließt mit ein, dass die eingreifenden Staaten weder auf Kosten des Sie-gers noch des Verlierers für sich selbst Nutzen aus der Sache ziehen sollen.

Dieses System der internationalen Sicherheit wurde zu einer Zeit niedergelegt, als man noch nicht einmal angefan-gen hatte, über solche Dinge nachzudenken. Die Bedeutung dieses Verses offenbarte sich meiner Wenigkeit, und niemand wird leugnen, dass die richtige Auslegung eines Textes, der die Rahmenbedingungen eines für die Sicherheit und den Fortschritt der Menschheit so essentiellen Systems beinhal-tet, die Aufgabe allein von Propheten bzw. ihrer spirituellen Nachfolger ist. Diese Grundlagen betreffen die Sicherheit der gesamten Menschheit und werden über die folgenden Jahr-hunderte hin zur Anwendung kommen, bis die verschiede-nen Nationen der Erde bereit sind, sich am Aufsetzen einer internationalen Weltföderation zu beteiligen. Ich habe die-se Grundlagen bereits in meinem Buch „Ahmadiyyat – Der wahre Islam“7 erläutert, das 1924 erschienen ist und worin ich davor gewarnt habe, dass, solange der Völkerbund8 nicht

7 Dt. Ü.: Ahmadiyyat – Der wahre Islam. Frankfurt am Main 2015. (Anm. d. Ü.)8 Geschichtlicher Vorläufer der UNO, von 1920-1946. (Anm. d. Ü.)

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entlang der hier angedeuteten Richtlinien organisiert ist, er in seinem Hauptanliegen scheitern werde, und leider ist ge-nau dieser Fall eingetreten.

Gründe für das Scheitern des europäischen Völkerbunds

Als ich 1924 nach England gereist bin, um an einer Kon-ferenz der Religionen teilzunehmen, gab es den Völkerbund erst seit kurzer Zeit. Russland und Deutschland waren da-mals darum bemüht, Mitglieder zu werden. Ich habe die Mängel aufgezeigt, worunter der Bund im Lichte der von mir soeben aufgezählten Grundlagen litt, und ich habe sehr deutlich gemacht, dass, wenn diese fünf Prinzipien nicht be-achtet würden, der Bund zum Scheitern verurteilt sei. Ich sagte damals:

„Wenn diese Mängel beseitigt werden, kann man einen Völkerbund schließen, der mit den Prinzipien aus dem Heiligen Qur‘an übereinstimmt. Ausschließlich so ein Bund wird in der Lage sein, Gutes zu bewirken, nicht ein Bund, dessen ledigliche Existenz von der Gefällig-keit verschiedener Nationen abhängig ist.“9

Zudem sagte ich:

„Bis die Menschen, in Übereinstimmung mit den is-lamischen Lehren, nicht realisieren, dass die ganze Menschheit ein Volk ist und dass alle Nationen dem Gesetz des Aufstiegs und des Falls unterliegen und keine Nation jemals in ein und dem selben Zustand be-stand hatte, solange wird es keinen Frieden geben. Wir

9 Ahmadiyyat – Der wahre Islam. Frankfurt am Main 2015. (Anm. d. Ü.)

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müssen uns bewusst halten, dass jene ‚vulkanischen' Kräfte, die Nationen entstehen lassen und vernichten, niemals aufhören zu wirken. Die Natur ist stets ak-tiv, so wie sie es über die Jahrhunderte hin war. Eine Nation, die eine andere Nation missachtet, löst einen endlosen Kreislauf der Tyrannei und Unterdrückung aus.“10

Die Leute damals schienen sehr zufrieden mit und stolz auf den Völkerbund zu sein. Ich hielt daran fest, dass Frie-den nur dann aufrecht erhalten werden könne, wenn alle Staaten verpflichtet seien, gegen einen Aggressor aufzumar-schieren, aber das war damals keine akzeptable Einbrin-gung. Man erklärte, dass eine verpflichtende Unternehmung dieser Art eher den Grundstein zum Krieg als zum Frieden legen würde. Nicht nur dieses, sondern auch alle anderen islamischen Prinzipien, die ich heute erörtert habe, wurden seither von all den neuen Bewegungen, die als Basis einer Neuen Weltordnung gestartet wurden, abgelehnt. Aber im Zuge der leidlichen Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre haben Nationen nun langsam angefangen, in jene Richtung zu gehen, die der Islam aufzeigt. Viele Leute fangen an, die Meinung zu unterstützen, dass im Zuge der Friedens- und Sicherheitsmaßnahmen nach dem Krieg eine vorgeschriebe-ne Verpflichtung nötigenfalls zur gewaltsamen Bekämpfung eines Aggressors wichtig ist. So erkläre ich auch heute, dass eine Friedenssicherung abseits der islamischen Lehren zum Scheitern verurteilt ist.

10 Ebd.

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11.

Vier islamische Prinzipien zur Beseitigung der Leiden der Armen

Die Prinzipien, die ich soeben erklärt habe, sind entwor-fen, um internationalen Frieden zu gewährleisten. Ohne in-ternationalen Frieden ist es unmöglich, die Grundlagen für den nationalen Fortschritt sicherzustellen. Aber selbst nach der Sicherstellung des Friedens ist es notwendig, an der Ver-besserung der nationalen Bedingungen zu arbeiten. Ich will mich deshalb nun den Mitteln zuwenden, durch deren An-wendung der Islam Verbesserungen gewährleistet.

Erstes Prinzip: Verteilung des Erbes

In Anbetracht dieses Themas legt der Islam vier Prin-zipien dar, wobei ein jedes davon auf eine gerechtere Ver-teilung des Wohlstands abzielt. Eine der Hauptursachen für die soziale Ungleichheit ist bekanntlich die Anhäufung von Vermögen und Besitz in den Händen einiger Weniger, während die allgemeine Bevölkerung bar jeglicher Chan-ce ist, selber an Besitz zu gelangen. Um diesem Übel bei-

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zukommen, schreibt der Islam verpflichtend vor, dass der Besitz auf eine große Anzahl von Erben aufgeteilt zu wer-den hat. Im Todesfall von Muslimen steht den Eltern, Wit-wen, Söhnen und Töchtern gleichermaßen ein bestimmter Anteil des Erbes zu. Unter dieser Regelung ist es nieman-dem erlaubt, eigenmächtig die Höhe bzw. den Anteil seiner oder ihrer Erbschaft zu ändern. Der Qur‘an besagt, dass ein derartiger Versuch sündhaft ist. Verglichen mit der islami-schen Erbschaftsregelung sind andere derartige Regelwerke unterschiedlich mangelhaft. Unter einigen davon wird der Grundbesitz ausschließlich an den ältesten Sohn weiterver-erbt, unter anderen werden Frauen gänzlich zugunsten der Männer von der Erbschaft ausgeschlossen. Manu beispiels-weise, verbietet, dass Töchter neben den Söhnen in der Erb-schaft berücksichtigt werden. Unter all diesen Systemen ist der Besitz auf eine vergleichsweise kleine Gruppe der Ge-sellschaft beschränkt und der verarmte Teil ist chancenlos, seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dagegen lehrt der Islam, dass erst mit einer breiten Verteilung des Vermö-gens die gesamte Gesellschaft in der Lage sein wird, zu flo-rieren. Wenn unter dem islamischen Gesetz ein Mann in der Lage war, ein Vermögen von 100.000 Rupien anzuhäufen, dann wird es nach seinem Tod auf alle seine Kinder, seine Eltern (falls noch am Leben) und seine Witwe, falls diese ihn überlebt, aufgeteilt. In der Spanne von einigen Generationen wird die ursprüngliche Erbschaft so mannigfach aufgeteilt und wieder aufgeteilt worden sein, dass automatisch jeder der zahlreichen Erben die Motivation verspüren wird, selbst einen respektablen Lebensunterhalt zu verdienen, anstatt seine Talente zu verschwenden und das Leben auf Grundla-ge des Erbvermögens zu genießen.

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Zweites Prinzip: Horten ist verboten

Zum Zweiten verbietet der Islam das Horten von Gold, oder anders gesagt wird angewiesen, dass Gold in ständi-gem Umlauf gehalten werden soll. Es soll entweder ausge-geben oder investiert werden, damit es ohne Unterbrechung seinen Hauptzweck als Tauschmittel erfüllt und gleichzeitig die wirtschaftlichen und industriellen Aktivitäten in Gang gehalten werden. Ein Zuwiderhandeln dieses Gebots wird im Islam so betrachtet, dass man sich damit Gottes Missfal-len einhandelt, was sich am Ende für gewöhnlich bitterlich rächt. Es gibt einen Vers im Qur‘an, worin es heißt, dass jene, die Gold und Silber anhäufen, im Jenseits mittels derselbigen bestraft werden sollen. Es ist offenkundig, was dies bedeu-tet. Lässt man den Leuten die Freiheit, Geld und Edelmetal-le, was soviel bedeutet wie Währungen, anzuhäufen, dann würde ein enormes Vermögen aus der Zirkulation genom-men werden, um welches die breite Gesellschaft gleichzeitig ärmer gemacht wird. Fließt andererseits Geld ständig zu-rück in den Umlauf, trägt es dazu bei, nützliche Aktivitäten aller Art zu fördern, sprich Not und Armut durch Beschäf-tigung und stimulierende Unternehmungen zurückzudrän-gen. Nehmen wir ein simples Beispiel: Wenn eine Person mit einem bestimmten Betrag an Geld beschließt, für sich selbst ein Haus zu bauen oder auch ein gemeinnütziges Gebäude, dann hat sie neben der Erreichung dieses Zwecks auch eine Anzahl von Maurern, Tischlern, Spenglern usw. beschäftigt. Dies wäre nicht der Fall gewesen, hätte man das Geld entwe-der zuhause oder auf einer Bank gebunkert. Sogar muslimi-sche Frauen sind darin miteinbezogen, denen, obwohl es im

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Islam erlaubt ist Schmuck zu tragen, davon abgeraten wird, große Summen dafür auszugeben.

Drittes Prinzip: Verbot von Zinsen

Drittens ist es im Islam verboten, Geld auf Zinsen zu verleihen. Das Verzinsen an sich führt ebenfalls zu einer An-sammlung von Vermögen in vergleichsweise wenigen Hän-den. Es ermöglicht Leuten in etablierten Geschäftsbereichen und mit entsprechenden Beziehungen, ihr Vermögen auf Kosten des Rests der Gesellschaft immer weiter, praktisch endlos zu vermehren. Jene unter euch, die in der Landwirt-schaft tätig sind, können gut sehen, wie ein Teil der Einkünf-te eines Bauern in die Taschen der Geldverleiher fließt. Unter einem Wirtschaftssystem, das Landwirtschaftsdarlehen auf einer anderen Basis als der von Zinsen anbietet, würde die Bauernschaft dieses Landes bei Weitem besser dastehen, als sie das heute tut. Unter dem vorherrschenden System wer-den, wenn der Bauer erst einmal gezwungen ist sich Geld zu leihen, all seine Ersparnisse von den Kreditzinsen ver-schlungen, und selbst wenn er das ursprüngliche Darlehen zurückbezahlt hat, bleibt oftmals ein ebenso großer Betrag, resultierend aus den Zinsen, übrig. Zinsen sind aus diesem Grund ein Fluch, der die Armen wie ein Blutegel aussaugt. Wenn die Welt sich nach wirtschaftlichem Frieden sehnt, so müssen Zinsen abgeschafft werden, damit das Vermögen dadurch nicht von einigen Wenigen monopolisiert werden kann.

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Viertes Prinzip: Zakat und freiwillige Spenden

Es mag vorgebracht werden, dass jene drei Prinzipien, auf die ich bis jetzt verwiesen habe, zweifellos sicherstellen, dass Besitz und Vermögen immer wieder aufgeteilt werden und dazu verhindert wird, dass diese sich in den Händen einiger Weniger anhäufen, aber dass eine unmittelbare Ent-lastung der Armut und des Notstands damit wohl nicht erreicht würde. Die Antwort darauf lautet, dass der Islam diese Prinzipien mit einem vierten ergänzt, indem er ne-ben verpflichtenden Abgaben auch freiwillige Beiträge zur Linderung der Armut vorsieht. Unter der Einrichtung der „Zakat“ ist es die Pflicht des Staates, eine Steuer von durch-schnittlich zweieinhalb Prozent auf das gesamte Vermögen und Kapital einzuheben, welches sich über ein ganzes Jahr hin im Besitz bzw. unter der Treuhandschaft des Abgaben-pflichtigen befindet. Die Einnahmen aus dieser Steuer hat der Staat ausschließlich für die Linderung der Armut und die Hebung des Lebensstandards der Armen aufzuwenden. Es soll hervorgehoben werden, dass dies keine Steuer ist, die lediglich auf Einkommen und Gewinne erhoben wird, son-dern auf liegendes Kapital und Vermögen, wodurch diese zweieinhalb Prozent manchmal ganzen fünfzig Prozent des Einkommens bzw. Profits gleichkommen, was im Fall von angehäuftem Vermögen direkt aus demselben entnommen wird. Auch dies hat die Wirkung, zu Investitionen anzure-gen, da jemand, der ein bestimmtes Vermögen angehäuft oder auf dem Konto liegen hat, davon jährlich zweieinhalb Prozent Steuern abzugeben hat, wodurch sein Geld langsam

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anfinge sich aufzulösen. Jede normale Person ist deshalb ge-zwungen, ihr Geld zu investieren, d. h. es im Umlauf zu hal-ten, damit die Abgabe aus dem erzielten Gewinn bestritten werden kann. Das wirkt sich in einem doppelten Vorteil für die Masse aus, weil dadurch die Zirkulation des Vermögens gewährleistet und für Beschäftigung in allen Bereichen ge-sorgt wird und zusätzlich zweieinhalb Prozent des Kapitals und der Gewinne für die Armen abfallen. Unter der Dro-hung von Kriegszeiten fangen viele Leute in diesem Land an, wie verrückt Gold und Silber zu horten, was nun zu ei-nem hohen Anstieg der Preise dieser Metalle geführt hat. Die ärmeren Schichten sind indes gezwungen, sich von den auch noch so kleinen Edelmetallvorräten zu trennen, um für ihre alltäglichen Ausgaben aufzukommen und manchmal auch nur auf Grund des verlockend hohen Marktpreises. Auf der anderen Seite werden jene Metalle von den Bän-kern, Geldverleihern und anderen gehortet, die befürchten, eine Invasion des Landes durch Japan könnte zu einer Ent-wertung der Banknoten führen. Dabei realisieren sie nicht, dass, im Falle einer erfolgreichen Invasion durch Japan, sie ihres gehorteten Goldes und Silbers entledigt werden. Aus welchem Grund auch immer, die Preise für Gold und Sil-ber werden in die Höhe getrieben und die Ärmeren unter den Leuten mussten sich von den noch so kleinen Bestän-den dieser Edelmetalle trennen, die sie sich in der Vergan-genheit zugelegt hatten. Das islamische Wirtschaftssystem empfiehlt jedenfalls, dass Geld bzw. Vermögen in ständigem Umlauf gehalten und zur Förderung der Gemeinschaft ein-gesetzt werden soll, und dass man aus den Gewinnen und Ersparnissen einen Teil zur Linderung der Armut und zur Hebung des allgemeinen Lebensstandards abführt. Wenn

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die vom Islam in dem Zusammenhang niedergelegten Leit-sätze befolgt und in die Praxis umgesetzt werden, ist selbst der geizigste Mensch gezwungen, seine Ersparnisse zu in-vestieren und damit einen Beitrag zum Allgemeinwohl zu leisten, darüber hinaus zahlt er zweieinhalb Prozent davon zur Linderung der Armut.

Die Lehre des Islam über Privatbesitz und Eigentum

Man muss sich trotz all dieser Verordnungen bewusst halten, dass der Islam das Recht auf Privatbesitz und Eigen-tum durchaus anerkennt. Aber es wird gesichert, dass der jeweilige Eigentümer seinen Besitz als etwas Anvertrautes betrachtet, weswegen der Privatbesitz daher bestimmten Einschränkungen und Regelments unterstellt wird, die dazu dienen, die Macht und den Einfluss der wohlhabenderen Gesellschaftsschichten zu reduzieren.

Gründe der Überlegenheit der islamischen Grundsätze gegenüber den Grundsätzen des Bolschewismus

Es mag gefragt werden, wieso man nicht das bolsche-wistische System gegenüber dem islamischen bevorzugen soll? Die Antwort ist, dass das Ziel eines idealen wirtschaft-lichen und sozialen Systems sein soll, friedliche und gerech-te Zustände herbeizuführen und einen Geist des Fortschritts zu fördern. Das bolschewistische System bewirkt einen Auf-ruhr, ausgelöst durch eine plötzliche Revolution, die auf ei-nen Schlag die wohlhabenden Klassen um all ihren Besitz bringt und dadurch bittere Ressentiments zwischen ver-schiedenen Gruppen entstehen lässt. Einen wohlhabenden

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Menschen um sein Geld und andere Formen des Vermögens zu bringen, muss ihm einen unfassbaren Schock verpassen und wirft ihn zwangsläufig auf eine Stufe des Elends und der Verbitterung zurück. Die bittersten Feinde der Bolsche-wisten sind die adligen Russen, die um allen Besitz und alle Privilegien gebracht und in einem heruntergekomme-nen Zustand ohne einen Cent in der Tasche aus dem Land vertrieben worden sind. Ich hatte Gelegenheit, einige dieser Russen während meines Europaaufenthalts zu sehen und habe festgestellt, dass sie bittere Feinde des bolschewisti-schen Staats waren. Der Grund dafür ist, dass sie innerhalb eines Moments vom Luxus in Elend und Not gestürzt wur-den. Es stimmt, dass ein großer Anteil ihres Vermögens ge-rechterweise eigentlich den ärmeren Schichten ihres Landes gehören hätte sollen, aber über Generationen hin hatten sie geglaubt, sie seien die rechtmäßigen Besitzer ihrer Länderei-en und anderer Güter, und als diese ihnen dann zwangswei-se entzogen wurden, reagierten sie darauf tatsächlich sehr bitter. Deshalb hat der Heilige Prophet des IslamSAW gesagt, bestehende Titelträger sollten nicht aufgebracht werden. In anderen Worten: Mit Leuten, die solcherlei Titel und Besitz innehaben, soll nicht auf eine Weise umgegangen werden, wodurch sie sich grausam behandelt fühlen.

Bolschewismus ignoriert das intellektuelle Kapital

Zweitens ignoriert der Bolschewismus die Tatsache, dass intellektuelle Fähigkeiten ein Gut sind wie Besitz und Vermögen. Er überbewertet die manuelle Arbeit auf Kos-ten intellektueller Anstrengung und es ist ein Naturgesetz, dass das, wovon man nicht Gebrauch macht, anfängt, sich

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von selbst zurückzubilden. Jene, die Geld nicht wertschät-zen, haben es alsbald ausgegeben, und wer auf Besitz kei-nen Wert legt, wird bald ohne dastehen. Das Gleiche gilt für Leute, die intellektuelle Anstrengungen nicht wertschätzen, nämlich, dass sie sich intellektuell nicht bzw. zurück entwi-ckeln. Das bolschewistische System leidet deswegen an dem schwerwiegenden Mangel, dass durch die fehlende Berück-sichtigung intellektueller Fähigkeiten jegliche dementspre-chende Anstrengungen unangespornt bleiben, was dem in-tellektuellen Verfall den Weg ebnet. Der Grund, warum der Wert des Intellekts von den Bolschewisten negiert wird, ist, dass sie nicht in der Lage sind, diesen zwangsweise gleich-mäßig zu verteilen. Mit anderen Worten: Der Intellekt lässt sich nicht als greifbarer Besitz handhaben. Dem entgegenge-setzt fördert der Islam eine graduelle Veränderung bzw. Ent-wicklung und stellt mittels sanfter Motivierung den schritt-weisen Einsatz jeglichen Talents und Besitzes zum Dienst an der Menschheit sicher. Dadurch wird nicht nur eine er-folgreiche Verteilung greifbaren Vermögens erreicht, son-dern ebenso eine der intellektuellen Kapazitäten. In dieser Hinsicht wirkt sogar die Natur gegen das bolschewistische System. Von Natur aus werden verschiedene Menschen mit verschiedenen Arten und Graden geistiger Fähigkeiten aus-gestattet und die Bolschewisten haben indes keine Methode entdeckt oder entwickelt, diese gleichmäßig zu verteilen. Der Islam hingegen sorgt auch hinsichtlich dessen für eine Umverteilung, indem er anweist, geistige bzw. intellektuelle Fähigkeiten in den Dienst an der Menschheit einfließen zu lassen. So sagt der Heilige Qur‘an.

