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Page 1: Das Reizdarmsyndrom · Beides sind Nervengifte, die Wirkung des Einen ist genau das Gegenteil von der Wirkung des Anderen. Das Tetanusgift erregt Nerven sehr stark:
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Das Reizdarmsyndrom: psychosomatisch oder organisch?

Ein kostenloses E-Book von „Darmversteher“ Andreas Ulmicher

Copyright http://www.darmversteher.de Dieses E-Book ist kostenlos (und soll es auch bleiben! Nein, keine streng limitierte Auflage!) Bildnachweis: Photo by Yoann Boyer on Unsplash

Alle schriftlichen Inhalte: Andreas Ulmicher, Autor, Heilpraktiker und Fachjournalist Disclaimer (Haftungsausschluss):

Dies ist ein E-Book mit medizinischen / heilkundlichen Inhalten. Ratschläge aus einem Buch, einem E-Book oder einem sonstigen elektronischen Medium, welche der Erhaltung und Förderung der Gesundheit dienen sollen, können eine Untersuchung, eine Diagnose oder eine Behandlung durch einen Arzt, Heilpraktiker oder sonstigen Angehörigen eines Heilberufes nicht ersetzen. Sollten Sie ernsthafte gesundheitliche Probleme haben, konsultieren Sie bitte einen Arzt oder Heilpraktiker. Nehmen sie nach Rat, welchen sie aus einem Buch oder einem elektronischen Medium erhalten haben, nicht auf eigene Faust Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder Medizinprodukte zu sich, ohne vorher einen Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker konsultiert zu haben. Der Autor haftet nicht für Krankheiten, Leiden oder Körperschäden, die sich aus einer Anwendung o.g. Produkte oder andere Eingriffe in die Gesundheit ohne den vorherigen Ratschlag durch eine Mediziner oder Angehörigen eines Heilberufs ergeben. Dieses E-Book dient allein der Anregung und soll keinen medizinischen Rat, keine Diagnose und keine Behandlung ersetzen.

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Das Reizdarmsyndrom - eine Einführung

Falls Sie sich dieses E-Book heruntergeladen haben sollten, ist es wahrscheinlich, dass Sie an einem oder mehreren der folgenden Symptome leiden:

Durchfälle, die scheinbar wie zufällig und aus dem Nichts heraus auftreten Durchfälle im Wechsel mit Verstopfung oder ausschließlich Verstopfung, mit einem verkrampften Bauch, Blähungen oder

Bauchschmerzen Heißhunger oder Völlegefühl ein Gefühl von Beklommenheit oder Angst, die aus dem Bauch aufzusteigen

scheint ein ständiges, latent gereiztes Gefühl im Darm ständiger Stuhldrang das Gefühl, auf dem WC „nie richtig fertig zu werden“ Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die tagesformabhängig sind schlechte Stimmung, depressive Verstimmung, Müdigkeit und Erschöpfung Schlafstörungen, die irgendwie vom Befinden des Bauchs abzuhängen scheinen immer wiederkehrende Blähungen und eventuell sogar eine echte Depression

Wenn womöglich mehrere dieser Symptome auf Sie zutreffen, Sie deswegen schon bei

einem Arzt waren und dieser festgestellt hat, dass Sie keinerlei Entzündung oder organische Veränderung ihres Verdauungstrakts haben - und darüber hinaus keinerlei Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Intoleranzen bekannt sind - dann haben Sie sehr wahrscheinlich ein Reizdarmsyndrom.

Die Diagnose Reizdarm bzw. Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Sie wird

dann ausgestellt, wenn nach hinreichender Untersuchung des Verdauungstrakts feststeht, dass kein Morbus Crohn, keine Colitis ulcerosa, keine Zöliakie und keine andere, organische Verdauungserkrankung vorliegt. Der international gültige „ICD-10-Code“ für Reizdarmsyndrom ist „K58.-“

falls Sie unter dieser Erkrankung leiden sollten, sind Sie in guter Gesellschaft: in

Deutschland mit seinen geschätzt 80 Millionen Einwohnern leiden rund 10.000.000-15.000.000 Personen zeitweilig oder permanent unter Reizdarm. Die Diagnose „Reizdarm“ ist in wissenschaftlich-medizinischen Kreisen relativ unbeliebt.

