dar dasht-workshop isfahan april 2014
DESCRIPTION
Dokumentation des Workshops der TU Wien trafen in Isfahan auf KollegInnen der Shahid Beheshti Universität Teheran und der Kunstuniversität Isfahan.TRANSCRIPT
Exkursion Iran .
Im Süden bauen
Der Videoclip zum Workshop: http://youtu.be/3Z9aaTgarV0
Dar Dasht Lorem Ipsum
2
Mehr als 50 begeisterte TeilnehmerInnen der TU Wien trafen in Isfahan auf KollegInnen der Shahid Beheshti Universität Teheran und der Kunstuniversität Isfahan, um gemeinsam in einem interdisziplinären Workshop Lösungen für einen der ältesten Stadtteile Isfahans im Sinne von „Nachhaltigkeit“ zu entwickeln.
1
Die Abteilung für Raumgestaltung und nachhaltiges Entwerfen der TU Wien, geleitet von Françoise-‐Hélène Jourda, organisiert seit 13 Jahren Exkursionen in den Süden, das Entwerfen unter dem Titel ,Im Süden Bauen’. Um den Kontakt mit anderen Universitäten zu intensivieren und um Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich mit anderen Kulturen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problemen auseinanderzusetzen und um Regionen mit anderen klimatischen und kulturellen Bedingungen zu erforschen. „Heuer wurde aufgrund der aktuell liberaleren Regierung der Iran gewählt“, so Feria Gharakhanzadeh vom Institut . Auf der Reiseroute standen neben Isfahan noch Kashan, Yazd, Abyaneh & Matin Abad. Die Wüstenstadt Isfahan liegt auf 1.550m Meereshöhe, 450 km von Teheran entfernt. Die ehemalige Hauptstadt des Iran, heute mit fast 1,8 Millionen Einwohnern drittgrößte Stadt des Landes ist wirtschaftlich und kulturell von großer Bedeutung. Viele ihrer atemberaubend prachtvollen Paläste und Moscheen zählen zum UNESCO-‐Weltkulturerbe. Wie viele Regionen in klimatisch heiklen Randgebieten ist auch Isfahan besonders von den Auswirkungen der globalen Klimaveränderung betroffen. Françoise-‐Hélène Jourda meint:
2
„Noch ist das Thema Nachhaltigkeit hier nicht in voller Tragweite bekannt und zu welchen Problemen mit Ressourcen, wie hier vor allem dem Wasser, aber auch der Energie oder dem Material der Klimawandel hier führen wird“. Mit dieser Kooperation soll ein Beitrag für eine ökologisch nachhaltige, sozial ausgewogene und ökonomisch zukunftsfähige Perspektive geliefert werden, die einen sensiblen Ausgleich zwischen traditionellen und progressiven Werten ermöglicht. Für die detaillierte Analyse wurde ein Problemgebiet namens „Dar Dasht“ gewählt, einer der ältesten Stadtteile im Herzen Isfahans, der über eine gewachsene Struktur verfügt. Die dort einst wunderschönen Lehmbauten und überdachten Basare sind baufällig und verslumt. Alle, die es sich leisten konnten, sind weggezogen. Die Stadt hat nun begonnen mit Hilfe des National Heritage Funds einige Gebäude zu revitalisieren. Künstler und traditionelle Handwerker werden von der Stadt bezahlt, um hier ihre Werkstätten einzurichten um damit zu einer Wiederbelebung des Viertels beizutragen und gleichzeitig die Handwerkstechniken zu erhalten. Die Studenten haben im Rahmen eines „Entwerfens“ mit der Analyse des Gebiets begonnen mit dem Ziel mögliche Ansätze und Strategien zur Rettung des vernachlässigten Viertels zu entwickeln.
Nachlese Workshop Isfahan 5. -‐ 12. April 2014
Studierende der TU Wien im Iran. Gelungene Kooperation mit iranischen KollegInnen.
