2006-gesundheitsförderung-kindjugendl_missbrauchmisshandlungvernachlässigung

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Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung Ulrich T Egle und Manfred Cierpka 1. Definition des Problembereichs Unter Misshandlung und Missbrauch von Kindern versteht man gewaltsame physi- sche oder psychische Beeinträchtigungen von Kindern durch Eltern bzw. Erziehungs- berechtigte, teilweise jedoch auch durch andere Erwachsene in der Umgebung. Derar- tige Beeinträchtigungen können durch aktive Handlungen (z.B, körperliche Miss- handlung, sexueller Missbrauch, verbale Beschimpfungen und Entwertungen), aber auch durch Unterlassungen (z.B. physische oder emotionale Vernachlässigung) be- dingt sein (vg1. Engfer, im Druck). Sowohl die Erfassungen in amerikanischen Kin- derschutzregistern als auch die Ergebnisse von epidemiologischen ebenso wie Stu- dien an klinischen Populationen belegen erhebliche Überlappungen und zeitliche Verkettungen zwischen den verschiedenen Formen von Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung bei den davon betroffenen Kindern und Jugendlichen (Drajer, 1990; Emery & Laumann-Billings, 1998; Fergusson & Mullen, 1999; Jonson-Reid et a1., 2003; Wetzeis, 1997). Das kumulative Ausmaß belastender Familienmerkmale erklärt all jene psychischen Langzeitfolgen, die man zunächst eindimensional als Fol- ge sexueller Missbrauchserfahrungen in der Kindheit interpretiert hatte. Die heute im Rahmen prospektiver Longitudinalstudien sowie sorgfältiger retrospektiver Studien hinsichtlich gesundheitlicher Langzeitfolgen als gesichert geltenden frühen Stressfak- toren sind in dem Kasten 1 zusammengefasst (vg1. Egle, Hardt, Franz & Hoffmann, 2002; Egle, Hoffmann & Steffens, 1997). Jegliche Form der Primärprävention sollte darauf ausgerichtet sein, das kumulati- ve Einwirken dieser Faktoren während der Kindheit zu verhindern. Im Rahmen von Maßnahmen der Sekundärprävention muss es darum gehen, die psychischen wie bio- logischen Auswirkungen einer derartigen kumulativen Stressoreneinwirkung zu mil- dern. Zu berücksichtigen sind dabei auch potentielle kompensatorisch wirkende pro- tektive Faktoren (vg1. Kasten 2). Stehen sie hinreichend zur Verfugung, so können sie beim Einwirken eines einzelnen bzw. einiger weniger Risikofaktoren nicht nur deren pathogene Langzeitfolgen verhindern, sondern sogar zu einer erhöhten Stressresistenz ("Resilienz") führen (vg1. Bender & Lösei, 2000). J Missbrauch, Misshandlung Vernach!" . , aSSlgung 371 Kasten 1: Empirisch aesich rt Ri ik o ee s ofaktoren mit potentiellen Langzeitfolgen (Egle et a1., 1997, 2002) Risikofaktoren Niedriger sozioökonomischer Status Schlechte Schulbildung der Eltern Arbeitslosigkeit Große Familien und sehr wenig Wohnra Kontakte mit E' . h um .. '" mnci tungen der "sozialen Kontrolle" (z B J Krimmahtat oder Dlssozialität eines Elternteils . . ugendamt) Chrorusche Disharmonie in der Prirnärf '1' Mütt li h B arm re u .er IC e erufstätigkeit im ersten Lebensjahr UnSIcheres Bindungsverhalten nach 12/18 Leb P hi h . . ensmonat syc ISC e Störungen der Mutter/des Vaters Schwere körperliche Erkrartkungen der Mutter/des Vaters Chromsch krankes Geschwister Alleinerziehende Mutter Autoritäres väterliches Verhalten Verlust der Mutter Längere Trennung von d EI . Anhaltende Ausei d en rern III den ersten sieben Lebensjahren man ersetzungen mfolge Scheid g!T Häufig wechselnde frühe Be . h un rennung der Eltern zre ungen Sexueller und/oder aggressiver Missbrauch Schlechte Kontakte zu Gleichaltrigen in der Schule : Altersabstand zum nächsten Geschwister <18 Monate Hohe Risiko-Gesamtbelastung Geschlecht (Jungen vulnerabler als Mädchen) 2. Epidemiologie Die relativ größt Z hl . . e a epidemIOlogischer Studien zu d toren mit potentieller L ". en genannten frühen Stressfak- angzeltwukung hege . perlichen M' h dl n zum sexuellen MIssbrauch und zur kör- ISS an ung vor, während zur Häufi k . .. . ler Vernachläs . . . gelt von korperhcher und emoriona. Slgung sowie psychIscher Misshandlung kaum Studi d h . WUrden (Engfer im Druck . ien urc geführt ellem Missbrau~h ist die ~~::pe, 2002). Bel körperlicher Misshandlung und sexu- teilweise sehr unterschiedl' h nlage Jedoch ebenfalls nur bedingt aussagefähig, da legt WUrden L t IC e DefuutlOnen bei den einzelnen Studien zugrunde ge- . eg man bei sexuellen M' b h . (genitale Manipulatio b P . ISS raue serfahrungen eme enge Definition n zw. enetratlOn) zugrund li . rung in Deutschia d b " e, so legt m der Allgerneinbevölke_ n e enso wie m Schweden, Firmland und Frankreich die Rate bei

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  • Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung

    Ulrich T Egle und Manfred Cierpka

    1. Definition des Problembereichs

    Unter Misshandlung und Missbrauch von Kindern versteht man gewaltsame physi-

    sche oder psychische Beeintrchtigungen von Kindern durch Eltern bzw. Erziehungs-

    berechtigte, teilweise jedoch auch durch andere Erwachsene in der Umgebung. Derar-

    tige Beeintrchtigungen knnen durch aktive Handlungen (z.B, krperliche Miss-

    handlung, sexueller Missbrauch, verbale Beschimpfungen und Entwertungen), aber

    auch durch Unterlassungen (z.B. physische oder emotionale Vernachlssigung) be-

    dingt sein (vg1. Engfer, im Druck). Sowohl die Erfassungen in amerikanischen Kin-

    derschutzregistern als auch die Ergebnisse von epidemiologischen ebenso wie Stu-

    dien an klinischen Populationen belegen erhebliche berlappungen und zeitliche

    Verkettungen zwischen den verschiedenen Formen von Missbrauch, Misshandlung

    und Vernachlssigung bei den davon betroffenen Kindern und Jugendlichen (Drajer,

    1990; Emery & Laumann-Billings, 1998; Fergusson & Mullen, 1999; Jonson-Reid et

    a1., 2003; Wetzeis, 1997). Das kumulative Ausma belastender Familienmerkmale

    erklrt all jene psychischen Langzeitfolgen, die man zunchst eindimensional als Fol-

    ge sexueller Missbrauchserfahrungen in der Kindheit interpretiert hatte. Die heute im

    Rahmen prospektiver Longitudinalstudien sowie sorgfltiger retrospektiver Studien

    hinsichtlich gesundheitlicher Langzeitfolgen als gesichert geltenden frhen Stressfak-

    toren sind in dem Kasten 1 zusammengefasst (vg1. Egle, Hardt, Franz & Hoffmann,

    2002; Egle, Hoffmann & Steffens, 1997).

    Jegliche Form der Primrprvention sollte darauf ausgerichtet sein, das kumulati-

    ve Einwirken dieser Faktoren whrend der Kindheit zu verhindern. Im Rahmen von

    Manahmen der Sekundrprvention muss es darum gehen, die psychischen wie bio-

    logischen Auswirkungen einer derartigen kumulativen Stressoreneinwirkung zu mil-

    dern. Zu bercksichtigen sind dabei auch potentielle kompensatorisch wirkende pro-

    tektive Faktoren (vg1. Kasten 2). Stehen sie hinreichend zur Verfugung, so knnen sie

    beim Einwirken eines einzelnen bzw. einiger weniger Risikofaktoren nicht nur deren

    pathogene Langzeitfolgen verhindern, sondern sogar zu einer erhhten Stressresistenz

    ("Resilienz") fhren (vg1. Bender & Lsei, 2000).

    J

    Missbrauch, Misshandlung Vernach!" ., aSSlgung 371Kasten 1:Empirisch aesich rt Ri ik

    o e e s ofaktoren mit potentiellen Langzeitfolgen (Egle et a1., 1997, 2002)

    Risikofaktoren

    Niedriger soziokonomischer Status Schlechte Schulbildung der Eltern Arbeitslosigkeit

    Groe Familien und sehr wenig Wohnra Kontakte mit E' . h um

    . . '" mnci tungen der "sozialen Kontrolle" (z B J Krimmahtat oder Dlssozialitt eines Elternteils . . ugendamt) Chrorusche Disharmonie in der Prirnrf '1' Mtt li h B arm re

    u .er IC e erufsttigkeit im ersten LebensjahrUnSIcheres Bindungsverhalten nach 12/18 LebP hi h . . ensmonatsyc ISC e Strungen der Mutter/des Vaters

    Schwere krperliche Erkrartkungen der Mutter/des VatersChromsch krankes Geschwister

    Alleinerziehende MutterAutoritres vterliches VerhaltenVerlust der Mutter

    Lngere Trennung von d EI .Anhaltende Ausei d en rern III den ersten sieben Lebensjahren

    man ersetzungen mfolge Scheid g!T Hufig wechselnde frhe Be . h un rennung der Eltern

    zre ungenSexueller und/oder aggressiver Missbrauch

    Schlechte Kontakte zu Gleichaltrigen in der Schule: Altersabstand zum nchsten Geschwister

  • 372 Ulrich T. Egle & Manfred Cierpka

    Frauen bei 6 bis 7%, whrend sie in der Schweiz, in den Niederlanden, in Grobri-

    tannien und in den USA zwischen 11 und 15% liegt. Die Rate bei den Mnnern liegt

    durchgehend etwa bei 2 bis 3%.

