zur elektrokardiographischen spätdiagnose des myokardinfarktes mittels thorakaler ableitung

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I812 I{LINISCI-IE WOCHENSCI{RIFT. 16. J A H R G A N G . Nr. 52 25. DEZEMBER 1937 Andererseits konnte die zu untersuchende Natriumchlorid- 16sung der Daleschen L6sung yon vornherein zugesetzt und dann geprfift werden, ob und wie sich die Krampfbereitschaft oder Empfindlichkeit auf Zusatz bestimmter ?r krampf- erregender Substanzen gegndert hat. Die Frage der krampf~ erregenden Substanzen war nieht leicht zu 16sen, weil die hervorgerufenen Krgmpfe dutch Natriumchlorid reversibel und die krampferregende Substanz leicht auswaschbar sein muBte. Nach zahlreichen Versuchen erwies sich die in der publizierten Arbeit verwendete Kaliumchloridl6sung als brauchbar. Je naeh der Empfindlichkeit des Uterus wurden Abb. 1. * = bestrahlte SalzlSsung, R = RingerI6sung. bis zu io ccm der LSsung zur Krampferregung benStigt, wo- bet selbstverst~ndlich beim Vergleich der Wirkung bestrahlter und unbestrahlter Natriumchloridl6sung immer dieselben Mengen verwendet wurden. Es wurden beide Wege beschritten. Dabei hat sich er- geben, dab der zweite Weg, n~mlich der Vergleich der Krampf- bereitschaft bet Zusatz yon bestrahltem und unbestrahltem Natriumchlorid zur Daleschen L6sung, der gangbarere ist und deutlichere Resultate ergibt. Jedoch sind auch bet der ersteren Versuchsanordnung unverkennbare Unterschiede zwischen der Wirkung unbestrahlten und bestrahlten Natrium- Nicht nut dem Natriumchlorid, aueh anderen Natrium- salzlSsungen, beispielsweise Natriumsulfat, kommt eine krampflSsende "vVirkung auf den kontrahierten Meerschwein- chenuterus zu. Auch bet Natriumsulfat konnten wir eine deutliche Verst~rkung der krampfl6senden Wirkung bet der bestrahlten Salzl6sung feststellen. Withrend bet den Natrium- und Kaliumsalzen die ihnen immanente Wirkung auf die glatte Muskulatur durch die angegebene Bestrahlung verst~rkt wird, wird diese Wirkung bet Magnesiumsalzen dutch die gleiehe Bestrahlung ab- gesehwScht. Abb. 2 stellt das unterschiedliche Verhalten eines Meer- schweinchenuterus im Schultz-Daleschen Versuch gegenfiber der Einwirkung yon bestrahlter und unbestrahlter Magnesiumchlorid- 15sung dar. Dabei wurde die zweite Versuchsanordnung verwendet, d. h. durch Zugabe yon o, 5 ccm unbestrahlter Normalmagnesium- chloridt6sung zur Daleschen L6sung der Uterus entspannt und nun die krampferregende Wirkung des t<aliums durch Zugabe yon 6,o ccm Iprom. Kaliumehloridl6sung geprfift. Dabei zeigte sich, dab unbestrahltes Kaliumchlorid in dieser Menge auf den durch Zugabe yon unbestrahltem Magnesiumchlorid vorbehandelten Uterus keine kontraktions- erregende Wirkung auslSst, diese vielmehr erst dann einsetzt, wenn das entspannende Magnesiumchlorid durch Auswaschen mit RingerlSsung entfernt worden ist. Wird dagegen an Stelle -con unbestrahltem Magnesiumchlorid bestrahltes in gleicher 1Vlenge zwecks Entspannung des Uterus der Daleschen L6sung zugeffihrt, so erregte die Zugabe der gleichen Menge ipromilliger KaliumchloridlSsung ohne Wechsel des 13ades in kurzer Zeit eine starke Kontraktion. Aueh bei anderen Magnesiumsalzen konnte ein Unterschied zwischen der Wir- kung bestrahlter LSsung und unbestrahlter L6sung beobachtet werden. Aus diesen ebenso wie aus den frfihrer publizierten Ver- suehen geht hervor, daS Unterschiede in den biologischen Wirkungen zwischen bestrahlten und unbestrahlten Elektro- lytl6sungen vorhanden sind, die sich einerseits (Kalium, Natrium) in ether VerstS.rkung der immanenten Wirkulag dieser Salze zeigen, andererseits (Magnesium) in einer Ab- schwSchung. Abb. 2. * = bestrahlte SalzlSsung, /~ = Ringerl~Sslmg. chlorids zu konstatieren. Als Natriumchloridl6sung wurde eine Normall6sung verwendet, yon der, je nach der individuel- len Empfindlichkeit des Uterus, i--ioccm zu 8occm der Daleschen LSsung hinzugeffigt wurde. Die Versuche haben ergeben, dab die krampflSsende Wir- kung der NatriumchloridlSsung dutch die Bestrahlung zu- nimmt und dab andererseits auch die Krampfbereitschaft des Uterus starker abnimmt, wenn man bestrahltes Natrium- chlorid zur Daleschen L6sung hinzusetzt, als unbestrahltes Natriumchlorid. Abb. i zeigt das Verhalten eines Meerschweinchenuterus, der dutch Pituisan (in der Dateschen L6sung o,i ccm auf iooo ccm) in eine 3/IaximMkontraktion versetzt worden war. Auf den Zusatz 5,o ccm unbeslrahlter NormalnatriumchloridlSsung kommt es zu ether ]~ntspannung, die nach Wechsel der Daleschen LSsung dem fri2heren !Y[aximalkontraktionszustand Platz machte. (Gleiche ttShe des horizontalen Abschnittes der Kurve.) Auf den Zusatz yon 5,o ccm bestrahlter NormalnatriumcMoridl6sung zeigt sich eine Entspan- nung in mehr als dem doppelten AusmaB. ZUR ELEKTROKARDIOGRAPHISCHEN SPATDIAGNOSE DES MYOKARDINFARKTES MITTELS THORAKALER ABLEITUNG. Yon Dr. FRANZ KlSCH, Wien und Marienbad. ]eder Herzmuskel, der yon einem Infarkt betroffen wurde, ist invalidisiert und bedarf gr6gter Schonung. Es muB daher eifrigstes klinisches Bestreben sein, den Myokardinfarkt, der -- wie wir heute wissen -- sich fast ebenso h~ufig im t3ild eines geradezu dramatischen Krankheitsgeschehens wie unter dem verhfillenden Schleier schmerzlosen, uncharakteristischen allgemeinen IJbelbefindens ereignet, nicht nur so frfihzeitig wie irgend m6glich, sondern auch dann, wenn er bereits binde- gewebig konsolidiert ist, diagnostisch zu sichern. Nachdem J. PARKINSO~ und D. E. BXDFORD ~ entdeckt hatten, dab die myokardiale Havarie im Gefolge eines pl6tzlichen Coronar- verschlusses sich elektrokardiographisch in zweifacher Ge- staltung kundzugeben vermag, und nachdem yon A. R. BAR•ZS und M. B. WItITTEN 2 festgestellt worden war, dab der Herzvorderwandin]arkt in dem einen (T~-), der Herzhinter- wandinfark$ in dem anderen (Tin-) Typus dieser beiden Formen des Elektrokardiogramms der Extremit~Ltenableitungen cha- rakterisiert erscheint, glaubte die t(linik, mittels der Auf- zeichnung der elektrischen Aktionsstr6me des Herzens die Diagnostik des Niyokardinfarktes umfassend beherrschen zu k6nnen. Die praktische Elektrokardiographie schuf da aber bittere Entt~usehung, denn selbst solche Kardiopathien, die ihrer allgemein-Minischen Symptomatologie nach unzweifel- haft als ,,Myokardinfarkt" anzusprechen waren oder gelegent- Itch auch in der post mortem-Nachschau als solch eine I-Ierz- muskell~sion best~tigt wurden, spiegelten sich im Elektro-

