5.jahrgang · nr.8 · dezember 2003...und durch die katastrophale finanzlage unserer universität...

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par Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin 5. Jahrgang · Nr. 8 · Dezember 2003 par T

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Page 1: 5.Jahrgang · Nr.8 · Dezember 2003...und durch die katastrophale Finanzlage unserer Universität wird es in den nächsten Jahren zu weiteren drastischen Redu-zierungen beim Studienangebot

parAlumni-Magazin derTechnischen Universität Berlin5. Jahrgang · Nr. 8 · Dezember 2003

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und durch die katastrophale Finanzlage unserer Universitätwird es in den nächsten Jahren zu weiteren drastischen Redu-zierungen beim Studienangebot kommen. Momentan jedochrepräsentieren die TU-Alumni noch mehr als 100 verschiedeneStudienfächer. Unangefochten die größte Gruppe seit Beginnunserer Alumni-Arbeit an der TU Berlin stellen die Wirt-schaftsingenieurinnen und -ingenieure. Elf Prozent der Mit-glieder haben den Titel Dipl.-Wi.-Ing. Gut vertreten sind auchdie Fächer Elektrotechnik mit fast 700 Alumni und Architekturmit rund 600 Absolventinnen und Absolventen. Dazu kom-men noch rund 540 Physiker, rund 500 Maschinenbauinge-nieure und ebenso viele Informatiker und je ca. 400 Absolven-tinnen und Absolventen aus den Bereichen Verkehrswesen,Bauingenieurwesen und der Betriebswirtschaftslehre.

Groß ist der Bedarf an Weiterbildung.Weit über 50 Prozentder Mitglieder des Programms sind an den verschiedenstenWeiterbildungsangeboten interessiert. So haben wir Sie indiesem Jahr nicht nur zu Feiern, Empfängen, Besichtigungenund Vorträgen eingeladen, sondern konnten Ihnen eine Rhe-torikweiterbildung und ein Seminar zu Managementkompe-tenzen anbieten.

Interessant ist übrigens die Reaktion vieler bei der Fragenach der Immatrikulationsnummer, die auf unserem Aufnah-meantrag abgefragt wird. Hier zeigt sich, wer ein Langzeitge-dächtnis für Zahlen hat. Viele Alumni, deren Abschluss schonmehrere Jahre zurückliegt, können beim Ausfüllen des Frage-bogens ohne einen Blick in die Unterlagen die ca. sechs Stellenlange Zahl aufschreiben,andere schütteln resigniert den Kopf.

Wer sich bei TU-Alumni anmeldet, hat Interesse an der TUBerlin – davon gehen wir zumindest aus und dies beweisenauch die umfangreiche Korrespondenz mit vielen von Ihnenund die Spenden, die wir von Ihnen erhalten.

In diesem Jahr gab es mehr als 130 Alumni,die für das natio-nale Alumni-Programm und somit für ihre Universität ge-spendet haben. Vielen Dank dafür.

Vielen Dank aber auch für viele nette Briefe, Anrufe undMails, die uns zeigen, dass die TU Berlin mit ihrem Kontakt zuden Alumni den richtigen Weg eingeschlagen hat.

Viele GrüßeIhr TU-Alumni-Team

Dr. Kristina R. Zerges Stefanie Terp Bettina Klotz

Übrigens! Für eine Anmeldung zum nationalen TU-Alumni-Programm ist es nie zu spät. Das sollten Sie auch Ihren ehe-maligen Kommilitoninnen, Kommilitonen, Kolleginnen undKollegen sagen. Das Alumni-Team erreichen Sie unter☎ 030/314-2 76 50/-2 39 22, ✉ [email protected]

Insgesamt ist die Anzahlder erfreulichen Nach-

richten, die es aus denUniversitäten zu ver-melden gibt, dochmerklich gesunken.Gerade wenn es in

letzter Zeit um Zahlengeht, gibt es eigentlich immer

nur unerfreuliche Varianten. Über-füllte Hörsäle, zu wenig wissenschaft-liches Personal, zu wenig Geld. Nur auseinigen wenigen Bereichen gibt esnoch Positives zu vermelden. TU-Alum-ni gehört zu diesen Exoten. Hier freutman sich über ständige Zuwächse.Mittlerweile zählt die Alumni-Datenbank rund 11 000 Einträge.

Von rund 8000 Alumnae undAlumni liegen detaillierte Informa-tionen vor, die über unseren Frage-

bogen erhoben werden.In welcher Gesellschaft befinden

Sie sich denn eigentlich, fragen Sie sichnun?

Ein Blick durch unsere Datenbank hilft dabei vielleicht wei-ter. Wie sollte es bei einer Berliner Universität anders sein –der größte Anteil der Alumni, rund 67 Prozent, lebt in Berlinund nur 23 Prozent im restlichen Bundesgebiet bzw. im Aus-land. Speziell für die im Ausland lebenden TU-Alumni gibt esdas International Network der TU Berlin mit einem umfang-reichen Angebot.Ebenfalls nicht weiter überraschend für eineTechnische Universität: Der Anteil der Männer ist hier höher,und das schlägt sich natürlich auch in der Statistik nieder.Erfreulich ist jedoch der Zuwachs an Frauen in der Alumni-Datenbank. Zwischen dem Jahr 2000 und 2003 ist ihr Anteilum 5 Prozent angewachsen. Im Jahr 2003 sind 25 Prozent derMitglieder des nationalen Alumni-Programms Frauen.

Natürlich ist jedes Alter bei uns zu finden und willkommen,und wir versuchen bei unserer Arbeit, jedem Alter gerecht zuwerden. Das jüngste Mitglied, das die Datenbank bei dieserAbfrage bereithält, wurde im Februar 1980 geboren, das ältes-te Mitglied bei TU Alumni ist Jahrgang 1917. Die Mehrzahl, d. h.51 Prozent, bewegt sich im Alter zwischen 31 und 40 Jahren.

Spätestens beim Durchblättern der Studienfächer der TU-Alumni bemerkt man, was es für eine Bandbreite an Studien-möglichkeiten an der TU Berlin gibt. Viele der Fächer, dieunsere Alumni hier studiert haben, wie Agrarwissenschaft,Englisch oder Geologie,gibt es jedoch heute schon nicht mehr,

TU-ALUMNIIn guter Gesellschaft

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Inhalt Editorial

Sehr geehrte Alumni,liebe Freunde und Förderer der TU Berlin,

am Ende dieses Jahres rückte ein Jubiläum in den Mittelpunkt des In-teresses, das sehr eng mit dem Engagement und den Zielen der TUBerlin verbunden ist. Vor 20 Jahren wurde das Berliner Innovations-und GründerZentrum (BIG) auf dem ehemaligen AEG-Gelände inWedding eröffnet. Dies war die Geburtsstunde der Gründerparks inganz Deutschland. Berlin hatte damals durch die weitreichenden Ini-tiativen der TU Berlin die Nase vorn. In unserer Universität wurdenicht nur die Idee entwickelt, sondern wir übernahmen anfangs auchdie organisatorische Betreuung bis hin zum Aufbau des »Technologie-und Innovationsparks Berlin« (TIB), der sich dem BIG angliederte.Der damalige TU-Präsident Professor Jürgen Starnick und andereMitstreiter stellten die TU programmatisch in den Dienst der techno-logischen Erneuerung der Stadt. Berlin wurde zum Vorreiter bei derEntwicklung einer wirtschafts- und innovationsfördernden Infra-struktur. Die 21 000 Arbeitsplätze, die mittlerweile durch Firmen ausden Berliner Gründerzentren entstanden sind, signalisieren den Erfolgdeutlich. Diesen Weg gingen damals Wissenschaft, Wirtschaft undPolitik gemeinsam.

Heute stehen wir vor einer anderen Situation. Die Berliner Politikscheint unfähig zu sein, die notwendigen Prioritäten für Wissenschaftund Hochschulen zu setzen. Die Pläne des Berliner Wissenschaftsse-nators Flierl sehen vor, dass die Budgets der drei Universitäten in demZeitraum von 2006 bis 2009 schrittweise bis auf 870 Millionen Euroabgesenkt werden sollen. Damit stünden den drei Universitäten imJahr 2009 insgesamt 75 Millionen Euro weniger zur Verfügung, vondenen nach den Plänen des Senators die TU Berlin die Hauptlast,nämlich mehr als 29 Millionen Euro, tragen soll.

Die Studierenden protestieren in der Öffentlichkeit gegen dieseSparpläne und machen mit fantasievollen Aktionen auf die Unteraus-stattungen ihrer Fakultäten aufmerksam. Auch wir, unsere Freundeund Partner wehren uns gegen einen bildungspolitischen Raubbau.Viele sind uns schon zur Seite gesprungen und warnen vor einem mas-siven Einschnitt bei den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Dassind jene Disziplinen, die gerade für eine Technische Universität pro-filbildend sind und entscheidende Impulse für einen wirtschaftlichenAufschwung der Region geben können.

Die Geburtsstunde des BIG hat es gezeigt: Nur eine gesunde Uni-versität kann dem Standort helfen, wieder auf die Beine zu kommen.Wir haben die Erfahrungen, Kompetenzen und wir haben die Köpfe.Die Politik muss Prioritäten setzen und darf das Zukunftspotenzialfür Berlin nicht im Sparloch versinken lassen.

Ihr

Prof. Dr. Kurt KutzlerPräsident der TU Berlin

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein besinnliches Weih-nachtsfest und viel Kraft sowie Gesundheit und Erfolg für das neueJahr.

Ihr Alumni-Team

Forschung

2 Die geheimnisvolle Schöne aus BrasilienDas Fossil Corumbella könnte der Ursprung des tierischen Lebens sein

3 Weltrekord, ungedoptUltraschnelle Pulsfolgen für die optische Datenübertragung

4 Bäume im StressDer extrem trockene Sommer 2003 setzt den Wäldern zu

5 Luxus fürs VolkKonsum und Konsumpolitik im Dritten Reich

6 Lustwandeln trockenen FußesDie Geschichte des Wege- und Wasseranlagenbaus in deutschen Gärtenund Parks

7 Forschung aktuell

20 Jahre BIG

8 Aufbruch in eine neue deutsche »Gründerzeit«Die TU Berlin stand vor 20 Jahren Pate, als das BIG in Weddinggegründet wurde

9 Technologietransfer über die KöpfeDie Universität als Innovationsschmiede für die StadtSignal der Hoffnung – Politik half Wissenschaft

10 Berliner Visionen und KonzepteBisher wagten mehr als 200 junge Firmen ihre ersten Schritte im BIG/TIB

11 In Harmonie mit der NaturTU-Ausgründer OrganoBalance engagiert sich beim Wissenstransferzwischen Uni und Industrie

Alumni heute

12 Wissen für Erwachsene mit KinderblickWie Aiman Abdallah vom Informatikstudium zum Fernsehen kam

13 Alles Vergangene zieht ihn anErnst Piper ist ein leidenschaftlicher Bücherfreund und Historiker

14 Ein Mann für alle FälleWenn IT-Systeme zu sanieren sind, schlägt die Stunde für Lothar Dietrich

15 Spürnase für InnovationenTU-Alumnus Lorenz Voit knüpft Fäden zwischen Industrie und Wissenschaft

16 Ein Arbeitsplatz im ParadiesHeinz Berg ist neuer Verwaltungschef der Stiftung Preußische Schlösserund Gärten

17 Ingenieurin sucht IngenieurinnenMartina Klocke möchte mehr Frauen in naturwissenschaftlich-technischenBerufen

18 E-Mails an die Kommilitonen von 1946Ingeborg Pohle ist eine der ältesten Frauen im Alumni-Programm

Fakultäten intern

20–22 Der Kontakt bleibt

Entrepreneur

23 Große Tradition am SpreebogenProfessor Günter Spur hat die Charlottenburger Schule weitergeführt

24 Trend-Prognosen für das »Auto von übermorgen«Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik

25 Händler des LichtsAus zwei wissenschaftlichen Projekten an der TU Berlin wurde einerfolgreiches Unternehmen

26 Beratungsbedarf für SonderleistungenIn der TU stieg der »Versuchsballon« – jetzt ist KLIMAKONZEPT fastzehn Jahre am Markt

27 Ein unverbesserlicher OptimistTU-Alumnus Özgür Baskaya hat sich von Niederlagen nicht entmutigenlassen

Netzwerk Chemie

28–29 Hier stimmt die ChemieTU-Chemiker engagieren sich auch für Schulen

Meldungen

30–31 Menschen, Impressum

Profil

32 Veränderungen gestalten – Werte bewahrenKlaus Kühn, Finanzvorstand der Bayer AG

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Die geheimnisvolle Schöne aus BrasilienDas Fossil Corumbella könnte der Ursprung des tierischen Lebens sein

Die Corumbella ist ein Fossil. Ihr Abdruck auf dem Gestein sieht aus wieeine Röhre aus übereinander gelagerten Ringen. Ende Oktober 2003kam sie aus Brasilien in die wissenschaftliche Obhut von Prof. Dr.Bernd-Dietrich Erdtmann, Leiter des Fachgebietes Paläontologie & His-torische Geologie am Institut für Angewandte Geowissenschaften derTU Berlin. Er hofft, ihr ein Geheimnis entlocken zu können. Deshalbwird Professor Erdtmann die Kohlenstoffzusammensetzung der Röh-renabdrücke im Gestein untersuchen, um deren mineralischen Charak-ter nachzuweisen. Dies wiederum wird der Schlüssel dafür sein, um sa-gen zu können, was die Corumbella eigentlich war. Ein Wurm war sie aufkeinen Fall, auch wenn sie äußerlich einem platt gedrückten Regen-wurm ähnelt. Vielleicht eine Verwandte der Koralle? Aber noch ist nichteinmal klar, ob die Abdrücke tierischer oder nicht vielleicht doch pflanz-licher Herkunft sind.

Professor Erdtmann vertritt die Hypothese, dass die Corumbella ein»Schalentier« war. »Sollte sich beweisen lassen, dass die Corumbella tie-rischer Herkunft ist, dann haben wir hier den Ursprung der mehrzelligorganisierten Tierwelt vor uns«, sagt Professor Erdtmann. Und die Co-rumbella wäre dann ein zusätzlicher Baustein, um ein anderes Phäno-men – die so genannte »Kambrische Explosion« – weiter zu erklären.

Unter der »Kambrischen Explosion« verstehen die Wissenschaftleraufgrund der als Skelette fossilisierten Organismen die »plötzliche Er-scheinung« einer vielfältigen Fauna vor etwa 545 Millionen Jahren, etwa55 Millionen Jahre nach der letzten Eiszeit vor ca. 600 Millionen Jahren.Diese Zwischenzeit von 55 Millionen Jahren, auch als letzte Stufe nochdem Präkambrium zugeordnet, erforscht Professor Erdtmann. LangeZeit konnten die Wissenschaftler nicht sagen, woher vor 545 MillionenJahren plötzlich diese vielfältigen Lebewesen kamen. Im vergangenenJahr erst hatten Erdtmann und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr.Michael Steiner eine neue Erklärung für die »Kambrische Explosion«gegeben, wonach Organismen während der letzten globalen Eiszeit vor

600 Millionen Jahren im Umfeld vonHydrothermalquellen in der Tiefe desUr-Ozeans überwinterten. ProfessorErdtmann und Dr. Steiner hatten aufder Jangtse-Plattform von Chengjiangim Südosten Chinas zusammen mitchinesischen Paläontologen die Exis-

tenz solcher Hydrothermalquellen anhand fossiler Funde nachgewie-sen. Eine Sensation. »Die Corumbella könnte im Zusammenhang mitden Hydrothermalquellen ein Indiz dafür sein«, sagt Professor Erdt-mann, »dass mehrzelliges tierisches Leben schon vor der KambrischenExplosion existierte.« Gelingt Erdtmann der Nachweis, dass die Corum-bella ein Tier war, wäre das eine weitere Sensation.

Entdeckt worden waren die Corumbellas schon im März 1980 vondem Geologie-Professor Detlef Walde von der Universität Brasília. Erhatte sie in einem Kalksteinbruch nahe der brasilianischen KleinstadtCorumbá dicht an der brasilianisch-bolivianischen Grenze aufgespürt.

Professor Walde brachte die seltenen Fossilien nun an die TU Berlin,weil zwischen der Universität Brasília und der Berliner Universität For-schungskooperationen im Bereich der Geowissenschaften bestehen undan der TU die wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten gegebensind, das Geheimnis der Corumbella zu lüften.

Die Fossilien von Professor Walde sind bisher die einzigen dieser Artin Südamerika. Ähnliche Funde sind jetzt aus vergleichbaren Schichtenbei Gaojiashan im Osten Chinas bekannt geworden. Dort stießen 1993chinesische Wissenschaftler auf vergleichbare Fossilien. Neben der Un-tersuchung der Corumbella will Erdtmann deshalb auch die südameri-kanischen mit den chinesischen Fossilien vergleichen. Sollte sich zwi-schen beiden eine Gleichartigkeit herausstellen, dann würden die Orga-nismen zukünftig auch in China Corumbella genannt werden müssen.

Sybille Nitsche

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTOS: TU-Pressestelle/Weiß

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Unbemerkt von der Öffentlichkeit sind Wesen nach Deutschland eingereist, die über alles verfügen, um weltweit zu Stars zuavancieren. Schon ihr Name ist eine Verheißung – Corumbella nennen sie sich, was so viel bedeutet wie die »Schöne ausCorumbá«. Und sie sind von betörender Eleganz. Wie eine Federboa liegen sie in dem olivgrünen Sedimentgestein aus Sand undTon. Eine der schönsten ist zehn Zentimeter lang und fünf Millimeter breit. Ihr Alter – geschätzte 552 bis 550 Millionen Jahre.

Kontakt:Prof. Dr. Bernd-Dietrich Erdtmann, Leiter des Fachgebietes Paläon-tologie & Historische Geologie am Institut für Angewandte Geowis-senschaften der TU Berlin, ☎ 030/314-2 35 82, ✉ [email protected], Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 BerlinProfessor Detlef Walde, Institut für Geowissenschaften, UniversitätBrasília, ✉ [email protected]

Professor Detlef Walde (l.) und TU-Professor Bernd-Dietrich Erdt-mann wollen dem Geheimnis der Corumbella auf die Spur kommen

Die Corumbella wurde naheder brasilianischen Klein-stadt Corumbá gefunden.Deutlich ist der fossileAbdruck im Gestein zusehen

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Weltrekord, ungedoptUltraschnelle Pulsfolgen für die optische Datenübertragung

Die dabei erreichte Taktrate von 20 Milliarden Pulsenpro Sekunde (20 GHz) ist die höchste, die bisher welt-weit mit Quantenpunktlasern erreicht wurde. Mög-lich wurde dies durch die Anwendung des Verfahrensder hybriden Modenkopplung.

Quantenpunktlaser, die ultraschnelle Folgen vonLichtpulsen erzeugen, werden in Zukunft die Übertra-gung größter Datenmengen über Glasfasernetze er-möglichen und damit dem steigenden Kommunikati-onsaufkommen Rechnung tragen.

Der Erfolg der wissenschaftlichen Leistung der Ar-beitsgruppe von Prof. Bimberg schlägt sich aber auchdarin nieder, dass das vor fünf Jahren gegründeteKompetenzzentrum »NanOp – Anwendungen vonNanostrukturen in der Optoelektronik« mit Sitz an derTU Berlin für weitere drei Jahre unterstützt wird: Von2003 bis 2006 verfügt das Zentrum über 1,4 MillionenEuro, davon 300 000 Euro aus der Industrie und knapp600 000 Euro vom Bundesforschungsministerium. EinTeil der Mittel steht für kurze explorative Projekte, sogenannte Machbarkeitsstudien, zur Verfügung. Zu-sammen mit der Unterstützung durch die TU Berlinermöglicht dies eine Beschleunigung der Forschung,Entwicklung und zunehmend auch der Vermarktungvon Nanostrukturen in der Optoelektronik.

Die Nanotechnologie gilt als eine der Schlüssel-technologien der Zukunft. Angestrebt werden z. B. aufHalbleiterlasern basierende neuartige Fernseh- undDisplay-Systeme oder optisch vernetzte Computer,die Dateninformationen nicht mehr durch elektrischeSignale, sondern wie in Glasfasernetzen mittels kurzerLichtpulse weitergeben. Auch in der Medizintechnikund Sensorik sind neuartige Lichtquellen wünschens-wert. Die Schlüsselkomponente in all diesen Gerätensind Halbleiterbauelemente, welche nanometergroßeStrukturen enthalten, so genannte Quantenpunkte, indenen elektrischer Strom effizient in Licht verschiede-ner Wellenlänge umgewandelt wird. Die Arbeits-gruppe von Prof. Bimberg ist international führend beider Herstellung und Anwendung von Quantenpunkt-Bauelementen.Quantenpunktlaser können preiswert produziert werden, haben einengeringen Stromverbrauch und sind wellenlängenstabil bei ultraschnel-ler Modulation.

Am NanOp-Netzwerk sind neben Universitäten und Instituten zahl-reiche kleine und mittelständische Unternehmen, einige Großunterneh-men sowie Kapitalgeber beteiligt. Auch das von Nobelpreisträger Prof.Alferov geleitete Ioffe-Institut in St. Petersburg, Russland, ist eingebun-den. Insgesamt vierzig Mitglieder streben danach, ihre Kompetenzenauf dem Gebiet der Nano-Optoelektronik zu bündeln, um die Umset-zung der im Rahmen der Arbeit des Kompetenzzentrums bereits gewon-nenen und noch zu gewinnenden Forschungsergebnisse in Produkte zubeschleunigen.

Wichtig dabei wird die Einrichtung regionaler Forschungs-, Ent-

wicklungs- und Dienstleistungszentren, so genannter Inkubatoren,sein. Sie sind der Nährboden, auf dem junge Firmen sprießen sollen, undunterstützen diese mit Know-how, Personal und technischer Infrastruk-tur. In Berlin wird die Einrichtung eines solchen Inkubators erfolgreichvorangetrieben; im nächsten Jahr entsteht an der TU Berlin eine entspre-chende Infrastruktur mit Unterstützung des EU-Strukturfonds.

Susanne Sieben

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FOTO: TU-Pressestelle/Weiß parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 3

Während sich weltweit Sportler mit unerlaubten Stimulanzien aufpeppen und Weltrekorde präsentieren, die dann dochkeine sind, hat die Arbeitsgruppe des TU-Professors Dieter Bimberg am Institut für Festkörperphysik tatsächlich einen Welt-rekord aufgestellt. Den TU-Wissenschaftlern gelang es, mit Quantenpunktlasern ultraschnelle Pulsfolgen für die optischeDatenübertragung zu erzeugen.

Kontakt:Dipl.-Phys. Matthias Kuntz, Institut für Festkörperphysik,TU Berlin, Geschäftsführer von NanOp, ☎ 030/314-2 20 62,✉ [email protected], Hardenbergstr. 36, 10623 Berlin

»Weltrekordler« Dipl.-Phys. Matthias Kuntz an der Lasereinkopplung

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Bäume im StressDer extrem trockene Sommer 2003 setzt den Wäldern zu

»Diese werden großflächig, aber mit sehr unterschiedlicher Intensitätauftreten, was auf lokal stark variierende Niederschlagsmengen, Stand-ort- und Bestandseigenschaften zurückzuführen sein wird«, sagen diebeiden TU-Wissenschaftler Prof. Dr. Birgit Kleinschmit und Prof. Dr.Hartmut Kenneweg vom Institut für Landschaftsarchitektur und Um-weltplanung. Beide gehören der AFL an, einem Zusammenschluss vonLuftbildexperten im deutschsprachigen Raum.

