das große nixkraut (najas marina) – wasserpflanze … · die art ist zweihäusig...

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102 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 Der Förderkreis Sporttauchen hat die aus der Familie der Nixkrautgewächse (Naja- daceae) stammende Art zur Wasserpflanze des Jahres gewählt. Nicht nur aus der Sicht dieses Interessentenkreises ist das sicher eine gute Wahl, kann doch Najas marina wie auch weitere verwandte Arten als Indi- kator für eine sehr gute Wasserqualität gel- ten. Wie alle Nixkräuter gedeiht auch das Große Nixkraut vorwiegend im Süßwasser. Aber auch im Brackwas- ser der Ostsee, vor allem in den Bod- dengewässern der deutschen Ost- seeküste siedelt es vereinzelt. Dies mag dazu geführt haben, dass der schwedische Botaniker Linné den Artnamen „marina”, also eigentlich „Meeres-Nixkraut” vergab. Die einjährige Unterwasserpflanze hat eine recht kurze Lebensdauer (Mitte Juni bis September) und be- vorzugt saubere, mäßig nährstoff- reiche Seen und kommt selten auch in langsam fließenden Gewässern vor. Sie besiedelt Wassertiefen bis zu drei Meter. Die Pflanzen können bis zu einem Meter lang werden. Die ga- belspaltigen, in Dreierquirlen um die Stän- gelknoten stehenden Blättchen sind recht zerbrechlich. Im Unterschied zum Kleinen Nixkraut (Najas minor) sind Stängel und Blattrücken bestachelt. Bei einer Berührung kann dies schmerzhaft sein. So mancher Badegast wird die Pflanzen daher schon als unangenehm bei Schwimmen oder Tau- chen empfunden haben. Die Blätter sind bis zu sechs Millimeter breit, aufrecht abstehend bis bogenförmig auf- wärts gekrümmt. Der Stängel und die Blätter von Najas marina sind rötlich bis grün. Die gesamte Pflanze erscheint steif und glasar- tig. Die Art ist zweihäusig getrenntge- schlechtig (diözisch). Die Blüten sind sehr klein und unauffällig. Die Bestäubung findet unter Wasser statt. Die Früchte der Pflanzen sind kleine Nüsschen (4-8 mm Länge und 1,5-2,5 mm Breite) und werden gern von Wasservögeln gefressen, teilweise unver- daut ausgeschieden und so an andere Wuchsorte verbreitet. Die Verbreitung des Großen Nixkrautes er- streckt sich weltweit in den subtropischen und gemäßigten Zonen, überwiegend auf der Nordhalbkugel. In Europa reicht sie bis Südskandinavien, im Süden bis in den Mit- telmeerraum. Fossile Funde aus dem Plio- zän belegen ein deutlich weitere nach Nor- den (Britische Inseln, Mittelskandinavien) reichendes Areal. Eine Häufung der Vor- kommen findet sich in den sauberen Al- pen- und Alpenrandseen tieferer Lagen. In Deutschland hat die Art einen Verbrei- tungsschwerpunkt in Süddeutsch- land, vor allem am Oberrhein. Im Norden Deutschlands erstrecken sich die Vorkommen mit einer deutlichen Verbreitungsgrenze entlang der Süd- grenze der letzten Inlandvereisung (Weichselglazial). Gehäufte Vorkom- men finden sich entlang der Havel und in der Mecklenburgischen Seen- platte, aber auch in einigen Seen Schleswig-Holsteins kommt Najas marina vor. Auf Grund der Gewässerverschmut- zung war Najas marina lange Zeit im Rückgang und ist auch heute noch in vielen Landschaften Deutschlands nicht oder sehr selten anzutreffen. In Brandenburg kommen beide Unter- arten des Großen Nixkrautes vor (Najas marina ssp. intermedia et ssp. ma- rina). Aufgrund der teilweise deutlichen Verbesserung der Wasserqualität zahlrei- cher Seen ist aktuell eine leicht zuneh- mende Tendenz zu verzeichnen. Dies trifft auch auf die wohl hinsichtlich der Wasser- qualität besonders anspruchsvolle ssp. in- termedia zu, die in Klarwasserseen der Uckermark aktuell recht verbreitet vor- kommt. Dennoch mussten beide Unterar- ten in der 2006 neu erschienenen Roten Liste der etablierten Gefäßpflanzen Bran- denburgs in eine Gefährdungskategorie eingestuft werden (ssp. intermedia Kate- gorie 3, gefährdet; ssp. marina Kategorie G, Gefährdung anzunehmen). Im Rahmen der Umsetzung der FFH- und der Wasserrahmenrichtlinie wird es zu ei- ner weiteren Verbesserung der Wasserqua- lität vieler Seen kommen, was vor allem im nordostdeutschen Tiefland eine weitere Ausbreitung des Großen Nixkrautes wie auch weiterer, heute noch sehr seltener an- spruchsvoller Wasserpflanzen begünstigen dürfte. A. Hinzmann, Dr. F. Zimmermann Mäßig nährstoffreiche Klarwasserseen sind Lebensraum des Großen Nixkraut (Kalksee, Ruppiner Schweiz, 19.4.2007) Fotos: K. van de Weyer; F. Zimmermann Das Große Nixkraut (Najas marina) – Wasserpflanze des Jahres 2007

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102 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

Der Förderkreis Sporttauchen hat die ausder Familie der Nixkrautgewächse (Naja-daceae) stammende Art zur Wasserpflanzedes Jahres gewählt. Nicht nur aus der Sichtdieses Interessentenkreises ist das sichereine gute Wahl, kann doch Najas marinawie auch weitere verwandte Arten als Indi-kator für eine sehr gute Wasserqualität gel-ten. Wie alle Nixkräuter gedeiht auchdas Große Nixkraut vorwiegend imSüßwasser. Aber auch im Brackwas-ser der Ostsee, vor allem in den Bod-dengewässern der deutschen Ost-seeküste siedelt es vereinzelt. Diesmag dazu geführt haben, dass derschwedische Botaniker Linné denArtnamen „marina”, also eigentlich„Meeres-Nixkraut” vergab.Die einjährige Unterwasserpflanzehat eine recht kurze Lebensdauer(Mitte Juni bis September) und be-vorzugt saubere, mäßig nährstoff-reiche Seen und kommt selten auchin langsam fließenden Gewässernvor. Sie besiedelt Wassertiefen biszu drei Meter. Die Pflanzen könnenbis zu einem Meter lang werden. Die ga-belspaltigen, in Dreierquirlen um die Stän-gelknoten stehenden Blättchen sind rechtzerbrechlich. Im Unterschied zum KleinenNixkraut (Najas minor) sind Stängel undBlattrücken bestachelt. Bei einer Berührungkann dies schmerzhaft sein. So mancherBadegast wird die Pflanzen daher schon alsunangenehm bei Schwimmen oder Tau-chen empfunden haben.

Die Blätter sind bis zu sechs Millimeter breit,aufrecht abstehend bis bogenförmig auf-wärts gekrümmt. Der Stängel und die Blättervon Najas marina sind rötlich bis grün. Diegesamte Pflanze erscheint steif und glasar-tig. Die Art ist zweihäusig getrenntge-schlechtig (diözisch). Die Blüten sind sehrklein und unauffällig. Die Bestäubung findet

unter Wasser statt. Die Früchte der Pflanzensind kleine Nüsschen (4-8 mm Länge und1,5-2,5 mm Breite) und werden gern vonWasservögeln gefressen, teilweise unver-daut ausgeschieden und so an andereWuchsorte verbreitet.Die Verbreitung des Großen Nixkrautes er-streckt sich weltweit in den subtropischenund gemäßigten Zonen, überwiegend aufder Nordhalbkugel. In Europa reicht sie bis

Südskandinavien, im Süden bis in den Mit-telmeerraum. Fossile Funde aus dem Plio-zän belegen ein deutlich weitere nach Nor-den (Britische Inseln, Mittelskandinavien)reichendes Areal. Eine Häufung der Vor-kommen findet sich in den sauberen Al-pen- und Alpenrandseen tieferer Lagen. InDeutschland hat die Art einen Verbrei-

tungsschwerpunkt in Süddeutsch-land, vor allem am Oberrhein. ImNorden Deutschlands erstrecken sichdie Vorkommen mit einer deutlichenVerbreitungsgrenze entlang der Süd-grenze der letzten Inlandvereisung(Weichselglazial). Gehäufte Vorkom-men finden sich entlang der Havelund in der Mecklenburgischen Seen-platte, aber auch in einigen SeenSchleswig-Holsteins kommt Najasmarina vor.Auf Grund der Gewässerverschmut-zung war Najas marina lange Zeit imRückgang und ist auch heute nochin vielen Landschaften Deutschlandsnicht oder sehr selten anzutreffen. InBrandenburg kommen beide Unter-arten des Großen Nixkrautes vor

(Najas marina ssp. intermedia et ssp. ma-rina). Aufgrund der teilweise deutlichenVerbesserung der Wasserqualität zahlrei-cher Seen ist aktuell eine leicht zuneh-mende Tendenz zu verzeichnen. Dies trifftauch auf die wohl hinsichtlich der Wasser-qualität besonders anspruchsvolle ssp. in-termedia zu, die in Klarwasserseen derUckermark aktuell recht verbreitet vor-kommt. Dennoch mussten beide Unterar-ten in der 2006 neu erschienenen RotenListe der etablierten Gefäßpflanzen Bran-denburgs in eine Gefährdungskategorieeingestuft werden (ssp. intermedia Kate-gorie 3, gefährdet; ssp. marina KategorieG, Gefährdung anzunehmen).Im Rahmen der Umsetzung der FFH- undder Wasserrahmenrichtlinie wird es zu ei-ner weiteren Verbesserung der Wasserqua-lität vieler Seen kommen, was vor allem imnordostdeutschen Tiefland eine weitereAusbreitung des Großen Nixkrautes wieauch weiterer, heute noch sehr seltener an-spruchsvoller Wasserpflanzen begünstigendürfte. A. Hinzmann, Dr. F. Zimmermann

Mäßig nährstoffreiche Klarwasserseensind Lebensraum des Großen Nixkraut(Kalksee, Ruppiner Schweiz, 19.4.2007)

Fotos: K. van de Weyer; F. Zimmermann

Das Große Nixkraut ((NNaajjaass mmaarriinnaa)) – Wasserpflanze des Jahres 2007

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 103

Naturschutz und Landschaftspflege in BrandenburgBeiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz

16. Jahrgang Heft 4, 2007

Inhaltsverzeichnis

LUKAS LANDGRAF 104Zustand und Zukunft der Arm- und Zwischenmoore in Brandenburg –Bewertung und Bilanz

JENS PÄZOLT 116Der Makrophytenindex Brandenburg - ein Index zur Bewertung von Seen mit Makrophyten

FRANZISKA DÖRING, FRANZISKA HÖLZEL 122Dokumentation der Entwicklung von Schilfröhrichten an Seen der Stadt Brandenburg an der Havel (1944-2003) durch Einsatz von GIS zur Luftbildauswertung

KLEINE BEITRÄGE

Das Große Nixkraut (Najas marina) – Wasserpflanze des Jahres 2007 102

10 Jahre Ökosystemare Umweltbeobachtung in Brandenburg 127

Zum 40-jährigen Jubiläum zahlreicher Naturschutzgebiete in Brandenburg 129

GEDANKEN – IDEEN – ERGEBNISSE

Potsdamer Naturschutztage – eine neue Diskussionsplattform zur Erörterung 132aktueller Naturschutzfragen in der Landeshauptstadt

JUBILÄUM 133

RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN 134

KLEINE MITTEILUNGEN 134

TAGUNGEN 137

LITERATURSCHAU 140

NATUR DES JAHRES 2008 143

ImpressumHerausgeber: Landesumweltamt Branden-

burg (LUA)

Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur-schutz, Wasser; ServiceDr. Matthias Hille, Barbara Kehl,Angela Hinzmann,

Beirat: Thomas AvermannLothar BlackertDr. Martin FladeDr. Lothar KalbeDr. Bärbel LitzbarskiDr. Annemarie SchaepeDr. Thomas SchoknechtDr. Frank Zimmermann

Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbgSeeburger Chaussee 214476 PotsdamOT Groß GlienickeTel. 033 201/442 238E-Mail: barbara.kehl@

lua.brandenburg.de

ISSN: 0942-9328

Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autorenwerden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei derSchriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträgewerden sie ins Internet gestellt.Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie-gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh-migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg(GB-G 1/99).Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion wieder.

Redaktionsschluss: 30.11.2007

Layout/ Osthavelland-Druck Druck/ Velten GmbHVersand: Luisenstraße 45

16727 VeltenTel.: 0 33 04/3 97 40Fax: 0 33 04/56 20 39

Bezugsbedingungen:Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Europro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro.Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie derthematischen Hefte werden gesondert festgelegt.Bestellungen sind an das Landesumweltamt zu rich-ten.Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papiergedruckt.

Titelbild: Winter an der Oder bei LebusFoto: F. Zimmermann

Rücktitel: EisblumenFoto: Th. Schoknecht

104 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007; 104-115

Zusammenfassung

Im vorliegenden Beitrag wird ein Bewer-tungsverfahren für Arm- und Zwischen-moore und ihre oberirdischen Einzugsge-biete vorgestellt. Auf der Grundlage einerstandardisierten Erfassungsmethode wurdeder Zustand von 585 märkischen Braun- undTorfmoosmooren bewertet und bilanziert. Esstellte sich heraus, dass die Bewertung desZustandes von Randsumpf, Quellen undMoorrelief gute Rückschlüsse auf den Moor-wasserhaushalt ermöglichen. Aktuell findet man in Brandenburg noch 62naturnahe Torfmoosmoore aber nur nochdrei naturnahe Braunmoosmoore. Natürli-che Durchströmungsmoore und Druckwas-ser-Quellmoore sind verschwunden. Das giltauch für den ökologischen Moortyp Kalk-Zwischenmoor. Die Nutzung und die Geolo-gie des Einzugsgebietes haben Einfluss aufden Zustand der Moore. Günstigste Rah-menbedingungen bieten lehm- und tonrei-che Gebiete mit standorttypischer Laub-waldbestockung. Mittelfristig können etwa23 naturnahe Torfmoosmoore aber nur eineinziges naturnahes Braunmoosmoor als re-lativ gesichert gelten. Nach entsprechendenMoorschutzmaßnahmen lässt sich für 46 naturnahe Torfmoosmoore und zwei natur-nahe Braunmoosmoore eine günstige Prog-nose ableiten. Der Wasserhaushalt von 123Mooren wird noch durch Abzugsgräben ge-stört. Eutrophierungsmerkmale treten deut-lich häufiger bei Braunmoosmooren auf.Erhebliche Anstrengungen sind zur Siche-rung des Gesamtbestandes erforderlich. FürBraunmoosmoore reichen die bisherigen Be-mühungen des Schutzes nicht aus, um dieseÖkosysteme in Brandenburg zu erhalten.Dafür müssen im Moorschutz neue Wegebeschritten werden.

1 Einleitung

Auf einer Wanderung durch den ChorinerEndmoränenbogen gewinnt man immernoch den Eindruck, dass sich beinahe in je-der Geländesenke ein nasses Moor befindet.Breite, weithin sichtbare Randsümpfe umge-ben hier inmitten des Buchenwaldes Erlen-brüche und Torfmoosmoore. Ganz anders istdas Bild hingegen an den Köllnseen in derSchorfheide. Die einst schwingenden Verlan-

dungsmoore mit Wollgräsern und Moorkie-fern sind extrem ausgetrocknet. Ein Reise-führer aus dem Jahr 1993 berichtet nochvom hochmoorartigen Charakter des südlichgelegenen Großen Meewenpfuhls (KURT-GILSENBACH 1993). Man kann das Moorheute – 14 Jahre später – trockenen Fußesdurchqueren.Die Erforschung der märkischen Arm- undZwischenmoore begann zu Beginn des 20.Jahrhunderts mit Vegetationsaufnahmen.Ausführlichere Gebietsmonographien ent-standen u. a. über das Plagefenn (CONWENTZ

et al. 1912, später dann MICHAELIS 1998) so-wie Teufels- und Schulzensee (ULBRICH

1925). HUECK legte 1926 eine umfassendeVegetationsbearbeitung wichtiger märki-scher Torfmoosmoore vor. Seine gesamtöko-logische Betrachtung eines brandenburgi-schen Torfmoosmoores, dem Plötzendiebel,folgte im Jahr 1929. Später beschäftigten

sich u. a. PASSARGE (1964) mit den Pflanzen-gesellschaften der Moore bei Lieberose undTIMMERMANN (1999) mit den Torfmoosmoo-ren im Gebiet der Choriner und PoratzerEndmoräne.Wie entstehen nährstoffarme Moore? Be-reits in der älteren Moorliteratur beschriebman das Prinzip des allmählichen Heraus-wachsens eines Moorkörpers aus demGrundwasserniveau und den dadurch zu-nehmenden Einfluss des nährstoffarmenNiederschlages auf die Moorspeisung (HUECK 1953; MECKLENBURG 1955), wie es fürRegenmoore typisch ist. Da in Brandenburg– nach heutiger Auffassung – keine echtenRegenmoore existieren können, trifft diesesPrinzip hier lediglich auf Kesselmoore zu. Inder Altmoräne entstehen primäre Arm- undZwischenmoore auch direkt auf nährstoff-armen Mineralböden durch Versumpfung inSenken und an Hängen (Versumpfungs- und

NÄHRSTOFFARME MOORE REAGIEREN BESONDERS SENSIBEL AUF UMWELTVERÄNDERUNGEN. EINE UMFASSENDE

ZUSTANDSBEWERTUNG DER MOORE UND IHRER EINZUGSGEBIETE IST EINE WERTVOLLE GRUNDLAGE

FÜR DIE ABLEITUNG VON SCHUTZ- UND RENATURIERUNGSMAßNAHMEN.

LUKAS LANDGRAF

Zustand und Zukunft der Arm- und Zwischenmoore in BrandenburgBewertung und BilanzSchlagwörter: Armmoor, Bewertung, Braunmoosmoor, Einzugsgebiet, Randsumpf, Torfmoosmoor,

Zwischenmoor

Abb. 1

Natürliche Braunmoosmoore sind die ursprüngliche Heimat verschiedener Wiesenorchideen,z. B. des Steifblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza incarnata) Foto: L. Landgraf

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 105

Hangmoore) oder Moorbildung über Quel-len (Quellmoore). Viele Arm- und Zwischen-moore bilden sich erst sekundär durch dieAkkumulation von Nährstoffen im Torf. Da-bei reduziert sich der Nährstoffgehalt desGrundwassers während der Durchströmungdes Torfes (SUCCOW & JOOSTEN 2001), sodassnach entsprechendem Abstand vom Moor-rand oder Gewässer Zwischenmoore auftre-ten können. Durchströmte Torfe kennzeich-nen nicht nur Durchströmungsmoore,sondern finden sich auch in Verlandungs-und Kesselmooren. So entstehen bei ausrei-chender Größe selbst in hocheutrophenMooren noch Zwischenmoorbereiche wie z. B. in der Verlandungszone des polytro-phen Blankensees südlich von Potsdam.Auch der Mensch hat durch seine Moorwie-senwirtschaft erheblich zur Ausbreitung derZwischenmoorvegetation beigetragen. Aufungedüngten Wiesen im Baruther Urstrom-tal oder in der Havelniederung leuchtetennoch Mitte des 20. Jahrhunderts weithin dieFruchtstände des Schmalblättrigen Wollgra-ses (KRAUSCH 1958). Bislang fehlte ein vollständiger Überblicküber das aktuelle Vorkommen und den Zu-stand sämtlicher Arm- und Zwischenmoorein Brandenburg. Seit dem Jahr 2001 wird imLandesumweltamt an einer landesweitenMoorliste mit Angaben über Zustand undGefährdung der Moore gearbeitet. DenSchwerpunkt dieser Inventarliste bildenArm- und Zwischenmoore, die auch als sen-sible Moore (empfindlich gegenüber Um-weltveränderungen) bezeichnet werden. EinGroßteil der naturnahen und gestörten Arm-und Zwischenmoore wurde mittlerweile er-fasst. Hauptziel des Vorhabens ist es, vor al-lem Schutz- und Renaturierungsvorhabenzielgerichtet durchführen zu können.

2 Erfassung

Die Einstufung in Arm- und Zwischenmooreerfolgte ausschließlich auf Grundlage vege-tationsökologischer Merkmale (SUCCOW

1988, KOSKA et al. 2001). In den folgendenAuswertungen werden Sauer-, Arm- undZwischenmoore auch als Torfmoosmooreund Basen- und Kalk-Zwischenmooren auchals Braunmoosmoore bezeichnet. In Torf-moosmooren dominieren Torfmoose undWollgräser. Zu den Braunmoosmooren zählen hier ebenfalls braunmoosreicheSchneidenröhrichte, die beim Auftreten vonArmleuchteralgen und Skorpionsmoos(Scorpidium scorpioides) sowie weiterenkalkzeigenden Braunmoosarten als Kalk-Zwischenmoore eingestuft werden (KOSKA etal. 2001). Weiterhin werden Moore mit grö-ßerer Deckung von kalkliebenden Arten wieBreitblättriges Wollgras (Eriophorum latifo-lium), Zierliches Wollgras (E. gracile), We-nigblütige Sumpfsimse (Eleocharis quinque-flora), Zweihäusige Segge (Carex dioica)und den charakteristischen Braunmoosartenzu den Kalk-Zwischenmooren gestellt. Alleübrigen braunmoosreichen Moore zählen zuden Basen-Zwischenmooren. Nicht zu den

Braunmoosmooren gehören reine Wasser-röhrichte der Schneide. Die Mindestgrößefür die Erfassung der Moore lag bei einerGröße von 100 m2. Insgesamt wurden 585 Moore für die Be-wertung berücksichtigt. Bestandteile der hiervorliegenden Daten sind die Kartierungenvon Basen- und Kalk-Zwischenmooren in 25Mooren der Uckermark (FRIEDRICH 2002,FRIEDRICH & LUTHARDT 2003) sowie eine lan-desweite Erfassung durch das Landesum-weltamt Brandenburg für 112 Moorgebieteim Jahr 2003 (HEINICKE 2003a, b). Vom Au-tor wurden zwischen 2004 und 2007 insge-samt 453 Arm- und Zwischenmoore (77 %)erfasst oder kartiert bzw. nachkartiert. Dazugehören auch alle naturnahen Moore. Wei-terhin flossen Kartierungsergebnisse vonHAHNE & OTTO (2005), IHU Güstrow (Ro-winsky mündl.), des BiosphärenreservatesSchorfheide-Chorin (Anfang der 1990erJahre) sowie Hinweise der Unteren Natur-schutzbehören in die Datenauswertung ein.Stellenweise dienten die GIS-Datenbeständeder landesweiten Biotopkartierungen (CIR,PEP-GIS) zur Plausibilitätsprüfung der Ergeb-nisse.Es kann eingeschätzt werden, dass die natur-nahen Torf- und Braunmoosmoore beinahevollständig erfasst worden sind. Kleinere Lü-cken existieren noch in der Uckermark z. B.bei Glambeck. Wie eine zielgerichtete Prü-fung von Teilgebieten mittels Luftbild undTopographischen Karten mit anschließenderNachsuche im Gelände ergab, sind gestörteMoore zu mindestens drei Viertel des Ge-samtbestandes erfasst worden. Für die er-heblich gestörten Moore bestehen noch diegrößten Lücken bei den Braunmoosmooren(Abb. 6) und ehemaligen Braunmoosmoo-ren, da sie sich schnell in Reichmoore um-wandeln und dann schwer zu erkennen sind.Hier standen oft nur Literaturangaben zurVerfügung. Demgegenüber sind erheblichgestörte Torfmoosmoore mit ebenfalls dreiViertel des Gesamtbestandes repräsentativwiedergegeben. Es existiert allerdings nocheine große unbekannte Zahl ehemaligerTorfmoosmoore im Wald, die heute oft nurnoch an wenigen Pfeifengrashorsten zu er-kennen sind. Erfassungslücken treten vor al-lem bei den Kleinstmooren (< 0,1 ha) auf.

