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schlafmagazin das Wege zum gesunden Schlaf Licht & Schlaf Morgenschlaf & Träume Schmerzen & Kieferfehlstellung www.dasschlafmagazin.de DAS INFORMATIONSFORUM RUND UM DEN SCHLAF Heft Nr. 1 2012 10. Jahrgang EURO 3,30 sfr 5,20 61822

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Das Schlafmagazin, Ausgabe 1/2012

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Wege zum gesunden Schlaf

Licht & Schlaf

Morgenschlaf & Träume

Schmerzen & Kieferfehlstellung

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wir feiern! Das Schlafmagazin erscheint in diesem Jahr im 10. Jahrgang! Wirfreuen uns sehr, dass es dieses Magazin, das wir quasi aus einer Laune herausgestartet haben und das so mancher Zeitgenosse lange Zeit nicht ernst ge-nommen hat, schon so lange gibt. Und deswegen wird Ihnen in diesem Jahr in

allen Ausgaben immer wieder dieses Bild der netten „10“ be-gegnen. Ab Mai können Sie außerdem das erste Sonderheft

des Schlafmagazins über Schnarchen und Schlafapnoe beiuns erhalten.

Während wir die erste Ausgabe dieses Jahr für Siezusammenstellen, geht allmählich der Winter zu Ende.

Und damit auch die Zeit der langen Nächte, der lan-gen Dunkelheit. Der Frühling bringt bald mehr vondem Licht, das wir alle für unser Wohlbefinden brau-

chen. Zahlreiche Studien haben diesen positiven Ef-fekt von Licht auf den menschlichen Organismus bewiesen und aufgrund die-ser Erkenntnisse entwickelten Firmen verschiedene Lichttherapiegeräte mitWeiß-, Blau- und Rotlichtlampen. Was von der Lichttherapie zu erwarten ist, ins-besondere bei Schlafproblemen, und welche Geräte es mittlerweile gibt, darü-ber berichten wir in unserem Licht-Schwerpunkt.

Wir wissen, dass unser Schlaf durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird.Etwa durch das psychische Befinden, durch körperliche Aktivität, soziale undberufliche Einflüsse. Es bestimmen aber auch unsere Gene, wie lange, wann undwie wir schlafen. Forscher arbeiten daran, genetische Einflüsse auf unser Schlaf-verhalten zu entschlüsseln. Dadurch könnte herausgefunden werden, wie unserSchlaf zu beeinflussen ist und wie man Schlafstörungen behandeln kann. ZweiWissenschaftler aus der Schweiz haben für das Schlafmagazin einen interes-santen Beitrag zu diesem Thema geschrieben.

Nicht weniger interessant ist der Beitrag über den sogenannten Klartraum,wenn also Menschen im Traum bewusst ist, dass sie träumen. In diesen Träumenhat man die Möglichkeit, Einfluss auf das Traumgeschehen zu nehmen.

Manche Schlafapnoe-Patienten bleiben unbehandelt, weil sie mit der CPAP-Therapie nicht klarkommen und ihr Gerät irgendwann in die Ecke stellen. Erstaunlicherweise hat sich hier eine Behandlungsalternative aus einem medizinischen Terrain entwickelt, das man ohne Vorkenntnisse für absurd hal-ten würde. Die Zahnärzte haben Schienen entwickelt, die den Unterkiefer vor-verlagern und so die oberen Atemwege nachts offen halten. Somit gibt es beivielen Betroffenen kein Schnarchen und keine Atemaussetzer mehr.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine spannende Lektüre!

Ihre

Dr. Magda Antonic

Editorial

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Das nächste Schlafmagazin erscheint im Mai 2012

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I N H A L T6 Die jahreszeitliche Bedeutung des Lichts

12 Wenn Sonnenlicht krank macht

14 Mit Licht das Wohlbefinden steigern

16 Philips Respironics – die „neue“ alte Konstante in der Schlafmedizin

20 Wie die Gene unseren Schlaf beeinflussen

23 Klinische Behandlungsstudie: Unruhige Beine (RLS) und nächtlicher Blutdruck

24 Rückengerechte Bettsysteme für schwergewichtige Menschen

26 Hilfe für unseren Schlaf – zu jeder Jahreszeit

27 Stören moderne Computerbildschirme den Schlaf?

28 Wie Sie den Morgenschlaf für Klarträume nutzen können

32 Schlaf und Schwangerschaft: Restless Legs häufig ein Problem

34 CPAP-AutoFlex

36 Ständiger Gerätewechsel kann Behandlungserfolg gefährden

37 Selbsthilfe: Wir haben es geschafft!

37 Ausufernde Verwaltungskosten im Gesundheitswesen!

38 Warum ernähren sich so viele Kraftfahrer ungesund?

40 Massgeschneiderte Schienentherapie

42 Durch Schienentherapie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ein besonderer Patientenfall

46 Schlafen in der Zukunft

48 Luxusnickerchen für Flugpassagiere

50 Literatur für Schlaflose in Stuttgart

50 Ein Kissen fürs bessere Einschlafen

RubrikenTermine 13Schlafapnoe-Sprechstunde 45Impressum 48Wichtige Adressen 49Abo-Formular 51

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L I C H T

Die jahreszeitliche Bedeutung des Lichts

PROF. DR. JÜRGEN ZULLEY

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Licht ist ein wesentlicher Bestandteil unserer natürlichenUmwelt. Die Sonne galt schon vor Jahrtausenden alseine göttliche Kraft. Wenn dies auch auf eher heidnische

Gebräuche schließen lässt, so hat sich doch auch die Tierweltdiesem Einfluss nicht entzogen und ihre Aktivitätszeit vonder Dauer des hellen Tages bestimmen lassen. Das gilt zu-mindest für die lichtaktiven Tiere, deren Wahrnehmungsor-gane einer bestimmten Helligkeit bedürfen, um funktionie-ren zu können.

Zu diesen Lebewesen zählt auch der Mensch. So ist esnicht verwunderlich, dass in früherer Zeit die Sonnenuhrenals allgemeingültiges Zeitmaß galten. Da sich jedoch imLaufe des Jahres die Tageslänge veränderte, wurde die Zeit-spanne zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang inzwölf gleiche Zeiteinheiten unterteilt. So setzte man der na-türlichen Veränderung der Tageslänge über das Jahr einekonstante Unterteilung entgegen mit der Folge, dass die„Winterstunde“ wesentlich kürzer war als die „Sommer-stunde“.

In der technisierten Zeit hat sich der Mensch von seinernatürlichen Umwelt jedoch weitgehend unabhängig ge-macht: Er ersetzt die Außentemperatur durch geheizteRäume und das Sonnenlicht durch künstliche Beleuchtung.Dies fördert unsere Arbeitseffektivität; doch dürfen wir dabeiunser biologisches Erbe nicht übersehen.

Und nach unserem biologischen Erbe reagieren wir wei-terhin als lichtaktive Wesen auf die natürlichen Verände-rungen des Lichts. Aber wie wirkt Licht auf uns?

Seit Anfang der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts wis-sen wir das endlich. Untersuchungen und Zufallsbefundeaus den USA zeigten uns den Weg, den das Licht in unseremOrganismus nimmt. Das auf unser Auge fallende Licht wirdvon der Netzhaut (Retina) zu den suprachiasmatischen Ker-nen geleitet, einer Struktur im Gehirn, die sich hinter denAugen oberhalb der x-förmigen Kreuzung der beiden Seh-nerven befindet. Diese Kerne sind die wohl wichtigste Schalt-stelle unserer inneren Uhr. Sie dirigieren den zeitlichen Ver-lauf praktisch sämtlicher Funktionen in unserem Organis-mus und halten sie im Gleichtakt.

Aber dieser Dirigent ist nicht nur verantwortlich für die in-nere Harmonie im Körper, sondern auch für den zeitlichenAbgleich mit der Außenwelt. Somit führt er nicht nur eineinterne, sondern auch eine externe Synchronisation durch.Von daher ist es kein Zufall, dass er Verbindungen nach„außen“ über das Auge hat und somit über die externenLichtverhältnisse „Bescheid“ weiß.

Die suprachiasmatischen Kerne im Gehirn geben ihre Licht-informationen weiter – aber nur dann, wenn dieses Licht einebestimmte Mindesthelligkeit besitzt, und zwar über 2500Lux. Das Spektrum des Lichts spielt hierbei keine Rolle.

Empfänger dieser Lichtbotschaft ist die Zirbeldrüse, auchPinealorgan oder Epiphyse genannt. Dieses Organ ist für dieAusschüttung vieler wichtiger Hormone verantwortlich.Schon die alten Griechen beschäftigten sich mit dieser Drüseund nannten sie ein „Stützgewebe für die großen Hirnner-ven“. Descartes vermutete in der Epiphyse den Sitz der Seeleund schrieb ihr eine zentrale Rolle bei psychischen Phäno-menen und in der kognitiven Verarbeitung zu. Gesteuert vonder Lichtinformation der suprachiasmatischen Kerne, schüt-tet die Zirbeldrüse bei Dunkelheit das Hormon Melatoninaus. Beträgt die Helligkeit „draußen“ über 2500 Lux, wird die

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Produktion gestoppt mit der Folge,dass bei uns nachts regelmäßig die-ses Hormon ausgeschüttet wird –somit ist es sozusagen ein „Dunkel-hormon“. Wird der Mensch nachtseinem Licht von über 2500 Lux aus-gesetzt, reduziert sich die Ausschüt-tung dieses Hormons sofort – undwir werden hellwach. Deshalb sollteman, wenn man nachts zur Toilettegehen muss, nach Möglichkeit nurgedämpftes Licht einschalten. So fin-det man nach erledigtem Geschäftschnell wieder in den Schlaf zurück.

Was bewirkt nun dieser Gegen-spieler des Lichts? Melatonin löstsehr komplexe Wirkungen aus. Sogreift es beispielsweise modulierendin unser Immunsystem ein; bei Stressfindet ein Anstieg der Melatoninpro-duktion statt. Im Tierversuch führtMelatonin zur Schrumpfung derKeimdrüsen (Hoden, Eierstöcke);wegen dieser Deaktivierung des Re-produktionssystems wurde auch inden Sechziger- und Siebzigerjahrenversucht, den Stoff als Kontrazepti-vum einzusetzen, als Antibabypillesozusagen.

Auf den Menschen wirkt Melato-nin schlafanstoßend und stim-mungsdrückend und stellt unserenOrganismus auf den Schlaf ein.Hierzu gehört ja nicht nur die schlaf -anstoßende Wirkung, sondern auchdie Umstellung vom ergotropen (aufAktivität ausgerichteten) Funktions-zustand des Tages auf den tropho-tropen (auf Ruhe ausgerichteten) Zu-stand der Nacht, der fast alle unsereFunktionen betrifft.

Auch Menschen halten „Winterschlaf“Die Melatoninausschüttung ist vomLicht abhängig, und dieses verändertsich ja nicht nur über Tag und Nacht,sondern auch, wie bereits erwähnt,übers Jahr hinweg. Die Jahreszeitensind vor allem durch klimatische Ver-änderungen, aber auch durch die Än-derung der Tageslänge und -hellig-keit gekennzeichnet. Die Lebewesenin der Natur sind diesen Schwankun-gen ständig ausgesetzt. Dies traf si-cher auch auf den Menschen der Ur-zeit zu; aber selbst in unserer heuti-gen technisierten Welt können wiruns den jahreszeitlichen Verände-rungen nicht gänzlich entziehen. Vondaher könnte man die Murmeltiere

beneiden. Werden die Nächtelang und die Tage kürzer, istes draußen meist düsterund kalt, so fallen sie inden Winterschlaf. Wir da-gegen leben fast im glei-chen Rhythmus weiter.Aber nur fast, denn einwenig „Winterschlaf“halten auch wir. Wirschlafen länger als imSommer, sind wenigeraktiv, unsere Stimmung isteher gedrückt, wir sind müderals sonst, und viele unserer Kör-perfunktionen arbeiten im Schon-gang. Offenbar passen sich unsereLebensvorgänge den Jahreszeiten an,und früher war das auch sinnvoll,denn für unsere Vorfahren war dasNahrungsangebot knapp, und die le-bensfeindlichen Umweltbedingun-gen legten es nahe, sich in eine Höhlezurückzuziehen, auf Sparflamme zuschalten und zu „warten“, bis es wie-der hell und warm wurde.

Verursacht werden diese so ge-nannten saisonalen Schwankungenin unseren Körperfunktionen und un-serer Stimmungslage vor allem durchdie Änderung des Tageslichts. DerWintertag ist nur halb so lang undnicht so hell wie ein Sommertag.Somit gelangt weniger helles Lichtüber die Augen auf die suprachias-matischen Kerne, und die Ausschüt-tung des Hormons Melatonin wirdverstärkt. Deshalb sind wir im Wintermüder, weniger aktiv, hungriger, un-sere Stimmung verschlechtert sich,und wir schlafen mehr. Also: WenigerTageslicht versetzt uns in den „Win-terschlaf“.

Umgekehrt wirkt helles Lichtgegen Müdigkeit – diese Erkenntnishat inzwischen auch bei den Archi-tekten Beachtung gefunden. Nichtzufällig wendet sich die Architekturschon seit längerer Zeit wieder demTageslicht zu. Das ist z. B. daran ab-zulesen, dass neue Verwaltungsge-bäude nicht mehr mit überwiegendkünstlich beleuchteten Großräumengeplant werden, sondern mit fenster-und damit tageslichtorientierten Ein-zel- oder Kombibüros. Auch greifenArchitekten und Lichtplaner die wis-senschaftlichen Erkenntnisse derPhotobiologie nun gezielt auf undsetzen sie um: So achtet man bei-spielsweise bei der Gestaltung von

Altersheimenauf viel Tageslicht und hohe Be-leuchtungsstärken, um Schlafstörun-gen zu mildern und die Aufmerk-samkeit der Senioren tagsüber zuverbessern.

Licht macht gute LauneEine vor einiger Zeit erschienene wis-senschaftliche Arbeit berichtet, dassin einer Klinik die depressiven Pa-tienten, die zufälligerweise in denZimmern auf der Südseite des Ge-bäudes untergebracht waren, einesignifikant kürzere Aufenthaltsdaueraufwiesen als solche, deren Zimmerauf der Nordseite lagen. Die hellerenZimmer an der Südseite wirkten alsogleichsam wie eine antidepressiveTherapie, obwohl das gar nicht beab-sichtigt war.

Tatsächlich hat Licht eine stim-mungsaufhellende Wirkung. Undgenau das fehlt uns im Winter. Sta-tistisch gesehen leiden 31 % der Be-völkerung im Winter unter einerdeutlichen Stimmungsverschlechte-rung. Mehr oder weniger erlebt es je-doch fast jeder, dass im Winter seineStimmung gedrückter ist. Als Krank-heitsbild wird diese Störung Winter-depression oder saisonal abhängigeDepressionsform (Seasonal AffectiveDisorder, kurz: SAD) genannt, ist in-ternational anerkannt und wird inden offiziellen Diagnosekriterien, dieauch in Deutschland verwendet wer-den, aufgeführt. Mit einer Häufigkeitvon ca. 10 % der Bevölkerung kommtdiese Depression natürlich seltenervor als die weit verbreitete Verstim-mung im Winter. Und sie tritt vorallem in nördlichen Regionen auf. So

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zeigte eine amerikanische Stu-die, dass in Alaska 28,3 % aller

Menschen unter demKrankheitsbild der Winter-depression leiden, wäh-rend es im südlichen Flo-rida nur 4 % waren. Dasses tatsächlich am Lichtliegt, beweist eine

Schweizer Studie, die zei-gen konnte, dass Men-

schen, die sich seltener demTageslicht aussetzen, häufiger

an SAD erkranken. Also ent-scheiden nicht nur die objektiven

Lichtverhältnisse, sondern auch das„subjektive Lichtverhalten“ darüber,ob eine SAD auftreten kann odernicht.

Die unter dieser Erkrankung lei-denden Menschen zeigen regelmä-ßig im späten Herbst eine Depressionmit gedrückter Stimmung, Energie-verlust, Leistungsabfall, vermehrtemSchlafbedürfnis und häufig aucheiner Gewichtszunahme. DieseSymptome verschwinden im Früh-ling plötzlich wieder. Das Ausmaßdieser Depression kann sehr unter-

schiedlich sein. Häufig verläuft die Er-krankung relativ leicht, und der Be-troffene „schleppt“ sich einfachdurch den Winter, ohne einen Arztaufzusuchen; es gibt aber auch sehrschwere Formen dieser Erkrankung.

Lichttherapie gegen WinterdepressionEine relativ neue Therapieform ba-siert auf uraltem Wissen. Schon im 2.Jahrhundert vor Christus wurdeempfohlen, dass „Lethargiker in dasLicht gelegt werden sollen und denStrahlen der Sonne exponiert werdensollen“. Der Schiffsarzt FrederickCook setzte während einer Antark-tisexpedition im Jahr 1898 künstli-ches Licht ein, um die Mattigkeit undVerstimmung der Schiffsbesatzungwährend der langen Nächte im Win-ter zu beheben.

Auch heute versucht man, das feh-lende Licht durch künstliche Lampenzu ersetzen. Unter Lichttherapie wirddie Bestrahlung einer Person mitLicht von einer Mindesthelligkeit von2500 Lux über einen bestimmtenZeitraum verstanden. Die Wirkung

wird nur durch das vom Auge emp-fangene Licht erzeugt, und hierfür istdas Lichtspektrum nicht entschei-dend. Zur Vermeidung von Neben-wirkungen ist es dringend erforder-lich, dass bestimmte Lichtanteile(UV- und Blau-Anteile) herausgefil-tert werden. Gebräuchlich ist beiLampen mit einer Helligkeit von10 000 Lux eine tägliche ca. 40-mi-nütige Anwendung zu einer be-stimmten Tageszeit, bei der das Lichtins Auge fallen muss.

In der Tat ist die Lichttherapie dasbeste Mittel gegen eine Winterde-pression. Es liegen Dutzende vonkontrollierten Studien vor, die zumgrößten Teil in renommierten anglo-amerikanischen Zeitschriften, aberauch in deutschen Publikationen er-schienen sind.

Aber eine Lichttherapie wirkt nichtnur bei dieser Erkrankung. Sehr gutbewährt hat sich diese Therapieformauch bei Schlaf- und Essstörungen.Selbst bei Gesunden wirkt das helleLicht aktivierend und stimmungsver-bessernd. Offenbar holen wir uns miteiner solchen Speziallampe den Som-

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mer in die Winterstube. Trotz dieser Erfolgeund obwohl die Wirkung des hellen Lichtswissenschaftlich belegt werden konnte, istdiese Behandlungsform bei uns noch relativunbekannt. Die Erfahrungen an unseremschlafmedizinischen Zentrum in Regensburgsind überwiegend positiv und entsprechenden bisher bekannten Ergebnissen – sowohlbei der Winterdepression als auch bei Schlaf-störungen. Auch konnten wir beobachten,dass unsere Patienten sich zusätzlich zur ver-ordneten Behandlung auch „heimlich“ vor dieLampe setzen. Viele sind ganz begeistert vonder Wirkung ihrer „Ersatz-Sonne“.

Eine einfache Behandlung ohne NebenwirkungenDie Durchführung der Behandlung ist ein-fach. Ungefähr 40 Minuten am Tag, am bes-ten morgens, setzt sich der Betreffende voreine bestimmte Lampe, die die notwendigeHelligkeit hat, und meistens setzt bereitsnacheinigen Tagen die Wirkung ein. Manmuss nicht unbedingt in die Lampe schauen;wichtig ist nur, dass das Licht in die Augenfällt. Die Behandlung kann beliebig oft wie-derholt werden, Nebenwirkungen sind prak-tisch nicht bekannt. Die bisherigen Ergeb-nisse zeigen, dass sich ca. 80 % der Patientennach der Lichttherapie besser fühlten. Ähnli-che Ergebnisse sind bei Behandlungen vonSchlafstörungen bekannt. Die Lichttherapiewird in Deutschland von niedergelassenenÄrzten und Kliniken angeboten. In vielen Uni-versitätskliniken wird sie routinemäßig am-bulant durchgeführt. Häufig gibt der Thera-peut dem Patienten die Lampe für eine ge-ringe Miete über einen Zeitraum von zwei bisvier Wochen mit, und bei Ansprechen auf dieLichttherapie wird dem Patienten empfohlen,sich eine Lampe zu kaufen. Somit kann dieBehandlung zu Hause durchgeführt werden.Dies betrifft auch Menschen, die nicht untereiner Erkrankung leiden, sondern sich ledig-lich zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeitund ihres Wohlbefindens vor eine solcheLampe setzen. Als Lichttherapiegeräte solltennur solche in Betracht kommen, die von denExperten empfohlen werden, da auch wis-senschaftlich nicht überprüfte Produkte aufdem Markt sind.

Übrigens kennen wir auch eine traditio-nelle „Selbstbehandlung“ im Winter. Das inden noch dunkleren skandinavischen Län-dern stattfindende Lichterfest, das bei uns alsWeihnachten fortlebt, wirkt mit seinem Lich-terglanz und seiner vermehrten Zufuhr vonKohlenhydraten (insbesondere in Form vonSüßigkeiten) antidepressiv.

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Je nach Intensität der Krankheitheißt das für die Betroffenen,dass sie sich gegen UV-Strahlen

rigoros abschirmen müssen. Sie sinddazu verdammt, ein Leben in derDunkelheit zu führen. Das aber hatKonsequenzen. Die Nacht wird für siezum Tag. Man muss den Tagesablaufkomplett umkrempeln. Dieses Lebenhinter Glasscheiben und Mauernführt in die menschliche Isolationund ruiniert jedes soziale Miteinan-der. Denn ein Spaziergang bei Tage

im Sonnenschein, selbst bei bedeck-tem Himmel, führt bei solchen Men-schen zu schmerzhaften Hautverän-derungen. Um dies zu vermeiden,ziehen sich die Betroffenen in ihr Zu-hause zurück. Und das wiederum be-günstigt die Entstehung depressiverZustände. Offenbar ist es so, dasseine Lichtallergie eine Depression zurFolge haben kann und nicht umge-kehrt. Die Erklärung, dass psychischeBelastungen zur Lichtallergie führen,scheint nicht belegbar zu sein. Han-

nelore Kohls Selbstmord sollte ge-rade darauf aufmerksam machen,dass wir es zunehmend mit neuarti-gen Krankheiten zu tun haben, dieviele Ärzte nicht verstehen.

Es gibt in der Tat seltene Lichtaller-gien der Haut, die den Betroffenendas Leben zur Qual machen und siemanchmal sogar in den Suizid trei-ben. Eine solche Erkrankung ist etwadie persistierende Lichtreaktion, dieoft in eine leukämieartige Hautreak-tion (ein so genanntes aktinisches

Der Fall Hannelore Kohl

Prof. Dr. Walter Möbius, ein Freund der Familie Kohl, schilderte am29. September 2008 in BILD, wie er die Krankheit von HanneloreKohl, eine spezielle Form der Lichtallergie, erlebte.„Im Mai 1993 bat mich Hannelore Kohl, sie im Kanzlerbungalow inBonn zu besuchen. Ich wunderte mich sehr, dass sie mich in einemverdunkelten Raum empfing. Hier erfuhr ich zum ersten Mal, dasssich ihr Leben dramatisch verändert hatte, weil sie an einer Licht -allergie litt.“ Hannelore Kohl sagte zu Möbius: „Ich kann hellesLicht nicht mehr ertragen, es verursacht bei mir starke körperli-che Schmerzen. Können Sie sich vorstellen, was es heißt, nichtmehr die Sonne sehen zu dürfen?“Möbius weiter in seinem Bericht: „Sie erzählte mir ihre Leidens-geschichte, die bereits 1968 mit einer heftigen allergischen Reak-tion auf Penicillin begonnen hatte. Sie hatte damals mit hohemFieber und fürchterlichen Schmerzen im gesamten Körper zukämpfen. Für mich stand fest, dass ein Zusammenhang zwischender allergischen Reaktion von damals und der heutigen Lichtal-lergie bestand...Die Lichtallergie wurde immer stärker: Auf jegliches Licht reagiertesie mittlerweile mit brennenden Schmerzen auf der Haut,Schmerzen im Brustbereich, Herzrasen und Asthmabeschwerden.Die Symptome ließen sich mit entsprechender Therapie zumin-dest zeitweise beheben, doch sie konnte sich in den folgendenJahren draußen nur noch im Schatten dichter Bäume und in derDämmerung aufhalten. Dieser Zustand, der sich in den letztenbeiden Jahren ihres Lebens noch verstärkte, trieb sie in eine zu-

nehmende Isolation.“ Hannelore Kohl versuchte in einer Klinik amTegernsee eine sogenannte Lichtdesensibilisierung durchzufüh-ren. Allerdings brachte ihr auch dies keine Hilfe. Und das Leidenverschlimmerte sich im Lauf der Zeit. Und so war sie gezwungen,sich immer häufiger in abgedunkelten Räumen aufzuhalten. „Siefühlte sich durch die Krankheit“, so zitierte Möbius seine Patien-tin, „wie im eigenen Körper gefangen“. Das Ende ihres Leidens er-schütterte die Öffentlichkeit: Hannelore Kohl schied freiwillig auseinem Leben in völligen Isolation. Ohne Licht kann man nichtleben.Ob der Selbstmord von Hannelore Kohl jedoch allein durch dieKrankheit bedingt war, bezweifeln manche Wissenschaftler. Soschreibt im Jahr 2001 Prof. Dr. Uwe Gieler vom Zentrum für psy-chosomatische Medizin an der Universität Gießen: „Ist es nichtnaheliegend, dass eine solche sozial engagierte und sensible wieauch differenzierte Frau psychisch unter den Folgen der anfäng-lichen Medienschelte an ihrer eigenen Person leiden musste? Unddass sie persönlich die Belastungen durch das Verhalten ihres Ehe-manns, der in Spendenskandale verwickelt ist, und die entspre-chende Reaktion der Öffentlichkeit mittragen musste? Ihr Körperscheint insofern psychologisch folgerichtig gehandelt zu haben,indem er ein Signal setzte, keine Lichtexposition – keine Öffent-lichkeit mehr! Zugegeben, im Detail und auf molekularbiologi-scher Ebene lässt sich diese These zunächst noch nicht nachwei-sen, schon gar nicht im einzelnen Patientenfall, und diese Aus-sage bleibt deshalb im Bereich der Spekulation.“

Die unheimliche Krankheit der Photoallergie

Wenn Sonnenlicht krank machtOhne Licht kein Leben. Eine Binsenwahrheit – doch es gibt Menschen, auf diegenau das Gegenteil zutrifft. Licht macht sie krank, richtig krank. Sie leidenunter einer Lichtallergie. Das ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eineReihe von Krankheiten, die durch UV-Licht hervorgerufen werden. Der Medi -ziner spricht von Lichtdermatosen, wobei es eine ganze Reihe verschiedenerKrankheitsbilder und Ursachen gibt, z. B., dass der Körper UV-Licht nicht toleriert. Ursachen können aber auch bestimmte Autoimmunerkrankungen,Stoffwechselerkrankungen oder Erbkrankheiten sein.