    Kasten 2:Empirisch gesicherte kompensatorische Schutzfaktoren (Egle et al., 1997,2002)

    Schutzfaktoren

    Dauerhafte gute Beziehung zu mindestens einer primren BezugspersonSicheres BindungsverhaltenGrofamilie, kompensatorische ElternbeziehungenEntlastung der Mutter (v.a. wenn alleinerziehend)Gutes Ersatzmilieu nach frherem Mutterverlust

    berdurchschnittliche Intelligenz Robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament Internale Kontrollberzeugungen, "self-efficacy" Soziale Frderung (z.B. Jugendgruppen, Schule, Kirche) Verlsslich untersttzende Bezugsperson(en) im Erwachsenenalter Lebenszeitlich sptere Familiengrndung (i.S. von Verantwortungsbernah-

    me) Geringe Risiko-Gesamtbelastung Geschlecht: Mdchen weniger vulnerabel

    Die Prvalenz krperlicher Misshandlungen unterscheidet sich innerhalb Europas

    sehr stark: Mit 2% sehr niedrig ist sie in Schweden, wo es allerdings seit 1979 ein

    Gesetz gibt, welches das Schlagen von Kindern grundstzlich verbietet. Der Inhalt

    dieses Gesetzes wurde in Schweden sehr einfallsreich verbreitet, indem ber Jahre der

    Gesetzestext auf alle Milchpackungen aufgedruckt wurde und damit fr Eltern wie

    Kinder auf dem tglichen Frhstckstisch nachlesbar war (Deley, 1988; Edtfeld,

    1996). In Finnland liegt die Rate mit 7.7% schon deutlich hher (Sariola & Uutela,

    1992). In Deutschland ist sie zwischen 10 und 18% anzusiedeln (Bussmann, 1996;

    Kreuzer, Grgen, Krger, Mnch & Schneider, 1993; WetzeIs, 1997). Bei klinischen

    Populationen erhhen sich - je nach Diagnosegruppe - die genannten Prvalenzraten

    aus der Allgemeinbevlkerung um das Drei- bis Sechsfache (vgl. Egle et al., 2004).

    Eine kontinuierlich steigende Zahl von Ehescheidungen (2002 mehr als 200.000)

    fhrt dazu, dass 23% aller Kinder unter 18 Jahren (2.1 Millionen) in Deutschland bei

    Alleinerziehenden aufwachsen. 81% (2.54 Millionen) der Alleinerziehenden sind

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 373

    Frauen, von denen 41 % geschieden sind, 15% getrennt leben und 37.5% ledig sind;

    der Anteil verwitweter allein erziehender Mtter ist mit 6.5% relativ klein (vgl. Statis-

    tisches Jahrbuch fr die Bundesrepublik Deutschland 2003, S. 64). Hufig vorausge-

    gangen und nicht selten nach Trennung der Eltern weiterhin bestehend waren chroni-

    sche Konflikte zwischen den Eltern, welche das Familienleben beeintrchtigten und

    auch nach der Trennung den Alltag und das Erleben der Kinder weiterhin belasten.

    Hinzu kommen sehr hufig ausgeprgte konomische Einschrnkungen. 40% der

    Alleinerziehenden-Haushalte leben in relativer Armut unterhalb der Hlfte des qui-

    valenzeinkommens (Palentien, Klocke & Hurrelmann, 1999), whrend dies im Bun-

    desdurchschnitt nur fr 10% aller Haushalte zutrifft. Die Doppelbelastung von Kin-

    dererziehung und Unterhaltssicherung fhrt - vor allem bei fehlender sozialer Unter-

    sttzung - zu einer erheblichen Rate depressiver und anderer psychischer Erkrankun-

    gen bei den alleinerziehenden Mttern (Franz, 2004), welche in Form emotionaler

    Vernachlssigung, nicht selten jedoch auch ber eine erhhte Neigung zu krperli-

    cher Misshandlung die Stress belastung der betreffenden Kinder weiter verstrkt.

    Auch emotionaler Missbrauch in Form von Parentifizierung und Rollenumkehr sindnicht selten die Folge (Arnato, 1999).

    Whrend die Hufigkeit emotionalen Missbrauchs und emotionaler Vernachlssi-

    gung bisher hinsichtlich ihrer Hufigkeit in der Allgemeinbevlkerung noch wenig

    untersucht sind, zeigen Studien an klinischen Populationen mit psychischer bzw. psy-

    chosomatischer Symptombildung diesbezglich Prvalenzraten von 50% und mehr

    (z.B. Imbierowicz & Egle, 2003; Hardt, 2003; van Houdenhove et al., 2001). Eine

    Form unsicheren Bindungsverhaltens als Ausdruck einer frhen emotionalen Ver-

    nachlssigung wurde in einer US-amerikanischen epidemiologischen Studie in der

    Allgemeinbevlkerung immerhin bei 36% beobachtet (Mickelson, Kessler & Shaver,

    1997). Neben einer negativen Einstellung gegenber dem Kind knnen dafr vor al-

    lem auch psychische Strungen seitens der Hauptbezugsperson (z.B, postpartale De-

    pression, Angsterkrankung, Persnlichkeitsstrung) die Ursache sein.

    3. EntwickIungsverlauf und Einflussparameter

    Sowohl entwicklungspsychologisch als auch psychobiologisch hinterlsst das kumu-

    lative Einwirken der o.g. Formen von Missbrauch, Misshandlung und Vernachlssi-

    gung "Narben", welche die Vulnerabilitt fr eine Reihe psychischer bzw. psychoso-

    matischer sowie auch krperlicher Erkrankungen im Erwachsenenalter deutlich er-

    hht. Die diesbezglich bisher gesicherten Krankheitsbilder und die zwischen diesen

  • 374 Ulrich T. Egld Manfred Cierpka

    und frhen Stresserfahrungen vermittelnden Mechanismen sind in Abbildung I dar-gestellt und sollen im Folgenden etwas genauer ausgefhrt werden (fr eine ausfhr-lichere Darstellung vg1.Egle et a1.,2002).

    GesundheitlichesRisikoverhalten

    Psychobiologische DysfunktionEmotionale und kognitive Beeintrchtigung

    Frt!her StressKindheitsbelastungsfaktoren, Bindung

    Abbildung 1:Potentielle Auswirkungen frher Stresserfahrungenauf das weitere Leben (Felitti et a1.,1998)

    3.1 Psychobiologische Auswirkungen

    Das Bindungsbedrfuis des Menschen ist Teil seines evolutionren Erbes. Was ausdiesem genetisch determinierten Bindungsbedrfuis eines Neugeborenen wird, ent-scheidet sich ganz wesentlich in der Beziehung zur primren Bezugsperson. Ein nichtadquat erwidertes Bindungsbedrfuis kann neben verhaltensbezogenen Konsequen-zen (vg1.unten) auch zu psychebiologischen Folgen fuhren und dabei die individuelleAusreifung des Stressverarbeitungssystems beeintrchtigen. Die experimentellen Un-tersuchungen (in Form einer Trennung vom Muttertier nach der Geburt) belegen eineenge Verknpfung zwischen frhen Bindungsstrungen einerseits und endokrinenReaktionen auf Stressverarbeitungssystem und krperliches Wachstum andererseits(Meaney et a1., 1993). Eine zentrale Bedeutung bei der Verarbeitung derartiger frherStresserfahrurigen kommt dabei der Hypophysen-Nebennierenrinden(HP A)- sowie

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 375

    der Locus-Ceruleus-Norepinephrin(LC-NE)-Achse zu. Beide werden durch das imNucleus paraventricularis des Hypothalamus gebildete Corticotrophin ReleasingHormon (CRH) stimuliert. Beide Systeme sind Teil von Allostase-Prozessen, welcheals bergeordnetes Ziel die Wiederherstellung einer bedrohten biologischen Horn-ostase haben (Chrousos & Gold, 1992; McEwen, 1998).