Dar Dasht Lorem Ipsum
3
Isfahan Einwohner 1.547.000 (2005) | Wien: 1.741.246 (2012) Meereshöhe 1.590 m | Wien: ca. 200 m Fläche 280 km2 | Wien : ca. 415 km2 Einwohnerdichte 5525 Ew/km2 | Wien : 4196 Ew/km2 Isfahan war eines der wichtigsten urbanen Zentren des Iranischen Plateaus und hat über die Jahrhunderte der Urbanisierung viele Denkmäler bekommen, die heute zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Die Hauptstadt der Provinz Isfahan, befindet sich 420 km südlich von Teheran. [Vgl. URL 4-‐01] Durch ihre geographische Lage und gute Anbindung an die anderen Städte im Land war Isfahan die Residenzstadt mehrerer Dynastien. (Shani-‐Djungha-‐ni1989: 10)[Vgl. URL 4-‐02] Um 530 v. Chr. sollen sich Juden, welche der Perserkönig Kyros II aus babylonischer Gefangenschaft befreit hat auf der Suche nach einer neuen Heimat an der heutigen Stelle Isfahans niedergelassen haben. Sie gründeten Jahudiya, das heute Dschubare heißt und noch immer das jüdische Viertel der Stadt ist. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. kamen auch viele Christen in die Stadt. 643 n. Chr. wurde die Stadt durch die Araber erobert, welche bis 930 n. Chr. regierten und den Islam eingeführt haben. Unter der Buwayhiden Dynastie im 10.Jahrhundert erlangte die Stadt wieder ihre ursprüngliche Bedeutung zurück, bis sie schließlich im Jahre 1387 durch den türkisch mongolischen Feldherrn Timur Lenk erobert wurde, wobei ein großer Teil der Stadt zerstört wurde. [Vgl. URL 4-‐03] Unter der Herrschaft des Safawiden-‐Schahs im Abbas I. Im 16 Jhd. begann eine neue Blütezeit für Isfahan. Viele Prachtbauten und Parkanlagen gehen auf diese Zeit zurück. Die Stadt erlangte auch in der Welt ein hohes Ansehen. Im 18 . Jhd. wurde die Stadt zu großen Teilen durch sunnitische Afghanen zerstört und verlor an Bedeutung, außerdem wurde die Hauptstadt nach Teheran verlegt. Heute ist Isfahan die mit fast 1,8 Millionen Einwohnern drittgrößte Stadt des Iran und wirtschaftlich und kulturell von großer Bedeutung. [Vgl. URL 4-‐04]. Text: Zvjezdana Rebernjak
Nützliche Links:
http://whc.unesco.org/en/list/1397/documents
http://www.presstv.ir/detail/2012/06/30/248718/isfahan-‐friday-‐mosque-‐unesco-‐world-‐heritage-‐list/
Journal of American Science, 2012;8(1): http://www.americanscience.org
Urban spirit and heritage conservation problems: case study Isfahan city in Iran:
http://www.academia.edu/1314591/Urban_spirit_and_heritage_conservation_problems_case_study_Isfahan_city_in_Iran
Die Wüstenstadt Die globale Klimaerwärmung führt zu Wasser-‐ und Ressourcenknappheit. Nachhaltige Lösungen werden gesucht.
