die charité im sommer 1961 · gerichtsmedizin. seine obduktionen tragen zur klärung von...
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GrenzerfahrungenDie Charité im Sommer 1961
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
2 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Nach dem großen Erfolg der ersten beiden Staffeln starten im Januar 2021 sechs
neue Folgen über die Charité in historischen Umbruchsphasen. Reale und fiktive
Figuren nehmen uns dieses Mal mit auf eine Reise in den August 1961.
Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
„CHARITÉ“
Ab 5. Januar online first in der ARD-Mediathek
Ab Dienstag, den 12. Januar in Doppelfolgen um 20:15 Uhr in der ARD
Am Dienstag, den 12. Januar um 21:50 Uhr in der ARD die Begleitdokumentation
„Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten Krieg“ zur 3. Staffel der Serie „Charité”
2 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
3Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Berlin als Vier-Sektoren-StadtNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird
Berlin von den Alliierten – Sowjetunion, USA,
Frankreich und Großbritannien – besetzt und in
vier Sektoren aufgeteilt. Die Charité befindet
sich direkt an der Grenze der sowjetischen zur
britischen Besatzungszone.
Im Jahr 1949 führen die divergenten
politischen Interessen letztlich dazu, dass die
„Westmächte“ in der Tri-Zone die BRD und
die Sowjetunion auf ihrem Gebiet die DDR
gründen. Damit wird die Sektorengrenze zur
Staatsgrenze und auch Berlin ist endgültig
geteilt.
In den fünfziger Jahren verbessern sich
die wirtschaftlichen Lebensbedingungen
in der Bundesrepublik und in West-Berlin
deutlich. Gleichzeitig führen der Aufbau des
Sozialismus, die zentralistische Lenkung
vieler Lebensbereiche und Mangelwirtschaft
in der DDR zu einer Massenflucht in den
„goldenen“ Westen. Bis 1961 verliert die
DDR rund ein Sechstel ihrer Bevölkerung.
Um die Abwanderung zu stoppen, erwägt
die DDR-Regierung eine Schließung der
Grenze. Dies hatte Walter Ulbricht im Juni
1961 noch öffentlich verneint und berät dann
Anfang August in einem Geheimgespräch mit
dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow doch über eine Abriegelung
Ost-Berlins.
In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 beginnen schließlich NVA, Grenzpolizei
und Volkspolizei im Auftrag der DDR-Führung mit der Sperrung von Straßen und
Gleiswegen nach West-Berlin. Sowjetische Soldaten kontrollieren und unterstützen
diese Aktion. Um den nordwestlichen Teil des Charité-Geländes, zwischen
Invalidenstraße, Humboldthafen und S-Bahn-Trasse, werden Grenzanlagen errichtet
und die Charité zum „Grenzobjekt“ erklärt.
Haupteingang zum Charité-Gelände an der Schumannstraße, 1958
3Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
4 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961 Undatierte Luftaufnahme mit Sperrgebiet und Grenzanlagen an
Psychiatrie und Pathologie mit S-Bahn-Trasse am Humboldt-Hafen
4 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
5Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Sechs neue Folgen „CHARITÉ“Wurde die Charité 1710 noch vor den Toren der Stadt erbaut, liegt sie 1961 nun mitten
in der Stadt und damit unmittelbar im Grenzgebiet des sowjetischen zum britischen
Sektor. Überall und besonders deutlich sichtbar am Zustand der Gebäude zeigen sich
die Nachwehen des Zweiten Weltkrieges. Zugleich ist der Anspruch der Mediziner
an der Charité und an die Charité weiterhin hoch. Im Alltag zeigt sich eine deutliche
Mangelsituation, die teilweise durch die Improvisationsfähigkeit der medizinischen
Akteure wettgemacht wird. Ab dem 13. August bestimmt dann die Mauer die Abläufe
und den Arbeitsalltag im gesamten Klinikbereich.
Die sechs neuen Folgen werden als Doppelfolgen ausgestrahlt und nehmen die
Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die Tage des August 1961. Erzählt wird
abermals von einer Zeit, in der die Menschen nicht nur medizinisch gefordert sind,
sondern auch politisch, moralisch und persönlich Haltung zeigen müssen. Vor
diesem Hintergrund verknüpft die dritte Staffel erneut historische mit fiktionalen
Charakteren. Fiktive Hauptfigur ist die junge Ärztin Ella Wendt, die sich nach
dem frühen Tod der Mutter dem Kampf gegen den Krebs verschrieben hat. Sie
versucht, den fordernden Klinikalltag und ihre eigene ambitionierte Forschung
zur Krebsfrüherkennung sowie die zwischenmenschlichen Herausforderungen
unter einen Hut zu bringen. Mit ihr erleben wir politisch wie persönlich schwierige
Zeiten, aber auch den großen Zusammenhalt und die Leidenschaft, mit der sich
das medizinische Personal für das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten einsetzt.
Zugleich wird erneut Emanzipationsgeschichte erzählt: Engagierte Medizinerinnen in
der jungen DDR, die in Forschung und Heilung neue Wege gehen. Schließlich gelangt
Dr. Ella Wendt zu Forschungsergebnissen, die sie nach dem Mauerbau auf einem
Kongress in West-Berlin vorstellen darf. So wird auch für sie die Frage relevant, ob sie
anschließend wieder an die Charité zurückkehrt oder wie so viele ihrer Kolleginnen
und Kollegen lieber im „Westen“ bleibt.
