zur chronographie des theophanes

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Zur Chronographie des Theophanes Author(s): C. de Boor Source: Hermes, 25. Bd., H. 2 (1890), pp. 301-307 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4472239 . Accessed: 26/10/2013 17:18 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org This content downloaded from 150.108.161.71 on Sat, 26 Oct 2013 17:18:19 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Zur Chronographie des TheophanesAuthor(s): C. de BoorSource: Hermes, 25. Bd., H. 2 (1890), pp. 301-307Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/4472239 .

Accessed: 26/10/2013 17:18

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ZIJR CHRONOGRAPHIE DES THEOPHANES.

In meiner Ausgabe des Theophanes habe ich p. 301 Z. 12 und 15 (= p. 464, 2 und 4 ed. Bonn.) statt der der Ueberlieferuno in den griechisehen Handschriften enitspreehenden Vulgata XaRv)do6va tn(l Xa ikxrovog mit (ler Uebersetzung les Anastasius Klctp)d6va uindI Keeep;d6vog in den Text aufgenommen und damit (lie von den frtiheren Forschern verworfene Er oberunDg Karthagos durch die Perser im Anfange des 7. Jahrhunderts als historische Thatsaclhe hingestellt. Dies Verfahren ist von Banke, Weltgescbiehte V, 1 S. 29 Anm. unter Hinweis auf die Ueberlieferung ties Theoplhanes und die Parallelstelle bei Georgius Hamartolus p. 566, 19 ed. Muralt, sowie auf Abulpliaradseh Chron. syr. p. 99 getadelt worden. Dem Gewiclte dieser Stimme gegenflber will ich kurz die Erwligungen dlarlegen, welelie micli damals zur Aufnahme der Lesart des Ana? stasius bestimmt haben und auci jetzt noch mici daran festhalten lassen.

Der geringste meiner Grunde ist die Autoritat, welchle (ler lateiniselien Uebersetzung, gegenfi)er dem weit schlecliteren Texte tier tins erhaltenen griechiselhen lIandschriften zukommt, un(l (lie Uebereinistimmung (lerselben mit Cedlrenus I p. 715, 18 Bonn. IcII

liabe in meinen Untersuchunten tiber die UeberlieferuDl des Tlheo- phanes kein IlIeli daraus gemaclht, dass auch die dem Anastasius vorliegende IHandschrift bereits reich an Fehlern war, uind bei (ler Confusion, die fast ilberall bei den Formen XakxiJ6(Ov, Kaki;dr'cv,

KcaeXdw'v in (len mittelalterlichen Ilan(dschlriften lherrsclit, w.ire es icilht wunderbar, wenn ein sonst besserer Codex bei (liesem Namen

aerade eine Corruptel aufgewiesen lWatte. Auf den Boniner Cedrenuis- text ist so wenig Verlass, dass man ihn besser bei (lerartigen Fragen bei Seile hisst. Auf der andereni Seite ist aber anchl (lie Stfilze, welclec (ler lamartolis der Lesart XaXx o'v bietet, eine schwache, denn (lie betreffende Stelle gehort niicht dem Bestandle (ler alten bald nachl Lebzeiten dles Theoplhanes abgefassten Clhronik an, son- dern der jfingsten Schiclht (ier spMiteren Einschlobe.

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302 C. DE BOOR

So kann nur der Sinn der XVorte des Tlieophanes inod die B etrachtung, des Zusammenhanges der historisehen Ereignisse fuir die Wahl des Namens aussehlaggebend sein. Theophanes behandelt (lie Ereianisse dler Reo,ieruna, des Heraclins bis zum Anifbruch (les Kaisers gegen die Perser in annalistiseher Kirze, offenbar weil ihm seine Quellen nielit wesentlich mehr boteri. Eine Quelle lieferte ihm die genau datirten Stucke, fast aussehliesslieh Nachriehtein iber Familienereignisse im Herrscherhause, eine andere, oline soleihe Datirung, aber fast ebenso summariseh, Berichte fiber die wachsen- den Erfolge der Perser und die Anfalle der Avaren. Die Perser erobern Caesarea (A. M. 6103, a. Chr. 610-611), Damascus (A. M. 6105, a. Chr. 612-613), Palaestina und Jerusalem (A. M. 6106, a. Chr. 613-614); dann wenden sie sich gegen Aegypten (A. M. 6107, a. Chr. 614-615), rind, berichtet der Chronist, ma)e'Eclaov itaiav T3V AYyvnwov O ac* 'A,egacv6eetav xaCY At/liv XatC '[wg Aiz?hoziag . . 68v KfaQX~o$va (oder Xaxrjdo'va) ovx 'i'axvaav iva?a).aRBe7v, ai)Ra q)QOVQav etavavTe; srov flOit.LOQXJ3aV aaTavV