Berücksichtigt wurden die unmittelbareMoorfläche und das oberirdische Einzugsge-biet. Flächenhafte Moorkartierungen erfolg-ten in etwa 150 Mooren. Aus den Kartie-rungserfahrungen entstand im Jahr 2005 inZusammenarbeit von Landesumweltamtund Fachhochschule Eberswalde ein Stan-dard-Kartierbogen für Waldmoore, der miteinigen Anpassungen ab dem Jahr 2007auch in der landesweiten Biotopkartierungseine Anwendung findet. Diese Erfassungs-methoden stimmen im Wesentlichen mit dendieser Arbeit zu Grunde liegenden Metho-den überein.Eine vollständige Kartierung beinhaltet fol-gende Daten: Moorrelief (Einsenkung derzentralen Moorfläche gegenüber demMoorrand) , Zustand von Randsumpf undQuellaktivität, hydrostatischer Moortyp(Schwing-, Schwamm- oder Standmoor),hydrogenetischer Moortyp und ökologischerMoortyp (SUCCOW 1988), Vegetationsfor-men, gefährdete Pflanzenarten, Vitalität vonGehölzen und Totholzanteil, Moorkiefern-formen, Zustand des Oberbodens an re-präsentativen Schürfpunkten, Entwässe-rungssystem, Grad der Entwässerung, Eutro-phierungsquellen und Grad der Eutrophie-rung. Die Moorgrenze wurde meist anhandder Vegetationsausbildung ermittelt.Eine hohe Aussagekraft über die hydrologi-schen Verhältnisse in einem Moor liefert dieEinschätzung des Randsumpfzustandes bzw.des Zustandes der das Moor speisendenQuellen sowie die Höhendifferenz der zen-tralen Moorfläche in Bezug zum Moorrand(Abb. 2). Bei der Erfassung von Randsumpfstufen(Tab. 1) ist zu beachten, dass die Ergebnissenach länger anhaltenden Starkniederschlä-gen und im Frühjahr nach der Schnee-schmelze verfälscht werden. So füllte dernasse Sommer 2007 mehrere Jahre trockenliegende Randsümpfe von Torfmoosmoorenim Stechlinseegebiet vorübergehend wiederauf. Um für einen Zeitabschnitt repräsenta-tive Bewertungsergebnisse zu erhalten, soll-ten nach längeren Extremwettersituationenkeine Felderfassung vorgenommen werden. Zur Erfassung des Moorreliefs muss man dieäußere Moorsubstratgrenze finden. Fehlerkönnen im Falle kolluvialer Moorrandüber-

Abb. 2

Erfassung von Randsumpf und Moorrelief in drei verschiedenen Zustandsphasen einesSchwingmoores (Kesselmoor mit Wasserkissen)

106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

deckungen auftreten. In der Realität findet man bei einer Vielzahl von MoorenRandüberdeckungen aus mineralischemSubstrat, deren Ursachen oft bis ins Mittelal-ter zurückreichen. Die Wahrscheinlichkeitfür erosionsbedingte Moorüberdeckungensteigt mit der Hangneigung. Für die Auffin-dung des Moorrandes sollten daher flacheHangpartien außerhalb von Wegen, Auf-schüttungen oder anderen Bodenstörungenaufgesucht werden. Die Ermittlung des ökologischen Moortypsbasiert auf dem Vegetationsformenkonzeptvon SUCCOW (1988) und KOSKA (2001). Derhydrogenetische Moortyp konnte in der Re-gel durch die Auswertung von Moorbohrun-gen ermittelt werden. Ausnahmen bildetendie bereits durch Geländebegehung fest-stellbaren Schwingmoorverlandungen sowie Sickerwasser- und Druckwasser- Quell-moore. Zahlreiche Angaben (u. a. aus derUckermark) stammen von Literaturquellen(z. B. MAUERSBERGER & MAUERSBERGER 1997).Insgesamt enthält der Datenbestand für 193Arm- und Zwischenmoore den hydrogeneti-schen Moortyp (33 %). Im Falle von Über-gängen zwischen Moortypen wurden dievorherrschenden Eigenschaften gewähltund anschließend für die Ermittlung des Gesamtbestandes auf die Gesamtzahl dererfassten Moore hochgerechnet. Dann erfolgte eine Plausibilitätskontrolle und Kor-rektur aufgrund der naturräumlichen Bedin-

gungen für Moorbildungen und Gelände-kenntnis.Der Zustand der oberirdischen Einzugsge-biete war ebenfalls Gegenstand der Erfas-sungen. Ihre Ausgrenzung erfolgte anhandder zum Moor geneigten Hangflächen aufGrundlage der Topographischen Karten (TK10, sonst TK 25). Die oberirdischen Einzugs-gebiete umschließen daher in der Regel dieMoorfläche und haben großen Einfluss aufHydrologie und Nährstoffhaushalt derMoore. Erfasst wurde die Nutzungsart, Artder Bestockung (beides CIR-Biotoptypen),Kennarten der Bodenvegetation (Feldkartie-rung), Hangneigung (TK 10 bzw. TK 25),Substrateigenschaften (BÜK 300) sowie teil-weise aus topographischen Karten oder Feld-erfassungen die Gefährdungen durch Ero-sion, Wassernutzung oder Eutrophierung.Die unterirdischen Einzugsgebiete konntenwegen der unzureichenden landesweitenDatenlage nicht berücksichtigt werden.Obwohl bislang nur für wenige Moore alleErfassungsparameter vorliegen, lässt derexistierende Datenbestand bereits gute Aus-wertungsmöglichkeiten zu. Vollständig lie-gen die wesentlichen Eigenschaften des Ein-zugsgebietes, der ökologische Moortyp undder Erhaltungszustand der Moore vor. Auf-grund der zahlreichen weiteren Bewertungs-ergebnisse sind verschiedene repräsentativeAussagen mit landesweiter Bedeutung mög-lich.

3 Bewertungsmethode undDiskussion

Die angewendete Bewertungsmethode(Tab. 1) orientiert sich an dem 3-gliedrigenSystem zur Bewertung des Erhaltungszu-standes von FFH-Lebensraumtypen (LUA

2004). Bewertet wurden die Habitatstruktu-ren, das Arteninventar und Beeinträchtigun-gen jeweils in den Kategorien A, B und C.Um die Vielfalt der Mooreigenschaften hin-reichend abbilden und plausible Aussagenfür Braun- und Torfmoosmoore vornehmenzu können, mussten gegenüber dem beste-henden System noch Anpassungen und Er-weiterungen vorgenommen werden. Sowurden einige Kategorien in weitere Bewer-tungsstufen unterteilt und die Kategorie Be-einträchtigungen in die Unterkategorien Eu-trophierung, Moorrelief/Wasserspiegel undRandsumpf/Quellen aufgefächert. Zu be-achten ist, dass die Einstufungen für natur-nahes, gestörtes, erheblich gestörtes undehemaliges Braun- oder Torfmoosmoor denHabitatstrukturstufen A, B, C1 und C2 ent-sprechen. Die Bewertungsmethode gilt spe-ziell für Arm- und Zwischenmoore nicht aberfür Reichmoore. Als ein wichtiger Schlüssel zur Einschätzungdes hydrologischen Zustandes eines horizon-talen Moores kann der Randsumpf angese-hen werden. Er gewährt Aussagen über den verfügbaren Wasserüberschuss und

Tabelle 1: Bewertungsschema für Arm- und Zwischenmoore

Wert Habitatstrukturen Arteninventar BeeinträchtigungenEutrophierung Wert Moorrelief* Randsumpf ** /

Quellen**

vitale, naturnahe Torf- vollständiger Wasserringbzw. Braunmoosmoor- typische Arten der Torf- dichte Bestände mit oder Quellspeisung amvegetation auf der bzw. Braunmoosmoore Eutrophierungszeigern A1 eben bis gewölbt Moorrand bzw. offenegesamten Moorfläche; vorhanden, aus den Roten weitgehend nur am (< 0,25 m) Quellaustritte mit

A Störzeiger nur am Rand Listen für „Moose” bzw. Moorrand, Moorfläche großflächiger Überrieselungwie Erlen, Moorkiefern „Gefäßpflanzen” mindestens frei oder nur sehrder Form „Uliginosa”, eine Art der Kategorie 1 bzw. vereinzelt mindestens 50 % desvitale großblättrige Birken zwei Arten der Kategorie 2 A2 kaum eingesenkt Randsumpfes bzw. derund Staudenfluren (0,25 bis 0,5 m) Quellzone mit offenem(nach Moorschutzrahmenplan Wasser, bei QuellmoorenKategorien 1a und 1b) Teilflächen überrieselt

gestörte Torf- und Braun- dichte Bestände mit 75 bis 100 % der Rand- moosmoore mit Eutrophie- typische Arten der Torf- Eutrophierungszeigern oder Quellzone nässer rungs- und/oder bzw. Braunmoosmoore deutlich über den als mineralisches UmfeldAustrocknungsmerkmalen, überwiegend vorhanden, aus den Moorrand oder Moorfläche mit

B typische Vegetation noch mit Roten Listen für „Moose” bzw. vorgedrungen B mäßig eingesenkt typischer Vegetation, beiDeckung von über 75 %, „Gefäßpflanzen” höchstens bzw. locker auf der (0,5 bis 0,75 m) Quellmooren kaumhierzu auch gepflegte Moore eine Art der Kategorie „2” Moorfläche verteilt Überrieselungin gutem Zustand(nach Moorschutzrahmenplan Kategorien 1a und 1b)

C1: erheblich gestörte Torf- 75 bis 100 % der Rand- oder Braunmoosmoore, oder Quellzoneoft massiver Gehölzaufwuchs, C1 stark eingesenkt trocken aber noch mit typische Vegetation nur in (0,75 bis 1,0 m) typischer, oft kümmer-Resten vorhanden, hierzu Eutrophierungszeiger licher Vegetation

C auch gepflegte Moore in fast auf der gesamtenschlechtem Zustand typische Arten der Torf- Moorfläche bis voll-(nach Moorschutzrahmenplan und Braunmoosmoore ständig das MoorKategorien 2a und 2b) unvollständig bis fehlend überziehendC2: Ehemalige Torf- oder 75 bis 100 % der Rand-Braunmoosmoore, höchsten oder Quellzone noch Einzelindividuen C2 extrem eingesenkt trocken und weitgehend typischer Arten vorhanden (> 1,0 m) ohne typische Randsumpf-(nach Moorschutzrahmenplan vegetationKategorien 3b)

* gemessen bzw. geschätzt wird die Höhendifferenz (Einsenkung) zwischen der Höhe des Moorsubstrates am äußersten Moorrand und den Schlenken im vitalen bzw.zentralen Moorbereich, bei geneigten Mooren ist die Einsenkung unter Berücksichtigung der natürlichen Moorneigung zu ermitteln; unklare Zwischenzustände werdenzur höheren Stufe gerechnet, Korrekturbedarf: bei Vegetationsformen der Wasserstufe 3+ im Zentrum um eine Stufe absenken; bei Vegetationsformen der Wasserstufe

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 107

lässt damit Rückschlüsse auf die Vitalität eines Moores zu. Aufgrund der geringerenFeldkapazität des Mineralbodens sind amMoorrand die jährlichen Wasserstands-schwankungen höher und die Torfakkumu-lationsraten niedriger als im Moorzentrum.Mineralbodenzuflüsse können von wasser-gesättigten Mooren nicht sofort aufgenom-men werden. Der Wasserüberschuss kannsich daher in einer Rinne hochzersetzterTorfe sammeln, die infolge der geringenMoorwachstumsgeschwindigkeit am Moor-rand entsteht. Trocknet ein Moor aus, wirdam Moorrand dagegen kein Rückstau desHangzuflusswassers wirksam, obwohl dasMoorzentrum vielleicht noch vital erscheint.Zunehmende bzw. abnehmende Zuflüsseaus dem Einzugsgebiet lassen sich daher imRandsumpf schneller erkennen als im Moor-zentrum. Das Ausmaß der Wasserspiegelun-terschiede zwischen Zentrum und Rand ei-nes Moores zeigt der Grundwassergang imMoosfenns (Abb. 3) nach geringer (1988)und nach starker Austrocknung (2005).Während im Zentrum nur eine geringe Ver-änderung des Moorwasserflurabstandes re-sultiert ist die Absenkung im bereits ausge-trockneten Randsumpf am Moorranderheblich. In stark ausgetrockneten und eingesenktenMooren kann innerhalb des Moores eine Art„Pseudo-Randsumpf” zwischen dichtenhochzersetzten und lockeren gering zersetz-ten Moorbereichen auftreten. Diese Erschei-nung wird hier nicht als Randsumpf erfasst,da die Bewertung des Wasserüberschussesimmer auf die gesamte Moorfläche bezogenwerden soll. Dafür ist nur der äußere Rand-sumpf geeignet.Für geneigte Moore wie Quell-, Hang- undDurchströmungsmoore ist analog zumRandsumpf die Aktivität der Quellen einzu-schätzen. Sie hat eine ähnliche Aussagekraft.Da die Moorsubstrate (Torfe und Mudden)im Vergleich zu Mineralböden sehr geringeSubstanzvolumina aufweisen (AD-HOC-AGBODEN 2005) heben und senken sich Moor-oberflächen bei Wasserstandsschwankun-gen. Daher ist auch die Einsenkung oder He-bung der Moorflächen (Oszillation) in Bezug

zum Moorrand (Moorrelief) ein wichtigesZustandsmerkmal und korrespondiert mitder Ausprägung des Randsumpfes (Abb. 2,3, 5 und 6). Zu beachten ist, dass mineralrei-che (Überflutungsmoore) oder hochzer-setzte Torfe (Standmoore) nur gering oszil-lieren. Als Referenzzustand gilt hierfür einnaturnahes Moor mit Schwingdecke und ei-nem Moorwasserflurabstand von 15 Zenti-metern. Ist der zentrale Moorwasserstand inKolken oder Gräben frei zugänglich, kannder Wasserspiegel eingemessen und ent-sprechend auf eine Schwingdecke zurückge-rechnet werden. Für ausgetrocknete Mooremit deutlich höheren Moorwasserflurab-ständen muss die Bewertungsstufe nach un-ten korrigiert werden (siehe Tab. 1). Für einnatürliches Schwingmoor mit unbeeinfluss-tem Wasserhaushalt bei durchschnittlichenklimatischen Bedingungen wird eine Was-serstandsschwankung von wenigen Zenti-

meter über bis maximal 50 cm unterhalb desMoorrandes angenommen.Bei 250 bewerteten Mooren stimmten in derMehrzahl die Bewertungsstufen von Rand-sumpf/Quellen und Moorrelief überein(52,8 %) oder hatten nur eine Abweichungvon einer Stufe (37,2 %). Insgesamt lag dieBewertung für das Moorrelief mit 38,8 %häufiger höher als unterhalb (8,4%) der Be-wertung für Randsumpf/Quellen. Beide Kri-terien reagieren sehr schnell auf Verände-rungen des Wasserstandes. Aus demMoosfenn ist bekannt, das typische Rand-sumpfarten wie Sumpf-Calla (Calla palust-ris), Flatter-Binse (Juncus effusus) oderStrauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsi-flora) 3 bis 5 Jahre nach Austrocknung desRandsumpfes verschwunden waren (LAND-GRAF & NOTNI 2003). Offensichtlich liegt dieÜbereinstimmung beider Bewertungsskalenentsprechend um den Bruchteil eine Stufeverschoben, was aber bei der Bewertungnicht weiter ins Gewicht fällt.

Abb. 4

Ausufernder Randsumpf (Randsumpfstufe:A1) eines Torfmoosmoores östlich des Fett-sees bei Eberswalde (2005)

Foto: L. Landgraf

Abb. 6

Abweichung der Be-wertungsstufen vonMoorrelief und Rand-sumpf/Quelle bezogenauf die Bewertungsstu-fen der Habitatstruktu-ren

Abb. 3

Grundwasserstandslinien am Moorrand des Moosfenns bei Potsdam im August 1988 und 2005

Abb. 5

Abweichung der Be-wertungsstufen desMoorreliefs bezogenauf die Bewertungsstu-fen von Randsumpf/Quellen für 250 Moore

108 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

Interessant ist, in welcher Beziehung die Bewertung für Randsumpf/Quelle undMoorrelief mit dem Zustand der Habitat-strukturen auf der gesamten Moorfläche ste-hen (Abb. 6). Die Übereinstimmungen fürbeide Kategorien mit der Habitatstruktur lie-gen zwischen 37 und 40 %. Deren Bewer-tungsschwerpunkt ist gegenüber der Bewer-tung für Habitatstrukturen in den negativenBereich verschoben. Anders ausgedrücktzeigt die Moorfläche vielfach einen besserenZustand als das die Bewertung von Rand-sumpf/Quelle und Moorrelief ausweisen. Dagegenwärtig in der Mehrzahl der Fälle einAustrocknungsprozess stattfindet, lässt diesden Schluss zu, dass die Habitatstrukturender Moore etwas verzögert auf sinkendeWasserstände reagieren. Auch könnenSchwingmoore und lockere Schwammmooretrotz Wasserspiegelabsenkung, Randsumpf-austrocknung und Mooreinsenkung noch imZentrum vitale Moorstrukturen aufweisen.Die Ergebnisse belegen, dass für eine solideMoorbewertung mindestens eine der Kate-gorien Randsumpf/Quelle oder Moorreliefherangezogen werden sollte, um hydrologi-sche Veränderungen schnell zu erkennen.Die Kategorie Arteninventar wurde hier reinauf die floristische Wertigkeit eines Mooresfür den Artenschutz bezogen. Überlappun-gen ergeben sich in der Bewertung von Eu-trophierung und Habitatstrukturen. Es er-schien jedoch wichtig, den für nährstoffarmeMoore so wesentlichen Einflussfaktor derEutrophierung gesondert auszuweisen undnicht mit Austrocknungseigenschaften zuvermischen. Weitere Bewertungskriterienwie hydrostatischer Moortyp, Mikrorelief,Zustand des Oberbodens und Vitalität derMoorgehölze stehen noch nicht auswertbarund repräsentativ zur Verfügung. Mit derAnwendung des neuen Kartierverfahrens inder Biotopkartierung werden sich zukünftignoch weitere wertvolle Informationen überdie Beschaffenheit der Moore gewinnen lassen. Um ein ganzheitliches Bild von den inMooren ablaufenden Veränderungen zu er-

halten, muss auch das Einzugsgebiet be-trachtet und bewertet werden. Die hier vor-gestellte Methode orientiert sich ebenfalls ander Bewertung des Erhaltungszustandes vonFFH-Lebensraumtypen in Brandenburg. Be-urteilt werden die Kategorien „Nutzung”,„Geologie” und „Eutrophierungsgefahr”(Tab. 2).Bewertet wurden insgesamt 585 Einzugsge-biete. Die Auswertung der Kategorie „Nut-zung” erlaubt indirekte Einschätzungen derGrundwasserneubildungshöhe im oberirdi-schen Einzugsgebiet. Mit der Kategorie„Geologie” kann abgeschätzt werden, wohohe Anteile des Freilandniederschlages alsOberflächen- oder Zwischenabfluss demMoor zufließen. Weiterhin geht daraus dieWahrscheinlichkeit für eine Verbindung des

lokalen Moorwasserleiters mit dem großräu-migen Grundwasserleiter hervor. Da diegroßräumigen Grundwasserleiter in der Re-gel vom Menschen verändert wurden, sindRenaturierungsbemühungen um so lang-wieriger, wenn hier ein unmittelbarer hy-draulischer Kontakt zum Moorgrundwasser-leiter besteht. Aus dieser Sicht sindEinzugsgebiete mit hohen Anteilen an toni-gen und lehmigen Substraten als besondersgünstig einzuschätzen. Weiterhin ist der Ein-fluss von Nutzungsformen mit Eutrophie-rungswirkung in Nachbarschaft der Mooreund im Einzugsgebiet bedeutend. Je größerder Anteil derartiger Nutzungen im Einzugs-gebiet ist oder je dichter diese an die Moor-fläche heranreichen, umso schwieriger ist es,die Erhaltung des Arm- oder Zwischenmoo-res zu gewährleisten.

4 Ergebnisse undDiskussion

4.1 GesamtbestandDie Auswertung und Hochrechnung der Er-fassung hydrogenetischer und ökologischerMoortypen für Arm- und Zwischenmoore(Abb. 7) zeigt, dass in keiner Standortkom-bination mehr als 50 Moore existieren. FürDruckwasser-Quellmoore und Durchströ-mungsmoore sind aktuell überhaupt keinenaturnahen Vorkommen bekannt. Keine Be-lege gibt es für die Existenz von basenreich-nährstoffarmen Hangmooren in Branden-burg. Aktuell sind die basenreichenStandorte der Braunmoosmoore vom Aus-sterben bedroht. Ihre letzten naturnahenVorkommen finden sich als subneutrale Ver-landungsmoore am Möllnsee bei Lieberose,an den Töpchiner Seen (Teilflächen) und am

Abb. 7

Bestandssübersicht fürhydrogenetische undökologische Moor-typen der Arm- undZwischenmoore inBrandenburg

Tabelle 2: Bewertung des oberirdischen Einzugsgebietes

Wert Nutzung Geologie* Eutrophierungsgefahr

A A1: über 50 % A1: großflächig tonige und Moor vollständig bis über-Offenlandschaft lehmige Bodenschichten und wiegend von Wald eingeschlos-

starke Hangneigung (>15 º) sen bzw. landwirtschaftliche A2: überwiegend A2: großflächig tonige und Nutzung oder Siedlungs- bzw. standortgerechte lehmige Bodenschichten und Industrieflächen mindestens Waldbestockung mittlere bis geringe 50 Meter vom Moor entfernt

Hangneigung (<15 º)

B 25 bis 50 % nicht B1: lehmige und sandige Boden- Moor überwiegend von Wald ein-standortgerechte schichten bei hoher Hangneigung geschlossen, landwirtschaftliche Nadelforsten (>15º) Nutzung oder Siedlungs- bzw.

B2: lehmige und sandige Boden- Industrieflächen weniger als 50 schichten bei mittlerer bis geringer Meter vom Moor entfernt bis Hangneigung (<15 º) oder sandiges direkt angrenzendBodensubrat bei hoher Hang-neigung (>15 º)

C über 50 % nicht überwiegend sandiges Boden- mehr als 50% des oberirdischenstandortgerechte substrat bei mittlerer bis geringer Einzugsgebietes von landwirt-Nadelforsten Hangneigung (<15 º) schaftlichen Nutzflächen oder

Siedlungs- bzw. Industrieflächen eingenommen

* gemäß Bodenübersichtskarte für Brandenburg 1 : 300.000, A – Flächenbodenformen Nr. 30, 59 bis 71; B –Flächenbodenformen Nr. 6, 9, 17, 18, 39, 40, 49 bis 51, 53, 55 und 57; C – restliche Flächenbodenformen

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 109

Großen Karutz. Letzterer zeigt seit wenigenJahren eine rasante Versauerung und wirdsich wohl in kurzer Zeit in ein Torfmoosmoorumwandeln. Im Bereich der sauren Moore sind mittler-weile selbst die einst weit verbreiteten natur-nahen Verlandungs- und Kesselmoore starkzurückgegangen. In der Altmoräne existie-ren nur noch Reste armer Versumpfungs-moore (Heidemoore), was vielfach demBergbau und auch der Fischerei geschuldetist.In der Bilanz haben in Brandenburg trotz hoher Verluste deutlich mehr naturnaheTorf- als Braunmoosmoore überlebt (Abb. 8).Es stehen 62 naturnahen Torfmoosmoo-ren nur noch 3 naturnahe Braunmoosmooregegenüber (mit den o. g. Einschränkungen).Ähnlich ist das Verhältnis bei gestörtenMooren. Da Braunmoosmoore besonders empfindlich auf Eutrophierung und Entwäs-serung reagieren, sind sie im erheblich ge-störten Zustand kaum noch erkennbar. Oftsieht man Erlenbrüchen nicht mehr an, dass

sie sich jüngst aus offenen Braunmoos-Seg-gen-Rieden entwickelt haben. Das Gesagtegilt umso mehr für ehemalige Moore diesenTyps. Aus diesem Grund besteht bei erheb-lich gestörten und ehemaligen Braunmoos-mooren noch eine große Dunkelziffer. Grö-ßere Erfassungslücken sind auch fürehemalige Torfmoosmoore zu verzeichnen. Wie ist nun der Verlust an naturnahen un-genutzten Braun- und Torfmoosmooren inden vergangenen Jahrzehnten einzuschät-zen? Für eine Bestandsschätzung wurden diezwei niederschlagsreicheren Phasen um1920 und 1965 ausgewählt, für die auchverschiedene Literaturangaben (ULBRICH

1912, 1918 und 1925, HUECK 1925 sowieMÜLLER-STOLL & GRUHL 1959, NEUBAUER

1960, PASSARGE 1964, FISCHER 1977) Einblickin den damaligen Moorzustand geben (Abb. 9). Danach ließ sich annehmen, dassum 1965 noch alle heute gestörten und z. T.auch erheblich gestörten Torfmoosmooreund um 1920 alle erheblich gestörten und z.T. auch ehemaligen Torfmoosmoore natur-

nah waren. Mit großer Wahrscheinlichkeitwar ein Teil der heute ehemaligen Torfmoos-moore damals ebenfalls trocken. Zum einengab es bereits Anfang des 20. JahrhundertsEingriffe in den Landschaftswasserhaushaltund zum anderen rühren einige Moorbildun-gen aus der mittelalterlichen Rodungszeitmit geringerer Waldbedeckung her (JESCHKE

1990).

Für Braunmoosmoore ist die Unsicherheithier größer, da viele Vegetationsbeschrei-bungen aus genutzten Braunmoosmoorenstammen (SCHWEINFURTH 1861/62). Oft wa-ren das gerodete und zu Wiesen umgewan-delte Erlenbrüche der Verlandungsbereicheentwässerter Seen. Weiterhin kann davonausgegangen werden, dass die Mehrzahl derbasen- und kalkreichen Durchströmungs-moore zu Anfang des 20. Jahrhunderts be-reits vernichtet war. Naturnahe Braunmoos-moore traten in dieser Zeit hauptsächlichnoch als Verlandungsmoore und seltener alsQuellmoore auf. Aufgrund der damals nochgeringeren Eutrophierung bildeten zahlrei-che Seen der Jungmoräne natürliche braun-moosreiche Schwingdecken – wenn auchvielfach nur auf kleinen Restflächen. Es wirdhier angenommen, dass um 1965 noch allegestörten Verlandungsmoore und um 1920auch einige erheblich gestörte Verlandungs-moore sowie wenige gestörte Quellmoor-standorte naturnahe Verhältnisse aufwiesen.Kennzeichnend für das Ende des 20. Jahr-hunderts ist das beinahe völlige Verschwin-den braunmoos- und seggenreicherSchwingdeckenverlandungen an alkalischenSeen. Die hier vorgestellte Bilanz für die Anzahl derMoore täuscht über den tatsächlichen Flä-chenverlust hinweg, der bei Braunmoos-mooren noch deutlich höher einzuschätzenist. Vor den großangelegten staatlichen Ent-wässerungsprojekten Preußens im 18. und19. Jahrhundert waren die zum System derFlusstalmoore (SUCCOW 1988) gehörendenTäler von Randow, Welse und Ucker zumgroßen Teil durch braunmoosreiche Seggen-Riede geprägt. Diese gehölzarmen Durch-strömungsmoorweiten waren im Zentrummeist subneutral, während an den Talrän-dern kalkreiche Quellmoore aufwuchsen.Kleinere, oft langgestreckte Durchströ-mungsmoore traten in den Fließtälern z. B.