Am Mikrokosmos Charité thematisiert die neue Staffel eine weitere historische
Umbruchphase. Wir begegnen drei bekannten Medizinern: der herausragenden
Kinderärztin Dr. Ingeborg Rapoport, dem ausgezeichneten Frauenarzt Prof. Helmut
Kraatz und dem berühmten Gerichtsmediziner und Serologen Prof. Otto Prokop.
Lokalkolorit verleihen die „kleinen Leute“, personifiziert in der anfangs schroff
wirkenden Oberschwester Gerda und dem allgegenwärtigen und immer hilfsbereiten
Hausmeister Fritz „Pflaster“ Krug. Nicht fehlen darf zudem der Parteisekretär, der
ein Bekenntnis der Ärzteschaft zum Mauerbau verlangt und einem DDR-kritischen
Arzt eine Beförderung in Aussicht stellt, wenn er Loyalität zeigt und in die SED
eintritt. Klammer und Hauptfigur ist die junge Ärztin und Forscherin Dr. Ella Wendt.
5Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
6 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Die Charité-Serie verweist auf historische Ereignisse – im Hintergrund der das
Rauschen des Kalten Krieges und seiner Rhetorik. Dokumentiert ist beispielsweise
eine Erklärung des Fakultätsrates, in der dessen Mitglieder den Mauerbau begrüßen.
Ebenso authentisch sind die Kriminalfälle, die Prof. Otto Prokop „auf dem Tisch“ hat
sowie die Sektion des ersten „Mauertoten“ durch den Gerichtsmediziner und seine
Gedächtnisprotokolle, nachdem die eigentlichen Sektionsprotokolle samt Durchschlag
einkassiert worden waren. Die Themen der Zeit werden anhand medizinischer Fälle
illustriert: Ein Westberliner Kind mit Polio, das auf das unentschlossene Vorgehen
gegen die Epedemie in Westdeutschland und West-Berlin verweist. In der DDR
hingegen wird ab 1960 ein in der Sowjetunion hergestellter Impfstoff eingesetzt,
der zur rasanten Senkung der Polio-Fälle führt. Dem Wilmersdorfer Jungen rettet
schließlich die externe Beatmung mit der „Eisernen Lunge“ das Leben. Ebenso
thematisiert werden Intersexualität und Hermaphroditismus, die Mangelernährung
der Landwirte und der als Reparationsleistung an die UdSSR betriebene Uranerz-
Abbau sowie die damit verbundenen Risiken für die Bergleute.
Dargestellt wird auch, wie Dr. Ingeborg Rapoport versucht, neben dem traditionellen
Fachbereich der Frauenheilkunde die Neonatologie als neue Disziplin zu etablieren,
um die Behandlung von Neugeborenen zu verbessern und die Säuglingssterblichkeit
zu verringern. Denn häufig sind schon der Transport von der Frauen- zur Kinderklinik
über 1,5 km Entfernung und die Zeitverzögerung lebensbedrohlich für Frühgeborene
oder kranke Neugeborene.
7Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Im Sommer kommt die junge Ärztin und fiktive Hauptfigur Dr. Ella Wendt (Nina
Gummich) an die Charité. Sie wurde aufgrund des Weggangs von Ärzten und
Pflegepersonal aus der Provinz nach Ost-Berlin beordert, um die Gesundheitsver-
sorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Das Krankenhaus steht in diesen Tagen
vor großen Problemen, und die Charité droht personell auszubluten. Dr. Ella Wendt
hofft, an der Charité ihre Forschung zur Krebsfrüherkennung voranzubringen und
sucht den Kontakt zu Prof. Otto Prokop (Philipp Hochmair), der einen herausragenden
Ruf als Serologe genießt. Prokops eigentliches Steckenpferd ist jedoch die
Gerichtsmedizin. Seine Obduktionen tragen zur Klärung von Kriminalfällen bei und
auch die ersten “Mauertoten” liegen auf seinem Tisch.
Ella kann nur nach Feierabend forschen, denn die Arbeit auf der Inneren Station fordert
sie. Sie stemmt den Klinikalltag gemeinsam mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Dr.
Alexander Nowack (Max Wagner). Doch die politischen Ereignisse erschüttern das
gegenseitige Vertrauen. Besonders als Ella sich zunehmend auf den Chirurgen Dr.
Curt Bruncken (Franz Hartwig) einlässt, der sie mit seinem Freiheitsdrang und seiner
rebellischen Art fasziniert.
Innerhalb weniger Wochen an der Charité
sehen wir, vor welche Hindernisse Ella gestellt
wird – sie wird abgewiesen, nicht ernst
genommen, fühlt sich einsam. Wir sehen ihr
dabei zu, wie sie kämpft, wie sie scheitert,
wie sie ihren Mut nicht verliert. Wir sehen,
wie sie sich verliebt und wie sie sich zwischen
der Liebe und ihrer inneren Berufung
entscheiden muss. Wie sie Menschen rettet
und verabschieden muss. Wir sehen einer
Frau dabei zu, wie sie erwachsen wird und
Verantwortung übernimmt, in einer Zeit,
in der über Nacht eine Mauer nicht nur das
ganze Land teilt, sondern auch die Identität
eines jeden Einzelnen. Nicht zuletzt sehen wir auch zu, wie sich Ella Wendt emanzipiert und einen
modernen Weg beschreitet, ohne sich von vorgegebenen Rollenbildern und Strukturen einschränken zu
lassen.
Dr. Ella Wendt
Nina Gummich über ihre Rolle Dr. Ella Wendt
Videoclip
8 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
* 2. September 1912, in Kribi, Kamerun
† 23. März 2017 in Berlin
Ingeborg Rapoport ist Kinderärztin, Neonatologin und überzeugte
Sozialistin. In den sechziger Jahren kämpft sie für eine engere
Verknüpfung von Geburtshilfe und Kinderklinik, um Neugeborene
besser versorgen zu können.