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Page 1: Zur Elektrokardiographischen Spätdiagnose des Myokardinfarktes Mittels Thorakaler Ableitung

I812 I { L I N I S C I - I E W O C H E N S C I { R I F T . 16. J A H R G A N G . Nr . 5 2 25. DEZEMBER 1937

Andererseits konnte die zu untersuchende Natriumchlorid- 16sung der Daleschen L6sung yon vornherein zugesetzt und dann geprfift werden, ob und wie sich die Krampfbereitschaft oder Empfindlichkeit auf Zusatz best immter ?r krampf- erregender Substanzen gegndert hat. Die Frage der krampf~ erregenden Substanzen war nieht leicht zu 16sen, weil die hervorgerufenen Krgmpfe dutch Natriumchlorid reversibel und die krampferregende Substanz leicht auswaschbar sein muBte. Nach zahlreichen Versuchen erwies sich die in der publizierten Arbeit verwendete Kaliumchloridl6sung als brauchbar. Je naeh der Empfindlichkeit des Uterus wurden

Abb. 1. * = bestrahlte SalzlSsung, R = RingerI6sung.

bis zu io ccm der LSsung zur Krampferregung benStigt, wo- bet selbstverst~ndlich beim Vergleich der Wirkung bestrahlter und unbestrahlter Natriumchloridl6sung immer dieselben Mengen verwendet wurden.

Es wurden beide Wege beschritten. Dabei ha t sich er- geben, dab der zweite Weg, n~mlich der Vergleich der Krampf- bereitschaft bet Zusatz yon bestrahltem und unbestrahl tem Natriumchlorid zur Daleschen L6sung, der gangbarere ist und deutlichere Resultate ergibt. Jedoch sind auch bet der ersteren Versuchsanordnung unverkennbare Unterschiede zwischen der Wirkung unbestrahlten und bestrahlten Natrium-

Nicht nut dem Natriumchlorid, aueh anderen Natrium- salzlSsungen, beispielsweise Natriumsulfat, kommt eine krampflSsende "vVirkung auf den kontrahierten Meerschwein- chenuterus zu. Auch bet Natriumsulfat konnten wir eine deutliche Verst~rkung der krampfl6senden Wirkung bet der bestrahlten Salzl6sung feststellen.

Withrend bet den Natrium- und Kaliumsalzen die ihnen immanente Wirkung auf die glatte Muskulatur durch die angegebene Bestrahlung verst~rkt wird, wird diese Wirkung bet Magnesiumsalzen dutch die gleiehe Bestrahlung ab- gesehwScht.

