der europäische aal weltenbummler
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Der Europäische Aal – Weltenbummler vor dem Aussterben Welche Maßnahmen könnten das Aussterben des Aals noch verhindern?
Olaf Lindner
Deutscher Angelfischerverband e.V.
Der Lebenszyklus des Aals • Aale sind carnivor und zählen zu den katadromen
Wanderfischen.
• Das Laichen der Aale erfolgt in der Sargassosee, etwa 5.500-
7.000 km von den europäischen Küsten entfernt.
• Die Zeit zwischen dem Schlupf der Larven und der Ankunft an
den europäischen Küsten beträgt beim Europäischen Aal
vermutlich etwa 3 Jahre.
• Nach einer stationären Phase als Gelbaal erfolgt vor der
Abwanderung in das Laichgebiet eine weitere Umwandlung
zum Blankaal. Die Abwanderung kann in südlichen Ländern
bereits nach etwa 5 Jahren erfolgen, während es in
Skandinavien 25 Jahre oder länger bis zur Abwanderung
dauern kann.
• Weibliche Blankaale haben dabei mittlere Längen von etwa
55-60 cm, während die männlichen Tiere bereits mit etwa 35-
40 cm abwandern (Tesch 1999). Die Weibchen produzieren, in
Abhängigkeit von der Körpergröße, etwa 2–3 Millionen Eier.
Gefährdung des Europäischen Aals
Quelle: The IUCN Red List of Threatened Species, http://www.iucnredlist.org/details/60344/0
• Die IUCN listet den Europäischen Aal als Critically Endangered (vom Aussterben bedroht)
• Die Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA, CITES) haben 2007 die Aufnahme des Europäischen Aal in den Anhang II des Übereinkommens beschlossen
Aal-Managementpläne
Das Ziel der Verordnung, die sowohl für die Binnengewässer als auch die maritimen EU-Gewässer gilt, besteht darin, die Abwanderung von 40 % adulter Aale zuzulassen, gemessen am vom Menschen unbeeinflussten Zustand.
Quelle: Aalbewirtschaftungspläne der deutschen Länder zur Umsetzung der EG –
Verordnung Nr. 1100/2007 des Rates vom 18. September 2007
Zielvorstellung der Aal-Verordnung
Die Verordnung 1100/2007 hat sowohl den Schutz als auch die nachhaltige Nutzung des Aalbestandes zum Ziel. Die in den jeweiligen Flussgebietseinheiten geplanten Bewirtschaftungsmaßnahmen, flankiert von einem beträchtlichen Aufwand bei der wissenschaftlichen Begleitung, sind geeignet, in den betroffenen deutschen Gewässern beide Ziele zu erfüllen
Quelle: Aalbewirtschaftungspläne der deutschen Länder zur Umsetzung der EG –
Verordnung Nr. 1100/2007 des Rates vom 18. September 2007
Warum wurde die Aal-Verordnung eingeführt?
Die Anzahl der Glasaale, die mit dem Golfstrom vor der Küste der Nordsee ankommen, liegen nur noch bei 1,6% was im Mittel zwischen 1960-1979 ankam.
Die Indizes für die Glasaale vor Europas Küsten und die Gelbaalbestände in Europa sind besorgniserregend.
Grafik: ICES Advice on fishing opportunities, 7 November 2017
Deutsche EMUs
NR EMU Gewässertypen Gewässerfläche (ha) 1 Eider Binnen- und Küstengewässer 468.783
2 Elbe Binnen- und Übergangsgewässer 201.019
3 Ems Binnen- und Übergangsgewässer 44.088
4 Maas Binnengewässer 892
5 Oder Binnen- und Übergangsgewässer 80.366
6 Rhein Binnengewässer 61.065
7 Schlei/Trave Binnen- und Küstengewässer 333.790
8 Warnow/Peene Binnen- und Küstengewässer 368.309
9 Weser Binnen- und Übergangsgewässer 55.472
Prozentuale Anteile der verschiedenen Mortalitätsfaktoren für den Aal • Natürliche Sterblichkeit ist der mit Abstand
größte Einflussfaktor
• Mögliche Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Fischerei und Wasserkraft betreffen laut dem Bericht nur 3% der Sterblichkeitsfaktoren. (Antropogen bedingte Mortalität)
• Wanderhindernisse schneiden die Lebensräume ab und wirken sich somit negativ auf den Gesamtbestand aus.
Prozentuale Anteile der verschiedenen
Mortalitätsfaktoren und der Blankaalabwanderung
an den aktuellen jährlichen Verluste im
Gesamtaalbestand aller deutschen EMUs (Æ 2011-
2013, bezogen auf Stückzahl)
Quelle: Deutsche Aalbewirtschaftungspläne nach EU-Verordnung (EG) Nr. 1100/2007
Umsetzungsbericht 2015
Nutzung bringt auch Nutzen
Die von der Berufs- und Angelfischerei in den letzten Jahrzehnten durchgeführten umfangreiche Besatzmaßnahmen in deutschen Binnengewässern führen zu der Besonderheit, dass die aktuelle Abwanderung an Blankaalen (Bcurrent) die potenzielle Blankaalabwanderung auf Basis des natürlichen Aalaufstiegs und unter Abwesenheit aller anthropogenen Einflüsse (Bbest) in fünf der neun deutschen EMUs übersteigt.