WERNER WALDMANN

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Die unheimliche Krankheit der Photoallergie

Wenn Sonnenlicht krank macht10 Jahre

Schlafmagazin

2012 feiert

das schlafmagazin

den 10. Jahrgang!

Das ist ein guter

Anlass, ein Sonderheft

herauszugeben.

Erfahren Sie in diesem

Heft alles über

Schnarchen und

Schlafapnoe

Erscheinungstermin:

5. Mai 2012 zum Kongress

des Schlafmagazins

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Retikuloid) übergeht. Dabei reagie-ren Zellen der Oberhaut (Epidermis)auf Lichteinfluss mit einem Schmerz-reiz, der das Wohlbefinden der Pa-tienten massiv beeinträchtigt. Dochwie kommt es zu einer solchen Än-derung der Zellreaktionen, warumentwickeln die Zellen eine derartkrankhafte Empfindlichkeit? Ande-rerseits kann man sich fragen, obnicht auch psychosomatische Ein-flüsse allergische Reaktionen hervor-rufen können. Psychosomatisch ori-entierte Hautspezialisten wissenschon seit längerem, dass es inStress- und Konfliktsituationen zuimmunologischen Veränderungenkommen kann; und wenn der Orga-nismus dann auch noch eine gene-tisch bedingte Anfälligkeit für dieseErkrankung zeigt, kann sie ausbre-chen.

Ein Leben in ewiger DunkelheitHannelore Kohl litt – so vermutetman zumindest – unter der sehr sel-tenen chronischen aktinischen Der-matitis. Die Familie Kohl gab die Diagnose nie bekannt. Man gehtdavon aus, dass unter dieser extremschweren Erkrankung nur ein Pro-mille der von Lichtallergien geplag-ten Patienten leidet. Ausgelöst wirddiese Krankheit durch Medikamentewie Antibiotika oder Psychophar-maka. Im Falle Kohl war es offenbareine Behandlung mit Penicillin. Derbritische Hautspezialist John Hawkschreibt dazu: „Die Perspektive die-ser Patienten ist hoffnungslos, ihreLage verzweifelt. Die Erkrankten sindextrem lichtempfindlich und leidenunter starkem Juckreiz. Selbstmord-gedanken sind nicht selten.“

Der Mechanismus dieser Krank-heit erklärt sich folgendermaßen:Körpereigene Substanzen reagieren,wenn sichtbares Licht oder UV-Strah-len auf die Haut fallen. Bereits beieiner geringen Bestrahlung durchSonnenlicht reagiert die Haut gera-dezu dramatisch mit Blasen und Pus-teln, vergleichbar einem schwerenSonnenbrand. Die Symptome lassensich durchaus behandeln, etwa mitKortison; die Lichtempfindlichkeit istjedoch nicht zu kurieren. Jedes Mal,wenn erneut Sonnenlicht auf dieHaut fällt, folgen unweigerlich diebekannten Beschwerden, unter Um-ständen von Mal zu Mal in drasti-scherer Form.

Aber es kann noch schlimmer kom-men. Wer an der erblich bedingtenLichtkrankheit Xeroderma pigmen-tosum (kurz XP) leidet, darf sich keineMinute lang dem Sonnenlicht aus-setzen. Verantwortlich für diese Re-aktion ist ein nicht behebbarer ge-netischer Defekt. Sonnenlicht undschädliche Substanzen rufen Erbgut-veränderungen hervor, die durch dieso genannte Nukleotid-Exzisions-Reparatur behoben und aus dem Erb-gut herausgetrennt werden. Bei XP-Patienten ist diese Funktion gestört,und krebserregende Substanzensammeln sich ständig im Erbgut an.Unter Lichteinwirkung sterben dieHautzellen ab, und schließlich ent-stehen bösartige Tumoren. Hauttu-moren sind bei diesen Patienten biszu 2000-mal häufiger anzutreffenals bei gesunden Menschen. XP-Be-troffene nennt man deshalb auchetwas zu romantisch „Mondschein-kinder“. Sonne und Tageslicht wür-den sie in kurzer Zeit töten. Ihnenbleibt nur ein Leben in der Nacht.

TERMINESie können nur schwer ein- und durchschlafen, liegen nachts häufig langewach, verbringen Stunden mit Lesen, Fernsehen oder Grü�beln? Sie könnenschwer abschalten und wälzen sich hin und her? Das „Seminar zur Förderung des gesunden Schlafs“ gibt Ihnen Informa-tionen, Techniken und Anregungen fü�r mehr Erholung in der Nacht.

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Mit Licht das Wohlbefinden steigern

Unter www.licht-macht-wach.dekann jeder prüfen, ob er genügend Licht für seinen Energiehaushalt erhält.

Viele wichtige Informationen rund um dasThema Lichttherapie und das richtige Gerät findet man auf www.davita.de

DR. ROXANNE DOSSAK

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Zahlreiche Studien beweisenden positiven Effekt von Lichtauf den menschlichen Orga-

nismus. Aufgrund dieser Erkennt-nisse entwickelten Firmen verschie-dene Lichttherapiegeräte mit Weiß-,Blau- und Rotlichtlampen. Damitkönnen Menschen auch zu Hause fürausreichend Licht und Wohlbefindenim Alltag sorgen. Diese Lampen ba-sieren auf wissenschaftlichen Er-kenntnissen und Studien zur Wir-kung von Licht auf den menschlichenOrganismus. Sie bieten zu jeder Ta-geszeit die Möglichkeit, neue Ener-giereserven aufzutanken. Eine Forsa-Umfrage macht deutlich, dass insbe-sondere das Aufwachen im WinterSchwierigkeiten bereitet. Mit demLicht aus der Steckdose lässt sich derSonnenaufgang imitieren und so dieProduktion der Hormone auf natürli-che Weise anregen. Auch im Tages-verlauf, insbesondere an dunkleren,

trüben Tagen, können solche Spezial-lampen die Vitalität steigern. Künst-liches Licht kann auch Vielfliegernbeim Jetlag helfen, da es den zirka-dianen Rhythmus beeinflusst.

Freilich ist es gar nicht so einfach,das Gerät zu finden, das den persön-lichen Bedürfnissen gerecht wird. DerMarkt bietet eine Vielzahl an Model-len in allen Preisklassen, von 100 bis1000 Euro. Die erste Frage ist, ob manein Standgerät oder ein mobilesGerät möchte. Da man bei der Thera-pie nicht in das Gerät selbst blickenmuss, kann man auch andere Tätig-keiten während der Therapie aus-üben. Insofern ist ein Standgerätsinnvoll. Mobile Geräte kann man da-gegen mitnehmen und dort einset-zen, wo man sich gerade aufhält. Sieeignen sich auch für die Reise.

Die Lichtstärke des Geräts ist einwichtiger Faktor für seine Wirksam-keit. Die Beleuchtungsstärke sollte

mindestens 2000 Lux betragen. Beinormaler Belechtung haben wir inder Wohnung nur eine Lichtintensi-tät von 300– 5oo Lux, der sonnenloseTageshimmel spendet immerhinnoch um die 1500–2000 Lux.

Einige Geräte verfügen über einenintegrierten Timer, der sich je nachBedarf einstellen lässt. Ein gutesGerät sollte unbedingt das schädlichUV-Licht filtern. Wichtig ist auch dieFarbe des Lichts. Man weiss, dassblaues Licht ungefährt 25 mal stärkerdie innere Uhr des Menschen beein-flusst als weisses Licht.

Übrigens sollte man bei der Licht-therapie keine sofortige Wirkung er-warten. Dazu braucht es Geduld undZeit. Einsetzen sollte man das Thera-pielicht besonders am Morgen nachdem Aufstehen. Das helle Licht sig-nalisiert dem Organismus, dass dieSchlafphase nun zu Ende ist.

Wenn der Verdachtauf eine saisonale Depression besteht,sollte man auf jedenFall den Arzt um Ratfragen.

Der Besuch einerLichtsauna oder einesSolariums wird zwaroft als angenehmempfunden, hat aberkeinen medizinischenNutzen. Vom regel-mäßigen Gang ins So-larium ist abzuraten,denn die hier ge-nutzte UV-Strahlungkann Augen und Haut schädigen.

Das Wake-up Light HF3471 von Philips simulierteinen natürlichen Son-nenaufgang im Schlaf-zimmer und weckt so, wiees die Natur vorgesehenhat – mit Licht! Eine halbeStunde vor der gewünsch-ten Weckzeit startet dasWake-up Light und stei-gert die Lichtintensitätauf bis zu 250 Lux. Diesaktiviert die Energiehor-mone und regt die Pro-duktion des Wachhor-mons Cortisol an. Der Körper wird so Stück fürStück auf das Aufstehenvorbereitet.

Ohrenschweinwerfergegen Winterdepression –so preist die Werbung einProdukt aus Finnland an.Die Finnen haben sichetwas ganz Neues einfal-len lassen: Das ValkeeLicht-Headset projiziertLicht durch die Ohren di-rekt auf das Gehirn. DasGerät wird mit einer Soft-ware geliefert, die ein individuelles Programmzu erstellen verspricht. In einer ersten Studiekonnte bei 92 % der Pro-banden, die an schwerersaisonal bedingter De-pression litten, nach vierWochen mit dieser Thera-pie völlige Symptomfrei-heit erreicht werden. DieTestpersonen erhielten an fünf Tagen pro Woche jeweils 8–12 MinutenLicht durchs Ohr.

Unterschiedliche Arbeits-zeiten, künstliches Lichtund wenig Zeit an der fri-schen Luft bringt vieleMenschen aus demGleichgewicht. Ebensoeine Reise über mehrereZeitzonen hinweg, wennTag und Nacht zu unge-wohnten Zeiten auftre-ten. Je nach Veranlagungführt dies zu physischenund psychischen Be-schwerden – dem Jetlag.Diesen Problemen kanndas goLITE BLU von Philipsentgegenwirken. Schon 15bis 45 Minuten am Tagreichen aus, um den Bio-rhythmus zu regulieren.Das Gerät wird in Arm-länge am Schreibtisch,Essplatz oder auf der Kü-chenarbeitsfläche plat-ziert und stört nicht beiden täglichen Aufgaben.

Das Philips EnergyLight,mit seiner kompaktenGröße produziert einLicht, das in seiner Intensität und Art natür-lichem Tageslicht ent-spricht. Durch seine Dim-merfunktion können Nut-zer je nach persönlichemEmpfinden die Helligkeitregulieren. Wird das Ener-gyLight täglich 30 Minu-ten lang eingesetzt (dieBehandlungszeit ist übereinen integrierten LED-Timer einstellbar), könnensich Menschen schonnach fünf Tagen besserund aktiver fühlen. DieNutzer müssen nicht direkt in das Licht desEnergyLight blicken, sondern können sich nebenbei auch ander -weitig beschäftigen, z. B. mit Lesen.

Die LD 110 (Abb. oben) undLD 220 sind hochwertige,medizinische Lichtthera-piegeräte von DAVITA®,die u. a. bei verschiedenenArten von Schlaf störun-gen eingesetzt werden.Sie sind besonders leis-tungsstark. So erreichtdas LichttherapiegerätPhysioLight LD 220 ineinem Abstand von 50 cm10 000 Lux. Die täglicheAnwendungsdauer beträgt nur 30 Minuten.Bei dem Lichttherapiege-rät Lichtdusche LD 110sind es 5 000 Lux ineinem 45 cm Abstandzum Gerät. Es reicht eineAnwendungsdauer von60 Minuten pro Tag aus.

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Dies hat sich inzwischen geän-dert: Plötzlich tauchten beiKrankenkassen und Selbsthil-

fegruppen regelmäßig Außendienst-mitarbeiter auf. Was war passiert?Der internationale Philips-Konzern,der in den Niederlanden residiert undneben der Herstellung von Unterhal-tungselektronik und Lifestyle-Pro-dukten für das persönliche Wohlbe-finden auch auf medizinischem Ter-rain (bildgebende Großgeräte wieComputer- und Kernspintomografen,notfallmedizinische Apparate) undim Healthcare-Bereich zu Hause ist,kaufte im Jahr 2008 die US-Firma Re-spironics. Billig war die Akquisitionnicht, doch das Philips-Managementversprach sich von der Erweiterungseines Angebots durch die Beat-mungstechnik einiges. Zu Recht. DerCPAP-Bereich ist, wenn man auf dieeher zurückhaltende Bereitschaft derKrankenkassen schaut, diese Diag-nostik und Therapie adäquat zu be-

zahlen, momentan nicht einfach,aber dennoch zukunftsträchtig, dennschlafbedingte Atmungsstörungensind weiter verbreitet, als man glaubt– oder besser gesagt: als man sichmomentan der Kosten wegen einzu-gestehen bereit ist.

Vom Küchenlabor zum ersten CPAP-Hersteller Gegründet wurde die Firma Respiro-nics 1976 von Jerry McGinnis in Pitts-burgh, einer Stadt im Südwesten desUS-Bundesstaats Pennsylvania, dievon der Stahlindustrie geprägt war.Von CPAP war damals noch keineRede, denn Colin Sullivan war nochnicht auf die geniale Idee gekom-men, Schlafapnoe-Patienten mitÜberdruck zu behandeln. Erst 1981publizierte Sullivan seine bahnbre-chende Erfindung in der medizini-schen Fachzeitschrift „Lancet“.

McGinnis stellte zunächst Anäs-thesie-Masken aus Kunststoff her, die

er anfangs im Backofen erwärmte,um sie zu formen. In der Klinik pro-bierte er sie aus und korrigierte siedann wieder in seinem „Küchenla-bor“. Als er von Sullivans Erfindungerfuhr, baute er ein CPAP-Gerät. Sulli-vans Idee hatte ihn sofort überzeugt.1985 kam das Gerät auf den Marktund trug den bezeichnenden Namen„SleepEasy“. Es gilt als das erste kom-merziell hergestellte CPAP-Gerät aufdem Markt. Was hier am Anfang derUnternehmensgeschichte stand,blieb bis heute der Grundpfeiler derProduktion: Beatmungssysteme fürdie Schlafapnoe und die nicht-inva-sive Beatmung.

ResMed oder Respironics – welcheder beiden Firmen hat nun als ersteCPAP-Geräte auf den Markt ge-bracht? Zweifellos ist Sullivan der Er-finder der Therapie. „Wer der Erstewar, verliert sich im Dunkel der Ge-schichte“, weiß der Marketingdirek-tor von Respironics, Michael Rem-

Von Backöfen, schönen Mädchen und intelligenten Drehknöpfen

Philips Respironics – die „neue“ alteKonstante in der Schlafmedizin

I N D U S T R I E

1976 1981 1985 1989 1990

Jerry McGinnisgründet Respironics

Erste Masken

Erstes CPAP-Gerät (SleepEasy)Erstes BiPAP-Gerät

REMstar CPAP eingeführt

WERNER WALDMANN

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Page 17: Das Schlafmagazin 1-2012

mers. „Peter Farrell verstand es, dieSullivan’sche Erfindung publik zu ma-chen. McGinnis hat aufgegriffen, wasSullivan entdeckte. Er war eher einbescheidener, zurückgezogen leben-der Mann, der lieber im Labor tüf-telte, als groß nach außen zu wirken.Tatsache ist jedoch, dass Respironicsals erste Firma das industriell gefer-tigte CPAP-Gerät auf den Marktbrachte: SleepEasy.“ Und weiter:„McGinnis hat die wissenschaftli-chen Studien gelesen, interessierthat ihn aber am Schluss nur das, wasnoch zu klären war. Er wollte immerwissen, was noch fehlte, wie mannoch weiterkommen könnte.“

Vertrieben wurde das SleepEasyzunächst in den USA, dann aber auchsehr schnell in Deutschland. Nur darfman nicht vergessen, dass dies dieGründerzeit der CPAP-Ära war. Es gabkeine Schlaflabore, kaum Ärzte, dieetwas von Schlafapnoe wussten, undso gestaltete sich der Vertrieb auch

sehr schwierig. Wer wollte schon einsolches Gerät, in dieser Größe, für dieTherapie einer weitgehend unbe-kannten Krankheit, die die meistenals Modeerscheinung ansahen? „Re-spironics“, so Remmers, „sollte da-mals zehn Geräte verkaufen. Doch anwen? Gab es überhaupt so viele Patienten?“ Den Vertrieb übernahmHeinen + Löwenstein erst, als Health-dyne von Respironics übernommenworden war.

Oberste Priorität: der PatientenkomfortÜbrigens blieb McGinnis bis 2008 inder Firma aktiv; erst als Philips dasUnternehmen übernahm, zog er sichzurück. McGinnis wurde bald klar,dass der Therapiedruck das größteProblem für die Patienten war. Ein zuhoher Druck konnte Probleme mitder Compliance, also der Therapie-treue der Patienten nach sich ziehen.Respironics wollte daher Geräte mit

einem möglichst geringen Therapie-druck anbieten. Dies führte zur Erfin-dung der BiPAP-Technologie. Der Sinndahinter: In der Phase der Ausat-mung wird der Druck abgesenkt, umdas Ausatmen zu erleichtern. Erstbeim Einatmen wird der Druck wie-der erhöht, um die kollabierendenAtemwege zu schienen.

Auch eine andere Innovation derFirma – die Einschlaframpe – solltedem Patienten die CPAP-Therapienoch angenehmer machen, indembeim Einschlafen zunächst mit nied-rigem Druck begonnen wird, der sichdann langsam bis zum Maximal-druck steigert.

2003 überraschte Respironics dieSchlafapnoe-Szene mit der C-Flex-Technologie, die sich ganz nach Be-darf an jeden einzelnen Atemzug an-passt, indem sie zu Beginn der Aus-atmung flussabhängig für Druckent-lastung sorgt und kurz vor Ende derAusatmung dann wieder zum thera-

Respironics war für die Redaktion des Schlafmagazins fast zehn Jahre lang eine nicht sehr fass-bare Größe. Dem Fachpublikum war das Unternehmen natürlich bekannt, stammten doch diemeisten Polysomnografiesysteme (mit dem verführerischen Namen Alice) der Schlaflabore vonRespironics. Wir wussten nur, dass der amerikanische Hersteller Respironics seine CPAP-Gerätedurch Heinen + Löwenstein vertreiben ließ, und H+L war auch damals schon ein potenterPlayer auf dem schlafmedizinischen Markt. In der Selbsthilfelandschaft engagierte sich Respi-ronics äußerst zurückhaltend. Man fühlte sich als Hersteller und den Patientenkontakt pflegteja H+L intensiv. Als das Schlafmagazin Ende 2003 ein Porträt der Firma Heinen + Löwensteinpublizierte, erfuhren wir, dass Heinen + Löwenstein im Jahr 1992 ins CPAP-Geschäft eingestie-gen war und schlafmedizinisches Equipment des amerikanischen Herstellers Healthdyne vertrieb. 1998 wurde Healthdyne von Respironics gekauft. 1999 erwarb dann Heinen + Löwen-stein das exklusive Vertriebsrecht von Respironics für den deutschsprachigen Markt. Dennoch:Respironics blieb für den Patienten ein eher vager, unfassbarer Name. Das Unternehmen präsentierte sich ausschließlich auf Fachkongressen.

1996 2003

Erste Gel-Maske auf dem Markt

C-Flex-Technik vorgestellt

2006

CPAP-Geräte der M Serie eingeführt

2008

Philips übernimmt Respironics

2009

Neue Produktionsanlagen für PhilipsRespironics in Betrieb

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Page 18: Das Schlafmagazin 1-2012

peutischen Druck zurückkehrt. Heuteist im Auto-BiPAP-Gerät mit C-Flex ei-gentlich alles drin, was ein gutesGerät braucht, um auch mit schwie-rigen Situationen und anspruchsvol-len Patienten fertig zu werden. DerDruck – so die Philosophie dahinter –soll so angenehm (also niedrig) undeffizient (in der Einatemphase) wiemöglich sein.

ZukunftsvisionenAktuell beschäftigt sich das Unter-nehmen weniger mit der Kreationneuer Algorithmen, sondern mit De-tails im Handling, die dem Patientenden Umgang mit den Geräten er-leichtern sollen. So will man bei-spielsweise der Problematik, dasssich Wasser im Atemschlauch bildet,entgegentreten. Sensoren messenLufttemperatur und Luftfeuchtigkeitim Schlafzimmer, und dementspre-chend regelt der Luftbefeuchter imGerät seine Befeuchtungsintensität,um so die Kondenswasserbildung imSchlauch zu vermeiden. Auch diessoll wieder den Therapiekomfort fürden Betroffenen erhöhen.

Wie wird es mit der Entwicklungder CPAP-Technik weitergehen? Rem-mers: „Was die Algorithmen und dieSenkung des Therapiedrucks angeht,ist überall viel geschehen. Da wird inabsehbarer Zeit auch nichts Sensa-tionelles mehr möglich sein. Jedochsollte man die Benutzerführung, dieBedienung der Geräte insofern ver-

bessern, als dass sie ältere Patientenmit komplizierten Menüsteuerungennicht überfordert. Da kommt unsauch die Erfahrung von Philips – den-ken Sie bitte an den Philips-Slogan,sense and simplicity’ – zugute. DerPatient will z. B. in der Nacht die Ein-stellung des Befeuchters ändern.Dabei möchten wir ihm das Hantie-ren mit diversen Knöpfen ersparen.

Philips ist mit dieser Problematikschon allein von der Entwicklung sei-ner medizinischen Großgeräte hervertraut. Damit der Arzt in einerStresssituation, etwa in der Notauf-nahme, ein bestimmtes Gerät intui-tiv korrekt bedient, müssen die Ent-wicklungsingenieure sich klarma-chen, wie eine falsche Bedienungausgeschlossen werde kann. In unse-rer aktuellen CPAP-Serie bieten wirdeshalb einen einzigen Drehknopfzur Steuerung an; man muss sich alsonicht mehr mit mehreren Tasten-kombinationen auseinandersetzen.

Eine weitere Aufgabe für die Zu-kunft sehen wir im Design unsererCPAP-Geräte. Die Patienten schätzenes, wenn ihr Gerät nicht mehr als me-dizinisches Hilfsmittel auffällt, son-dern sich ästhetisch ins Ambientedes Schlafbereichs einfügt.“

Problemfeld MaskeNebenbei engagiert Philips Respiro-nics sich auch auf dem Gebiet derSauerstofftherapie und bietet diverseSauerstoffkonzentratoren an. Dasmarktführende Polysomnografiesys-tem in Deutschland stammte vonAnfang an von Respironics, die be-rühmte Alice. Remmers weiß dazueine anrührende Geschichte: „Entwi-

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Eine neue Chance für OSAS-Patienten: Telemonitoring Respironics arbeitet zurzeit an einem ganz anderen Projekt, das wirklichgebraucht wird, um die Betreuung der Patienten zu Hause zu verbessern:Telemonitoring heißt das Zauberwort. Diese Technologie wird übrigens inder Kardiologie schon seit längerem erprobt und auch konkret eingesetzt,um kardiale Risikopatienten zu überwachen. Telemonitoring bedeutetnichts anderes, als dass das Gerät regelmäßig automatisch die Messda-ten ans zuständige Schlaflabor sendet. Dadurch fällt es dem Arzt sofortauf, wenn mit der Therapie, aber auch mit der Therapietreue des Patientenetwas nicht stimmt. Den Patienten wird dadurch der Weg ins Schlaflaborerspart, und gleichzeitig kann man die Effizienz der Therapie auf dieseWeise kontinuierlich überwachen. Freilich ist dies ein heikles Thema: Pa-tientendaten müssen verschlüsselt übertragen werden, die Patienten müs-sen dieser „Kontrolle“ zustimmen, usw. In den USA sind bereits seit vierJahren drei Millionen Geräte mit einem solchen Funkmodul ausgestattet.Respironics hat eine Versuchsreihe gestartet. Das Problem: Abgesehen vonvielfältigen Datenschutzproblemen kostet das Funkmodul Geld, ebensodie Übertragung über das Mobilfunknetz. Einsparungen ergeben sich erstspäter, doch das muss der Hersteller den Kostenträgern erst einmal kon-kret nachweisen.

