carl korth zum 65. geburtstag

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Archiv iiir Kreislauiiorschung Beihefte zur Zeitschrift ffir Kreislaufforschung Organ der Deutschen Gesellschaft ffir Kreislaufforschung Herausgegeben von K. Spang Stuttgart Band 55 Heft 1-2 Januar 1968 Foto-Ateller Gloria Himmer-Falkenstein, Erlangen Carl Korth zum 65. Geburtstag Am 24. 1. 1968 wird Pro/essor Dr. CARL KORTIt, Direktor der Medizinischen Poliklinik der Universitdt Erlangen-NiJrnberg, 65 Jahre alt. Die Assistenten seiner Klinik freuen sich, ihm ihre Wiinsche mit der ~bergabe einer Festschri/t entgegenbringen zu k6nnen. Die Themen der Arbeiten zeigen ein wenig von dem, was KORTH angeregt und gef6rdert hat.

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Page 1: Carl Korth zum 65. Geburtstag

Archiv iiir Kreislauiiorschung Beihefte zur Zeitschrift ffir Kreislaufforschung

Organ der Deutschen Gesellschaft ffir Kreislaufforschung

H e r a u s g e g e b e n von K. Spang S t u t t g a r t

Band 55 Heft 1-2 Januar 1968

Foto-Ateller Gloria Himmer-Falkenstein, Erlangen

Carl K o r t h z u m 65. Geburts tag

A m 24. 1. 1968 wird Pro/essor Dr. CARL KORTIt, Direktor der Medizinischen Poliklinik der Universitdt Erlangen-NiJrnberg, 65 Jahre alt. Die Assistenten seiner Klinik freuen sich, ihm ihre Wiinsche mit der ~bergabe einer Festschri/t entgegenbringen zu k6nnen. Die Themen der Arbeiten zeigen ein wenig von dem, was KORTH angeregt und gef6rdert hat.

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2 Laudatio Korth

K o ~ ist in Diissddor] geboren ; er war zwei Jahre am Medical Center in Boston, bevor er an die I . Medizinische Klinik der Charitd nach Berlin kam; 1936 hat er sich bei SI~B~CK habilitiert. 1946 wurde KO~T~I nach Erlangen beru/en. Hier ist er ein klinischer Zehrer yon ungew6hnlicher Prdgekra/t, der das Detail wie die Synopsis seines Faches kennt und immer in den Zusammenhiingen ,,yon dem Ganzen des Wissens" sieht und zu vermitteln weifl, ein Universitdtspro/essor mit der unaufgebbaren Fiihigkeit, iirztliehe Bildung zu erwecken.

~4"rzte und Studenten kennen K o ~ als den Autor der ,,Klinischen Elektro- kardiographie", des emten elektrokardiographisehen Lehrbuches mit diesem Titel; das Buch zeigt beispielha/t, wie eine Untersuchungsmethode in der Hand des Klinikers zu jener Lebendigkeit erwachen kann, die i~rztliehes Handeln zu tragen vermag. Derart aber ~zandelt sieh jede U ntersuehu ngsmethode, die KORT~ in die Hand nimmt, und seien ez auch so widerstrebende Ver[ahren wie die RSntgenschirmbild- untersuchung oder die intrakardiale Elektro- und Phonokardiographie. KOl~Ttt

ist die zahlreichen Irrwege der Elektrokardiographie nicht mitgegangen. Abhold ~edem diagnostischen Schlagwort, wie es sich leicht einstellt, wenn der Blick au/ die Methode bin eingeengt wird, und in steter kritischer Zuriickhaltung gegeniiber ,,Deutungen" gilt ihm die klinisehe Beobachtung als Richtmafl. Seine Arbeiten i~ber die Herzrhythmusst5rungen, iiber die Wirkung der Digitalis, wie der Hyper- thyreose au/ das Herz, vor allem sein st~indiges Bemiihen um die Verlau/s-

beobachtung haben entscheidend dazu beigetragen, die MSglichkeiten des Ver/ahrens auszuschSp/en und seine Grenzen abzustecken. Die Er/orschung und systematische Darstellung der Zageanomalien des Herzens waren gleichzeitig die Wende zu einer grundsdtzliehen Synopsis von ff, lektrokardiogramm und RSntgenbild bei der Beurteilung des tterzens. Mit der hiimodynamischen Betrachungsweise hat Ko~TI4 die klinische Elektrokardiographie wieder zu jenem hohen Rang ge/i~hrt, der ihr aueh angesichts der modernen kardiologischen Untersuchungsmethoden gebi~hrt und sie in ihrem Lichte erst recht unentbehrlich maeht. KORTtt hat die entscheidende Pionierarbeit [iir eine klinische Elektrokardioffraphie geleistet.