Abb. 8

Zustand der Torf- undBraunmoosmoore inBrandenburg

Abb. 9

Verlust an naturnahenBraun- und Torfmoos-mooren in Branden-burg seit 1920(1920 und 1965 Hoch-rechnung, 2007 Kar-tierergebnis)

Abb. 10

Am Möllnsee bei Lieberose ist nach Anhe-bung des Seewasserspiegels der Fortbestandoffener Braunmoos-Seggenriede mittelfris-tig gesichert. Foto: L. Landgraf

Tabelle 3: Erfassungsergebnisse für Arm- und Zwischenmoore und deren oberirdische Einzugsgebiete(drei Moore sind sowohl Braun- als auch Torfmoosmoore, wodurch die Gesamtmoorzahl 585 in derKategorie Habitatstrukturen überschritten wird)

A B C ΣA1 A2 B1 B2 C1 C2

Moor

Habitatstrukturen 65 143 167 213 588Arteninventar 138 202 51 391Eutrophierung 216 148 39 403Moorrelief 35 55 50 33 77 250Randsumpf/Quellen 26 39 56 75 105 301

Oberirdisches Einzugsgebiet

Nutzung 54 55 121 355 585Geologie 28 23 37 142 355 585Eutrophierungsgefahr 451 72 62 585

110 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

der Lebuser Platte bis hin zur Niederlausitzauf. Gegenwärtig gibt es noch keinen genauen Überblick über die ehemalige Aus-dehnung von Braunmoosmooren in Bran-denburg, da braunmoosreiche Seggen-Riede auch oft erst durch Kultivierung vonBruchwäldern entstanden waren. Insgesamtdürfte die Flächenausdehnung der Braun-moosmoore vor allem aufgrund der großflä-chigen Durchströmungsmoore mehrerezehntausend Hektar betragen haben. Be-rücksichtigt man die Entwicklungsgeschichteder brandenburgischen Moore so finden sich in den Profilen fast aller Quell-, Durch-strömungs-, Kessel- und Verlandungsmooreder Jungmoräne Braunmoosmoor-Phasen(BRANDE et al. 1990, WOLTERS 1996, 2000,2002, WOLFF 2004), die aber nicht zeitgleichauftraten. Der Anteil der Kalk-Zwischen-moore am natürlichen Braunmoosmoorbe-stand dürfte dabei sehr gering gewesen seinund sich im Wesentlichen auf kurze Seever-landungsphasen (DOLL 1982) und Quell-standorte (SUCCOW 1974 und 1977) be-schränkt haben.

4.2 Regionale Verteilung und Schutzver-antwortung

Regional konzentrieren sich die Arm- undZwischenmoore entlang der Eisrandlagen(Abb. 12). Hier vor allem in den Gebieten derPommerschen und Brandenburger Staffel.Größere Lücken bestehen in der Prignitz, aufder Granseeer Hochfläche, in der nördlichenUckermark, im Oderbruch, auf dem Flä-mingkamm und in der südlichen Niederlau-sitz. Es fällt weiterhin auf, dass naturnahe bisgestörte Moore zwei Schwerpunkte in derPommerschen und der östlichen Branden-burger Eisrandlange besitzen, hier also güns-tigere Erhaltungsbedingungen vorfinden.Zu den besonders wertvollen Gebieten mit

einer Konzentration an naturnahen Torf-moosmooren gehören der nördliche Melzo-wer Forst, der östliche Grumsiner Forst (bei-der LK Uckermark), der östliche ChorinerEndmoränenbogen (LK Barnim) und die Lie-beroser Hochfläche (LK Dahme-Spreewaldund Spree-Neiße). Die Tabelle 4 zeigt Anteiledie Landkreise an den einzelnen Kategoriender Braun- und Torfmoosmoore.Herausgehobene Verantwortung für den Er-halt und die Wiederherstellung von Braun-

moosmooren haben vor allem die LandkreisUckermark und Dahme-Spreewald sowie dieLandkreise Märkisch-Oderland, Teltow-Flä-ming, Oberhavel und Barnim. Für den Erhaltvon Torfmoosmooren sollten sich vor allemdie Landkreise Barnim, Dahme-Spreewald,Uckermark, Oder-Spree, Ostprignitz-Ruppinund Spree-Neiße einsetzen.

4.3 EntwässerungDie Entwässerungsgräben (Abb. 13) wurdenhier unterteilt in Binnengräben (nur inner-halb des Moores), Versickerungsgräben(den Moorrand schneidend) und Abzugs-gräben (in ein anderes Einzugsgebiet ent-wässernd). Bei 123 Mooren wird der Was-serhaushalt von Abzugsgräben geschädigt.An weiteren 20 Mooren sind die Staue un-dicht bzw. nicht unmittelbar am Moorrandplatziert, was zu Versickerungsverlustenführt. In 53 Mooren tragen Binnengräbenund in 37 Mooren Versickerungsgräben zurEntwässerung bei. Unter den von Abzugsgräben entwässertenMooren ist der Anteil an Braunmoosmoorenauffallend hoch (Abb. 14). Ein Großteil da-von gehört zu den Verlandungsmooren anSeen der Uckermark. Hier wurden zahlreicheSeespiegel abgesenkt, so dass sich beste-hende Braunmoosverlandungen ausdehntenbzw. erst braunmoosreiche Seggenwiesendurch die menschliche Nutzung der Verlan-dungszonen entstanden. Auf jeden Fall besteht vor allem für 33 naturnahe bzw. ge-störte Braun- und Torfmoosmoore ein drin-gender Handlungsbedarf.

4.4 ArteninventarDas Arteninventar ist bei dem Großteil dererfassten Moore den Kategorien B und C zu-

Abb. 11

Der Kellsee bei Luhme ist ein naturnahes Torfmoosmoor mit großem Kolk und wertvollenSchwingdecken Foto: L. Landgraf

Abb. 12

Lage der erfasstenBraun- und Torfmoos-moore in Brandenburg(beachte: Markierun-gen für obere Katego-rien überdecken z. T.die Markierungen fürniedrigere Kategorien)

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 111

zuordnen (Tab. 3). Hierin spiegelt sich be-sonders der extrem negative Trend in Braun-moosmooren wider (RISTOW et al. 2006).Demgegenüber gibt es auch zahlreiche Torf-moosmoore, die natürlicherweise wenig Ar-ten und entsprechend wenig oder keine Ar-ten der Rote-Liste-Kategorien 1 und 2beherbergen. Dies trifft vor allem auf Torf-moosmoore ohne Schwingdecken zu.

4.5 EutrophierungInsgesamt 46 % der erfassten Arm- und Zwi-schenmoore weisen erkennbare Eutrophie-rungsmerkmale auf (Tab. 3). Davon ist derAnteil bei den Braunmoosmooren (inklusiveehemaliger) besonders hoch (Abb. 17). Dasunterstreicht deren hohe Sensibilität gegen-über Nährstoffeinträgen, währenddessenTorfmoosmoore weitaus weniger empfind-lich sind. Allerdings werden in den letztenJahrzehnten auch in Torfmoosmooren Eutro-phierungstendenzen beobachtet, die ihre Ur-sache wohl vor allem in luftbürtigen Stick-stoffeinträgen haben (LINDER-EFFLAND 2002).Derartige Veränderungen erfolgen hier je-doch weniger auffällig. Oft sind es schlei-chende Rückgänge empfindlicher Torf-moose, wie z. B. Sphagnum magellanicumund S. cuspidatum, zugunsten anpassungs-fähiger Arten, wie S. fallax und S. fimbria-tum, die schwerer nachweisbar sind (KLAWIT-TER et al. 2002).

4.6 Einzugsgebiet und MoorDas überwiegend subkontinentale KlimaBrandenburgs ist die Ursache dafür, dassMoorbildungen nicht allein vom Nieder-schlag leben können, sondern zusätzlich Zu-fluss aus einem Einzugsgebiet benötigen.Von der Beschaffenheit des Einzugsgebieteshängt es ab, wie sich ein Moor entwickelt.Dabei kommt eine ganze Palette an beein-flussenden Eigenschaften in Betracht. Allenvoran muss das Einzugsgebiet den für das

Moorwachstum notwendigen Wasserüber-schuss liefern. In 92 % der erfassten oberir-dischen Einzugsgebiete dominiert die Nut-zungsform „Wald” (Tab. 3). Wald bieteteinerseits den besten Schutz vor Nährstof-feinträgen, andererseits sind in waldfreienEinzugsgebieten auch die Wasserstands-schwankungen und Zuflüsse in die Gelände-senken höher, sodass Moore nach Rodun-gen vielfach überstaut wurden. Mit denmittelalterlichen Rodungen erfuhr dasMoorwachstum daher eine wesentliche För-derung (JESCHKE 1990). Einige Moore ver-danken der Rodungstätigkeit erst ihre

Existenz. Dazu zählen vor allem Hang-,Durchströmungs-, Quell- und Versump-fungsmoore. Die Mehrzahl der Moorewuchs bereits bei naturnaher Waldbede-ckung auf (Succow 1988, WOLLF 2004). InBrandenburg waren das überwiegend Bu-chen- und Eichenwälder, auf ärmeren Stand-orten in Mischung mit Kiefer. Gegenwärtigdominiert die Kiefer jedoch in den branden-burgischen Forsten, woraus deutlich gerin-gere Grundwasserneubildungsraten resultie-ren (MÜLLER 1996, 2002). Ein Großteil der erfassten Moore (76 %) hatkeine oberirdische Anbindung an das Ge-wässernetz. Es ist daher ein bestimmenderEinfluss der Nutzungsform auf den Wasser-haushalt der Moore anzunehmen. Nach die-ser Überlegung dürften in naturnahen Laub-waldgebieten hauptsächlich wachsendeMoore auftreten. Als Kriterium für den Was-serhaushalt wurde der Zustand von Rand-sumpf und Quellen ausgewählt (Abb. 18). Eszeigt sich, dass in laubholzreichen Einzugs-gebieten überwiegend nasse Moore vor-kommen. Bereits bei einer Mischbestockungsind die Anteile trockener und nasser Moorevergleichbar hoch. In den ausgedehnten Kie-fernforsten Brandenburgs findet man heutejedoch überwiegend trockene Arm- undZwischenmoore. Hier ist auch insgesamt derSchwerpunkt des Auftretens dieser Moore.Dennoch existieren auch in Kiefernforstennasse wachsende Moore. Offensichtlich be-einflussen noch weitere Faktoren derenWasserhaushalt. Kaum eine brandenburgische Region blieb inden letzten Jahrzehnten von sinkendenGrundwasserständen verschont (LUA 2003).Fast überall ist der Landschaftswasserhaus-halt vom Menschen beeinflusst worden(LANDGRAF & KRONE 2002). Demnach sind

Tabelle 4: Bestand an Braun- und Torfmoosmooren in den Landkreisen (drei Moore sind sowohl Braun- als auch Torfmoosmoore, wodurch die Gesamtzahl 585 überschritten wird)

Land Braunmoosmoore Torfmoosmoorekreis A B C1 C2 A B C1 C2 Σ

BAR 4 1 4 11 19 15 43 97BBG 1 1EE 7 1 3 11HVL 1 2 1 2 13 19LDS 2 1 4 7 11 23 17 34 99LOS 2 3 4 8 10 9 23 59MOL 2 5 5 4 4 2 3 25OHV 2 4 5 7 4 14 2 38OPR 4 1 7 14 19 6 51OSL 3 3P 1 1PM 4 3 6 10 11 34PR 2 2 4 8SPN 1 2 12 6 9 30TF 1 5 6 5 5 2 24UM 1 6 19 9 12 19 13 9 88

Σ 3 19 52 46 62 124 115 167 588(585)

natu

rnah

gest

ört

erhe

blic

h ge

stör

t/R

este

ehem

alig

natu

rnah

gest

ört

erhe

blic

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t/R

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ehem

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Abb. 13

Anzahl der erfasstenMoore mit Abzugs-,Binnen- oder Versi-ckerungsgräben

Abb. 14

Anzahl der erfasstenBraun- und Torfmoos-moore mit funktions-tüchtigen Abzugsgrä-ben

112 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

Moore, deren lokaler Wasserleiter direkt mitdem überregionalen Grundwasserleiter inVerbindung stehen, besonders gefährdet.Dies trifft vor allem auf sanddominierte Ein-zugsgebiete zu. Statistisch betrachtet sindMoore in sandgeprägten Einzugsgebietenüberrepräsentiert (Abb. 18). In den durch Tonund Lehm geprägten Einzugsgebieten ist derAnteil an trockenen Mooren sehr gering. Mitder Korngröße des Bodensubstrats nimmt derAnteil an trockenen Mooren deutlich zu.Auch hierbei ist ein Zusammenhang zwischenGeologie im Einzugsgebiet und dem Wasser-haushalt der Moore anzunehmen.Interessant ist eine Auswertung von Rand-sumpf- und Quellenzustand bei Kombina-tion beider Standorteigenschaften in einemÖkogramm (Abb. 19): Da, wo Laubwald aufton- und lehmgeprägten Substraten stockt,existieren fast nur wachsende Moore. Diesändert sich auch nicht, wenn auf diesenStandorten Kiefern eingemischt sind bzw.vorherrschen. Andererseits bewirkt Laub-waldbestockung auf der gesamten Stand-

ortpalette günstige Moorwachstumsbedin-gungen. Erst in der Kombination von sandi-gen Einzugsgebieten mit hohem Kiefernan-teil treten vornehmlich trockene Moore auf. Wie gefährdet Moore in Sander- und Tal-sandgebieten gegenüber den heutzutagegroßräumig und tiefgreifenden Grundwas-serabsenkungen (DREGER & MICHELS 2002)sind, zeigt sich im BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin (Abb. 21).Hier existiert ein Gefälle zwischen nassenMooren der Endmoräne (Choriner Endmo-räne, Grumsiner Forst, Melzower Forst) undden ausgetrockneten Mooren der Schorf-heide, für die in den letzten Jahren erheblichsinkende Grundwasserstände prägend sind.Während in den Kerngebieten der Endmo-räne die überwiegende Zahl der Moore was-sergesättigt sind, nimmt der Anteil trockenerMoore nach Südwesten in Richtung Schorf-heide-Sander und Eberswalder Urstromtalzu. So sind die Köllnseen westlich von Joa-chimsthal extrem ausgetrocknet, währendeinige Moore wie die Hagelsberger Posse inder unmittelbar östlich angrenzenden End-moräne eine bessere Wasserversorgung auf-weisen.

5 Fazit und Blick in dieZukunft

Die hohen Verluste an Braunmoosmoorengehen nicht nur auf Entwässerungsmaßnah-men an Seen, Quellen und Durchströmungs-mooren zurück, sondern sind mindestens ingleichem Maße auf Nährstofffrachten ausdem Einzugsgebiet und der Luft, Nährstoff-freisetzung durch Moorentwässerung oderdurch Düngung infolge einer Wiesennut-zung zurückzuführen. Für Torfmoosmooremuss als Ursache für den starken Rückgangnatürlicher Moore neben der Entwässerungauch verringerte Wasserspeisung aus demEinzugsgebiet z. B. in Kiefernforsten genanntwerden. Negative Veränderungen durchNährstoffeinflüsse sind in Torfmoosmoorenauch vorhanden, aber weniger auffällig.Das Überleben naturnaher Basen-Zwi-schenmoore ist gegenwärtig nicht gewähr-leistet. Durch umfangreiche Renaturie-rungsmaßnahmen kann lediglich derMöllnsee bei Lieberose als weitgehend gesi-chert gelten. Im Moor an den TöpchinerSeen sind noch erhebliche Anstrengungenzur Erhaltung dieses in Teilen noch offenesBasen-Zwischenmoores erforderlich. DerGroße Karutz (bei Milmersdorf) wird in dennächsten Jahren durch Versauerung als Ba-sen-Zwischenmoor verloren gehen. DiesemProzess kann und sollte auch nicht entge-gengewirkt werden. Kalk-Zwischenmooresind praktisch ausgestorben. Letztes natur-nahes Kalk-Zwischenmoor mit typischer Ve-getation war das Seechen in der Tangersdor-fer Heide (Abb. 20), dass seit Anfang der1990er Jahre eine starke Gehölzsukzessionerlebt (Bukowsky mdl.). Die 19 gestörtenBraunmoosmoore sind nur durch anhaltendePflege in ihrer Vegetationsausprägung zu er-halten. Ein Großteil der gestörten Standortesind Verlandungsmoore, bei denen trotz in-tensiver Renaturierungsanstrengungen we-nig Aussicht auf die Wiederherstellung na-türlich gehölzarmer Moorflächen besteht.Eine Ausnahme bilden hier die Schneiden-röhrichte. Auf lange Sicht hin ist die Pflegenur erfolgversprechend, wenn die Wasser-stände ausreichend hoch sind und keine zu-sätzlichen Nährstoffeinträge stattfinden. InQuellmooren kann im Bereich von Überrie-selungflächen mit der Erhaltung gehölzar-mer Vegetationsformen gerechnet werden.Hier sind die Aussichten für die stabile Ent-wicklung einer Kalk-Zwischenmoorvegeta-

Abb. 15

Braunmoosschlenken mit Langblättrigem Sonnentau (Drosera anglica) und Schuppenfrüchti-ger Gelb-Segge (Carex lepidocarpa) sind extrem selten geworden Foto: L. Landgraf

Abb. 16

Das vom Aussterben bedrohte Skorpions-moos (Scorpidium scorpilloides) gilt alsCharakterart der Kalk-Zwischenmoore

Foto: L. Landgraf

Abb. 17

Anteile der Eutrophie-rungsstufen bei Braun-und Torfmoosmooren(inklusive ehemalige)

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 113

tion bei oberflächennaher Speisung mit kal-ziumreichem Wasser höher als in Verlan-dungsmooren. Auf phasenweise oberflächigaustrocknenden Partien wird sich Erlenbruchentwickeln. Dass es in Brandenburg natürlichgehölzfreie Quellmoore gab, zeigen die Er-gebnisse der stratigraphischen Untersuchun-gen von PÄZOLT (1997) am Beesenberg, demgrößten brandenburgischen Quellmoor(Ückertal) sowie im Quellmoor bei Atter-wasch (Grätz mdl.).Anders als bei den Basen- und Kalk-Zwi-schenmooren existieren noch einige Restbe-stände von naturnahen Sauer-Arm- undZwischenmooren. Die Zukunftsprognosensind hier nicht ganz so düster. Aus den vor-liegenden Daten wurden für Torfmoos-moore Prognosen erstellt (Tab. 5). Dabeiwerden folgende Grundannahmen gesetzt:- die Grundwasserstände in allen großräu-

migen Grundwasserleitern sind durch denMenschen abgesenkt worden: je höherdie Anbindung des Moorwasserhaushal-tes, desto wahrscheinlicher ist die Aus-trocknung des Moores,

- eine natürliche Waldbestockung ist diegünstigste Nutzungsform im Moorein-zugsgebiet,

- Der Nährstoffstatus von Mooren ohneden Schutz eines Waldsaumes ist nicht si-chergestellt,

- die Prognose für erheblich gestörte undehemalige Torfmoosmoore (Habitatstruk-turen C1 und C2) ist unabhängig von denStandortbedingungen unsicher.

Setzt man die Durchführung der notwendi-gen Schutzmaßnahmen voraus, könnten inden nächsten Jahren 46 Torfmoosmoore ge-sichert werden. Ohne weitere Maßnahmenwären lediglich 23 Torfmoosmoore in ihrerExistenz relativ gesichert. Größere Anstren-

gungen sind zur Sicherung von 36 naturna-hen Mooren notwendig. Für 459 Torfmoos-moore sind die Erfolgsaussichten vonSchutzmaßnahmen schwer kalkulierbar; essind Moore in Kiefernforsten auf armenSandböden. Der Erfolg von Maßnahmen wieWaldumbau im Einzugsgebiet und Anstauvon Gräben steht im Zusammenhang mitden Möglichkeiten den Grundwasserstandgroßräumig anzuheben. In den meisten Fäl-len wird hierfür eine längere Zeitspanne er-forderlich sein.In Mooren mit schwingender Oberflächebleiben die Habitatstrukturen auch bei sin-kenden Grundwasserständen einige Jahreerhalten.

6 Konsequenzen für denMoorschutz

Die Strategie zum Schutz der Braunmoos-moore muss entscheidend verändert werden(THORMANN & LANDGRAF 2007). In dieser Hin-sicht sollten zwei Schwerpunkte verfolgtwerden: 1. Auf Verlandungs- und Quellstandorten

muss die Pflegenutzung langfristig abgesichert werden. Dazu gehört die

Sicherung der Flächen für den Natur-schutz. Entwicklungsziel sollte hier dieErhaltung artenreicher Braunmoosvege-tation sein.

2. Für die Wiederherstellung von Braun-moosmooren auf überrieselten unddurchströmten Mooren sind auch mittechnischem Aufwand die notwendigenStandortvoraussetzungen wiederherzu-stellen. Durch erfolgreiche Renaturie-rungsprojekte ist bekannt, dass vor allemdie Entfernung des verdichteten undvermulmten Oberbodens hohe Renatu-rierungschancen birgt (MAUERSBERGER

2004). Entwicklungsziel sollten natürlichgehölzarme Braunmoosmoore weitge-hend ohne Pflegenutzung sein.

Für den Schutz der Torfmoosmoore ist be-sonders der standortangepasste Waldumbauim Einzugsgebiet eine große Herausforde-rung. Zahlreiche Moore werden auch heutenoch entwässert. Hier sollte dringend ge-gengesteuert werden. Eine beachtliche Zahlan Torfmoosmooren sowie einige Braun-moosmoore sind außerdem durch Nährstof-feinträge aus dem Einzugsgebiet gefährdet,die durch Pufferzonen gemindert oder abge-fangen werden müssen.

Abb. 18

Zustand von Randsumpf bzw. Quellen in Abhängigkeit von Besto-ckung und Geologie im oberirdischen Einzugsgebiet (n = 250)

Abb. 19

Zustand von Randsumpf bzw. Quellen in Abhängigkeit von denStandortkombinationen Bestockung und Geologie im oberirdischenEinzugsgebiet (n = 250)

Abb. 20

Ein gestörtes Kalk-Zwi-schenmoor mit star-kem Erlenaufwuchs istdas Seechen in derTangersdorfer Heide

Foto: L. Landgraf

114 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

7 Anwendbarkeit desBewertungssystems

Das vorgestellte Bewertungssystem für Arm-und Zwischenmoore ermöglicht eine zielge-richtete Filterung nach dem Erhaltungszu-stand (Habitatstrukturen), dem Wert einesMoores für den Artenschutz, und den haupt-sächlich auftretenden Beeinträchtigungen„Eutrophierung” und „Austrocknung”. Fürden Nachweis langsamer Veränderungen,wie der schleichenden Eutrophierung vonTorfmoosmooren durch „Düngung” aus derLuft, ist das Erfassungs- und Bewertungssys-tem zu grob. Hier hilft nur eine feiner ska-lierte Umweltbeobachtung weiter (LUTHARDT

et al. 2006). Die Vorteile der Verwendungdes vorgestellten Erfassungs- und Bewer-tungssystems für Arm- und Zwischenmooreliegen in seiner Einfachheit und somit in denlandesweiten Einsatzmöglichkeiten begrün-det, wodurch schnelle Auswertungen undMaßnahmenentscheidungen möglich sind.Aus dem Vergleich der Einstufung von Rand-

sumpf/Quelle und Habitatstrukturen lassensich Trends beim Wasserhaushalt ableiten.Die zusätzliche Betrachtung und Bewertungdes oberirdischen Einzugsgebietes erlaubenein Erkennen von Gefahrenquellen undHandlungsoptionen. Allerdings könnennicht alle wasserhaushaltlichen Einflüsse er-fasst und bewertet werden, weil hierbei dasunterirdische Einzugsgebiet ausgespartbleibt. So hat z. B. der Möllnsee bei Lieberoseein sandgeprägtes oberirdisches Einzugsge-biet mit Kiefernbestockung. Dennoch ist dieWasserspeisung für das Moor aufgrund derhohen Abflussspende im unterirdischen Ein-zugsgebiet und randlicher Quellspeisungengesichert. In Brandenburg sind jedoch Arm-und Zwischenmoore mit hohen Durchfluss-raten aufgrund starker Quellaktivität dieAusnahme. Da das oberirdische Einzugsge-biet in der Regel die Moore vollständig um-schließt, können mit der vorgestellten Me-thode dennoch wesentliche Einflüsse erfasstwerden. Das trifft insbesondere für Nähr-stoffeinträge zu.

Danksagung Für die Unterstützung bei der Gebietserfas-sung danke ich den Unteren Naturschutzbe-hörden, der Forstverwaltung und den Ver-waltungen der Großschutzgebiete. Besonderer Dank gilt Frau Ilse Moritz (Lan-desumweltamt) für die Bearbeitung, Aufbe-reitung und Verwaltung der Daten.