Nach Erfahrungen aus früheren Trockenperioden rechnen die Luft-bildexperten mit folgenden Schäden, deren Anfänge in verschiedenenRegionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz schon zu be-obachten sind:■ flächiges Absterben von Beständen oder Bestandesteilen als unmit-

telbare Dürrefolge, auch in Laubwäldern,■ Massenvermehrungen von Borkenkäfern und anderen Insekten,■ Pilzschäden in geschwächten Beständen, die über mehrere Jahre

zum Absterben von Bäumen und zu einer starken Qualitätsminde-rung des Holzes führen,

■ Störungen der Mischbestandsentwicklung (z. B. durch schädi-gungs- und konkurrenzbedingtes Ausfallen einer Mischbaumart),

■ umfassende Erkrankung des Waldes mit im Einzelnen schwer vorher-sehbaren Symptomen.Besonders gefährdet sind Buche, Eiche und Fichte. Auch erste Be-

richte der Landesumweltbehörden weisen darauf hin, dass die extremeTrockenheit des vergangenen Sommers den deutschen Wäldern arg zuschaffen macht. Der Wassermangel setze besonders den Eichen zu, heißtes. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald prognostiziert, dass bun-desweit jeder vierte Baum Schäden aufweisen wird.

Für das kommende Jahr sagen die Luftbildexperten einen großen Be-darf an großflächigen Übersichtsinventuren über den Zustand der Wäl-der voraus. Mit Luftbildern und anderen Fernerkundungsmethoden ste-

hen erprobte und standardisierte Verfahren zur Verfügung, die einenschnellen Überblick über die Schäden ermöglichen.

Die AFL appelliert an die Behörden, rechtzeitig finanzielle Mittel zurVerfügung zu stellen, um im Frühjahr 2004 mit speziellen Luftbildkame-ras den Zustand der deutschen Wälder nach dem extremen Sommer2003 zu erfassen. sn

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTO: TU-Pressestelle/Weiß

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Die in vielen Teilen Zentraleuropas extreme Trockenheit des Sommers 2003 hat bereits lokal zu unmittelbaren Schädigungender Wälder geführt. Die auf der Tagung der Arbeitsgruppe Forstlicher Luftbildinterpreten (AFL) im Oktober in Wien zusam-mengestellten Erfahrungsberichte prognostizieren, dass es im Jahr 2004 zu noch stärkeren Folgeschäden kommen wird.

Zur Information:Die Arbeitsgruppe Forstlicher Luftbildinterpreten (AFL) wurde 1986gegründet und beschäftigt sich mit Fragen der Standardisierung,Anwendung und Qualitätskontrolle von analogen und digitalen Luft-bildinterpretationen sowie der Optimierung der Luftbildaufnahme.Luftbildaufnahmen und andere Fernerkundungsmaßnahmen gebenAuskünfte über Zustand und Struktur der Wälder, was für neueWaldbaustrategien von Bedeutung ist.

Kontakt:Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung derTU Berlin, Franklinstraße 28/29, 10587 BerlinProf. Dr. Birgit Kleinschmit, ☎ 030/314-7 32 90,✉ [email protected]. Dr. Hartmut Kenneweg, ☎ 030/314-7 34 91,✉ Kenneweg@ ile.tu-berlin.de

Bäume leben nicht ewig, auch sie sterben ab wie dieses Pracht-exemplar. Inwiefern der extrem trockene Sommer 2003 den Bäu-men schadete, werden wir erst im nächsten Jahr mit Sicherheit wis-sen

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Luxus fürs VolkKonsum und Konsumpolitik im Dritten Reich

Zwischen 1933 und 1939 ist nicht nur vom Volksempfänger und Volks-wagen die Rede, es geistern Ideen von einem Volkskühlschrank, einemVolksklavier, einem Volksmotorboot, einem Volksplattenspieler und ei-nem Volkskofferradio umher. Gleichwohl sind Volksprodukte keine Er-findung Hitlers und seines Propagandaministeriums. Sie sind »langevor der nationalsozialistischen Zeit präsent«, schreibt Professor Wolf-gang König. »Darin spiegelten sich Konsumwünsche und Konsumhoff-nungen der Bevölkerung … Die Wirtschaft, die solche Volksproduktebewarb, sah vor allem einen großen Massenmarkt und die daraus zu zie-henden Gewinne.« Der Begriff implizierte, dass die Ware preiswert undfür jedermann erschwinglich ist.

Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 wurden Volksprodukte jedochdurch die nationalsozialistische Propaganda zusätzlich ideologisch auf-gebläht. Der Kauf eines Volksempfängers war nun nicht mehr nur rei-ner Konsum. »Die Volksprodukte bekamen eine Doppelfunktion«, sagtProfessor Wolfgang König, »einerseits repräsentierten sie Planungenund Visionen einer spezifisch nationalsozialistischen Konsum- und Frei-zeitgesellschaft, andererseits standen sie im Dienst der nationalsozialis-tischen Ideologie, waren Elemente der Propaganda, mit denen die Natio-nalsozialisten der Bevölkerung eine spätere Wohlstandsgesellschaft

versprachen, um ihr den tatsächlichenKonsumverzicht zu Gunsten der Aufrüs-tung akzeptabel zu machen.« 1939 er-klärte Hitler »›ausreichenden eigenenWirtschaftsraum‹ zur Voraussetzung fürdas Volkswagenprojekt«. Das Verspre-chen künftigen Wohlstands, »der sich im

Besitz solcher gehobenen Güter wie eines Volkswagens oder Volkskühl-schranks widerspiegeln sollte, zielte aber auch auf die Formung einerVolksgemeinschaft ab, auf ein harmonisches Miteinander rassischGleichartiger, die bereit waren, die nationalsozialistische Expansions-und Lebensraumpolitik zu unterstützen«, sagt Professor König. »Judendurften den Volksempfänger gar nicht kaufen.«

Das Programm der Volksprodukte, hinter dem Robert Leys Deut-sche Arbeitsfront sowie Joseph Goebbels’ Propagandaministeriumstanden, war aber nicht nur Propaganda, sondern auch Politik. Zur Vor-stellung der Nationalsozialisten von einer überlegenen arischen Volks-gemeinschaft gehörte auch die von einem hohen Kultur- und damit auchKonsumniveau. Der Konsum von Luxusgütern galt als »entscheidendeGrundlage der völkischen Lebenskraft« und war ein Merkmal des er-dachten nationalsozialistischen Menschenbildes. Massenkonsum seiZiel nationalsozialistischer Politik gewesen.

Professor Wolfgang König resümiert, dass die Versorgung der Bevöl-kerung mit gehobenen Konsumgütern nicht umgesetzt werden konnte.In Serie wurde nur der Volksempfänger gebaut, Volkswagen und Volks-

kühlschrank schafften es nur bis zu Prototypen und bei den anderenProdukten blieb es bei der Idee. »Die Volksprodukte scheiterten, weil diesoziökonomischen Voraussetzungen für ihre Herstellung und Verbrei-tung nicht gegeben waren«, so das Fazit von Professor Wolfgang König.»Für die zum Erwerb notwendige Kaufkraft fielen Lohnerhöhungen aus,weil sie die politisch priorisierte Aufrüstung erschwert hätten. Stattdes-sen sollten niedrige Preise die Volksprodukte zugänglich machen.« Zudiesen Preisen konnte die Wirtschaft die Produkte aber nicht herstellen.Am Beispiel des Volkswagens illustriert König den Konflikt: »Bei einemmonatlichen Durchschnittseinkommen von 160 Reichsmark musste mit70 Reichsmark für Versicherung, Benzin und Reparaturkosten beimVolkswagen gerechnet werden. Der Anschaffungspreis von 990 Reichs-mark für den Volkswagen war ein politischer Preis, zu dem, wie gesagt,die Industrie nicht in der Lage war, das Auto zu produzieren.«

In diesem Zusammenwirken von Politik, Ideologie und Wirtschaft in-terpretiert Wolfgang König die Volksprodukte als ein Phänomen, in demsich »propagandistischer Fremd- und illusionistischer Selbstbetrug ver-banden«. Das »Scheitern rührt daher«, schreibt König, »weil sich Autar-kie, Aufrüstung und Expansion als vorrangige Politikziele und eine mas-sive staatliche Konsumförderung nicht gleichzeitig verfolgen ließen.«

Sybille Nitsche

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FOTO: Deutsches Rundfunkmuseum parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 5

Der Volksempfänger ist jedem ein Begriff, wurde das Gerätdoch zum Symbol für die politische Indoktrination im Drit-ten Reich schlechthin. Aber der Volksempfänger ist nur einsvon etwa 20 bis 25 so genannten Volksprodukten. Prof. Dr.Wolfgang König vom Institut für Philosophie, Wissen-schaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte an derTU Berlin hat erstmals in einem von der Fritz Thyssen-Stif-tung geförderten Forschungsprojekt die nationalsozialisti-schen »Volksprodukte« zusammenhängend dargestellt und»Konsum, Konsumpolitik und Konsumpropaganda im Drit-ten Reich« untersucht. Im nächsten Jahr erscheinen seineForschungsergebnisse als Buch im Schöningh-Verlag.

Kontakt:Prof. Dr. Wolfgang König, Institut für Philosophie, Wissenschafts-theorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte, TU Berlin,☎ 030/314-2 48 44, -2 40 68, Fax: 030/314-2 59 62,✉ [email protected], Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin

»Volksprodukte wa-ren keine ErfindungHitlers«

Werbeplakat für den Volksempfänger von 1933

Page 8: 5.Jahrgang · Nr.8 · Dezember 2003...und durch die katastrophale Finanzlage unserer Universität wird es in den nächsten Jahren zu weiteren drastischen Redu-zierungen beim Studienangebot

Lustwandeln trockenen FußesDie Geschichte des Wege- und Wasseranlagenbaus in deutschen Gärten und Parks

In einem dreijährigen nun abgeschlossenen DFG-Forschungsvorhaben»Historische Bauforschung und Materialverwendung im Garten- undLandschaftsbau« untersuchten Prof. Dipl.-Ing. Heinz W. Hallmann undDr.-Ing. Jörg-Ulrich Forner vom Institut für Landschaftsarchitekturund Umweltplanung an der TU Berlin deshalb, ob die namhaften Gar-tenkünstler auch so gebaut, wie sie es niedergeschrieben hatten. Es seivorweggenommen, dass Pückler-Muskau in beeindruckender Weiseden Landschaftsgarten in Branitz und den Park in Potsdam-Babelsbergso ausführte, wie er sie erdacht hatte. Nicht jedem Gartenbaukünstlerwar das gegönnt.

Hallmann und Forner konzentrierten sich in ihrem Forschungspro-jekt auf die Untersuchung des Baus von Wegen und Wasseranlagen inGärten und Parks. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich auf 140Jahre von 1800 bis 1940. Für den Vergleich werteten sie über 250 Quel-len aus (Lehr- und Handbücher sowie Fachzeitschriften) und untersuch-ten deutschlandweit 21 Wegebauten und Wasseranlagen in denkmalge-schützten Garten- und Parkanlagen, u. a. im Branitzer Park, auf derPfaueninsel Berlin, im Großen Garten in Dresden, im Schlossgarten inSchwetzingen oder im Schlosspark Wilhelmshöhe in Kassel. Bis Mitteder 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland keine For-schung zur originalen Material- und Baustoffverwendung im Garten-und Landschaftsbau. Erste Anfänge dazu unternahm Professor Hall-mann Ende der 1980er-Jahre an der TU Berlin.

Anhand des Quellenstudiums sowie von Bauaufnahmen und garten-historischen Grabungen wurde es möglich, die historische Entwicklungdes Wege- und Wasseranlagenbaus zu rekonstruieren. Erstmals gelingtden TU-Wissenschaftlern zum Beispiel der Nachweis, dass bereits1864/65 bekannt war, wie Wasserbecken mit Zementmörtel und ›Beton-fertigteilen‹ zu bauen sind. Sie stellen fest, dass »die Bauweisen der inGärten und Parks integrierten Wasseranlagen ihre Anregungen und Im-pulse teilweise aus dem landwirtschaftlich-ökonomisch erforschten Be-reich des Wasserbaus« bezogen und technologische Entwicklungen imStraßenbau bei der Anlage von Fahrwegen in Gärten und Parks adap-tiert wurden. Die Gartenkunst selbst beeinflusste ingenieurmäßiges

Bauen. Entwickelte Entwässerungssysteme, um die Damen nach Re-gengüssen auf den Parkwegen trockenen Fußes lustwandeln zu lassen,fanden ihre modifizierte Anwendung auch im Straßenbau.

Der technische Fortschritt wandelte zudem das Berufsbild. Das bisweit ins 19. Jahrhundert hinein vorherrschende Selbstverständnis desGartenkünstlers, allein der Umsetzung ästhetischer Ideale verpflichtetzu sein, wich, zumindest bei den großen Gartenbaumeistern, dem An-spruch und der Einsicht, die Gartenkunst mit den »funktionalen undtechnisch-konstruktiven Notwendigkeiten« zu verknüpfen. Kunst undTechnik wurden im Gartenbau nicht länger als Widerspruch begriffen.

»Die Forschungsergebnisse dienen der angewandten Gartendenk-malpflege bei der Sanierung, Rekonstruktion und zukünftigen Pflegeder Garten- und Parkanlagen«, sagt Dr. Jörg-Ulrich Forner. »Mit die-sem Wissen kann eine präzise Analyse und Bewertung der vorgefunde-nen Bausubstanz durchgeführt werden, was erhaltenswert ist, weil ori-ginal so gebaut, und welche baukonstruktiven Teile der Anlagen neuzeit-lich, also später, angefügt wurden.«

Nun obliegt es den Verantwortlichen für Gartendenkmalpflege, an-hand dieser Forschungsergebnisse zu entscheiden, wie Parks und Gär-ten künftig rekonstruiert und saniert werden sollen. Sybille Nitsche

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Der große Meister des Landschaftsgartens, Hermann Fürst von Pückler-Muskau, beschrieb in seinem Werk »Andeutungenüber Landschaftsgärtnerei« von 1834 präzise, wie Gartenwege anzulegen und zu bauen sind. Sie seien »so zu führen, dass sieauf die besten Aussichtspuncte ungezwungen leiten«, »die übersehbaren Flächen, durch die sie führen, nur in malerischenFormen abschneiden«, und sie müssten »technisch gut gemacht werden, immer hart, eben und trocken« sein. Doch Buch-weisheiten sind das eine, die Praxis ist das andere.

Kontakt:Prof. Dipl.-Ing. Heinz W. Hallmann, ☎ 030/314-2 81 89, Sekretariat:030/314-2 81 91, ✉ [email protected], TU Berlin, Institut für Land-schaftsarchitektur und Umweltplanung, EB 6, Straße des 17. Juni145, 10623 BerlinDr.-Ing. Jörg-Ulrich Forner, ☎ 030/79 78 26 77,✉ [email protected]

Dresden, Großer Garten

Der Ehrenhof am Eingang zum Hauptgebäude des Schlosses Char-lottenburg in Berlin ist mit historischen und modernen (nachgebil-deten) Klinkern gepflastert. Kunststeine waren im 18. und frühen19. Jahrhundert keine Massenware und ein kostbares Material. Klin-ker fanden erst später zur Jahrhundertwende und durch die jungenGartenarchitekten des 20.Jahrhunderts vermehrten Einsatz, zu-nächst als Wegeeinfassung, später als Oberflächenbelag

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Forschung aktuellEinblicke in die Aktivitäten von TU-Wissenschaftlern

Leitfaden für das »Berufsbild desWirtschaftsingenieurs«

Die vom Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure (VWI) e.V. heraus-gegebene Studie »Berufsbild des Wirtschaftsingenieurs« ist in der 11.Auflage erhältlich. Auf über 100 Seiten geben die Autoren, Prof. Dr.-Ing.Helmut Baumgarten, Direktor des Instituts für Technologie und Ma-nagement der TU Berlin und Mitglied des Vorstandes des VWI, sowieProf. Dr. Klaus Feilhauer, Mitglied des Beirats des VWI, ein umfassen-des Bild über das Studium und die Praxis des Wirtschaftsingenieurs. Inausführlichen Tabellen und Grafiken werden Studienangebote der Uni-versitäten und Fachhochschulen in Deutschland vorgestellt und im pra-xisbezogenen Teil Berufseinstieg, Tätigkeitsfelder und Erfolgsfaktorenfür den Karriereweg von Wirtschaftsingenieuren dargestellt.

Die Studie ist zu beziehen bei der Geschäftsstelle des VerbandesDeutscher Wirtschaftsingenieure e.V., Hardenbergstraße 4–5, 10623Berlin, Tel: 030/315-0 57 77, Fax: 030/315-058 88, E-Mail: [email protected]

Helmut Schwarz ist Otto-Hahn-Preisträger 2003Für seine überaus erfolgreichen Untersuchungen über den Ablauf che-mischer Vorgänge auf molekularer Ebene und die kontinuierliche Fort-entwicklung der Massenspektrometrie erhielt Professor Dr. Drs. h.c.mult. Helmut Schwarz, Institut für Chemie der TU Berlin, den mit25 000 Euro und einer Goldmedaille dotierten diesjährigen Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik. Zudem wurde er mit der Goldenen Ehren-nadel der TU Berlin geehrt.

Helmut Schwarz widmet sich der Klärung von detaillierten Reakti-onsabläufen auf molekularer Ebene und der Untersuchung bisher nichtfassbarer Spezies durch experimentelle Untersuchungen in Kombina-tion mit theoretischen Berechnungen. Sein Hauptinteresse gilt dem Stu-dium der Generierung und der Reaktivität ionischer und radikalischerorganischer Spezies unter extremen Bedingungen (Gasphase). Als Me-thode bedient er sich virtuos der Massenspektrometrie. Genaue Analy-sen und Interpretationen der Vorgänge in der Stoßkammer führten zumNachweis von Struktur und Bindungsverhältnissen bei vielen ionischenVerbindungen in der Gasphase. Weiterhin gelang Schwarz der Nach-weis zahlreicher kleiner, hochreaktiver Spezies, die bisher nur im inter-stellaren Raum diagnostiziert wurden oder deren Existenz zwar voraus-gesagt, deren Synthese aber nie gelungen war. Professor Schwarz kammit seinen Untersuchungen in das Grenzgebiet zwischen organischer,

metallorganischer, physikalischer und biologischer Chemie sowie derPhysik. Er trug viel zum Verständnis katalytischer Prozesse bei.

Als echte Sensation wurden aber auch Schwarz’ Untersuchungen anFullerenen, der neuen kugelförmigen Kohlenstoffmodifikation, angese-hen. Er »schmuggelte« Helium in die Fullerene ein und realisierte somiteine Vermutung der Astrophysiker, die schon vor 30 Jahren die Existenzsolcher Spezies erwogen hatten. Schwarz wurde der »Ruhm« zuteil, daskleinst-denkbare Luftschiff konstruiert zu haben.

Der Otto-Hahn-Preis ist eine Auszeichnung von besonders hohemRang, der seit 1953 zwölfmal vergeben wurde.

Moderne Verfahren zur Raumklimatisierungund Wasseraufbereitung

Ein an der Fakultät VII, Architektur Umwelt Gesellschaft, der TU Ber-lin laufendes EU-Forschungsprojekt behandelt ein neues Feuchtluft-So-larkollektorsystem zur Raumklimatisierung, Wärmeenergiegewinnungund Wasseraufbereitung. Das Projekt, das eine Forschungsgruppe umProf. Claus Steffan am Fachgebiet Gebäudetechnik und Entwerfen seitApril 2003 bearbeitet, wird über das 5. Rahmenprogramm der Europäi-schen Union im Bereich Umwelt, Energie und Nachhaltige Entwicklunggefördert. Die Fördersumme beträgt 2,3 Millionen Euro.

Im Mittelpunkt steht ein geschlossenes Gewächshaussystem mit in-ternem Luftkreislauf. Warmfeuchte Gewächshausluft wird durch zu-sätzliche Anlagenteile weiter erwärmt und befeuchtet, um eine höhereEnergiedichte und sinnvolle Temperaturen für die in dem System vorge-sehene Wärmespeicherung zu erreichen. Der durch die Lufterwärmungentstehende Auftrieb und die anschließende, in einem Kühlschacht er-zwungene Abwärtsbewegung der Luft generieren eine Kreislaufströ-mung, die an die Stelle von künstlichen, energieaufwändigen Ventilati-onsverfahren treten soll. Das System kann zur Wasserentsalzung, zurNachklärung von Grauwasser oder zur Rückgewinnung von Gießwas-ser eingesetzt werden. Neben Einsatzmöglichkeiten im Gartenbau erge-ben sich verschiedene Anwendungen im Gebäudebereich.

Im Rahmen des Projekts entstehen in Berlin und in der spanischenStadt Almeria zwei unterschiedliche Prototypen, die den Einsatz in ver-schiedenen Klimazonen berücksichtigen.

Das Projekt ist für einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren konzi-piert.➥ www.watergy.info

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In der spanischen Stadt Almeria entsteht einer von zwei Prototypenfür ein geschlossenes Gewächshaussystem mit internem Luftkreis-lauf. Der andere wird in Berlin gebaut

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Aufbruch in eine neue deutsche »Gründerzeit«Die TU Berlin stand vor 20 Jahren Pate, als das BIG in Wedding gegründet wurde

Eröffnung am 30. November 1983 hatte Berlin die Nase vorn. Das Zent-rum war das erste seiner Art in Deutschland. Gründerfirmen, initiiertvon Absolventen der TU Berlin und gestützt auf die technologische Ent-wicklung in der Universität, erhielten hier in räumlicher Nähe zu TU-In-stituten Arbeitsräume und Unterstützung. Der Ansatz wurde schonbald durch das Engagement der TU beim Aufbau des »Technologie- undInnovationsparks Berlin« (TIB) ebenfalls auf dem ehemaligen AEG-Ge-lände in Wedding, erweitert.

14 Firmen waren beim Start im BIG dabei. Das schnelle Wachstumzeigte auch die Grenzen eines »nebenamtlichen« Managements durchdie Universität auf. Im Juni 1986 wurde dann auf Initiative der Senats-verwaltung für Wirtschaft die Innovations-Zentrum Berlin Manage-ment GmbH (IZBM) gegründet. Seitdem hat sich vieles verändert.Nach der Wende gab es einen regelrechten Boom, neue Zentren undParks im Ostteil der Stadt und auch auf bezirklicher Ebene wurden un-terstützt.

Bis heute realisierten fast 270 Unternehmen ihre Start- und Entwick-lungsphase im BIG/TIB. Aktuell sind mehr als 3100 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter an dem Standort tätig, von denen viele eine Anbindungzur TU haben. Dies macht auch eine Studie sichtbar, die Dr. FlorianSeiff, Geschäftsführer der IZBM, und sein Kollege Dr. Gerhard Raetzzum Jubiläum veröffentlicht haben: »Deutlich wird, dass die Zentrenstark in regionale und interdisziplinäre Netzwerke eingebunden sind.Besonders enge Kooperationsbeziehungen bestehen zu Universitätenund Fachhochschulen, in denen die Potenziale für neue Unternehmens-gründungen am größten sind.« Stefanie Terp

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West-Berlin war Anfang der 80er-Jahre eine Inselstadt mit ausgeprägter wissenschaftlicher Infrastruktur, starken Universi-täten und wichtigen Forschungseinrichtungen. Die Stadt hatte aber ein enormes Problem: Sie kränkelte an einer schwachenwirtschaftlichen Struktur. Berlin entwickelte sich zunehmend zu einem Standort der langen Werkbänke. Produktion fandstatt, aber ohne eigene Entwicklung. Immer mehr hoch qualifizierte Arbeitskräfte verließen die Mauerstadt in RichtungDeutschland (West). In dieser Zeit wurde die TU Berlin zum Initiator eines neuen wirtschaftlichen Umbruchs.