avexwe1aav. Und im folgenden Jahre: wovwSTw cre 8eL ra- Tevuav ot IIie at Zara, KaeXrjd6vog (resp. Xa)AX(6ovog) xal 'ia raov iac8af oV XLOXpIL. Es ist klar, dass, wenn von Erobe- rung, eines Landes (lie Rlede ist, und unter einfacher AnknuipfUnn mit o$e eine einzelne Stadt von dieser Eroberung ausgenommen wird, dieselbe nur in jenemn Lande gesucht werden kann, dass man also hier nach der Erwahnung der Provinz Africa (Atlj:V) nur an Karthago, niclit an das weit entfernte Chalcedon denken wuirde; und dies urn so mehr, als nicht nur hier von einer gleichzeitigen Expedition der Perser gegen Kleinasien nicht die Rede ist, sondern in all den Jahren vorher nicht. Denn wenn an die Notiz von der Eroberung Caesareas die Bemerkuno geknUtpft wird: r'v '4A'uav oH Ieoat z&aav xarteaQer'av X ag 7oXeLg ,xyaxrevaav, so ist damit 'SAaa im Gegensatz zu der von den Avaren geplagten

Evewu11j gesetzt und also im weiteren Sinne der byzantinischen Besitzungen im Welttheile Asien zu fassen. Und dies Schweigen -iber Kleinasien ist sehr erklarlich, wenn man das Vorgehen (ler Perser ins Auge fasst. Dieselben operiren offenbar nach dem Plane, dais sie, nachdem sie sich durch Eroberung von Caesarea eine Ireffliche Defensivbasis gegen Klein asien geschaffen, sich an dler IKtiste des mittelhandischen Meeres luinziehen rindt dttrchl Eroberunog der UIerprovinzen einerseits (lem Reiclhe iid speciell dier Haaupt-

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ZUR CIIRONOGRAPIIIE DES TIIEOPIIANES 303

stadt diejenigen. Besitzungen entziehen, atis denen allein sie immer neue Kraft zooen, andererseits durch Besitznahme der wichtigsten Flottenstationen demjenigen Vertheidigungsmittel der Byzantiner vernichtende Schlage beibringen, dessen Besitz die Hauptstadt vor einer Umschliessung und Eroberunig durch die Perser sicher stellte. Dieser treMliche Plan blieb aber ohne Eroberung Karthagos lifcken- haft; so lange dieser Platz in den Handen der Byzantiner blieb, drohte ihre Flotte, war die reiche Provinz Africa nicht zu halten und die Eroberung Aegyplens stets prekar.

Somit scheint die Lesung IKaexYdo6va bei Theophanes so ge- sichert, dass, wenn man seinen Bericht allein hatte, Niemand an der Richtigkeit derselben zweifeln wiirde.

