notabene 6/2012
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Nr 6 / Juli August 2012Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Seite 6
BVK: Zur Kasse, bitte!Warum die Landeskirche der Pensionskasse die Stange hält und wie viel die Sanierung kostet
Freiwilligenarbeit: Talente im FokusBegabung fördern statt Ämtchen verteilen
Seite 10
Singend von Tansania nach ZürichMusikalische Begegnungen mit einem Chor aus Afrika
notabene 6 / 20122
Liebe Leserin, lieber Leser
Nein, Sie müssen das jetzt nicht lesen.
Die Lektüre des «notabene» ist freiwil-
lig, erst recht das Editorial. Da dürfen
Sie fröhlich weiterblättern, Sie können
einen Papierflieger aus der Seite basteln
oder mir auf dem Foto oben einen lusti-
gen Schnauz malen. Tun Sie, was Sie für
richtig halten! Sie sind absolut freiwillig
hier auf dieser Seite.
Ich bin es nicht ganz. Es gehört zu
meinem Beruf, diese Zeilen zu schrei-
ben, und ich kriege dafür auch einen an-
ständigen Lohn. Aber im Grunde habe
ich den Job freiwillig gewählt, weil es für
mich eine Freude ist, Texte zu schreiben
und Informationen rund um das kirchli-
che Leben zusammenzutragen, die Sie
dann eben freiwillig lesen möchten. Und
das ist gerade das Beste daran. Wenn Sie
lesen müssten, was ich schreibe, dann
würd ichs lieber sein lassen.
Und damit sind wir längst beim
Thema: bei der Freiwilligkeit, und der
Kraft und Motivation, die ihr inne-
wohnt. Was freiwilliges Engagement in
der Kirche heisst und wie tragend das
Mitwirken aus freien Stücken für das
Gemeindeleben ist, das ist ein Schwer-
punktthema dieser Nummer.
Nur so viel vorweg: Die Kunst ist, da-
für zu sorgen, dass Freiwilligkeit zum
Tragen kommt, indem man vermehrt
Talente und Begabungen der Menschen
anspricht und etwas weniger die Aufga-
ben und Ämtchen fokussiert, die man
meint, verteilen zu müssen. Freiwillig-
keit, Engagement, das von Innen her
kommt, kann Berge versetzen. Das ver-
sichern uns die Profis der Freiwilligenar-
beit in der Landeskirche. Und
das wissen wir eigentlich alle aus
eigener Erfahrung.
Wenn Sie nun praktische An-
stösse suchen, wie Sie die Talente
in Ihrer Gemeinde aufspüren,
wie Sie Themen setzen, die an-
sprechen und zur Mitarbeit mo-
tivieren, dann erfahren Sie mehr im Ar-
tikel ab Seite 8. Oder Sie lassen sich
kompetent beraten und inspirieren von
der Fachstelle für Freiwilligenarbeit der
Landeskirche. Das alles ist – Sie ahnen
es – ganz und gar freiwillig.
Christian Schenk
Redaktor «notabene»
Aktuell
Kurznachrichten3 – 5
Kolumne «Wer’s glaubt»:
«Glaubt ihr nicht, ...»5
Brennpunkte
BVK: Mitarbeitende zur
Kasse gebeten 6 – 7
Talente suchen statt
Aufgaben verteilen –
Umdenken in der
Freiwilligenarbeit8 – 9
«Nicht nur Zuhörer sein»
Musikalische Begegnung
mit einem Chor aus Afrika 10 – 11
Rubriken
Themen und Termine12 – 14
Stellenmarkt14
kreuz & quer:
Seelsorge in Pfäffikon15
Denkzettel / Impressum16
Editorial / Inhaltsverzeichnis
«Diese Seite ist freiwillig.»
Doppelnummer:
Im August erscheint kein «notabene». Die
nächste Nummer ist Mitte September
wieder in Ihrem Briefkasten.
notabene 6 / 2012 3
Kirchensynode / Legislaturziele unbestritten,
aber kontrovers ausgelegt
mo/sch. Mit grossem Mehr stimmte die
Kirchensynode den Legislaturzielen
2012–2016 des Kirchenrates an der Sit-
zung vom 12. Juni zu. In den nächsten
vier Jahren will die Landeskirche insbe-
sondere den Gottesdienst stärken, eine
Stadtakademie aufbauen und bei der
Gestaltung der Angebote stärker auf die
Lebenswelten der Mitglieder abstellen
(«notabene» 5/12 berichtete).
Bei den Mitgliedern der Kirchensyn-
ode stiessen die Legislaturziele in der
Debatte insgesamt auf positive Reso-
nanz. Besonders die Stärkung des Got-
tesdienstes wurde begrüsst. Allerdings
gingen die Meinungen darüber, wie das
zu bewerkstelligen ist, beträchtlich aus-
einander. Es wurde etwa darüber debat-
tiert, wie stark einzelne Aspekte wie Li-
turgik, Zeitpunkt oder Inhalte zu
gewichten sind. Unterstrichen wurde
von den Synodalen zudem die Wichtig-
keit von vermehrten Angeboten für die
Altersgruppe 16 bis 25, die in der Kirche
nur schwer zu beheimaten sei.
Was heisst Beteiligungskirche?
Willi Honegger, Präsident der Evange-
lisch-kirchlichen Fraktion, bezeichnete
es als mutigen Paradigmenwechsel, dass
der Gemeindeaufbau gemäss den Legis-
laturzielen in Richtung einer «Beteili-
gungskirche» gehen soll. Die einstige
Einheit von Staatsbürger und Kirchen-
bürger sei längst nicht mehr Realität.
Langfristig werde man nur jene Mitglie-
der halten können, die sich in irgendei-
ner Form in der Kirche beteiligen.
Huldrych Thomann, Mitglied der
Tagungszentrum Boldern / Boldern hat Zukunft, aber welche?
sch. Das Gästeprofil hat sich auf Bol-
dern verändert: Gruppen aus dem kirch-
lichen Bereich werden seltener. Touristen
und Einzelgäste aus der Wirtschaft neh-
men zu. Es sind dies die Auswirkungen
der derzeitigen Strategie der Hotellei-
tung. Hans Egli ist vom Boldern-Verein
beauftragt, den Betrieb nach dem Weg-
fall der direkten Zusammenarbeit mit
der Landeskirche während der nächsten
fünf Jahre verlustfrei zu führen. Von den
Vergünstigungen für kirchliche Gruppen
musste er Abstand nehmen, das Jugend-
haus wurde geschlossen. Dafür gibt es
für Gäste mehr Annehmlichkeiten wie
TV im Zimmer, eine Sommerbar und ei-
nen Lounge-Bereich. «Wir sind auf
Kurs», sagt Hans Egli, obwohl es nicht
leicht sei, die Neuausrichtung ohne Zu-
satzbudget zu bewältigen.
Wie aber sieht nun die langfristige Zu-
kunft des langjährigen kirchlich gepräg-
ten Tagungszentrums aus? Darüber be-
finden ab 1. September die Mitglieder
des Vereins. Dann startet mit der «Zu-
kunftskonferenz» ein strategischer Pro-
zess, der 2013 in einen Entscheid über
die künftige Ausrichtung münden soll.
Roman Baur, Projektleiter der Zu-
kunftskonferenz, erklärt, es gehe darum,
liberalen Fraktion, mochte dieser Lesart
der Legislaturziele nicht beipflichten
und warnte davor, diejenigen Mitglieder
auszugrenzen, die der Kirche etwas fer-
ner stünden, die sich aber doch mit der
Kirche verbunden fühlten. Die Verbun-
denheit vieler Menschen sei auch heute
noch sehr gross. Auch Thomas Grossen-
bacher, liberale Fraktion, unterstrich
das Moment der Freiheit in den Legisla-
turzielen und rief in Erinnerung, dass
eben auch Kirchensteuernzahlen eine
wertvolle Art der Beteiligung sei.
Im Anschluss an die Legislaturdebatte
genehmigte die Kirchensynode die Rech-
nung 2011 der Zentralkasse ohne Gegen-
stimme. Die Rechnung schliesst mit ei-
nem Ertragsüberschuss von 4,7 Mio.
Franken. Das positive Ergebnis ist auf
die Pfarrlöhne zurückzuführen, die tiefer
als budgetiert ausgefallen sind, sowie auf
tiefere Sachkosten und den guten Ab-
schluss des Klosters Kappel.
Engagement für Palliative Care
Ebenfalls ohne Gegenstimme überwies die
Kirchensynode ein Postulat von Rita Fa-
mos-Pfander, Uster, das den Kirchenrat
bittet, zu prüfen, «ob und wie in der Lan-
deskirche ein Schwerpunkt Palliativ Care
geschaffen werden soll». Ein kirchliches
Engagement in diesem Bereich wurde von
den Synodalen als überfällig bezeichnet.
