zur morphologie der nasenhöhlentumoren bei der ratte

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Zeitschrift fiir Krebsforschung 67, 1--10 (1965) Aus dem Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. It. HA~IPn~L) der Universit~t Bonn Zur Morphologie der Nasenhiihlentumoren bei der Ratte* C. TI~oMAs Mit 3 Textabbi]dungen (Eingegangen am 3. Dezember 1964) Spontane Tumoren sind in diesem Organ bei der Ratte nicht beschrieben worden (HERnOL~) 1964). Experimentell wurden sie yon DRvcxnxY u. Mitarb. nach Verabreichung yon Nitrosaminen erzeugt. Auch beim Syrischen Hamster (H~OLD und DUrHaM, HERROLD 1963 und 1964) und bei der Maus (HoF~- MA~ trod GnAF~I) sind sie nach Applikation yon Di~thylnitrosamin beob- aehtet worden. Wir hatten Gelegenheit, die yon I)RUCKREY U. Mitarb. 1 erzeugten Nasen- hShlentumoren bei Ratten histologisch zu untersuchen. In der Tabelle sind die angewandten Verbindungen sowie ihre Applikationsart und Dosierung auf- gefiihrt. Der anatomische Au/bau der NasenhShle der Nagetiere unterscheidet sich wesentlich yon dem des Menschen; Nagetiere besitzen, aul3er dem Sinus maxfllaris, keine NebenhShlen. Ein Musehelsystem unterteflt die NasenhShle in zwei ~ui]ere und vier innere Kan~le (Ekto- und Endotubinalia), die vorwiegend yon einem olfactorischen Neuroepithel ausgekleidet werden; nur in den vorderen und unteren Anteilen der NasenhSh]e erkenn~ man ein einfaches, respiratorisches Epithel. Das Riechepithel besteht, wie beim Menschen, aus einer mehrreihigen Sehieht yon Neuroepithelien; zwischen diesen iiegen zylindrische Stiitzepithelien. Das darunterliegende Stroma ist reich an serSsen Driisen und feineren Nerven- fasern, Gefi~l~e sind dagegen nut sp~rlich angelegt. Das bei den Nagetieren gut entwickelte Jaeobsonsche Wassergeruehsorgan (Organon vomero-nasale) ist im vorderen und unteren Bereich des Septum nasi crkennbar. Beim Menschen bildet es sich nach der 20. Embryonalwoche zur~ck und ist beim Erwachsenen nur noch als Rudiment naehweisbar. Beschreibung der Nasenhiihlentumoren Makro~kopisch sind die kleineren Geschwfilste oft kaum erkennbar, da aus- gedehntere Entzfindungen -- die auch bei Kontrolltieren vorkommen (KEL~M~ und SA~G]~T) -- diese Neubildungen maskieren. Zur besseren Dars~ellung und genauen Lokalisation dieser Tumoren haben wir die RattenkSpfe, nach Ent- fernung des Schgdel- und NasenhShlendaches ,im ganzen in Versen entkalkt und anschliel~end in mehrere Frontalscheiben zerlegt. Die Geschwiilste sind yon grau-wefl~er bis hellbrauner Farbe und yon markiger bis fester Beschaffenheit. Sie entstehen vorwiegend in den hinteren und oberen Anteflen der NasenhghIe und breiten sieh lokal aus, indem sie entlang der Fila olfactoria dutch die Lamina * Die Untersuchungen wurden .durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermSglicht. 1 Herrn Prof. Dr. H. DlcuCI~lCEY danke ich ffir die ~berlassung des Materials. Z. Xrebsforsch., Bd. 67 1

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Zeitschrift fiir Krebsforschung 67, 1--10 (1965)

Aus dem Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. It. HA~IPn~L) der Universit~t Bonn

Zur Morphologie der Nasenhiihlentumoren bei der Ratte*

C. TI~oMAs

Mit 3 Textabbi]dungen

(Eingegangen am 3. Dezember 1964)

Spontane Tumoren sind in diesem Organ bei der Rat te nicht beschrieben worden (HERnOL~) 1964). Experimentell wurden sie yon DRvcxnxY u. Mitarb. nach Verabreichung yon Nitrosaminen erzeugt. Auch beim Syrischen Hamster ( H ~ O L D und DUrHaM, HERROLD 1963 und 1964) und bei der Maus (HoF~- M A ~ trod GnAF~I) sind sie nach Applikation yon Di~thylnitrosamin beob- aehtet worden.