Ihr damaliger Präsident Jürgen Starnick und seine Mitstreiter stelltenihren noch jungen Technologietransfer unter den Leitgedanken »DieUniversität als Partner der Wirtschaft« und ihre Aktivitäten zur Förde-rung der Unternehmensgründungen unter das Motto »Aus Forschernwerden Unternehmer«. Was konnte in dieser Situation näher liegen, alsdiese Initiativen zu bündeln? Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zogendamals an einem Strang. Die TU gründete auf ihrem Weddinger Cam-pus das Berliner Innovations- und GründerZentrum (BIG). Hier bot sichdie Chance für »Neue Technologien in alten Gemäuern«. Mit der BIG-

Mit insgesamt 670 Millionen Euro wurde der Aufbau von Innovati-ons-, Gründerzentren und -parks in Berlin gefördert. Rund zehn

Prozent flossen in das BIG/TIB sowie in das Technologie- und Innovati-onszentrum Wedding. Der einmaligen öffentlichen Förderung in Höhevon 670 Millionen Euro steht ein jährliches Aufkommen aus Einkom-menssteuern und Sozialabgaben von 434 Millionen Euro in den BerlinerZentren gegenüber.

Bislang nutzten mehr als 2000 Unternehmen die in den Berliner Zent-ren und Parks gebotenen Rahmenbedingungen für ihre Startphase.

Rund 1100 Unternehmen sind momentan in den Berliner Zentren ansäs-sig. Allein im Berliner Innovations- und GründerZentrum (BIG) undTechnologie- und Innovationspark Berlin (TIB) haben sich mit 95 Firmenknapp zehn Prozent der neu gegründeten Unternehmen angesiedelt.➥ www.izbm.de

Das Gebäude des BIG/TIB in Berlin-Wedding

Die neu gestaltete Peter-Behrens-Halle auf dem Gelände des BIG

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Technologietransfer über die KöpfeDie Universität als Innovationsschmiede für die Stadt

Der damalige Berliner Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) ist ge-rade erst, aus Chicago kommend, in Berlin gelandet, da eilt er auchschon in Richtung Wedding zur Eröffnungsfeier des Berliner Innovati-ons- und GründerZentrums (BIG). Es ist der 30. November 1983. »DasProjekt ist ein Stück meines Lebens«, sagt er heute. parTU befragte denMitinitiator.

Herr Pieroth, welchen Anteil hatte die TU Berlin an der wirtschaftlichenEntwicklung der Stadt durch die Gründung des BIG?Die wirtschaftliche Hoffnung der Berliner konzentrierte sich damalsfast ausschließlich auf große Unternehmen wie Siemens, AEG und Sche-ring. Und dann schloss die AEG ihren Betrieb in der Brunnenstraße. AlsWirtschaftssenator musste ich den Wegfall von mehreren hundert AEG-Arbeitsplätzen verkünden. Die TU mit ihrem Gründerzentrum BIG wardamals ein ganz entscheidendes Hoffnungssignal. Das BIG eröffneteauf dem ehemaligen AEG-Gelände und bot ein Potenzial, aus dem nichtnur neue Arbeitsplätze, sondern auch Produkte hervorgingen.

Welche Rolle spielte die Wissenschaft für die wirtschaftliche Entwick-lung?Wir wussten in Berlin, dass wir vornehmlich mit neuen Produkten ausden wissenschaftlichen Einrichtungen an die Entwicklung in West-deutschland anknüpfen konnten. In den nachfolgenden 80er-Jahrenübernahm Berlin hierin fast eine Führungsrolle.

Wissenschaft, Wirtschaft und Po-litik gingen damals den Weg ge-meinsam. Welche Signale habensie gesetzt?Das Beispiel der BIG-Gründungzeigt es: Wirtschaft, Wissenschaft,Kultur und Politik wirkten eng zu-sammen. Ihr Ziel war es, zu einemneuen Berliner Gründergeist zukommen. Das ist uns auch gelun-gen. Berlin muss heute wiedermehr an einem Strang ziehen, na-türlich in die gleiche Richtung!

Welchen Stellenwert hat eine Tech-nische Universität heute für dieHauptstadt?Die TU Berlin hat weitere, ähn-liche Initiativen in Berlin ange-regt und damit – ohne zu übertrei-ben – viele Zehntausende neueund interessante Arbeitsplätze ge-schaffen. Diese Fakten sprechenfür sich.

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Signal der Hoffnung – Politik half Wissenschaft

Elmar Pieroth bei der BIG-Eröffnung 1983

Die Universität zu öffnen war eines der Ziele von Jürgen Starnick, als er Ende der 70er-Jahre das Ruder der TU Berlin in dieHand bekam. »Nicht nur auf hohem Niveau zu forschen und zu lehren, sondern auch der Technologietransfer sollte Aufgabeder Universität sein«, erinnert sich der Chemieprofessor. Ziel war es, die TU wieder sichtbar in die Stadt zu integrieren.

»Wir richteten zur Betreuung von Ko-operationen mit kleinen und mittlerenUnternehmen zunächst eine Technolo-gietransferstelle in der Fasanenstraßegegenüber der IHK ein und vermitteltenBerliner Firmen Diplomanden. Es zeigtesich, dass Personaltransfer der wirk-samste Technologietransfer war«, soStarnick rückblickend. Dem Vorbild derPartneruniversität Massachusetts Insti-tute of Technology folgend, sollten auchUnternehmensgründungen aus der TUheraus gefördert werden.Schon frühzeitig boten Mitarbeiter derTransferstelle »Spin-off-Seminare« fürWissenschaftler an, die mit ihren Ideen

Firmen gründen wollten, aber nicht wussten, wie sie vorgehen sollten.Beratend standen ihnen auch Partner aus der Industrie- und Handels-kammer oder Kreditinstituten zur Seite. »Wir wollten nicht nur gut qua-lifizierte Arbeitnehmer ausbilden, sondern auch fähige Unternehmer«,erläutert der Alt-Präsident.

Aus den praktischen Gründungserfahrungen erwuchsen schnellwichtige Fragen: Wie stellt man einen Business-Plan auf? Wo findet manpreisgünstige Räume? Wie kommt man an qualifizierte Mitarbeiter? AlsAntwort entstand die Idee des Berliner Innovations- und GründerZent-rums (BIG). Nach dem Rückzug der AEG waren deren Gebäude in der

Ackerstraße ohne Nutzung. Die TU brauchte dringend zusätzlichenRaum für Forschungsprojekte und suchte zugleich nach Möglichkeiten,Firmengründungen zu unterstützen. Von diesem Orte aus hatten weitbli-ckende Unternehmer in den ersten »Gründerjahren« vor rund 100 Jahrendie Nutzung der Elektroenergie vorangetrieben. Was lag da näher, als denneuen Gründergeist – initiiert durch die TU – mit der Tradition zu ver-binden? Die ersten Mieter im BIG waren junge Wissenschaftler, die in derTU eine Produktidee entwickelten und diese verwirklichen wollten.

»Es war auch ein Aufbruchsignal für die Politik. Die Stadt am Tropfdes Bundes«, resümiert Jürgen Starnick, »brauchte dringend einen An-stoß, um sich auf die eigene Kraft zu besinnen.« Eine wichtige Rollespielte dabei der damalige Wirtschaftssenator Elmar Pieroth, der sich dieIdeen der TU zu Eigen machte. Selbst mit den Schwierigkeiten einer Fir-mengründung vertraut, war er für die TU ein kongenialer Partner. Ohnelange Planung und bürokratisches Hickhack, sondern mit Mut zum Ri-siko gelang es mit seiner Hilfe, innerhalb eines halben Jahres Räume aus-zubauen und das BIG einzurichten. Es wurde genau an dem Tage eröffnet,an dem das Abgeordnetenhaus die Gelder hierfür bewilligte.

Das BIG war nur der erste Schritt. Alsbald kam auf dem benachbar-ten Gelände der TIB (Technologie- und Innovationspark) hinzu. Heuteexistieren mehr als 20 Parks und Zentren in Berlin, in denen rund 13 000Personen beschäftigt sind. Berücksichtigt man die Firmen, die nach ih-rer Startphase diese Parks verlassen haben, so wurden ausgehend vomBIG mittlerweile 21 000 Arbeitsplätze geschaffen. Eine Bilanz, an der dieTU Berlin kräftig mitgewirkt hat und für die Jürgen Starnick u. a. mitdem Bundesverdienstkreuz am 5. Dezember geehrt wurde.Stefanie Terp

Jürgen Starnick

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Berliner Visionen und KonzepteBisher wagten mehr als 200 junge Firmen ihre ersten Schritte im BIG/TIB

Der steinerne PatientPatienten, die von Dr. Roland Hüttl behandelt werden, leiden unter Ver-schleiß, Haltungsschäden und Alterungserscheinungen. Für seineUntersuchungen nutzt er modernste Technologien wie die Sensorik, denUltraschall oder die Rasterelektronenmikroskopie. Seine Therapiensind jedoch etwas gewöhnungsbedürftig, kommen neben chemischenSubstanzen auch Hammer, Meißel und Hochleistungsbohrer zum Ein-satz … »Unsere Patienten sind Gebäude, Brücken oder Straßen, dieMaterialschäden oder Baustoffschwächen aufweisen«, erklärt derGeschäftsführer der Gesellschaft für Materialprüfung und Baustofffor-schung mbH (MBF), Roland Hüttl. Zu seinem Team gehören acht festeMitarbeiter, die von externen Spezialisten unterstützt werden. Die MBFarbeitet mit der neuesten Generation an Hightech-Geräten. Als Koope-rationspartner des Fachbereichs Baustoffe der TU Berlin kann die Firmajederzeit auf die technische Infrastruktur des sich in der Nachbarschaftbefindlichen Institutes zurückgreifen.

Besonderes Augenmerk legt Roland Hüttl auch auf den BereichMaterialforschung. Ein aktuelles Arbeitsgebiet beschäftigt sich mitinnovativem Betondesign. Während seiner Tätigkeit als wissenschaftli-cher Mitarbeiter der TU am Fachbereich Baustoffe wurde beispielswei-se in einem großen Forschungsprojekt ein gegen Säure hochbeständigerBeton entwickelt. Mit neuen Technologien und Bindemitteln entwickeltdie MBF speziellen Beton, der auf die jeweilige Anwendung zugeschnit-ten ist.

Zurzeit positioniert sich die MBF in einem neuen Geschäftsfeld:Unternehmensberatung rund um das Thema Baustoffe. »Da wir unsseit jeher im Kreuzfeld von Praxis, Forschung und Behörden bewegt ha-ben und über entsprechende Kontakte verfügen, können wir andereUnternehmen unterstützen«, erläutert der TU-Alumnus.

Ariane Steffen

Kontakt:MBF Gesellschaft für Materialprüfung und Baustoffforschung mbH,Dr. Roland Hüttl, Voltastraße 5, Gebäude 10.6, 13355 Berlin,☎ 030/40 00 79-52, Fax: 030/40 00 79-51, ✉ [email protected]

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTOS: MBF, TU Berlin; ABB.: imc

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Charakteristisch für den Standort BIG/TIB ist die unmittelbare Nähe von mehr als 90 Firmen zu den 14 Forschungsinstitutender TU sowie der Fraunhofer Gesellschaft und darüber hinaus zur Humboldt-Universität zu Berlin, insbesondere der Charitéim Stadtteil Wedding. Viele Start-ups haben ihre Wurzeln in der TU Berlin, beschäftigen TU-Alumni oder kooperieren mit derUniversität. parTU stellt zwei vor.

Baustoffe unterm Mikroskop

Messbarer ErfolgDie Wirtschaftspresse nimmt es kaum wahr, wenn eine mittelständischeFirma mit 100 Mitarbeitern gerade wieder 14 Ingenieure eingestellthat – wie imc Meßsysteme im Laufe dieses Jahres. Sicher ist auch derRoutineeinsatz innovativer Messsysteme bei der Erprobung von Fahr-zeugen mit einem Auftragsvolumen von 20 000 bis 500 000 Euro wenigdazu angetan, Publikumsinteresse zu erzeugen.

Doch sind es diese mittelständischen Firmen, die das Rückgrat un-serer Wirtschaft bilden. Eine davon ist die imc Meßsysteme GmbH, dievor 15 Jahren von vier TU-Alumni gegründet wurde und die ihren Sitzim BIG/TIB hat. Basis der Gründung war einer der ersten Berliner Inno-vationspreise, den das Messtechnik-Team der TU um Prof. Dr. DieterFilbert vom damaligen Institut für Allgemeine Elektrotechnik, Dr. KlausMetzger und Ekkehard Dreetz erhielt. Klaus Metzger ist heute Profes-sor und Gesellschafter der immer noch schnell wachsenden Firma: »Daunser Spezialgebiet die Entwicklung ist, sind wir auf gut ausgebildeteIngenieure angewiesen. Zirka 40 TU-Alumni gehören heute zum imc-Team. Bis vor kurzem habe ich Vorlesungen an der TU Berlin gehalten«,sagt Professor Metzger. Die Messgeräte der Firma werden vor allem inder Fahrzeugindustrie und im Maschinenbau genutzt. Insgesamt konn-te imc bis heute eine Viertelmillion Messkanäle verkaufen. Auch inKraftwerken sind seit den frühen 90er-Jahren mehrere 1000 imc-Mess-kanäle im Dauereinsatz. imc-Geräte fanden ebenso bei der ABS- undESP-Entwicklung Anwendung wie auch bei neuartigen Schaltgetrieben.imc und ADDITIVE Soft- und Hardware für Technik und WissenschaftGmbH, die eng kooperieren, beschäftigen heute rund 130 Mitarbeiter.2002 wurde mit imc DataWorks LCC eine US-Dependance gegründet,und in diesem Jahr betrat imc mit einer Firmengründung in China denasiatischen Markt. Stefanie Terp

Kontakt:imc Meßsysteme GmbH, Voltastraße 5, 13355 Berlin,Prof. Dr. Klaus Metzger, ☎ 030/4 67 09 00, Fax: 030/4 63 15 76,✉ [email protected], ➥ www.imc-berlin.de

Grafischer Überblick über die Geschäftsfelder des Unternehmens

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In Harmonie mit der NaturTU-Ausgründer OrganoBalance engagiert sich beim Wissenstransfer zwischen Uni und Industrie

Das im denkmalgeschützten Berliner In-novations- und GründerZentrum (BIG)in Wedding ansässige Unternehmen ent-wickelt und vermarktet topische probio-tische Mikroorganismen. Mit den mo-dernsten Verfahren der Mikrobiologieund hocheffizienten Screening-Techni-ken werden aus Stammbanken die für die jeweilige Zielanwendung ambesten geeigneten Stämme gefiltert. Zu den Anwendungsgebieten zäh-len unter anderem Gastritis und unreine Haut. Störungen, denen mit la-gerstabilen Produkten unterschiedlicher Formen – wie etwa Bonbonsoder Cremes – im Wortsinn zu Leibe gerückt werden soll.

Zum Gründerteam gehört der 1944 in Wien geborene Prof. Dr.-Ing.Ulf Stahl. Er erwarb seine ersten Meriten in Wien und Bochum. Seit 1983ist er als Leiter des Forschungsinstituts am Institut für Biotechnologieder TU Berlin. Zu den Gründern gehört auch Dr. Michael Wallmeyer,1950 in Berlin geboren. Er studierte, promovierte und arbeitete an der

TU Berlin, hat seit 1985 an der Gründungdiverser Unternehmen entscheidend mit-gewirkt und engagiert sich bis dato in Gre-mien von wissenschaftlich-strategischerBedeutung. Er ist Mitgesellschafter desUnternehmens, ihm obliegt der Beirats-vorsitz.

Die Dritte im Bunde der mutigen Exis-tenzgründer ist PD Dr. Christine Lang,

1957 geboren. Sie kommt aus Bochum, studierte dort Biologie und pro-movierte bei Ulf Stahl. Ihre bisherige Berliner Zeit ist eng mit der TUverbunden: als Lehrbeauftragte, Betreuerin von Praktika, Hochschulas-sistentin, habilitierte Privatdozentin, Oberingenieurin, Diplom-Prü-fungsberechtigte. Seit zwei Jahren setzt sie nun zudem als OrganoBa-lance-Geschäftsführerin »auf die Vielfalt der natürlichen Ressourcen,die in unserer firmeneigenen Stammbank von vornehmlich aus Lebens-mitteln stammenden Kulturen gebündelt sind«.

Bevor die Geschäftsidee zur gesundheitsfördernden Entwicklungs-gewalt werden konnte, gab es vielfältige Kontakte mit Forschern großerIndustrieunternehmen, Patentrecherche, Literaturstudium sowie Chan-cen- und Risikoabwägung. »Es zeigte sich, dass die Zeit und das Umfeld

reif für unser Vorhaben waren«, erinnert sich die Ge-schäftsführerin. Dies äußerte sich vor allem in demGewinn eines Wettbewerbs, bei dem die Grün-dungsidee prämiert wurde. Damit war das not-

wendige Startkapital vorhanden.Auch die TU Berlin zeigte sich in der Aus-

gründungsphase von ihrer besten Seite. Alses um Büroräume, Bewerbungen und tech-nische Ausrüstung der Labors ging, reagier-ten die Instanzen entgegenkommend. Glei-

ches galt auch bei der durchaus mit Kostenverbundenen zwischenzeitlichen »Verwal-

tung« eines Patents. Welches nunmehr zurück-gekauft werden konnte: Es ist nicht auszuschlie-

ßen, dass in den kommenden Jahren der Lebensmit-

telindustrie eine daraus hervorgehendeEntwicklung angeboten wird.

Christine Lang ist also voller Lob fürdie TU Berlin. Auch ist sie ganz und garder Meinung des TU-Präsidenten Prof.Dr. Kurt Kutzler, der seine Universitätvor allem als Leistungsträger und weni-

ger als Kostenträger definiert. Im letzten Alumni-Magazin hatte er andie Ehemaligen appelliert, »in dieser substanzgefährdenden Sparrundevon gigantischem Ausmaß« die Universität mit Anregungen zu unter-stützen.

Allein vier der insgesamt zehn Mitarbeiter haben an der TU Berlinstudiert, beziehungsweise dort promoviert oder habilitiert. Eine weitereMitarbeiterin ist gegenwärtig noch TU-Studentin. »Das alles fordertund fördert Innovation, vor allem aber Teamfähigkeit, die darüber hi-

naus durch die Freiheit zur schöpferischen Mitgestaltung unserer tägli-chen Arbeit geprägt wird.« Das Klima ist wichtig. Und das sei hier inOrdnung. Christine Lang ergänzt weiter: »Gute Karten hat das Unter-nehmen in diesen schwierigen Zeiten auch deshalb, weil Entwicklungs-aufträge mittelfristig eine finanzielle Basis schaffen.«

Nun wurden Engagement und Konzept von OrganoBalance mit dem2. Preis des renommierten Innovationswettbewerbs »IDEE-Förderpreis2003« ausgezeichnet. Er war am 23. Oktober 2003 zum sechsten Malvom Hamburger Kaffeeunternehmer Albert Darboven im Rathaus derHansestadt für die innovativste Idee von Jungunternehmerinnen/Exis-tenzgründerinnen verliehen worden. Im Wettbewerb um Deutschlandseinzigen Frauen-Förderpreis, um den man sich bis zu drei Jahre nachExistenzgründung bewerben kann, standen in diesem Jahr 2100 Kon-zepte. Fazit der OrganoBalance GmbH: Wissenstransfer zwischen Uni-versität und Unternehmen hilft immer. Besonders nach der Existenz-gründung. Rudolf Hempel

Kontakt:OrganoBalance GmbH, BIG/TIB-Gebäude, Gustav-Meyer-Allee 25,Geb. 12, Etage 3, 13355 Berlin, ☎ 030/46 30 72 00, ✉ [email protected], ➥ www.OrganoBalance.del

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FOTOS: Hempel, OrganoBalance parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 11

Im Unternehmen forschen und arbeiten bestens ausgebildete Wissenschaftler aus den Fachrichtungen Medizin, Biotechnolo-gie und Mikrobiologie mit erfahrenen Profis aus dem Management zusammen. Eingebunden in Kooperationen mit akademi-schen und industriellen Gruppen ist OrganoBalance ein aktiver Teil des Berlin-Brandenburger Life-Science-Netzwerks. »Mitder Natur im Einklang« – lautet die Botschaft.

Teamfähigkeit: »Eine gute Atmosphäre ist Gold wert«

»Wissenstransferhilft besondersnach der Existenz-gründung«

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Wissen für Erwachsene mit KinderblickWie Aiman Abdallah vom Informatikstudium zum Fernsehen kam

»Ruhm – na ja, muss man in Anführungszeichen setzen. Er ist mireigentlich gar nicht so bewusst. Sicher, Leute kennen mich oder sprechenmich auch mal an. Aber letztendlich kenne ich mich immer noch wieder,ich bin immer noch ich. Und Leute, mit denen ich zusammen bin, erken-nen mich auch noch«, sagt Aiman Abdallah nachdenklich, wenn manihn fragt, wie der plötzliche Ruhm ihn und sein Leben verändert hat. Invielen Bereichen hat sich das Leben für den Wissenschaftsjournalistenund Fernsehmoderator gar nicht so sehr verändert. Hart arbeiten musser nämlich immer noch. Und das war schon zu seiner Studentenzeit ander TU Berlin so. Er musste sich seinen Lebensunterhalt neben dem Stu-dium verdienen. »Letztlich hat mich das um meine Karriere als Informa-tiker gebracht«, schmunzelt der 38-Jährige heute. Allerdings begann soauch seine Fernsehkarriere. Und die ist so schlecht auch nicht.

Fünfmal in der Woche, jeweils um 19.30 Uhr, moderiert er seit 1998das unterhaltende Wissensmagazin »Galileo« auf Pro Sie-ben. Es zieht bis heute Millionen Kinder, Jugendlicheund Erwachsene in seinen Bann. Wegen des Erfolgs botPro Sieben Aiman Abdallah mit »terra luna – DasWissensmagazin« eine weitere Sendung an, die seitMitte dieses Jahres dienstags um 20.15 Uhr ebenfallsmit großem Erfolg läuft. Er erklärt den Wissbegieri-gen auf unterhaltsame Weise, wie man Strommastenrepariert, durch die 20 000 Volt Spannung fließen, wie derSchimmel für den Käse gezüchtet wird oder wie manMenschen aus Hochhäusern retten kann. »Lernensoll Spaß machen«, findet Abdallah, »undWissenschaft hat viel mit kindlicherNeugier zu tun. Wir wol-

Hier hat er auch studiert. Er liebte es, damals wie übrigens auch heutenoch, stundenlang am Computer zu tüfteln. So schrieb er sich an der TUBerlin ein. Neben dem Studium musste er arbeiten. Sein Faible für tech-nische Geräte und die damals neue Technik der Digitalisierung brach-ten ihn zum ZDF, als Videoeffekt-Operator, später als Cutter. Da eraußerdem begeisterter Rugby-Spieler war, sogar in der Bundesliga undder deutschen Nationalmannschaft spielte, landete er als freier Mitar-beiter in der Sportredaktion, wurde sogar als Sprecher und Moderatorvon den Sportreporter-Legenden Harry Valérien und Ernst Huberty aus-gebildet und kam schließlich als Sportredakteur zur Deutschen Welle, zuKISS FM, n-tv und Premiere. Aber wie kam er zur Wissenschaft?

»Ich habe viel über Journalismus gelernt, war Reporter und Redak-teur«, erzählt Abdallah. »Als die Sendung kreiert wurde, suchte manJournalisten zur Verstärkung der Redaktion, aber man wollte auch, dass

ein Journalist die Sendung präsentiert. Ein Mensch also, der neu-gierig ist und dessen Wissensstand am Anfang der Recherche

dem des normalen Zuschauers entspricht, der sich dann einThema aneignet, den Schritt zurückgeht und dem

Zuschauer das Wissen so vermittelt, dass er es versteht.«Die Sendung lebe von diesem Kinderblick. Sie

beantworte Fragen, die Erwachsene zwar haben,sich aber nicht mehr zu stellen trauten.