Stossrichtungen und Visionen zu entwi-
ckeln. Auf die Frage, ob es sakrosankt
sei, dass Boldern ein Ort der Kirche
bleibt, sagt Baur: «Sakrosankt ist gar
nichts, alle Ideen sind zugelassen.» Es
werde sich herauskristallisieren, was rea-
lisierbar sei. Erste Weichenstellungen
sind an einer Ergebniskonferenz im Feb-
ruar 2013 geplant. Entscheiden wird die
Vereinsversammlung. Der Kirchenrat
hat die Kirchgemeinden und Stadtver-
bände, die Mitglieder im Trägerverein
sind, dazu aufgerufen, die Zukunft von
Boldern aktiv mitzugestalten.
notabene 6 / 20124
Schöpfungszeit / «Damit Milch und Honig fliessen»
kom. Gärten, Äcker, Wiesen und Wei-
den stehen im Zentrum der Schöpfungs-
zeit-Aktion dieses Jahres. Kirchgemein-
den sind auch dieses Jahr im Herbst
eingeladen, im Gottesdienst, im Unter-
richt oder in der Erwachsenenbildung
dem Thema Bewahrung der Schöpfung
besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Das diesjährige Thema, erarbeitet vom
Verein «oeku» Kirche und Umwelt,
heisst «Damit Milch und Honig flie-
ssen». Die Aktion stellt das Kulturland
als Lebensraum ins Zentrum, und mit
ihm die Menschen, die es bewirtschaf-
ten. «Ein nachhaltiger Umgang mit dem
Kulturland stellt sicher, dass auch in Zu-
kunft Milch und Honig fliessen»,
schreibt oeku und stellt eine Dokumen-
tation mit biblischen Bezügen und An-
regungen für die Umsetzung des The-
mas zur Verfügung. Für Kirchgemeinden
ist das eine gute Gelegenheit, Bäuerin-
nen und Bauern, Konsumentinnen und
Konsumenten sowie Umweltorganisati-
onen ins Gespräch zu bringen.
Die Schöpfungszeit dauert vom 1.
September bis zum 4. Oktober und
schliesst das Erntedankfest und den Bet-
tag mit ein.
Die Aktionsmaterialien umfassen eine
Arbeitsdokumentation (Fr. 12.–) mit
Predigtimpulsen, liturgischen Texten,
Lieder- und Aktionsvorschlägen sowie ein
Magazin (Fr. 5.–; Beilage zur Ref. Presse).
Bestellung: www.oeku.ch
sch. Die Kirchenratskanzlei und das Ju-
ristische Sekretariat werden künftig zu
einer Dienststelle zusammengeführt.
Die neue Dienststelle Rechtsdienst und
Kanzlei steht unter der Gesamtleitung
von Martin Röhl, dem bisherigen Leiter
des Juristischen Sekretariats und des Se-
kretariats Synodales. Die Leitung der
Kanzlei übernimmt, nach der Pensionie-
rung von Eva Hunziker per 30. Juni, Ar-
nold Schudel. Weitere Mitarbeitende
sind Barbara Mathis Aeppli (Rechtsbe-
ratung), Doris Helm (Sekretariat Syno-
dales und Rechtsdienst) und Regula
Walder (Sekretariat Rechtsdienst und
Kanzlei).
Das Kulturland steht dieses Jahr im Zentrum der Schöpfungszeit.
Kanzlei und Juristisches Se-
kretariat / Fusioniert
kom. Eine Studie des Statistischen Amts
des Kantons Zürich zeigt die Entwick-
lung der Mitgliederzahlen der beiden
grossen Kirchen in den letzten zehn Jah-
ren. Dass die reformierte Kirche massiv
Mitglieder verloren hat, ist bekannt.
Neu sind die detaillierten Analysen die-
ses Befundes. Die reformierte Kirche in
Zürich hat im letzten Jahrzehnt durch-
schnittlich 3600 Mitglieder verloren, ob-
wohl die Bevölkerungszahl des Kantons
stark gewachsen ist. Der Verlust geht ei-
nerseits auf Austritte zurück (jährlich
ca. 3000). Die Negativbilanz verschärft
sich anderseits durch die Bevölkerungs-
struktur. In der reformierten Kirche
sind Menschen im Seniorenalter deut-
lich übervertreten. Im Schnitt sind die
Reformierten 45 Jahre alt, vier Jahre äl-
ter als die Gesamtbevölkerung. Bei den
Reformierten sind – wegen ihres Alters-
aufbaus – Beerdigungen weitaus häufi-
ger als Taufen. Im Schnitt sterben jedes
Jahr 6000 Mitglieder weg. Weder Gebur-
ten noch Wanderungsgewinne vermö-
gen diese Verluste zu kompensieren. Die
Katholiken haben nur halb so viele To-
desfälle zu beklagen wie die Reformier-
ten, so dass die Zahl der Geburten jene
der Sterbefälle übersteigt. Sie können
zudem von der Zuwanderung aus ka-
tholischen Ländern profitieren.
Detaillierte Infos: www.statistik.zh.ch
Statistik / Reformierte schrumpfen, Katholiken wachsen
Mitgliederentwicklung der reformierten
Kirche im Durchschnitt der letzten Jahre.
(Quelle: Statistisches Amt Kt. ZH)
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oeku
notabene 6 / 2012 5
Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht! (Jes 7,9)
Was wie ein fundamentalistischer
Drohfinger entgegensticht, war von
Jesaja als eine Aussage der politi-
schen Vernunft gemeint: Es ist
Krieg. Assur bedroht die Kleinstaa-
ten im östlichen Mittelmeerraum,
Aram und das Nordreich revoltie-
ren; Im Jahr 733 vor Christus
kommt es zum sogenannten sy-
risch-efraimitischen Krieg. Das
Südreich soll sich an der antiassy-
rischen Koalition beteiligen. Da
warnt der Prophet, der wohl politi-
schen Einfluss auf König Achas am
Jerusalemer Hof hat, vor heiklen
politischen Allianzen und ruft dazu
auf, sich in dieser Situation allein
auf Gott zu verlassen, wenn Jeru-
salem bewahrt werden soll. Darum
formuliert er ein Wortspiel, das lei-
der in der Übersetzung der Zürcher
Bibel verloren geht: «Ist euer Ver-
trauen nicht beständig, werdet ihr
keinen Bestand haben» (in Anleh-
nung an die Bibel in gerechter
Sprache).
Politik mit Gott kann zu einer fata-
len Theokratie führen, die göttli-
chen Führungsanspruch geltend
macht und Gott als Moralinstanz
missbraucht. Aber gibt es nicht
auch eine Politik der Befreiung, die
sich auf Gott beruft,
um allen Menschen zu Leben in
Fülle zu verhelfen? Die mit Gott in
dieselbe Richtung blicken will, er-
füllt von Gottes Geistkraft, die
Friede und Gerechtigkeit und vie-
les mehr hervorbringt (Gal 5,22)?
Doch solche Politik kann sich nur
im gemeinsamen Prozess und in
persönlicher Bescheidenheit ent-
wickeln, bezogen auf den Gott des
Lebens, der sich auf die Seite der
Schwachen stellt und sich bestän-
dig auf den Gott verlässt, der Par-
tei für die Befreiung ergreift.
Angela Wäffler-Boveland
Kolumne / «Wer’s glaubt …»
Landeskirchen-Forum / Die Kunst, die Ehe prickelnd zu erhalten
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zg. In die Ehe investieren lohnt sich. Der
Paarforscher Guy Bodenmann hat am
2. Juni in Zürich Wege zur nachhaltigen
Pflege der Partnerschaft aufgezeigt. Die
Tagung «Kirche und Familie» des Lan-
deskirchen-Forums LKF schlug den Bo-
gen von der Kunst, die Ehe prickelnd zu
gestalten, zu Kirchgemeinden, die Fami-
lien kreativ dienen.
«Hat das Leben nicht noch mehr zu
bieten?» fragen Paare nach zwanzig Jah-
ren Ehe zunehmend – und gehen ausein-
ander. In seinem Vortrag vor 80 Teilneh-
menden brachte Guy Bodenmann,
Psychologieprofessor an der Universität
Zürich, Ergebnisse der Paarforschung
auf den Punkt. Weiterhin heirateten in
der Schweiz 85 Prozent der Bevölke-
rung, und die meisten Jugendlichen sä-
hen die Ehe als lebenslange Beziehung.