Abb. 2 stellt das unterschiedliche Verhalten eines Meer- schweinchenuterus im Schultz-Daleschen Versuch gegenfiber der Einwirkung yon bestrahlter und unbestrahlter Magnesiumchlorid- 15sung dar. Dabei wurde die zweite Versuchsanordnung verwendet, d. h. durch Zugabe yon o, 5 ccm unbestrahlter Normalmagnesium- chloridt6sung zur Daleschen L6sung der Uterus entspannt und nun die krampferregende Wirkung des t<aliums durch Zugabe yon 6,o ccm Iprom. Kaliumehloridl6sung geprfift.

Dabei zeigte sich, dab unbestrahltes Kaliumchlorid in dieser Menge auf den durch Zugabe yon unbestrahl tem Magnesiumchlorid vorbehandelten Uterus keine kontraktions- erregende Wirkung auslSst, diese vielmehr erst dann einsetzt, wenn das entspannende Magnesiumchlorid durch Auswaschen mit RingerlSsung entfernt worden ist. Wird dagegen an Stelle -con unbestrahl tem Magnesiumchlorid bestrahltes in gleicher 1Vlenge zwecks Entspannung des Uterus der Daleschen L6sung zugeffihrt, so erregte die Zugabe der gleichen Menge ipromill iger KaliumchloridlSsung ohne Wechsel des 13ades in kurzer Zeit eine starke Kontraktion. Aueh bei anderen Magnesiumsalzen konnte ein Unterschied zwischen der Wir- kung bestrahlter LSsung und unbestrahlter L6sung beobachtet werden.

Aus diesen ebenso wie aus den frfihrer publizierten Ver- suehen geht hervor, daS Unterschiede in den biologischen Wirkungen zwischen bestrahlten und unbestrahlten Elektro- lytl6sungen vorhanden sind, die sich einerseits (Kalium, Natrium) in ether VerstS.rkung der immanenten Wirkulag dieser Salze zeigen, andererseits (Magnesium) in einer Ab- schwSchung.

Abb. 2. * = bestrahlte SalzlSsung, /~ = Ringerl~Sslmg.

chlorids zu konstatieren. Als Natriumchloridl6sung wurde eine Normall6sung verwendet, yon der, je nach der individuel- len Empfindlichkeit des Uterus, i - - i o c c m zu 8occm der Daleschen LSsung hinzugeffigt wurde.

Die Versuche haben ergeben, dab die krampflSsende Wir- kung der NatriumchloridlSsung dutch die Bestrahlung zu- n immt und dab andererseits auch die Krampfbereitschaft des Uterus starker abnimmt, wenn man bestrahltes Natr ium- chlorid zur Daleschen L6sung hinzusetzt, als unbestrahltes Natriumchlorid.

Abb. i zeigt das Verhalten eines Meerschweinchenuterus, der dutch Pituisan (in der Dateschen L6sung o,i ccm auf iooo ccm) in eine 3/IaximMkontraktion versetzt worden war. Auf den Zusatz 5,o ccm unbeslrahlter NormalnatriumchloridlSsung kommt es zu ether ]~ntspannung, die nach Wechsel der Daleschen LSsung dem fri2heren !Y[aximalkontraktionszustand Platz machte. (Gleiche ttShe des horizontalen Abschnittes der Kurve.) Auf den Zusatz yon 5,o ccm bestrahlter NormalnatriumcMoridl6sung zeigt sich eine Entspan- nung in mehr als dem doppelten AusmaB.

ZUR ELEKTROKARDIOGRAPHISCHEN SPATDIAGNOSE DES MYOKARDINFARKTES

MITTELS THORAKALER ABLEITUNG. Yon

Dr. FRANZ KlSCH, Wien und Marienbad.

]eder Herzmuskel, der yon einem Infarkt betroffen wurde, ist invalidisiert und bedarf gr6gter Schonung. Es muB daher eifrigstes klinisches Bestreben sein, den Myokardinfarkt, der - - wie wir heute wissen - - sich fast ebenso h~ufig im t3ild eines geradezu dramatischen Krankheitsgeschehens wie unter dem verhfillenden Schleier schmerzlosen, uncharakteristischen allgemeinen IJbelbefindens ereignet, nicht nur so frfihzeitig wie irgend m6glich, sondern auch dann, wenn er bereits binde- gewebig konsolidiert ist, diagnostisch zu sichern. Nachdem J. PARKINSO~ und D. E. BXDFORD ~ entdeckt hatten, dab die myokardiale Havarie im Gefolge eines pl6tzlichen Coronar- verschlusses sich elektrokardiographisch in zweifacher Ge- staltung kundzugeben vermag, und nachdem yon A. R. BAR•ZS und M. B. WItITTEN 2 festgestellt worden war, dab der Herzvorderwandin]arkt in dem einen (T~-), der Herzhinter- wandinfark$ in dem anderen (Tin-) Typus dieser beiden Formen des Elektrokardiogramms der Extremit~Ltenableitungen cha- rakterisiert erscheint, glaubte die t(linik, mittels der Auf- zeichnung der elektrischen Aktionsstr6me des Herzens die Diagnostik des Niyokardinfarktes umfassend beherrschen zu k6nnen. Die praktische Elektrokardiographie schuf da aber bit tere Entt~usehung, denn selbst solche Kardiopathien, die ihrer allgemein-Minischen Symptomatologie nach unzweifel- haft als , ,Myokardinfarkt" anzusprechen waren oder gelegent- Itch auch in der post mortem-Nachschau als solch eine I-Ierz- muskell~sion best~tigt wurden, spiegelten sich im Elektro-