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م ینفقون ومما رزقنہ

„Und die teilen, womit wir sie versorgt haben.“ (Sura 2: Vers 4)

Die Bedeutung davon ist: Jene, die aufrichtig glauben und Gott nahe kommen wollen, indem sie zum Dienste an der Menschheit von dem geben, womit Wir sie beschenkt haben (seien es geistige oder körperliche Fähigkeiten oder auch Besitz und Wohlstand).

Demnach sorgt der Islam für eine Verteilung aller Arten von Vermögen und Besitz, aber nicht durch Zwang oder Ge-walt, sondern an die Freiwilligkeit appellierend. Diese Me-thode garantiert alle möglichen Vorteile, die dem generellen Einsatz aller Talente und Güter zum Wohl der Menschheit entspringen und indem sie auf absoluter Freiwilligkeit ba-siert, bleibt der schale Geschmack der Verbitterung und Ent-täuschung aus.

Soziale Ungleichheit im Bolschewismus

Trotz seiner hochtrabenden Prinzipien hat es der Bol-schewismus nicht geschafft, eine völlig gerechte Umver-teilung zu bewirken. Trotz des jetzigen Systems gibt es in Russland heute Unterschiede zwischen den Hohen und den Niederen bzw. zwischen den Reichen und den Armen. Selbst der glühendste Verfechter des Bolschewismus wird nicht behaupten, dass in Russland in jeglicher Hinsicht völlige Gleichheit hergestellt wurde. Mit Sicherheit steht bei einem Bauern vom Land nicht das selbe Essen auf dem

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Tisch wie bei den Autoritäten in den größeren Städten. Zu speziellen Anlässen gibt es weiterhin Staatsbanketts, für die verschwenderische Summen aufgewandt werden. Erst vor kurzem, als Wendell Wilkie nach Russland fuhr, wurde zu seinen Ehren ein Bankett veranstaltet, bei dem Presseberich-ten zufolge nicht weniger als 60 Gänge aufgetragen wurden, und Stalin und andere bolschewistische Staatsbeamte, die dort anwesend waren, müssen daran teilgenommen haben. Entsprechend der Grundsätze des Bolschewismus hat jeder Bürger der Hauptstadt, um genau zu sein jeder einzelne der 180 Millionen Russen, das Recht zu fordern, dass ihm ge-nauso sein 60-gängiges Menü serviert wird. Man wird dar-auf antworten, dass dies praktisch nicht umsetzbar ist und dass es gegebenenfalls Ausnahmen geben muss. Aber dies muss dann für überall gelten. Wenn gelegentlich Ausnah-men gemacht werden und Unterschiede toleriert werden müssen, wieso bringt man dann die ganze Gesellschaft mit einem nutzlosen Versuch, alle Unterschiede aufzuheben, in Aufruhr? Wieso wird nicht versucht, Gleichheit und Gerech-tigkeit auf eine Weise herzustellen, die keine Verbitterung mit sich bringt?

Die Konsequenzen der Missachtung von geistiger Arbeit im Bolschewismus

Eine weitere Konsequenz, die den Bolschewismus im Laufe der Zeit einholen wird, ist, dass das Land anfängt, den geistigen Nutzen seiner besten Köpfe zu verlieren. Sobald Russlands Wissenschaftler und Techniker sehen, dass sie persönlich nichts von ihrer intellektuellen Aktivität haben,

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werden sie anfangen, Ausreden zu finden, um das Land zu verlassen und sich in Ländern niederlassen, wo das Ergebnis ihrer Forschungen bessere Entlohnung und Wertschätzung, d.h. mehr persönlichen Nutzen bringt. Das wird bedeuten, dass andere Länder von den kühnsten russischen Geistern profitieren, während diese in Russland selbst fehlen werden. Diese Tendenz mag heute noch nicht sichtbar sein, sich mit Sicherheit aber später bewahrheiten. Die bolschewistischen Prinzipien mögen zur Zeit, da man sich gerade erst von der zaristischen Tyrannei befreit hat, besonders attraktiv er-scheinen, aber während die Zeit voranschreitet, werden sich die Nachteile daran ins Augenmerk der Leute drängen. Die bolschewistischen Grundlagen sind der Lehre der Bibel sehr ähnlich, in der es heißt, wenn dich einer auf die rechte Wan-ge schlägt, dann halte ihm auch die linke hin. Dies klingt wunderbar, solange es nicht in die Praxis umgesetzt werden muss. Aber sobald man versucht, danach zu handeln, merkt man schnell, wie unpraktikabel es ist. Man erzählt, dass ein christlicher Missionar in den Straßen Kairos zu predigen pflegte, wie sehr die Lehren Jesu voll der Liebe und Toleranz seien. Er brachte auch das Beispiel, die linke Wange hinzu-halten, nachdem man auf die rechte geschlagen wurde, und stellte in diesem Zusammenhang die Lehren anderer Religi-onen als vergleichsweise minder dar. Seine Ausführungen waren in eine äußerst feine Sprache verpackt, sodass die Zuhörerschaft außerordentlich beeindruckt war. Ein Mus-lim, der den Missionar auf diese Weise zu verschiedenen Gelegenheiten gehört hatte, wurde sehr verärgert darüber. Er wunderte sich, wieso keiner der muslimischen Gelehr-ten sich darum kümmerte, den Missionar hinsichtlich der

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verschiedenen Vorzüge islamischer und christlicher Lehren zurechtzuweisen. Eines Tages entschied sich der Mann, den Missionar während einer seiner Reden zu unterbrechen und äußerte den Wunsch, ihn kurz sprechen zu dürfen. Der Mis-sionar beugte seinen Kopf in Richtung des Mannes, um an-zudeuten, dass er ihm zuhöre. Aber anstatt etwas zu sagen, gab ihm der Mann eine ordentliche Ohrfeige. Der Missionar war für einen Moment benommen, aber in der Befürchtung, der Mann könne noch nachsetzen, holte er aus, um seinen Angreifer zurückzuschlagen. Der Mann protestierte und er-klärte dem Missionar, dass er erwartet hatte, dieser würde, der christlichen Lehre entsprechend, anstatt zum Zurück-schlagen auszuholen ihm die andere Wange hinhalten. Da-rauf antwortete der Missionar: „Ich habe entschieden nach der Lehre des Qur‘an zu handeln, nicht nach der Bibel.“

Gefahr der Rebellion im Land aufgrund des Bolschewismus

Manche Lehrmeinungen mögen oft ansprechend er-scheinen oder klingen, aber stellen sich in der Praxis als völ-lig unpraktikabel heraus. Das Gleiche ist der Fall mit dem Bolschewismus. Es herrscht momentan großer Zuspruch und Begeisterung, zumal man sich dadurch kürzlich erst vor der Tyrannei der Zarenherrschaft retten konnte. Ist dies erst einmal in Vergessenheit geraten, wird das natürliche Be-dürfnis, die Früchte seiner eigenen Anstrengungen ernten zu können, von selbst wiederkehren und künftige Genera-tionen werden anfangen, gegen ein System toter Uniformi-tät zu rebellieren, welches der Bolschewismus versucht den

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Menschen überzustülpen, und vielerlei weitere Übel werden beginnen, sich zu manifestieren. Dagegen führt das islami-sche System, basierend auf Freiwilligkeit und Natürlichkeit, niemals zur Rebellion, obwohl die Menschen oft in der Pra-xis seine Lehren nicht richtig umsetzen.

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12.

Der Staat benötigt die Kontrolle über das nationale Vermögen

Eine Auseinandersetzung mit all diesen Bewegungen zeigt jedenfalls ein allen gemeinsames Anliegen, nämlich, dass der Staat weitaus mehr Kontrolle über das nationale Kapital bzw. die Produktionsmittel haben sollte, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die alten Steuersysteme dem Staat es nicht erlauben, für die ärmeren Gesellschaftsschichten wirksame Entlas-tungsmaßnahmen zu treffen. Es ist deshalb notwendig, neue Mittel und Möglichkeiten zu finden, wodurch eine gerechte-re Umverteilung des nationalen Wohlstands erzielt werden kann. Wir mögen gefragt werden, was der Islam getan hat, um dieses Ziel umzusetzen?

Ich habe zuvor bereits über die Zakat gesprochen. Es kann jedoch hinterfragt werden, ob die Einrichtung der Zakat heutzutage ausreicht, um jedem einzelnen Mitglied der Gesellschaft ausreichend Nahrung, Kleidung, eine Be-hausung, medizinische Versorgung und Sozialhilfe zu ge-währleisten. Die einzig ehrliche Antwort auf diese Frage wird sein müssen, dass die Zakat alleine, gemessen an den

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Erfordernissen dieser Tage, unzureichend wäre. Die Verant-wortlichkeiten eines zivilisierten Staats haben sich innerhalb der letzten Jahre vervielfacht.In der Vergangenheit lag die Hauptverantwortung des Staats darin, für die Landesvertei-digung und die interne Sicherheit zu sorgen, ein Bildungs-system einzurichten und Krankenhäuser, Kommunikations-mittel und verschiedene andere Aktivitäten zu betreiben, die im Laufe der Zeit aktuell werden. Die Linderung von Not und Armut wurde nicht als eine der Aufgaben des Staats be-trachtet, sondern privaten Organisationen und karitativen Einrichtungen überlassen. Da aber diese ihrer Aufgabe un-möglich gewachsen waren, vermehrten sich Not und Armut immer weiter. Heute wird betont und man fängt an anzuer-kennen, dass der Staat für diese Angelegenheiten zuständig sei. Der Islam hat von Beginn an diese Verantwortlichkeit dem Staat zugedacht. Weil dem so ist, muss entweder ge-zeigt werden, dass durch die Einrichtung der Zakat all jene Bedürfnisse gedeckt werden, oder es gilt zu klären, welche weiteren Mittel und Maßnahmen der Islam in diesem Zu-sammenhang vorsieht.

Die unzureichende Abdeckung der Bedürfnisse der Ar-men durch Zakat und die Notwendigkeit von freiwilligen

Spenden

Dabei handelt es sich um ein wichtiges Problem, des-sen Lösung wir uns ernsthaft widmen müssen. Wäre nicht behauptet worden, dass der Islam den Staat für die entspre-chende Versorgung in diesem Zusammenhang verantwort-lich macht, dann hätten wir nicht die Pflicht, die Lösung für dieses Problem innerhalb der islamischen Lehren selbst zu

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finden. Das Problem wäre dann einfach als neue soziale Pro-blemerscheinung behandelt worden, für die neue Lösungen gefunden werden müssen. Aber die Problematik ist so alt wie die Menschheit selbst und wir behaupten, dass der Islam die einzige Religion ist, die es unternommen hat, eine prak-tische Gleichheit zwischen Arm und Reich herzustellen. Der Islam zielt darauf ab, verschiedene Gesellschaftsgruppen so nah aneinander zu führen, dass sich Klassenunterschiede praktisch auflösen und alle Gruppen in der Lage sein kön-nen, ihre Bedürfnisse hinsichtlich Nahrung, Kleidung, Be-hausung, Gesundheit und Bildung angemessen zu decken. Nachdem das so ist, müssen wir den Lösungsansatz für un-ser Problem innerhalb der islamischen Lehren finden kön-nen. Und wenn die Zakat diesbezüglich eine ungenügende Maßnahme darstellt, dann muss es uns gelingen, unter den islamischen Lehren zusätzliche Weisungen zu finden.

Erstes Mittel zur Abdeckung der Bedürfnisse der Armen gemäß dem Sozialismus und der Beweis der Unmöglich-

keit seiner Umsetzung

Der Sozialismus hat versucht, eine Lösung für die vor-herrschende ungleiche Verteilung des Wohlstandes zu fin-den, indem er Arbeiter an den Gewinnen aus Industrie und Wirtschaft teilhaben lässt. Das heißt, man vertritt den Standpunkt, dass Arbeitsleistung nicht in Form einfachen Lohns ausbezahlt wird, sondern man diesen als Anteil der Gewinne der Industrie bzw. des Wirtschaftsbetriebs unter den Arbeitern verteilt. Aber dieses Prinzip führt zwangsläu-fig zu unpraktikablen Schwankungen. Manche Betriebe mö-gen weitaus höhere Gewinne erzielen als andere, was dazu

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führt, dass Arbeiter einer Firma für die gleiche Arbeit viel mehr verdienen als die einer anderen Firma. Dadurch sind Probleme vorprogrammiert. Da unter diesem System das Gehalt der Arbeiter nicht durch die Quantität und Qualität ihrer geleisteten Arbeit bestimmt wird, sondern von Fakto-ren, derer viele von blankem Zufall oder Glück abhängen, werden die erfolgreicheren Betriebe sehr bald anfangen, die besseren und qualifizierteren Arbeiter anzuziehen und nie-mand wird mehr in den weniger erfolgreichen Betrieben ar-beiten wollen.

Es mag nun argumentiert werden, dass unter dem sozia-listischen System für alle jeweiligen Arbeiter ein einheitliches Lohnniveau festgelegt wird. Selbst dies bedeutet aber keine Lösung des Problems, da durch gewandte und geschickte Unternehmensführung einige Betriebe erfolgreicher arbei-ten werden als andere und bei letzteren folglich schrittweise die Kosten das Kapital verschlingen. Diesem Problem kann nur auf Basis konkurrenzfähiger Löhne für erbrachte Leis-tung und Arbeit entgegengewirkt werden, welche seitens des Sozialstaats bei Bedarf erhöht werden. Aber keine der beiden eben angesprochenen Regelungen sieht dies vor.

Zweites Mittel zur Abdeckung der Bedürfnisse der Armen

Eine weitere Sache, für die der Sozialismus einsteht, ist die staatliche Kontrolle über grundlegende Industrien und Wirtschaftszweige wie Bahn, Bergbau, Elektrizität, etc. Aber diesbezüglich gibt es widerum einiges einzuwenden. Je-denfalls gibt es von Land zu Land graduelle Unterschiede in diesen Bereichen und dem System fehlt das universelle

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Element. Daher mögen einige Länder erfolgreich darin sein, Not und Armut unter diesem System zu eliminieren, wäh-rend andere weiterhin darunter leiden. Jeder Staat wird wei-terhin nur für die Armen im eigenen Gebiet verantwortlich sein. Zudem gibt es auch unter diesem System die Tendenz, dass individuelle Fähigkeiten unter die Räder kommen, was, wie ich bereits versucht habe zu erklären, zu intellektuellem Verfall führt.

Das Programm Hitlers und Görings zur Abdeckung der Bedürfnisse der Armen durch Spendengelder

Ich bin nicht vertraut mit den Details des Programms, das der Nationalsozialismus zu diesem Zweck vorlegt bzw. praktiziert. Ich weiß jedoch, dass der Staat in Deutschland Kapitalisten und Industrielle nachdrücklich dazu ermutigt, großzügig in den Topf für Sozialleistungen einzuzahlen. Es ist mir jedoch nicht klar, bis zu welchem Grad sich der Staat selbst für den Einzelnen verantwortlich zeichnet, oder ob dem Staat ausreichende Mittel durch jene freiwilligen Leis-tungen zur Verfügung stehen. Was auch immer der Fall sein mag, so ist das Schicksal des Staats doch ziemlich der Gnade führender Kapitalisten bzw. Industrieller ausgeliefert.

Das bolschewistische Programm zur Beseitigung der Armut

Das bolschewistische Programm ist, dass alle wichtigen Industrien und Wirtschaftsunternehmen vom Staat betrie-ben werden und dass jeglicher produzierter Überschuss, ob aus Landwirtschafts- oder anderen Betrieben, vom Staat ab-

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geschöpft wird. Ich habe die Hauptkritikpunkte an diesem System bereits genauer ausgeführt. Kurz: Es tötet individu-elle Initiative ab und mündet zwangsläufig im Absolutis-mus. Die französische Revolution versuchte, eine Volksre-gierung aufzustellen, aber produzierte am Ende nur einen Tyrannen wie Napoleon. Umgekehrt beschwor in Russland das zaristische Regime den Bolschewismus herauf, welcher derzeit an Stärke zuzunehmen scheint, der aber innerhalb kurzer Zeit einen neuen absoluten Diktator oder Führer her-vorbringen wird. Des Weiteren wurde durch die Verfolgung der begüterten und intellektuellen Gruppen der Gesellschaft enorme Verbitterung erzeugt.

Der Islam demonstriert uns indes ein ganz anderes Ide-al. Zuvorderst wird betont, dass Glück und Zufriedenheit im Islam in einem anderen Zusammenhang stehen als heu-te in Europa oder Amerika. In diesen Kontinenten stehen Komfort und Glück allgemein für luxuriöses Leben und für Weisen, das Leben zu genießen. Das Ziel der verschiedenen egalitaristischen Bewegungen ist es, all dies jedem Einzel-nen zugänglich zu machen. Dem entgegengesetzt versucht der Islam Gleichheit herzustellen, indem er Luxus und Aus-schweifung auch für die Reichen untersagt. Es stimmt, dass das angestrebte Ziel das Gemeinwohl ist, wobei der Islam aber neben der Förderung dieses Wohls auch darauf abzielt, das moralische Niveau anzuheben. Also ist ein bedeutender Unterschied zwischen dem Ziel jener Bewegungen und der des Islam, dass jene versuchen, Glück durch Luxus und Aus-schweifung zu verbreiten, während der Islam danach strebt, Gleichheit zu erzeugen, indem er die Menschen dazu bringt, einen einfachen Lebensstil anzunehmen.

Aus diesem Grund sind Alkohol, Tanzen, usw. im Islam

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verboten. Wenn sich in Europa die Armen über ihre schwie-rigen Verhältnisse beschweren, bringen sie das Beispiel, dass, während sie sich gerade einmal ein oder zwei Bier pro Tag leisten können, die reichen so viel Wein saufen würden, wie es ihnen beliebt. Diese Beschwerden werden als gerecht-fertigt befunden und die Regierungen versprechen, Schritte einzuleiten, damit die Armen auch mehr Wein und Bier ha-ben können. Dem entgegen würde der Islam sagen: „Eure Beschwerden sind gerechtfertigt, aber die Lösung ist, dass sich weder die Reichen noch die Armen dem Trinken hin-geben sollen, weil diese Angewohnheit sowohl dem Körper als auch dem Geist schadet.“ Darüber hinaus beschweren sich die Armen, dass die Reichen unzählige Möglichkeiten hätten, auf Bälle oder Tanzveranstaltungen zu gehen, wäh-rend ihnen all diese Vergnügen versagt blieben. Die Antwort der Verantwortlichen darauf ist, dass es auch für die Armen Tanzhallen geben müsse, und dass die Reichen dazu beizu-tragen hätten. Der Islam nimmt den Standpunkt ein, dass Tanzen letztlich zu einer liederlichen Moral führt und dass man Gleichberechtigung nicht erreicht, indem man den Ar-men Tanzeinrichtungen baut, sondern indem man das Tan-zen gänzlich unterbindet, damit das moralische Niveau der Gesellschaft nicht in Mitleidenschaft gezogen wird und sich so eine wahre Kultur und Zivilisiertheit entwickeln kann.

