alpensignale 3 - grenzübergreifender ökologischer verbund

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GRENZÜBERGREIFENDER ÖKOLOGISCHER VERBUND Netzwerk Alpiner Schutzgebiete Alpensignale 3

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Alpensignale 3 Grenzübergreifender ökologischer Verbund Erscheinungsjahr: 2004 Herausgeber: Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention

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  • www.alpconv.org

    GRENZBERGREIFENDERKOLOGISCHER VERBUND

    Netzwerk Alpiner Schutzgebiete

    Alpensignale 3

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    3

    Die Studie wurde ermglicht mit der Untersttzung von:

    Ministre de lcologie et du dveloppement durable (Frankreich)Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Deutschland)

    Bayerisches Staatsministerium fr Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (Bayern)Bundesministerium fr Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (sterreich)

    Land Tirol Bundesamt fr Raumentwicklung (Schweiz)

    Ministero dellAmbiente e della Tutela del Territorio (Italien)Frstentum Liechtenstein

    Frstentum Monaco

    couverture rseau alpin 14/12/04 10:00 Page 1

  • Alpensignale 3

  • Stndiges Sekretariat der [email protected] Sitz in InnsbruckHerzog-Friedrich-Strae 15A-6020 Innsbrucksterreich

    Netzwerk Alpiner Schutzgebietewww.alparc.org Micropolis IsatisF-05000 GapFrankreich

    Auenstelle BozenDrususallee 1I-39100 BozenItalien

    IMPRESSUM

    Publikationsreihe Alpensignale

    Medieninhaber / Herausgeber:Stndiges Sekretariat der AlpenkonventionHerzog-Friedrich-Strae 15A 6020 Innsbrucksterreich

    Verantwortlicher fr die Publikationsreihe:Dr. Igor Roblek, Stndiges Sekretariat der Alpenkonvention

    Graphische Gestaltung: Werbeagentur Ingenhaeff-Beerenkamp, Absam (A)

    Fr diesen Band

    Herausgeber:Netzwerk Alpiner SchutzgebieteMicropolis IsatisF-05000 GapFrankreich

    Verantwortlich fr diesen Band, Koordination und wissenschaftliche Leitung:Dr. Guido Plassmann, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete

    Redaktion und Verantwortlicher fr die Studie:Yann Kohler, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete

    Mithilfe bei der Redaktion:Ccile Coulomb, Guillaume Wendling, Netzwerk AlpinerSchutzgebiete

    Karten: Netzwerk Alpiner Schutzgebiete, Gap, 2004; soweit nicht andersangegeben. - Marie Stoeckel, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete- Yann Kohler, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete- Europische Akademie Bozen/Accademia Europea Bolzano

    Illustrationen:- Schemas: Guillaume Wendling, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete- Fotos: Photobank, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete

    bersetzung aus dem Deutschen - Korrekturlesen:- D: Susanne Schwab, Nationalpark Berchtesgaden- F: Isabelle Zarrough, Intralp (I); Evelyne Kohler (D) - Marie Stoeckel,

    Netzwerk Alpiner Schutzgebiete- I: Franca Elegante, Intralp (I); Sprachen Service Schatz (A);

    Elena Maselli (I) - Lucca Pedrotti, Loredana Dresti,Nationalpark Stilfserjoch (I); Fulvio Raggio, Nationalpark GranParadiso (I)

    - SI: Nataa Leskovi+-Uri+, Intralp (I); Sprachen Sevice Schatz(A); Andreja Gasperlin (SI) - Janez Bizjak, Nationalpark Triglav(SI)

    Wissenschaftliche Begleitung und Expertisen:- Prof. Dr. Heinrich Haller, Schweizerischer Nationalpark (CH)- Dr. Friedrich Vlk, sterreichische Bundesforste AG (A)- Dr. Guy Berthoud, ECONAT SA (CH)

    Layout und Druck: Imprimerie des Arts Graphiques, Alby sur Cheran (F)

    Publiziert in Deutsch, Franzsisch, Italienisch und Slowenisch. Auf Umweltpapier gedruckt.

    Stndiges Sekretariat der Alpenkonvention, Innsbruck, 2004; soweit nicht anders angegeben.

  • GRENZBERGREIFENDER KOLOGISCHER VERBUND

    Studie nach dem Mandat der Alpenkonvention:Grenzbergreifende Schutzgebiete und

    kologisches Netzwerk in den Alpen

    Alpensignale 3

  • DanksagungFolgenden Personen sei fr ihren Beitrag und die vielfltige Untersttzung, ohne die eineerfolgreiche Durchfhrung der vorliegenden Studie nicht mglich gewesen wre, herzlichgedankt:

    K. Anderek, S. Arduino, S. Auriel, M. Bertani, G. Berthoud, F. Bichlmeier, P.-E. Biron, M. Bischof, J. Bizjak, M. Bocca, T. Boisseaux,R. Bonet, L. Borcard, H. Braunhofer, C. Broda, E. Brutti, P. Campagne, G. Canavese, G. Caresio, M. Carmellino, D. Chavy, J. Collaud,P. Commenville, H. Cortot, M. Da Pozzo, J.-P. Dalmas, G. Danelin, I. De Negri, M. Delamette, V. Ducoli, A. J. Egger, B. Eiselt, K. Elsank,J. Essl, K. Fasching, C. Ferrari, M. Flatnik, B. Flsche, P. Frank, A. Grtner, P. M. Genoud, J. Gregoire, S. Guerten, H. Haid, H. Haller,H. Hinterstoisser, W. Hirn, V. Hochauer, G. Hofer, O. Holzgang, F. Horon, M. Huber, S. Isabel, M. Jauffret, N. Jean, A. Kammerer,A. Karbacher, D. Keiner, V. Kohler, E. Kohler, H. Kremser, M. Kurzthaler, C. La Ragione, A. Lagier, F. Lainer, O. Leiner, M. Leiser,J. F. Lopez, H. Lozza, D. Madeleine, S. Maier, F. Margot, J.-P. Martinot, U. Mezan, E. Nevot, G. Nicolini, S. Nunes-Veloso B. Opolka,P. Oss Cazzador, M. Ottino, M. Paseri, L. Pedrotti, B. Peya, G. Plagnol, M. Plassmann, A. Plathy, F. Raggio, S. Reppe, M. Ressel,M. Rocheblave, E. Romagnioni, P. Rossi, L. Rossi, D. Rossmann, L. Rotelli, T. Rottenburg, F. Ruffini, S. Santi, E. Sartori, R. Sascor,H. D. Schuster, H. Schwarzenberg, H. Seeber, P. Skoberne, S. Stadler, M. Stoeckel, J. Studen, T. Suntinger, U. Tester, U. Totschnig,G. Vallentin, G. Venturini, E. Vettorazzo, M. Vogel, F. Vlk, K. Weiskopf.

  • Editorial

    Durch Eingriffe des Menschen haben sich die Lebensgrundlagen vieler Pflanzen und Tiere verschlechtert. Zahlreicheinternationale Abkommen - wie die Europische Vogelschutzrichtlinie, die Fauna-, Flora-, Habitat- Richtlinie, dasBonner bereinkommen ber die wandernden Tierarten, das bereinkommen ber die biologische Vielfalt (CBD)und das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) - bemhen sich mittlerweile darum, das Naturerbe der Weltden nachfolgenden Generationen zu erhalten. Mit vereinten Krften mssen wir darum kmpfen, dieVerpflichtung des Weltgipfels fr nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg zu erfllen: Bis zum Jahr 2010soll der weltweite Verlust an biologischer Vielfalt signifikant reduziert werden.

    Auf deutsche und europische Initiative wurde im Rahmen der CBD in diesem Jahr der Grundstein fr ein welt-weites Netz von Schutzgebieten gelegt. Die Verbindung von Schutzgebieten zu einem globalen Netz ist fr denSchutz der biologischen Vielfalt von grter Bedeutung. Denn Schutzgebiete knnen nur wirklich erfolgreich sein,wenn die dort vorkommenden Arten auch in ihrem ganzen, die Grenzen berschreitenden Lebensraum geschtztwerden. Die Natur kennt schlielich keine Grenzen!

    Noch sind die Alpen reich an verschiedensten Lebensrumen und Arten. Diesen Reichtum wollen wir erhalten. DerEinsatz fr grenzberschreitende Schutzgebiete ist deshalb ein Schwerpunkt des Arbeitsprogramms des deut-schen Vorsitzes der Alpenkonferenz 2003/2004. Grenzberschreitende Schutzgebiete und deren rumliche Verbindungdurch gemeinsame Flchen und kologische Korridore nehmen eine zentrale Rolle im Naturschutzprotokoll derAlpenkonvention ein. Im Artikel 12 haben sich die Vertragsparteien verpflichtet, geeignete Manahmen zu treffen,um einen nationalen und grenzberschreitenden Verbund ausgewiesener Schutzgebiete, Biotope und anderer geschtz-ter oder schtzenswerter Objekte zu schaffen. Auerdem sollen sie Ziele und Manahmen fr grenzberschrei-tende Schutzgebiete aufeinander abstimmen.

    Ich begre es daher sehr, dass die Vertragsstaaten der Alpenkonvention gemeinsam das Netzwerk Alpiner Schutzgebietebeauftragt haben, das vorhandene Potenzial an Schutzgebieten und grenzbergreifenden Verbindungen zu ana-lysieren und erste konkrete Manahmen vorzuschlagen. Eine wesentlicher Grundstein ist damit gelegt. Unsere gemein-same Aufgabe und Herausforderung in den kommenden Jahren wird es nun sein, die Vorschlge fr ein grenz-berschreitendes kologisches Netzwerk in die Tat umzusetzen.

    Jrgen TrittinBundesminister fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

    Vorsitzender der Alpenkonferenz 2003/2004

    Editorial

    Alpensignale 3 5

  • Alpensignale 36

    Grenzbergreifende Schutzgebiete und kologisches Netzwerk in den Alpen

    (Alpenweiter berblick)

    Zusammenfassung

    Das Thema der grenzbergreifenden Schutzgebiete und einer rumlichen Verbindung zwischen Schutzgebieten der Alpen nimmteine zentrale Rolle bei der Implementierung der Alpenkonvention ein. Der Artikel 12 des Naturschutzprotokolls derAlpenkonvention sieht die Grndung eines kologischen Netzwerks vor.

