centrul pentru formarea continua in limba germana - zett .... asociaþia cfclg/zfl verein. aufgabe...

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9 Zett 31/2016 Zett Gesetz Gesetzliche Bestimmungen für die schulische Elternarbeit Eltern die dauernd um ihren Nachwuchs kreisen... Pro und Kontra Festvortrag beim 25. Sachsentreffen in Mediasch am 19.09.2015 Zeitschrift des Zentrums für Lehrerfortbildung S.4 S.11 S.18 Elternarbeit

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Page 1: Centrul pentru Formarea Continua in Limba Germana - Zett .... Asociaþia CFCLG/ZFL Verein. Aufgabe des CFCLG/ZFL-Vereins („Asociaþia CFCLG/ZFL“) ist die Unter- stützung der Tätigkeiten

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Zett 31/2016Zett

GesetzGesetzliche Bestimmungen für dieschulische Elternarbeit

Elterndie dauernd um ihren Nachwuchskreisen... Pro und Kontra

Festvortragbeim 25. Sachsentreffen in Mediascham 19.09.2015

Z e i t s c h r i f td e s

Z e n t r u m s f ü rL e h r e r f o r t b i l d u n g

S.4 S.11 S.18

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Zett 31/2016

CFCLG funcþioneazã în subordinea Minis-

terului Educaþiei Naþionale ºi are ca domeniu

de activitate perfecþionarea pe plan naþional a

personalului didactic care predã în limba germanã

- de la grãdiniþã pânã la liceu - ºi a profesorilor

de limba germanã ca limbã modernã. Revista se

adreseazã acestor categorii de cadre didactice. Ea

apare de douã ori pe an ºi se editeazã în limba

germanã. Unele informaþii se publicã în limba

românã (pag. 2).

Adrese ale CFCLG:

- sediul: P-þa Regele Ferdinand nr. 25,

551002 Mediaº

tel./fax: 0269-831724

- biroul de la Sibiu: str. Turismului nr. 15

(în Casa Corpului Didactic), 550020 Sibiu

tel./fax: 0269-214154

- filiala Timiºoara: str. I. Nemoianu nr. 5

(la internatul Lic. T. „N. Lenau“),

300011 Timiºoara

tel.: 0725-931279

www.zfl.ro

[email protected]

Revista „Zett“ („Die ZfL des ZfL“) este editatã

de Centrul pentru Formarea Continuã în Limba

Germanã (CFCLG), cu sediul în Casa Schuller

din Mediaº, judeþul Sibiu (în imagine).

2

Numãrul actual al revistei CFCLG

Anmeldungen für Veranstal-tungen des ZfL unter

w w w. z f l . r o

Zett 31/2016

Asociaþia CFCLG/ZFL VereinAufgabe des CFCLG/ZFL-Vereins

(„Asociaþia CFCLG/ZFL“) ist die Unter-

stützung der Tätigkeiten des Zentrums für

Lehrerfortbildung in deutscher Sprache

(ZfL) und der Lehrkräfte zwecks Quali-

tätssicherung und Qualitätssteigerung im

deutschsprachigen Unterricht in Rumäni-

en.

Der Verein unterstützt Fortbildungs-

veranstaltungen des ZfL, die Förderung

eines modernen, realitätsbezogenen Un-

terrichts, die Arbeit deutschsprachiger

Lehrkräfte, die Ausstattung von Räumen

zu didaktischen Zwecken, die Zusammen-

arbeit des ZfL mit anderen Einrichtun-

gen im Bereich der Fortbildung, die För-

derung lebenslangen Lernens zunutzen

der Zivilgesellschaft.

Der Leitungsrat tagt grundsätzlich in den

Monaten August, November und Juni.

Die Vollversammlung wird im April ein-

berufen.

Leistungen für Mitglieder

Mitglieder des CFCLG/ZFL-Vereins er-

halten das Programmheft des ZfL und

die Zett an ihre Privatadresse geliefert.

www.zfl.ro/verein

E-mail: [email protected]

Postanschrift

Centrul pentru Formarea Continuã în

Limba Germanã

Asociaþia CFCLG/ZFL

str. Turismului 15

RO-550020 Sibiu

Tel./Fax: 0040-269-214154

Vereinsmitglieder

Bottesch Martin

Câmpean Liliana

Creþulescu Radu

Goºa Marius

Hermann Adriana

Mihaiu Tita

Wir danken für Spenden

im Jahr 2015:

Hermann Adriana - 505 Lei

Mihaiu Tita - 1890 Lei

Rampelt Maria - 500 Lei

Konto

Asociaþia CFCLG/ZFL

Banca Comercialã Românã S.A.

Sucursala Nicolae Bãlcescu Sibiu

IBAN:

RO27RNCB0232141764510001

SWIFT: RNCBROBU

Tema ediþiei de faþã este colaborarea ºcolii

respectiv a dascãlilor cu pãrinþii elevilor.

Revista cuprinde texte referitoare la

cadrul legal din România, la reguli generale

de comunicare cu pãrinþii, chestionare

realizate în grãdiniþe ºi ºcoli, dar ºi reflecþii

vizavi de interferenþele de roluri ale unor

persoane care sunt în acelaºi timp dascãli

ºi pãrinþi.

Un text amplu redã prelegerea þinutã

la Întâlnirea saºilor transilvãneni la Me-

diaº în 19.09.2015 de cãtre Thomas

ªindilariu, arhivar în Braºov. Se regãsesc

aici aspecte ale istoriei ºcolilor saºilor

precum ºi aspecte ale unitãþilor de

învãþãmânt cu predare în limba germanã

din zilele noastre, ce duc mai departe

tradiþia celor sãseºti sau a altor regiuni

populate de grupuri vorbitoare de limba

germanã, ºcoli apreciate de pãrinþii români

pentru calitatea educaþiei ºi culturii

„nemþeºti“, de care pot profita copiii lor.

Aceste ºcoli se confruntã de mai mulþi

ani cu lipsa cadrelor didactice vorbitoare

de limba germanã.

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Das Schwerpunktthema dieser Nummer:

Elternarbeit

StellenausschreibungTemeswar

Für die Zweigstelle Temeswar des Zentrums für

Lehrerfortbildung in deutscher Sprache wird ab

dem 1. September für ein Jahr die Stelle eines

Seminarleiters ausgeschrieben. Voraussetzungen:

Deutschlehrerausbildung, 2. Grad, Unterrichts-

praxis in Rumänien.

Bewerbungen mit Motivationsschreiben,

Studiendiplom und Lebenslauf können bis 1. Mai

per Mail, [email protected],

oder per Post an das ZfL geschickt werden:

Centrul pentru Formarea Continuã în Limba

Germanã, CFCLG/ZfL

Piaþa Regele Ferdinand 25

RO-551002 Mediaº

„Die acht Rollen von Eltern“ betiteltGabriele Krichbaum ihren Text in derZeitschrift Grundschule 10/1998. Vielhat sich in der Landschaft der Mütter undVäter seitdem nicht geändert - vielleichtgibt es inzwischen einige neue Tenden-zen und Bezeichnungen für das Eltern-verhalten mehr, z. B. „Helikoptereltern“.

In ihrer Rolle als Mitwirkende brau-chen Eltern Information, um sich an Ent-scheidungen beteiligen zu können. AlsHelfer, Sponsoren und Organisatorenunterstützen Eltern das Schulleben. Siesind gleichberechtigte Partner der Schu-le und haben eventuell Vorstellungen überErziehungsideale, die von denen der Lehr-

personen abweichen. Sie sind Hilfsleh-rer, wenn sie ihre Kinder bei den Haus-aufgaben betreuen. Sie sind Kunden derSchule, liefern Kinder ab und entwickelnAnsprüche betreffend Arbeitsweise undErgebnis. Eltern sind aber auch Egoisten,sie interessieren sich lediglich für ihr ei-genes Kind und weniger für die Klassen-gemeinschaft. Sie sind Gegner, kontrol-lieren, kritisieren, beurteilen und mischensich ein. Schließlich gibt es auch die El-tern, die die Rolle der Abwesenden über-nommen haben: „Die es am nötigstenhätten, sind wieder einmal nicht da.“ Dashaben sicher viele Lehrerinnen und Leh-rer schon behauptet.

Lehrerrollen werden im er-wähnten Beitrag nichtthematisiert - doch jederLehrer weiß, es gibt vieledavon. Die Frage danachstellt sich in Zusammenhangmit der Elternarbeit schon.Welche Rollen übernehmenLehrer Eltern gegenüber?Eines steht fest: Sie dürfensich nicht für eine einzigeRolle entscheiden, sondernmüssen abwägen, welche ge-rade passt. Sie stellen näm-lich in der Gleichung Leh-rer-Eltern die Stärkeren dar,die Professionellen, die qua-lifiziert sind, sich weiterbil-den können und für Niveauauch in der Elternarbeit zu-ständig sind.

Laut Krichbaum kön-nen Lehrer nicht allein da-für verantwortlich sein, dasseine vertrauensvolle Zusam-

menarbeit mit Eltern zustande kommt.Eltern müssen ebenso Bereitschaft dazumitbringen.

Der Aufwand für die Lehrerin mussim Verhältnis zur Wirkung stehen, sagtKrichbaum, und das alles geschieht nichtvon selbst, sondern muss geduldig aufge-baut werden, wobei die ersten Begegnun-gen entscheidend sind.

Was Gesetz ist, was Lehrer bewegt,was wichtig wäre, um einen klaren Rah-men für die Elternarbeit zu gewährlei-sten, welche weiterführende Literatur inunserer Bibliothek zur Verfügung stehtu. a. m. lesen Sie in den Beiträgen dieserAusgabe.

Die Zett 31 bringt außerdem dieSchriftfassung des Festvortrags beim 25.Sachsentreffen in Mediasch am19.09.2015, ein Treffen, das unter demMotto „Bildung“ stand. Der Vortrag wid-met sich teils der siebenbürgischenSchulgeschichte, teils aktuellen Themen,die deutschsprachige Schulen in Rumäni-en betreffen.

Adriana Hermann

LiteraturnachweisKrichbaum, Gabriele - Die acht Rollen vonEltern. In Grundschule 10/1998, S. 8-10

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Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für

die Elternarbeit im rumänischen Unter-

richtswesen finden sich größtenteils im

Unterrichtsgesetz (Legea Educaþiei

Naþionale Nr. 1/2011 cu completãrile

ºi modificãrile ulterioare), in der Schul-

ordnung (Regulamentul de organizare

ºi funcþionare a unitãþilor de învãþã-

mânt preuniversitar - OMEN Nr.

5115/2014), sowie im Ministererlass, der

die Tätigkeit des Klassenlehrers regelt

(OMECI Nr. 5132/2009 - Prevederile

metodologice privind organizarea ºi

desfãºurarea activitãþilor specifice

funcþiei de diriginte).

Im Unterrichtsgesetz sind allgemeineVorgaben für die Zusammenarbeit zwi-schen schulischen Einrichtungen und ge-setzlichen Vertretern der Kinder (meistdie Eltern) formuliert. Unter anderem isthier das Recht festgehalten, mit Eltern inder Unterrichtssprache zu kommunizie-ren - was in unserem Fall bedeutet, dassdeutschsprachigen Eltern auch offizielleSchreiben in deutscher Sprache zugestelltwerden können. Außerdem wird auchBezug auf das Mitbestimmungsrecht imFalle der Wahlfächer oder der Teilnahmeam Religionsunterricht genommen.

