beiträge zur frage der konstanz der blutgruppen

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~8. JUNI 1932 KLINISCHE WOCHENSCH abgesehen von FAllen retrobulbXrer Neuritis optica, berichtet E. LOEWE?r fiber Koch-Bacillgmie bei multipler Sklerose, LUGER erwt~hnte FXlle yon Arteriosklerose, Apoplexien usw., bei denen keinerlei Tuberkulose gefunden werden konnte und die eine positive Kultur dutch E. LOEWENSTEIN ergeben hatten. Ich selbst gab die weitere Verfolgung der Blut- kulturen auf, als sie in einem Falle yon autoptisch bestXtigter Streptokokkenendokarditis im E. Loewensteinschen Institut positiv ausgefallen war, der weder klinisch noch bei der Autopsie (Prof. C. STXRNBERG) eine Tuberkulose aufwies. In deT Diskussion eu einem u REITT~RS warnte ich deshalb auch davor, Blutkulturen nach LOEWENSTEIN in unklaren F~illen fieberhafter Erkrankungen zur Diagnose heranzuziehen, wie sich das in letzter Zeit, in Wien wenig- stens, schon gelegentlich ereignet, l)brigens sagen ja REITTER und LOEWENSTEI~r selbst sehr mit Recht, dab der blol3e Nachweis einer TuberkelbacillXmie bei dem gleichzeitig vor- handenen Krankheitsbilde einer typischen akuten Poly- arthritis noch nieht genfige, mn eindeutig einen kausalen Zusammenhang zu erkennen, und sagen weiterhin, die Klinik der Bacill~mie bedfirfe erst der Ausarbeitung. WiT mfissen also zusammenfassend feststellen, dab die ingeni6se Methode der Tuberkelbacillenkaltur aus dem str6menden Blur yon E. LOEWENSTEIN ffir die ~tiologische Auffassung des Gelenkrheumatismus bisher keine einwandfrei verwert- baren Ergebnisse geliefert hat. Allerdings sind auch andere Methoden als die Bacillen- kultur aus dem Blut in der letzten Zeit herangezogen worden, um die Atiologie der Polyarthritis zu kl~iren. Die Komple- mentbindungsreaktion mit Tuberkuloseantigen vor allem hat auch tats~ichlich ergeben, dab h~ufiger, als man bisher glaubte, Tuberketbacillen an der Atiologie yon Gelenk- erkrankungen beteiligt sein dfirften (GRUMBACH und W~RNER, LEUCHTENBERGER; vgl. auch H. STRAUSS). Freilich sind die Akten fiber die ]3edeutung dieser Reaktion noch nicht ge- schlossen, and es ist doch bemerkenswert, dab LEUCIITEN- BERGER unter 46 chronischen Infektarthritiden 29mal -~ 63 %, unter i i akuten Infektarthritiden 3real, aber auch unter 14 F~illen von Arthrose 7mal eine positive Komplement- bindung mit Tuberkuloseantigen erhalten konnte. Indessen fand jedoch HORS'rER auch mit der Pr/icipitationsmethode nach LEHMANN-FAcIUS-LoEsCHCKE in IO von 23 Fgllen akuter und subakuter Polyarthritis positive Tuberkulosereaktion. Immerhin haben die neuen Laboratoriumsmethoden eine sehr wertvolle Bereicherung und Erweiterung unserer Er- kenntnisse gebracht, die wir bereits aus der rein klinischen Beobachtung am Krankenbett gewonnen haben. Wenn etwa H. STRAUSS noch im Jahre 1899 einen Tall yon rezidivieren- dem akutem Gelenkrheumatismus, der im AnschluB an eine Angina auftrat und an Miliartuberkulose zugrunde ging, mitgeteilt and an Hand dieses Falles die t3eziehungen zwischen Tuberkulose und Gelenkrheumatismus diskutiert hat, so lesen wir in dem bekannten Buche W. NEUS~ANNS, dab der ,,Rheumatismus'" bei Tuberkulose ,,sehr h~ufig" vorkommt. Nieht nur als tuberkulotoxischer Resorptionsrheumatismus bei pleuritischen Exsudaten, auch bei trockenen Pleuritiden, bei der Miliaris discreta, der Tuberculosis fibrosa densa, dem proliferierenden Prim~rkomplex k6nnen Gelenkerkran- kungen vorkommen, die ohne Leukocytose und meist ohne RIFT. ii. JAHRGANG. Nr. 25 I075 Endokarditis verlaufen. NEUMANN macht speziell auf das gelegentliche Befallensein der Mandibulargelenke und aui die Spondylarthritis aufmerksam, die namentlich die Pleurite a rgpetition mitunter begleiten. Wir k6nnen also zusammenJassend folgendes feststellen: Es gibt unter den F~illen yon akut bis chronisch verlaufenden Polyarthritiden zweifellos solche, die auf einer Tuberkulose beruhen. Sie k6nnen in ihrem klinischen Bilde durchaus denjenigen F~illen gleichen, die durch andere Bakterien hervorgerufen werden. Ob der akute Gelenkrheumatismus als klinisch einheitliches, typisches Krankheitsbild dutch einen unbekannten spezifischen Erreger hervorgerufen wird, ob er, was wahrscheinlicher ist, als spezifische Reaktionsform auf verschiedenartige Bakteriengifte im Sinne CHVOSTEKS aufzufassen ist, bedarf noch der Kl~rung. In manchen F~illen scheint abet offenbar dieses Krankheitsbild durch Kochsche Bacillen hervorgerufen zu werden. Die Diagnose der tuber- kuI6sen Atiologie einer multiplen Gelenkentzfindung muB sich einerseits auf den anamnestischen und klinisch objektiven Nachweis einer Tuberkulose anderer Organe, andererseits auf die spezifische Herdreaktion der befallenen Gelenke auf kleine und kleinste Tuberkulindosen sttitzen. Selbstverst/indlich wird der Nachweis yon Kochschen Bacillen im Gelenkpunktat nach REITTER Yon entscheidender Bedeutung ffir die Diagnose sein, dagegen wird man aus dem positiven AusfalI der Blutkultur vor- l~ufig noch keine Schlfisse ziehen dfirfen. ]/fir die Behandlung des tuberkul6sen Rheumatismus ist neben den sonst iiblichen thera- peutischen Mal3nahmen bei Gelenkerkrankungen Tuberkulin das Mittel der Wahl. Diese Forderung W. NEUNANNS kann ich auf Grund eigener Erfahrungen nut vollkommen best~tigen Literatur: K. AMERSBACH, A. u. E. L6WENSTEIN, Mflnch. reed. Wschr. I931, lO78. -- J. BAUER, Konstitut. Disposition zu innereu Krankheiten. Berlin: Julius Springer 1917 -- Wien. klin. Wschr. I923, Nr 14/15 -- Der sog. Rheumatismus. Dresden n. Leipzig: Th. Steinkopff 1929. -- 2r BAUER-JOKE, Arch. f. Dermat. 127, 342 (192o). -- L. BERNARD U. 1V~. SALOMON, Rev. M6d. 25, 49 (I905). -- F. BEZANQON, IV[. PIERRE-WEIL, J. DELARUE, V. OUMAN- SKY U. PAU, Bull. Acad. M6d. Paris 104 III. s., 676 (193o). -- BONNET, zit. nach F. BEZAN~ON. -- F. CHVOSTEK, Verh. d. 15. Dtsch. Kongr. f. inn. Ned. 1897, 99. -- L. DOR u. J. COURMONT, zit. nach PONCET U. LEEICHE. -- S. GRXFF, Zbl. Path. 52, Erg.-H., 206 (1931). -- GROCCO, Sperimentale I892 , Nr 23/24. -- A. GRUMBACH U. !A. J. WERNER, Klin. Wschr. 1929, lO22. -- GUEBLEE, zit. nach BEZAN~ON. -- H. HORSTER, Klin. Wschr. 193I , 2389. -- N: JOHANNSEN, Jb. Kinderheilk. x3x, 49 (1931). -- F. KLINGE, Virchows Arch. 279, I (193o). -- LEUCHTENBERGER, Klin, Wschr. 1931, 976. -- E. L6WENS~EIN U. C. REITTER, Mflnch. reed. Wschr. 193i , Nr 2 u. 48. -- W. L6WENSTEIN, A. STRASSER U. A. WEISSMANN, %Vien. Arch. inn. Med. 22, 229 (1932). -- A. LUaER, Diskussion zu C. REITTER U. E. L6WENSTEIN, Ges. f. inn. NIed. in Wien., 7. Jan. 1932. -- W. NEUNANN, Die Klinik der Tuber- kulose Erwachsener. 2. AuI1. Wien: Julius Springer 193 o. -- A. PONCET U. R. LERICHE, La tuberculose inflammatoire. Paris: O. Doin 1912. -- POWEL, zit. nach BEZANqON. -- C. REITTER, ~Vien- klin. Wschr. i928 , 473 u. I929, 280. -- C. REITTER U. E. L6WEN. STEIN, Wien. klin. ~vVschr. 1932, 293.- R. ROESSLE, Wien. klin. Wschr. 1932 , 6o9. -- F. ROLLY, Der akute Gelenkrheumatismus. Berlin: Julius Springer 192o. -- H. STRAUSS, Charit6-Ann. 24, 292 (1899) -- Zbh inn. Med. I932, Nr 13 . -- H. SWIFT, zit. nach C. REITTER U. E. L6WENSTEIN. ~ W. H. VEIL, Dtsch. med. Wschr. I928, Nr 37 u. 1929, Nr 14--16. -- WEINTRAUD, Berl. klin. ~Vschr. i913, Nr 3o. REFERATENTEIL BEITRAGE ZUR FRAGE DER KONSTANZ DER BLUTGRUPPEN. Von Dr. HERBERT ~-NOWAK, Wien. Seit LANDSTEINERS Entdeckung der Isoagglutination und der sich daraus ergebenden Unterscheidung in vier verschiedene mensehliche Blutgruppen, die durch die Eigenschaften ihrer Erythrocyten und Sera bestimmt werden, ist die Frage der Be- st~indigkeit der Zugeh6rigkeit zu den Blutgruppen aufgetaucht und verschiedentlich erOrtert worden. Zur Differenzierung der Eigenschaften der Erythrocyten kennen wir 2 Agglutinogene, die mit A und B bezeichnet werden. Sowohl eines yon beiden oder belde k6nnen vorhanden sein; oder es k6nnen sowohl A als auch B fehlen. In einem gewissen Zusammenhang mit diesen Agglutino- genen stehen 2 Agglutinine, a und fl, welche nur dann im Serum nachgewiesen werden k6nnen, wenn das entsprechende Agglu- tinogen fehlt. Diese Agglutinine sind insofern yon Bedeutung, als sic darauf hinweisen, dab es in der Blutgruppenforschung nicht