Warum ist das so? Nun, die Bezeichnung „Reizdarmsyndrom“ ist eigentlich verharmlosend. Dieser Zustand

kann nämlich mit sehr starken und akut lebensbeeinträchtigenden Symptomen einhergehen - und mit einem echten, durchaus saftigen Krankheitsgefühl.

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Und dennoch: obwohl das Reizdarmsyndrom quasi alle Ausprägungen von harmlosen,

gelegentlichen Symptomen bis hin zu ernsthafter Beeinträchtigung und erheblichen Krankheitsgefühl annehmen kann, findet ein Mediziner in Labor und bei der Untersuchung

nichts Greifbares. Bedeutet: jemand kann ernsthaft krank sein und der Arzt „findet nichts“. Das ist für einen Mediziner sehr frustrierend.

„Psychosomatik“ beim Reizdarm: Dichtung und Wahrheit

Weil das so ist, wird man als Reizdarm-Patient gerne in eine bestimmte Schublade geschoben. Diese Schublade hat den schönen Namen psychosomatisch, was im Grunde genommen nichts anderes heißt, als dass der behandelnde Arzt Sie für zu sensibel für diese

Welt hält. Frei nach dem Motto: „wenn wir nichts nachweisen können, schieben wir die Symptome halt auf eine empfindliche Psyche!“

Die logische Folge: nicht nur der Arzt ist frustriert, weil er keine vernünftige Diagnose

hat, sondern auch der Patient - weil er sich mit seinen Problemen nicht ernst genommen fühlt. Reizdarm ist ein guter Grund für einen Patienten, die ausgetretenen Pfade der „Schulmedizin“ zu verlassen und sozusagen „Zuflucht“ bei einem Heilpraktiker oder zumindest einem Arzt für Naturheilkunde zu suchen.

Wie viel Wahrheitsgehalt steckt in der Mär vom psychosomatischen Reizdarm?

Sie werden es nicht glauben: aber auf die Summe aller Betroffenen bezogen, nicht sehr viel. Es ist tatsächlich so: das Reizdarmsyndrom ist nur zu einem gewissen Teil eine „psychosomatische“ Erkrankung. Dazu kommt, dass dieser Teil auch noch relativ niedrig ist. Schätzungsweise nur bei rund 20-30 % aller Patienten sind meiner Erfahrung nach Psyche bzw. psychischer Stress die dominante Komponente bei der Entstehung und dem Erhalt der Reizdarm-Symptome.

Auch wenn bei Reizdarm-Patienten keine konkrete, organische Veränderung nachweisbar

ist, sind bei rund zwei Drittel der Betroffenen durchaus organische Ursachen dominant. Es muss nicht unbedingt eine Entzündung im Darm vorliegen, damit die charakteristischen Symptome auftreten. Die Darmtätigkeit wird von sehr vielen Einflussfaktoren gesteuert, die den Stoffwechsel unterliegen bzw. ihrerseits sogar den Stoffwechsel des übrigen Organismus steuern können. Deswegen bleibt es bei einem langfristigen Verlauf nicht nur bei den reinen Darmsymptomen, sondern es gesellen sich noch weitere Probleme hinzu.

Hier eine kurze Liste mit den wichtigsten Einflussfaktoren, die die Darmtätigkeit

steuern:

Hormone und Nervenbotenstoffe: Cholezystokinin, Gastrin, Acetylcholin, Histamin, Serotonin, Motilin - um nur die wichtigsten zu nennen

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Das autonome Nervensystem im Allgemeinen und der Nervus vagus im Speziellen

Das enterische Nervensystem (darmassoziiertes Nervensystem) Die Darmflora Die Länge des Darms (beim Gesunden schwankt diese in aller Regel zwischen 5,5

und 9 m Gesamtlänge) Die Ernährung - lösliche und unlösliche Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe,

Fette, der Eiweißanteil usw., vergärbare Kohlehydrate Aktive und passive (latente) Infektionen Aktivität des darmassoziierten lymphatischen Systems (Immunsystem,