In der Schulordnung beziehen sichmehrere Kapitel detailliert auf die Zu-sammenarbeit zwischen Schule und El-tern. Rechte und Pflichten der Eltern, El-ternvertretungen auf Klassen- und Schul-ebene werden hier behandelt. Von Inter-esse könnten diesbezüglich Regelungensein, die besagen, dass:- Eltern nur Informationen über das ei-gene Kind anfordern können;- sie die Schule nur in bestimmten, vomGesetz vorgesehenen Situationen betre-ten dürfen;- im Falle eines Konflikts zwischen El-tern und Schule/Lehrern Beschwerden

in hierarchischer Reihenfolge (Schul-leitung, Schulinspektorat, Ministerium)eingereicht werden müssen;- Eltern die Verpflichtung haben, mo-natlich den Klassenlehrer zu kontaktie-ren;- sie für materielle Schäden, die ihre Kin-der verursacht haben, haftbar gemachtwerden können.

Desgleichen ist Eltern jedwelcheForm physischer, psychischer und ver-baler Aggression untersagt.

Als gesetzlich vorgesehene Elternver-

tretungen gibt es die Generalversamm-

lung der Eltern (alle Eltern der Klasse/

Gruppe), den Elternbeirat der Klasse

(comitetul de pãrinþi) sowie den Schul-

Elternbeirat (consiliul reprezentativ al

pãrinþilor) bzw. den Elternverein

(asociaþia pãrinþilor). Als Klassenlehrerarbeitet man zumeist mit den ersten bei-den zusammen und sollte daher auch for-melle Vorgaben, die diese betreffen, be-achten. Details liefern die Artikel 246-251der Schulordnung. Dass Elternbespre-chungen mindestens ein Mal pro Seme-ster stattfinden müssen, ist gewiss denmeisten Lehrenden bekannt. Gültige Be-schlüsse können gefasst werden, wenn dieMehrheit der Anwesenden (mind. 50 %+ 1) dafür stimmt, vorausgesetzt, dassmindestens 50% + 1 der Schüler durchVater oder Mutter vertreten sind. Des-gleichen ist es sicherlich kein Novum, dassErziehern/Lehrern und Schülern das Ein-sammeln von Geldbeträgen für den sogenannten Klassen- oder Schulfond un-tersagt ist.

Im 2009 erschienenen Ministererlass,der sich auf die Tätigkeit der Klassen-lehrer bezieht, wurde vorgesehen, dass je-der Klassenlehrer mindestens eine Stun-de/Woche eine Elternsprechstunde anset-zen muss. Auf diese Weise will man ei-nen Rahmen schaffen, der eine Möglich-

keit persönlicher Eltern- und Erziehungs-beratung bietet und die Kommunikationzwischen Klassenlehrer und Eltern ver-bessert.

Dass Regelwerke dieser Art denSchulalltag und die Zusammenarbeit mitEltern in gewisse, vom Gesetzgeber ge-wünschte Bahnen lenken, ist natürlich ein-leuchtend. Darüber jedoch, wie konkreteSituationen mit unzufriedenen, enttäusch-ten, frustrierten, wütenden oder unsiche-ren Eltern gemeistert oder gar vermie-den werden können, sagen sie nichts aus.Dass es dafür keine Patentrezepte gibt,davon können Erzieher und Lehrer mitvielen Dienstjahren ein Lied singen. DerFrust im Umgang mit Eltern hat sicher-lich schon viele junge Menschen aus demUnterrichtswesen getrieben - wer aller-dings die Geduld aufgebracht hat, umauch in diesem Bereich Erfahrungen zusammeln, kann sicher auch diesen Bereichdes Schulalltags meistern.

GesetzGesetzliche Bestimmungenfür die schulische Elternarbeit

von Monika Hay, Schulinspektorat Hermannstadt

Öffnungszeitender DLW

(Deutsch-Lernwerkstatt)

Montag, 12.30-14.30UhrDienstag, 13-15 Uhr

Die Bücherlisten können aufwww.zfl.ro eingesehen werden.

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KigaDer Spracherwerb in „deutschsprachigen“Kindergartengruppen

Ergebnisse einer Elternbefragung

Die Bildung der ElternDie deutsche Sprache und Kultur habeneinen hohen Stellenwert in Rumänien, sodass angenommen werden kann, dass vorallem Akademiker ihre Kinder in deut-sche Abteilungen schicken. Doch gab nurdie Hälfte der befragten Eltern (n = 69)an, über einen Hochschulabschluss zu ver-fügen. Somit kann nicht mehr davon aus-gegangen werden, dass sich die deutscheAbteilung nur an die Elite wendet, sie istvielmehr für ein breites Publikum attrak-tiv geworden. Es hat auch positiv über-rascht, dass fast die Hälfte der Elternangegeben hat, Deutschkenntnisse zubesitzen. Jedoch schätzten die meistenbefragten Eltern ihre Kenntnisse als mit-telmäßig bis schlecht ein. Wenige Eltern(n = 9) gaben an, eine Schule mit deut-scher Unterrichtssprache besucht zu ha-ben. Die meisten erwarben Deutschkennt-

Immer mehr Eltern möchten ihren Kindern schon ab dem Kindergarten die Möglichkeit gewähren, eine fremdeSprache zu erlernen. Dem Kindergarten mit deutscher Abteilung in Rumänien kommt dabei eine wichtige aber beiweitem keine leichte Rolle zu - er muss den hohen Anforderungen bezüglich der Vermittlung der deutschenSprache an einsprachig rumänische Kinder gerecht werden. Die vorliegende Untersuchung aus dem Jahr 2013 indrei Hermannstädter Kindergärten verfolgte das Ziel, durch eine Umfrage (58 Fragebögen wurden jeweils vonMutter und Vater ausgefüllt.) Informationen zum Sprachverhalten der Kinder im häuslichen Umfeld zu bekommensowie den Kindergartenunterricht in deutscher Sprache durch rumänische Eltern (n1=116; 58 Fragebogen mal jezwei Elternteile) beurteilen zu lassen. Die Rolle der Einstellung der Eltern zum Spracherwerb wird in der Fachli-teratur wenig thematisiert. Jedoch halten manche Studien Fortschritte fest: wenn die Eltern in schulische undsprachliche Aktivitäten der Kinder (Lesen, Hausaufgaben, Klassenraumgestaltung) einbezogen wurden, selbstwenn die Eltern der Unterrichtssprache nicht mächtig waren.2 Somit gelten auch Eltern, neben dem Kindergarten,als wichtige Förderer beim Erlernen der deutschen Sprache.

nisse im schulischen Fremdsprachen-unterricht, in Sprachkursen oder währendArbeitsaufenthalten in Deutschland.

Die deutsche Sprache in der FamilieDie Eltern sprechen mit den Kindern zuHause hauptsächlich Rumänisch. Über-raschend war, dass keiner von den be-fragten Vätern angab, Deutsch mit demeigenen Kind zu sprechen, obwohl (n =25) Väter über Deutschkenntnisse ver-fügen. Nur zwei Mütter sprachen aus-schließlich Deutsch mit dem Kind, ande-re (n = 9) Mütter gaben an, gelegentlichneben Rumänisch auch Deutsch zu ver-wenden. Das lässt schlussfolgern, dass El-tern passive Kenntnisse besitzen, ihr ak-tives Wissen jedoch in Alltagssituationennicht anwendbar ist.

Aufgrund der Angaben in den Frage-bogen lässt sich zusammenfassen, dass

nur ein Kind beim Kindergarteneintrittüber muttersprachliche und ein anderesKind über aktive Deutschkenntnisse ver-fügte. Weitere (n = 11) Kinder hatten Er-fahrungen mit der deutschen Sprache ge-macht, allerdings brachte die überwiegen-de Mehrheit der Kinder (n = 45; sieheAbb. 1) keinerlei Deutschkenntnisse mit.Laut Angaben der Eltern weisen die Kin-der auch nach mehreren Jahren Kinder-garten nur mäßige Fortschritte in der deut-schen Sprache auf. Die Veränderung kannman als gering einstufen, zumal bei derEinschulung muttersprachliche Kompe-tenzen erwartet werden.

Festzuhalten ist, dass bis zum Endeder Kindergartenzeit das Hörverstehendem Sprechen weit voraus ist, d. h. dassdie Fähigkeit der Kinder, zu verstehen,was sie auf Deutsch hören, weiter ent-wickelt ist als ihre Fähigkeit, selbst Sätze

Abb. 1: Sprachkompetenz der Kinder,so wie sie von den Eltern nach einemJahr Kindergartenbesuch wahrgenom-

men wurde

von Eugenia Keresztes, Goga-Lyzeum, Hermannstadt

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auf Deutsch zu formulieren. Die Sprach-produktion ist nach drei Jahren Kinder-garten noch rudimentär und die Kindersprechen untereinander kein Deutsch.Das liegt mit Sicherheit unter anderemauch daran, dass es an konkreten Anläs-sen fehlt, Deutsch zu sprechen.

Die Eltern wurden gebeten, einige An-gaben zum Sprachverhalten ihrer Kinderzu Hause zu machen. Es wurde speziellnach der Häufigkeit der Verwendung vonLiedern und Reimen in der Zweitsprachesowie nach dem Anteil der deutschenSprache im häuslichen Umfeld gefragt.

Einige, der sich aus dieser Frage ergeben-den Antworten, fielen überraschend aus.So sangen die Kinder zu Hause bereitsnach einigen Wochen Kindergartenbesuchbesonders gerne Lieder in deutscher Spra-che.

Abb. 2: Sprachverhalten der Kinder zu Hause

Die Kinder sprechen zu Hause in derRegel Rumänisch und bringen zu unter-schiedlichen Anteilen und in unterschied-licher Häufigkeit einzelne Elemente derdeutschen Sprache in die Kommunikati-on ein (siehe Abb. 2). Dies stellt eine völ-lig normale Sprachverteilung dar, da dierumänische Sprache von den Kindern inder Regel als Erstsprache erworben wor-den ist und Rumänisch im rumänischenUmfeld auch ihre „starke“ Sprache ist.Von den Antworten der Eltern kann ab-geleitet werden, dass die Kindergärtnerin-nen in ihren Gruppen gute Arbeit leisten,da die Vermittlung von Liedern und Rei-men in deutscher Sprache ein wichtigerBestandteil des Spracherwerbs ist.

Sonstige Sprachkontakte des KindesEs ist überraschend, wie viele Kinderauch außerhalb des Kindergartens zurdeutschen Sprache Kontakt haben. VieleEltern kaufen Materialien in einer Spra-che, die sie selbst nicht verstehen und ih-ren Kindern selbst nicht vermitteln kön-nen. Fast die Hälfte der Eltern (n = 30)gaben an, CDs, DVDs und PC-Spiele zubesitzen, damit ihre Kinder auch zu Hau-

se Anregungen in deutscher Sprache be-kommen. Auch wenn durch fehlendeKommunikation oder Interaktion dieseMaterialien nur teilweise der Sprach-förderung dienen, können sie die Aneig-nung der deutschen Sprache unterstüt-zend begleiten.

Was den persönlichen sprachlichenKontakt betrifft, entstand ebenfalls eininteressantes Bild: Einerseits sprechenwenig Eltern Deutsch mit ihren Kindern,andererseits gab ein Viertel (n = 18) derbefragten Eltern an, ihre Kinder durchNachhilfestunden zu unterstützen, sodassdas Kind erste Erfahrungen sogar nochvor Kindergartenbesuch sammeln kann.Im Kindergarten stellt sich in den erstenWochen bei manchen Kindern heraus,dass sprachliche Grundlagen fehlen, umden Tagesablauf und die Anforderungenbewältigen zu können. Deshalb bekom-men diese parallel zum Kindergarten-besuch Nachhilfestunden: um fehlendesWissen zu erwerben. Nachhilfeunterrichtin Deutsch wird auch in der Schulzeit alsnötig empfunden. Nur (n = 7) Kinderbeschäftigen sich gar nicht mit dem Deut-schen in ihrer Freizeit und nur bei einem

Kind wurde angegeben, dass es an deut-schen Veranstaltungen und kulturellenAktivitäten teilnimmt. Der aktive sprach-liche Kontakt zur deutschen Sprache istwährend der Kindergartenzeit also über-wiegend auf den Kindergartenalltag be-schränkt.