Doch nimmt die Zufriedenheit in der
Paarbeziehung oft durch Entfremdung
ab. Fliegen die Kinder aus, kommt es be-
sonders aufs Commitment, den Willen
zum Zusammenbleiben, an. Die Part-
nerschaft über Jahrzehnte beglückend
zu gestalten, ist eine Kunst. Entschei-
dend ist laut Bodenmann gehaltvolle,
gemeinsam verbrachte Zeit, die das Wir-
Gefühl stärkt.
Und wie reagieren reformierte Kir-
chen und Gemeinden? In seinem Gruss-
wort verwies der Zürcher Kirchenrat
Bernhard Egg darauf, dass in den nächs-
ten Jahren vernetzte Familienprojekte
lanciert werden sollen, welche Eltern
entlasten. Arbeiten zur Stärkung von
Ehen und Familien in Kirchgemeinden
kamen an der LKF-Tagung in fünf
Workshops zur Sprache. Das Schluss-
plenum verdeutlichte, dass die Ge-
meinde als grössere Familie Eltern und
Kindern Raum zur Entfaltung bieten
kann.
Referat und weitere Infos auf: www.lkf.ch
kom. Die diesjährige Bettagsbotschaft
des Kirchenrates stellt menschliche
Freiräume ins Zentrum. «Freiräume
sind ein hohes Gut», schreibt der Kir-
chenrat, es gelte sie zu schützen und zu
achten, für den Einzelnen, aber auch für
die Gesellschaft. Die Kirche setze sich
seit jeher für Freiräume ein, indem sie
Orte anbiete, wo die spirituellen Fragen
des Lebens im Vordergrund stehen dür-
fen. Beispielsweise im Spital, wenn in
einer besonderen Lebenslage existen-
zielle Fragen aufbrechen. Oder über-
haupt, wenn sich im Ablauf der Zeit
spirituelle Fragen nach dem Lebenssinn
und der eigenen Berufung stellen.
Die Bettagskollekte 2012 ist für einen
Ergänzungsbau des Gymnasiums Un-
terstrass bestimmt. Der Ergänzungsbau
ist aufgrund deutlich höherer Studieren-
denzahlen notwendig geworden.
Die Bettagsbotschaft und Infos zur
Kollekte werden den Präsidien und den
Pfarrämtern zugeschickt und sind ab
Ende Juli online auf www.zh.ref.ch/bettag
Bettag 2012 / Freiräume schützen
notabene 6 / 20126
Pensionskasse BVK / Mitarbeitende werden zur Kasse gebetenDie Personalvorsorge des Kantons Zürich (BVK) leidet unter akutem Geldmangel. Jetzt werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Kasse gebeten – mit ihnen die Landeskirche und ihre Mitarbeitenden. Von Christian Schenk
Für die Sanierung der BVK wird die
Landeskirche kräftig zur Kasse gebe-
ten. Für die Arbeitnehmer sind es ab
2013 1,23 Lohnprozente. Wie lange ist
dieser Beitrag fällig?
Die BVK rechnet mit einer Sanierungs-
dauer von bis zu zehn Jahren. Allerdings
ist vorgesehen, dass zumindest für Ar-
beitnehmende der Sanierungsbeitrag um
rund die Hälfte reduziert, sobald wieder
ein Deckungsgrad von 90% erreicht ist.
Der Arbeitgeberbeitrag wächst eben-
falls. Jährlich muss die Landeskirche
1,74 Millionen zusätzlich einschiessen.
Wo spart man dieses Geld ein?
Die zusätzlichen Aufwendungen für die
BVK sind nicht die einzige Ursache,
In der Pensionskasse BVK klafft ein rie-
siges Loch. Seit 2008 liegt der Deckungs-
grad unter 90 Prozent. Im März dieses
Jahres ist er auf 84 Prozent abgerutscht.
Um das Loch zu füllen, fehlen der Per-
sonalvorsorge des Kantons Zürich, der
auch die Landeskirche und zahlreiche
Kirchgemeinden angeschlossen sind,
rund vier Milliarden Franken. Zur Sa-
nierung hat der Zürcher Kantonsrat im
April eine Einmaleinlage von 2 Milliar-
den Franken beschlossen. Falls der Ent-
scheid das Referendum übersteht, hie-
ven die Steuerzahler die angeschlagene
Kasse zur Hälfte aus der Krise. Aber
auch die angeschlossenen Arbeitgeber
und Arbeitnehmer stehen in der Pflicht.
Im Zusammenhang mit der Revision der
Statuten sind die Arbeitgeber aufgefor-
dert, einen neuen Anschlussvertrag zu
unterzeichnen, sofern sie sich für einen
Verbleib bei der BVK entscheiden.
Der Kirchenrat hat sich an der Sitzung
vom 30. Mai für den Verbleib der Lan-
deskirche mit ihren rund 1100 Versi-
cherten bei der BVK entschlossen. Da-
mit lädt sich die Landeskirche auch
Verpflichtungen zur Sanierung auf. Bei
der heutigen Unterdeckung von 16,6
Prozent ergeben sich ab 2013 jährliche
Zusatzkosten von rund 2,9 Millionen
Franken. Davon übernehmen der Ar-
beitgeber 60%, die Arbeitnehmenden
40%. Für die Arbeitnehmenden bedeu-
tet dies, dass sie die Sanierung der BVK
ab nächstem Jahr mit 1,23 Lohnprozen-
ten mittragen müssen.
Im Vorfeld des Entscheids hat der Kir-
chenrat mögliche Alternativen geprüft
und eine Analyse durch das Vorsorgebe-
ratungsunternehmen Kessler & Co AG,
Zürich, erstellen lassen. Dieses kommt
zum Schluss, dass es in einem Submissi-
onsverfahren schwierig sein könnte, bei
gleich bleibenden Altersleistungen at-
traktive Offerten zu erhalten, weil das
Altersprofil der aktiv Versicherten der
Landeskirche nicht vorteilhaft sei. Es
liegt bei einem Altersdurchschnitt von
49 Jahren. Der Mittelabfluss in den
nächsten zehn Jahren ist als sehr hoch zu
werten. Für den Verbleib spricht laut
dem Kirchenrat auch, dass die BVK
nach wie vor eine Vorsorgekassse mit
guten Leistungen ist und dass der Kan-
ton Zürich – zwar nicht durch eine
Staatsgarantie gebunden – doch auch
künftig gegenüber der BVK politisch in
der Verantwortung stehen wird.
welche die Landeskirche zum Sparen
veranlasst. Diese Forderungen kommen
auch nicht ganz so überraschend. Daher
ist Sparen und ein vorsichtiger Umgang
mit den zur Verfügung stehenden Mit-
teln ein Dauerthema.
Wie trifft es die Rentenbezüger?
Die Rentner sind nicht betroffen.
«Austritt ist keine gute Lösung»
Die Landeskirche bleibt bei der BVK und verpflichtet sich damit zur Mithilfe bei der Sanierung: Fritz Oesch, Kirchenrat im Ressort Finanzen, begründet den Entscheid.
notabene 6 / 2012 7
Warum ist ein Austritt für die Landes-
kirche keine Lösung?
Ein Austritt wäre auch eine Lösung,
bloss keine vorteilhaftere als der Ver-
bleib. Aufgrund des relativ hohen Al-
tersdurchschnitts unserer Versicherten
sind wir auf dem Versicherungsmarkt
für Anbieter kein interessanter Partner.
Daher können wir mit keinen besseren,
sondern höchstens mit gleichwertigen
Konditionen wie bei der BVK rechnen.
Deshalb lässt sich ein aufwändiges und
vor allem kostspieliges Evaluationsver-
fahren, das zu Lösungen führt, die mit
ebensolchen Unsicherheiten behaftet
sind, nicht rechtfertigen.
übergeordnetem Recht so oder so zu er-
folgen. Der Kirchenrat würde seinen
Entscheid auf dem Hintergrund einer
neuen Sachlage wieder überprüfen.
Der Kirchenrat begründet den Verbleib
auch damit, dass ein Ausstieg aus der
BVK ein «schwieriges Signal» für die
Öffentlichkeit wäre. Was meinen Sie
damit?
Das Verhältnis von Kirche und Staat
steht in einer langen Tradition. Dem will
der Kirchenrat weiterhin Sorge tragen
und deshalb auch hier ohne wichtige
Gründe keinen Wechsel vornehmen.
Der Staat ist für uns in vielen Fragen
noch immer ein wichtiger Partner.
Schliesslich ist das Mittragen der Sanie-
rung der BVK auch eine Frage der Soli-
darität. Arbeitnehmer und Arbeitgeber
haben in den Neunzigerjahren von Prä-
mienreduktionen profitiert. Dann ist
unser Entscheid auch ein Signal an un-
sere Gemeinden. Deren Verbleib bei der
BVK hilft der Sanierung.