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13.

Islamisches System zur Abschaffung von Luxusgütern und die Gleichstellung von Armen und Reichen

Was also Luxus und Ausschweifung anbelangt, schafft der Islam Gleichheit, indem er diese grundsätzlich und gänzlich untersagt. Es ist offensichtlich, dass Staaten, die al-len Klassen Luxus und Mittel zur Ausschweifung zugäng-lich machen wollen, gezwungen sind, zu diesem Zweck ihre schwächeren Nachbarn auszubeuten. Dagegen müssen Staa-ten, die allgemeine Standards einer einfachen Lebensfüh-rung anstreben, lediglich die reichere Gesellschaftsschicht dazu bringen, einen simpleren Lebensstil zu praktizieren. Es ist um vieles einfacher, einen simplen Lebensstandard einzu-führen und aufrecht zu erhalten als die Messlatte bei Luxus und Ausschweifung anzusetzen. Das vom Islam angestrebte Niveau der Gerechtigkeit ist demnach weitaus leichter um-setzbar als jener, den sich die Gesellschaften Europas und Amerikas selbst gesetzt haben. Der Islam kann mit viel we-niger Kosten und Aufwand als andere Gemeinschaften eine Aussöhnung der unterschiedlichsten Klassen erreichen, indem er für alle einen vernünftigen Komfortstandard ge-währleistet. So haben wir auf der einen Seite ein Modell, das

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versucht, sowohl Arm als Reich mit Luxus zu versorgen und auf der anderen Seite eines, das den Armen alle Lebensnot-wendigkeiten zur Verfügung stellen will und gleichzeitig den Reichen den Luxus und die Mittel zur Ausschweifung verbietet. Mit weit weniger Anstrengung und Aufwand als es beispielsweise das Christentum kann, ist der Islam im Stande, der Menschheit Sicherheit und Frieden zu geben. Der Islam verbietet Männern, Seide zu tragen, er verbietet aus Gold- oder Silberbechern zu trinken und es ist verboten, Prachtbauten zu errichten, um damit Status und Reichtum zu demonstrieren. Ähnlich dem ist es muslimischen Frau-en untersagt, Unsummen für Schmuck auszugeben. Der Konsum von Alkohol, Glücksspiel und Wetten sind nicht erlaubt. Der Hintergrund dieser Verbote ist, einen modera-ten Lebensstandard zu gewährleisten, vor allem bezogen auf die Reichen, die angehalten werden, ihre Gewinne für die Linderung der Armut aufzuwenden. Die Armen würden auf der anderen Seite kein Bedürfnis haben, all diesen Luxus anzustreben, da ihnen die Verlockung fehlte, die Reichen in dieser Hinsicht zu imitieren.

Der Ansporn zu freiwilligen Abgaben im Islam

Wie gesagt, lässt der Islam Spielraum für individuelle Anstrengungen bzw. spornt sogar dazu an und appelliert konsequent an das moralische Gewissen der Reichen, ih-ren freiwilligen Beitrag zur Linderung bzw. Verbesserung der Situation der Armen zu machen. Ich habe die schädi-genden Auswirkungen der Unterdrückung oder Vernach-lässigung persönlicher Initiative und Bemühungen bereits hervorgehoben, sowie die Auswirkungen, die aus gewalt-

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samer Zwangsenteignung resultieren. Universeller Friede, Wohlsein und Glück können indes nur unter einem System sichergestellt werden, das persönliche Anstrengungen und Initiative lebendig erhält und gleichzeitig durch entschiede-nes Appellieren die erforderlichen Mittel zur Bekämpfung und Beseitigung der Armut beschafft. Dies ist, was der Islam anstrebt.

Andere Bewegungen verlangen oft eine zwanghafte Ab-gabe überschüssigen Wohlstands, aber abgesehen von den Einnahmen aus den Steuerabgaben erlaubt der Islam keine erzwungene Aneignung. Es wird der Weg des Appells ver-folgt, der zu einer Steigerung des Guten Willens und des Mitgefühls zwischen den einzelnen Schichten bzw. Gruppen führt. Wenn man einen Reichen zwangsweise um sein über-schüssiges Vermögen bringt, dann ist es ziemlich unwahr-scheinlich, dass er für diejenigen, zugunsten derer er seines Vermögens beraubt wurde, viel Mitgefühl hegt. Zudem wer-den auch die Armen unter solchen Bedingungen keine spe-ziellen Gefühle der Dankbarkeit oder Zuneigung verspüren. Opfert aber andererseits jemand freiwillig seinen überschüs-sigen Reichtum dem Dienste an der Menschheit, so ist diese Person automatisch inspiriert von Gefühlen der Wohltätig-keit und Fürsorge anderen gegenüber, während jene, denen sein Opfer zugute kommt, nicht anders können werden, als diese Person wertzuschätzen und zu achten. Diese Methode dient dazu, allgemeines Wohlwollen zwischen verschiede-nen Teilen der Gesellschaft zu etablieren.

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Der Vorteil der Aufrechterhaltung individueller Anstrengungen

Die Forcierung persönlichen Engagements wird ge-währleisten, dass jede Person ihrer eigenen speziellen Tä-tigkeit mit Eifer nachgehen kann, und dies muss zu steti-gem intellektuellen Fortschritt führen. Ein Mediziner wird versuchen, den größtmöglichen Erfolg in der Heilkunst zu erzielen, ein Ingenieur wird versuchen, es besser zu machen als die Fachkollegen in seinem Bereich, ein Produktherstel-ler wird versuchen, den Herstellungsprozess zu optimieren, um möglichst viel möglichst günstig produzieren zu kön-nen, usw. Wenn jede dieser Personen zusätzlich dazu ange-spornt wird, ihre Mitmenschen großzügig zu unterstützen, dann ist für die notwendigen Mittel Sorge getragen, wäh-rend der intellektuelle Fortschritt erhalten bleibt, und ohne dass dabei Ressentiments oder Bitterkeit entstehen. Wie ich erklärt habe, herrscht im Bolschewismus die Tendenz, den geistigen Fortschritt einzufrieren, und sein zwangsweises Vorgehen erzeugt Verbitterung in den Herzen derer, die ih-res Besitzes entledigt werden. Wenn auf der anderen Seite je-dem erlaubt ist und jeder dazu angeregt wird, sein spezielles Talent bestmöglich auszuüben – ein Mediziner in der Heil-kunst, ein Ingenieur in den unzähligen Gebieten, die eine Fachkraft erfordern – und diese werden dann darum gebe-ten, einen Teil ihrer Gewinne für die weniger glücklichen Mitmenschen freizumachen, so werden diese dabei weder Ungerechtigkeit noch Verbitterung verspüren, sondern viel-mehr eine Befriedigung und Freude darüber, in der Lage zu

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sein, damit der Menschheit zu dienen. Dadurch würden Ge-rechtigkeit und Fairness bewahrt werden sowie Fürsorglich-keit und Wohlwollen gefördert.

Die Nachteile der Zwangsenteignung von Güter anderer

Vergleichen sie damit die Gefühle einer Person, der ihr Einkommen oder Besitz zwangsweise vom Staat abgenom-men wird. Sie wird nicht einmal eine Anwandlung von Mit-gefühl gegenüber den Armen empfinden. Tatsächlich wird immer ein Gefühl der Ungerechtigkeit in ihrem Geist her-umschwirren und sie wird missgünstig und unberührt ge-genüber einem System eingestellt sein, durch das sie ständig diese Behandlung erfährt. Indes wird seitens der Armen in dieser Sache niemals Dankbarkeit aufkommen. Sie werden dazu neigen sich vorzustellen, dass die bloße Tatsache, dass jemand reich ist, diese Person als ungerecht und unehrlich entlarvt, und dass es gut ist, sie zur Abgabe ihres überflüs-sigen Vermögens zu zwingen. Unter einem System, das auf Freiwilligkeit basiert, wird ein Reicher zur Unterstützung der Armen beitragen, ohne es seinerseits als ungerecht zu empfinden und die Begünstigten werden ihrerseits keine Feindschaft verspüren. Diese Gefühle werden ersetzt durch Fürsorglichkeit und Wohlwollen.

Der Islam verpflichtet Reiche zu freiwilligen Abgaben

Dies ist die Methode, die der Islam vertritt. Er schreibt eine Steuer vor in Form der Zakat und „ʿušr“ und ergänzt diese durch das Gebot:

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Die Neue Weltordnung des Islam

م الی

یدیکه ولا تلقوا با

و انفقوا فی سبیل الله یحب المحسنین﴿۱۹۶﴾

ہلکۃ واحسنوا ان الل الت

„Und spendet auf Gottes Wegen, und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben, und seid wohltätig, wahrlich Allah liebt die Wohltätigen.“ (Sura 2: Vers 196)

Das bedeutet, es ist notwendig, zusätzlich zur verpflich-tenden Steuer, freiwillige Beiträge zur Linderung der Armut zu machen, und man soll unter Vernachlässigung dieser Pflicht nicht den eigenen Ruin heraufbeschwören. Das be-inhaltet, dass jene, die aus ihrem überschüssigen Einkom-men heraus Beiträge zur Förderung der Ärmeren machen, dadurch keinen wirklichen Verlust erleiden, sehr wohl aber sich sich selbst kaputt machen, wenn sie dies versäumen soll-ten. Dieser Vers spiegelt klar das Schicksal der französischen und russischen Adligen wider. Das Versäumnis der Reichen, dieser Verpflichtung freiwillig nachzukommen, führte und führt am Ende immer zu ihrem eigenen Niedergang. Das gewöhnliche Volk erhebt sich schließlich und macht alles in blinder Wut dem Erdboden gleich. In der Region Shahpur (Pakistan) würde man sagen: „Sprich das letzte Gebet“ über den Besitz der Reichen. Unser erster Khalifa des Verheiße-nen MessiasAS pflegte dies so zu erläutern, dass die Bauern im Bezirk Shahpur von einem Geldverleiher immer wieder Geld leihen und ihre Verschuldung dadurch steigt und steigt, bis das ganze Gebiet schwerstens verschuldet ist und der ge-samte Lohn der Leute gepfändet wird, um allein die Kre-ditzinsen zu decken. Wenn diese Stufe erreicht ist, kommt zumeist ein größerer Gutsherr der Region, der die Bauern

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Die Neue Weltordnung des Islam

versammelt und sich erkundigt, wie hoch ihre Verschuldung ist. Jeder nennt die ihn belastende Summe und wird darauf-hin gefragt, ob es irgendwelche Mittel oder Hoffnung gebe, diese zurückzuzahlen. Ein jeder beteuert, dass dem nicht so sei. Daraufhin wird vorgeschlagen, die Sache zu bereinigen, indem man „das letzte Gebet“ spricht. Alle beten und mar-schieren dann bewaffnet weiter zum Haus des Geldgebers, den sie umbringen und dessen gesamte Papiere und Bücher sie verbrennen.

Der Untergang von Völkern aufgrund des Nicht-Spen-dens auf Gottes Wegen von überschüssigen Mitteln

Im obigen Vers schreibt Gott vor, dass diejenigen mit überschüssigen Mitteln sie zum Dienste der Menschheit einsetzen sollen, um sich dadurch vor dem Untergang zu bewahren. Mit anderen Worten erlaubt der Islam die legale Aneignung von Vermögen, verbietet jedoch, es zu horten, da dies schlussendlich zum Aufstand und zur Zerstörung von Besitz führen würde. Dann heißt es weiter in dem Vers:

„Und seid (anderen gegenüber) wohltätig.“

Das bedeutet, dass die Muslime dazu angehalten wer-den, einen Schritt weiter zu gehen, indem sie ihren eigenen Bedarf reduzieren und das dadurch Ersparte ebenso dem Dienst an den Mitmenschen widmen. Der Appell besagt, wie auch immer, dass dies frohmütig getan werden soll und nicht unter der Angst, dass überschüssiges Vermögen sonst vernichtet würde. Das Ziel soll sein, Gottes Wohlgefallen zu gewinnen. Wenn man aus dieser Motivation heraus diese

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Lehre befolgt, dann wird den Armen Freude gespendet und die Reichen werden geschützt, vielmehr noch, sie verdienen sich Gottes Zufriedenheit. Der Vers schließt damit ab:

„Wahrlich, Gott liebt die Wohltätigen.“

Das heißt, ihr sollt euch nicht vorstellen, dass euch die Anwendung dieser Lehre um euer Vermögen bringt, das ihr euch rechtmäßig verdient habt. Im Gegenteil werde dies für euch zu einer profitablen Investition, die euch die Liebe Got-tes gewinnen lässt, die diesseitige Gesellschaft fördert und die zuletzt noch Belohnung im nächsten Leben findet. An-ders gesagt, ihr sichert euch damit Glück und Zufriedenheit in dieser Welt als auch im Jenseits. Diese Lehre schützt zum Einen individuelle Anstrengung und Unternehmungen, während auf der anderen Seite die gesamte restliche Gesell-schaft gefördert wird, wobei letzteres Ziel auch das des Bol-schewismus darstellt.

Die Islam stillt die Bedürfnisse der Menschen zu jeder Zeit

Es mag gesagt werden: „Diese Lehre klingt recht und schön, aber hat der Islam es jemals zustande gebracht, für Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Mittel zur Bildung für die Armen zu sorgen? Wenn dies der Fall ist, dann würden wir gern erfahren, wie diese Dinge in der Praxis umgesetzt wurden.“ Um das zu beantworten, ist es zuerst wichtig zu verstehen, dass nur eine solche Lehre erfolgreich ist, die auch den Anforderungen künftiger Zei-ten standhält. Sie muss genügend Elastizität besitzen, um

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das Ideal, das sie uns vorgibt, den Umständen des jeweili-gen Zeitalters entsprechend umsetzen zu können. Ein abso-lut starres und rigides System mag sich zu einer Zeit oder auch an einem bestimmten Ort bewähren, aber verliert seine Nützlichkeit zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort völlig. Es muss die Eigenschaft besitzen, sich den verän-derlichen Umständen des menschlichen Lebens anzupassen. Mit Elastizität meine ich jedenfalls Elastizität in der Anwen-dung und nicht in Bezug auf Grundsätze oder Ideale.

System der Abdeckung der Bedürfnisse von Armen zur frühislamischen Zeit

Im frühen Islam stellten sich seine sozialen wie wirt-schaftlichen Lehren angesichts der zeitlichen An- bzw. He-rausforderungen als völlig zureichend heraus. Der Heilige ProphetSAW bestand nicht nur auf eine einfache Lebensfüh-rung, sondern sobald die Muslime politische Macht erlang-ten, so bezeugt die Geschichte, wurden die Bedürfnisse der Armen aus den Mitteln der Zakat sowie freiwilligen Leis-tungen gedeckt. In diesem Zusammenhang erbrachten spe-ziell die Gefährten des Heiligen ProphetenSAW große Opfer. Hadhrat Abu BakrRA spendete bei einer Gelegenheit seinen gesamten Besitz und Hadhrat UsmanRA bei einer anderen beinahe all seine Habseligkeiten, damit in Anbetracht dieser Lehre die Bedürfnisse der Leute entsprechend der damali-gen Verhältnisse gedeckt werden konnten.

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Die Neue Weltordnung des Islam

Die Anstrengungen organisierter Abdeckung der Bedürf-nisse der Armen in der Zeit der Kalifen des Islam

Als in der Zeit der Kalifen sich die Grenzen des isla-mischen Staates ausweiteten, wurden die Bedürfnisse der Armen in einer organisierten Weise gedeckt. Zur Zeit von Hadhrat UmarRA zeichnete man aktuelle Daten der gesam-ten Bevölkerung auf und jedem wurde ein fixer Anteil der Lebensnotwendigkeiten zur Verfügung gestellt. Auf die-se Weise wurde ein jeder, ob reich oder arm, entsprechend grundversorgt und die Mittel wurden ebenfalls den Um-ständen der Zeit entsprechend aufgebracht.

Die Menschen stellen sich gern vor, dass das Prinzip der Grundversorgung für jeden von den Bolschewisten erfun-den wurde. Das ist nicht korrekt. Das Prinzip wurde vom Is-lam ins Leben gerufen und ist zur Zeit von Hadhrat UmarRA erstmals in organisierter Form praktisch angewandt worden. Unter dem System, das unter Hadhrat UmarRA ursprünglich eingeführt wurde, hatte ein Kind, das noch gestillt wurde, keinen Anspruch auf Unterstützung, da die Staatskasse erst verpflichtet war, für Kinder, die bereits abgestillt waren, Leistungen zu erbringen. Es gab dann einen Fall, wo eine Mutter ihr Kind frühzeitig abgestillt hat, damit sie sich für die staatlichen Fürsorgeleistungen qualifiziert. Als Hadhrat UmarRA einst seine gewohnte Runde machte, hörte er ein kleines Kind aus einer Hütte schreien. Hadhrat UmarRA ging hinein, um herauszufinden, warum das Kind weinte. Darauf sagte die Mutter: “Umar hat ein Gesetz gemacht, wonach

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man für ein Kind erst eine Förderung bekommt, nachdem man es abgestillt hat. Ich habe aufgehört, das Kind zu stil-len, damit ich für ihn eine Unterstützung bekomme, des-halb schreit er jetzt.“ Umar - und er selbst hat diesen Vorfall überliefert - sagt, als er das gehört hatte, bekam er riesige Schuldgefühle, dass er mit der Festlegung dieser Regelung das körperliche Gedeihen der nächsten Generation gefähr-det hatte. Sofort erließ er eine Verordnung, dass für Kinder ein Unterstützungsgeld gezahlt werden solle, sobald sie ge-boren werden. Das war das Arrangement zur Zeit Hadhrat UmarsRA, das sich auf adäquate Weise an die Anforderun-gen seiner Zeit anpasste. Es stimmt, dass zu dieser Zeit die Kluft zwischen Reichtum und Armut nicht so groß war wie heutzutage. Die Zakat, freiwillig zu diesem Zweck gemachte Abgaben an den Staat und private Spenden, diese drei boten ausreichende und zeitige Unterstützung für die Armen. Es gab keine Industriealisierung und der wirtschaftliche Wett-streit war auch nicht so ausgeprägt wie in moderner Zeit. Mächtige Staaten beuteten ärmere nicht in dem Maße aus, wie sie es heute tun. Das System, welches sich damals als an-gemessen bewährte, wäre heutzutage unzureichend und in-effektiv. Dies schmälert jedoch nicht die Vorzüglichkeit der islamischen Lehren zu diesem Thema. Zur damaligen Zeit konnte das Ziel dieser Lehren durch die Zakat und freiwil-lige Beiträge erreicht werden und es war nicht notwendig, weitere Mittel und Wege heranzuziehen. Heute scheinen die Zakat und freiwillige Leistungen nicht mehr auszureichen und der Bedarf an etwas Zusätzlichem ist spürbar gewor-den.

Heute erscheint die Welt vor uns weitaus organisierter und Staaten werden täglich zur Einführung von Maßnah-

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men gedrängt, die es ihnen erlauben sollen, mehr und mehr Kontrolle über das nationale Vermögen zu haben. Wenn eine jener Bewegungen, auf die ich zuvor eingegangen bin, die Oberhand bekommt, ist das logische Ergebnis, dass indivi-duelle Vermögen abnehmen und dafür der größere Teil des nationalen Vermögens unter die Kontrolle des Staates fällt. Die Länder, aus denen die erfolgreichen Bewegungen dann hervorgehen, und jene, die mit ihnen verbündet sind, mö-gen dabei glücklicher und zufriedener werden, andere aber werden ausgebeutet werden und mit noch mehr Elend und Not konfrontiert.