»Da lerne ich immerganz viel von mei-nen eigenen Kin-dern.« Sein ältes-

ter Sohn ist 14,dann kom-

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Aiman Abdallah kehrte im Oktober dieses Jahres an seine Universität zurück – an die TU Berlin. Er kam, um das Wintersemes-ter 2003/2004 zu eröffnen. Hunderte von Studentinnen und Studenten strömten in das Audimax. Am Erstsemestertag derTU Berlin konnten sie den bekannten und beliebten Moderator der Wissenschaftssendungen »Galileo« und »terra luna« end-lich einmal live sehen und sich einen lang ersehnten Autogrammwunsch erfüllen.

len verständliche Einblicke geben und unterhalten«, erklärt er das Kon-zept der Sendungen und seinen Erfolg. »Galileo« wurde im Juni 2001 mitdem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet und war sogar für denDeutschen Fernsehpreis nominiert.

Der Weg zum Erfolg war durchaus lang. Aiman Abdallah wurde inBad Kreuznach geboren, als Sohn ägyptischer Eltern, die Anfang der60er-Jahre nach Deutschland kamen. Bald zogen sie nach Berlin. DreiJahre lebte er in Ägypten und besuchte dort die deutsche Schule. Dochschon bald kam die Familie wieder nach Berlin zurück, wo er auch heutenoch lebt. Derzeit führt er freilich ein Leben als Pendler. Vier Tage dieWoche ist er in München, wo er »Galileo« live moderiert. Freitags läufteine aufgezeichnete Sendung, da macht er sich wieder auf den Weg nachBerlin. »Mein Herz ist der Stadt verbunden, das ist die Stadt, in der ichmich auskenne, hier leben meine drei Kinder«, sagt er.

men zwei Töchter, zwölf und vier Jahre alt. Natürlich schauen die sichauch den Papa im Fernsehen an.

»Wer hätte das gedacht, dass sich 14-jährige Kinder hinsetzen undsich freiwillig eine Fernsehsendung ansehen, in der man – zwar nichtausschließlich, aber auch – etwas lernt. Das motiviert und macht auchein bisschen stolz.«

Stolz war Aiman Abdallah auch, als er am Erstsemestertag im Okto-ber dieses Jahres an die TU Berlin zurückkehrte, sich sogar ins GoldeneBuch eintragen durfte und auf der Bühne im Audimax die Begegnungzweier so bedeutender Männer wie der Raumfahrer Sigmund Jähn undUlf Merbold moderierte. »Das ist wie ein Kindheitstraum gewesen, derwahr wird«, lächelt er. »Vielleicht hat jeder so was, dass er sagt: EinesTages komme ich zurück und zeige euch, was ich geworden bin. Ja, undda denke ich mir: Die Arbeit hat sich gelohnt!« Patricia Pätzold

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»Ich kann nur allenStudierenden empfeh-len, an verschiedenenUniversitäten zu studie-ren, nur so lässt sichVielfältigkeit erleben;die Perspektiven werdenerweitert«, sagt Ernst Pi-per, der sein Studium inseiner HeimatstadtMünchen begonnenhatte, wo er 1952 gebo-ren worden war. Von1974 bis 1981 wohnte erschon einmal in Berlinund studierte an derTechnischen UniversitätGeschichte, Germanis-tik und Philosophie.»Ich hatte mich gegendie FU entschieden, weildie Historiker, die michdort interessierten, da-mals gerade an die TUberufen worden waren«,erzählt Ernst Piper. Ererinnert sich gern anseine Studienzeit an der

TU Berlin, und die Professoren erinnern sich an ihn: Student Piper wardamals der Einzige mit dem Hauptfach Mittelalterliche Geschichte. InBerlin genoss Ernst Piper die relative Anonymität, nicht sofort und über-all als der Sohn des Verlegers Karl Piper erkannt zu werden. Auch da-mals wohnte er in Berlin-Zehlendorf und war in Dahlem fast täglich inder Universitätsbibliothek. So viel zur »Ehrenrettung« der Freien Uni-versität. Die FU-Universitätsbibliothek verfügte in jenen Jahren nochüber den Berliner Gesamtkatalog, bevor dieser dann in der neu eröffne-ten Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße untergebracht wurde.

Am Fachbereich 1 der TU Berlin promovierte Ernst Piper 1981 inMittelalterlicher Geschichte bei Professor Ernst Pitz. An die Promotionschloss sich nahtlos der Beginn seiner verlegerischen Tätigkeit an: 1982

ging der TU-Alumnus als Programmleiterzum Piper Verlag in München. Über zehnJahre führte der Historiker gemeinsam mitseinem Vater den Verlag als Geschäftsfüh-render Gesellschafter.

Unter Ernst Pipers Einfluss verjüngtesich der Verlag personell und programma-tisch, ihm gelangen spektakuläre Bestsel-lererfolge mit Anna Wimschneiders

»Herbstmilch« und Sten Nadolnys »Entdeckung der Langsamkeit«.Doch ein reibungsloser Generationswechsel fand in der VerlegerfamiliePiper – wie in so vielen anderen deutschen Verlegerfamilien – nicht statt.Klaus Piper verkaufte 1994 gegen den Willen des Sohnes den renom-mierten, doch wirtschaftlich angeschlagenen Verlag an die schwedische

Bonnier-Gruppe. Ernst Piper schied aus demVerlag aus und begann seine Habilitations-schrift im Fachbereich Neuere Geschichtean der Universität Potsdam über Alfred Ro-senberg, die von Prof. Dr. Julius H. Schoepsund Prof. Dr. Manfred Görtemaker betreutwird.

Seit 1995 war Ernst Piper immer wiederals Verleger tätig, zuletzt beim Pendo Verlagin Zürich. Dieses Kapitel ist jedoch vorerstabgeschlossen: Zusammen mit Astrid Pop-penhusen ist er seit April diesen Jahres un-ter die Literatur-Agenten gegangen. Piper& Poppenhusen heißt die Firma, die in Ko-operation mit der Zürcher Paul & PeterFritz AG, dem Marktführer unter den Agen-ten, Autoren berät und ihre Rechte gegen-über den Verlagen vertritt, wobei sich derTU-Alumnus auf den Sachbuchbereichspezialisiert hat, seine Partnerin betreut dieBelletristik. Daneben existiert weiterhindas Ernst Piper Verlagsbüro, dessen Ange-bot die Beratung bei der Erarbeitung oderÜberarbeitung von Programmprofilen so-wie die klassischen Aufgabenfelder Begut-achtung, Projektbetreuung und Redaktionumfasst.

Ernst Piper ist Autor zahlreicher Publi-kationen. 1993 gab er den »Historikerstreit«heraus. Im Jahr 1998 war er Fellow am Mo-ses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Zudem ist erHonorary Research Fellow am Royal Hollo-way College der University of London. ZuPipers Forschungsschwerpunkten gehörensowohl die Kulturgeschichte Münchens im20. Jahrhundert als auch die Geschichte desmodernen Antisemitismus sowie die Ideen-geschichte des Nationalsozialismus. Er be-schäftigt sich mit Fragen der Vergangen-heitsbewältigung, Erinnerungsarbeit unddes kulturellen Gedächtnisses im postnatio-nalsozialistischen Deutschland.

Seine Verwurzelung in der Geschichteund in der verlegerischen Tätigkeit spiegelnauch die Themen seiner Lehraufträge wider.So referiert er sowohl über »SystematischeProgrammplanung im Publikumsverlag«als auch über »Die NSDAP in der WeimarerRepublik« oder über die nationalsozialisti-schen Bücherverbrennungen. In diesem Jahrnun möchte er seine Habilitationsschriftüber Alfred Rosenberg abschließen.

Luise Gunga

FOTOS: Kundel-Saro parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 13

Er verlegt, schreibt, vermittelt, lektoriert und liest sie: Ernst Piper hat in seinem Büro drei Schreibtischeund viel zu tun – mit Büchern. Als Studierender der TU Berlin lernte er die Stadt vor dreißig Jahren ken-nen. Nach langer Abwesenheit lebt der Münchner – nun mit Frau und vier Kindern – wieder in Berlin.

Dr. Ernst Piper – ein Münchner in Berlin

Alles Vergangene zieht ihn anErnst Piper ist ein leidenschaftlicher Bücherfreund und Historiker

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Für ihn ist einLeben ohne Bücherundenkbar

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Ein Mann für alle FälleWenn IT-Systeme zu sanieren sind, schlägt die Stunde für Lothar Dietrich

Das traditionsreiche Unternehmen ging im Sommer letzten Jah-res spektakulär in die Knie und musste aus finanziellen Grün-den, u. a. wegen des Verkaufs seines Werftenbereichs, Insolvenzanmelden. »Völlig überraschend. Die Entwicklung war sonicht erkennbar gewesen«, sagt der Ex-Manager des KonzernsBabcock Borsig, »mich hat die Schnelligkeit über-rascht, mit der plötzlich nichts mehr ging.« Das seiein Schlüsselerlebnis für ihn gewesen. Die Um-setzung von Entscheidungen, was sonst Mo-nate dauere, sei hier innerhalb von Tagen erle-digt worden. Er hat die IT-Systeme der Auf-fanggesellschaft Babcock Borsig so zuge-schnitten, dass eine stabile Abwicklung derGeschäftsprozesse gewährleistet war. Dassdie Staatsanwaltschaft gegen ehemalige Vor-standsmitglieder des Unternehmens ermittelt,beschäftigt den TU-Alumnus nur wenig. Er sieht seine He-rausforderung nun darin, als Geschäftsführer das SAP-Beratungshaus Manß & Partner mit seinen rund 80 Mit-

arbeitern zu füh-ren: »Doch im Un-terschied zu frühersitze ich heute aufder anderen Seite:Damals habe ichIT- und Beratungs-Leistungen einge-kauft, heute ver-kaufen wir IT-Lö-

sungen und Beratung zum Beispiel an die Bayer AG in Le-verkusen, RWE, Adidas, Schering und andere.«

Dr. Lothar Dietrich studierte von 1969 bis 1975 an derTU Berlin Maschinenbau und Betriebswirtschaft am ehe-maligen Fachbereich 11 bei Professor Bernd Schulte undProfessor Günter Spur. Seine Diplomarbeit hat er zumThema Arbeitsabläufe und Rationalisierung in Verbindungmit einem Projekt in einem Industrie-Unternehmen geschrieben. Nachder Teilnahme am Trainee-Programm der Firma Armstrong Cork inDüsseldorf kehrte er an die TU Berlin zurück, um als Assistent im Fach-bereich Fertigungstechnik mit dem Schwerpunkt Arbeitsgestaltung und-organisation bei Professor Bernd Schulte zur arbeiten. Ihm war jedochklar, dass er mittelfristig ins Management im industriellen Umfeldwechseln würde. »Doch an der Technischen Universität Berlin gab es soumfangreiche Kooperationen mit Unternehmen wie beispielsweiseBosch, Siemens und Continental mit entsprechend hohen Industriebud-gets und Geldern der Forschungsministerien. Mehr Praxiserfahrung alsin diesen großen Projekten konnte ich auch als Mitarbeiter in der Indust-rie nicht sammeln.«

So entwickelten Dr. Lothar Dietrich und seine Kollegen in den Jahren1975 bis 1981 die ersten Arbeitsorganisationsmodelle für deutsche Unter-nehmen, nach dem Vorbild der schwedischen Firma Volvo. Lothar Diet-rich bezeichnet seine Berliner Assistentenzeit als »Glücksfall«, da er viele

praktische Erfahrungen in der Industrie sammeln, lehren undsich zudem frei entfalten konnte. »Wir haben diese Erfahrun-gen schon damals nicht nur den Studenten der TU Berlin ver-mittelt, sondern auch Absolventen der Fachhochschulen undIndustrie-Meistern an der IHK sowie Führungskräften in derIndustrie. Dadurch war permanent ein Wissensaustausch mit

der Praxis möglich.«Von der TU Berlin wechselte er zur

Firma Krupp in Essen, für die er alsBereichsleiter »Consulting Be-triebsmanagement« agierte. Seine

reiche Projekterfahrung war dabeivon immensem Nutzen. Plötzlich

musste er auch internationale Projekte inSaudi-Arabien und Westafrika betreuen.

»Das war eine wichtige Erfahrung; ich merkteschnell: Je breiter die Basis, umso besser kommt man

mit neuen Themen und Aufgaben zurecht«, sagtLothar Dietrich heute.

Ähnlich erging es ihm bei dem ComputerkonzernNixdorf, der ihn 1987 als Fachmann für die damalsneue industrielle Computerisierung ins Unterneh-men holte: »Man wird einfach reingeworfen in dieAufgabe und muss sich dann beweisen.« Dies hat ermit Erfolg getan. Rund 20 IT-Projekte sanierte er undverlor dadurch jegliche Scheu vor großen Namen inder Wirtschaft. Auch das war wieder so ein »Schlüs-selerlebnis«. Das Wichtigste aus dieser Zeit ist dieBeschäftigung mit IT-Projektsanierungen. Nach derFusion von Siemens-Nixdorf war er als Direktor fürInformationsmanagement dann acht Jahre bei ei-nem ebenfalls schwierigen Patienten tätig. Als Ex-perte für IT-Sanierung holte ihn der Automobilzu-

liefererErbs-löh,

der vor dem Problem stand, dieKosten drastisch senken zu müs-sen, da das damalige VW-Vor-standsmitglied Lopez 1993–94Preissenkungen von mehr als 20Prozent erzwungen hatte. LotharDietrich übertraf durch Kostensenkung und Standardisierung der IT-Sys-teme und -Prozesse beim Zulieferer von Daimler, Porsche und Audi sogardas Sparziel und hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass Erbs-löh in Velbert wieder konkurrenzfähig wurde.

TU-Alumnus Dr. Lothar Dietrich hat in den vergangenen zwanzigJahren viel Erfahrung im Informationsmanagement in der deutschen In-dustrie gesammelt. Deshalb nahm er das Angebot des Springer-Verla-ges an, ein Buch zum Thema IT-Sanierung in Deutschland herauszuge-ben, in dem rund ein Dutzend deutsche Top-Manager ihre Erfahrungenniederschreiben werden. Luise Gunga

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTO: Manß & Partner

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»Man braucht im Leben Schlüsselerlebnisse, ein wenig Glück und eine breite Basis in der Ausbildung«, meint TU-Alumnus Dr.Lothar Dietrich, seit Anfang des Jahres Geschäftsführer des IT-Beratungsunternehmens Manß & Partner in Wermelskirchenbei Köln. Zuvor war der gebürtige Hamburger drei Jahre als Direktor für Informationsmanagement bei dem OberhausenerMaschinen- und Anlagenbauer Babcock Borsig für die Erneuerung der Abläufe, Strukturen und IT-Systeme des Unterneh-mens zuständig, das damals noch aus weltweit 150 Gesellschaften bestand.

»Das Studium vermitteltemir ein breites Basiswissen,das ich in meinem Berufs-leben sehr gut nutzenkonnte«

»Uni-Institute sollen unbedingt praxisorientiertarbeiten und Kooperationenmit der Industrie eingehen«

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Spürnase für InnovationenTU-Alumnus Lorenz Voit knüpft die Fäden zwischen Industrie und Wissenschaft

Lorenz Voit hat die Kooperation mit der TU Berlin initiiert, die der Über-prüfung eines neuen Ansatzes zur simulationsgestützten Fußgänger-Aufprallprüfung auf Kraftfahrzeuge dient. Wissenschaftler der TU Ber-lin haben ihn erdacht. Der Zusammenarbeit mit Universitäten kommtgroße Bedeutung zu. »Den Dialog zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft wollen wir fortführen und weiter ausbauen«, meint der TU-Alum-nus Lorenz Voit. Für ihn sei es daher auch vorstellbar, mit dem Institutfür Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik der Fraunhofer-Ge-sellschaft (IPK) im Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) möglicher-weise ein Kooperationsbüro einzurichten, das weitere gemeinsame For-schungsprojekte anschiebt.

Seit 1975 arbeitet die Firma Rücker für die Automobilindustrie undgilt als Pionier im wachstumsstarken Segment Outsourcing von Hoch-technologie-Forschung und -Entwicklung. Die Rücker AG zählt mitüber 2000 Mitarbeitern zu den führenden europäischen Entwicklungs-dienstleistern und bietet die virtuelle Produktentwicklung für die Auto-mobil- sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie an. Sämtliche großenAutomobilhersteller führen weite Bereiche der Hochtechnologiefor-schung und -entwicklung für ihre Fahrzeuge nicht mehr alleine durch.Die komplette virtuelle Planung von Automodellen und ihren Produkti-onsanlagen und Fabriken wird von externen Hightech-Entwicklern un-terstützt. So verkürzt sich die Entwicklungszeit neuer Automodelle undKosten werden zusätzlich gespart.

Die Kooperation von Unternehmen und Hochschule sieht Innovati-onsmanager Dr. Lorenz Voit als Gewinn bringend für alle Beteiligten an.Das Wissen der Industrie kann auf diesem Weg mit dem Know-how der

Wissenschaft verbunden werden,um damit Forschungs- und Pra-xistechnologie zu vereinigen. Fürdie TU Berlin ergibt sich dadurchdie Möglichkeit, zu günstigenKonditionen die supermoderneTestanlage der Rücker AG in Gus-tavsburg nutzen zu können, derenAnschaffung das Budget einesFachbereiches weit überfordernwürde. Im April dieses Jahres hatein Forscherteam der TU Berlinvom Fachbereich Kraftfahrzeugedes Instituts für Luft- und Seever-kehr (ILS) unter Leitung von Prof.Dr. Volker Schindler im Testzent-rum Gustavsburg bei Frankfurtam Main die Einführung derKomponentenschussanlage beider Firma Rücker AG wissen-schaftlich betreut.

In einem mehrwöchigen Pro-jekt konnten Versuche zur Fuß-gängersicherheit durchgeführtwerden, die Teil einer Promotionam ILS Kraftfahrzeuge der TUBerlin sind. Dipl.-Ing. Matthias

Kühn beschäftigt sich mit der Frage, wie Tests, die eine Kollision von Au-tofront und Fußgänger simulieren, noch realitätsnäher gestaltet werdenkönnen. Passive Fußgängersicherheit ist hier das Stichwort, denn sämt-liche neuen Fahrzeugtypenmüssen zukünftig laut EU-Richtlinie zum Schutz derFußgänger bestimmte Nor-men erfüllen. Die Zusam-menarbeit mit der TU Berlinim Bereich Know-how-Transfer soll nun fortge-führt und ausgebaut wer-den.

Dr. Lorenz Voit hat seineWurzeln an der TU Berlin:Von 1985 bis 1991 studierteer hier Maschinenbau undarbeitete anschließend alsWissenschaftlicher Mitar-beiter am Institut für Werk-zeugmaschinen und Fabrikbetrieb, Bereich Montagetechnik und Fab-rikbetrieb, bei Professor Günther Seliger. Nach seiner Promotion 1997war er zunächst mit der Firma Alligator Sunshine Technologies, einerTU-Ausgründung, erfolgreich selbstständig, bis er als Quereinsteigerzur Rücker AG wechselte.

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FOTOS: Rücker AG, TU Berlin parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 15

Im Testzentrum Gustavsburg der Rücker AG führte die TU Berlin eine Testreihe für die PKW-Fußgänger-Kollision durch

Dr. Lorenz Voit

»Durch die Zusammenarbeit mit der TU Berlin baut sich unser Fahrzeugversuchszentrum in Gustavsburg im Bereich Fußgän-gersicherheit einen Technologievorsprung auf, der dem Unternehmen und seinen Kunden aus der Automobilindustrienutzt«, sagt Dr. Lorenz Voit. Seit vergangenem Jahr ist er Leiter des Innovationsmanagements der Rücker AG. Sein Ziel ist es,die Technologiebasis des börsennotierten Konzerns zu stärken und weiter auszubauen.

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Ein Arbeitsplatz im ParadiesHeinz Berg ist neuer Verwaltungschef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Dr. Heinz Bergs Aufgabengebiet ist bei allem Glanz, der ihn umgibt,doch ziemlich trocken: Es geht um Finanzen, Personalfragen, EDV-Mo-dernisierung, Organisation und die Immobilien der Stiftung. Heinz Berghat es also mit notorisch knappen Budgets zu tun: »Vorsichtig geschätzt,besteht ein immenser Investitionsstau von mindestens 280 MillionenEuro, unabhängig vom laufenden Haushalt.« Zwar steht die StiftungPreußische Schlösser und Gärten – was ihre Finanzlage betrifft – im Ver-hältnis zu anderen Kultureinrichtungen noch gut da. »Unter den Blin-den ist der Einäugige König«, so Dr. Berg. Dennoch wächst der Druck,neue Finanzquellen zu erschließen oder aber alte wieder zum Sprudelnzu bringen. »Die Parkraumbewirtschaftung am Schloss Sanssouci istausgesprochen mangelhaft« erklärt Dr. Heinz Berg, der sich nichtscheut, auch solch unspektakuläre Dinge in Angriff zu nehmen.

Der TU-Alumnus ist der erste Ökonom auf dem Posten des Verwal-tungschefs, seine Vorgänger waren Juristen. Da die Zusammenführungder Schlösser- und Gartenverwaltungen nach der Wende weitgehend ab-geschlossen ist, wird es in den kommenden Jahren vor allem um die Op-timierung der Strukturen und Abläufe in der Stiftung und um eine kon-sequente Besucherorientierung gehen. Was die inhaltliche Profilierung

betrifft, so ist das aus den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts stammendeKonzept der »Museumsschlösser« für die Stiftung unverändert aktuell.Jedes Haus steht als Gesamtkunstwerk mit seinem wertvollen Inventarund den Gärten exemplarisch für die Kunst einer Epoche, denn die Ho-henzollern-Herrscher ließen in über zwei Jahrhunderten ein einzigarti-ges Ensemble von Schlössern und Gärten entstehen. Die Stiftung hat je-doch nicht mehr nur die Potsdamer Schlösserlandschaft zu betreuen,sondern auch das Schloss Charlottenburg mit seinem wunderschönenBarockgarten, das Jagdschloss Grunewald und die Pfaueninsel in Ber-lin. In Brandenburg sind es beispielsweise das Schloss Rheinsberg, derSommersitz von Königin Luise, Schloss Paretz, sowie die Schlösser inKönigswusterhausen und Caputh. »Ich muss gestehen, dass ich meistim Büro bin und noch gar nicht alle Schlösser und Gärten besuchenkonnte«, bedauert Dr. Berg, »doch nach und nach werde ich sie besich-tigen und dann mehr über ihre geschichtliche und kunstgeschichtlicheBedeutung wissen.«

Der gebürtige Niedersachse studierte von 1973 bis 1979 an der TUBerlin Volkswirtschaftslehre mit den Studienschwerpunkten Statistik,Sozialpolitik, EDV. »Ich habe mich an der TU sehr wohl gefühlt. Das

Studium war gut geordnet und straff organi-siert«, erinnert sich Heinz Berg, »vor allemhatte ich mit Rainald K. Bauer vom Fachbe-reich Informatik einen tollen Professor.«

Nach dem Diplom führten ihn seine erstenberuflichen Stationen in die Marktforschungder Pharmafirma Dr. Karl Thomae in Bibe-rach/Riss und wieder nach Berlin als Wissen-schaftlicher Mitarbeiter an das Institut fürGesundheits- und Sozialforschung GmbH(IGES). 1982 begann die Karriere von Dr.Berg bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse(AOK), 1986 erfolgte die Promotion zum Dok-tor der Wirtschaftswissenschaften mit demThema »Die regionalen Leistungsstrukturender Allgemeinen Ortskrankenkassen« bei denProfessoren Rainald K. Bauer und ChristofHelberger. Seit 1990 war Berg Leiter des Ge-schäftsbereichs »Zentrale Dienste« des AOK-Bundesverbandes in Bonn. Nun beschäftigtsich der TU-Alumnus mit einer anderen Artvon Patienten: den preußischen Schlössernund Gärten. »Verwaltung ist Verwaltung«,meint er, »da machen die AOK und die Stif-tung Preußische Schlösser und Gärten keinengroßen Unterschied. Das Geld ist bei beidenknapp.« Langfristig möchte der Vater von dreiTöchtern mit seiner Frau nach Potsdam um-siedeln, doch bis die jüngste Tochter das Abi-tur in der Tasche hat, wird er zwischen Bonnund Potsdam pendeln. Luise Gunga

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTO: Kundel-Saro

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Der Arbeitsplatz von Dr. Heinz Berg ist wunderschön gelegen. Allein die Adresse »Am Grünen Gitter« in Potsdam-Sanssouciklingt verheißungsvoll. Nur wenige Schritte sind es dann bis zum paradiesischen Marlygarten, zwischen Friedenskirche, demMausoleum Friedrichs III. und der Hauptallee in Schloss Sanssouci. Der TU-Alumnus ist seit Juli 2003 Direktor der Generalver-waltung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg (SPSG) sowie ständiger Vertreter des Gene-raldirektors Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. Der Stiftung, deren Träger heute die Länder Brandenburg und Berlin sowie der Bundsind, obliegt die Pflege, Restaurierung und wissenschaftliche Bearbeitung der historischen Bauten, Kunstsammlungen undGartenanlagen. Über zwei Millionen Besucher aus aller Welt besichtigen jedes Jahr die 32 Museen der Stiftung.