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Page 1: Beiträge zur Frage der Konstanz der Blutgruppen

~8. JUNI 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

abgesehen von FAllen re t robulbXrer Neur i t i s opt ica, be r i ch t e t E. LOEWE?r fiber Koch-Baci l lgmie bei mul t ip le r Sklerose, LUGER erwt~hnte FXlle yon Arter iosklerose, Apop lex ien usw., bei d e n e n keinerlei Tuberku lose ge funden werden k o n n t e und die eine posi t ive Ku l tu r d u t c h E. LOEWENSTEIN ergeben h a t t e n . Ich se lbs t gab die wei tere Verfo lgung der Blut - ku l tu ren auf, als sie in e inem Falle yon au top t i s ch bes tXt igter S t r ep tokokkenendoka rd i t i s im E. Loewens t e in s ch en I n s t i t u t pos i t iv ausgefal len war, der weder kl inisch noch bei der Autops ie (Prof. C. STXRNBERG) eine Tuberkulose aufwies. In deT Diskuss ion e u e inem u REITT~RS w a r n t e ich desha lb auch davor , B lu tku l t u r en nach LOEWENSTEIN in unk la ren F~illen f i eberhaf te r E r k r a n k u n g e n zur Diagnose heranzuz iehen , wie s ich das in le tz te r Zeit, in Wien wenig- s tens , schon gelegent l ich ereignet , l )b r igens sagen ja REITTER und LOEWENSTEI~r se lbs t sehr mi t Rech t , dab der blol3e Nachweis einer Tuberkelbaci l lXmie bei d e m gleichzeit ig vor- h a n d e n e n Krankhe i t sb i l de einer t y p i s c h e n a k u t e n Poly- a r th r i t i s noch n ieh t genfige, m n e indeut ig e inen kausa len Z u s a m m e n h a n g zu erkennen, und sagen wei terhin , die Kl in ik der Bacill~mie bedfirfe ers t der Ausarbe i tung . WiT mfissen also z u s a m m e n f a s s e n d fests tel len, dab die ingeni6se Methode der Tuberke lbac i l l enka l tu r aus d e m s t r 6 m e n d e n Blur yon E. LOEWENSTEIN ffir die ~tiologische Auf fas sung des Ge l enk rheuma t i smus b isher keine e inwandfre i ve rwer t - ba ren Ergebnisse geliefert ha t .