Dar Dasht Lorem Ipsum
4
Der für den Workshop ausgewählte Bauplatz liegt in dem Stadtteil Dar Dasht (früher auch bekannt unter Babol-‐Dasht), welcher für seine historischen Minarette, Friedhöfe und den Darb-‐e Imam Schrein bekannt ist. Dar Dasht war früher einer der wichtigsten jüdischen Stadtteile Isfahans. Die Freitagsmoschee ‚Jamee Moschee‘ und der Bazar zählen zu den elementarsten infrastrukturellen und sozialen Einrichtungen der traditionellen Stadt. Der Basar im Umfeld der Jame-‐Moschee war Bestandteil des alten Basars von Yahudiyeh. Die Gebäude sind aber neueren Datums. An der Westseite des Meydane Qiyam befindet sich der Obst-‐ und Gemüsebasar (Bazar-‐e Sabz oder Bazar-‐e Mive), der sogar freitags geöffnet ist. Bevor der Meydan-‐e Imam 1602 angelegt wurde, erstreckte sich der Alte Meydan (Meydan-‐ e Kohneh) vom westlichen Nordende des Qiyam-‐ Platzes in südwestlicher Richtung etwa 300 Meter bis zum Harun-‐e Velayant. Der damalige Platz war 100 m breit. Im jüdischen Jubareh-‐ Viertel, das östlich der Jame-‐Moschee liegt, gibt es noch einige aktive Synagogen wie die Kainse-‐ye Bozorg oder Große Synagoge, die Kanise-‐ye Molla Neysan und die Kainse-‐ye Molla Yaqob. [Vgl. Kerber, IRAN-‐ Islamischer Staat und jahrtausendalte Kultur, Berlin 2013, Seite 346] Der Obst-‐ und Gemüsebazar steht im Konflikt mit der dort vorherrschenden Infrastruktur. Er liegt an einer Hauptkreuzung der Stadt. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur wird der Wert dieser Stadtteile, trotz ihrer hervorragenden Lage, unterschätzt.
Es fehlen soziale Einrichtungen, eine adäquate Infrastruktur und die den heutigen Lebensbedingungen entsprechenden Wohnformen.
Die Aufgabenstellung
Der Fokus dieses Entwerfens liegt in der infrastrukturellen Weiterentwicklung der traditionellen urbanen Landschaft von Isfahan. Im Spannungsfeld der neuzeitlichen Planungen des letzten Jahrhunderts und der historisch gewachsenen Stadtstruktur werden die Ursachen für das Sterben der ehemals dicht belebten Viertel im ältesten Stadtteil von Isfahan untersucht. Es gilt trotz der vorhandenen Einschränkungen nach räumlichen Potenzialen zu suchen und deren Möglichkeiten, die in den Zwischenräumen des Städtischen latent vorhanden sind, weiter zu entwickeln. Die Ergebnisse sollten unter Berücksichtigung traditioneller Werte in den gegenwärtigen soziokulturellen Kontext transformiert und eingebettet werden.
Das Viertel ‚Dardasht‘ wurde unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht und es wurden erste Strategien entwickelt, wie das vernachlässigte Viertel wiederbelebt werden könnte.
Dar Dasht
Basar und Privathaus In revitalisierten Privathäusern werden Künstler angesiedelt, um das Viertel und das Kunsthandwerk wiederzubeleben.
Dar Dasht Lorem Ipsum
5
Ziel der thematischen Auseinandersetzung ist die Belebung der Nachbarschaft mit Hilfe infrastruktureller Maßnahmen wie dem Implementieren von neuen Wohnstrukturen, öffentlichen und sozialen Einrichtungen und der Entwicklung des öffentlichen Raumes. Der zu bearbeitende Maßstab spannt sich von der großräumlichen Neuorganisation des gesamten Viertels bis hin zu kleinräumlichen objekthaften Ansätzen und Eingriffen. Die Entwurfsaufgabe umfasst die Planung eines öffentlichen Gebäudes im zu entwickelnden öffentlichen Raum. Einen lebendigen Treffpunkt für junge und jung gebliebene Menschen aus verschiedenen Ländern, der wohnen, arbeiten und Gemeinschaft fördert. Neue Formen von Herbergen, Start-‐ups, Teehäuser, Caféterias und andere soziale Treffpunkte wie Märkte des täglichen Bedarfs werden gesucht. Die Ergebnisse sollen unter Berücksichtigung traditioneller Werte in den gegenwertigen soziokulturellen Kontext transformiert und eingebettet werden. In Teamarbeit soll ein Masterplan erstellt werden, die entwurfsrelevanten Parameter analysiert, die funktionelle und räumlichen Zuordnung in Verbindung mit dem geforderten Raumprogramm entwickelt werden. Ebenso sollen die klimatischen Verhältnisse berücksichtigt werden und mit geeigneten Materialien eine sensible Lösung in Bezug und Kontext mit einem Ressourcen schonenden Einsatz lokaler Materialien und Bautechnologien. Im Anschluss an den Workshop in Isfahan sollen die Ergebnisse bei der Nachbearbeitung in Wien zeichnerisch dargestellt werden, sowie Modelle in verschiedenen Maßstäben präsentiert werden.