Wir hat ten Gelegenheit, die yon I)RUCKREY U. Mitarb. 1 erzeugten Nasen- hShlentumoren bei Rat ten histologisch zu untersuchen. In der Tabelle sind die angewandten Verbindungen sowie ihre Applikationsart und Dosierung auf- gefiihrt.

Der anatomische Au/bau der NasenhShle der Nagetiere unterscheidet sich wesentlich yon dem des Menschen; Nagetiere besitzen, aul3er dem Sinus maxfllaris, keine NebenhShlen. Ein Musehelsystem unterteflt die NasenhShle in zwei ~ui]ere und vier innere Kan~le (Ekto- und Endotubinalia), die vorwiegend y o n einem olfactorischen Neuroepithel ausgekleidet werden; nur in den vorderen und unteren Anteilen der NasenhSh]e erkenn~ man ein einfaches, respiratorisches Epithel. Das Riechepithel besteht, wie beim Menschen, aus einer mehrreihigen Sehieht yon Neuroepithelien; zwischen diesen iiegen zylindrische Stiitzepithelien. Das darunterliegende Stroma ist reich an serSsen Driisen und feineren Nerven- fasern, Gefi~l~e sind dagegen nut sp~rlich angelegt. Das bei den Nagetieren gut entwickelte Jaeobsonsche Wassergeruehsorgan (Organon vomero-nasale) ist im vorderen und unteren Bereich des Septum nasi crkennbar. Beim Menschen bildet es sich nach der 20. Embryonalwoche zur~ck und ist beim Erwachsenen nur noch als Rudiment naehweisbar.

Beschreibung der Nasenhiihlentumoren Makro~kopisch sind die kleineren Geschwfilste oft kaum erkennbar, da aus-

gedehntere Entzfindungen - - die auch bei Kontrolltieren vorkommen (KEL~M~ und SA~G]~T) - - diese Neubildungen maskieren. Zur besseren Dars~ellung und genauen Lokalisation dieser Tumoren haben wir die RattenkSpfe, nach Ent- fernung des Schgdel- und NasenhShlendaches , i m ganzen in Versen entkalkt und anschliel~end in mehrere Frontalscheiben zerlegt. Die Geschwiilste sind yon grau-wefl~er bis hellbrauner Farbe und yon markiger bis fester Beschaffenheit. Sie entstehen vorwiegend in den hinteren und oberen Anteflen der NasenhghIe und breiten sieh lokal aus, indem sie entlang der Fila olfactoria dutch die Lamina

* Die Untersuchungen wurden . durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermSglicht. 1 Herrn Prof. Dr. H. DlcuCI~lCEY danke ich ffir die ~berlassung des Materials.

Z. Xrebsforsch., Bd. 67 1

2 C. T~o~As :

eribriformis in das Gehirn wuchern (Abb. 1 a) oder, naeh Zerst6rung der Knoehen- wand, auf die Orbita fibergreifen.