    Frhe Stresserfahrungen fhren auf der Basis dieser Mechanismen bei Kindern zueiner gesteigerten ACTH-Reaktion auf CRH, d.h. zu einer Sentivierung der HPA-Achse (Heim et a1., 1998; Kaufman et a1., 1997). Langandauernde oder hufig sichwiederholende biologische bzw. psychosoziale Stresseinwirkungen im Verlauf desLebens fuhren - besonders ausgeprgt, wenn sie in ein vulnerables Entwicklungs-"Zeitfenster" fallen - ber erhhte Glucocortikoid-Spiegel zu Schdigungen des Hip-pocampus und damit verbundenen Einbuen im deklarativen Gedchtnis, d.h, zu er-heblichen kognitiven Einschrnkungen (Lupien et a1., 1998) bzw. ber erhhte Do-pamin-/Noradrenalin-Spiegel zu Schdigungen im Bereich des orbitalen Kortexprfrontalis (Amsten, 1997, 1999; Braun, Lange, Metzger & Poeggel, 2000; Franciset al., 1999) sowie zu einer anhaltenden Dysfunktion des autonomen Nervensystemsbzw. der LC-NEAchse (Heim et a1., 2000; Perry, 2001). Die gestrte Funktion desHippokampus hat einerseits Konsequenzen fr das Kurzzeitgedchtnis und die dyna-misch-assoziative Verknpfung von Erlebnisinhalten (Dissoziation), andererseits ent-fallt die Kontrolle der Kortisolfreisetzuog in Form eines negativen Feedback-Mechanismus, was das Ausma der Glucokortikoid bedingten Schdigung noch ver-strkt (Sapolsky, 1996). Die Dysfunktion des LC-NE-Systems bewirkt die Entwick-lung multipler krperlicher Beschwerden (Heim et a1., 2000) und damit die Neigungzur Somatisierung in krperlichen wie psychosozialen Belastungssituationen.

    Frh einwirkende Kindheitsbelastungsfaktoren fuhren also in einem vulnerablenZeitfenster, in dem das genetisch determinierte Stressverarbeitungssystem noch nichthinreichend ausgereift ist, zu "biologischen Narben", welche sich lebenslang in einerDysfunktion des Stressverarbeitungssystems im Sinne einer erheblich erhhten Vul-nerabilitt bei physischen wie psychosozialen Belastungssituationen niederschlagenkann (McEwen, 1999,2003).

    Neben kompensatorisch wirksamen Umweltfaktoren (vg1. Kasten 2) knnen of-fensichtlich auch genetische Faktoren das Ausma der Vulnerabilitt fr psychischeStrungen als Langzeitfolge beeinflussen, wie Caspi et al. (2002) hinsichtlich desZusammenhangs zwischen krperlicher Misshandlung in der Kindheit und spteremAuftreten antisozialer Persnlichkeitsmerkmale nachweisen konnten. Umgekehrtkonntejedoch auch in einer Studie an eineiigen Zwillingen gezeigt werden, dass se-

  • 376 Ulrich T. Egle & Manfred Cierpka

    xueller Missbrauch und krperliche Misshandlung als Umweltfaktoren die Wahr-

    scheinlichkeit, an einer der hufigen psychischen Strungen zu erkranken (Depressi-

    on, Angsterkrankung, Sucht, Essstrung), um das 2.5- bis 5.5fache erhht (Kendler et

    al., 2000). Schon zuvor wurde von der gleichen Arbeitsgruppe (Kendler et al., 1992)

    der Faktor Trennung von den Eltern bzw. Verlust eines Elternteils ebenfalls bei einei-

    igen Zwillingen als vulnerabilittserhhend nachgewiesen.

    3.2 Entwicklungspsychologische Auswirkungen

    Auf der Ebene des psychischen Erlebens und des Verhaltens kommt es infolge frher

    Stressoren zu emotionalen und kognitiven Beeintrchtigungen. Die Unfhigkeit, E-

    motionen zu modulieren, trgt zu einer Reihe von Verhaltensweisen bei, die als Ver-

    suche der Selbstregulation verstanden werden knnen (van der Kolk & Fisler, 1994).

    Oft fehlt die Fhigkeit, spezifische Affekte differenziert auszudrcken (,,Alexithy-

    mie"). Die eingeschrnkte Flexibilitt von Reaktionsmglichkeiten fhrt dazu, dass

    Affekte hufig ausagiert statt zunchst reflektiert werden. Dies kann mit den darge-

    stellten psychobiologischen Schdigungen im Bereich des prfrontalen Kortex in

    Verbindung gebracht werden.

    Vaillant (2000, 2003) konnte anhand der Ergebnisse der prospektiven Grant-

    Studie an Harvard-Absolventen belegen, dass die Reife der Bewltigungsstrategien

    einen wesentlichen Einfluss auf Lebenszufriedenheit, beruflichen Erfolg und physi-

    sche wie psychische Morbiditt hat. Die individuell zur Verfugung stehenden Bewl-

    tigungsstrategien sind bei in der Kindheit traumatisierten Patienten meist unreife, d.h.

    es stehen vor allem Wendung gegen das Selbst und Projektion bzw. Katastrophisie-

    ren, Generalisieren und "Schwarz-Wei-Denken" im Vordergrund (Elton et al., 1994;

    Fearon & Hotopf, 2001; Nickel & Egle, 2001; Scarinci et al., 1994; Schrnidt et al.,

    1993). Kendall-Tackett (2002) weist darauf hin, dass es insgesamt zu Einbuen bei

    der Bewltigung phasenspezifischer Entwicklungsaufgaben kommt, welche das

    Selbstwerterleben und die soziale Kompetenz einschrnken und sich letztendlich auch

    in einem subjektiv eingeschrnkten Gesundheitserleben niederschlagen.

    3.3 Risikoverhalten

    In einer groen Studie an insgesamt 18.000 Kaliforniern konnten Felitti et al. (1998)

    zeigen, dass das kumulative Einwirken von vier und mehr frhen Stressfaktoren im

    Vergleich zu deren Fehlen zu einem deutlich erhhten Auftreten gesundheitlicher

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 377

    Risikoverhaltensweisen fhrt (vg1. Tabelle 1). Besonders stark erhht war die Hu-

    figkeit von Suizidversuchen (12fach) sowie Alkohol- und Drogenkonsum (5- bis

    tOfach). Signifikant erhht waren jedoch auch hufig wechselnde Sexualpartner undsexuell bertragene Erkrankungen, ein Body Mass Index (BMI: kg Krperge-

    wicht/m/) von ber 35 und weitreichender Bewegungsmangel und nicht zuletzt Niko-

    tinabusus. All diese Faktoren knnen als insuffiziente Versuche der Betroffenen ver-

    standen werden, ein negatives Selbstwerterleben und unreife Konfliktbewltigungs-

    strategien einerseits sowie eine subjektiv durchaus wahrgenommene erhhte Stress-vulnerabilitt andererseits zu kompensieren.

    Tabelle I:Wahrscheinlichkeitserhhung fr das Auftreten von Risikoverhalten bei kumulativem Ein-wirken (vier und mehr) frher Stressfaktoren im Vergleich zu deren Fehlen (Felitti et al.l~~ ,

    16.1%28.4%3.4%6.8%16.7%12.0%26.6%50.7%18.3%

    OR7.44.710.33.22.51.61.34.612.3

    AlkoholabususDrogenkonsumDrogen i.v.Mehr als 50 SexualpartnerSexuell bertragene ErkrankungenBMI>35Weitreichender BewegungsmangelMehr als 2 Wochen depressiv im letzten JahrSuizidversuche

    Anmerkung: OR; odds ratio

    3.4 Krperliche und psychische Erkrankungen als Langzeitfolge

    Vor allem die Kombination von mehreren der o.g. Risikoverhaltensweisen erhht die

    WahrscheinliChkeit, eine Geferkrankung (Koronare Herzerkrankung, Schlaganfall),

    eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder einen Typ-II-Diabetes mellitus zu

    entwickeln, erheblich. Auch das Auftreten bestimmter Krebserkrankungen (pharynx,

    Lunge, Genitalbereich) wird durch einige der genannten Risikofaktoren (Alkohol,

    Rauchen, wechselnde Sexualpartner) erhht. Die meisten der genannten krperlichen

    Erkrankungen gehen mit einer erhhten Mortalitt einher, so dass die von Felitti

    (2002) gezogene Schlussfolgerung nicht abwegig ist, dass frhe Stresserfahrungen

  • 378Ulrich T. Eg.; &. Manfred Cierpka

    letztendlich auch zu einer erhhten Mortalitt beitragen. Zurzeit wird dies in dem

    Lngsschnimeil dieser kalifornischen Studie untersucht. .Hinsichtlich psychischer und psychosomatischer Erkrankungen ist die vulnerabi-

    litt durch frhe Stressfaktoren und die genannten vermittelnden Mechanismen fr

    depressive und Angsterkrankungen, somatoforme Strungen, Essstrungen und auch

    fr Suchterkrankungen sowie ein Reihe von Persnlichkeitsstrungen gut belegt

    (bersicht bei Egle, Hoffmann & Joraschky, 2004). .Auf dem Hintergrund des skizzierten Vulnerabilittskonzeptes lassen Sich be-

    stimmte Risikopopulationen identifizieren, bei denen die dargestellten Mechanismen

    besonders ausgeprgt im Hinblick auf Langzeitfolgen ablaufen. Neben Migranten

    wurden in den letzten Jahren im besonderen Mae die Langzeitfolgen einer Kindheit

    in einer Ein-Eltern-Familie, meist bei allein erziehenden Mttern, untersucht (ber-

    sicht bei Franz, 2004). Besonders eindrucksvoll wurde dies in einer schwedischen

    Studie an insgesamt 1 Million Kindern, von denen etwa 65.000 bei Alleinerziehenden

    aufgewachsen waren, illustriert: Auch nach Adjustierung hinsichtlich soziokonomi-

    scher Parameter sowie psychischer bzw. Suchterkrankungen der Eltern ergab sich fr

    Jungen eine um das 2.5fache, fr Mdchen um das 2.lfache erhhte Vulnerabilitt fr

    . hi h E krankung Drogenprobleme waren um das vier- bzw. 3.2fache,eine psyc sc er,alkoholbedingte Strungen um das 2.2- bis 2.4fache und Suizide bzw. Suizidversuche

    um das 2.3- bzw. 2.0fache hufiger. Fr Jungen bestand bereits im jungen Erwachse-

    nenalter ein signifikant erhhtes Mortalittsrisiko (Weitoft, Hjern, Haglund & Rosen,

    2003). Reprsentative US-amerikanische Studien erbrachten fr diese Kinder bzw.