    Nur groflchige und kologisch kohrente Schutzgebiete knnen dauerhaft und nachhaltig einen Schutz des biotischen und abio-tischen Naturgutes der Alpen sicherstellen und natrliche Prozessablufe gewhrleisten. Die alpinen Schutzgebiete der 8 Vertragsstaatender Alpenkonvention, vor allem die grenzbergreifenden Schutzgebiete, werden daher als Kernzonen eines alpenweiten kolo-gischen Netzwerks vorgestellt. Die bereits bestehenden rumlichen Verbindungen sowie die thematischen Kooperationen zwischenbenachbarten Schutzgebieten, die anhand von Interviews und Expertengesprchen erhoben wurden, bilden die Ausgangsbasisfr eine erfolgreiche Vernetzung.

    Eine zusammenfassende Darstellung der in den verschiedenen Bereichen Raumplanung, Land- und Forstwirtschaft, Verkehr undTourismus bestehenden Manahmen und Programme zur Verbesserung der Vernetzung von Lebensrumen in den einzelnen Alpenlndern,ermglicht die Analyse und den internationalen Vergleich der potentiell vorhandenen Instrumente zu deren Umsetzung.

    Es wurden in 8 ausgewhlten Beispielgebieten Bereiche ausgewiesen, die nach der Analyse anhand von ausgewhlten Indikatoren,ein hohes Potential als mgliche kologische Korridore und Verbindungsflchen aufweisen und daher mit geringem Aufwand undangepassten Manahmen auf einfache Weise zur Vernetzung beitragen knnen. Eine Reihe von gesamtalpinen Strategien und Empfehlungenwurden formuliert, der weitere detailliertere und regional gefasstere Untersuchungen folgen mssen.

    Die bestehenden lokalen, regionalen und nationalen Initiativen zur Schaffung von kologischen Netzwerken sollten im Rahmender Alpenkonvention aufeinander abgestimmt werden und sich in ein zusammenhngendes alpines Netzwerk einfgen, um demAnspruch von groen kologischen Funktionsrumen gerecht zu werden.

  • Alpensignale 3 7

    Vorwort

    Vorwort

    Im Alpenbogen sind derzeit mehr als 350 Gebiete grer als 100 ha mit einem Schutzstatus versehen. Dies sindungefhr 21 % der Flche innerhalb der Abgrenzung der Alpenkonvention. Es ist bekannt, dass inLandschaftsrumen der gesamte Artensatz erhalten werden kann, wenn ca. 25 Prozent der Flche aus natrlichenund naturnahen Bereichen bestehen.

    Dieses Ziel kann im Alpenbogen noch erreicht werden, wenn es gelingt die vorhandenen Schutzgebiete mitein-ander zu einem kologischen Netzwerk zu verbinden. Ziel muss es sein, ein in die Gesamtflche hineinwirken-des Gefge von verschiedenen Flchenschutzkategorien und Manahmenbndeln herzustellen. Gewhrleistet seinmuss eine Flchengre, die Raum bietet fr minimale berlebensfhige Populationen der Arten und gleichzei-tig auch zu einer Wiederbelebung eigendynamischer Prozesse ausreicht. Zentralposition in diesem anzustrebendenkologischen Netzwerk sind die jetzt schon vorhandenen groen Schutzgebiete, die als unzerschnittene Rumezum Teil bereits grenzberschreitend ausgewiesen worden sind. In einem solchen System von Flchen muss einNacheinander von verschiedenen Zustnden auf derselben Flche gewhrleistet sein, um ein spezifisches Nebeneinanderzu ermglichen.

    Ziel sollte sein: Der Schutz der kosystemaren Grundfunktionen zum Erhalt und zur Frderung natrlicher dyna-mischer Prozesse wie Arealvernderungen, Individuenaustausch zwischen Populationen, Neubesiedlung, Sukzession,Artneubildung und Evolution unter ungestrten Bedingungen, Beitrge zur Steuerung der Land- bzw.Landschaftsnutzung im Sinne nachhaltiger, naturschonender, energie- und stoffsparender Nutzungstechniken.

    Das Prinzip der Nachhaltigkeit, ausgedrckt als Konstanz der nutzungsbestimmenden Rahmenbedingungen, mussdabei im Vordergrund stehen. Damit wird auch dem kologischen Faktor Zeit Rechnung getragen, der Voraussetzungist fr Diversitt, Eigendynamik und Prozessablufe. Dies wird aber nur gelingen, wenn die sozialen, kulturellen,geistigen und wirtschaftlichen Bedrfnisse der Gesellschaft bercksichtigt werden und das gesamte kologischeNetzwerk durch eine solide wissenschaftliche Grundlage abgesttzt ist.

    Dr. Michael VogelPrsident Netzwerk Alpiner Schutzgebiete

    Leiter der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

  • Alpensignale 38

    1 Einleitung zur Studie.............................................................................................141.1 Ziel und Auftrag der Studie .......................................................................................................14

    1.1.1 Zielsetzung der Studie ............................................................................................................................................141.1.2 Begrndung der Studie..........................................................................................................................................16

    1.2 Problematik und zentrale Fragestellung....................................................................................171.2.1 Lebensraumsituation in den Alpen .........................................................................................................................171.2.2 Zentrale Fragestellung ............................................................................................................................................18

    1.3 Definitionen ...............................................................................................................................181.3.1 kologische Grundstze ........................................................................................................................................181.3.2 Konzept kologisches Netzwerk ............................................................................................................................19

    1.4 Das Untersuchungsgebiet.........................................................................................................261.4.1 Die Alpen.................................................................................................................................................................261.4.2 Beispielgebiete .......................................................................................................................................................28

    1.5 Material und Methoden .............................................................................................................301.5.1 Erfassung des Bestandes an Schutzgebieten ........................................................................................................301.5.2 Erfassung der Manahmen und Programme..........................................................................................................311.5.3 Indikatoren ..............................................................................................................................................................311.5.4 Beispielgebiete .......................................................................................................................................................311.5.5 Ausarbeitung von sinnvollen Ergnzungen und Empfehlungen .............................................................................32

    2 Indikatoren ............................................................................................................332.1 Warum Indikatoren? ..................................................................................................................332.2 Vorstellung und Besprechung der Indikatoren ..........................................................................33

    3 Grenzbergreifende Schutzgebiete und groe nationale Komplexe .................463.1 Staatsgrenzenbergreifende Schutzgebiete .............................................................................473.2 Nationale Schutzgebietskomplexe............................................................................................483.3 Beschreibungen der einzelnen Gebiete und der bestehenden Interaktionen ...........................52

    3.3.1 Steckbriefe der Schutzgebiete ...............................................................................................................................533.4 Zusammenfassung..................................................................................................................117

    4 Manahmen und Verbindungen .........................................................................1204.1 Manahmen und Programme zur Verbesserung der Vernetzung von Lebensrumenin den einzelnen Alpenstaaten ......................................................................................................120

    4.1.1 Manahmen der alpinen Lnder ...........................................................................................................................1204.1.2 Relevante Bereiche fr die Umsetzung von Manahmen.....................................................................................120

    4.1.2.1 Landwirtschaft..........................................................................................................................................1214.1.2.2 Forstwirtschaft..........................................................................................................................................1234.1.2.3 Tourismus .................................................................................................................................................1244.1.2.4 Raumplanung ...........................................................................................................................................1254.1.2.5 Verkehr......................................................................................................................................................126

    4.1.3 Richtlinien und internationale Bestimmungen ......................................................................................................1274.1.3.1 Alpenkonvention.......................................................................................................................................1274.1.3.2 Paneuropisches kologisches Netzwerk................................................................................................1274.1.3.3 RAMSAR-Gebiete.....................................................................................................................................1284.1.3.4 NATURA 2000 Netzwerk ..........................................................................................................................1284.1.3.5 SMARAGD (EMERALD) ............................................................................................................................1284.1.3.6 Wasserrahmenrichtlinie ............................................................................................................................128

    Inhaltsangabe.

  • Inhaltsangabe

    Alpensignale 3 9

    4.2 Manahmen zur Verbesserung von Lebensraumvernetzung in den einzelnen Alpenstaaten.1304.2.1 Schweiz.................................................................................................................................................................1304.2.2 Deutschland..........................................................................................................................................................1314.2.3 sterreich .............................................................................................................................................................1334.2.4 Frankreich .............................................................................................................................................................1344.2.5 Liechtenstein.........................................................................................................................................................1354.2.6 Slowenien .............................................................................................................................................................1374.2.7 Italien..... ...............................................................................................................................................................138

    4.3 Beispiele nationaler Modelle fr kologische Netzwerke .......................................................1394.3.1 Das Schweizer Modell REN (Nationales kologisches Netzwerk)........................................................................1394.3.2 Nationales kologisches Netzwerk Italien (Rete ecologica Nazionale- REN).......................................................140

    5 Analyse der 8 Beispielgebiete............................................................................1415.1 Beispielgebiet 1.......................................................................................................................1435.2 Beispielgebiet 2.......................................................................................................................1515.3 Beispielgebiet 3.......................................................................................................................1615.4 Beispielgebiet 4.......................................................................................................................1705.5 Beispielgebiet 5.......................................................................................................................1785.6 Beispielgebiet 6.......................................................................................................................1855.7 Beispielgebiet 7.......................................................................................................................1935.8 Beispielgebiet 8.......................................................................................................................199

    6 Empfehlungen und Szenario ..............................................................................2066.1 Grenzbergreifende Schutzgebiete.........................................................................................2066.2 kologisches Netzwerk und Korridore ...................................................................................2066.3 Mgliches Szenario fr die Alpen............................................................................................209

    7 Kritische Betrachtung und Diskussion ..............................................................210

    8 Schlussfolgerungen............................................................................................212

    9 Literaturverzeichnis ............................................................................................215

    10 Bewertung durch die Experten ........................................................................220

    Anhnge .................................................................................................................222

  • Alpensignale 310

    KartenverzeichnisKarte 1: Karte der alpinen Schutzgebiete 15

    Karte 2: Priority Conservation Areas in the Alps (WWF 2004) 29

    Karte 3: Hhenstufen der alpinen Schutzgebiete 44

    Karte 4: Relief des Alpenbogens und alpine Schutzgebiete 45

    Karte 5: Grenzbergreifende alpine Schutzgebiete 49

    Karte 6: Nationale Schutzgebietskomplexe 50

    Karte 7: Groflchige alpine Schutzgebiete (> 1000 ha) 51

    Karte 8: NATURA 2000 Gebiete im Bereich der Alpenkonvention (Stand Juni 2004) 129