Der Arbeitnehmer fühlt sich in dieser
Sache ziemlich ausgeliefert. Können
Sie den Unmut über das Versagen der
Verantwortlichen bei der Pensionskas-
se nachvollziehen?
Ja, ich kann diesen Unmut sehr wohl
verstehen. Dennoch ist es nicht meine
Aufgabe, die damals getroffenen Ent-
scheide zu qualifizieren. Immerhin
herrschte damals – abgesehen natürlich
von den begangenen Delikten – grosse
Einigkeit über die getroffenen Massnah-
men und (Anlage-)Entscheide. Fairer-
weise müssen jene Entscheide auch aus
der damaligen und nicht aus der heuti-
gen Optik beurteilt werden.
Die Kirchgemeinde Stäfa, die auch bei
der BVK ist, hat anders entschieden als
der Kirchenrat und tritt aus. Können
Sie den Schritt nachvollziehen?
Natürlich kann ich diesen Entscheid
nachvollziehen. Dennoch stösst er nicht
auf grosse Sympathie, auch nicht bei
den politischen Gemeinden. Stäfa ist bis
heute die einzige Austritts-Gemeinde.
Selbst in Stäfa hagelt es Kritik und der
Gemeinderatsentscheid ist beim Be-
zirksrat angefochten worden.
Was passiert, wenn der Kanton die
zwei Milliarden zur Sanierung nicht
überweisen darf? Es wurde ja ein Refe-
rendum ergriffen.
Ich räume dem Referendum keine all-
zugrossen Chancen ein. Sollte es wider
Erwarten angenommen werden, dann
bleiben wir im Moment da stehen, wo
wir heute sind. Der Kanton ist aufgrund
von Bundesrecht verpflichtet, ab einer
Unterdeckung von mehr als 10% Sanie-
rungsmassnahmen zu ergreifen. Es
müsste also zwingend eine neue Sanie-
rungsvariante entwickelt werden. Auch
die Überführung 2014 in eine privat-
rechtliche Stiftung hat aufgrund von
Die Landeskirche bliebt der BVK treu – aus Solidarität und mangels Alternativen.
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notabene 6 / 20128
Freiwilligenarbeit / Talente suchen statt Aufgaben verteilenDie Zeiten, als Freiwillige ihren Dienst aus reinem Pflichtgefühl erle-digt haben, sind vorbei. Will man heute Menschen für die Mitwirkung gewinnen, muss man ihre Talente zum Tragen bringen und Einsatz-möglichkeiten finden, die eine gesellschaftliche Relevanz haben. Umdenken in der Freiwilligenarbeit. Von Christian Schenk
Gründen für den Rückgang, verweist sie
auf einen Mentalitätswandel, der seit
langem im Gang ist: Die Motivation,
welche die Menschen zur Freiwilligenar-
beit bewegt, hat sich gewandelt:
Freiwilligenarbeit leistet man – auch in
der Kirche – nicht mehr primär aus
Pflichtbewusstsein, aus Glaubensgrün-
den oder aus der Überzeugung, man sei
dies der Kirche oder der Gesellschaft
schuldig. Heute engagiert man sich,
wenn die Aufgabe interessant und her-
ausfordernd ist, wenn die Aufgabe ge-
sellschaftlich sichtbaren Nutzen hat,
wenn Mitsprache gefragt ist, wenn man
aus dem Engagement auch für sich ei-
nen Nutzen ziehen kann.
Interesse statt Pflichtbewusstsein
Wer diesen Wandel berücksichtige, der
werde nach wie vor auf ein grosses Inte-
resse an freiwilligem Engagement sto-
ssen, sagt Fränzi Dürst. Die Dargebo-
tene Hand beispielsweise wird von
Freiwilligen wegen der interessanten,
überzeugenden Einsatzmöglichkeiten
sowie der fundierten Ausbildung regel-
recht überrannt. Traditionelle Ämtli,
wie vielleicht die Mithilfe beim Kirchen-
kaffee, sind für einen Grossteil von po-
tentiell neuen Einsatzfreudigen nicht
In der Freiwilligenarbeit sind wir Spitze:
Wenige Länder können es in diesem
Punkt mit der Schweiz aufnehmen. Die
Quote der freiwillig Engagierten ist bei
uns mit 40 Prozent fast doppelt so hoch
wie der europäische Durchschnitt. Doch
seit einigen Jahren ist der Wurm drin.
Die Freiwilligenarbeit ist rückläufig.
Das geht auch an der Kirche nicht spur-
los vorbei. Der Anteil der Freiwilli-
genarbeit ist hier überdurchschnitt-
lich hoch – und das freiwillige
Engagement der Gläubigen ist quasi
konstituierender Teil der Kirche.
Ohne freiwilliges Engagement der
Menschen ist Kirche schlicht nicht
denkbar.
In der Fachstelle für Freiwilli-
genarbeit der Landeskirche be-
obachtet man die Entwicklung
deshalb genau. Fränzi Dürst,
neue Mitarbeiterin der Fach-
stelle am Hirschengraben 50,
ist mit der Aufgabe betraut,
Kirchgemeinden im Bereich
der Freiwilligenarbeit zu
beraten. Fragt man die
33-jährige Soziokulturelle
Animatorin nach den
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Foto: Shutterstock
Freiwillig anpacken: Auch
handwerkliche Begabung kann
in der Kirche gefragt sein.
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mehr attraktiv.
Was heisst das nun für die Freiwilli-
genarbeit in den Kirchgemeinden?
Fränzi Dürst will hier nicht mit
Patentrezepten hausieren,
auch wenn sie selbst auf
langjährige persönliche
(Cevi-Laufbahn) und be-
rufliche Erfahrungen im
Bereich Freiwilligenar-
beit (an der Kontakt-
stelle für Freiwilligenar-
beit der Stadt Zürich)
zurückblicken kann. Es
gehe darum, einen neuen
Blick auf die Freiwilli-
genarbeit zu entwickeln.
«Wir müssen lernen, von
den Menschen her zu den-
ken, nicht von den Aufgaben
oder von den Strukturen, die es zu beset-
zen gilt.»
Begabungen nutzen
Das heisst, dass man ein Sensorium ent-
wickelt für die Talente und Fähigkeiten,
die die Menschen in der Gemeinde mit-
bringen. Technikbegeisterte kann man
für den Einsatz von Multimedia im Got-
tesdienst oder für die Betreuung der
Website gewinnen, Hobby-Fotografen
Fachstelle FreiwilligenarbeitDie Fachstelle bietet folgende
Dienstleistungen und Angebote
an:
• Weiterbildung für Freiwillige und
für Verantwortliche
• Beratung in Kirchgemeinden und
zu Freiwilligenarbeit generell
• Informationen und Publikationen:
• Kontakt:
Fränzi Dürst und Barbara Hitz freu-
en Sich auf Ihre Kontaktaufnahme.
Hirschengraben 50, Zürich.
Tel. 044 258 92 66
freiwilligenarbeit@zh.ref.ch
www.zh.ref.ch/freiwillig
Nächste Kurse für Freiwillige:
• Ich bin mir einig mit mir selbst:
24.8./31.8./7.9., 9 bis 12 Uhr.
• Biographie- und
Erinnerungsarbeit:
4.9./11.9./18.9., 9 bis 12 Uhr.
• Der Seele Gutes tun:
12.9./19.9./26.9., 14 bis 17 Uhr.
Nächste Kurse für Verantwortliche:
• Freiwillige entschädigen?! Ent-
schädigungsfragen fair und trans-
parent lösen: 4. September, 17 bis
20 Uhr.
•Junge Erwachsene als Freiwillige:
23. Oktober, 17 bis 20 Uhr.
können zur Dokumentation des Ge-
meindelebens gewonnen werden oder
helfen beim Layout von Flyern mit gu-
ten Bildern aus. Kreativ Begabte lassen
sich für Dekorationen oder Bastelarbei-
ten mit Kindern gewinnen, Kulturinter-
essierte haben das Potenzial für histori-
sche Führungen und Rundgänge.