    Jugendlichen niedrigere Bildungsabschlsse und damit verbunden ein signifikant

    niedrigeres Eirlkommen im Erwachsenenalter, instabilere Partnerbeziehungen und

    erhhte Scheidungsraten sowie eine insgesamt deutlich reduzierte Lebenszufrieden-

    heit (Amato, 1996; Arnato & Booth, 1991; Amato et al., 1995). Auch die Wallr

    -

    scheinlichkeit, als Jugendlicher mit dem Rauchen zu beginnen, war deutlich erhht(Kirby, 2002). Teil dieser eingeschrnkten Lebenszufriedenheit sind deutlich erhhte

    Depressionsraten im Alter zwischen 20 und 40 Jahren als Langzeitfolge der elterli-

    chen Trennung (Gilman, Kawachi, Fitzmaurice & Buka, 2003; Sadowski et al.,

    1999). Dieser Zusammenhang wird dann noch durch eine schlechte soziokonoll:

    sehe Situation in der Kindheit, die nicht selten eine weitere Folge der Trennung der'"

    Eltern ist, verstrkt.

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 379

    4. Anstze zu Prvention und Gesundheitsfrderung

    Bei der primren Prvention sollte die Arbeit in und mit der Familie im Mittelpunkt

    stehen. Familien, die besonders belastet sind und deshalb ein Risiko fr die Entwick-

    lung der Kinder bedeuten, stehen im Mittelpunkt der prventiven Konzepte. Hoch-

    Risiko-Familien verfugen oft nicht ber die Ressourcen, die notwendig sind, damit

    eine Familie ihre Aufgaben angemessen bernehmen kann. Meistens verschlieen sie

    sich auch einer Hilfestellung. Durch Interventionen im psychosozialen Umfeld und

    durch familienpolitische Manahmen mssen diese Familien erst einmal erreicht

    werden und basale Untersttzung erfahren. Die Interventionsmanahmen mssen frh

    einsetzen, aber auch immer wieder angewendet werden, weil aus Opfern durch die

    frhkindlichen Erfahrungen spter wiederum Tter werden knnen. Opferschutz kann

    so potentiell auch Prvention gegen sptere Tterschaft sein.

    Ein umfassendes Prventionskonzept ergibt sich einerseits aus der Kombination

    der personen- und familienzentrierten Perspektive, bedarfsweise ergnzt durch kolo-

    gische Interventionen (Bronfenbrenner, 1979), und andererseits aus den Zeitfenstern,

    in denen die Entwicklung von Individuum und Familie besonders effektiv gefrdert

    werden kann.

    Als Schwellensituation bietet sich der bergang von der Partnerschaft zur Eltern-

    schaft an. Elternschulen, die die Umstellung in der Partnerschaft erleichtern und die

    Feinfhligkeit der Eltern frdern, sollten um Manahmen zur Frderung der Eltern-

    Kind-Interaktion in den ersten drei Lebensjahren ergnzt werden. Im Kindergartenal-

    ter kann personenzentriert und ber Frderung der Erziehungskompetenzen familien-

    zentriert gearbeitet werden. Schulbasierte Manahmen, welche die Eltern einbezie-

    hen, knnen bis zum 16. Lebensjahr fortgesetzt werden. Fr die Adoleszenz gibt es

    dann weitere personenzentrierte Programme. Ein umfassendes Konzept der primren

    Prvention ergibt sich also aus den Zeitfenstern und den Interventionsebenen (vgl.

    Tabelle 2). Eine weitere Differenzierung der Programme ergibt sich aus dem Prven-

    tionsziel. Die meisten Programme sind allgemein entwicklungsfrdernd, einige Pro-

    gramme sind jedoch spezifisch ausgelegt, z.B. als vorbeugende Manahme gegen

    sexuellen Missbrauch, bei Alleinerziehenden, gegen Sucht oder gegen Gewalt. In

    Tabelle 2 sind einige Prventionsprogramme beispielhaft aufgefuhrt.

    In dem folgenden Kapitel werden zunchst die personen- und dann die familien-

    zentrierten Anstze inhaltlich diskutiert. In einem weiteren Abschnitt werden dann

    entlang der Zeitfenster exemplarisch einige Programme dargestellt, vor allem solche

  • 380 Ulrich T. Egle Manfred Cierpka

    Interventionen, die im deutschsprachigen Raum schon eingesetzt werden bzw. ver-

    fgbar wren.

    Tabelle2:PrventivesKonzeptbei Missbrauchund beispielhafteinigeProgramme

    AnsatzpunktePsycho-

    auerfamilire Soziales

    Kind Eltern Familie Institutionen UmfeldEltern- Haus-

    Schwanger- seminare besuchs-schaft "wie wird das program-

    zu dritt ...?" meSureStart

    Suglings- Eltern-Suglings- Head U-

    zeit Sprechstunde Start Untersuchungen HeadBeziehungs- und Bindungs- Kinderarzt Start.. frdernde Programme Kinder-~ z.H. PIPE, STEEP Zertifizierung

    ~ Kleinkind Head Kinderhort Jugend-~ Start Hilfe.;;;Tripie PN Fortbildung

    Kinder- FAUSTLOSstarke Eltern - starke ErzieherInnen

    garten KinderFreiheit in Grenzen

    Schutz ge-gen Auerfamilire

    Sexuellen Tripie P SozialisationSchule Missbrauch starke Eltern - starke Teamstrkung

    Kinder SchulklimaFAUSTLOS Freiheit in Grenzen

    4.1 Personenzentrierte Prventionsanstze

    In der Personenzentrierten Prvention steht die Entwicklungsfrderung der Kinder imMittelpunkt. Mit prventiven Interventionen kann man versuchen, spezifische Verhal-

    . k' bei d Kindern zutensprobleme zu vermeiden oder Kompetenzen und Fertig eiten ei enfrdern, die sie in ihrem Selbstwert und in ihrem interaktionellen Verhalten strken.

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 381

    Eine Flle von Interventionsstudien, die in der Kleinkind-Zeit, im Vorschul- undim Grundschulalter durchgefhrt wurden, beweisen den positiven Einfluss auf diekognitiven und sozial-emotionalen Entwicklungsbedingungen von Kindern, was sichwiederum positiv auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Kompetenzen aus-wirkt (Weissberg & Greenberg, 1998). Auerfamilire Manahmen knnen fr Kin-der eine zweite Chance im sozial-emotionalen Lernen bedeuten. Programme werdenin Kinderkrippen, Kindergrten und Grundschulen implementiert und von den Erzie-herinnen und den Lehrerinnen bernommen. So kann Breitenwirksarnkeit erreichtwerden. In den USA hat das National Center for Missing and Exploited Children ei-nige Leitlinien fr solche Programme erarbeitet: Die Curricula sollten auf anerkann-ten Erziehungstheorien basieren, auf das Alter und auf die pdagogischen und ent-wicklungspsychologischen Reifestufen des Kindes abgestimmt sein. Es sollten Kon-zepte bereitgestellt werden, die das kindliche Selbstwertgefuhl erhhen, damit siebesser mit mglichen Gefahren zurechtkommen und sich schtzen knnen. Die Cur-ricula sollte mehrere Komponenten enthalten, die ber Jahre aufeinander aufbauen.Die qualifizierten Vermittler der Curricula sollten Rollenspiele und verhaltensorien-tierte bungen mit aktiver Beteiligung einbringen knnen. Eltern, Lehrerinnen,Schlsselinstitutionen und das ganze Umfeld sollten einbezogen werden. Mit diesenprirnrprventiven, personenzentrierten Manahmen kann der transgenerationaIe Ge-waltzirkel in Familien durchbrochen werden. Sozial-emotionales Lernen ist immerauch Opferschutz, weil z.B. gehemmte Kinder, die hufiger viktimisiert werden, kon-fliktfhiger werden und sich in den Problemlsungen besser behaupten. SpezifischeCurricula widmen sich der Prvention gegen den sexuellen Missbrauch. Diese perso-nenzentrierten Manahmen strken das Wissen und frdern ein besseres Schutzver-halten bei den Kindern. Entwickelt wurden vor allem systematische und spezifischeCurricula fr Kindergarten und Schule (s.u.).