Die Studierenden wurden in acht gemischte Gruppen geteilt, gemischt sowohl nach österreichischen und iranischen Studierenden als auch nach Frauen und Männern.
Zu diesen Themen wurden Studien und Analysen erstellt:
1.) Public Spaces
2.) Climate/Vegetation
3.) Rules
4.) Functions
5.) Social Conditions
6.) Materials/Construction
7.) Traffic
8.) Daily Services
Der Fokus dieses Entwerfens liegt in der infrastrukturellen Weiterentwicklung der traditionellen urbanen Landschaft von Isfahan.
Dar Dasht Lorem Ipsum
6
Die Arbeitsbereiche: Public Spaces -‐ Climate/Vegetation – Rules – Functions -‐ Social Conditions -‐ Materials/Construction – Traffic -‐ Daily Services
Die Studenten tauschten vorweg ihre in Wien und im Iran vorbereiteten Analysen aus, um diese vor Ort zu überprüfen und Informationen vor Ort zu sammeln, die über das Web und von Wien aus nicht zu sammeln waren. Es zeigte sich sehr schnell, dass manche der vorbereiteten Unterlagen nicht den Tatsachen entsprachen. Mit tatkräftiger Unterstützung der Iraner wurden diese via Telefon, Internet, in Diskussionen mit den Professoren und vor allem durch Erkundigung des Gebietes ergänzt und korrigiert. In den acht Arbeitsgruppen machte man sich fotografierend und diskutierend auf den Weg, um das großräumige Gebiet des Dar Dasht zu erkunden und zu vermessen. Die Offenheit der Bevölkerung verblüffte. Denn es gab freundliche Einladungen in die Privathäuser. Der Blick ins Innere macht auch vielen klar, dass der „öffentliche Raum“ hier eine völlige andere Bedeutung hat als bei uns. Das Leben spielt sich in Privatheit in den hermetisch abgeschirmten Innenhöfen ab. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Wien aufgearbeitet, Pläne gezeichnet und Modelle gebaut. Die Arbeit wird fortgesetzt. Die neuen österreichisch-‐iranischen Freundschaften werden via facebook und Email fortgeführt.
Die Teilnehmer: Reiseleitung: Feria GHARAKHANZADEH, Anton KOTTBAUER, Sonja LEITGEB
Institut: Françoise-‐ Hélène Jourda, Hannah Aufschnaiter, Franz Karner, Günter Pichler
Externe Teilnehmer: Brigitte Groihofer, Henriette Haller, Lisa Posch, Karin Raith
Mitarbeit: Afsaneh Soltani, Hossein Abbasimehr, Rouhi Taraneh, Khalaj Roshanak, Ansari Noori Saied
Workshop-‐Teilnehmer der TU Wien:
Wolfgang Fischer, Armagan Hayatbakhsh, Rafael Kopper, Katharina Kuchler, Anna Ladurner, Eva Manhart, Maximilian Ostermann, Antonella Pusic, Zvjezdana Rebernjak, Stefanie Schopf Verena Theil, Branka Bilic, Susanne Bozsing, Kamila Drsata, Sarah Ehlers, Alexander Garber, Vadim Ghiorghiu, Rupert Gruber, Valentin Hofer, Stephanie Köck, Paul Lieser, Lucas Mayerhofer, Rebecca Merlic, Olivera Milosevic, Marius Nickig, Laurent Perfler, Bettina Plainer, Matija Pleschko, Sandra Putz, Bernhard Redl, Bettina Schabus, Marie-‐Kristin Schamböck, Verena Scharf, Elisabeth Schneebauer, Viktoria Starzinger, Andreea Suteu, Shuruq Carlotta Tramontini, Martin Wuinovic, Robert Younger, Tomislav Zorica.
Dar Dasht Lorem Ipsum
7
Wichtig sind u.a. neue Verbindungs-‐ und Transportwege zwischen Dar Dasht und dem Hauptbasar, der Einsatz lokaler Baumaterialien, die Revitaliserung der Hofhäuser und das Ansiedeln von Handwerksbetrieben.