Fränzi Dürst hilft Kirchgemeinden,
solche Anhaltspunkte für die Schaffung
attraktiver Angebote der Freiwilligenar-
beit zu finden. Neben der Talentschau
sei auch entscheidend, dort Einsatzmög-
lichkeiten zu schaffen, wo im Gemein-
wesen tatsächlich Handlungsbedarf
herrscht, sagt Fränzi Dürst. Die Frage
lautet: Was fehlt in unserem Gemeinwe-
sen, wo drückt unsere Einwohner der
Schuh? Vielleicht fehlt es am Ort an ei-
nem Netzwerk für Aufgabenhilfe für
Schüler, an Begegnungsräumen für
junge Mütter, an einem koordinierten
Besuchsdienst für Betagte. «Wenn die
Menschen bei einem Projekt von dessen
Nützlichkeit und Dringlichkeit über-
zeugt sind und die Relevanz sehen, sind
sie viel eher bereit, sich auch selber ein-
zusetzen.» So gewinnt man Menschen,
ist Fränzi Dürst überzeugt. Und so leis-
tet man gemeinschaftsbildende
Aufgaben für alle! «Freiwil-
lige sind der Leib der Kir-
che», sagt die ehemalige
Cevi-Leiterin und ist
überzeugt, dass der da
und dort ruhig noch et-
was wachsen darf.
Fränzi Dürst: «Wir müssen lernen, von den Menschen her zu denken, nicht von den Aufgaben, die es zubesetzen gilt.»
Fo
to:
B. T
ho
rn /
PIX
ELIO
Aufgabenhilfe für Schul-
kinder: Für sinnvolle und
herausfordernde Aufgaben
finden sich leichter freiwillig
Engagierte.
notabene 6 / 201210
Nosigwe Buya, Sie kennen Europa
nach Aufenthalten in Deutschland. Die
Mitglieder Ihres Chores waren erstmals
zu Gast in Europa. Wie waren die Er-
fahrungen?
Alle Mitglieder des Chores sind zum ers-
ten Mal im Ausland und hatten weder
Pass noch Koffer. Sie hatten vor und
noch während der Reise grosse Ängste.
Sie fürchteten sich vor Rassismus, von
dem sie gehört hatten. Und sie fürchte-
ten sich vor dem Reichtum in Europa,
der sie ihre Armut noch deutlicher
würde fühlen lassen. So waren sie fast
schockiert, dass ihnen alles bezahlt wird.
All diese Ängste waren aber durch den
warmen Empfang durch unsere Gastge-
Chor aus Tansania in Zürich / «Nicht nur Zuhörer, sondern Täter Gottes sein»Sie waren noch nie im Ausland und hatten weder Pass noch Koffer. Nun aber tourten zwanzig Sängerinnen und Sänger aus einem Dorf in Tansania auf Einla-dung der Zürcher Landeskirche und mission 21 durch die Schweiz. Wie fühlte sich das an? Wie gut gelang der musikalische Brückenschlag? Ein Gespräch mit Pfarrer Nosigwe Buya. Interview: Nicolas Mori
ber schon am Flughafen wie weggebla-
sen. Wir haben bereits dort zusammen
gesungen und fühlten uns sofort verbun-
den. In Afrika erleben Einheimische die
Weissen meist nur aus Distanz, hier war
sofort Nähe da. ‹Die sind ja doch lieb›,
meinten einige Chormitglieder.
Zurückhaltende Nordländer, lebens-
frohe Afrikaner – Sehen Sie nach den
Konzerten in der Schweiz Ansätze, um
das Cliché zu entkräften?
Bedingt durch die Sozialstrukturen
scheinen mir die Europäer einsamer und
isolierter als Afrikaner. Wenn man bei
uns im Bus auf einen Fremden trifft,
dem man am Tag zuvor schon begegnet
ist, ist rasch eine Verbunden-
heit da, während man sich
hierzulande kaum grüsst. Ap-
ropos Bus: Unser Chor war in
den öffentlichen Verkehrsmit-
teln permanent am Singen.
Meist stiess das auf Wohlwol-
len, nur einmal hat ein Bus-
fahrer interveniert, er wolle
das jetzt nicht mehr hören.
Sie bauten mit Ihrem Chor Brücken von
Afrika nach Europa. Wo waren die
Schwierigkeiten? Wo die Anknüpfungs-
punkte?
Das Miteinander ist der Schlüssel. Mu-
sik ist eine Kulturbotschaft. Sie allein
schafft schon eine Brücke. Wenn man
zusammen singt und tanzt, öffnet man
sich und beginnt, sich für den anderen
zu interessieren. Man fragt dann nach
dem Namen und tritt in ein Gespräch
ein. Wichtig sind auch Besuche in Schu-
len. Kinder und Jugendliche sind beson-
ders offen für Begegnungen mit anderen
Kulturen. Das prägt sie, sie nehmen et-
was mit und erinnern sich später daran.
Wichtig ist, sich wirklich auf die Musik
einzulassen, nicht nur intellektuell. Man
muss zunächst einfach die Noten verges-
sen und mit den Menschen zusammen
singen.
Welchen Stellenwert hat die Musik im
Gottesdienst in Ihrer Gemeinde in
Tansania?
Der Gottesdienst braucht die Musik,
um lebendig zu sein. In Europa kommen
«In Europa kommen mir die Gottesdienste so vor, wie wenn es Abdankungen wären.»
notabene 6 / 2012 11
mir die Gottesdienste so vor, wie wenn
es ständig Abdankungs-Gottesdienste
wären. Da fehlt die Wärme, die Leben-
digkeit.
Wie gross ist das Repertoire an Lie-
dern, das die Gemeinde singt? Und
welche Instrumente hört man in Ihren
Gottesdiensten?
Es sind zwanzig Lieder, die einstudiert
sind und zu denen wir auch Noten ha-
ben. Hinzu kommen rund 120 Lieder,
die wir aus unserem volksmusikalischen
Schatz mitbringen. Traditionellerweise
werden sie mit Schlaginstrumenten be-
gleitet. Die jungen Leute setzen aber im-
mer öfter auch elektronische Instru-
mente ein, v.a. Keyboard und Gitarre.
Das ist schade, weil es die Tradition ka-
putt macht. Die Jungen können zwar
auf dem Keyboard eine Trommel pro-
grammieren, aber selber trommeln kön-
nen sie nicht.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn
Sie die Glaubenspraxis in Europa
sehen?
Ich erlebe hier Menschen, die zwar Ritu-
ale ausführen, aber nicht wirklich glau-
ben. Da gibt es z.B. Eltern, die ihr Kind
sozusagen auf Vorrat taufen lassen: Das
Kind soll sich dann später einmal selber
entscheiden, wie es mit Religion und
Kirche umgehen will. Das Gleiche gilt
für den Religionsunterricht, wo Kinder
manchmal sagen: «Der Papa schickt
mich, er glaubt aber selber nicht.» Das
funktioniert nicht. Der Glaube ist in den
Menschen drin und muss herausgerufen
werden, was aber nur über eine vorge-
lebte Haltung möglich ist. Man muss ein
«Täter Gottes» sein, hier sind die Men-
schen oft nur Zuhörer.
Nosigwe Buya (50) ist verheiratet und lebt
in der Mbeya, Tansania. Der Vater von
zwei Kindern ist Pfarrer der Moravian
Church/Herrnhuter Kirche. Er wirkte
während mehrerer Jahre als Pfarrer in
Baden-Württemberg und ist Mitglied der
internationalen Missionssynode von
mission 21.
Projekt Hujambo Afrika
«Hujambo Afrika – wie geht es dir,
Afrika?» hiess das Motto, unter
welchem zwanzig Mitglieder eines
Chores der Moravian Church in
Tanzania im Mai und Juni durch die
Schweiz reisten und in zahlreichen
Kirchen auftraten. Die Reise des
Chores in die Schweiz wurde von
der Zürcher Landeskirche in Zu-
sammenarbeit mit mission 21, dem
Basler Missionswerk, organisiert
und unterstützt. 2007 besuchte der
Chor «Salti Musicali» aus der Regi-
on Zürich und Winterthur die Mo-
ravian Church. Die damaligen Be-
gegnungen führten zum Wunsch,
eine solche Reise auch in umge-
kehrter Richtung zu ermöglichen.
Herrnhuter in Tansania
Die Moravian Church («Kirche von
Mähren») ist eine Kirche der Herrn-
huter Brüdergemeinde im Süden
Tansanias mit insgesamt rund
260 000 Mitgliedern und eine Part-
nerkirche von mission 21. Die
Herrnhuter Brüdergemeinde ist
eine aus der böhmischen Reforma-
tion herkommende Glaubensbewe-
gung, welche vom Protestantismus
und dem Pietismus geprägt wurde.
Sie entfaltete ab dem 18. Jahrhun-
dert eine rege Missionstätigkeit in
Afrika und in Übersee.
Auftritt vor heimischem Publikum: Chormusik und Tanz sind feste Bestandteile
der Gottesdienste der Moravian Church in Tansania.
Tansanische Lieder an der Limmat: Der
Hujambo-Chor sang im Zürcher Rathaus
während der Kirchensynode.