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14.

Die Notwendigkeit eines neuen Systems zur Deckung der Bedürfnisse von Armen gemäß den Anforderungen

der Zeit

Offensichtlich sind daher die Mittel, welche vom Hei-ligen ProphetenSAW angewandt wurden bzw. jene Maßnah-men, die seine ersten vier Kalifen ergriffen haben, um die islamischen sozialen und wirtschaftlichen Lehren praktisch umzusetzen, heutzutage unzureichend. Es ist darum not-wendig, dass den islamischen Lehren in diesem Zeitalter eine praktische Form gegeben wird, die einerseits gegen die Nachteile, auf die ich bei den anderen Bewegungen hinge-wiesen habe, vorbeugt und darüber hinaus dafür sorgt, dass den Verantwortlichen für die Umsetzung der islamischen Prinzipien genügend Mittel zur Verfügung stehen, um so für die Deckung der legitimen Bedürfnisse der Menschen sor-gen zu können. Die Kalifen haben die islamischen Lehren in dieser Hinsicht den Anforderungen ihrer Zeit entsprechend interpretiert und umgesetzt. Wie bereits angedeutet, gab es zur Zeit Hadhrat UmarsRA eine regelmäßige Erfassung der Umstände jedes einzelnen Individuums. Die islamische Staatskasse war dafür verantwortlich, dass die Grundbe-dürfnisse jeder Person gedeckt sind. Zunächst galt dieses

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System nur für jene, die für den Staat im Armeedienst stan-den, aber Hadhrat UmarRA erkannte, dass die Verantwortung des Staates auch andere Leute mit einschloss. Schlussendlich wurde die Unterstützung auf alle Bedürftigen ausgeweitet.

Kurzum, die Kalifen setzten die islamischen Lehren den zeitlichen Umständen entsprechend um. Heutzutage sind das menschliche Leben und die Gesellschaft komplexer ge-worden, weswegen es eines neuen Systems bedarf, das die Lehren zeitgemäß umsetzt. Um ein neues System einzufüh-ren, war es unerlässlich, dass jemand, der von Gott dazu be-rufen wird, eine neue Ordnung aufstellt, die dem Leid und den Nöten ein Ende macht, und zwar keine menschliche Ordnung, sondern eine himmlische, eine, die den Bedürfnis-sen der Armen tatsächlich gewachsen ist und die die Kraft hat, allen Menschen Behaglichkeit und Frieden wiederzu-geben. Jede Person, die daran glaubt, dass der Heilige Pro-phet MuhammadSAW die Ankunft eines Messias und Mahdis prophezeit hat, muss zugestehen, dass es die Aufgabe des Erwarteten sein muss, eine Lösung zu finden für den Unfrie-den, die Rastlosigkeit und die Not, woran die Welt heute lei-det. Das Heilmittel dafür soll nicht an jenen Mängeln leiden, die dem Bolschewismus, dem Sozialismus bzw. dem Nati-onalsozialismus anhaften. Es soll ermöglichen, jedem Nah-rung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Bildung zur Verfügung zu stellen, jedoch zur selben Zeit vor intellektuellem Verfall bewahren und vor der Mutlosigkeit, Geschäfte und andere Dinge selbst in die Hand zu nehmen, und nicht zuletzt auch davor, dass ein Volk von einem an-deren Volk tyrannisiert und ausgebeutet wird. Mit anderen Worten, es soll Frieden und Wohlwollen zwischen Nationen und Klassen hervorrufen und ebenso erfolgreich Mittel fin-

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den, womit die Bedürfnisse aller Individuen gestillt werden.

Das Programm des ḫātamu l-ḫulafāʾ zur Beseitigung des Leides in der Welt und die Anwendung der islamischen

Grundsätze auf die Erfordernisse dieses Zeitalters

Deshalb war es die Pflicht des „ḫātamu l-ḫulafāʾ“11, eine Ordnung in Übereinstimmung mit den islamischen Lehren ins Leben zu rufen, die den Anforderungen und Bedürfnis-sen der Zeit gewachsen ist und die das Elend und die Not, woran die Welt leidet, beendet. Wie ich nun zeigen will, war er unter göttlicher Anleitung darin erfolgreich, so ein System zu entwerfen.

Die wichtigsten Punkte des islamischen Systems zur Be-seitigung der Leiden von Armen ʾ

Ich habe schon erklärt, was die wichtigsten Punkte des islamischen Sozial- und Wirtschaftssystems sind.

1. Es muss für die Bedürfnisse der Menschen gesorgt werden.

2. Unter der Erlangung des ersten Ziels darf die Mo-tivation, welche hinter individuellen Bemühungen und Geschäften steht, nicht leiden.

3. Das entworfene System soll auf Freiwilligkeit basie-ren und darf keine Zwangsenteignungen beinhalten.

11 Des Messias und Mahdi, der größte aller Statthalter = Kalifen des Pro-pheten MuhammadSAW, der in den letzten Tagen erscheinen sollte. (Anm. d. Ü.)

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4. Das System soll nicht nur auf ein Land bzw. eine Nation anwendbar, sondern universell sein.

Alle Systeme, die heute hochgehalten werden, sind auf die eine oder andere Weise mangelhaft, wenn es zu ihrer praktischen Anwendung kommt. Sie betreffen nur Teile der Menschheit. Das islamische System ist nicht gesellschafts- oder nationsgebunden, sondern universell. Die islamischen Lehren berücksichtigen jeden der vier Faktoren, die ich gera-de angeführt habe. Jede Bewegung, die auf diesen vier Prin-zipien basiert, stellt sich natürlicherweise als fruchtbarer als alle anderen heraus und ist deshalb diesen vorzuziehen.

Die Grundlage eines neuen Systems durch den Verheiße-nen MessiasAS zur Beseitigung des Leides aus der Welt im

Jahre 1905 ʾ

Ich möchte nun damit fortfahren zu erklären, wie diese Anforderungen erfüllt werden und wie diese vier Grundla-gen in die neue Ordnung integriert sind, deren Grundstein unter göttlicher Weisung und in strenger Übereinstimmung mit den islamischen Lehren gelegt wurde, von der Person, die von Gott selbst als Vertreter des Heiligen ProphetenSAW zur Rechtleitung der Menschheit auserwählt wurde. Der Bolschewismus, der Sozialismus sowie der Nationalsozia-lismus sind allesamt nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) entstanden. Hitler, Mussolini und Stalin sind alle nach die-sem letzten Krieg an die Macht gekommen. All diese neuen Strömungen, die jeweils behaupten, neue Pläne zur Förde-rung des Menschen entwickelt zu haben, sind aus den Ver-hältnissen zwischen 1919-21 hervorgegangen. Der von Gott

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Die Neue Weltordnung des Islam

Auserwählte jedoch legte den Grundstein für die Neue Ord-nung bereits 1905 in seiner Schrift „al-Waṣiyyat“12.

Die Anweisung des Heiligen Qur'an zu freiwilligen Spendenopfer in Zeiten verschiedener Bedürfnisseʾ

Die Grundlage dafür ist im Heiligen Qur‘an in Vers 2: 196 niedergelegt.

م الی

یدیکه ولا تلقوا با

انفقوا فی سبیل الل13 ه یحب المحسنین﴿۱۹۶﴾

ہلکۃ واحسنوا ان الل الت

In diesem Vers werden keine spezifischen Regeln hin-sichtlich freiwilliger Spendenopfer festgelegt. Muslimen wird zunächst nur vergewissert, dass sie zusätzlich zur Zakat andere Abgaben zu leisten haben würden, aber über die Höhe dieser Steuern und ihre Form, die sie annehmen würden, werden keine Angaben gemacht. Benötigt der isla-mische Staat also zu einer bestimmten Zeit ein Prozent des nationalen Vermögens, dann hat der Kalif lediglich bekannt zu geben, dass der Staat diesen Bedarf hat und dass die Muslime soviel beitragen sollen. Besteht zu einer anderen Zeit der Bedarf an zwei Prozent, dann ersucht der Kalif die Muslime um diesen Beitrag. Der Heilige ProphetSAW pflegte von Zeit zu Zeit nach freiwilligen Beiträgen zu fragen. Die Kalifen setzten die islamischen Lehren um, indem sie die

12 Dt. Ü.: Das Testament. Frankfurt am Main 2008. (Anm. d. Ü.)13 Übersetzung: „Und spendet auf Gottes Wegen, und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben, und seid wohltätig, wahrlich Allah liebt die Wohltätigen.“ (Anm. d. Ü.)

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Versorgung der armen Schichten der Gesellschaft aus den Mitteln der Tribute bestritten, die eigentlich für die Versor-gung der Soldaten eingeholt wurden. Die Soldaten wurden gebeten, freiwillig einen Teil ihres Solds zur Verteilung unter den Armen abzugeben. Der Verheißene MessiasAS hat die is-lamischen Lehren den Anforderungen der jetztigen Zeit ent-sprechend ausgelegt. Wenn der islamische Staat Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Mittel zur Bildung für alle gewährleisten muss, dann benötigt er dazu beträchtlich höhere Mengen an Mittel, als in den frü-hen Anfängen des Islam ausgereicht hätten. Der Verheißene MessiasAS verlautbarte deshalb unter göttlichem Gebot, Gott wünsche es, dass jene, die sich heute das wahre Paradies ver-dienen wollen, ein Zehntel bis ein Drittel ihres Vermögens freimachen sollten. Er fuhr fort, dass dadurch gewonnenes Eigentum dafür eingesetzt werde, die friedlichen Grundla-gen des Islam zu stärken, indem man die wahre qur‘anische Botschaft verbreite, diesbezügliche Literatur in Umlauf brin-ge und islamische Missionen errichte. (al-Waṣiyyat, Bedin-gung Nr. 2)

Er sagte zusätzlich:

„Jede Angelegenheit, die mit der Stärkung und Ver-kündung der friedlichen Lehre des Islam verknüpft ist und deren Detailaspekte zu erörtern jetzt noch verfrüht wäre, wird aus den Mitteln der dadurch eingenommen Gelder finanziert werden.“ (ebenda)

Das bedeutet, dieses Geld werde für all das ausgege-ben, wodurch die islamischen Lehren in Kraft gesetzt und praktisch verwirklicht werden können. Er deutete indes an,

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dass es jetzt noch zu früh sei, diese Maßnahmen im Detail auszuführen, aber dass jemand kommen werde, der diese detailierte Auslegung beizeiten vornehmen werde.

Das neue System des al-Waṣiyyat

Dies ist die Ordnung, die vom Verheißenen MessiasAS aufgestellt wurde. Er hat deutlich erklärt, dass jede Sache, die zur Stärkung und Verbreitung des Islam beitrage, aus diesen Mitteln bestritten werde, aber dass es zu früh sei, in genaue Details zu gehen. Das hatte klar zu bedeuten, dass die mit diesen Mitteln zu bewerkstelligenden Unter-nehmungen zu der Zeit noch nicht völlig erläutert werden konnten. Die Zeit sollte jedoch nahe sein, wenn die Welt nach einer neuen Ordnung schreien würde. Aus jeder Ecke sollten Stimmen ertönen, die neue Ordnungen verkünden. Russland würde behaupten, der Welt eine Neue Ordnung zu bringen. England würde eine Neue Ordnung ausrufen. Amerika würde eine Neue Ordnung präsentieren. Zu die-ser Zeit würde ein Nachfolger des Verheißenen MessiasAS

aus Qadian verkünden: „Die Neue Ordnung wurde bereits in ‚al-Waṣiyyat‘ niedergelegt. Will die Welt entlang eines Pfades von Frieden und Wohlstand wandeln, dann ist der einzige Weg dazu, jene Neue Ordnung umzusetzen, die in ‚al-Waṣiyyat‘ niederge-schrieben steht.“

Das Recht der Weisen, Armen und schwachen Muslime auf die Gelder des waṣiyyat

An nächster Stelle sagt der Verheissene MessiasAS: „Diese Mittel werden weiter dem Wohle der Weisen und Armen gewid-

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met, die keine ausreichenden Mittel zum Selbsterhalt besitzen.“ (ebenda) Er fährt weiter fort: „Der Anjuman (d. h. das Verwal-tungsgremium der Gelder) wird es erlaubt sein, die Mittel durch geschäftliche Investitionen zu vermehren.“ (ebenda, Appendix, Bedingung Nr. 9).

Das bedeutet, dass nachdem die Anjuman 1/10, 1/8, 1/5 oder 1/3 des Vermögens der Leute erhalten hat, sie die verfügbaren Gelder durch Investitionen vermehren kann.

Gefahr um den Glauben jener, die nicht am neuen System teilnehmen

Er fährt dann damit fort zu erklären, dass es eine Prü-fung für jeden Gläubigen ist, an diesem Programm teilzu-nehmen und dadurch die besondere Gnade Gottes zu erlan-gen. Er kündigte an, dass sich lediglich Heuchler aus diesem Programm heraushalten würden. Anders gesagt, das Pro-gramm ist zwar freiwillig, aber zur gleichen Zeit eine Glau-bensprobe. Strebt ihr nach Gottes Wohlgefallen, um euch das wahre Paradies zu verdienen, müsst ihr dieses Opfer erbrin-gen. Falls, andererseits, diese Dinge euch nichts bedeuten, könnt ihr eure Besitztümer auf Erden behalten. Weder Gott noch die Bewegung, die auf Sein Geheiß gegründet wurde, haben irgendeinen Bedarf daran.

Der Unterschied zwischen dem Bolschewismus und dem al-Waṣiyyat in der Übergebung des Besitzes

Man wird feststellen, dass die Leute unter dem bolsche-wistischen System zwangsweise ihres Besitzes enteignet

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werden. Dagegen sagt der Verheißene MessiasAS, dass, wenn sich eine Person zu irgendeiner Zeit dazu entscheiden sollte, die Bewegung zu verlassen, ihr das gesamte von ihr über-gebene Vermögen zurückerstattet werden soll, da in Gottes Augen solch ein Vermögen nicht akzeptabel ist und abge-lehnt werden soll. (ebenda, Appendix, Bedingung Nr.12) Wie riesig ist der Unterschied zwischen den beiden Syste-men! Das säkulare System eignet sich zwangsweise und ge-waltsam das Vermögen der Leute an, wogegen das System, das der Messias vertritt, auf freiwilliger Opferbereitschaft basiert, und das so sehr, dass im Falle eines Ausscheidens aus der Gemeinschaft bereits erbrachte Beiträge seitens der Bewegung rückerstattet werden sollen, da, was unfreiwillig gespendet wird, nicht akzeptabel sei.

Die Erreichung des Zwecks auf friedliche Weise durch das al-Waṣiyyat im Vergleich zum Bolschewismus

Das zeigt, dass das Ziel, das der Bolschewismus auf un-vollkommene Weise durch eine blutrünstige Revolution zu erreichen versuchte, der Verheißene MessiasAS auf vollkom-mene Art durch Betonung von Wohlwollen und Mitgefühl zwischen verschiedenen Klassen verfolgt. Der Bolschewis-mus verlangt, dass die Wohlhabenden enteignet werden, da-mit ihre Besitztümer dem Wohl der Armen zugute kommen können. Der Verheißene MessiasAS sagt entsprechend den Lehren des Islams, dass unter Berücksichtigung der Erfor-dernisse der Zeit die Leute willentlich substantielle Anteile ihrer Mittel freimachen sollten. Er fragte nach einem Mini-mum von 1/10 von jeder Person, das zur Unterstützung der Waisen und Armen und zur Verbreitung des Islam ein-

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schließlich der Stärkung seiner sozialen und wirtschaftli-chen Strukturen eingesetzt werden solle. Jeder Ahmadi, der an diesem Plan um Gottes Willen mitwirkt, spendet von ei-nem Zehntel bis zu einem Drittel seines Besitzes im Dienste am Islam und an der Menschheit und soll ein dementspre-chendes Testament aufsetzen.

Eine großartige Revolution durch die Beitretung der gan-zen Welt zur Ahmadiyyat

Sogar wenn sich die gesamte Welt der Ahmadiyyat an-schließen würde, wäre die Forderung des MessiasAS, dass jene, die wahre Gläubige sind und das Wohlgefallen und die Zustimmung Gottes gewinnen wollen und sich Sein Para-dies verdienen, 1/10 bis 1/3 ihres Eigentums zur Erreichung der Ideale, die im Islam niedergelegt wurden, übergeben sollen.

Durch diesen Prozess wird ein beachtlicher Teil priva-ten Besitzes für nationale Zwecke aufwendbar gemacht und ohne Nötigung und Gewalt wird die Zentrale des Islam in-nerhalb einer Generation 1/10 bis 1/3 allen privaten Besit-zes verwalten und der Förderung der ganzen Menschheit zufließen lassen können.

Der Besitz von Ahmadis gehört nach einigen Generation dem System der Ahmadiyyat

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass dieses Pro-gramm nicht nur auf eine Generation beschränkt ist. Jeder Folgegeneration wird abverlangt, eine vergleichbare Op-ferbereitschaft zu zeigen. Das System, welches auf dem

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Verlangen derer basiert, die Gottes Liebe und Wohlgefallen gewinnen wollen, würde nachfolgende Generationen ge-nauso miteinschließen wie die heutige. Die zweiten, dritten und vierten Generationen werden auf ähnliche Art weiter-machen, beträchtliche Anteile ihres Besitzes der Zentrale anzuvertrauen und im Laufe von drei oder vier Generati-onen wird der Großteil des Privateigentums der Zentrale zur Umverteilung zur Verfügung stehen. Angenommen die Bewegung breitet sich über die ganze Welt aus und schließt die gesamte Menschheit mit ein, dann wird das unweigerli-che Ergebnis dieses Systems sein, dass die Leute innerhalb einiger Generationen ihr ganzes Eigentum freiwillig und mit Freude für soziale Zwecke gespendet haben werden. Da unter diesem System die persönliche Initiative und der Un-ternehmensgeist sichergestellt sein werden, werden die Leu-te immer fortfahren, sich neuen Besitz anzueignen und von diesem wiederum 1/10 bis 1/3 für soziale Zwecke bereit-stellen, und dieser Prozess wird sich fortsetzen und auf jeder Stufe die sozialen Ressourcen erweitern. Lassen Sie mich das anhand eines einfachen Beispiels erklären. Stellen Sie sich vor, ein Mann besitzt lediglich 100 Rupien und er vermacht 1/5 davon der Zentrale. Das heißt, wenn er stirbt, fließen 20 Rupien davon in den Sozialtopf und 80 Rupien gehen an sei-nen Erben. Wenn dieser wiederum 1/5 vermacht, fließen zu seinem Tod weitere 16 Rupien in den Topf und 64 Rupien be-kommt sein Erbe und im Verlauf von weiteren 3 bis 4 Gene-rationen wird der Großteil des ursprünglichen Betrages an den nationalen Fonds gegangen sein. Weit davon entfernt, Unterdrückung und Blutvergießen zu erfordern, welche die bolschewistische Revolution begleitet haben, wird dieses System, im Falle, dass es weitreichend angenommen wird,

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die erwünschte Revolution völlig ohne Blutvergießen und Chaos bewirken. Im Gegenteil, die Armut wird verschwin-den, Wohlwollen und Mitgefühl zwischen den Klassen wer-den gefördert und ohne die individuelle Initiative und den Unternehmergeist zu schädigen, wird ein Großteil des Ei-gentums in den nationalen Topf transferiert.

Das System des waṣiyyat verbleibt nicht national, sondern wird international

Nochmals, dieses System wird nicht auf irgendein be-stimmtes Land oder eine Nation beschränkt sein, sondern wird seiner religiösen Natur wegen universell sein. Die So-zialisten Englands sind naturgemäß an einem System inter-essiert, dessen Vorzüge sich auf England beschränken. Die Bolschewisten Russlands bevorzugen ein System, das Russ-land einen Vorteil bringt. Aber Ahmadiyyat ist eine Religi-on, die Russland, Deutschland, England, Amerika, Holland, China und Japan gleichsam einlädt, an dieser Neuen Ord-nung teilzunehmen. Die Beiträge, auf diese Weise gesam-melt, werden nicht in einem speziellen Land ausgegeben, sondern werden der Linderung von Armut und Not in der ganzen Welt gewidmet.