Allerdings s ind auch andere Me thoden als die Bacil len- ku l tu r aus d e m Blut in der l e t z t en Zeit he rangezogen worden, um die Atiologie der Po lya r th r i t i s zu kl~iren. Die Komple - m e n t b i n d u n g s r e a k t i o n mi t T u b e r k u l o s e a n t i g e n vor al lem h a t auch tats~ichlich ergeben, dab h~ufiger, als m a n b isher glaubte , Tuberketbac i l len an der Atiologie yon Gelenk- e rk rankungen bete i l ig t sein df i r f ten (GRUMBACH und W~RNER, LEUCHTENBERGER; vgl. auch H. STRAUSS). Frei l ich s ind die A k t e n fiber die ]3edeutung dieser Reak t i on noch n ich t ge- schlossen, a n d es ist doch bemerkenswer t , dab LEUCIITEN- BERGER u n t e r 46 chron ischen I n f e k t a r t h r i t i d e n 29mal -~ 63 %, un te r i i aku t en I n f e k t a r t h r i t i d e n 3real , aber auch un te r 14 F~illen von Ar th rose 7 m a l eine pos i t ive K o m p l e m e n t - b i n d u n g m i t Tuberku losean t igen e rha l t en konnte . I n d es s en fand j edoch HORS'rER auch m i t der P r / i c ip i t a t i onsme thode nach LEHMANN-FAcIUS-LoEsCHCKE in IO von 23 Fgl len a k u t e r und s u b a k u t e r P o l y a r t h r i t i s pos i t ive Tuberku lose reak t ion .

I m m e r h i n h a b e n die neuen L a b o r a t o r i u m s m e t h o d e n eine s e h r wer tvol le Bere icherung und E r w e i t e r u n g unserer Er - kenn tn i s se gebracht , die wir bere i t s aus der re in k l in ischen B e o b a c h t u n g am K r a n k e n b e t t gewonnen haben . W e n n e twa H. STRAUSS noch im Jah re 1899 einen Tall yon rezidivieren- dem a k u t e m Ge lenkrheumat i smus , der im AnschluB an eine Angina a u f t r a t und an Mil ia r tuberkulose zugrunde ging, mi tge te i l t a n d an H a n d dieses Falles die t3eziehungen zwischen Tuberkulose und Ge l enk rheuma t i smus d i sku t i e r t ha t , so lesen wir in d e m b e k a n n t e n Buche W. NEUS~ANNS, dab der ,,Rheumatismus'" bei Tuberkulose , , sehr h~ufig" v o r k o m m t . Nieh t nur als t ube rku lo tox i sche r R e s o r p t i o n s r h e u m a t i s m u s bei p leur i t i schen E x s u d a t e n , auch bei t rockenen P leur i t iden , bei der Miliaris discreta , der Tuberculosis f ibrosa densa , d e m prol i fer ie renden P r im~rkomplex k6nnen Gelenkerkran- k u n g e n v o r k o m m e n , die ohne Leukocy tose und meis t ohne

R I F T . i i . J A H R G A N G . Nr . 25 I 0 7 5

Endoka rd i t i s ver laufen. NEUMANN m a c h t speziell auf das gelegent l iche Befal lensein der Mandibu la rge lenke und aui die Spondy la r th r i t i s au fmerksam, die n a m e n t l i c h die P leur i te a rgpe t i t ion m i t u n t e r beglei ten.

Wir k6nnen also zusammenJassend folgendes fes t s te l len : Es g ib t un t e r den F~illen yon a k u t bis chronisch ve r l au fenden P o l y a r t h r i t i d e n zweifellos solche, die auf einer Tuberku lose

b e r u h e n . Sie k6nnen in i h rem kl inischen Bilde du rchaus den jen igen F~illen gleichen, die du rch andere Bak te r i en he rvorge ru fen werden. Ob der aku te G e l e n k r h e u m a t i s m u s als kl inisch einhei t l iches , typ i sches Krankhe i t sb i l d d u t c h e inen u n b e k a n n t e n spezi f ischen Er reger he rvo rge ru fen wird, ob er, was wahrsche in l icher ist, als spezif ische R e a k t i o n s f o r m auf ve rsch iedenar t ige Bak te r ieng i f t e im Sinne CHVOSTEKS aufzufassen ist, bedar f noch der Kl~rung. In m a n c h e n F~illen sche in t abe t o f fenbar dieses Krankhe i t sb i l d du rch Kochsche Baci l len he rvorge ru fen zu werden . Die Diagnose der t ube r - kuI6sen Atiologie e iner mu l t ip l en Ge lenken tz f indung muB sich e inersei ts auf den a n a m n e s t i s c h e n und kl inisch ob j ek t i ven Nachweis einer Tuberku lose andere r Organe, andere r se i t s auf die spezif ische H e r d r e a k t i o n der befa l lenen Gelenke auf kleine und kleinste Tuberku l indosen s t t i tzen. Se lbs tvers t / indl ich wird der Nachweis yon K o c h s c h e n Baci l len im G e l e n k p u n k t a t nach REITTER Yon en t s che idende r B e d e u t u n g ffir die Diagnose sein, dagegen wird m a n aus d e m pos i t iven AusfalI de r B lu tku l t u r vor- l~ufig noch keine Schlfisse z iehen dfirfen. ]/fir die B e h a n d l u n g des tuberku l6sen R h e u m a t i s m u s is t neben den sons t i ibl ichen t h e r a - peu t i schen Mal3nahmen bei Ge lenke rk rankungen Tuberku l in das Mit te l der Wahl . Diese F o r d e r u n g W. NEUNANNS k a n n ich auf G r u n d eigener E r f a h r u n g e n n u t v o l l k o m m e n bes t~ t igen