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Abb. 21

Lage und Zustand der Arm- und Zwischenmoore im Gebiet des Biosphärenreservates Schorf-heide-Chorin

naturnah (Habitatstrukturen: A)

gestört (Habitatstrukturen: B)

erheblich gestört / Reste (Habitatstrukturen: C1

ehemalig (Habitatstrukturen: C2)

Urstromtal / Niederung

Sander

Grundmoräne

Endmoräne

Arm- und Zwischenmoore

Bundesstraße

Autobahn

Städte

Landkreisgrenze

See

Fließgewässer

LUKAS LANDGRAF: ZUSTAND UND ZUKUNFT DER ARM- UND ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 115

Landschaftswasserhaushalt in Brandenburg -Kurzfassung zum Sachstandsbericht mit Konzeption,Projektgruppe Landschaftswasserhaushalt im Auftragdes Ministers für Landwirtschaft, Umweltschutz undRaumordnung: 21 S.LUA 2004: Bewertung des Erhaltungszustandes vonFFH-Lebensraumtypen.Landesumweltamt Brandenburg: www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.234908.deLUTHARDT, V.; BRAUNER, O.; DREGER, F.; FRIEDRICH, S.;GARBA, H.; HIRSCH, A.-K.; KABUS, T.; KRÜGER, G.;MAUERSBERGER, H.; MEISEL, J.; SCHMIDT, D.; TÄUSCHER,L.; VAHRSON, W.-G.; WITT, B. & ZEIDLER; M. 2006:Methodenkatalog zum Monitoring - Programm derÖkosystemaren Umweltbeobachtung in denBiosphärenreservaten Brandenburgs, 4. akt. Ausg.,FH-Eberswalde, Teil A: 177 S. + Anhang; Teil B 134 S.+ Anhang

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Anschrift des Verfassers:Dr. Lukas LandgrafLandesumweltamt BrandenburgSeeburger Chausee 214476 Potsdam, OT Groß Glienicke

Tabelle 5: Entwicklungsprognosen für Torfmoosmoore in Brandenburg (einschließlich ehemaliger) – in Klammern die Anzahl der Moore, für die eine Pufferzone eingerichtet bzw. erweitert wer-den muss

Prognose Anzahl derTorfmoosmoore

Naturnahe Moore - weitgehend gesichert(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: A1 + A2, EZG-Nutzung: A1 + A2, keine weiteren Störungen im EZG) 8 (1)

Naturnahe Moore - wahrscheinlich gesichert(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: B1, EZG-Nutzung: A1 + A2, keine weiteren Störungen im EZG) 2 (0)

Naturnahe Moore - nach Waldumbau und/oder Wasserbau weitgehend gesichert(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: A1 + A2, EZG-Nutzung: A1 + B + C, evtl. Grabenentwässerung, 2 (1)sonst keine weiteren Störungen im EZG)

Naturnahe Moore - nach Waldumbau und/oder Wasserbau wahrscheinlich gesichert(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: B1, EZG-Nutzung: A1 + B + C, evtl. Grabenentwässerung, sonst keine 8 (3)weiteren Störungen im EZG)

Naturnahe Moore - aktuell gesichert, gegenüber großräumigen Grundwasserab-senkungen gefährdet 8 (0)(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: B2, EZG-Nutzung: A1 + A2, keine Grabenentwässerung und keine weiteren Störungen im EZG)

Gestörte Moore - zukünftig ungestörte Entwicklung möglich (Habitatstruktur: B, EZG-Geologie: A1 + A2, EZG-Nutzung: A1 + A2, keine Grabenentwässerung, sonst 5 (0)keine weiteren Störungen im EZG)

Gestörte Moore - nach Waldumbau und/oder Wasserbau weitgehend gesichert(Habitatstruktur: B, EZG-Geologie: A1 + A2, EZG-Nutzung: A1 + B + C und/oder Graben- 6 (1)entwässerung, sonst keine weiteren Störungen im EZG)

Gestörte Moore - nach Waldumbau und/oder Wasserbau wahrscheinlich gesichert(Habitatstruktur: B, EZG-Geologie: B1, EZG-Nutzung: A1 + B + C und/oder Grabenentwässerung, 7 (3)sonst keine weiteren Störungen im EZG)

Σ 46 (9)

Naturnahe Moore gefährdet(Habitatstruktur: A, EZG-Geologie: B2 + C, EZG-Nutzung: alle, Grabenentwässerung oder andere 36 (0)Störungen im EZG)

Moore, deren Entwicklungspotenzial schwer prognostizierbar ist(übrige Moore)

459 (62)

Abb. 22

In Laubwaldgebieten dominieren naturnahe Torfmoosmoore – hier mit abgestorbenemBaumbestand als Zeichen eines früheren Hochwassers. Foto: L. Landgraf

116 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007; 116-121

Zusammenfassung

Basierend auf Gewässerkartierungen derJahre 2005 und 2006, wurde die vom Gesamtphosphor abhängige Artenzusam-mensetzung und Tiefenausbreitung von Ma-krophyten in brandenburgischen Seen abge-leitet und ein Index zur Bewertung desGewässerzustands nach Wasserrahmen-richtlinie (WRRL) entwickelt. Der Index lehntsich an den Länderarbeitsgemeinschaft Was-ser (LAWA)-Index zur Bewertung vonStandgewässern an und bewertet anhanddes Vergleichs des aktuellen zu einem mo-dellbasierten Referenzzustand. Neben einerBewertung des Gewässerzustands nachWRRL ist auch die Bestimmung der Gewäs-sertrophie von Seen < 50 ha möglich, womitder Makrophytenindex Brandenburg einuniverselles Instrument für die Bewertungder Gewässertrophie von Seen ist.

1 Einleitung

Von der Europäischen Wasserrahmenrichtli-nie (EU-WRRL) wird ein Monitoring vonOberflächengewässern gefordert, dass ne-ben diversen anderen biologischen Quali-tätskomponenten (s. RICHTLINIE 2000/60/

EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES

RATES) auch die Bewertung von Seen undFließgewässern mit Makrophyten beinhal-tet. In diesem Rahmen werden seit dem Jahr2000 in brandenburgischen Seen jährlich dieVorkommen von Makrophyten untersucht.Ziel der Untersuchungen war neben der Er-fassung der Makrophyten auch die Entwick-lung eines für die Gewässer des Landes Bran-denburg gültigen Bewertungsverfahrens.Dafür wurden allein bis zum Jahr 2006 156brandenburgische Seen kartiert und in denJahren 2005 und 2006 neben den Makro-phyten auch die gewässerchemischen Para-meter jedes Sees aufgenommen.Schritte einer (limnologischen) Bewertungsind die Erfassung validierbarer Daten derZielgröße(n), die Einstufung des aktuellenZustands anhand der erhobenen Daten unddie aus dem Vergleich dieser Einstufung miteinem gewünschten Zustand (Referenzzu-stand) abgeleitete Bewertung des Zielobjek-tes (See). Für die Bewertung von Seen ist derZusammenhang zwischen den anthropogenbedingten Phosphoreinträgen und der damitverbundenen Verschiebung der Artenzu-sammensetzung von zentralem Interesse –auch für Makrophyten wurde dieser Zusam-menhang beschrieben (z.B. MELZER 1979,

KRAUSE 1984). Dabei bewirken hohe Phos-phor-Konzentrationen durch eine Zunahmeder Chlorophyll-a-Gehalte geringere Sicht-tiefen im Gewässer (OECD 1982, LAWA

1998). Diese führen wiederum zu einer Ver-schiebung der Unteren Makrophytengrenze(UMG) (Abb. 2, MAUERSBERGER & MAUERSBER-GER 1996) und damit zu einer Einschränkungder potenziell besiedelbaren Makrophyten-fläche und zur Artverschiebung im Gewäs-ser. Da der Phosphor in diesem Zusammen-hang nicht nur wichtiger limitierenderFaktor, sondern auch eine relevante Bewirt-schaftungsgröße im Sinne der WRRL ist,wird die Bewertung der phosphorbasiertenTrophie des Gewässers anhand der Makro-phyten als Ziel verfolgt und ein dementspre-chend ausgerichtetes Bewertungsverfahrenentwickelt.Der Makrophytenindex Brandenburg (MIB)greift die dargestellten Zusammenhänge aufund vergleicht den aktuellen, auf seeinter-nen Phosphor-Konzentrationen basierendenZustand anhand von Zusammensetzung undTiefenausbreitung der Makrophyten, mit ei-nem typspezifischen Referenzzustand derSeen und bewertet die Unterschiede. Basisder Bewertung ist der enge Zusammenhangzwischen der Zusammensetzung der Makro-

DIE BIOLOGISCHE GEWÄSSERBEWERTUNG IST NICHT NUR VERPFLICHTENDE AUFGABE NACH EU-WRRL, SIE LIEFERT IM FALL DES MAKROPHYTENINDEX BRANDENBURG EIN INSTRUMENT ZUR TROPHISCHEN

BEWERTUNG ALLER BRANDENBURGISCHEN SEEN

JENS PÄZOLT

Der Makrophytenindex Brandenburg – ein Index zur Bewertung von Seenmit MakrophytenSchlagwörter: Makrophyten, Index, Phosphor, Brandenburg, Untere Makrophytengrenze, Indikatorarten,

Seen, Wasserrahmenrichtlinie, MIB

Abb. 1

Liepnitzsee, Blick auf die Insel, 2004 Foto: J. Päzolt

Abb. 2

Zusammenhang zwischen Sichttiefe undUnterer Makrophytengrenze (UMG) fürbrandenburgische Gewässer (Daten 2000-2006) und nach SUCCOW & KOPP (1985)

JENS PÄZOLT: DER MAKROPHYTENINDEX BRANDENBURG – EIN INDEX ZUR BEWERTUNG VON SEEN MIT MAKROPHYTEN 117

phyten, der Unteren Makrophytengrenzeund den Phosphorkonzentrationen im Ge-wässer. Dementsprechend lässt sich mit demMakrophytenindex nicht nur der Zustandder Seen nach EU-WRRL beurteilen, sondernauch objektive Aussagen des Erhaltungszu-stands nach Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie und des trophischen Zustands derSeen gewinnen. In Kombination mit einemlangfristigen Monitoring der Makrophytenliefert der Index Informationen zu Trends derGewässerentwicklung und ist wichtige Basisfür die Umsetzung von Maßnahmen zur Ver-besserung des Gewässerzustands, die immereine Verringerung der Phosphor-Konzentra-tion im Gewässer bewirken sollen (Abb. 2).

2 Erfassungsmethoden fürMakrophyten

Die Erfassung von Makrophyten kann gene-rell nach zwei Methoden erfolgen. Einerseitsist eine komplette Kartierung des Gewässersmöglich. Dabei wird ein relativ vollständigerÜberblick zur Artenzusammensetzung ge-wonnen. Es ist allerdings schwer möglich,Verschiebungen im Deckungsgrad der Makrophyten und Verschiebungen der Un-teren Makrophytengrenze räumlich so ge-nau zu dokumentieren, dass Veränderungenbei Wiederholungskartierungen feststellbarsind. Zudem ist ebenfalls unklar, wie dieSchwankungen der Unteren Makrophyten-grenze und die Gesamtartenzusammenset-zung des Gewässers zu einer feinskaligenund differenzierten Bewertungsmethodikzusammengefasst werden können.

Die Transektmethode als Alternative zurvollständigen Kartierung des Gewässers hatden Nachteil, dass meist nur ein oder meh-rere relativ kleine Ausschnitte des Gewässersbetrachtet werden. Es steht also die Fragenach der Repräsentativität der kartierten Ab-schnitte für das gesamte Gewässer (VAN DE

WEYER et al. 2007). Die Transektmethode hatden Vorteil einer einfachen räumlichen Ver-ortung der Untersuchungspunkte und dergeringeren zeitlichen und finanziellen Auf-wendungen für die Kartierung. Wird dieFrage nach der für eine repräsentative Aus-sage notwendigen Anzahl von Transektenpro See zufriedenstellend beantwortet, solltediese Methode ausreichend geeignet sein.Für das hier vorgestellte Verfahren wurdeder Ansatz verfolgt, mit zunehmender Ufer-länge des Gewässers auch die Anzahl zu kar-tierender Transekte zu erhöhen (Tab. 1). Einhöheres Maß an Repräsentativität wird

durch Kartierung eines beidseitig zur Trans-ektlinie (zwischen Anfangs- und Endpunkt)verlaufenden 10 m breiten Streifens gewähr-leistet. Die räumliche Festlegung der Trans-ekte eines Gewässers erfolgt zunächst amLuftbild vom Ufer in Richtung Seemitte, wo-bei möglichst alle Buchten des Sees mit ei-nem Transekt zu belegen sind (eine nach-trägliche Verlegung von Transekten ist ggf.vor Ort vorzunehmen). Bei der Erstkartie-rung werden die Transekte in jeweils bezüg-lich Wassertiefe und Länge variable Ab-schnitte unterteilt, die basierend aufhomogenen Vegetationseinheiten abzu-grenzen sind. Für jeden Abschnitt des Transektes werdendie Deckungsgrade aller auftretenden Ma-krophyten nach der Skala von Londo (1976)geschätzt. Zudem werden Informationen derim jeweiligen Abschnitt auftretenden Sedi-mente, der Sedimentauflagen und mögli-chen Besonderheiten kartiert, die aber ledig-lich informativen Charakter haben. Sehrwichtige Erfassungsparameter sind die Was-sertiefen am jeweiligen Ende der Abschnitteund die Entfernung dieses Punktes vom Ufer.Die Tiefe am Ende des in Richtung Seemitteletzten Abschnittes mit homogener Vegeta-tion ist die Untere Makrophytengrenze(UMG). Sie entspricht nicht der maximalenUMG (letztes Vorkommen einzelner Pflan-zenarten). Für das Wiederauffinden desTransektes werden dessen Anfangspunkt amSeeufer (bei dichten Röhrichtgürteln auchdie Grenze des Röhrichtbereiches in Rich-tung Freiwasser) und das Ende des Transek-tes mittels GNSS (Global Navigation SatelliteSystem) markiert und die Marschrichtungs-zahl der Transektausrichtung bestimmt.Wiederholungskartierungen sind, unabhän-gig von der möglicherweise aufgetretenenVegetationsverschiebung, innerhalb der mit-tels GNSS wieder aufzufindenden Transekt-punkte, in den Abschnitten der ersten Kar-tierung vorzunehmen. Ausnahme hiervon ist

der letzte Abschnitt bis zur ggf. verschobe-nen Unteren Makrophytengrenze, der mitder Entfernung vom Ufer und der Tiefe amAbschnittsende neu aufzunehmen ist.

3 Indikatorwert der Arten

Vor der Ableitung des Makrophytenindexmuss die Wertigkeit der Indikatorfunktionder Makrophyten für die mittlere Gesamt-Phosphor-Konzentration (TP-Konzentra-tion) geprüft werden. Zunächst wurde miteiner Kanonischen Korrespondenzanalyse(CCA) getestet, ob und in welchem Maßedie auftretenden Varianzen der Makrophy-ten und ihre Häufigkeit im Gewässer durchdie Variabilität der Gesamt-Phosphor-Kon-zentration erklärbar sind. Dazu wurde dasVorkommen der Arten entlang des Phos-phor-Gradienten abgebildet und festgestellt,dass 12 % der erklärbaren Art- und Häufig-keitsvarianzen auf die Schwankungen derTP-Konzentration zurückzuführen sind. Dasist nicht sehr viel und verdeutlicht, dass einepräzise Einschätzung des Gewässerzustandsnicht ausschließlich auf Basis der Arten undihrer Dominanzen erfolgen kann. WeitereParameter wie z. B. die Untere Makrophy-tengrenze sind dementsprechend in einenMakrophyten-Index einzubeziehen.In einem weiteren Schritt wurde die mini-male und maximale mittlere TP-Konzentra-tion, bei der jede Art (Deckung > 5 %) in denuntersuchten Gewässern vorkommt, ausge-wählt (Abb. 3). Damit lässt sich die Spanneder Verbreitung der Arten in Bezug zum Ge-samt-Phosphor der Seen beschreiben. Un-terscheiden lassen sich 4 Artengruppen:

1. Arten mit geringer Toleranz gegenüberhohen und mittleren TP-Konzentrationen.Sie sind lediglich bei Konzentrationen vonweniger als 0,04 mg/l im Gewässer zu fin-den. Dazu gehören: Chara rudis (Furchen-

Abb. 3

Vorkommen ausgewählter Makrophyten (Summe der Transektdeckungen je See >5 %)im Verhältnis zur mittleren TP-Konzentration (vollständige Artnamen siehe Tab. 2)

Uferlänge (km) Transektzahl

< 2 42 bis <6 56 bis <12 612 bis <20 720 bis <30 830 bis <42 942 bis <56 10

Tabelle 1: Anzahl der in Abhängigkeit von derUferlänge zu untersuchenden Transekte

TP [mg/l]

118 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

stachelige Armleuchteralge), Chara hi-spida (Steifhaarige Armleuchteralge), Ch.filiformis (Faden-Armleuchteralge), Ch.virgata (Feine Armleuchteralge), Ch. intermedia (Kurzstachelige Armleuchte-ralge), Nitella flexilis (Biegsame Glanz-leuchteralge), Myriophyllum alterniflo-rum (Wechselblütiges Tausendblatt),Myriophyllum verticillatum (Quirl-Tau-sendblatt).

2. Arten mit Vorkommen bei niedrigen undmittleren TP-Konzentrationen: Chara as-pera (Raue Armleuchteralge), Potamoge-ton mucronatus (Stachelspitziges Laich-kraut), Utricularia vulgaris (GemeinerWasserschlauch), Ch. tomentosa (Horn-blättrige Armleuchteralge), Utriculariaaustralis (Südlicher Wasserschlauch), Ch.globularis (Zerbrechliche Armleuchte-ralge), Ch. contraria (GegensätzlicheArmleuchteralge), Nitellopsis obtusa(Stern-Armleuchteralge), Elodea cana-densis (Kanadische Wasserpest), Potamo-geton lucens (Spiegelndes Laichkraut).Diese haben ihren Verbreitungsschwer-punkt in oligo- und mesotrophen Gewäs-sern, können aber auch bis in den schwacheutrophen Bereich (e1) vorkommen.

3. Arten der meso- bis hocheutrophen Ge-wässer, die auch bei deutlich höheren TP-Konzentrationen vorkommen, als die Artengruppen 1 und 2: Potamogeton per-foliatus (Durchwachsenes Laichkraut), P.pusillus (Zwerg-Laichkraut), Ranunculuscircinatus (Spreizender Wasserhahnen-fuß), Najas marina ssp. intermedia (Gro-ßes Nixkraut), Fontinalis antipyretica (Ge-meines Quellmoos), Ceratophyllumdemersum (Gemeines Hornblatt).

4. Arten mit sehr weiter Toleranzspanne ge-genüber den mittleren TP-Konzentratio-nen: Nymphaea alba (Weiße Seerose), Potamogeton pectinatus (Kamm-Laich-kraut), Nuphar lutea (Gelbe Teichrose),Myriophyllum spicatum (Ähren-Tausend-blatt) und nicht weiter differenzierteGruppe fädiger Grünalgen.

Die ökologische Toleranz gegenüber der TP-Konzentration steigt von der Artengruppe 1zur Artengruppe 4. Für die Indikation niedri-ger TP-Konzentrationen kann die Arten-gruppe 1 sehr gut verwendet werden. Aller-dings können hohe TP-Konzentrationendurch Makrophyten nicht direkt indiziertwerden, da es keine diesbezüglich stenökenArten gibt. Die Ausweisung von negativenIndikatorarten (SCHAUMBURG et al. 2007) istdementsprechend für die Bewertung bran-denburgischer Seen nicht Ziel führend. Aller-dings lassen sich durch den Ausfall meso-tra-phenter Arten höhere Trophiegrade indirektindizieren. Einschränkend muss auf die nied-rige Zahl untersuchter Seen im nährstoffar-men Bereich hingewiesen werden (lediglich ein See wurde nach LAWA (1998)als oligotroph eingestuft), womit die mini-male TP-Konzentration, bei der Arten nochvorkommen, in einigen Fällen auf Basis wei-terer Daten nach unten korrigiert werdenmuss.

4 Der Makrophyten-IndexBrandenburg (MIB)

Mit dem Makrophyten-Index Brandenburgkann die aktuelle Trophie von natürlichenund künstlichen Seen eingestuft werden. Be-standteil des MIB ist das Modul „TeilindexUntere Makrophytengrenze”, welches mitdem geringer gewichteten Modul „TeilindexArten” kombiniert wird. Die Module undihre jeweilige Gewichtung wurden statistischaus den Makrophytenkartierungen der Jahre2005, 2006 und der ebenfalls in den Seenvorgenommenen Wasseranalytik abgeleitet(Basis waren Daten aus 56 brandenburgi-schen Seen, deren mittlere TP-Konzentratio-nen zwischen 0,012 und 0,343 mg/l lagen). Zunächst allerdings zum Modul „TeilindexArten”. Nachdem die zumindest teilweiseIndikatorfunktion von Makrophyten bezüg-lich der TP-Konzentration nachgewiesenwurde (siehe 3.), ist diese für eine Verrech-nung in einem Index in Wert zu setzen. Dazuist zunächst die Transformation der prozen-tual geschätzten Abschnittsdeckungen derArten auf Transektdeckungen (siehe Glei-chung 3.1, Abb. 4) erforderlich. Dadurchwerden die Dominanzverhältnisse der Ab-schnitte eines Transektes repräsentativ wi-dergespiegelt und hohe Deckungen von Ar-ten in kurzen Abschnitten nicht zuungunstengeringer Artdeckungen in langen Abschnit-ten übergewichtet. Wenn z. B. Transekt 5(Tab. 6) des Liepnitzsees mit 30 m Gesamt-

länge aus zwei Abschnitten mit 7,5 % Cera-tophyllum demersum im ersten Abschnittvon 4 m Länge und mit 12,5 % im zweiten,26 m langen Abschnitt besteht, ergeben sichbewertungsrelevante Transektdeckungender Arten von 1 % und 10,8 %. Nach Trans-formation der Abschnitts- zu Transektde-ckungen erfolgt die Transformation derSumme der Transektdeckungen der Arten zuDeckungs-Dominanzwerten (Gleichung 3.2,Abb. 4), wodurch der relative Anteil der art-spezifischen Deckung an der Gesamtde-ckung aller Makrophyten des Gewässers(Summe der Transektdeckungen aller kar-tierten Transekte eines kartierten Sees) er-mittelt wird und die Vergleichbarkeit vonTransekten oder Seen untereinander ge-währleistet ist (s. SCHÖNFELDER 1997).Aus den Deckungs-Dominanzwerten undden logarithmierten mittleren TP-Konzen-trationen der untersuchten Seen wurdendurch gewichtete Mittelwertbildung die ln-TP-Optima der Arten abgeleitet (TER BRAAK

& VAN DAMM 1989, SCHÖNFELDER 1997), wel-che die theoretisch optimale TP-Konzentra-tion mit den höchsten zu erwartenden Art-dominanzen ist (Tab. 2).Je kleiner der Toleranzbereich einer Art,desto präziser ist ihre Funktion als Bioindika-tor (s. o.). Insofern ist neben dem Optimumauch ein Maß für die Größe des Toleranzbe-reiches als Wichtungsfaktor zu verwenden.Hier eignet sich die Standardabweichungvom ln-TP-Optimum, die nach TER BRAAK &

1. Makrophyten-Index Brandenburg (MIB):

( ) ( )( ) baIIMIB ArtenUMG +⋅⋅+⋅= 4,06,0

(für geschichtete Seen: a=0,596, b=4,3049; für ungeschichtete Seen und Kleinseen:

a=0,7484, b=5,3602) 2. Teilindex Untere Makrophytengrenze (IUMG):

0294,2

3496,2][

−+= mUMG

IUMG

(UMG[m]=Untere Makrophytengrenze in Metern)

3. Teilindex Arten (IArten):

0,4351

16193,1

ln

1,

1,

⋅+⋅

⋅⋅=

=

=i

i

m

kkik

m

kKik

Arten

WTD

TPOptimumWTDI

(TDk,i=Dominanzwerte der Taxa (k) eines Untersuchungsgewässers mit i=Deckungen,

WK=Gewichtungsfaktor für die arttypische Phosphor-Stenökie, lnTPOptimum=Logarithmus der arttypischen TP-Optima)

3.1 Transformation der Abschnitts- in Transektdeckungen:

[%]][

][[%] AD

mTL

mALTD ⋅=

(TD[%]= Transektdeckung eines Taxon in Prozent, AD=Abschnittsdeckung eines

Taxon in Prozent, TL[m]=Transektlänge in Metern, AL[m]=Länge des Abschnittes mit Vorkommen des Taxon in Metern)

3.2 Transformation der Transektdeckungen in Deckungs-Dominanzwerte:

=i

ikik TD

TDTD

[%]

[%] ,,

( TD[%]k,i=Summe aller Transektdeckungen eines Taxon eines

Untersuchungsgewässers, TD[%]i=Summe der Transektdeckungen aller Taxa eines Untersuchungsgewässers)

Abb. 4

Formeln zurErmittlung deraktuellen Ge-wässertrophiemit Makrophy-ten

JENS PÄZOLT: DER MAKROPHYTENINDEX BRANDENBURG – EIN INDEX ZUR BEWERTUNG VON SEEN MIT MAKROPHYTEN 119

VAN DAMM (1989) in der Form 1/(t)² alsWichtungsfaktor WK in den Teilindex Arten(Gleichung 3, Abb. 4) eingeht (s. Tab. 2).Der Teilindex Arten (Gleichung 3, Abb. 4) in-tegriert schließlich die relativen Deckungender Arten, ihre jeweiligen ln-TP-Optima undWichtungen ihres Toleranzbereiches und istdamit ein Maß für die TP-Konzentration imGewässer. Der Vergleich zwischen dem Teil-index Arten und den gemessenen TP-Kon-zentrationen bestätigt den bereits angedeu-teten mäßigen Zusammenhang zwischenbeiden (Abb. 5).Der zweite Bestandteil des MIB ist der Teilin-dex UMG, der aus der gemittelten UnterenMakrophytengrenze aller Transekte einesSees und für jeden Transekt berechnet wird(Gl. 2, Abb. 4). Die UMG ist ein signifikantesMaß für die Sichttiefe im Gewässer (s. Abb.2) und integriert die sie beeinflussenden Fak-toren wie z. B. Chlorophyll-a-Konzentrationund Trübung durch Kalziumkarbonat-Fäl-lungen oder Huminsäure-Gehalte, wobeiersterer meist dominiert. In den brandenbur-gischen Seen besteht ein signifikanter undenger Zusammenhang zur TP-Konzentration(Abb. 5).Die Integration beider Indizes zum MIB ver-langt eine Prüfung der jeweiligen Gewich-tung der Teilindizes, was mit einfachen Kor-

relationen belegt wurde (Tab. 3). Zunächstwurde der Wert des Regressionskoeffizien-ten aus den Regressionen zwischen der TP-Konzentration und den Teilindizes Artenbzw. UMG als Maß für die Gewichtung bei-der Indizes verwendet (0,6 für den IUMG und0,4 für den IArten, Abb. 5) und weitere Ge-wichtungsfaktoren geprüft. Der statistischengste Zusammenhang ergibt sich bei Ver-wendung der Gewichtungsfaktoren 0,6 fürdas Modul Teilindex UMG und 0,4 für dasModul Teilindex Arten (Abb. 6, Tab. 3).Die Skalierung des MIB entspricht demLAWA-Trophieindex, womit die abschlie-ßende Zuordnung der Indexwerte des MIBzu Trophiegraden sehr einfach nach LAWA(1998) erfolgen kann (Tab. 4). Es wird demLAWA-Trophieindex folgend zwischen ei-nem MIB für geschichtete und ungeschich-tete bzw. kleine Seen unterschieden (Gl. 1,Abb. 4). Für die typbezogene Bewertungnach WRRL werden die Typen kalkreicher,geschichteter Flachlandsee mit relativ gro-ßem Einzugsgebiet (Typ 10) und kalkreicher,geschichteter Flachlandsee mit relativ klei-nem Einzugsgebiet (Typ 13) mit dem MIB fürgeschichtete Seen eingestuft. Für Unge-schichtete Seen der Typen kalkreicher, unge-schichteter Flachlandsee mit relativ großemEinzugsgebiet und einer Verweilzeit >30 Tage(Typ 11), kalkreicher, ungeschichteter Flach-