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Ingenieurin sucht IngenieurinnenMartina Klocke möchte mehr Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Berufen

Martina Klocke ist seit zehn Jahren Professorin für Fertigungstechnikan der Fachhochschule Kiel. Der Fachbereich Maschinenwesen bietetdie Studiengänge Internationales Vertriebs- und Einkaufs-Ingenieurwe-sen, Feinwerktechnik und Mechatronik, Maschinenbau sowie Schiffbauan. Neben der »Fertigungstechnik« lehrt sie »Werkstofftechnik« sowie»Spanlose Fertigungsverfahren«. Martina Klocke hat viel Energie. Diebraucht sie auch, um Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen:»Gerade Frauen müssen sich vergegenwärtigen, dass Deutschland hin-sichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Karriere nach wie vor dasSchlusslicht in Europa ist. Als berufstätige Ingenieurin und Mutter vondrei Kindern könnte ich viele Facetten dieser Problematik schildern, al-lerdings weiß ich auch um die zahlreichen positiven Aspekte. Heute binich froh, dass ich über die Lehre an der Fachhochschule und durch aktiveMitarbeit in verschiedenen Gremien der Selbstverwaltung viele Mög-lichkeiten habe, eigene Erfahrungen einzubringen und weiterzugeben.«

Nach dem Abitur 1974 studierte die Berlinerin an der TU BerlinWerkstoffwissenschaften. »In der Studienberatung bin ich auf das Fach-gebiet Werkstoffwissenschaften hingewiesen worden, das damals nochganz neu war«, erzählt Martina Klocke. »Ich war dann prompt die ein-zige weibliche Studierende in meinem Semester.« Ihr gefiel der familiäreCharakter der Institute im Fachbereich Werkstoffwissenschaften, derTeamgeist und die Arbeitsgruppen. Bei ihrer Ausbildung zur Ingenieu-rin legte Martina Klocke großen Wert auf ein breites Basiswissen sowieden Erwerb von praktischen Erfahrungen. Als Werkstudentin oderPraktikantin absolvierte sie diverse Praktika. Als Diplom-Ingenieurinwurde sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Werkzeugma-schinen und Fertigungstechnik der TU Berlin unter der Leitung von Pro-fessor Günter Spur. »Bei Professor Spur gab es genau die Mischung vonTheorie und Praxis, die ich gesucht hatte. Ich wurde die erste weiblicheAssistentin in seinem Institut«, sagt Professorin Martina Klocke, dieauch heute noch Kontakt zu ihrem ehemaligen Lehrer hat.

Ihr erstes Kind bekam sie noch während der Promotion zur Doktor-Ingenieurin am Fachbereich Konstruktion und Fertigung der TU Berlin.Von 1986 bis 1993 war sie bei einem überbetrieblichen Aus- und Fortbil-

dungszentrum in Elmshornangestellt. Aus Rücksicht aufdie wachsende Familie nahmsie vorübergehend eine Halb-tagsstelle an. Ihrer Karrieretat das keinen Abbruch. ImGegenteil: Martina Klockewurde verantwortliche Be-reichsleiterin für die Koordi-nation und Durchführung öf-fentlich geförderter Projekteim Bereich der Qualifizierung für neue Technologien. Parallel dazunahm sie von 1989 bis 1993 einen Lehrauftrag am Institut für Pädagogikder Christian-Albrechts-Universität Kiel wahr. Anfang 1994 trat siedann ihre Professorenstelle an der Fachhochschule Kiel an. In der Selbst-verwaltung der Fachhochschule war und ist sie in verschiedenen Gre-mien tätig. Von 1996 bis 1999 vertrat sie als Prorektorin die BereicheTechnologietransfer, Weiterbildung und Ausland, und von 1996 bis 1997leitete sie vertretungsweise das Rektorat der Hochschule. Prof. Dr.-Ing.Martina Klocke nutzt ihre Stellung auch, um vermehrt Frauen für natur-wissenschaftlich-technische Berufe zu interessieren. Die technischenFachbereiche der FH Kiel haben in diesem Zusammenhang verschie-dene neue Wege beschritten: So bietet der Fachbereich Maschinenwesenseit einigen Semestern den Bachelor-Studiengang »Internationales Ver-triebs- und Einkaufsingenieurwesen« an. Über das Thema Internationa-lität, die Verstärkung nichttechnischer Anteile sowie die Kombinationbetriebswirtschaftlicher und technischer Inhalte konnte das Interessevon Studentinnen für ein Studium im Fachbereich Maschinenwesen ge-steigert werden. Mit dem Angebot, in den technisch orientierten Fächerndes Grundstudiums separate Veranstaltungen, vor allem Laborveran-staltungen und Übungen, durchzuführen, wurde der Frauenanteil in dentechnischen Fachbereichen, der recht konstant zwischen zwei und fünfProzent schwankte, zu Beginn des Wintersemesters 2000/2001 schlag-artig auf elf Prozent gesteigert. Luise Gunga

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FOTOS: Stadt Kiel, privat parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 17

Seit Juli 2002 leitet Prof. Dr.-Ing. Martina Klocke als erste Frau in der hundertjährigen Geschichte der IngenieurausbildungKiels den Fachbereich Maschinenwesen als Dekanin. Befragt nach ihrem Erfolgsrezept meint die Wissenschaftlerin: »Ich magnicht mit der Faust auf den Tisch hauen. Besser sind natürliche Autorität, Nachdrücklichkeit und Überzeugungskraft sowiedie Fähigkeit, Ziele zu formulieren.«

Die TU-Absolventin ist heuteDekanin an der FH Kiel

In Kiel stellt sich Martina Klocke neuen Herausforderungen

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E-Mails an die Kommilitonen von 1946Ingeborg Pohle ist eine der ältesten Frauen im Alumni-Programm

Als die Bomben auf Berlin fielen, nahm die Charlottenburgerin Abend-kurse und bestand im Herbst 1944 das Abitur. Da war sie 22 Jahre altund arbeitete tagsüber als chemisch-technische Assistentin in einer pri-vaten Chemieschule in Lichterfelde. »Es klingt komisch, aber wir hattenja damals auch nichts Besseres zu tun«, meint die Pensionärin , »alle wa-ren im Krieg oder anderweitig verpflichtet.« Es ist für viele, die die Bil-

der des zerstörten Berlinskennen, kaum vorstellbar,dass es in jener Zeit desBombenhagels so etwas wieNormalität gab, die Men-schen zur Arbeit und zurSchule gingen. Doch die vonFliegeralarm unterbroche-nen Abendkurse gehörtenfür Ingeborg Pohle zum All-tag. Nach Kriegsende 1945half Ingeborg Pohle alsTrümmerfrau die Techni-sche Universität Berlin be-ziehungsweise das, was vonihr übrig geblieben war, zuenttrümmern. Zu ihren Auf-gaben gehörte es, die Mine-

raliensammlung zu sortieren, die heute bei den Geowissenschaften amErnst-Reuter-Platz untergebracht ist.

Ostern 1946 konnte die TU Berlin wieder eröffnet werden. IngeborgPohle zählte zu den ersten Studierenden der neuen, alten Universität.»Bei meinem Eintritt in die Universität hat mir die evangelische Studen-tengemeinde unter Pfarrer Professor Bethge sehr geholfen«, erzählt In-geborg Pohle. Ihren Ehemann lernte sie 1946 als Freund ihres Vetters

kennen. Das junge Ehepaar verdiente sich zunächst den Lebensunter-halt durch Nachhilfestunden – für eine Mark pro Stunde – , von morgens7 Uhr bis abends 9 Uhr. 1953 wurde ihr Mann Staatsanwalt im WestteilBerlins. Das Nachkriegsleben hatte ein Ende gefunden. Bis 1956 stu-dierte Ingeborg Pohle chemische Verfahrenstechnik und Lebensmittel-technik.

Nach ihrem Diplom arbeitete die TU-Absolventin von 1956 bis 1960in der Kälteabteilung bei der Firma Borsig und war mit der Berechnungvon Kälteanlagen beschäftigt. Doch sie sah dort keine Chance, Karrierezu machen. »Wollen Sie etwa 1000 Mark verdienen, wurde ich als Fraugefragt, dabei bekam jeder Kollege sogar 1500 Mark!« Ihre Empörungüber die Ungleichbehandlung ist noch heute zu spüren. So wechselte dieTU-Alumna den Arbeitgeber und die Stadt und lebte fortan in einer Wo-chenendehe. Sie zog nach Frankfurt am Main, um bei der GesellschaftDeutscher Chemiker die Fachbibliothek zu leiten, eine Arbeit, die ihrgroßen Spaß machte.

Auch in ihrer Frankfurter Zeit war Ingeborg Pohle politisch enga-giert: Bei ihren Berlin-Besuchen wirkte sie bei den so genannten Berli-ner Gesprächen mit, einer Ost-West-Begegnungsgruppe von Frauen,die aus der evangelischen Akademikerinnenschaft hervorgegangen war.Der Kreis akzeptierte die Grenze zwischen den politischen Systemennicht und die jährlichen Begegnungen in Ost- und West-Berlin fandentrotz großer Behinderungen immer mit namhaften Referenten statt. Alsdie Bibliothek in Frankfurt aus Kostengründen 1972 aufgelöst wurde,musste sich Ingeborg Pohle wiederum neu orientieren. Sie hatte aber-mals Glück, als sie den Leiter der TU-Bibliotheken kennen lernte, dereine Fachreferentin für die Bibliothek für Chemie und Verfahrenstechniksuchte. So kam Ingeborg Pohle nach Berlin zurück, wo ihr Mann inzwi-schen leitender Oberstaatsanwalt war.

Von 1972 bis zu ihrem Ruhestand 1983 leitete die TU-Absolventin dieFachreferate Chemie- und Verfahrenstechnik und die vier Abteilungs-

bibliotheken Chemie, Lebensmittel-chemie sowie Getreide- und Zucker-technologie in der See- und AmrumerStraße. Ingeborg Pohle empfindet esals ihre Aufgabe, in christlicher Nächs-tenliebe sich um andere zu kümmern.Noch heute pflegt sie Kontakt zu Mit-schülerinnen der Chemieschule sowieder Abendabiturklasse von 1944, zuKommilitonen und Kommilitoninnenihrer Studienzeit sowie zu Mitgliedernder evangelischen Studentengemein-de. »Ich bin immer gern mit Menschenzusammen gewesen und habe mich en-gagiert«, sagt Ingeborg Pohle. »Ich binzufrieden, habe alles von der Welt gese-hen, was ich sehen wollte.« Sie genießtes deshalb heute, Zeit zu haben, umRadio zu hören, E-Mails zu schreibenund sich in der Arbeitsgemeinschaft»Gegen Vergessen – für mehr Demo-kratie« zu betätigen. Luise Gunga

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTOS: Kundel-Saro, TU Berlin

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»Ich habe meinen Tanten viel zu verdanken«, sagt Ingeborg Pohle, »sie haben mich zur Selbstständigkeit erzogen und mirgezeigt, dass es gut ist, Vertrauen zu anderen Menschen zu haben. Das hat mir mein Leben lang geholfen.« Ingeborg Pohlewurde 1922 geboren. Früh verlor sie ihre Eltern, so dass sie bei ihren Tanten aufwuchs. Ingeborg Pohle besuchte nach demRealschulabschluss zunächst die Haushaltungsschule, wie es für junge Mädchen damals üblich war.

Ingeborg Pohle gehörte 1946 zu denersten Studierenden der TU Berlin

Bildung in Trümmern – einen traurigen Anblick bot 1945 das Hauptgebäude

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Der Kontakt bleibt

Aufforderung zum Gesang

Ihnen ist zum Singen zu Mute? Sie sind auf der Suche nach einem Chor?Sie sind TU-Alumna oder Alumnus? Und Sie haben Donnerstagabend ab19 Uhr Zeit? Dann sollten Sie sich schnell mit dem Alumni-Chor in Ver-bindung setzen, den es seit einigen Monaten an der TU Berlin gibt. Ken-nen gelernt hat sich die Gruppe über das Kollegium Musicum der TU Ber-lin und der FU Berlin. Fast alle sind Alumni der TU Berlin. Mit ihremChor – dem Vokalkolleg e.V. – haben sie auch regelmäßig Auftritte an ver-schiedensten Veranstaltungsorten. Wer Interesse hat und mehr über denChor erfahren möchte, kann sich an das TU-Alumni-Team ([email protected], ☎ 030/314-2 76 50) wenden oder sich direkt mit der Chorleite-rin Sabine Fenske ([email protected]) in Verbindung setzen.

Alumni der Landschaftsplanung gesuchtFür Anfang 2004 planen ehemalige Studierende des Studiengangs Land-schaftsplanung ein gemeinsames Treffen an der TU Berlin. Gesuchtwerden dafür alle diejenigen, die im Wintersemester 1989/90 mit demStudium der Landschaftsplanung an der TU Berlin begonnen hatten.Organisiert wird das Treffen von Hanna Bornholdt und Silja Jeschke.»Im nächsten Jahr sind seit unserem Studienbeginn 15 Jahre vergangen.Es wird Zeit, sich einmal wieder zu treffen und auszutauschen«, begrün-den die beiden ihr Engagement. Die größte Schwierigkeit liegt natürlichin der Suche nach den ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen.Einige von ihnen sind zwar bereits Mitglied bei TU-Alumni, jedochkönnten es noch mehr werden. Diejenigen Alumni des betreffendenJahrgangs, die Interesse an einem Wiedersehen haben, sollten sich beiTU-Alumni anmelden, da über das Alumni-Team die Einladungen zudem Treffen verschickt werden. Darüber hinaus freuen sich die beidenOrganisatorinnen über Unterstützung bei den Vorbereitungen.Anmeldung online ➥ www.tu-berlin.de/alumni/fragebogen.htmKontakt: Hanna Bornholdt, ☎ 030/314-2 81 88,✉ [email protected] Jeschke, ☎ 030/8 52 46 03, ✉ [email protected]

Rhetorik für TU-AlumniWirkungsvoll reden. Wer möchte das nicht? Alumni, die Interesse anRhetorik und ähnlichen Themen zeigen, wurden Anfang September zueinem Weiterbildungsseminar eingeladen. Veranstaltet wurde der drei-tätige Kurs von der Zentraleinrichtung Kommunikation (ZEK) der TUBerlin gemeinsam mit dem TU-Alumni-Team. Ingesamt waren die zwölfTeilnehmer/innen zufrieden mit dem Kurs und dem Dozenten Dr. Wolf-ram Sperber. Einzig die Gruppengröße wurde als zu groß kritisiert.

Reisende Landwirtschaftsdoktoranden

Rund 50 Adressen von seinen ehemaligen Doktoranden führt Prof. em.Dr. Dr. h.c. Joachim Hans Weniger von dem ehemaligen TU-Fachbe-reich »Internationale Agrarentwicklung« in seinem Adressbuch. Ob-wohl deren Zeit an der TU Berlin schon einige Jahre zurückliegt, haltensie dennoch untereinander und zu ihrem Doktorvater engen Kontakt. Je-des Jahr organisiert eine oder einer von ihnen ein gemeinsames Treffenim jeweiligen Heimatort. Ende August 2003 stand das 13. Treffen an, zu

dem 25 Ehemalige nach Wemding im Ries (Schwäbische Alb) reisten.Das Programm ist jedes Mal voll gepackt, und so haben die Doktoran-den schon viele Parks, Gärten, Museen und Werkhallen während ihrerTreffen besucht, Kutschfahrten, Wallfahrten und Stadtrundgängedurchgeführt. Da es sich um Doktoren der Agrarwissenschaft handelt,stehen meist auch landwirtschaftliche Exkursionen auf dem Programm.Im nächsten Jahr geht es nach Würzburg.✉ [email protected]

Abschied mit und ohne NikeDas bauliche »Kernstück« der TU Berlin – der Lichthof im Hauptge-bäude – ist seit dem Sommer geschlossen und wird umfangreich saniert.Seitdem müssen sich die Ausrichter von Empfängen, Feiern oder Ausstel-lungen mehr als sonst Gedanken machen, wo diese stattfinden sollen.Auch die Organisatoren von Absolventen-Feiern stehen seitdem vor demProblem, wo sie ihre Absolventinnen und Absolventen verabschieden.

Die Wirtschaftsingenieurehatten gerade noch einmalGlück, konnten sie doch ihre Ab-solventinnen und Absolventendes vergangenen Studienjahresnoch im Lichthof verabschieden.Auch die geisteswissenschaftli-che Fakultät traf die Schließungdes Lichthofes nicht zu arg. Siefeierten am 26. Juni den bestan-denen Studienabschluss imRaum H 2053. Mit Witz undCharme führte Prof. Dr. WernerDahlheim durch das abwechs-lungsreiche Kulturprogramm.

Die Absolventinnen und Absolventen der Fakultät V, Verkehrs- undMaschinen-Systeme, begingen ihre erste von zwei im Jahr stattfinden-den Vabene-Feiern am 20. Juni 2003 im Produktionstechnischen Zent-rum. Auf eines mussten die rund 50 Absolventinnen und Absolventen andiesem Tag dennoch nicht verzichten. Dekan Prof. Dr. Günther Clauss

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präsentierte bei der Begrüßung einen kleinen Abguss der griechischenSiegesgöttin, deren Statue den Lichthof schmückt. Für die zweite Va-bene-Feier im Jahr, am 28. November, kehrten Absolventen,Studierende und Alumni ins TU-Hauptge-bäude in den Raum H 3005 zurück.Dieses Mal begleitete eineTangoband die Absolven-ten und Absolventinnenund brachte somit etwasFlair in den gewöhnli-chen Sitzungssaal.

Die Bauingenieure ver-abschiedeten ihre Absol-venten und Absolven-tinnen in Wedding in der frisch sanierten Peter-Behrens-Halle auf demBIG/TIB-Gelände an der Gustav-Meyer-Allee. Da hier die Fakultät VI,Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaften, ihre Heimathat, war es für die 150 Absolventen und Absolventinnen des Bauinge-nieurwesens, die in diesem Fach 2003 ihr Studium erfolgreich abge-schlossen hatten, jedoch eine Reise in bekannte Gefilde.

Wiedersehen in BerlinUm die ehemaligen Mitglieder des Zentrums Mensch-Maschine-Sys-teme (ZMMS) über die aktuellen Forschungsthemen zu informieren, dieam Zentrum durchgeführt werden, hat der Förderkreis des ZMMS imvergangenen Jahr zum ersten Mal seine Alumni eingeladen. Rund 20Ehemalige folgten dieser Einladung und kehrten für einen Tag in ihre alteWirkungsstätte ins ZMMS in der Jebensstraße zurück. Die meistenAlumni aus diesem Fachgebiet arbeiten mittlerweile bei Flugzeug- undAutomobilherstellern. Fachlich haben einige noch Kontakt zum ZMMS,sei es über einzelne Projekte oder als Referenten bei Vorträgen. Es wardas erste Treffen dieser Art, das der Förderkreis organisiert hat. Der ver-steht sich als ein Zusammenschluss fachlich und allgemein technisch-wissenschaftlich interessierter Organisationen, industrieller und ge-werblicher Unternehmen sowie von Einzelpersonen. Das Wissen überMensch-Maschine-Systeme will der Förderkreis fördern, indem For-schung und Ausbildung auf diesem Gebiet eine Heimstatt an der TUBerlin finden, in Verbindung mit dem dort seit 1994 bestehenden For-schungsschwerpunkt Zentrum Mensch-Maschine-Systeme. Im nächs-ten Jahr soll es wieder eine Einladung an die Alumni geben.Kontakt: Förderkreis des ZMMS e.V., Jebensstraße 1, D-10623 Berlin,☎ 030/ 314-7 25 93, Fax: 030/ 314-7 25 81,✉ [email protected],➥ www.zmms.tu-berlin.de/foerderkreis/

Erstes Treffen nach zehn Jahren

Positiv fiel der Rückblick der rund 30 TU-Alumni des Fachgebietes Ma-schinen- und Energieanlagentechnik auf ihre aktive TU-Zeit aus. Ehe-malige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ehemalige Studierendevon Prof. Dr. Hans-Hermann Franzke, die in den vergangenen zehn Jah-ren in dem Institut tätig waren, trafen sich im August zum ersten Malwieder in der TU Berlin. Die Alumni, unter denen heute viele Geschäfts-führer und Firmengründer zu finden sind, waren für ihr erstes Treffenaus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Nachdem sie sich ein Bildüber die aktuelle Forschung in ihrem ehemaligen Fachgebiet, das heutevon Prof. Dr. Felix Ziegler geleitet wird, machen konnten, erzählten ei-nige von ihnen über ihren beruflichen Werdegang. Zwar war es ihr ers-tes Treffen dieser Art, viele jedoch haben über die Jahre engen Kontaktzu ihrem Fachgebiet gehalten. Eines stand nach diesem Tag fest: Es sol-len nicht wieder zehn Jahre vergehen bis zum gemeinsamen Wiederse-hen. Schon im nächsten Jahr ist ein neues Treffen geplant.✉ [email protected],☎ 030/ 314-2 46 13

Doktorenempfang

Einmal im Jahr hat der Präsident der TU Berlin Gelegenheit, »seinen« wis-senschaftlichen Nachwuchs in Augenschein zu nehmen. Schon seit vielenJahren laden die Präsidenten der TU Berlin all jene zu einem Empfang ein,die in den vergangenen zwölf Monaten ihre Dissertation bzw. ihre Habili-tation abgeschlossen haben. Zwischen Juli 2002 und Juli 2003 waren diesrund 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Doktorar-beit vorlegten, und 20, die sich habilitiert haben. Am 11. Juli 2003 folgtenviele der Einladung des Präsidenten und ließen sich noch mal feiern.