Ernstes Bedenken erweckt jedoch der von Ranke erwahnte Parallelbericht des Abulpharadsch. Trotzdem die chronologischen Ansatze desselben nicht vollig mit denen des Theophanes stimnmen, lasst die grosse Aehnlichkeit im Wortlaut an vielen Stellen der Er- zahlung keinen Zweifel zu, dass die beidlen Chronisten im engsten Quellenzusammenhange stehen. So berichtet der Syrer auch hier mit fast genau denselben Worten die Eroberung von Aegypten: anno proximo (- Heraclius a. 7) Sarbarzas in Aegyptum profectus Alexandriam cepit aperuitque et subegit Libyanm usque ad fines Aethio- purm; fahrt dann aber fort: eodem anno Schahint Persa Chalce- dona cepit omnesque emus incolas trucidavit. Und diesen Zug eines von ihnen 'c.av und -.'trog genannten persischen Feldherrn gegen Chalcedon kennen auch zwei griechisehe Quellen, die 'Ituoeta av9v- wo,og des Nicephorus p. 9, 12 meiner Ausgabe und Chronicon Pasel. p. 706, 11. Letzteres setzt allerdings diese Expedition ins fonfte Jahr des Heraclius, ist aber doch mit Abulpharadsch chronologisch in Uebereinstimmung, da es auch die Eroberuncg von Jerusalem um zwei Jahre fruher ansetzt als dieser. Danach wird man allerdings geneigt sein, meine Lesart zu verwerfen und dem Theophanes zti so mancher anderen SQnde auch hier den Vorwurf aufzubilrden, lass er, in nachlassiger Arbeit seine Quelle zurechtschneidend, zwei ganz versehiedene Feldziue zu einem zusammengezogen habe.

Bei genauerer Betrachtung glaube ich trotzdem den Theo- plhanes und meine Lesart rechtfertigen zu ktinnen. Zunachst unter- sCliei(len sicli die beiden Chronisten in einem wesentlichen Punkte; bei Abildpharadsch fallt die Eroberung (ler Stadt in dasselbe Jalitr wie (ler Fall Alexandrias, Theoplianes berichltet aus(dricklich in

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304 C. DE BOOR

diesem Jalbre einen Misserfolg der Perser, denen die Eroberung erst im folgeinden Jabre gelingt. Da beide Autoren dieselbe Vor- lage benutzen, so ist diese Differenz, falls wirklieh von demselben Ereignisse die Rede ist, nur so zu erklaren, dass Abulpharadseh im Streben nach Kurze zu einer chronologischen Verkehrtheit ge- kommen ist, denn Theophanes kann sieh seine Zerleg,ung des Er- eignisses in mehrere Phasen unimoglich ausgedaeht haben. Dass aber gerade er bier so sor,faltig referirt, steht mit dem obeni atis- gesprochenen Verdacht ,ewissenloser Naehlassigkeit einigermassen in Widerspruch.

Eim zweiter beachtenswerther Punkt ist folgender. Wir be- sitzen in der Chronik des Miclhael Syrus (iibersetzt im Joutrnal asiatiquie 4 Ser. Tom. XII) unzweifelhaft eine dritte Ableitung jenier gemeinsamen Quelle des Theoplhanes und des Abulpharadschl. Mit beiden fast wortlich tibereinstimmend, beriebtet er die Eroberting Aegyptens und Libyens bis an die Grenzen der Aethiopen, daran kn(ipft er wie Abulpharadsch eine Notiz tiber den im selben Jalbre ulntern1ommeneen ZUg des Schalhin, aber von einer Eroberung Chal- cedlons weiss er iciclts, sondern sagt: La mnerne annee Khosrov envoya contre la Cilicie son general Schahen, qui s'en empara et s'ent revint en Perse apres avoir fait wn butin conside'rable etc. Dass bier eine durchl Missverstandniss irgend welchler Art hervor- gerufene Verwechseilun vorliege, glaube ich nicht; die Besetzimg Ciliciens passt so vortrefflich in die ganze Operationsweise der Perser, in iliren Plan, Constantinopel vollio von den Seekilsten ab- zuschneiden, dass dieselbe historisel richtig sein muss. Vonl Cili- cien aus miisste dann der Schahin direct auf Byzanz gezogen sein in(l (lie Eroberung Clhaleedons vollbracht haben. Dass Miclhael Syrus diese fibergeht, ist natfirlich kein Beweis daffir, dass er in seiner Vorlage nichts darfiber vorgefunden; bemerkenswerth ist sein Sclhweigen aber (loch, da die Vernieltung dieses grossen uind reiclhen Eimporiuims unnmittelbar vor den Thoren Constantinopels Schreibern vom Sclilag,e dieser Chronisten viel augenfalliger uinl interessanter -ein musste, als die Besetzung Ciliciens, und man es viel elher be- greift, (lass Abultpharadscli niur die EroberUDng Chalcedlons erz7,il) ens- wiirdio befunden.