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kardiogramm der iiblichen Extremit~itenableitungen oft i iberhaupt nieht oder nu t undeutlich wider. Diese Entt~iu- schung wurde dann dank der zuv6rderst yon C. C. WOLFERTI< und F. C. Wood a propagierten Einffihrung der Brustwand- ableitungen - - als Erg~inzung der klassischen Extremitdten- ableitungen - - in die ldinische Elektrokardiograpbie ant ein ganz erheblich geringeres Mal3 herabgesetzt, sobald die bier in Betracht kommenden Kriterien ffir die Kurvendeutung thorakaler Ableitung im Experiment (D. I. ABRAMSON und J . W E I N S T E I N ~, J. W E I N S T E I N 5 U. a . m.) sowie am Kranken- bert (A. JERVELL 6, H. D. LEVlI~E und S. A. LEVlNX ~ usw,) ausreichend gefestigt waren. Darfiber, welche besondere Art der Brustwandableitung zu favorisieren sei, herrscht noch keine Einhelligkeit. Die hierbei gefibte Vielfalt schafft da mancherlei Verwirrung; darum ist es nnerl~Blich, jeweils bei Anfiihrung der Abl. IV (thorakale Ableitung) stets auch noch hinzuzuffigen, um welche Methode der Brustwandableitung es sich diesfalls handelt. Es will uns neuerlich und wiederholt hervorzuheben wert erscheinen, dab die yon uns auf Vorschlag yon D. SCHERF s angewendete Methode der thorakalen Ab- leitung ,,yore linken Unterschenkel zur Gegend der absoluten Herzdi~mpJung" (linke Armelektrode an den linken Unter- schenkel und linke Beinelektrode ant die Zone der absoluten lalerzd~mpfung), die wit abgektirzt als Abl, I V (U-H), d. i. vom linken Unterschenkel zum Herzen, bezeichnen m5chten, einige beachtliche Vorzfige hat : So entf~llt bei ihr die - - unter Umst~nden lXstige oder st6rende oder sogar zu widerratende - - Anbringung einer ,,Riickenelektrode", wogegen die Anbrin- gung der ,,Brustelektrode" im - - zumeist doch recht genau umgrenzbaren - - t3ereieh der ,,absoluten Herzd~mpfung" bier eine im allgemeinen verlM31iche Gleichartigkeit ihrer Placierung sowohl bei ein und demselben als auch bei verscbiedenen Untersuchten erm6glicht; genau so wie bei den Extremit~iten- ableitungen ist bei ihr die Endschwankung normalerweise au]- w~irts gerichtet, so dab gegebenenfalls die Anomalie des inver- t ierten T gleich auf den ersten Blick bin auff~llt. In diesem Zusammenhang sei auch ant eine ktirzlich erschienene Arbeit yon A. WILLCOX und J. L. LOVIBOI~D~ bingewiesen, die eine ante-posterior-Thoraxableitung (Anbringung der linken Arm- Elektrode an der Herzspitze und der rechten Armelektrode links am Rficken) ganz besonders deswegen generell ange- wendet wissen wollen, weft da die Endschwankung gleicher-

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wegs ins Pathologische fibergreifen. Dies gilt nicht zuletzt bezfigtich:der Endschwankung, die hier naeh D. SCHE~ 12 ebenso wie bei den Extremit~itenableitungen in ihrer Gestal- tung weitgehend vom Zwerchfellstand abh~ingig ist. DaB ein ausgesprochenes Tiefrficken des I)iaphragmas bei forcierter Inspiration aueh bei einem - - aller Voraussetzung nach - - ganz gesunden Herzen einen vollst~Lndigen Richtungswechsel der Endschwankung in der Abl. I V (U-H) herbeizuffihren imstande ist, sei an dem in der Abb. I de- monstrierten Beispiel illustriert; es handelt sich da um eine 38j~ih- rige mit einer belanglosen Ver- dauungsst6rung behaftete Frau, die fiber keinerlei Herzbesehwer- den zu !dagen hat und deren objektiver ]3efund auBer einer m~gigen Sinustachykardie n ichts Bemerkenswertes ergab; in der Abl. I V (U-H) ist das hohe und breite T aufw~rts gerichtet, bei forciertem inspiratorischem Atem- anhalten (Tiefrficken des Zwerch- fells) zeigt es sich deutlich ab- w~irts gerichtet.

Trotz mancher urteiltrfiben- der Momente lassen sich jedoch Abb. i. Elektrokardiographische e i n e r s e i t s a l l g e m e i n gfiltige Normalkuxve eines steilgestellten

Herzens. a) Abl, I, b) Abl, II, c) Merken Ji~r die Normalitdit der Abl. III, d) thorakale Ableitung thorakalen Abl. I V ( U - H ) und yore linkea Unterschenkel zur Ge- andererseits zuverl~ssige griterien gend der absoluten Herzdfimpfung, Jiir ihre A bwegiglceit bei myokar- e) desgleichen bei forcierter Inspira-

tionsstellung (Zwerchfelltiefrficken), dialen De]ekten angeben. So cha- das T wird dabei v611ig invertiert, rakterisierte F. KlscH 12 die Nor- malkurve der Abl. I V (U-H) folgendermal3en: Kleine und schmale, gew6hnlich nach unten, manchmal nach oben ge- richtete oder auch diphasische Vorhofzacke; sehr groBe diphasische Anfangsschwankung mit zuerst aufw~rts und anschlieBend abw~rts geriehtetem Ausschlag, dem ohne ausgepr~tgtes Zwischensttiek eine zumeist etwas oberhalb der Null-Linie, seltener in ihrem Niveau ansetzende, hoch nach oben ragende und breite Endschwankung fo lg t , Dem