Das vom Verheißenen MessiasAS eingeführte System zur Förderung der internationalen Brüderlichkeit

Kurzum, all diese säkularen Bewegungen unterstützen und bestärken den Nationalismus, aber der Verheißene Mes-siasAS hat ein System entworfen, das darauf abzielt, allge-meine Verbrüderung zu fördern. Derzeit ist in Russland ein

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Russe gezwungen, seinen Überschuss zugunsten anderer Russen abzugeben, aber unter diesem System trägt ein Inder freiwillig zum Wohl der ganzen Menschheit bei, und dassel-be gilt für einen Ägypter oder Syrer. Dies ist ein markanter Unterschied zwischen den Neuen Ordnungen, die diese sä-kularen Bewegungen versuchen zu fördern und der Neuen Ordnung, basierend auf islamischen Grundlagen.

Die Freude und Zufriedenheit der Spendenden unter der neuen islamischen Weltordnung

Unter dem russischen System wurden Leute gewaltsam ihres Besitzes entledigt. Viele von ihnen verließen Russland und fingen an, gegen die neue Ordnung der Dinge in diesem Land Stimmung zu machen. Sie verspürten nicht den Hauch von Freude oder Zufriedenheit, nachdem sie ihre Besitz-tümer aufgegeben hatten, um den Armen zu helfen. Wenn ein Russe seinen Besitz herzugeben hatte, war er nicht froh, sondern ging schwer bedrückt nach Hause und erzählte sei-nen Leuten, dass eine tyrannische Regierung ihn um sein Eigentum gebracht hat. Aber unter dieser Neuen Ordnung ist ein Bauer, der, sagen wir, zehn Hektar Land besitzt und in seinem Testament festhält, dass davon ein, zwei oder drei Hektar an den nationalen Fonds gehen sollen, keineswegs traurig darüber, als ob er einen Verlust erlitten hätte, son-dern vielmehr wird er am nächsten Tag zu seinem Bruder gehen und ihn voller Freude auffordern, ihm doch zu gratu-lieren, weil er sich dazu durchgerungen hat, seinen Beitrag in sein Testament aufzunehmen, um damit Gottes Wohlge-fallen zu gewinnen. Mit anderen Worten, diesen Anteil für die Armen freizumachen verursacht ihm weder Sorgen noch

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Bedauern, sondern es ist etwas, das ihm intensiv Freude be-reitet und er hofft, dass andere, mit denen er sich verbunden fühlt, in der Lage sein werden, es ihm gleich zu tun, damit er ihnen gleicherweise gratulieren kann. Wenn er seiner Frau erzählt, was er getan hat, dann verflucht sie nicht jene Leute, die ihre Familie um einen Teil ihres Besitzes bringen, son-dern sie erlebt eine Welle der Emotionen, worin Freude und Neid gemischt sind. Sie sieht ihren Mann mit einer Art Ver-langen in ihren Augen an und sagt: „Gott hat es dir ermög-licht, das zu tun, aber ich selber besitze nichts, worüber ich ein solches Testament verfassen könnte. Wirst du mir einen Teil deines Vermögen überschreiben, damit ich auch an die-ser Sache teilnehme?“ Sie wendet dann all ihre Kräfte auf, bis sie ihren Mann so weit hat, dass er ihr einen Teil seines Besitzes übergibt, wodurch sie ebenfalls ein entsprechendes Testament verfassen kann. Auf diese Weise wird von einem weiteren Teil des Besitzes 1/10 oder 1/8 oder 1/6 dem Ge-meinschaftsfonds vermacht. Wenn nun der Sohn nach Hause kommt und davon erfährt, dass sein Vater und seine Mutter ein solches Testament verfasst haben, fängt er an, sich depri-miert zu fühlen und sagt zu seinem Vater: „Gott möge dich noch viele Jahre unter uns weilen lassen! Ich besitze selber nichts. Was soll ich unternehmen, damit ich auch dieses gute Geschäft machen kann, um Gott zu gefallen? Wenn du mir einen Teil von deinem Gut gibst, könnte ich auch machen, was ihr gemacht habt.“ Wenn der Vater ihm sehr wohlgeson-nen ist, gibt er ihm auch einen Teil seines Besitzes, denkend, dass das ganze Vermögen am Ende sowieso auf den Sohn übergeht. Der Sohn macht daraufhin sein entsprechendes Testament und schon geht ein weiterer Teil des Besitzes auf den Gemeinschaftsfonds über. Im Fall, dass der Vater nicht

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so leicht zu bewegen ist, fasst der Sohn zumindest einen Ent-schluss, dass er Zeit seines Lebens einen bestimmten Teil sei-nes Einkommens in den Gemeinschaftsfonds einzahlen wird und dass, wenn er sterben und zu diesem Zeitpunkt etwas besitzen sollte, ein von ihm festgelegter Anteil davon an den Fonds geht. Das heißt mit anderen Worten, wenn sein Vater stirbt und er den Familienbesitz übernimmt, wird der letzte Wille darauf zu tragen kommen, wie auch auf den Besitz, den er bis dahin selbst erwirbt, und so wandert erneut ein weiterer Teil des ursprünglichen Vermögens in den Gemein-schaftsfonds.

Wir beobachten täglich, dass, wenn der Staat eine Steu-er einführt, sich jene, die diese zahlen sollen, unterdrückt fühlen, und die, die darum herum kommen, hingegen er-leichtert sind. Die Reichen stört es, von diesem Moment an mehr an den Staat zahlen zu müssen, und die Armen freuen sich, dass ein wenig mehr des Vermögens der Reichen zu ihrem Gunsten aufgewandt wird. In unserem System ist es genau umgekehrt. Als das System erstmals in Kraft getreten ist, galt es lediglich für unverrückbares Eigentum und betraf somit nur die vermögenden Klassen, wobei jene, die Nutz-nießer des Systems waren, nicht darüber jubelten, dass die gebäudebesitzenden Mitglieder der Gemeinde ihretwegen Steuern zu zahlen gehabt hätten. Im Gegenteil, sie fühlten sich aufgewühlt darüber, dass es ihnen nicht erlaubt war, an dem System teilzunehmen, dessen Lohn Gottes Wohlge-fallen und das Paradies war. Sie traten an den Verheißenen MessiasAS heran und ersuchten ihn, eine Möglichkeit ein-zurichten, wodurch sie ebenso an dem System teilnehmen konnten. Schließlich erlaubte er ihnen, unter göttlicher An-leitung, bestimmte Anteile ihres Einkommens im gleichen

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Sinne beizutragen. So kam es, dass, obwohl das System an-fangs nur unverrückbares Eigentum betroffen hatte, es auf Anfrage derer, die keinen solchen Besitz hatten, auf Einkom-men ausgeweitet wurde, und so begann es, dass ein Teil der regelmäßigen Einkommen sowie des Eigentums in die Ge-meinschaftskasse einflossen.

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15.

Die Grundlage der neuen Weltordnung wurde 1905 in Qadian gelegt

Kurz gesagt, die Grundlagen der Neuen Ordnung wur-den nicht 1910 in Russland oder irgendeinem anderen Land gelegt, noch werden sie nach dem gegenwärtigen Krieg ir-gendwo gelegt werden. Tatsächlich wurde die Neue Ord-nung, die entworfen wurde, um jedem menschlichen Wesen Ruhe und Wohlstand zu bringen und um die wahre Religion zu bewahren, 1905 ins Leben gerufen. Die Neue Ordnung basiert nicht auf Zwang oder Gewalt, sondern auf Mitgefühl und Wohlwollen. Sie bewahrt den Selbstrespekt des Men-schen, forciert die intellektuelle Entwicklung und fördert in-dividuelle Initiative und Wirtschaftstreiben.

Das verschiedenen Verwendungszwecke der waṣiyyat Gelder

Es wäre nicht korrekt zu meinen, dass das unter diesem System gesammelte Geld nur zur Verbreitung des Islam aus-gegeben werden könne. Ich habe bereits aus „al-Waṣiyyat“ zitiert, um zu zeigen, dass dieser Fonds verschiedenen Zwe-

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cken dient. Der Verheißene MessiasAS hat erklärt, dass alle Pläne, die zur Ausbreitung des Islams auf der Welt dienen, als mögliche Verwendungszwecke der Gelder in Frage kom-men. Es war allein noch nicht an der Zeit, diese Pläne im De-tail zu beschreiben. Dies ist eindeutig so zu verstehen, dass viele dieser Ziele erst in Zukunft erklärt werden könnten. Wenn der Islam praktische Formen annehmen sollte und seine Schönheiten anfangen würden, Wertschätzung zu fin-den, würde es zahlreiche Anlässe geben, wofür es nicht nur angemessen, sondern notwendig werde, Geld aus diesem Fond aufzuwenden. Weiter hat der MessiasAS unsere Auf-merksamkeit auf die Waisen und Bedürftigen gelenkt und verdeutlicht, dass diese ebenso Anspruch auf Unterstützung aus diesem Fond haben würden. Diese Worte weisen auf das islamische Sozial- und Wirtschaftssystem hin, worunter vorgegeben ist, dass für Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und Bildung für jedes einzelne menschliche Wesen gesorgt sein muss. Unter den heutigen Umständen kann dies nicht durch Steuern allein erreicht werden. Es ist notwendig, dass Vermögen und Eigentum zu diesem Zweck geopfert werden.

Es mag eingewandt werden, dass wir eine kleine Ge-meinschaft seien und es vergeblich wäre zu erwarten, dass wir jemals in der Lage sein könnten, die diesem System ein-geschriebenen Erwartungen auf die Beine zu stellen. Darauf lautet meine Antwort, dass es Teil unserer festen Überzeu-gung und unseres Glaubens ist, dass die Ausbreitung unserer Bewegung Gottes Wille und Entschluss ist. Unter göttlichen Offenbarungen und in Übereinstimmung mit himmlischen Versprechen glauben wir fest daran, dass innerhalb eines halben oder eines Jahrhunderts die Ahmadiyyat dominie-

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rend sein wird. Genauso fest glauben wir daran, dass das System, das vom Verheißenen MessiasAS aufgesetzt wurde, dazu bestimmt ist, erfolgreich zu sein. Himmel und Erde mögen vergehen, aber Gottes Worte können nicht unerfüllt bleiben.

Mit Sicherheit wird das waṣiyyat etabliert

Es wird manchmal eingewandt, dass der Fortschritt der Gemeinde so langsam wäre, dass es nicht möglich sei, vor-herzusehen, wann diese Neue Ordnung etabliert sein wür-de. Die Antwort ist, dass eine Struktur, die nicht auf festen Fundamenten aufgebaut ist, schnell wieder zu Boden fällt. Diese hastig errichteten Sozial- und Wirtschaftssysteme, die heutzutage unterstützt werden, werden in Windeseile wie-der verschwinden. Das einzige System, das bestehen bleiben wird, wird dasjenige sein, das auf der willentlichen Zusam-menarbeit der Menschen aufgebaut ist. Das Gras wächst heute und vertrocknet morgen, aber der Baum, der Früchte hervorbringen soll, braucht lange um zu wachsen und be-steht für lang. Während unsere Gemeinschaft wächst, wird auch dieses System mitwachsen. Der Verheißene MessiasAS hat in „al-Waṣiyyat“ gesagt:

„Glaubt nicht, das alles sei bloße Fantasie. Dies ist die Bestimmung des Allmächtigen, des Herrschers über die Erde und die Himmel. Ich mache mir keine Sor-gen darüber, wie all dieser Besitz gesammelt und wie eine Gemeinde erwachsen wird, die all dies Kraft ihres Glaubens zustande bringt. Worüber ich besorgt bin, ist, dass jene, die nach uns die Verantwortung über die-se Mittel haben, von ihrem Volumen überwältigt sein

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und sich der Versuchung der Welt zuneigen könnten. Deshalb bete ich, dass Gott weiterhin diese Bewegung mit aufrichtigen und treuen Mitarbeitern versorgt, die um Gottes Willen tätig sind, obwohl es für solche, die keine Mittel zum Lebensunterhalt besitzen, erlaubt sein soll, ihren Unterhalt aus den Mitteln des Gemein-schaftsfonds zu beziehen.“

Der Überfluss an angesammelten Gelder des waṣiyyat

Anders gesagt, hatte er keine Angst, dass es nicht ge-nug geben würde, um jedermann zu versorgen. Er war über-zeugt, dass große Mengen an Geld und Eigentum zur Ver-fügung stehen würden. Was er fürchtete, war, dass Leute, die zur Verwaltung der Mittel eingesetzt würden, der Ver-suchung verfallen und anfangen könnten, diese Mittel für Zwecke einzusetzen, für die sie nicht bestimmt seien und gleichzeitig jene zu vernachlässigen, wofür sie aufgewendet werden sollten. Also hat der Verheißene MessiasAS selbst die-se Frage aufgebracht und die Antwort darauf gegeben. Die Leute fragen, woher all dieses Geld kommen werde. Er sagt, es werde mit Sicherheit kommen. Seine Befürchtung ist nur, dass die Leute beginnen könnten, dieses Geld zu sehr zu lie-ben. Er ist überzeugt, dass Geld und Eigentum in Millionen-höhe hereinfließen werde, so übermäßig, dass kein Staat, sei es Amerika, Russland, England, Deutschland, Italien oder Japan, je so große Mengen an Vermögen und Eigentum un-ter seiner Kontrolle gehabt haben werde. Er befürchtet, dies könnte zu Unaufrichtigkeit führen. Deshalb erklärt er uns, uns nicht darüber Sorgen zu machen, wie wir dieses System aufbauen, sondern unsere Aufmerksamkeit darauf zu legen, uns selber bereit dafür zu machen. Er hat uns versichert,

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dass uns große Mengen an Eigentum und Vermögen über-antwortet werden würden und sagt, dass wir uns läutern sollten, um fähig zu sein, diese Mittel zum wirklichen Wohl der Menschheit einzusetzen.

Die Anerkennung Khwaja Kamaluddins für das im al-Waṣiyyat erwähnte System

An dieser Stelle muss ich meine Anerkennung der Vor-aussicht einer Person gegenüber zum Ausdruck bringen, die später mein Gegner wurde. Am Tag, an dem der Verheißene MessiasAS „al- Waṣiyyat“ verfasst hatte, schickte er sein Manu-skript aus und Khwaja Kamaluddin fing an, es vorzulesen. Als er die Stellen las, die ich gerade zitiert habe, überkam ihn die Bewunderung für das ganze Programm und er stieß hervor: „Preis sei Ihnen, O Mirza! Sie haben die Fundamente der Ahmadiyyat gefestigt.“ Herr Khwaja schätzte zweifelsohne die Bedeutung des Programms, aber nicht in ihrer vollen Trag-weite. Das genaue Studium von „al-Waṣiyyat“ zwingt einen auszurufen: „Preis sei Ihnen, O Mirza! Sie haben die Grundla-gen des Islam festigt. Sie haben die Grundlagen der Menschheit gefestigt.“

دو علی عبدک ل محمد و علی ا ھم صل علی محم

الل

جید

ک حمید مم ان

المسیح الموعود و بارک وسل

O Herr, schütte Deine Segnungen aus auf Muhmmad-SAW und auf die Nachkommen von MuhammadSAW und über Deinen Diener, den Verheißenen MessiasAS! Du bist der Meister über Preis und Ehre!

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16.

Das taḥrīk-e ǧadīd als kleineres Modell für die Neue Weltordnung

Wie ich schon angedeutet habe, braucht dieses Pro-gramm Zeit, bevor es sich voll entwickelt haben wird. Es muss auf die Jahre warten, in denen der überwiegende Teil der Welt Ahmadiyyat angenommen haben wird. Unsere der-zeitigen Einnahmen reichen nicht einmal aus, um die Zent-rale zu betreiben. Gott hat mich deshalb mit der Idee des taḥrīk-e ǧadīd inspiriert, welches dazu dient, einen zentralen Fonds einzurichten, der für die intensivere Verbreitung der Ahmadiyyat verwendet werden kann. Das taḥrīk-e ǧadīd ist demnach ein symbolisches Glaubensopfer an Gott, das zum Ausdruck bringt, dass, da die Zeit für die universelle Anwendung der Neuen Ordnung basierend auf al-Waṣiyyat noch nicht reif ist, wir zwischenzeitlich fortfahren, ein be-scheidenes Modell davon in Form des taḥrīk-e ǧadīd aufzu-bauen, damit wir bis zur Etablierung des Systems basierend auf al-Waṣiyyat die Mittel aus dem taḥrīk-e ǧadīd zur Verbrei-tung der Ahmadiyyat verwenden können, und dies soll uns wiederum ermöglichen, in ständig wachsendem Umfang die Ziele von al-Waṣiyyat praktisch umzusetzen.

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Zur Annäherung an die Neue Weltordnung

Es ist klar, dass, während die Ahmadiyyat sich ausbrei-tet, das System basierend auf al-Waṣiyyat immer weitere Krei-se zieht und die Gemeinschaftsmittel wachsen. Dinge entwi-ckeln sich anfangs immer langsam, aber nehmen dann bald an Geschwindigkeit und Momentum zu. Es stimmt, dass die Mittel, welche über den Weg der Testamente bei uns ein-langen, derzeit nicht sehr weitreichend sind, aber während sich Ahmadiyyat ständig schneller und schneller ausbreitet, werden auch diese Mittel wachsen. Durch einen natürlichen Prozess werden sie sich weiter vermehren, wodurch der Tag der kompletten Etablierung der Neuen Ordnung immer nä-her rückt.

Das taḥrīk-e ǧadīd als Wegbereiter für die Neue Weltordnung

Kurz, obwohl das taḥrīk-e ǧadīd zeitlich gesehen nach al-Waṣiyyat eingeführt wurde, ist es in Wirklichkeit sein Weg-bereiter. Anders gesagt, ist es ein Elias für den Messias der Neuen Ordnung und es verkündet die letztendliche Über-legenheit der Botschaft und Grundlagen des Verheißenen MessiasAS. Jede Person, die am taḥrīk-e ǧadīd teilnimmt, trägt dazu bei, das System des al-Waṣiyyat zu festigen und jede Person, die dies tut, hilft mit, die Neue Ordnung zu etablie-ren.

Zusammengefasst, das waṣiyyat-System enthält in sich das gesamte islamische Sozial- und Wirtschaftssystem. Jene irren sich, die glauben, dass der durch al-Waṣiyyat eingerich-tete Fonds lediglich für die mündliche Verbreitung des Is-

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lam verwendet werden kann. Richtig ist vielmehr, dass al-Waṣiyyat beides umfasst, die mündliche Verbreitung als auch die praktische Umsetzung. Zweifelsohne beinhaltet es mis-sionarische Bemühungen, aber schließt gleichermaßen die Einrichtung jenes Systems mit ein, worunter für die Deckung der Bedürfnisse jedes einzelnen menschlichen Wesens auf würdevolle Art und Weise gesorgt werden soll. Wenn dieses System herangereift ist, wird es nicht nur die Missionsarbeit unterhalten, sondern wird gleichfalls helfen, Not und Elend auszutilgen, indem der Bedarf jedes Individuums entspre-chend gedeckt werden wird. Ein Waisenkind wird nicht zu betteln haben noch eine Witwe um Spenden zu bitten, noch wird eine bedürftige Person Angst und Beklemmung fühlen müssen. Das System wird für Kinder wie eine Mutter sein, wie ein Vater für Heranwachsende und Frauen wird es Si-cherheit und Schutz bieten. Unter diesem System wird, und zwar nicht unter Nötigung und Zwang, sondern aus reinem Mitgefühl und Wohlwollen, ein Bruder bestrebt sein, sei-nem Mitbruder zu helfen. Und dieses Opfer wird auch nicht umsonst sein. Jedem Gebenden wird um ein Vielfaches von Gott vergolten werden. Die Reichen werden keinen Verlust erfahren, noch die Armen an Elend leiden. Nation wird nicht gegen Nation kämpfen, noch Klasse mit Klasse streiten. Das System wird jeden in die Verantwortung nehmen.