Geboren wird die spätere Professorin für Neonatologie 1912
als Ingeborg Syllm in der deutschen Kolonie Kamerun. Sie
wächst in Hamburg auf, wo sie Medizin studiert und 1937 ihr
Staatsexamen ablegt. Dort schreibt sie auch ihre Dissertation –
eine experimentelle Arbeit über Diphtherie. Allerdings wird ihr
der Dr. med. verweigert, weil ihre Mutter Jüdin war. Im September
1938 emigriert sie kurz vor der Progromnacht in die Vereinigten
Staaten. Dort wird ihr Staatsexamen nicht anerkannt, so dass sie
zwei weitere Jahre am Women’s Medical College of Pennsylvania
in Philadelphia studiert. Sie arbeitet dort in verschiedenen
Krankenhäusern, erwirbt den Medical Doctor (MD) und spezialisiert sich auf die
Pädiatrie. 1946 heiratet sie den österreichischen Biochemiker und Kinderarzt Samuel
Mitja Rapoport, mit dem sie vier Kinder bekommt. Als Mitglieder der Communist
Party USA engagieren sie sich für die Bürgerrechte der Afroamerikaner und geraten
beide 1950 ins Visier des McCarthy-Untersuchungsausschusses. Die Familie wird
rechtzeitig gewarnt und kehrt aufgrund der politischen Verfolgung in den USA nach
Europa zurück.
1952 wird Mitja Rapoport die Leitung des Instituts für
Physiologische und Biologische Chemie der Humboldt-
Universität angeboten und die Familie findet in der
Hauptstadt der DDR eine neue Heimat. Ingeborg
Rapoport arbeitet zunächst als Ärztin, später
wissenschaftlich als Aspirantin und kann sich 1959 auf
der Grundlage ihrer Forschungen habilitieren. Ab 1958
ist sie an der Kinderklinik der Charité tätig und leitet
die Säuglings- und Frühgeborenenstation, aus der sie
allmählich eine Abteilung für Neugeborenenheilkunde
entwickelt. Ab 1964 erhält sie zunächst die Professur
für Pädiatrie und 1969 dann den europaweit ersten
Lehrstuhl für Neonatologie.
Prof. Dr. Ingeborg Rapoport
Prof. Dr. Ingeborg Rapoport
9Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Mit der Umstrukturierung der Charité-Frauenklinik 1970 zu einer Art Perinatalzentrum
werden der Lehrstuhl und die neugegründete Abteilung Neonatologie integriert. Bis
zu ihrer Emeritierung 1973 entwickelt Prof. Rapoport ihre Abteilung inhaltlich und
strukturell mit dem Neuaufbau einer Station für Neugeborenen-Intensivtherapie
und einer Forschungsabteilung (Schwerpunkte Hypoxie, Bilirubin, Surfactant) weiter.
Damit gehören auch die Forschungen in der Neonatologie und der Pädiatrie zu ihren
Verdiensten. Nach der Emeritierung ist Prof. Rapoport weiterhin wissenschaftlich
tätig und engagiert sich in der Nachwuchsförderung. Im Mai 2015 verteidigt sie vor
drei Professoren der Universität Hamburg erfolgreich ihre Doktorarbeit von 1938 und
bekommt 77 Jahre nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten in einer feierlichen
Zeremonie ihre Promotionsurkunde überreicht. Mit ihren damals 102 Jahren ist sie
der bislang älteste Mensch, der jemals ein Promotionsverfahren abgeschlossen hat.
Mich hat an Ingeborg Rapoport am meisten ihre
liebevolle Hartnäckigkeit begeistert. Sie war eine
herausragende, leidenschaftliche Kinderärztin.
Ihr gesamtes Berufsleben über hat sie sich
dafür eingesetzt, dass die Gynäkologie und die
Kinderheilkunde Hand in Hand miteinander arbeiten.
Die Auseinandersetzung mit alten, patriarchalen,
verkrusteten Strukturen hat sie nicht gescheut, im
Gegenteil. Das imponiert mir zutiefst.
Nina Kunzendorf über ihre Rolle Dr. Ingeborg Rapoport
Videoclip
10 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
* 29. September 1921 in St. Pölten
† 20. Januar 2009 in Ottendorf (bei Kiel)
Otto Prokop wird 1921 in St. Pölten/Österreich geboren und
studiert nach der Maturaprüfung in Salzburg Medizin in Wien und
Bonn. Dort folgen 1948 die Promotion und 1953 die Habilitation für
Gerichtliche Medizin. Während zahlreiche Mediziner zu Beginn der
1950er Jahre die junge DDR gen Westen verlassen, folgt Prokop
als Österreicher 1956 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Gerichtliche
Medizin der Humboldt-Universität zu Berlin und ist zugleich bis
1987 Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin der Charité.
Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem der gewaltsame
Tod, die Forensische Serologie, Spurenkunde und Genetik. Bei der
Erforschung der Blutgruppenmerkmale ist er deutschlandweit
ein führender Wissenschaftler. Für seine Blutgruppengutachten
in Vaterschaftsprozessen gibt er eine Wahrscheinlichkeit von 98
Prozent an.
Prokops Arbeit genießt national wie international
großes Renommee. Zudem bildet er Studenten
unterschiedlicher Fachgruppen aus und hat als
Hochschullehrer viele tausend Studierende begeistert.