Es begann in PittsburghJerry McGinnis, von Haus aus Maschinenbauer, gründete Respironics imJahr 1976. Er war 18 Jahre lang President und Chief Executive Officer (CEO)des Unternehmens, bis er im November 1994 zum Vorstandsvorsitzendengewählt wurde.Vor seiner Tätigkeit bei Respironics arbeitete McGinnis 11 Jahre lang bei derWestinghouse Electric Corporation und war dort an verschiedenen ge-sundheitsbezogenen Projekten beteiligt. Diese Erfahrung lenkte sein In-teresse auf die Medizin. Als Manager des Unternehmensbereichs Bio -engineering wirkte er unter anderem an Projekten mit, in denen es umKunstherzen, Herzunterstützungssysteme sowie Sensoren und Überwa-chungsgeräte zur Messung von Blut- und Atemgasen ging.Als er bei Westinghouse ausschied, arbeitete McGinnis von 1969 bis 1971am Allegheny General Hospital in Pittsburgh als Leiter der chirurgischenForschungsabteilung. 1971 gründete McGinnis seine erste Firma: Lanz Me-dical Products. Gleichzeitig war er im Intensivpflegebereich des Presbyte-rian University Hospital in Pittsburgh tätig, wo er versuchte, mit neuenTechniken die Intensivpflege zu verbessern.McGinnis war Techniker und Ingenieur aus Leidenschaft, er suchte stän-dig nach neuen Lösungen, um das Leben der Patienten zu verbessern undihr Leiden zu lindern. Außerdem schrieb er zahlreiche Fachartikel und istAutor und Koautor etlicher wissenschaftlicher Untersuchungen; so ver-fasste er beispielsweise einen Beitrag für ein Buch zum Thema künstlicheBeatmung. Ihm gehören über 15 Patente in den USA, und er war an der Ent-wicklung zahlreicher Produkte von Respironics beteiligt.

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ckelt wurde dieses Diagnostiksystemin Belgien durch einen Meeresbiolo-gen. Durch Zufall. Seine kleine Toch-ter hieß Alice, und sie litt unterSchlafstörungen. Ihr Vater stellte fest,dass es bislang keine Möglichkeitgab, die Ursachen dieser Schlafpro-bleme herauszufinden. Also nutzte erseine technischen Kenntnisse alsMeeresforscher und entwickelte eineinfaches System, um Schlafstörun-gen zu diagnostizieren.“ Und darausentstand das wohl renommiertestePolysomnografiesystem der Welt.Dies war die Geburtsstunde der Alice,die sich fortan in immer neuen Ver-sionen in immer mehr Schlaflaborenetablierte, inzwischen in der aktuel-len Generation Alice 6. Michael Rem-mers: „Wir legen dabei Wert auf einekonstante Betreuung der Schlafla-bore und eine ebenso kontinuierlicheWeiterentwicklung des Systems,wobei alle Systeme miteinander

kompatibel sind.“ Respironics hat sich in der Schlaf-

medizin bewusst gegen die drahtloseÜbertragung der Messdaten ent-schieden. „Uns“, so Remmers, „istnicht klar, warum wir die Datendrahtlos übertragen sollen, wenn derPatient, falls er nachts das Bett ver-lassen will, nur ein einziges Kabel zie-hen muss, das aus der kleinen Boxführt, in der alle Kabel der Sensorenzusammenlaufen. Natürlich denkenwir auch darüber nach, drahtlos Sig-nale von den einzelnen Sensoren zuübertragen. Das würde Sinn machen.Aber das ist noch Zukunftsmusik.“

Ein Schwachpunkt der CPAP-Thera-pie sind nach wie vor die Masken.„Daran müssen wir intensiv weiter-arbeiten“, so Remmers. „Die idealeMaske für alle Patienten wird es wohlnie geben, dazu sind Kopfformen undGesichter der Menschen einfach zuunterschiedlich. So ist es sicher auch

sinnvoll, für Men-schen verschiedenerKontinente eigeneMasken zu entwi-ckeln. Bei unserer ak-tuellen Maske bietenwir bewusst für Män-ner und Frauen unter-schiedlich gestalteteModelle an. Mit modi-schen Ansprüchen hatdas nichts zu tun, nurunterscheiden sich dieGesichtsformen vonFrauen und Männerndeutlich. Wichtig ist,dass eine Maske keineDruckstellen erzeugt.Deshalb setzen wir alsMaterial schon langeauf Gel, das den Druckder Maske über dengesamten Gesichtsbe-reich verteilt; und natürlich sollen auchLeckagen vermiedenwerden. Und schließ-lich müssen die Mas-ken robust sein, langehalten, denn unterdem derzeitigen Kos-tendruck werden sievon den Kassen nichtmehr in kurzen Abständen ausge-tauscht.“ Als Ziel siehtRespironics eine Na-

senmaske, die in ihrer Größe einerMinimalkontaktmaske nahekommt.Das würde wieder ein weitererSchritt sein, um den Tragekomfortder Maske und damit die Therapie-treue zu erhöhen.

Mehr Infos über Philips Respironics:

Philips GmbHZweigniederlassungRespironicsGewerbestraße 1782211 HerrschingTel.: 08152 93060Fax: 08152 930618

[email protected]

www.philips.de/respi-ronics

Der „Philips-Tower“ in Hamburg

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Michael Remmers, Marketingdirector Home Healthcare SolutionsDeutschland, Österreich,Schweiz, Skandinavien, Russland, Ukraine

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in Drittel unseres Lebens ver-bringen wir schlafend. Wiewichtig gesunder Schlaf für uns

ist, spüren wir besonders dann, wennwir zu kurz oder zu schlecht geschla-fen haben. Dann fühlen wir uns psy-chisch und physisch nicht leistungs-fähig. Im Schlaf werden körperlicheRessourcen wiederhergestellt, undim Gehirn laufen Prozesse ab, diezum Beispiel für die Funktion des Ge-

dächtnisses wichtig sind. Wer nichtgenug schläft, lernt schlechter undwird eher krank.

Im Durchschnitt schlafen erwach-sene Menschen etwas mehr als sie-ben Stunden pro Tag; die Schlafdauerist jedoch individuell sehr unter-schiedlich. Diese Unterschiede kom-men zum einen durch verschiedeneinnere (z. B. Stress, Grübeln) und äu-ßere (z. B. Lärm, Licht) Einflüsse und

M. SC. NADEEM KALAK UND PD DR. MARC AXEL WOLLMER

• Koffein• Nikotin • Stressbedingter Anstieg des

körpereigenen „Stress -hormons“ Kortisol

• Psychische Störungen (z. B. Depression, Angst)

• Bluthochdruck• Diabetes

• Zu viel oder zu wenig Bewegung

• Lärm (z. B. schreiendes Kind,Straßenverkehr, Fluglärm)

• Licht• Unbequemes Bett• Jetlag• Sozialer Jetlag*• Gesellschaftliche Zeitgeber

(z. B. Bürozeiten, Schichtarbeit)

Tabelle 1: Nicht-genetische Faktoren, die den Schlaf beeinträchtigen können:

Gegenseitige Beeinflussung, mehrere Ursachen sind möglich, und ur-sprüngliche Auslöser können im Lauf der Zeit durch andere ergänzt werden.

* Beim sogenannten „sozialen Jetlag“ verhält es sich ähnlich wie bei einemdurch Langstreckenflüge verursachten Jetlag: Zum sozialen Jetlag kommtes immer dann, wenn zu große Abweichungen zwischen der Zubettgehzeitan Wochentagen und dem Zubettgehen am Wochenende bestehen. Dabeileiden die Betroffenen ebenfalls unter nächtlichen Schlafstörungen, Ta-gesschläfrigkeit und verminderter geistiger und körperlicher Leistungsfä-higkeit.

Wie die Gene unseren Schlaf beeinflussen

Unser Schlaf wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: psychisches Befinden, körperliche Akti-vität, soziale und berufliche Einflüsse, Konsum vonstimulierenden und beruhigenden Substanzen usw.Daneben bestimmen aber auch unsere Gene, wielange, wann und wie wir schlafen. Forscher arbeitenintensiv daran, genetische Einflüsse auf unserSchlafverhalten zu entschlüsseln. Dadurch könntenneue Wege gefunden werden, unseren Schlaf zu beeinflussen und Schlafstörungen zu behandeln.

F O R S C H U N G

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Zeitgeber (beispielsweise Bürozeiten,schreiendes Kind) zustande, zum an-deren aber auch durch individuelleBedürfnisse und Neigungen. MancheLeute gehen lieber früh ins Bett, umdafür morgens zeitig aufzustehen,während andere abends lieber längeraufbleiben und morgens entspre-chend später aus den Federn kommen. Wir haben also einen unterschiedlichen Schlaf-wach-Rhythmus.

Die biologische Uhr, die den Schlaf-wach-Rhythmus vorgibt, hat beimMenschen eine Periodenlänge vonungefähr 24 Stunden. Anhand dieserRhythmik kann man verschiedenesogenannte Chronotypen unter-

scheiden. Es gibt Menschen miteinem frühen Chronotyp, die manauch als „Lerchen“ bezeichnet, undsolche mit einem späten Chronotyp(„Eulen“). Auch die Schlafdauer, dieman benötigt, um leistungsfähig zusein, unterscheidet sich von Menschzu Mensch: Es gibt ausgesprocheneKurz- und Langschläfer.

All diese Unterschiede sind zueinem großen Teil auch genetisch be-dingt. Das haben Studien gezeigt, indenen man das Schlafverhalten voneineiigen (monozygoten) Zwillingenmit dem von zweieiigen (dizygoten)Zwillingen verglich, um den Einflussvererbbarer Faktoren auf das Schlaf-verhalten einzuschätzen.

Insbesondere für die Entwicklungdes Chronotyps scheinen die Geneeine entscheidende Rolle zu spielen.Aber auch andere Schlafmerkmalewie Schlafdauer, Schlafqualität unddas Auftreten von Schlafstörungenwerden zu einem erheblichen Anteil(12–44 %) durch genetische Faktorenbestimmt. Welche Gene im Einzelnendie verschiedenen Schlafmerkmalebeeinflussen, darüber herrscht nochgroße Unklarheit.

Insgesamt ist anzunehmen, dassunser Schlafverhalten von einemkomplexen Zusammenspiel verschie-dener Gene untereinander sowie miteiner Vielzahl von Umweltfaktorenbestimmt wird.

Tabelle 2: Genetische Einflüsse auf Schlafstörungen

Störung Gen SchlafsymptomeFatale familiäre Schlaflosigkeit Mutation im Gen PRNP Neurodegenerative Erkrankung mit fortschreitenden

Ein- und Durchschlafstörungen bis hin zur Schlaflosigkeit. Tödlicher Verlauf

Familiäres vorverlagertes Mutationen in den Genen Extrem vorverschobener Schlaf-wach-Rhythmus,Schlafphasensyndrom PER2 und CKIdelta bei dem die Betroffenen schon um zirka 18 Uhr statt 23

Uhr schläfrig werden und bereits um etwa 4 Uhr statt 7 Uhr aufwachen

Narkolepsie HLA-assoziiert, außerdem Tagesmüdigkeit, Kataplexie (plötzlicher VerlustAssoziation mit den Genen des Muskeltonus bei starken Emotionen),MAOA, COMT und TNF Schlaflähmung

REM-Schlaf-Verhaltensstörung Möglicherweise HLA-assoziiert Seltene Parasomnie, oft im Kontext von neurodegene-rativen Erkrankungen. Fehlende Erschlaffung der Skelett- muskulatur im REM-Schlaf mit lebhaften Bewegungen im Traum

Schlafwandeln HLA-assoziiert Umhergehen im Tiefschlaf ca. 1–3 Stunden nach dem Einschlafen, wobei der Betroffene sich nach dem Aufwachen nicht mehr an dieses Verhalten erinnert

Kleine-Levin-Syndrom HLA-assoziiert Seltene Erkrankung mit Phasen übermäßiger Schläfrigkeit(Hypersomnie), in denen die Patienten bis zu 1–2 Tage amStück fast ununterbrochen schlafen, sowie mit Essstörun-gen, gesteigertem sexuellem Verlangen, kognitiven undVerhaltensstörungen

Verzögertes Schlafphasensyndrom HLA-assoziiert Nach hinten verschobener Schlaf-wach-Rhythmus, bei dem die Betroffenen erst um zirka 2 Uhr morgens statt um 23 Uhr abends schläfrig werden und am Morgen erst um etwa 10 Uhr statt 7 Uhr aufwachen

Zirkadiane Schlaf-wach- Möglicherweise HLA-assoziiert; Unregelmäßig über den 24-Stunden-Tag verteilte Schlaf-Rhythmus-Störung Assoziationen mit den Genen phasen, Ein- und/oder Durchschlafstörungen mit erhöhter

PER3 und AANAT Tagesschläfrigkeit und möglicher täglicher Verschiebungder Einschlaf- und Aufwachzeit um 1–2 Stunden

Schlafapnoe-Syndrom Mögliche Assoziation mit den Tagesschläfrigkeit aufgrund von Durchschlafstörungen,Genen APOE und ACE die durch unbemerkte Atempausen während des Schlafs

verursacht werdenRestless-Legs-Syndrom (RLS) Beeinflussung des Schweregrads Vor allem abends und nachts Missempfindungen in

durch das MAOA-Gen; familiäre den Beinen mit unwiderstehlichem Drang, diese zuFormen mit Bezug zum NTS-Gen bewegen, und daraus resultierende Störung des Schlafs

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Früh- und SpätaufstehergeneIn so genannten genetischen Asso-ziationsstudien hat man untersucht,ob Gene, von denen aus anderem Zusammenhang bekannt ist, dass sieeine Rolle in der Regulation desSchlafs und der Schlaf-wach-Rhythmik spielen, einen Einfluss aufMerkmale wie Chronotyp oderSchlafdauer haben. Tatsächlich zeigtesich dabei, dass die sogenannte 5-re-peat-Variante des Gens PER3 miteinem frühen Chronotyp assoziiertist; außerdem reagieren Träger dieserGenvariante auf Schlafentzug ehermit einer Verschlechterung ihrer kog -nitiven Leistungen. Diese PER3-Vari-ante beeinflusst übrigens auch dasMuster des Schlaf-EEGs.

Seltene Varianten des Gens DEC2gehen mit einer besonders kurzenSchlafzeit einher. Träger dieser Vari-ante benötigt nur etwa sechs Stun-den Schlaf pro Nacht, um sich ausge-schlafen zu fühlen. Seltene Verände-rungen im Gen CSNK1E schützenmöglicherweise vor einem verzöger-ten Schlafphasensyndrom, bei demder Nachtschlaf nach hinten ver-schoben ist: Solche Menschen schla-fen in der Regel erst gegen zwei Uhrnachts ein und sind morgens erstgegen zehn Uhr richtig wach. AuchVarianten des AANAT-Gens, das eineRolle im Stoffwechsel des „Schlafhor-mons“ Melatonin spielt, haben eineBeziehung zu diesem Syndrom.

Varianten im PER2-Gen gehen mitdem familiären vorverlagertenSchlafphasensyndrom einher, beidem der Nachtschlaf nach vorne ver-schoben ist: Solche Menschen wer-den abends schon gegen 18 Uhrmüde und sind dafür bereits um vier

Uhr morgens ausgeschlafen. Seit einiger Zeit kann man genetische As-soziationsstudien nicht nur für hypo-thesengesteuert ausgewählte Kandi-datengene durchführen, sondern hypothesenfrei Varianten im gesam-ten Genom des Menschen auf Asso-ziationen mit verschiedenen Merk-malen hin untersuchen. Solche ge-nomweiten Assoziationsstudien mitgleichzeitiger Bestimmung von bis zuzwei Millionen genetischer Variantenermöglichen es, neue Erkenntnisseüber die Regulation des Schlafs zugewinnen, indem sie Zusammen-hänge zwischen Schlafmerkmalenund Genen herstellen, die bishernicht für eine Rolle in der Schlafregu-lation bekannt gewesen sind. Außer-dem erlauben sie Einblicke in dieWechselwirkungen zwischen ver-schiedenen Genen. Solche Studien er-fordern die Untersuchung einer gro-ßen Zahl von Individuen, damit diestatistischen Voraussetzungen fürzuverlässige Ergebnisse erfüllt sind.

Eine erste kleinere genomweite As-soziationsstudie hat einen Zusam-menhang zwischen dem Gen NPSR1mit einer Neigung, eher spät ins Bettzu gehen, gezeigt. Dieses Gen kodiertden Rezeptor für das Neuropeptid S,von dem schon lange bekannt ist,dass es eine Rolle in der Regulationder Wachheit spielt. Die Erforschungder genetischen Regulation des ge-sunden, physiologischen Schlafver-haltens steckt also noch in den Kin-derschuhen, steht aber am Anfangeiner Entwicklung, die unser Ver-ständnis des Schlafs grundlegend er-weitern und vertiefen kann.

Genetische Ursachen vonSchlafstörungenEtwas mehr wissen wir bereits überdie Rolle der Gene bei verschiedenenErkrankungen, die mit einer Störungdes Schlafverhaltens einhergehen. Esgibt sogar Fehlregulationen desSchlafverhaltens, die durch eine Mu-tation in einem einzigen Gen verur-sacht werden. Eine solche Erkran-kung ist zum Beispiel die fatale fami-liäre Insomnie (FFI) oder tödliche fa-miliäre Schlaflosigkeit, die auf einerMutation im Prion-Gen beruht.

Bei der zum Glück seltenen fatalenfamiliären Insomnie, die mit derCreutzfeldt-Jakob-Erkrankung ver-wandt ist, lagern sich Prionen im Ge-

hirn ab und führen zum Absterbenzahlreicher Nervenzellen. Meist trittdiese Erkrankung zwischen dem 40.und 60. Lebensjahr auf und äußertsich in einer bis hin zur Schlafunfä-higkeit reichenden Abnahme derSchlafzeit, motorischen Störungen(z. B. Muskelzittern, Sprech- undSchluckstörungen), Verhaltensauffäl-ligkeiten und kognitiven Defiziten bishin zur Entwicklung einer Demenz.Die Erkrankung verläuft stets tödlich.

Aber auch bei anderen Schlafstö-rungen spielen die Gene eine Rolle –so etwa bei der Narkolepsie, demSchlafwandeln und dem Schlafap-noe-Syndrom. Interessanterweise ge-hören einige Gene, die bei Schlafstö-rungen (z. B. Narkolepsie) eine Rollespielen, zum sogenannten humanenLeukozytenantigenkomplex (kurz:HLA-Komplex). Die humanen Leuko-zytenantigene tragen zur Erkennungund Zerstörung körperfremder Stoffedurch die weißen Blutkörperchen bei.Die wichtige Rolle des HLA-Komple-xes bei bestimmten Schlafstörungenweist auf eine Beziehung zwischenSchlaf und Immunsystem hin.

Auch bei der Schlafapnoe kommtgenetischen Faktoren eine Bedeu-tung zu. Möglicherweise besteht einZusammenhang mit den GenenAPOE und ACE. Veränderungen dieserbeiden Gene erhöhen u. a. auch dasRisiko für Herz-Kreislauf-Erkran-kungen. Außerdem tragen zur Ent-stehung einer obstruktiven Schlafap-noe Faktoren wie Übergewicht unddie Anatomie des Mund-Rachen-Raums bei, die auch durch genetischeEinflüsse mitbestimmt werden.

FazitSowohl der gesunde Schlaf als auchSchlafstörungen unterliegen demEinfluss unserer Gene. BestimmteStörungen können durch eine Muta-tion eines Gens verursacht werden.Andere Störungen werden durch ge-netische Einflüsse mitbedingt. Rhyth-mik und Dauer unseres Schlafs wer-den wahrscheinlich durch komplexeWechselwirkungen zwischen vieler-lei genetischen und nicht-geneti-schen Faktoren bestimmt. Die Erfor-schung dieser Faktoren kann dazubeitragen, unser Schlafverhalten bes-ser zu verstehen und neue Wege inder Behandlung von Schlafstörungenzu finden.

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M. Sc. Nadeem Kalak arbeitet als Forschungspsychologe in der Abteilung für Depressionsforschung, Schlafmedizin und Neuro-physiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel.Sein Forschungsschwerpunkt ist Schlaf im Jugendalter.

PD Dr. med. Marc Axel Wollmer ist Oberarzt im Bereich Alters-psychiatrie an den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel.Sein Forschungsschwerpunkt ist die Genetik der Alzheimer-Demenz. Aktuell beschäftigen sich beide Wissenschaftler auch mit der Rolle der Gene bei der Regulation des Schlafs.

Korrespondenzadresse:Nadeem Kalak, M.Sc., Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel,Abteilung für Depressionsforschung, Schlafmedizin und Neuro-physiologie, Zentrum für Schlafmedizin der Basler Universitäts-klinikenWilhelm-Klein-Str. 27; CH-4012 BaselTel.: +41 61 3255236; Fax: +41 61 3255513 E-Mail: [email protected]

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23das schlafmagazin 1/2012

Klinische Behandlungsstudie Unruhige Beine (RLS) undnächtlicher Blutdruck

Schlafstörungen sind ein häufi-ges Gesundheitsproblem inwestlichen Industriestaaten.

Sie bedürfen im Regelfall aber erstdann einer Behandlung, wenn dieSchlafstörung über einige Wochen injeweils mehreren Nächten proWoche besteht. Häufig resultierendaraus Konzentrationsstörungen, Ge-reiztheit und eine generell schlechteStimmung. Schlafstörungen beste-hen oft über Jahre oder Jahrzehnte,sie dürfen daher nicht auf die leichteSchulter genommen werden. Geradezu Beginn sind nicht-medikamentöseVerfahren sehr erfolgreich. Dennochfinden sich bei etwa 30 % der Patien-ten, die nicht auf nicht-medikamen-töse Verfahren oder später klassischeSchlafmittel ansprechen, organischeUrsachen der Schlafstörung, die danneiner spezifischen Behandlung be-dürfen.

Umgekehrt sind manche Schlaf-störungen bereits durch einfache Be-fragungen gut erfassbar. Ein Beispielhierfür ist das Syndrom der unruhi-gen Beine, auch Restless-Legs-Syndrom (RLS) genannt. Dabei han-delt es sich um eine neurologische Er-krankung, die in jedem Alter auftre-ten kann. RLS ist durch abendlicheoder nächtliche Missempfindungenwie Ziehen, Kribbeln oder Tiefen-schmerz vor allem in den Beinen ge-kennzeichnet, wobei diese Be-schwerden mit einer Bewegungsun-ruhe der betroffenen Extremitäteneinhergehen. Die Symptome verbes-sern sich, sobald die Beine bewegtwerden. Bei etwa 80 % der Betroffe-nen kommt es zusätzlich zu sekun-denkurzen Muskelzuckungen im Wa-chen oder Schlafen (Syndrom peri-odischer Extremitätenbewegungen,PLMD), die oft von den Patienten garnicht wahrgenommen werden. Trotz-dem wird dadurch das Ein- und/oderDurchschlafen erschwert, die Betrof-fenen werden immer wieder kurz ge-weckt und können so keinen erhol-

samen Schlaf finden. Beide Störun-gen sind bei vielen Patienten schwie-rig zu behandeln. Oft kommt es imLaufe der Zeit zu einem Wirkungs-verlust der Medikamente oder dieSymptome treten zu anderen Zeitenauf.

Eine besondere Aufmerksamkeitkommt den periodischen Beinbewe-gungen im Rahmen des RLS zu, seit-dem bekannt ist, dass diese mit kur-zen nächtlichen Blutdruckspitzeneinhergehen können. Dies scheint zu-mindest bei einem Teil der Betroffe-nen der Fall zu sein und bleibt auf-grund des nächtlichen Auftretens beientsprechenden Routineuntersu-

chungen beim Hausarzt dann uner-kannt.

Zu der Gesamtproblematik „unru-hige Beine und nächtliche Blutdruck-erhöhungen“ bieten derzeit mehrerespezialisierte Studienzentren in ganzDeutschland die Teilnahme an einerklinischen Behandlungsstudie an.Untersucht wird zweimal zweiNächte im Schlaflabor mit gleichzei-

tiger kontinuierlicher Blutdruckmes-sung und Langzeit-EKG. Nach denersten zwei Nächten wird mit einemPflaster behandelt, das bereits zurBehandlung des RLS zugelassen ist,um zu sehen, ob sich hierunter dernächtliche Blutdruck verändert. Al-lerdings erhält ein Teil der Teilnehmerein Pflaster ohne Wirkstoff, d. h. einso genanntes Scheinpräparat oderPlacebo. Nach fünf bis sieben Wo-chen erfolgen die zweiten zweiNächte im Schlaflabor.

Wie stets in klinischen Untersu-chungen beginnt der Ablauf miteiner ausführlichen Aufklärung überdie Studie und einer gründlichen Vor-

untersuchung. Die Teilnahme bietetsich für Patienten an, die mittel-schwere bis schwere RLS-Symptomeaufweisen, noch nicht mit einemPflaster behandelt worden sind, be-reit sind, zumindest über eine Wocheauf jegliche RLS-Medikation zu ver-zichten, und unter 75 Jahre alt sind.

Die teilnehmenden Zentren findenSie im blauen Kasten.

Zentren der Studie: RLS und nächtlicher Blutdruck

1. Berlin: ASR GmbH, Herr Prof. Dr. I. Fietze

2. Berlin: EMOVIS GmbH, Frau B. Bergtholdt, Tel.: 030 31013619

3. Kassel: Paracelsus Elena Klinik, Frau Prof. Dr. C. Trenkwalder4. Kassel: Studienzentrum Wilhelmshöhe GmbH, Herr Prof. Dr. G. Mayer,

Tel.: 0561 988500225. Marburg: Phillips Universität, Neurologie, Herr Prof. Dr. W. Oertel,

Tel.: 06421 5866279

6. Marburg: Somnomar GmbH, Frau Prof. Dr. K. Stiasny-Kolster, Tel.: 06421 4899880

7. München: Bonomed GmbH, Frau Prof. I. Eisensehr, Tel.: 089 45226303

8. Münster: Universitätsklinikum, Neurologie, Herr Prof. Dr. P. Young, Tel.: 0251 8348016

9. Regensburg: Schlaflabor am Bezirksklinikum, Herr Dr. P. Geisler, Tel.: 0941 9412843

10. Schwerin: Somnibene GmbH, Frau PD Dr. H. Benes, Tel.: 0385 207980

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Gerade auch für Menschenmit höherem bis sehr hohemKörpergewicht ist es wichtig,

rückengerecht liegen zu können undeine spezielle Abstützung zu erfah-ren. Dabei gilt auf keinen Fall die De-vise: Je schwerer der Schläfer, destohärter muss die Matratze sein.