L i t e r a t u r : K. AMERSBACH, A. u. E. L6WENSTEIN, Mflnch. reed. Wschr. I931, lO78. - - J. BAUER, Konsti tut . Disposition zu innereu Krankheiten. Berlin: Julius Springer 1917 - - Wien. klin. Wschr. I923, Nr 14/15 - - Der sog. Rheumatismus. Dresden n. Leipzig: Th. Steinkopff 1929. - - 2r BAUER-JOKE, Arch. f. Dermat. 127, 342 (192o). - - L. BERNARD U. 1V~. SALOMON, Rev. M6d. 25, 49 (I905). - - F. BEZANQON, IV[. PIERRE-WEIL, J. DELARUE, V. OUMAN- SKY U. PAU, Bull. Acad. M6d. Paris 104 III. s., 676 (193o). - - BONNET, zit. nach F. BEZAN~ON. - - F. CHVOSTEK, Verh. d. 15. Dtsch. Kongr. f. inn. Ned. 1897, 99. - - L. DOR u. J. COURMONT, zit. nach PONCET U. LEEICHE. - - S. GRXFF, Zbl. Path. 52, Erg.-H., 206 (1931). -- GROCCO, Sperimentale I892 , Nr 23/24. - - A. GRUMBACH U. !A. J. WERNER, Klin. Wschr. 1929, lO22. -- GUEBLEE, zit. nach BEZAN~ON. -- H. HORSTER, Klin. Wschr. 193I , 2389. -- N: JOHANNSEN, Jb. Kinderheilk. x3x, 49 (1931). - - F. KLINGE, Virchows Arch. 279, I (193o). - - LEUCHTENBERGER, Klin, Wschr. 1931, 976. - - E. L6WENS~EIN U. C. REITTER, Mflnch. reed. Wschr. 193i , Nr 2 u. 48. -- W. L6WENSTEIN, A. STRASSER U. A. WEISSMANN, %Vien. Arch. inn. Med. 22, 229 (1932). - - A. LUaER, Diskussion zu C. REITTER U. E. L6WENSTEIN, Ges. f. inn. NIed. in Wien., 7. Jan. 1932. - - W. NEUNANN, Die Klinik der Tuber- kulose Erwachsener. 2. AuI1. Wien: Julius Springer 193 o. - - A. PONCET U. R. LERICHE, La tuberculose inflammatoire. Paris: O. Doin 1912. -- POWEL, zit. nach BEZANqON. -- C. REITTER, ~Vien- klin. Wschr. i928 , 473 u. I929, 280. - - C. REITTER U. E. L6WEN. STEIN, Wien. klin. ~vVschr. 1932, 2 9 3 . - R. ROESSLE, Wien. klin. Wschr. 1932 , 6o9. - - F. ROLLY, Der akute Gelenkrheumatismus. Berlin: Julius Springer 192o. - - H. STRAUSS, Charit6-Ann. 24, 292 (1899) - - Zbh inn. Med. I932, Nr 13 . - - H. SWIFT, zit. nach C. REITTER U. E. L6WENSTEIN. ~ W. H. VEIL, Dtsch. med. Wschr. I928, Nr 37 u. 1929, Nr 14--16. - - WEINTRAUD, Berl. klin. ~Vschr. i913, Nr 3 o.

R E F E R A T E N T E I L B E I T R A G E Z U R F R A G E D E R K O N S T A N Z D E R

B L U T G R U P P E N .

Von

Dr . HERBERT ~-NOWAK, W i e n .

Seit LANDSTEINERS Entdeckung der Isoagglutination und der sich daraus ergebenden Unterscheidung in vier verschiedene mensehliche Blutgruppen, die durch die Eigenschaften ihrer Erythrocyten und Sera best immt werden, ist die Frage der Be-

st~indigkeit der Zugeh6rigkeit zu den Blutgruppen aufgetaucht und verschiedentlich erOrtert worden. Zur Differenzierung der Eigenschaften der Erythrocyten kennen wir 2 Agglutinogene, die

mit A und B bezeichnet werden. Sowohl eines yon beiden oder belde k6nnen vorhanden sein; oder es k6nnen sowohl A als auch B fehlen. In einem gewissen Zusammenhang mit diesen Agglutino- genen stehen 2 Agglutinine, a und fl, welche nur dann im Serum nachgewiesen werden k6nnen, wenn das entsprechende Agglu- tinogen fehlt. Diese Agglutinine sind insofern yon Bedeutung, als sic darauf hinweisen, dab es in der Blutgruppenforschung nicht

Page 2: Beiträge zur Frage der Konstanz der Blutgruppen

1 0 ~ 6 K L I N I S C H E W O C t t E N S C H

nu r au f qua l i t a t ive , sonde rn a u c h auf q u a n t i t a t i v e Un te r s ch i ede a u k o m m t .

Un te r s ch i ede i m Agg l u t i n i n t i t e r s tel l te schon LANDSTEINER 1 tes t ; er b e o b a c h t e t e a m S e r u m S c h w e r k r a n k e r eine Vers t~irkung der Agg lu t ina t ion . DONAT~t ~ beobach t e t e dasselbe bei Chlorose. ASCOLI 3 terrier AscoLI u n d SCHNEIDER 4 s te l l t en q u a n t i t a t i v e S c h w a n k u n g e n i m Ver laufe y o n IZrankhe i t en test .

Die F rage der K o n s t a n z des Agg lu t i n in t i t e r s is t noch als of ten zu b e t r a c h t e n . W l i h r end auf der e inen Seite keine T i t e r i i nde rungen fes tges te l l t we rden konn t en , w u r d e n yon andere r Seite n a c h - gewiesen , dab T i t e r s c h w a n k u n g e n in l ierhalb kurze r Zei t r i iume v o r k o m m e n k6nnen . So f a n d LEHMANN5 den Agg lu t i n in t i t e r me i s t k o n s t a n t , k o n n t e a b e t S t e i ge rungen bis z u m sechs fachen T i t e rwe r t fes ts te l len. HOCI~E u n d MORRI~SCIt 6 k o n n t e n keine Ti ter l inde- r u n g e n bei f i ebe rha f t en E r k r a n k u n g e n nachweisen . I m Gegen- sa tze dazu s te l l t en THOMSEN u n d KE~TEL~ test , dab der Agglut ini l i - t i t e r bei den e inze lnen I n d i v i d u e n var i ie r t ul id s ich im Lau fe des Lebens in ve r sch ieden groBen Z e i t a b s e h n i t t e n Andern k a n n . SCHNEIDER 8 l a n d A g g l u t i n i n t i t e r a n s t i e g n a c h E n t b i n d u n g u n d Narkose . MINO 9 hh l t es ffir wahrsche in l ich , dab Ver l inde rungen des Agg lu t i n in t i t e r s d u r c h pa tho log i sche Zust~tnde herbeigeff ihr t we rden k6nnen . A u c h PISTUI~DI 1~ ge lang es, Agglu t in i l l t i t e r - s c h w a n k u n g e n bei S chwange ren u n d W 6 c h n e r i n n e n fes tzus te l len . SCHRADER ~ k o n n t e bei f i ebe rha f t en E r k r a n k u n g e n eine Steige- r u n g des Agg lu t in in t i t e r s fests te l len, ein N a c h l a s s e n des T i t e r s wurde von i h m n iema l s beobach te t .