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17.

Ich versichere Ihnen, dass eine Neue Ordnung nicht von Churchill oder Roosevelt eingeführt werden wird. Er-klärungen wie die Atlantik-Charta werden nichts erreichen. Sie sind voller Fehler und Mängel. Neue Ordnungen werden in der Welt stets durch Propheten eingeführt, die von Gott zu diesem Zweck berufen werden. Sie hegen keine Bitter-keit gegen die Reichen und sind nicht parteiisch für die Ar-men. Sie sind weder des Ostens noch des Westens. Sie sind die Gesandten Gottes und verkünden solche Lehren, die die Grundlagen wahren Friedens bilden. So wird auch heute der Frieden allein durch die Lehren des Verheißenen MessiasAS etabliert, deren Grundzüge 1905 in al-Waṣiyyat niedergelegt wurden.

Eine Unterweisung an alle Mitglieder der Jama'at

Wir sollten alle die Bedeutung von al-Waṣiyyat erkennen und uns die Grundlagen vergegenwärtigen, auf die ich im Zuge dieses Vortrages aufmerksam gemacht habe. Heutzu-tage trifft man überall auf Verfechter des Bolschewismus. Aus diesem Grund habe ich große Anstrengungen auf mich genommen, um zu erklären, was die Vorzüge und was die Mängel am bolschewistischen System sowie an den anderen Bewegungen sind, die in Europa in den letzten Jahren ent-standen sind. Wenn ihr Leuten begegnet, die das eine oder

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andere dieser Systeme verfechten, sollt ihr mit ihnen über den Wert dieser Systeme auf Basis der Grundlagen diskutie-ren, die ich euch versucht habe zu erläutern. Ich versichere euch, dass die Befürworter dieser Bewegungen nicht in der Lage sein werden, der Kritik, die ich gegen sie vorgebracht habe, etwas entgegenzusetzen. Friede kann auf der Welt nur auf Basis dessen entstehen, was ich erläutert habe. Vor acht-zehn Jahren, 1924, erklärte ich in meinem Buch „Ahmadiyy-at – Der wahre Islam“ jene fundamentalen Grundsätze, die essenziell für die Friedenssicherung sind. Die Erläuterung basierte auf den relevanten Stellen aus dem Heiligen Qur‘an zu diesem Thema, auf die ich durch göttliche Leitung auf-merksam wurde. Ich wage zu behaupten, dass in den ver-gangenen dreizehn Jahrhunderten nicht ein einziger Kom-mentator die Aufmerksamkeit auf eine derart wichtige und fundamentale Wahrheit des Heiligen Qur‘an gelenkt hat. Ich kann mit Überzeugung behaupten, dass Gott solches Wissen nur Propheten und ihren Kalifen zukommen lässt. Sollte das bezweifelt werden, bitte ich darum, dass mir jemand eine ähnliche Ausführung aus den Schriften anderer Leute vor-legt.

Ein Mitglied des waṣiyyat ist Teil der Fundamentlegung der Neuen Ordnung

Jene unter euch, die bereits ihre Testamente auf die Richtlinien aus al-Waṣiyyat abgestimmt haben, nehmen da-ran teil, die Fundamente der Neuen Ordnung zu legen, die Ordnung, die für jede teilnehmende Person sowie für ihre Familie und Nachkommen Sicherheit bedeutet. Jene unter euch, die am taḥrīk-e ǧadīd teilgenommen haben, und sei es

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nur mittels ihrer Gebete für dessen Erfolg, helfen mit, das al-Waṣiyyat-System auszubauen. Die Welt trachtet nach ei-ner Neuen Ordnung, indem sie die Religion zerstört. Durch taḥrīk-e ǧadīd und „al-Waṣiyyat“ werdet ihr eine weitaus bes-sere Neue Ordnung errichten, worin die Integrität der Reli-gion erhalten bleibt. Aber ihr müsst standhaft sein und vor-anschreiten, denn diejenigen, die schneller sind, werden das Rennen gewinnen.

Die Notwendigkeit, zügig Testamente aufzusetzen

Alle von euch sollen deshalb ihre Testamente unter die-sem System machen, damit die Neue Ordnung schnellstmög-lich in Erscheinung tritt und jener gesegnete Tag anbricht, an dem überall die Fahne des Islam und der Ahmadiyyat wehen wird. Denen, die ihre Testamente schon gemacht haben, gra-tuliere ich. Und ich bete, dass jenen, die es nicht getan haben, Gott dazu die Kraft gebe, damit sie ebenfalls materielle wie geistige Segnungen sammeln können. Ich bete zudem, dass dieses System den Menschen derart nützen wird, dass sie gezwungen sein werden, zuzugeben, dass aus jenem rück-ständigen und unkundigen Dorf namens Qadian ein Licht kam, das die Dunkelheit der ganzen Welt verbannte, das die Ignoranz aus der ganzen Welt entfernte, das Schmerz und Elend beendete und es den Reichen und Armen, den Geho-benen und den Demütigen gleichsam ermöglichte, zusam-men in Zuneigung, Liebe und gegenseitiger Wertschätzung zu leben.

Amin!

(Veröffentlicht durch die Zia-ul-Islam Presse Rabwah)

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Stichwortverzeichnis

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Stichwortverzeichnis

A

Abbasiden 97 Aberglauben 55 Abessinien 113 Absolutismus 76, 146 Abu BakrRA 156 Abu-Uzzah 102 Aggressor 100, 123, 124, 126 Ägypter 73, 172 Ahmadiyyat 124, 125, 169, 171, 177, 180, 181, 182, 185, 186Alkohol 146, 149 Allgemeinwohl 133 Almosen 86 Amerika 59, 73, 146, 166, 171, 179 Anerkennung 42, 79, 117, 180 Angestellten 32, 33, 34, 42 Angst 38, 154, 179, 183 Arbeit 51, 52, 54, 69, 134, 144 Arbeiter 35, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 58, 59, 65, 66, 67, 143, 144 Arbeiterbewegung 47 Arbeiterklasse 42, 43 Arbeitgeber 47 Arbeitsplätze 35 Arier 63 Armeedienst 161 Armen 34, 35, 36, 37, 39, 50, 58, 59, 65, 77, 80, 90, 91, 116, 130, 131, 132, 136, 145, 147, 149, 150, 152, 155, 156, 157, 158, 161, 165, 167, 168, 169, 172, 173, 174, 183, 184, 187

Armut 35, 37, 39, 55, 59, 65, 70, 80, 85, 89, 120, 129, 131, 132, 133, 142, 145, 149, 150, 153, 158, 171 Atlantik-Charta 184 Ausbeutung 82 Ausschweifung 146, 148, 149 Australien 115 Autorität 44, 46, 100

B

Bahn 144 Banknoten 132 Bauer 53, 130, 172 Bergbau 144 Beschäftigung 69, 118, 129, 132 Besitz 32, 44, 52, 70, 79, 90, 91, 92, 100, 109, 115, 119, 127, 128, 131, 133, 134, 135, 136, 152, 153, 154, 156, 170, 172, 174, 175, 178 Beute 87 Bibel 138, 139 Bier 147 Bildung 34, 54, 55, 68, 70, 143, 155, 161, 165, 177 Bildungssystem 142 Blutvergießen 96, 97, 170, 171 Bolschewismus 45, 52, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 69, 71, 76, 79, 80, 83, 134, 136, 137, 139, 146, 151, 155, 161, 163, 168, 184 Bolschewisten 47, 49, 50, 60, 79, 83, 121, 134, 135, 157

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190

Stichwortverzeichnis

Brahmanen 90, 92

C

Chaos 75, 171 Christentum 84, 88, 89, 94, 149 Churchill 184

D

Dankbarkeit 35, 150, 152 Darlehen 85, 130 Delhi 73 Demokratie 40, 41, 44 Deutschland 56, 57, 60, 61, 62, 79, 88, 125, 145, 171, 179 Diener 33, 180 Diktator 46, 48, 146 Diktatur 46, 48, 71, 72 Diskriminierung 75, 89, 91, 114

E

Edelmetalle 129, 132 Eigentum 52, 92, 115, 133, 165, 170, 172, 174, 175, 177, 179, 180 Einkommen 107, 131, 152, 153, 175 Elektrizität 144 Elias 182 Eltern 36, 54, 68, 110, 128 England 43, 56, 59, 60, 61, 65, 125, 166, 171, 179 Erbschaft 128 Ersten Weltkrieg 163

Erziehung 54, 68, 70, 218 Europa 55, 56, 58, 72, 73, 88, 146, 147, 185 Evolutionstheorie 63

F

fair 124 Fairness 82, 152 Faschismus 57, 58, 60 Feinde 87, 134 Feuer 104 Finnland 121 Fleiß 70 Fluch 88, 130 Fortschritt 35, 41, 72, 73, 89, 95, 116, 124, 127, 151, 178 Frankreich 43, 56, 59, 60, 61, 65 Französischen Revolution 76 Frauen 87, 128, 129, 149, 183 Freiheit 55, 80, 86, 100, 107, 108, 109, 110, 111, 117, 129 Freilassung 104, 105, 106, 107 Freiwilligkeit 136, 140, 152, 162 Frieden 77, 86, 89, 99, 122, 125, 126, 127, 130, 149, 161, 166, 184 Fürsorge 150 Fürsorglichkeit 152

G

Gebet 98, 153, 154 Gebot 78, 86, 87, 103, 105, 122, 152, 165 Geist 29, 54, 72, 73, 74, 133, 147,

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191

Stichwortverzeichnis

152, 209, 210 Geld 37, 38, 90, 105, 106, 108, 112, 115, 129, 130, 131, 132, 134, 135, 153, 165, 176, 177, 179 Geldverleiher 130, 153 Gemeinschaft 52, 132, 168, 177, 178 Gemeinschaftsfonds 173, 174, 179 Gemeinwohl 146 gerecht 100, 103, 122, 124 Gerechtigkeit 82, 137, 148, 152 Gericht 92 Germanen 63 Geschichte 45, 72, 95, 97, 156 Gesellschaft 30, 39, 70, 90, 103, 118, 119, 120, 128, 129, 130, 137, 141, 146, 147, 150, 155, 161, 165 Gesetz 84, 87, 88, 90, 91, 119, 125, 128, 157 Gesundheit 143 Gewalt 70, 98, 99, 136, 169, 176 Gewinn 85, 132 Gewinne 131, 132, 143, 149, 151 Glaube 84, 85, 88, 89 Glaubensfreiheit 99, 100 Gleichberechtigung 147 Gleichberichtigung 43 Gleichheit 46, 55, 136, 137, 143, 146, 148 Glück 144, 146, 150, 155 Glücksspiel 149 Gold 129, 132, 149 Gott 34, 35, 46, 74, 82, 84, 86, 87, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 104, 107,

111, 117, 118, 136, 154, 155, 161, 163, 164, 165, 167, 173, 179, 181, 183, 184, 185, 186Großbritannien 81, 88 Großgrundbesitzer 32 Grundbedürfnisse 74, 160 Grundversorgung 53, 55, 157

H

Hamra-ul-Asad 102 Handel 53, 58, 59, 218 Handelsverkehr 58 Heiligen ProphetenSAW 96Heilige ProphetSAW 102, 103, 104, 110, 114, 115, 156 Herr 33, 45, 86, 87, 98, 110, 180 Heuchler 167 Hilflosigkeit 35 Hinduismus 84, 89, 90, 92, 94, 95Hindus 84 Hitler 57, 58, 62, 63, 79, 163 Hochzeit 38, 90 Hunger 35, 36, 40

I

Ideal 88, 146, 156 Imperialismus 59, 67, 117 Indien 38, 66, 67, 80, 82, 113, 115 Individuum 78 Industrialisierung 35, 58 Industrie 42, 53, 58, 59, 143

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192

Stichwortverzeichnis

Industriealisierung 158 Information 34 Ingenieur 75, 151 Inspiration 29, 30 Intellekt 74, 75, 78, 135 Internationaler Sozialismus 43 Invasion 79, 80, 113, 132 Investitionen 131, 167 Islam 5, 6, 27, 78, 84, 94, 95, 97, 99, 102, 103, 105, 107, 109, 110, 111, 112, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 124, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 133, 134, 135, 136, 141, 142, 143, 146, 147, 148, 149, 150, 152, 154, 155, 156, 157, 165, 166, 169, 176, 177, 180, 182, 185, 186islamische Wirtschaftssys-tem 132 Italien 56, 57, 60, 61, 62, 79, 113, 179

J

Japan 77, 132, 171, 179 Jenseits 82, 96, 97, 129, 155 Jesus 96 Juden 62, 63, 84, 85, 86, 87 Judentum 84, 85, 86, 87, 94

K

Kaiser 76 Kalif 5, 78, 153, 164Kanaan 87

Kapital 107, 119, 131, 141, 144 Kapitalisten 44, 45, 58, 145 Karl Marx 43, 46, 55 Karma 89 Kaste 90, 91, 114 Kastensystem 95, 113 Khadija 109 Khilafat 203 Kind 36, 37, 40, 54, 55, 117, 157, 158 Kinder 36, 54, 68, 87, 97, 114, 128, 157, 158, 183 Kirche 63, 95 Klasse 34, 36, 38, 42, 43, 183 Klassenunterschiede 46, 143 Klöster 98, 99 Knecht 45 Knechtschaft 110, 111 Kolonialisierung 120, 121 Kommunikationsmittel 142 Kommunismus 69 Kommunisten 55 Konferenz der Religionen 125 Kontinuität 75 Kooperation 44, 120 Krankenhäuser 142 Kreditzinsen 130, 153 Krieg 79, 80, 86, 95, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 105, 106, 107, 108, 112, 123, 126, 163, 176 Kriegsgefangene 101, 102, 105 Krishna 96 Kultur 113, 118, 147 Kunst 116

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193

Stichwortverzeichnis

L

Lahore 32, 40 Landesverteidigung 142 Landwirtschaft 53, 74, 130 Lebensführung 148, 156 Lebensstil 146, 148 Lehrer 120 Leid 84, 161 Lenin 46, 47, 48, 49, 71 Liberalismus 41 Liebe 88, 110, 138, 155, 170, 187 Lösegeld 101, 102, 105, 107 Ludendorff 62 Luxus 47, 134, 146, 148, 149

M

Macht 41, 43, 44, 45, 46, 49, 65, 66, 67, 69, 70, 79, 81, 89, 90, 98, 100, 104, 112, 118, 133, 156, 163 Manu 90, 92, 128 Martow 47, 48 Marx 43, 44, 45, 46, 47, 50, 55 Marxismus 44 Medikamente 37 Medizin 37, 57 Mediziner 151 Mekka 84, 203 Menschewisten 47 Menschheit 30, 84, 85, 86, 88, 89, 112, 116, 118, 121, 124, 125, 135, 136, 143, 149, 150, 152, 154, 163, 169, 170, 172, 180

Messias 161, 162, 165, 166, 168, 169, 171, 174, 177, 178, 179, 180, 182, 184MessiasAS 6, 111, 165, 166, 168, 169, 171, 174, 177Missionar 138, 139 Missionsarbeit 183 Mitgefühl 150, 152, 168, 171, 176, 183 Möbel 34 Molotov 71 Monarchie 75 Moral 147Moscheen 98, 99 Moses 96 Motivation 128, 154, 162 Mumien 73 Muslim 5, 74, 103, 138Mussolini 58, 113, 163

N

Nahrung 50, 52, 57, 115, 141, 143, 155, 161, 165 Napoleon 76, 146 Nation 58, 60, 72, 74, 78, 81, 88, 97, 115, 118, 119, 120, 125, 126, 163, 171 Nationalismus 171 Nationalsozialismus 57, 77, 78, 83, 117, 145, 161, 163 Natur 117, 123, 126, 135, 171 Nazitum 58 Neid 173

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194

Stichwortverzeichnis

Not 35, 37, 46, 68, 84, 129, 134, 142, 145, 159, 161, 162, 171

O

Om 84 Opferbereitschaft 168, 169 Ordnung 46, 48, 57, 84, 161, 162, 163, 164, 166, 171, 172, 176, 178, 181, 182, 184, 186

P

Paradies 165, 167, 169, 174 Philosophie 88 Politik 42, 52, 59, 60, 100 Prachtbauten 149 Priester 53 Privatbesitz 133 Produktionsmittel 51, 65, 68, 141 Professor 120 Propaganda 47, 55, 58, 61, 71 Propheten 96, 102, 103, 104, 108, 109, 110, 124, 156, 160, 162, 163, 184, 185Prophezeiung 123Punjab 32, 55

Q

Qadian 166, 186

R

Rasse 62, 63, 64 Ratenzahlung 108 Rebellion 140 Recht 42, 51, 60, 63, 92, 108, 112, 113, 115, 120, 124, 133, 137 Rechte 42, 90, 124, 214 Rechtschaffenheit 92, 200 Regierung 48, 52, 75, 86, 115, 172 Reichen 34, 35, 36, 39, 75, 90, 136, 146, 147, 149, 150, 153, 155, 174, 183, 184, 187 Reichtum 35, 58, 59, 61, 81, 116, 118, 149, 150, 158 Reinkarnation 89 Religion 53, 54, 55, 62, 67, 71, 78, 83, 85, 89, 92, 94, 100, 143, 171, 176, 186Religionsfreiheit 100, 112 Republik 48 Revolution 44, 45, 55, 70, 76, 133, 146, 168, 170, 171 Rom 62 Roosevelt 184 Russen 134, 137, 172 Russland 55, 62, 68, 69, 71, 79, 125, 136, 137, 138, 146, 166, 171, 172, 176, 179

Page 187: Die neue Weltordnung des Islam - ahmadiyya.at

195

Stichwortverzeichnis

S

Said 109, 110 Scharia 108 Scheidung 89 Schmuck 130, 149 Schwert 87 Segen 88Seide 149 Selbstrespekt 176 Selbstverteidigung 99, 112 Shudra 90, 91, 92 Sicherheit 110, 122, 124, 136, 138, 142, 149, 179, 183, 186 Silber 129, 132 Sklave 86, 92, 109, 110 Sklaven 86, 96, 97 Sklaverei 86, 94, 95, 97, 111, 112 Sozialhilfe 141 Sozialismus 42, 43, 44, 65, 66, 67, 88, 117, 143, 144, 161, 163 Sozialisten 44, 79, 80, 171 Sozialsysteme 36 Spanien 56, 57, 61, 63, 79 Spenden 86, 158Staat 40, 51, 52, 53, 57, 58, 61, 68, 69, 70, 75, 105, 106, 107, 112, 113, 119, 124, 131, 141, 142, 145, 152, 158, 161, 164, 165, 174, 179 Stalin 71, 137, 163 Status 149 Steuer 131, 152, 153, 174 Südafrika 118, 120 Sünde 92

Synagogen 98, 99 System 44, 50, 52, 55, 57, 58, 61, 67, 75, 76, 78, 79, 85, 87, 88, 89, 90, 91, 113, 120, 124, 130, 133, 135, 139, 140, 144, 145, 146, 150, 152, 156, 157, 158, 161, 162, 163, 168, 170, 171, 172, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 182, 183, 185, 186