Histologisch lassen sieh die Gesehwfilste der Nasenh6hle in neurogene Tumoren, Papillome und Plattenepitheleareinome, Adenoeareinome und in entdifferenzierte Tumoren nnterteilen. Die neurogenen Geschwi~lste bestehen aus dieht neben- einanderliegenden Zellen, die zumeist nut spgrlieh angelegtes Cytoplasma er- kennen lassen und fast naektkernig erseheinen. Die Kerne sind groB, oval und ehroma~inreieh. Die Kernmembranen erseheinen seharf gezeiehnet, der Nueleolus ist dagegen seltener deutlieh naehweisbar. Der Tumor wird von feinen fibro- vascul/~ren Septen lappchenf6rmig aufgeteilt (Abb. l b). Die Geschwulstzellen lagern sich palisadenartig enflang der Septen oder bilden Rosetten, Pseudo- rosetten oder StraMenlcronen (Abb. 1 d). W~hrend bei den Rosetten und Pseudo- rosetten die Tumorzellen radiar um einen I-Iohlraum bzw. um einen virtuellen Mittelpunkt angeordnet sind, liegen sie bei den Strahlenkronen um ein Gef~13. Neben diesen typisehen neurogenen Formationen lassen sich gelegentlich geflecht- artig gestaltete, neugebildete Neurofibrillen zwischen den Tumorzellen nach- weisen (Abb. l c). Diese Geschwiilste entspreehen den menschlichen Esthesio- neuroepitheliomen, die je naeh Differenzierungsgrad als Esthesioneuroeytome (mit goset ten und neugebildeten Neurofibrfllen) oder als Esthesioneuroblastome (mit Pseudorosetten) bezeiehnet werden. AuBerdem Iinden sieh aueh entdifferen- zierte, neurogene Tumoren, bei denen die oben beschriebenen Formationen fehlen. Solche Neubildungen bestehen dann aus kleinen, lymphoeyten/~hnliehen Zellen, die dicht in kleineren Ansammlungen liegen. Die neurogenen Tumoren haben, auger den oben erw/~hnten Septen, kaum Stroma; aueh Gitterfasern sind nut sparlich vorhanden (Abb. 1 b). In vereinzelten Fallen lassen sieh aus- gedehntere Nekrosen mit herdf6rmigen Ansammlungen yon Sehaumzellen naeh- weisen; da die perivascul~ren Gesehwnlstanteile lgnger erhMten bleiben, wird ein ,,pseudopapill/~rer Anfbau" vorgetguscht. Aueh die gr6Beren Neuroblastome treten in den oberen und hinteren Anteilen der NasenhShle atff, so dag das Septum nasi und besonders das Organon vomero-nasale stets gesehwulstfrei bleiben. Sehr eharakteristiseh ffir diese Tumoren ist ihr Waehstum: Sie breiten sich entlang der Fila olfaetoria aus und wachern in die Seh~delh6hle, we sie das Gehirn zum Tell infiltrieren, zum Teil verdrangen. Die feineren Knoehenb~lkchen werden yon dem Tumor zerst6rt, das grSbere Knoehenger/ist, d.h. die vordere Sch/idelbasis, bleibt dagegen erhalten. Nach Entfernung des Seh/~deldaches erkennt man dann im Bereieh des Vorderhirns eine Geschwulst, die bei makro- skopiseh unversehrt erseheinender Lamina eribriformis als primgrer t t i rntumor oder prim~re endoeraniale Neubildung imponiert (Abb. la). Erst die histologisehe Untersuehung deekt den Ursprung der Gesehwulst auf. Die Beteiligung des Zentrabmrvensystems erkl/~rt aueh die yon D~v cK ~Y u. Mitarb. beobaehteten neurologisehen Symptome. Die Papillome und Plattenepithelcarcinome t reten als exophytisehe oder infiltrierend waehsende Tumoren besonders im Bereieh des N~senseptum aui (Abb. 3 e). Die Plattenepithele~reinome weisen ein inffltrieren- des und destruierendes Waehstum auf; sie zerstSren die Knoehenwand und greifen auf die Orbita, seltener auf die Seh/idelhShle, fiber (Abb. 2 a und b). In 2 Fallen kormten wir im Cytoplasma der Gesehwalstzellen PAS-positive Sehleim- tropfen im Sinne eines mueoepidermoiden Careinoms naehweisen. Die Adeno-

Zur Morphologie der NasenhShlentumoren bei der llatte 3

d c

Abb. la---d. Esthesioneuroepitheliom. a Hakro- und lnikroskopisches l:~bersichtsbild des Tumors, der das Gehirn isdiltriert (HE 3,2--4mal). b Durch fibrovascuI~re Septen in L~ppchen aufge~eilter Tumor, der sich sch~rf yore Gehirn (G) abgrenzen 1Af3t (Gomori 20real). c Intercellul~re neugebildete i%urofibrinen (HE 250real). d Eehte Hose~ten und Dalisadenartige Anordnung der Geschwulstzellen entlang tier flbrovascul~ren Septen

(HE, 225mai)

carcinome treten in unserem Untersuchungsmaterial seltener auf; es handelt sich um verschleimende, driisenbildende oder solide, scirrhSs wachsende Carcinome. Die Geschwulstverb/~nde bilden kleinere Hohlrs die einen PAS-positiven

1"

4 C. TEOMAS :

b

Abb. 2a u. b. Plattenepithelcarcinom. a Sagitalschnitt durch einen ~attenkopf mit einem grol3en Tumor in der vordere~ NasenhOhle, tier sich caudalw~rts, durch die Lamina cribriformis, in die Sch~delhShle ausbreitet