    4.2 Familienzentrierte Prventionsanstze

    Weil sich die individuelle Entwicklung eines Kindes mit den familiren und sozialenProzessen so stark verschrnkt, entstehen die Ergebnisse der Entwicklung - die Per-snlichkeit, die Beziehungsstrategien, das Verhalten etc. - stets aus Wechselwir-kungsprozessen zwischen Individuum und Umgebung (Bronfenbrenner, 1979;Kreppner& Lerner, 1989). Die familienzentrierte Prvention geht von der Annahmeaus, dass Vernderungen bei den Eltern und den Familien entsprechend zu Vernde-rungenbei den Kindern fuhren. Meistens setzen die Programme am elterlichen Ver-

  • 382 Ulrich T. Egle .x Manfred Cierpka

    halten und an den Erziehungskompetenzen an. Diese Programme leiten Eltern dazuan, ihre Kinder in ihrem Verhalten zu bestrken, wenn sie sich positiv verhalten unddisziplinarische Manahmen zu ergreifen, wenn sie sich nicht altersgern und unan-gemessen verhalten. Die Manahmen sind meistens fr Eltern und Familien mit Kin-dergarten- und Grundschulkindern ausgelegt. Viele Studien konnten die Effektivittdieser Elternprogramme zeigen (Hahlweg, 200 I; Kuschel, Hahlweg & Heinrichs, imDruck; Sanders, 1995; Webster-Stratton, 1985, 1994). In Australien und Neuseelandwurde von der Arbeitsgruppe um Sanders (Sanders & Markie-Dadds, 1996) einmehrstufiges prventives Programm zu positiver Erziehung enrwickelt. Tripie P (po-sitive Parenting Program) bietet Eltern praktische Hilfen und Untersttzung bei derKindererziehung. In Deutschland wird das Programm von der Arbeitsgruppe umHahlweg (2001) vertrieben. "Starke Eltern - starke Kinder" ist ein Eltern.kurs desDeutschen Kinderschutzbundes, in dem Eltern erfahren, wie sie ihre Erziehungsfunk-tion und Verantwortung gemeinsam bernehmen knnen und wie sie ihre positiveelterliche Autoritt durchaus ausben drfen, ohne auf krperliche Bestrafungen, aufseelische Verletzungen oder auf sonst entwrdigende Erziehungsrnanahmen zurck-greifen zu mssen. Aufbauend auf den Grundideen des Eltern.kurses des finnischenKinderschutzbundes konnte Honkanen-Schoberth das deutsche Programm gestaltenund durch ein Handbuch ergnzen (ebd., 2002). Die Verbreitung der Information bereine kompetente Erziehung fr Eltern ist auch mit den neueren Medien wie einer CDfr Eltern mglich. Die CD wirkt dann als Ratgeber, ihre Inhalte sollen die Elternanleiten, fr konfliktreiche Situationen in der Familie entsprechende Lsungen zuben (Schneewind, 2002, im Druck). In der CD ,,Freiheit in Grenzen" werden arnBeispiel einer "ganz normalen" Familie bestehend aus Mutter, Vater und den beidenGeschwistern Katharina und Thomas fnf typische Erziehungssituationen gezeigt.

    In den letzten 20 Jahren setzen sich in der familienzentrierten Prvention auer-dem Manahmen im Erbkindlichen Alter durch. In den ersten drei Lebensjahrenkann die Bindung des Kindes zur primren Bezugsperson gefrdert werden, indernEltern lernen, auf die Signale des Kindes prompt und angemessen zu reagieren. DurchProgramme, die die Eltern-Kind-Interaktion positiv beeinflussen und so zu wechsel-seitig guten Beziehungen zwischen Kind und Eltern beitragen, werden die elterlichenKompetenzen, aber auch die sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder gefOrdert.Bereits werdende Eltern knnen auf ihre Erziehungsaufgaben vorbereitet werden. Inden deutschen Familienbildungssttten werden Kurse fr Eltern angeboten, in denendiese Fertigkeiten erwerben, um ein Baby zum Beispiel baden und wickeln zu kn-nen. Mit dem "Fhrerschein fr Eltern" ist eine umfassendere Elternschule gemeint:.

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 383

    In diesen Kursen geht es um den zustzlichen Erwerb von Beziehungskompetenzen,um dem Baby adquate Beziehungsantworten anbieten zu knnen, die es fr sein see-lisches Wachstum braucht. Videographierte Mutter-Kind-Interaktionen knnen z.B.als effektive Interventionen aufbereitet werden, um Eltern fr die Signale ihres Kin-des zu sensibilisieren (Gregor & Cierpka, im Druck). Wendland-Carro und Piccinini(1999) konnten zeigen, dass die Kompetenzen der Mtter durch eine Intervention amzweiten bzw. dritten Tag nach der Geburt zu einer besseren Responsivitt in den Mut-ter-Kind-Dyaden gegenber einer Kontrollgruppe fhrten. Die Ziele von Elternschu-len bestehen in der Vorbereitung von Paaren auf die Zeit der Elternschaft und in derSensibilisierung fr die Signale des Suglings sowie fur eigene Wnsche und Gefh-le. Die Frderung der Qualitt der Eltern-Kind-Beziehung und eine Prvention vonBeziehungsstrungen werden angestrebt. Das Heidelberger Elternseminar "Wie wirddas zu Dritt wohl alles werden?" (Cierpka, in Vorbereitung) wurde als Frhinterven-tions-Projekt konzipiert. Die Hebammen bieten die Seminare im Rahmen derSchwangerschaftsvorbereitungskurse an. Damit ist gewhrleistet, dass alle Eltern aufdiese Intervention zugreifen knnen. Inhaltlich wurden insgesamt fnf Kurseinheiten(Doppelstunden) als Abendtermine oder als Wochenendblcke entwickelt. Fnf bissieben Paare nehmen pro Seminar teil. Wenn Eltern mit ihrem Sugling ein Problemhaben (exzessives Schreien, Schlaf- und Ftterungsstrungen) knnen sie sich an eineder Eltern-Suglings-Beratungsstellen wenden, die es in Deutschland mittlerweile invielen Stdten gibt (Cierpka, Loetz & Cierpka, 2002; zur Information: www.gaimh.de,www.trostreich.de).

    Um auch Hoch-Risiko-Familien zu erreichen, ist es sinnvoll, die frhkindlichePrvention mit Hausbesuchen zu verknpfen. Einige Programme sind so konzipiert,dass unter Anleitung von ausgebildeten SozialarbeiterInnen oder ErzieherInnen Elternim Spiel mit dem Kleinkind feinfuhliger und responsiver werden (vgl. das ProgrammPIPE .How to read your baby", Perkios, Buttemeld & Ottern, 2002). Durch dieseInterventionen verbringen Eltern eine gewisse Zeit mit ihrem Kleinkind, so dass sichber die funktionalen Eltern-Kind-Interaktionen eine positive Beziehung entwickelnkann. In allen Langzeituntersuchungen hat sich immer wieder gezeigt, dass den frh-kindlichen Bindungsbeziehungen eine hohe Bedeutung fr den weiteren Entwick-lungsverlauf der Kinder zukommt (Domes, 1999; Grossmann, 2000). Die Frhinter-ventionsstudien weisen allerdings darauf hin, dass insbesondere bei hoher Risiko-konstellation ein Zeitraum von mindestens drei Jahren eingeplant werden muss. EinedauerhafteVerbesserung von Bindungsqualitten ist nicht so schnell zu erreichen. EinbeWhrtesProgramm zur Verbesserung der Feinfhligkeit der Eltern ist STEEP

  • 384 Ulrich T. Egle & Manfred Cierpka

    ("Steps toward effective, enjoyable Parenting", Egeland, Weinfield, Bosquet &

    Cheng, 2000; Erickson & Kurz-Riemer, 1999). Drumrnond et al. (2002) konnten in

    einer Literaturbersicht 36 Evaluationsstudien ber neun Programme zusammenfas-

    send diskutieren, die Hausbesuche fest in ihrem prventiven Konzept fr Hochrisiko-

    Familien (werdende Eltern und Eltern mit Suglingen) eingeplant haben. Von diesen

    neun Programmen stimmten acht weitgehend inhaltlich in ihren Zielsetzungen und in

    ihren Strategien berein (Verbesserung der mtterlichen Gesundheit, der Lebensbe-

    wltigung, der elterlichen Kompetenzen, der Eltern-Kind-Interaktion und der Frsor-

    ge fr das Kind). Alle untersttzen die Gesundheit und das soziale Funktionieren der

    Familienmitglieder.

    Mit Hochrisiko-Familien ergeben sich bei den familienzentrierten Interventionen

    einige Schwierigkeiten. Viele der Eltern nehmen an diesen Programmen erst gar nicht

    teil bzw. brechen sie ab. Die Dropout-Raten sind sehr hoch. Gerade Familien aus den

    unteren sozialen Schichten zhlen zu den Nonrespondern. Prinz und Miller (1994)

    konnten zeigen, dass die Responderrate grer wird, wenn nicht allein auf die Eltern-

    Kind-Interaktion geachtet wird, sondern die Familien zustzliche Untersttzung am

    Arbeitsplatz, bei Gesundheitsproblemen oder Familienstreit und bei persnlichen

    Problemen erhalten.

    4.3 kologische Interventionen

    Ramey und Ramey (1993) haben ein Rahmenprogramm fr die Prvention im psy-

    chosozialen Umfeld vorgelegt. Sie definieren acht Bereiche, in denen sie versuchen,

    die Gesundheit zu frdern und negativen Auswirkungen vorzubeugen, die durch

    schwierige Familienbedingungen entstehen knnten. In einem fr das berleben

    wichtigen Bereich geht es um die Unterkunft fr die Familie, Essen, Einknfte, Si-

    cherheit und Transportmglichkeiten, in einem weiteren Bereich um die Vermittlung

    von Werten und Zielen fr die Familie, fr den Schulbesuch und fur den Arbeitsplatz.