Um eine ergonomisch korrekte La-gerung der Wirbelsäule zu erreichenund Druckstellen an Schulter, Hüfteund Becken zu vermeiden, ist eswichtig, dass die Matratze mit einemhöheren Matratzenkern von wenigs-tens 17 cm Höhe ausgestattet ist undmit einem höheren Raumgewicht(RG 55 und höher) eine dauerhafteAbstützung über die gesamte Schlaf-dauer garantiert. (Das Raumgewicht– abgekürzt: RG – gibt die Dichte desverwendeten Schaums für die Kern-herstellung von Matratzen in Kilo-gramm pro Kubikmeter an.)

In der Seitenlage muss eine wei-chere Schulterzone die oftmals brei-teren Körpermaße besonders entlas-

ten, damit es nicht zu Verspannun-gen und Fehlhaltungen kommt. Einhöheres Kissen, das sich an der Schul-terbreite und den Einsinkwerten vonMatratze und Unterfederung orien-tiert, gehört ebenfalls dazu.

Entscheidend für einen erholsa-men Schlaf ist das richtige Bett – unddas heißt vor allem auch eine guteUnterfederung als Fundament. Diesgilt insbesondere für Menschen, diemehr Kilos auf die Waage bringen:Gerade bei einem hohen Gewichtmuss der Körper im Liegen richtig ge-stützt werden, sonst geben Bettsys-tem und Rücken bald nach. Kann dieWirbelsäule im durchhängendenBett nicht gerade liegen, kommt eszu Ausweichhaltungen, woraus sichin vielen Fällen Rückenbeschwerdenentwickeln. Langfristig lohnt sichdeshalb die Investition in ein bestän-diges Bettsystem, das auch bei hoher

Beanspruchung Haltung bewahrt. Für die besonderen Bedürfnisse

kräftiger Menschen haben innovative

Bettenhersteller wie beispielsweiseLattoflex als Erfinder des Lattenros-tes deshalb eine neue Modellreiheauf den Markt gebracht, die alle Vor-teile der hochsensiblen, punktelasti-schen Federung bietet, darüber hi-naus aber speziell verstärkt wurde:Eine tiefe und extralange Schulter-zone verspricht besonderen Komfort;die höhere Belastung wird aufgefan-gen von besonders stabilen Träger-profilen, zusätzlichen Querzargenund Federblöcken, die die Federele-mente unterstützen. Zur Auswahlstehen für ein Körpergewicht abetwa 100 Kilo das Modell 300 XLsowie eine XXL-Version – für ein Ge-wicht zwischen 130 und 160 Kilo.

Tragende Elemente der einzigarti-gen Unterfederung sind auch bei die-sen Modellen elastische Flügel, die inalle Richtungen beweglich sind. Jederdieser Sensoflügel verfügt über meh-rere Arme. Mit einer Vielzahl an Auf-lagepunkten passt sich die paten-tierte Torsionsunterfederung punkt-genau der spezifischen Körperformund dem Gewicht des Schläfers an.Aufgrund dieser Flexibilität liegt dieWirbelsäule gemäß ihrer Naturform,Schlafbewegungen werden nichteingeschränkt, die Blutzirkulationverbessert sich und der Muskelappa-rat kann sich lockern. Ideale Voraus-setzungen für einen wohltuendenSchlaf ohne Verspannungen. Fürleichtere Personen, die gerne hart

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D A S B E T T

JÜRGEN KÖRNER

Rückengerechte Bettsysteme für schwergewichtige Menschen

Instabile oder veraltete Lattenroste bewirken einen „Hängematteneffekt“ und sind keinesfalls rückengerecht.

Matratze und Unterfederung stützen den Körper rückengerecht aus. Die Wirbelsäulewird in ihrer natürlichen Form gelagert.

Jürgen Körner, Betten- und Liegefachberater in Sindelfingen.Raum und Design KGWurmbergstr. 3–571063 SindelfingenTel.: 07031 [email protected]

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schlafen, sind diese Bettsystemenicht geeignet. Denn sie bringennicht genug Gewicht auf, um in denentscheidenden Bereichen richtigausgestützt zu werden.

Passend zu den Maxi-Unterfede-rungen entwickelte der Bettenher-steller Lattoflex auch XL- und XXL-Matratzenkerne mit einem speziellenSchnitt für hohe Gewichtsbelastun-gen. Hergestellt aus dem hochwerti-gen Spezialschaum PUR-Schaum Cli-maCell® bilden sie mit verlängerterSchulterzone die perfekte Ergänzungzu den XL- und XXL-Unterfederungen.

Dazu stehen verschiedene Matrat-zenbezüge zur Auswahl, die ab-nehmbar und waschbar sind undauch hygienischen oder allergologi-schen Ansprüchen gerecht werden.

Neben Lattoflex bieten weitereMarkenhersteller wie beispielsweiseauch die Firma Rummel spezielle

Bettsysteme mit verstärkten Matrat-zen und Unterfederungen für Men-schen mit höherem Körpergewichtan. Bei einer persönlichen Fachbera-tung im Bettenfachgeschäft werdendabei alle individuellen Anforderun-gen besprochen und verschiedene

Möglichkeiten angeboten. In derrichtigen Auswahl kombiniert, erge-ben Unterfederung, Matratze unddas Nackenstützkissen ein Bettsys-tem, das bei gleicher Bauhöhe wieein herkömmliches Bett deutlich sta-biler – und gesünder – ist.

Stabile Unterfederungen mit Sensoflü-geln stützen den Schläfer in jeder Schlaf-lage optimal.

ClimaCell-Matratzen mit verstärktemKaltschaum für schwergewichtige Menschen bis 160 kg Körpergewicht.

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Hilfe für unseren Schlaf – zu jeder Jahreszeit

Man schläft erholsamer, wenn derKörper nachts seine Temperatur so regulie-ren kann, dass es nichtzu heiß und nicht zukühl ist und dass vorallem überschüssigeFeuchtigkeit abtranspor-tiert wird. Eigentlichbräuchte man eine Kli-maanlage fürs Bett. DasKlima unter der Bettde-cke muss in sorgfältiger Balance bleiben. Das istnicht selbstverständlich.

Die Bettdecke muss wärmen,die Kälte abhalten. Wenn sieaber schwer auf dem Körper

lastet und die vom Körper abge-strahlte Wärme und Feuchtigkeit zu-rückhält, schläft man in einem fasttropischen Klima, das dem Organis-mus nicht gut bekommt. Ist die Bett-decke dagegen zu dünn, kriecht dieKälte an den Körper und mit dem er-holsamen Schlaf ist es wieder nichts.

Im Auftrag eines Herstellers vonBettwaren, der Gebr. Sanders GmbHaus Bramsche, wurde das Schlafver-halten von Probanden, die nicht anSchlafstörungen litten, unter zweiBettdecken untersucht, wobei dieeine keine Klimazonen besaß, die an-dere dagegen mit dieser Technik aus-gestattet war. Klimazonen transpor-tieren überflüssige Luftfeuchtigkeit

nach außen und balancieren dasKlima in der menschlichen „Schlafhöhle“ aus. Der Schlaf unter einer kli-maregulierten Bettdecke dauerte imVergleich länger und war ruhiger. DieTiefschlafphasen verlängerten sichbis um die Hälfte – so das Resultatder Studie.

Das Unternehmen Gebr. Sanderswurde 1885 von Gustav Wilhelm undOtto Sanders gegründet und nanntesich „Mechanische Baumwoll-Webe-rei und Färberei Gebr. Sanders“. 1983 trat Hans-Christian Sanders in dasUnternehmen ein. Sanders kauftemehrere Mitbewerber zu und bietetheute mit Weberei, Konfektion, Bett-federnfabrik und Steppdeckenpro-duktion klassische Bettwaren in vie-len Variationen. 2004 kamen unterdem Namen Climabalance® die ers-ten Bettdecken mit einer besondersraffinierten Technik auf den Markt,die den Körper atmen lässt und über-flüssige Feuchtigkeit und Wärme ausder Betthöhle über Kapillareffekteableitet.

Die Sanders-Ingenieure schauensich dabei viel von der Natur ab. Bio-nik heißt diese Sparte, in der man fürtechnische Probleme vorhandene Lö-sungen in der Natur sucht und dannfür die technischen Produkte adap-tiert.

Den Durchschnittsschläfer, der bis-lang kein besonderes Interessen fürdie Ausstattung seines Bettes zeigte,muss es schon hellhörig machen,

wenn er erfährt, dass auch Bettwa-ren Hightech-Qualität haben können. Beispielsweise hat Sanders Ende ver-gangenen Jahres die leichteste Dau-nendecke der Welt auf den Markt gebracht. Der Bezug besteht aus su-perleichtem daunendichtem Poly-amid. Gefüllt ist die Decke mithauchzarten Gänsedaunen besterQualität. Die Decke bringt nur 300Gramm auf die Waage und lässt sichkinderleicht mit auf die Reise neh-men. Ein Segen beispielsweise drau-ßen an kühlen Herbstabenden beimPicknick, im Flugzeug oder in derBahn.

Als Bettenlaie wundert man sich darüber, dass solche Produkte immerwieder zu toppen sind. Sie sind esaber: Die Sanders-Entwickler arbei-ten gerade an einem speziellenSchlafsack für die Raumfahrt.

Red.

Mehr Infos:

Gebr. Sanders GmbH & Co. KGMaschstraße 249565 Bramsche

Tel.: 05461 804-0Fax: 05461 804-180

[email protected]

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Wir verbringen immer mehrZeit vor Computer- und Fern-sehbildschirmen. Viele dieserBildschirme sind mit LED-Hintergrundbeleuchtung ausgestattet. Ein deutsch-schweizerisches Forscherteamhat herausgefunden, dass solche Bildschirme wach ma-chen, weil sie die abendlicheAusschüttung des Schlaf-hormons Melatonin drosseln.Schlecht für alle, die gernespätabends am Computer sitzen – und hinterher „senkrecht im Bett stehen“!

ildschirme mit Hintergrundbeleuch-tung durch lichtemittierende Dioden(LEDs) geben im Gegensatz zu her-

kömmlichen Röhrenbildschirmen eine großeMenge Licht der Wellenlänge 464 Nanome-ter ab. Dieses Licht scheint den Schlaf zu ver-treiben. Das hat eine im Jahr 2011 veröffent-lichte Studie von Wissenschaftlern um denChronobiologen Professor Christian Cajo-chen von der Universität Basel gezeigt. DieWissenschaftler ließen zwölf gesunde männ-liche Testpersonen im Alter von 19 bis 35 Jah-ren abends fünf Stunden entweder vor LED-Bildschirmen oder vor konventionellen Com-puterbildschirmen verbringen. Bei den Pro-banden wurde kontinuierlich ein EKG, EEG

und EOG (elektrische Aufzeichnung der Au-genbewegungen) abgeleitet. Außerdemwurde jede halbe Stunde der Melatoninge-halt ihres Speichels gemessen, sie musstenFragebögen zu ihrer Schläfrigkeit ausfüllenund sich Aufmerksamkeits-, Lern- und Reak-tionstests unterziehen.

Das Ergebnis dieser Untersuchung warverblüffend, vielleicht sogar erschreckend:Die LED-Bildschirme unterdrückten bei denVersuchspersonen tatsächlich die Produktiondes Hormons Melatonin, das abends undnachts ausgeschüttet wird und uns schläfrigmacht. Die Probanden, die vor solchen Bild-schirmen saßen, fühlten sich wacher undwaren es auch tatsächlich, wie ihre EKG- undEOG-Ableitungen bewiesen. Daueraufmerk-samkeit, Lernfähigkeit und Reaktionsschnel-ligkeit verbesserten sich ebenfalls.

Ein zweischneidiges SchwertKlingt eigentlich ganz gut – schließlich ver-langt die moderne Arbeitswelt von uns, dasswir immer leistungsfähiger werden. Diewach machende Wirkung der LED-Bild-schirme hat aber auch Nachteile – nämlichbei Menschen, die abends gern lange amComputer oder an Spielkonsolen sitzen. Wienegativ diese Bildschirme sich im realenLeben auf den Schlaf-wach-Rhythmus sol-cher „Nachteulen“ auswirken könnten, lässtdie Studie von Cajochen und Kollegen nurerahnen: „Die Probanden in unserer Studiewaren der LED-Hintergrundbeleuchtung nurin bescheidenem Maß ausgesetzt, nämlichfünf Stunden lang an einem einzigenAbend“, geben die Autoren der Studie zu be-denken. Überlegt man sich aber, wie viele

Stunden schon Kinder und Jugendliche tag-täglich vor Computern und anderen Bild-schirmen sitzen, und kalkuliert man ein, dassdie störende Wirkung des LED-Lichts auf denSchlaf-wach-Rhythmus sich auf die Dauer zueinem Langzeiteffekt summieren könnte, sokann einem schon angst und bange werden.

Die Autoren sehen in der wach machen-den Wirkung der LED-Hintergrundbeleuch-tung eine mögliche Erklärung dafür, warumimmer mehr Kinder und Jugendliche unterSchlafstörungen, insbesondere Verschiebun-gen des Schlaf-wach-Rhythmus, leiden.„Wenn schon ein einziger Abend vor soeinem Bildschirm zu späteren Einschlafzei-ten führen kann (worauf unsere Daten hin-deuten), könnte tägliches ständiges Sitzenvor dem Computer den Zeitpunkt des Ein-schlafens mit der Zeit immer weiter nachhinten hinausschieben“, meinen sie und hal-ten es sogar für möglich, dass Computer-bildschirme zur Entstehung eines spätenChronotyps (so genannter „Eulen“) beitragenkönnten.

Neue Bildschirme braucht das LandDie Uhr des technologischen Fortschrittslässt sich nicht zurückdrehen. Mittlerweilenutzen schon über zwei Milliarden Men-schen das Internet – und es werden täglichmehr. Die Autoren der Studie schlagen dahervor, aus der Not eine Tugend zu machen undBildschirme zu entwickeln, die sich in ihrerStrahlungsfrequenz flexibel dem Tagesver-lauf anpassen oder – noch besser – den Be-dürfnissen und dem individuellen Schlaf-wach-Rhythmus des Benutzers entspre-chend einstellbar sind.

Stören moderne Computer-bildschirme den Schlaf? MARION ZERBST

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Wer möchte nicht gern einmal Drehbuchautor, Regisseur und Schauspielerin einem sein? Dieser Traum kann wahr werden: im so genannten Klar-traum. Wenn Menschen im Traum bewusst ist, dass sie träumen,spricht man von einem Klartraum oder auch luziden Traum. In die-sen Träumen hat man die Möglichkeit, Einfluss auf das Traum-geschehen zu nehmen: So könnte man beispielsweise zu einemTraumstrand fliegen oder durch Wände gehen.

Morgenstund hat Gold im MundWie Sie den Morgenschlaf für

Klarträume nutzen könnenPD DR. DANIEL ERLACHER UND DIPL.-PSYCH. MELANIE SCHÄDLICH

T R Ä U M E

Vielleicht haben Sie ja selbstschon einmal einen Klar-traum erlebt? In einer reprä-

sentativen Umfrage aus Deutschlandgab jeder zweite der Befragten an,mindestens einmal im Leben be-wusst geträumt zu haben. JederFünfte träumt mindestens einmal imMonat klar. Trotz des nicht seltenenVorkommens von Klarträumern(auch Oneironauten genannt) in derBevölkerung wurde das luzide Träu-men von der Wissenschaft lange Zeitignoriert. Die Berichte von Menschen,die behaupteten, ihre Träume be-wusst zu erleben, erschienen vielenWissenschaftlern paradox. Sie erklär-ten sich diese Erlebnisse damit, dassdie Schlafenden während der Nachtkurzzeitig aufgewacht sein musstenund sich beim WiedereinschlafenSchlaf und Wachheit in den Köpfender Personen vermischten.

Erst Ende der Siebzigerjahre desvergangenen Jahrhunderts konntenStephen LaBerge in den USA undKeith Hearne in England unabhängigvoneinander im Schlaflabor Klar-träume nachweisen. Für diesenNachweis nutzten sie die Eigenhei-ten des REM-Schlafs aus. Währendeiner Nacht durchschlafen wir ver-schiedene Schlafstadien, der REM-Schlaf steht dabei in engem Zusam-menhang mit lebhaften Träumen. Indieser Schlafphase bewegen sich dieAugen unter den geschlossenen Li-

dern (deshalb auch die AbkürzungREM für Rapid Eye Movements).Zudem ist das Gehirn sehr aktiv, derschlafende Körper dagegen kompletterschlafft. Diese Paralyse der Körper-muskulatur hindert uns daran, unse-ren Traumhandlungen während derNacht tatsächlich nachzugehen.Trotz der Muskelblockade treten je-doch die typischen Augenbewegun-gen auf. LaBerge und Hearne instru-ierten nun ihre Klarträumer, ein be-stimmtes Blickmuster im Traum aus-zuführen. Die Augenbewegungenwurden im Labor mittels Elektrodenneben den Augen (Elektrookulo-gramm) aufgezeichnet. In der Nachtgelang es den Versuchspersonen tat-sächlich, den Klartraum zu signali-sieren: Während alle Parameter (Ge-hirnwellen, Muskeltonus) zeigten,dass die Versuchsteilnehmer schlie-fen, zeichnete die Messung der Au-genbewegungen deutlich das zuvorvereinbarte Muster auf. Die physiolo-gischen Daten wurden von den Klar-träumern nach dem Aufwecken imTraumbericht bestätigt.

Wie kann man seine Träume steuern?Zunächst die schlechte Nachricht: Esgibt keine Zauberformel, um Klar-träume herbeizuführen. Die guteNachricht: Es spricht nichts dagegen,dass jeder, der Zeit und Geduld auf-bringt, das Klarträumen erlernen

kann. Dafür gibt es eine Vielzahl anMethoden. Mittlerweile sind es soviele, dass man leicht den Überblickverliert. Generell lassen sich die Tech-niken drei Bereichen zuordnen: ko-gnitive Methoden, Einsatz von exter-nen Reizen und Einnahme von Sub-stanzen.

Die kognitiven Methoden sindÜbungen, die ohne Hilfsmittel durch-geführt werden können. Auf diesewerden wir gleich etwas ausführli-cher eingehen. Der Einsatz von ex-

Unterschiedliche Möglich-keiten zum Erlernen vonKlarträumen

Kognitive Methoden• Klarheit gewinnende Techniken:mnemonische Herbeiführung vonKlarträumen, kritische Reflexions-technik• Klarheit bewahrende Techniken:vom Wachzustand aus induzierteKlarträume, Bild/Körper-Techni-ken

Einsatz von externen Reizenakustische („Dies ist ein Traum“),optische (Lichtblitze) oder taktile(Vibration) Reize

Einnahme von Substanzenz. B. Donepezil, Galantamin

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ternen Reizen gelingt nur im Schlaf-labor richtig gut. Die Idee hierbei istes, während des REM-Schlafs, denman im Schlaflabor eindeutig be-stimmen kann, einen Hinweis in denTraum zu senden. Dies kann ein ge-sprochener Satz sein, wie „Duträumst“, oder aber auch ein Licht-blitz vor den geschlossenen Augen.Der Träumer muss diesen Hinweisnur richtig interpretieren und ge-langt dann zum Klartraum. Dasgrößte Problem hierbei: Ist der Reizzu schwach, gelangt er nicht in das

Traumerleben, ist er zu stark, wird derTräumer geweckt. Es gibt zwar einigekommerzielle Produkte auf demMarkt (z. B. NovaDreamer), die denEinsatz von externen Reizen auch zuHause ermöglichen, von einem vorei-ligen Kauf würden wir jedoch abra-ten, da die Geräte ein Problem damithaben, den REM-Schlaf eindeutig zuerkennen. Zudem gibt es kaum Stu-dien, die die Effektivität von externenReizen gut belegen. Ebenfalls würdenwir vor verschiedenen „Traumpillen“warnen: Medikamente zu schluckenin der Hoffnung, dass sie einen Klar-traum hervorrufen, ist gefährlich.Zudem sind bislang keine Substan-zen bekannt, die die Klartraumhäu-figkeit dauerhaft beeinflussen.

Für zu Hause bieten sich demnachdie kognitiven Methoden an. Eine Vo-raussetzung für diese Techniken isteine gute Traumerinnerung. Falls Siesich nur selten an Ihre Träume erin-nern können, empfehlen wir Ihnen,Ihre Träume regelmäßig in einemTraumtagebuch zu notieren. MachenSie es sich zur Gewohnheit, jedenMorgen die nächtlichen Abenteuerfestzuhalten. Dies ist keine Schikane,sondern ein notwendiges Erinne-rungstraining.

Unter Klarheit gewinnende Tech-niken werden Verfahren zusammen-gefasst, die es dem Träumenden er-möglichen sollen, während desTraumgeschehens zu erkennen, dasser träumt. Dabei durchläuft er zu-

nächst eine nicht-luzide Traumphase,in der er dann zur Erkenntnis gelangt,dass er gerade träumt.

Stephen LaBerge entwickelte hier-für die MILD-Methode (MnemonicInduction of Lucid Dreams). Der Be-griff mnemonisch deutet an, dass es

bei dieser Methode darum geht, eineGedächtnishilfe (Eselsbrücke) zuschaffen, die es dem Träumenden er-möglichen soll, im Traum zum Be-wusstsein zu gelangen. Er empfiehlt,nach dem Erwachen aus einemTraum die Traumszene im Kopf zu be-halten und an einzelne Traumhin-weise das Vorhaben zu koppeln, das Bewusstsein wiederzuerlangen.Traumhinweise sind bizarre Traum-elemente, die sich auf die Handlung(im Traum fliegen), Formen/Gestal-ten (ein Traumgegenstand löst sich

Kurzbeschreibung der „Wake up, back to bed“-Methode (WBTB)

Nutzen Sie den Morgenschlaf!Schlafen Sie sechs Stunden lang.Erinnern Sie sich nach dem Erwachen an einen Traum.Arbeiten Sie eine Stunde lang mit Ihrem Traum:

15 Minuten Traum notieren, 15 Minuten Traumhinweise extrahieren, 15 Minuten Eselsbrücken bauen, 15 Minuten wiederholen.

Legen Sie sich für drei weitere Stunden wieder ins Bettund versuchen Sie zu schlafen.

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auf), den Kontext (man träumt imSommer von einer Winterlandschaft)oder die Wahrnehmung (ungewöhn-liche Gefühle) beziehen können. Kon-kret könnte man sich dann selbst vordem Einschlafen suggerieren: „Dasnächste Mal, wenn ich fliege, werdeich wissen, dass ich träume!“ DieMILD-Technik scheint am besten inden frühen Morgenstunden zu funk-tionieren, und zwar dann, wenn die

Erinnerung an einen Traum noch gutist. Für MILD in den frühen Morgen-stunden hat sich der Begriff „Wakeup, back to bed“-Methode (WBTB)etabliert. In einer eigenen Studieschaffte es jeder Zweite, durch dieWBTB-Methode einen Klartraum imSchlaflabor zu erleben. Im Schlafla-bor haben wir natürlich die idealenBedingungen, um den Träumer ge-zielt zu wecken, ihn wach zu halten,die Traumarbeit durchzuführen unddann schließlich ungestörten Mor-genschlaf zu bieten, aber probierenSie es doch einfach mal selbst ausund folgen Sie den Tipps im Kastenunten.

Die kritische Reflexionstechnik vonPaul Tholey verfolgt einen anderenGedanken: Wenn man sich mehrmalsam Tag kritisch fragt, ob man wachtoder träumt, dann überträgt sichdiese „kritisch-reflektierende Grund-einstellung“ auf den Traum. Das Zielist es also, sich nach einiger Zeit auchim Traum zu fragen, ob man wachtoder träumt. Wenn man dann jedochdie Realität überprüfen würde, wäresehr schnell klar: „Das ist ein Traum!“

Um diese Technik sinnvoll einzu-setzen, hat Tholey zehn Punkte zu-sammengestellt, die Sie befolgensollten. Hier die drei wichtigsten:

1. Stellen Sie sich am Tag fünf- biszehnmal die kritische Frage: „Bin ichwach oder träume ich?“

2. Versuchen Sie sich intensiv vor-zustellen, dass Sie sich in einemTraum befinden: Alles, was Sie in die-sem Moment wahrnehmen, auch IhrKörper, ist bloß erträumt!

3. Überprüfen Sie die Wirklichkeitmit einem Realitätstest und über-zeugen Sie sich davon, dass Sie wachsind.

Ein verlässlicher und einfacher Rea-litätstest ist der „Lesetest“. NehmenSie sich etwas zu lesen zur Hand undlesen Sie das Gedruckte sehr genau.Schauen Sie für ein paar Sekundenweg und lesen Sie erneut. SchauenSie ein zweites Mal kurz weg. WennSie immer noch die gleichen Wortelesen können, werden Sie mit Sicher-heit wach sein. In der Traumweltwürde sich das Gedruckte in etwasanderes verwandeln oder ganz ver-schwinden.

Bei den bisher vorgestellten Tech-niken zur Herbeiführung von luzidenTräumen ging es darum, währendeines Traums zu der Erkenntnis zu ge-langen, dass man träumt. Versuchtman dagegen, während des Ein-schlafens das Wachbewusstsein auf-rechtzuerhalten und auf diese Weise

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Traumbeispiel „Spaß haben“Ich stehe in einem grünen Gebirge. Ich lasse es windigsein, nehme Anlauf und springe mit einem ungeheu-ren Glücks- und Lustgefühl gut 30 Meter weit auf dienächste Klippe. Ich laufe sehr schnell, ohne zu ermü-den. Ich springe ins Meer, atme wie ein Fisch, es machtgroßen Spaß. Es ist ein Freiheitskick. Ich lasse mich ineine türkisfarbene Bucht schwemmen, wo das Wasserseicht und warm ist, ich liege, werde geschaukelt unddie Sonne scheint auf mich. Meine Ohren hören nurdas monotone Plätschern. Das alles war erfrischend,befreiend, entspannend.