Dar Dasht Lorem Ipsum
8
Dar Dasht Lorem Ipsum
9
Marius: Besonders spannend und hilfreich fand ich bei der Zusammenarbeit mit den iranischen Kollegen die neue Sicht auf Denkweisen und Wertungen um diese besser zu verstehen. Das führte durchaus zu neuen Erkenntnissen
Shuruq: Wir hatten ja schon zwei Monate vorher Kontakt und haben das Projekt mit verschiedenen Analysen über die Straßen, die Vegetation usw. vorbereitet. Mit den Studenten in Isfahan haben wir diese Überlegungen wiederholt und überprüft. Vor Ort war dies alles viel realer. Wenn man plötzlich vor Ort über die Plätze läuft, die man vorher nur am Plan kannte, ist das schon ein gewaltiger Eindruck. Der Workshop hat wirklich geholfen.
Martin: Wir waren mit drei iranischen Studenten unterwegs, die richtig erfreut über die Auseinandersetzung und den Austausch waren. Wir konnten im Team mit den Iranern auffallend leicht Kontakt zur Bevölkerung bekommen und zu Leuten aus unterschiedlichen Milieus Informationen erhalten, die nicht Englisch sprechen. Es war ein sehr bereicherndes Erlebnis und wir werden auf alle Fälle über facebook und Emails in Kontakt bleiben.
Max: Ich war in der Gruppe, die das soziale Leben darstellen musste. Wir haben neue Eindrücke bekommen, wie öffentliche Plätze bespielt werden, wie das Leben, das Zusammenleben und die Kultur dort wirklich ablaufen. Das konnten wir uns von zu Hause aus in den Analysen nicht konkret vorstellen. Z.B. welche Handwerksbetriebe gibt es, was machen sie genau, welche Leerstände gibt es. Mit den iranischen Studenten wurden wir plötzlich in Häuser eingeladen und haben die Innenräume und Höfe gesehen.
Stefanie: Die Zusammenarbeit war sehr herzlich. Ich war in der Gruppe Material und Konstruktion. Am interessantesten war die Konfrontation der zwei Welten. Die Iraner haben ein komplett anderes Weltbild was die nachhaltige Architektur betrifft. Es wird teilweise auch Falsches an den Universitäten gelehrt und die Studenten sind nicht gewöhnt, Dinge zu hinterfragen. Die Aussage des Professors wird als einzig richtige Wahrheit angesehen und niemals angezweifelt. Wir waren ja in gemischten Gruppen, Frauen und Männer und mir ist aufgefallen, dass uns anfangs nur die Männer geantwortet haben, sie waren der dominante Part in der Gruppe. Erst als wir gezielt und bewusst auch die Frauen fragten, haben auch diese geantwortet. Das dürfte nicht üblich sein. Die Exkursion war ein Traum, eine Erfahrung fürs Leben. Ich bin sehr zufrieden.
Laurent: Sehr interessant und spannend eine andere Sicht auf die Architektur kennenzulernen. Wie Studenten aus anderen Kulturen Projekte angehen und wahrnehmen. Ich war in der Gruppe „Funktionen“. Es gab viele neue Erkenntnisse, die auch dadurch zustande kamen, weil die iranischen Studenten in ihrer Sprache fragen konnten, wie Dinge und Geschäfte funktionieren.
Work in progress....
To be continued...
Eindrücke der Studierenden
Dar Dasht Lorem Ipsum
10
1
Branka: Ich war in der Gruppe „Verkehr“. Unsere iranischen Kollegen waren sehr engagiert und haben sich da sehr gut ausgekannt. Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert. Wir haben auch eine Strategie zur Verbesserung gefunden. Es war eine sehr positive Erfahrung. Wir werden in Kontakt bleiben.