Die Einstellung der Eltern zu denKindergärten mit deutscher Abtei-lungAus welchen Gründen die Eltern einenKindergarten mit deutscher Abteilungwählen, stellt eine auch für die Zukunftwichtige Frage dar. Den Ergebnissen zu-folge ist die deutsche Sprache für die El-tern (n = 57) attraktiv, gefolgt von derfachlichen Qualität der Einrichtung (n =23) bzw. den fachlichen und sprachlichenKompetenzen der einzelnen Kindergärt-nerinnen. Die Nähe des Kindergartenssteuert die Wahl von n = 7 Eltern, dieAngehörigkeit zur deutschen Minderheitdie von n = 4 Eltern.

Zu der Frage um die Aufgaben desdeutschsprachigen Kindergartens gab eswieder überraschende Ergebnisse. DasErlernen der deutschen Sprache ist El-

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tern am wichtigsten (siehe Abb. 3). Es folgtdie Vorbereitung auf die Schule, dann diePersönlichkeitsbildung des Kindes. Anfünfter Stelle steht die Vermittlung derdeutschen und rumänischen Kultur.

Abb. 3: Aufgaben des Kindergartens mitdeutscher Abteilung: Wahrnehmung der

Eltern auf einer Skala von 1(= 50) bis 5(= 250)

ZusammenfassungDie Mehrzahl der Eltern zeigt sich mitder deutschen Abteilung zufrieden undmöchte bewusst die Vorteile der Zwei-sprachigkeit für die zukünftigen Berufs-chancen ihrer Kinder nutzen. Da sichEltern selbst nicht als kompetent in Be-zug auf die Sprachbildung im Kindergar-ten einschätzen, überlassen sie dies denKindergärtnerinnen. Die erste Herausfor-derung in der Elternarbeit besteht darin,diese Zurückhaltung zu überwinden unddie Eltern für die Zusammenarbeit zumotivieren. Gerade wenn Eltern beob-achten, wie ihr Kind im Kindergartenneues Wissen erwirbt, könnte dies einAnsporn sein, ihre eigenen Kenntnisse zuerweitern und sich parallel zu den Kin-dern zu bilden und dazuzulernen. Beson-ders die Eltern, die angaben, Deutsch-kenntnisse zu besitzen, sollten erfahren,wie wichtig es ist, mit den KindernDeutsch zu sprechen oder Lieder, Ge-dichte, Sätze aus dem Kindergartenalltaggemeinsam zu wiederholen. Eltern soll-ten wissen, wie sie unterstützen können.

Es ist davon auszugehen, dass Elternan Freizeitangeboten in deutscher Spra-che, die zumindest in Hermannstadt vor-handen sind, eher selten teilnehmen:

deutschsprachiges Puppentheater, Veran-staltungen des Deutschen KulturzentrumsHermannstadt (Sprachkurse, Vorlesenach-mittage, Mal- und Bastelkurse, Bücheraus-leihe u. a. m.) etc. Dieser Kontakt zu an-deren Vermittlern der deutschen Sprachewäre für die Sprachentwicklung der Kin-der sehr wichtig, da er die Möglichkeit zumSprachaustausch in der Zweitsprache au-ßerhalb der Kindergartengruppe darstellt.

Eltern können durch Hinweise aufSprachkurse, an Elternabenden und überschriftliche Informationen aufgefordertwerden, die fremde Sprache zu erlernen,da sie hohe Erwartungen an der Bildungder Kinder zeigen und bereit sind, dafürzu zahlen (sei es für den Besuch einesprivaten Kindergartens, für Nachhilfe-stunden oder für den Ankauf vondeutsch-sprachigen Materialien). Es istbemerkenswert, dass Eltern, die keinedirekten deutschen Vorfahren haben, ander Vermittlung der deutschen Spracheinteressiert sind und mit der Entschei-dung für die deutsche Abteilung zumErhalt dieser in Rumänien beitragen.

Infolge der Untersuchung kristallisier-te sich deutlich heraus, dass die Öffent-lichkeits- und Elternarbeit seitens derdeutschen Abteilungen verbessert werden

kann. Die Eltern brauchen intensive In-formation über die sprachliche Entwick-lung ihrer Kinder sowie über Theorie undPraxis des Erwerbs der deutschen Sprache.Sie könnten in Zukunft auch stärker aufverschiedenen Ebenen des Kindergarten-alltags einbezogen werden. Es muss sichnämlich ein starkes Bewusstsein dafür eta-blieren, dass die Sprachförderung auf dieBildung und Mitarbeit der Eltern angewie-sen ist, damit die Ergebnisse des Deutsch-lernens im Kindergarten den Ansprücheneher entsprechen, als es vorliegende Un-tersuchung gezeigt hat.

1 Nennungen2 Cummins, J.: Empowering minority students: Aframework for intervention, Harvard EducationalReview, 56, 1986, S. 18

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1. Was unterrichten Sie?2. Sind Sie Klassenlehrer?Den Fragebogen haben 14 Grund-schullehrerinnen, 1 Erzieherin, 5 Deutsch-und 6 Fachlehrer ausgefüllt. Die Mehr-heit der insgesamt 26 Befragten hat auchKlassenlehreraufgaben.2. Nennen Sie drei Begriffe, die ausIhrer Sicht die Eltern Ihrer Schülercharakterisieren.Eltern werden zu zwei Drittel mit positi-ven Begriffen verbunden. Vor allem ihreHilfsbereitschaft und ihr Interesse an derSchule werden hervorgehoben.

Zur Beschreibung der negativen Ei-genschaften, die Eltern zugeordnet wer-den, kommen vor: Abwesenheit, Noten-jäger und Stress.3. Welche Chancen für Ihre Arbeit mitSchülern sehen Sie in der Zusammen-arbeit mit Eltern?Von der Zusammenarbeit mit Eltern ver-sprechen sich Lehrer bessere schulischeLeistungen und mehr Disziplin bei denSchülern, da Eltern zu Hause das weiter-führen können, was in der Schule einge-führt und gefordert wird. Gespräche hel-fen, dass Lehrer die Schüler besser ken-

UmfrageProfis vs. PrivatpersonenLehrerInnen treffen auf Eltern

von Tita Mihaiu und Adriana Hermann, ZfL

Um herauszufinden, wie Lehrerinnen und Lehrer die Eltern ihrer Schüler sehen, wurden mit Hilfe eines Fragebo-gens Meinungen zu verschiedenen Aspekten der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus eingeholt.Eltern taugen vielleicht zum Feindbild. Sind sie jedoch die Nummer 1 oder nicht? Die Befragten neigen nichtdazu, diese Meinung zu vertreten. Ein weiteres Klischee ist, dass Eltern sich für ihre Kinder im Vor- undGrundschulalter sehr interessieren, später aber immer weniger. Das konnte durch Antworten auf die acht Fragendes Bogens bestätigt werden: Je jünger die Schüler, desto größer das Interesse der Eltern, was später bei etwa derHälfte nachlässt. Im Folgenden sind die Zusammenfassungen der Antworten auf unsere Fragen zu lesen.

nen lernen, dass Eltern besser verstehen,was und wie gelernt wird. Austausch führtdazu, dass auf beiden Seiten Miss-verständnisse vermieden werden.4. Wie könnten Eltern Sie unterstüt-zen?Am besten können sich Eltern in die schu-lische Arbeit einbringen, indem sie sichregelmäßig darüber informieren und beiBedarf mitwirken sowie finanzielle Un-terstützung leisten.5. Welche Ihrer Stärken können Siein der Elternarbeit einsetzen?Zu den Stärken der Lehrpersonen gehö-ren aus eigener Sicht Gesprächsbereit-

schaft, Geduld, Überzeugungskraft undProfessionalität.6. Welche Ihrer Schwächen behin-dern Sie in der Elternarbeit?Die befragten Lehrer sehen wenigerSchwächen bei sich, nennen aber unteranderem Zeitmangel, fehlende Geduldund Emotionen.7. Welche Nachteile für Ihre Arbeitkönnten aus der Zusammenarbeit mitEltern entstehen?Zwölf Lehrer finden keine Nachteile, diesich aus der Zusammenarbeit mit denEltern ableiten lassen, doch die anderennennen vor allem Einmischung, wenn dieGrenzen nicht klar gezogen sind, undMissverständnisse.

An der Goga-Schule in Hermannstadtbaute Henriette Guib mit ihren

Schülern für denWeihnachtsbasarSchneemänner.

Die Schüler hatten viel Spaßan der Arbeit mit Holz, Nägeln und

Hammer. Fotos: Henriette Guib

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GedankenAls junge Lehrerin war ich immer sehrpikiert, wenn mich Eltern fragten: „Ha-ben Sie denn Kinder?“. Ich habe ihnendann immer tief in die Augen geschautund geantwortet: „Nein, eigene Kinderhabe ich nicht, aber ich WEISS, was ichtue.“ Damals war ich von dieser Aussageüberzeugt und habe sie entsprechend ver-treten: dass ich nämlich den Unterrichtmethodisch und didaktisch gut aufbaue,dass ich in dem, was ich mache, fit binund dass ich den Kindern genau das bei-bringe, was sie brauchen bzw. in demRhythmus, der nötig ist, damit sie regel-mäßig Fortschritte machen.

Aus heutiger Sicht, da ich keine jungeLehrerin mehr bin, dafür aber eine „jun-ge“ Mutter, muss ich zugeben, dass indem Moment, wo man das eigene Kindbegleitet, sich einem mit Blick auf die Leh-rer die alte Frage wieder aufdrängt: Hatsie denn eigene Kinder?

Wenn ich also zurückdenke, muss ichzugeben, dass es vieles gab, von dem ichnur angenommen hatte, es zu wissen, wasaber Eltern nicht einfach umsetzen konn-ten.

Selbstgespräche.Zwischen Mutter und Lehrerin

von Tita Mihaiu, ZfL

Wie kann man also die Rolle einesElternteils und gleichzeitig die des Leh-rers vereinen? Wie sollte eine Mutter agie-ren, die Lehrerin ist? Sollte sie ihre Berufs-kollegen verteidigen? Eine Krähe hacktder anderen kein Auge aus! Oder solltesie bei Elternbesprechungen Mutter seinund nicht zögern, Unzufriedenheit aus-zudrücken? Wie sollte ich mich verhal-ten?

Wie sollte ich reagieren, wenn an ei-nem Tag zu viele Hausaufgaben erteiltwerden, oder wenn ich meine, im Vor-trag des Lehrers Sachfehler erkannt zuhaben, die ich bemerke, weil ich das Fachselber unterrichte? Gehe ich auf den Leh-rer zu, versuche zu erklären und zeigeihm, dass ich von nun an immer ein Augeauf ihn werfen werde? Sage ich meinemKind: „Du machst das jetzt so, weil ichdas so sage, denn ich weiß es besser undso ist es richtig!“ und stelle somit den Leh-rer bloß, der sein Gesicht und seine Au-torität verliert? Bringe ich damit ein klei-nes Kind in Loyalitätskonflikte? Oder lasse

ich alles durchgehen, hoffe auf bessereTage bzw. dass dieser Fehler nicht erst derAnfang einer Lawine ist?

Wo liegt die Grenze zwischen Muttersein und Objektivität? Wo liegt die Gren-ze zwischen Eltern- und Lehrerrolle? Esist immer ein Balanceakt, eine echte Her-ausforderung. Schaffe ich es, das Gleich-gewicht zu wahren, meinem Kind zu hel-fen, meine Kollegen zu unterstützen, oderfalle ich ins Netz, wobei ich entweder aufder Seite meines Kindes die Beziehungzur Lehrerin ruiniere oder als Mutterohne Verständnis für das Kind die eigeneBerufsgruppe in Schutz nehme?

