die welt aus 60 perspektiven - deutsche bank · 2015-07-20 · die welt aus 60 perspektiven...
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34 results Deutsche Bank
Die Welt aus 60 PerspektivenInternationale Ausrichtung, multikulturelle Verankerung: Die neue Kunstsammlung im Group Head Offi ce zeigt auf insgesamt 60 Etagen das Selbstverständnis einer globalen Deutschen Bank
Asien: Yan Pei-Ming, geboren 1960 in Schanghai, will mit politisch aufge-ladenen Zeichnungen und Gemälden die grundlegenden Fragen menschlicher Existenz erkunden. Dabei be-wegt sich der Künstler im Spannungsfeld persön-licher Erinnerungen und humanitärer Anliegen. So stellt er beispielsweise Porträts von hungernden Kindern neben Bilder von US-Soldaten aus dem Irak-Krieg. Bilder wie das der verwa-schenen Dollarnote wirken wie religiöse Vanitas-Motive, die die Vergänglichkeit alles Irdischen symbolisieren.
Afrika: Zwelethu Mthethwa, 1960 in Südafrika geboren, studierte als einer der wenigen Schwarzen während des Apartheidregimes
an der Universität Kapstadt und ist heute ein international bekannter Maler und Fotograf. Wiederkehrendes Thema seiner Arbeiten sind
Porträts von Schwarzen aus Armensiedlungen, die sich trotz ihrer Lebensumstände Stolz und Selbstbewusstsein bewahrt haben.
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results Deutsche Bank 35
PerspektivenDie Kunst der Deutsche Bank Türme
Deutschland: Neo Rauch, geboren 1960, stieg nach der Wende rasch zum international gefeierten Star der „Neuen Leipziger Schule“ auf. Der Maler verarbeitet deutsch-deutsche Geschichte in einem Mix aus DDR-Motiven, US-Comicstrips und Pop-Art-Elementen. Losgelöst von Zeit und Raum, formieren sich Industrielandschaften, Arbeiter und fähnchenschwenkende Hausfrauen zu suggestiven, teilweise magisch anmutenden Bildwelten.
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36 results Deutsche Bank
Eine Wand aus 60 Monitoren zieht den
Blick schon von weitem an. Auf jedem
Bildschirm laufen Endlosschleifen von
Infos. Es geht dabei nicht um Aktien- oder
Wechselkurse, wie man es in der Eingangshalle
einer Großbank erwarten würde. Nein, diese
elegant geschwungene „Art Wall“ im Foyer der
neuen Deutsche Bank Türme liefert einen ers-
ten Überblick über die 60 Maler, Zeichner und
Fotografen, die in der neuen Sammlung einen
besonderen Stellenwert einnehmen: Sie bespie-
len mit ihren Werken jeweils eine komplette
Etage – strukturiert nach Region und Nationa-
lität. Turm A ist ausschließlich mit deutscher
und europäischer Kunst bestückt, während die
Kunst aus Asien, Amerika, Afrika und dem Na-
hen Osten in Turm B untergebracht ist.
Dieser Fokus ist neu. Und er refl ektiert nicht
nur das weltweite Kunstengagement der Bank,
er zeigt auch die Entwicklung der vergangenen
Jahre auf: In den Wirtschafts- und Finanz-
metropolen sogenannter Schwellenländer
sind lebendige Kunstzentren entstanden, die
sich auf der Weltkarte der Gegenwartskunst
immer stärker behaupten. Welch visionäre
Kraft und gesellschaftliche Relevanz die Künst-
ler aus Indien, China oder Südamerika haben,
das zeigt die hochkarätige Auswahl in Frankfurt
allein schon in der neuen Ausstattung der Groß-
raumbüros. Inklusive der Arbeiten weiterer
Künstler in den rund 120 Besprechungsräumen
wird hier ein ebenso einmaliger wie repräsen-
tativer Querschnitt durch die aktuelle, interna-
tionale Kunstszene geboten. Nicht umsonst gilt
die Kunstsammlung als die bedeutendste ihrer
Art besonders in der Gegenwartskunst und den
Medien, in denen sich neue Ideen und Kon-
zepte derzeit am unmittelbarsten ausdrücken
– etwa Fotografi e und Arbeiten auf Papier.