Der dIritte iunid wichligiste Punkt endlieh ist (der, (lass Abul- pliaradsch zwar mit dlen genannten griechischen Auitoren darin iibereinstimmt, (lass ein persischer Feldlherr Schahin gegen Chal-

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ZUR CHRONOGRAPHIE DES TIIEOP'IANIES 305

cedlon operirt, in Beztio aiif das Resilltat aber sicli im sUirlsten Gegensatz zu jenen befindet; dlenn von einer Eroberting tind Ver- nichtung der Stadt wissen sie niclits. Nicephorus spriclit nur von einer langeren Einscliliessung ( rEQlExO9i)rTO ravnTv x7QOvOv E7r uvXvov), die Paschal-Chronik nicht einmal von einer Belagerung oder Cerniruint,, sondern nur von einem 10?h7v 'Wt XaZxilYo'vog, sowolli in ibrer historiseben Erzahlung, wie in deem Briefe, den der Senat (ier Gesandtsclaft an den Perserkiinig mitgiebt. Und (len- selhen Anisdruck: les Perses pousserent nusqu'd Chalcedoine versant partout des torrents de sang braucht Michael Syrus p. 304 an einer Stelle, die zwar am Ende des Berichts fiber die Regierung des Phocas eingelegt ist, offenbar aber die Resuiltate eines langeren Zeitraums zuisammenfasst, wie die Erwahnung dler Eroberung von Cappadocien und Ancyra (die nach Theophanes im 10. Jahre des Ileraclius stattfand) zeigt. Es ware nun nicht ohne Beispiel, dass die Griechen einen Erfoig ihrer Feinde einfach verschwiegen hatten, allein (die thatsacblicben Verhaltnisse lassen erkennen, dass sie bier die Wahrlbeit sagen. Wie ware es denkbar, dass ein persisclber Feldlierr im Besitze dieser bedrohlichen Position Conistantinopel gegenuiber auf die blosse Bereitwilligkeit des Kaisers hin, tiber den Frieden zu unterhandelin, diesele wieder raumt, ohne auch nur eine Besatzung darin zu lassen, statt, wie einige Jahre spater ein anderer Perser, (ler Chalcedon nicht einmal besass, sondern nur be- lagerte, den stets thatenlustigen Avaren fiber den Bosporus hinlber die [land zu reichen und Byzanz selber einzuschliessen. Dass in den naichsten Jahren die Perser Chalcedon nicht lesitzen, siebt man nicbt nur daran, dass sie es einige Jahre spater lange und erfolg- los belagern, sondern auch daran, dlass man nichts von ihnen liort, als die Avareni sich rilhren und bis in die Vorstadte von Byzanz eindringen, vor allen Dingen aber auch an einem Unternehmen, von dem nur Nicephorus p. 12, 3 ff. berichtet, an dem Plane, nach Africa zu gehen, der an der Ungunst der Elemente scheiterte, sicher aber gar nicht in Frage gekommen ware, wenn die Perser un- mittelbar vor den Thoren von Constantinopel eine feste Position inne gehabt hatten. Offenbar handelt es sich also nur um einen verwilstenden Streifzug durch Kleinasien, und es wird dadurch er- klarlicher, dass Michael Syrus diesen ganz tibergangen hat.

Wahrend also die Lesart KacteXjorva bei Theophanes am besten handscbriftlich beglaubigt ist, dem einfachen Wortsinn ent-

Hermes xXV. 20

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306) C. DE BOOR

spricht, und ein Ereigniss berichtet, welchles zwar niclit anfler-

weitig ilberliefert, aler an sich wahrschleinlicli ist, wiir(le (lie Ein- setzung von XacAjdoJva ldem Clhronisten nichlt nur eine selbst bei ihm unaewoinliche Dosis von Sorglosigkeit in der Wiedergabe seiner Quelle, sondern auch eine nachweislich falscle Nachriclit aufhuirden, und dies einer Stelle zu Liebe, welchle, wie oben be- merkt, (lie Quelle nur in verkiirzter Form wiedergiebt. Der Irr- tilum ist vielmehr oflenbar (lem Abtilpharadscli gelegentlich (lieser Kiurzung begegnet, und gar nicht unerklarlicli. Unzweifelliaft war in (ler Vorlaae im Ansclilusse an die Erohertung Alexandriens (lurcl deni Scharbaz der im selben Jahre erfolg,te Ztig (les Schlahin gegein Kleinasien erw.ihnt, den Theophanes ilbergeht. War dabei atisser der Besetzung Ciliciens (ler Streifzug tinter die Mauern Clhalce- dons berfihrt, und im folgendlen Jahre die Eroberung des im vorigen Jalbre vergeblieh belag,erten Karthago berichtet, so ist bei der Aeliln- lielikeit der Namen glaulblich, dass die beiden Ereignisse von dlem kuirzenden Chronisten auf dieselbe Stadt bezooen sin(d, un(l er so zU der unhistorisehen Eroberung Chaleedons gekommen ist.