Die Ambitionen einer Normalfamilieunterscheiden sich nicht von denen einerFamilie mit Lehrereltern. Kinder aus„normalen“ Familien sollen genauso er-folgreich sein wie Lehrerkinder. Wie sol-len Mütter und Väter folglich agieren? Inmeiner Kindheit galt noch: Kinder küsstman nur, wenn sie schlafen. Und „Ich lie-be dich.“ passte für mich nur zu einerLiebesbeziehung. Es war keine Aussagevon Eltern, mit der sie ihre Kinder lieb-kosten.

Einige Tage nach einerLehrerfortbildung in Wolken-

dorf/Vulcan, Kreis Kronstadt,kam am 20.01.2016

Rückmeldung von AdrianaDimitriu, Lehrerin im

Honterus-Lyzeum: „Das Spielkommt gut an.“, was auf dem

Foto mit den Vorbereitungs-klasse-Schülern im

Mathematikunterricht leichtzu erkennen ist.

Foto: Adriana Dimitriu

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Heute drückt man sein Kind, hätscheltund tätschelt es, beteuert, dass man eslieb hat und hört Liebeserklärungen vomeigenen Kind. Ich bin nicht in der „Lie-besbeweis-Welt“ aufgewachsen, dafür ineiner Lehrerfamilie, in der ich nie die Ge-legenheit hatte, meine Eltern über ihreKollegen lästern zu hören. Alles, was inder Schule passierte, war richtig. Das wardie Welt, in der ich groß geworden bin.Vielleicht waren es Zeiten, in denen manes nicht wagte, zu kritisieren, was um ei-nen herum passierte, vielleicht war es aberauch jene Erziehung, die meine Eltern ih-rerseits erfahren hatten. Dazu gehörteRespekt für die Institution Schule, densie an mich weiter gegeben haben. DieseErfahrung dürfte mir helfen „die großeDenk- und Beobachtungsaufgabehin(zu)bekommen und heraus(zu)finden:Da ist mein Kind gut, das kann es schon,das muss es noch lernen, dieses Themainteressiert es nicht so, dort ist es einfach

faul usw. Manche Eltern haben keinerleiAbstand“ (Lutz Hübner - Abstiegsangstim Elternhaus. In FamilienLeben, Fried-rich Verlag 2015) Den Abstand von „Dubist mein Kind und du bist super und dubist sowieso das tollste Kind auf der gan-zen Welt“ bis zum Akzeptieren, dass dasKind „Schwachstellen“ hat, wie man selbstja auch welche hat, sollte mir bewusst wer-den und sollte es möglich machen, meinVerhalten abzustimmen.

Ich entscheide mich für die Unterstüt-zung des Lehrers. Was kann ich tun? Ichkann die Schwachstellen des Systems auf-zeigen und unterstreichen, wo ich unter-stützen kann. Ich setze mich für Initiati-ven des Klassenlehrers ein und das be-kommt mein Kind deutlich mit. Ich ver-schwöre mich nicht mit der ganzen Weltgegen den Lehrer, sondern hebe seineErfolge hervor, um einen anderen Blick-winkel zu ermöglichen. Ich zeige, dasstotale Opposition keine Lösung ist.

„Es ist schon ärgerlich, dass diese Elternmir ständig Ratschläge für die Gestaltungmeines Unterrichts erteilen. Schließlichsind wir doch so gut befreundet, habenauch letztes Wochenende zusammen einetolle Party geschmissen...“

„Die Kommunikation mit den Elternist überhaupt schrecklich! Habe doch ge-stern Abend auf unserer Facebook-Grup-

Die Gedanken (manch einer Lehrerin) sind frei...pe gepostet, dass die Kinder heute Geldfür die Theaterkarte bringen sollen. Wie-der ist nur die Hälfte mit dem Geld ange-tanzt...“

„Also mir reicht´s. Ständig diese leidi-gen Kommentare beim Einsammeln desKlassengeldes. 200 Lei für ein Semester -ist das der Rede wert? Bei dem Einkom-men der meisten Eltern...“

„Wo liegt bloß das Problem dieserOma, wenn sie mich im bauchfreien T-Shirt oder im superkurzen Minirocksieht?“

„Ich soll wieder Hausaufgaben erteilthaben, die kaum ein Kind selbstständiglösen konnte... Wozu sind denn eigentlichEltern da?!“

„Wieso echauffieren sich denn die El-tern darüber, dass Freitag kein Unterrichtist? Ich konnte doch unmöglich die gün-stigen Urlaubskarten sausen lassen, nurwegen dieses einen Schultages...“

Ich biete Lösungen an und helfe demLehrer bei der Umsetzung, ohne auf einWunder „von Oben“ oder auf eineSelbstregulierung der Sache zu warten.

Ich spreche keine böswillige Kritik aus,weil ich als Autorität wahrgenommenwerde, sondern bin solidarisch.

Wenn ich nun auch eine Wunschlistefür mich als Lehrerkollegin aufstellendürfte, dann wäre mir folgendes wichtig:Die Lehrerin berichtet über ihre Erfah-rung, fragt mich nach meiner, ermöglichtAustausch, weil sie mich als Mutter undLehrerin, die Bescheid weiß und helfenkann, wahrnimmt. Sie nutzt mich als Res-source.

Zusammenfassend: Wenn wir dasschaffen, haben wir uns auf beiden Sei-ten ideal verhalten und dem Wohle allerKinder als Klassengemeinschaft gedient -ein nobles Ziel!

Manuela Vrancea, Lehrerin in Hermannstadt, hat nacheiner Fortbildung mit Schwerpunkt Mathematik undSprachförderung im Fachunterricht mit ihren Schülern offeneAufgaben ausprobiert. Zu einem vorgegebenen Thema(„Ein Kind geht mehrere Male zum Bücherregal. Es bringtjedes Mal dieselbe Anzahl Bücher mit.“) haben sich Alisa,Belle, Sarah und Timea Situationen ausgedacht und diesemathematisiert. Gearbeitet wurde mit dem so genannten„Platzdeckchen“, wobei jedes Kind in ein Trapez die eigeneVariante notiert und in die Mitte ein Gruppenergebniseingetragen wird.

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VortragHochwürdige Herrn Bischöfe, Exzellen-zen, sehr geehrte Damen und Herren,verehrte Teilnehmer und Gäste des 25.Sachsentreffens!

„Schule - gestern, heute, morgen“ wur-de von der Vertreterversammlung desDemokratischen Forums der Deutschenin Siebenbürgen als Motto für unsere fest-liche Zusammenkunft heute festgelegt.Der Moment, in dem das Motto festge-legt wurde, war zugleich eine Absage andas Gedenken an einschneidende Ereig-nisse in der Geschichte unserer Gemein-schaft. Die Deportation in die Sowjetuni-on und die praktisch vollständige Enteig-nung unserer Bauern vor 70 Jahren hat-ten das Vertrauen unserer Gemeinschaftin die staatliche Ordnung so tiefgreifenderschüttert, dass man nahezu von einemvollständigen Vertrauensverlust auf eineZukunft der Deutschen in Rumäniensprechen konnte. Zumindest für 1945 undfür die Jahre unmittelbar danach stichtdem Betrachter beim ersten Blick in dieZeitzeugnisse völlige Hoffnungslosigkeitins Auge. Jenseits von allem Leid undSchmerz, den der Verlust der Angehöri-gen während und nach dem ZweitenWeltkrieg bedeutete, hatten der Verlustdes Schutzes als Staatsbürger und dasFehlen der Sicherheit für Haus und Hofden Lebensnerv der Deutschen in Ru-mänien schwer getroffen.

Auf der Grundlage des mittelalterli-chen Rechts waren die Deutschen vordamals 800 Jahren gekommen und sindhier zu Siebenbürger Sachsen geworden- ein Recht, das alle zeitbedingten Wand-lungen berücksichtigt, 1945 eigentlichnoch hätte gelten müssen. Selbst die Ver-

einnahmung der Minderheit durch das na-tionalsozialistische Berlin und die weitrei-chende Einlassung der Minderheit auf diebraune Ideologie, hatten de jure am Sta-tus der rumänischen Staatsbürgerschaftnichts geändert. Freilich war im Januar1945 der Krieg gegen Hitlerdeutschlandnoch nicht beendet, in Rumänien schwie-gen die Waffen jedoch bereits seit Mona-ten und dennoch konnten die Angehöri-gen unserer Minderheit in den Januar-tagen 1945 auf Schutz des Staates, demsie angehörten, nicht zählen. Die sowjeti-sche Besatzungsmacht gebot, der rumä-nische Staat musste gehorchen und wur-de so mitschuldig am Schicksaal der De-portierten.

Eine ähnliche Erfahrung der Rechts-unsicherheit und staatlichen Willkür wiebeim Deportationsgeschehen stellte dieAgrarreform von 1945 dar, die weitge-hend mit dem landwirtschaftlichen Eigen-tum der Deutschen Rumäniens aber auchmittels ihres Wohn- und Hofeigentumsumgesetzt wurde. Dass hier eine ersteGruppe aus der Gesellschaft Rumäniensherausgelöst worden war, einer willkürli-chen Sonderbehandlung unterworfenwurde, um die etappenweise Umstruktu-rierung Rumäniens in einen Satelliten deskommunistischen Ostblocks voranzu-bringen, soll hier nicht weiter vertieftwerden.

Festzuhalten gilt vielmehr, dass vor 70Jahren, alles unwiederbringlich verlorenschien, womit in der siebenbürgisch-säch-sischen Geschichte bis zu diesem Zeit-punkt Zukunft errungen worden war,nämlich mittels arbeitsamer Menschenund ihrer meist agrarischen Erwerbs-

grundlage. Dennoch gab man nicht auf.Der erste Schultag kam Jahr für Jahr auchfür die damals wieder in kirchlicherTrägerschaft stehenden, hoffnungslosunterfinanzierten Schulen praktisch denZeitläufen zum Trotz. Dieses Durchhal-ten kann in unserer Geschichte nicht hochgenug eingeschätzt werden. Hätte sichhier eine Unterbrechung ergeben, so darfes mehr als fraglich erscheinen, ob derkommunistische Staat sich bei der Schul-reform von 1948 mit der Frage der deut-schen Schulen überhaupt noch auseinan-dergesetzt hätte. Pfarrer, Lehrer (oft Ru-heständler), Presbyterien, kurzum die Kir-che als einzige verbliebene organisatori-sche Struktur unserer Gemeinschaft lei-steten für sie in historischer Perspektivebetrachtet Großes, indem sie das Selbst-verständliche taten: Es wurde so gut wieirgend möglich improvisiert. Da auf die-se Weise das Schuljahr 1947/48 in kirch-licher Trägerschaft abgeschlossen werdenkonnte, übernahm der Staat das mutter-sprachliche deutsche Schulwesen nahezuvollständig. Er führte es weiter, was einegroße Ausnahme im kommunistischenOstblock gewesen ist, und stellt auch heu-te noch, demokratisch geläutert, denVerwaltungsrahmen für die Existenz desmuttersprachlichen deutschen Schulwe-sens in Rumänien.