Quelle: Deutsche Aalbewirtschaftungspläne nach EU-Verordnung (EG) Nr. 1100/2007
Umsetzungsbericht 2015
Negative Einflussfaktoren für den Aal
• Blockierte Wanderwege
• Illegaler Handel mit Glasaalen
• Mortalität in Turbinen
• Prädation durch Kormorane
• Entnahme durch Fischerei
Blockierte Wanderwege
• Fische müssen wandern!
• Es gibt in Deutschlands Flüssen 55.000 erfasste Querbauwerke. In Europa ca. 1,3 Millionen.
• Aufstieg und Abwanderung von Fischen wird verhindert -> Habitatverlust
46,400
8,398
3,821 0,409 0,159
[WERT]%
[WERT]%
[WERT]%
[WERT]%
[WERT]%
21%
Verwendung der Europäischen Glasaalfänge (%)
46,100
12,601
3,400 2,904 0,640
2016 2017
Gemeldete, Europäische Glasaalfänge (t)
Untraceable Restocking Commercial
2016 2017
Besatz Aquakultur nicht-rückverfolgbar
Verwendung der Glasaalefänge
Quelle: Sustainabale Eel Group, 2018
http://www.sustainableeelgroup.org/wp-content/uploads/2018/01/SEG-Report-2018-1-V1.pdf
Illegaler Handel mit Glasaalen
Fische und die kleine Wasserkraft
• 21.000 der 25.000 Wasserkraftwerke und Pumpstationen in ganz Europa sind Kleinwasserkraftwerke. (<10MW installierte Leistung)
• Diese produzieren in der EU zusammen weniger als 1% der gesamten Energie.
• Wasserkraft ist keine „Grüne Energie“ • Töten Fische beim passieren der Turbine • Installieren Wanderhindernisse für Fische und andere Lebewesen • Nicht klimaschonend: Methanausgasung in Stauhaltung und an den
Turbinenschaufeln • Entziehen dem Fluss die Fließenergie • Stören den Geschiebehaushalt • Haben einen zu vernachlässigenden Wirkungsgrad • Kosten den Steuerzahler viel Geld ohne einen wesentlichen Beitrag zur
Energiegewinnung beizutragen. (EEG setzt falsche Anreize)
Wanderfische sind gefährdet …
Quelle: Die Rote Liste für Baden-Württembergs Fische, Neuenaugen und
Flusskrebse“.
Wasserkraft und der Aal
Zwischen dem 15. September und dem 15. Dezember wurden jeweils zwischen 18:00 und 6:00 die Turbinen ausgeschaltet. Dadurch wurden 81 % der an diesen Tagen ankommenden Aale vor Turbinenschäden geschützt. Durch Abschalten schon um 17:00 könnte dieser Anteilauf 87 % erhöht werden.
Quelle: EYLER, SM. et al. (2016): Downstreampassage and
impact of turbine shutdowns on survival of silver
American eels at five hydroelectric dams on the
Shenandoah River. Transact. of the Amer. Fish.
Soc. 1451964—976.
Moderne WKA mit Fischschutz
WKA Öblitz. Bilder: Guntram Ebel
Moderne WKA mit Fischschutz
Es gibt Lösungen …
Gerettete Aale aus dem „bypass“ einer fachgerecht ausgelegten Fischschutzanlage aus einer einzigen Nacht.
Quelle und Foto: Guntram Ebel
Mögliche Maßnahmen zum Schutz des Aals • Eindämmung des illegalen Handels mit Glasaalen
• Wasserkraft bedingte Mortalität reduzieren. Von der erzielten „Selbstverpflichtung“ der Energieerzeuger werden unmittelbare Maßnahmen zum Schutz des Aals erwartet.
• Gewässer wieder durchgängig machen
• Intensive Forschung
• Mit Blick auf den Schutz des Aals hat sich Frau Bundesministerin Aigner beim Fischereirat im November 2008 für ein europaweites Kormoranmanagement ausgesprochen.
• Beibehaltung und Erhöhung von Besatzmaßnahmen
• Erhöhung des Mindestmaßes
• Einführung von Schonzeiten für den Rhein, den Hautstrom des bedeutendsten der in die Nordsee entwässernden Flusseinzugsgebiete.
… in Deutschland sollte uns am Herzen liegen!
Der Schutz der heimischen Fischarten
…
Angler erbringen Jahr für Jahr Millionen von
ehrenamtlichen Arbeitsstunden zur Pflege und dem
Erhalt unsere Gewässer und Fischbestände.
Vielen Dank!
DEUTSCHER ANGELFISCHERVERBAND e.V.
Hauptgeschäftsstelle Berlin Reinhardstr. 14 10117 Berlin Telefon 030 971043-79 Fax 030 971043-89 Email [email protected] Web www.dafv.de
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