    Karte 9: Ausgewhlte Beispielgebiete 142

    Karte 10: Hhenlagen im Beispielgebiet 1 147

    Karte 11: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 1 148

    Karte 12: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 1 149

    Karte 13: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 1 150

    Karte 14: Hhenlagen im Beispielgebiet 2 157

    Karte 15: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 2 158

    Karte 16: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 2 159

    Karte 17: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 2 160

    Karte 18: Hhenlagen im Beispielgebiet 3 166

    Karte 19: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 3 167

    Karte 20: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 3 168

    Karte 21: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 3 169

    Karte 22: Hhenlagen im Beispielgebiet 4 174

    Karte 23: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 4 175

    Karte 24: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 4 176

    Karte 25: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 4 177

    Karte 26: Hhenlagen im Beispielgebiet 5 181

    Karte 27: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 5 182

    Karte 28: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 5 183

    Karte 29: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 5 184

    Karte 30: Hhenlagen im Beispielgebiet 6 189

    Karte 31: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 6 190

    Karte 32: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 6 191

    Karte 33: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 6 192

    Karte 34: Hhenlagen im Beispielgebiet 7 195

    Karte 35: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 7 196

    Karte 36: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 7 197

    Karte 37: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 7 198

    Karte 38: Hhenlagen im Beispielgebiet 8 202

    Karte 39: Verkehrsinfrastruktur im Beispielgebiet 8 203

    Karte 40: Landnutzung und NATURA 2000 Flchen im Beispielgebiet 8 204

    Karte 41: Potentielle Erweiterungs- und Ergnzungszonen im Beispielgebiet 8 205

  • Verzeichnisse

    Alpensignale 3 11

    AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Alpine Landschaft 16

    Abbildung 2: Extensiv genutzte Landschaft mit Strukturelementen 17

    Abbildung 3: Intensiv genutzte Landschaft 17

    Abbildung 4: Landschaftselement Bachlauf 19

    Abbildung 5: Landschaftselement Trockenmauer 19

    Abbildung 6: Landschaft der Alpen 26

    Abbildung 7: Campanula morettiana: Endemismus der Dolomiten 27

    Abbildung 8: Indikator Siedlungsdichte 33

    Abbildung 9: Bartgeier 52

    Abbildung 10: Grenzbergreifende Programme zum Steinbock 117

    Abbildung 11: Erhalt abwechslungsreicher traditioneller Kulturlandschaften 118

    Abbildung 12: Heckenlandschaft des Champsaur (F) 121

    Abbildung 13: Extensive Beweidung mit Schafen 122

    Abbildung 14: Groe Teile der Alpen sind bewaldet 123

    Abbildung 15: Tourismus in den Alpen 124

    Abbildung 16: Abstimmung der Flchennutzung als Aufgabe der Raumplanung 125

    Abbildung 17: Verkehr ist einer der Hauptgrnde fr Lebensraumzerschneidung 126

    Abbildung 18: Gewssernetz als wichtiger alpiner Lebensraum 128

    Abbildung 19: Landwirtschaftliche Umweltmanahme auf Mhwiesen 130

    Abbildung 20: Waldreservate und naturnahe Bergwlder 131

    Abbildung 21: Rote Liste der geschtzten Arten: Alpenbock (Rosalia alpina) 132

    Abbildung 22: Das Reh ist hufig Opfer von Unfllen im Straenverkehr 133

    Abbildung 23: Erhalt traditioneller Strukturen und Gebude 134

    Abbildung 24: Naturnahe Waldwirtschaft 136

    Abbildung 25: Traditionelle Wirtschaftsweisen in Slowenien 137

    Abbildung 26: Monitoring der Flora und Fauna 138

    Abbildung 27: Nationalpark Mercantour (F) 143

    Abbildung 28: Gemeinsame Auswilderung von Steinbcken 144

    Abbildung 29: Regionaler Naturpark Chartreuse (F) 151

    Abbildung 30: Regionaler Naturpark Vercors (F) 153

    Abbildung 31: Nationalpark Les Ecrins (F) 154

    Abbildung 32: Nationalpark Vanoise (F) 161

    Abbildung 33: Nationalpark Gran Paradiso (I) 163

    Abbildung 34: Naturpark Mont Avic (I) 164

    Abbildung 35: Segelfalter (Iphiclides podalirius) 172

    Abbildung 36: Schweizerischer Nationalpark (CH) 178

    Abbildung 37: Nationalpark Stilfserjoch (I) 179

    Abbildung 38: Nationalpark Hohe Tauern (A) 185

    Abbildung 39: Nationalpark Berchtesgaden (D) 193

    Abbildung 40: Nationalpark Kalkalpen (A) 199

    Abbildung 41: Nationalpark Gesuse (A) 200

    Abbildung 42: Alpine Landschaft 209

    Abbildung 43: Alpine Landschaft 211

  • Alpensignale 312

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle1: Ziele der Studie 14

    Tabelle 2: NUTS Systematik der Gebietseinheiten des statistischen Amtes der EU 30

    Tabelle 3: Indikatoren 34

    Tabelle 4: Groe grenzbergreifende Schutzgebietskomplexe 47

    Tabelle 5: Kleine grenzbergreifende Schutzgebietskomplexe 47

    Tabelle 6: Nationale Schutzgebietskomplexe 48

    Tabelle 7: Empfehlungen Beispielgebiet 1 146

    Tabelle 8: Empfehlungen Beispielgebiet 2 156

    Tabelle 9: Empfehlungen Beispielgebiet 3 165

    Tabelle 10: Empfehlungen Beispielgebiet 4 173

    Tabelle 11: Empfehlungen Beispielgebiet 5 180

    Tabelle 12: Empfehlungen Beispielgebiet 6 188

    Tabelle 13: Empfehlungen Beispielgebiet 7 194

    Tabelle 14: Empfehlungen Beispielgebiet 8 201

  • Verzeichnisse

    Alpensignale 3 13

    Verzeichnis der Schemas

    Schema 1: Auswirkungen der Landschaft auf die Biodiversitt 20

    Schema 2: Elemente eines kologischen Netzwerks 22

    Schema 3: Die sechs Funktionen von kologischen Korridoren 23

    Schema 4: Etappen einer lokalen Wiedervernetzung von Lebensrumen 24

    Schema 5: Aufbau eines grenzbergreifenden Netzwerks von Schutzgebieten 25

    Schema 6: Methodischer Aufbau der Studie 32

  • Alpensignale 314

    1.1 Ziel und Auftrag der Studie

    1.1.1 Zielsetzung der Studie

    Ziel der Studie ist es, einen berblick ber die aktuelleVernetzungssituation der Schutzgebiete der Alpen zu geben(Karte 1), im Hinblick auf die Umsetzung eines alpenweiten ko-logischen Netzwerks von Schutzgebieten. Es handelt sich umeine Rahmenuntersuchung, die einen gesamtalpinen berblickermglichen soll und folgende Punkte behandelt:

    - Die Erfassung der alpinen Schutzgebiete, mit besondererAusweisung der grenzbergreifenden Schutzgebiete, derSchutzgebietsverbnde innerhalb der einzelnenVertragsstaaten der Alpenkonvention und aller groflchigen

    Schutzgebiete. Des Weiteren auch Angaben zu vorhandenenkologischen Korridoren oder anderen Formen der rum-lichen Verbindung zwischen den Schutzgebieten.

    - Die Darstellung der Strategien, Manahmen und Regelungender alpinen Lnder und der Europischen Union, die zurUmsetzung der rumlichen Vernetzung von Schutzgebieten,zum Aufbau von kologischen Korridoren und zurGewhrleistung der Artenmigration auf nationaler und grenz-bergreifender Ebene beitragen.

    Aufbauend auf diesen Ergebnissen sollen eine Reihe vonEmpfehlungen verfasst werden, die zweckmige Ergnzungender Verbindungen zwischen Schutzgebieten, sowohl rumlicherNatur als auch im Sinne von gezielten Managementmanahmen,darstellen.

    1 Einleitung zur Studie

    Indikatoren

    Liste an Indikatoren zur genauen Erfassung der aktuellen Situationin den Alpen. Sie sollen Rckschlsse auf Vernetzungsmglichkeitenund sinnvolle Verbindungen ermglichen. Auerdem sollen siedem Monitoring der Entwicklung der Gebiete im Hinblick aufihre Eignung als Verbindungselemente dienen.

    Kriterien

    Analyse und berblick ber die Bereiche Landwirtschaft,Forstwirtschaft, Jagd, Infrastruktur, Landschaftsplanung,Gewssersysteme etc., die als wichtige Einflussfaktoren auf die Umweltfr die Qualitt der einzelnen Verbundflchen ausschlaggebend sind.

    Analyse der Situation

    Ist-Zustand der Verbindungen und Manahmen/Programmeim Alpenbereich. Analyse der Faktoren, die auf den alpinenRaum einwirken. Die Summe der Einflsse soll erfasst undbewertet werden. Definition der aktuellen Ausgangssituationfr die Studie.

    Gesamtalpine Bewertung

    Synthese der Ergebnisse, gesamtalpiner berblick. Vergleichder Situationen in den einzelnen Staaten, Aufzeigen vonHarmonisierungsmglichkeiten. Anregungen fr grenzber-greifende Zusammenarbeit und Abstimmung.

    Empfehlungen/Vorschlge

    Empfehlungen fr mgliche zustzliche sinnvolle Verbindungenund Korridore in den Alpen aufgrund der gewonnenenErkenntnisse. Genaue Beschreibung von Mglichkeiten dersinnvollen Vernetzung der Schutzgebiete anhand vonBeispielgebieten.

    Karten Kartographisches Material zur Illustration der aktuellen Situationund der durch die Studie erarbeiteten Verbindungsvorschlge.