Anna: Ich war in der Gruppe „Daily Services“. Durch den Austausch mit den iranischen Kollegen haben wir herausgefunden, dass die Leute Lebensmittel und Dinge für den täglichen Gebrauch schon in den Basaren einkaufen. Kleidung und nicht alltägliche Dinge werden in Geschäften auf den Hauptstraßen eingekauft. Wir entdeckten auch einige wichtige Institutionen in unserer Forschungsregion, wie Orte zum Beten, Schulen, Treffpunkte. Das war sehr informativ und man hätte die Details nicht übers Internet herausfinden können. Der Trend im Moment ist für dieses Viertel ja eher, dass es ausstirbt. Ich denke, wenn man es schaffen würde, es wieder vom Hauptbasar aus zu erschließen, zu dem ja früher eine Verbindung existierte, die verloren ging, dann hätte eine Revitalisierung gute Chancen und würde die Gegend aufwerten. Wenn man die verfallenen Häuser wieder errichten würde, dann würden Menschen zuziehen und diese würden die nötige Frequenz bringen.
Robert und Vadim: Wir waren in der Gruppe Verkehr. Vadim hat die Fahrradkarte gemacht. Ehrlich gesagt, haben wir generell kein Fahrrad gesehen, zwar viele Autos, Pick-‐ups und Motorräder. Es wäre aber eine sinnvolle und logische Lösung, eine Infrastruktur für Fahrräder zu errichten, da diese viel besser für den Transport in den kleinen, schmalen Gassen geeignet wären. Das wäre auch aus Gründen der Luftverschmutzung sinnvoll, wo es in Isfahan, die 3.-‐4.-‐höchsten Werte weltweit gibt. Deshalb tragen auch so viele Leute einen Mundschutz.
Wir machten ein Konzept zur Wiederverbindung des großen und kleinen Basars, dazu zählt natürlich auch das Schaffen von neuen Transportwegen für Personen und Güter. Das hätte zur Folge, dass man dafür sehr viele Gebäude abreißen müsste, um Platz zu schaffen, was die iranischen Kollegen weniger stören würde als uns. Sie sind halt schon sehr autofixiert.
Andrea: Ich war in der Gruppe der „Social Conditions“. Wir haben uns die Kategorien der hier lebenden Menschen angesehen, ihr Alter und wo sie arbeiten. Die meisten Menschen hier sind eher älter und traditionell geprägt, im Gegensatz zu den Menschen im armenischen Viertel Djolfa, wo viele arbeiten, die im Dar-‐Dasht wohnen. Leute die Shops im Basar besitzen wohnen auch dort. In einem revitalisierten Gebäude im Dar-‐Dasht wurden traditionelle Handwerker angesiedelt, um hier zu arbeiten, was für den Iran sehr wichtig ist. Sie reisen oft ½ Stunde an. Das ist für die Belebung der Basars sehr wichtig. Wir werden mit der iranischen Kollegin aus Isfahan in Kontakt bleiben und vielleicht nächstes Jahr wieder herfahren. Sie hat uns in ihr Haus eingeladen.
2
Bernhard: Die Zusammenarbeit war sehr gut, wenngleich die Kommunikation auch kompliziert war aufgrund sprachlicher Probleme. Ich war in der Gruppe „Rules“ – gesetzliche informelle und formelle Vorgaben. Die iranischen Kollegen waren sehr hilfreich, sie konnten uns alles übersetzen. Sie waren selbst nicht immer informiert und haben sofort Professoren und Experten gefragt und waren rege am Telefonieren.
Eine Erkenntnis war auch, dass Architektur sehr unterschiedlich gelehrt wird, die Zugänge und Betreuungsverhältnisse auf der Kunstuni in Isfahan sind ganz anders. Auch die kulturellen und sozialen Unterschiede sind sehr groß, weshalb es für uns Europäer schwierig ist, in nur einer Woche die Zusammenhänge klar zu erkennen und auch schwer, den Studenten hier unsere Vorstellungen und Lösungen zu vermitteln. Ohne die Exkursion und den direkten Austausch mit den iranischen Kollegen wäre es nicht möglich gewesen, den Bau und Bauplatz von Wien aus zu beurteilen. Übers Internet sind weder die Topografie noch die Gebäudehöhen zu ermitteln.
