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31 Jahresbericht 2017/18 Kontakt Caroline Tschirpke • Telefon +49 36601 9301-5015 • [email protected] 1 Schematische Darstellung der idealen Prozesskette bei der Ver- wendung beschichteter Pulver. 2 FE-REM-Aufnahme von ZrO 2 - beschichteten Al 2 O 3 -Partikeln vor der Kalzinierung (Bild: Friedrich- Schiller-Universität Jena, OSIM, Lehrstuhl für Materialwissen- schaft). Zirkoniumdioxid verstärkte Aluminiumoxidkeramiken (ZTA) be- sitzen eine Vielzahl exzellenter Materialeigenschaften. Sie neigen beispielsweise weniger als reine Zirkoniumdioxidkeramiken zur hydrothermalen Degradation und sind somit sehr gut für medi- zinische Anwendungen geeignet. Darüber hinaus werden höhere Festigkeiten als bei unverstärkten Aluminiumoxidkeramiken erreicht. Zudem sind sie preiswerter herzustellen. Der entschei- dendste Einflussfaktor auf die späteren mechanischen Eigen- schaften von solchen Mischoxidkeramiken ist allerdings die Verteilung der einzelnen Phasen. Die Arbeiten im Rahmen des Wachstumskerns »pades – Partikeldesign Thüringen« fokus- sierten daher auf die Entwicklung von ZTA-Keramiken mit einer homogeneren Phasenverteilung (bei vergleichbarer Korngröße und Materialdichte), um möglichst größere Festigkeiten und Härten zu erreichen. Bei der nasschemischen Beschichtung von Partikeln kommt zum einen die Methode der heterogenen Koagulation von verschiede- nen festen Partikeln durch Variation der Oberflächenladungen und zum anderen die Ummantelung eines festen Partikelkerns mit einer flüssigen Zweitphase (Flüssigphasenbeschichtung) zum Einsatz. Im Rahmen des vorgestellten Projekts wurde letzteres Verfahren genutzt. Dabei wurde zunächst der kommerziell ver- fügbare pulverförmige Rohstoff Aluminiumoxid (Al 2 O 3 ) nass- chemisch mit der Zweitphase Zirkoniumdioxid (ZrO 2 ) beschichtet. Neben Kleinstmengen (< 100 g) – hergestellt in einem Rotations- verdampfer – sind auch größere Mengen im Drehrohrofen pro- duzierbar. Die auf einem Aluminiumoxidpulver erzeugte Partikel- beschichtung (Core-Shell) zeigt bereits die gleichmäßige Ver- teilung der Zweitphase (Bild 2). Im Anschluss wurde das Material vorwiegend durch uniaxiales Pressen weiterverarbeitet. Die so hergestellten Keramiken weisen nach dem Sinterprozess, ver- glichen mit konventionell produzierten Keramiken aus kom- merziellen Rohstoffen, eine bis zu 20 % geringere Korngröße und eine homogenere Phasenverteilung auf. Die entwickelte Technologie zur Verfeinerung des Materialgefüges (Bild 1) ist vergleichsweise kostengünstig und großtechnisch nutzbar sowie einfach auf weitere Materialklassen übertragbar. Leistungs- und Kooperationsangebot - Werkstoffsynthese und -entwicklung auf Basis kommerziell verfügbarer Rohstoffe und Werkstoffneuentwicklungen: dichte ein- und mehrphasige Oxidkeramiken auf Basis von Sinterkorund (Al 2 O 3 ), Spinell (MgO·Al 2 O 3 ), Zirkoniumdioxid (ZrO 2 ) oder andere Oxide (Y 2 O 3 , Y 3 Al 5 O 12 , etc.), Dispersions- gefüge oder Werkstoffverbunde - Werkstoffspezifische Formgebung und Entwicklung von prototypischen Bauteilen und Pilotserien - Begleitende Charakterisierung und Analyse - Beratung zu werkstoff-, konstruktions- und einsatzspezifi- schen Fragestellungen M. Sc. Caroline Tschirpke, Dr. Uwe Reichel, M. Sc. Kerstin Simon 2 1 CORE-SHELL-BESCHICHTUNG FÜR HÖHERE HÄRTE UND FESTIGKEITEN BEI ZTA-KERAMIKEN WERKSTOFFE UND VERFAHREN 200 nm Heterogen Ummantelte Schlickerguss Formgebung Pressen Grünkörper Sinterung Sinterkörper Partikel koagulierte Partikel

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31Jahresbericht 2017/18 Kontakt Caroline Tschirpke • Telefon +49 36601 9301-5015 • [email protected]

1 Schematische Darstellung der

idealen Prozesskette bei der Ver-

wendung beschichteter Pulver.