12 notabene 6 / 2012
Themen und Termine
Verkündigung &
Gottesdienst
Französische Orgelmusik für den Gottesdienst
Weiterbildungsangebot für
Organistinnen und Organisten.
Neben Konzertliteratur umfasst
die französische Orgelmusik
des 19. bis 21. Jahrhunderts
auch einen reichen Fundus an
einfacherer, im Gottes dienst
bestens verwendbarer Musik.
Leitung: Tobias Willi.
20. September und 4. Oktober 19
bis 22 Uhr. Kursort: Eglise réfor-
mée française, Zürich. Anmel-
dung: dorathea.morf@zh.ref.ch,
Tel. 044 258 92 66
Diakonie &
Seelsorge
Den Islam besser verstehen
Die Religion des Nächsten
besser kennenlernen ist die
Grundlage für ein positives
Zusammenleben. Dieser Kurs
(an drei Mittwochabenden) will
die zahlreichen Schnittstellen,
an denen sich christlich und
muslimisch geprägte Lebens-
weisen begegnen, aufzeigen
und aktuelle Fragen zur Diskus-
sion stellen. Kursleiterinnen:
Hanna Kandal-Stierstadt und
Busra Küçükkaya.
• 19. September: Der Islam
beeinflusst europäische Kultur
und Geschichte seit dem Mit-
telalter – eine Geschichte von
Feindschaft und Anziehung.
• 26. September: Grundlagen
des islamischen Glaubens –
eine Einführung in Theologie
und Ethik.
• 3. Oktober: Islamisches Leben
in Zürich – ein virtueller Stadt-
rundgang zu Orten islamischer
Präsenz; Islam, Demokratie und
Gesellschaft in der Schweiz.
Jeweils 19 bis 21 Uhr, Hirschen-
graben 50, Zürich. Anmeldung:
Monika Hein, Tel. 044 258 92 37.
www.zh.ref.ch/oeme
Altersarbeit neu denken und planen
Reflektieren der Angebote in
der Altersarbeit vor dem Hinter-
grund sich wandelnder Bedürf-
nisse und einer älter werdenden
Bevölkerung. In diesem dreitei-
ligen Kurs werden Behörden-
mitglieder und Mitarbeitende
bei der Weiterentwicklung der
Altersarbeit in der Kirchge-
meinde angeleitet und begleitet
und in die neue «Planungshilfe
Alter» eingeführt. Leitung: Vreni
Burkhard.
4., 18. Und 25. September.
Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: ruth.schuler@zh.ref.ch
Tel. 044 258 92 88.
Trainingszyklus «Konflikte wagen – gewaltfrei!»
Ziel des Trainingszyklus ist es,
in praktischen Übungen zu kon-
kreten Konfliktbeispielen unsere
eigenen Konfliktmuster zu prü-
fen und kreative Verhaltenswei-
sen zu entdecken und einzu-
üben. Ziel ist ein gewaltfreier
Umgang mit Konflikten. Lei-
tung: Angela Tsering (Forum für
Friedenserziehung).
• Zivilcourage – Intervenieren in
Gewaltsituationen
• Gewaltfreie Konfliktlösung
nach Pat Patfoort
• Dialogfähigkeit – Wahrneh-
mung & Kommunikation
• Emotionen in Konflikten
• Selbstbewusstsein stärken
• Versöhnung
Sechs Samstage: 27. Oktober, 17.
November, 8. Dezember, 19.
Januar, 2. März, 6. April 2013. Hir-
schengraben 50, Zürich. Kosten:
Fr. 900.– (für 6 Kurstage). Anmel-
dung: monika.hein@zh.ref.ch,
Tel. 044 258 92 37.
www.zh.ref.ch/oeme
Bildung &
Spiritualität
Feste feiern
Das «Zürcher Forum der Religi-
onen» gibt Einblicke in religiöse
Feiertage von Hindus, Buddhis-
ten, Juden, Christen, Muslimen.
• 12. Juli: Juden gedenken der
Zerstörung des Jerusalemer
Tempels.
• 24. August: Christkatholiken
feiern den Gedenktag des Heili-
gen Augustinus.
• 24. November: 10. Tag im
Muharram, erster Monat des
islamischen Kalenders.
www.forum-der-religionen.ch
Landart und Schöpfung
Die Teilnehmenden lernen prak-
tische Tipps, Methoden und
Einstiegsformen kennen, um
mit Jugendlichen in der Natur
theologisch zu arbeiten. Vor-
mittags: Theologische Einstim-
mung, Ideenimpulse, Einstiegs-
formen und kleine Tipps für das
Gelingen eines Nachmittages in
der Natur. Nachmittags: Prakti-
sche Arbeit im Wald, Arbeits-
techniken vor Ort kennenlernen
und anwenden können. Lei-
tung: Barbara Schleuniger.
4. September, 8.30 bis 17.30 Uhr.
Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: edwin.blumer@zh.
ref.ch, Tel. 044 258 92 36.
Einführung in die Kirchengeschichte
Zeitreise durch 2000 Jahre
Christentum. Die Teilnehmen-
den erhalten einen Überblick
über die Epochen der Christen-
tumsgeschichte. Teilnehmende:
Angehende Katechetinnen und
Katecheten, aber auch Freiwil-
lige und Beauftragte im Kinder-
bereich, Sozialdiakoninnen und
Sozialdiakone. Leitung: Michael
Baumann, Sabine Stückel-
berger.
2 Studientage: 14. und 21.
September, jeweils 8.30 bis 16.15
Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.
Anmeldung: Iris Gerber,
Tel. 044 258 92 45
Zürcher Konfnacht 2012 – nichts für Stubenhocker
Die diesjährige Konfnacht star-
tet im Zentrum für Migrations-
kirchen, in Wipkingen. Nach
einer Ein-stimmung durch die
Band der Brasilianischen Kirch-
gemeinde beginnt die Nacht-
wanderung um 22 Uhr. Nach
23 Marschkilometern trifft die
Gruppe am Samstagmorgen in
der Kirchgemeinde Embrach
zum abschliessenden Früh-
stück ein. Die Konfnacht ist
diesmal als Sponsorenlauf
geplant. Die Konfirman-den
suchen Sponsoren und unter-
stützen damit ein Projekt von
mission 21.
21. bis 22. September, Zentrum
für Migrationskirchen, Wipkingen.
Alle Infos und Anmeldung auf:
www.zh.ref.ch/konfnacht oder
auf www.facebook.com/
Zuercherkonfnacht
Intervisionsgruppe Erwachsenenbildung
Kollegiales Coaching mit Mode-
ration. Ein Angebot der Edu-
Qua-zertifizierten Fachstelle
Erwachsenenbildung & Theolo-
gie. Die Teilnehmenden unter-
stützen sich gegenseitig in ihrer
Erwachsenenbildung und erhal-
ten Anregungen durch die Mit-
arbeiterinnen der Fachstelle.
Leitung: Brigitte Schäfer und
Angela Wäffler-Boveland.
26. September, 10 bis 12 Uhr.
Hirschengraben 7, Zürich.
Auskunft und Anmeldung bei:
brigitte.schaefer@zh.ref.ch,
Tel. 044 258 92 46
13notabene 6 / 2012
«PaarImPuls»-Tag 2012
Ein Tag zum Innehalten und
sich mit anderen zusammen
fragen: Was bedeutet uns Part-
nerschaft und Beziehung, wie
wollen wir diese leben, welche
Werte sind uns wichtig und wie
machen das andere Paare? Ein
Hauptreferat und verschiedene
Workshops bilden Rahmen und
Inhalt des Tages. Nach einem
gemeinsamen Auftakt besucht
die Hälfte der Teilnehmenden
das Referat, die anderen vertei-
len sich auf die ausgewählten
Workshops. Nach der Pause
mit kleiner Zwischenverpfle-
gung findet ein Wechsel statt.
Kinder (2 bis 7-jährig) sind in
der Kinderhüeti herzlich will-
kommen. «PaarImPuls» ist der
Zusammenschluss qualifizierter
Paar- und Familientherapeutin-
nen und -therapeuten der
öffentlichen kirchlichen Paarbe-
ratungsstellen des Kantons
Zürich.
Samstag, 29. September, 8.45 bis
13.30 Uhr. Kirchgemeindehaus,
Liebestrasse 3, Winterthur. Teil-
nahmegebühr: Fr. 50.– pro Per-
son, Fr. 90.– pro Paar. Anmeldung
und Infos: www.paarimpuls.ch
Gemeindeaufbau &
Leitung
Ich bin mir einig mit mir selbst
Sich in schwierigen Situationen
gemäss dem Modell «inneres
Team» Klarheit und Ordnung
verschaffen. Die Teilnehmenden
lernen, in schwierigen Situatio-
nen in sich selber Klarheit und
Ordnung zu schaffen, um zu
konstruktiven Lösungen und
Gesprächen zu gelangen. Lei-
tung: Susanne Mouret, Erwach-
senenbildnerin, Kommunikati-
onsberaterin.