Für die weiteren Ausführungen isthieraus mitzunehmen, dass vor 70 Jah-ren so viel Zukunftsvertrauen, so vielGottvertrauen doch noch vorhanden war,um weiter zu machen und den Kinderneine Zukunft in der deutschen Spracheund Kultur durch Aufrechterhaltung derSchulen zu geben. Blickt man in die

Schule - gestern, heute, morgenFestvortrag am 25. Sachsentreffen

Mediasch, 19.09.2015von Thomas ªindilariuThomas ªindilariuThomas ªindilariuThomas ªindilariuThomas ªindilariu, Kronstadt

Nachdem das 25. Sachsentreffen unter dem Motto „Bildung“ stand, lag es auf der Hand, den Text der Festredeauch für unsere Leser abdrucken zu wollen. Dies geschieht nun mit freundlicher Genehmigung des Autors. DieAnsprache widerspiegelt die aktuellen Probleme des Unterrichts in der Sprache der deutschen Minderheit imKontext der facettenreichen Schulgeschichte der Siebenbürger Sachsen - für den Lehrer-Leser eine Auseinander-setzung damit, „woher wir kommen und wohin wir wollen“.

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Gedenkbücher, die meist zum 50.Maturajubiläum von den einstigen Schü-lern angefertigt worden sind, so kann mandas gleichermaßen Unglaubliche wieSelbstverständliche, das den ersten Schul-tagen der Zeitspanne 1944-1947 anhaf-tete, nachempfinden, ebenso den zähenÜberlebenswillen unserer Gemeinschaft,die das ermöglicht hatte.

Von alldem schwang etwas mit, als dieVertreterversammlung des Siebenbürgen-forums sich für das Zukunftsthema„Schule“ entschied.

Also „Schule - gestern, heute, morgen“.Entgegen meinen Anfangsintentionen alsStudent bin ich nicht Lehrer geworden,bin dem Vorbild etlicher Vorfahren, v. a.jenem der Eltern, nicht gefolgt, stattdes-sen wurde ich Historiker und Archivar.Bei enger Auslegung der beruflichen Zu-ständigkeit, sollte ich mich daher tunlichstauf die Befassung mit dem eindeutig Ver-gangenen beschränken. Dagegen sprechenzwei Dinge. Zunächst ein unter Histori-kern beliebtes Bonmot, das seine Entste-hung der raschen Abfolge von Faschis-mus, Kommunismus und Nationalismus

sowie dem Einfluss dieser Ideologien aufdas jeweilige Geschichtsbild verdankt. Eslautet: „Die Zukunft allein ist sicher! DieVergangenheit ändert sich nämlich andau-ernd.“ In dieselbe Kerbe schlägt zweitensdas philosophische Selbstverständnis derGeschichtswissenschaft, deren Antriebzur Entwicklung von Fragen an die Ver-gangenheit stets im Bedürfnis zur Orien-tierung in der jeweiligen Gegenwart liegt- ein Orientierungsbedarf im Übrigen, derstets von Zukunftsfragen und -ängstengeneriert wird. Letztlich kam es undkommt es auch heute noch auf den Wil-len an, auf den Willen zur Zukunft undauf die daraus erwachsenden Maximenfür das gemeinsame Handeln in politi-scher, gesellschaftlicher wie wirtschaftli-cher Hinsicht.

Doch nun ein paar Streiflichter in dieVergangenheit des Schulwesens derSiebenbürger Sachsen, die mit Blick aufunsere heutige Situation als Inspirations-quelle gelten mögen.

Selbst wenn die historischen Belege da-für fehlen, kann behauptet werden, dassdie Siebenbürger Sachsen unmittelbarnach ihrer Einwanderung vor bald 900Jahren, auch Schulen errichtet habenmüssen, da sonst die Ausbildung einesvollwertigen Gemeinwesens nicht hättegelingen können. Freilich diente die Schulezunächst fast ausschließlich der Heran-bildung des Nachwuchses für den geistli-chen Stand. So war etwa für dasBurzenland seit 1444 der Universitäts-besuch Bedingung für die Zulassung zumPfarramt, was zu einem frühen Zeitpunktfür die hohe Qualität unserer damaligenSchulen spricht. Auch die Adaptierungder lateinischen Lehrerbezeichnung(scolaris) ins Siebenbürgisch-Sächsischeerfolgt früh als Schuller, Schuiler etc. undist als Familienname in latinisierter Formbereits 1370 als Schullerus nachgewiesen,worin auch ein Hinweis für eine frühe,recht flächendeckende Verbreitung derSchulen zu sehen ist.

Betrachtet man die Reformation inKronstadt etwas genauer, so sind einigebemerkenswerte Entwicklungen mit Blickauf unser heutiges Thema zu verzeich-nen. Johannes Honterus war in der Zeit-spanne 1530-1533 gerade im Begriff, in

den geistigen Zentren Europas als Hu-manist Karriere zu machen. Dennochfolgte er dem Ruf seiner Vaterstadt zu-rück in die Heimat. Für den Verzicht aufeine Karriere im Herzen Europas musses gute Gründe gegeben haben. Die ma-terielle Seite muss gestimmt haben, jen-seits davon stand aber auch ein verlok-kendes Angebot zu gestalterischem Wir-ken im Raum. In Konturen ist erkenn-bar, dass Honterus in der zweiten Hälfteder 1530er Jahre mit der Errichtung ei-nes humanistischen Gymnasiums befasstwar. Dies geschah wohl weitgehend ori-entiert am Nürnberger Modell, das untermaßgeblicher Beteiligung von Philipp Me-lanchthon 1526 verwirklicht worden war.Ähnlich wie die Nürnberger Inspirations-quelle war das Kronstädter Gymnasiumals zwischen Schule und Universität ste-hend konzipiert worden. Für die Bedürf-nisse seiner Schule hatte Honterus dieerforderlichen Schulbücher - zumeistAutoren des klassischen Altertums - ingekonnt handlicher Aufmachung selbsterstellt und gedruckt. Die von ihm selbstverfasste lateinische Grammatik und sei-ne Weltbeschreibung bzw. Cosmographiegab er in verbesserten Auflagen 1535(vermutlich) und 1541/42 heraus. Die ineinprägsame Hexameter gefassteCosmographie - Auswendiglernen galtdamals als pädagogisch fortschrittlich - er-gänzte Honterus um einen 16-seitigenKartenanhang. Der weltweit erste Schul-atlas wurde damit in Siebenbürgen erstellt!Die Cosmographie listet, einerSchulenzyklopädie vergleichbar, die In-halte, über die ein Absolvent desKronstädter Gymnasiums Bescheid wis-sen sollte, auf. Die Meisterschaft, dieHonterus dabei an den Tag legte, als Geo-graph, aber vor allem als prägnanterKompendienverfasser, bescherten seinerCosmographie ein beeindruckendesNachleben auf dem europäischenSchulbuchmarkt. Rund 150 Jahre langwurde sein Werk in vollständigen und par-tiellen Auflagen in den unterschiedlich-sten Städten immer wieder neu heraus-gegeben. Diese beachtliche Leistung ausder Vergangenheit unseres Schulwesenswar auch der Grund für die Kooperationdes Kronstädter Forums mit dem Arbeits-

Die Neuauflage der Rudimenta Cosmo-graphica von Johannes Honterus, Schiller-Verlag 2015, kann über das OrtsforumKronstadt bezogen werden.

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kreis für Siebenbürgische Landeskunde,um die Cosmographie pünktlich zu unse-rem heutigen Treffen kommentiert undin mehrfacher Übersetzung im Schiller-Verlag neu herauszugeben.

Bemerkenswert an den Vorgängen inKronstadt um 1540 ist die chronologi-sche Reihenfolge der Ereignisse. Andersals allgemein üblich, wurde nicht erst dieKirche reformiert und dann das Schul-wesen erneuert, sondern mit der Schulebegonnen! Die Reihenfolge der Schrittehängt mit den politischen Rahmenbedin-gungen zusammen, in denen die Religionein Politikum von landesweiter Bedeutungwar, die Schule jedoch diesen Stellenwerterst im Kontext des Nationalismus ab dem19. Jahrhundert erhielt. Die umgekehrteReihenfolge der reformatorischen Schrit-te in Kronstadt unterstreicht aber auch,welch hoher Stellenwert humanistischerBildung damals eingeräumt wurde. Ab-lesbar ist er, um noch ein kleines Beispielnachzureichen, an der folgenden Investi-tion: 1541 investierte der Rat vonKronstadt 312 Gulden allein in die An-schaffung von Büchern. Damals hätteman für denselben Betrag auch ein Hausin bester Lage in Kronstadt erwerbenkönnen - heute ein Wert von rund einerMillion Euro…

Die Entschlossenheit der Kronstädterbei der Errichtung des ersten humanisti-schen Gymnasiums in Siebenbürgen hatsich ausgezahlt. Die erst ab 1544 überlie-ferte Schulmatrikel liest sich, v. a. bis dieanderen Städte nachziehen, wie ein „Whois who“ des siebenbürgischen Geistesle-bens. Nur ein Beispiel in dieser Hinsicht:Der gebürtige Mediascher und bedeutend-ste humanistische Dichter der Sieben-bürger Sachsen, Christian Schesäus, legtezeitlebens Wert darauf, das KronstädterGymnasium besucht zu haben. In derSchulmatrikel ist er nicht zu finden, wohlweil er das Gymnasium nicht dort abge-schlossen hat.

Weitere Belege für die hohe inhaltli-che Qualität, zu der es unser Schulwesenin der Vergangenheit gebracht hat, lassensich problemlos erbringen. Um 1700 be-richten etwa Kronstädter Studenten ih-rem ehemaligen Lehrer und späterenStadtpfarrer Marcus Fronius, dass es auf

den Universitäten in Deutschland kaumetwas zu lernen gäbe, was er ihnen nichtschon beigebracht hätte. 1807 absolvier-te Vasil Aprilov das Kronstädter Gymna-sium, um als Schulgründer in Bulgarieneine wichtige Rolle bei der nationalen Er-weckung unseres Nachbarlandes ab 1835zu spielen. Es drängt sich der Eindruckauf, dass das siebenbürgische Gymnasi-um bei seinem Schulprojekt Modell ge-standen hat, was einmal eingehender un-tersucht werden müsste. Mutatis mutandikommt man mit dieser Art der Betrach-tung zum Georg-Büchner-Preisträger Os-kar Pastior und zur NobelpreisträgerinHerta Müller, deren schriftstellerischeErfolge auch auf das rumäniendeutscheSchulwesen letztlich zurückgeführt wer-den können.

Eine große schulgeschichtlicheVergangenheit also, an die wederGegenwart noch Zukunft je werdenheranreichen können?

Das gilt es zurecht zu rücken, so dassich ihre Aufmerksamkeit, verehrtes Pu-blikum, noch etwas in Anspruch nehmenmuss.

Stellt man die Frage, ob in denEntscheidungsgremien der Vorfahrenstets genug für die Schulen getan wurde,um ihnen ideale Bedingungen zu sichern,kommt man trotz aller Dotierungen mitLiegenschaften, Spenden, Vermächtnissenund Stiftungen zum Befund der generel-len Unterfinanzierung, so dass die obenherausgestrichenen Leistungen mehr trotz,denn dank der vorgefundenen Voraus-setzungen erreicht worden sind.

Zu erwähnen ist diesbezüglich,dass erst gegen Ende des 19. Jahr-hunderts die ersten Gymnasialleh-rer als Lehrer in den Ruhestand tra-ten. Bis dahin zwang die überausschlechte Bezahlung die Lehrkraftzumindest ein einträglicheresPredigeramt in der Stadt oder auchauf dem Land zu erreichen. Oderbesser, sich gleich in eine durch denPfarrzehnt großzügig dotiertePfarrstelle wählen zu lassen, um dereigenen Familie eine gesicherte wirt-schaftliche Existenzgrundlage bietenzu können. Die Fluktuation derLehrkräfte ist dadurch enorm ge-

wesen, die Ausbildungsanforderungen andie Lehrkraft desgleichen, musste dochunabhängig von persönlicher Neigungund späterem Einsatz als Fachlehrer, sa-gen wir für Deutsch und Geographie,auch beizeiten an der Universität Theo-logie belegt werden, um die Perspektiveauf das einträgliche Pfarramt nicht zuverlieren.