Abb. 2. Elektrokardiographische Normalkurven der thorakalen Abl. IV vom linken Unterschenkel zur Gegend der absoluten Herzd~mpfung.

weise wie bei den ExtremitStenableitungen de norma nach oben gerichtet ist, wodurch sich eine abwegige Gestaltung des T sofort fibersichtlich abhebt. Schlie/31ich stellt die Thoraxpartie der ,,absoluten Herzd~Lmpfung" ein Areal gr6Bter I-Ierzniihe dar, was ja gerade vom Gesichtspunkt der Erfassung der - - relativ h~ufigen - - HerzvorderwandinJarkte immerhin eine gewisse Bedeutung hat ; wissen wir doeh yon

w~re noch binzuzuffigen, dab s i ch hier nicht selten eine ganz ausgepr/~gte U-V~elle finder, und dab hier ein Vor- walten der Ausschlagsgr6/3e des R fiber jene des S nnd um- gekehrt keineswegs mit einer ttechts- bzw. Linksform der Extremit~tenableitungen Hand in Hand gehen muB. Die Abb. 2 zeigt einige 1gormalkurven der Abl. I V ( U - H ) , die Abb. 3 dagegen einige pathognomische Kurven der Abl. I V ( U - H ) . In

Abb. 3. Pathognomlsche Kurvea der thorakalen AbL IV vom linken UnterschenkeI zur Gegend der absoluten Herzd~mpfung.

F. 1N. WILSON l~ und seinen Mitarbeitern her, dab es bei der Kurvengestal tung in der thorakalen Ableitung vor atlem um eine entsprechende Anbringung der ,,herznahen" Elektrode geht, wghrend die andere Elektrode eigentlich beliebig, wenn nur genfigend weit vom Herzen, placiert werden kann.

Das normMe thorakale Elektrokardiogramm kann - - wie jfingst voi1 G. MOTTA 11 wohlbegrfindet hervorgehoben worden ist - - mannigfache Varianten aufweisen, die noch keines-

der AbL I V ( U - H ) verm6gen sich auch entzfindliche und degeneralive Myokardsch~iden zu veranschaulichen ; ein aufscheinendes horizontales, in oder unter der Null-Linie ge- legenes Zwischenstfick mit angedeutetem oder sogar ,,gigan- tischem" T (WoLFERTH und WOOD sprechen yon einem ,,huge" T) deutet dann darauf him In manchen F~llen findet sich da sowohl in den Extremit~• wie auch in der thorakalen Ableitung, in einigen F~tllen wiederum lediglich in

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den Extremi t~i tenable i tungen, nichfi aber in der tho raka len Ablei tung, endl ich in selt 'eneren Ftil len n u t in der tho raka len Able i tung, ' n ich t aber in den S tanda rdab le i tungen eine pa thognomische Kurvenges ta l tung . So ber ich ten W i L x c o x und LOVlBOND 9 Yon 62 Angina pec tor i s -Kranken , deren 34 in allen 4 Able i tungen e lek t rokard iographisch , ,stumm", deren I I in alien 4 Able i tnngen pa thognomisch waren, deren 9 aus- schlieBlich in den Ext remi t~ i tenable i tungen und deren 8 hin- gegen bloB in der thoraka len Able i tung eine Myokardsch~idi- gung e rkennen lieBen. Klinisch a m bedeutungsvol l s ten i s t jedoch, dab in der tho raka len Abl. I V ( U - H ) - - wie F. KlSCI~ 14 zu erh~r ten ve rmochfe - - sowohl dort , wo die S tandard- ab le i tungen en tweder nur eine myokard ia l e D u r c h b l u t u n g s - s t6r img o d e r fibert~aupt keine Myokardsch~idigung signali- sieren, als auch d0rt , wo die al lgemein-kl inische S y m p t o m a t o - logie im Verein mi t den E x t r e m i t ~ t e n a b l e i t u n g e n h6chstens eine banMe A n g i n a pectoris anzunehmen ges ta t te t , n ich t s e l t e n - - g e r a d e z u f iberraschend - - die inarkan• Zeichen eines Myolcardin]arktes aufscheinen. G a n z besonders gi l t dies ffir de n . Vorderwandin/arkt, der sich in der Abl. I V ( U - H ) durch eine setir hoch vo~ der Anfangsschwankung abzwei , gende, in e inem nach oben konvexen ]3ogen ver laufende und in e i n e nega t i ve Zacke a u s g e h e n d e E n d s e h w a n k u n g kundgib t , aul3erdem is t da der normalerweise in i t ia l nach oben gerich- fe te At~sschlag der Anfar/gsset i ivankung en tweder gerade nu t

n o e h angedeu te t o d e r feh l t vo l lkom- men. Abb. 4 zeigt ein Beispiel fiir da s e lek t rokard i0gr aphische Verha l ten eines VorderwandinJarktes in den Ex- tremit~itenableitungen~i~ und in der thoraka len Abl. I V (U-H). Wie sehr die sys temat j sche Schre ibung der tho- raka len Able i tung neben den E x t r e - mi t~ tenable i t t ingen zur diagnost ischen Sicherung des Myolcardinjarlctes der Herzvorderwand beitrttgt, erhel l t aus einer gegenst/~ndlichen Zusammen- fassun g yon MAx HoLzMANN15, welche die A n n a h m e recht fer t ig t , dab , ,durch die Anwendung der Thoraxab le i tungen die e lek t rokard iographisch , s t n m m e n ' Infarktffi l le, sowei t sie sich aus den Vorderwandin fa rk ten rekrut ieren, wohl