Während seiner dreißigjährigen Amtszeit seziert er mit
seinem Team mehr als 30.000 Leichname, analysiert
Todesursachen mit naturwissenschaftlichem Blick und
protokolliert sie. Politisch brisante Obduktionsberichte
werden vom Ministerium für Staatssicherheit geheim
gehalten. Als Wissenschaftler hat er mit mehr als
1.000 Publikationen zur Blutgruppenserologie, zur
forensischen Pathologie und zur Traumatologie eine
herausragende Produktivität bewiesen. Sein “Atlas der
Gerichtlichen Medizin” wurde beispielsweise zu einem
Standardwerk. Prokop gehört zu den herausragenden
Gerichtsmedizinern des 20. Jahrhunderts, und unter
seiner Leitung haben sich 25 Mediziner habilitiert.
Prof. Dr. Otto Prokop
Prof. Dr. Otto Prokop
11Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Professor Prokop war und ist post mortem eine Koryphäe
auf dem Gebiet der Gerichtsmedizin. Er sagte über sich
selbst: ,Ich bin der Blutgruppen-Papst‘ und pflegte sogar fast
eine Art ,Popstar‘-Attitüde bei seinen Vorlesungen in den
übervollen Hörsälen. Diesen berühmten österreichischen
Pathologen in dieser politisch extrem bewegten Zeit in Berlin
zu verkörpern, war eine wirklich spannende Erfahrung!
Ihm wurde, unter anderem, auch die Obduktion der ersten
Mauertoten aufgetragen. Und sein Bestreben – gegen den
Willen des sozialistischen Systems – die wahre Sachlage der
Todesumstände der an der Grenze erschossenen Flüchtigen der
Nachwelt zu überliefern, macht ihn für mich zu einem Helden.
Die Energie und Widersprüchlichkeit der Figur, sein positiver
Narzissmus, sein Brennen für die Sache und sein unermüdlicher
Kampf um das Fortbestehen des Krankenhauses, haben mich
besonders an dieser Rolle gereizt. Dass er nie an seinem Genius
zweifelt, führt oft zu recht humorvollen Szenen.
Philipp Hochmair über seine Rolle Prof. Dr. Otto Prokop
Seinen „Wiener Charme“ und die österreichische
Staatsbürgerschaft gibt er nicht auf, er besitzt zwei Pässe und
kann also auch nach dem Mauerbau relativ unproblematisch
und spontan überall hinreisen. So hält er weiterhin enge
Kontakte mit den Kollegen im „kapitalistischen Ausland“.
Lang ist die Liste der nationalen und internationalen
Auszeichnungen und Ehrungen, wie beispielsweise die
Ehrendoktorate in Leipzig, Szeged und Tokio sowie die
Mitgliedschaft in der Leopoldina. Nach der deutschen
Wiedervereinigung sind Prokops fachliches Wissen weiterhin
gefragt, beispielsweise in Kommissionen und Ausschüssen
des Landes Berlin. In den Mauerschützenprozessen werden
seine damaligen Obduktionsberichte herangezogen. Auch
im Ruhestand arbeitet er noch viele Jahre im Institut in der
Hannoversche Straße 6 und geht täglich in sein “Emeritus-
Zimmer”.Sonntagsvorlesung im September 1985
12 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
* 6. August 1902 in Wittenberg
† 13. Juni 1983 in Berlin
Helmut Kraatz wird 1902 in Lutherstadt Wittenberg geboren.
1928 legt er sein Staatsexamen in Medizin ab und promoviert
zum Dr. med. an der Universität Heidelberg. 1929 erhält
er die Approbation in Karlsruhe und ab 1930 arbeitet er
als Assistenzarzt an der Berliner Universitätsfrauenklinik
in der Tucholskystraße. Nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten tritt er 1933 der SA bei und ist 1937 als
Parteianwärter der NSDAP registriert. 1939 wird er Facharzt für
Frauenheilkunde, Oberarzt und stellvertretender Direktor der
Universitätsfrauenklinik unter Walter Stoeckel. Kraatz habilitiert
sich 1940 an der Berliner Universität. Nach Kriegsende gilt er als
belastet und es wird ein Entnazifizierungsverfahren eingeleitet.
Er erklärt, dass er im Zuge der Zeit der Aufforderung, der
SA beizutreten, nachgekommen und darüber in die NSDAP
aufgenommen worden sei. Im Entnazifizierungsverfahren belegen Kollegen aus der
Klinik, dass er sich nie aktiv im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie betätigt
habe. Auch sein Chef Prof. Stoeckel setzt sich intensiv für eine Beschleunigung des
Entnazifizierungsverfahrens ein.
So wird Kraatz 1948 zunächst wieder
Dozent, später Professor mit Lehrauftrag
an der heutigen Humboldt-Universität. 1949
wird er auf den Lehrstuhl für Gynäkologie
und Geburtshilfe an die Universität Halle
(Saale) berufen. 1951 kehrt er nach Berlin
zurück und übernimmt den Lehrstuhl für
Frauenheilkunde der Humboldt-Universität
sowie die Leitung der Universitätsfrauenklinik
der Charité. Damit wird er zum Chef der
aus seiner Sicht bedeutendsten deutschen
Universitätsfrauenklinik und Nachfolger
des großen bewunderten Vorgängers Prof.
Stoeckel.
Prof. Dr. Helmut Kraatz
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Prof. Dr. Helmut Kraatz
13Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Historische Figuren sind immer schwierig darzustellen, da
man Vergleiche anstellen kann. Kraatz war ein herausragender
Gynäkologe und Geburtshelfer. Und das mit Leidenschaft, wie
alle genialen Geister. Solche Menschen haben es oft schwer,
damit klarzukommen, dass die meisten anderen Mitarbeiter
weit unter seinem Niveau agieren. Und das muss er auch ab
und zu den Betreffenden deutlich machen.