    Tab. 1: Ziele der Studie

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 15

    Karte 1: Karte der alpinen Schutzgebiete

  • Alpensignale 316

    1 Das im Protokoll Naturschutz und Landschaftspflege formulierte Ziel, Natur und Landschaft so zu schtzen, zu pflegen und soweit erforderlich wiederherzustellen, dass die

    Funktionsfhigkeit der kosysteme, die Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt einschlielich ihrer Lebensrume, die Regenerationsfhigkeit und nachhaltige Leistungsfhigkeit

    der Naturgter sowie Vielfalt, Eigenart und Schnheit der Natur und Landschaft in ihrer Gesamtheit dauerhaft gesichert werden, drckt jenes umfassende Verstndnis des

    Naturschutzes aus, das heute in der Biodiversittserhaltung, ergnzt um Manahmen des Landschuftschutzes und der Landschaftspflege, nach wie vor Aktualitt besitzt.

    Ein wichtiger Akzent der Alpenkonvention ist die grenzbergreifende Zusammenarbeit da die Natur keine Staats- und Verwaltungsgrenzen kennt.

    Artikel 12 - Protokoll Naturschutz und Landschaftspflege der Alpenkonventionkologischer VerbundDie Vertragsparteien treffen die geeigneten Manahmen, um einen nationalen und grenzberschreitenden Verbund ausgewiesenerSchutzgebiete, Biotope und anderer geschtzter oder schtzenswerter Objekte zu schaffen. Sie verpflichten sich, die Zieleund Manahmen fr grenzberschreitende Schutzgebiete aufeinander abzustimmen.

    1.1.2 Begrndung der Studie

    Die Themen der grenzbergreifenden Schutzgebiete und derrumlichen Verbindung zwischen Schutzgebieten der Alpennehmen eine zentrale Rolle in der Implementierung desNaturschutzprotokolls der Alpenkonvention ein1. Mehrere Artikeldieses Protokolls verweisen direkt oder indirekt auf solcheVerbindungen (Artikel 3, 11 und 12 des Protokolls Naturschutzund Landschaftspflege). Im Artikel 12 wird die Grndung eineskologischen Netzwerks gefordert.

    Das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete wurde daher anlsslichder 27. Sitzung des Stndigen Ausschusses der Alpenkonvention

    vom 25.27. Februar 2004 in Innsbruck mit der Durchfhrungder Studie Grenzbergreifende Schutzgebiete und kologi-sches Netzwerk in den Alpen beauftragt (Anhang 1).

    Das Alpine Netzwerk, das bisher in Form des Netzwerks AlpinerSchutzgebiete hauptschlich als thematisches Netzwerk exis-tiert, soll eine rumliche Dimension erhalten. Dies trgt zu einerUmsetzung des Artikels 12 des Protokolls Naturschutz undLandschaftspflege der Alpenkonvention bei. Die Studie ist einerder ersten wirklich konkreten Schritte zur Umsetzung derAlpenkonvention im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege.

    Abbildung 1: Alpine Landschaft

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  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 17

    1.2 Problematik und zentrale Fragestellung

    1.2.1 Lebensraumsituation in den Alpen

    Lebensraumfragmentierung

    Die intensive Nutzung der Landschaft hat die Lebensrumevon Pflanzen und Tieren besonders in den letzten Jahren ste-tig verkleinert. In den Alpen tragen vor allem die konzentrier-ten menschlichen Aktivitten in den Tallagen zu einerZerstckelung und Zerschneidung der Lebensrume und somitzu einer Isolation der einzelnen Habitate bei (BILLON 2000).Dies hat fr die Biodiversitt gravierende Folgen. Ohne ent-sprechend groe Lebensrume haben sich die berlebens-chancen vieler Arten und Populationen verschlechtert.

    Abbildung 2: Extensiv genutzte Landschaft mitStrukturelementen

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    Abbildung 3: Intensiv genutzte Landschaft

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    In den Alpen besteht, wie in jedem Bergmassiv, ein besonderesNetzwerk von untereinander verbundenen Habitaten. Einerseitssind die Habitate von Natur aus durch ein Netzwerk von tiefeingeschnittenen Tlern, in denen die menschlichen Aktivittenund die Verkehrsinfrastrukturen konzentriert sind, voneinan-der isoliert. Andererseits gibt es im Allgemeinen eine bedeu-tende Verzahnung von Habitaten und Arten der tieferen Lagen,die sich in den natrlichen Korridoren der Tler und der Flusslufeverteilen. Und schlielich schafft die natrliche Barriere derAlpenkette, die als Gebirgsbogen quer zu den saisonalenMigrationsachsen (NordSd) ausgerichtet ist, eine gewisseAnzahl von Zwangsbergngen und richtet so dieFlugbewegungen der Vgel, der Fledermuse oder der Insektenaus. Auf diese Weise stellen einige der alpinen Psse und einigenicht zu hoch gelegene Bergkmme hoch funktionelleRume fr Migrationbewegungen dar. Dieser sehr speziellennatrlichen rumlichen Aufteilung liegt die biologische und land-schaftliche Diversitt der Alpen zugrunde, allerdings auch diegroe funktionelle Sensibilitt des Gebiets.

    Lebensraumzerschneidung wird zunehmend als einer derHauptgrnde fr das Artensterben angesehen. Dies gilt auchfr den alpinen Raum. Als grtes europisches Gebirge ms-sen in den Alpen zustzlich verschiedene charakteristische natr-

    liche Voraussetzungen bercksichtigt werden, die denIsolationseffekt der Lebensraumfragmentierung noch akzentuieren:

    - Enge des fr Siedlungszwecke und fr eine landwirtschaft-liche Nutzung zur Verfgung stehenden Raumes in denTalbereichen;

    - ausgeprgte Kleinteiligkeit der Landschaft mit durchBergzge voneinander getrennten Tlern und Becken;

    - nach Hhenlage und Lage zum Alpenrand (Alpeninneres oderAlpenrandlage) differenzierte klimatische und wetterbedingte(meteorologische) Verhltnisse mit extremen jahreszeitlichenund ortsbedingten Unterschieden (Tal- oder Hanglage, Sonnen-oder Schattenseite);

    - groe absolute Hhen, verbunden mit groenHhenunterschieden und Hangneigungen;

    - durch geologische Verhltnisse und/oder meteorologischeEreignisse (z.B. Starkniederschlge) bewirkte Gefhrdungendurch Massenbewegungen, Hochwasser und Lawinen;

    - unterschiedliche Nutzungseignung aufgrund der vielfltigennatrlichen Voraussetzungen;

    - groe kologische und landschaftliche Vielfalt mit hohen Anteilennaturnaher und natrlicher Lebensgemeinschaften;

    - durch die genannten Faktoren bedingte allgemeine groe ko-logische Empfindlichkeit von Berggebieten.(Quelle: ArgeAlp 2004)

    Diese Voraussetzungen haben im Alpenraum einerseits eine breitebiologische Vielfalt hervorgebracht, andererseits wird diese jedochdurch die Konzentration der Siedlungs- und Industriettigkeitenin den Talbereichen zunehmend bedroht. Die Schutzgebiete sindmeist ausschlielich in hheren unwirtschaftlichen Lagen konzentriert,der Austausch zwischen ihnen ist durch die Situation in den Tlergeprgt: Die freie Bewegung der Organismen ist in einer solchenKulturlandschaft eingeschrnkt. Auch die spezifische Verkehrs-Infrastruktur in den Alpen, die Konzentration des Verkehrs auf einigeHauptverkehrsadern und deren Bndelung in manchen Tlern trgtbedeutend zu dieser Lebensraumzerschneidung bei (BUWAL, 2001a).Das Etschtal in Sdtirol ist hierfr ein gutes Beispiel: Im relativ engenTal verlaufen der Flusslauf der Etsch, eine gezunte Autobahn, dieLandstrasse und die Bahnschienen nebeneinander und trennenso fr viele Arten unberwindlich die zwei Talseiten voneinander.

  • Alpensignale 318

    1.2.2 Zentrale Fragestellung

    In einem Kontext von natrlich fragmentierten, stark diversi-fizierten und hoch funktionellen Habitaten, muss definiert werden, was erhalten und geschtzt werden soll:

    - Ausschlielich hoch spezialisierte alpine Arten undHabitate,

    - Reliktstandorte von Bioznosen tieferer Lagen in den alpinen Tlern,

    - oder besonders prioritre und bedrohte Migrationsachsen(Zwangsbergnge ber Psse oder Kmme).

    Die Alpenkonvention legt sich hier nicht fest. Sie strebt sowohlden Erhalt der biologischen Diversitt und der charakteristi-schen Landschaft an wie auch der Funktionsmechanismen,die hier zugrunde liegen.

    Aufgrund der eingangs genannten Bedingungen knnen nurgroflchig unzerschnittene und kologisch kohrente

    Schutzgebiete dauerhaft und nachhaltig einen Schutz des bio-tischen und abiotischen Naturgutes der Alpen sicherstellen unddie natrlichen Prozessablufe gewhrleisten.

    Es ist daher anzustreben, ber die nationalen Grenzen hinausausgedehnte Schutzgebiete zu schaffen oder zumindest denAustausch zwischen den bestehenden zu frdern und zu ver-bessern. Daher wird auf verschiedenen Ebenen (EU NetzwerkNATURA 2000; Internationale Alpenkonvention Artikel 12 desProtokolls Naturschutz und Landschaftspflege und auch innationalen Naturschutzgesetzen) die Vernetzung vonSchutzgebieten gefordert.

    In dieser Studie wird der Begriff kologisches Netzwerk defi-niert und analysiert. Anschlieend sollen verschiedeneMglichkeiten der Vernetzung am Beispiel von Schutzgebietenim Alpenraum erlutert werden, um darauf aufbauendVorschlge zu einer Umsetzung einer solchen Vernetzung zumachen.

    Um in den Alpen die bedrohten Tier- und Pflanzenarten erfolgreich schtzen zu knnen und den ehemals heimischen Arten eine Rckkehrin das Massiv zu ermglichen, muss ein Netzwerk von miteinander verbundenen geschtzten Gebieten geschaffen werden, die in ihrerGre und in den Verbindungen, die zwischen ihnen bestehen, den Ansprchen der verschiedenen Arten gerecht werden. Wie kannauf einer alpenweiten Ebene ein solches Netzwerk, wie es auch im Artikel 12 des Protokolls Naturschutz und Landschaftspflege derAlpenkonvention gefordert wird, mit den aktuell in den verschiedenen Lndern vorhandenen Instrumenten umgesetzt werden?

