zeitschrift fÜr die chÖre des niedersÄchsischen ... · besondere das „adios nonino“ von...
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Z E I T S C H R I F T F Ü R D I E C H Ö R E D E S N I E D E R S Ä C H S I S C H E N C H O R V E R B A N D E S
D E R � H O RS O N D E R E D I T I O N
C H O R TAG E H A N N O V E R 2 0 1 7
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CHORTAGE HANNOVER 2017
Musik verbindetDen umjubelten Ab - schluss der Jazz ’n‘ Pop- Night und der CHORTAGE HANNOVER 2017 bestrit-ten der Bonner Jazzchor (Ltg. Sascha Cohn, links) und die Vivid Voices aus Hannover (Ltg. Claudia Burghard, rechts) gemeinsam. Ein absolutes emotiona -les und musikalisches Highlight!
�
Große SangesfreudeClazz – Junger Konzertchor Hannover wusste nicht nur mit einer hervorragenden musikalischen Leistung, sondern auch durch eine intensive Bühnenperfor-mance zu überzeugen.
Die CHORTAGE HANNOVER sind mittlerweile eine feste Institution im prall gefüllten Konzertkalender der Landeshauptstadt Hannover. In
diesem Jahr präsentierten erneut gut sechzig Chöre und Ensembles überwiegend aus Hannover und der Region, aber auch aus anderen Teilen
Niedersachsens, aus NRW und sogar der englischen Metropole Liverpool, Vokalmusik verschiedenster Genres. Mit nahezu 3.000 Sängerinnen
und Sänger und 4.200 Besuchern bewiesen die CHORTAGE HANNOVER so einmal mehr, dass die Stadt zu Recht den Titel „City Of Music” trägt und
sich als „Chorstadt” bezeichnen darf. Doch nicht nur die Masse beeindruckte, sondern auch das hohe Niveau aller Konzerte – kein Wunder, wenn
die CHORTAGE mittlerweile bei den herausragendsten Chören der Stadt als Pfl ichttermin im Kalender stehen.
Zum absoluten Publikumsmagneten
der CHORTAGE HANNOVER
hat sich inzwischen die alljährli-
che Jazz ’n‘ Pop-Night entwickelt. Rund
1.100 Zuhörer besuchten am 17. Juni al-
lein die beiden Konzerte zum Abschluss
der diesjährigen Veranstaltung – einmal
mehr ausverkauft es Haus in der Galerie
Herrenhausen. Und den Zuhörern wur-
de Hochkarätiges geboten, angefangen
mit dem Gänsehaut erzeugenden „MLK“
im Arrangement der legendären King’s
Singers, gesungen von UNIPOP aus Os-
nabrück, und dem sehr anspruchsvollen
„Th e Secret Of Live“ vom Jazzchor Han-
nover. Der Chor des Herrn K bediente
stimmgewaltig die populäre Chormu-
sikschiene mit Songs z.B. von Ramm-
stein und Queen, bevor der Groovechor
Hannover es so richtig – ja was wohl? –
grooven ließ! Faszinierend zu hören, wie
schnell sich ein Chor innerhalb so kurzer
Zeit fortentwickelt. Da möchte man sa-
gen: weiter so, bitte! (Weiter auf Seite 7)
Text: Volker Christiansen | Bilder: Anke Schröfel
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CHORTAGE HANNOVER 2017
Die Mitglieder von Das Xperiment aus
dem südniedersächsischen Hattorf ließen
neben ihrer Freude am Singen auch ihren
Hang zur Comedy durchblitzen – schön
demonstriert mit dem Allerwelt-Medley,
einer Sammlung bekannter Schlager
nebst passender Choreo. Danach schön
jazzig und cool mit kleiner Kombo die
Hannover Jazz Singers, die ihren Set mit
dem herrlich funky „Soul with a capital S“
(Kerry Marsh) ausklingen ließen.
Vorläufi ger Höhepunkt des Abends war
der starke Auft ritt der Ensembleformati-
on der Sense Of Sound Singers aus Liver-
pool mit zum Teil eigenen Arrangements
sowie ausgefallenen Interpretationen von
Covertiteln. Die intensiven Klänge der
acht Stimmen blieben bis weit nach dem
Konzert im Ohr.
Das war schon eine tolle Veranstaltung
in den Herrenhäuser Gärten. Wir sind
sehr froh, da mitgemacht zu haben.