Dominanzen, Th1- oder Th2-Dominanz etc.) Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Um nicht missverstanden zu werden: die Psyche hat bei all diesen Faktoren ein Wörtchen

mitzureden. Aber: der Einfluss der Psyche wird überschätzt. Man kann den Einfluss nervlicher Stressbelastungen am besten anhand eines in Bezug

auf die oben genannten Punkte gesunden Systems beschreiben: hier wirkt (psychischer) Stress auf Sympathikus und Parasympathikus ein. Er regelt den Sympathikus nach oben und seinen Gegenspieler, den Parasympathikus nach unten. Das bedeutet, dass die Energie im Organismus umverteilt wird: Sie wird ins Herz-Kreislauf-System und in die willkürliche Muskulatur „gepumpt“. Aus diesem Grund sind Menschen, die unter Stress stehen, aber unzureichend Bewegung haben, verspannt. Gleichzeitig fließt weniger Energie in das Verdauungssystem. Rechnet man alle anderen Einflussfaktoren heraus, neigt eine Person unter langfristigem Stress zu verringerter Darmperistaltik und Verstopfung. Dauert dieser Zustand ausreichend lange an, werden natürlich alle oben genannten Einflussgrößen nach und nach aus dem Gleichgewicht gebracht. Auch das Immunsystem leidet unter langfristigem Stress: es wird unterdrückt bzw. verschiebt sich (Für Insider: Cortisol-Langzeit-Stress führt zu einem so genannten Th2-Shift).

Kurzfristiger, extremer akuter Stress hingegen führt zu Durchfall. Wahrscheinlich kennen

Sie diese Situation als klassischen „Prüfungsdurchfall“. Durch die massive Ausschüttung von Stresshormonen kommt es zu Veränderungen im Wasser- und Salzhaushalt und zur Verschiebung im Serotoninstoffwechsel des Darms. Der Darm „zieht Wasser“, um es einmal vereinfacht auszudrücken. Dadurch treten plötzliche Durchfälle auf.

Fassen wir noch einmal zusammen: kurzfristiger, akuter und starker Stress: = kurzfristiger Durchfall

langfristiger, chronischer Stress: = langfristige Verstopfung und Darmträgheit

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In Bezug auf (psychischen) Stress ist ein gesundes (!) Verdauungssystem relativ berechenbar. Lässt sich die Darmtätigkeit unter Stress hingegen nicht mehr berechnen bzw. scheint der Darm völlig unkoordiniert zu reagieren, kommen organische Einflussfaktoren ins Spiel.

Deswegen ist ein chronisches Reizdarmsyndrom bestenfalls zum Teil psychosomatisch.

Die Rolle von Nervengiften oder „Neurotoxinen“

In jüngerer Vergangenheit wird das Reizdarmsyndrom zum großen Teil oder ganz auf eine Veränderung der Darmflora geschoben. Obwohl der Einfluss der Darmflora auf unseren ganzen Organismus mittlerweile gut dokumentiert ist, ist dies nur zum Teil richtig.

Es ist richtig insofern, als dass die Darmflora zu einem großen Teil bestimmt, wie das

Immunsystem auf verschiedene Belastungen unserer modernen Lebensweise reagiert. Ein wichtiger und meinem Erachten nach deutlich unterschätzter Teil der Belastungen

unserer modernen Lebensweise und Umwelt sind die biologischen und chemischen Nervengifte, die unseren Organismus zunehmend belasten.

Was sind Nervengifte oder „Neurotoxine“?

Nervengifte (wissenschaftlich: Neurotoxine) sind Substanzen, die die Reizleitungsfähigkeit der Nerven in irgendeiner Weise beeinträchtigen. Entweder senken sie die Reizschwelle der Nerven oder erhöhen sie. Das Ergebnis ist auf der einen Seite ein hochsensibler Nerv, auf der anderen Seite ein „träger“ Nerv, der kaum auf Reize reagiert.

Am besten lässt sich die Wirkung von Nervengiften anhand zweier Substanzen der

gleichen Bakterienfamilie darstellen: Clostridien.