    1.3 Definitionen

    1.3.1 kologische Grundstze

    Die Landschaft der Alpen ist vielfltig und zeichnet sich durcheine groe Diversitt oberflchlicher Strukturen aus. Strukturelementewie Wiesen, Wlder, Gewsser und offene Flchen sowieLandschaftsbestandteile menschlicher Landnutzung wieBewsserungsgrben, Lesesteinmauern, Heckenlandschaftenusw. sind mosaikartig in der heutigen Landschaft verteilt.

    Sehr viele Tierarten nutzen im Verlauf eines Jahres- oderLebenszyklus verschiedene dieser Landschaftselemente. Da auchdie Ressourcen (Nahrung, Deckung, Ruhepltze, Geschlechtspartnerusw.) ungleichmig in der Landschaft verteilt sind, setzen sichdie Lebensrume vieler Arten aus unterschiedlichenLandschaftselementen und Teillebensrumen zusammen. EineVernetzung und damit die Erreichbarkeit der verschiedenenElemente und Ressourcen stellt daher eine entscheidende ber-lebensgrundlage dar. Tiere mssen sich ber kleinere und gr-ere Distanzen bewegen knnen. Zu unterscheiden sind dabeiBewegungen zwischen und innerhalb von Populationen.

    Bewegungen innerhalb von Populationen:

    - tgliche Bewegung zwischen Schlafplatz, Futterplatz undRckzugsort,

    - jhrliche Wanderung zum Reproduktionsort (z.B. Amphibien),- Wanderungen zwischen Sommer- und Winterlebensrumen.

    Bewegung zwischen Population:

    - Dispersion: einmalige, nicht gezielte Wanderungen von Tieren,um neue Lebens- und Fortpflanzungspltze zu finden,

    - Dissemination: Tiere kolonisieren verwaiste oder neue Gebiete,solange diese erreichbar sind.

    Die mosaikartige Verteilung von Landschaftselementen,Lebensrumen, Ressourcen und Arten wird heute als eine dertreibenden Krfte fr kologische Prozesse erkannt (WIENS 1976).Die ungleichmigen Verteilungsmuster in der Landschaft ent-stehen auch durch lokales Verschwinden an einigen Standortenund die Wiederkolonisierung anderer Standorte (Inseltheorie vonMAC-ARTHUR & WILSON 1967; Metapopulationstheorie vonLEVINS 1969, HANSKI & GILPIN 1991; Populationsdynamiktheorievon PULLIAM 1988).

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 19

    Abbildung 4: Landschaftselement Bachlauf

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    Abbildung 5: Landschaftselement Trockenmauer

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    Kleine, isolierte Populationen knnen im Fall einer Katastropheweniger gut reagieren und sind daher in hherem Grad vomAussterben bedroht als groe. Stehen mehrere kleinePopulationen ber Korridore in Verbindung, sind ihreZukunftsaussichten weit gnstiger, da lokale Extinktionen durchNeubesiedelungen von benachbarten Populationen wieder rck-gngig gemacht werden knnen. Auch die Gefahr der gene-tischen Verarmung und der Degradation durch Inzucht kanndurch die (auch sporadische) Zuwanderung einzelnerIndividuen deutlich gesenkt werden. Der aus derPopulationskologie stammende Begriff der Metapopulationfr eine Gruppe lokaler Populationen, die durch Abwanderer

    in Verbindung stehen, hat in der Naturschutzforschung seinefeste Stelle (HANSKI & GILPIN 1991). Mit dieser Theorie wurdedas Thema der Korridore und Barrieren zu einem Kernpunktgemacht (z.B. HOBBS et al. 1990).

    Das Netzwerk Alpiner Schutzgebiete hat ber 350 groflchigeSchutzgebiete (ber 100 ha) verschiedener Kategorien in sei-ner Datenbank registriert. Diese Schutzgebiete bieten einer gro-en Anzahl von Tier- und Pflanzenarten der Alpen einen geeig-neten Rckzugsraum. Doch diese Ruheinseln allein knnendas berleben der alpinen Biodiversitt nicht gewhrleisten.

    Fr viele Tier- und Pflanzenarten sind sie zu klein. Die Flchender Schutzgebiete erlauben es ihnen nicht, all ihreLebensansprche zu erfllen und ihre Ausbreitung zu ermg-lichen, da die verschiedenen notwendigen Landschaftselementenicht oder nur unzureichend vorhanden sind.

    1.3.2 Konzept kologisches Netzwerk

    Ein kologisches Netzwerk setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:Kernzonen, die in der Regel von Pufferzonen geschtzt werden und durch kologische Korridore oder andere Verbindungselementemiteinander verbunden sind (BISCHOFF & JONGMAN 1993).

  • Alpensignale 320

    Schema 1: Auswirkungen der Landschaft auf die Biodiversitt

    1: Die heutige intensiv genutzte Kulturlandschaft ist hufig in groe, maschinenbefahrbare Parzellen ein-geteilt, Strukturelemente wie Hecken und Sume fehlen. In dieser Landschaft findet man nur wenige Arten,meist die sogenannten Kulturfolger, die sich am besten an die Gegebenheiten der ausgerumten Landschaft(Bodenabtrag durch Wind, verndertes Kleinklima, gestrter Wasserhaushalt) anpassen knnen. Vorhandene Arten: einige Vogelarten, Hasen, Schalenwild, Muse

    2: Die positiven Auswirkungen einer extensiven Landwirtschaft und naturschutzfachlicher Manahmen wer-den sichtbar. Die Diversitt der Arten nimmt zu.Vorhandene Arten: mehr Vogelarten, auch Hhnervgel, Hasen,Schalenwild, Muse, Marder, eine ganze Reihe Insekten, Fische, Amphibien

    3: Die Manahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege haben ihre volle Wirkung entfaltet. EineVielzahl von Arten hat die entstandenen Lebensrume besetzt, die Landschaft hat zudem an Erholungswertgewonnen.Vorhandene Arten: eine groe Zahl verschiedener Vogelarten, zahlreiche Insekten, Hasen, Schalenwild,Marder und andere Kleinsuger, Fische, Amphibien

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 21

    Aktionsrume und Wanderdistanzen vonTierarten

    Aktionsraum: Das gesamte Gebiet, das von einem Tier wh-rend seiner Lebenszeit insgesamt genutzt wird (home range).Es schliet das Territorium (Revier), Streifwege undWanderwege mit ein. Die Gre des Aktionsraums lsst sichaus artspezifischen Aktionsdistanzen und individuellenRaumnutzungsmustern ableiten.

    Wanderdistanz: Die Strecke, die von Tierarten bei jahreszeit-lichen Lebensraumwechseln (z.B. zwischen Sommer- undWintereinstnden), bei Fortpflanzungswanderungen (z.B.Amphibien) oder bei der Ausbreitung und Neubesiedelung vonLebensrumen zurckgelegt wird.

    Die Aktionsrume und Wanderdistanzen veranschaulichen denFlchenbedarf der einzelnen Arten. In den Alpen sind aufgrundder jagdlichen Tradition und der verschiedenenMonitoringprogramme der Schutzgebiete die Wanderwege vie-ler Huftiere gut erfasst. Die saisonalen Bewegungen derHirschpopulationen zwischen dem Schweizerischen Nationalparkund dem Nationalpark Stilfserjoch sind hinlnglich bekannt unduntersucht worden. Siedlungen und Infrastruktur knnen jedochteilweise solche traditionellen Wechsel unterbrechen. Hier wer-den spezielle Manahmen der Vernetzung notwendig.

    Man darf allerdings bei der Behandlung des Themas auch diekleineren Tierarten und die Flora nicht vergessen. Vor allemdie arten- und individuenreiche Gruppe der Insekten, aber auchandere wie Reptilien oder Amphibien, werden wegen ihrer Greund der mangelnden Bekanntheit oder ihrer Unscheinbarkeitoft vernachlssigt. Doch gerade fr diese Arten, die oft auchsaisonal wandern , ist eine sinnvolle Vernetzung vonHabitaten wichtig. Der Rote Scheckenfalter (Melitaea didyma)beispielsweise ist ein extrem mobiler Bewohner vonTrockenrasen: Er kann Entfernungen von 2 bis zu 8 km zurck-legen. Um langfristig zu berleben, muss eine Population ca.12 000 Individuen umfassen und ber ein Habitat von 100 haverfgen (AMLER 1999). Auch Pflanzenarten brauchen aus-reichend Raum um langfristig zu berleben. Studien zumDeutschen Enzian (Gentianella germanica) haben gezeigt, dassdie Fertilitt in kleinen Populationen geringer ist als in groen.In kleinen Populationen nimmt die genetische Diversitt ab,was zu einem Aussterben fhren kann (FISCHER 1998a+b).

    Ein besonderer Fall sind die groen Beutegreifer. DasMinimalareal einer Wolfpopulation betrgt 600 km2 (REMMERT1982), der Aktionsradius eines Luchses bis zu 1000 km2

    (FESTETICS 1981, HUCHT-CIORGA 1995, JEDRZEWSKI et al.1996). Diese Tierarten bentigen groe Lebensrume. Fr siemuss die Landschaft als Gesamtheit lebensfreundlicher gestal-tet werden, da Schutzgebiete fr die Ausbreitung und Rckkehrdieser Arten, die in den Alpen weitestgehend ausgerottet wur-den, eine untergeordnete Rolle spielen. Zahlreiche Beispiele bele-gen, dass sich Wolf, Luchs und Br ber weite Strecken aus-breiten und sich relativ gut an die gegebenen Bedingungen anpassenknnen. Die Schutzgebiete sind jedoch insofern wichtig, als dasssie den Beutepopulationen dieser Groraubtiere Lebensraum geben,und so indirekt auch zu deren Verbreitung beitragen.

    Ein kologisches Netzwerk von Schutzgebieten ist also in ersterLinie fr solche Tier- und Pflanzenarten wichtig, die groe Flchenzur Ausbreitung und zur Befriedigung ihre Lebensbedrfnissebentigen und weniger gut mit den Bedingungen dermenschlich gestalteten Kulturlandschaft zurecht kommen.