(3,2maD. b Inffltrierendes, stellenweise papill~r gestaltetes Platte~epithelcarcinom mit einem ]Luochenb/~tkcheu (K) (Tartrazin, 72real)

Schleim enthalten, und liegen in einem dichter entziindlich infi]trierten Stroma. Neben diesen differenzierten I~eubildungen treten auch vSllig verwilderte oder entdifferenzierte Geschwi~Iste auf, bei denen hSchstens gelegentlich das Auftreten yon Platteuepithelien, Driisen oder neurogenen Formationen (Rosetten usw.) auf ein Plattenepithelcarcinom, Adenocarcinom oder auf einen neurogenen Tumor hinweisen. Es mu$ jedoch beachtet werden, da6 die I~euroblastome oft kleine Plattenepithelmetaplasien oder gewucherte Riechdrfisen einschlieften und so ein

Zur Morphologie der NasenhShlentumoren bei der l~atte 5

c b

e a

Abb. 3. a t~bersichtsbild der NasenhShle mit einer rechtsseitigen Entztindung. ]~ntzfindlich verdickte Nasenh/Shlen Schleimhaut mit hyperplastischen Drfisen. Septum (S), Augen (A), orbitale Drtisen (D) und Gaumen (G) (van Gieson 10real). b Ausgedehnte verhornende und wuchernde Platter~epithelmetaplasien der Nasenh6hle~-Schleimhaut (HE 60ma]). c u :Papiilom am vorderen Septum nasi (HE 20real). d Flat- ~enepi~hetmetaplas[en in einem Neuroblastom (Tar~razin 120real). e Hyperplast, ische Schleimhautdrtisen nebeil

m~tdifferenzierten Neuroblastom (_~). Oben im Bild erhaltenes respiratorisches Epithel und darunter Lymphocyten (HE, 100real)

verwildertes Plattenepithelcarcinom bzw. Adenocarcinom vortauschen (Abb. 3d und e). AuBerdem k6nnen zwei versehiedene Gesehwulsttypen nebeneinander oder als Kollosionstumoren atfftreten.

Die pr~ineoplastischen und niehttumoriisen Ver~inderungen in der Nasenhiihle

In allen F/i]len 1/s sich im Bereich der Nasenh6hle eine chronische, eitrige Entzi~ndung nachweisen. Diese Ver/inderung ist unterschiedlich stark ausgepr/s

6 C.T~oMAS:

sio kann auf eine Muschel beschr~nkt bleiben odor in Form eines Nasenh6hlen- empyems auftreten (Abb. 3a). Diese Ver~nderung steht in ihrer Entstehung nicht ~nbedingt in kausalem Zusammenhang mit der applizierten eancerogonen Noxe, da sehon ,,normalerweise" eitrige und h/~morrhagische Entzfindungon bei den Nagetieren vorkommen (KEL~ME~ nnd SA~GV~T). Wir fanden sie aueh bei Kontrolltieren, sie sind jedoch besonders stark bei den mit Iqitrosaminen be- handelten Ra t ten vorhanden. Weiter lassen sich im Bereich des olfactorisehen und des respiratorisehen Epithels umsehriebene oder ausgedehnte Plattenepithel- metaplasien nachweisen, die zum Tell aus einem eytologisch ruhigen Plattenepithel bestehen. In anderen Bezirken zeigen sie eine sti~rkere Wucherungstendenz: Sic greffen auf die Schleimhautdrfisen oder atd das darunterliegende Stroma fiber und lassen reiehlich Mitosen erkennen. Zur 0berfl/~che hin zeigen die Plattenepithelmetaplasien eine st~rkere Verhornungstendenz. In manehen F~llen werden die Turbinalia von einem metaplastisehen Plattenepithol ausgek!oidet , die Lichtungen sind dann mit Hornmassen angeffillt, so dab das Bfld an ein Cholesteatom erinnert (Abb. 3b). Von den ruhenden, proliferierenden und invasiven Plattenepithelmetaplasien bis zu den Plattenepithelcarcinomon l~Bt sich eine Reiho yon Zwischenstufen naeh Art einer Progression nachweisen.

Diese m0rphologischen Bilder entsprechen fibrigens auch den yon ALTMAIq~ U. Mitarb. erhobenen Befunden: Sie beobaehteten an den mit Strontium 9~ lokal behandelten l~atten- ]ungen ,,progressive" Ver~nderungen der Bronchi~lschleimhaut, die yon der Me~aplasie bis zum anaplastischen Plattenepithelearcinom reichten.