    Auerdem geht es um das Schaffen eines Gefhls fr die physische, sozial-

    emotionale und finanzielle Sicherheit fr Eltern und Kind sowie fr physische und

    seelische Gesundheit, in einem weiteren Bereich geht es um die sozialen Interaktio-

    nen zwischen den Familienmitgliedern, den Peers und den achbarn. Darber hinaUS

    werden das Selbstwertgefuhl, die Motivation fr Schulerfolg, soziale Kompetenzen

    und Kommunikationsfertigkeiten gefrdert. Dazu werden basale intellektuelle Fhig-

    keiten trainiert. Die Autoren weisen darauf hin, dass Hausbesuche dieses Manah-

    menspektrum umfassen sollten, wenn sie wirklich effektiv sein sollen. Das PEIP~

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 385

    Projekt (prenatal/early infancy project) wurde z.B. fr arme, nicht verheiratete junge

    Frauen begonnen, die ihr erstes Kind erwarteten (Olds, 1988). Mit dem Head Start-

    Programm (McKey et al., 1985; US Departrnent of Health and Human Services,

    1994) wird Familien unterhalb der Arrnutsschwelle mit Kindern unter drei Jahren und

    schwangeren Frauen umfassende Untersttzung fr die Entwicklung der Kinder und

    der Familie angeboten. In den Vereinigten Staaten ist das Head Start-Programm in-

    zwischen in vielen Regionen fest etabliert. Analog wurde in Grobritannien das Sure

    Start-Programm aufgelegt und in den sozial schwierigsten Regionen implementiert. In

    der vierten Welle des Programms werden bis 2004 insgesamt 500 Regionen versorgt,

    sodass ber 400.000 Kinder unter vier Jahren erreicht werden. In den Vereinigten

    Staaten wurde eine Reihe dieser Programme in ganz unterschiedlichen psychosozia-

    len Urnfeldern berprft. Die meisten Prograrnrne richten sich an Hochrisiko-

    Familien, die zumindest ein Kind haben, das jnger als zwei Jahre ist. Viele dieser

    Modelle sind aus der Praxis geboren und lassen eine theoretische Fundierung vermis-

    sen. Im Grunde bestehen sie aus einem Mix von verschiedenartigen Interventionen

    auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Trotzdem besteht kein Zweifel an ihrer Effektivi-

    tt. Das Consortium for Longitudinal Studies untersuchte die Langzeiteffekte von elf

    Vorschulprogrammen (insgesamt 2.008 Kinder in der Interventions- bzw. Kontroll-

    gruppe zwischen neun und 19 Jahren). Kinder aus der Interventionsgruppe waren

    erfolgreicher in der Schule, zeigten geringere Delinquenzraten, weniger Schwanger-

    schaften im Teenager-Alter und fanden Arbeitspltze im jugendlichen Alter (Royce,

    Darlington & Murray, 1983). In einer bersichtsarbeit kommen Olds und Kitzman

    (1993) in ihrer zusammenfassenden Darstellung dieser Hausbesuchsprograrnrne zu

    dem Schluss, dass sowohl das elterliche Frsorge- und Erziehungsverhalten als auch

    die kognitive Entwicklung der Kinder in den Vorschuljahren gefrdert werden kn-

    nen. Am meisten profitieren unverheiratete Mtter aus den unteren Schichten. Auer-

    dem konnten die Autoren beobachten, dass Programme, die von professionell trainier-

    ten SozialarbeiterInnen oder ErzieherInnen durchgefhrt wurden, bessere Effekte

    ergaben. Eine Meta-Analyse (Eckenrode et al., 200 I) besttigte auch die Langzeit-

    wirkung dieses Prventionsansatzes.

    Aus diesen Studienergebnissen mssen familienpolitische Konsequenzen gezogen

    werden. Grundlage fr solche Manahmen sind Zieldefinitionen. zum Beispiel dar-

    ber, welche Kompetenzen ein Kind in einem bestimmten Alter aufweisen sollte. In

    Deutschland haben wir bis heute keinen nationalen Bildungs- und Erziehungsplan. In

    Europa wurden mit der OECD-Studie "Starting streng" im Jahr 2001 Konzepte vor-gestellt die Bild d E . hunz von Ki .., ung un rzie ung von Kindern unter sechs Jahren m zehn europi-

  • 386 Ulrich T. Egle .. anfred Cierpka

    sehen (ohne Deutschland) und zwei auereuropischen Lndern miteinander vergli-chen. In solchen Bildungs- und Erziehungsplnen geht es um die Gewhrleistungeiner adquaten kindlichen Entwicklung. Das schwedische Bildungskonzept von1998 baut z.B. auf fnf Zieldimensionen auf: Normen und Werte, Entwicklung undLernen, Frdern des Kindes, Vorschuleinrichtung und Elternhaus sowie Zusammen-arbeit zwischen Vorschulklasse, Schule und Hort. Unter der Leitung von W. Fthena-kis wurde 2003 in Bayern der erste Bildungs- und Erziehungsplan erarbeitet. Trotzaller Bemhungen reichen familienzentrierte Manahmen nicht aus, um fr die Fami-lien und besonders fr die Kinder die oft katastrophalen Lebensbedingungen zu ver-ndern. Dryfoos (1990) analysierte ungefhr 100 Interventionsprogramme und fhrteInterviews mit Experten im Feld durch. Er kommt zu dem Schluss, dass familienzent-rierte Programme durch auerfamilire Interventionen in den Schulen ergnzt werdenmssen, damit Kinder in einem alternativen Kontext basale Fertigkeiten im sozial-emotionalen Verhalten lernen knnen. Auch Rutter, Maughan, Mortimore undOuston (1979), Bond und Compas (1989), Dryfoos (1994, 1995), Durlak (1995),Zigler und Finn-Stevenson (1997) sowie Zins und Forman (1988) fordern die Aus-dehnung der Prvention auf den schulischen Kontext, um breitenwirksam gerade die-jenigen Kinder zu erreichen, die in ihren Herkunftsfamilien nicht auf die notwendigenRessourcen zurckgreifen knnen (vg1.Dryfoos, 1990). Die bei Missbrauch meistensanzutreffende berforderung von Familien und die gleichzeitig schwierige Zugangs-situation zu ihnen fuhren dazu, dass die auerfamilire Sozialisation immer hufigergenutzt wird. Viele Kinder erhalten so eine zweite Chance. Die unabhngige Regie-rungskomrnission der BRD zur Verhinderung und Bekmpfung von Gewalt (Gewalt-kommission; Schwind et a1. 1990) forderte bereits vor ber 10 Jahren ein entspre-chendes Umdenken: Die Schule muss sich auf ihren Erziehungsauftrag zurckbesin-nen. Der Erziehungsaspekt und die Vermittlung gesellschaftlicher Werte mssen ge-genber der Wissensvermittlung wieder strker in den Vordergrund treten. Lehrerln-nen mssen in ihrer Ausbildung wieder besser auf ihre ErzieherInnenrolle vorbereitetwerden (S. 150f.).

    4.4 Sozial-emotionales Lernen in Kindergrten und Schulen

    Kindergrten und Schulen bieten sich aus mehreren Grnden als Ansatzpunkte freine primre Prvention an. In den Schulen knnen alle Kinder erreicht werden, dieBreitenwirksamkeit der Manahme ist gewhrleistet. Die Gruppensituation in einerKlasse erlaubt es auerdem, dass die primre Prvention sich an alle Kinder richten

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 387

    kann und kein Kind durch eine Sonderbehandlung stigmatisiert wird. Angenommenwird, dass diejenigen Kinder, die soziale und emotionale Defizite aufweisen, durchInterventionsprogramme besonders profitieren. Kindergrten und Schulen sind in derRegel auch stabile Institutionen, sodass die Prventionsprogramme ber mehrere Jah-re langfristig angelegt werden knnen. Auch die Beziehung zwischen den Kindernund den ErzieherInnen bzw. Lehrerinnen entwickelt sich ber Jahre, so dass Erziehe-rlnnen und LehrerInnen Identifikationsfiguren fr die Kinder werden und alternativeModelle im Beziehungsverhalten vorleben, wodurch die Kinder andere Erfahrungenmachen knnen. Auf den Erziehungsauftrag sind jedoch weder die ErzieherInnen inden Kindergrten noch die LehrerInnen in den Schulen in ausreichendem Mae vor-bereitet. Sie bentigen spezielle entwicklungspsychologisch fundierte Curricula, ver-bunden mit Einfuhrung und Schulung. Unter Bercksichtigung der deutschen Ver-hltnisse haben Schick und Ott (2002) die international verfugbaren Prventionspro-gramme fr Kindergrten und Schulen zusammengestellt und diskutiert. In den letz-ten Jahrzehnten wurden im US-amerikanischen Sprachraum einige hoch strukturiertePrventionsprogramme in curricularer Form entwickelt und im Hinblick auf ihre Ef-fekte beforscht (Beelmann, Pfingsten & Lsel, 1994; Weissberg & Greenberg, 1998).Die Curricula unterscheiden sich hinsichtlich ihres theoretischen Hintergrundes, ihrerinhaltlichen Schwerpunktsetzung und der Dauer der Manahmen. Die Autoren mei-nen zusammenfassend zu diesen Forschungen, dass die verschiedenen Prventionsan-stze zu signifikanten positiven Effekten fuhren. In einer neuen Meta-Analyse derkontrollierten und randomisierten Evaluationsstudien kommen Lsel und Beelmann(2003) auf mittlere Effektstrken von d =. 38 (Post-Messung) bzw. d = .28 (katam-nestisch). Fr eine nicht-klinische Population sind dies durchaus bemerkenswerteEffekte.Wilson, Lipsey und Derzon (2003) betonen in ihrer Meta-Analyse von insge-samt 397 kontrollierten Interventionsstudien mit schulbasierten Prventionsprogram-men, dass die Programme sich untereinander wenig unterscheiden, dass aber die H-he der Effektstrken von der Qualitt der Umsetzung in den Schulen abhngig ist.Diese Autoren fanden auch hhere Effektstrken bei Hochrisiko-Kindern. Ein inDeutschland inzwischen an ber 1.000 Schulen und 500 Kindergrten fest etabliertesCurriculum zur Frderung sozial-emotionaler Kompetenzen ist FAUSTLOS (Cierp-ka, 2003), das in zwei separaten Versionen vorliegt: Ein Curriculum wurde speziellfr den Kindergarten (Cierpka, 2002), ein anderes fr die Grundschule (Cierpka,2001) entwickelt. Beide Curricula basieren auf dem amerikanischen ProgrammSECONDSTEP (B I '. .e and, 1988, 1991), das vom Cornmittee for Children III Seattleentwickeltwu d d i d . .r e un m en USA seit VIelen Jahren erfolgreich Anwendung findet.