Sehr beeindruckend auf der einen Seite
und auf der anderen Seite auch sehr
schön, welche neuen Ideen man allein
dadurch bekommt, wenn man anderen
Chören zuhören kann, was man bei uns
im Harz im Jazz-/Popbereich leider viel
zu selten machen kann. Danke, dass wir
dabei sein durften.
André Wenauer/Das Xperiment
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Wie ein Fisch im Wasser | Chefdirigent Andrew Manze war voll in seinem Element – er „arbeitete“ den Messiah.
Mit-Singen – 600 Sängerinnen und Sänger beim „Messiah“
Profesionelle Unterstützung | Der Landesjugendchor Niedersachsen und der Konzertchor der Hochschulefür Musik, Theater und Medien Hannover bildeten das chorische Rückgrat des Mitsing-Konzerts.
Andrew Manze mag ganz off ensicht-
lich Händel, deswegen annektierte er
gleich zu Beginn des Konzerts in seiner
Begrüßung den 1685 in Halle (Saale)
Geborenen augenzwinkernd als „Eng-
lands größten Komponisten“. Und aus
gleichem Grund muss er sich wie der
sprichwörtliche Fisch im Wasser gefühlt
haben – in seinem Element. Manze hatte
alles im Griff , war ständig in Bewegung,
dirigierte auf der Bühne und die Saal-
sänger und meisterte so jederzeit die an-
spruchsvolle Rhythmik des Werks.
Der Start in die CHORTAGE 2017
– gleichzeitig Abschluss des NDR Mu-
sikfestes – konnte nicht besser gelingen.
Beim 2. MitSingKonzert in der Geschich-
te der CHORTAGE waren unter der Ge-
samtleitung von Dirigent Andrew Man-
ze neben der NDR Radiophilharmonie
der Landesjugendchor Niedersachsen,
der Konzertchor der Musikhochschule
sowie der MitSingChor mit knapp 500
Sängerinnen und Sängern dabei.
Es war schon ein besonderes Klanger-
lebnis, denn die Gastsänger und Chor-
gruppen („Mitsingen für alle“: Chor-
verband und Radiophilharmonie hatten
Gastsänger eingeladen) waren mit im
Saal. Als Zuhörer saß man mittendrin im
Klang, erlebte oft einen beeindruckenden
Surround-Sound bei den vielstimmigen
Passagen und war umhüllt von pracht-
voller Chormusik in englischer Sprache.
Gänsehautniveau natürlich garantiert
beim stimmengewaltigen „Halleluja“.
Die Vorarbeit mit den so ganz unter-
schiedlichen Chören (Einstudierung
Konzertchor HMTMH und MitSingChor:
Prof. Frank Löhr, Landesjugendchor: Prof.
Jörg Strube) brachte eindrucksvolle Er-
gebnisse: ein mitreißendes Konzert, vol-
ler Dynamik und Wohlklang und mit den
überzeugenden Solisten Ruby Hughes
(Sopran), Diana Moore (Alt), James Ox-
ley (Tenor) und James Platt (Bass). Am
Ende gab es nicht endenden wollenden
Jubel-Applaus für die Akteure.
Das nächste MitSingKonzert im Rah-
men der CHORTAGE HANNOVER fi n-
det 2019 statt – voraussichtlich „Samson“
von Händel.
Mittendrin | Das Publikum erlebte das Konzert quasi im „Surround-Sound“: vorn auf der Bühne die Profi sänger und das Orchester, im Hintergrund der Mitsing-Chor.
Jazz ’n‘Pop-Night, die 2. …
Nach einer Pause startete das zweite
Konzert der Jazz ’n‘ Pop-Night mit einem
Siegerensemble – dem Jugendchor Essen-
zen aus Bremerhaven. Dieser hatte erst
am Nachmittag beim Bremer Landes-
chorwettbewerb die Kategorie Populäre
Chormusik a-cappella gewonnen, verbun-
den mit der Einladung zum Deutschen
Chorwettbewerb 2018 in Freiburg. Am
Abend bei den CHORTAGEN zeigte der
20-köpfi ge Chor mit drei überzeugend
vorgetragenen Songs, warum er im nächs-
ten Jahr nach Freiburg reisen darf.