    Um einen Austausch zwischen den Populationen der einzel-nen Rckzugsrume zu gewhrleisten, und um somitInzuchterscheinungen und genetische Verarmung zu vermeiden,mssen Verbindungen zwischen ihnen geschaffen werden. Esmuss ebenfalls gengend Raum fr die spezifischenAnsprche, also Nahrungssuche, Fortpflanzung, Ausbreitungund Wanderung zur Verfgung stehen. Dies sind Bedingungen,die die Schutzgebiete als Kernzonen allein nicht bieten kn-nen, solange sie isoliert und nicht Teil eines Netzes sind.

    kologisches Netzwerk

    Kernzonen

    Die Schutzgebiete, zum Beispiel die Kernzone einesNationalparks, genieen durch gesetzliche Regelungen einenmehr oder minder strengen Schutz. Sie stellen daher eine Kernzonedes Netzwerks dar. Der alpinen Biodiversitt wird durch dieSchutzmanahmen hier Raum gegeben zu berleben, sich aus-zubreiten und zu entfalten. Schutzgebiete, vor allem weitlu-fige Schutzgebiete (>1000 ha) und Schutzgebietskomplexe, sowohlinnerhalb der einzelnen Alpenstaaten als auch grenzbergrei-fend, bilden die Eckpunkte des Netzwerks. Sie sind die stati-schen Elemente des Netzwerks. Ausgehend von dem Bestandan geschtzten Gebieten knnen dynamische Elemente zurVerbindung derselben geschaffen werden.

    Pufferzonen

    Die Pufferzone oder Pflegezone, von der die Kernzone einesNationalparks oft umgeben ist, stellt gleichfalls die Pufferzone desNetzwerksystems dar. Sie dient dazu, die streng geschtzte Kernzonegegenber den unmittelbaren Einflssen der Umwelt abzuschirmenund die negativen Randeffekte zwischen dem geschtzten Gebietund der meist intensiv genutzten Landschaft zu minimieren. DieserPuffereffekt kann z.B. ber bestimmte Manahmen in Land- undForstwirtschaft erreicht werden. Auch die sinnvolle Ausweisungvon Schutzgebieten mit geringerem Schutzstatus (Naturparke,Entwicklungszonen von Biosphrenreservaten oderLandschaftsschutzgebiete) um besonderst sensible Bereiche herum,knnen diesen Zweck erfllen.

    Es gibt weitere Anstze, beispielsweise im Rahmen des Nationalenkologischen Netzwerks der Schweiz, anstatt der Pufferzonenvon Ausbreitungszonen zu sprechen. Bei der Analyse eineskologischen Netzwerks wird der Pufferzone ausschlielichdie (oft unrealistische) Rolle eines Schutzes der Kernzone vorDegradation durch eine kontrollierte Nutzung zugewiesen. DerBegriff Ausbreitungszone, der die Gesamtheit der mglichen nutz-baren Habitate fr eine zu schtzende Art umfasst, wird dem Ansatz

    Die Schaffung eines kologischen Netzwerks in den Alpenist daher von groer Bedeutung. Am Beispiel der alpinenSchutzgebiete heit dies konkret:

  • Alpensignale 322

    einer nachhaltigen Entwicklung eines Biotopverbunds eher gerecht.Diese Zonen sind oft unbesetzt, da die Kernpopulationen in derbenachbarten Kernzone nicht ausreichend gro sind oder dieStrungen (Jagddruck, Tourismus etc.) zu zahlreich sind. In denAlpen bilden diese Ausbreitungszonen, beispielsweise des TypsWaldflche oder Trockenrasen, ein zusammenhngendes bio-logisches Kontinuum an den Berghngen, was bei Pufferzonennicht der Fall ist. Es ist darber hinaus sinnvoller, bei der Ausweisungeines kologischen Netzwerks natrliche Ausbreitungszonen zudefinieren, die ein oder mehrere Kernzonen einschlieen, die nichtoffiziell geschtzt sind, als sich ausschlielich auf Pufferzonenzu beschrnken, die an bestehende Schutzgebiete gebundensind.

    Verbindungselemente

    Ziel des kologischen Netzwerks ist es, diese verschiedenenKernzonen (die sich nach Schutzstatus und Flchengre, bio-tischer und abiotischer Ausstattung unterscheiden knnen) mit-einender zu verbinden, um den Austausch innerhalb des Netzeszu gewhrleisten. Hierzu mssen die Kernzonen miteinander ver-bunden werden, um die Ausbreitung und die Wanderung durchdie meist lebensfeindliche Kulturlandschaft zu ermglichen. DieVerbindungselemente sind die dynamischen Elemente desNetzwerks, die entsprechend den Anforderungen und denBedrfnissen der Arten geschaffen und gestaltet sein mssen.Da jede Art unterschiedliche Ansprche an die von ihr genutz-ten Verbindungselemente hat, kann nicht ein Korridor als einzigeund fest definierte Wanderroute zwischen den Schutzgebietenfestgelegt werden. Es muss vielmehr den einzelnen Bedrfnissenprioritrer Arten und den lokalen Gegebenheiten angepasst gehan-delt werden. Dies verdeutlicht den dynamischen Charakter die-ser Strukturen. Es handelt sich nicht darum, weitere statischeElemente wie die Kernzonen zu schaffen sondern um dieBereitstellung situationsangepasster Lsungen. Dies kann bei-

    spielsweise mit einfachen Mitteln wie durch den Erhalt offenerFlchen ohne Bauwerke und ohne bedeutende physische Barrierengeschehen.

    Die Verbindungselemente selbst mssen also nicht unbedingteinem festen Schutzstatus unterliegen, es knnen vielmehr Gebietesein, die so behandelt werden, dass sie fr Tiere und Pflanzennutzbar und durchlssig sind. In Bereichen zwischenSchutzgebieten, in denen ein Austausch wichtig ist, sollen dieFlchen lebensfreundlich gestaltet werden, um ein harmonischesMiteinander von Natur und menschlicher Nutzung zu ermglichen.Ziel ist es nicht, den Menschen auszuschlieen, sondern viel-mehr seine Aktivitten und seinen Einfluss auf die Umgebungso zu gestalten, dass eine gemeinsame nachhaltige Nutzung mg-lich ist.

    Einen Austausch zwischen Schutzgebieten zu ermglichen bedeu-tet also nicht, dass sich die Schutzgebiete berhren mssen. AlsPassagen zwischen den Kernzonen knnen vielmehr verschie-denartige verbindungsschaffende Strukturen dienen. Diesknnen z.B. kologische Korridore sein oder lineare Strukturen.Als Korridor knnen zum Beispiel Waldstcke und Waldrnder,Fliegewsser oder Heckensysteme dienen. WeitereVerbindungsstrukturen stellen Trittsteine dar, kleine Flchen zwi-schen den Kernflchen, die Merkmale der verschiedenen Biotopetragen und als Zwischenstation und Ausbreitungspool zwischenden Kernflchen dienen. Diese Trittsteine sollen in erster Liniehelfen, hnliche Biotope miteinander zu verbinden. Die Dichteihrer Lage ist artspezifisch festzulegen.

    Das Verbindungselement kologischer Korridor, alsSchlsselelement zur Vernetzung von Schutzgebieten undLebensrumen wird im Folgenden ausfhrlich erlutert.

    Schema 2: Elemente eines kologischen Netzwerks

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 23

    kologische Korridore

    Ein kologischer Korridor ist ein Verbindungselement zwischenzwei Lebensrumen. Man muss den Begriff kologischerKorridor jedoch genauer differenzieren, da es einen einzigenund alle Funktionen erfllenden Korridor nicht gibt.

    Jede Art oder jede Gruppe von Arten mit hnlichenAnsprchen hat ihr eigenes kologisches Netzwerk, benutztihre eigenen Korridore. Was fr die eine Art Korridor ist, kannfr andere Arten eine unberwindbare Barriere darstellen. Einklassisches Bespiel hierfr ist die oft als wichtigesVerbindungselement zitierte Hecke, die fr zahlreiche kleineSugetiere wie Igel oder Marder eine wichtige Leitstruktur ist,fr bestimmte Schmetterlingsarten jedoch ein unberwindbaresHindernis darstellt. So knnen Korridore ganz verschiedeneFunktionen bernehmen: Sie knnen Habitat, Ort derDispersionsbewegungen, Barriere, Filter, Quelle oder Senkedarstellen.

    Auch Pflanzen nutzen Korridore, wenn auch, da sie sich nichtselbst fortbewegen knnen, auf andere Weise als Tiere. Es gibtzwei groe Mechanismen der Ausbreitung bei Pflanzen: durchWindverfrachtung oder durch Tiertransport. Pflanzen und Samendie durch Tiertransport (Sugetiere, Insekten, Vgel) verbrei-tet werden, nutzen demnach die selben Korridore wie ihreVerbreiter. Windgetragene Samen und Pflanzen knnen sichbei besonderen Wetterereignissen sehr weit verbreiten, ihreKorridore hngen mit dem Relief und den herrschenden kli-matischen Bedingungen zusammen. Doch auch fr sie spieltdie Lebensfreundlichkeit der Gebiete, in die sie verfrachtet wer-den, eine Rolle, ob sie dort Fu fassen knnen oder nicht.

    Schema 3: Die sechs Funktionen von kologischen Korridoren (angepasst nach THORNE 1993)

    Man kann Korridore und die Bewegungen, die in ihnen statt-finden, charakterisieren und einteilen. Grob charakterisieren las-sen sich drei Hauptarten von Bewegungen von Individuen undGenen durch Korridore ausmachen (verndert nach BENNETT in NOSS 1993):

    - direkte Fortbewegung eines einzelnen Individuums ber einelange Strecke (z.B. bei Amphibien),- periodische Bewegung eines einzigen Individuums durchPausen unterbrochen (typisch fr die Verbreitung beim Wolf),- Gentransport durch eine sich fortpflanzende Population, dieinnerhalb eines Korridors lebt (typisch fr Korridorfunktionbei Pflanzen, die neue Gebiete besiedeln).

    Wichtig ist hierbei, dass die Bewegungen in beide Richtungenfunktionieren und dass der Korridor regelmig genutzt wer-den kann.

    Korridore knnen ber ihre Beschaffenheit, Lnge, Breite, Form,Randzonen und Zusammensetzung charakterisiert und bewer-tet werden sowie durch die Trittsteinbiotope, die sie enthaltenund ihre Wirkungen als Verbindungselement oder alsBarriereeffekt. Nach der Gre und den Ansprchen der Artenkann man daher eine grobe Unterscheidung der Korridore frverschiedene Artengruppen treffen. Es gibt Korridore fr Vgel,die sich bei ihren Migrationen an terrestrischen Strukturen orien-tieren. Aufgrund der Tatsache, dass sie sich fliegend fortbewegen,werden sie nur durch Hindernisse im Luftraum (Schornsteine,berlandleitungen, usw.) behindert. Von groer Bedeutung istdas Vorhandensein von entsprechenden Rastpltzen.