Uwe Ochsenknecht über seine Rolle Prof. Dr. Helmut Kraatz
Kraatz begreift sich in seinem Fach, der Gynäkologie und Geburtshilfe, als Bewahrer
der Stoeckelschen Schule. Er achtet auf das orthodoxe Einhalten der Stoeckelschen
Operationsmethoden und betreibt die Geburtshilfe eher konservativ. Von 1954 bis
1956 ist er zudem Dekan der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität. Im
Jahr 1953 wird er zum Mitglied der Leopoldina gewählt, seit 1956 gehört er der
Berliner Akademie der Wissenschaften an. 1961 wird er zusätzlich auf den Lehrstuhl
für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe der Akademie für Ärztliche Fortbildung der
DDR berufen. Prof. Kraatz ist in vielen Gremien des Gesundheitswesens der DDR und
des Auslandes aktiv und gilt als der bedeutendste Gynäkologe der DDR. Er prägt über
20 Jahre die Umgestaltung und Neuprofilierung der Klinik, aber auch maßgeblich die
Gynäkologie und Geburtshilfe in der gesamten DDR. 25 seiner Schüler habilitieren
sich, er veröffentlicht rund 700 Publikationen. Sein besonderes Interesse gilt der
Karzinomchirurgie, den Sterilitätsoperationen, der operativen Geburtshilfe, vor allem
aber der Uro-Gynäkologie. Hier beschreibt er zwei eigene Operationsmethoden.
Durch den Wiederaufbau der Frauenkliniken in Halle und Berlin sowie durch seine
Kompetenz in der Gynäkologie, erhält er verschiedene Auszeichnungen. Nach seiner
Emeritierung 1970 wirkt er ab 1972 als Mitglied des Präsidiums des Kulturbundes der
DDR und als Vorsitzender des Clubs der Kulturschaffenden „Johannes R. Becher“.
Videoclip
14 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten KriegFilm von Dagmar Wittmers
Das berühmteste deutsche Krankenhaus – die Charité – ist auch im Kalten Krieg ein
Ort von Lehre, Forschung und Heilung mit enormer Strahlkraft. Zunächst bleibt die
Charité ein Ort der bürgerlichen Eliten, die in Anpassung und Opportunismus geübt
sind. Aus den Göttern in Weiß werden nicht über Nacht Götter in Rot. Medizinische
Koryphäen, die eine kurze Phase der Entnazifizierung überstanden haben, bleiben
in ihren Positionen oder zumindest in den alten Fachabteilungen. Diese Kontinuität
beherrscht das Klima im Vorzeigekrankenhaus der noch jungen DDR.
Der ererbte Ruhm des Hauses wirkt weiter. Der österreichische Forensiker Otto
Prokop wechselt von der Universität Bonn an die Charité – und übernimmt dort
die Gerichtsmedizin. Er bleibt aber ein Pendler zwischen den Welten und wird
international bekannt als „Blutgruppenpapst“. Andere, wie der
renommierte Biochemiker Mitja Rapoport und die Kinderärztin Ingeborg
Rapoport, entscheiden sich bewusst für das sozialistische Land. Für sie,
als zurückgekehrte jüdische Emigranten, ist die DDR die vermeintliche
Alternative zu dem Deutschland, das Faschismus und Rassenverfolgung
hervorgebracht hat.
Seit dem Kriegsende liegt die Charité in der Mitte Berlins direkt an
der Grenze zwischen sowjetischem und britischem Sektor; im August
1961 wird der Außenzaun der Charité mit Stacheldraht abgeriegelt und
von Grenztruppen bewacht. Ärzte und Wissenschaftler der Charité
entfalten Ehrgeiz und Ethos, den guten Ruf trotz Mangelwirtschaft und
schwieriger Finanzlage zu bewahren. Der Kardiologe Joachim Witte knüpft über
die Grenze hinweg Kontakte zur West-Berliner Firma Biotronik und entwickelt auf
eigene Faust den ersten eigenen Herzschrittmacher der DDR. Das bringt ihm anfangs
Misstrauen und Ärger ein, rettet aber vielen Patienten das Leben. Im Spannungsfeld
des Kalten Krieges ist die Charité das Prestigeobjekt der DDR, das renommierteste
Krankenhaus im ganzen Ostblock, ein Sehnsuchtsort für Kranke und Mediziner.
Mitarbeiterin der Universitäts-frauenklinik bei der Unter-suchung von Präparaten
„Die Charité – Ein Krankenhaus im Kalten Krieg“ ist die Begleitdokumentation
zur 3. Staffel der Serie „Charité” | am 12. Januar, um 21:50 Uhr in der ARD
14 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
15Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Wie wirken sich die politischen Verhältnisse nach 1945 auf die Mitarbeiter der
Charité aus?
Die neuen politischen Verhältnisse wirken sich 1945 natürlich direkt auf die
Mitarbeiter aus. Es beginnt eine Phase der Entnazifizierung. Einzelne Abteilungen
werden umstrukturiert und die Neuberufungen von Klinik- und Institutsleitern
gestartet. Mitarbeiter ideologiegeprägter
Fächer wie „Rassenhygiene“ werden
sofort entlassen. Beschäftigte in
klinischen Bereichen werden hingegen
als Einzelfälle geprüft. Prämisse ist
hier der Erhalt der Arbeitsfähigkeit des
Klinikums und die Bereitschaft, das
kommunistische System zu unterstützen.
Dabei werden durchaus Kompromisse
eingegangen und beispielsweise
Professoren, um deren Verstrickungen
im NS-System wir inzwischen wissen,
behalten ihre Positionen. Zu nennen
wären etwa Walter Stoeckel und
Hermann Stieve.