T

Talent 92, 120, 151 Tanzen 146, 147 Technologie 73 Tehrik-e-Jadid 29, 30, 181, 182, 186 Testament 164, 169, 172, 173 Todesstrafe 48 Transportmittel 33 Tyrannei 54, 81, 82, 85, 98, 126, 138, 139

U

Uhud 102 UmarRA 157 Umlauf 129, 132, 165 Unabhängigkeit 117 Ungleichheit 35, 75, 127 Uniformität 139 Unterdrückung 90, 99, 126, 149, 170Unterkunft 155, 161, 165, 177 USA 56, 60, 61, 65, 66

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196

Stichwortverzeichnis

V

Vermögen 37, 52, 59, 61, 81, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 134, 136, 150, 154, 155, 159, 168, 173, 177, 179, 180 Verteidigungskrieg 97 Verteilung 42, 58, 59, 60, 70, 86, 89, 127, 128, 135, 136, 143, 165 Vieh 87 Volk 60, 62, 74, 77, 85, 86, 97, 120, 121, 125, 153, 161 Völkerbund 124, 125, 126 Volksregierung 146 Vorsehung 29

W

Waffen 99, 106 Währungen 129 Waisenkind 183 Wein 147 Weisheit 78, 97Weizen 51 Weltföderation 124 Weltherrschaft 56 Weltstaat 122 Wendell Wilkie 137 Wertschätzung 138, 177Wetten 149 Willkür 81, 82 Wirtschaft 53, 58, 113, 143 Wirtschaftssystem 50, 57, 130, 132, 177, 182

Wissen 69, 70, 73, 74, 75, 185 Wissenschaft 73 Wissenschaftler 137 Witwe 128, 183 Wohlstand 32, 33, 37, 58, 59, 60, 70, 77, 79, 100, 118, 136, 166, 176Wohltätigkeit 150 Wohlwollen 66, 101, 150, 152, 161, 168, 171, 176, 183

Z

Zakat 98, 119, 131, 141, 142, 143, 152, 156, 158, 164 Zar 48, 49 Zinsen 85, 130 Zirkulation 129, 132 Zivilisation 88, 113, 117 Zivilisiertheit 147 Zuckerrohr 51 Zufriedenheit 146, 155, 172 Zwang 70, 136, 176, 183 Zwangsarbeit 86

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Anmerkungen des Herausgebers

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199

Anmerkungen des Herausgebers

Die Verszählung des Heiligen Qur’an:

Der Heilige Qur’an beinhaltet 114 Suren, die jeweils aus ei-ner unterschiedlichen Anzahl an Versen bestehen. Jede Sure, mit Ausnahme der neunten Sure, fängt mit der Eröffnungsformel, der tasmiya beziehungsweise basmala (bi-smillāhi r-raḥmāni r-raḥīm – Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen) an. In den Ausgaben des Heiligen Qur’an, die von der Ahmadiyya Muslim Jamaat veröffentlicht werden, wird diese Eröffnungsformel immer als erster Vers der jeweiligen Sure gezählt. Andere Ausgaben be-rücksichtigen die basmala bei der Verszählung nicht, weshalb sich die Versangaben um einen Vers verschieben.

Islamische Eulogien

Im islamischen Sprachgebrauch werden hinter den Namen be-stimmter Personen, denen Gott eine besondere Stellung gegeben hat, verschiedene Segensgebete (Eulogien) gesprochen. Folgen-de Abkürzungen wurden verwendet, deren vollständige Form im Arabischen (in deutscher Transliteration) ebenfalls im Folgenden angegeben wird:

SAW ṣallallāhu ‘alaihi wa-sallam (taṣliya genannt) – Bedeutung: „Frieden und Segnungen Allahs seien auf ihm“ – wird nach dem Namen des Heiligen Propheten MuhammadSAW gespro-chen.

AS ‘alaihi s-salām (taslīm genannt) – Bedeutung: „Friede sei auf ihm“ – wird nach dem Namen aller anderen Pro-pheten gesprochen.

RA raḍiyallāhu ‘anhu / ‘anhā / ‘anhum – (tarḍiya genannt) – Bedeutung: „Möge Allah Wohlgefallen an ihm/ihr/ih-nen haben“ – wird nach den Namen der Gefährten des Heiligen

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200

Anmerkungen des Herausgebers

Propheten MuhammadSAW oder des Verheißenen MessiasAS gespro-chen.

RH raḥmatullāhi ‘alaih / raḥimahullāh – Bedeutung: „Möge Allah ihm Barmherzigkeit erweisen“ – wird nach den Na-men von bereits verstorbenen besonderen rechtschaffenen Men-schen gesprochen, die aber keine Gefährten des Heiligen Prophe-ten MuhammadSAW oder des Verheißenen MessiasAS waren.

ABA ayyadahullāhu ta‘ālā bi-naṣrihi l-‘azīz – Bedeu-tung: „Möge Allah sein Helfer sein und ihn mit Seiner Kraft unter-stützen“ – wird nach dem Namen des Kalifen der Zeit gesprochen.

Begriffserklärung Hadhrat: Ein Ausdruck des Respekts, welcher für eine Person von bewährter Rechtschaffenheit und Frömmigkeit verwendet wird.

In diesem Buch verwendete Umschrift

Die Umschrift der arabischen Wörter und Namen folgt dem von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) emp-fohlenem Transkriptionssystem (lautgerechte Wiedergabe).

Bei der Umschrift in diesem Buch, die der folgenden Tabelle folgt, wurde darauf Wert gelegt, dass die Aussprache des Originals möglichst erhalten bleibt und eine einfache Lesbarkeit gewährleis-tet wird. Insofern ergeben sich hier und da einige Unterschiede zu der in der Fachliteratur verwendeten Transliteration, bei der jedem Buchstaben ein Symbol entspricht, so dass die Umschrift eine voll-ständige Rekonstruktion des Originals möglich macht.

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Anmerkungen des Herausgebers

Arabisch DMG Beschreibung Laut-schrift

ا ʾ / a

in der Kehle gebildeter schwacher Explosionslaut, wie im deutschen vor jedem anlautenden Vokal gesprochenKurzer Vokal a

[ʔ] [ʔ][a]

ب b Konsonant b [b]

ت t Konsonant t [t]

ث ṯ stimmloses englisches th [θ]

ج ǧ stimmhaftes dsch [ʤ]

ح ḥ scharfes, ganz hinten in der Kehle gesprochenes h [ħ]

خ ḫ raues ch wie in Bach [χ]

د d an den Zähnen gebildeter Konsonant d [d]

ذ ḏ stimmhaftes englisches th [ð]

ر r stimmhaftes, gerolltes Zungespitzen-r [r]

ز z stimmhaftes s [z]

س s stimmloses s [s]

ش š stimmloses sch [ʃ]

ص ṣ breites stimmloses s [sˁ]

ض ḍ ein etwas dumpf klingendes stimmhaftes d [dˁ]

ط ṭ dumpfes t ohne folgenden Hauchlaut [tˁ]

ظ ẓ dumpfes, stimmhaftes s [zˁ]

ع ʿ ungewöhnlich gepresster, ganz weit hinten gebildeter a-haltiger Kehllaut [ʕ]

غ ġ ein erweichter, dem Gaumen-r ähnlicher Buchstabe (wie das r in Rauch) [ɣ]

ف f Konsonant f [f]

ق q ein hinten am Gaumensegel gesprochenes k ohne folgenden Hauchlaut [q]

ک k Konsonant k [k]

ل L Konsonant l, außer in Allah [l]

م m Konsonant m [m]

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202

Anmerkungen des Herausgebers

ن n Konsonant n [n]

ه h kräftig artikulierter Konsonant h [h]

و w/uKonsonant wKurzer Vokal u

[w][u]

ي y/i Konsonant jKurzer Vokal i

[j][i]

Kurzvokale werden als a, i, u geschrieben, Langvokale als ā, ī, ū.

Folgende Wörter unterliegen entweder konventionsmäßig oder der Lesbarkeit halber nicht oder nur bedingt den DMG Um-schriftregeln. Eigennamen werden in der Regel nicht transliteriert:

Unsere Konvention

DMG

Abu Bakr abū bakr

Ahadith aḥādīṯ

Ahmadiyya aḥmadiyya

Ali ʿalī

Allah allāh

Amin āmīn

Dschihad ǧihād

Fatwa fatwā

Hadhrat ḥaḍrat

Hadith ḥadīṯ

Hadsch ḥaǧǧ

Hafis ḥāfiẓ

Hidschra hiǧra

Hudhur ḥuḍūr

Imam Imām

Inshallah inšāʾallāh

Islam islām

Jalsa Gah ǧalsa gāh

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203

Anmerkungen des Herausgebers

Jalsa Salana ǧalsa sālāna

Jamaat ǧamāʿah

Kalif / Khalifa ḫalīfa

Khutba ḫuṭba

Kalifat / Khilafat

ḫilāfa

Khadija ḫadīǧa

Khalifat-ul-Masih

ḫalīfatu l-masīḥ

Majlis-e Mushawarat

maǧlis-e mušāwarat

Majlis-e Shura maǧlis-e šūrā

Medina madīna

Mekka makka

Moschee masǧid

Muhammad muḥammad

Nikah nikāḥ

Qurʾan qurʾān

Quraisch quraiš

Ramadan ramaḍān

Ruhani Khazain rūḥānī ḫazāʾin

Scharia šarīʿa

Sura sūra

Usman ʿuṯmān

Umar ʿumar

Zakat zakat

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Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA (1889-1965)

Zweiter Kalif des Verheißenen MessiasAS des Islam

Zweites Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat

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Für eine messianische Bewegung, die sich auf einen Propheten als Begründer beruft, dient die Plausibilität von Prophezeiungen, ihre Erfüllung und Glaubwürdigkeit als eines der zentralen Legitimationsmerkmale. Der Begründer der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, behauptete, dass Tausende von ihm vorhergesag-ten Prophezeiungen fristgerecht in Erfüllung gingen, was er auch in vielen seiner Werke erläuterte.1 Der Prophet selbst definiert sich qua Namen als jemand, der die Zukunft vor-hersagen, prophezeien kann. In einem Gnadenakt offenbart Gott ihm Zukünftiges, um dadurch einerseits die Mensch-heit zu warnen, andererseits aber auch den Anspruch des Propheten an Glaubwürdigkeit zunehmen zu lassen. Nicht zuletzt dieser Umstand führte dazu, dass zu Lebzeiten des Verheißenen MessiasAS Hunderttausende seinen Anspruch akzeptierten und jetzt noch Prophezeiungen, die in Erfül-lung gehen, seine Glaubwürdigkeit untermauern.

Eine der wichtigsten Prophezeiungen des Verheißenen MessiasAS betrifft den Autoren dieses Buches. Hadhrat Mir-za Bashir ud-Din Mahmud AhmadsRA Leben bürgt für die Erfüllung einer Prophetie und dieses Werk selbst beglaubigt jene Offenbarung Gottes, die der Verheißene MessiasAS er-hielt, als er vierzig Tage und Nächte, fastend und betend, abgeschieden von der Außenwelt, Gott flehend und bittend

1 Vgl. Ahmad, Hadhrat Mirza Ghulam: Die Arche Noahs. Die Lehre des Verheißenen Messiasas zur Errettung des Menschen. Frankfurt am Main 2011, S.26-29. Oder siehe auch: Der Vortrag von Lahore. Über Gotteser-kenntnis und Sünde im Islam im Vergleich zu Christentum und Hin-duismus. Frankfurt am Main 2011. Exemplarisch erläutert er in Nusul-ul-Masih (Urdu) 150 Prophezeiungen und ihr in Erfüllung gehen. Eine chronologische Wiedergabe aller Prophezeiungen findet man in Taskira (Frankfurt am Main 1997).

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anrief, um ein Zeichen für die Wahrhaftigkeit seiner Mission zu erhalten und so der Außenwelt schlagkräftige Beweise für seine Wahrheit präsentieren zu können. Die Offenba-rung, die der Verheißene MessiasAS erhielt, fügt sich ein in eine Reihe anderer Prophezeiungen, die allesamt verkün-den, dass der Messias der Endzeit, die zweite Manifestation Jesu, mit einer gesegneten Nachkommenschaft erscheinen würde. So heißt es in einem Ausspruch des Heiligen Pro-pheten MuhammadSAW zum Beispiel, dass der Verheißene MessiasAS heiraten und Kinder erhalten würde. Der auf den ersten Blick redundant erscheinende informative Gehalt der Prophezeiung gewinnt erst dann an prophetischer Kraft und Relevanz, wenn die Nachkommenschaft des Messias eine Wichtigkeit und Bedeutsamkeit darstellen würde, wenn zum Beispiel, wie auch im Talmud prophezeit, der zweite Messias mit Söhnen und Enkelsöhnen gesegnet sein würde, die als Nachfolger seine Mission weiterverfolgen würden. In diesem Kontext gewinnt die im Folgenden zitierte Prophe-zeiung über die Geburt eines Sohnes, der außerordentliche Leistung vollbringen und mit himmlischer Leitung ausge-stattet die Verkündigung des Islam vorantreiben würde, an historische Bedeutsamkeit:

„Ich gebe dir ein Zeichen der Barmherzigkeit, genau wie du es von Mir erbatest. Also habe Ich dein Flehen erhört und deine Gebete durch meine Gnade mit der Erhörung geehrt, und ich habe dir deine Reise (nach Hoshiapur und Ludhiana)2 gesegnet. Du erhältst somit ein Zeichen der Allmacht, der Barmherzigkeit und der

2 Die Ortschaft, wo der Verheißene MessiasAS sich von allem Weltlichen zurückzog, um sich vollkommen Gott zu widmen (siehe oben).

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Gottesnähe.Du bekommst ein Zeichen der Huld und Gnade. Dir wird der Schlüssel zum Erfolg und zum Sieg verliehen. O Sieger! Friede sei mit dir!Gott sagt dies, damit jene, die zu leben wünschen, von den Klauen des Todes errettet werden, und diejenigen, welche in Gräbern liegen, hervorkommen mögen, und damit sich die Erhabenheit des Glaubens und die Grö-ße der Worte Gottes den Menschen offenbaren; damit dei Wahrheit mit all ihren Segnungen komme und die Falschheit mit all ihren Unheilsverkündigungen ent-schwinde, und damit die Menschen es begreifen, dass Ich allmächtig bin, tue, was Mir beliebt, und damit sie für sicher wissen, dass ich mit dir bin, damit jenen, die nicht an Gott glauben, jedoch Sein Buch und Seinen Heiligen Gesandten, Muhammadsaw den Auserwähl-ten, der Lüge zeihen, ein deutliches Zeichen gegeben werde und der Weg der Frevler sichtbar werde.Also hast du die frohe Botschaft, dass dir ein schöner und lauterer Knabe gegeben wird. Einen frommen Knaben wirst du erhalten. Der Knabe wird von dei-nem Samen und aus deiner eigenen Nachkommen-schaft stammen. Ein hübscher, reiner Knabe wird dein Gast sein. Sein Name ist auch Emmanuel und Bashir. Er ist mit dem Heiligen Geist ausgestattet und er ist frei von Unreinheiten und er ist das Licht Gottes. Ge-segnet ist der, der vom Himmel kommt. Ihn begleitet Gnade, die mit seiner Ankunft eintritt. Er wird Würde, Hoheit und Wohlstand besitzen. Er wird auf die Welt kommen und Viele kraft seines messianischen Geistes von ihren Krankheiten reinigen. Er ist das Wort Got-tes, denn die Bramherzigkeit und Ehre Gottes haben ihn mit einem glorreichen Wort gesandt. Er wird au-ßerordentlich intelligent und scharfsinnig und sanft-mütig im Herzen sein und er wird mit weltlichem und spirituellem Wissen erfüllt sein. Er wird drei in vier

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verwandeln (Die Bedeutung von diesem Teil ist mir nicht klar; Anm.d.Verheißenen MessiasAS). Montag! Gesegneter Montag! Liebenswürdiger Sohn, erhaben, nobel! Eine Manifestation des Ersten und des Letzten, eine Manifestation der Wahrheit und der Erhabenheit, als ob Gott vom Himmel herabgestiegen wäre. Dessen Kommen wird segensreich und mit der Manifestation der Glorie Gottes verbunden sein. Ein Licht kommt, ein Licht, welches Gott mit dem Duft Seines Wohlgefallens erfüllt hat. Wir werden Unseren Geist in ihn einhau-chen und er wird stets den schützenden Schatten Got-tes über sich haben. Er wird rasch gedeihen und die Freilassung jener in Gefangenschaft veranlassen. Sein Ruhm wird die Enden der Welt erreichen und Völker werden durch ihn Segnungen erfahren. Dann wird er zu seinem spirituellen himmlischen Ursprung geho-ben. Dies ist eine festgelegte Sache.“3

Der Autor dieses Werkes, der Verheißene ReformerRA, der in obiger Prophezeiung als Gnade Gottes und zur Stär-kung der Ahmadiyya-Gemeinde entsandt wurde, hat selbst erst 1944 den Anspruch erhoben, der in dieser Prophezeiung vorhergesagte Verheißene Sohn zu sein. Erst nach einer gött-lichen Botschaft, durch einen Traum, in dem ihm von Gott mitgeteilt wurde, dass er der Verheißene Reformer sei, ver-kündete Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA, ebenjener Sohn zu sein, dessen Erscheinen als Segen und Gnade für die junge Ahmadiyya Gemeinde zu verstehen ist. Und vergegenwärtigt man sich im Nachhinein die Lebens-leistung des Verheißenen ReformersRA, so gewinnt die Pro-phezeiung an Glaubwürdigkeit.

3 Taskira (1997), S.109-111.

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Die Ahmadiyya Gemeinde steckte noch in ihren Kin-derschuhen, als der Verheißene Sohn mit gerade einmal 25 Jahren von einem großen Teil der Gemeinde zum zweiten Kalifen bestimmt wurde. Schon während der Zeit des ersten Kalifens, Hadhrat Alhaj Hakeem NuruddinRA, verschworen sich einige Gemeindemitglieder, hochrangige Amtsträger, gegen das Kalifat. In ihren Augen sollte die Gemeinde, völlig konträr zum Willen des Verheißenen MessiasAS, von einem Gremium geführt werden. Als der junge Sohn des MessiasAS dann zum Kalifen ernannt wurde, witterten die Verschwörer ihre Chance. Realistisch gesehen standen sie nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass sie einen großen Teil der adminis-trativen und intellektuellen Führung in sich vereinten und der neue Kalif gerade einmal 25 Jahre jung war. Doch die Verschwörung schlug fehl, die überwältigende Mehrheit schloss sich dem Kalifen an, die Sektierer wanderten nach Lahore aus und gründeten eine eigene Gemeinde, die heut-zutage vom Aussterben bedroht ist, während die Ahmadi-yya Muslim Gemeinde aktuell eine der dynamischsten und größten Bewegungen im Islam darstellt, mit mehreren zehn Millionen Mitgliedern weltweit, die in über 195 Ländern auf der Welt aktiv darin sind, die Lehren des Verheißenen MessiasAS zu verbreiten. Die Tatsache allein, dass aus einem kleinen Dorf im tiefsten Punjab, ohne Zuganbindung und abgeschnitten von der modernen Welt, finanziell schwach und konfrontiert mit starker Opposition, eine weltweite Be-wegung entstanden ist, mit eigenen weltweit ausstrahlen-den Fernsehsendern, Tausenden aktiven Gemeinden und Millionen von Konvertierten, wirkt wundersam. Wenn nun jedoch die Gründungsperson, der Verheißene MessiasAS, dies auch noch vorhersagte, ja, vielmehr noch, vorhersagte,

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auf welche Weise dies geschehen würde und welche Person eine tragende Rolle spielen würde, dann ist es für einen ver-nünftig denkenden Menschen schwer, nicht an die Erfüllung der Prophezeiungen zu glauben, und somit auch den göttli-chen Ursprung zu akzeptieren. Und in diesem Kontext ge-winnt die oben angeführte Prophezeiung über den Verheiße-nen Reformer eine ganz spezielle Überzeugungskraft, denn die Etablierung, Strukturierung, Organisation, Verbreitung und intellektuelle wie spirituelle Entwicklung der Gemein-de wurde von dem Verheißenen ReformerRA entschieden ge-prägt.