Die inhaltliche Selbstbestimmung unddamit die Wahrung eines genuin sächsi-schen Charakters des eigenen Schulwe-sens war bis ins 20. Jahrhundert Grund-konstante der Schulpolitik. Dies führtein dem Maße, wie die schulpolitischeRechtssetzung nicht mehr ausschließlichin den eigenen Händen lag, und zwar ins-besondere im 19. und 20. Jahrhundert,zu einem Spagat zwischen staatlich fest-gesetzten Qualitätsstandards und den wirt-schaftlichen Möglichkeiten unserer Ge-meinschaft. Da infolge der Gegenrefor-mation die konfessionelle Einheitlichkeitder politischen Gemeinden nicht mehrgegeben war, wurde unter maßgeblicherBeteiligung von Samuel von Brukenthalab 1760 die Konsistorialorganisation inunserer Kirche eingeführt, die nunmehrden Rahmen zur Wahrung der schuli-schen Selbstbestimmung abgab. Künftigmusste bei Schulbauten, Lehrplan und

Daniela Schmiedt aus Reschitza malte undbastelte 2015 in der Faschingszeit lustige Clowns

mit ihren Schülern. Siehe dazu auch das Fotoauf S. 15. Fotos: Daniela Schmiedt

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Lehrerbezahlung die Vorgaben der staat-lichen Gesetzgebung bei zunehmenderRegelungsintensität befolgt werden. ZumProblem wurde dies im Kontext der na-tionalistisch motivierten Modernisierungs-bemühungen die im Rahmen des Dualis-mus ab 1867 bzw. 1878 von Budapestaus betrieben wurden. Die zahlreichenSchul- und Kindergartenbauten aus denJahrzehnten vor dem ersten Weltkriegsind weitgehend als Abwehrmaßnahmengegen die staatlich gesteuerte Magyari-sierungspolitik zu verstehen. Die konfes-sionellen Schulen mussten die Anforde-rungen umsetzen, oder staatliche „Hilfe“und damit Einfluss annehmen. All dieimposanten Schulgebäude, die auch heu-te über 100 Jahre nach ihrer Errichtungmeist ihren Dienst tun, wären ohne die-sen Druck wohl nie Realität geworden.

Der Vollständigkeit halber muss hiererwähnt werden, dass die rumänischeAgrarreform von 1924 das deutscheSchulwesen in Siebenbürgen besonders inden Städten empfindlich traf. DasGemeinschaftsvermögen, das ganz we-sentlich zum Erhalt der Gymnasien bisdahin beigetragen hatte und ganz bewusstim Schoß der Kirche konzentriert wor-den war, war weitgehend enteignet wor-den, so dass die Schulen durch zusätzli-che Besteuerung der Gemeindegliedererhalten werden mussten. Bis zur Welt-wirtschaftskrise 1930 konnten die Kostendes Schulerhalts durch großzügige Spen-den der gut gehenden sächsischen Wirt-schaft abgefedert werden. Danach wardies nur noch in begrenztem Maße mög-lich, was zum Anstieg der Kirchensteuerführte. Die Unzufriedenheit stieg, natio-nalsozialistische Denkmuster fanden zu-nehmend mehr Anhänger.

Die 1940-1944 amtierende Verwaltungder vom nationalsozialistischen Berlin ge-steuerten Deutschen Volksgruppe in Ru-mänien war, entgegen der bisherigen Ent-wicklung, keinen wirtschaftlichen Zwän-gen unterworfen. Aufgrund der totalitä-ren Selbstherrlichkeit war erstmals einedem sozialen Prestige des Lehrerberufsentsprechende Bezahlung möglich. Dar-auf bezogene Nostalgie ist auch Jahrzehn-te nach dem Ende des braunen Spukshinter vorgehaltener Hand zu hören ge-

wesen. Eine vergleichbare Nostalgie istseit 1990 zu verzeichnen gewesen, als dieHöhe der Entlohnung der Lehrkräfte er-neut weit hinter dem sozialen Stellenwertdes Berufs zurückblieb. Als Historikerkann ich an solchen Wendepunkten derGeschichte nur nachdrücklich davor war-nen, den hehren demokratischen Werteneine nur mangelhafte wirtschaftlicheGrundlage nachzureichen. Ein solchesVerhalten ist das sprichwörtliche Spiel mitdem Feuer.

Vergleichbar den Jahren nach 1944wirkt das Überleben des deutschen Schul-wesens in Rumänien nach 1990 bei weit-gehend konstant hohen Schülerzahlen inder Rückschau wie ein Wunder - einesvon mehreren, die es im letzten Viertel-jahrhundert bezogen auf die kleine deut-sche Minderheit in Rumänien zu erlebengab. In Langzeitperspektive betrachtet istdas Wunder um das Überleben unsererSchulen mit Sicherheit das wichtigste ge-wesen.

Es ist mir an dieser Stelle eine ganzbesonders angenehme Pflicht, im Namender Deutschen Rumäniens, all jenen, diedieses Wunder herbeigeführt haben, zudanken. Dem rumänischen Staat, der dasdeutsche Minderheitenschulwesen wohl-wollend weiter erhalten hat, den Lehrkräf-ten, die trotz allem weiter gemacht ha-ben, den Freunden im In- und Ausland,die Einsatz zur Beseitigung von Proble-men gezeigt und helfend die Hand ge-reicht haben.

Der Quell für die wundersam hoheNachfrage nach Schulbildung in deut-scher Sprache auf muttersprachlichemNiveau ist allgemein bekannt: Es sind un-sere nichtdeutschen, allermeist ethnischrumänischen Mitbürger. An dieser Stellemuss vor allzu simpler Kategorienbildunggewarnt werden. Einerseits sind Schülerrumänischer Herkunft an deutschen Schu-len Rumäniens keine Neuheit des letztenVierteljahrhunderts. Sie prägten das Er-scheinungsbild dieser Schulen im städti-schen Rahmen spätestens während derletzten beiden kommunistischen Jahr-zehnte mit. Auch weiter zurückblickendsind etwa um 1900 rumänische Schüleran deutschen Gymnasien Siebenbürgenszu verzeichnen und zwar nicht wenige, in

Mühlbach etwa streckenweise gar in derNähe von 50 %!

Andererseits sind die Zugehörigkeits-kriterien zum Oberbegriff „Deutsch“derzeit so sehr im Fluss wie noch nie.Abstammung als Kriterium wird zuneh-mend durch Bekenntnis zur deutschenSprache und Kultur ersetzt. Trotz unter-schiedlicher Gründe ist diese Entwicklungin Deutschland wie bei uns in Rumäniengleichermaßen zu beobachten, was alsglücklicher Zufall zu werten ist. Überblicktman die strukturelle Zusammensetzungder Eltern derjenigen Schüler, die heutedie deutschen Schulen besuchen, so istfestzustellen, dass bis zu einem Drittel derEltern selbst einmal diese Schulen besuchthaben. Partielle Elternabende könntenalso bereits wieder in deutscher Sprachedurchgeführt werden. In Kronstadt ge-machte Erfahrungen damit waren für alleBeteiligten überaus angenehm und habenzumindest mehr Courage zur Benutzungder deutschen Sprache im häuslichenRahmen als konkret greifbare Folge ge-habt. Es ist hier etwas im Entstehen be-griffen, womit nur gute Wünsche für dieZukunft verbunden werden können. Hi-storisch Vergleichbares gibt es aus unse-rer Geschichte nicht! Festhalten kann mannur, dass trotz des Kultes um die ethni-sche Geschlossenheit der SiebenbürgerSachsen, der besonders im 19. und in derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts domi-nant war, ihr Gemeinwesen ein für Zu-zug offenes gewesen sein muss. Anderslassen sich die früher häufigen Familien-namen wie Bloch, Türk, Ungar oderHorwath schlicht nicht erklären.

Sachse konnte man einst werden,wieso nicht auch heute?

Einer jüngst im Schiller-Verlag veröf-fentlichten Studie über die Wahrnehmungder Stärken und Probleme des deutschenSchulwesens in Rumänien, ist etwa zuentnehmen, dass als Grund für den Be-such „unserer“ Schulen bald nach derBenennung besserer Karrierechancendank des Erlernens der deutschen Spra-che die Art, wie Schule im Rahmen desdeutschen Minderheitenschulwesens ge-lebt wird, als entscheidungsrelevant folgt.Als Historiker erkenne ich hierin die Er-wartung der Eltern, dass unsere mutter-

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sprachlichen deutschen Schulen wie einstals Seminarium rei publicae, als Pflanzstät-ten des Gemeinwesens, wirken mögen.Es wird hier, um es anders auszudrük-ken, offensichtlich erhofft, dass über diein der Schule zu vermittelnden deutschenkulturellen Werte, so vage diese Vorstel-lung begrifflich auch ist, am Ende demo-kratische Mündigkeit in einem europäi-schen Kontext bei den Absolventen ver-ankert ist. Dies deutet in Richtung derureigensten Kollektiveigenschaft derSiebenbürger Sachsen, ihrem „spirit ofselfgovernment“, ihrem Sinn für Selbst-verwaltung, wie es ihnen vor 150 Jahrender englische Reisende Charles Boneraufgrund eingehender Auseinanderset-zung mit unseren Vorfahren in trefflicherWeise attestierte. Es muss noch einigesdavon erkennbar sein, sonst gäbe es denAndrang bei unseren Schulen nicht, aberauch keine kommunalpolitischen Wahl-erfolge unseres Forums, die für den Au-ßenstehenden so wundersam erscheinenmögen.

Mit Blick auf Schulbücher, zukunfts-weisende Lehrinhalte und -methoden so-wie adäquater finanzieller Ausstattung istder rumänische Staat gerufen, seinen inder Theorie schon lang formuliertenGrundsätzen deutlich mehr Taten folgenzu lassen als bisher. In Erinnerung an dasunwürdige und letztlich ergebnislose Ge-zerre 2011 um die Anhebung der Lehrer-gehälter um 50 % verwundert es nieman-den, dass in der heutigen ADZ die An-kündigungen von Bildungsminister SorinCâmpeanu, die Löhne im Lehrwesennoch im laufenden Jahr um 10 oder gar20 % anzuheben, gleich in der Artikel-überschrift mit einem Fragezeichen ver-sehen sind.

Da die strukturellen Probleme desdeutschen muttersprachlichen Schulwe-sens in Rumänien über weite StreckenProbleme des gesamten Unterrichtswe-sens in Rumänien sind, wird ein grundle-gender Wandel zum Besseren erst dannmöglich sein, wenn die rumänische Ge-sellschaft das mit aller Nachhaltigkeit vonihren Politikern fordert - bislang sind nurAnzeichen in diese Richtung wahrzuneh-men. Es ist nur zu hoffen, dass der Im-puls, den Staatspräsident Klaus Johannis

anlässlich des Schulanfangs heuer in die-se Richtung zu geben bemüht war, auffruchtbaren Boden fällt.

Als Minderheit wurde jedenfalls kei-ne Gelegenheit ausgelassen, sich im Sin-ne der Sache hier einzubringen und überden eigenen Rahmen hinaus zu wirken.Sichtbarstes Beispiel für letzteres dürftedas jüngst nach deutschem Vorbild eta-blierte duale Berufsschulwesen sein, dasdem Einsatz der uns nahe stehendenDeutschen Wirtschaftsklubs zu verdan-ken ist. In historisch sinniger Weise gelangder Durchbruch mit der „Deutschen Be-rufsschule Kronstadt“ in der Geburtsstadtvon Johannes Honterus. Die zu 100 %erfolgten Übernahmen der Berufsschul-Absolventen in reguläre Beschäftigungs-verhältnisse lassen erkennen, dass hiereine überaus zukunftsträchtige Qualifi-kationslinie eröffnet worden ist, zumal„deutsch“ in diesem Fall nicht sprachlich,sondern organisatorisch zu verstehen ist.