Kloster Kappel
Heilend leben
Seminar für Menschen, die mit
Heilungsmethoden arbeiten.
Ernst und Roswita Timm.
21. bis 22. Juli
Musik und Wort
Licht in der Finsternis, Marien-
gesänge der Hildegard von Bin-
gen. Elisabeth Berner, Orgel;
Neal Banerjee, Tenor; Lisa
Stöhr, Sopran, und Ziv Braha,
Laute. Eintritt frei/Kollekte.
29. Juli, 17.15 Uhr
Das Licht bewirten
Übungstage Kontemplation.
Peter Wild.
18. bis 19. August
Kloster-Nacht – Liturgische Nacht
Du hast mich angerührt – du
hast mich ins Licht gestellt.
Eine Nacht, inspiriert von Wor-
ten des gleichnamigen Kirchen-
liedes (RG 733). Musik: vox
gregoriana Heidelberg (Leitung:
Nikolaus Schröder); Elisabeth
Berner, Orgel.
24./25. August, 20 bis 6.30 Uhr
Vernissage «Suche nicht draussen!»
Bilder von Sonnja Eberhard.
26. August, 15.30 Uhr
Musik und Wort
Das Blockflötenconsort
«i flauti» (Gabriele Wolf, Bern-
hard Kühne, Patrik Lüscher,
Daniel Stoll, Hansjörg Vontobel)
spielt «little more than a whis-
per», Musik und Texte im
Kreuzgang; Sprecher: Michael
Wolf. Eintritt frei/Kollekte.
26. August, 17.15 Uhr
Hilf dir selbst, so hilft dir Gott
Stressabbau mit EFT und
christlicher Meditation. Ruth
Schmocker.
31. August bis 2. September
Yoga – Hinführung zur Meditation
Körperarbeit und Konzentra-
tion. Jaqueline Zehnder.
7. bis 9. September
Welche Gang-Art?
Feldenkrais: Bewusstheit durch
Bewegung. Marianne Lacina.
14. bis 16. September
Tanz des Gehorsams
Im Rhythmus leben. Christoph
Hürlimann.
14. bis 16. September
Tagung «Als die Schweiz fast auseinander fiel»
Zum Eidg. Dank-, Buss-, und
Bettag. 300 Jahre 2. Villmerger-
krieg – und: Was hält die
Schweiz heute zusammen? Der
Chef der Eidg. Militärbibliothek,
Dr. Jürg Stüssi, wird die Hinter-
gründe des letzten konfessio-
nellen Bürgerkrieges der
Schweiz beleuchten. Der Öko-
nom Mathias Binswanger gibt
Denkanstösse dazu, was die
Schweiz heute zusammenhält.
An der anschliessenden Podi-
umsrunde diskutieren Persön-
lichkeiten aus Kirche, Kultur
und Politik aktuelle Fragen zum
Thema der Identität der
Schweiz: Mit Regierungsrat
Martin Graf, Kirchenratspräsi-
dent Michel Müller u.a. (Detail-
flyer erhältlich).
16. September
Musik und Wort
A Cappella–Chor Zürich: geistli-
che Chormusik des 16. und 17.
Jahrhunderts.
16. September, 17.15 Uhr
Timeout im Kloster
Stille Tage für Männer.
Christoph Walser.
18. bis 21. September
Auskunft/Anmeldung:
Tel. 044 764 88 10
www.klosterkappel.ch
Drei Freitagvormittage, jeweils 9
bis 12 Uhr: 24. August, 31.
August, 7. September. Hirschen-
graben 7, Zürich. Anmeldung:
Dorathea Morf, Tel. 044 258 92 66.
freiwilligenarbeit@zh.ref.ch
Probleme mit Bildern?
Brauchbare Fotos machen, fin-
den, bearbeiten, archivieren.
Die Teilnehmenden lernen, wie
die Kirchgemeinde selber zu
besseren Bildern kommen oder
wo Sie brauchbare Bilder fin-
den. Leitung: Daniel Lienhard,
Illustrator.
7. September, 9 bis 13 Uhr. Hir-
schengraben 50, Zürich. Anmel-
dung: nicole.abegg@zh.ref.ch,
Tel. 044 258 91 40. www.zh.ref.ch/
kommunikation
Gemeinsam Kirche pflegenKirchenpflege-Forum 2012
Kirchenpflegen tragen je an
ihrem Ort Verantwortung für
das Gedeihen der Kirche, und
oft bestimmen die Tagesge-
schäfte den Behördenalltag.
Wie können sie sich als Teil des
Ganzen erfahren? Wo können
sie gemeinsam über Amt und
Kirche nachdenken, sich
gegenseitig ermutigen und
Kraft schöpfen für die Heraus-
forderungen dieser Zeit? Am
Kirchenpflege-Forum 2012 trifft
sich zum ersten Mal die grosse
Zahl der Behördenmitglieder zu
einem gemeinsamen Tag. In der
Begegnung fragen sie einander
nach der gemeinsamen Vision
einer lebendigen reformierten
Kirche. Von Persönlichkeiten
aus Kirche und Gesellschaft
erhalten sie Impulse für ihre
Gespräche. Und im Gottes-
dienst feiern sie den Grund
ihrer Hoffnung und werden
gestärkt für ihre gemeinsame
Aufgabe.
8. September, 10 bis 16 Uhr. Kon-
gresshaus und Grossmünster.
Anmeldung und Detailprogramm:
www.zh.ref.ch/forum12
14 notabene 6 / 2012
Von und für
Gemeinden
Kirche visionär nutzen
Die Kirchgemeinde Wollishofen
hat im Rahmen der Jubiläums-
feier zum 75-jährigen Bestehen
der Kirche auf der Egg den Ide-
enwettbewerb «Vision EGG+
– Kirche mit Potential» lanciert.
Gesucht werden visionäre
Ideen für die künftige Nutzung
des Kirchengebäudes. Bis zum
21. September können Kultur-
schaffende, Querdenkerinnen,
Netzwerker und andere enga-
gierte Personen im Rahmen
des Wettbewerbs ihre Vor-
schläge unterbreiten. Ziel des
Wettbewerbs ist es, den Ideen-
reichtum engagierter Menschen
aus verschiedensten Bereichen
zu aktivieren und die Kirche mit
einer gesellschaftlich für
Gemeinde, Quartier und Stadt
interessanten Nutzung zu bele-
ben. Gesucht wird eine langfris-
tige, finanziell selbsttragende
Nutzung mit gesellschaftlichem
Vernetzungspotential. Das
Gebäude selbst und die unmit-
telbare Umgebung mit viel
Grünfläche sollen dabei erhal-
ten bleiben.
Wettbewerbsunterlagen auf
www.kirchewollishofen.ch zum
Download. Auf www.facebook.
com/VisionEGGplus steht ein
Diskussionsforum bereit.
Lese-Liege über Mittag
Die Kirchgemeinde St. Peter
bietet diesen Sommer ein Ent-
spannungsangebot für Körper,
Seele und Geist. Von Juni bis
Anfang September stehen auf
dem Platz vor der Kirche Liege-
stühle für Mussestunden bereit.
Die Lektüre dazu liefert die
Buchhandlung Beer.
Jeweils 11.45 bis 14.30 Uhr. St.-
Peter-Hofstatt 6, Zürich.
Die Lese-Liege ist eines von vie-
len Sommerangeboten von Stadt-
zürcher Kirchgemeinden. Weitere
Angebote, Konzerte, Gottes-
dienste, Feste usw. auf:
www.kirche-zh.ch
Stellenmarkt
Vakante Pfarrstellen
Altikon-Thalheim 1.08.13
Bassersdorf 1.08.12
Buch am Irchel, 70% 1.08.09
Buchs 1.07.12
Dorf, 70% 1.09.11
Dübendorf 1.07.12
Ellikon an der Thur, 70% 1.05.11
Fehraltorf, 50%, EPS* 1.05.11
Fehraltorf 1.09.11
Herrliberg 1.10.12
Hombrechtikon 1.07.10
Kyburg, 60% 1.07.12
Meilen 1.07.12
Mönchaltorf 1.09.11
Rafz 1.08.12
Regensdorf 1.10.10
Rheinau, 70% 1.07.12
Rümlang 1.03.12
Rümlang, 30%, EPS 1.07.12
Russikon 1.07.12
Russikon, 30%, EPS 1.07.12
Seuzach 1.09.11
Stäfa 1.10.12
Turbenthal 1.07.12
Wallisellen, 50%, EPS 1.03.11
Winterthur Seen,
50%, EPS 1.08.12
Zürich Balgrist 1.07.12
Zürich Industriequartier, 1.09.11
50%, EPS
Zürich Industriequartier 1.09.11
Zürich Oerlikon 1.08.12
Zürich Wipkingen,
30%, EPS 1.07.12
*Ergänzungspfarrstelle
Offene Stellen in den Gesamt-
kirchlichen Diensten und den
Kirchgemeinden finden Sie auf:
www.zh.ref.ch/stellen
Fo
to:
V.