Clostridien sind bestimmte Arten von Bakterien. Sie produzieren Stoffwechselprodukte, die Nerven reizen oder lähmen können. Sie haben zwei extrem gegensätzliche Unterarten: Clostridium botulinum und Clostridium tetani. Diese beiden Bakterienarten produzieren Stoffe, die Sie kennen: das Tetanustoxin, das die Erkrankung „Tetanus“ auslöst, und das Botulinumtoxin, auch abgekürzt: „Botox“.

Beides sind Nervengifte, die Wirkung des Einen ist genau das Gegenteil von der Wirkung

des Anderen. Das Tetanusgift erregt Nerven sehr stark: es kommt zu einer unmenschlich starken Verkrampfung der Muskulatur, die ungeheuer schmerzhaft ist und sogar tödlich enden kann. Statistisch gesehen sterben auch heute noch 1-2 Menschen in Deutschland an Tetanus. „Botox“ ist aus der Kosmetik bekannt: das Botox lähmt Nerven. Es macht sie sozusagen unfähig, Reize weiterzuleiten.

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Das Spritzen von Botox nimmt die Spannung aus Unterhautpartien und „bügelt so Falten glatt“ - allerdings um den Preis eines sehr unnatürlichen Aussehens.

Im Darm sitzen Milliarden von Nervenzellen, die Reize weiterleiten. Sie reagieren auf

ausgeschüttete Nervenbotenstoffe, Nahrungspartikel - und die Ausscheidungen von Mikroorganismen, unter anderem auch der residenten Darmflora.

In der Naturheilkunde und insbesondere bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms ist

das letzte Konzept für uns besonders interessant. Wir wissen zum Beispiel, dass auch im Darm Clostridien vorkommen. Die Nervengifte dieser Arten von Clostridien haben zwar bei weitem nicht die verheerende Wirkung von Tetanus und Botox, können aber dennoch die Reizbarkeit der Nervenzellen in der Darmschleimhaut verändern. Das gleiche trifft zum Beispiel auch auf Pilze zu, wie Candida. Auch Candida-Arten wie Candida albicans scheiden als Stoffwechselprodukte „Nervengifte“ aus. Die Mikroorganismen im Darm sind also

indirekt wichtig dafür, ob der Darm einigermaßen normal arbeitet oder sich ein Reizdarmsyndrom einstellt. Aber sie sind bei Leibe nicht die einzigen Faktoren, die zu einer Irritation der Nervenzellen des Darms führen können. Dies können nämlich auch viele Chemikalien verursachen:

In Farbstoffen und Nahrungsmittelzusätzen in Medikamenten in Lösungsmitteln (die über die Haut in winzigen Spuren aufgenommen werden) in organischen Chemikalien in Süßstoffen (Aspartam setzt sehr geringe Mengen an Methanol frei!) in Kosmetikartikeln

Diese genannten Stoffe mögen für sich gesehen keine extreme Giftigkeit aufweisen, wie

das beispielsweise bei Tetanus und Botox der Fall ist. Aber in dem empfindlichen Gefüge von Darm, seinen Hormonen und Nerven reichen bereits kleine Veränderungen über einen längeren Zeitraum aus, um das gesamte Gefüge aus Peristaltik, Enzymausschüttung, Nervenbotenstoffen und nicht zuletzt der Darmflora subtil durcheinanderzubringen.

Durch unsere moderne Lebensweise sind wir - auch aufgrund der Ernährung, denken wir

beispielsweise mal an Zucker, der bestimmte Darmbakterien und Candida „züchtet“ - heute mit wesentlich mehr dieser subtilen Nervengifte konfrontiert als beispielsweise noch vor 50 oder 80 Jahren. Deswegen nimmt das Reizdarmsyndrom in seiner Ausbreitung so gewaltig zu.

Reizdarmsyndrom: der Darm reagiert verändert auf Reize aller Art

Reizdarmsyndrom bedeutet in gewisser Weise, dass der Darm „unberechenbar“ wird. Die charakteristischen Reaktionen auf verschiedene Arten von Essen (beispielsweise vegetarisch oder eiweißreich), auf Stress, auf Sport usw. werden verändert. So führt langanhaltender, moderater Stress beispielsweise zu permanentem Durchfall statt zu Darmträgheit, wie man normalerweise annehmen würde anhand des Gefüges des autonomen Nervensystems. Oder

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der Darmentleerungsreflex wird verändert. Viele Reizdarm-Patienten klagen über das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung.