Die E n t s t e h u n g der Agglu t i l iogene geh t der E n t s t e h u n g der Agg lu t in ine i m m e r voraus . M an g laub t , dab n u r die Blu tk6rperche l i - e igenscha f t en ve r e rb t werden u n d e rs t n a c h E n t s t e h e n der Ag- g lu t inogene die Agg lu t in ine e l i t s tehen. D e n n wXhrend die Ag- g lu t inogene , das s ind die B l u t g r u p p e n m e r k m a l e der E r y t h r o c y t e n , s chon im 4- - -5 . F e t a l m o n a t nachgewiesen werdeli kOnnen, so dab bei N e u g e b o r e n e n die B l u t g r u p p e n b e s t i m m u n g fas t i m m e r durchf f ih rba r ist , t r e t e n Agglu t in ine im S e r u m ers t pos t embryo l i a l auf. D e n n bei N e u g e b o r e n e n lassen sich Agg lu t in ine im S e r u m n ich t i m m e r IIachweisen; u n d a u c h w e n n der A g g l u t i n i n n a c h w e i s gel ingt , so ist der Agglu t i l i in t i t e r wesen t l i ch niedriger , als er bei E r w a c h s e n e n zu sein pflegt . Die F~ille s ind n ich t so sel ten, in denen s ich Agglut i l i ine e rs t gegen E n d e des e rs ten L e b e n s j a h r e s fes t s te l len lassen.

Es is t dahe r speziell i m erstel i L e b e n s j a h r e bei Fes t s t e l lu l ig der B l u t g r u p p e d u r c h B e s t i m m u n g der Agg lu t inogene ul id der Agglut ini l ie m i t Uns t imnmigkei ten in der B l u t g r u p p e n b e s t i m m u n g zu rechnen . Diese U i i s t i m m i g k e i t e n b e r u h e n aber n i ch t da rauf , dab die B l u t g r u p p e i m e r s ten L e b e n s j a h r e n i ch t ko l i s t an t wiire, sonde rn auf d e m v o l l k o m m e n e n Mange l bzw. der IIoch mange l - h a f t e n En twick lu l ig der Agglu t in ine . Auf diese U m s t i i n d e s ind die ve r sch ieden t l i ch g e m a c h t e n B e o b a c h t u n g e n fiber eine VerXnde- r u n g der i soagg lu t inab len S u b s t a n z e n i nne rha l b des e r s t en Lebens - j ah res zurackzuf f ih ren .

Abe r auch bei E r w a c h s e n e n is t yon e iner Re ihe yon U n t e r - s u c h e r n fiber J~iiderung in der I (o l i s tanz der B l u t g r u p p e n be r i ch t e t worden . QUATER u n d RAPHALKES 12, ferner BRIAND u n d SPIND- LER 13 s te l l ten J~iiderung der B l u t g r u p p e bei s ep t i schen E r k r a n - k u n g e n u n d I k t e r u s lest . Aiich bei Malaria, P a r a l y se u n d alidereli Ge i s teskra l ikhe i t en sollen B l u t g r u p p e n i i n d e r u n g e n fes tges te l l t wo rden sein. EDEN i~ be r i ch te t fiber ~ n d e r u n g e n der I soagglu t i - n a t i o n d u r c h M e d i k a m e n t e , d u t c h Narkose u n d R 6 n t g e n b e s t r a h - lung. N a c h DIEMER 15 s ind die ve r s ch i edens t en ~iul3eren Eiliflfisse i m s t a n d e , eine ]31utgruppe in eine andere f iberzuff ihren; so H 6 h e n - s o n n e n b e s t r a h l u n g , ]3ehand lung m i t g a l v a n i s c h e m oder fa ra- d i s c h e m S t r o m u n d versch iedene M ed i kamen te . DIAMANTO- POULOS 16 stel l te in 2 F~llen yon L ues u n d Gonor rh6e B lu t - g r u p p e n l i n d e r u n g n u r d u r c h B e s t i m m u n g der Agg lu t inogene les t u n d k a m zu d e m SchluB, dab schwere h l f e k t i o n die Gruppe ~indern k6nne. BAHL 17 f and bei l y m p h a t i s c h e r Leuk~imie u n d bei schwere r An~imie ]31utgruppenXnderung auf G r u n d der F e s t s t e l l u n g der A g g h t i n o g e n e m i t e ineln e inzigen Tes t se ru ln . D e m seien e igene B e o b a c h t u n g e n des Verfassers gegenfibergestel l t , bei denen an 3 Kinder l i im Al te r yon 5, 9 u n d 13 J ah ren , die an l y m p h a t i s c h e r LeukXmie e r k r a n k t waren, bei N a c h u n t e r s u c h u n g e l i n a c h 4 Mo- na t en , 8 M o n a t e n u n d 16 M o n a t e n ke ine ]31u tg ruppen~nderung fes tges te l l t we rden konn t e . Alle 3 K i n d e r h a t t e n die B l u t g r u p p e A, die s ich bei wiederhol ten , i m Laufe der oben angegebenen Zeit-

R I F T . I I . J A H R G A N G . N r . 25 I8. JUNI 1932

a b s c h n i t t e du rchge f f lh r t en K o n t r o l l u n t e r s u e h u l i g e n m i t Agglu- t i nogen u n d A g g l u t i n i n b e s t i m m u n g i m m e r wieder e inwandfre i fes t - stelleli lieD. 2 FMIe y o n Morbus m a c u l o s u s Werlhofi i , K i n d e r im Al te r yon 4 u n d 6 J a h r e n , dell ]31utgruppen 0 u n d A aligeh6rig, m i t hochgrad iger , d u r c h die s tAndigen, jegl icher Therap ie t ro t zen- den Nachsch i ibe v e r u r s a c h t e r s ekund~re r An~mie , ze ig ten eben- fal ls bei e iner B e o b a c h t u l i g s d a u e r y o n 12 bzw. 18 M o n a t e n bei wiederhol t v o r g e n o m m e n e l i B l u t t r a n s f u s i o n e n keine V e r ~ n d e r u n g der B lu tg ruppe . Doch zeigte s ich in d iesen be iden le tz ten FMlen das A u f t r e t e n einer P s e u d o a g g l u t i n a t i o n .

Die Ai igaben fiber fes tges te l l te ]31u tg ruppen~nderung bl ieben a u c h sons t n ich t unwide r sp rochen . Die fo r t sch re i t ende U n t e r - s u c h u n g s t e c h n i k , insbesondere die Fo rde rung , dab zu e iner ein- wandf re i en B l u t g r u p p e n b e s t i m m u l i g n i ch t IIur die Agglu t inogene , sonde rn a u c h die Agg lu t in ine b e s t i u l m t werden mfissen, f f ihr te z u m Ausschlul3 m a n c h e r Fehlerquel len .