Vor der ökologischen Runderneuerung der
Taunusanlage sah das noch anders aus. Da be-
herrschten die Lokalmatadoren der Akademien
Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und Köln das Bild
der Sammlung. Das hatte gute Gründe: Als die
Bank 1984 ihr Hauptquartier bezog, stand die
deutsche Avantgarde hoch im Kurs. Die Samm-
lung der Deutschen Bank umspannte damals alle
Strömungen bundesdeutscher Kunstgeschichte
nach 1945 und war damit ebenso wegwei-
send wie mit ihrem Konzept, das Werk eines
Künstlers auf einer ganzen Etage vorzustellen.
Mittlerweile zählen deren Vertreter wie Beuys,
Richter und Polke zu den Klassikern. Aber sie
transportieren nicht mehr das Selbstverständnis
des global agierenden Unternehmens – und sie
vermittelten auch nicht das Profi l der Sammlung
selbst, die von Anfang an weit internationaler
aufgestellt war, als es in den Türmen wirkte.
AL S DER UMBAU ANSTAND, war also klar, dass
ein neues ästhetisches Gesamtkonzept für die
Zentrale am Main gefragt war. Ein großer Teil
der hier präsentierten „Klassiker“ aus dem
deutschsprachigen Raum ging als Dauerleih-
gabe an das Frankfurter Städel-Museum, mit
dem die Deutsche Bank seit Jahren kooperiert.
In den Türmen, traditionell Schaufenster der
Kunstsammlung, stellt sich jetzt eine visionä-
re junge Künstlergeneration vor, die mit aller
Kraft daran arbeitet, das religiöse, ethnische,
politische, ja selbst ästhetische Schubladen-
denken zu überwinden.
Wangechi Mutu, eine gebürtige Kenianerin,
die heute in New York lebt, ist da nur ein Bei-
spiel. Ihre erotisch aufgeladenen Fabelwesen
aus Mensch, Tier und Maschine vereinen auf
verstörende Weise die Götter, Geister und Dä-
monen Schwarzafrikas mit westlichem Sex-
konsum und Gewaltverherrlichung.
Ganz anders arbeitet dagegen die franzö-
sisch-marokkanische Künstlerin Yto Barrada.
Ihr Werk refl ektiert die besondere Situation ih-
rer Heimatstadt Tanger. Im Norden Marokkos
gelegen, bildet sie eine Schnittstelle zwischen
arabischer, afrikanischer und europäischer
Kultur.
Mutu und Barrada waren 2010 und sind 2011
die beiden ersten „Künstlerinnen des Jahres“
der Deutschen Bank. Dieser Titel, ein neuer
Meilenstein im Programm der Künstlerförde-
rung der Deutschen Bank, ist mit Ankäufen für
die Unternehmenssammlung sowie einer Solo-
schau im Deutsche Guggenheim verbunden.
Amerika: Die 45-jährige US-Amerikanerin
Ellen Gallagher arbeitet mit Witz afroamerika-
nische Geschichte auf. In der Serie „DeLuxe“
verfremdet sie Anzeigen aus schwarzen Lifestyle-Zeitschriften der 1940er
Jahre. Dabei nutzt sie die unterschiedlichsten
Techniken und Materialien, selbst Kaugummis
verwendet sie in ihren Collagen.
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results Deutsche Bank 37
PerspektivenDie Kunst der Deutsche Bank Türme
Vorgeschlagen wurden die Künstlerinnen übri-
gens von Okwui Enwezor, Hou Hanru, Udo Kit-
telmann und Nancy Spector. Die international
renommierten Kuratoren bilden seit 2008 unter
dem Vorsitz von Pierre de Weck, Mitglied der
Konzernleitung der Deutschen Bank, das Glo-
bal Art Advisory Council der Deutschen Bank
und unterstützten die hauseigene Kunstabtei-
lung um deren Leiter Friedhelm Hütte auch bei
der Ausstattung der Taunusanlage.