Eine weitere entscheidende Phase folgt im Spannungsfeld des zunehmenden
Ost-West-Konflikts. So gibt es zahlreiche „Republikfluchten“, zudem werden ab
1952 in West-Berlin lebende Medizinstudenten von der Humboldt-Universität
relegiert und ab 1961 im Westteil lebende Mitarbeiter entlassen. Die Aufnahmelager
in Westdeutschland und West-Berlin sind überfüllt. Da die DDR-Abschlüsse auf
medizinischem Gebiet anerkannt werden, sehen viele Ärzte und Schwestern im Falle
eines Weggangs einer durchaus positiven beruflichen Zukunft entgegen. Bis zum
Mauerbau verliert die DDR insgesamt etwa ein Sechstel ihrer Bevölkerung an den
Westen.
Die Charité in den 60er Jahren
Außenansicht der Kinderklinik mit Pavillons und GartenanlageAußenansicht der Hautklinik
Prof. Dr. Thomas Schnalke
Interview mit Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité
16 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Hatte die besondere geographische Lage einen Einfluss auf die Charité?
Begründet durch ihren ausgezeichneten Ruf war die Charité trotz starker
Zerstörung und ihrer Lage in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ein
attraktiver Arbeitsort für Ärzte und medizinisches Personal. Doch bereits zur Zeit
der Sowjetischen Militäradministration – verstärkt aber nach der Gründung der
DDR – ist eine nie versiegende Ärzteflucht zu verzeichnen. Diese erreicht Ende
der 50er Jahre einen ersten Höhepunkt und bricht selbst nach dem Mauerbau
nicht ab. Aufgrund der Lage des Geländes an der Grenze
werden Sperrzonen eingerichtet und zahlreiche bauliche
Veränderungen an Klinikgebäuden vorgenommen, um
„Republikfluchten“ zu verhindern. So werden die Gebäude
beispielsweise wasserseitig zugemauert und der erst kurz
zuvor wieder instandgesetzte Hörsaal der Alten Frauenklinik
gesperrt, weil er zu dicht an der innerdeutschen Grenze
liegt. Es wurde ein „Grenzsicherheitsaktiv“ eingerichtet und
„Freiwillige Grenzhelfer“ ausgebildet, die Fluchtverdächtige
melden. Festgenommene „Republikflüchtige“ werden in
der Charité-Nervenklinik auf ihre Zurechnungsfähigkeit
untersucht, getötete Flüchtige werden in der
Gerichtsmedizin obduziert.
Wie hat sich die Charité nach dem Mauerbau weiterentwickelt?
Lassen Sie mich etwas ausholen: Zu Beginn
der 1950er Jahre waren die wesentlichen
kriegsbedingten Rekonstruktionsmaßnahmen
an den schwer beschädigten Charité-Gebäuden
zum Abschluss gekommen. Forschung, Lehre und
Krankenversorgung hatten wieder, dem historisch
gegründeten hohen Anspruch folgend, Fahrt
aufgenommen. Ende der 50er Jahre wurden erste
Nachkriegsneubauten an der Charité in Betrieb
genommen. So zum Beispiel 1959 eine eigene
Geschwulstklinik (heutige Strahlentherapie),
1960, im Jahr des 250. Charité-Jubiläums, eine
Hautklinik. In den 1960er Jahren gewann die
Charité auf einigen Forschungsfeldern – sowohl in den Grundlagenfächern als auch
in anwendungsorientierten Bereichen – wieder internationalen Anschluss. Das
zeigte sich nicht zuletzt in der Einrichtung neuer medizinischer Abteilungen, wie
etwa einer eigenen Neugeborenenstation (Neonatologie), der Schaffung neuer
Institute sowie der Gründung nationaler Referenzzentren an der Charité.
Psychiatrische und Nervenklinik, Mauer mit Tor zum Innenhof
Arzt und Schwester bei der ärztlichen
Versorgung
17Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Wie stand das medizinische Personal zum System?
Bis heute gibt es an der Charité ein historisch gewachsenes und durch
gemeinsam durchgestandene Stürme erprobtes Zusammengehörigkeitsgefühl. In
der Grundhaltung fand sich seinerzeit unter der zahlenmäßig starken Belegschaft
sicherlich die gesamte Spannbreite von Einstellungen hinsichtlich der damaligen
Gesellschaft und dem politischen System. Auffällig
ist jedoch nach meiner Beobachtung, dass sich viele
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch wenn Sie den
Verhältnissen loyal gegenüberstanden, einen kühlen Kopf
bewahrten und eine eigene Meinung behalten haben.
Zeitzeugen berichten bis heute von gewissen Freiheiten
an der Charité hinsichtlich der beruflichen Entwicklung,
Reisetätigkeit und Meinungsäußerung. Allerdings achteten
eine ausgebaute politisch dirigierte Kaderstruktur und
zunehmend auch das System der Staatssicherheit stets
auch höchst rigide auf die Einhaltung entsprechender
Konformitäten und Grenzen.
Welche Rolle spielte die Charité für den Staat DDR?
Für die DDR bot die Charité unter anderem
die Möglichkeit, auf einem zentralen Bereich des
gesellschaftlichen und kulturellen Lebens – der
Medizin – gegenüber der eigenen Bevölkerung,
aber auch über die Landesgrenzen hinaus, einen
wissenschaftlichen wie sozialen Anspruch sowie eine
entsprechende Leistungsfähigkeit sichtbar unter Beweis
zu stellen. Dabei diente die Charité nach innen, in das
DDR-Gesundheitswesen hinein, als Impulsgeber, Motor
und auch als Versuchsfeld für den gesellschaftlichen
Anspruch, eine bestmögliche Medizin für Alle zu
realisieren.