  • 388Man

    Ulrich T. Egle &. lVIanfred Cierpka

    Das Curriculum enthlt vorbereitete Lektionen fur die ErzieherInnen und LehrerInnen

    und kann leicht in die Strukturen von Kindergrten und Grundschulen integriert wer-

    den. FAUSTLOS vermittelt alters- und entwickIungsadquate prosoziale Kenntnisse

    und Fhigkeiten in den Bereichen Ernpathie, Irnpulskontrolle und Umgang mit rger

    und Wut. Diese drei Bereiche bzw. Einheiten sind in Lektionen unterteilt, die aufein-

    ander aufbauend unterrichtet werden. Das Grundschul-Curriculum umfasst 51 Lekti-

    onen, das Kindergarten-Curriculum besteht aus 28 Lektionen.

    4.5 Spezifische Prventionsanstze bei Risikogruppen

    Seit ungefhr 1980 werden spezielle Prventionsprogramme gegen den sexuellen

    Missbrauch implementiert, um Kinder fur diese Gefahren zu sensibilisieren und ihnen

    Strategien an die Hand zu geben, wie sie sich am besten schtzen knnen. Inzwischen

    gibt es in den Vereinigten Staaten ein ganzes Spektrum solcher Curricula, die auf dem

    freien Markt den Schulen angeboten werden. Sie gehren definitorisch zu den prven-

    tiven Manahmen, die das sozial-emotionale Lernen bei Kindern frdern. Die schul-

    basierten Curricula sollten die folgenden Bestandteile enthalten: Missbrauchspezifi-

    sche Information, bungen zur Strkung des Schutzverhaltens der Kinder, Einbezie-

    hung der Eltern. Eine Reihe von Programmen umfasst Lektionen, in denen Kinder die

    Fertigkeiten durch bende Wiederholung lernen knnen, so dass ihr sicherheitsbe-

    wusstes Antwortverhalten verstrkt wird (Finkelhor & Dziuba-Leatherrnan, 1995).

    Einen guten berblick ber diese Programme (z.B. Talking about Touching des

    Committee for Children, Seattle) geben Lohaus und Trautner (2004). Die Meta-

    Analyse ber diese Studien zeigt eindrucksvoll, dass primre Prventionsmanahmen

    gegenber dem sexuellen Missbrauch vor allem im Kindergarten- und Grundschulal-

    ter angezeigt sind und dass durch schulbasierte Curricula Effekte erreicht werden

    knnen (Davis & Gidycz, 2000). Es gibt auch gute Hinweise dafr, dass die Kinder

    dieses erworbene Wissen auch in einer realen Gefahrensituation anwenden. Die neu-

    esten Zahlen des U.S. Departrnent ofHealth & Human Services von 2001 zeigen eine

    abnehmende Zahl von sexuellen Missbrauchsopfern in den Vereinigten Staaten, die

    polizeilich gemeldet wurden (von 117.058 in 1996 auf 88.238 in 1999; Wurteie,

    mndliche Mitteilung, 1999). Die Experten sind sich ziemlich einig, dass diese Re-

    duktion der Ziffern vor allem auf die schulbasierten Prventionsmanahmen zurck

    zu fuhren sind, in denen Kinder lernen, sich besser zu schtzen und dadurch weniger

    hufig Opfer werden. Neben der Reduktion des potentiellen Opferverhaltens zeigt

    sich bei den Kindern auch eine allgemeine Frderung des Selbstwertgefuhls (vgl.

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 389

    MacIntyre & Carr, 1999), sodass mit weiteren prventiven Effekten in der Gesund-

    heitsfrderung zu rechnen ist. hnlich wie bei den Prventionsmanahmen gegen die

    Gewalt in Schulen oder bei Suchtgefahrdung sollten die Verantwortlichkeiten fur die

    Manahmen aber nicht nur den Kindern bertragen werden. Auch die Erziehungsper-

    sonen sollten in diese Manahmen einbezogen werden. Farnilienorientiert knnen die

    Eltern oder die gesamte Familie an einer Intervention teilnehmen, die Informationen

    vermittelt und die Fhigkeit, sich angemessen zu wehren, frdert. In den Kindergr-

    ten, den Schulen und in der psychosozialen Umgebung kann Aufklrungsarbeit ge-

    leistet werden, um gegen den sexuellen Missbrauch mobil zu machen. Da der sexuelle

    Missbrauch nicht selten innerhalb der Familien passiert, sollten umfassende Konzepte

    zur Anwendung kommen, welche die Farnilieninteraktion untersttzen und die El-

    temkompetenzen frdern, um den Kinderschutz zu gewhrleisten. Finkelhor, Asdigi-

    an und Dziuba-Leatherman (1995) konnten nachweisen, dass diejenigen Kinder, die

    von ihren Eltern zustzlich zu den schulbasierten Curricula in den Opferschutzpro-

    gramrnen unterwiesen wurden, ber signifikant mehr Information ber den sexuellen

    Missbrauch verfugten. Sie benutzten hufiger Strategien zum Selbstschutz, und sie

    wehrten sich hufiger gegenber potentiellen Ttern. Sie gaben auch hufiger an, dass

    sie ber sexuelle Missbrauchserfahrungen anderen berichten wrden. Alle diese Stu-

    dien zeigen die Notwendigkeit, die Eltern in die Prventionsmanahmen einzubezie-

    hen. Die Eltern werden mit diesen Manahmen in der Regel nicht verunsichert. Gera-

    de durch das Gesprch ber Sexualitt und mgliche sexuelle bergriffe werden

    Grenzen gefestigt, so dass Eltern und Kinder grere Sicherheit im Umgang mit ei-

    nem sensiblen Thema gewinnen.

    Zu den besonderen Risikogruppen im Hinblick auf gesundheitliche Langzeitfol-

    gen gehren Kinder von Alleinerziehenden. Auf der Basis einer Meta-Analyse for-

    dern Whiteside und Becker (2000) bereits im Zusammenhang mit der Trennung eine

    obligate Beratung im Sinne einer "Mediation". Materiell und psychisch stark belaste-

    ten Alleinerziehenden, vor allem wenn sie eine schlechte Schulbildung und wenig

    soziale Untersttzung haben, sollten in besonderem Mae niedrigschwellige Bera-

    tungs- und Hilfsangebote unterbreitet werden. Ihre Identifizierung knnte bereits in

    Kindergrten, im Rahmen kinderrztlicher Routineuntersuchungen oder in der Schul-

    eignungsuntersuchung durchgefuhrt werden. Die Prventionsmanahmen sollten sich

    auf die betreffenden Mtter und deren hufig vorhandene depressive und/oder Sucht-

    erkrankung sowie die Frderung der kindgerechten Wahrnehmung der Elternfunktion

    beziehen. Auch das Selbstwerterleben des Kindes sollte - vor allem bei Jungen mit

    fehlendem Vater - gefrdert werden, um die mnnliche Identifikation zu strken. Im

  • 390 Ulrich T. Egle &::danfred Cierpka

    Rahmen der Dsseldorfer Alleinerziehenden-Studie (vgl. Franz & Lensche, 2003;

    Franz, Lensche & Schmitz, 2003) wurde ein entsprechendes Gruppenprogramm zur

    Untersttzung alleinerziehender Mtter erfolgreich erprobt und nach wissenschaftli-

    cher Evaluation in den Kindergrten der Stadt eingefhrt (Lensche, Junkert- Tress &Franz, im Druck).