Streichen wir somit diese Besitzuiahme Chaleedouis (lurel (lie Perser aus der Reihe der historischen Ereignisse, und setzen wir (lie Eroberung Karthagos datilr ein, so erlialten wir in (len Ilaupt- ziigen ein vollig verstandliches Bild der Vorgange jener Jablre, deren detaillirtere Kenntniss sich uns bei der Dtlrftigkeit der Quellen entzieht. Nachdem die Perser wahrend der Regierung des Phocas ziun.ichst die Lander ostlich vom Eupbrat an sich gerissen und diesen Fluss zur Grenze emaecht, dann denselben Uberschritten undl die festen Platze Nord -Syriens besetzt haben, geben sie in den ersten Jahren des Heraclius durch die Bezwingung von Antiochia unld Caesarea diesen Eroberungen festen Halt, und vollenden (lie Besetzung Syriens durch die Besitznahme von Damascus und Jeru- salem. Von dort aus sehieben sie sich in 2 parallelen Colonuuen an den Ktisten des Mittellandischen Meeres vor, umn die Hauptstadt zugleich auszuhungern und ibres wichtigsten Defensivmittels, der Flotte, zu berauben. Gleiclzeitig ersehiittern sie durch weit aus- gedelinte Streifzilge in Kleinasien die materielle und moralische Widerstandskraft der letzten byzantinischen Provinz auf asiatisehem Boden. Die gleich niach dem Verluste Aegyptens sich geltend maeudenden Schwierigkeiten der Verpilegung Constautinopels zeigen dem Kaiser die furchtbare Gefahr. Er rustet eine Expedition aus,

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ZUR CHIRONOGRAPHIIE DES TIJEOPHlANES 307

urn die Provinz Africa zu retten und Aegypten, zurfickzuerobern, aber (lie Elemente verbunden sich den Feinden, ein Sturm ver- niclitet einen Theil der Flotte; an weiterer Verfolgung seiner Plane hinderni den Kaiser die Priester und das Volk, wohl in aberglioubischer Furclit den Finger Gottes in jenem Unglitck erkennlend. So gelt Karthago verloren, und nun gehen die Perser systematisch gegen die festen Platze Kleinasiens vor. Scion falit Ancyra, und damit rusckt die Gefabr in nachste Nalie der Hauptstadt, da wirft sich der Kaiser mit letzter Kraft und mit dem Muthe der Verzweiflung auf die ruckwartigen Verbindungen der persischen Armee und lahmt durch das Gelingen dieser unvorhergesehenen Operation den Arm, der schon zum letzten vernichtenden Schlage ausholte.

Schliesslich sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass die, wie in den meisten neueren Darstellungen, so auch von Noldeke in den Aufsatzen zur persischen Geschichte p. 126 wiederholte An- gabe, Heraclius habe diesen Vorstoss vom Golfe von Issus aus unternommen, auf einem alten Missverstandnisse beruht, wie be- reits Tafel in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1852, Philosoph.-histor. Klasse Bd. IX p. 164 sqq. schlagend nach,ewiesen hat. Die Hl6at, zu denen HIeraclius von Byzanz aus fuhr, waren keineswegs die cilicischeni, sondern ein Ort an der bithynischen Kiiste der Propontis. Von dort aus eilte er mit seiner Flotte an die Ostktuste des Pontus Euxinus, wo er seine einzigen natilrlichen Verbhindeten finden konnte, und stiess von Nordeni, niclit von Stiden, auf die Perser.

Boun. C. DE BOOR.

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