So w u r d e n die Ber ich te ED~NS tiber eine U m s t i m m u l i g der i soagg lu t ina to r i sche l i E i g e n s c h a f t e n d u r c h M e d i k a m e n t e sowohl d u r c h ~V[EYER u n d ZISKOVEN 18 als a u c h d u r c h SCHUMACHER u n d ATZ]~ROD 19 einer N a c h u n t e r s u c h u n g u l i t e rzogen ulid ko l in ten n i ch t b e s t h t i g t werden . A u c h SCHRADER 11 u n t e r s u c h t e eine Reihe a k u t e r ulid chron ischer E r k r a n k u n g e n , insbesol idere solche, die m i t hohel i T e m p e r a t u r u l i t e r s c h i e d e n e inhergehen , wie z. B. bei der M a l a r i a b e h a n d l u n g der P a r a l y s e k r a n k e n . "vVeder i rgende ine B l u t g r u p p e n f m d e r u n g noch Verschwi l iden yon B lu tk6 rpe rchen - receptoren , noch eine U m s t i m m u n g der Serumeige l i schaf t k o n n t e yon i h m fes tges te l l t werden .

Es f rag t sich nun , welches s ind die hf~ufigsten Fehlerquel le l i bei der ] 3e s t immung yon B lu tg ruppe l i u n d wie k 6 n n e n sie ver- m i e d e n werden?

Die h~uf igs te u n d wich t igs te T ~ u s c h u n g s m 6 g l i c h k e i t is t n u n die, dab eine a u f t r e t e n d e Pseudoagglutination m i t e iner ech ten verwechse l t wird. Ffir das A u f t r e t e n einer Pseudoagg lu t ina t io l i k6nlieli ve r sch iedene Grfilide mal3gebend sein. So k61iilieli bak- terielle V e r u n r e i n i g u n g e n die Tes t s e r a so ver~ilidern, dab schlieB- l ich yon i hnen die B l u t k 6 r p e r c h e n s~mt l i cher B lu tg ruppe l i ag- g lu t in ie r t werdeli (SANDSTlrtSI~I 2O). A u c h endogene Einflfisse k 6 n n e n ftir das A u f t r e t e n v o n P s e u d o a g g l u t i n a t i o n e n fes tges te l l t werden . Bei verschiedenel i K r a n k h e i t s p r o z e s s e n t r e t en Erschei - n u n g e n ges te iger te r Kolloidlabil i t i i t des B lu t e s auf. D u r c h diese k o m m t es danl i zu e iner e r h 6 h t e n Neigul ig zu Geldrollelibildulig.

Ausgesch los sen k a n n n a c h LA~TES 21 die P s e u d o a g g l u t i n a t i o n IIur d u r c h V e r d t i n n u n g des B lu t e s m i t e twas phys io logischer Kochsa lz lOsung werdel i ; die Kont ro l le u n t e r d em Mikroskop gent ig t n icht , u m die fa lsche A g g l u t i n a t i o n v o n d e r echtel i zu t r e n n e n .

I m Blu te f inder s ich ferner ohne eilie Beziehul ig zu i rgende iner B l u t g r u p p e ein echtes , aber ul ispezif isches Agglu t in in , das K~l te- agglu t in in . Es bewi rk t eine Agg lu t ina t ion , die s ich in n i ch t s y o n der e ch t en m i t a n t i - A u n d anti- t3 un te r sche ide t . Diese KtLlte- a g g l u t i n a t i o n k a n n IIoch bei 20 ~ au f t r e t en . Sie wird verhi l ider t d u r c h E rw~rmu l ig au f 37 ~ ulid v e r s c h w i n d e t bei Verdf in l iung des T e s t s e r u m s auf I : 5.

E ine fa lsche B l u t g r u p p e n b e s t i m m u l i g k a n n au ch z u s t a n d e k o m m e n , w e n n die Receptore l i der B l u t k 6 r p e r c h e n eine ger inge E m p f i n d l i c h k e i t aufweisen oder w e n n die T e s t s e r a weliig w i rk sam sind. E ine Agglu t i l i a t ion k a n n dal in ausb le iben u n d so eine falsche B l u t g r u p p e vorge t i iusch t werden. Das ist, wie schon e rwhhnt , le icht m6gl ieh im Situglingsal ter , wo die E ry th ro cy t en recep to r e l i noch sehr wenig empfi l id l ich s ind u n d die Agglu t in ine fehlen k6nlien, k o m m t aber auch be im Erwachse l i en n i ch t ga r so se l ten vor.

E in s chwache r A - R e c e p t o r is t 6f ter in der A B - G r u p p e g e f u n d e n worden (THoMSEN). ]~'~ur durch sehr starke anti-A Sera kann es in solchen Fiillen zur Agglutination kommen. Es empfiehlt sich dann eilie iKontrollreaktioli mit Serum der Gruppe O, wodurch gerilige Agglutinatiolien bei anti-A bzw. anti-B nicht so leicht

fibersehen werden k6nnen.

Die Mit te i lungel i fiber fes tges te l l te B l u t g r u p p e n l i n d e r u n g e n s ind alle i n s g e s a m t u n t e r N i c h t a c h t u n g dieser m6g l i chen Fehler- que l len g e m a c h t worden , t3ei Zweifel fiber die R ich t igke i t e iner b e s t i m m t e n B l u t g r u p p e s ind u n b e d i n g t n e b e n der B lu tk6 rpe rchen - b e s t i m m u n g a u c h die Agglut i l i ine im S e r u m zu b e s t i m m e n . U n t e r B e o b a c h t u n g dieser IRegel is t b i s lang abe t ke in einziger Fall e iner ]31utgruppeni inderung in der L i t e r a t u r b e k a n n t geworden, Es

Page 3: Beiträge zur Frage der Konstanz der Blutgruppen

18. JUNI 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i i . J A H R G A N G . N r . 25 lO77

b e s t e h t dahe r ke in AnlaB, in die schon yon LANDSTEINER fes t - ges te l l te These der Unve r~nde r l i chke i t der ]31utgruppen Zweifel zu setzen.

Literatur: ~ LANDSTEINER, ZbL Bakter. 9 (19oo). -- ~ DONATH, Wien.

klin. Wschr. 1900. -- ~ ASCOLI, Miinch. reed. Wschr. 19Ol. -- * ASCOLI u. SCHNEIDER, Z. exper. Med. 36 (1923). -- ~ LEHMANN, Acta path. stand. (K~benh.) 5, 155 (1928), -- HOCHE m MORRITSCH, Nfitt. Grenzgeb. Med. u. Chir. 28,652 (I925). - - 7 THOMSEN

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BUCHBESPRECHUNGEN.

Das Recht zur klinischen Leichensektion. Von G, ]3OI-tNE. (Sonde rausgabe aus der Fes tgabe ffir R I C H A R D S C H M I D T . I. Strut- u n d Prozel3recht.) 74 S. Leipzig: C. L. Hi rschfe ld 1932.