Wichtig ist: diese Erscheinungen sind nicht „psychosomatischer“ Natur. Meiner Meinung und meiner bisherigen Erfahrung nach spielen Nervengifte, egal ob von

Bakterien, anderen Mikroorganismen oder von modernen, organischen Chemikalien oder Medikamenten, eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entstehung des Reizdarmsyndroms.

Veränderte Reaktionen auf gesundes Essen

Sagt Ihnen der Begriff „FODMAPS“ etwas? Eventuell kennen Sie ihn schon als Reizdarm-Patient. „FODMAPS“ ist eine dem Englischen entlehnte Bezeichnung für bestimmte Lebensmittel, die im Darm zu einem Gärungsprozess führen. Nun ist Gärung im Dickdarm normalerweise bis zu einem gewissen Maß durchaus erwünscht. Durch Gärung entstehen aus Ballaststoffen bestimmte Fettsäuren, welche die Darmschleimhaut stärken und schützen. Die Darmbakterien sind dabei auf die Ballaststoffe angewiesen, die Darmschleimhaut auf die aus ihnen gewonnenen Fettsäuren. Diese Kombination hält das Immunsystem und die Peristaltik auf Trab und sorgt für einen gesunden Darm und eine geregelte Stuhlentleerung durch den entstehenden, leichten Säurereiz. Der Dickdarm ist idealerweise chemisch gesehen „leicht sauer“ mit einem pH-Wert zwischen durchschnittlich 6,0 und 6,8.

Nun gibt es allerdings Ärzte und Ernährungsspezialisten, die sagen, dass man gerade

diese FODMAPS bei einem Reizdarmsyndrom unbedingt vermeiden sollte. Es gibt sogar eine wissenschaftliche Studie, die Erfolge bei der Therapie von Reizdarmsyndrom mit einer Diät arm an FODMAPS bestätigt (s. Quellenangaben).

Natürlich stellt sich die Frage: wie kann etwas, das eigentlich gesund ist, bei einem

Reizdarmsyndrom zu Problemen führen? Die Antwort ist eigentlich recht simpel: es liegt daran, wie der bei der Gärung

entstehende Säurereiz von den Nervenzellen „interpretiert“ wird. Sind die Nervenzellen der Darmschleimhaut nämlich bereits mit Nervengiften belastet und daher irritiert, verstärkt sich der Reiz durch die Gärung erheblich, es kommt zu Darmkrämpfen, Blähungen und Durchfall. Werden in einem solchen Zustand die FODMAPS dramatisch reduziert, wird die Fehlfunktion der Nervenzellen des Darms quasi kompensiert, die Symptome lassen nach.

Auch dieser Umstand hat, wie Sie sehen, nichts mit der Psyche oder mit Stress zu tun.

Woran Sie erkennen, wieviel „Psyche“ in Ihrem Reizdarm steckt

Dennoch sollte man die Auswirkung von psychischem Stress bzw. einer sensiblen Psyche auf das Reizdarmsyndrom nicht vernachlässigen. Psyche und Körper sind sehr komplex und

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vielschichtig über das autonome Nervensystem miteinander vernetzt. Der Darm ist ein relativ flexibles Organ, das schnell auf die Veränderungen seiner Umwelt reagiert. Diese Umwelt umfasst allerdings die Bedingungen, die von außen und von innen auf den Menschen einwirken.

Die psychische Situation, die Stresslevel können sich relativ schnell ändern.

Beispielsweise, wenn eine Person den Arbeitsplatz wechselt, in den Urlaub fährt, sich von seinem Partner scheiden lässt (oder einen [neuen] kennen lernt). Die organische Situation, unter der der Darm arbeiten muss, ändert sich allerdings nicht so schnell. Wenn Nervengifte, wie oben beschrieben, nicht sehr gezielt mit einer Therapie mobilisiert werden, verbleiben sie sehr hartnäckig im Darm bzw. in seinen Nervenzellen.