Während im „europäischen Turm“ viele
Künstler einem breiteren Publikum bekannt
sein dürften – hier fi nden sich beispielsweise
„Fallensteller“ Andreas Slominski, der Leipzi-
ger Malerfürst Neo Rauch, Landschaftsmaler
Peter Doig oder der Young-British-Artist-Star
Gavin Turk –, überwiegen in Turm B die exo-
tisch klingenden Namen. Ob es die iranische
Fotografi n Shirin Aliabadi ist, die mit ihren
provokanten Porträts feiernder Mädchen im
nächtlichen Teheran gegen die Unterdrückung
der Frau in ihrer Heimat angeht. Der Chine-
se Yan Pei-Ming, dessen expressive Aquarelle
modernen Vanitas-Bildern gleichen. Oder der
ball. Eine umfassendere Sammlung, die sich
mit diesen Themen befasst, konnte man bis-
lang allerdings noch nirgendwo sehen. Dabei
sind gerade die, wie Friedhelm Hütte betont,
„für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung“.
„Art works“, lautet das Motto der Deutschen
Bank. Kunst wirkt – und zwar im Betrachter,
der sich mit ihr beschäftigt. Kunst stellt Fra-
gen, eröffnet neue Perspektiven und führt so
zu innovativen Ansätzen. Deshalb ist es seit
mehr als 30 Jahren erklärtes Ziel der Deut-
schen Bank, Mitarbeitern, Kunden und einer
breiten Öffentlichkeit Zugang zu zeitgenössi-
scher Kunst zu bieten. Die „Art Wall“ im Foyer
ist nur das Aushängeschild eines umfassenden
Vermittlungsprogramms. Auf jeder Etage wer-
den die Künstler vorgestellt. Vor allem aber gibt
es ein reiches Angebot an Führungen, Lunch
Lectures und Künstlergesprächen.
Kunst verbindet Menschen. Kunst verän-
dert die Gesellschaft. Art works – nirgend-
wo wird das besser sichtbar als im Frank-
furter Hauptsitz der Deutschen Bank. O
IS ABELLE HOFMANN
Europa: Adrian Paci wurde 1969 in Albanien geboren und fl oh 1996 mit seiner Familie nach Italien. Seither drehen sich seine Videoarbeiten und Fotografi en hauptsächlich um Migration. Auf dem Foto „Centro di Permanenza temporanea“ drängen sich mexikanische Flüchtlinge auf einer Gangway, ohne Flugzeug weit und breit – ein Sinnbild der Hoffnungslosigkeit.
Tattoo-Freak Dr Lakra, der früher mal Punks
in Mexiko-Stadt tätowierte und heute Puppen,
Poster und Glamourfotos mit seinem albtraum-
haften Universum aus Schlangen, Fetischen
und Pin-up-Girls überzieht. Für all diese
Künstler ist der „Clash der Kulturen“ selbst-
verständlich. Sie mixen souverän Einfl üsse aus
West und Ost, Nord und Süd – und vielen mag
es dabei ergehen wie dem Multimediakünstler
Yane Calovski, der sagt: „Wir sind hochgebildet
und mehrsprachig, aber wir haben das Gefühl
dafür verloren, wo wir eigentlich hingehören.“
Globalisierung, Migration, die Suche nach
einer besseren Zukunft und die Frage nach den
eigenen Wurzeln – das sind die großen The-
men der Gegenwartskünstler rund um den Erd-
Der Clash der Kulturen prägt die Künstler ebenso wie die Sammlung
Naher Osten: Die Iranerin Shirin Aliabadi provoziert religiöse Fanatiker. Bekannt wurde die 1973 geborene Künstlerin mit Fotografi en stark geschminkter Frauen, die unter bunten Kopftüchern wasserstoffblonde Perücken tragen. Die Aufnahmen selbstbewusster Mädchen, die nachts im Auto durch Teheran brausen, sind Sittenwächtern ein Dorn im Auge, denn sie stehen für eine Generation, die sich zu-nehmend Freiräume erobert.
Mehr Informationen unter: www.deutsche-bank.de/kunst-in-den-tuermenFO
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