I n fe ins inniger u n d Inediz in isch-his tor iseh i n t e r e s san t e r Weise werden voln Verf, alle F r agen er6r ter t , die s ich au f da s R e c h t zilr k l inischen, d. h, pa tho log i seh -ana to ln i s ehen Sekt ion bezieheil. ] ~ O H N E k o m m t zu d e m a u c h yon E B E R M A Y E R n n d uns v e r t r e t e n e n S t a n d p u n k t , dab die unberech t ig te , d. h. gegen den Wil len der H i n t e r b l i e b e n e n ausgef f ihr te Sekt ion e ines Ver s to rbenen u n t e r ke inen der T a t b e s t ~ n d e des ge l t enden S t r a f r ech t s f~llt. E r erkl~r t es jedoch ffir wf inschenswer t , u ln eine Ver l e t zung des Pie t~tgeff lh ls zu verhfi ten, eine kl in ische Sekt ion n u t vo rz i lnehmen , wenn ke in W i d e r s p r u c h der H in te rb l i ebenen erfolgt. I m In te resse des Fo r t - s ch r i t t s ~rzt l icher W i s s e n s c h a f t k6nne s ich in wich t igen FMlen jedoch der P rosek to r sogar fiber eine Verwe ige rung der Sekt ions- e r l aubn i s h i n w e g s e t z e n . E ine Ander i lng des S t ra fgesefzbuches , u ln O b d u k t i o n e n bei feh lender E inwi l l igung zu verhf i ten , sei fiber- flfissig. E r w f m s c h t sei eine Vermehr l l ng de r ger ich t l i chen u n d eine E in f f ih rung der in 0 s t e r r e i ch fiblichen~sanit~itspolizeil ichen O b d u k - t ionen, wie es b e k a n n t l i e h yon ger ichts~rz t l ieher Seite sei t l a n g e m geforder t wird. E s is t erfreillich, zu lesen, wie Werf. (Juris t) die mediz in i schen Fragen , die d u r c h eine Sekt ion gekl~irt werden k6nnen , wfirdigt und der Abneigung~gegenfiber der Vornah l ne yon Sekt ionen, wie sie in La ienkre i sen bes teh t , e n t g e g e n t r i t t u n d dieser A b n e i g u n g das wissenschaf t l i che In te resse an der u e iner Sekt ion zur Aufk l i i rung der T odesu r sache u n d i m In te resse ~rzt l icher F o r s c h u n g u n d For tb i ld i lng als wich t iger u n d bedeu tungsvo l l e r gegenf ibers te l l t . Go. STRASSMANN, ]3reslau.

0ber Apraxie. Eineklinisehe Studie. VonO. S I T T I G . (Abh. Neut . usw. tI . 63.) 15 T e x t a b b . VII , 248 S. ]3erIin: S. Ka rge r 1931 . RM. 24 . - - .

Die vor l iegende A b h a n d l u n g b r i ng t eine kr i t i sche ~lbers icht t iber die E n t w i c k l u n g u n d den S t and de r Apraxie lehre . Verf. i s t bes t reb t , die v o r h a n d e n e n T a t s a c h e n I lnvore ingenolnmei l u n d vo ln rein phys io log ischen S t a n d p u n k t aus zu b e t r a c h t e n u n d zu ordilen. Ails dieseln ]3estreben he r aus w e n d e t er s ieh schar f gegen eine ui lklare V e r q u i c k u n g phys io log ischer u n d psycho log i scher ]3etrach- tungsweisen . D e m e n t s p r e e h e n d is t je e in besonderes Kap i t e l der Psychologie u n d der Pa thophys io log ie der Aprax ie gewidlnet . 17 eigene F~lle bere ichern unse re k l in i schen K e n n t n i s s e fiber Apraxie . ]3ei ihrer U n t e r s u c h u i l g wurde vor alleln a u c h die Yer te i lung der a p r a k t i s c h e n S t 6 r u n g e n auf die ve r sch i edenen K6rper te i le be- r f icksicht igt . Das s t a t i s t i sche Gesetz yon HUGHLINS JACKSON, wo- n a c h bei L ~ h m u n g e n , Kr~ inp fen Ilnd P h a n t o l n e r s c h e i n u i l g e n die K 6 r p e r a b s c h n i t t e bevo rzug t be t rof fen werden , welche die kolnpli- z ier tes te Ilnd mann i g f a l t i g s t e F u n k t i o n haben , sche in t a u c h ffir die Aprax ie zuzut re f fen . Der f lbl ichen E i n t e i l u n g der Aprax ie fo r lnen wird n i ch t be iget re ten , die Grund l agen ihrer Ab t r enn i l ng werden u n t e r s u c h t u n d d a r a u f h i n u. a. die b isher ige T r e n n u n g yon glied- k ine t i scher u n d ideokine t i scher Aprax ie abge lehn t . Allgelnein wird d ie Aprax ie als e ine S t 6 rung der Au to lna t i s lnen , als eine zent ra le L ~ h m u n g zu e iner h6he ren Po tenz iln Sinne yon JACKSON be t r ach t e t . Loka l i sa to r i sch wird das E n t s t e h e n e iner l inksse i t igen Aprax ie d u r c h ]3a lkenun te rb rechung als f e s t s t e h e n d be t r ach t e t . I ln fibrigen wird zur Loka l i sa t ion der Aprax ie be ton t , dal3 bei f o r t s ch re i t enden Prozessen au f eine anf~ngl iche Aprax ie h~uf ig e ine L ~ h l n u n g folge bzw. bei r egress iven Prozessen der Aprax ie off e ine L ~ h l n u n g vorausgehe . Das sche ine dafflr zu sprechen , dal3 die Aprax ie in das gleiehe (inotorische) S y s t e m wie die Hemip leg ie zu lokal is ieren sei. I n ]3e t racht k~imen d a n a c h die Gebiete v o m h i n t e r e n Tell des S t i rn l appens bis zu r Par ie ta l reg ion , vor a l lem der Gyrus supra lna rg ina l i s . A u c h derjenige, der d e m Weft. in se iner ]3e t rach tungsweise Ilnd se inen Schlf issen nieh% fiberall folgen kann , wird die A b h a n d l u n g Init Genutl lesen, die j edem h i rnpa tho log i s ch A r b e i t e n d e n eine Ffille yon Mater ia l u n d A n r e g u n g e n br iugt .

H A N S S T R A U S S , F r a n k f u r t a. M.

Die amyostatischen Unruheerscheinungen. Klinisch-kinemato- graphische Analyse ihrer Kennzeichen und Begleiterscheinungen.

Von E. H E R Z . Mit e ineln Gele i twor t v. K. K L E I S T . 186 T e x t a b b . 182 S. Leipzig: J o h a n n A m b r o s i u s B a r t h 1931. RM, 40 . - - .