    Weitere Korridore knnen fr Artengruppen vereinfachtzusammengefasst werden. Solche Gruppen sind beispielsweisegroe Wirbeltiere (oft an Waldflchen gebunden), Insekten, kleineWirbeltiere (Feldflur, Waldrandbereiche), Amphibien, Fische.

  • Alpensignale 324

    Konzeption von kologischen Netzwerken

    Schema 4: Etappen einer lokalen Wiedervernetzung von Lebensrumen

    1. Situation frher: die Landschaft besteht aus vielfltigen Elementen die untereinander verbunden sind und einzusammenhngendes Gefge bilden.2. Aktuelle Situation: die Landschaft ist fragmentiert, die einzelnen Landschaftsteile sind in einer intensiv genutz-ten Kulturlandschaft voneinander isoliert.3. Zwischenstadium: die voneinander isolierten Kernzonen werden vergrert und Trittsteinbiotope geschaffen.4. Zuknftige Situation: die bestehenden kologischen Korridore zwischen den isolierten Landschaftsteilen wer-den revitalisiert oder neu geschaffen. Die landwirtschaftliche Nutzung wird extensiviert. So knnen die Kernzonenund Trittsteinbiotope untereinander verbunden werden.

    Man kann die Anstze zur Ausweisung und Umsetzung vonkologischen Korridoren in zwei Kategorien einteilen, die auchdie zwei Herangehensweisen der kologie an den Naturschutzaufzeigen: Einen landschaftskologischen Ansatz und einenAnsatz im Hinblick auf Arten- und Verhaltenskologie.

    Aus landschaftskologischer Sicht ist ein Korridor einLandschaftsausschnitt (in der Regel eine lineare Form), der einengewissen Anteil von natrlichen oder naturnahen Lebensrumenbeinhaltet (oft vergleichbare oder hnliche Habitattypen) undgrere Lebensrume der gleichen Art miteinander verbindet.Hierbei kommt es auf ein Kontinuum von bestimmten Habitaten(die beispielsweise nach den Kategorien von CORINEBiotopes eingeteilt werden knnen) an oder aber auf dieIdentifikation von Unterbrechungen bzw. der Diskontinuitt derHabitate. Zu den verschiedenen Habitaten knnen verschie-dene Arten assoziiert werden. So lassen sich potentielleLebensrume und Korridore identifizieren.

    Aus arten- und verhaltenskologischer Sicht hngt die Eignungeines Landschaftsausschnittes als Korridor von der Qualittder Landschaft fr die Individuen einer bestimmten Art ab, davonob diese Flchen fr Wander- und Dispersionsbewegungengenutzt werden knnen, unabhngig von ihren

    Habitateigenschaften. Es geht in diesem Fall also ausschlielichum eine Landschaftsanalyse aus der Sicht einer definiertenArt, die Evaluierung der Funktionalitt und Nutzbarkeit einesLandschaftsausschnitts fr die Individuen der Art. Bei der Analysevon Korridoren fr Arten, die hohe Ansprche an dieQualitt ihres Lebensraums haben, kann dies Ergebnis auf eineganzen Reihe anderer, gengsamerer Arten angewandt werden.

    Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile. Die ersteerlaubt die Identifikation von Landschaftselementen (z.B. bach-begleitende Vegetation) und zusammenhngenden Habitattypen,die Kontinuen bilden und somit als Korridore klassifiziert wer-den knnen, ohne allerdings die effektiven Dispersionsvorgngezu beachten.

    Die zweite Herangehensweise ist eher am Prozess der Wanderungund Ausbreitung orientiert, da die Landschaft aus Sicht derArten analysiert wird. Der Korridoraspekt wird dadurch kom-plexer, da kein direkter Zusammenhang zu landschaftlichenStrukturelementen und einheitlichen Habitateigenschaften gemachtwird. Diese definierten Korridore knnen nur im Einzelfall vonArt zu Art angewandt werden, da jede Art eigene Ansprcheund Landschaftsnutzungseigenschaften hat.

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 25

    Die zwei Herangehensweisen ergnzen sich und knnen nichtvoneinander getrennt werden. Im Rahmen dieser Studie wares nicht mglich, fr einzelne Arten genaue Landschaftsanalysenauf einem gesamtalpinen Mastab durchzufhren. Die genauAusweisung eines Netzwerks oder Korridorsystems fr ein-zelne Arten in den gesamten Alpen war daher nicht mglich.Es konnte lediglich auf bestehende Untersuchungen in ein-zelnen Lndern und im Bereich der Beispielgebiete auf dieErfahrungen und Untersuchungen der lokalen Fachleute in denSchutzgebieten zurckgegriffen werden. Aus diesem Grundwurde daher in diesem Fall der Ansatz der Ausscheidung vonpotentiellen Korridorsystemen ber den Weg der aktuellenLandnutzung nach den Kategorien von CORINE Land Coverin Verbindung mit Hhenstufen gewhlt.

    Umsetzung von Netzwerken

    Der Schutz einzelner Elemente reicht fr die Umsetzung eineswirkungsvollen Netzwerksystems nicht aus. Die nachhaltige

    naturvertrgliche Nutzung der zwischen den Kernflchen gele-genen Flchen, vor allem die land- und forstwirtschaftlichenNutzflchen aber auch die Erholungs- und Freizeitflchen, ms-sen fr den Austausch attraktiver gestaltet werden. Dies kannzum Beispiel ber eine extensive angepasste Nutzungsform,spezielle Pflegeprogramme oder durch die Wiedereinfhrungalter Strukturelemente wie Hecken, Bewsserungssysteme,Steinmauern usw. geschehen. Die Programme und Manahmenwerden in einem eigenen Kapitel besprochen.

    Ein solches Netzwerk kann nicht an Landesgrenzen halt machen.Vielmehr ist eine intensive Kooperation ber nationaleGrenzen hinweg ntig. Grenzbergreifende Schutzgebiete stel-len hier einen ersten Schritt dar, um den Austausch und dieVernetzung ber die Grenzen hinweg zu ermglichen. Sie kn-nen als Beispiel fr weitere Zusammenarbeit dienen.

    Die Einrichtung eines kologischen Netzwerks ist mehr als das Anlegen von Hecken und das Instandsetzen von Bachufern. Es bedeu-tet vielmehr den Erhalt und die Wiederherstellung funktionaler Beziehungen zwischen Lebensrumen.

    Schema 5: Aufbau eines grenzbergreifenden Netzwerks von Schutzgebieten

  • Alpensignale 326

    1.4 Das Untersuchungsgebiet

    1.4.1 Die Alpen

    Die Alpen sind mit Gipfelhhen von weit ber 4000 m und einerFlchenausdehnung von 250 000 km2 das bedeutendsteGebirgsmassiv Mitteleuropas. Sie entstanden in erdge-schichtlich relativ junger Zeit durch Faltung aus dem Grundeines groen alten Mittelmeeres. Dicke Schichten vonMeeresablagerungen wurden mit der Zeit zu Gestein verfes-tigt und durch Verschiebung des afrikanischen Kontinents inRichtung Europa, vor allem in den letzten 10 Millionen Jahren,zum heute sichtbaren hohen Gebirge aufgetrmt. Durch gegen-lufige dynamische Prozesse der Erosion, insbesondere durchWasser und Gletscher, sowie durch Muren, Lawinen undFelsstrze entstand das heutige, geologisch wie landschaft-lich vielfltige Bild. Die Alpen beinhalten sowohl flache, mit auer-alpinen Landschaften vergleichbare Tler, als auch steil auf-ragende Felswnde und charakteristischeHochgebirgslandschaften mit ausgedehnten Bereichen ober-halb der Waldgrenze (BROGGI 1999).

    Flchenmig liegt der grte Teil der Alpen zwischen 1000und 2000 m .NN. Grosse Anteile nehmen insbesondere auf

    Abbildung 6: Landschaft der Alpen

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    franzsischer Seite auch Gebiete unter 1000 m .NN ein, wh-rend Flchen ber 2000 m .NN den inneralpinen Bereich domi-nieren. Das Hhenrelief der Alpen vermittelt einen Eindruck derAsymmetrie der Westalpen (die piemontesische Seite fllt stei-ler ab als die franzsische), der weitgehenden Nord-Sd-Symmetrieder Ostalpen sowie der allgemeine Abnahme der Hhe gegenden Ostalpenrand hin (OZENDA 1988).

    Grosse klimatische Unterschiede bedingen eine ausgesprochenvielfltige Pflanzen und Tierwelt. Das Spektrum reicht von denwrmeliebenden Flaumeichenwldern der Sdalpen berBergmischwlder mit Buche, Tanne, Fichte, Lrche und Zirbe,Latschen und Grnerlenbschen bis hin zu den alpinen Mattenund den Bereichen der nivalen und glazialen Zone. Es gibt zahl-reiche Gebirgsseen, Smpfe und Moore, die besondereLebensrume bilden.

    Das Alpenmassiv stellt fr eine Vielzahl von bedrohten Tier- undPflanzenarten einen bedeutenden Lebensraum dar. Ca. 30 000Tierarten und 13 000 Pflanzenarten sind in den Alpen behei-matet (WWF 2004). Fr verschiedene Arten stellt derAlpenraum das einzige Verbreitungsgebiet dar. So bestimmtePAWLOWSKI (1969) die Zahl der endemischen Pflanzenartenauf 388 Arten.

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 27

    Neben der geologischen, geographischen und natrlichenVielgestaltigkeit, wird das Massiv der Alpen durch seine Kulturund seine spezifische und vielfltige Geschichte charakteri-siert, an der eine Vielzahl an Lndern und Vlkern teilhaben.Da die Alpen seit der Rmerzeit zwischen den bedeutendsteneuropischen Wirtschafts- und Kulturzentren liegen, hat dieRegion einen besonderen Stellenwert in Europa. AlteStrassen und Saumwege knden noch heute von den schonfrher weitreichenden Handelsbeziehungen. Dies drckt sichauch in den unterschiedlichen Sprachen, dem Brauchtum, denWirtschaftsformen, in Bauten und Siedlungsformen aus.