Rafael: Ich war auch in der Klima und Vegetationsgruppe. Zwischenmenschlich war es total problemlos und offen. Die intensive Analysearbeit, die wir gewohnt sind, wird dort nicht so exzessiv gemacht. Wenn es eine Aufgabe gibt, dann hält man sich an diese Vorgabe. Wir wollten halt auch wissen, was wir dort machen können, was akzeptiert würde, ohne dass wir als ausländische Imperialisten daherkommen. Das war anfangs etwas schwierig, über das Fachgebiet hinaus Interessen auszutauschen, hat aber dann extrem gut funktioniert. Die iranischen Kollegen haben uns auch die nach Innen-‐Orientierung der Hofhäuser erklärt, deren Symmetrie, das Wasserbecken. Das Zusammensein mit den iranischen Kollegen war sicher einer der wertvollsten Tage insgesamt. Wir haben viele Emailadressen ausgetauscht und werden in Kontakt bleiben.
Dar Dasht Lorem Ipsum
11
Wir versuchen einen Marktplatz für Ideen, Werte und Fähigkeiten zu generieren, um zukünftigen Planern behilflich zu sein ihren Beitrag zu ökonomischer Vitalität, ökologischer Gesundheit und sozialer Gerechtigkeit zu leisten.
Warum sind Workshops in Form von Exkursionen wichtig?
Workshops vor Ort sind aus unterschiedlichen Gründen wichtig. Erstens bekommen die Studierenden hier Informationen, die sie übers Internet nicht bekommen können. Der wichtigste Grund ist aber, die Menschen hier kennen zu lernen, einen Zugang und ein Gefühl für ihre Kultur zu bekommen.
Ist das für die spätere Arbeit der angehenden Architekten auch wichtig?
Sogar sehr wichtig, denn Architekten arbeiten immer für die anderen.
Wir machen ein Krankenhaus, Wohnungen, immer für die anderen. Diese Anderen sprechen die gleiche Sprache, leben in Wohnungen, in der gleichen Stadt. Sie sind die Nutzer und sehen die Dinge anders. Diese Erfahrung hier im direkten Kontakt mit der Bevölkerung ist für die Studenten enorm wichtig.
Die Studenten waren verblüfft, als sie hier in die Parks gegangen sind und realisierten, dass die Bedeutung des öffentlichen Raums hier eine ganz andere ist als bei uns.
Das ist eine andere Position als in Europa, wo das Treffpunkte sind, in denen Menschen einen Teil ihrer Zeit verbringen. Für die Iraner sind öffentliche Räume nicht so wichtig, die Parks sind mehr dazu da, um frische Luft zu erzeugen.
Auch ein Radweg durch den Basar wurde vorgeschlagen, obwohl hier niemand mit dem Rad fährt.
Diese kleinen Details sind sehr wichtig für Leute, die diese Kultur nicht teilen. Es ist eine wichtige Erfahrung das Anderssein zu erkennen. Aufzupassen und zu verstehen, dass die Leute im Iran zu anderen Lösungen, anderen Raumnutzungen kommen werden, als wir uns das vorstellen.
Eine Studentin meinte auch, dass der Begriff Nachhaltigkeit hier noch nicht verstanden wird.
Sie kennen und verstehen das Thema noch nicht in seiner voller Tragweite. Sie wissen zwar, dass es einen Klimawandel gibt, doch welche Auswirkungen das haben wird, zu welchen Problemen mit den Ressourcen, wie hier vor allem dem Wasser, aber auch Energie oder Material er führt, können sie noch nicht einschätzen. Manche Studierende kennen die Probleme, sie wollen sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen und etwas für ihr Land tun. Einige haben mich gefragt, ob sie ein Doktorat zu diesem Thema bei mir machen können. Unser vehementes Engagement für das Thema Nachhaltigkeit bringt auch die Studierenden und Professoren hier zum Nachdenken.
Françoise-‐Hélène Jourda
Dokum
entationsbooklet zusammengestellt von Brigitte G
roihofer. Fotografien von Brigitte G
roihofer, April 2014. www.groihofer.at