Der Verheißene MessiasAS verschied 1908. An seiner statt übernahm der erste Kalif, Hadhrat Alhaj Hakeem Nuurud-dinRA, die Führung der Gemeinde. 1914 verstarb dieser, so dass von da an die 52 jährige Ära des Verheißenen Refor-mersRA begann. Der zweite Kalif gab der jungen Gemeinde ihre bis zum heutigen Tag gültige Organisationstruktur, mit Weitsicht etablierte er ein System, das in der ganzen Welt Verwendung findet und für das feste und gesunde Funda-ment der Gemeinde sorgt. Er führte Missionsschulen ein und entsandte Missionare in die gesamte Welt hinaus. Bis zu sei-nem Ableben etablierten sich 92 Missionen auf der gesamten Welt. Aus dem armen Indien heraus wurden in Europa Mo-scheen gebaut. Die Al-Fazl-Moscheen zu London und Ham-burg sollen hier beispielhaft erwähnt werden. Neben der Führungseigenschaften und dem Organisationstalent, das die Basis dafür legte, dass die Gemeinde sich entfalten konn-te und auf der gesamten Welt eine Einheit bildete, zeichnete sich die Führung des zweiten Kalifen in außergewöhnlichem Maße durch seine intellektuellen und spirituellen Fähigkei-ten aus. Er genoss keine höhere Bildung im weltlichen Sinne,

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doch seine denkerischen Fähigkeiten, seine Intelligenz und weitumfassende Weisheit schlagen sich nicht nur in Hun-derten von außergewöhnlichen Reden nieder, sondern vor allem auch in seinem verfassten Nachlass. Hervorzuheben sind Abhandlungen über das Wesen Gottes4, über den Hei-ligen Propheten und seinen rechtgeleiteten Kalifen5, über die sozialen und ökonomischen Grundlagen im Islam im Vergleich zu westlichen Modellen6 und vor allem seine re-formatorischen Untersuchung und Interpretation des Heili-gen Qur-âns, die er auf der Basis von Überlieferungen des Heiligen ProphetenSAW und der logisch und scharfsinnigen Herangehensweise des Verheißenen MessiasAS durchführ-te. Er hat einen großen Kommentar (Tafseer-e-Kabir), eine zehnbändige Vers-für-Vers-Interpretation des Heiligen Qur-âns,7 verfasst, dabei aufgezeigt, dass der Qur-ân kein Buch der Vergangenheit darstellt, sondern dass die Reinheit und Vollkommenheit dieses Buchs göttlichen Ursprungs für alle Zeiten gültig ist und für jede Veränderung der Gesellschaft passende Lösungen bereithält. Alle Abhandlungen des Ver-heißenen ReformersRA basieren denn auch vollkommen auf die Lehren des Qur-âns, auf faszinierende Weise wird aufge-zeigt, inwiefern sich der heilige Text über die Jahrhunderte hinweg einerseits nicht veränderte, aber andererseits immer

4 Die Wesen Gottes. (Wiederauflage Frankfurt am Main 2012).5 Muhammad (Frankfurt am Main 1994); Khilafat-e-Rashidah (Islamabad [UK] 2009).6 Der wirtschftliche Aufbau der islamischen Gesellschaftsordnung (Frankfurt am Main); New World Order of Islam (Islamabad [UK] 2005). Hierbei sollte erwähnt sein, dass nur wenige Werke auf Deutsch vorlie-gen, mehr auf Englisch und das gesamte Werk natürlich auf Urdu.7 Die bislang noch nicht im Deutschen vorliegt, sondern nur auf Englisch (Islamabad [UK] 1988; Koran, English & Arabic; ISBN: 1-85372-045-3).

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neue Lösungen, hermeneutische Tiefen und spirituelle Per-len offenbart. Er zeigt, dass der Qur-ân ein zeitloses Buch ist, dessen Wissensreichtum niemals zu versiegen scheint, dessen interpretatorischen Tiefen schier unfassbar sind und deswegen als das größte Wunder auf der Welt bezeichnet wird.

Neben seiner spirituellen Einsicht und intellektuellen Schärfe zeichnete sich Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mah-mud AhmadRA durch sein politisches Engagement zu Zeiten der Teilung des dekolonisierten Subkontinents in Pakistan und Indien aus. Er trug entschiedenen Anteil an der Etablie-rung Pakistans als souveränen Staaten und leistete wertvolle Dienste als Vorsitzender des All Cashmere Committee, das die Rechte der in Kaschmir lebenden Muslime schützte und dadurch die muslimische Gemeinde vor Unterdrückung be-wahrte. Grundsätzlich wurde er aufgesucht von Staatsmän-nern, die seinen Rat schätzten und sich dadurch Leitung ver-schafften.

Die Lebensleistung des Verheißenen ReformersRA kann hier nur in groben Zügen nachgezeichnet werden. Oft bei großen Persönlichkeiten der Weltgeschichte offenbart sich die gesamte Tragweite ihres Wirkens erst nach ihrem Da-hinscheiden. Die außergewöhnliche Leistung des zweiten KalifensRA der Ahmadiyya Muslim Gemeinde manifestiert sich zum Teil schon zu seinen Lebzeiten, sei es in Form der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die nicht aufhört zu wach-sen und an Einfluss zu gewinnen, oder in Form der spiritu-ellen Leitung, die durch seinen geistigen Nachlass für Gott-sucher weltweit eine tiefe, noch auszuschöpfende Quelle

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der Weisheit darstellt. Die Reformulierung des ursprüngli-chen Islam anhand logischer Argumentationstrukturen, die Darstellung der Lehren des Islam in ihrer gesamten gesell-schaftsstrukturierenden Tragweite, die rationale Durchdrin-gung von islamischen Geboten und Verboten, die logisch kohärente Formulierung der Grundlage von Moral, all dies formulierte Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud Ahmad-RA in dutzenden Werken.

Dieses kleine Büchlein ist ein praktisches Handbuch, worüber der Gottsucher seine alltäglich zu praktizierenden spirituellen Übungen verbessern kann. Der Autor war be-kannt für die spirituelle Rechtleitung, die spirituelle Erzie-hungsarbeit, die er Zeit seines Lebens leistete. Dieses Büch-lein gibt davon einen kleinen Eindruck.

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Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadAS im Verlag der Islam

Auswahl

Ahmadiyyat - Der wahre Islam2012, Hardcover im Schutzumschlag, 440 Seiten ISBN 978-3-932244-80-3

Bei diesem Buch handelt es sich um die erweiterte Version eines Vor-trags, den der islamische Reformer Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA für die Wembley Conference of Religion, die 1924 in London tagte, verfasste. Es ist ein groß angelegter Versuch, dem Westen einen authenti-schen Einblick in die Lehre des Islam zu verschaffen. Von Besonderheit ist, dass es sich nicht nur um eine reine Einführung in die Lehren des Islam handelt, sondern darüber hinaus dieses Werk auch in die dynamischste und progressivste Bewegung des Islam, die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, einführt.

Das Bild, das der Leser erhält, steht in einem diametralen Gegensatz zu den gängigen Klischees und Vorurteilen über den Islam. Fernab effekthei-schender Schlagzeilen und einer verkürzten Darstellung der wahren Phi-losophie der Lehren des Islam, liegt der Mehrwert dieses Werkes sicherlich darin, dass detailreich die unterschiedlichsten Teillehren des Islam diskutiert werden, was dazu führt, dass jeder Teilaspekt der Lehre des Qur-âns im Lichte der Gesamtidee eine völlig neue und einleuchtende Bedeutung erhält.

Das Hauptanliegen dieses Buches liegt für den Verfasser darin, zu dis-kutieren, welche Aufgaben eine Religion zu erfüllen hat, um die Bedürfnisse des Menschen zu erfüllen. Der Autor legt vier Kriterien fest: Eine Religion muss aufklären über Gott, die Grundlagen der Moral, die Grundlagen des Sozialen Miteinanders und das Leben nach dem Tod. Erst wenn eine Religion in der Lage ist, im engen Lichtkegel der Vernunft überzeugende Antworten hinsichtlich dieser vier Dimensionen zu formulieren, ist sie es Wert, vom Menschen angenommen zu werden.

Im Zentrum all dieser Überlegung steht dabei das, was im Zentrum je-der Religion stehen sollte, nämlich die Verbindung zwischen dem Göttlichen und Menschlichen. Der Autor überbringt auf Grundlage der Lehren des Verheißenen MessiasAS des Islam und von allen großen Religionen erwar-teten Reformers der Endzeit, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS, die frohe Botschaft, dass eine geistige Vereinigung mit Gott noch immer möglich ist. Die Reform des Islam und somit der Religion an sich, besteht letztlich darin, dass ins Bewusstsein gerückt wurde, dass der Mensch ein Wesen ist,

das eine geistige Tiefe besitzt, die ihn dazu befähigt, spirituelle Höhen zu erklimmen, in denen Gott sich dem Menschen offenbart.

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Muhammad - Das Leben des Heiligen Propheten

Zweite, überarbeitete Auflage 2012, Hardcover im Schutzumschlag, 400 Sei-ten; ISBN 978-3-932244-05-6Dritte, überarbeitete Auflage 2013, Taschenbuch, 400 Seiten; ISBN 978-3-944277-12-7

Der vollkommene Charakter, den der ProphetSAW für Muslime besitzt, steht in völligem Widerspruch zu der Diffamierung und Dämonisierung des Pro-pheten, die in westlichen Breitengraden seit jeher Tradition hat. Er wurde im Mittelalter als Antichrist beschimpft und ist auch in den gegenwärtigen Islamdebatten immer wieder Gegenstand deutlicher Kritik. Einer Kritik, die sich oftmals auf einem sehr bedenklichen Niveau bewegt, denn wenn es eine Persönlichkeit der Weltgeschichte gibt, deren Leben bis ins Detail rekons-truiert werden konnte, dann ist es das Leben des Heiligen Propheten des Islam. In zahllosen Aussprüchen des Propheten, sogenannten ʾAḥādīṯ, kann der ernsthaft Interessierte sich ein Bild von der Person verschaffen, die von Michael H. Hart als einflussreichste Person der Weltgeschichte bezeichnet wird.Dieses Buch hat die zahllosen ʾAḥādīṯ zu einer Biografie geknüpft. Es nähert sich dem Leben des Begründers des Islam detailreich und lebensnah. Die Hintergründe seiner Mission werden ebenso erläutert, wie der Charakter des Propheten nachgezeichnet wird. Anhand der Nacherzählung von zahl-reichen Begebenheiten aus der Frühgeschichte des Islam lernt der Leser nicht nur den Heiligen ProphetenSAW neu kennen, sondern erhält auch einen authentischen Einblick in das wahre Wesen der am stärksten diskutierten Religion unserer Zeit – dem Islam.

Das Wesen Gottes

2012, Hardcover im Schutzumschlag, 304 Seiten ISBN 978-3-921458-19-8

Es geht um Fragen, die seit jeher diskutiert werden. Welche Beweise gibt es für Gottes Existenz? Welche Argumente dagegen? Wenn es Gott gibt, warum dann dieses Elend auf dieser Welt? Erhört Gott unsere Gebete und ist es tatsächlich möglich, eine Vision von Gott zu erhalten?Unter den unterschiedlichsten Abhandlungen zu diesem fundamen-talen Thema ragt dieses Werk heraus. Der Autor vermag es, äußerst scharfsinnig die wichtigsten Streitpunkte zu dieser Thematik zu erör-tern. In glasklarer Sprache grenzt er die unterschiedlichen Standpunkte voneinander ab und liefert darauf aufbauend ein Bild Gottes, das insofern überzeugt, als es neben seinem rationalen Fundament auch die spirituelle Dimension, die Beziehung zwischen Mensch und Gott, nicht vernachlässigt. Der Autor erläutert die Möglichkeit der Kommunikati-on, des Kontakts, der Vision, ja, der Vereinigung mit Gott und zeigt auf, wie diese Vereinigung erlangt werden kann.

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Das Gedenken Allahs

2014, Hardcover im Schutzumschlag, 120 Seiten ISBN 978-3-932244-97-1

Dieses Büchlein gibt praktische Methoden an die Hand, durch deren Befol-gung der Gottsucher sich dem Ziel seiner Sehnsucht nähern kann. Es erläu-tert zum Beispiel, wie man sich im Ritualgebet, dem Salât, besser konzentrie-ren kann, welche Methoden es gibt, die das Aufstehen zum Tahajjud-Gebet erleichtern oder legt Gebete vor, die besonders segensreich sind. Das Buch rückt die Beziehung des Menschen zu Allah in den Vordergrund, gibt Argu-mente an, weshalb eine Beziehung zu unserem Schöpfer von Vorteil ist und grenzt verständlich ab, welche Formen des Gedenken Allahs zu spirituellem Fortschritt führen und welche sich von den Lehren des Islam entfernt haben. Für jeden Gottsucher, der aufrichtig darin bestrebt ist, Allah näher zu kom-men und sich mit Ihm zu vereinigen, ist dieser Text von unschätzbarem Wert.

Der Aufstand Über den Beginn erster Konflikte im Islam

2013, Hardcover im Schutzumschlag, 184 Seiten ISBN 978-3-944277-14-1

Schon einige Jahre nach dem Ableben des Heiligen Propheten Muhammad-SAW kam es zum ersten großen Konflikt innerhalb der muslimischen Gemein-schaft. Diese Fehde markiert den Beginn vieler Zerwürfnisse innerhalb des Islam, dessen Konsequenz die heutige Situation darstellt, in der die unter-schiedlichsten Strömungen sich zwar auf den Heiligen ProphetenSAW berufen, doch in Wirklichkeit unvereinbare Lehren predigen. In dieser lebhaften und kurzweiligen Schilderung des ersten Konflikts in-nerhalb des Islam gelingt es dem Verfasser, einem der größten islamischen Gelehrten des 20. Jahrhunderts, die tatsächlichen Ursachen der Fehde zu re-konstruieren und damit darzustellen, wie es zu unterschiedlichen, ja oftmals extrem abweichenden Positionen innerhalb einer Religion kommen kann. Gerade hinsichtlich der kontrovers diskutierten Weltreligion Islam ein Unter-fangen, das Aufklärung und Erkenntnisgewinn verspricht.

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Der Weg für die SuchendenEin Leitfaden zur Befreiung von Sünden und Erlangung von Rechtschaffenheit

2016, Hardcover im Schutzumschlag, 256 Seiten ISBN 978-3-939797-00-5

Nicht nur, dass uns hiermit eine tiefsinnige und doch kompakte Einführung in die islamische Moralphilosophie vorliegt; dieses Buch, bestehend aus zwei Reden eines der größten islamischen Reformer des 20. Jahrhunderts, ist ein praktischer Wegweiser für all jene, die nach einer vollkommenen Moral stre-ben. Minutiös wird aufgezeigt, wie die Neigung zur Sünde sich entwickelt, um sodann zur Darstellung zu bringen, welche praktischen Schritte unter-nommen werden müssen, um sich von der Geisel der Morallosigkeit zu be-freien und dadurch eine moralische Vollkommenheit zu erlangen, die dazu führt, den Sinn der menschlichen Schöpfung zu erfüllen - eine in dieser Welt zu erlebende Vereinigung mit Gott.

Sozialer Aspekt des Islam

1989, DIN-A5, broschiert, 60 Seiten ISBN 3-921458-35-8

In dieser Abhandlung befasst sich der Zweite Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat ausführlich mit den Aspekten des Heiratens im Islam, u.a. mit der Eheschließung und dem anschließenden Familienleben, der Erziehung von Kindern, dem Sozialverhalten, den Bürgerpflichten, den Vollmachten undPflichten des Staates, dem Handel, den Beziehungen von Staaten unterein-ander oder auch den Beziehungen zwischen Anhängern unterschiedlicher Glaubensvorstellungen.

Mohammad in der Bibel

2003, broschiert, 84 Seiten ISBN 3-92145812-9

Anhand zahlreicher Stellen aus dem Alten und Neuen Testament weist der Autor, der zweite Khalif des Mahdi und Messias des Islam, nach, dass es viele Prophezeiungen über die Ankunft des Heiligen Propheten (Friede sei auf ihm) in der Bibel gibt

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Der wirtschaftliche Aufbau der islamischen Gesellschaftsordnung

DIN-A5, broschiert, 96 Seiten ISBN 3-921458-17-X,

Der Zweite Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat verdeutlicht anhand klarer Darstellung und Beweisführung,wie eine Wirtschaftsordnung auszusehen hat, die der Natur des Menschen entspricht und weder übervorteilt noch benachteiligt. Mit der Analyse von Kapitalismus und Kommunismus und deren inhärenten Fehlern sowie den daraus entste-henden Ungerechtigkeiten.

Der Heilige Prophet Muhammadsaw–

Der Wohltäter der Menschheit, das vollkommene Vorbildund eine Barmherzigkeit für die Welten

2015, Hardcover im Schutzumschlag, 256 SeitenISBN 978-3944277-40-0

Noch immer zirkulieren falsche Vorstellungen über das Leben des Begründers des Islam, des Heiligen Propheten Muhammadsaw, und nicht selten sind diese die Grundlage für Missverständnisse und Streit unter den Völkern und Konfessionen der Welt. In diesem Sammelband wurden zwei Reden und ein Essay des zweiten Kalifen des Verheißenen Messiasas, Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud Ahmadra, zusammen-getragen, die allesamt Leben, Charakter und Wirkungsgeschichte der ein-flussreichsten Person der Menschheitsgeschichte untersuchen. Deutlich wird, dass das Lebenswerk des Heiligen Propheten Muhammadsaw nur von einem wahren Gesandten Gottes erbracht werden konnte, und dass Leben und Werk des Propheten eine Quelle der Rechtleitung und Barm-herzigkeit darstellen.

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Muhammad – Der Befreier der Frauen

Kostenlose Broschüre, 20 Seiten ISBN 3-921458-88-0

Eine kurze Darstellung der Rolle des Frau im Arabien zur Zeit des Heili-gen Propheten MuhammadSAW. Deutlich wird, dass mit dem Erscheinen und der Institutionalisierung der islamischen Lehre nicht nur die Rechte der Frauen gestärkt wurden, sondern auch das Fundament gelegt wurde, für ein gerechtes und gemeinschaftsförderndes Frauenbild.

Mansab-e-Khilafat

Eine Rede über die Institution und Stellung des Khilafat2008, 122 Seiten, Hg. v. Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya DeutschlandISBN 978-3-932244-35-3

Dieses Buch ist die deutsche Übersetzung der historischen und weg-weisenden Rede von Hadhrat Mirza Bashiruddin Mahmood AhmadRA Khalifatul Masih II, die Hudhur im Jahre 1914 in der Mubarak Moschee in Qadian hielt. Ausgehend von dem im Heiligen Qur‘an erwähnten Gebet AbrahamsAS, „Unser Herr erwecke unter ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte“, beleuchtete er eindrucksvoll die Stellung und Aufgaben des Khilafats und die Prinzipien der in diesem Vers erwähnten Läute-rung, gefolgt von einer eingehenden Diskussion über die Problematik des Khilafats und der Anjuman. Nachdrücklich verwarf Hudhur den Anspruch einiger Mitglieder, die Anjuman sei die wahre Nachfolgerin des Verheißenen MessiasAS. Abschließend erklärte er den Mitgliedern der Jamaat, welche Pflichten ihnen hinsichtlich des Khilafats obliegen