    5. Gegenwrtiger Stand und Perspektiven

    Hertzman und Wiens (1996) fuhren die Wirksamkeit der Programme auf zwei Prinzi-

    pien zurck: "Je frher desto besser" und "immer wieder". Wichtig ist die Mglich-

    keit, Entwicklung auch in spteren Lebensphasen immer wieder anzustoen. "Je fr-

    her desto besser" gilt vor allem fr die Neugeborenenzeit bis zum Vorschulalter. Pha-

    sen der Unterstimulierung, der Traumatisierung und der nachfolgenden Entwick-

    lungsverzgerung sind .neurobiologiscb eingebettet". Es entsteht eine "latente Vulne-

    rabilitt", die durch entsprechende Lebenskrisen spter aufbrechen kann. Als prven-

    tive Strategie ergibt sich daraus eine Art .Jrnpfprogramm'': "Verabreicht" man recht-

    zeitig kognitive und sozial emotionale Entwicklungsnachreifungen, kann diese "laten-

    te Vulnerabilitt" abgemildert werden. Eine sptere Vulnerabilitt lsst sich mit dem

    so genannten "Pfad-Modell" beschreiben: Im Verlauf des Lebenszyklus kommt es vor

    allem in den entwicklungsintensiveren Schwellensituationen zu Krisen, die mehr oder

    weniger gut - je nach Umgebungsbedingungen und den sozialen Ressourcen - bewl-

    tigt werden. Kinder haben recht unterschiedliche sensitive Phasen, in denen sie auf

    die Umgebung reagieren und durch entsprechende Interventionen beeinflussbar sind.

    Programme werden fr den bergang von der Partnerschaft zur Elternschaft, fr die

    Neugeborenenzeit, fr die ersten drei Lebensjahre und die Kindergarten- und Grund-

    schulzeit bentigt. Fr ein umfassendes Prventionsangebot kommen zusammenfas-

    send die in Tabelle 3 aufgefhrten Programme in Frage.

    Fr den deutschsprachigen Raum fehlt bisher ein umfassendes Konzept zur Pr-

    vention gegen Missbrauch, Misshandlung und Vernachlssigung und deren Langzeit-

    folgen. In diesem Kapitel wird eine Konzeption vorgeschlagen, die auf mehreren

    Ebenen Interventionen definiert, die prventiv wirksam werden. Durch die Effekte

    der Wechselwirkung zwischen den Ebenen werden Synergien gewonnen.

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 391

    Tabelle 3: ....bersicht zu den Prventionsprogrammen Ln verschiedenen Entwicklungsabschnitten

    Zeitfenster: Schwangerschaft Suglings- und Kleinkindzeit

    Name des "Wie wird das PIPE STEEP Head StartProgramms wohl alles Sure Start

    werden?"

    Arbeitsma- Handbuch fr Manual "Lis- Interaktions- Vernetzung derterialien Hebammen, ten, Love, beobachtung, Beratungsstel-

    Anleitungsheft, Play", Educa- Video len, Hausbe-Videobeispiele tor's Guide, suche

    Activity Cardsfr dasSpielen, Hand-outs fr Eltern

    Ziele Vorbereitung Frderung der Frderung der Verhinderungvon Paaren auf emotionalen sicheren Bin- von Armut,die Eltern- Bindung dung Verbesserungschaft, Sensibi- des Schuler-lisierung fr folgs, Verhin-Signale des derung vonSuglings, Fr- Arbeitslosig-derung der keitQualitt derEltern-Kind-Beziehung

    Inhalte Selbstwahr- Teilen von Untersttzung, Untersttzungnehmungund Emotionen, Bildung, .Psy- der Familie,Selbstfursorge, Regulation, chotherapy in Training derPartnerschafts- Temperament, the kitchen" elterlichenentwicklung, Autonomie, Kompetenzen,Eltern-Kind- Vertrauen, sozial-Kornmunikati- Kommunikati- emotionaleson, Enrwick- onsfhigkeit, Lernen derlungspsycho- emotionales Kinder, Bil-logisches Wis- Auftanken, dung, Arbeits-sen Interdependenz suche

    Implernen- 5 -7 Paare Kurspro- Hausbesuche, Regionaletierung nehmen an gramm, Haus- Einzel- und Bros, Devel-

    fnf Lektionen besuche Gruppensetting opment Offi-teil, von He- cers, Trainerbammendurchgefhrt

    Qualittssi- Training der Zertifizi erte Training von Zertifizierungcherung, Hebammen, PIPE-Trainer, STEEP- der Sozialar-Evaluation Evaluation Evaluation in Beratern, Eva- beiter und Psy-

    geplant fr den USA luation in den chologen, viele2004 USA Studien vor-

    handen

  • 392 Ulrich T. Egle & ivianfred Cierpka

    Zeitfenster: Kindergarten und Schule

    Name des Tripie P Starke Eltern- Grenzen in FAUSTLOSProgramms Starke Kinder Freiheit

    Arbeitsma- Medienge Handbuch fr CD mit Video-terialien

    Koffer frsttzte Infor- die Kursleiter- Filmen Grundschulemation, Kurz- Innen und die und Kindergar.beratung, Ak- Elterntives Training,

    ten mit Hand-

    Gruppen-buch, Anlei-

    Eltern-tungsheft, F0-

    Training, Fa-tofolien, Foto-

    milien-kartons, Hand-

    Interventionenpuppen, Video

    Ziele Sichere und Wertschtzung Wertscht-interessante

    Sozial-

    Umgebungin der Familie, zung, Fordern emotionalesgewaltlose und Grenzen Lernen, Empa-

    und positive Grenzset- setzen, Eigen-und anregende zungsmetho-

    thie, Impuls-stndigkeit kontrolle, Um-

    Lernatrnosph- den, mehr Si- gang mit rgerre schaffen, cherheit imsich konse- Umfang mit-

    und Wut

    quent verhal- einanderten, Kindernicht berfor-dem, eigeneBedrfuissebeachten

    Inhalte Information 8 bis 12 Kurs- Typische Er- 51 bzw. 28und Beratung abende mit ziehungssitua- Lektionen frber Erzie- vorgegebenen tionen die Grund-hungsverhal- Seminartbe- schule bzw. frten, Training men den Kindergar-von Erzie-hungsverhalten

    ten, altersent-sprechendaufgebaut

    Implemen- ErzieherInnen, Elterngruppen Selbsthilfe ErzieherInnen,tierung LehrerInnen, im Seminarstil

    Eltern, weitere (z.B. ber denLehrerInnen,

    Erziehungsper- DeutschenEltern

    sonen, Kinder- Kinderschutz-rztInnen bund)

    Qualittssi- Zertifizierung Zertifizierung Evalutioncherung, von Multipli- von Kursleiter- geplant

    Training und

    Evaluation katorInnen, InnenZertifizierung

    internationalevon Erzieher-

    und deutscheInnen und Leh-

    StudienrerInnen, ame-rikanische unddeutsche Stu-dien

    Missbrauch, Misshandlung, Vernachlssigung 393-------------------------~--------~--~~=-~~~----------~

    Empirisch konnte besttigt werden, dass die Effektivitt bei kombinierten Manah-

    men hher ist als ein Eltern- oder Kindertraining allein (Lsel, 2002; Lsel et aL, im

    Druck). Ein Beispiel fr eine Programmkombination im US-amerikanischen Raum ist

    das FAST-TRACK-Project (CPPRG, 1992), das unterschiedliche Interventionsebe-

    nen definiert: Elterntraining, Hausbesuche, Training von sozialen Fertigkeiten in der

    Familie, Verbesserung der Bildung, und das PATH-Curriculum (Greenberg et aL,

    1995), ein sozial-emotionales Curriculum fr die Kinder in den Schulen.

    Mit cliesem umfassenden Ansatz wird versucht, die Kompetenzen der Familie, der

    Eltern wie des Kindes (soziale Fertigkeiten und Bildung) zu steigern. Die Ergebnisse

    dieser groen Studie zeigen, dass Eltern erfolgreich in das Programm einbezogen

    werden knnen. Die Kinder waren in den Schulen weniger auffllig und wiesen eine

    bessere Kompetenz in den Konfliktlsungen auf (McMahon et aL, 1995; CPPRG,

    1995; McMahon et aL, 2000). Neben der Notwendigkeit, verschiedene Ansatzpunkte

    parallel zu nutzen, sollte die Dauer und die Tiefe der Intervention den Problemen an-

    gemessen sein. Nur ein geringer Prozentsatz der Familien bentigt auch Interventio-

    nen in ihrem psychosozialen Umfeld. Bei vielen Eltern reichen schon Informationen

    ber Erziehungsmglichkeiten aus. Nicht alle mssen sofort an einem Elterntraining

    teilnehmen. Die Konzeption von "Triple P" bercksichtigt diese unterschiedlichen

    Bedrfnisse in der Prvention. Von der Information ber Selbsthilfetechniken, Kurz-

    beratungen bis zur intensiven Psychotherapie werden Angebote gemacht. Eine solche

    Stufung der prventiven Mglichkeiten erlaubt eine kosteneffiziente Planung. Bedarf

    besteht an einer verbesserten Kooperation zwischen den Dienstleistern, aber auch

    zwischen Eltern, Schulen und Beratungsstellen (Cierpka, 1999).Dringend erforderlich ist in Deutschland mehr Forschung auf diesem Gebiet der

    Prvention. Im deutschsprachigen Raum gibt es noch keine prospektive Lngsschnitt-

    studie, die im Kontrollgruppen-Design belegt, dass eine solche umfassende Konzep-

    tion von Manahmen tatschlich die Erfolge aufweist, die man aufgrund des bisheri-

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