Auch die Drfisen der olfactorisehen Sehleimhaut lassen eine untersehiedliche Wueherungstendenz orkennen; sie reieht yon der Ektasie und ttyperplasio fiber das Adenom bis zum inffltrierend waehsenden Carcinom, wobei sieh diese Zwisehen- stufen oft sehwer voneinander abgrenzen lassen. Bei den neurogenen Tumoren dagegen ]i~i]t sich eine Progression in diesem Sinne, d.h. yon einer Hyperplasie fiber einen gutartigen bis zum bSsartigen Tumor nicht verfolgen. Sehon die kleinsten Neubildungen zeigen ein infiltrierendes Wachstum, es ist lediglieh ein unterschiedlieher l~effegrad der Tumoren zu erkennen, der sieh im Fehlen oder Vorhandensein differenzierter Strukturen (Rosetten, neugebfldete Neurofibrillen) ausdrfiekt.

Vergleich zwischen den menschlichen und den induzierten Tumoren der Nasenhiihle

Die Nasenh5hlen- und NebenhShlentumoren sind in der menschlichen Patho- logie als selten zn betrachten. Sie stellen etwa 2 % aller Malignome dar, dabei handelt es sich meistens nm Plattenepithelcarcinome oder urn Adenocarcinome. Unter 416 Nasenh6hlentumoren fanden FRAZELL und LEwis 81% Plattenepithel- carcinome und 19 % Adonocarcinome. Die neurogenen Geschwfilste sind wesent- lich seltener (etwa 3% naeh DIBBLE und B~owN); dabei handelt es sich um Gliome, Neurinome, Sympathicoblastome, entdifferenzierte Neuroblastome und Esthesioneuroepitheliome. Besonders der letztere Geschwulsttyp ist beim Men- schen ungowShnlich, so konnten BECKE~ und JAcox bis zum Jahre 1964 nur 64 F/s aus der Weltli teratur sammeln und fiber weitere 5 eigene Beobachtungen berichten. Vergleiehen wir nun die menschlichen und die im Tierexperiment induzierten Nasenh6hlentumoren, so stellt man lest, dab sie nach ihrem histo- logisehen Bild nieht zu unterscheiden sind. Auff~llig ist dagegen die untersehied-

Zur Morphologie der N~senh6hlentumoren bei der Ra t t e

Tabelle

Substanz Nasenh6hlentumor

d -- 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 15 mg/kg/Woche 2 • 15 mg/kg/Woche 2 • 15 mg/kg/Woche

d : 4 mg/kg/t~glich

d - - 50 ppm 1 • 1/2 Std 50 ppm in der Woche 50 ppm 50 ppm 50 ppm 50 ppm 50 ppm 50 ppm

100 ppm 100 ppm 100 ppm 100 ppm

1 • 506 ppm (DL~0)

d = 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 X 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche 2 • 10 mg/kg/Woche

25 ppm 1 • 1/2 Std 50 ppm in der Woche 50 ppm 70 p p m 70 ppm

Dini~rosopiperazin

990 481 940 481

1020 505 1020 506 1140 564 1240 576 1080 250 1453 363 1470 363 1852 474

Ausbeu~

S.C.

S.C,

S.C.

S,C.

S.C.

S.C.

S,C.

S.C.

S.C.

p.o.

75%)

E sthesioneuroepitheliom entdifferenziertes Carcinom entdifferenzier~es C~rcinom Esthesioneuroepi~heliom en~differenziertes Carcinom beginnendes Pla~tenepir Esthesioneuroepi~heliom Adenocarcinom Es~hesioneuroepitheliom Esthesioneuroepitheliom

N,N-Dimethylni t rosamin

133,8 138,0 103,5 144,9 153,8 158,2 147,5 153,8 152,7 228,0 247,0 269,5

Ni~rosopl

680 700 703 760 780 780 800 890 900 930 940 940 980 980 990

1000 1000 1040

316 Inh. 336 Inh. 258 Inh. 363 Inh. 410 Inh. 478 Inh. 379 Inh. 404 Inh. 229 Inh. 327 Inh. 378 Inh. 444 Inh.

Inh.