Was gut ist, setzt sich durchJenen, die einige Zeit ihres Studiums in Kanada oder den USA verbrach-ten, muss man nichts mehr über den Alumni-Gedanken und über die Be-deutung eines gut funktionierenden Alumni-Netzwerkes erzählen. Siehaben dies in der Regel während ihres Aufenthaltes selbst erfahren undkönnen diese Tradition in Deutschland glücklicherweise weiterführen.Hier gibt es nicht nur das TU-Alumni-Programm, das »InternationaleNetzwerk TU Berlin«, sondern auch den Nordamerika Alumni Club e.V.(NAAC). Bedingung für eine Mitgliedschaft sind ein Studium an der TUBerlin und ein Studienaufenthalt an einer nordamerikanischen oder neu-erdings alternativ einer »overseas«-Universität. »Es müssen bereitsetwa 500 Alumni gewesen sein, die im Rahmen ihres wirtschaftswissen-schaftlichen Studiums an der TU Berlin in Nordamerika oder Japan stu-

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dierten. Davon halten wir zu rund 300 Kontakt«, erzählt Achim Rein-hardt, Vorsitzender des Nordamerika Alumni Clubs e.V. Die Vernetzunguntereinander scheint seit der Vereinsgründung 1997 gut vorangekom-men zu sein. Es gibt in diversen Städten Stammtische, es werden Jobsund Praktika angeboten. Ein wichtiger Knoten in diesem Netzwerk istdas »Who is Who«, das Jahrbuch des NAAC, in dem jedes Vereinsmit-glied mit kurzen Angaben zu Person und Beruf aufgeführt ist. Damit dieMitglieder nicht nur im Jahrbuch etwas voneinander erfahren, gibt esjährlich eine großes Treffen. Dass der Verein funktioniert, zeigen nichtzuletzt die gut gepflegten Internet-Seiten.Kontakt: Achim Reinhardt, Vorstand des NAAC,✉ [email protected],➥ www.naac.de oder ➥ www.overseasalumni.de

40 Jahre ImmatrikulationVierzig Jahre ist es her, dass sich Karl-Victor von Schöning, Jörg Her-zog, Hendrik Pontoppidan, Richard Weyl, Lutz Lorenz und Peter Krum-hauer für ihr Maschinenbau-Studium an der TU Berlin einschrieben. Zudiesem Jubiläum kehrten sie im Oktober für einen Nachmittag in ihreehemalige Universität zurück. Im Mittelpunkt der Gespräche mit dem

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TU-Präsidenten Kurt Kutzler, der zu diesem Jubiläum gratulierte, stan-den – wie sollte es in Berlin auch anders sein – die Hochschulpolitik unddie Kürzungspläne des Wissenschaftssenators. Eine anschließendeCampus-Führung weckte unter den sechs Alumni so manche Erinne-rung. Karl Schwarz, ehemaliger Projekt-Koordinator im Präsidialamtund heute selbst TU-Alumnus, führte die Herren in Begleitung mit ihrenEhefrauen durch ihre Alma Mater. Das TU-Alumni-Team hatte das Tref-fen organisiert.

Partner, Förderer, Initiator für unsere Universität – die TU BerlinDie Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V.

In der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V. engagieren sich Studierende, Absolventen, Lehrende, Industrie- und Wirtschaftsunternehmensowie Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die sich »ihrer« Universität besonders verbunden fühlen. Durch materielle und ide-

elle Unterstützung helfen sie, der TU Berlin die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre zu schaffen und ihr Innovationspo-tenzial zu erhalten und auszubauen.

Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses

Seit mehr als zehn Jahren zeichnet die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin herausragende Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses ander Technischen Universität aus. Inzwischen konnten mehrere Wirtschaftsunternehmen als Preisstifter gewonnen werden. Sie leisten damit einenöffentlichkeitswirksamen Beitrag zum Wissenschaftsstandort Berlin – auch das gehört zum Aufgabenspektrum der Gesellschaft von Freunden derTU Berlin.Werden Sie Mitglied und unterstützen Sie damit die TU Berlin!

Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin e.V.

Straße des 17. Juni 135, Sekr. H 06, 10623 Berlin, ☎ 030/314-2 37 58, Fax: 030/314-7 94 73,✉ [email protected], ➥ www.freunde.tu-berlin.deVorsitzender des Vorstands: Prof. Dr. Bernd MahrPräsident der Gesellschaft von Freunden (Vorsitzender des Verwaltungsrats):Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Hans-Peter KeitelGeschäftsstelle: Frau Christel Hecht

Eine Beitrittserklärung finden Sie im Internet unter➥ www.tu-berlin.de/freunde/seite9.htm, oder sie wird Ihnen auf Wunsch zugeschickt!

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Große Tradition am SpreebogenProfessor Günter Spur hat die Charlottenburger Schule weitergeführt

Das PTZ besteht aus demInstitut für Werkzeugma-schinen und Fabrikbetriebder TU Berlin (IWF) unddem Fraunhofer-Institut fürProduktionsanlagen undKonstruktionstechnik(IPK). Es sieht sich aus-drücklich in der Traditiondes Lehrstuhls für Werk-zeugmaschinen, Fabrikan-lagen und Fabrikbetriebeder TH Berlin-Charlotten-burg und seines ersten In-habers, Prof. Dr. GeorgSchlesinger. 1965 über-nahm Günter Spur denLehrstuhl für Werkzeugma-

schinen und Fertigungstechnik an der TU Berlin,den Georg Schlesinger 1904 neu eingerichtet undzu Weltgeltung geführt hatte. »Damals hatten dieLeute die alte Charlottenburger Hochschule nochgut in Erinnerung. Im Ausland wurde anerkennendgesagt: ›Oh, you are from Charlottenburg‹ und da-mit meinten sie nicht den Bezirk!«, so ProfessorGünter Spur, der sich erfolgreich darum bemühthat, dass auf dem Gelände des PTZ eine Straßenach Georg Schlesinger benannt wurde.

«Robotervater« Professor Günter Spur gilt alsVordenker und Wegbereiter der Produktionswis-senschaft. Wie wichtig Computer – damals nochNC »Numerische Steuerung« genannt – für die in-dustrielle Produktion werden sollten, erkannte erbereits in den 60er-Jahren: 1968/69 wurde zu demThema »Produktionstechnik und Automatisie-rung« der erste Sonderforschungsbereich an derTU Berlin unter seiner Leitung eingerichtet. »DieAnspannung damals war groß, denn die Industrie brauchte dringendgut ausgebildete Studenten und genauso dringend Forschungskapazi-tät, für die sie auch Drittmittel bereitstellte.« Die Unterstützung der uni-versitären Forschung durch die Industrie war genau das Gegenteil des-sen, was die so genannte 68er Studentenbewegung forderte.

Um die Forschungskapazitäten in Berlin zu optimieren, wurde über-legt, ein Institut für Produktionstechnik als Bundesanstalt in Berlin ein-zurichten. Dies jedoch erlaubte der damalige Status von West-Berlinnicht, da keine Bundesinstitute in der Stadt angesiedelt werden durften.Also wurde 1976 in Berlin das Institut für Produktionsanlagen undKonstruktionstechnik (IPK) zunächst als Zweigstelle des Stuttgarter In-stituts für Produktionsanlagen der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet.Bald wurde offensichtlich, dass die Produktionstechnische Forschungräumlich zusammengefasst werden sollte. Nach einigen Diskussionenwurde das Gelände an der Pascalstraße in Charlottenburg ins Auge ge-fasst: »Besonders das Bezirksamt Charlottenburg engagierte sich da-mals für den Bau des PTZ an der Pascalstraße«, erinnert sich Professor

Spur. Dort war einerseits der Bund und andererseits das Land Grundei-gentümer, die sich nur schwer einigen konnten. Schwieriger jedoch wardie Verlegung der riesigen Kohlenhalde sowie die Umsetzung der Lau-benpieper, die nur unter größtem Protest wichen. Die Laubenpieper zo-gen zweihundert Meter weiter an die Spree.

Die Architektengemeinschaft Gerd Fresel, Peter Bayerer, Hans-Die-ter Heckel und Roland Ostertag entwarfen einen Gebäudekomplex, derFraunhofer-Institut und TU-Institut räumlich vereinigte. »Der Bau desPTZ war eine Meisterleistung«, sagt Professor Günter Spur, »alles warnun unter einem Dach.«

Die politische Situation in der Stadt blieb jedoch auch 1985 äußerstschwierig. Kurz bevor das PTZ feierlich eröffnet werden konnte, explo-dierte eine Bombe, die einen Schaden von 300 000 Mark an den Glasbau-teilen des Gebäudes anrichtete. Das PTZ wurde trotzdem 1986 nach nur33 Monaten Bauzeit vom damaligen Berliner Senator für Bau- und Woh-nungswesen übergeben. Zur Eröffnung kamen neben dem Bundespräsi-denten Richard von Weizsäcker die gesamte deutsche Wirtschaftselite,Bundes- und Berliner Landespolitiker.

Mit diesem Tag begann ein neuer Abschnitt derdamals bereits zehnjährigen Kooperationsbezie-hung zwischen dem Fraunhofer-Institut für Pro-duktionsanlagen und Konstruktionstechnik unddem Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrik-betrieb der TU Berlin. Das PTZ wurde zu einer in-ternational anerkannten Forschungsstätte derProduktionstechnik: Zahlreiche bahnbrechendeNeuerungen für die industrielle Produktion wur-den hier entwickelt, insbesondere Computertech-nologien für die Konstruktion und für die Arbeits-planung sowie für die Steuerung von Fertigungs-anlagen, Robotersystemen und Werkzeugmaschi-nen. Privatwirtschaftliche Gründungen, die ausdem Umfeld des Doppelinstituts entstanden, zeu-gen von der innovativen Kraft der Forschungsleis-tungen am PTZ. Die Firma GEDAS beispiels-weise, die heute die gesamte Informationstechnikfür den VW-Konzern betreut, hat am Standort

Charlottenburg 550 Mitar-beiter, weltweit sind es rund4800. Aus dem PTZ gingenüber 40 Ausgründungenhervor, die überwiegend inBerlin und hier vor allem inCharlottenburg arbeiten.Durchschnittlich beschäfti-gen diese Firmen zehn Mit-arbeiter und Mitarbeiterin-nen. Als Jobmaschine hatsich über die Jahre auch dasPTZ erwiesen, in dem heuterund 200 feste sowie 250studentische Mitarbeitertätig sind.

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FOTOS: Kundel-Saro parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 23

Einer der Großen der Technischen Universität Berlin feierte im Oktober seinen 75. Geburtstag: Prof. em. Dr. h.c. mult. Dr.-Ing.E.h. mult. Günter Spur. Sein Name ist untrennbar mit der Gründung des Produktionstechnischen Zentrums (PTZ) in Berlin-Charlottenburg verknüpft. Er war dessen langjähriger Leiter.

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Trend-Prognosen für das »Auto von übermorgen«Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik

Professor Günter Spur, damals Leiter desInstituts für Werkzeugmaschinen und Fer-tigungstechnik der TU Berlin, prägte alsGründungsgeschäftsführer maßgeblichInhalt und Ziel (s. Artikel S. 23). Eine Er-folgsgeschichte nahm ihren Anfang, dievon ihrem Gründungsmotiv her auchheute noch als Beispiel gelten kann.

Gegen Jahresmitte wurde das INPRO-Jubiläum begangen. Der Schulterschlussist gelungen. Aus dem »Kind der Wirt-schaftskonferenz« ist eine erwachseneTochter geworden, die ihrerseits fünf Aus-gründungskinder in die Welt gesetzt hat.Diese können sich genauso sehen lassenwie ihre nun 20-jährige Mutter. Auf diesesFamilienleben kann die Stadt Berlin wahr-lich stolz sein. Zumal fast in jedem neuenModell mit Mercedes-Stern oder VW-Sie-gel die innovativen INPRO-Ideen zu fin-den sind.

Immer war die TU Berlin mit von derPartie. Als »Personallieferant« für Füh-rungskräfte wie beispielsweise Dr.-Ing. Karl-Viktor von Schöning, dersich 1963 an der TU Berlin für das Fach Maschinenbau eingeschriebenhatte und als Dipl.-Ing. – nach zweijährigem USA-Intermezzo – an dieUniversität zurückkam, um 1980 zu promovieren. Von Schöning über-nahm 1985 die Leitung des Unternehmens und sorgte dafür, dass Auf-träge über 125 Millionen Euro in die Charlottenburger Denkfabrik flos-sen. Im September verabschiedete er sich von seinen rund 70 hoch qua-lifizierten Ingenieuren und über 30 motivierten studentischen Mitarbei-tern. Die Mehrzahl von ihnen erwarb in TU-Hörsälen ihr innovativ-technologisches Rüstzeug, viele promovier-ten, einige habilitierten.

Seine Nachfolge im Amt trat Dr.-Ing.Ulrich Bethke an. Auch er hält eine engeVerbindung zur TU Berlin, die aufder Zusammenarbeit mit benach-barten und fachlich verwandten In-stituten gründet. Von ihm ist zuerfahren, »dass die Arbeit hiermit der ersten Anwendung vonErgebnissen der Grundlagen-

forschung beginnt«. Schwerpunkte seien die Technologie für den Karos-seriebau und den Antriebsstrang. Auf 1000 Quadratmeter Fläche wer-den im INPRO-Versuchsfeld an der Hallerstraße unweit vom PTZ pro-totypische Anlagen entwickelt und getestet und so pro Jahr 7,5 Millio-nen Euro Umsatz erwirtschaftet sowie eine Million Euro investiert.

Beteiligt ist die TU Berlin auch, weil allein drei Viertel der etwa 400Studenten, die seit 1983 als Werkstudenten eine zeitweilige Anstellungbeim Unternehmen erhielten, von dieser Ausbildungsstätte kamen.Auch für sie war und ist die Entwicklung neuartiger Produktionstechno-logien für die Automobilindustrie das Maß aller Dinge. Das gilt ebensofür die Unternehmen Thyssen Krupp Automotive AG, BASF CoatingsAG und Zulieferer IWKA AG, die an die Stelle der zwischenzeitlich aus-geschiedenen Gesellschafter BMW und Siemens getreten sind.

Als übergreifendes Ziel für alle, die in der auch als Ideenschmiedeapostrophierten Einrichtung tätig sind, kann gelten: Aus erfolgreichenProjekten sollen marktfähige Produkte werden. Die braucht die deut-sche Wirtschaft dringend. Insofern sind Trend-Prognosen für das »Autovon übermorgen« nicht nur ein wichtiger Bestandteil der INPRO-Fir-men-Philosophie. Das Unternehmen kann auch als ein gültiges Beispieldafür gelten, wie in schwierigen marktwirtschaftlichen Zeiten Risiko-bereitschaft und branchenübergreifende Zusammenarbeit zum Erfolgführen. Rudolf Hempel

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Vor gut 20 Jahren riefen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine gemeinsame Initiative ins Leben, aus der am 15. Juni 1983als »Kind der Wirtschaftskonferenz« die INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme entstand.Der Wirtschafts- und Finanzsenat Berlins bereitete die Gründung intensiv vor und führende deutsche Automobilherstellerwie Daimler-Benz, Volkswagen, BMW und Siemens unterstützten sie.

Kontakt:INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktions-systeme in der Fahrzeugindustrie mbH, Hallerstraße 1, 10587 Berlin,☎ 030/3 99 97-217, Fax: 030/3 99 97-117, ✉ [email protected],➥ www.inpro.de

TU-Werkstudent Omar Ziate ausMarokko prüft die Qualität derOberflächenbeschaffenheit vonVW-Kurbelwellen

TU-Werkstudent Ralf Lühring bei Versuchenan der neuen Atmosphärenplasmaanlage

Inpro-Geschäftsführer Ulrich Bethke ist Nach-folger von Karl-Viktor von Schöning

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Händler des LichtsAus zwei wissenschaftlichen Projekten an der TU Berlin wurde ein erfolgreiches Unternehmen

Neu an den von SPECTRA COULEUR entwickelten Faserlasermodu-len ist die Kombination von Upconversion-Faserlasern mit einer Mikro-assemblierung. Hierbei wird ein Halbleiterlaser mit einem Spezialglas-faserkabel kombiniert, das dann sichtbares Laserlicht ausstrahlt. In die-ser miniaturisierten Bauform sind die Lasermodule weltweit einmalig.

Die Idee zu der im Jahr 2002 als Spinn-off aus der TU Berlin gegrün-deten SPECTRA COULEUR GmbH entstand aus zwei wissenschaftli-chen Projekten an den TU-Instituten für Optik bzw. Festkörperphysik.Hier trafen sich die beiden Schlüsselpersonen, Dr. Volker Gäbler und Dr.Christian Ribbat. Beide besitzen langjährige wissenschaftliche Erfah-rung auf dem Gebiet der Laserphysik und der Halbleiter-Optoelektronik.»Durch unser Zusammentreffen entstanden die Idee und das zentraleKonzept zu SPECTRA COULEUR. Hierzu gehören aber nicht nur dasnötige Know-how und der Willen zur Selbstständigkeit, sondern ebensoeine größtmögliche Variabilität und nicht zuletzt die Bereitschaft, etwaszu riskieren«, sagt Dr. Volker Gäbler, der mit nur 30 Jahren als einer derführenden Forscher auf dem Gebiet der sichtbaren Laser gilt.

Zunächst konzentriert sich SPECTRA COULEUR auf dem Laser-markt vor allem auf den Photonik- und Messtechnik-Sektor: »Das Be-

sondere gegenüber herkömmli-chen Anbietern liegt in der kom-pakten monolithischen Bauformunserer Lasermodule, die somitvielfältige Einsatzgebiete ermög-licht, zum Beispiel in der Gen-

technologie, in der medizinischen Diagnostik und Therapie, in derDruck- und Belichtungstechnik sowie zu Präsentations- und Showzwe-cken«, erläutert der 32-jährige Dr. Christian Ribbat. Die Aussichtensind blendend, denn das derzeitige Marktvolumen für sichtbare Faser-lasermodule liegt schätzungsweise bei 60 Millionen US-Dollar jährlich.Aus diesem Einstiegsmarkt heraus können durch Produktdiversifika-tion stufenweise weitere Märkte ins Visier genommen werden.

Dass die Idee Zukunft hat, zeigte schon der erfolgreiche Auftakt: ImJuni 2002 gewannen die Gründer mit ihrer Unternehmensidee den ers-ten Preis des Businessplan-Wettbewerbes Berlin/Brandenburg, ver-bunden mit einem Preisgeld in Höhe von 15 000 Euro. Beim TU Ber-lin/TCC-Gründerpreis 2002 belegten sie den zweiten Platz. PotenzielleKunden begeisterte SPECTRA COULEUR bereits auf Fachmessen, wieder Analytica 2002 oder Laser 2003. Hieraus sollen die ersten Umsätzefür die Anfangsphase der Gründung generiert werden.

»Seit Januar 2003 haben wir die Zusage für das FUTOUR-Förder-programm, das seit Februar umgesetzt wird und unsere Finanzierungvorerst sicherstellt. Wesentlich hierfür war die Unterstützung durch dasTechnologie Coaching Center (TCC). Mit Hilfe der TCC-Coaches vonIUVENTA wurde ein Businessplan erstellt, der auch längerfristig über-zeugen konnte. Außerdem unterstützte uns das TCC im Bereich Grün-dung und Ansiedlung«, so Dr. Volker Gäbler. Zusätzliche Betreuung lie-ferte der Businessangels-Club der Investitionsbank des Landes Berlin.

SPECTRA COULEUR ist seit März 2003 im Technologiepark Ber-lin-Adlershof ansässig und hat mit der Entwicklung einer firmeninter-nen Produktionsanlage der RGB-Faserlasermodule begonnen. Und esward Licht, farbiges …! Sylvia Schießer

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FOTO: TCC/Schießer parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 25

»Wir produzieren und verkaufen Licht«, so beschreiben die zwei Jungunternehmer der SPECTRA COULEUR GmbH ihre Ge-schäftsidee. Hierbei handelt es sich nicht etwa um Lichtschalter, sondern um hochinnovative Faserlasermodule. Mit den neu-artigen Faserlasern kann rotes, grünes und blaues Laserlicht erzeugt werden. Sie zeichnen sich durch eine besonders guteStrahl- und Punktstabilität, integrierte Lichtleitung sowie minimalen Energieverbrauch aus.

Kontakt:SPECTRA COULEUR GmbH, Schwarzschildstraße 6, 12489 Ber-lin, ☎ 030/63 92 11 27, Fax: 030/63 92 11 28, ✉ [email protected]

Sie trafen sich und eine Geschäftsidee wurde geboren:Dr. Christian Ribbat (l.) und Dr. Volker Gäbler

Weitere Physik-Alumni und ihre FirmenUwe Ahrens mit der Firma aap Implantate AG ➥ www.aap.de

Dr. Björn Wedel mit der Firma High Yag Lasertechnologie➥ www.highyag.de

Dr. Wolfgang Gries mit der Firma Spectra-Physics LAS GmbH➥ www.spectraphysics.com/

Dirk Trommer, Andreas Umbach mit der Firma u2t Innovative Opto-electronic Components GmbH ➥ www.u2t.de

Dr. Oliver Lang mit der Firma SOLARC GmbH ➥ www.solarc.de

Uwe Gronowski mit der Firma Ingenieurbüro Gronowski➥ www.gronowski.com/

Dr. Nils Kirstaedter mit der Firma Lumics GmbH ➥ www.lumics.com

Dr. Martin Nägele mit der Firma Kranz & Nägele FeinwerktechnikOHG ➥ www.kranz-naegele.de/

Dr. Wolf Wiesemann mit der Firma Precitec GmbH ➥ www.precitec.com/

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Beratungsbedarf für SonderleistungenIn der TU stieg der »Versuchsballon« – jetzt ist KLIMAKONZEPT fast zehn Jahre am Markt

Spiritus Rector ist Prof. Dr.-Ing.Klaus Fitzner, 1937 in Potsdam ge-boren und mittlerweile über Jahr-zehnte mit der TU Berlin verbun-den: als Student, Diplomingenieur,Doktorand, Professor und Lehr-stuhlinhaber bis 2002. Auch jetzt ister noch an seiner vormaligen Wir-kungsstätte tätig. Ein Mann mitKenntnis, Erfahrung und Kontak-ten. Klaus Fitzner ist einer derGründer und Gesellschafter vonKLIMAKONZEPT.

Der Zweite im Bunde ist Dr.-Ing. Ulrich Finke, Jahrgang 1965.Student und Diplomingenieur derTU Dresden, Doktorand an der TUBerlin und dort ist er – im Semesterwechsel mit der Uni Magdeburg –als Lehrbeauftragter mit dem Thema »Reinraumtechnik« tätig.

Der dritte Gesellschafter kommt aus Berlin-Neukölln, hat am Her-mann-Rietschel-Institut studiert und promoviert. Dem KLIMAKON-ZEPT-Team gehört Dr.-Ing. Olaf Zeidler seit drei Jahren an.

Das Leistungsspektrum der Ingenieurgesellschaft umfasst Gutach-ten und Planungsprüfungen, Energieberatungen und Schulungen, Kon-zepte und Versuche, Labormessungen und Hygienemanagement. ZurVerfügung steht umfangreiche Messtechnik, mit der eine von Schadstof-

fen belasteteRaumluftqualitätebenso ermitteltwerden kann, wiethermische Be-haglichkeit oderLegionellenbefallin Anlagen. Miteiner Thermogra-fiekamera könnenOberflächentem-peraturen, mit ei-nem Gasanalysa-tor die Konzentra-tion von Gasen re-gistriert werden.Es gibt so gut wienichts in Gebäu-den und Räumen

jeder Art und Größe, was nicht mittels messtechnischer Untersuchun-gen von der KLIMAKONZEPT GbR auf seine Qualität hin überprüftwerden kann.

Insofern ist es nur folgerichtig, wenn in der Referenzliste der GbRdas Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ein Sanierungskon-zept für die Staatsbibliothek in Auftrag gibt. Oder wenn die Deutsche Te-lekom eine Simulation der Luftströmungen im Atrium ihrer Hauptstadt-

repräsentanz verlangt, vielleicht,um so den wahren Wert dieser Im-mobilie bestimmen zu können. Inder Liste steht auch die Überprü-fung der haustechnischen Pla-nung für den Wiederaufbau desNeuen Museums in Berlin. Öf-fentliche und private Aufträge hal-ten sich die Waage. Manche sindin ein paar Stunden erledigt, ande-ren laufen über mehrere Monate.Mitunter werden bis zu siebenProjekte unterschiedlicher Di-mension parallel bearbeitet.