Tabelle 2: ln TP Optima (natürlicher Logarithmus der optimalen Gesamtphosphorkonzentration) derund toleranzbezogene Wichtungsfaktoren (Wk)der Makropyhten

Taxa Abkürzung ln TP Wk berücksichtigteOptima Vorkommen

Ceratophyllum demersum L. Cer dem -2,75 0,38 37Ceratophyllum submersum L. Cer sub -1,99 0,68 2Chara aspera WILLD. Cha asp -3,36 0,38 4Chara contraria BRAUN ex KÜTZ. Cha con -3,33 0,57 12Chara virgata KÜTZ. Cha del -3,59 0,66 8Chara filiformis HERTZ. Cha fil -3,41 0,66 7Chara globularis THUILL. Cha glo -3,69 0,24 25Chara hispida L. Cha his -3,44 0,69 5Chara intermedia BRAUN Cha int -3,43 0,72 5Chara polyacantha BRAUN Cha pol -2,89 0,65 2Chara rudis (BRAUN) Leonh. Cha rud -3,60 0,66 7Chara tomentosa L. Cha tom -3,30 0,55 11Cyanophyta Blau -2,15 0,17 21Elodea canadensis MICH. Elo can -3,05 0,55 19Fontinalis antipyretica Fon ant -2,60 0,44 24fädige Grünalgen Grue -2,45 0,13 33Myriophyllum alterniflorum DC. Myr alt -3,44 0,62 4Myriophyllum spicatum L. Myr spi -2,72 0,16 35Myriophyllum verticillatum L. Myr vert -3,42 0,76 4Najas marina ssp. intermedia Naj int -2,84 0,31 22Nitella flexilis AGARDH Nit fle -3,63 0,69 6Nitellopsis obtusa GROVES Nite obt -3,37 0,49 25Nuphar lutea L. Nup lut -2,02 0,30 33Nymphea alba L. Nym alb -2,82 0,30 17Potamogeton berchtoldii FIEB. Pot ber -3,18 0,83 3Potamogeton crispus L. Pot cris -3,16 0,39 15Potamogeton filiformis PERS. Pot fil -3,03 0,89 2Potamogeton lucens L. Pot luc -3,19 0,41 13Potamogeton mucronatus Pot muc -3,08 0,36 8Potamogeton natans L. Pot nat -3,40 0,71 6Potamogeton pectinatus L. Pot pec -3,64 0,12 31Potamogeton perfoliatus L. Pot per -2,96 0,54 21Potamogeton puillus L. Pot pus -3,38 0,33 12Ranunculus circinatus SIBTH. Ran cir -2,78 0,42 26Stratiotes aloides L. Str alo -3,17 0,34 3Utricularia australis R. BR. Ult aus -3,25 0,48 7Utricularia vulgaris L. Utr vul -3,12 0,69 4Vaucheria ssp. Vau -3,25 0,43 2

Abb. 5

Zusammenhang zwischen den IArten bzw. derUMG und dem Logarithmus der gemessenenmittleren TP-Konzentration (ln TPgem)

Abb. 6

Validierung des MIB an den mittleren TP-Konzentrationen (logarithmiert)

Tabelle 3: Korrelationskoeffizienten (R n. Spear-man) für die Teilmodule IArten und IUMG und Kom-binationen aus beiden in Abhängigkeit von der gemessenen, logarithmierten TP-Konzentration (lnTPgem) der Seen.

RIArten 0,68IUMG 0,72IMIB=(IUMG x 0,8 + IArten x 0,2) 0,78IMIB=(IUMG x 0,9 + IArten x 0,1) 0,74IMIB=(IUMG x 0,2 + IArten x 0,8) 0,74IMIB=(IUMG x 0,6 + IArten x 0,4) 0,80

Tabelle 4: Trophiegrade, Abkürzungen (Abk.) undIndex-Werte des MIB

Trophie Abk. Index-Wertoligotroph o bis 1,5mesotroph1 m1 bis 2,0mesotroph2 m2 bis 2,5eutroph1 e1 bis 3,0eutroph2 e2 bis 3,5polytroph1 p1 bis 4,0polytroph2 p2 ab 4,1

120 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

landsee mit relativ großem Einzugsgebietund einer Verweilzeit > 3 Tage und < 30 Tage(Typ 12) und kalkreicher, ungeschichteterFlachlandsee mit relativ kleinem Einzugsge-biet (Typ 14) wird der MIB für ungeschichtetSeen verwendet. Kleine Seen (< 5 ha) lassensich ebenfalls mit diesem Index hinsichtlichihres Zustands einstufen. Für Seen zwischen5 und 50 ha Größe wird entsprechend ihrerSchichtung der MIB für geschichtete oderungeschichtete Seen verwendet.

5 Gewässerbewertung

In einigen Fällen ist neben der Ermittlung deraktuellen Gewässertrophie auch die Bewer-tung des aktuellen Zustands erforderlich (z.B. nach EU-WRRL). Dafür ist der durch denMIB repräsentierte aktuelle Zustand des Ge-wässers zum potenziell natürlichen Zustandin Bezug zu setzen und die Abweichung zwi-schen beiden zu bewerten. Der Referenzzu-stand kann auf Grund paläolimnologischerUntersuchungen (z. B. SCHÖNFELDER 1997)oder aber anhand von Modellen abgeleitetwerden. Eine modellbezogene Ableitung desReferenzzustands nach SCHÖNFELDER (2005)wird für die makrophytenbasierte Einstufungdes Gewässerzustands gemäß EU-WRRL be-vorzugt, wenn keine genaueren Informatio-nen vorliegen: Die aufgrund von Einzugsge-bietsgröße und Niederschlagsmenge demSee zufließende Grundwasser- und die damiteingetragene Nährstoffmenge (wobei dieVegetationsbedeckung im Einzugsgebiet alspotenziell-natürlich anzunehmen ist) wirdzunächst ermittelt. Die sich daraus und ausder Abhängigkeit von der Verweilzeit undder Schichtungsstabilität ergebende seein-terne sommerliche TP-Konzentration wirdzur Abschätzung des LAWA-Trophieindexes(LAWA 1998) des Referenzzustands verwen-

det. In Abhängigkeit vom Gewässertyp(siehe 4.) variiert die TP-Konzentration imReferenzzustand womit auch die Bewertungauf Basis der Differenz zwischen dem MIBund dem LAWA-Trophieindex des Referenz-zustandes (s. Tab. 5) typbezogen differen-zierte Ergebnisse liefert.Als ein Beispiel wird der im Biesethaler Be-cken gelegene Liepnitzsee bewertet (Abb. 7).Der Liepnitzsee war ein potenziell-natürlichmesotropher See (m1 nach SCHÖNFELDER

2005), der dem WRRL-Typ 13 (kalkreicher,geschichteter Flachlandsee mit relativ klei-nem Einzugsgebiet) zugeordnet werdenkann. Gütedaten vom Liepnitzsee liegen ausdem Jahr 2000 vor, wonach er als m2 (LAWA-Index 2,2) eingestuft wird. Im Jahr 2006 wur-den an 8, gleichmäßig auf die Uferlinie ver-teilten Transekten (Abb. 7) Makrophytenkartiert, die sich den Artengruppen 2, 3 und4 (s. Kap. 3) zuordnen lassen. Nach Transfor-

mation der abschnittsbezogenen Deckungenzu Transektdeckungen (Tab. 6) und zu De-ckungsdominanzwerten (Tab. 7), wurden derIArten und der IUMG berechnet und zum Ge-samtindex (MIB) für geschichtete Seen kom-biniert. Der für den See berechnete MIB er-gibt adäquat dem aus den chemischen Datenberechneten LAWA-Index einen mesotro-phen Zustand. Da die Abweichung vom Re-ferenzindex 0,5 beträgt, ist der Zustand nachWRRL mit gut zu bewerten (Tab. 8). Ein-schränkend muss hinzugefügt werden, dass

Abb. 7

Lage der Transekte amLiepnitzsee

Tabelle 6: Artdominanzen und Stammdaten der Transekte und Abschnitte vom Liepnitzsee

Transekt 1 2 3 4 5 6 7 8Abschnitt a b c d a b a b c a b c d a b a b c d a b c d e a bvon [m] 0 2 7 15 0 11 0 5 9 0 10 17 22 0 4 0 7 37 52 0 9 17 25 47 0 5bis [m] 2 7 15 22 11 26 5 9 27 10 17 22 27 4 30 7 37 52 62 9 17 25 47 56 5 18Tiefe Anfang [m] 0 0,4 1,4 4,2 0 2,3 0 1,3 2 0 0,5 3,3 5,1 0 1 0 0,5 1,5 4,5 0 0,6 0,9 1,6 5,3 0 0,9Tiefe Ende [m] 0,4 1,4 4,2 6,3 2,3 6,3 1,3 2 6,7 0,5 3,3 5,1 6,7 1 7 0,5 1,5 4,5 5,5 0,6 0,9 1,6 5,3 6,4 0,9 6,2Carex gracilis 98 20 7,5Schoenoplectus lacustris 40 2Typha angustifolium 20Phragmites australis 80 2 97,5 80 97,5 70 4Ceratophyllum demersum 0,5 7,5 12,5 12,5 7,5 2 7,5 30 4 20 97,5 12,5 7,5 12,5 2 7,5 90 20 2 7,5 97,5 12,5 0,5 12,5Chara contraria 2 2Chara globularis 0,5 2 2Elodea canadensis 2 0,5 12,5 2 2 2 4Fontinalis antipyretica 0,5 2Grünalgen 2 3 1 3 1 2 3 1 3 1 3Myriophyllum spicatum 0,5 12,5 47,5 2 2 7,5 0,5 7,5 7,5 2 2 20 12,5 2 7,5Potamogeton berchtoldii 2 20 7,5 0,5 2Ranunculus circinatus 40 47,5 2 4 20 2 2 60 2 4 0,5 70 4 4Myriophyllum verticillatum 2 12,5 7,5Nitellopsis obtusa 0,5 2 0,5 2 4 0,5 2 0,5Nuphar lutea 0,5 4 47,5Potamogeton filiformis 0,5Potamogeton mucronatus 0,5Potamogeton pectinatus 4 40Potamogeton perfoliatus 0,5 0,5 2 2Potamogeton pusillus 2

Tabelle 5: Bewertung auf Basis des Vergleichs zwi-schen aktuellem Zustand und Referenzzustand.

Differenz zwischen aktuellem Bewertung nachZustand und Referenzzustand EU-WRRL

bis 0,25 1 (sehr gut)bis 0,5 2 (gut)bis 1 3 (mäßig)

bis 1,4 4 (schlecht)größer als 1,4 5 (sehr schlecht)

JENS PÄZOLT: DER MAKROPHYTENINDEX BRANDENBURG – EIN INDEX ZUR BEWERTUNG VON SEEN MIT MAKROPHYTEN 121

der Liepnitzsee zwar noch mit gut bewertetwurde, der Index allerdings im Grenzbereichzum mäßigen Zustand liegt (siehe Tab. 5).

6 Grenzen des Verfahrens

Die Einstufung der aktuellen Gewässertro-phie mit dem Makrophyten-Index Branden-burg ist nur dann sinnvoll, wenn die Trans-ektdeckung aller vorkommenden Artenmehr als 5 % beträgt oder mehr als drei Ma-krophytenarten entlang aller Transekte einesSees kartiert wurden. Für die Bewertung sindausschließlich Arten zu verwenden, die inTab. 2 mit ln-TP-Optima und Toleranzge-wichtungen versehen sind. Geprüft wurdeder Index für Seen im kalkreichen, neutralenbis subneutralen pH-Bereich des norddeut-schen Flachlandes (Ökoregionen 13 & 14,nach EU-WRRL).

DanksagungBasis dieses Bewertungsverfahrens sind um-fangreiche Makrophytenkartierungen, dieim Auftrag des Landesumweltamtes Bran-denburg von Tauchteams der Limnologi-schen Station der Technischen Universität If-feldorf, dem Büro lanaplan GbR und von derGesellschaft für Naturschutz und Land-schaftsökologie e. V. vorgenommen wurden.Den Kartierern sei an dieser Stelle gedankt.Herzlichen Dank auch an Jörg Schönfelder,der diesem Beitrag manch anregende Ideebeigesteuert hat.

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Anschrift des Verfassers:Dr. Jens PäzoltLandesumweltamt BrandenburgSeeburger Chaussee 114476 Potsdam, OT Groß Glienicke

Tabelle 7: Transformierte Transektdeckungen vom Liepnitzsee

Transekt 1 2 3 4 5 6 7 8Abschnitt a b c d a b a b c a b c d a b a b c d a b c d e a bCarex gracilis 8,9 3,7 2,1Schoenoplectus lacustris 11,1 1,4Typha angustifolium 2,7Phragmites australis 14,8 0,3 36,1 10,7 11 11,3 0,6Ceratophyllum demersum 0,05 1,7 4,5 4,0 4,3 0,4 1,1 20 1,5 5,2 18,1 2,3 1 10,8 0,2 3,6 21,8 3,2 0,3 1,1 38,3 2,0 0,1 9,0Chara contraria 0,2 0,6Chara globularis 0,3 0,6 1,4Elodea canadensis 0,2 0,1 4,5 0,6 0,4 0,4 2,9Fontinalis antipyretica 0,05 1,2Grünalgen 0,2 0,7 0,2 0,4 0,4 0,3 2,6 0,1 1,5 0,2 0,8Myriophyllum spicatum 0,05 2,8 17,3 1,2 0,7 1,9 0,06 3,6 1,8 0,3 0,3 2,9 4,9 0,6 5,4Potamogeton berchtoldii 0,2 4,5 2,7 0,2 1,2Ranunculus circinatus 9,1 17,3 0,6 2,3 13,3 0,4 0,4 29 0,5 0,6 0,07 10 1,6 2,9Myriophyllum verticillatum 0,4 1,9 5Nitellopsis obtusa 0,07 1,3 0,1 0,4 3,5 0,08 0,3 0,4Nuphar lutea 0,4 1,9 6,8Potamogeton filiformis 0,07Potamogeton mucronatus 0,09Potamogeton pectinatus 0,9 19,4Potamogeton perfoliatus 0,05 0,2 1,7 0,6Potamogeton pusillus 0,6

Tabelle 8: Deckungsdominanzwerte und daraus resultierende Bewertung des Liepnitzsees

Arten Transekte

1 2 3 4 5 6 7 8

Ceratophyllum demersum 0,14 0,41 0,48 0,84 0,58 0,33 0,60 0,36Chara contraria 0,003 0,02Chara globularis 0,01 0,08Elodea canadensis 0,08 0,02 0,11Fontinalis antipyretica 0,001 0,11Grünalgen 0,01 0,01 0,01 0,14 0,02 0,00 0,03Myriophyllum spicatum 0,28 0,11 0,08 0,06 0,12 0,23Myriophyllum verticillatum 0,16Nitellopsis obtusa 0,03 0,02 0,17 0,01 0,01Nuphar lutea 0,02 0,02 0,10Potamogeton berchtoldii 0,10 0,13Potamogeton filiformis 0,001Potamogeton mucronatus 0,003Potamogeton pectinatus 0,01 0,22Potamogeton perfoliatus 0,001 0,02 0,09 0,02Potamogeton pusillus 0,02Ranunculus circinatus 0,37 0,22 0,30 0,02 0,35 0,17 0,11

Bewertung

IArten -2,92 -2,83 -3,09 -2,65 -2,91 -2,76 -2,48 -2,96UMG [m] 6,3 6,3 6,7 6,7 7 5,5 6,4 6,2IUMG -4,26 -4,26 -4,46 -4,46 -4,61 -3,87 -4,31 -4,21MIB g (Transekte) 2,1 2,1 2 2,1 2 2,3 2,2 2,1MIB g (See) 2,1

122 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007; 122-126

Zusammenfassung

Das Jahr 1958 wurde als Ausgangsjahr undzum Vergleich genutzt. Der Gesamtschilfbe-stand aller drei Seen betrug in diesem Jahr753.790 m² und reduzierte sich bis 2003 umcirca 41 % auf 441.410 m². Die einzelnenSeen betrachtend, war der Schilfrückgangam Breitlingsee/Möserschen See mit rund 57 % am stärksten, gefolgt vom Wusterwit-zer See mit 24 % und dem Großem Wend-see mit 19 %. Die Rückgangsraten sind inden einzelnen Abschnitten sehr unterschied-lich. Nicht in allen Uferzonen erfolgte derRückgang chronologisch. In einigen Fällenerholte sich der Schilfbestand, wenn auchnur geringfügig. Festzustellen ist, dass diegrößten jährlichen Rückgangsraten fast aus-schließlich in der Zeitperiode zwischen 1958und 1985 lagen. Keiner der in der Literatur beschriebenenRückgangsursachen wie Stege, Ankerstellenim Schilf, Badestellen, Wasserstandsverän-derungen, Eishebungen und -senkungenkonnte als alleinige Ursache benannt werden.Der Grund dafür lag in der Stärke und Dauerder verschiedenen Rückgangsursachen. Da die Wirkungsintensität nicht bekannt ist,konnten nur vage Rückschlüsse auf dieGründe des Röhrichtrückgangs im Untersu-chungsgebiet gezogen werden. So liefertedie Kausalanalyse zwar keine befriedigendenErgebnisse, doch die ermittelten Rückgangs-trends, sowie die Information früherer Röh-richtausbreitungen für die einzelnen Ufer-abschnitte zeigen das Potenzial derUferabschnitte als Röhrichtstandort. Dieskann eine Hilfe bei der Maßnahmenplanungim Röhrichtschutz durch die örtliche UNBdarstellen.Der zweite Teil der Arbeit lag in der Bewer-tung ausgesuchter Uferzonen. Dazu wurdedie aktuelle Ausstattung jeder einzelnenZone im Untersuchungsgebiet Breitlingsee/Möserscher See mit den Lebensraumansprü-chen der ausgewählten Vogelleitarten abge-glichen. Potenzielle Störfaktoren wie Steg-anlagen, Schneisen, Badestellen undHinterlandnutzungen wurden dem Luftbild-material entnommen, anschließend mit derFluchtdistanz der einzelnen Vogelarten inZusammenhang gebracht und flossen so mitin die Bewertung der Uferzonen ein.

Das Potenzial der Uferzonen als Lebensraumwurde in drei Klassen eingestuft; gering, mit-tel und hoch. Einzig die Uferzone in Nähedes Naturschutzgebiets Gränert, wurde alsLebensraum mit hohem Potenzial, für die indie Bewertung eingeschlossenen Arten, ein-gestuft. Den Uferabschnitten der Bereiche;Zulauf Buckau/Camping Malge, Ostufer,Nordwestufer kommt nur eine mittlere, Be-reiche der Malge und Uferabschnitten derZonen Süd und West eine geringe Bedeu-tung als Lebensraum zu. Die anhand vonLuftbildern und Freilandaufnahmen erfass-ten Schwimblattzonen haben sich von 1991zu 2006 kaum verändert.

1 Einleitung

Wie an zahlreichen Seen Mitteleuropas istauch an den Seen der Stadt Brandenburg einsukzessiver Rückgang des Röhrichtgürtels zubeobachten. Schilfröhrichte sind nicht nurein landschaftsprägendes Element der Vege-tation unserer Seeufer (GROSSER et al. 1997)und damit von Relevanz für den Erholungs-wert dieser Landschaften, sondern auch vongroßer Bedeutung für das Ökosystem See.Das Absterben des Schilfs kann einschnei-dende Konsequenzen für die gesamte Uferbiozönose haben. Neben verstärkterUfererosion, infolge fehlender Vegetations-bedeckung sowie der Beeinträchtigung der„Selbstreinigungskraft” der Flachwasser-zone kommt es zu Verlusten an Brut- und Le-bensräumen für viele Amphibien-, Fisch-und Vogelarten (SUKOPP & KRAUSS 1990).

Die Schilfrückgangsproblematik zeigt sich- im Zurückweichen aquatischer Schilfbe-

stände, festzustellen seit circa 1950 undan circa 40 europäischen Seen untersuchtund dokumentiert

- im Verlust von Habitat-, Puffer- undSchutzfunktion des Ökosystems See

Die Ursachen weisen eine hohe Komplexitätauf. Mehrere Faktorengruppen wirken mitunterschiedlicher Intensität.Die Erforschung der Ursachen des Schilf-rückgangs ist Thema zahlreicher Abhandlun-gen und wissenschaftlicher Forschungen. Imnäheren Umfeld sind hier die Veröffentli-chungen von SUKOPP & MARKSTEIN (1989),wie auch von KOHL et al. (1996) zu nennen,welche über einen Zeitraum von 25 Jahren(1962-1987) einen erheblichen Schilfrück-gang dokumentieren.Ziel der Arbeit war zum einen die Erfassungsowie die Einschätzung der quantitativenEntwicklung der Schilfbestände an 3 Seender Stadt Brandenburg an der Havel anhanddes Vergleichs von Luftbildern (Abb. 1).Röhrichte wurden an Uferabschnitten desBreitlingsees/Möserschen Sees, des GroßenWendsees sowie des Wusterwitzer Sees un-tersucht. Zum anderen sollten ausgewählteUferabschnitte hinsichtlich ihrer Eignung alsLebensraum für bestimmte röhrichtbewoh-nende Vogelarten untersucht und bewertetwerden. Gegenstand dieser Untersuchungwaren 7 Uferzonen des Breitlingsee/Möser-schen Sees. Grundlage für die Beurteilungder Uferabschnitte war neben der Luftbildin-terpretation eine wasserseitige Aufnahmeder Parameter, welche die Habitateignung

AN MITTELEUROPÄISCHEN SEEN, WIE AUCH AN SEEN UM DIE STADT BRANDENBURG AN DER HAVEL IST

EIN SUKZESSIVER RÜCKGANG DER RÖHRICHTBESTÄNDE FESTZUSTELLEN. DIESE ENTWICKLUNG KONNTE ANHAND DER AUSWERTUNG VON LUFTBILDERN ERFASST WERDEN.

FRANZISKA DÖRING, FRANZISKA HÖLZEL

Dokumentation der Entwicklung von Schilfröhrichten an Seen der StadtBrandenburg an der Havel (1944-2003) durch Einsatz von GIS zur Luftbild-auswertungSchlagwörter: Röhricht, Schilfrückgang, Brandenburg an der Havel, Luftbildauswertung, Geoinformations-

system (GIS)

Abb. 1

Luftbildfolge 1944/1958/1985/1992/2002 von Uferabschnitten Großer Wendsee und Breit-lingsee/Möserscher See

FRANZISKA DÖRING, FRANZISKA HÖLZEL: DOKUMENTATION DER ENTWICKLUNG VON SCHILFRÖHRICHTEN AN SEEN DER STADT BRANDENBURG 123

für diese Arten bestimmen. Da neben Röh-richten auch Schwimmblattvegetation inund an stehenden und fließenden Gewäs-sern zu den gesetzlich geschützten Biotopendes Landes Brandenburg (§ 32 Brandenbur-gisches Naturschutzgesetz) gehört, wurdeauch deren Entwicklung erfasst.

2 Material und Methoden

Die Datengrundlage für die Untersuchungenstellten die Luftaufnahmen. Nahezu alle In-formationen, wie Ausbreitung der Röhricht-flächen, deren Struktur und die sich über dieJahre verändernden, potenziellen Einfluss-faktoren (Anlegestellen, Badestellen) wur-den dem gesamten Luftbildmaterial ent-nommen. Einen kurzen Überblick über denArbeitsablauf gibt Tabelle 1 zu Material undMethoden.Die Auswertungen zur flächenhaften Be-standsveränderung und zur Habitateignungder untersuchten Uferabschnitte wurdendurch Nutzung eines Geographischen Infor-mationssystems (GIS) erleichtert. Das Anle-gen eines digitalen Schilfkatasters soll einenschnellen und einfachen Vergleich der Be-standsentwicklung vergangener Jahre er-möglichen, aber auch eine erweiterbare,bildhafte Dokumentation der aktuellenSchilfbestände sein. Die Übergabe der Datenals GIS-Projekt macht diese für nachfol-gende Bearbeitungen und eine Einbindungin andere Planungswerke verfügbar. Die Ausdehnung der Schilfbestände, der 14Uferzonen für jeden Vergleichszeitraum,wurde mit Hilfe des Programms ArcView alsLiniethema digitalisiert. Die Veränderungenwurden erfasst, bzw. mit dem Programm Microsoft Excel berechnet. Die Abbildung 2veranschaulicht die beschriebene Vorge-hensweise am Beispiel einer Zone am Ost-ufer des Breitlingsees/Möserschen Sees süd-lich der Planemündung.