,eridin 'Ausbeute

290 s.c. 302 s.c. 287 s.c. 318 s.c. 333 s.c. 329 s.c. 333 s.c. 367 s.c. 369 s.c. 381 s.c. 385 s.c. 385 s.c. 395 s.c. 369 s.c. 399 s.c. 400 s.c. 412 s.c. 417 s.c.

(Ausbeute 75--100% )

Esthesioneuroepi~heliom Esthesioneuroepi~heliom Esthesioneuroepitheliom Plat tenepithelcarcinom Plat tenepithelcarcinom Adenocarcinom Pl~t~enepithelcarcinom Esthesioneuroepitheliom Neuroblas~om entdifferenziertes Carcinom Es~hesioneuroepitheliom Es~hesioneurepitheliom Papillom am Septum

85%)

Esthesioneuroepitheliom Esthesioneuroepitheliom Plattenepi~helcarcinom Esthesioneuroepitheliom Es~hesioneuroepi~heliom Neuroblas~om Esthesioneuroepitheliom Esthesioneuroepitheliom Plat~enepit helcar cinom Plattenepi~helcarcinom en~differenziertes Carcinom Plat tenepithelcarcinom P]a~enep i the lca rc inom enSdifferenziertes Carcinom Esthesioneuroepitheliom Neuroblas~om, Choles~eatom Cholesteatom Cholesteatom

N-Methyl-N-vinyl-nigrosamin (Ausbeu~e 50 %)

44,52 263 Inh. Esthesioneuroepitheliom 86,19 234 Inh. P la t t enepithelcarcinom 86,19 239 Inh. P la t t enepiChelcarcinom 44,25 277 Inh. Pl~t~enepithelcarcinom 44,20 374 Inh. Pla~tenepi~helcarcinom

8 C. T~o~As:

Substanz

Tabelle (Fortsetzung)

Nasenh6hlen~umor

5 mg/kg/Woche 10 mg/kg/Woche 10 mg/kg/Woche 10 mg/kg/Woche

d = 0,075 mg/kg/tgglich 0,075

N-Nitrosomorpholin 265 446 470 397 540 452 520 437

Di~thylaitrosamin 46,1 616 48,6 680

i .v . i.v. i .v . i .v .

Es~hesioneuroepitheiiom entdifferenzierges Careinom Esthesioneuroepitheliom Adenocarcinom

Einzelbefunde) p.o. Pl~ttenepithelearcinom : p.o. Plattenepithelcarcinom

Di~thylnitrosamin + Athyl-butyLnitrosamin d = 10 q- 10 mg/kg/Tag [ je 2750 I 275 I p.o. ] P]~ttenepithe]carcinom

N-Me~hyl-N-allyl-nitrosamin d = 10 mg/kg/Woche 380 l 373 i.v. Es~hesioneuroepitheliom

20 mg/kg/Woche 660 284 i.v. Plattenepithelcarcinom 20 mg/kg/Woche I 800 401 i.v. Plattenepithelcarcinom

~thyl-butyl-nitrosamin d= 21mg/kg/Woche I 1036 ] 363 [ i.v. I Adenocarcinom

d = Einzeldosis, D = Gesamtdosis, t = Induktionszeit (Versuchsbeginn bis zum Auftreten der Tumoren bzw. Tod des Tieres), Inh. = InhMation, p.o. = per os, i.v. = intravenSs, s.c. = subcutan.

liche prozentuale Vertcilung der einzelnen Tumor typen , besonders das hs Auf t re ten yon Esthesioneuroepitheliomen bei den Rat ten . Der Ursprung dieser Geschwulst ist beim Menschen umst r i t ten ; so z.B. entstehen ffir ESCAT die Esthesioneuroepitheliome im Ganglion sphenopalat inum, ffir SC~ALL und LI~V,- ~ACK im Jacobsonsehen Organ und ffir O B ~ T et al. im neuroolfaetorischen Epithel. Naeh den experimentellen Befunden diirfte der Prim/trsitz der Neuro- blastome am ehesten im Rieehepithel zu ]okalisieren sein, da in unserem Material das Jacobsonsche Organ yon den Geschwiilsten nieht befallen war. Bemerkens- wert ist das bei Mensch und Tier/~hnliche Verhalten der neurogenen Neubildungen : Die Neigung zur Inf i l t ra t ion der Lamina eribriformis und der Sch~delhSh]e (HuTTE~ et al.) sowie die Seltenheit yon Fernmetastasen. Letztere sind beim Menschen im Bereieh der Ha ls lymphknoten ( S ] ~ A ~ ) und der Lungen ( F I s ~ ) besehrieben worden; in unserem Material konnten wir nu t bei einem Tier Metasta- sen eines Esthesioneuroepithe]ioms im Bereieh der submandibuli~ren Lymph- knoten naehweisen. Zuletzt sei darauf hingewiesen, dag die Esthesioneuro- epitheliome und besonders die entdifferenzierten Neuroblas tome oft nicht als solehe erkarmt werden; die Fehldiagnosen ]auten ,,entdifferenziertes Plat ten- epitheleareinom oder Adenoeareinom, vaseul/irer Tumor, Retieulosarkom, Lympho- sarkom oder Melanom" (B]~oK~ und gAcox, FISHER). Wir haben bereits erwghnt, dag eingesehlossene Plat tenepi thelmetaplasien oder Drfisen aueh in einem ent- differenzierten Neuroblas tom zu einer rehld iagnose verleiten k6nnen.