Daher lässt sich einigermaßen vernünftig abschätzen, wie viel Psychosomatik individuell

in einem Reizdarmsyndrom schätzt: mit der Geschwindigkeit, mit der der Darm auf Veränderungen der psychischen Situation reagiert. Dabei unterscheide ich in der Praxis vier Grundtypen (in Klammern und kursiv dahinter, wie häufig diese Typen meiner Erfahrung

nach auftreten): Typ 1: Reizdarmsymptome treten ausschließlich in Verbindung mit besonders

belastenden Situationen oder mit psychischen Konfliktsituationen auf. Sind diese nicht gegeben, verhält sich der Darm völlig normal. (Dieser Typ ist recht selten)

Typ 2: Reizdarmsymptome sind unter entspannten Umständen zwar da, aber nicht

lebensbeeinträchtigend. In Stresssituationen bzw. unter psychischen Konflikten werden die Symptome außerordentlich verstärkt. (Dieser Typ ist durchschnittlich häufig)

Typ 3: das Reizdarmsyndrom ist immer präsent, aber spürbar ausgeprägter während

Stress und psychischen Konflikten. (Dieser Typ ist am häufigsten) Typ 4: Reizdarmsymptome sind immer vorhanden, aber völlig unabhängig von Stress

und psychischen Begleitumständen. Äußerer Stress hat keinerlei erkennbaren Einfluss auf die Symptome (Dieser Typ ist wieder seltener, aber nicht so selten, wie man annimmt).

Paradox: wie chronischer Stress zu einem stressunabhängigen

Reizdarmsyndrom führt

Die Komplexität, die Verquickung von Darm, dem autonomen Nervensystem, Psyche und Körper ist so erstaunlich, dass Sie zumindest in der Theorie aus langanhaltenden, chronischem Stress heraus ein stressunabhängiges Reizdarmsyndrom entwickeln können. Ich erkläre kurz, wie das funktioniert (natürlich für Laien, ich bin ja selbst kein Professor!)

Durch Stress werden Stresshormone freigesetzt. Bei akutem Stress sind dies die so

genannten Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin). Bei chronischem Stress hingegen ist es das Cortisol.

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Cortisol wird seit einigen Jahrzehnten in verschiedenen synthetischen Varianten wie Dexamethason oder Prednisolon von der Medizin zur Bekämpfung von Entzündungen eingesetzt. Dieses Stresshormon ist also entzündungshemmend oder anders ausgedrückt unterdrückt es das Immunsystem. Es gibt bestimmten Bereichen des Körpers mehr Energie und „klaut“ diese woanders. Es pumpt Energie in die willkürliche Muskulatur, in den Zuckerstoffwechsel und in das Herz-Kreislauf-System. Es entzieht der unwillkürlichen Muskulatur, dem Enzymsystem, der Energiegewinnung und der Verdauung Energie.

Dadurch wird der Darm träger. Die Verdauung wird geschwächt. Es werden weniger

Enzyme zur Verdauung bereitgestellt. Die Darmtätigkeit verlangsamt sich. Viele Menschen, die langfristig unter Stress leiden, neigen zu Verstopfung. Diese Verstopfung ist kein

natürlicher Zustand. Sie ist die Folge einer Einseitigkeit des autonomen Nervensystems. Vielleicht kennen Sie ja den Spruch: „Selbstständige werden nicht krank. Sie fallen

einfach irgendwann um!“ Dieser Spruch bezieht sich darauf, dass Selbstständige unter hohem und langanhaltendem

beruflichen und finanziellen Druck keine akuten Krankheiten wie beispielsweise einen grippalen Infekt entwickeln. Sie „werden nicht krank“. Das bedeutet aber nicht, dass sie ein besonders gutes Immunsystem haben. Es bedeutet eher, dass sich das Immunsystem nicht mit Eindringlingen und Fremdkörpern im Organismus auseinandersetzt.

Akute (Infektions-)Krankheiten sind meist Viruserkrankungen. Viren jedoch aktivieren,

immunologisch gesehen, den so genannten „Th1-Weg“. Das bedeutet, dass mehr T-Helferzellen vom Typ 1 produziert werden. Es kommt zu einer so genannten „Th1-Dominanz“.