Wasserseitige SchilffrontEine genaue Erhebung des Flächenrück-gangs für den gesamten Röhrichtkomplexkonnte für die wasserseitigen Schilfbeständenicht erarbeitet werden. Der Grund hierfürliegt darin, dass sich die Grenze zwischenwasserseitigem Schilfröhricht und den an-grenzenden Landröhrichtkomplexen ausdem Luftbild nicht eindeutig lokalisierenließ. Um einen Überblick über die Entwick-lung der wasserseitigen Schilffront zu erlan-gen, wurde eine Auswertung anhand des

Vergleichs der wasserseitigen Grenzliniender Schilfbestände von 1944/45 und derFlächenausdehnung des aktuellsten Bestan-des von 2002/03 durchgeführt. Die ehema-lige Ausbreitung wurde auf ein aktuellesLuftbild übertragen und die Differenz mitdem Programm ArcView vermessen (vgl.Abb. 3).

Daten zu den RückgangsursachenNeben der Luftbildinterpretation (Badestel-len, Veränderungen der Strandlänge, Anzahlder Anlegestellen) wurden relevante Daten-erhebungen zu Rückgangsursachen (Eishe-bungen und -senkungen, erhöhte Wasser-stände in wachstumsrelevanter Zeit,Güterströme, Bootsaufkommen) vom zu-ständigen Wasser- und Schifffahrtsamt Bran-denburg eingeholt. Mit der Aufbereitungdieser Informationen wurde versucht, kau-

sale Zusammenhänge zu quantitativen Ver-änderungen der Bestände zu ermitteln, zubewerten und darzustellen.

SchädigungsklassenUm die Habitateignung der einzelnen Ufer-abschnitte am Breitlingsee/Möserschen Seezu bewerten, wurden Schädigungsklassender aktuellen Schilfbestände bestimmt(Klasse I - ungeschädigt bis schwach geschä-digt, Klasse II - deutlich bis stark geschädigt,Klasse III - extrem geschädigt). Eine nähereErläuterung zu den Schädigungsklassen bie-tet Abbildung 4.Strukturkartierung der Röhrichte und Erfas-sung von SchwimmblattvegetationDurch die Luftbildauswertung der Farbauf-nahmen von 2002/03 wurde die ge-genwartsnahe Bestandsausdehnung derUferröhrichte ermittelt sowie die Bestands-struktur der einzelnen Uferabschnitte denzuvor definierten Schadklassen zugeordnet. Im Juni 2006 wurden Strukturparameter desRöhrichtgürtels des Breitlingsee/MöserschenSees vom Wasser aus erfasst. Als Untersu-chungsflächen (13 Aufnahmeflächen) wur-den sowohl Schilfflächen ausgewählt, wel-che die Habitatstrukturen eines längerenUferabschnitts repräsentativ abdecken soll-ten, als auch Flächen, die extreme Strukturen(Degradationserscheinungen) aufwiesen.Die Bestimmung von Exemplaren vorhande-ner Begleitarten der Röhrichtbeständewurde nach ROTHMALER (1999) vorgenom-men. Mit Hilfe eines schwimmfähigen Rah-mens mit den Maßen 1x1 m wurden Para-meter wie Halmdichte, Anzahl vonJungtrieben und geknickten Althalmen,Halmdurchmesser sowie die Höhe des Be-standes eines repräsentativen Bereiches auf-genommen. Zugleich wurden der Zustanddes Röhrichtrandes, die Wassertiefe und dieVitalität der Pflanzen erfasst.

Abb. 2

Veränderung der Röhrichtfläche, Darstellung als Flächenshape im GIS

Tabelle 1: Material und Methoden

Methoden, Unterlagen AnmerkungenEntwicklung der Röhrichte

Beschaffung und Aufbereitung des sehr inhomogen: unterschiedliche Maßstäbe, Luftbildmaterials Qualität, Aufnahmezeitpunkte

38 Luftbilder gescannt, georeferenziert, mosaikiert

Ausbreitungsgrenzen der Röhrichtflächen Digitalisierung der Bestandsgrenzen, Berechnung und Vergleiche der FlächeninhalteDarstellung der Veränderungen, Luftbildmaterial 1944/45 von minderer Qualität, daher als Aus-gangszustand Luftbilder von1958 genutzt

Veränderung der wasserseitigen Ausbreitungsfront Vergleich der Ausbreitungsfront von 1944/45 zu 2002/03messen der Differenz früherer und aktueller wasserseitiger Ausbreitung

Ursachen

Luftbildmaterial Badestellen, AnlegestellenSchädigungsgradeNutzungen und Einflüsse an UferzonenUferbewuchsSchwimmblattvegetation

Datenrecherche Eishebungen und -senkungenerhöhte Wasserstände (Stau)Bootsaufkommen (Schleusenstatistiken)

Aktueller Zustand der Uferabschnitte

Geländeaufnahmen Strukturparameter der Röhrichte, DegradationserscheinungenSchwimmblattvegetation

Abb. 3

Wasserseitige Aus-dehnung des Schilfsvon 1944 (gelbe Li-nie) und 2002/03(Luftbild)

124 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

Die dem Schilfgürtel vorgelagerte Schwimm-blattvegetation wurde im Mai seeseitig er-fasst und mit den Beständen der CIR-Auf-nahmen von 1991 abgeglichen.

3 Ergebnisse

Insgesamt wurde an 14 Untersuchungsab-schnitten des Breitlingsees/MöserschenSees, Großen Wendsees und WusterwitzerSees die flächenhafte Entwicklung von Röh-richtbeständen sowie die Veränderung derwasserseitiger Schilffront untersucht. DieGesamtlänge der untersuchten Abschnittebetrug ca. 13 km. Die Rückgangsraten sind in den einzelnenAbschnitten sehr unterschiedlich. Nicht in al-len Uferzonen erfolgte der Rückgang chro-nologisch auch erholte sich der Bestand in ei-nigen Fällen, wenn auch nur geringfügig.Festzustellen ist, dass die größten jährlichenRückgangsraten fast ausschließlich in derZeitperiode zwischen 1958 und 1985 lagen.Am östlichen Ufer des Breitlingsees/Möser-schen Sees, südlich der Planemündung, warder stärkste Rückgang mit 73 % zu verzeich-nen. In den Bereichen des Südufers diesesSees, bis hin zur Ecke zwischen den großenSammelsteganlagen der Sportvereine (Ang-lerheim Kirchmöser und Eisenbahnersport-verein) ist der Verlust von Röhrichtflächenmit 63 % bis 67 % auch sehr hoch. DasWestufer sowie Teilflächen am Südufer (Be-reich NSG Gränert), hatten mit einer Rück-gangsrate von unter 30 % den vergleichs-weise geringsten Verlust zu verzeichnen. Beim Großen Wendsee traten am Ostuferdie größten Röhrichtverluste mit 67 % auf.Geringer, jedoch noch beträchtlich, warendie Bestandseinbußen von 39 % an Teilendes Nordufers und 33 % an Teilen des südli-chen Ufers. Am nordwestlichen Ufer wurdeeine Zunahme der Fläche festgestellt, was je-

doch ausschließlich dessen Landschilfbereichbetrifft. An Uferbereichen südlich der See-gartenbrücke gab es änhlich hohe Zunah-men an Landschilfbereichen, welche unge-fähr dem Rückgang an Wasserschilfentsprechen und somit keine großen Verän-derung der Gesamtschilffläche bedingen.Das Nordufer des Wusterwitzer Sees hat re-lativ geringe Bestandrückgänge von 11 % zuverzeichnen. Dagegen sind die Verluste vonRöhrichtflächen am Südufer des Sees im Be-reich des Lankenweg mit 70 % als sehr dras-tisch einzustufen. Die wasserseitige Schilffront ist in allen un-tersuchten Uferzonen der drei Seen fastdurchgängig zurückgewichen. Am stärkstenvom Verlust des aquatischen Röhrichts be-troffen waren die Uferbereiche des Breit-lingsees/Möserschen Sees südlich der Plane-mündung (streckenweise 70-100 m) sowiedas gesamte Westufer (teilweise 50-70 m).

Am Nordufer des Wusterwitzer Sees wichdie aquatische Bestandsgrenze stellenweiseum bis zu 90 m zurück. Aber auch an allenanderen Uferabschnitten, so auch am Gro-ßen Wendsee war ein Rückgang des Wasser-schilfs zu verzeichnen. Hier schwanken dieWerte zwischen 5 m bis 30 m, stellenweisebis 40 m. Eine genaue Erhebung der Rück-angsfläche aquatischen Schilfs war nichtmöglich, doch lag diese bei keinem der Seenunter 80 % der Gesamtrückgangsfläche(Zeitraum 1958-2003).Mit dem Schilfrückgang geht der Verlustwichtiger Nahrungshabitate sowie Rast-,Brut- und Rückzugsgebiete röhrichtbewoh-nender Vögel einher, so dass diese speziali-sierte Avifauna stark gefährdet ist. Durchfehlende Brutvogel- und Schilfstrukturkar-tierungen vergangener Jahre für das Unter-suchungsgebiet Breitlingsee/MöserscherSee, war es nicht möglich, eine Verbindungzwischen der Entwicklung der Avifauna undden Degradationserscheinungen der Röh-richtzonen herzustellen. Demzufolge solltezuzüglich zur Entwicklung der Schilfbe-stände die Bedeutung der aktuellen, beste-henden Schilfröhrichte als Lebensraum fürröhrichtbewohnende Vogelarten analysiertwerden. Das Untersuchungsgebiet war dasUfer des Breitlingsee/Möserschen Sees, dasdazu in 7 Uferzonen eingeteilt wurde. DieAbschnittsunterteilung erfolgte in Hinblickauf zusammenhängende Schilfbestände undNutzungseinheiten. Für die Bewertung der Uferzonen wurdendie Leitarten Bartmeise (Panurus biarmicus),Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundina-ceus), Teichrohrsänger (A. scirpaceus),Rohrschwirl (Locustella luscinoides) undRohrweihe (Circus aerugionusus) ausge-wählt, da sie eine spezifische Bindung an denLebensraum Röhricht aufzeigen und einweites Spektrum an unterschiedlichen Struk-turen des Schilfs als Lebensraum beanspru-chen.In die Charakteristik der Uferzonen, die inder Bewertung mit den Habitatansprüchender Leitarten abgeglichen wurde, flossen

Beschreibung der Schadklasse

Klasse I: ungeschädigt bis schwach geschädigtStruktur:dichte bis weitgehend homogene Bestände, eventuell verein-zelte Auflichtungen oder Lückenseeseitiger Rand:scharf, wenig ausgefranst, geringe Randauflösung möglich

Klasse II: deutlich geschädigt bis stark geschädigtStruktur:inhomogene Bestände mit deutlichen Lücken, Einzelhalmauf-lösung oder Auflösung in Horste bzw. Halmgruppen, Stop-pelanteile dominierenseeseitiger Rand:streckenweise mit deutlich sichtbarer Randauflösung bisstarke Randauflösung

Klasse III: extrem geschädigtStruktur:Halmdichte sehr gering; sehr hoher Stoppelanteilseeseitiger Rand:randlich sehr stark aufgelöste Bestände mit nicht mehr klaridentifizierbarer Bestandsgrenze

Beispiel

Abb. 4

Schädigungskategorien der Schilfbestände in Luftaufnahmen von 2002/03

Abb. 5

Flächenmäßige Veränderung der Röhrichtbestände im Untersuchungsgebiet

FRANZISKA DÖRING, FRANZISKA HÖLZEL: DOKUMENTATION DER ENTWICKLUNG VON SCHILFRÖHRICHTEN AN SEEN DER STADT BRANDENBURG 125

die Struktur der Schilfbestände, die Be-standsausdehnung, das Vorkommen vonSchwimmblattvegetation und potentielleStörfaktoren der Uferzonen ein. Nachfol-gende Tabelle (Tab. 2) gibt einen Überblicküber die Ergebnisse der aktuellen Zustands-erfassung der Uferzonen, die aus Luftbildin-terpretation und Begehungen hervorgingen. Des Weiteren wurden die in den Uferab-schnitten vorkommenden RöhrichtbeständeSchädigungsklassen zugeordnet (vgl.Abb. 4).

Klasse I (ungeschädigt bis schwach geschä-digt)

NordwestuferWestufer (streckenweise)Ecke WestuferBuckau/Camping Malge bis zum Be-ginn des CampingplatzesOstufer (streckenweise)

Klasse II (deutlich geschädigt bis stark ge-schädigt)

WestuferGränertCamping Malge bis StrandOstufer

Klasse III (extrem geschädigt)Westufer Kanu-Vereinkurze Teilabschnitte des SüdufersMalge

Ein Abgleich der aufgenommenen Schwimm-blattzonen von Begehungen 2006 und inter-pretierten Schwimmblattzonen aus den Co-lorinfrarot-Luftbildern von 1991 ergab, dassvon 1991 zu 2006 kaum eine Veränderung

statt fand. Ein auf dem Luftbild von 1991 in-terpretierter Bereich am Ostufer war bei derwasserseitigen Aufnahme 2006 nicht mehrzu erfassen. An 2 Bereichen des Westuferssowie westlich und östlich der Buckaumün-dung konnten neue Schwimmblattzonen er-fasst werden.

4 Diskussion

Von 1958 bis 2003 betrug der Röhrichtrück-gang aller untersuchten Abschnitte der dreiSeen im Untersuchungsgebiet rund 40 %.Der Rückgang von aquatischem Schilf istdurch bereits beschriebene Faktoren ver-fälscht und real eher höher anzusiedeln. Alle in der Literatur beschriebenen mögli-chen Rückgangsfaktoren, wie die Einflüssevon Tieren und Pflanzen, der Einfluss derGrundwasserförderung, von Schilfmahd aufVitalität von Röhrichtbeständen, der Einflussvon Schwemmgut, Veränderungen desNährstoffhaushaltes und deren Wirkungenauf die Röhrichtbestände konnten nicht ana-lysiert werden, da keine detaillierten Datenvorlagen. Der Wellenschlag verursacht durch Boots-verkehr, konnte nur indirekt über die sichverändernde Anzahl an Steganlagen einge-schätzt werden, da auch hier das vorliegendeDatenmaterial nur für den Zeitraum von1995-2002 vorlag, was ungefähr dem letz-ten Vergleichszeitraum der Untersuchungentspricht. Ein rückgängiger Trend ist für denGüterschiffverkehr zu erkennen; für Sport-boot und Fahrgastschifffahrt zeigt sich einzunehmender Trend.

Der Versuch, die landseitige Schilfgrenze fürjedes Jahr zu vergleichen war nicht durch-gängig möglich, da z.B. auf den frühen Auf-nahmen zu erkennen ist, dass die Beständeteilweise bis ans Ufer gemäht wurden. DieseNutzung unterblieb in späteren Jahren unddie Bestände konnten wieder als ein Schilf-bestand gleicher Höhe interpretiert werden.In diesem Fall wäre dies aber nicht als Zu-wachs des Bestandes auszulegen. Auch be-steht die Möglichkeit, dass es sich bei denüberschwemmten Bereichen um Feuchtwie-sen handelt.Die Zerstörung von Röhricht durch Anlegenoder Freihalten von Badestellen hatte im Un-tersuchungsgebiet kaum Einfluss auf die Be-stände. Im Bereich der Malge (Breit-lingsee/Möserscher See) nur gering an zweiBadestellen. Am Großen Wendsee warebenfalls nur ein geringer Verlust von Röh-richtfläche am nordöstlichen Ufer festzustel-len. An allen Seen waren zwar zahlreichekleine Schneisen im Schilfgürtel auf denLuftbildern aller Jahrgänge zu erkennen, je-doch ist nach dem Vergleich der darauf fol-genden Luftbilder ein Zuwachsen derSchneisen bei Nichtnutzung zu ersehen.Der Einfluss von Anlegestellen hingegen istdeutlich sichtbar. Besonders in den Unter-suchungsabschnitten Breitlingsee/Möser-scher See auf Höhe Kirchmöser, Wusterwit-zer See auf Höhe der alten Werft und amGroßen Wendsee - Ostufer, verursachte dieZunahme von Einzelsteganlagen, Anker-plätzen im Schilfgürtel aber auch Sportboot-häfen und größere Sammelsteganlagenenorme Schäden an den ehemals sehr brei-ten und homogenen Beständen. Deren kon-tinuierliche Fragmentierung sowie die Auf-lösung in Einzelhalmbestände undStoppelfelder sind eindeutig dieser Ursache,aber auch dem zunehmenden Bootstouris-mus zuzuordnen. Eine Verbindung zwischen Schäden an denSchilfbeständen und Eishebung oder Sen-kung ist für das Untersuchungsgebiet nichtherzustellen. Dazu wäre Luftbildmaterial vonaufeinanderfolgenden Jahren zum Vergleichnötig. Zu bemerken ist, dass in den Zeiträu-men mit den meisten Hebungs- und Sen-kungsvorgängen auch die höchsten Rück-gangsraten der Schilfbestände pro Jahrliegen.Inwieweit sich erhöhte Wasserstände vor1958 auf die Schilfbestände auswirkten,kann nicht beurteilt werden, da fehlendesLuftbildmaterial einen genauen Flächenab-

Tabelle 2: Ergebnisse der aktuellen Zustandserfassung der Uferabschnitte Breitlingsee/Möserscher See

Uferzone / Schilfstruktur, Schwimmblatt- StörfaktorenAufnahmeflächen Bestandsausdehnung vegetation

(H = Halme)

tiefe (40-80 m), vitale, starkhalmige Häfen, Schneisen,

Nordwest (120 H/m²) Bestände; großflächig Sammelsteganlage,durchschnittl. Höhe: 2,0-3,0 m; vorhanden Wanderwege,südlich leichte Randauflösung bebautes Hinterland

inhomogene Bestände, wechselnde Vielzahl an Einzel-Tiefen/Strukturen/Schichtigkeit; vereinzelt stegen, Sammelsteg-

West durchschnittl. Höhe 1,70-3,50 m; großflächig anlagen, Schneisen,streckenweise Auflösung des see- vorhanden Strände, aktiver seitigen Schilfrands Bootsverkehr, dicht

bebautes Hinterland

schmale Bestände, starke Knickschicht großflächig Sammelsteganlage,Süd (100 H/m²); keine einheitliche Be- vorhanden Anlegestellen,

standsgrenze; Schilfstoppelfelder Schneisen, Wanderweg

Bestand relativ vital, Wechsel von vereinzeltGränert hoher bis geringer Deckung, Dichte u. kleinflächig kleiner Strand

Knickschichtanteil; wasserseits buchtiger vorgelagert AnkerplatzRand

überwiegend vitale, homogene, hohe Vielzahl vereinzelter Buckau/ (2,5-3,5 m), dichte(96 H/m²) Bestände, kleinflächig Schneisen,Camping Malge / doch auch in Auflösung befindliche vorhanden Campingplatz,

Bereiche anzutreffen aktiver Bootsverkehr

kleinflächige Bereiche mit extrem Vielzahl an Boots-Malge geschädigtem Schilf bestanden, Halm- nicht liege/Camping-

dichte gering, Stoppelfelder vorhanden plätzen, Restaurants,Stegen

tiefer (20-140 m) Schilfgürtel mit kleiner Strand,stellenweise vitalen, äußerst dichten, nicht Radwanderweg in

Ost zweischichtigen Bereichen, doch große vorhanden 80-100 m Teilbereiche d. Schilffront stark ge- Entfernungschädigt und buchtig; seeseitig Stoppel-felder vorgelagert

Abb. 6

Einfluss von Anlegestellen in aquatischemSchilf

126 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

gleich vor und nach einem Hochwasser nichtermöglichten. Die größten Flächenverlustevon insgesamt 45 % lassen sich in den Zeit-raum von 1958 bis 1985 zurückdatieren. Indiesen 27 Jahren lag der Pegelstand in derwachstumsrelevanten Zeit (April-Juli) für 28Monate über der Mittelwasserlinie (Januar-Dezember), davon vierzehn Monate extremerhöht zwischen 70 cm und 115 cm über derMWL (Mittelwasserlinie). Die erhöhtenWasserstände der Jahre 1958, 1961 und1962 sollten, da nicht aufeinanderfolgendund in extremen Maße vorliegend, den Be-stand nicht sonderlich beeinflusst haben.Gleiches gilt für die Wasserstände der Jahre1986-1988 und 1994. Besonders schädi-gend könnten sich zwei Perioden von erhöh-ten Wasserständen in aufeinanderfolgendenJahren ausgewirkt haben, deren Verlauf undDauer werden folgend beschrieben.Ab dem Jahr 1965 war der Bestand in jedemder nachfolgenden fünf Jahre erhöhtenWasserständen, zwischen 38 cm und 120 cmüber der MWL, in der Wachstumsphase aus-gesetzt. In vier Jahren dieser Periode wurdeder Mittelwasserstand erst wieder im Juni er-reicht. Ab 1979 begann erneut eine Periodehoher Wasserstände in der wachstumsrele-vanten Zeit. Für fünf Jahre war der Wasser-stand stets erst wieder im Juni erreicht undschwankte zwischen 35 cm und 115 cm überder MWL.Einzeln betrachtet dürften die erhöhtenWasserstände der Jahre 1967, 1968 und1982 keine großen Schädigungen bewirkthaben, da der Pegel bereits im April wiederfiel und im Mai den Mittelwasserstand er-reichte. Jedoch macht die Dauer dieser zweiPerioden mit erhöhten Wasserständen, so-wie deren Ausmaße von bis zu 120 cm überder MWL eine Schwächung der Beständesehr wahrscheinlich, und kann somit sicher-lich als eine der Ursachen des Rückgangs bis1985 betrachtet werden. Die Halme mussten, bezogen auf den Mit-telwasserstand, zeitweise annährend diedoppelte Wuchsleistung vollbringen. Die he-ranwachsenden Schilfhalme verbrauchen er-

heblich mehr Nährstoffe um an die Wasser-oberfläche zu gelangen. Durch diese Auf-zehrung der Nährstoffvorräte im Rhizomkommt es zu einer Schwächung des Bestan-des. Ähnlich wie beim Faktor der Eishebung-und Senkungsvorgänge ist im ersten Ver-gleichszeitraum, mit der höchsten jahres-durchschnittlichen Rückgangsrate auch, hierder Anteil der Aufwuchsmonate mit erhöh-tem Wasserstand mit 37,7 % (entspricht 26von 69 Monaten in Aufwuchsphase) amhöchsten.Zur Wertung der Uferzonen wurde die aktu-elle Ausstattung jedes einzelnen Abschnittsmit den Lebensraumansprüchen der ausge-wählten Leitarten abgeglichen. Dabei warenvor allem Vorhandensein und Qualität derVertikal- und Horizontalstrukturen derSchilfbestände bedeutsame Kriterien. Po-tenzielle Störfaktoren wie Steganlagen,Schneisen, Badestellen und Hinterlandnut-zungen wurden dem Luftbildmaterial entnommen, anschließend mit der Flucht-distanz der einzelnen Vogelarten in Zusam-menhang gebracht und flossen so mit in dieBewertung der Uferzonen ein. Die poten-ziellen Lebensräume der röhrichtbewohnen-den Vögel wurden kartographisch darge-stellt.Nachstehende Tabelle (Tab. 3) zeigt die Be-wertung der Uferzonen als potentiellen Le-bensraum für die ausgewählten Leitartenauf. Ebenso wird kurz auf Maßnahmen zumSchutz, Wiederherstellung oder Entwicklungder Schilfbestände eingegangen, die als eineGrundlage für die Maßnahmenplanung derUnteren Naturschutzbehörde der StadtBrandenburg an der Havel dienen kann.Folglich wurde ermittelt, dass die UferzoneGränert allen ausgewählten Arten nahezuoptimale Bedingungen bietet, da die dortvorhandene Strukturvielfalt den größten Teilder benötigten Habitatansprüche abdeckt.So kann im gesamten Untersuchungsgebietfür die Bartmeise einzig in dieser Uferzone,unter Mitnutzung/Einbeziehung des an-grenzenden Uferabschnitts Süd, ein poten-zielles Bruthabitat vorgefunden werden,

dass den erforderlichen Raumbedarf nahezudeckt.In den Uferzonen Buckau/Camping Malge,Nordwest und Ost zeigen die vorhandenenvitalen und homogenen Schilfbestände ne-ben hoher Dichte und Starkhalmigkeit ge-ringe Degradationserscheinungen. Überdiesliegen nur wenige Anlegestellen und Schnei-sen in den Uferbereichen vor.In der Uferzone West ist der Schilfgürtel stel-lenweise stark fragmentiert und bietet so nurrelativ kleinflächig buchtenreiche Schilfbe-stände. Für die nächsten Jahre ist hier mit ei-ner weiteren Degradation der Bestände zurechnen, die sich momentan in einer begin-nenden Bultenbildung auf Höhe des Rund-baus äußert. Diesem Trend könnte man miteinem Rückbau von Einzelstegen entgegen-wirken. Somit würde durch die Konzentra-tion auf vorhandene Sammelsteganlagen,eine Entlastung der geschädigten Schilfbe-stände erzielt werden können.In der Uferzone Malge konnten keine poten-ziellen Habitate für die untersuchten Artenvorgefunden werden. Die dort wasserseitig,wie auch landseitig stark touristisch frequen-tierten Uferabschnitte weisen stark geschä-digte Röhrichtbereiche auf. Eine Unterlas-sung bzw. Einschränkung der Nutzunganzustreben wird nicht empfohlen, da durchdie aktuelle Nutzungsintensität dieses Berei-ches eine Entlastung angrenzender, ökolo-gisch wertvoller Röhrichtbereiche stattfin-det.