Plat tenepithelcareinome und Adenoeareinome der mensehliehen Nasenh6hle oder Nebenh6hle entspreehen in ihrem histologisehen Au:[bau und Verhalten den induzierten Careinomen bei der Rat te .

Zur Morphologie der NasenhShlentumoren bei der Ratte 9

Die 5Tasenhiihlentumoren und die eancerogenen Noxen

Im Tierexperiment haben besonders die Nitrosamine cine cancerogene Ein- wirkung auf dieses Organ gezeigt. Diese li~Bt sich durch intravenSse, intra- tracheale, sub- und epieutane Applikation und dureh Inhalation erzielen (DtcuCK- REY et al., HOFFMANN und GEAFFI, HEICROLD und DUNHAM, HEREOLD 1963 und 1964). Auch naeh Applikation von N,N'-2,7-Fluorenylen-bis-aeetamid beob- achteten SNELL und STEWART Plattenepithelcareinome, Adenocarcinome und neurogene Tumoren in der Nasenh6hle der Rat te (zit. bei HE~ROLD 1964). Beim Menschen ist ein kausaler Zusammenhang zwisehen den Nitrosaminen oder den Fluoren-Verbindungen und NasenhShlentumoren nieht bekannt, gesichert ist dagegen die cancerogene Einwirkung yon Chrom, Nickel und Isopropyl-01 auf dieses Organ (Literatur bei HuEPv,~). Diese Stoffe zeigen aueh im Tierexperiment cancerogene Eigensehaften, a]lerdings erzeugen sie keine NasenhShlentumoren.

Zusammenfassung

Nach Inhalation oder nach subcutaner, oraler bzw. intraven6serApplikation yon Nitrosaminen (Dinitrosopiperazin, N,N-Dimethylnitrosamin, Nitrosopiperi- din, N-Methyl-N-vinyl-nitrosamin, N-Nitrosomorpholin, Dii~thylnitrosamin, N- Methyl-N-ally]-nitrosamin und ~tbylbutylnitrosamin) sind NasenhShlentumoren bei l~atten beobachtet worden. Histologisch handelte es sich um Plattenepithel- eareinome, Adenocarcinome und um neurogene Gesehwtilste vom Typ der Esthesioneuroepitheliome. Es wird auf die Ahnlichkeit der menschlichen und experimentell induzierten Tumoren in ihrem histologischen Bild und Verhalten hingewiesen.

On the Morphology of the Tumors of the Rat 5~asal Cavity Summary

After the inhalation of nitrosamines, or after the subcutaneous, oral, or intravenous administration of them (dinitrosopipcrazine, N,N-dimethylnitros- amine, nitrosopiperidhle, N-methyl-n-vinyl-nitrosamine, 1N--nitrosomorpholine, di- ethylnitrosamine, N-methyl-n-allyl-nitrosamin% and ethylbutylnitrosamine), tumors of the nasal cavities of rats have been observed. Histologically the tumors are squamous epithelia] carcinomas, adenoearcinomas, and neurogenie tumors of the esthesioneuroepithelioma type. The similarities of the human and the experimentally induced tumors are pointed out as regards their histologie picture and (biologic) behavior.

Literatur ALT:~A~N, ~-~.-W., ~:~. LICK U. E. STUTZ: Uber die Histogenese straMeninduzierter (Sr 9~

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Dr. C. T~o~IAs Pathologisches Institut der Universit~t

53 Bonn-Venusberg