Die wenigen Beispiele machenein breites Spektrum deutlich.Und sie zeigen, welche Verantwor-

tung die KLIMAKONZEPT GbR für unser aller Wohlbefinden ganz all-gemein und das der Besucher von Staatsbibliothek, Neuem Museumund Telekom-Repräsentanz im Besonderen trägt. Hin und wieder istauch ein »Rückgriff« auf die TU Berlin von Nutzen. Dr. Ing. Zeidler un-terhält im Kern eher persönliche Kontakte zu Prof. Fitzners Nachfolgerim Amt des Lehrstuhlinhabers. So kann dank der Verbindung zu Prof.Dr. Dirk Müller schon mal ein Unterauftrag vom CharlottenburgerGbR-Büro in der TU landen – oder auch umgekehrt.

Oder es wird, wie in 2001 geschehen, eine Diplomarbeit an einen zu-künftigen TU-Absolventen vergeben. Deren Inhalt zum Mosaikstein imtheoretischen Unterbau des Unternehmens wird.

Gefragt nach der Marketingstrategie, heißt die Antwort lapidar:»Die beste Werbung ist gute Arbeit.« Neben Veröffentlichungen in Fach-zeitschriften sind es vor allem die guten Verbindungen aller Beteiligtenzu potenziellen Auftraggebern und Vermittlern. De facto entscheide dieMund-zu-Mund-Propaganda über Wohl und Wehe der Ingenieurgesell-schaft. Nicht zu vergessen die Schulungsangebote zu den Themen Hy-giene und Raumströmung.

Das Innenraumklima sei überhaupt jener Komplex, in den Unter-nehmen und Einrichtungen nach wie vor zu wenig investierten. DiesesThema spielt wohl hin und wieder auch im Freundeskreis des Hermann-Rietschel-Institus eine Rolle. Dort trifft man sich zu zwanglos theore-tisch-praktischem Gespräch. Nicht auszuschließen, dass es da auchneue Anregungen für die GbR geben könnte. Dr.-Ing. Olaf Zeidler setztden Schlusspunkt mit einem überraschenden Slogan: »Unsere Kunst hathöchste Vollendung gefunden, wenn man von uns nichts mehr sieht.Dann haben wir einen guten Job gemacht.« Rudolf Hempel

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTOS: Klimakonzept

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Die ersten Anfänge waren 1994 mehr sporadisch. Ein Professor und mehrere Doktoranden des Hermann-Rietschel-Institutsder TU Berlin kooperierten zunächst ohne feste Struktur. Sehr bald zeigte sich, dass es Beratungsbedarf für Sonderleistungengab. Eine der Ursachen dafür war die zunehmende Reduzierung des Entwicklungsbudgets von Unternehmen. Eine GbRwurde gegründet. Sie existiert nun ein knappes Jahrzehnt und ist seit dem Jahr 2000 in Berlin-Charlottenburg ansässig. Hierwird rund um die Uhr über die Verbesserung des Klimas in Räumen und Gebäuden nachgedacht.

Kontakt:Klimakonzept Ingenieurgesellschaft bR, Olympische Straße 3a,14052 Berlin, ☎ 030/30 10 88 80, Fax: 030/30 10 88 82, ✉ [email protected], ➥ www.klimakonzept.de

Ein Trio fürs gute Klima: Dr.-Ing. Olaf Zeidler, Prof. Dr.-Ing. Klaus Fitzner, Dr.-Ing. Ulrich Finke (v. l.)

Rauchversuch zur Sichtbarmachung derStrömung für einen Abluftkanal

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Ein unverbesserlicher OptimistTU-Alumnus Özgür Baskaya hat sich von Niederlagen nicht entmutigen lassen

Diese Vision hatte er vor dreiJahren. Euphorisch war erdamals und der 1966 bei Iz-mir in einer Lehrerfamilie ge-borene junge Mann hatte al-len Grund dazu, optimis-tisch zu sein. Noch aber ist erseinem Ziel nicht näher ge-kommen.

Er hat an der TechnischenUniversität Istanbul Schiffs-und Schiffsmaschinenbausowie an der TU BerlinSchiffs- und Meerestechnikstudiert und in seiner bis1998 dauernden aufregendenBerliner TU-Zeit viel Neuesentdeckt, vor allem aber »dieLiebe an der Form«. Männerwie Prof. Dr. Horst Nowackivom Fachgebiet Schiffsent-wurf, mit dem ihn auch einlängerer Tutorenjob verband,prägten seinen Weg. »Profes-sor Nowacki hat mich positiv

beeinflusst und mir den Spaß an der Formgestaltung vermittelt.« Und dieKunst der Spezialisierung. Das gab Selbstvertrauen. »Ich dachte, warumkann man nicht etwas gänzlich Neues machen. Zum Beispiel kompletteComputermodelle für Superyachten.«

Dann kam das erste »Aber«. Wie sich herausstellte, war es problema-tisch, an die großen europäischen Werften heranzukommen. »Die erstenKontakte?« – »Durchaus positiv.« Als es dann aber um den Preis für dieLeistung ging, schieden sich die Geister.

Ein weiteres Intermezzo scheiterte – letztendlich – an den Amerika-nern. Dipl.-Ing. Baskaya erinnerte sich an sein Heimatland und nahmKontakt mit Unternehmern vom Verband Türkischer Schiffswerftenauf. Ab Februar 2002 begann er als Repräsentant zu arbeiten, vorerst al-lerdings ohne Honorar. Zum Jahresende wurde Yacht-tr.com eingerich-tet. Über ein Internetportal sollte der yachtbezogene Handel bzw. derDienstleistungsaustausch zwischen der Türkei und Deutschland zumgegenseitigen Vorteil gefördert werden. Die schwierige Überzeugungs-arbeit schien langsam Früchte zu tragen, da begannen die Amerikanerden Irak-Krieg und auf der türkischen Seite dachte niemand mehr aneine Vertretung in Berlin. Die Repräsentanz-Vereinbarung lief im Som-mer dieses Jahres aus, der Kontakt brach ab.

Ungeachtet dessen hat Özgür Baskaya über weitere alternative»Zwischenfinanzierungsvarianten« nachgedacht und diese auch prak-tiziert. In der Firma aap Implantate AG, zu der er schon während des Stu-diums nach Ablaufen der Tutorenstelle Kontakt hatte, verdiente er alsCAD-Konstrukteur (CAD: Computer Aided Design) mit 3D-Modellie-rung Geld. Seine Kontakte zu ehemaligen Kommilitonen und Kollegen

FOTOS: Hempel, Baskaya parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 27

Özgür Baskaya ist Feuer und Flamme. Seine Idee: eine Firma für Yachtdesign. Sein Ziel: in zehn Jahren eines der besten Yacht-designbüros in Europa zu haben. Zumindest in Deutschland wird er der Einzige sein, der mit komplexen Freiformflächen er-stellte 3D-Rechnermodelle im Yachtbau einsetzt. Während bislang nur der Rumpf im vereinfachten dreidimensionalen Mo-dell dargestellt wird, soll nun die gesamte Außenhaut, also auch die Deckstruktur einer Yacht, mit Freiformflächen dreidi-mensional modelliert werden. »Das wird die Vermarktungschancen erhöhen«, glaubt Özgür Baskaya. Die Branche zeigt sichnach ersten Gesprächen interessiert.

Kontakt:Dipl.-Ing. Özgür Baskaya, FREE FORM Berlin,☎ 030/46 60 59 25, ✉ [email protected], ➥ www.free-form.deInformation:Als Interessenvertretung für türkische Unternehmer versteht sich dieTürkisch-Deutsche Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg.Mitbegründer und jetziger Generalsekretär ist Hüsnü Özkanli, der1971 zum Studium der Wirtschaftswissenschaften an die TU Berlinkam. Etwa 5500 Selbstständige türkischer Nationalität gibt es in Ber-lin. Längst aber betreiben sie nicht mehr nur Ein-Mann- oder Famili-en-Betriebe. Sie gründeten Produktionsbetriebe, Reisebüros, Ver-lage oder ließen sich als Ärzte nieder. Etwa 27 000 Menschen sind intürkischen Firmen in Berlin beschäftigt. Damit sind sie ein wichtigerWirtschaftsfaktor in der Stadt.

Özgür Baskaya: »Jetzt kann ich Utopievon der Realität trennen«

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aus dem Umfeld des Instituts für Schiffs- und Meerestechnik erwiesensich als nützlich. Die Beziehung zu Dr.-Ing. Christian Masilge, Ge-schäftsführer der Firma DesCon = Masilge brachten Aufträge zur Mo-dellierung moderner Fahrgastschiffe, u. a. für die Stern und Kreis Schiff-fahrt Berlin.

Nun sitzt der Gründer nachdenklich lächelnd in seinem Wohnungs-büro in Wedding und erinnert sich an die Stationen seines steinigen We-ges, auf dem er – »Idealist, wie ich einer war und eigentlich immer nochbin« – mittlerweile bei FREE FORM Berlin, einem Ein-Mann-Unterneh-men, angekommen ist. »Ein Auftrag von der Größenordnung im unterenfünfstelligen Bereich wäre gut, könnte die Wende bringen. Vielleicht ge-hört auch ein kleines bisschen Glück dazu, einen passenden Geschäfts-partner zu finden. Die nächste Chance also.« Dennoch ist seine Eupho-rie einer mittlerweile realistischeren Sicht auf den Lauf der Zeit gewi-chen. Auch mit Niederla-gen müsse man leben.Aber, und das ist wohl dasWichtigste von allem:»Man darf das Selbstver-trauen in die eigenen Fä-higkeiten nicht verlieren,man darf die Hoffnungniemals aufgeben.« Mo-mentaufnahme aus einemGründerleben. Das letzteWort ist noch nicht gespro-chen.

Rudolf Hempel

Schwimmendes Zu-kunftsdesign: Entwurffür einen »Spreebus«

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Auch das Institut für Che-mie der TU Berlin folgt die-ser zukunftsweisenden Be-trachtungsweise und hatneben den klassischenFachgebieten durch Neu-berufungen für die Fachge-biete BioanorganischeChemie, BiophysikalischeChemie und BiologischeChemie Zeichen gesetzt.

Wen wundert es, dassnicht zuletzt deshalb dieNachfrage nach Studien-plätzen für den Diplomstu-diengang Chemie an derTU Berlin sehr groß ist.Zum Wintersemester2002/2003 hatten sich 187Studierende eingeschrie-ben. Das Institut ist damitan seine Kapazitätsgren-zen gestoßen. Die Lehr-kräfte nahmen trotzdemmit großem Engagementdie Herausforderung an.Schließlich sollte nicht dieMühe zunichte gemachtwerden, die in die Anwer-bung von Schülerinnen undSchülern der Berliner Gymnasien gesteckt wurde. So finden regelmäßigin den Osterferien für die Besten der Leistungskurse Chemie unter derLeitung von Frau Professor Carola Rück-Braun Schnupperstudien-kurse statt. Die Schülerinnen und Schüler sollen frühzeitig an die TUBerlin gebunden werden. Dieses Konzept schien tragfähig, bis durch dieSparauflagen des Senats ein flächendeckender NC beschlossen wurde.Durch die Verunsicherung der Studienplatzbewerber und durch organi-

satorische Hürdenkonnten im Winterse-mester 2003/2004 nur60 der 105 Studien-plätze besetzt werden.

Nun drohen wei-tere Kürzungen anden Berliner Universi-täten das leistungsfä-hige Institut für Che-mie an der TU Berlinnachhaltig zu schwä-chen. Davon ist nicht

Hier stimmt die ChemieTU-Chemiker engagieren sich auch für Schulen

nur die Lehre, sondern auchdie Forschung betroffen.»Durch die Streichung wei-terer Professorenstellenverlieren wir Forschungs-potenzial in einem For-schungsfeld mit einer gro-ßen Zukunft«, sagt Dr. Feo-dor Oestreicher, Verwal-tungsleiter des Instituts fürChemie und selbst promo-vierter Chemiker. In denvergangenen 15 Jahrenwurden am Institut fürChemie drei von der DFGfinanzierte Sonderfor-schungsbereiche und zweiGraduiertenkollegs aus derTaufe gehoben. »Wenn dieSparpläne des Senats zumTragen kommen, werdenwir nicht einmal mehr diegeforderte Grundausstat-tung für derartige Drittmit-telvorhaben einbringenkönnen«, so Oestreicherweiter.

An der TU Berlin wirdder DiplomstudiengangChemie angeboten, der in-

ternational ein hohes Ansehen genießt und in dem zwei unterschiedlicheAbschlüsse möglich sind: Diplom-Chemiker(in) (Dipl.-Chem.) undDiplom-Ingenieur(in) (Dipl.-Ing.).

Im Wintersemester 2002/2003 waren an der TU Berlin 532 Studie-rende im Diplomstudiengang Chemie immatrikuliert. Chemie mit demAbschlussziel Staatsexamen (Lehramt) studieren 133 Studierende. Da-rüber hinaus bildet das Institut im Wintersemester 2003/2004 über 1000Studierende aus anderen Studiengängen wie Lebensmittelchemie, Le-bensmitteltechnologie, Physik, Geowissenschaften und Werkstoffwis-senschaften im Fach Chemie aus. Pro Jahr stehen an der TU Berlin fürden Diplomstudiengang Chemie 105 Studienplätze für das erste Fach-semester zur Verfügung, für den Lehramtsteilstudiengang Chemie gibtes jährlich 20 Plätze für Studienanfänger.

Es ist noch immer üblich, nach Abschluss des Diploms die Promotionanzustreben. Der lange Weg vom ersten Studiensemester bis zur Dok-torprüfung erfordert ein hohes Maß an persönlichem Einsatz, Interesseund Kreativität. Wenn es dann aber geschafft ist, zählen die Chemike-rinnen und Chemiker zu den gefragten Absolventen dieser Universität.

Luise Gunga➥ www.studienberatung.tu-berlin.de/faecher/chemie/chemie.html

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Die gesamte belebte und unbelebte Natur in ihrer ganzen Vielfalt ist aus nicht mehr als 100 Grundstoffen, den chemischenElementen, aufgebaut. Mit der richtigen Kombination dieser Elemente zu chemischen Verbindungen mit speziellen Eigen-schaften oder Wirkungen beschäftigt sich die noch vergleichsweise junge Wissenschaft Chemie, die – eben weil sie noch jungist – eine große Zukunft hat. Vorbild der Chemiker bleibt immer die Natur, die uns in großartiger Weise vorführt, wie Verbin-dungen mit hochspezifischen Eigenschaften aus einfachen Bausteinen optimal aufgebaut werden. Die Perfektion der Naturhaben die Chemiker des 21. Jahrhunderts bisher nur punktuell erreicht, aber in der Chemie liegt gerade deshalb ein Zukunfts-potenzial ungeahnten Ausmaßes.

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FOTOS: TU-Pressestelle/Weiß (5) , privat parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 29

Wolfram Koch schaut gern zurück

Nach sechs Semestern Chemie an der Technischen Hochschule Darmstadt wechselte ich zum Wintersemester 1981/82an die TU Berlin. Ich wollte weg aus der südhessischen Provinz und in die einzige deutsche Stadt, wo es sich meiner

Meinung nach zu leben lohnte. Meinen ursprünglichen Gedanken, das Studium auf dem Gebiet der Lebensmittelchemiefortzusetzen (was ich als »offiziellen« Grund für den Wechsel angegeben hatte), gab ich auf und schrieb mich am Institutfür Organische Chemie der TU Berlin ein.Es begann eine Zeit intensiven Lernens auf hohem Niveau, ganz anders, als es mir meine Darmstädter Kommilitonen undProfessoren prophezeit hatten, die Berlin in erster Linie mit Krawall und nicht mit wissenschaftlicher Exzellenz assoziier-ten. Doch genau diese erlebte ich. Noch bevor ich mit meiner Diplomarbeit begann, bekam ich einen eigenen Arbeitsplatz

und durfte an wissenschaftlichen Projekten auf dem Gebiet der Quantenchemie, für das ich mich entschieden hatte, mitarbeiten. Nahtlos schlossensich Diplom- und Doktorarbeit an, die ich im Umfeld von Professor Helmut Schwarz, dem diesjährigen Otto-Hahn-Preisträger, und dem damali-gen Privatdozenten Gernot Frenking (jetzt in Marburg) in der Organischen Chemie anfertigte. Es war eine unglaublich kreative, faszinierende undspannende Zeit, an die ich heute noch gern zurückdenke.Anschließend verließ ich die TU und Berlin, um fünf Jahre für IBM in Kalifornien und später in Heidelberg Chemie auf dem Computer zu betreiben.An eine Hochschullaufbahn dachte ich eigentlich nicht mehr, bis ich plötzlich von einer ausgeschriebenen Professur für Theoretische OrganischeChemie an meinem alten Institut für Organische Chemie der TU Berlin erfuhr.So kam ich 1992 wieder und aus den ehemaligen Lehrern wurden Kollegen. Auch mit diesem zweiten Berliner Kapitel, in der nun nicht mehr geteil-ten Stadt, verbinden mich viele schöne Erinnerungen, auch wenn im Laufe der Zeit die Bedingungen für Forschung und Lehre an der TU Berlin zuneh-mend schwieriger wurden. Gab es 1992 etwa 35 Professoren in den beiden Fachbereichen Chemie, so waren es 1998, als ich die TU Berlin wieder ver-ließ, nicht einmal mehr 20.Ich verzichtete auf meinen Beamtenstatus und trat in die Dienste der Gesellschaft Deutscher Chemiker, der mit etwa 27 000 Mitgliedern bedeutend-sten chemiewissenschaftlichen Fachgesellschaft in Kontinentaleuropa, deren Geschäftsführer ich nun bin. Nicht nur wegen der vielen persönlichenKontakte fühle ich mich nach wie vor der TU Berlin verbunden, der ich insgesamt zwölf Jahre als Student, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Pro-fessor angehörte.«

Axel Blokesch: Enzyme zur Schonung natürlicher Ressourcen

Die Studienwahl fiel mir bei der Vielzahl meiner Interessen nicht leicht, doch Chemie und Biochemie zeichneten sich alsklare Favoriten ab. Die TU bot mir 1984 beides: ein Studium, das mich für die Logik organischer Synthesen und Struk-

turaufklärung öffnete, mir ermöglichte, in Experimenten das Periodensystem bis zur Reihe der Lanthanoide auszuschöp-fen und – im Rahmen eines Wahlpflichtfaches – ein grundlegendes Verständnis für die faszinierende Chemie des Lebenszu entwickeln. Nach meinem Diplom 1990 habe ich bei Professor Salnikow und Dr. Vater das Gebiet methodisch zu beherr-schen gelernt, das bis heute den Schwerpunkt meiner beruflichen Tätigkeit bildet: die Proteinchemie und die Enzymanaly-tik. In meiner Dissertation untersuchte ich die Struktur und Funktion der am photosynthetischen Elektronentransportbeteiligten Proteine. Seit 1997 widme ich mich beim Adlershofer Biotechnologieunternehmen Biopract vorrangig den

Hydrolasen, die Cellulose und Hemicellulosen spalten. Zu den Anwendungsmöglichkeiten dieser Enzyme gehören so unterschiedliche Bereiche wiedie Textilveredlung und der Aufschluss von Biomassen, z.B. in Biogasanlagen. Ziel meiner Forschung sind die Entwicklung besserer, »passgenauer«Enzyme genauso wie deren effizientere Analytik.

Michael Bauer: »TU-Netzwerke bewährten sich«

Im Jahr 1980 begann ich mein Chemiestudium am Fachbereich 5 der TU Berlin, das ich 1986 mit der Diplomarbeit ab-schloss. Voraussetzung für eine spätere Tätigkeit in der Forschung der chemischen Industrie war jedoch die Promotion.

Da für mich von Anfang an feststand, dass ich in die industrielle Forschung gehen wollte, wählte ich diesen Weg und schlossdas Studium 1989 als Dr. rer. nat. ab.Ich hatte mich sehr früh entschieden, mich auf das Gebiet der präparativen organischen Chemie (OC) zu konzentrieren, daes für mich die ursprünglichste Art der Chemie ist – ein Sinnbild sozusagen.Die präparative organische Chemie habe ich während der Promotion vertieft und dabei den Schwerpunkt auf enantiose-lektive Synthese von Naturstoffderivaten gelegt. Das Studium bot fundierte Kenntnisse sowie tiefergehende praktische Er-

fahrungen, die mir in der chemischen Industrie vor allem am Anfang sehr geholfen haben. Von großem Nutzen war auch das gute Verhältnis zwi-schen den Doktoranden, schuf es doch die Grundlagen für ein funktionierendes „Networking“ im Arbeitsleben.Direkt nach der Promotion ging ich zur Schering AG in die Röntgenkontrastmittelforschung, wo sich die Netzwerke von Anfang an bewährt haben.Sie sind auch heute noch sehr wertvoll, obwohl ich inzwischen nicht mehr in der Forschung arbeite, sondern als Dossiermanager in der AbteilungGlobal Regulary Affairs.

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Hans-Jürgen-Ewers-Preis Zum ersten Mal wurdeim Oktober 2003 der Hans-Jürgen-Ewers-Preis ander TU Berlin vergeben. Benannt ist der Preis nachdem im Jahr 2002 verstorbenen TU-PräsidentenProf. Dr. Hans-Jürgen-Ewers. Mit dieser Auszeich-nung sollen innovative Arbeiten des wissenschaftli-chen Nachwuchses zur (De-)Regulierung und Fi-nanzierung der Infrastrukturentwicklung gefördertwerden. Vergeben wird der mit 3000 Euro dotiertePreis durch die Gesellschaft von Freunden der TUBerlin e.V. und durch das Fachgebiet für Wirt-schafts- und Infrastrukturpolitik (WIP). Die Aus-schreibung des Preises richtet sich an Nachwuchs-wissenschaftlerinnen und Nachwuchswissen-schaftler aller deutschen Universitäten. Dr. Mar-tina Bätzel (Universität Mainz) und Dr. Lars Pet-zold (Universität Potsdam) sind die ersten Preisträ-ger. www.tu-berlin.de/freunde

Wolfgang-Beitz-Preis Ebenfalls zum ersten Malwurde am 21. November 2003 an der TU Berlin derWolfgang-Beitz-Preis verliehen. Ausgelobt wird derPreis von der Wissenschaftlichen Gesellschaft fürMaschinenelemente, Konstruktionstechnik undProduktentwicklung e.V. (wgmk) und von dem Ber-liner Kreis – Wissenschaftliches Forum für Pro-duktentwicklung e.V., denen über 60 Universitäts-professoren und hochrangige Persönlichkeiten ausIndustrie und Gesellschaft angehören. Mit demPreis wurde der Ingenieur Dr. Stefan Lux von VWWolfsburg (Foto l.) ausgezeichnet.

Professor Wolfgang Beitz hatte von 1969 bis zu sei-nem Tode 1998 an der TU Berlin im FachgebietKonstruktionstechnik, Bereich Maschinenbau, ge-lehrt. Der Preis wird für ein innovatives Produktoder ein Werkzeug vergeben, das auf die erfolgrei-che Umsetzung der methodischen Produktentwick-lung zurückzuführen ist. Damit soll der wissen-schaftlichen Leistung von Professor Wolfgang Beitzgedacht werden. Auf der Basis interdisziplinärerZusammenarbeit zwischen Hochschule und Indust-rie hatte er herausragende Arbeiten in der methodi-schen Produktentwicklung geschaffen.

Bundesverdienstkreuz I Prof. Dr.-Ing. HelmutBaumgarten vom Institut für Technologie und Ma-nagement wurde am 5. Dezember 2003 mit demVer-dienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bun-desrepublik Deutschland geehrt. Er hat sich mit di-versen wissenschaftlichen und unternehmerischenAktivitäten in vielfältiger Weise um die TU Berlin,um die Berliner Wirtschaft und um Wissenschaftund Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschlandin hohem Maße verdient gemacht.