Traumbeispiel „Angst bewältigen“Einmal saß ich in meinem Zimmer am Computer undeine große Flutwelle hat das Haus zerschmettert undmich und alles hinweggerissen. Da habe ich den Traumwie einen Film zurückgespult und neu abspielen las-sen. Diesmal war ich gerüstet und schwamm an mei-nem Schreibtisch mit meinem Computer auf dem Par-kett wie mit einem Floß auf den Wellen und es warsehr schön. Ich kam an der Schleuse an und der Schleu-senwärter zeigte mir etwas, was meine Familie betraf.

Traumbeispiel „kreativ sein“Habe Choreographien für Ballettschüler entwickelt.Dabei die Gruppe auf der Bühne gesehen, gedreht,räumliche Abstände und Tempi überprüft, etc. Konnteauf diese Weise einen Gesamteindruck von meinerChoreographie bekommen.

Traumbeispiel „Probleme lösen“Als einmal eine schwierige Prüfung mit großem Lern-aufwand anstand und die Zeit knapp wurde, versuchteich, im Klartraum eine Lösung zu finden. Dort setzteich eine bestimmte Lernmethode mit Karten ein, diemir dann auch in Wirklichkeit gut geholfen hat.

Traumbeispiel „Sport treiben“Ich habe 14 Jahre als Stuntman gearbeitet und solcheTräume genutzt, um das Verhalten in Notsituationenzu verinnerlichen. Auch bin ich die Stunts immer wie-der durchgegangen und habe dabei alle störendenFaktoren aufgerufen, so dass sie mich bei einem Stuntnicht mehr erschrecken oder ablenken konnten!

Beispiele für Klarträume

Melanie Schädlich ist Diplom-Psychologin und selbst be-geisterte Klarträumerin. Inihrer Diplomarbeit befasstesie sich mit zeitlichen Aspek-ten von Bewegungen im luzi-den Traum.

PD Dr. Daniel Erlacher forschtund lehrt seit September 2011an der Universität Bern am In-stitut für Sportwissenschaft.Sein Forschungs- und Lehrin-teresse liegt in der Schnitt-stelle von Sportwissenschaftund Schlafforschung.

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unmittelbar vom Wachzustand inden luziden Traum zu gelangen,spricht man von „Klarheit bewahren-den Techniken“. Diese Technikenscheinen nur bei geübten Klarträu-mern gut zu funktionieren und sol-len deshalb hier nicht weiterverfolgtwerden.

Nutzen von KlarträumenWer den Film „Inception“ gesehenhat, bekommt einen Eindruck davon,was in Klarträumen möglich ist: Mankann die eigene Traumwelt gestaltenund beeinflussen, jedoch nie voll-ständig kontrollieren, da auch imKlartraum immer Elemente auftau-chen, die man nicht bewusst be-stimmt. In einer Fragebogenstudiebefragten wir Klarträumer gezielt da-nach, ob sie folgende Handlungen inihren Träumen schon einmal bewusstausgeführt haben: Spaß haben, Alp-träume bekämpfen, Probleme lösen,kreative Ideen herbeiführen oderSport treiben.

Die Mehrheit (81 %) der Klarträu-mer gab an, dass sie luzide Träumenutzen, um Spaß zu haben (z. B. flie-gen, tanzen). Im Traum gibt es keinephysikalischen Gesetze, keine Gren-zen – alles ist möglich: unter Wasseratmen, zum Mond düsen oder sich

mit Brad Pitt oder Angelina Jolie tref-fen …

An zweiter Stelle stand mit 64 %die Bekämpfung von Alpträumen.Unterhält man sich mit Klarträu-mern, so geben viele an, dass sie be-reits im Kindesalter in Alpträumenerkannten, dass sie träumten, undsich dann aus dem Traum weckenoder einen Weg finden konnten, mitder Bedrohung fertig zu werden. Ei-nige Therapeuten wenden das Klar-träumen gezielt als Technik bei Pa-tienten an, die sehr unter Alpträu-men leiden. Erste Studien zeigen,dass das Erlernen von klarträumenein wirksames Mittel gegen Alp-träume sein kann.

Jeweils 30 % der befragten Perso-nen gaben an, den Klartraum schoneinmal genutzt zu haben, um die Lö-sung für ein Problem (z. B. eine kniff-lige Aufgabe) zu finden oder kreativeIdeen zu erhalten (z. B. malen, Musikkomponieren).

Der Traum an sich ist ein sehr krea-tiver Zustand, in dem wir im Ver-gleich zum Wachzustand stärker vonAssoziationen beeinflusst sind alsvon unserem Verstand. In Klarträu-men können wir uns bewusst inspi-rieren lassen oder vielleicht eine an-dere Perspektive auf ein Problem be-

kommen, das wir im Wachzustandnicht lösen können.

Ungefähr jeder Fünfte (21 %) derBefragten hat bereits einmal einenluziden Traum genutzt, um etwas zuüben (z. B. Sportart oder Musikin-strument). In der Literatur finden sichzahlreiche Berichte von Sportlern, diein Klarträumen gezielt Bewegungs-abläufe üben und dadurch nach ei-genem Empfinden ihre Leistung ver-bessern konnten. In einer eigenenStudie verbesserten Versuchsteil-nehmer, die im Klartraum trainierten,ihre Zielwurfleistung im Vergleich zu Versuchsteilnehmern, die nichtübten.

Werden Sie zum Oneironauten!Luzide Träume sind nicht nur in derForschung ein spannendes Thema.Zahlreiche Oneironauten oder solche,die es werden wollen, tauschen sichin Internet-Foren (z. B. http://www.klartraumforum.de) über ihre Erfah-rungen, Induktionstechniken undMöglichkeiten des Klartraums aus.Falls Sie nun auch Lust verspüren,einmal bewusst in die faszinierendeWelt ihrer Träume einzutauchen, be-ginnen Sie am besten hier und jetztmit der Frage: Ist dies ein Traum?

Page 32: Das Schlafmagazin 1-2012

Korrespondenz-adresse:Prof. Dr. J. P. SiebChefarzt der Neurologischen KlinikHanse-Klinikum StralsundGroße Parower Straße 47–53 18435 Stralsund

Tel.: 03831 352550Fax: 03831 352555E-Mail: [email protected]

Schlaf und Schwangerschaft:Restless Legs häufig ein Problem

PROF. DR. JÖRN P. SIEB

Schlechter Schlaf und Schwangerschaft gehören zusammen, und viele erfah-rene Mütter werten dies als Vorwegnahme der schlaflosen Nächte in den ers-ten Monaten mit ihrem neuen Baby. In den letzten Schwangerschaftsmonatenwird es z. B. immer schwieriger, eine angenehme Schlafposition zu finden. EineRückenlage während des Schlafes sollte vermieden werden, da ansonsten derDruck des ungeborenen Kindes auf die untere Hohlvene den Blutabfluss ausden Beinen zum Herzen behindert. Der Schlaf wird in der Schwangerschaft kürzer, und viele schwangere Frauen schnarchen. Schwangerschaft ist insbe-sondere ein Risikofaktor für das Auftreten von Restless Legs, unter denen vieleSchwangere leiden. Ausgeprägte Schlafstörungen sollen sogar den Schwanger-schaftsverlauf ungünstig beeinflussen.

32 das schlafmagazin 1/2012

R L S

irka ein Drittel der Schwange-ren leidet insbesondere in denletzten drei Monaten vor der

Entbindung erheblich unter unruhi-gen Beinen. Somit ist die Häufigkeitmindestens dreimal höher als in dersonstigen Bevölkerung. Bei vielenFrauen tritt das Restless-Legs-Syndrom (RLS) erstmals in derSchwangerschaft auf. Frauen, die be-reits vorher RLS-Beschwerden hatten,bemerken in der Schwangerschaftoft eine Verstärkung der Symptome.Dabei können die ruhelosen Beinebei manchen Schwangeren nahezuunerträglich werden, wie bei einermeiner Patientinnen, die sagte, dasssie bei der nächsten Schwanger-schaft lieber abtreiben würde, als dieRLS-Tortur als Schwangere nochmalsdurchzustehen! Glücklicherweisegehen die RLS-Beschwerden in denersten Wochen nach der Entbindungzumeist rasch wieder zurück. Auchwenn das RLS nach der Entbindungrasch abklingt, ist jedoch das Risikofür die betroffenen Frauen deutlicherhöht, in den folgenden Jahren aneinem anhaltenden RLS zu erkran-ken. Das vorübergehende Bestehenvon RLS-Beschwerden während derSchwangerschaft geht mit einem er-höhten Risiko für das spätere Einset-zen eines chronischen RLS einher.

Kommt es in der ersten Schwan-gerschaft zu einer RLS-Symptomatik,

so liegt das Wiederholungsrisiko fürdie nächste Schwangerschaft bei biszu zirka 60%. Wurde die ersteSchwangerschaft nicht durch dasAuftreten eines RLS beeinträchtigt,dann ist es auch sehr wahrscheinlich,dass es bei der nächsten Schwanger-schaft nicht zu einem RLS kommt.Das RLS-Risiko liegt dann lediglich beiwenigen Prozent. Warum es währendder Schwangerschaft gehäuft zu RLS-Beschwerden kommt, ist unklar.Frauen erkranken insgesamt häufi-ger am RLS. Es liegt also nahe, diehormonellen Umstellungen währendder Schwangerschaft und einen Ei-senmangel als Erklärung für das er-höhte RLS-Risiko bei Schwangerenheranzuziehen.

Möglichst keine Medika-mente in der Schwanger-schaft und Stillzeit Grundsätzlich gilt, dass bei Einnahmeeines Medikaments in der Schwan-gerschaft durch die enge Verknüp-fung des mütterlichen und kindli-chen Kreislaufs auch immer gleich-zeitig das Ungeborene der Therapieausgesetzt ist. Wenn irgend möglich,sollte daher auf eine medikamentöseTherapie des RLS in der Schwanger-schaft verzichtet werden. Vielfachwird die Information, dass die RLS-Beschwerden nach der Entbindungrasch abklingen, die betroffenen

Frauen beruhigen und in ihrer Ent-scheidung bestärken, kein RLS-Medi-kament einnehmen zu wollen.

In den ersten beiden Wochen nachder Befruchtung (d. h. in der 3. und 4.Schwangerschaftswoche) – also nochvor Bekanntwerden der Schwanger-schaft – ist das Missbildungsrisikogering. Entweder übersteht dieFrucht die Medikamenteneinwirkungunbeschadet, oder sie erleidet eine soerhebliche Schädigung, dass es zumFruchtabgang kommt. In der 5. bis 12.Schwangerschaftswoche sind Medi-kamente dagegen besonders gefähr-lich. Jetzt können sie zu Fehlbildun-gen führen, da in dieser Phase diewichtigsten Organe angelegt wer-den. Das Risiko einer Fruchtschädi-gung ist bei den einzelnen Medika-menten unterschiedlich hoch. Insbe-sondere bei dem nur selten beim RLSeingesetzten Epilepsie-MedikamentValproat ist das Risiko besondershoch, auch hinsichtlich des Auftre-tens einer Spina bifida („offener Rücken“). Das Missbildungsrisiko vonCarbamazepin wird unterschiedlicheingeschätzt. Ebenso kann das Risikobei Gabapentin (z. B. Neurontin®)und Pregabalin (Lyrica®), die beidezunehmend häufig zur Behandlungeines RLS eingesetzt werden, derzeitnoch nicht sicher eingeschätzt wer-den. Laut Fachinformation darf Ly-rica® während der Schwangerschaft

Page 33: Das Schlafmagazin 1-2012

33das schlafmagazin 1/2012

nicht angewendet werden, es seidenn, dies ist eindeutig erforderlich(wenn der Nutzen für die Mutterdeutlich größer ist als ein möglichesRisiko für das Ungeborene).

Ab dem 4. Schwangerschaftsmo-nat ist die Gefahr einer Fehlbildungzwar weitgehend vorüber, aber dasungeborene Kind könnte trotzdemdurch Medikamente geschädigt wer-den. Denn diese können beispiels-weise vorzeitige Wehen auslösen, daskindliche Wachstum hemmen oderdie Durchblutung der Plazenta dros-seln. Auch in der Phase direkt vor derGeburt und während des Stillenskönnen RLS-Medikamente ein Risikofür das Kind darstellen. Bei regelmä-ßiger Einnahme von Benzodiazepi-nen oder Opiaten kann es nach derEntbindung bei dem Neugeborenenzu Entzugserscheinungen kommen.Ferner können Medikamente in dieMuttermilch übertreten.

In Deutschland sind derzeit für dieRLS-Therapie vier Medikamente zu-gelassen. Dies sind Pramipexol (z. B.Sifrol®), Ropinirol (z. B. Adartrel®), Ro-tigotin (Leganto®/Neupro® Haut-pflaster) und Levodopa (z. B. Restex®).Laut Fachinformationen sollen diesevier Medikamente während derSchwangerschaft nicht eingesetztwerden. So heißt es in der Fachinfor-mation für die Rotigotin-Hautpflas-ter Leganto® und Neupro®: „Es liegenkeine hinreichenden Daten für dieAnwendung von Rotigotin beiSchwangeren vor. … Das potentielleRisiko für den Menschen ist nicht be-kannt. Rotigotin sollte während derSchwangerschaft nicht angewendetwerden.“ Nach diesem Warnhinweissollte man sich unbedingt richten.Diese Medikamente hemmen beimMenschen die Bildung des HormonsProlaktin, das vor allem für dasWachstum der Brustdrüse im Verlaufder Schwangerschaft und für dieMilchsekretion während der Stillzeitverantwortlich ist. Dementsprechendist unter den zugelassenen RLS-Me-dikamenten eine Hemmung derMilchbildung zu erwarten.

Unbedingt muss ein Eisenmangelausgeglichen werden. Dadurch kön-nen gegebenenfalls RLS-Beschwer-den verschwinden. Über eine Ferritin-Bestimmung kann ein Eisenmangelam besten diagnostiziert werden.Deshalb gehört die Ferritin-Bestim-

mung zur RLS-Diagnostik. MancheAutoren empfehlen Schwangerenvorbeugend gegen RLS-Beschwerdendie Einnahme von Folsäure. Folsäuregehört zum Vitamin-B-Komplex undist beispielsweise für die Blutbildungwichtig. Weiterhin kann sich Magne-sium günstig auswirken. Ist darüberhinausgehend eine medikamentöseTherapie von Schwangeren mit RLSunausweichlich, empfiehlt sich eineenge Abstimmung zwischen Ge-burtshelfer und Neurologe. Niemalssollten Medikamente ohne ärztlicheRücksprache eingenommen werden.Die Medikamentenauswahl muss in-

dividuell erfolgen. Bei massiven RLS-Beschwerden wird man am ehestenein Opioid-Schmerzmedikament ein-setzen.

Weiterführende LiteraturCesnik E, Casetta I, Turri M et al. Transient RLS during pregnancy isa risk factor for the chronic idiopathic form. Neurology 2010; 75:2117–2120.

Djokanovic N, Garcia-Bournissen F, Koren G. Medications for rest-less legs syndrome in pregnancy. J Obstet Gynaecol Can 2008; 30:505–507.

Facco FL, Kramer J, Ho KH et al. Sleep disturbances in pregnancy.Obstet Gynecol 2010; 115: 77–83.

Bestimmung des Ferritinwerts:bei RLS-Patienten besonderswichtig!Ferritin ist ein Eiweiß, das Eisen speichert, und der empfindlichsteMesswert, um einen Eisenmangelfestzustellen. Ein Abfall des Ferritin-werts kann bereits einen Eisenmangelanzeigen, bevor sich eine Blutarmut(Anämie) ausbildet. Ein Eisenmangelkann durch Eisenpräparate ausgegli-chen werden.

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Page 34: Das Schlafmagazin 1-2012

Auto-CPAP-Steuerungen undbesonders Flex-Steuerungenarbeiten nämlich nur dann zu-

friedenstellend, wenn die Geräte denAtemflow auch messen können. Beidem aktuellen Preisgefüge und min-destens 20 Euro reinen Materialkos-ten für eine sensorbasierte Flowmes-sung bleibt vielen Gerätekonstruk-teuren jedoch nichts weiter übrig, alsden Flow abzuschätzen anstatt zumessen. Das Ergebnis ist dann mehrals ungenau. Es bleibt nur zu hoffen,dass die Folgekosten von Therapieab-brüchen kleiner bleiben, als heute anTherapiekosten gespart wird.

Eine Auto-CPAP-Steuerung soll denTherapiedruck so klein wie möglichund so hoch wie nötig einstellen.Dass ein erhöhter AtemwegsdruckApnoen verhindert, ist bekannt. Dochwarum soll der Druck so klein wiemöglich sein? Die Dehnbarkeit oderCompliance der Lunge beträgt nor-malerweise etwa 0,25 Liter Luft proHektopascal Druck. Ein Therapie-druck von 10 hPa könnte also zu-nächst einmal einfach so 2,5 Liter Luftzusätzlich in die Lunge befördern.Durch diese „Vorfüllung“ wird die freiatembare Kapazität der Lunge klei-ner und das Atmen erschwert. Einat-men geht nur noch gegen eine vor-gespannte Lunge und die zusätzlicheingebrachte Luftmenge könnteauch nur unter Überwindung desTherapiedrucks wieder ausgeatmetwerden, was zumindest im Schlafnicht geht. Ein Flex-Modus bringthier Entlastung, denn ein „Lungen-jogging“ auf Dauer sollte man sichnicht antun. Es gibt noch mehrGründe, den Therapiedruck so kleinwie möglich zu halten, und zu die-sem Zweck leisten Auto-CPAP-Geräte sehr gute Dienste. Doch wel-

che Anforderungen gelten für dieseGeräte? Für die Zulassung einesAuto-CPAP-Gerätes oder eines Auto-Flex-Gerätes reicht der allgemeineCPAP-Anforderungskatalog und die-ser enthält nichts zur Beurteilungvon modernen Gerätefunktionen,wie sie in Auto-CPAP- oder Flex-Ver-fahren umgesetzt sind. Ein Anbietermuss also nur behaupten, er hätteein Auto CPAP mit Flex-Funktion. Zu-nächst wird das niemand überprüfenkönnen. Worauf kommt es aber wirk-lich an? Beim Auto-CPAP interessiertzunächst das Regelverhalten: wie si-cher eine nahende Obstruktion er-kannt und wie präzise daraufhin derDruck eingeregelt wird. Hierzu gibtes verschiedene parameterbasierteVerfahren, deren Wirksamkeit sehrvon der Art der Umsetzung abhängt.Die meisten Geräte benutzen als Pa-rameter die Flowreduktion, gekenn-zeichnet durch eine Abflachung desFlowverlaufes während der Inspira-tion. Sehr zuverlässig ist der oszilla-torisch gemessene Atemwegswider-stand, da dieser während einer Ob-struktion stark anwächst. Leider wirddieses Verfahren wegen seiner hohen

Kosten kaum noch angewendet. Er-eignisbasierte Verfahren verwendenals Regelgröße den Apnoeindex. Bei-spielsweise wird der Druck immerdann erhöht, wenn mehr als fünf ob-struktive Ereignisse pro Stunde miteiner Mindestlänge von 10 Sekundenauftreten. Anschließend wird derDruck wieder abgebaut. Nachteilesind die Trägheit und die Tatsache,dass Ereignisse provoziert werdenmüssen, damit die Regelung über-haupt arbeitet. Ereignisbasierte Ver-fahren arbeiten nicht vorausschau-end.

Wenn einmal eine Apnoe einge-treten ist und keine Atemexkursio-nen mehr gemessen werden, dannkönnte diese Apnoe obstruktiv oderzentral verursacht sein. Den Unter-schied festzustellen ist sehr wichtig,denn eine obstruktive Apnoe erfor-dert einen raschen Druckanstieg.Wird der Druck in einer zentralenApnoe erhöht, dann verlängert sichdiese möglicherweise.

Eine zentrale Apnoe, bei der dieAtemwege offen sind, erfordert imGegenteil eine Druckabsenkung. Diesicherste Methode, die Art der Apnoe

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Bild 1: OszillatorischerAtemwegswiderstandund Phasengang ineiner obstruktivenApnoe

HELMUT HOFFRICHTER

CPAP-Beatmungsformen haben Inflation. So flext es sich inzwischen durch dieGerätepaletten aller Hersteller weltweit und ein Ende scheint nicht in Sicht.Das ist auch gut so, denn Flex-Steuerungen sind Komfortfunktionen. Sie erhöhen die Bereitschaft der Patienten, die CPAP-Therapie anzunehmen undnicht abzubrechen, was die Gesellschaft später teuer zu stehen kommenkönnte. Flex-Steuerungen haben längst auch Eingang in Auto-CPAP-Geräte gefunden. Doch genauso groß wie die Vielfalt an Auto-Flex-Geräten sind auchdie Qualitätsunterschiede.

Page 35: Das Schlafmagazin 1-2012

35das schlafmagazin 1/2012

festzustellen, ist wieder das Oszilla-tionsverfahren. Eine obstruktiveApnoe ist ebenfalls sehr wahrschein-lich, wenn eine ausgeprägte Flow -limitation vorausgegangen ist, dochabsolute Sicherheit besteht nicht,wenn dieser Aspekt zur Unterschei-dung benutzt wird. Die Firma Hoff-richter benutzt zur Unterscheidungschon immer das Oszillationsverfah-ren, jedoch ohne zusätzliche Oszilla-tionspumpe. Die Oszillationen wer-den stattdessen mit dem Beat-mungsgebläse realisiert. Bild 1 zeigtin der oberen Kurve den Flowverlaufbeim Auftreten einer obstruktivenApnoe. Die darunter liegenden Kur-ven zeigen die Veränderungen derParameter Atemwegswiderstand Rund Phasenlage ϕ zwischen Druckund Flow eines 10 Hz Oszillationssig-nals. Bild 2 zeigt, wie sich die Para-meter im Fall einer zentralen Apnoeverändern würden, nämlich über-haupt nicht. Dass mit dem Oszillati-onsverfahren obstruktive und zen-trale Apnoen sicher unterscheidbarsind, ist unumstritten.

Auto-CPAP-Geräte sollten außer-dem Vorrichtungen besitzen, um einSchnarchen erkennen zu können.Schnarchen gilt als Hypopnoe, weildie Atemwege verengt, aber nochnicht verschlossen sind. Messungenhaben ergeben, dass Frequenzanteiledes Schnarchens bis in den Bereichvon 4 kHz reichen können. Allerdingsist es technisch sehr aufwendig, die-sen Frequenzbereich zu erfassen,ohne dass Nebengeräusche zu Stö-rungen führen. Als ausreichend – bisauf wenige Ausnahmen – gilt ein Fre-quenzbereich zwischen 20 Hz und400 Hz.

Flex-Steuerungen sind nicht nurreine Komfortfunktionen. Sie tragenwesentlich dazu bei, dass Patientendie verordneten Geräte auch benut-zen, und ermöglichen insbesonderein Kombination mit Auto-CPAP-Geräten und einer Nasenmaske einegeringfügige Therapiedruckvermin-derung. Rein physikalisch gesehen isteine Flex-Steuerung die Realisierungeines negativen Strömungswider-standes im CPAP selbst. Die Atem-wege eines jeden Menschen belastendie Atemmuskulatur, weil sie einenStrömungswiderstand besitzen. DieNormalwerte liegen zwischen 2 und3,5 Hektopascal Druckverlust, verur-sacht durch Reibung in den Atemwe-gen, wenn der Augenblickswert desFlow 1 Liter Luft je Sekunde beträgt.Allein an den Nasengängen könnenbei diesem Flow schon 1,5 hPa Druckverloren gehen, der dann als Thera-piedruck im Rachenraum fehlt. Beieiner CPAP-Therapie werden dieAtemwege des Pa-tienten und dieStrömungskanäledes CPAP vom glei-chen Luftstromdurchflossen. Da-durch addieren sichalle Strömungswi-derstände. Wennder Patient einenWiderstand von 2,0in seinen Atemwe-gen hat und amCPAP ein negativerWiderstand von 2,0eingestellt ist, dannwerden sämtlicheReibungsverlusteaufgehoben und

das Atmen ist sehr angenehm. Flex-Line ist jedoch keine künstliche Beat-mung, denn die Strömungsverlustewerden nur dann ausgeglichen,wenn eine eigene Spontanatmungauch tatsächlich vorhanden ist. DieWirkung der Lungencompliance er-fordert nach wie vor den Einsatz derAtemmuskulatur.

Das FlexLine-Prinzip in den Gerä-ten der Firma Hoffrichter ist in Bild 3schematisch dargestellt. Der Thera-piedruck in der Beispielgrafik beträgt10 hPa. Ein aus Richtung der waage-rechten Flowachse einlaufenderAtemflow wird an der blauen Trans-ferkennlinie durch rechtwinklige Re-flektion nach rechts in eine Therapie-druckänderung umgesetzt. Der grünmarkierte Atemzug bleibt dabei inseiner Form erhalten. Der rot ge-kennzeichnete Atemzug ist so groß,dass der voreingestellte Grenzwertfür Druckänderungen von 3 hPa über-schritten wird. Daher erfolgt eineKappung bei den Druckänderungen.Die Winkel α und β der blauen Trans-ferkennlinie können getrennt für In-spiration und Exspiration eingestelltwerden. Die möglichen Einstellwertesind jeweils 0, 1, 2 und 3. In der Grafikist ein Winkel von 3 eingestellt. Dereinzustellende Winkel ist immer dasVerhältnis von Druckänderung zuFlowänderung. Wenn also ein Winkelvon 2 eingestellt wird, dann sind das2 hPa Druckänderung je Liter pro Se-kunde Flow. Der eingestellte Wert istsomit gleichzusetzen mit dem tat-sächlichen Atemwegswiderstand,der zu kompensieren ist.