2 FE-REM-Aufnahme von ZrO2-

beschichteten Al2O3-Partikeln vor

der Kalzinierung (Bild: Friedrich-

Schiller-Universität Jena, OSIM,

Lehrstuhl für Materialwissen-

schaft).

Zirkoniumdioxid verstärkte Aluminiumoxidkeramiken (ZTA) be-

sitzen eine Vielzahl exzellenter Materialeigenschaften. Sie neigen

beispielsweise weniger als reine Zirkoniumdioxidkeramiken zur

hydrothermalen Degradation und sind somit sehr gut für medi-

zinische Anwendungen geeignet. Darüber hinaus werden höhere

Festigkeiten als bei unverstärkten Aluminiumoxidkeramiken

erreicht. Zudem sind sie preiswerter herzustellen. Der entschei-

dendste Einflussfaktor auf die späteren mechanischen Eigen-

schaften von solchen Mischoxidkeramiken ist allerdings die

Verteilung der einzelnen Phasen. Die Arbeiten im Rahmen des

Wachstumskerns »pades – Partikeldesign Thüringen« fokus-

sierten daher auf die Entwicklung von ZTA-Keramiken mit einer

homogeneren Phasenverteilung (bei vergleichbarer Korngröße

und Materialdichte), um möglichst größere Festigkeiten und

Härten zu erreichen.

Bei der nasschemischen Beschichtung von Partikeln kommt zum

einen die Methode der heterogenen Koagulation von verschiede-

nen festen Partikeln durch Variation der Oberflächenladungen

und zum anderen die Ummantelung eines festen Partikelkerns

mit einer flüssigen Zweitphase (Flüssigphasenbeschichtung) zum

Einsatz. Im Rahmen des vorgestellten Projekts wurde letzteres

Verfahren genutzt. Dabei wurde zunächst der kommerziell ver-

fügbare pulverförmige Rohstoff Aluminiumoxid (Al2O3) nass-

chemisch mit der Zweitphase Zirkoniumdioxid (ZrO2) beschichtet.

Neben Kleinstmengen (< 100 g) – hergestellt in einem Rotations-

verdampfer – sind auch größere Mengen im Drehrohrofen pro-

duzierbar. Die auf einem Aluminiumoxidpulver erzeugte Partikel-

beschichtung (Core-Shell) zeigt bereits die gleichmäßige Ver-

teilung der Zweitphase (Bild 2). Im Anschluss wurde das Material

vorwiegend durch uniaxiales Pressen weiterverarbeitet. Die so

hergestellten Keramiken weisen nach dem Sinterprozess, ver-

glichen mit konventionell produzierten Keramiken aus kom-

merziellen Rohstoffen, eine bis zu 20 % geringere Korngröße

und eine homogenere Phasenverteilung auf. Die entwickelte

Technologie zur Verfeinerung des Materialgefüges (Bild 1) ist

vergleichsweise kostengünstig und großtechnisch nutzbar sowie

einfach auf weitere Materialklassen übertragbar.

Leistungs- und Kooperationsangebot

- Werkstoffsynthese und -entwicklung auf Basis kommerziell

verfügbarer Rohstoffe und Werkstoffneuentwicklungen:

dichte ein- und mehrphasige Oxidkeramiken auf Basis von

Sinterkorund (Al2O3), Spinell (MgO·Al2O3), Zirkoniumdioxid

(ZrO2) oder andere Oxide (Y2O3, Y3Al5O12, etc.), Dispersions-

gefüge oder Werkstoffverbunde

- Werkstoffspezifische Formgebung und Entwicklung von

prototypischen Bauteilen und Pilotserien

- Begleitende Charakterisierung und Analyse

- Beratung zu werkstoff-, konstruktions- und einsatzspezifi-

schen Fragestellungen

M. Sc. Carol ine Tschirpke, Dr. Uwe Reichel , M. Sc. Kerst in S imon

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CORE-SHELL-BESCHICHTUNG FÜR HÖHERE HÄRTE UND FESTIGKEITEN BEI ZTA-KERAMIKEN

W E R K S T O F F E U N D V E R F A H R E N

200 nm

Heterogen

Ummantelte

Schlickerguss

Formgebung

PressenGrünkörper

Sinterung

Sinterkörper

Partikel

koagulierte Partikel