Bundesverdienstkreuz II Ebenfalls am 5. Dezem-ber wurde Prof. Dr. Jürgen Starnick vom Institut fürChemie mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Ver-

dienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus-gezeichnet. Als Präsident der TU Berlin(1979–1985), als Senator für Stadtentwicklung undUmweltschutz in Berlin (1986–1989) und als Mit-glied des Deutschen Bundestages (1990–1994) hater sich große Verdienste erworben.

Bundesverdienstkreuz III Mit dem Bundesver-dienstkreuz am Bande wurde am 10. September2003 Dr. Alexander Imbusch, Leiter der Hauptab-teilung Forschung und Kommunikation der Fraun-hofer-Gesellschaft, ausgezeichnet. Damit wurdesein vielfältiges Engagement um Wissenschaft, For-schung und Wirtschaft gewürdigt. Dr. Imbuschhatte an der TU Berlin promoviert. Seit 1980 ist erals Leiter der Hauptabteilung Forschung und Kom-munikation maßgeblich an der strategischen Wei-terentwicklung des Technologieportfolios beteiligt.www.fraunhofer.de

Ehrendoktorwürde Professor Dr.-Ing. WolfgangK. Giloi, emeritierter Professor der TU Berlin undGründungsdirektor des Forschungsinstitutes fürRechnerarchitektur und Softwaretechnik der GMDin Berlin, wurde am 3. November 2003 die Ehren-doktorwürde der TU Darmstadt verliehen. Profes-sor Giloi erhält die Auszeichnung in Anerkennung»seiner richtungsweisenden wissenschaftlichenLeistungen auf dem Gebiet der Informatik, insbe-sondere der Rechnerarchitekturen und der Grafi-schen Datenverarbeitung sowie der Umsetzung sei-ner Forschungsergebnisse in Systemarchitekturen,Problemlösungen und Anwendungen«. WolfgangK. Giloi studierte Elektrotechnik an der Techni-schen Hochschule in Stuttgart. 1964 wurde er als or-dentlicher Professor für Informationsverarbeitungan die TU Berlin berufen. Hier baute er 1966 die er-ste deutsche Computergrafik-Forschungsgruppeauf. Von 1972 bis 1978 war er Full Professor an derUniversity of Minnesota (USA), 1978 nahm er einenRückruf an die TU Berlin wahr. Gilois bekanntesteund herausragendste technische Leistung war dieEntwicklung des Superrechners SUPRENUM, derleistungsfähigste Superrechner auf dem WeltmarktEnde der 80er-Jahre. www.tu-darmstadt.de

Justus-Liebig-Medaille Dr. h.c. Jost Lemmerich,Berlin, wurde am 10. September 2003 für seine be-sonderen Verdienste um die Justus-Liebig-Universi-tät Gießen mit der Justus-Liebig-Medaille ausge-zeichnet. Dr. Lemmerich hat sich durch die Planungund konzeptionelle Begleitung der Vorbereitungenfür die Feierlichkeiten im Liebig-Jahr 2003, insbeson-dere mit der Ausstellung »Justus Liebig: Seine Zeitund unsere Zeit. Chemie – Landwirtschaft – Ernäh-rung« in besonderem Maße um die Universität Gie-ßen verdient gemacht. Dr. h.c. Jost Lemmerich warnach seinem Studium der Physik von 1956 bis 1962an der TU Berlin tätig. Für seine Arbeiten zumEntstehungsprozess naturwissenschaftlicher For-schung und zur Sichtbarmachung ihrer gesellschaft-lichen Relevanz zeichnete ihn die TU Berlin 1996 mitdem Dr. rer. nat. h.c. aus. www.uni-giessen.de

Deutscher Architekturpreis 2003 Die Architek-ten des Bundeskanzleramtes Axel Schultes undCharlotte Frank wurden mit dem Deutschen Archi-tekturpreis 2003 geehrt. Die mit 25 000 Euro höchst-dotierte Bau-Auszeichnung wird seit 32 Jahren allezwei Jahre unter der Schirmherrschaft der Bundes-

architektenkammer ausgelobt. Axel Schultes hattevon 1963 bis 1969 an der TU Berlin Architektur stu-diert, Charlotte Frank von 1979 bis 1984.www.architekturpreis.de

Ehrendoktor Am 7.November 2003 wurdeProf. Dr.-Ing. habil.Hansjürgen Freiherrvon Villiez die Ehren-doktorwürde des Uni-versitätsklinikumsBenjamin FranklinBerlin verliehen. Pro-fessor Villiez studiertein den 50er-JahrenPhysik an der TU Ber-

lin, wo er auch als Oberingenieur am Institut fürLuftfahrzeugführung und Luftverkehr tätig war.Seit 1962 baute er das erste europäische Luftfahrt-Kontrollzentrum »Eurocontrol« in Maastricht mitauf, das er später 20 Jahre lang führte. Seit 1994 lei-tet Professor von Villiez die in Berlin ansässige Son-nenfeld-Stiftung, die die medizinische Forschung inBerlin fördert und Promotionsstipendien für Dok-toranden vergibt. www.medizin.fu-berlin.de

celares ist Sieger beim Businessplan-Wettbe-werb 2003 Der Businessplan, den Dr. Frank Leen-ders, TU-Absolvent im Fach Biotechnologie, ge-meinsam mit zwei Kollegen für die frisch gegrün-dete Firma celares GmbH ausgearbeitet haben, warso gut, dass sie damit Sieger beim diesjährigenBusinessplan-Wettbewerb Berlin Brandenburg ge-worden sind. Die celares GmbH beschäftigt sichmit der Verbesserung pharmakologischer Eigen-schaften von Biopharmazeutika. Hier soll eine neueGeneration von Formulierungs-Systemen entwi-ckelt werden, die in der Lage sind, Nebenwirkungenvon Biopharmazeutika zu reduzieren und deren Ef-fizienz bei der Humantherapie zu erhöhen.www.celares.de

Hervorragende Habilitationsschrift Die Deut-sche Akademie der Naturforscher Leopoldina ehrteam 17. Oktober 2003 in Halle den Wissenschafts-historiker Dr. Carsten Reinhardt mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte fürseine hervorragende Habilitationsschrift. In ihr un-tersuchte Carsten Reinhardt an zwei für die Struk-turaufklärung in der Chemie zentralen Methoden,wie sich physikalische Instrumente und chemischeForschungsprogramme wechselseitig beeinflussenund zugleich neue Formen der Zusammenarbeitzwischen Hochschulforschung und Industrie initi-ieren. Carsten Reinhardt (Jahrgang 1966) studierteGeschichte der Naturwissenschaften und der Tech-nik an der Universität in Stuttgart und der TU Ber-lin. 1992 schloss er sein Studium mit dem Magisterab und promovierte 1996 an der TU Berlin in Wis-senschafts- und Technikgeschichte. Seit 1997 ist erHochschulassistent am Lehrstuhl für Wissen-schaftsgeschichte der Universität Regensburg. DerGeorg-Uschmann-Preis wird alle zwei Jahre füreine wissenschaftshistorisch hervorragende Einzel-leistung an jüngere Wissenschaftlerinnen oder Wis-senschaftler vergeben und trägt den Namen des Je-naer Wissenschaftshistorikers Georg Uschmann(1913–1986). Der Peis ist mit 2000 Euro dotiert.www.leopoldina-halle.de

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FOTO: FH Potsdam parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 31

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Ernennung zum Vizepräsidenten Professor Dr.Reiner Wittkowski ist neuer Vizepräsident des Bun-desinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin.Mit den Aufgaben dieses Bundesinstituts ist der Le-bensmittelchemiker Wittkowski bestens vertraut.Nach wissenschaftlichen Assistenzzeiten am Institutfür Lebensmittelchemie der TU Berlin sowie am In-stitut für Toxikologie und Embryonalpharmakologieder FU Berlin und einem Forschungsaufenthalt inden USA wurde Wittkowski 1986 WissenschaftlicherMitarbeiter am Max-von-Pettenkofer-Institut. Dortarbeitete er für zwei Jahre im Forschungsvorhaben»Dioxin«. 1995 habilitierte sich Wittkowski am Fach-bereich »Lebensmittelwissenschaften und Biotech-nologie« der TU Berlin. Im März dieses Jahres ver-lieh ihm die TU Berlin die Würde eines außerplanmä-ßigen Professors für das Fach »Lebensmittelche-mie«. www.bfr.bund.de

Neuwahl An derFachhochschule Pots-dam wurden Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielha-ber (Foto) (FachbereichBauingenieurwesen)zum Stellvertreter derRektorin und zum Pro-rektor für Planung,Entwicklung und For-schung gewählt sowieAndreas Klose (Fach-

bereich Sozialwesen) zum Prorektor für Lehre, Stu-dium und Weiterbildung. Mit Andreas Klose isterstmalig ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter Mit-glied der Hochschulleitung.Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielhaber (Jahrgang 1955)studierte und promovierte an der TU Berlin. Er war inder Bauindustrie, u. a. in der Tragwerksplanung undBauleitung, und als Wissenschaftlicher Mitarbeiteran der TU Berlin, Fachgebiet Stahlbetonbau, tätig.Andreas Klose (Jahrgang 1960) hat Soziologie ander FU Berlin studiert und arbeitete bis 1987, nachAbschluss des Studiums, als WissenschaftlicherMitarbeiter am Institut für Sozialpädagogik der TUBerlin im Forschungsprojekt »Gewalt und Rassis-mus« unter Prof. Dr. Hellmut Lessing.www.fh-potsdam.de

Neuer Chef bei Nordzucker Dr. Ulrich Nöhle istseit September 2003 neuer Vorstandschef der Nord-zucker AG Braunschweig, dem zweitgrößten Unter-nehmen auf dem europäischen Zuckermarkt. Nöhlebeschäftigt sich zeit seines Lebens mit Süßem. Derim niedersächsischen Bederkesa bei Cuxhaven ge-borene promovierte Lebensmittelchemiker studiertean der TU Berlin und ging nach dem Studium 1978zur Bundesanstalt für Milchforschung nach Kiel.Von 1986 bis 1989 arbeitete er für die HamburgerRowntree-Macintosh GmbH, zuständig für dasQualitätsmanagement. Von 1989 an war er bei demSchweizer Konzern Nestlé, unter anderem als Gene-ralbevollmächtigter für den Zentraleinkauf bei derNestlé Deutschland AG, bis er im September zuNordzucker wechselte. Sein Ziel: Nordzucker sollein Markenartikel werden. www.nordzucker.de

Eine Erfolgsgeschichte In diesem Sommer konntedie Novedia AG auf fünf erfolgreiche Firmenjahrezurückblicken. 1998 wurde das Systemhaus vondrei Absolventen der TU Berlin als GmbH gegrün-

ImpressumparTU – Alumni-Magazin der Technischen Universität BerlinHerausgeber: Presse- und Informationsreferat der TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, ☎ 030/314-2 29 19,Fax: 030/314-2 39 09, ✉ [email protected], ➥ www.tu-berlin.de/presseRedaktion/Texte: Dr. Kristina R. Zerges (verantw.), Stefanie Terp/stt (CvD), Bettina Klotz (Fakultäten intern), Dr. Luise Gunga/luga,Sybille Nitsche (Schlussredaktion)WWW-Präsentation: Ulrike Schaefer, www.tu-berlin.de/alumni/parTUVertrieb: Ramona EhretGesamtherstellung: deutsch-türkischer fotosatz Berlin, Markgrafenstr. 67, 10969 Berlin, Tel.: 030/25 37 27-0Auflage: 14 500, Erscheinungstermin: Dezember 2003, Nr. 8, 5. Jg., ISSN: 1439-2887Nächste Ausgabe: 2. Quartal 2004.Nachdruck nur bei Quellenangabe und Belegexemplar.Beilagen: Dissertations- und Habilitationsschriften, Preisbeilage, Newsletter der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V.Titelbild: Dahl/BIG-Gebäude

det. In diesen Anfangstagen stand für dasTeam die Softwareentwicklung für großeTelekommunikationsausrüster im Vor-dergrund. Für Kunden wie Alcatel undSiemens wurden z. B. Lösungen zur elekt-ronischen Abrechnung von Telefonge-sprächen für große Telekommunikations-systeme realisiert. Mit der wachsendenBedeutung des Internets ab 1999 ent-schloss sich das Systemhaus, E-Busi-ness-Anwendungen zu entwickeln. Dazugehörte eine Marktplatz-Plattform fürden Deutschen Sparkassenverband oderdas neue Elektronische Einwohnermeldesystem fürRheinland-Pfalz. Im Jahr 2000 wurde die GmbH ineine AG umgewandelt. Seit Anfang 2001 konzent-riert sich Novedia auf Businessanwendungen fürdie Branchen Finanzdienstleistungen und Trans-port/Logistik. Mittlerweile gehören fünf weitereMitarbeiter und ein Auszubildender zum Team.www.novedia.de

Neues Medizintechniknetzwerk Sieben deretabliertesten und umsatzstärksten Medizintech-nik-Unternehmen aus der Region Berlin/Branden-burg schlossen sich am 1. November 2003 zum»Medizintechniknetzwerk-Berlin/Brandenburg«,kurz MedTecNet-BB, zusammen. Zu den Gründer-firmen gehört auch aap Implantate AG, ein durchTU-Alumni gegründetes Unternehmen. Ziel desMedTecNet-BB ist es, Zulieferbeziehungen der Kli-niken und Ärzte mit den Medizintechnikfirmen ausder Region zu verbessern und dadurch die medizin-technischen Potenziale der Region zu fördern. Ber-lin/Brandenburg hat sich in den vergangenen Jah-ren zu einem der drei wichtigsten Standorte inDeutschland im Bereich der Medizintechnik entwi-ckelt. Die Region verfügt über eine außerordentli-che Dichte an (Uni-)Kliniken, niedergelassenenÄrzten und Forschungseinrichtungen.www.tsbmedici.de

Verfechter soziokultureller Experimente DerAutor und Kulturwissenschaftler Hermann Glaserfeierte am 28. August 2003 seinen 75. Geburtstag.Als Verfechter soziokultureller Experimente machteer sich in seiner 26 Jahre währenden Amtszeit alsNürnberger Kulturreferent bundesweit einen Na-men. Zudem trat er als Verfasser zahlreicher Werkezur Literatur und Kulturgeschichte hervor. Glaserstand von 1964 bis 1990 an der Spitze des Schul- undKulturreferats in seiner fränkischen GeburtsstadtNürnberg. Eng verbunden mit seinem Namen istdas selbst verwaltete freie Jugendzentrum KOMM,

das er 1973 mit begründete. Ab Mai 1990widmete sich Glaser, der über ein riesigesZeitungs- und Zeitschriftenarchiv und eineFachbibliothek mit 25 000 Bänden verfügt,ganz seiner Rolle als Autor und Honorar-professor an der TU Berlin. Zu seinen be-kanntesten Werken gehören »Spießerideolo-gie« (1965), die dreibändige »Kulturge-schichte der Bundesrepublik Deutschland«sowie »Deutsche Kultur 1945 bis 2000«.Glaser ist Mitglied im PEN-Zentrum undTräger des Großen Kulturpreises der StadtNürnberg.

Der Philosoph des »sanften Autos« Prof. Dr.Ernst Fiala, der frühere Entwicklungschef derVolkswagen AG, beging am 2. September 2003 sei-nen 75. Geburtstag. Ernst Fiala studierte Maschi-nenbau und arbeitete von 1954 bis 1963 als Ver-suchsingenieur bei Daimler Benz. Daran schlosssich eine ordentliche Professur an der TU Berlin an.1970 ging er als Leiter der Forschung zu VW undwurde 1973 in den Vorstand gewählt. Fiala erwarbsich große Verdienste bei der Entwicklung des Kä-fer-Nachfolgers Golf. Stets setzte er sich kritisch mitdem Auto auseinander und entwickelte entschei-dend die Philosophie vom »sanften Auto« und vonder »sanften Technik« mit.

Ein Leben für den Maschinenbau Am 17. Sep-tember 2003 feierte Dr.-Ing. Manfred Mach seinen70. Geburtstag. 40 Jahre seines beruflichen Wirkenswar er im deutschen Maschinen- und Anlagenbautätig, 25 Jahre davon auf Geschäftsführungs- undAufsichtsratsebene. 1959 absolvierte er an der TUBerlin sein Universitätsexamen. Nach ersten beruf-lichen Erfahrungen als Betriebsingenieur, Kon-strukteur und Projektingenieur promovierte er 1964während seiner Tätigkeit bei der M. A. N. AG zumDr.-Ing. 1971 wurde er Leiter der Unternehmens-sparte Druckmaschinen der M. A. N. Zuvor war ermehrere Jahre Managing Director der japanischenTochterfirma in Tokio. 1979 übernahm ManfredMach die Leitung des Geschäftsbereichs Elekt-rische Maschinen mit Werken in Berlin, Bremen undFrankfurt. 1991 wechselte er als Geschäftsführerzur Lurgi Energie- und Umwelttechnik in Frankfurt,einem Unternehmen der MG Technologies. ImVerband Deutscher Wirtschaftsingenieure e.V.war er acht Jahre lang Vorstandsmitglied, von 1991bis 1997 Vorsitzender des Beirats. Nach seiner Pen-sionierung nahm Mach einen Lehrauftrag an derTU Berlin an. Dort lehrt er seit 2001 das Fach »Pro-jektmanagement im Maschinen- und Anlagenbau«.

Page 34: 5.Jahrgang · Nr.8 · Dezember 2003...und durch die katastrophale Finanzlage unserer Universität wird es in den nächsten Jahren zu weiteren drastischen Redu-zierungen beim Studienangebot

Würden Sie einem jungen Menschen raten, in der heutigen Zeit zu stu-dieren, und warum?Das ist nur individuell zu beurteilen. Grundsätzlich empfehle ich einStudium, denn es dient ja in der Regel nicht nur zum Erlernen von Fach-wissen, sondern es vermittelt auch die Fähigkeiten, selbstständig Prob-lemstellungen zu erkennen, sie zu strukturieren und Lösungen zu erar-beiten. Im späteren Berufsleben wird diese Kompetenz – unabhängigvon der Position – ständig benötigt.

Angenommen, Sie hätten noch einmal die Wahl: Welche Fächer würdenSie heute belegen?Ich würde nicht wieder rein naturwissenschaftliche Fächer wie Mathe-matik und Physik studieren. So schult Mathematik zwar logisches,strukturiertes Denken, der Nachteil ist jedoch die fehlende Verbindungzur betrieblichen Praxis. Wichtig und entscheidend war für mich des-halb mein MBA-Abschluss in International Business an der Universityof South Carolina in Columbia/USA. Dieses betriebswirtschaftlicheStudium in Verbindung mit einem Auslandsaufenthalt war für mich dieideale Ergänzung zur Naturwissenschaft.

Wenn Sie an Ihre Studienzeit denken: Welche Le-benserfahrung haben Sie damals gemacht?

Wer studiert, sollte sich entscheiden: Willich erfolgreich an der Basis meiner beruf-

lichen Zukunft arbeiten oder nutze ichdie Studienzeit als eher entspanntere Le-bensphase? Angesichts der heutigen Si-tuation empfehle ich, zielstrebig zu sein

und sich wie im Berufsleben gut zu orga-nisieren. Dann lassen sich auch Freiräume

schaffen für die fröhlichen Seiten des Lebens.

Waren Ihnen Noten damals sehr wichtig?Ja, denn sie sind die Bestätigung dafür, dass man eine Materie oder einThema verstanden hat; dass man Aufgabenstellungen erfolgreich bear-beiten kann. Und auf diese Fähigkeiten kommt es ja an.

Was hat Ihre Studienzeit an der TU Berlin vor allem geprägt?Da denke ich zunächst an das Gefühl, allein gelassen worden zu sein.Die TU Berlin war – zumindest damals – eine große, anonyme Univer-sität, die für meinen Studiengang wenig Führungs- und Orientierungs-hilfe bot. Es gab keine Lern- oder Studiengruppen. Ab dem 3. Semesterhabe ich dann eng mit einem Studienkollegen zusammengearbeitet. Da-von haben wir beide sehr profitiert.

An welche Situation erinnern Sie sich heute noch mit einem Schmunzeln?An die zahlreichen Besuche meiner Vorlesungen durch Vertreter der»Rotzkybel« (Rote Zelle Kybernetik und Elektrotechnik). Diese ver-suchten, uns zu Solidarabstimmungen zu einem Gemisch von allgemeinakzeptierten und von ideologisch geprägten Punkten zu bewegen.

Und woran denken Sie eher ungern?An einige methodisch-didaktisch schwache Lehrveranstaltungen. Unddie Prüfungssituation war teilweise geprägt von der Stimmungslage

und dem subjektiven Eindruckder Professoren. Negativ in Er-innerung habe ich zudem dieAnonymität, in der man lebte.Es fehlte das »Campus«-Ge-fühl.

Wenn Sie Präsident einer deut-schen Hochschule wären, waswäre Ihre erste Amtshandlung?Größte Priorität hätte für michder Abbau von Bürokratie, umdadurch mehr Freiheit für Lehreund Forschung zu gewinnen.Außerdem sollte das Studium –wie in den USA – wesentlichstärker an der Praxis orientiertwerden. Und ich würde die leistungsorientierte Bewertung und Ent-wicklung der Professoren fördern.

Welchen Rat geben Sie einem Studierenden im ersten Semester?Gerade im ersten Semester kommt viel Neues auf die Studenten zu. Siedürfen sich nicht davon überrollen lassen, sondern sollten alle Heraus-forderungen annehmen und abarbeiten. Ganz wichtig ist es dabei, früh-zeitig Kontakte zu anderen, gleichermaßen betroffenen Studenten zuknüpfen, Erfahrungen auszutauschen und zu bündeln, Probleme ge-meinsam zu lösen. Sehr hilfreich sind Kontakte zu Absolventen des je-weiligen Studiengangs, die schon im Berufsleben stehen; sie könnenpraktische Orientierung geben. Das gilt analog auch für den weiterenStudienverlauf und sogar noch im Berufsleben.

Welche Fähigkeiten sollten Absolventen/Absolventinnen in die Berufs-welt mitbringen?Eine rein akademische Ausbildung reicht heute meistens nicht mehr aus.Ich kann nur jedem raten, während des Studiums Praktika zu absolvie-ren und möglichst Auslandserfahrung zu sammeln. Ganz wichtig fürdas Berufsleben ist die Teamfähigkeit. Den typischen Einzelgänger, deralle Probleme alleine löst, gibt es heute so gut wie nicht mehr. Unver-zichtbar sind gute Fremdsprachen-Kenntnisse. Dabei ist fließendesEnglisch bereits eine Selbstverständlichkeit. Karrierefördernd ist immereine Bereitschaft zu Auslandsaufenthalten.

Wie lautet Ihre Lebensmaxime?Versuche, Veränderungen zu gestalten, aber Werte zu bewahren.

parTU · Das Alumni-Magazin · 8/2003 FOTOS: BAYER AG

Prof

il

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parTU befragt an dieser Stelle Absolventinnen und Absolventen der TU Berlin. Diesmal ant-wortet Klaus Kühn, Finanzvorstand der Bayer AG. Klaus Kühn, Jahrgang 1952, hat an der TUBerlin Mathematik und Physik studiert.

TU-Alumnus Klaus Kühn

Veränderungen gestalten – Werte bewahrenErinnerungen an das Studium, Ratschläge für Studierende

Klaus Kühn studierte an der TU Berlin Mathematik und Physikund schloss sein Studium 1978 als Diplom-Mathematiker ab. Er

begann seinen beruflichen Werdegang 1979 in der Datenverarbei-tung bei der Siemens AG, Berlin. 1981 wechselte er zur Schering AG,wo er 1996 zum Leiter Finanzen aufstieg. Kühn hat in den USA in Co-lumbia ein MBA-Studium absolviert. 1998 wechselte er zur BayerAG. Eine seiner ersten Aufgaben war der erfolgreiche Börsengang derAgfa-Gevaert AG.