Abb. 4. Elektrokardiogramm SO gu t wie ganz verschwinden diirf- eines frischen Myokardinfark- t e n " . W e l t weniger hi l f re ich erweisen tes der Vorderwand. a) Abl.I, sich die tho raka len Able i tungen be im b) AbL II, c) Abl. III, d) tho- rakale Abl. IV vom linken. F a h n d e n n a c h Hinterwandin]arkten, Ultterschenkel zur GegeMder die in tier Abl. I V (U-H) - - wenn fiber-

absolutell Herzdfimpfung. h a u p t - - i n e inem un te rha lb der Null- Linie gelegenen, naeh oben in le icht-

k o n k a v e m B0gen ve r l au fenden Zwischenstf ick mi t k a u m an- gedeu te t pos i t ive r oder abe t ,,gigantisch" hoher pos i t iver E n d s c h w a n k u n g % r k e n n b a r sind.

Alles in a l lem darf b e h a u p t e t werden, dab die bei der Ex t remi tAtenschre ibung klaffende Lficke in der e lektro- kard iographischen Diagnos t ik des Vorderwandinjarktes durch die sys temat i sche Schre ibung der t ho raka l en Able i tung wei t - gehend ausgeffill t erscheint . Won eminen te r ]3edeutung ist dabei, dab der ganz #ische Myokardinfarkt sick n ich t sel ten in der tho raka len Able i tung frfiher kundg ib t als in den E x - t remit~i tenable i tungen (MAx HOLZMA~N15). Nich t minder be- deu tungsvo l l is t es, dab auch das l~ingere Zeit, bis zu Jahren zurftckliegende Ereignis eines MyolcardinJarktes (Vorderwand' in]arkt) -- wfe wir solches n u n m e h r in 8 F~llen festzustel len in der Lage waren - - sich lediglieh in der thorakalen Ableitur~g signalisieren kann, wtthrend die Extremit~Ltenablei tungen bloB i rgendeine Myokardseh~digung kund tun . An 4 ]3eisp{elen sei dies demons t r ie r t :

Frau G. I-I., 60 Jahre alt , leidet an einem schweren Diabetes mellitus: (Nfichternblutzucker nictlt unter 23 ~ rag% herunter- zubringen; Insulinresistenz) und klagt fiber allgemeine SchwXche sowie fiber allmorgendlich auftretendes Unbehagen in der Herz- gegend (Druck, lgeklemmung) ohlle Ausstrahlung; vor 3 Jahren soll ein pl6tzlich einsetzender Schw~chezustand bestanden haben, der

monatelang angehalten hat, Schmerzen irgendwelcher Art bestande~ damals ~icht. Abgesehen yon der diabetisehen 7domponente k]inisch bloB elektrokardiographische Besonderheiten: In Abl. I deutliehes Q, hohes R, plumpe Anfangsschwankung, in Abl. I I kleines R, tiefes S, in Abl. I I I sehr ~ciefes S; in Abl. I s e h r niedriges (positives) T; in der thorakalen Abl. IV (U--H) #hlt der normaler- weise initial nach oben gerichtete Ausschlag der Anlangssehwankung; die hSher yon der Anfangsschwankung abgehende in einem naeh oben ~onvexen Bogen abwarts ziehende Endsehwankung endet gn

Abb. 5. Elektrokardiogramm eines vor 3 Jahren ttberstandenen Myokardinfarktes der Vorderwaad. a) bis c) Abl. I - - I I I ,

d) thorakale Abl. IV (U-H).

Abb. 6. Elektrokardiogramm eines vor 3 Jahren fiberstandenen Myokardinfark- tes der Vorderwand, a) his e) AbL I - - I I [ ,

d) thoraka]e Abl. IV (UH-),

einer negativen Zaeke. Damit charakterisiert sich die thorakale Ableitung als typisch ffir einen Vorderwandin]arkt, der wohl vor etwa 3 Jahren sich ereignet haben dfirfte (s. Abb. 5).

Herr R. S., 60 Jahre alt, leidet seit einigen Jahren an n~tchtlich s kardialen Schmerzanf~llen mit Ausstrahlung in d e n Rficken, bei k6rperlieher Anstrengung treten auch tagsfiber Anfglle yon ,,Herzbeklemmung" auf; vor 3 Jahren ereignete sick einmal ein besonders starker, einige Stunden andauernder Schmerzanfall in der Herzgegend. Bei dem sehr asthenischen, rnit starkem Meteo-

Abb. 7. Elektrokardiogramm eines vor Jahren fiberstandenen Myokardinfarktes

der Vorderwand. a) his c) Abl. I - - I I I , d) thorakale AbL IV {U-H).