Universitäts-frauenklinik 1963 Weihnachtsfeier der Schwestern
Operationssaal der Chirurgischen Klinik, 1958
Charité-Gebäude in der Luisenstrasse Die 1960 eröffnete Hautklinik
18 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Immer mit Fliege. Immer mit Anspruch. Immer wieder
lenkte er seinen Blick tief unter die Haut. 33.947 Sektionen
fanden unter seiner Leitung am renommierten Institut
für Gerichtliche Medizin der Charité statt. Was für Otto
Prokop zählte: gut dokumentierte Befunde vom Tatort,
nüchterne Beobachtungen am Leichnam und sorgfältig
ermittelte Befunde aus dem Labor. Als überzeugter
Naturwissenschaftler machte er sein Fach nach den
Verheerungen des Zweiten Weltkriegs in Berlin wieder groß.
Genauer: in Ost-Berlin – zwischen Mauerbau und Mauerfall. Im
Ost-West-Spannungsfeld sezierten er und seine Mitarbeiter
auch „Mauertote“. Dies erforderte eine berufliche Nähe zur
Staatsgewalt. Zwar hielt sich Prokop politisch auf Distanz,
die gesellschaftlichen Verhältnisse trug er jedoch loyal mit.
In fünf Kapiteln folgt die Ausstellung dem ungewöhnlichen
Lebensweg einer ärztlichen Persönlichkeit, die wie kaum eine
zweite das Ansehen der Charité im geteilten Berlin prägte.
Vor den jeweiligen zeithistorischen Hintergründen blickt sie auf die medizinischen
Schwerpunkte seines Schaffens. Gleichzeitig leuchtet sie sein berufliches Umfeld
aus. Wichtige Fälle aus seiner gerichtsmedizinischen Praxis belegen einen klaren
Kopf. Als Forscher und Wissenschaftsorganisator, Gutachter und Autor ist er ein
international angesehener Wanderer zwischen den Welten. In seinen überfüllten
Sonntagsvorlesungen bezieht der charismatische Redner gegen medizinische
Paraphänomene und Okkultismus Position.
Die Prokop-Ausstellung knüpft an die dritte Staffel der historischen Charité-Serie in
der ARD an. Darin werden fiktive und historische Persönlichkeiten – unter anderem
Otto Prokop – rund um den Bau der Berliner Mauer Mitte August 1961 in den Blick
genommen. Zur breiteren Einordnung präsentiert die Ausstellung ein umfassenderes
Lebensbild Prokops mit etlichen Höhen und manchen Tiefen.
Otto Prokop und sein Institut für Rechtsmedizin im geteilten Berlin
Kommende Ausstellung: Sezierte Wahrheiten.
Prof. Dr. Otto Prokop
18 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
19Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Bis heute bleibt es erstaunlich, mit welcher Zielstrebigkeit und Entschlossenheit
der österreichische Staatsbürger 1957 den Standortwechsel von Bonn in die DDR
vollzogen hat. Das Ost-Berliner Gerichtsmedizinische Institut in der Hannoverschen
Straße wurde nicht nur beruflich, sondern auch privat sein Zuhause. Dort wohnte
und lebte er mit seiner Familie über weite Strecken seiner aktiven Laufbahn. In
umfassender Weise machte er es zu „seinem“ Institut.
Die Ausstellung zu Otto Prokop soll ab Frühjahr 2021 in einer digitalen Version
der Präsentation als virtueller Rundgang im Internet und zusätzlich im flexiblen
Tafelformat gezeigt werden. Sie wird gemeinsam von den Charité-Instituten für
Rechtsmedizin und für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin sowie vom
Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité konzipiert.
Videoclip: Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner
Medizinhistorischen Museums der Charité, über die Prokop-Ausstellung
Aquarell von W. Rohde
Institut für Gerichtliche Medizin der
Charité, Hannoversche
Straße
20 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
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21Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
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Umgebungskarte 19611 Kinderklinik | Charité-Gelände, Nähe Eingang Schumannstraße
2 Universitätsfrauenklinik | Tucholskystraße / Ziegelstraße / Monbijoustraße
3 Institut für Gerichtsmedizin | Hannoversche Str. 6
22Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
„CHARITÉ“: Besetzung & StabDr. Ella Wendt Nina Gummich | Dr. Ingeborg Rapoport Nina Kunzendorf | Prof. Dr. Otto
Prokop Philipp Hochmair | Prof. Dr. Helmut Kraatz Uwe Ochsenknecht | Dr. Alexander
Nowack Max Wagner | Dr. Curt Bruncken Franz Hartwig | Oberschwester Gerda Hildegard
Schroedter | Fritz „Pflaster“ Krug Uwe Preuss | Krankenschwester Arianna Patricia Meeden
| Parteisekretär Lehmann Nicholas Reinke | Prof. Dr. Mitja Rapoport Anatole Taubman |
Lernschwester Petra Amber Marie Bongard | Laborgehilfe Wittenberg Thimo Meitner | Frau
Dammrau Cristin König | Frau Jasinski Natalia Rudziewicz | Simone Weiser Johanna Link
| Hauptmann Hertweck Christian Beermann | Krankenschwester Paula Kamila Ondrušková
| Frau Simoneit Anne Kanis | Herr Simoneit Ulrich Friedrich Brandhoff | Christa Rösler
Muriel Bielenberg | Walter Neumann Hilmar Eichhorn | Gisela Neumann Johanna Klante |
Robert Richter Aurel Manthei | Sybille Richter Markéta Richterová | Sophie Melster Pia-
Micaela Barucki | Thomas Melster Leonard Hohm | Katharina Lilly von Klitzing | Soldat
Bernd Macke Tillmann Eckardt | Hebamme Witt Zdeňka Sajfertová | Oberarzt Senkbeil Kai
Ivo Baulitz | Prof. Dr. Klare Max Urlacher
StabDrehbuch Stefan Dähnert, Regine Bielefeldt, John-Hendrik Karsten, Christine Hartmann
| Drehbuch Mitarbeit & Konzeption Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Dr. Christine Otto, Dr.