Bei Personen, die chronisch unter Stress stehen, ist durch das ständige und verstärkt

ausgeschüttete Cortisol natürlicherweise der Gegenspieler, das „Th2-System“ dominant. Th2-dominante Personen reagieren weniger und nur schlecht auf Virusattacken. Die „Infektion bleibt latent“, wie Biologen und Immunologen sagen. Sie bricht nicht aus und wird demzufolge vom Körper nicht bereinigt. Dieser latente Infekt wird mit einem geschwächten Darm und einem generell geschwächten Immunsystem konfrontiert. Das Ergebnis: die nicht ausreichend vom Immunsystem bekämpften Viren können ihre Stoffwechselprodukte an Zellen abgeben (oder vielmehr in Zellen zurücklassen), was zu einer Reizung bzw. Irritation des autonomen Nervensystems führen kann, insbesondere des Nervus vagus. Dem gegenüber steht der chronische Stress, so dass die Betroffenen von ihrem Dilemma zunächst nicht viel mitbekommen. Bis dann irgendwann einmal ein kurzer Moment der Ruhe eintritt.

Beispielsweise, wenn die betroffene Person in den Urlaub fährt. Dann geht es richtig los:

Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, eventuell ein erniedrigter Blutdruck und sogar Schwindel und Atembeschwerden stellen sich ein – der „vasovagale Reflex“ lässt grüßen.

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Wenn es für den Betroffenen richtig schlecht läuft, kann der Körper nicht einmal unter diesen Umständen mit dem grundsätzlichen Problem (dem Virusinfekt) fertig werden. Fertig ist das Reizdarmsyndrom!

Die Probleme enden dann nicht als klassischer Reisedurchfall nach zwei oder drei Tagen,

sondern unser armer Betroffener nimmt sie aus dem Urlaub wieder mit nachhause. Nach eventuell Kohletabletten, Antibiotika etc., wobei Letztere das zu Grunde liegende Problem noch verschlimmern. Der finale k.o. für das darmassoziierte Immunsystem!

Langfristig kann sich auf dem Boden einer solchen immunologischen Einseitigkeit sogar

eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung entwickeln. Nicht wenige Patienten von Colitis ulcerosa registrieren ihre ersten Symptome im Urlaub! Häufiger ist es jedoch der Fall, dass die besagte immunologische Einseitigkeit nicht ganz so stark ausfällt und sich „nur“ ein chronisches Reizdarmsyndrom einstellt - das aber schlimm genug ist!

Für den Therapeuten, der den Patienten irgendwann einmal in seiner Praxis vorfindet,

bleibt Detektivarbeit: er muss herausfinden, wo die Ursache für das Dilemma steckt. Ansonsten ist er nur dazu in der Lage, funktionell zu therapieren - d.h., die Symptome irgendwie zu lindern. Und das betrifft im Übrigen die Naturheilkunde genauso wie die Schulmedizin! Wer die Wege, auf denen sich das Problem eingestellt hat, nicht herleiten kann, der tritt in der Therapie irgendwann auf der Stelle. Aber das steht auf einem eigenen Blatt und soll nicht Gegenstand dieser kleinen Betrachtung sein.

Auch in diesem Fall gilt:

wenn auch psychische Belastungsfaktoren bei der Entstehung dieser Form von Reizdarmsyndrom eine große Rolle spielen, ist der weitere Verlauf der Erkrankung meist relativ unabhängig von Stress, da

sich zusätzlich zu der psychischen Belastung noch eine oder mehrere organische Ursachen gesellt haben, die quasi als auslösendes Moment fungieren

der Darm badet quasi Probleme aus, die ursprünglich gar nichts mit ihm zu tun haben. Die Summe aller Probleme kulminiert sozusagen im Darm!