Verf. I nach t es s ich in d e m ausgeze i chne t i l lus t r ie r ten , lehr- re ichen ]3uche zur A u f g a b e , Ini t HiKe der K i n e l n a t o g r a p h i e die U n r u h e e r s c h e i n u n g e n f i lmisch zu analys ieren , d a der e in faehen B e o b a c h t u n g u n d ]3eschre ibung dieser E r s c h e i l n m g e n au s n a h e - l iegenden Grf inden enge Grenzen ges feek t sind. N a c h I )ar- s t e l lung der Me thod ik der f i l ln ischen ]3earbei tung erfolgt die Ana lyse der e inzelnen U n r u h e f o r l n e n der Chorea: der ]3al- l islnen, der Athe tose , Tors ionen, Myoklonien , Tics u n d der ver - seh iedenen Z i t t e r fo rmen . Es werden wel te r an a ly s i e r t die Myo- rhy th ln i en , das s ind U n r u h e f o r m e n , bei denen n u t e inzelne K e n n z e i c h e n des A n t a g o n i s t e n z i t t e r n s in E r s c h e i n u n g t r e t en . Es folgen die a l t e rn i e renden ]3ewegungen, die ve rwicke l te ren u n d u n c h a r a k t e r i s t i s c h e n U n r u h e e r s c h e i n u n g e n . Gailz kilrz we rd en die exper i lnen te l l en u n d T i e r u n t e r s u c h u n g e n e rw~hn t . ] )as Schr i f ten- verze ichnis b r i ng t f a s t 500 Nuln lne rn . Z u s a m l n e n f a s s i l n g der k l in i schen Besonde rhe i t en : bei ]3erf lcksicht igung aller kennze ich- n e n d e n E igenscha f t en der e inze lnen U n r u h e f o r l n e n gel~inge Ineis t eine schar fe T r e n n u n g derselben. D a a b e r die v e r s c h i e d e n e n F o r m e n in e inze lnen l~ennze ichen f ibere ins t i lnmen, sei e ine Auf- s t e l lung e inzelner G r u p p e n berech t ig t . N a c h der A r t des ]3ewegilngs- wechaels 2 G r u p p e n : die U n r u h e e r s c h e i n i l n g e n in i t Inannigfa l t ige ln ]3ewegungswechsel , z. ]3. die Chorea, u n d U n r u h e e r s e h e i n u n g e n ini t e in f6rmiger W i e d e r h o l u n g der Bewegung , z. ]3. a l t e rn ie rende ]3ewegungen u n d T iezuckungen . U n t e r ]3erf icks icht igung des zei t l ichen Intervalls zwisehen den e inze lnen ]3ewegungen lassen s ich regelmiil3ige U n r u h e f o r m e n Init r h y t h l n i s c h e r ]3ewegungs- w iede rho lung yon unregellniil3igen For lnen t r e n n e n . Die f i lmische A r t des Ablau/s bei der Chorea u n d den ]3allislnen e n t s p r i c h t d e m gleiehln~13ig kon t inu ie r l i chen Ab lau t der Wi l lk f i rbewegungen , wi ihrend bei der A the tose u n d den To r s ionen der A b l a u t d i l rch l~nger oder kfirzer d a u e r n d e T o n u s e r h 6 h u n g e n kon t inu ie r l i ch War. Der A u f b a u der U n r u h e e r s c h e i n u n g e n zeigt e ine S tufen le i t e r yon e in fachen p r i ln i t iven For lnen zu kompl i z i e r t e ren Gebilden. T ro tz der au sgeze i ehne t en Bi lder u n d t re f f l i chen ]3eschre ibungen er- fo rder t die Lektf i re g e s p a n n t e A u f m e r k s a m k e i t u n d s t a rke Vor- s t e l lungskra f t . A. SI~IONS, ]3erlin.

Probleme der klinisehen Psychiatrie. Von K. S C H N E I D E R . 46S . Leipzig: Georg Thie lne 1932. R1V~. 2.60.

Der Verf. g ib t e inen 1Jberblick fiber die E n t w i c k l u n g der l~linischen Psyeh ia t r i e in den l e t z t en 12 J ah ren , wobei er b e s t r e b t ist, das GrundsXtzl iche, insbesondere das Sys t e lna t i s che h e r a u s - zuheben . Die Frage , wiewei t das S y m p t o m Init deln K r a n k h e i t s - prozeB spezif isch z u s a m m e n h A n g t , e r sche in t als das H a u p t p r o b l e m . Die Zei t der gerad l in igen i t t iologischen ]3e t rach tungsweise is t vorfiber. Keinesfa l l s s t e h e n spez i f i schen U r s a c h e n spezif isehe p syeho t i s ehe Bi lder gegenfiber ; da s Ineiste, was als p s y c h o t i s c h e s ]3ild imponie r t , k o m l n t d u t c h I lnspezif isehe A u s l 6 s u n g en d o g en bere i t l i egender Reak t ionswe i sen zus t ande . An den endogenen , den t ox i s ehen u n d den prili l~r cerebra len P s y e b o s e n werden die Ge- dankengtknge des "Verf. in r e fe ra t a r t ige r S t e l l ungn ah ln e n~her aus- geffihrK I~RETSCHMER, Marburg .

Zur Biologie der Ethik. Psychopathologische Untersuehungen fiber Schuldgeff ihl u n d rnoral isehe Idealbi ldung. Zugleich ein Beitrag zum Wesen des neurotischen Menschen. Yon O. K A N T . (Schr i f ten z. wiss. V~Teltauffassilng. Hrsg . v. PH . F R A N K u. M. S C H L I C K . Bd. 7.) 16o S. W i e n : Ju l iu s Spr inger 1932. RM. 8.80.

Die Arbe i t geh6r t in den t ( re is j ener der Biologie des ge is t igen u n d kul t i l re l ten Lebens g e w i d m e t e n F o r s c h u n g s b e s t r e b u n g e n , die l e tz ten E n d e s au f die F r e u d s c h e Neilrosen-, Cha rak t e r - u n d K u l t u r - lehre zurfickffihren, ohne dab sie s ich k r a l n p f h a f t all p sycho- ana ly f i s che D o g m e n k l a lnmern . Es wird ve r such t , y o n den bio- log ischen u n d T r i e b g r u n d l a g e n he r de ln ATVesen des e th i sch er- l ebenden Menschen n t i h e r z u k o m m e n u n d gesetzln~it3ige 14orrelafio- n e n zwischen cha rak te ro log i scher S t ruk t i l r u n d Pers6n l ichke i t s - d y n a l n i k e inerse i t s Ilnd e th i s che r H a l t u n g andre rse i t s herai ls- zuarbe i t en , wobei besonders die kl in ische Psychopa tho log i e z m n