Fi~r die lclare und iiberschaubare, nicht yon Eintagsmeinunffen verstellte und niemals ,,propagierte" klinische Lehre sind ibm seine Schiller besonders dankbar. Doch es gibt keine eigentlich KORTHsche ,,Schule". Das liegt nicht allein an der unverkennbaren Wende in der Entwieklung der klinischen Medizin, sondern zu- real an dem Mensehen, der 8ie begrei[t. Voriiber ist die Zeit der ,,Schulen" und der ,,Systeme" und ihres anspruchsvollen Sichbehauptenwollens, abgelSst yon einem lebendigen Au[bruch im Ge/iige der klassisehen, den Krankheiten und dem Kran- ken zugewandten Medizin. Die Bewegung in der Medizin, die SIEBECK als eine Hinwendung zur Lebcns- und Leidensgesehichte des Menschen, als eine ,,bio- graphisehe Medizin", verstanden und gelehrt hatte, geht liingst schon i~ber den einzelnen hinaus. KORTtt sieht diese Dynamik weitergrei/en in die Gesellscha/t, in eine Entwicklung zur sozialen Medizin und zu einer Medizin des Gesunden:

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aueh der ,,sozialen Matrix" des Erkranlcten und aueh des Gesunden solle sich der Arzt annehmen, under mfsse untersuchen und verstehen lernen, wie Gesundheit unter den modernen Lebensbedingungen bewahrt werden ]c6nne. Nicht yon un- ge/dhr hat daher die KoRTKsche Poliklinik eine Betriebsgrztliche Untersuchungs- stelle und eine Sportmedizinische Abteilung. KORTH kennt den Arzt in der gewandelten Welt und seine Sorgen und hat, zumal im Hinbliek au] ihn und au/ die Krise in der 5rztlichen Ausbildung jfngst den P l a n / f r eine neue Poliklinik vorgelegt.

KORT• ist ein Arzt und Pro]essor, der sich selbst, seinem Beru/ und seinem Amt immer wieder kritisch gegenfber zu stehen vermag, dem ]ede OberhShung ]remd ist und der etwas gegen ernst gemeinte Dekors hat. Es gibt nut Weniges, da8 er nicht belgcheln k6nnte; die enthfllende Ironie und den zudeckenden Seherz hat er gleichermaflen bereit. Er ist ein Meister der Sprache. In malcellosem Stil und in luzider Diktion umgrei]t sein Wort heilsam ni2chtern den Gedanlcen, bringt aber das Eigentliche am llebsten in der Dialekti]~ einer gesehli~enen Polemilc hervor.

KORT~ hat im In- und Ausland viele Schiller und Freunde. Sie alle haben yon seiner schar]en klinischen Beobachtung gelernt und gleichzeitig er]ahren, wie vor allem die Idee entscheidend weiterzubringen vermag. KORT• hat unzShlige Anregungen gegeben, doch es ist seine Art, sie yon anderen ent/alten zu lassen. In mSeutischer Weise /ordert er die Fdhigkeiten des Einzelnen heraus, weifl aber stets die Excellentia eines jeden zu achten und zu bedenken. Er hat die ungetrfbte

Sicht /fir das Notwendige und ]ene Souverdnitgt, die es sich leisten kann, einem koUegialen System in der Medizln das Wort zu reden. Dieser Pro]essor mit Noblesse in NwwMA~schem Geiste sieht nfchtern und mit prophetischem Charisma, was an der Zeit ist, under stellt sich ihr.

So sehen und verstehen ihn seine Assistenten. J . SCHMIDT (Erlangen)

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