Schw
izer
Christliche
Patriarchen im
Zeitalter der
Industrialisierung
sch. Massenarmut, unhaltbare
Arbeitsbedingungen, Kinderar-
beit: Man kann sich das Elend
nicht drastisch genug ausma-
len, das die Lohnarbeiter im 19.
Jahrhundert in weiten Teilen
Europas erdulden mussten. Die
Schweiz ist von der traurigen
Begleiterscheinung der Früh-
industrialisierung zwar nicht so
harsch betroffen, die soziale
Frage stellte sich der damaligen
Gesellschaft in der Schweiz
aber ebenfalls dringlich. Und
mit ihr auch der reformierten
Kirche und ihren Mitgliedern.
Eine Schlüsselrolle spielten
dabei die protestantischen
Unternehmer, Fabrikpatrons,
die selber Lohnarbeiter
beschäftigten.
Marcel Köppli, Theologe und
Pfarrer in Luzern, hat nun in
einer Dissertation das ökonomi-
sche Handeln protestantischer
Unternehmer in der Schweiz
erforscht und legt seine
Befunde in einem gut leserli-
chen Werk vor. Er typisiert ver-
schiedene sozialpolitische Hal-
tungen, mit denen die
Unternehmer auf die Krisensitu-
ation reagierten und dokumen-
tiert vor allem jene Einstellung,
die man als sozialpatriarchale
Haltung bezeichnet. Diese Hal-
tung nimmt die hierarchische
Ordnung der Gesellschaft als
gottgegeben an und fordert von
den Arbeitern eine bedingungs-
lose Unterordnung. Anderseits
mahnt sie die Herrschenden –
in Politik und Wirtschaft – zu
einer umfassenden Fürsorglich-
keit. Als Vertreter dieser weit
verbreiteten Einstellung unter-
suchte der Autor eine Gruppe
protestantischer Unternehmer
unter der Leitung des Basler
Seidenbandindustriellen Karl
Sarasin. Der Autor zeigt, warum
die Konzeption des christlichen
Patriarchalismus letztendlich
zum Scheitern verurteilt war:
Mit gutgemeinten väterlichen
Appellen und moralischen Rat-
schlägen war der sozialen Not
nicht beizukommen.
Marcel Köppli: Protestantische
Unternehmer in der Schweiz des
19. Jahrhunderts. Christlicher
Patriarchalismus im Zeitalter der
Industrialisierung. TVZ, 2012.
251 Seiten, Fr. 42.–.
Fo
to: D
ésirée L
a R
oche
notabene 6 / 2012 15
Es giesst seit Stunden wie aus Kübeln an
diesem Junitag. Die Enten am verwais-
ten Quai des Pfäffikersees haben den
Kopf tief in ihrem Federkleid vergra-
ben. Heut scheucht sie niemand mehr
auf. Tristesse statt Badespass und keine
Hoffnung auf einen Lichtblick an die-
sem sonst so idyllischen Flecken.
Als Filmregisseur wäre man froh um
solch eine Kulisse, wenn das Drehbuch
eine traurige Passage vorsieht: wenn eine
Liebe in die Brüche geht, Träume an der
Realität zerschellen, wenn der Tod die
Menschen auseinanderreisst. Sogar die
Kirchturmuhr spielt mit und verharrt
mit den Zeigern – wegen Umbaus – seit
Tagen auf fünf nach zwölf. Als Journa-
list wird man damit angemessen einge-
stimmt auf ein Gespräch, das sich um
eben diese schweren Themen drehen soll,
mit einem Pfarrer, der die schwierigen
Passagen aus dem echten Leben der
Menschen zu hören bekommt.
Ja, dafür sei der Seelsorger eben da,
sagt Pfarrer Peter Schulthess, für Men-
schen, die zu verzweifeln drohen, denen
in Lebenskrisen die Ansprechpartner
fehlen. Seelsorge, das gehöre zum Kern-
geschäft des Pfarramts, und auf diesen
unsichtbaren Dienst für die Menschen
wolle man explizit aufmerksam machen.
In Pfäffikon verteilte man letzthin Flyer
in alle Haushalte mit der Überschrift
«Wenn die Seele schmerzt» und rief die
Menschen dazu auf, sich beim Seelsor-
geteam zu melden. Die Aktion stösst
auf grosses Echo. Das Pfarrteam, Tho-
mas Strehler, Katharina Wirth und er,
hätten merklich mehr Anfragen für Ge-
spräche erhalten, sagt Peter Schulthess.
Die Basis für die Gespräche mit Men-
schen in Not legt das Seelsorgeteam
aber nicht nur mit der Werbetrommel.
Gute Kontakte und Vernetzung im Dorf
ist die Basis für das Vertrauen, das die
Menschen brauchen, um in Kri-
sensituationen dann auch den
Weg ins Pfarrhaus zu finden. Das
braucht Zeit. Zum Beispiel beim
Einkaufen im Dorf. «Ich rechne
da immer ein, zwei Stunden mehr
ein, weil sich halt auch zwischen
den Einkaufsgestellen immer wieder
Kontakte ergeben», sagt Peter Schul-
thess. Für einen Schwatz wolle er sich
Zeit nehmen, sagt der Pfarrer, der seit
bald zwanzig Jahren in Pfäffikon lebt
und arbeitet.
Wie wichtig der direkte Draht zu den
kreuz & quer
Wenn die Seele schmerztEs ist so selbstverständlich, dass es manchmal fast schon vergessen geht: Die Seelsorge gehört zu den wichtigsten Aufgaben von Pfarrerinnen und Pfarrern. Das Pfarrteam in Pfäffikon macht mit Flyern auf diesen Dienst aufmerksam und trifft damit den Nerv vieler Menschen. Von Christian Schenk
Menschen in einem Dorf ist – auch
wenn es in Pfäffikon mit 10 000 Einwoh-
nern schon kleinstädtische Dimensio-
nen hat – erfährt auch Vikarin Christa
Jütte. Sie ahnt aus den Erfahrungen der
letzten Monate ihrer Ausbildung, was es
heisst, an einem Ort Pfarrerin zu sein,
wo die Kirche noch im Dorf ist. Dass
man eine öffentliche Person und ständig
erreichbar ist, das sei ihr bewusst. Angst
macht ihr das nicht. Man könne sich
auch als Pfarrerin Timeouts nehmen.
Seelsorgegespräche führt auch sie schon
mit Menschen, zu denen sie den Kon-
takt aufbauen konnte. Die schweren
Themen, mit denen sie konfrontiert
wird, sind zum Teil belastend. «Aber
meist geht es ja nicht darum, dass ich die
Probleme lösen muss, sondern dass ich
sie mit aushalte», sagt Christa Jütte. Er-
leichterung bringe ihr das Gebet, wo sie
Belastendes abladen dürfe. Der Aus-
gleich in der Familie, Sport und Hobbies
sorgen ebenfalls für Entlastung, ergänzt
Peter Schulthess oder dann die heilsame
Mischung des Pfarrberufs, wo nach ei-
nem Notfallseelsorge-Einsatz auch wie-
der ein Termin mit frischgebackenen
Eltern zum Taufgespräch ansteht.
Doch noch Lichtblicke – auch wenn
der Himmel über Pfäffikon den Stim-
mungswechsel heute nicht nachvollzie-
hen mag.
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«Krisen nicht lösen, sondern mit aushalten.»
P. P.
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Eine Illustration von Daniel Lienhard. Mehr zum Thema Freiwilligenarbeit ab Seite 8.
NOTABENE / Denkzettel
Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.Redaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.chRedaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.chTel. 044 258 92 13
HerausgeberinEvang.-ref. Landeskirche des Kantons ZürichKommunikationDruck Robert Hürlimann AG, ZürichAuflage 7200 ExemplareErscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar.Nächste AusgabenNr. 7 / 2012 (September, Woche 36)Nr. 8 / 2012 (Oktober, Woche 40)Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats
Titelbild: Carl-Ernst Stahnke / PIXELIO
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