Literatur GROSSER, S.; POHL, W. & MELZER, A. (Hrsg. Bayer.Landesamt Umweltschutz) 1997: Untersuchung desSchilfrückgangs an bayrischen Seen. Forschungs-projekt des Bayerischen Staatsministeriums fürLandesentwicklung und Umweltfragen. Schr.-R. 141.139 S.KOHL, J.-G.; KÜHL, H.; KOPPITZ, H.; HENZE, R. & WOITKE,P. 1996: Ökosysteme in Gefahr ? Die Schilfgürtel derSeen. Humboldt-Spektr. 2: 18-23ROTHMALER, W.1999: Exkursionsflora von Deutsch-land, Band 2, Jena G.Fischer Verl. 639 S. SUKOPP, H. & KRAUSS, M. 1990: Ökologie, Gefährdungund Schutz von Röhrichtpflanzen. Ergebnisse einesWorkshops in Berlin (West) 13.-15.10.1988.Landschaftsentw. Umweltforsch., Schr.-R. FB Land-schaftsentwickl. Techn. Univ. Berlin 71. 245 S.SUKOPP, H. & MARKSTEIN, B. 1989: Die Vegetation derBerliner Havel. Bestandsveränderungen 1962-1987.Schr.-R. FB Landschaftsentw. Techn. Univ. Berlin. 64,128 S.

Anschriften der Verfasserinnen:Dipl.-Ing. Franziska DöringKöthener Chaussee 8906385 AkenE-Mail: [email protected]

Dipl.-Ing. Franziska Hölzel Gärtnereiweg 1339240 Calbe/SaaleE-Mail: [email protected]

Tabelle 3: Bewertung der Uferzonen

Bedeutung Uferzone Schädigungs- Optimale Bedingungen Maßnahmenklasse für folgende Arten

hoch Gränert Klasse II Rohrweihe, Teichrohrsänger, AnkerverbotDrosselrohrsänger, Rohrschwirl, Bartmeise

mittel Nordwest Klasse I Rohrweihe, Teichrohrsänger, AnkerverbotDrosselrohrsänger, Rohrschwirl

mittel Buckau/ Klasse I Rohrweihe, Teichrohrsänger, AnkerverbotCamping Klasse II Drosselrohrsänger, RohrschwirlMalge

mittel Ost Klasse II Rohrweihe, Teichrohrsänger, -Klasse I Drosselrohrsänger, Rohrschwirl(teilweise)

gering West Klasse II-III Teichrohrsänger, Stegrückbau,Drosselrohrsänger Konzentration auf

Sammel-Steganlage

gering Süd Klasse II, Rohrschwirl Ankerverbot, Klasse III Konzentration auf

Sammel-Steganlage

gering Malge Klasse III - Konzentration auf Anlegestellen der Marina Malge

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 127

1 Einleitung

Die Ökosystemare Umweltbeobachtung(ÖUB) in Brandenburg begeht in diesem Jahrihr 10-jähriges Bestehen. Seit 1997 wird inden drei Biosphärenreservaten Schorfheide-Chorin, Spreewald und Flusslandschaft Elbedas Projekt in die Praxis umgesetzt. Aus diesem Anlass wird kurz über den aktu-ellen Stand und die Ergebnisse dieses Projek-tes informiert und ein Ausblick gegeben.

2 Rückblick

Die Konferenz der Vereinten Nationen überUmwelt und Entwicklung, auch bekannt alsEarth Summit, setzte 1992 in Rio de Janeiroeinen Meilenstein für den ganzheitlichenUmweltschutz. Der daraus entstandeneÖkosystemare Ansatz (Ecosystem Appro-ach) gilt als komprimierte Version der Kon-vention und als neuer ideeller Leitfaden fürden Naturschutz. Entscheidend hierbei istder Schritt von der sektoralen zur ganzheitli-chen oder ökosystemaren Betrachtungs-weise. Nicht mehr das Auftreten einzelnerArten allein ist von Bedeutung, sondern dieErhaltung ganzer Funktionen eines Ökosys-tems. Seitdem rückt auch der Mensch stärker inden Mittelpunkt des Konzeptes – wie kannman die natürlichen Funktionen aufrechter-halten und gleichzeitig Nutzungsformen desMenschen in sozialer und ökonomischerHinsicht ins Gesamtkonzept einbinden? Vordiesem Hintergrund bieten Biosphärenreser-vate die herausragende Möglichkeit, diesbe-zügliche Fragestellungen zu erforschen undzu erproben. Ein dafür wichtiges Instrumentstellt die Ökosystemare Umweltbeobach-tung (ÖUB) dar.Das Projekt zur ÖUB in Brandenburg startetevor zehn Jahren in den GroßschutzgebietenSchorfheide-Chorin und Spreewald. Die Me-thode konnte auf das BiosphärenreservatFlusslandschaft Elbe übertragen werden, alses im Jahr 1998 durch die UNESCO aner-kannt wurde. Initiator und Financier des Vorhabens ist das Landesumweltamt Bran-denburg (damals Landesanstalt für Groß-schutzgebiete). Es erteilte 1997 der Fach-hochschule Eberswalde zusammen mitweiteren Fachleuten und -institutionen denAuftrag zur Erarbeitung eines Konzeptes für die Ökosystemare Umweltbeobachtung.Die Leistung beinhaltete eine herausfor-dernde Zielstellung: Mit eng begrenztemZeit- und Mitteleinsatz sollten die wichtigs-ten Ökosystemgruppen in topischer Dimen-sion (also einzelflächenbezogen) klassifiziertund dokumentiert, die wichtigsten Typen

nach nachvollziehbaren Kriterien ausge-wählt, konkrete Flächen ausgesucht und eingut finanzierbares Beobachtungsprogrammüber alle Ökosystemkompartimente hinweginstalliert werden, um daraus Entscheidungs-hilfen für die Beibehaltung bzw. Änderungspezifischer Nutzungs- und naturschutz-fachlicher Strategien abzuleiten.

3 Ziele und Methodik

Übergeordnetes Ziel der Umweltbeobach-tung ist die langfristige Erfassung, Doku-mentation und Bewertung der regional-typischen Entwicklung verschiedener Öko-systeme (Details siehe Kasten). Das hierfürentwickelte Konzept kann generell auch aufandere Großschutzgebiete übertragen wer-den. Charakteristisch dabei ist, dass es voneinem ganzheitlichen Ansatz geprägt ist. So-mit werden eine Vielzahl von relevantenabiotischen und biotischen Parametern so-wie der Mensch mit seinen Landnutzungs-formen einbezogen und in ihren Wechselbe-ziehungen betrachtet. Um ökologische Prozesse und Funktionenmessbar zu machen, werden bei den terres-trischen Ökosystemgruppen die Komparti-mente Wasser (Grund- und Oberflächen-

wasser), Boden, Vegetation und Fauna an-hand ausgewählter Parameter mit hoher Zei-gerkraft untersucht und durch die Analyseder äußeren Einflüsse, wie Klima, Immissio-nen, Depositionen und anthropogene Ein-wirkungen ergänzt. Dies bildet die Grund-lage für die umfassende Analyse undBewertung.Diese Vorgehensweise wird auf konkret ausgewählten Flächen aus den Ökosystem-gruppen: Wälder und Forste, Seen, Fließge-wässer, Moore, Mineralisches und Moor-Grünland, Acker und Sölle angewandt.Ferner werden die verschiedenen regionalenNutzungstypen einbezogen. Zum Beispielgibt es Untersuchungsgebiete in entwässer-ten Mooren ohne Nutzung, mit Mäh-oder/und Weidennutzung sowie mit Wie-dervernässung. Nach diesem Schema bear-beitet das Projekt insgesamt 137 Dauerbe-obachtungsflächen.Standardisierte Methoden mit hoher Genau-igkeit und genauester Beschreibung in einemumfänglichen Methodenkatalog gewähr-leisten über die Zeit die Vergleichbarkeit derMesswerte. Sie bleiben somit auch auf langeSicht und für verschiedene Bearbeiter nach-vollziehbar. Zur Standardisierung gehörtauch eine genaue Verortung der Messfeldernach standardisiertem Design. So wird zum

KLEINE BEITRÄGE

VERA LUTHARDT, KATRIN HAGGENMÜLLER, SUSANNE FRIEDRICH, OLIVER BRAUNER, CHRISTIAN HOFFMANN

10 Jahre Ökosystemare Umweltbeobachtung in BrandenburgSchlagwörter: Dauerbeobachtung, Monitoring, Datenbank, Umweltberichterstattung

Abb. 1

Vegetationstransekt inder Großen Mooskuteim Biosphärenreservat(BR) Schorfheide Cho-rin – diese Methode er-möglicht einen räumli-chen Überblick überdie Anordnung der Ve-getationsausbildungen

Foto: O. Brauner

Ziele der Ökosystemaren Umweltbeobachtung:(1) Dokumentation der Ökosystem-Entwicklung

Erhalt von Vergleichsdaten naturnaher ÖkosystemeErkenntnisgewinn zur mittel- bis langfristigen Wirkung von verschiedenen Nutzungen und Nutzungsintensitäten auf die Ökosysteme

(2) Beiträge zur naturschutzfachlichen Bewertung von Flächen(3) Grundlagen für die Erfolgskontrolle von Maßnahmen(4) Ableitung von Strategien für die zukünftige Nutzung bzw. das Management von Öko-

systemen(5) Aufbau eines Frühwarnsystem(6) Argumentationshilfen für naturschutzfachliche Entscheidungen(7) Deckung des Informationsbedarfs der Öffentlichkeit über die natürlichen und anthro-

pogen bedingten Veränderungen von Ökosystemen

128 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

Beispiel verhindert, dass eine Regenwurmer-fassung Dauerbeobachtungsflächen für Ve-getationsaufnahmen zerwühlt. Die beglei-tende Fotodokumentation erleichtert nichtnur die Auswertung, sondern bereichertauch die Dokumentation von Entwicklungenerheblich.Ein unverzichtbares Werkzeug der Umwelt-beobachtung stellt eine Datenbank dar, diesämtliche aufgenommenen Messwerte ent-hält und mittels statistischer Verfahren halb-automatisiert auswerten kann. Die Daten-bank sowie ihre halbautomatisierte Analyseunterliegen einer kontinuierlichen Pflegeund Optimierung.Die Messzeitpunkte unterliegen einem fest-gelegten Turnus, der sich je nach Relevanzzwischen 1, 3, 6 und 12 Jahren bewegenkann. Alle 3 Jahre werden in einem Berichtdie Ergebnisse ausgewertet und Prognosenerstellt. Der nächste Bericht wird im Jahr2008 veröffentlicht.

4 Ergebnisse

Momentan wird je nach Beginn des Monito-ring die dritte und vierte Messreihe ausge-führt, so dass nun erste Aussagen zu Trendsgegeben werden können. Im Verlaufe weite-rer Zeitreihen wird der Aussagewert zu Ver-änderungen stetig zunehmen. Bisher kön-nen erkennbare Entwicklungen lediglich alsTendenzen dargestellt werden, welche sichzukünftig mit jeder weiteren Messreihe zukonkreten Trends erhärten werden oder sichals kurzfristige Schwankungen entpuppen.Dass es Veränderungen gibt, ist sicher, da

auch die Einflussgrößen ständige Verände-rungen aufweisen. Vor dem Hintergrund desglobalen Klimawandels gewinnt dieses Pro-jekt noch mehr an Bedeutung, da hier dieEntwicklung konkreter Flächen verschiede-ner Ökosystemgruppen detailliert und früh-zeitig dokumentiert wird. Ergebnisse undVeröffentlichungen sind auf der Homepagezu finden, die derzeit aktualisiert wird.

5 Ausblick

Um die Möglichkeiten der Datenauswertungfür nationale und internationale Berichts-pflichten besser auszuschöpfen, werden imRahmen eines Promotionsvorhabens Aus-wertestrategien untersucht, die eine einfa-chere Handhabung der Datenmengen ge-währleisten.

Allgemein fehlt es bislang den erhebendenInstitutionen, zumeist Landesbehörden,nicht nur in Brandenburg an Kapazitäten.Die Folge ist die Ansammlung immer größe-rer Datenmengen, die aus zeitlichen, perso-nellen und technischen Gründen nicht mehrbearbeitet werden. Nötig sind Auswertestra-tegien, die eine einfachere Handhabung derDatenmengen gewährleisten und breit ein-setzbar sind. Ferner müssen handlungsorien-tierte Medieninstrumente an den Bedarf an-gepasst werden, um die zuständigenBehörden sowie umweltpolitischen Vertreterzu befähigen, Umweltveränderungen in deröffentlichen Diskussion klar darzustellen.Am Beispiel der Daten der ÖUB sollen zeitli-che und räumliche Diskrepanzen durch Aus-wahl geeigneter Indikatoren und Parametergemildert werden. Der ökosystemare Cha-rakter der Daten aus der Umweltbeobach-tung mit seinen mehreren Zeitreihen mussberücksichtigt werden. Wichtige Werkzeuge hierfür sind multiva-riate und geostatistische Verfahren, die anausgewählten Beispielen erprobt undschließlich bei der Entwicklung von Entschei-dungsbäumen (Decision Support Systems)für bestimmte Fragestellungen einfließen.Zukünftig (ab 2008) werden – fußend aufder dreijährigen Berichterstellung – die Er-gebnisse zur Ökosystemaren Umweltbeob-achtung in den „Berichten des Landesum-weltamtes” erscheinen.

Weiterführende Informationen:LUTHARDT, V. 2005: Lebensräume im Wandel – Berichtzur ökosystemaren Umweltbeobachtung (ÖUB) inden Biosphärenreservaten Brandenburgs. Fachbeitr.Landesumweltamt Bbg. 94. 188 S.LUTHARDT, V.; BRAUNER, O.; DREGER, F.; FRIEDRICH, S.;GARBE, H.; HIRSCH, A.-K.; KABUS, T.; KRÜGER, G.;MAUERSBERGER, H.; MEISEL, J.; SCHMIDT, D. †; TÄUSCHER,L.; VAHRSON, W.-G.; WITT, B. &; ZEIDLER, M. 2006:Methodenkatalog zum Monitoring - Programm derÖkosystemaren Umweltbeobachtung in denBiosphärenreservaten Brandenburgs. 4. akt. Ausg.,Selbstverl. FH-Eberswalde. Teil A 177 S.+ Anhang;Teil B 134 S.+ Anhanghttp://www6.fh-eberswalde.de/lanu/ 3_wissen-schaft/projekte/oeub/

Anschrift der Verfasser:Prof. Dr. Vera LuthardtKatrin HaggenmüllerSusanne FriedrichOliver BraunerChristian HoffmannFachhochschule EberswaldeFachbereich Landschaftsnutzung und Natur-schutzFriedrich-Ebert-Straße 2816225 Eberswalde

Abb. 3

Regenwurm-Monitoring auf der Frisch-weide Pauk im BR Spreewald – alle dreiJahre werden die Regenwürmer gezählt undgewogen Foto: O. Brauner

Anzahl der Untersuchungsflächen in den einzelnen Ökosystemgruppen

Seen und Stillgewässer

Wälder und Forsten

Fließgewässer

Moore und Moorgrasland

Mineralisches GraslandAcker

Flusslandschaft Elbe

Spreewald

Schorfheide

40

30

20

10

0

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 129

In den 60er Jahren wurde in der DDR be-gonnen, ein System repräsentativer Natur-schutzgebiete (NSG) einzurichten. Beson-dere Bedeutung wurde naturnahenWäldern, aber auch Seen, Mooren und Ge-bieten mit hervorragender floristischer oderfaunistischer Ausstattung und Funktion imHabitatverbund beigemessen. Im Jahr 1961wurden zunächst 37 im heutigen Branden-burg liegende Naturschutzgebiete ausge-wiesen. Mit der Anordnung Nr. 3 über Naturschutzgebiete vom 11. September1967 des Vorsitzenden des Landwirt-schaftsrates der DDR wurden in Durchfüh-rung des § 6 des Naturschutzgesetzes vom4. August 1954 (GBl. S. 695) rund 200 neueNaturschutzgebiete festgesetzt, davon 46in den damaligen brandenburgischen Bezir-ken. Einen wesentlichen Vorschub für die Aus-weisung dieser großen Zahl von Natur-schutzgebieten gab die Gründung des Insti-tutes für Landschaftsforschung undNaturschutz (ILN) in der damaligen Deut-schen Akademie für Landwirtschaftswissen-schaften der DDR mit mehreren Zweig-stellen. So konnten Naturschutzgebiete sys-tematisch nach biogeographischen Grund-sätzen ausgewiesen werden (vgl. HILLE

1991). Ziel war es, auf der Grundlage derpotenziell natürlichen Vegetation und dennaturräumlichen Einheiten ein System vonnaturwissenschaftlich begründeten Natur-schutzgebieten zu errichten.Einige der 1967 ausgewiesenen Gebieteexistieren heute nicht mehr als NSG, wie das„Hochmoor Stendenitz”, das in ein Flächen-Naturdenkmal umgewandelt wurde oderdas NSG „Fischreiherkolonie”, derenSchutzstatus aufgehoben wurde. Eine ganzeReihe von Gebieten wurde im Laufe derJahre vergrößert und umbenannt oder inneue Naturschutzgebiete integriert, 23 Ge-biete existieren jedoch noch so, wie sie 1967ausgewiesen wurden.

WaldnaturschutzgebieteEinen ersten Schwerpunkt bei der Auswahlvon Naturschutzgebieten bildeten natur-nahe Waldgesellschaften. Die standörtlicheVielfalt der Brandenburgischen Bezirke solltein einem Schutzgebietssystem mit naturna-hen, der potenziell natürlichen Vegetation(PNV) möglichst nahekommenden Waldge-bieten abgebildet werden (GROSSER et al.1967). Hauptaugenmerk wurde damals aufdie unterschiedliche Ausprägung von Bu-chen- und Eichen-Hainbuchenwäldern ge-legt. Daneben waren die Vorkommen eherazonaler Waldgesellschaften wie Erlen- undEschen-Wälder oder Ulmenreicher Hang-wälder ebenfalls ein Auswahlkriterium. Aberauch kleinflächige Besonderheiten wie dieVorpostenvorkommen von Fichte („Lausit-

THOMAS SCHOKNECHT, FRANK ZIMMERMANN

Zum 40-jährigen Jubiläum zahlreicher Naturschutzgebiete in BrandenburgSchlagwort: Naturschutzgebiete

NSG 1967 Veränderungen bis 2007

Beerenbusch -Buchwald -Euloer Bruch -Fischreiherkolonie gelöschtFliegner Teich Kienhorst/Köllnsee/EichheideFresdorfer See Nuthe-Nieplitz-NiederungFriedersdorfer Tiergarten -Gartzer Schrey Nationalpark Untere OderGräninger See -Grenzberg Oderhänge MallnowGroße und Kleine Jahnberge JahnbergeGülper See -Häsener Luch -Himmelreich-See -Hochmoor Stendenitz Umwandlung in FNDHohe Warte -Karinchen Lienewitz-Caputher Seen- und FeuchtgebietsketteKrahner Busch -Kunsterspring -Marstallwiese Großschauener SeenketteMergelluch Finowtal - PregnitzfließMittelsee Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der EmsterMoor am Nordufer des Lubowsees LubowseeMoos- oder Morstsee Grumsiner Forst/RedernswaldeOderberge -Pinnowsee Kienhorst/Köllnsee/EichheidePlanetal -Pontische Hänge Oderhänge MallnowPrämer Berge -Priesterschlucht -Rabenluch -Rietzer See erweitert 1978Schadewitz -Schwarze Grube -Tauersche Eichen Pinnower Läuche und Tauersche EichenWanninchen Neue Verordnung 1999Wernsdorfer See -Wischsee -Wollberg und Oderbruchrand Oderhänge MallnowWummsee und Twernsee -Zeisigberg bei Wuhden -

Abb. 1

Bach mit Quellflur im NSG Kunsterspring (18.4.2007) Foto: T. Schoknecht

130 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

zer Tieflandfichte”) und Tanne im SüdostenBrandenburgs wurden einbezogen.In diesem Kontext stehen die im heutigenLandkreis Elbe-Elster gelegenen Natur-schutzgebiete „Buchwald”, „FriedersdorferTiergarten” und „Hohe Warte”. Schwer-punkte bilden die isolierten ärmeren Bu-chenwälder der Niederlausitz mit Über-gängen zum Kiefern-Buchenwald, Stiel-eichen-Hainbuchenwälder sowie Erlen-Eschen-Wälder. Im NSG „Schwarze Grube”, im äußerstenSüdosten Brandenburgs an der Neiße gele-gen, wird ein winterlindenreicher Stielei-chen-Hainbuchenwald mit durch die Lage inder Neißeniederung lokalklimatisch beding-ten Vorkommen von Buche, Bergulme,Fichte und vereinzelt auch Weiß-Tanne ge-schützt. Das Gebiet bildet eine wichtige Er-gänzung zum schon 1961 ausgewiesenenNSG „Zerna” mit ähnlicher Ausstattung.Das Vorkommen des Auerhuhns im NSG„Hohe Warte” muss heute als erloschen be-trachtet werden (MÖCKEL 2005). Das Gebietbesitzt jedoch Eignung für künftige Wieder-ansiedlungsprojekte und beherbergt wert-volle und großflächige naturnahe Waldkom-plexe. Das NSG „Beerenbusch” am Rande derSpreeniederung bei Fürstenwalde schützt einen Komplex von Niederungswaldgesell-schaften vom Schwertlilien-Erlenbruchwaldüber Mädesüß-Erlen-Eschenwald, grund-wassernahen und grundwasserfernerenStieleichen-Hainbuchenwald bis zum Traubeneichenmischwald. Ähnlich sind dieSchutzziele des NSG „Krahner Busch”, dasin der gleichen naturräumlichen Einheit,dem Baruther Urstromtal liegt. Hier geht es um den Erhalt von Schuppenwurz-

Stieleichen-Hainbuchenwald, Erlen-Eschen-Wald und Schwertlilien-Erlen-Bruch-wald.In Ostbrandenburg gibt es noch kleinere Re-likte ehemals weit verbreiteter Kiefern-Trau-beneichen-Wälder, deren Standorte heuteweitestgehend durch Kiefernforste bedecktsind. Das NSG „Tauersche Eichen” schützteinen solchen gut ausgeprägten Rest natur-naher Bestockung.Im Norden Brandenburgs wurden mit derAnordnung von 1967 das NSG „Wummseeund Twernsee” zur Erhaltung und Wieder-herstellung von naturnahen Traubeneichen-

Buchen-Kiefernwäldern und das NSG„Kunsterspring” mit seinen Quellfluren undQuellwäldern sowie Schattenblumen-Ei-chen- und Perlgras-Eichen-Buchen-Waldge-sellschaften ausgewiesen.Im NSG „Gartzer Schrey” im Unteren Oder-tal waren Komplexe naturnaher Laubwald-gesellschaften aus Hainbuchen-Linden-,Schwalbenwurz-Eichen-, Buchen-Trauben-eichen-, subkontinentalem Ulmenhangwaldund in Senken Erlenbruch und Eschenwaldausschlaggebend für die Sicherung.

Moor- und GewässerschutzgebieteEin zweiter Ausweisungsschwerpunkt lagauf Mooren, Fließgewässern und Seen mit teilweise besonderem avifaunistischenAspekt. Bei dem NSG „Kunsterspring” in derRuppiner Schweiz stand neben den reichstrukturierten Waldbereichen die Erhaltungund Pflege quell- und mäanderreichen Fließ-gewässer im Vordergrund. Von besondererBedeutung ist dabei die Kochquelle amOberlauf der Kunster, die den in Branden-burg sehr seltenen Typ einer Tümpelquellerepräsentiert. Nicht weniger bemerkenswertsind die für Tieflandverhältnisse stark schüt-tenden, durch rückschreitende Erosion in dieangrenzenden Hangbereiche entstandenenQuellkessel mit hervorragend ausgeprägtenSickerquellen.Im NSG „Planetal” im Hohen Fläming warender naturnah mäandrierende Bachlaufhöchster Wassergüte sowie die gut ausge-prägten Quell- und Gehängemoore an denTalflanken sowie das gleichzeitige Vorkom-men submontan-montaner Komponentender Tier- und Planzenwelt Grund für die Aus-weisung. Wummsee und Twernsee sind zwei Klarwas-serseen an der Grenze Brandenburgs zuMecklenburg/Strelitz mit sehr reicher Crus-taceae-Fauna. Das Gebiet hat zudem faunis-tische Bedeutung als Lebensraum von Fisch-adler, Seeadler, Kranich und Schellente.

Abb. 2

Schuppenwurz (Lathraea squamaria) im Eichen-Hainbuchenwald des NSG Kunsterspring(18.4.2007) Foto: T. Schoknecht

Abb. 3

Der mesotrophe Wummsee gehört zu den saubersten Seen Brandenburgs (Juni 2004)

Foto: F. Zimmermann

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 131

Weitere Gebiete, die alle im westlichen undmittleren Brandenburg liegen, haben alsSchutzziele eutrophe Seen, deren Verlan-dungsgesellschaften und vor allem die dortlebende Avifauna. Das NSG „GräningerSee” ist mit seinen Krebsscherenteppichen,Röhrichten und Großseggenrieden, Faul-baum-Weidengebüschen und Erlenbrüchenbedeutsamer Nahrungs- und Bruthabitat fürzahlreiche existenzgefährdete Sumpf- undWasservogelarten. Die wassergefüllten ehe-maligen Mergelgruben im Gebiet „FliegnerTeich” am Südwestende des Werbellin wur-den seinerzeit vorrangig für den Biber gesi-chert. Die Nutzung des Gebietes durch denBiber ist heute einer hohen Fluktuation un-terworfen. Angesichts der stabilen Biberpo-pulation im weiteren Umfeld und durch dieEinbeziehung in das große NSG „Kien-horst/Köllnsee/Eichheide” führt dieser Um-stand aber nicht zu einer Entwertung desGebietes.