    Der Einfluss des Menschen auf die Landschaft ist allgegen-wrtig. Ursprnglich waren die Alpen bis hinauf zur alpinenWaldgrenze fast vollstndig bewaldet. Jahrtausendelange Nutzungfhrte zu einer deutlichen Umgestaltung der alpinenLandschaft. Wlder wurden gerodet, Siedlungen, Wiesen, Weidenund Ackerterrassen angelegt. Die Naturlandschaft wurde zueiner reich strukturierten Kulturlandschaft mit Hecken,Zunen und Trockenmauern. Die Waldobergrenze wurde umdurchschnittlich 300 m abgesenkt, wodurch sich dieAlmwirtschaft von den alpinen Mattenregionen auch in tiefereLagen ausdehnen konnte. Mit der Auflichtung der Wlder konn-ten auch Tiere und Pflanzen des Tieflandes einwandern. Durchdie menschliche Nutzung verndert sich demnach auch dienatrliche Verteilung der Arten.

    Die hchste Erhebung der Alpen, der Mont Blanc, erreicht 4810 m(Espace Mont Blanc 2004). Die Alpen erstrecken sich ber 8Lnder und bedecken Teile von Deutschland, Frankreich, Italien,Monaco, sterreich, Slowenien und den grten Teil der Schweizund Liechtensteins. sterreich und Italien tragen mit jeweilsrund 28 % die Hauptanteile zur Gesamtflche des Alpenraumesbei, gefolgt von Frankreich (21 %) und der Schweiz (13 %),Deutschland (6 %), Slowenien (4 %), Liechtenstein (0,08 %)

    und Monaco (0,001 %). Bei der Bevlkerung (Angaben von1990) bringt Italien mit rund einem Drittel den grten Teil ein,es folgen sterreich (24 %), Frankreich (17 %) und die Schweiz(12 %) (ALPENKONVENTION 2003).

    Die Alpen stellen auch einen bedeutenden Wirtschafts-, Kultur-und Erholungsraum dar, in dem in 5 971 Gemeinden ca. 13Millionen Menschen leben und arbeiten (ABIS 1999). Mit mehrals 500 Millionen bernachtungen pro Jahr sind sie das welt-weit wichtigste touristische Zentrum. 120 Millionen Urlaubsgstesuchen die Alpen jhrlich zur Erholung auf. Die damit verbundenengroen Infrastrukturanlagen (vor allem in den wichtigen Skizentren)und ihre Auswirkungen auf die Umwelt stellen eines der bedeu-tendsten Probleme der Alpen dar.

    Aufgrund dieser natrlichen, geologischen, landschaftlichenund kulturellen Vielfalt besteht auch Uneinigkeit ber dieAbgrenzung des Alpenraumes (vgl. BTZING 2003). In der vor-liegenden Studie orientiert sich der Perimeter desUntersuchungsgebietes an der Abgrenzung der Alpenkonvention.Die Alpen umfassen nach dieser Definition eine Flche von 190912 km2 bei einer Lnge von 1 200 km und einer maximalenBreite von 300 km und bilden somit einen der grten zusammen-hngenden Naturrume Europas (ALPENKONVENTION 2003,BROGGI 1999).

    Das kosystem der Alpen ist jedoch zunehmend durch denwachsenden Druck menschlicher Aktivitten in seiner kolo-gischen Funktion bedroht. In der Alpenkonvention, die alsRahmenkonvention im Jahr 2000 fr alle Vertragsparteien vl-kerrechtlich in Kraft getreten ist, werden in denDurchfhrungsprotokollen eine Reihe der alltglichen Problemeder Alpen Berglandwirtschaft, Tourismus, Verkehr, Klimawandel,Umweltsituation aufgegriffen und behandelt.

    Abbildung 7: Campanula morettiana: Endemismus der Dolomiten, Symbol des Nationalparks Dolomiti Bellunesi

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  • Alpensignale 328

    1.4.2 Beispielgebiete

    Aufgrund des zeitlichen Rahmens der Studie ist es nicht mg-lich, das Thema der Studie flchendeckend zu vertiefen, eskann nur ein gesamtalpiner berblick gegeben werden. ZurVerdeutlichung und Vertiefung der Thematik wird daher auf 8Beispielgebiete nher eingegangen, in denen die vorhande-nen Korridore und Verbindungen detaillierter untersucht wer-den. Die aktuelle Zusammenarbeit zwischen den Schutzgebieten,die Nutzung und Umsetzung der identifizierten potentiellen,von den Rahmenbedingungen der Politik gegebenenMglichkeiten, werden erlutert und Vorschlge fr konkrete

    Verbesserungsmglichkeiten gegeben. Die Gebiete sollen alsBeispiele fr den alpinen Raum die Implementation des Netzwerksillustrieren. Bei der Auswahl der Gebiete wurde die reprsentativeVerteilung ber den Alpenbogen beachtet. Darber hinaus wur-den die Ergebnisse der gemeinsam vom WWF, dem NetzwerkAlpiner Schutzgebiete, der CIPRA (InternationaleAlpenschutzkommission) und dem ISCAR (InternationalesWissenschaftliches Komitee Alpenforschung) verffentlichtenStudie Die Alpen: das einzigartige Naturerbe (WWF 2004)und die darin identifizierten Vorranggebiete fr den Naturschutz(im folgende Text auch als Priority Conservation Areas bezeich-net) bercksichtigt.

    1: Nationalpark Mercantour (F), Naturpark Alpi Marittime (I),Naturpark Alta Valle Pesio e Tanaro (I) (Priority Area A)

    2: Regionaler Naturpark Vercors (F), Regionaler NaturparkChartreuse (F), Regionaler Naturpark Massif des Bauges(F), Nationalpark Les Ecrins (F) (Priority Areas E, B)

    3: Nationalpark Vanoise (F), Nationalpark Gran Paradiso (I),Naturpark Mont Avic (I), (Espace Mont Blanc, CH/F/I)(Priority Area B)

    4: Naturschutzgebiete in den Kantonen Bern(Naturschutzgebiet Engstligenflle, Gelten-Iffigen,Spillgerten), Freiburg (Naturschutzgebiet Vanil Noir, VaudArgnaulaz Tour dAi) und Vaud (Naturschutzgebiet LaPierreuse, Le Larzey) (CH) (Priority Area F)

    5: Schweizerischer Nationalpark (CH), Nationalpark StilfserJoch (I), Naturpark Adamello (I), Naturpark Adamello Brenta (I)(Priority Area L)

    6: Nationalpark Hohe Tauern, Hochgebirgs-NaturparkZillertaler Hauptkamm, Naturpark Rieserferner Ahrn (I),Naturschutzgebiet Valsertal (A), Nationalpark Nockberge(A) (Priority Area T)

    7: Nationalpark Berchtesgaden (D), NaturschutzgebietKalkhochalpen (A) (Priority Area S)

    8: Nationalpark Gesuse (A), Nationalpark Kalkalpen (A), NaturparkSteierische Eisenwurzen (A), Naturpark Eisenwurzen (A),Naturschutzgebiet Wildalpener Salzatal (A) (Priority Area W)

    (in Klammern die Bezeichnung der entsprechenden PriorityConservation Areas des WWF)

    Die ausgewhlten Gebiete sind von Sd-Westen nach Nord-Osten folgende:

    Die Naturvorranggebiete sind in Karte 2 abgebildet. Wie ersichtlich, stimmten die zitierten Naturvorranggebiete weitgehend mitden ausgewhlten Beispielgebieten berein. Bedeutung: Auch wenn die Schutzgebiete nicht als Auswahlkriterium fr die Vorrangflchenbenutzt wurden, so wird ihre Rolle doch deutlich, da 59 % der Vorranggebiete unter Schutz stehen, 14 % davon als Nationalpark-Kernzonen.

    Naturvorranggebiete (Priority Conservation Areas)Stellen die Zonen dar, in denen sich Naturschutz als besonders wichtig fr den gesamten Alpenraum herausgestellt hat. Hierbefindet sich die Mehrzahl an Tieren, Pflanzen und kosystemen der Alpenregion.

    Die 8 Beispielgebiete der Studie werden im betreffenden Kapitel ausfhrlich vorgestellt.

  • Einleitung zur Studie

    Alpensignale 3 29

    Karte 2: Priority Conservation Areas in the Alps (WWF 2004) European Alpine Programme 2004, in cooperation with ISCAR,CIPRA, ALPARC

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    Published by: WWF Germany, Frankfurt am Main for the WWF European Alpine Programme, (March 2004)

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  • Alpensignale 330

    1.5 Material und Methoden

    1.5.1 Erfassung des Bestandes an Schutzgebieten

    Die alpinen Schutzgebiete sollen die Kernzonen eines ko-logischen Netzwerks in den Alpen darstellen. Es wurde daher,um eine reprsentative Ausgangsdatenlage zu schaffen, deraktuelle Bestand der Schutzgebiete der Alpen erhoben. Hierbeiwurde, aufgrund der besonderen Bedeutung innerhalb einesNetzwerks, besonderer Wert auf grenzbergreifendeSchutzgebiete, auf groe nationale Schutzgebietskomplexesowie die gesonderte Erfassung der weitlufigen Schutzgebiete (> 1000 ha) gelegt. Verschiedene alpine kosysteme treten gro-flchig auf. Viele typische Tierarten bentigen entsprechendgroe zusammenhngende Flchen. Daher wurde in dieser Studie1000 ha Gre als Grenzwert fr wichtige Eckpunkte festge-legt und den geographisch zusammenhngendenSchutzgebietskomplexen eine besondere Bedeutung beige-messen.

    Grenzbergreifende Schutzgebiete spielen als Beispiele fr zwi-schenstaatliche aber auch innerstaatliche Kooperationen einebedeutende Rolle. Grenzbergreifend heit daher nicht nur dies-seits und jenseits von Staatsgrenzen sondern es sind eben-falls die zahlreichen Beispiele von Schutzgebieten gemeint,

    die in einem Land an innerstaatlichen Verwaltungsgrenzen lie-gen und ber diese hinweg kooperieren (Bsp. die NaturparkeAdamello und Adamello Brenta in Italien).

    Grundlage fr die Erfassung der Schutzgebiete war die Datenbankdes Informationssystems des Alpinen Netzwerks, in der dieParameter und die Flchen der alpinen Schutzgebieteerfasst sind.

    Die Schutzgebiete stellen die statischen Elemente des ko-logischen Netzwerks dar. Um eine mglichst vollstndige Listealler alpinen Schutzgebiete zu