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l/sBild 2: OszillatorischerAtemwegswiderstandund Phasengang ineiner zentralen Apnoe

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Bild 3: Funktionsweisedes FlexLine-Modus

Page 36: Das Schlafmagazin 1-2012

Um dieses Problem in den Griffzu bekommen, hat die FLOMedizintechnik GmbH ein

modulares System entwickelt, wel-ches nun die durchgängige Nutzungdesselben Geräts von Anfang an er-möglicht. Bei gesundheitlichen Ver-änderungen braucht deshalb ledig-lich die Software aktualisiert werden,um die Behandlung nach den neuenVorgaben fortzusetzen. Die Hard-ware, das Gerät also, bleibt erhalten.

Dies erhöht den Komfort der Pa-tienten und reduziert die Bereitstel-lungskosten der Krankenkassen.

Die FLO Medizintechnik GmbHentwickelte eine neuartige Hard-ware, die für alle Betriebsarten überdie komplette Sensorik und Rege-lungstechnik verfügt. Bei gesund-heitlichen Veränderungen wird le-diglich per Speicherkarte eine neueSoftware für die unterschiedlicheProduktgruppe aufgespielt. Der Pa-tient kann sein Gerät behalten.

Dies ist zum einen aus hygieni-schen Gründen von Vorteil, zum an-deren müssen sich die Anwendernicht an eine neue Geräuschkulissegewöhnen, die ein anderes Gerät,selbst wenn es baugleich ist, mit sichbringt. Da die Geräte dauerhaft beimPatienten verbleiben können, entfal-len auch die bei Poolgeräten üblichenReinigungskosten. (Poolgeräte sindbereits einmal benutze Geräte, dieder ursprüngliche Patient nicht mehrbraucht und die gereinigt werden,damit sie ein anderer Patient nutzenkann. Solche „Gebrauchtgeräte“ sindoft ein Problem, beispielsweise, wennsie von einem Raucher genutzt wur-den. Dieser Geruch lässt sich nurschwer aus dem Gerät entfernen. )

Die Krankenkassen müssen dieses

Gerätesystemaber erst ken-nenlernen unddas erfordertschon einigeÜberzeugungs-arbeit des Her-stellers. DamitGeräte mit mo-dularem Sys-tem auch vonden gesetzli-chen Kranken-kassen zur Ver-fügung gestellt werden können,wären eine genauere Definition derProduktgruppen und stärkere Kon-trollen der dort gelisteten Produktenotwendig. Ständige Schulungen derKassenmitarbeiter zu den einzelnenTherapieformen und den dafür ge-eigneten Geräten sind ein weitererSchritt, um das Vergabeverfahren zuverbessern. Red.

Ständiger Gerätewechsel kann Behandlungserfolg gefährdenWenn sich die Bedürfnisse eines Schlafapnoe-Patienten ändern, ist es wahrscheinlich, dass er von seiner Krankenkasse ein neues CPAP-Gerät zur Verfügung gestellt bekommt. Mitbestimmen kann er bei dessen Auswahl inden seltensten Fällen, und so erhält der Patient unter Umständen einen Geräte-typus, mit dem er nicht umzugehen weiß. Gerade ältere Menschen haben bei häufigem Gerätewechsel starke Umgewöhnungsschwierigkeiten, einigebrechen die Therapie sogar ganz ab.

36 das schlafmagazin 1/2012

Wenn ein Patient einen anderen Beat-mungsmodus benötigt,muss er häufigein anderes Gerät bekommen. Um dieszu verhindern, hat die FLO Medizintech-nik GmbH ein modulares System ent -wickelt. Hier müssen lediglich Software-Updates an ein und demselben Gerätvorgenommen werden, so dass der Patient sein gewohntes Gerät behaltenkann. Die Abbildung zeigt, wie die Soft-ware per Speicherkarte ins Gerät einge-lesen wird.

„Der Einsatz von modularen Therapie-geräten ist weitaus hygienischer alsdie Verwendung von Poolgeräten“, soFalko Menzel, Medizinprodukteberaterbei FLO Medizintechnik.

Häufige Gerätewechsel sind laut PeterSchmidt, geschäftsführender Gesell-schafter der GMS Medical GmbH, beson-ders für ältere Patienten eine große Belastung. „Es dauert sehr lange, bis sie sich umgewöhnt haben. Manche brechen die Therapie wegen dieserSchwierigkeiten auch ganz ab.“

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Im Schlafmagazin Nr. 4/2011 konntenwir den Artikel „Aus drei mach eins“lesen. Es ist schon eine unendlicheGeschichte, die bei den Verbändender Schlafapnoe abläuft.

Jetzt haben in NRW zwei Selbsthil-fen etwas zustande gebracht, wovonsich BSD, GSD, VdK Fachverband undetliche andere Gruppierungen etwasabschneiden können.

Die Selbsthilfevereine UnruhigeBeine e. V. Lengerich und Schlafap-noe/Chron. Schlafstörungen e. V. imKreis Steinfurt haben sich am06.12.2011 zur Selbsthilfe UnruhigeBeine (RLS)-Schlafapnoe-Schlafstö-rungen e. V. in NRW mit Sitz in Len-gerich zusammengeschlossen.

Mit dem Zusammenschluss wurdeeine bereits seit 1998 bestehende Zu-sammenarbeit rechtlich besiegelt.Vorausgegangen waren zahlreicheGespräche, bei denen auch die recht-lichen Voraussetzungen abgeklärtwurden. Satzungsänderungen warenerforderlich, die aber alle von den Re-gistergerichten eingetragen wurden.

Die Mitglieder der bisherigen Ver-eine sind dem neuen Verein beige-treten. In 11 offenen Gruppen an den

verschiedenen Orten in NRW treffensich Betroffene, Angehörige und In-teressierte.

Mit dem Zusammenschluss wollenwir eine bessere Aufteilung der eh-renamtlichen Tätigkeiten erreichen,um den vielen Betroffenen, die oftsehr verzweifelt sind und Hilfe su-chen, mit Rat und Tat zur Seite ste-hen. Für Gespräche, auch Einzelge-spräche, nehmen wir uns gerne Zeit.Bei einigen Veranstaltungen konntenwir feststellen, wie unbekannt es ist,welche Folgen Schlafstörungen fürdie Gesundheit haben.

Gerne dürfen sich auch Betroffenemit ähnlichen Symptomen wie z. B.Polyneuropathie, Fibromyalgie, In-somnien, Narkolepsie usw. dem Ver-ein anschließen.

Haben wir Interesse an unseremVerein geweckt? Dann gehen Sie denersten Schritt und setzen sich mituns in Verbindung.

Selbsthilfe Unruhige Beine (RLS) Schlafapnoe-Schlafstörungen e. V. in NRW; Geschäftsstelle: Mühlenesch 23, 49425 LengerichTel.: 05481 8475713

5. Mai 2012

FILHARMONIEin Filderstadt-

Bernhausen

Thementag

SCHLAF2012

das schlafmagazin

SelbsthilfeWir haben es geschafft!

Ausufernde Verwaltungskosten im Gesundheitswesen! Milliarden an Euros verschlingen die Verwaltungskosten im Gesundheits-system – mit steigender Tendenz. Das steht fü�r den Präsidenten der Bür-gerinitiative Gesundheit DGVP, Wolfram-Arnim Candidus, schon seit mehrals zwei Jahrzehnten fest. „Seit mehreren Jahren strebt die Bü�rgerinitiativeGesundheit DGVP eine Studie zu dieser Thematik an. Leider fanden sich -vielleicht wegen diverser Partikularinteressen – keine Sponsoren. Was abernoch schlimmer erscheint ist, dass anscheinend niemand ein nachhalti-ges Interesse an der Offenlegung der Verwaltungskosten hat – obwohldoch die Beschwerden ü�ber den Finanzmangel der gesetzlichen Kranken-kassen allgegenwärtig sind“, so Candidus. Aus diesem Grund begrü�ßt dieBü�rgerinitiative Gesundheit DGVP die Veröffentlichung der A. T. KearneyStudie zu den Verwaltungskosten im deutschen Gesundheitssystem. DieseStudie beziffert die Ineffizienzen durch Verwaltungskosten im gesamtenGKV System von 40,4 Milliarden EUR. Der Anteil der derzeit noch 146 ge-setzlichen Krankenkassen liegt laut dieser Studie bei 27,9 Milliarden EUR.In der Vergangenheit hätten die gesetzlichen Krankenkassen von einemAnteil von 9,5 Milliarden an Verwaltungskosten gesprochen ... Die Bü�rger-initiative Gesundheit DGVP fordert von Politik und Selbstverwaltung, sichumgehend auf den Abbau von Verwaltungskosten zu konzentrieren.Pressestelle Bü�rgerinitiative Gesundheit DGVP e. V., [email protected],www.dgvp.de

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38 das schlafmagazin 1/2012

Warum ernähren sich so viele Kraftfahrer ungesund?

DIETER WAHL

Ein ganz großes Problem bei uns Kraft-fahrern ist die Ernährung auf der Tour.Wie soll sich ein Kraftfahrer gesund er-

nähren, wenn er die ganze Woche unter-wegs ist? Was soll er mit auf die Tour neh-men? Was soll er unterwegs essen? In denRaststätten und Autohöfen gibt es schonauch Angebote, die nicht nur als Kalorien-bomben anzusehen sind. Aber zuallererstkommt es bei einem Kraftfahrer auch aufden Preis an. Er schaut zuerst: Wo bekommeich große Portionen, die gut schmecken undmich richtig satt machen? Dann dasnächste Problem: Wo kann ich mich für dieNacht kostenlos und auch noch verkehrssi-cher hinstellen? Oder wo kann ich – ohne zuviele Parkgebühren zu bezahlen – parken?Die wenigsten Chefs übernehmen diese Ge-bühren! Die meisten Chefs sind der Mei-nung, dass dies alleine das Problem des Fah-rers sei. Die Begründung ist simpel: Stell dichauf die Autobahn, da gibt es Parkplätze, unddie kosten nichts. Aber da kann der Fahrernicht duschen und über die sanitären Anla-gen wollen wir erst gar nicht reden.

Auf den Autohöfen werden die Parkge-bühren ganz oder teilweise im Restaurantauf den Verzehr mit angerechnet. Von Zeitzu Zeit möchte der Fahrer auch noch etwasfür sich tun und geht unter die Dusche. Daskostet ihn dann auch noch zwischen zweiund vier Euro. Es gibt nämlich immer weni-ger Firmen, die einen Fahrer bei sich du-schen lassen.

Um seine Kosten so niedrig wie möglichzu halten, geht der Fahrer dann auch malessen. Denn er will ja dadurch seine Park-gebühren wieder „zurückholen“. Wie ge-sagt, dann aber müssen die Portionen auchgroß und schmackhaft sein. Ob sie dannauch gesund sind, das steht auf einem an-deren Blatt. Der Fahrer muss ja auch aufseine Kosten schauen.

Jetzt könnte man einwenden, dass jederKraftfahrer doch Spesen für den sogenann-ten Mehraufwand bekommt. Richtig! DerGesetzgeber sagt sogar, dass diese bis zueiner bestimmten Höhe steuerfrei sind.Aber es steht nicht im Gesetz, dass sie vomArbeitgeber auch bezahlt werden müssen.

Der steuerfreie Spesensatz in Deutsch-land wird vom Gesetzgeber vorgegeben.Von ein paar Beamten des Ministeriumswurde ausgerechnet, was ein Fahrer drau-ßen für einen Tag so braucht. Die Spesensind danach bei einer Abwesenheit vonmindestens 8, aber weniger als 14 Stundensage und schreibe stolze 6 Euro. Über 14,aber weniger als 24 Stunden gibt es dannschon 12 Euro. Wenn man „Glück“ hat undüber 24 Stunden abwesend ist, stehen demFahrer ganze 24 Euro steuerfrei zur Verfü-gung. Wie gesagt, falls es der Chef bezahlt.Jetzt kann man sagen, dass 24 Euro ja schonviel Geld seien. Richtig! Oder auch nicht.Denn jeder, der einmal einen Kaffee in einerAutobahnraststätte getrunken hat, weiß,was das kostet. Da kann eine große TasseKaffee schon einmal 4 oder 5 Euro kosten.Von einer vollen Mahlzeit zu schweigen,ohne Getränk, die dann mit ein bisschenSalat schon bei 15 Euro und deutlich höherliegt. Dass der Fahrer, weil er den ganzenTag noch nichts gegessen hat, auch nochhungrig vom Tisch geht, davon will nie-

Page 39: Das Schlafmagazin 1-2012

mand etwas wissen. Bei den meis-ten Fahrern werden heute die Spe-sen als ein zweites Einkommen ge-braucht, damit er und seine Fami-lie über die Runden kommen. Dableibt den meisten Kollegen nur einAusweg: Er lebt aus dem „Kühl-schrank“. Also er kauft am Wo-chenende ein, was er die Wocheüber braucht. Denn Einkaufsmög-lichkeiten auf der Strecke hat ernicht so viele. Bei den meisten Su-permärkten bestehen Halte- bzw.Parkverbote für Lastkraftwagen.Also lebt man so billig wie möglich.Geht der Fahrer ein- oder zweimalin der Woche zum Essen, muss esreichhaltig, schmackhaft und halb-wegs günstig sein. Das wissen auchdie Betreiber der Autohöfe. Also„große“ Portionen, „kleiner“ Preisund lecker schmecken soll es auchnoch. Dass dabei die gesunde Er-nährung zum großen Teil auf derStrecke bleibt, dürfte jedem klarsein. Ja, die meisten Autohöfehaben schon irgendwo auf ihrerSpeisenkarte auch Angebote mitgesunden Mahlzeiten. Doch diemeisten Kollegen nehmen dasnicht an. Denn, wie gesagt, der Fah-rer sieht zuerst einmal die Größeder Portionen und denkt an seinenGeldbeutel, sprich seine Spesen, dieer zur Verfügung hat. Dazu kommtaber auch noch die Unregelmäßig-keit, wann man überhaupt zumEssen kommt.

Dann das Essverhalten. Wasmacht der Fahrer, wenn er im Auto-hof sitzt: Er schlingt sein Essen has-tig runter. Also er kaut es nicht rich-tig, sondern haut sich einfach denBauch voll. Dazu trinkt er nochzwei, drei Bier oder ein paar Colaoder Spezis. Das alles ist ja auch ka-lorienarm... Jetzt also hat er sichfrisch geduscht, hat auch noch„gut“ gegessen und „gut“ getrun-ken. Was macht dann der Kollege?Ist doch klar: Feierabend! Er legtsich in seine Koje zum Schlafen. Dabraucht man sich nicht zu wun-dern, dass viele Kollegen Problememit ihrem Gewicht haben. Ich kannnur meine Kollegen auffordern:Achtet doch auf euer Essverhalten!Esst langsamer und kaut das Essenrichtig durch. Dass der Fahrer erstzum Feierabend essen geht, hatauch mit den vorgeschriebenen Ru-hepausen zu tun. Denn den Tagüber stehen wir ja immer unterZeitdruck. Die Betreiber von Rast-stätten und Autohöfen kann ichnur auffordern: Stellt den Lkw-Fah-rern mehr gesundes Essen auf denTisch. Lasst euch etwas einfallen.Warum gibt es nicht mehr Sonder-angebote speziell für uns Lkw-Fah-rer, die gut und gesund sind? Diemeisten Raststätten möchten denLkw zwar an der Tankstelle sehen,aber nicht im Restaurant. Der Lkwbelegt nur den Parkplatz und bringtkeinen Umsatz.

Der Bundesverband Schlaf-apnoe und Schlaf störungenDeutschland e. V. (BSD) hateine Audio-CD zum ThemaSekundenschlaf produziert,die sich an Berufskraftfahrerwendet und die verschiede-nen Gesichtspunkte diesergefährlichen Fahrbeeinträch-tigung behandelt. Das reichtvom ignorierten Schlaf -bedürfnis bis zu Erkrankun-gen wie dem Schlafapnoe-Syndrom, das einen Sekun-denschlaf verursachen kann.Die CD wird ab Mai 2012über die Autobahnpolizeiund über Selbsthilfegruppenkostenlos an Fahrer verteilt.

TOP-THEMEN: Tagesmüdigkeit & Sekundenschlaf

CPAP im Wandel der Zeit

ERHOLSAMER SCHLAF: Leben nach der inneren Uhr

UPDATE: RLS•Narkolepsie•Insomnien•COPD

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5. Mai 2012

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in Filderstadt-Bernhausen

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Jochen Meirowski, Regional ManagerCentral Europe beiSomnoMed

Welche Erfahrung hat SomnoMed inder Behandlung von Schlafapnoeund Schnarchen? Seit zwei Jahren sind Protrusions-schienen für Patienten mit Schlafap-noe eine leitliniengerechte Behand-lungsoption. Die Firma SomnoMedhat aber nicht erst vor zwei Jahrendamit begonnen, diese Hilfsmittelherzustellen.

Wir beschäftigen uns schon seitüber zehn Jahren mit dem ThemaUnterkieferprotrusionsschiene, dieursprünglich vom KieferorthopädenDr. Richard Palmisano entwickeltwurde.

Nach sieben Jahren klinischer For-schung hat die SomnoDent® Schlaf-apnoe-Schiene im Jahr 2004 dieMarktzulassung als klinisch erprob-tes medizinisches intraorales Gerätzur Behandlung von obstruktiverSchlafapnoe (OSA) erhalten.

Die klinische Entwicklung der welt-weit patentierten SomnoDent®Schlafapnoe-Schiene reicht also be-reits 11 Jahre zurück. Seit Gründungdes Unternehmens im Jahr 2004 be-findet sich die SomnoDent® Schlaf-apnoe-Schiene auch in der klinischenAnwendung. Somit können wir be-reits auf mehr als 60 000 Patienten-behandlungen in über 20 Ländernweltweit verweisen.

Die Firma SomnoMed wächst stän-dig durch die Nachfrage der Pneu-mologen und der Zahnärzte, die sichinzwischen immer intensiver mit die-

ser alternativen Therapie der Schlaf-apnoe beschäftigen. Inzwischen sindwir mit unserer SomnoDent® Flexweltweit Marktführer in der Schie-nentherapie zur Behandlung der ob-struktiven Schlafapnoe. In den nächs-ten Jahren werden wir diese Spitzen-position mit weiteren innovativenProdukten ausbauen.

Über welches Produktportfolio ver-fügen Sie inzwischen?Die SomnoDent® Schlafapnoe-Schiene gibt es in verschiedenen Va-rianten für unterschiedliche Patien-tenbedürfnisse. Einzigartig auch fürden unbezahnten Oberkiefer: Das zurHerstellung der Schiene verwendeteMaterial erzeugt eine bessere Saug-

wirkung, durch welche die Oberkie-ferschiene im zahnlosen Oberkieferin Position gehalten wird. Dieses be-sondere Material macht erstmals dieBehandlung von Patienten mit zahn-losem Oberkiefer möglich – bisherein großes Problem in der Schienen-therapie. Ferner gibt es eine Somno-Dent Protrusionsschiene für den im-plantatgetragenen Zahnersatz undeine Variante, die über herausnehm-barem Zahnersatz getragen wird. Beider Variante mit elastischer Reten-tion (ER) wird auf beiden Seiten derZahnschiene ein elastisches kieferor-thopädisches Band eingehakt, umden Mund in geschlossener Positionzu halten. Dieses Band kann vorallem bei Patienten, die durch denMund atmen oder auf dem Rücken

Ein Gespräch mit Jochen Meirowski von der Firma SomnoMed

Massgeschneiderte SchienentherapieManche Schlafapnoe-Patienten bleiben unbehandelt, weil sie mit der CPAP-Therapie nicht klarkommen und ihr Gerät irgendwann in die Ecke stellen. Erstaunlicherweise hat sich hier eine Behandlungsalternative aus einem medizinischen Terrain entwickelt, das man ohne Vorkenntnisse für ziemlich absurd halten würde. Die Zahnärzte haben Schienen entwickelt, die den Unter-kiefer vorverlagern und so die oberen Atemwege nachts offen halten. Somit gibt es in vielen Fällen kein Schnarchen und keine Atemaussetzer mehr. Wir sprachen mit Jochen Meirowski von der Firma SomnoMed.

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schlafen, die Wirksamkeit der Thera-pie zusätzlich verbessern.

Ferner stellen wir eine Schiene zurBehandlung des nächtlichen Zähne-knirschens her – die SomnoBrux®.Zähneknirschen (Bruxismus) ist einunbewusstes, meist nächtliches,manchmal aber auch tagsüber aus-geführtes Zähneknirschen oder Auf-einanderpressen der Zähne, durchdas die Zähne verschleißen. Außer-dem wird dadurch der Zahnhalteap-parat überlastet, und Kiefergelenk,Kaumuskulatur, aber auch andereMuskelgruppen, die zur Stabilisie-rung des Kopfes angespannt werden,können geschädigt werden. Dadurchkann es manchmal sogar zu schwe-ren Schmerzsyndromen und Ohren-pfeifen (Tinnitus) kommen. Weiterehäufige Symptome sind Schwindel,Sehstörungen und Übelkeit. DieSomnoBrux®-Schiene bildet eine Bar-riere zwischen den Zahnoberflächenvon Oberkiefer und Unterkiefer. Sokönnen die Zähne nicht mehr anei-nanderreiben oder -mahlen. Sie wirdentweder auf der oberen oder derunteren Zahnreihe getragen, umSchäden an den Zähnen vorzubeu-gen.

Seit wann und wo gibt es die FirmaSomnoMed?Das Unternehmen wurde im Jahr2004 in Sydney gegründet und istseit 2007 auch in den USA und seit2008 in Europa, vor allem in Deutsch-land, Österreich, Schweiz, Hollandund Schweden vertreten.

Besonders gefragt und erfolgreichist SomnoMed in Holland. Seit 2010wird hier bei leichter bis mittel-schwerer obstruktiver Schlafapnoedie Behandlung mit der Somno-Dent® Schlafapnoe-Schiene als Erst-linientherapie vorrangig vor CPAPvon den Krankenkassen bewilligt.Das wäre auch in Deutschland so-wohl für die Patienten wie auch fürdie Kassen eine erstrebenswerte, kos-tengünstige Lösung.

Welche Erfahrungen haben Sie mitden Krankenkassen in Deutschland?Sehr unterschiedliche. Die Erstattungder Behandlung mit einer Unterkie-ferprotrusionsschiene ist eine im So-zialgesetzbuch 5 festgeschriebene

Einzelfallentscheidung. So könnendie Kassen nach eigenem Ermessendie Kosten übernehmen. Leider spie-len viele Kassen hierbei aber auf Zeitund zögern lange mit der Kosten-übernahme. Das liegt auch daran,dass das Wissen bei den Kassen umdie Wirkung der Protrusionsschienennoch nicht sehr weit verbreitet ist.Wir bemühen uns, dieses Thema beiden GKV-Spitzenverbänden immerwieder anzusprechen.

Wie kommt ein Patient an die rich-tige Adresse, um eine solche Thera-pie zu erhalten?Wir haben ein weitgespanntes Netz-werk speziell ausgebildeter Zahn-ärzte, mit denen wir intensiv zusam-menarbeiten. Die Kooperation zwi-schen Schlafmediziner, Pneumologe,HNO-Arzt und Zahnarzt ist wichtig.Der Zahnarzt hat dabei einen ganzneuen Stellenwert in diesem inter-disziplinären Netzwerk. Interessen-ten senden einfach eine formlose E-Mail mit dem Vermerk „SomnoMedgesucht“ und ihrer Adresse [email protected]. Wir informierensie dann umgehend über Somno-Med-Behandler in ihrer Nähe.

Wie läuft die Behandlung ab?Idealerweise hat der Patient seineschlafmedizinische Diagnose schonin der Tasche. Das ist die Vorausset-zung für die Behandlung. Dann suchter den SomnoMed-Zahnarzt auf, dereinen Unter- und Oberkieferabdruckund anschließend noch einen spe-ziellen Protrusionsbiss abnimmt. Die-ses Material geht dann ins Somno-Med-Labor. Dort wird die Schiene vonspeziell geschulten Zahntechnikernals individuelle Einzelanfertigunghergestellt.

Ist nach der Anpassung der Schienenoch eine schlafmedizinische Unter-suchung angezeigt?Wir empfehlen, zumindest eine Poly-grafie durchführen zu lassen, um denTherapieerfolg zu prüfen. Sehr vielepositive Rückmeldungen von zufrie-denen Patienten aus aller Welt bele-gen die Behandlungserfolge mit derSomnoDent® Schlafapnoe-Schiene.

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5. Mai 2012

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Anmeldung unter:Tel.: 0711 7656494

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Craniomandibulär funktionsge-störte Patienten sind in derärztlichen und zahnärztlichen

Praxis manchmal nicht auf den ers-ten Blick zu erkennen, und die Diag-nostik und Therapie kann sich mit-unter schwierig gestalten. Umsowichtiger ist es daher, die Symptomeder Erkrankung rechtzeitig zu erken-nen und im Behandlungskonzept zuberücksichtigen.

Craniomandibuläre Dysfunktion(CMD) ist ein Oberbegriff für struk-turelle, funktionelle, biochemischeund psychisch bedingte Fehlregula-tionen der Muskel- oder Kieferge-lenkfunktion. Diese Fehlregulationenwerden vom Patienten meist erstwahrgenommen, wenn Schmerzenauftreten. Lange vorher kommt es je-doch oft zu muskulären Dysbalancenund funktionelle Störungen. DieDeutsche Gesellschaft für Funktions-diagnostik und -therapie definiertCMD als Sammelbegriff für eineReihe klinischer Symptome der Kau-muskulatur und/oder des Kieferge-lenks sowie der dazugehörigenStrukturen im Mund- und Kopfbe-

reich. Ursachen und Entstehung cra-niomandibulärer Dysfunktionen(CMD) sind trotz intensiver For-schung im Detail noch immer weit-gehend unklar.