Im NSG „Wischsee” bei Prenden wird eineutropher Moorkomplex als Brut- Streif- undJagdgebiet für Kranich Schwarzstorch, Grau-reiher und Mäusebussard erhalten. Gülper See bei Rhinow und Rietzer See süd-östlich von Brandenburg sind auch gegen-wärtig noch zwei unserer hochwertigstenVogelschutzgebiete. Mit ihren ausgedehn-ten Röhrichten beherbergen sie zahlreicheSchilfbrüterarten wie Große Rohrdommel,Blaukehlchen, Bartmeise, Rohrsänger undSchwirle. Darüber hinaus sind die nährstoff-reichen Flachseen bedeutende Rastgebietefür durchziehende Entenarten, Saat- undBlässgänse.

Naturschutzgebiete der Trocken- und Halb-trockenrasenEin dritter Ausweisungsschwerpunkt lag aufGebieten mit bedeutenden (sub)kontinentalgetönten Trocken- und Halbtrockenrasen anden Abhängen des Odertals sowie Vorpos-tenvorkommen im Havelland. Dazu gehörtmit dem NSG „Oderberge” eines der bedeu-tendsten Naturschutzgebiete Brandenburgs.Bereits 1921 war ein kleiner Teil der Oder-berge unmittelbar am Stadtrand von Lebusunter der späteren Bezeichnung „PontischeHänge von Lebus a. d. O.” als Naturschutz-gebiet ausgewiesen worden, womit es sichnach dem Plagefenn im heutigen Biosphä-renreservat Schorfheide-Chorin, das bereits1907 zunächst als Naturdenkmal unterSchutz gestellt wurde, um das zweitältesteNaturschutzobjekt Brandenburgs handelt(ZIMMERMANN & FASOLD 2001).Bestandteil der Anordnung von 1967 warenauch weitere wichtige Trockenrasen-Schutz-gebiete zwischen Lebus und Seelow. So wur-den die „Priesterschlucht” und der „Zeisig-berg bei Wuhden” als eigenständigeNaturschutzgebiete ausgewiesen. Die eben-

falls mit dieser Anordung gesicherten NSG„Pontische Hänge”, „Grenzberg” sowie„Wollberg und Oderbruchrand” wurden mitweiteren wertvollen Flächen im Jahr 2003 imneuen NSG „Oderhänge Mallnow” zusam-mengefasst.Die genannten Schutzgebiete beherbergendie bedeutendsten Vorkommen xerother-mer Steppen- und Halbtrockenrasenvegeta-tion Brandenburgs. Dies drückt sich im ge-häuften Vorkommen von Arten derkontinentalen und mediterran-kontinenta-len Florengebiete aus. Hierzu gehören ne-ben dem Frühlings-Adonisröschen (Adonisvernalis) unter anderem Pfriemengras (Stipacapillata), Goldhaaraster (Aster linosyris)und Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensisssp. nigricans). Letztere hat im NSG Oder-berge ihr derzeit größtes brandenburgischesVorkommen. Die für den Schutz maßgebli-chen Pflanzengesellschaften in den genann-ten Gebieten sind Haargras-Steppenrasenund der Adonisröschen-Fiederzwenkenra-sen. Aber auch Sandtrockenrasen, thermo-phile Saumgesellschaften, wärmeliebendeGebüsche und Traubeneichen-Mischwälderkommen hier vor. Interessante Vergleichezur Vegetationsentwicklung über 40 Jahrehinweg verdeutlichen, dass intensivePflege- und Entwicklungsmaßnahmen fürdie Erhaltung der wertvollen Pflanzenge-meinschaften und der daran gebundenenFauna erforderlich sind. Seit einigen Jahrenerfolgt in diesen Gebieten wieder eine ex-tensive Beweidung mit Schafen und Ziegenzur Simulation der historischen Nutzung undZurückdrängung der aufgewachsenen Ge-büsche.Westliche Vorpostenvorkommen der konti-nentalen Trocken- und Halbtrockenrasen im Havelland repräsentieren die NSG„Große und Kleine Jahnberge” bei Pauli-

Abb. 4

Mesotroph-saure Schwingmoorverlandungkennzeichnet die Randbereiche des Him-melreichsees (Juni 2000)

Foto: F. Zimmermann

Abb. 5

Frühjahrsaspekt am Grenzberg bei Libbeni-chen (NSG Oderhänge Mallnow) (29.4.2005)

Foto: F. Zimmermann

Abb. 6

Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) in den Oderbergen bei Lebus (30.3.2007)

Foto: F. Zimmermann

132 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007

nenaue und „Prämer Berge” bei Friesackmit Reliktvorkommen der Wiesen-Kuh-schelle.

Schutzgebiete nährstoffarmer MooreEinen weiteren Unterschutzstellungsschwer-punkt bildeten Pflanzengesellschaften dernährstoffarmen, mesotroph-sauren und ba-senreichen Moore. Das NSG „Mittelsee” beiLehnin diente der Erhaltung eines kleinen, inVerlandung befindlichen Sees mit Schwimm-blattgesellschaften und teilweise kalklieben-der Flachmoorgesellschaften wie dem Bin-senschneiden-Ried und der Gesellschaft derArmblütigen Sumpfbinse sowie der umge-benden Moorvegetation aus Steifseggen-und Fadenseggenried. Von besonderer Be-deutung ist in diesem Zusammenhang dasNSG „Himmelreichsee” bei Zechlin mit bis indie heutige Zeit weitgehend intaktem Was-serhaushalt und sehr gut erhaltenen meso-trophen Schwingmoor-Verlandungszonen.Diese beherbergen verschiedene borealeFlorenelemente, unter denen der Langblätt-rige Sonnentau (Drosera anglica) besondershervorzuheben ist. Ähnlichen Charakter hatdas heute in einem größeren Schutzgebietaufgegangene NSG „Moos- oder Morstsee”im Choriner Endmoränenbogen. Das späterin ein FND umgewandelte „Hochmoor Sten-denitz” stellt eigentlich einen in mesotroph-sauerer Wiederverlandung begriffenen, ehe-maligen Torfstich dar und weist auch derzeitpartiell entsprechende Pflanzengesellschaf-ten auf.Andere ehemals sehr wertvolle Moorge-biete sind mittlerweile aufgrund von Ent-wässerung und anderen negativen Beein-trächtigungen stark in Mitleidenschaftgezogen worden. Das NSG „Rabenluch”bei Biesenthal wird heute von stark entwäs-serten Relikten des Sumpfporst-Kiefernwal-des eingenommen. Auch das NSG „Karin-chen” bei Ferch hat seinen Charakter alshalboffenes, mesotrophes Zwischenmoor

weitgehend verloren. Das NSG „Moor amNordufer des Lubowsees” zeichnete sich zurZeit der Unterschutzstellung durch das Ne-beneinander von Pflanzengesellschaften dermesotroph-sauren Moore und basiphilenMoorgesellschaften aus. Besonders bemer-kenswert waren die heute dort nicht mehrexistierenden Vorkommen der in Branden-burg akut vom Austerben bedrohtenWeichwurz (Hammarbya paludosa) und desGlanzkrautes (Liparis loeselii). Letztge-nannte Art hat hingegen in dem mittlerweilein das größere NSG „Finowtal-Pregnitz-fließ” integrierten ehemaligen NSG „Mer-gelluch” noch einen recht guten Bestand.Das Gebiet zeichnet sich durch das gehäufteVorkommen weiterer Gefäßpflanzen undMoose basen-/kalkreicher Moore aus. Dasauf einer Seeabsenkungsterrasse gelegene,von Kalkmudde unterlagerte Moor ist jedoch einer rasanten Gehölzsukzession un-terworfen und konnte nur dank kontinuier-licher und aufopferungsvoller ehrenamtli-cher Pflegearbeiten bis heute erhaltenwerden. Ähnlichen Charakter hatte auchdas heute in der Nuthe-Nieplitz-Niederungaufgegangene NSG „Fresdorfer See”. Flo-ristische Raritäten wie Fettkraut (Pinguiculavulgaris) und Draht-Segge (Carex diandra)sind hier jedoch aufgrund von Entwässe-rung und fortgeschrittener Gehölzsukzes-sion längst verschwunden.Vorkommen seltener Kalkflachmoor-Vege-tation und artenreicher Pfeifengraswiesensowie eine bemerkenswerte Gewässervege-tation mit Wassernuss (Trapa natans) undKrebsschere (Stratiotes aloides) zeichnetenauch das NSG „Wernsdorfer See” aus. Auf-grund Nutzungsauflassung sind die Moor-und Wiesenbereiche jedoch heute überwie-gend mit Erlen-Bruchwäldern bestockt.Auch die einst reichen Orchideenvorkom-men am Ostufer im Grenzbereich zu aufge-schütteten basischen Kraftwerks-Aschensind heute fast vollständig verschwunden.

Die Bedeutung als wichtiges Brutgebiet sel-tener Wasser- und Sumpfvögel blieb weitge-hend erhalten.Nicht zuletzt dienten alle mit der Sammelan-ordnung von 1967 unter Schutz gestelltenGebiete auch dem Schutz bestimmter Tier-und Pflanzenarten, auch wenn dies nicht im-mer ausdrücklich erwähnt wurde.Rückblickend kann man die Unterschutzstel-lungen der 60er Jahre, denen jeweils einewissenschaftlich begründete, systematischeAuswahl zugrunde lag, als einen bedeutsa-men Schritt in der Entwicklung des Natur-schutzes sowohl hinsichtlich des Flächenge-winnes als auch bezüglich der zielgerichtetenUmsetzung fachlicher Vorgaben werten.Ähnliche Bedeutung erlangten in Branden-burg erst wieder die Ausweisungen derGroßschutzgebiete Anfang der 90er Jahreund die Meldung der Gebiete für das Schutz-gebietssystem „Natura 2000” im Zuge derUmsetzung der beiden europäischen Natur-schutzrichtlinien (FFH- und Vogelschutz-richtlinie).

LiteraturGROSSER, K. H.; FISCHER, W. & MANSIK, K.-H. 1967:Vegetationskundliche Grundlagen für die Erschlie-ßung und Pflege eines Systems von Waldreservaten.Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg. Beiheft3. 38 S.HILLE, M. 1991: Schutzgebiete und Flächensicherungin Brandenburg. Naturschutzarbeit in Berlin undBrandenburg 26: 41-47MÖCKEL, R. 2005: Auerhuhn (Tetrao urgallus) inBrandenburg ausgestorben. Otis 13: 67-70ZIMMERMANN, F. & FASOLD, G. 2001: Naturschutz-gebiet Oderberge – 80 Jahre. Natursch. Land-schaftspfl. Bbg10 (4): 175-177

Anschrift der Verfasser:Dr. Thomas SchoknechtDr. Frank ZimmermannLandesumweltamt BrandenburgRef. Ö2 Natura 2000/Arten- und Biotop-schutzSeeburger Chaussee 214476 Potsdam OT Groß Glienicke

GEDANKEN - IDEEN - ERGEBNISSE

Auf Anregung des Naturschutzbeirates beider unteren Naturschutzbehörde der Lan-deshauptstadt Potsdam fand am 22. Sep-tember 2007 im Haus der Natur in der Lin-denstraße der 1. Potsdamer Naturschutztagstatt. Die Veranstaltung, die von Oberbür-germeister Jann Jakobs eröffnet wurde,stand unter dem Motto „Havel-Silber –Wasser und Naturschutz in Potsdam”. Zieldes Naturschutztages war es, die besondereVerantwortung aller Akteure im PotsdamerStadtgebiet für den Erhalt und die Entwick-lung des Lebensraumes Wasser zu verdeut-lichen. Dabei fanden die hochkarätigenVorträge ortskundiger Fachleute am Vor-mittag reges Interesse, was sich in den an-

schließenden Diskussionen zeigte. Das Ein-gangsreferat hielt Dr. Frank Zimmermannvom Landesumweltamt Brandenburg zurEinordnung der Potsdamer Gewässer undFeuchtgebiete in den landesweiten und eu-ropäischen Kontext. Im Vordergrund standdabei die anschauliche Darstellung der füreine Großstadt ansehnlichen FFH-relevan-ten Feuchtgebietskulisse zwischen FerbitzerBruch im Norden und Golmer Luch im Südwesten der Stadt. Nachmittags bot sichden Teilnehmern der Veranstaltung dieMöglichkeit, eine thematische Führung im Naturkundemuseum Potsdam mit Rundgang durch das Aquarium zu besu-chen.

Im Ergebnis der Veranstaltung lassen sich fürdie weitere Naturschutzarbeit in Potsdambezogen auf das Thema Wasser folgendeprioritären Zielstellungen identifizieren: Einerseits geht es um die Sicherung und Ent-wicklung der Biotopverbundstrukturen imaquatischen Bereich; hier gibt es bereits ein richtungsweisendes Gewässerrenaturie-rungsprojekt in den Drewitzer Nuthewiesen,bei dem es gelang, der kanalisierten Nutheeinen naturnahen Bypass zu legen, wie diesDipl.-Ing. Wolfgang Linder in seinem reichbebilderten Vortrag eindrucksvoll belegenkonnte. Andererseits bedürfen die verstärktzur Degradierung neigenden Niedermoor-standorte einer besonderen Zuwendung;

Potsdamer Naturschutztage – eine neue Diskussionsplattform zurErörterung aktueller Naturschutzfragen in der Landeshauptstadt

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 16 (4) 2007 133

dabei müssen neben den veränderten Klima-bedingungen insbesondere Optimierungs-möglichkeiten, bezogen auf die Wasserhal-tung in den Poldern sowie auf die(angepasste) landwirtschaftliche Nutzungder Niedermoorflächen, Beachtung finden.Wie dem Referat von Dr. Matthias Kühlingzu entnehmen war, werden in Zusammenar-

beit mit dem zuständigen Wasser- und Bodenverband und der Universität Potsdamhinsichtlich der Niedermoorflächen westlichder Wublitz im Ortsteil Uetz-Paaren be-reits entsprechende Anstrengungen zumAbgleich der landwirtschaftlichen und natur-schutzfachlichen Interessen auf der Grund-lage wissenschaftlich fundierter Untersu-chungen unternommen. Diesen Weg gilt es– auch vor dem Hintergrund der klimarele-vanten CO2-Bindung organogener Böden –konsequent für alle Niedermoorflächen imStadtgebiet zu beschreiten.Bei der Auswertung des 1. Potsdamer Natur-schutztages zeigten sich alle Beteiligten sehrzufrieden über den Verlauf und das positiveEcho der Veranstaltung. Dr. Rüdiger Knö-sche, stellvertretender Vorsitzender des Na-turschutzbeirates, der in seinem Fachvortragdas „Tafelsilber” des Naturschutzes, bezo-gen auf die Gewässer und Feuchtgebiete imPotsdamer Stadtgebiet, näher darstellte, äu-ßerte den Wunsch nach einer regelmäßigenDurchführung von Naturschutztagen alsPlattform für die Diskussion aktueller, dasStadtgebiet betreffender naturschutzfachli-cher Fragen. Die Verwaltung begrüßt dieEtablierung eines solchen Forums ausdrück-lich und wird dies fördern. Vorerst wird einjährlicher Turnus angestrebt, wobei der Na-turschutztag neben anspruchsvollen Fach-vorträgen und Diskussionen stets auch einebreitenwirksame Rahmenveranstaltung be-inhalten soll.

Anschrift des Verfassers:Bernhard KneidingStadtverwaltung PotsdamBereich Umwelt und Natur14461 PotsdamTel.: 0331/289-2857Fax: 0331/[email protected]

JUBILÄUM

Carl von Linné – 300 Jahre

In diesem Jahr jährte sichzum 300. Male der Ge-burtstag Carls von Linné.Er wurde am 23 Mai inRåshult in der südschwe-

dischen Provinz Småland geboren und starbam 10. Januar 1778 in Uppsala. Bereits während seines Studiums, er stu-dierte Medizin in Lund und Uppsala, ging er1732 auf eine Expedition nach Lappland. ImJahr 1734 folgte eine Expedition in die mit-telschwedische Provinz Dalarna.Im Verlaufe seines Lebens arbeitet er als Arztin Stockholm und als Professor für Medizinan der Universität Uppsala. Seine wissen-schaftlichen Leistungen umfassten nicht nurdie unmittelbaren Forschungen auf zoologi-schem, botanischem und mineralogischenGebiet, sondern er war auch Gründer und

erster Präsident der Königlichen Schwe-dischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Expeditionen führten ihn in ver-schiedene schwedische Provinzen. Um kli-matische Ansprüche von Pflanzen und ihreKulturbedingungen zu analysieren ließ Linnéein Thermometer bauen, für das er die Cel-sius-Skala umkehrte, indem er in der unsheute geläufigen Art den Siedepunkt desWassers mit 100 und den Gefrierpunkt mit 0Grad festlegte. 1757 wurde Linné wegen sei-ner Verdienste um die schwedischen Wissen-schaften vom König geadelt (TIBELL 2006).Der Gattungsname des Moosglöckchens(Linnea borealis L.) wurde von Jan FrederikGronovius einem Freund Linnés vergeben.Das Epitheton vergab Linné selbst(http://de.wikipedia.org/wiki/Moosgl%C3%B6ckchen). Sein ausgeprägtes Selbst- undGeltungsbewusstsein findet sich aber beson-ders in dem Ausspruch „Gott erschuf – Lin-naeus ordnete” wieder. (TIBELL 2006)

Schon 1735 veröffentlichte er die erste Auf-lage von „Systema naturae” mit einer Be-schreibung ihm bekannter Tier- und Pflan-zenarten. Mit diesem Werk legte er dieGrundlagen der modernen Einteilung derNatur in Reiche, Stämme, Klassen, Ordnun-gen, Gattungen und Arten. In der 10. Auf-lage dieses Werkes (1758) wendete er konsequent das Prinzip der binären Nomen-klatur auch für Tierarten an, das er mit „Spezies Plantarum” schon 1753 in die Bo-tanik eingeführt hatte (http://de.wikipe-dia.org/wiki/Systema_Naturae).Die Sumpf-Weichorchis z. B. wurde 1753von Linné als Ophrys paludosa beschrieben.Im Jahr 1891 stellte R. Kuntze die Art in dievon ihm nach Linnés Sommersitz Hammarbybenannte Gattung Hammarbya (http://de.wikipedia.org/wiki/Sumpf-Weichorchis).Linné wurde in gewisser Weise auch Opferseines Systems, als er die Honigbiene fälsch-licherweise zuerst als Apis mellifera („die

Legende

Vorkommen ausgewählter Tierarten

ErdkröteWeißstorchBiberKranich

Röhrichte /SchwimmblattpflanzenGrünland feuchter Standorte

Wälder / Gehölzefeuchter Standorte

Entfernung im Biotopverbund 25, 50 m

Gewässer

Entfernung im Biotopverbund 50, 100, 250, 500 m

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Honigsammlerin”) benannte. Als er späterbemerkte, dass die Biene ja nicht Honig, son-dern Nektar sammelt, benannte er sie in A.mellifica um. Systematiker haben später,den strengen Regeln der Nomenklatur fol-gend, diesen Namen als nicht gültig erklärt,so dass der ursprüngliche, wenn auch biolo-gisch nicht ganz korrekt Name, weiterhin be-stehen bleibt.Systematik und Nomenklatur sind dieGrundlagen um überhaupt eine allgemeinverständliche, reproduzierbare Beschreibungund Inventarisierung der Natur durchzufüh-ren. Nur wenn alle das gleiche Ding beim

gleichen Namen nennen, ist erst Erfahrungs-austausch und die Akkumulation von Wissenmöglich.Mit der binären Nomenklatur wurden dieaus vielen beschreibenden Worten beste-henden Namen deutlich vereinfacht und so-mit wissenschaftliche Artenkenntnis erleich-tert und einem breiten Interessentenkreiszugänglich gemacht. Nur was man kennt,kann man auch wertschätzen und schützen.Mit der Schaffung dieser Grundlagen warLinné zweifellos ein früher Wegbereiter desNaturschutzes, wenngleich in seiner Epochedas Entdecken, Beschreiben, Systematisieren

und Prüfen auf Nutzbarkeit im Vordergrundnaturwissenschaftlicher Forschung stand.

LiteraturTIBELL, G. 2006: http://www.linnaeus.uu.se/online.UPPSALA UNIVERSITET, Box 256, 751 05 Uppsalahttp://de.wikipedia.org/wiki/Moosgl%C3%B6ckchen, 2007http://de.wikipedia.org/wiki/Systema_Naturae,2007http://de.wikipedia.org/wiki/Sumpf-Weichorchis,2007

Dr. Thomas Schoknecht

Verordnungen

Verordnung zur Änderung der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Jackel” vom 18. September 2007Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II - Nr. 21, S. 422Verordnung zur Übertragung der Befugnis für den Erlass von Rechtsverordnungen zur Festsetzung von Naturschutzgebieten und Land-schaftsschutzgebieten vom 26. September 2007Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II - Nr. 21, S. 425

RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN

KLEINE MITTEILUNGEN

Anschluss eines Altarms bei Sieverslake andie Müggelspree

Am 4. Oktober 2007wurde im Beisein vonBrandenburgs Agrar- undUmweltminister DietmarWoidke, dem Präsidentendes Landesumweltamtes

Pof. Dr. Matthias Freude sowie Oder-Spree-Landrat Manfred Zalenga der zweite Altarmder Müggelspree angeschlossen. Im April 2005 erfolgte der erste Spatenstichzur Renaturierung der Müggelspree. Mit derVerbindung des Mäanders Mönchwinkel Imit einer Länge von 760 Metern mit derMüggelspree wurde ein erster Anschluss imAugust 2005 realisiert. Bereits zwei Jahrenach Anschluss des ersten Altarms hat sichdie Kleine Flussmuschel, eine sehr selteneund auf eine hohe Gewässerqualität ange-wiesene Tierart, wieder eingefunden. Mit dem Altarm Stäbchen/Sieverslake be-kommt nun der zweite Altarm einen An-schluss zur Müggelspree. Bei einer Mäander-länge von 460 Metern verlängert sich dieFließstrecke der Müggelspree nun nochmalsum 300 Meter.Die Spree ist einer der bedeutsamsten Ge-wässerlebensräume im Land Brandenburg.Sie wurde jedoch im Laufe der Zeit durch denMenschen stark verändert und mit zuneh-mender Verbauung von einer Natur- zur Kul-turlandschaft. Auch die Abtrennung von Al-tarmen der Müggelspree wirkte sich negativauf den Fluss und die ihn bewohnendenTiere und Pflanzen aus. Wertvolle Lebens-räume wurden beeinträchtigt. Die Selbstrei-nigungskraft des Gewässers ging zurück,und das Wasser floss schneller aus der Land-schaft ab. Die Situation verschärfte sich auch

deshalb, weil immer weniger Wasser aus denBraunkohletagebauen der Lausitz kommt. Introckenen Sommern, die in jüngster Zeithäufiger zu beobachten waren, fließt dieSpree kaum noch.Das Landesumweltamt hat deshalb 2004 einen „Masterplan Spree” aufgelegt, umdiese Zustände zu verbessern. Der Master-plan bildet für das Land Brandenburg aucheinen wesentlichen Baustein zur Umsetzungder Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.Das Programm, wird nach und nach abgear-beitet und entscheidend aus Ersatzzahlun-gen unterstützt, die der NaturSchutzFondsBrandenburg zweckgebunden bereitstellt.Die Gewässer sollen bis 2015 wieder in einenguten Zustand gebracht werden. Im Auftrag des Landes Brandenburg bereitetder Wasser- und Landschaftspflegeverband„Untere Spree” die Maßnahmen zum natur-nahen Rückbau der Müggelspree vor undkoordiniert deren Umsetzung. Neben demRückbau von Uferbefestigungen hat derWiederanschluss von abgetrennten Mäan-dern die höchste Priorität an der Müggel-spree.MLUV

EU-Kommission bestätigt Fahrplan für dieEntwicklung der Ländlichen Räume Bran-denburgs 2007-2013

Die Europäische Kommission hat den Ent-wicklungsplan für den ländlichen RaumBrandenburgs und Berlins gebilligt. Mit dem

Entwicklungsplan stehen für Brandenburgund Berlin in den kommenden sieben Jahrenknapp 1,34 Milliarden Euro für die Entwick-lung des ländlichen Raumes zur Verfügung.Die EU wird sich mit ca. 1 Milliarde Euro da-ran beteiligen. Das EU-Geld wird über denELER, den Europäischen Landwirtschafts-fonds für die Entwicklung der LändlichenRäume, bereitgestellt. Der Entwicklungsplan legt die Förderschwer-punkte in den Bereichen „Verbesserung derWettbewerbsfähigkeit der Land- und Forst-wirtschaft”, „Verbesserung der Umwelt-und der Landwirtschaft", Lebensqualität imländlichen Raum und Diversifizierung derländlichen Wirtschaft" sowie für „LokaleEntwicklungsstrategien im Rahmen vonLEADER” bis zum Jahr 2013 fest.ELER-Programme, die für den Naturschutzbesonders interessant sind, sind beispiels-weise das Kulturlandschaftsprogramm, dieZahlungen im Rahmen von Natura 2000oder Maßnahmen zur Erhaltung und Verbes-serung des natürlichen Erbes. Grundlage für die Förderung sind Förder-richtlinien, die derzeit im Agrar- und Um-weltministerium erarbeitet werden.Am 11. September veranstaltete das Agrar-und Umweltministerium in Neu Seddin eineAuftaktveranstaltung mit allen Akteuren, dieden Entwicklungsplan in den kommendenJahren umsetzen sollen.D. Klughardt, MLUV, Referat 45

Tauchsport und NaturschutzAm 17. September 2007fand in der LandeslehrstätteLebus die Tagung „Tauch-sport und Naturschutz inBrandenburg – Auswirkungen des Tauchens