Abb. 8. Elektrokardiogramm eines v o r I J ah r fiberstandenell Myokardinfarktes. der Volderwand. a) his c) Abl. I - - ] I I~

d) thorakale Abl. IV (U-H).

rismus und einer Nabelhernie behafteten Mann, dessen Blutdruck i12/6o mm Hg betrug, dessen Ortkodiagramm ein aortales Cor er- kennen lieB, und fiber dessen Herzen allenthalben ein rauhes systolisches GerAusch zu vernehmen war, zeigte das Ekg. Knotung der plumpen Anfangsschwankung, die eine Linksform darbot, und ein sehr niedriges T in Abl. I ; die thorakale Abl. IV (U--H)' weist das vSllige ~'ehlen eines R (vorgeschaltetes kleines Q) sowie einen er- hOhten Abgang der Endschwankung mit elner spitz-negativen Zaek~ auf. 2also ein Vorderwandin]arkt; dessen Aktualit~t offenbar aucK 3 Jahre zuriieklgegt (s. Abb. 6).

Page 4: Zur Elektrokardiographischen Spätdiagnose des Myokardinfarktes Mittels Thorakaler Ableitung

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Herr G. B., 53 Jahre alt, leidetseif etwa,4 Jahren an zeitweilig auftretenden kardialen SchinerzanfMlen. mit Ausstrahlunw den linken Arm bis zum Ellbogen, an Mfidigkeit und gelegentlichem Schwindelgeffihl beim Stehen. Bei diesem m/~Big adip6sen Manrg der angab, vor nunmehr 5 Jahren an einer ,,Nicotinvergiftung" (Herzschmerz mit Ausstrahlung inden Rficken, leichte Temperatur- erh6hung, Atemnot, Ubelbefinden, Hinf/illigkeit) erkrankt gewesen zu sein, zeigte das :Ekg. ein gesenktes S--T in Abl. I and II mit iso- elektrischem T, in Abl. I II ein isoelektrisches T sowie in Abl. II und III ein tiefes Q; in der thorakalen Abl. I V (U--H) weist das tediglich angedeutete 1~ im Verein mit einer hochabgehenden in eine spitz-negative Zacl~e ausgehenden Endsehwankung auf einen Vorder- wandin]arkt hin, dessert Entstehung aller Annahme nach 5 Jahre zuriiekliegt (s. Abb. 7).

Frau F. M., 45 Jahre ai L bietet derzeit das Bild eines dekompen- sierten Hochdruckes dar (Blutdruck 260/I40 m m Hg, hochgradige Dyspnoe, Bein6deme, Albuminurie ), klagt fiber starken Kopf- schmerz und altgemeine Schw~che; ,zor etwa z Jahr plStzlich ein- setzendes heftiges Elendgeffihl, Is Schwererholbarkeit. Das Ekg. zeigt ein gesenktes Zwischenstiiek in Abl. I und I I m i t nicht- sichtbarem T; L~v0kardidgramm; in der thorakaien Abl. I V (U--H) ]ehlt der initial auJwi~rts gerichtete A usschlag der An]angssehwankung ; hoher bogen]6rmiger Abgang der Endschwankung. Es dart daraus auf einen VorderwandinJarkt geschlossen werden, der -- wie der Ana- mnese Ztl entnehrnen ist -- vor etwa 1 Jahr eritstanden :sein dflrfte (s. Abb. 8).

Wir folgern, dab d ie thorakale Abl. I V i n t ier v.on uns geiibten Anwendung (Ableitung yore linken' Unterschenkel zur Gegend der absoluten Herzdgmp]ung) auch dann noch einen Vorderwandin]arlct des Myolcards kenntlich zu machen imstande ist, wenn se~t diesem ]catastrophalen Ereignis bereits lange Zeit (bis zu vielen Jahren) vergangen ist, Und wenn die Extremitdtcn- ableitungen da]i~y 7ceinen verldflliehen Anhalt mehr zu bieten be- ]dihigt sin& Diese Feststellung steh~ in Einklang mit ein- schl~gigen Beobachtungen Yon WILl.COX und LOViBOND ~, die 4 FMle Yon C0ronarthrombose hervorheben, bei denen in einem Sp(~tstadium einzig die th0rakale Ableitung Zeugnis v o n diesem ErMgnis ablegte. Diesbeziiglich vermerkt auch MAX HOLZMA~X 1~, dab das Fehlen des R (evil. mit einer klei- hen vorgeschalteten'Q=Zaeke) hich~ selten der einzige charak- teristische Restbefund ftir einen iiberstandenen Myokard- infarkt darstellt. Jiingst konnte L. TocHowlcz 1~ auch an einem pathologisch-anatomisch I verifizierten Fall nachweisen, dab die Abweiehungen in der thorakalen Ableitung bei fiber- s tandenem Herzinfarkt l~inger andauern als in den fibrigell Ableitungem

Zusanr Wo auch nu t der geringste Verdacht einer Myokardsch~digung besteht, erseheint es dringend ge- boten, auBer den Extremit~tenableitungen immer auch noch eine thorakMe Ableitung, als welche jene vom linken Unter- schenkel :zur Gegend der absoluten Herzd~mpiung, Abl. IV (U-H), mehrfacher Vorzfige wegen ' besonders elnpfohlell wird, zu.schreiben, da solcherweise das Elektrokardiogramm Selbst vor vielen Jahrell fiberStandene Myolcardin]arkte der Vorder- wand sicherzustellen vermag. 111 der angeffihrten thorakalen Abl. IV (U-H) kennzeichllet s i ch der bereits lange zurfick- liegende Myokardinfarkt der Vorderwand durch eill kauln angedeutetes initiales R der Anfangsschwankung oder durch sein v61liges Fehlen und durch eine hochabgehende, bogen- f6rmig nach abw~rts verlaufende Endschwal~kung, die nicht seltell - - ebenso wie beim aktuellen Vorderwandillfarkt - - ill eine negative Zacke ausmfindet.