Eventuell ist dieser letzte Faktor sogar der alles entscheidende, warum man die Ursache

für ein Reizdarmsyndrom gar nicht immer unbedingt im Darm selbst suchen sollte. Denn wie gesagt: Körper, autonomes Nervensystem und Psyche sind sehr komplex miteinander vernetzt. Ihr gemeinsames Schalten und Walten haben Konsequenzen für den Status des Immunsystems und natürlich auch den Zustand des Darms. Letzten Endes ist es fast immer eine ungünstige Kombination verschiedener, ebenso ungünstiger Zustände, die chronische Probleme am Darm auslöst. Am Anfang mag tatsächlich die Psyche bzw. mögen psychische Probleme gestanden haben. Aber es sind deren subtile Veränderungen im Organismus, die organische Problemfaktoren sozusagen „einladen“, Veränderungen im Immunsystem, an der Darmschleimhaut und im hormonell-biochemischen Gefüge des Organismus vorzunehmen!

Page 12: Das Reizdarmsyndrom · Beides sind Nervengifte, die Wirkung des Einen ist genau das Gegenteil von der Wirkung des Anderen. Das Tetanusgift erregt Nerven sehr stark:

Quellen:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3966170/

http://www.ibsfreedom.com/articles/cortisol/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11314746

http://cfwellness.com/chronic-neurotoxic-syndromes/

http://ratgeber-darmsanierung.de/reizdarmsyndrom-ursachen/reizdarm-durch-stress

http://www.gesundheitswerkstatt.de/gesundheitstipp/depressionen/depression.und.beschw

erden.im.verdauungstrakt.html

http://bellalindemann.com/gut-infection-hidden-cause-ibs/

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Das bin ich! Der „Darmversteher“…

Hallo! Ich bin der Darmversteher! Mein Name ist Andreas Ulmicher, Jahrgang 1970, Inhaber einer kleinen Naturheilpraxis in der hessischen Provinz. Ohne Labor, ohne Spritzen (das wird die Kinder freuen!), ohne großes technisches Equipment. Nur ich – und ein kleines Laptop zur Aufnahme von Patientendaten und Anamnese. Ja, außerdem bin ich noch Fachjournalist und ziemlich umtriebig, wenn es um das Erstellen von Artikeln und Büchern geht. Mein neuester „Streich“ ist das sozusagen gleichnamige Buch: „Der Darmversteher“, erschienen im VAK Verlag. Bei mir geht es an sich recht

gemütlich zu, vor allen Dingen in meiner Praxis. Ich bin kein Freund von strengen Gesundheitsvorschriften und Einheitsempfehlungen, was die Ernährung oder die Therapie angeht. Ich bin kein Dogmatiker und vor allen Dingen bekommt nicht jeder Mensch die gleiche Empfehlung, wie z.B. „essen Sie glutenfrei!“ Jeder Mensch ist (ein bisschen?) anders, auch wenn er bzw. sie ähnliche Symptome haben sollte. In der Beratung und in der Behandlung stehe ich eher für langfristige Machbarkeit ein. So oder so: mein/e Beruf(ung) ist die Gesundheit. Außer mit dem Darm beschäftige ich mich noch mit dem autonomen Nervensystem, mit Stoffwechselproblemen aller Art und nutze zu deren Therapie Ernährungsberatung, Einzel- und Komplexmittelhomöopathie, Homotoxikologie, Darmsanierung, Probiotik und – wo es nötig ist – Nahrungsergänzungen. Privat bin ich glücklich verheiratet, schreibe kreativ, mag kleine Cabrios mit unangemessen viel Hubraum, Italien im Allgemeinen und im Speziellen, mein E-Bike und Callisthenics für den sportlichen Ausgleich. Früher war ich auch mal kampfsportbegeistert, jedoch hat der Morbus Crohn bei mir dummerweise Spuren in Form einer Versteifung des Kreuzbein-Darmbeingelenks hinterlassen, weswegen ich jetzt nicht mehr aktiver Kampfsportler bin. Leider hinterlässt so eine chronische Krankheit, auch wenn sie sich nicht mehr anhand von Symptomen bemerkbar macht wie bei mir, ihre Spuren. Falls Ihnen mein kleines E-Book gefallen haben sollte, dann…reden Sie doch darüber!

…Oder möchten Sie sich vielleicht noch ein bisschen mehr auf meiner Seite umsehen?

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