HäufigkeitDie Häufigkeit der CMD liegt beietwa 8 % bis 10 % der Bevölkerung. Esgibt eine Dunkelziffer, deren Größeschwer zu schätzen ist. Dabei sind nurrund 3 % der Patienten mit diesen Be-schwerden behandlungsbedürftig.Auch im Kleinkind- und Jugendaltersind CMD-Symptome anzutreffen,wobei die Häufigkeit bis zur Pubertätansteigt. Muskuloskelettale Be-schwerden zählen mit zu den häu-figsten chronischen Schmerzzustän-den beim Menschen überhaupt.Frauen im gebärfähigen Alter sindwie bei anderen Schmerzerkrankun-gen häufiger betroffen als Männer.Nach den Wechseljahren lassen dieBeschwerden jedoch häufig nach undim Alter ist die CMD relativ selten.

SymptomatikEine Vielzahl von Symptomen kanndie Diagnostik schwierig machen.Häufig kommen die Patienten mitschmerzhafter Kaumuskulatur in diePraxis oder geben lautes Kieferge-lenkknacken und Schmerzen beimKauen mit Ausstrahlung in den Kie-fergelenkbereich oder die Schläfenre-gion an. Andere Symptome könnensein: Eingeschränkte Kieferöffnung,

was das Abbeißen vom Apfel oderBrötchen erschwert

Knacken oder Reiben der Kieferge-lenke beim Öffnen oder Schließender Kiefer

Ausstrahlende Schmerzen in Mund,Gesicht, Kopf, Nacken, Schulteroder Rücken

Hals-Wirbelsäulen-Schulter-Prob-leme, eingeschränkte Kopfdrehung

Kopfschmerzen Plötzlich auftretende Probleme mit

der Passung der Zähne aufeinander(Okklusionsstörung) Es können aber auch unange-

nehme Ohrenschmerzen oder Oh-renpfeifen (Tinnitus) auftreten. Pa-tienten berichten außerdem oft überSchwindelgefühl, ohne dass Verän-derungen im Herz-Kreislauf-Systemoder krankhafte Blutdruckwerte vomHausarzt oder Internisten festge-stellt werden können. Eine interdis-ziplinäre Therapie ist deshalb ein un-umgänglicher Weg, um diese multi-faktorielle Erkrankung richtig zu di-agnostizieren und kausal zu behan-deln. Laut neuerer Fachliteratur gibtes Anhaltspunkte für Zusammen-hänge zwischen CMD und obstrukti-vem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS),wenngleich die meisten Fachartikelsich nur jeweils einem dieser beidenBereiche widmen.

Unterkieferprotrusions-schienenIntraorale bimaxilläre Therapiegeräte(in beiden Kiefern wirksam unddurch Elemente miteinander verbun-den) finden Anwendung in der The-rapie milder bis moderater Formendes obstruktiven Schlafapnoe-Syn-droms (OSAS) bzw. in der Therapiedes Upper Airway Resistance Syn-droms (UARS). Seit einiger Zeit kom-men bei CMD-Patienten Schienen-systeme, die den intraoralen Schie-nen zur Behandlung des OSAS art-

Durch Schienentherapie zwei Fliegen miteiner Klappe geschlagenEin besonderer PatientenfallHinter Beschwerden wie knackenden Kiefergelenken und Schmerzen in Mund,Gesicht, Kopf, Nacken, Schulter oder Rücken steckt häufig eine Fehlregulationder Muskel- oder Kiefergelenkfunktion. Und diese so genannte craniomandibu-läre Dysfunktion geht oft mit einer obstruktiven Schlafapnoe einher. Mit einerUnterkieferprotrusionsschiene kann man beide Probleme beheben.

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PROF. (HANGZHOU NORMAL UNIVERSITY, CHINA) DR. MED. FRANK LIEBAUGDR. MED. DENT. WU NING

Upper Airway Resistance SyndromBeim Upper Airway Resistance Syndrom (UARS) handeltes sich um eine schlafbezogene Atmungsstörung, bei derdie Muskulatur der oberen Atemwege nachts so weit er-schlafft, dass nur noch wenig Luft durchdringen kann. (Eskommt also nicht zu einem kompletten Kollaps der Atem-wege und Atemstillstand wie bei der obstruktiven Schlaf-apnoe.) Dennoch leiden die Patienten aufgrund ihrer ein-geschränkten Atmung unter Weckreaktionen. Ein weite-res typisches Symptom ist Schnarchen. Ferner können Ta-gesschläfrigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit undKonzentrationsstörungen auftreten.

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43das schlafmagazin 1/2012

verwandt sind, zum Einsatz. Da uni-maxilläre Schienen (nur in einem Kie-fer) häufig unkontrollierte Kieferbe-wegungen entgegen der therapeuti-schen Richtung zulassen, stellen diebimaxillären OSAS-Schienensystemeeinen herausragenden Vorteil für dieCMD-Behandlung dar. Genauer be-trachtet, werden hier also zwei Er-krankungsbilder aus unterschiedli-chen medizinischen Fachdisziplinenmit ähnlichen Behandlungsgerätentherapiert.

Kieferorthopäden und funktions-therapeutisch spezialisierte Zahn-ärzte sind neben den Schlafmedizi-nern oft die zuerst aufgesuchten An-sprechpartner der Patienten für eineTherapie der obstruktiven Schlafap-noe (OSAS) mit intraoralen Schienen.Ebenso wird der zahnärztlichen undkieferorthopädischen Funktionsthe-rapie eine Schlüsselrolle in der inter-disziplinären CMD-Therapie zuge-schrieben.

Sowohl in der Schlafmedizin alsauch in der kieferorthopädischenund zahnärztlichen Funktionsthera-pie werden intraorale Schienen teil-weise sehr ähnlicher Gestaltung mitvöllig unterschiedlichen Zielsetzun-gen eingesetzt: Dabei zielt der Ein-satz der Schienen in der Schlafmedi-zin auf eine Erweiterung des hinte-ren Rachenraums (engl. Posterior Air-way Space) ab, während es in derCMD-Therapie um eine Entlastungvon Kiefergelenken und der Musku-latur geht.

Nun zu meinem speziellen Patientenfall:Ein 46-jähriger Patient mit ausge-prägter Tagesschläfrigkeit stellte sichnach vorangegangener Untersu-chung beim Hausarzt und HNO-Facharzt in meiner Praxis vor. DieScreening-Untersuchung beim HNO-Kollegen hatte bereits einen auffälli-gen Befund ergeben und den Ver-dacht einer obstruktiven Schlafapnoeerhärtet. Nach meiner Überweisungin die nahegelegene Fachklinik miteinem Schlaflabor konnte dieser Ver-dacht einer mittel- bis schwergradi-gen OSA verifiziert werden. Da derPatient die zunächst verordneteCPAP-Therapie schon in der Probe-phase nicht tolerieren konnte, schlu-gen im Rahmen einer weiteren Ab-wägung von Nutzen und Risiko für

den Patienten der behandelndeSchlafmediziner des Schlaflabors undich gemeinsam vor, die Therapieal-ternative einer Unterkieferprotrusi-onsschiene zu nutzen.

Der Patient war nach entsprechen-der zahnärztlicher Befunderhebungund Untersuchung für eine Schie-nentherapie prinzipiell geeignet, dasich sein Unterkiefer in der Ruhepo -sition in einer deutlichen Rückbiss-lage befand. Daneben fiel jedoch beider zahnärztlichen Erstuntersuchungeine parodontale Grunderkrankungauf, die erst therapiert werdenmusste, damit während einer nach-folgenden Schienentherapie keineSchäden an den natürlichen Zähnenbzw. am Zahnhalteapparat auftretenkönnen. Nach erfolgreicher zahn-ärztlicher Vorbehandlung kam esdann wie geplant zum Eingliederneiner Unterkieferprotrusionsschiene,in diesem Fall eines TAP-Geräts. DerPatient wurde zwei Tage nach Ein-gliederung der Schiene wieder inmeine Praxis einbestellt. Dies istimmer wieder eine spannende Phase,da die Patienten unterschiedlich aufdie Eingliederung eines bimaxillärenTherapiegerätes reagieren. Erfah-rungsgemäß lässt sich aber sagen,dass mehr als 90 % der ausgewähl-ten Patienten von dieser Therapieva-riante begeistert sind.

In unserem speziellen Fall stelltesich der Patient nach zwei Nächtenzum Kontrollieren und Einjustieren(Titrieren) der Unterkieferprotrusi-onsschiene wieder in meiner Praxisvor. Er war bereits beim Betreten desSprechzimmers in einer deutlich bes-seren und beinahe fröhlichen Grund-stimmung. Kaum hatte er auf demBehandlungsstuhl Platz genommen,begann er auch schon mit Freudeund Begeisterung vom erfolgreichenTragen seiner Schiene zu berichten.Bereits ab der ersten Nacht hatte ernach Angaben seiner Frau keine lau-ten Schnarchgeräusche mehr vonsich gegeben. Schon gar nicht war eszu Atemaussetzern gekommen. Ersagte, bereits nach der zweitenNacht hätten seine Kollegen im Büroeine Wesensveränderung an ihm be-merkt. Der sonst bereits am Morgensehr ruhige Patient war nun auf-grund des erholsamen Schlafes fürseine Kollegen auffällig munter undgesprächig. Das Verblüffende für den

Patienten und im ersten Momentauch für mich Überraschende war,dass er nun aber auch von einem seitmehreren Jahren bestehendenSchmerz in der linken Schulter be-richtete. Dieser Schmerz sei zeitweiseund gerade in den letzten Monatenso heftig gewesen, dass er kaumnoch ohne Einnahme von Schmerz-mitteln (Ibuprofen 400 oder 600 mg,1 bis 2 Kapseln täglich) ausgekom-men war. Wie durch ein Wunder seinun der Schulterschmerz nicht mehrvorhanden und die Beweglichkeit derSchulter habe sich deutlich verbes-sert. Nebenbei ist hier zu bemerken,dass es nicht verwunderlich ist, dasseinige Patienten im Anamnesege-spräch beim Zahnarzt allgemeinme-dizinisch relevante oder wichtige As-pekte zunächst nicht erwähnen odervergessen, weil sie keinen Zusam-menhang mit dem Kausystem undanderen Erkrankungen vermuten.Man kann den Patienten deshalb kei-nen Vorwurf machen.

In der Abbildung auf der folgendenSeite unten links kann man einendeutlichen Schulterhochstand links-seitig erkennen, der auf muskuläreVerspannungen und Muskelverkür-zungen schließen lässt. Diese auffäl-lige muskuloskelettale Veränderungwird mitunter unmittelbar durch dasEingliedern einer Schiene positiv be-einflusst, was in der Abbildung da-neben für den Betrachter sichtbarund für den Patienten spürbar wird.Der Patient fühlt sich subjektiv bes-ser und kann durch Schmerzlinde-rung oder -freiheit eine deutlich bes-sere Lebensqualität finden.

Aufgrund einer Vielzahl vonSchmerzursachen im Kopfbereich istbei unklarer Diagnose eine fachüber-greifende Diagnostik sinnvoll unddringend anzuraten. Erkrankungenaus den verschiedensten medizini-schen Fachgebieten müssen ausge-schlossen werden. Dabei ist die Auf-klärung des Patienten über Krank-heitszusammenhänge und eine kor-rekte Diagnosestellung der erste undwichtigste Schritt für eine positiveBeeinflussung des Krankheitsge-schehens.

Muskuläre Verspannungen, Zäh-neknirschen und Zwangsbisspositiondes Unterkiefers sind oft im Zusam-menhang mit OSAS, aber auch alsSymptom und teilweise Ursache für

Kontakt: E-Mail: [email protected] Tel.: 036847 31788

Dr. med. dent. NingWu, Vice Director ofHangzhou DentalHospital, Head of In-ternational Exchangeand Cooperation, wissenschaftlicheMitarbeiterin vonProf. Dr. med. Liebaugin Deutschland.

Prof. Dr. med. FrankLiebaug hat nebenseiner Tätigkeit an derShandong University(China) und Hang-zhou Normal Univer-sity (China) zusam-men mit chinesischenPartnern in Hangzhoueine hochmoderneKlinik aufgebaut, inder unter anderemdas Behandlungs-spektrum der zahn-ärztlichen Schlafme-dizin angebotenwird.

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Abb. links: TAP 3Schiene, Scheu DentalGmbH, Iserlohn

Abb. Mitte: Unter -kieferrückbisslage des Patienten ohneSchiene, was ohneSchienentherapie dieVerengung oder Ver-legung des hinterenRachenraumes begünstigt

Abb. rechts: Unter -kiefervorverlagerungdurch Unterkieferpro-trusionsschiene

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craniomandibuläre Dysfunktionen zufinden. Auch ein natürliches, unbe-schädigtes Gebiss kann (z. B. auf-grund eines zu tiefen Überbisses deroberen Schneidezähne über die un-teren) zu einer Zwangsbisslage füh-ren, die im Laufe der Zeit zu einerFehlstellung der Kiefer zueinanderführt. Bei Schlafstörungen und in ver-schiedenen Schlafpositionen kann esteilweise zu ungünstigen Positionendes Unterkiefers gegenüber demOberkiefer kommen. Auch beim Zäh-neknirschen (in der Fachliteratur alsBruxismus bezeichnet), wenn der Pa-tient mit oft extrem hohen Kaumus-kelkräften die Unterkieferzähnegegen die des Oberkiefers presst,können Überlastungen der Kieferge-lenk- und Kaumuskelstrukturen auf-

treten. Hier sehen wir eine Anwen-dungsmöglichkeit speziell für dieOSAS-Therapie entwickelter Schie-nen in der CMD-Therapie.

Muskelverspannungen zwischenUnterkiefer und Zungenbein, wie siebei einer CMD häufig zu beobachtensind, führen bei sinkendem Muskel-tonus im Schlaf zu einer Rückverla-gerung des Unterkiefers, wodurchder hintere Rachenraum verengtwird bzw. die Weichteile im oberenund mittleren Rachenraum kollabie-ren und letztendlich zu einem Ver-schluss der Atemwege führen. Verla-gert man nun den Unterkiefer imRahmen einer schlafmedizinischenTherapie mit Unterkieferprotrusions-schienen bei solchen (möglicher-weise sogar bislang subjektiv und

funktionell be-schwerdefreien) Pa-tienten nach vorne,erreicht man einedeutliche Vergröße-rung des Luftrau-mes im Rachen. DerLuftstrom ist wieder„normal“ möglich.Als positiver Neben-effekt werden wo-möglich dann auchtypische Symptomeeiner CMD – Span-nungskopfschmer-zen, Gesichts- undZa h n s c h m e rze n ,Tinnitus (Ohrenpfei-fen) oder Schwindel– mitbehandelt.Hierbei ist einefachübergreifendeKo m m u n i k a t i o nzwischen den ver-schiedenen Medizi-nern notwendig. Icharbeite in ersterLinie mit Hausärz-ten, HNO-Fachärz-

ten, Pneumologen, Schlafmedizinern,Kieferorthopäden und Orthopädenzusammen.

ZusammenfassungDie Vergrößerung des hinteren Ra-chenraums ist die Zielsetzung allerintraoralen OSAS- bzw. UARS-Geräte.Es liegt nahe und wird von vielenWissenschaftlern mittlerweile als un-strittig angesehen, dass es Verbin-dungen zwischen CMD und OSASgibt. Die verwendeten Therapiege-räte müssen daher beiden Erkran-kungsbildern gerecht werden. In dembeschriebenen Patientenfall kam esunbeabsichtigt, aber mit gutem Er-folg zu einer parallelen Behandlungdes Schulter-Arm-Syndroms, das häu-fig auch als Nacken-Schulter-Syndrom bezeichnet wird und inengem Zusammenhang mit einerCMD gesehen werden muss, da imganzen Körper Zusammenhängeüber Muskelketten bestehen. (Unter„Muskelkette“ versteht man Mus-keln und Gelenke, die eng miteinan-der verbunden sind. Die Muskelket-ten geben unserem Körper die typi-sche Haltung.)

Der vorliegende Patientenfall, aberauch die zahlreichen Aussagen in derFachliteratur belegen einmal mehr,dass der Zahnarzt nicht nur denMund, sondern den ganzen Men-schen behandelt. Deshalb ist die Therapie mit Unterkieferprotrusions-schienen eine gute Alternative oderErgänzung zur bekannten CPAP-Therapie, welche bei OSAS den Gold-standard darstellt. Die Schienenthe-rapie gehört in die Hand eines schlaf-medizinisch erfahrenen zahnärztli-chen Kollegen, der in interdisziplinä-rer Diagnostik und Behandlung zusammen mit mehreren Fachkolle-gen die Gesamttherapie abstimmtund durchführt.

MuskelkettenKiefergelenke und Wirbelsäule stehen in einer engen funktionellen Wech-selbeziehung. Auf der Grundlage einer craniomandibulären Dysfunktionkommt es zu Funktionsstörungen in den Kopfgelenken und nachfolgenddurch die Muskelketten absteigend zu Funktionsstörungen der Kreuz-darmbeingelenke (Hüftbereich). Der daraus resultierende funktionelleBeinlängenunterschied kann zu reaktiven Beschwerden der Kniegelenkeführen. Im Gegenzug setzt ein fein abgestimmter Kompensationsmecha-nismus der Muskulatur entlang der Wirbelsäule aufsteigend ein, der es er-möglicht, über einen zum Teil sehr langen Zeitraum die muskuläre Dys-balance zu kompensieren.

Schulterhochstand links und Schief-stand der Wirbelsäule ohne Schienen-therapie

Normalisierung der Schulterhöhe undVerbesserung der Körperhaltung nachEingliedern der Schiene

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S C H L A F A P N O E - S P R E C H S T U N D E

Frage: Schon seit Beginn meinerCPAP-Therapie habe ich ständigProbleme mit Trockenheit derMundhöhle. Ich wache dannnachts häufig auf und mussetwas trinken. Einen Atemluft-befeuchter benutze ich bereits.Kann man gegen die Mundtro-ckenheit etwas tun?

Antwort: Eine Austrocknung derSchleimhäute in Nase, Mundund Rachen ist eine der häu-figsten Nebenwirkungen beieiner Maskentherapie. Ursäch-lich verantwortlich dafür ist derkontinuierliche Luftstrom desTherapiegerätes, der über dieMaske in die Atemwege ge-langt. Hier arbeitet der Luft-strom wie eine Art Belüftungs-system, so dass eine Trock-nungswirkung entsteht.

Dennoch sind nicht alle The-rapieanwender gleichermaßenstark von Austrocknungser-scheinungen der Schleimhäutebetroffen. Häufig versuchen dieSchleimhäute der Nase, durcheine Überproduktion anSchleim der Austrocknung ent-gegenzuwirken. So kommt esdann zum Fließschnupfen.

Die Nase reagiert typischer-weise am heftigsten auf denTherapieluftstrom. Letztendlichkönnen aber alle Bereiche, indenen die Luft über Schleim-haut strömt, betroffen sein.

Wenn Sie – wie die meistenCPAP-Nutzer – eine Nasen-maske tragen, gelangt der Luft-strom über die Nase und denRachenraum direkt in die Lunge.Die Mundhöhle ist dann vomLuftstrom kaum betroffen unddie Schleimhaut im Mundbleibt geschützt. Anders ist esjedoch, wenn der Luftstrombeim Ausatmen ungewollt auchüber den Mund nach außenentweicht und so über dieMundschleimhaut geleitetwird. Das ist häufig bei solchenMenschen der Fall, die bereitsvor der Therapie gewohnheits-

mäßig im Schlaf über den Mundgeatmet haben. Am einfachstenwäre es nun, zu beschließen,nachts fortan den Mund ge-schlossen zu halten. Das lässtsich aber im Schlaf nicht wil-lentlich steuern.

Hier gibt es verschiedene An-satzpunkte, um eine unge-wollte Mundatmung zu verhin-dern. Im Fachhandel ist z. B. einesogenannte Kinnbinde erhält-lich, mit der das Kinn im Schlafnach oben gehalten werdensoll. Die Kinnbinde ist miteinem Klettverschluss versehenund sehr einfach zu handhaben.Eine weitere Möglichkeit ist dieVerwendung einer Mund-Nasen-Maske. Diese Maskewird allgemein als Vollgesichts-maske bezeichnet und führtden Luftstrom nicht nur überdie Nase, sondern dichtet auchden Mund ab, so dass hier nichtungewollt Luft nach außen ent-weichen kann. Vollgesichtsmas-ken gibt es auch mit einer Kinn-unterstützung, die das Kinn sta-bilisieren soll. Kinnbinde undVollgesichtsmasken führen abernicht immer zum Erfolg. Außer-dem sollten Vor- und Nachteilevon Vollgesichtsmasken abge-wogen werden. Das geht nichtohne eine fachkompetente Be-ratung, die auch ein Erpro-bungsangebot mit einschließt.

Die radikalste Methode zurVerhinderung einer Mundat-mung ist die Verwendung einesHautpflasters, mit dem derMund während der Gerätethe-rapie zugeklebt wird. Diese Me-thode ist allerdings umstrittenund kaum zur allgemeinen An-wendung zu empfehlen. Esmuss in jedem Fall gewährleis-tet sein, dass man sich im Not-fall, z. B. bei Erbrechen oder Hus-ten, selbstständig und schnellvom Pflaster befreien kann. Ob-wohl ich also nicht zu dieser An-wendung raten kann, bietetdiese Methode doch eine einfa-che Möglichkeit der Selbstbe-

handlung. Weil hierbei derMund, anders als bei einer Kinn-binde oder Vollgesichtsmaske,zuverlässig verschlossen bleibt,kann auch eine sichere Aussagedarüber getroffen werden, obdie Mundtrockenheit durch dieMundatmung verursacht ist.

Wie Sie schildern, besteht dieProblematik der Mundtrocken-heit bei Ihnen bereits seit The-rapiebeginn. Deshalb ist zu ver-muten, dass Sie davor auchschon eine trockene Mund-schleimhaut hatten. Vor derTherapie ist Ihnen das mögli-cherweise nur nicht so sehr auf-gefallen, weil es noch nicht sostörend war wie jetzt. In jedemFall ist zu empfehlen, die Ursa-che des Problems herauszufin-den, weil es immer besser ist,Ursachen zu beseitigen, stattnur die Auswirkungen zu be-kämpfen. Deshalb scheint mirbei Ihnen auch eine medizini-sche Abklärung angebracht zusein. Falls Sie Medikamente ein-nehmen, achten Sie bitte da-rauf, ob unter Nebenwirkungenein Hinweis auf trockeneSchleimhäute enthalten ist.Sprechen Sie auch Ihren behan-delnden Arzt darauf an. Außer-dem ist zu empfehlen, alles zuvermeiden, was eine Austrock-nung begünstigt, und alles zuunternehmen, um der Schleim-haut genügend Feuchtigkeit zugeben. Zu kalte oder zu warmeLuft in der Schlafumgebungsollten Sie z. B. vermeiden undtagsüber immer ausreichendtrinken, wobei Wasser und Teezu bevorzugen sind. Inhalatio-nen zur Schleimhautpflege sindebenfalls sehr empfehlenswert.

Dass Sie bereits einen Atem-luftbefeuchter zur Anfeuchtungdes Therapieluftstroms benut-zen, ist gut und richtig. Doch of-fenbar ist er nicht ausreichendwirksam. Das kann daran liegen,dass Luft durch den Mund nachaußen entweicht – wie oben be-schrieben. Oder es kann sein,

dass die Befeuchtereinstellungnoch optimiert werden muss.Sie können z. B. durch eine ent-sprechende Erhöhung der Be-feuchterleistung den Luftstrommit mehr Feuchtigkeit sättigen,die dann den Schleimhäutenzugute kommt.

Sie sehen an den genanntenPunkten, dass es Sinn macht,eine individuelle, fachlich quali-fizierte Beratung in Anspruch zunehmen, um die für Sie richtigeProblemlösung zu finden. EineFachberatung erhalten Sie inder Regel in Ihrem Schlaflabor,bei einem auf Schlafapnoe spe-zialisierten Facharzt, Fachhänd-ler oder beim Hersteller bzw.Lieferanten Ihres Gerätes. Au-ßerdem kann der Erfahrungs-austausch in einer Selbsthilfe-gruppe eine wichtige Hilfe fürSie sein.

Fragen, Anregungen, Erfahrungs-berichte und Kritik zur Rubrik„Schlafapnoe-Sprechstunde“nehme ich gerne entgegen, z. B.per E-Mail unter [email protected].

Ulrich Obergfell, Vorsitzender desLandesverbandes Baden-Württem-berg Schnarchen-Schlafapnoe e. V.

Ein trockener Mund ist lästig

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Auf den ersten Blick sieht esaus wie ein typisches Ham-burger Haus – Rotklinker, Alt-

bau, enge Treppen und man siehtihm an, dass es nicht mehr dasjüngste ist. Es steht mitten auf demGelände der Hochschule für Ange-wandte Wissenschaften (HAW) undverbirgt etwas, das kaum jemanddarin vermuten würde: den LivingPlace – die Wohnung der Zukunft.Eine intelligente Wohnung, die ihreBewohner in allen Lebenslagen un-terstützt und dabei doch nicht derenLeben steuert. Den Bereich Smart Li-ving gibt es schon seit längerem alsForschungsbereich an der HAW. An-fangs hieß er iFlat und war über dasganze Gelände der HAW verstreut.Nun wurde er ausgebaut und seitetwa zwei Jahren ist die intelligenteWohnung, mit Wohn- und Schlaf-zimmer sowie Küche und Bad, amWachsen und Gedeihen. Seit knappeinem Dreivierteljahr ermöglicht derLiving Place den Informatikern sowieanderen Departements der HAW,neue Technologien für Wohn-, Le-bens-, Pflege- und Arbeitsumgebun-gen in einer realitätsnahen Umge-bung zu erforschen und zu testen.Betreut wird das Ganze maßgeblichvon den Professoren Kai von Luck undGunter Klemke, Professoren am De-partement Informatik der HAW.