Jakob Hein | Regie Christine Hartmann | Bildgestaltung Holly Fink (BVK) | Casting Nina
Haun | Musik Fabian Römer, Matthias Hillebrand-Gonzalez | Montage Andreas Althoff
(BFS), Cosima Schnell | Szenenbild Petra Albert | Kostümbild Heike Hütt | Maske Jeanette
Latzelsberger, Gregor Eckstein (SFX) | Medizinhistorische Fachberatung Prof. Dr. Thomas
Schnalke, Dr. Rainer Herrn, Dr. Sven Hartwig, Prof. Dr. Michael Tsokos, Dr. Mark Benecke
| Produktionsleitung Franziska Strutz-Zander, Petr Bílek | Herstellungsleitung Natalie
Clausen, André Naumann (MDR) | Dramaturgie Thomas Laue | Koproduzenten Michal
Pokorný, Zbynék Pippal | Produzenten Benjamin Benedict, Markus Brunnemann, Henriette
Lippold | Redaktion Jana Brandt (MDR), Johanna Kraus (MDR)
„CHARITÉ“ ist eine Produktion der UFA FICTION im Auftrag der ARD-
Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm und der ARD Degeto für Das Erste.
Koproduzent ist MIA Film. Mit freundlicher Unterstützung der Charité – Universitätsmedizin
Berlin. Gefördert vom Tschechischen Staatsfonds der Kinematographie.
Gedreht wurde von Mitte November 2019 bis Anfang März 2020 in Prag und Umgebung.
22 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
23Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
Sendetermine ARD
Di., 12.01. | 20:15 Uhr Charité (1): Eiserne Lunge
Di., 12.01. | 21:00 Uhr Charité (2): Blutsauger
Di., 19.01. | 20:15 Uhr Charité (3): Grenzwerte
Di., 19.01. | 21:00 Uhr Charité (4): Atemstillstand
Di., 26.01. | 20:15 Uhr Charité (5): Sepsis
Di., 26.01. | 21:05 Uhr Charité (6): Herzflimmern
23Dritte Staffel der historischen ARD-Serie
24 Grenzerfahrungen – Die Charité im Sommer 1961
Bild- und TextnachweiseFotos • Bildarchiv des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin
(S. 3, 4, 8, 10, 11 o., 12, 14, 15 u., 16, 17, 18)
• ARD/Stanislav Honzik (S. 1, 2, 7, 9, 11 u., 13, 23)
• Anja Käumle (S. 6, 22)
• Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité (S. 15 o.)
• Institut für Rechtsmedizin der Charité (S. 19, Reproduktion 2003)
Titelbild• Nina Kunzendorf (Dr. Ingeborg Rapoport), Philipp Hochmair (Prof. Dr. Otto Prokop), Uwe Ochsenknecht
(Prof. Dr. Helmut Kraatz), Nina Gummich (Dr. Ella Wendt). Foto: ARD/Stanislav Honzik
Gruppenbild am Filmset, S. 22
• Das Film-Team mit Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité (2. v. l.), Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor der Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité (l.) und Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, der von 2008-19 Vorstandsvorsitzender der Charité war und in der 3. Staffel einen Gastauftritt hat (6. v. l.). Foto: Anja Käumle
Texte Übergreifend• Herrn, Rainer Herrn/Hottenrott, Laura (Hrsg.): Die Charité zwischen Ost und West 1945-1992. Zeitzeugen erinnern
sich. Berlin 2010.
• https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/denkmale-der-alliierten/die-alliierten-in-berlin/berlin-unter-verwaltung-der-vier-maechte-1945-1948-646239.php
Prof. Dr. Ingeborg Rapoport• https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/charite_trauert_um_prof_dr_dr_ingeborg_rapoport/
• https://www.charite.de/forschung/meldungen/meldung/artikel/detail/symposium_zu_ehren_von_ingeborg_rapoport/
• https://www.aerzteblatt.de/archiv/187704/Ingeborg-Rapoport-Begruenderin-der-Neonatologie
• https://de.wikipedia.org/wiki/Ingeborg_Rapoport
• www.bpb.de/318155
Prof. Dr. Otto Prokop• https://rechtsmedizin.charite.de/ueber_das_institut/geschichte_des_instituts/
• https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Prokop
• https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=16&aid=63808&s=prokop
• https://www.tagesspiegel.de/berlin/portraet-otto-prokop-nie-ohne-meine-fliege/259950.html
Prof. Dr. Helmut Kraatz • http://www.ggg-b.de/index.php?lang=de&site=archiv_2011_kraatz_preis
• https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2003-44475
• https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10260?show=full
• https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13748
• https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kraatz
Schauspieler-Zitate• ARD-Broschüre zur dritten Staffel „CHARITÉ”
• https://www.daserste.de/unterhaltung/serie/charite/index.html
Herausgegeben von: Charité – Universitätsmedizin Berlin | Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation
Redaktion und Text: Verena Wolff
Grafik und Bildredaktion: Constanze Gutwasser
https://www.charite.de
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