Als größtes Gegenwarts- und Zu-kunftsproblem hat die erwähnte Studiedie chronische Unterbezahlung desLehrpersonals herausgearbeitet. Der Sach-verhalt ist zur Überlebensfrage für unse-re Schulen geworden, da zunehmendmehr gut bezahlte Beschäftigungsverhält-

nisse in der Wirtschaft auf guten Deutsch-kenntnissen aufbauen. Unser Schulwe-sen steht am Punkt, Opfer des eige-nen Erfolgs zu werden! Denn andersals früher ist das Ausharren in der Lehrer-stelle bis zur Wahl in eine Prediger- oderPfarrstelle nicht mehr das unabwendba-re Los des Lehrers. Die Möglichkeiten,die in der freien Wirtschaft geboten sind,haben die mangelnde Konkurrenzfähig-keit des rumänischen Schulwesens insge-samt deutlich gemacht und zu einem Pro-blem für die Gewährleistung der Quali-tät im Unterricht werden lassen. Notmacht aber bekanntlich erfinderisch undsteigert die Entschlossenheit. Nach guterVorbereitung konnte vor bald einem Jahreiner grenzüberschreitenden Initiativedank vieler einflussreicher Partner zumDurchbruch verholfen werden. Stellver-tretend für alle Beteiligten und aufgrundihres besonderen Einsatzes möchte ichdankend die hier anwesenden Herrn,Martin Bottesch, Vorsitzender desSiebenbürgenforums und langjährigerLeiter der Schulkommissionen des Fo-rums, und Dr. Christoph Bergner, Mit-glied des Bundestages und langjähriger Be-auftragter der Bundesregierung für Aus-siedlerfragen und nationale Minderheiten,

Schüler der Diaconovici-Tietz-Schule in Reschitza maltenund bastelten 2015 in der

Faschingszeit.Foto: Daniela Schmiedt

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eigens erwähnen. In diesem Jahr konnteerstmals über den Haushalt der Bundes-republik die Bezuschussung der Lehrer-gehälter an den deutschen muttersprach-lichen Schulen und Schulabteilungen er-folgen. Es besteht begründete Hoffnungauf Fortsetzung und Steigerung der jähr-lichen Zahlungen. Die gegenwärtigen750.000 Euro, vielleicht bald mehr, sindviel Geld, das zu Dank verpflichtet, wasich ganz ausdrücklich betonen möchte.Zugleich ist es wenig Geld, wenn manbedenkt, dass es hier um eine zentraleZukunftsfrage für unsere Minderheitdabei geht. Jeder in diesem Bereich inve-stierte Euro ist gut angelegtes Geld, dasgreifbaren Mehrwert in kultureller undwirtschaftlicher Hinsicht erzeugen wird!

Mit Blick auf die Zukunft komme ichabschließend noch einmal auf die besag-te Studie zu sprechen. Jenseits der finan-ziellen Fragen, gibt die Feststellung zu Sor-ge Anlass, dass kaum ein Schulabgängersich vorstellen kann, einmal Lehrer zuwerden. Wir haben es hier mit eingefah-renen Sichtweisen zu tun, deren Umkeh-rung eines gemeinsamen Kraftaktes be-dürfen wird. Ein gezieltesStipendienprogramm, dasLeistung honoriert, könnteda vielleicht Abhilfe schaf-fen. Vorhin war von denFördermöglichkeiten überdie Deutsche Botschaft inRumänien zu hören, bezeich-nenderweise mit dem Einge-ständnis mangelnder Nach-frage. Im Jahr der Bildung,dass die Evangelische Kirchein Rumänien heuer ausgeru-fen hat, komme ich als Hi-storiker nicht umhin, daranzu erinnern, dass ein wesent-licher Teil des Immobilien-reichtums der Stadtgemein-

den eigentlich für Stipendienzwecke fürSchule und Studium im 19. Jahrhundertgestiftet worden ist. Vielleicht lässt sichdaran anknüpfen.

Nachzudenken ist in jedem Fall überdie Ganztagsschule, v. a. ab der 5. Klasse.Bis zur 4. Klasse haben die Lehrerinnendas Problem der Ganztagsbetreuung weit-gehend in Eigeninitiative gelöst. Ab der5. Klasse kann dies jedoch nur auf ande-rer organisatorischer Grundlage, vielleichtim Rahmen von öffentlich-privaten Part-nerschaften auf wirtschaftlicher Grund-lage erfolgen. Erforderlich sind diese Ge-danken weniger wegen der meist ganztä-gigen Berufstätigkeit der Eltern, sondernv. a. um mehr Gelegenheiten zum Ge-brauch der deutschen Sprache und zumErleben der deutschen Kultur zu geben.Nur so erscheint es mir realistisch, dasDeutsche als Jugendsprache in Rumäni-en vielleicht wieder zu beleben.

Ob, im Sinne des Historiker-Bonmots,die getätigten Ausführungen unsere schu-lische Zukunft sicherer gemacht haben,muss ich ihrem Urteil überlassen. Wo einWille war, konnte Großes geleistet wer-

Faschingszeit 2015 auch ander Haltrich-Schule in

Schässburg: Schüler mitLehrerin Hannelore Halmen.

den. Die Schule hat wie einst in unsererGemeinschaft einen ganz besonderen Stel-lenwert, so dass Grund zur Hoffnung be-steht.

Schließlich sind strahlende Kinder-augen, die sich v. a. am ersten Schultag inden Blicken der Lehrer spiegeln, etwasganz Besonderes, was der Schule jenseitsfinanzieller Fragen einen herausragendenStellenwert im Leben eines jeden von unsverleiht.

LiteraturnachweisJohannes Honterus: Rudimenta Cosmographica.Grundzüge der Weltbeschreibung. (Corona/Kronstadt 1542). Ins Deutsche, Rumänischeund Ungarische übersetzte und kommentierteFaksimile-Ausgabe. Hermannstadt, Schiller-Verlag, 2015.

Diana Zoppelt, Tita Mihaiu, Liana ReginaJunesch, Adriana Hermann: DeutschsprachigerUnterricht in Rumänien - ein Überblick überdie Wahrnehmung der Stärken, Probleme undChancen. Hermannstadt, Schiller-Verlag ,2015.

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TippsReden mit Eltern, die alles besser wissen?Lehrerinnen und Lehrer könnten besser sein.

Lehrer sehen sich als Experten und trau-en Eltern keine pädagogischen Kompe-tenzen zu. Dabei reduzieren sie meist ihreKontakte zu Eltern auf ein Minimum,weil sie trotz Ausbildung zum Lehrerbe-ruf in der Praxis feststellen müssen, dassihnen die nötige Qualifikation fehlt, umKonfliktsituationen zu meistern.

Eltern interessieren sich meist für daseigene Kind, vor allem für seine schuli-schen Leistungen. Wenn sie aber immernur negative Kontaktanlässe erleben,meiden auch sie den Kontakt zur Schule.

Wie also eine gute Kommunikationaufbauen und eine entspannte Arbeits-atmosphäre schaffen? Gründe für Män-gel in der Kommunikation zwischen El-tern und Lehrern liegen auf beiden Sei-ten. Es reicht jedoch nicht, wenn alleindie Lehrer sich um ein Besseres bemü-hen. Sie sollten aber die sein, die, als Ver-treter einer Institution und daher als dieStärkeren, damit beginnen.

Tipp 1: Mehr fragen, als sagen! Lehrersollten versuchen, die Beweggründe derEltern zu verstehen, sie wahrzunehmen,und anbieten, darüber nachzudenken.

Tipp 2: Sich dokumentieren, dann mit-reden! Viele Probleme sind unter ande-rem systembedingt und müssen ganzheit-lich betrachtet werden. Lehrer sollten sichüber Fakten informieren und sich dar-auf beziehen und beschränken, bevor einThema im Modus „Es könnte..., es soll-te..., es wird vielleicht...“ zerredet wird -und es dann doch ganz anders kommt.

Tipp 3: Das Wohl des Kindes im Blick!Das gilt für beide Seiten! Doch vor allemLehrer als Profis sollten versuchen, Si-tuationen zu vermeiden, in denen Kin-der mit divergierenden Meinungen kon-frontiert werden und in innere Konfliktegeraten. Lehrerinnen müssen darauf ach-ten, dass Kinder verstehen, warum in der

Schule und zu Hause auch mal unter-schiedliche Regeln gelten können.

Tipp 4: Die Schule als „Blackbox“? Wasin der Schule passiert, sollte für Eltern,die ihr Kind am Schuleingang abgebenund dadurch „machtlos“ werden, so trans-parent wie nur möglich sein. In wöchent-lichen Treffen kann die Lehrerin in Ar-beitsweisen des Unterrichts mit Schü-lern einführen, Eltern sogar manches aus-probieren lassen, was die Kinder in ihrerSchulzeit tun.

Tipp 5: Informationsmonopole vermei-den! Kennen sich Eltern und Lehrer nichtund ist die Kommunikation mit den El-tern beschränkt, besitzen Kinder dasInformationsmonopol. Manchmal kanndabei etwas schief gehen und es entste-hen unnötige Konflikte.

Tipp 6: Einander ergänzende Angebotemachen! Elternabende/-sitzungen,Elternsprechtage, Elternbriefe, einenElternstammtisch, gemeinsame Unterneh-mungen und Hausbesuche sollte die Leh-rerin sinnvoll über das Schuljahr vertei-len, so dass verschiedene Elterngruppensich angesprochen fühlen und zur Mitar-beit angeregt werden.

Tipp 7: Wunder Punkt Hausaufgaben!Ob zu viel oder zu wenig, sinnvoll odereine Überforderung - nie werden sich alleEltern und der Lehrer darüber einig wer-den. Es empfiehlt sich, zu klären, dassHausaufgaben Sache des Kindes sind; dieAufgaben überlegt auszuwählen, klar zuformulieren und auf jeden Fall von denSchülern notieren zu lassen; die Elternzu bitten, zu schwere Hausaufgaben un-erledigt zu lassen und eine entsprechen-de Notiz zu schicken.

Tipp 8: Sachen klären! Nicht geklärteRahmen und Regeln kosten viel Zeit. Es

macht Sinn, sich zu störenden Situatio-nen aus der Kommunikation mit Elternund aus der Schulzeit Gedanken zu no-tieren, daraus einige Regeln zu formulie-ren, die den gemeinsamen Rahmen be-stimmen. Mit Eltern einer Klasse könnendann schriftliche Vereinbarungen getrof-fen werden, auf die die Lehrerin/derLehrer sich auch beziehen muss, wenn eswiederholt zu Konflikten kommt. Z. B.:Eltern dürfen die Lehrerin nur in schwer-wiegenden Situationen außerhalb der ver-einbarten Zeiten anrufen/ansprechen.

Zum Schluss den 12. Baustein aus Rein-hold Millers Text als

Tipp 9: Mit Wünschen leben! Miller zi-tiert ein Sprichwort: „Wenn du etwas tunwillst, so tue es. Wenn Du etwas unbedingttun willst, so lasse es bleiben. Mit demKopf durch die Wand hat keinen Sinn.“Und führt aus: „Auf Grenzen stoßenheißt deshalb auch, mit Wünschen lebenkönnen. Vieles ist wünschens- und erstre-benswert, aber nicht alles ist machbar...“

Probieren Sie dies oder jenes aus!