Das intelligente BettFrank Hardenack ist einer der Infor-matikstudenten, der im BereichSmart Living seine Master-Arbeitschreibt und damit einen maßgebli-chen Teil zur intelligenten Wohnungbeiträgt. Er entwickelt ein Bett, das inder Lage sein soll, anhand der Bewe-

gungen des Nutzers kontaktlos zu er-kennen, wann sich der Schläfer ineiner Leichtschlafphase befindet.Diese Informationen sollen dann spä-ter von verschiedenen anderen An-wendungen der Wohnung genutztwerden. Zudem soll eine Interpreta-tion der Schlafqualität stattfinden.Die Ergebnisse dieser Schlafinterpre-tation sollen der Wohnung mitgeteiltwerden und diese soll sich dann ih-rerseits auf die speziellen Bedürfnisse( je nach Schlafqualität) einstellen.

Die Idee entstand zum einen durchAnregung von Prof. Dr. rer. nat. Kaivon Luck, der im Bereich Smart Livingsehr engagiert ist: „Man muss nureinmal mit ihm gesprochen haben,um genug Inspiration zu erhalten.“Zum anderen aus eigenem Antrieb.Frank Hardenack hatte vorher schongroße Lust gehabt, in diesem Bereichzu arbeiten, da man dort die Mög-lichkeit bekommt, ein „Person Year“(ein Jahr Arbeitszeit) verteilt über dasMasterstudium an einem Projekt in-tensiv zu arbeiten.

Wann soll ich aufstehen?Die Entwicklung des intelligentenBettes bestand aus zwei Teilen. Denersten Teil hat Frank Hardenack zu-sammen mit seinem KommilitonenOliver Dreschke realisiert, der seineMasterarbeit zum Thema „Die intel-ligente Couch – Sitzgestenerken-nung“ schreibt („Entwicklung kon-textsensitiver Möbel für intelligenteWohnumgebungen“). Die Grundideefür das Bett war, herauszufinden,wann der optimale Weckzeitpunktist. So ähnlich wie z. B. die im Handelerhältlichen Schlafphasen-Wecker –ein armbanduhrähnliches Gerät, das

man sich um das Handgelenk bindet– soll das Bett anhand der Bewegun-gen im Schlaf feststellen, in welcherSchlafphase sich der Schläfer geradebefindet. In den Leicht-Schlafphasen,den Übergangsphasen zwischenTraum- und Tiefschlaf, ist vermehrtMuskelaktivität zu verzeichnen –man dreht sich um, man zerwühltBettlaken und Decke. Diese Bewe-gungen soll das Bett erkennen, umder Wohnung zu melden, in welcherSchlafphase der Bewohner sich be-findet. Andere Anwendungen greifendann auf diese Informationen zu undversuchen dementsprechend zu rea-gieren, um dem Nutzer das Aufste-hen zu „erleichtern“. So kann der We-cker entscheiden, ob es vielleichtsinnvoll ist, ihn 20 Minuten vor sei-nem eigentlichen Aufwachzeitpunktzu wecken, wenn anzunehmen ist,dass sein Befinden dadurch am Tagbesser wird und er ausgeruhter inden Tag geht.

Wirksam, aber unsichtbarBesonders wichtig war dem Ham-burger dabei vor allem eines: DasBett sollte sich problemlos in eine be-stehende Wohnumgebung integrie-ren können und oberflächlich be-trachtet ein „ganz normales Bett“sein. Dazu muss es ohne Armbänder,Kameras, Gesichtsmasken, Elektro-den etc., sprich: kontaktlos funktio-nieren. Zudem soll sich kein elektri-sches Feld um den Nutzer herum bil-den: „Man soll nicht das Gefühlhaben, dass man quasi über Nachtgegart wird.“ Übrig blieb für den Ein-satz des Bewegungssensors dannnur eines: der Lattenrost. Damitstand der 28-Jährige vorerst vor

Im Living Place Hamburg entsteht ein intelligentes Bett Schlafen in der Zukunft„Manchmal muss man bestehende Sachen zweckentfremden, um etwas Innovatives daraus zu machen.“ Besser könnte man die moderne Wissenschaftwohl kaum beschreiben. Die Studenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg tun genau dies. Sie entwerfen mit den Mitteln von heute unsere Zukunft. Und auch wenn „vieles davon heute noch Spinnereiist“, ist es doch nicht utopisch.

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V I S I O N E N

ULRIKE HAMMER

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47das schlafmagazin 1/2012

einem Problem – wie bringt maneinen Sensor, der Bewegungen mes-sen soll, auf einem Lattenrost so an,dass der Nutzer ihn nicht bemerkt?In mehreren Durchgängen entwi-ckelte er einen Sensor, angefangenvom Kaninchendraht über Alufolieund Stahlplatten bis hin zu leitfähi-ger und nicht leitfähiger Folie. SiebenSchichten dieser Folie machen denSensor so dünn, dass er sich auf denLattenrost kleben lässt und dabeidoch unbemerkt bleibt.

Ein Schwingkreis und ein schwarzes Brett Dieser Sensor ist angeschlossen ankapazitive Sensorik aus der Sicher-heitstechnik – drei kleine Kästen, indenen sich viel Elektrotechnik undPhysik in Form eines Schwingkreisesbefinden. Eigentlich haben diese Käs-ten ursprünglich eine andere Auf-gabe: Sie bewachen Kunstwerke inden Kunsthallen dieser Welt oder Tre-sore in Banken, indem sie registrie-ren, ob jemand zu dicht an das Bildoder den Tresor kommt. Für das in-telligente Bett jedoch arbeiten sieanders: Der Sensor auf dem Latten-rost wirkt wie ein Kondensator. Erwird in den Schwingkreis hineinge-hängt und beeinflusst die dort nor-malerweise vorliegende Frequenzvon etwa 8000 Hertz. Wird ein Lat-tenrost durchgebogen, verändertsich die Kapazität des leitenden Fo-lienstreifens in der Mitte des Sensorsim Vergleich zu den beiden schir-menden Folienstreifen, die darüberliegen. Das hat eine indirekte Aus-wirkung auf die Frequenz desSchwingkreises. Diese Veränderungder Frequenz lässt sich messen. Der

logische Rückschluss aus solch einerVeränderung: Die Latte des Rosteswird mehr oder weniger durchgebo-gen – der Schlafende hat sich bewegtoder eben nicht. All diese Daten wer-den erfasst und aufbereitet. Ausihnen soll eine Information geschaf-fen werden, die registriert, ob es sichum eine Bewegung handelt, ob sichder Schläfer umdreht oder ob er dasBett verlässt.

Die ersten Prototypen dieses Sen-sors existieren bereits und sind ineinem Bett – an Fuß- und Kopfendesowie im Hüftbereich – verbaut. Nunkommt die vorher entwickelte Soft-ware ins Spiel. Wird auf Kopf- oderFußende Druck ausgeübt, kann mandies deutlich an der Form einer Kurveerkennen. Was Frank Hardenack nunnoch fehlt, ist die Aufbereitung derInformationen und deren Umset-zung. Dann sollen diese Informatio-nen der Wohnung über ein Nachrich-tensystem zur Verfügung gestelltwerden. Außerdem kann eine Inter-pretation über den gesamten Nacht-schlaf erstellt werden, um Aussagendarüber treffen zu können, wie derMensch geschlafen hat. Hatte ereinen ausgeglichenen Schlafrhyth-mus mit genügend Tiefschlafphasen,kann der Tag möglicherweise wieimmer beginnen. Hat er jedochschlecht geschlafen, sich die ganzeNacht hin und her gewälzt und istzweimal aufgestanden, können ver-schiedene Anwendungen darauf rea-gieren: Der Wecker beginnt früher,aber dafür kontinuierlich zu läuten,die Kaffeemaschine macht den Kaf-fee ein wenig stärker oder das RGB-Lichtsystem im Bad wählt den Farb-ton, der einen Sonnenaufgang simu-

liert, und nicht das schneeweißeLicht, das man im Fotostudio findet.

Eine Nacht in der ZukunftKonkret am Menschen wurde dasBett bisher nur teilweise ausprobiert,eine Nacht darin geschlafen hat nochniemand. Doch die Vorarbeiten lau-fen und die erste Nacht im intelli-genten Bett wird bald jemand ver-bringen dürfen. Noch zu erforschenist, was charakteristisch ist für einDrück-Ereignis, für ein Umdreh-Er-eignis und wie diese Daten so vorge-filtert werden können, dass bei-spielsweise Gewichts- und Größen-unterschiede verschiedener Men-schen berücksichtigt werden können.Ein Kind bringt nun einmal beim Um-drehen eine wesentlich kleinereKurve auf den Bildschirm als ein Er-wachsener mit 30 Kilo Übergewicht– das heißt aber nicht, dass ihr Schlafanders interpretiert werden soll.Denn im Grunde soll es egal sein, wieviel Kilo Mensch, welchen Alters undwelcher Größe auch immer, auf demBett liegen.

Es steckt viel Potenzial im intelligenten Bett: So ist vorallem die Möglichkeit der Anwendung im Bereich derSchlafmedizin noch nicht einmal im Ansatz ausgelotet.Beispielsweise ist die Anwendung auf Schlafapnoe-Mas-ken oder dazugehörige Geräte sehr gut denkbar: Stelltdas Bett fest, dass der Mensch nicht einschläft, obwohldas Licht bereits eine gewisse Zeit aus ist, oder bleibt er zulange in der Leichtschlafphase bzw. verfällt zu schnell wie-der in diese, kann das Bett diese Informationen dem Be-atmungsgerät zur Verfügung stellen, sodass dieses denDruck entsprechend anpassen kann. Doch auch hier istder Aspekt einer Fehlinterpretation oder eines Ausfallsbesonders wichtig und weitere Tests sind notwendig, umdiese Anwendung möglich zu machen.

Frank Hardenack ist gebürtiger Hamburger, 28 Jahre alt und hatgerade seinen Master in Informatik an der HAW Hamburg (Hoch-schule für Angewandte Wissenschaften) gemacht. Seine Arbeitüber das intelligente Bett hat er im November 2011 abgeschlossen.Heute arbeitet er bei Silpion IT-Solutions als Softwareentwicklerund Projektleiter.

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IMPRESSUM

das schlafmagazinWege zum gesunden Schlaf

Herausgeber: Dr. Magda Antonic, Werner Waldmann (V. i. S. d. P.)Redaktionsleitung: Marion ZerbstRedaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Wolfgang Haußmann, Dr. Werner Kafka, Andrew Leslie, Ulla PieperArt Direction: Anna WagnerLayout: Karolina Stuhec-MeglicHerstellung: Barbara SchülerDruck: Bechtle Druck & Service, Esslingen

Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Dr. Cornelius G. Bachmann (Göttingen); Prof. Michael Block, Klinik Augusti-num (München); Prof. Johannes Brachmann, Klinikum Coburg (Coburg);Prof. Rainer Dierkesmann (Stuttgart); Dipl.-Psych. Sabine Eller, Klinik Schil-lerhöhe (Gerlingen); Prof. Jürgen Fischer, Klinik Norderney; Prof. Bernd-Dieter Gonska, St. Vincentius-Kliniken (Karlsruhe); Prof. Göran Hajak, Klini-kum am Michelsberg (Bamberg); Dr. Svenja Happe, Klinikum Bremen-Ost;Prof. Walter Hochban (Radolfzell); Prof. Dieter Horstkotte, KardiologischeKlinik Herz- und Diabeteszentrum NRW (Bad Oeynhausen); Prof. StephanJacob (Villingen-Schwenningen); Prof. Martin Kohlhäufl, Klinik Schillerhöhe(Gerlingen); Prof. Martin Konermann, Medizinische Klinik Marienkranken-haus (Kassel); Prof. Matthias Leschke, Klinikum Esslingen a. N.; Dr. med.Frank Liebaug (Steinbach-Hallenberg); Prof. Geert Mayer, Hephata-Klinik(Schwalmstadt-Treysa); Prof. Wolfgang Motz, Herz- und Diabeteszentrum(Karlsburg); Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe (Göppingen); PD Dr. Olaf Ol-denburg, Herz- und Diabeteszentrum NRW (Bad Oeynhausen); PD Dr.Friedhart Raschke, Klinik Norderney; Dr. Stefan Reinecke, Marienhospital(Stuttgart); Prof. Dieter Riemann, Universitätsklinik Freiburg; Prof. K.-H.Rühle, Klinik Ambrock (Hagen); Prof. Michael Schredl, Zentralinstitut fürSeelische Gesundheit (Mannheim); Dr. Susanne Schwarting (Kiel); Prof. J. P.Sieb, Klinik für Neurologie, Geriatrie und Palliativmedizin (Stralsund); Prof.Reinhard Steinberg, Pfalzklinikum (Klingen münster); Dr. Christian Storz(Sindelfingen); Prof. Helmut Teschler, Ruhrlandklinik (Essen); Prof. ThomasVerse, AK Harburg (Hamburg); Dr. Hans-Günter Weeß, SchlafzentrumPfalzklinikum (Klingenmünster); Dr. Holger Woehrle, ResMed (Martins-ried); Prof. Jürgen Zulley, (Regensburg)

Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic, Hagäckerstr. 4, D-73760 Ostfildern [email protected]; www.meditext-online.deTel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweitin dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darfder Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlaggrößte Mühe darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau demWissensstand bei Drucklegung der Zeitschrift entsprachen. Dennoch solltejeder Benutzer die Beipackzettel der verwendeten Medikamente selbstprüfen, um in eigener Verantwortung festzustellen, ob die dort gegebeneEmpfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationengegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Leser außerhalb derBundesrepublik Deutschland müssen sich nach den Vorschriften der für siezuständigen Behörden richten. Geschützte Warennamen (Warenzeichen)müssen nicht besonders kenntlich gemacht sein. Aus dem Fehlen einessolchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einenfreien Warennamen handelt.

das schlafmagazin erscheint viermal im Jahr und ist in ausgewähltenBahnhofsbuchhandlungen erhältlich. Es wird ferner über Schlaflabore,Fachärzte, Sanitätshäuser und Selbsthilfegruppen distribuiert. Das Maga-zin kann zum Preis von Euro 13,20 zzgl. Versandkosten pro Jahr (4 Ausga-ben) im Abonnement bezogen werden.Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme dergesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung vonMEDITEXT Dr. Antonic strafbar. Die Redaktion behält sich die Bearbeitungvon Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gezeichneteArtikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Esslingen.

Coverfoto: istockphoto/Wolfgang Lienbacher; S. 3: FotoliaFür alle anderen Abbildungen: Ist beim Foto keine Bildquelle angegeben,gehört das Foto MEDITEXT Dr. Antonic

ISSN: 1864-7952

Langstreckenpassagiere führen ein ziemlich stressiges Leben.Mitten in der Nacht in Hongkong in den Jumbo, 13 Stunden inder Luft, auf beengten Sitzen, dann am frühen Morgen Ankunft

in Europa, drei Stunden Warten auf den Anschlussflieger in heimi-sche Gefilde. Richtig fertig steigt man aus, hängt in den Warteräu-men rum, ist todmüde, tut aber kein Auge zu. Und wenn man dannzu Hause ins Taxi steigt, ist der Tag gelaufen. Wer in London einenZwischenstopp einlegt (und ein paar Pfund investiert), ist seit kur-zem ungleich besser dran.

Langes Warten auf den Anschlussflug wird in London komfortabel:Als erster Flughafen in Großbritannien hat der Airport Heathrowspezielle Schlafzimmer für Reisende eingerichtet. An Terminal 3 ste-hen ab sofort zwölf Kabinen zur Verfügung, die die Passagiere stun-denweise mieten können. Die Minizimmer sind schalldicht und miteiner Dusche ausgestattet. Für Fluggäste, die die Wartezeit am Lap-top nutzen wollen, gibt es einen Schreibtisch und kostenloses W-Lan. Und wer tatsächlich ein Auge zumachen möchte, kann sich indie Kissen fallen lassen – zuvor noch einen Schluck aus der Minibar– und in Morpheus Armen dem nächsten Flug entgegendämmern.

Eingeführt hat die Stundenschlafzimmer das britische Unterneh-men No.1 Traveller. Es hatte in Heathrow erst im August eine Loungeeröffnet, in der Reisende neben Badezimmern und einem Ruheraumauch ein Kino, ein Spa sowie Familienzimmer vorfinden.

Phil Cameron, Geschäftsführer von No.1 Traveller, ist überzeugtdavon, dass es eine Nachfrage nach mehr Flughafen-Komfort aufder Durchreise gibt. Derzeit wolle das Unternehmen das Schlafbox-Konzept mit einer kleinen Anzahl an Kabinen testen.

Ganz neu ist diese Idee nicht: Am Amsterdamer Flughafen Schiphol gibt es bereits Hotels für Kurzaufenthalte mit hundertenZimmern und die Airports in München und Delhi bieten „Napcabs“oder Schlafstätten unter dem Namen „Sams Snooze at My Space“an. Als Hotelzimmer für eine Nacht taugen die Schlafboxen in Lon-don nicht: Man kann sie nur zwischen 4.30 und 22.30 Uhr beziehen.Reservieren kann man die Schlafstätte im Voraus über die Websitevon No. 1 Traveller oder spontan vor Ort, sofern noch ein Bett frei ist.

Wer am Londoner Drehkreuz Heathrow aufseinen Weiterflug wartet, muss sein Nicker-chen nun nicht mehr im Stehen oder Sitzenabsolvieren. In zwölf luxuriös ausgestattetenSchlafkabinen können sich Reisende lang ma-chen – ganz billig ist der Komfort aber nicht.Die Stunde kostet für eine Person 23 Euro, fürzwei Personen 34 Euro.

Luxusnickerchen für Flugpassagiere

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Weitere Adressen unter www.dasschlafmagazin.de

Arbeitskreis Schlafapnoe NiedersächsischerSelbsthilfegruppenWeserstr. 8; 26382 WilhelmshavenTel.: 04421 31852

Bundesverband Schlafapnoe und SchlafstörungenDeutschland BSD e. V. Panoramastr. 6; 73760 OstfildernTel.: 0172 7115078 Fax: 0711 4599495 [email protected]

DNG Deutsche Narkolepsie-Gesellschaft e. V.Strindbergweg 13; 42657 SolingenTel.: 0212 23063345 Fax: 0212 [email protected]

Fatigatio e. V.Bundesverband Chronisches ErschöpfungssyndromAlbrechtstr. 15; 10117 BerlinTel.: 030 31018890Fax: 030 310188920

GSD Bundesverband GemeinnützigeSelbsthilfe Schlafapnoe Deutschland e. V.Auf dem Felde 3; 31675 BückeburgTel.: 05722 270240; Fax: 05722 [email protected]

Initiative Gesunder SchlafKirchweg 2; 50858 KölnTel.: 0221 94862843Fax: 0221 94862880schneider@initiative-gesunder-schlaf.dewww.initiative-gesunder-schlaf.de

Landesverband Baden-Württemberg Schnarchen – Schlafapnoe e. V.Karpfenweg 20 78609 TuningenTel.: 0172 8370712Fax: 03222 [email protected] www.lvbwss.de

Landesverband Bayern e. V.Schlafapnoe/chronische SchlafstörungenSchlehenweg 11; 93128 RegenstaufTel./Fax: 09402 35 [email protected]

Landesverband Schlafapnoe in NRWHeinrich HübnerHoltener Str. 6046145 OberhausenTel.: 0208 645879Fax: 0208 [email protected]

Narkolepsie Deutschland e. V.Postfach 41 04 2234066 KasselTel.: 07121 890221www.narkolepsie-deutschland.de

Deutsche Restless Legs VereinigungSchäufeleinstr. 35; 80687 MünchenTel.: 089 55028880Fax: 089 [email protected]

Schlafapnoe e. V., WuppertalAm Burgholz 6; 42349 WuppertalTel.: 0202 408917Fax: 0202 [email protected]

Selbsthilfe Unruhige Beine (RLS) Schlafapnoe-Schlafstörungen e. V. in NRWMühlenesch 23; 49525 LengerichTel.: 05481 8475713Fax: 05481 [email protected]

VdK-Fachverband Schlafapnoe/chronische Schlafstörungen im Sozialverband VdK Deutschland e. V.Wurzerstr. 4a53175 Bonn Tel.: 0228 820930Fax: 0228 8209346 [email protected]; www.vdk-schlafapnoe.de

Verein zur Selbsthilfe Schlafapnoe/Schlafstörungen e. V. SachsenOckerwitzer Ring 17; 01156 Dresden Tel./Fax: 0351 4214384 www.schlafapnoe-sachsen.de

Wichtige Adressen

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50 das schlafmagazin 1/2012

D I E S & D A S

Bislang musste man sich die SOMNIA-CDs vom CD-Player überLautsprecher anhören, jetzt gibt es ein Kopfkissen mit inte-griertem Lautsprecher; die Musik inklusive der unhörbaren

Wellen kommt von einem kleinen, speziell angefertigten Player, derdie Daten von einer Speicherkarte hörbar macht. Das Gerät nenntsich Inpulser.

Zur Erinnerung über die Wirkungsweise des Systems: Die Therapieberuht auf der unhörbaren Wirkung sogenannter binauraler Wellen,die zusammen mit der hörbaren Musik transportiert werden. Diesenicht hörbaren Wellen (Delta-Wellen) im Frequenzbereich von 1–4 Hzwerden vom menschlichen Gehirn in der Tiefschlafphase erzeugt.Wenn nun, so die Annahme, diese Wellen künstlich erzeugt und mitnormal hörbarer Entspannungsmusik dem Gehör zugeführt werden,müssten sie eigentlich die Einschlafdauer verkürzen und die Tief-schlafphase verlängern und intensivieren, wodurch der Schlaf erhol-

samer wird. Studien haben gezeigt, dass dies funktioniert. Bislangmusste man die CDs über einen normalen CD-Player im Schlafzim-mer abhören, jetzt läuft die Prozedur einfacher und vor allem wir-kungsvoller ab: Man legt den Kopf auf das Kissen und hört aus demdarin verborgenen Lautsprecher leise Musik. Diese freilich ist nichtdas Entscheidende, die unhörbaren Wellen sind das Therapiemedium.Anwenderstudien zeigen bisher ermutigende Ergebnisse.

Das Schlafmagazin wird in seiner nächsten Ausgabe ausführlichüber diese insofern hochinteressante Methode berichten, als vieleAnwendungsbereiche denkbar sind. Und zwar in allen Situationen, indenen erholsamer Schlaf Voraussetzung für Gesundheit, Wohlbefin-den und Leistungsfähigkeit ist. Für den Technikfreak werden wir auchdas hochkomplizierte System, das die „Schlafwellen“ erzeugt, erklä-ren. Red.

Jüngst hat die neue Stadtbücherei in Stuttgart am MailänderPlatz – bislang noch auf einer unwirtlichen Brache hinterm halbim Abbruch befindlichen Stuttgarter Hauptbahnhof gelegen –

ihre Pforten eröffnet. So auf den ersten Blick eigentlich ein fantasie-loser Betonklotz mit unzähligen Fenstern. Als „Bücherknast“ etiket-tierten ihn manche Stuttgarter respektlos. Nur in der Nacht wirkt derBücherquader nahezu magisch in seinem kühlen blauen Licht. Undman kann sich gut vorstellen, dass da manch einer zum Fahrrad oderAutoschlüssel greift – die Stadtbahn hat ja nachts ihren Dienst ein-gestellt – und zum Mailänder Platz aufbricht. Hier kann man auchbis in den Morgen Bücher ausleihen oder sich direkt vor Ort durchRomane und Sachbücher schmökern.

Die Nacht werde zum Tag. Edison hat dies seit seiner Erfindung derGlühbirne ermöglicht. Unsere moderne Gesellschaft hasst eigentlichden Schlaf. Er gilt als Verschwendung von Lebenszeit. Die Kulturma-nager haben das schon längst begriffen und bieten Kultur in derNacht an. Die Nacht der Museen beispielsweise ist in jeder Kom-mune, die was auf sich hält, ein Renner. Anstatt in Discos, Kneipenund Bars herumzuhängen und sich mit einem Zuviel an Alkohol denSchlaf noch weiter zu ruinieren, wäre es doch eine Überlegung wert,sich die Nacht mal schlaflos in Stuttgarts neuer Bibliothek um dieOhren zu schlagen. Wie gesagt, nur die Stuttgarter haben dazu dieMöglichkeit: in ihrer „Bibliothek für Schlaflose“ im Windfang desOsteingangs. Red.

Die neue Stadtbibliothek in StuttgartLiteratur für Schlaflose am Mailänder PlatzEs gibt mehr Menschen, als man gemeinhin annimmt, für die die Nacht ein Alptraum ist, weil sie nicht in den Schlaf finden. Anstatt sich hinund her zu wälzen, kann man auch lesen. Obwohldas Lesen im multimedialen Zeitalter, so unkenmanche, nicht mehr das Nonplusultra ist, gibt es immer noch genügend Leseratten. Und wennman mal keine Lust auf den Bestand der eigenen Bibliothek hat oder es einen danach verlangt, einfach neues Lesefutter zu erkunden: Das gehtnunmehr auch nachts, von Mitternacht bis in den frühen Morgen.

Die Methode ist nicht neu, aber sie funktioniert. Ihr Erfinder, Uwe Storch, entwickelte vor Jahren das SOMNIA-Schlaftraining mit vier speziellen CDs. Jetzt gibt es ein Kopfkissen, das einen sozusagen in den Schlaf musiziert.

Deltawellen statt ChemieEin Kissen fürs bessere Einschlafen

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Page 51: Das Schlafmagazin 1-2012

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