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DIE TAKATA-ARA-REAKTION (EINGLASMETHODE) IN DER AMBULATORISCHEN PRAXIS

DER NEUROLUES. Yon

Dr. MICHAEL KRAUS, Nervenarz t , T imisoara (Rum~ni~n)

Als Richtschnur ffir die ]3ehandlung der, latent!ezi Syphilis und insbesondere der Neurosyphilis dient heu te der jeweilig erhobene Liquorbefund. Aber nicht nur als Wegweiser ffir die anzuwendenden therapeutischen MaBnahmen nnd ffir die Pr0gnose soll das Liquorspektrum Verwendung linden, son- dern es soll auch in der so schwierigen Frage der Heilung des Sy. nnd der Ehekonsens eine entscheidende_ Antwort geben k6nnen. Ein pathologiseher Liquorbefund weist auf eine E r k r a n k u n g der Meningen bzw. des Nervensystems hln. Der Tr~ger dessetben gilt Ms Anw~rter f/ir eine sp~tere manifeste Neurolues und muB dementsprechend behandelt werden. Ein llegativer Befund spricht ftir die Integrit~t des Nervensystems, and er llefert, zur richtige n Zeit erhoben, eine nahezu sichere Garanfie ftir das weitere'SchicksM des Kranken. Mit diesen grundlegenden Feststellungen RAVAUTS st immen die An- schauungen fast aller deutschell Autoren fiberein. (Es sei hier -an diesbezfiglichen Arbeiten yon DREYFUS, NOI~NE und I)ATT- NER ill erster Reihe gedacht.)

Die seit der Epoche der Malariabehandlullg in grol3er Zahl 'vorgenommenen systematischen Liquoruntersuchungen und -Kontr011en demonstrierten sehr anschaulich den Kampf zwi- schen Krankheit und Organismus, dessert biologischer Aus- druck sich in der ]3ewegung des Liquorbildes widerspiegelt. Bei g/instiger Beeillflussung des Krankheitsprozesses-sind erst die entzfilldlichen Vorg~nge - - erh6hter Lymph0cyten-. and Eiweil3gehalt - - gewichen und dann allm/~hlich verschwanden die Globulin-, die WaR. und schiiel31ich hielten, persistierten am 1/~ngsten, das ist, es zeigten noch die letzten empfindlichsten Anzeichen einer abgelaufenen, spezifischen Erkrankung in den positiven Ausf/~llen der Kolloidreaktionen. Falls sdmtliche der erw/ihnten Reaktionen eine pathologische Deutung vermissen, k6nnen wir von einem negativen Befund sprechen, wobei der prim/~r-negative Befund yore negat iv gewordenen streng aus- einaudergehalten werden sollte und den sekund/~ren Liquor- schwankungen die volle Aufmerksamkeit-,gerichtet werde (DREYFUS). Die richtige Beurteilung des Krankheitszustan- des.und des Liquors kann nur aui Grund der genauen Mini- schen Beobachtung and Prfifung des vollst~ndigen Liquor- spektrums bzw. Liquorl~ngsschnitte (DATTNER) erfolgen.

Die unbestrei tbar vollkommenste and sch6nste Kolloid= reaktion ist die Langesche Goldsolreaktion. Ihre Herstellung ist abet schwierig und auch etwas kostspielig, wurde deshalb vielerorts mit anderell Methodell ersetzt (Mastix-, Benzoe- reaktion usw.). Diese werden alle in Reiheneprouvetten aus- geffihrt and k6nnen auch aus diesem Grunde auBerhalb der Lab0ratori'ell kaum Yerwendung findem Im Betriebe einer neurologischen oder einer venerischen Ambulanz, wo an einem Untersuchungstage 6--8 Liqu0res im Durchschnitt entnommefl merdell, wtirc[e man zur Anstellung der Goldsol- reaktion oder anderen Reihenreaktion um etwa IOO Eprou- vet ten beanspruchen, und s o g a r d a s t)oppelte, wenn man W . SCm~ITTS u zu: eigen macht, infotgedessen die gleichzeitige Ausffihrung zweier bew/ihrter Kolloidreaktionen bei jedem Liquor ,,eine eiserne Regel sein soll". Wir erachten in der TA.-R.-Einglasmethode nicht mehr als eine bescheidene; aber verl~gliche Vorreaktion, einen ersten Auskunftsmittel, wie v. THURZ6 es ftir seine Schellackreaktion beanspruchte. Die noch einfachere TA.-R., ebenialls eine colorierte Einglas- methode, kann roll jedem Praktiker leicht zur sofortigen Orientierung gleich nach der Liquorelltnahme ausgeffihrr wer- den. 13her die theoretischen Grundlagen nnd Wirkungs- mechanismus der TA.-R. im Liquor eine Meinung auszusagen oder Stellung zu nehmen, f/~llt aus dem Rahmen dieser Arbeit. Ebenso erfibrigt sich auf die prinzipielle Frage einzugehen, ob die Einglasmethoden fiberhaupt aus theoretischen ~ber- legungen abzulehnen w&ren. F/Jr die Spezifit~t und Branch- barkeit der TA:-R.-Einglasmeth0de bei Neurolues soil diese