Literaturnachweis1. Gudjons, Herbert - Eltern: Sand im Getrie-be? Über Verkehrsformen zwischen Elternhausund Schule. In Pädagogik 5/1992, S. 6-92. Kohler, Britta - Elternarbeit gestalten. InGrundschule 10/1998, S. 11-143. Miller, Reinhold - „Mit Lehrern kann manja doch nicht reden!“ „Eltern wissen immer al-les besser!“ Über den geduldigen Aufbau derKommunikation. In Pädagogik 5/1992, S.21-25

von Adriana Hermann, ZfL

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Eltern haben in der Öffentlichkeit selteneinen guten Ruf. Bereits vor über 250Jahren soll Jean-Jaques Rousseau gesagthaben: „Viele Kinder haben schwer er-ziehbare Eltern.“ Der revolutionäre Päd-agoge A. S. Neill, Begründer der engli-schen Reformschule Summerhill, ging inden 1970ern noch weiter: „Es gibt keineproblematischen Kinder, sondern nur pro-blematische Eltern.“

Derzeit macht vor allem ein hämi-scher Begriff die Runde: Helikopter-eltern. Das sind Eltern, die wie Hub-schrauber dauerhaft über ihren Kindernkreisen, deren Tun und Lassen kontrol-lieren und nicht in der Lage sind, denModus der Überbehütung abzuschalten.Der Vorwurf an die Eltern liegt in derimplizierten Konsequenz: Ihre Kinderkönnen nicht frei und selbstverantwort-lich zu mündigen Erwachsenen heranrei-fen. Und: Wenn Kinder die Zukunft derGesellschaft sind, was soll dann aus die-ser werden bei solch unmündigen Erwach-senen?

Bevor man sich über die Zukunft derGesellschaft sorgt, könnte man drei Fra-gen stellen.1. Was ist eigentlich dran an dem hier auf-gezeigten Phänomen der Helikopter-eltern?2. Wie geht es den Kindern und Jugendli-chen dabei?3. Wie gefährlich ist die vermeintlicheÜberbehütung wirklich?

Erstens hat der absurde Vorwurf, El-tern würden ihre Kinder fortlaufend kon-trollieren, mit der Wirklichkeit wenig zutun. „85 Prozent aller deutschen Elternsind ihrer Erziehungsaufgabe gewachsen“,konstatiert der Erziehungswissenschaftler

Mütter und Väter, die dauernd um ihren Nachwuchs kreisen, um ihn bestmöglich zu schützen und zu fördern,sind für andere oft unerträglich. Tragen sie zu Unselbstständigkeit und kindlichem Egoismus bei?Oder helfen sie den Kindern wirklich? Helikoptereltern lassen sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

Inge Kloepfer

Helikoptereltern- zwischen Förderung und „Fötagogik“

Jürgen Oelkers, der sich seit Jahrzehntenmit der Entwicklung der Pädagogik undder Stilblüten der Elternkritik befasst.

Es gibt keine Zahlen, die das Helikop-ter-Phänomen belegen, lediglich Eindrük-ke entnervter Pädagogen, die mit den en-gagierten Eltern nicht klarkommen, auchweil sie früher allein über das schulischeWohl und Wehe der Kinder bestimmten.Eltern sind heute besser ausgebildet als jezuvor. Warum sollten ausgerechnet siediese Ressourcen nicht gewinnbringendfür ihre Kinder einsetzen? Diejenigen, diediesem Paradigmenwechsel nicht folgenkönnen, versehen das elterliche Verhal-ten einfach mit dem hämischen Begriff.

Zweitens geht es den Kindern und Ju-gendlichen mit dieser Art der Erziehunggar nicht so schlecht. Ein Großteil fühltsich – so belegen diverse Umfragen – inder Familie wohl, sicher vielfach heraus-gefordert, aber noch lange nicht unter-drückt oder überbehütet. Es existierenkeine Belege dafür, dass die Jugend vonheute weniger verantwortungsbewusst,kaum entscheidungs- oder entschlussfähigoder gar ängstlich wäre. Gleichwohl ma-ßen sich die traditionellen Angstmacherder Republik die Deutungshoheit überErziehung und kindliche Entwicklung imGanzen an. Mit Ursache und Wirkungnehmen sie es nie ganz genau. Sie sugge-rieren einen linearen Wirkungs-zusammenhang zwischen Erziehungs-verhalten der Eltern und Outcome. DochStudien konnten nie einen eindeutigenZusammenhang zwischen Erziehungsstilvon Eltern und Charakter oder Verhal-ten der Kinder nachweisen. Es gibt ein-fach zu viele Einflüsse außerhalb des El-ternhauses, die in der kindlichen Entwick-lung eine Rolle spielen.

Und gerade deshalb sind drittens dieelterlichen Kontroll- und Behütungs-bemühungen, so sie denn nach allgemei-nem Geschmack tatsächlich einmal überdie Stränge schlagen sollten, gar nicht soschlimm. Um ein Kind zu erziehen,braucht es das sprichwörtliche ganzeDorf. Getrost können Eltern darauf set-zen, dass Kinder und Jugendliche vonheute „das ganze Dorf“ in Anspruch neh-men und sich das für sie Beste heraussu-chen. Wer die Heranwachsenden vonheute en gros betrachtet, muss zu derÜberzeugung gelangen, dass Eltern nurwenig falsch und vor allem vieles richtigmachen.

LiteraturInge und Isabel Kloepfer: Glucken, Dra-chen, Rabenmütter: Wie junge Menschenerzogen werden wollen. Hamburg 2012.

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KontraJosef Kraus

Waren es bislang die desinteressierten El-tern, die sich überhaupt nicht um ihreKinder kümmern, die den Lehrkräftenzu schaffen machten, so gesellt sich da-neben die wachsende Stärke einer Grup-pe, die das Gegenstück darstellt: Eltern,die entschlossen sind, alles und nochmehr für ihre Kind zu tun. Dazu gehö-ren Eltern, bei denen es nichts gibt, wor-über sie sich nicht aufregen können: überdie Zahl der Englischvokabeln, über dieSitzordnung in der Klasse, über das Ge-wicht des Schulranzens. Dazu gehört etwader Vater, der es nicht akzeptieren will,dass sein „verhaltensorigineller“ Sohn sie-ben schriftliche Ermahnungen kassierthat, und der auf drei Seiten ausführt,dass die Schule doch gefälligst keineDuckmäuser heranziehen solle. Intensivwird es, wenn sich Eltern dieser Motiv-lage zusammentun. Dann wird das indi-

viduelle Prinzensyndrom zum kollektiven.Solche Beispiele veranschaulichen das ausden USA kommende Bild der Helikopter-eltern: Tatsächlich kommen einem man-che Eltern wie die schnelle Eingreiftruppedes GSG 9 vor - Eltern, die wieBeobachtungsdrohnen über den Kindernschweben und sie an der elektronischenNabelschnur des Mobiltelefons durchsLeben geleiten. Oder um im Bild zu blei-ben: Diese Eltern sind wie Transport-,Rettungs- oder Kampf-Hubschrauber. Inden USA heißen sie „black-hawk-parents“- nach dem vor allem militärisch genutz-ten großen Transporthubschrauber.

Ständige Kontrolle und Versorgung sinddie eine Seite der Helikopter-Erziehung.Die andere Seite ist ein um sich greifen-der Förderwahn. Dieser Wahn geht nichtselten einher mit Visionen von einemPremium-Kind. Ratgeberindustrie und„neueste“ Hirnforschung sind hier nichtunbeteiligt. Und lassen findige Geschäfte-macher Angebote über Angebote auf El-tern prasseln: „Little-giants“-Kindergärten,„Babytuning“ für die VIBs (VeryImportant Babies), „FasTracKids“-Kinder-gärten (fast track = Überholspur),Portfolios und Potenzialanalysen für Drei-jährige. Peter Sloterdijks hat dafür dentreffend-boshaften Begriff der„Fötagogik“ geprägt.

So manche Tendenz in der Politik istnicht unschuldig an der beschriebenenPsychodynamik, da sie die Bildungsdebatteunter Einflüsterung einer OECD zu ei-ner Abiturvollkasko-Propaganda hat ver-kommen lassen. Zugleich verwöhnen dieSchulen mit guten Noten und niedrigenQuoten an Sitzenbleibern, in manchenBundesländern gar mit der Abschaffungdes Sitzenbleibens und der Noten.

Was sind die Folgen einer solchen Er-ziehung? Solchermaßen erzogene Kinderkönnen keine Eigeninitiative und Eigen-verantwortung entwickeln, weil sie Hilf-losigkeit gepaart mit hohen Ansprüchenerlernt haben. Solche Kinder werden niemündig, weil es immer jemanden gibt, derfür sie alles regelt.

Was ist dagegenzusetzen? Erstens: Er-ziehen heißt, Kinder in Anspruch zu neh-men. Der häufig bejammerte Schulstressist in weiten Teilen bloß Suggestion. Da-mit rauben wir unseren Kindern die Chan-ce, auf sich selbst stolz sein zu können.Wir dürfen unseren Kindern durchausmehr zutrauen und zumuten.

Zweitens: Unsere größenwahnsinnigeZeit will von der Unvollkommenheit desMenschen gar nichts wissen. Die gilt eszu akzeptieren: mit Humor und Gelas-senheit, die in der gegenwärtigen Pädago-gik unglaublich zu kurz kommen.

LiteraturJosef Kraus. Helikoptereltern - Schlussmit Förderwahn und Verwöhnung.Reinbek 2014.

Helikoptereltern- zwischen Förderung und „Fötagogik“

Dieser Beitrag stammt aus derZeitschrift SCHÜLER 2015:FamilienLeben. Abgedruckt mitfreundlicher Genehmigung derFriedrich Verlag GmbH, Seelze.

Kontra

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Anmerkung des Herausgebers: Die Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mitder Meinung des Herausgebers deckt.Umschlagfoto: Adriana Hermann

IMPRESSUM:Zett (Die ZfL des ZfL), Nummer 31/2016, Februar 2016. Erscheint zweimal jährlich.Herausgeber: Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheAdresse: Piaþa Regele Ferdinand nr. 25, 551002 Mediaº, RumänienTel./Fax: 0040-269-831724, E-Mail: [email protected], Web: http://www.zfl.roVerantwortlich: Dr. Radu CreþulescuRedaktion: Adriana Hermann, Gerold HermannGestaltung: Adriana HermannZentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheISSN: 1582-4357

Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe:Deutschsprachige Lehrerfortbildung - wohin? November 2016

Ihre Vorschläge, Anregungen und Hinweise, vor allem aber auch Beiträge sindwillkommen und hilfreich. Sie können sie bis zum 15. September 2016 an das ZfLschicken.

ElternsprechtagAh, und Sie sind Herr... Frau... ja, ganz richtig,find ich ungeheuer wichtig,dass auch Sie mich heut besuchen.Darf ich eben dieses Stück Kuchen...Hab nämlich noch nichts gegessen,seit drei Stunden hier gesessenauf dem Elternsprechtag heute...Wieder wahnsinnig viel Leute...So, und nun zu Ihrem Filius,dem... achso: Maria - ja, ich mussIhnen da sagen,dass im eigentlichen Sinne Klagenmir bis jetzt doch zweifellos...(Wer, zum Teufel, ist Maria bloß?Ist sie aus der Siebten, Zehnten?)Sicher, wie Sie schon erwähnten:

Maria ist in diesem Jahroder doch zumindest: war,soweit ich sehe, stets...Und sonst so allgemein - wie geht´szuhaus mit ihr, sind da Probleme?So, nicht - falls doch: Ich kämesonst gern noch mal darauf zurück.Ansonsten wünsch ich Ihnen Glück!Bis dann - Sie sehen, draußen ist es voll...Gewiss, auch ich find diesen Sprechtag toll...Man lernt sich kennen... tschüs - na klar...(Wenn ich bloß wüsste, wer das war...)

Hermann Bärthel(aus Pädagogik 5/92 bzw. Hamburg macht Schule 1/92, S. 41)