Anschließend bewiesen die Mixed
Voices mit dem „4-Chord Song“ erfolg-
reich, dass eine große Zahl an Hits tat-
sächlich nur auf der Akkordfolge E – H
– cis – A basiert. Mit dem Jazzchor Af-
ter Six stellte nach den Mixed Voices ein
weiterer Stammgast der CHORTAGE
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CHORTAGE HANNOVER 2017
einen Ausschnitt aus seinem aktuellen
Programm vor. Hier konnte insbeson-
dere das stimmlich sehr anspruchsvolle
achtstimmige „Woods“ (Justin Vernon,
Arr. Kerry Marsh) gefallen. Auch clazz –
Junger Konzertchor Hannover zählt schon
seit einigen Jahren zu den gerne gehör-
ten Gästen in Herrenhausen. Dieses Mal
überraschten sie das Publikum mit einer
modern-jazzigen Version eines der be-
liebtesten deutschen Volkslieder – „Wenn
ich ein Vöglein wär’“.
Mit dem Auft ritt der Vivid Voices, dem
Jazzchor der HMTMH, erreichte dieser
Abend vermeintlich seinen absoluten Hö-
hepunkt – mit „Baba Yetu“ und „Hymn of
Acxiom“ glänzte der Chor einmal mehr
auf spektakuläre Weise wie in jedem Jahr.
Doch weit gefehlt – der knapp 30 Perso-
nen zählende Bonner Jazzchor sowie das
zum tatsächlichen Abschluss des Abends
gemeinsam mit Vivid Voices gesungene
„Give us a little love“ toppten alles zu-
vor Gebotene ein weiteres Mal – tosende
Jubelstürme, die Galerie Herrenhausen
„stand Kopf“.
Die 9. CHORTAGE HANNOVER
konnten durchaus als Parade der New-
comer betrachtet werden, denn sowohl
Be:Sound mit Pop-Songs als auch der
Kammerchor Schloss Ricklingen mit ei-
nem sehr heterogenen Beitrag von Dow-
land bis Robbie Williams reihten sich in
den Reigen der erstmals teilnehmenden
Chöre ein. Die Capella St. Crucis dagegen
zählt zu den immer wieder gern gehörten
Gästen und überzeugte wie auch in den
Jahren zuvor mit einem ex trem intensi-
ven und ausbalancierten Vortrag – ins-
besondere das „Adios Nonino“ von Astor
Piazolla und Benjamin Brittens „Advance
Democracy“ beeindruckten. Auch das
Chorensemble Hannover gefi el insbeson-
dere mit Eric Whitacres „Th e Seal Lulla-
by“ mit wundervoll austarierten Harmo-
nien und Klängen.
Den umjubelten Abschluss der Nacht
der Chöre gestaltete die Hörbänd aus
Hannover – ein fünfk öpfi ges Vokalen-
semble, das vorwiegend Eigenkompositi-
onen präsentiert. Den ultimativen Knaller
landeten sie aber mit ihrer Zugabe „Die
Aff en rasen durch den Wald“, mit dem sie
bereits im Oktober 2016 in der Sendung
„Die große Chance der Chöre“ bei ORF
(Österreichischer Rundfunk) einen gro-
ßen Erfolg gelandet hatten.
Mit Solisten Bemerkenswert
– alle Solistinnen und Solisten des
Konzerts stammen aus den Chören.
Ganz vorne Der Kammerchor Hannover stellte
sich ganz nahe zum Publikum auf.
Hohe Kunst Der Norddeutsche
Figuralchor forderte vom Publikum voll-
ste Konzentration.
Newcomer 1 Vocal Temptation war zum ersten Mal mit von der Partie.
Newcomer 2 Auch Be:Sound gas-tierte erstmals bei den CHORTAGEN.
Englische GästeDas Vokalensemble der Sense Of Sound Singers aus Liver-pool war bei den CHORTAGEN 2017 zu Gast.
Nächtlicher Chor-Marathon
Nicht nur der Abschlussabend der dies-
jährigen CHORTAGE mit der Jazz ’n‘ Pop-
Night hatte marathonhaft e Ausmaße,
auch die Nacht der Chöre am Tag zuvor
verlangte mit 16 Teilnehmergruppen
vom Publikum viel Ausdauer, wenn sich
der Zuhörer denn nicht auf das erste oder
zweite Konzert beschränken mochte.
Stilistisch wurde am 16. Juni ein riesi-
ges chorisches Potpourri geboten – vom
Kinderchor über Pop, Gospel, Volkslied,
Vocal Jazz, Alte Meister, Klassik bis hin
zu Gegenwartsmusik war nahezu alles
vertreten.
Den Anfang machte der Kinderchor der
Musikschule Hannover mit „Der blaue Pla-
net“, einem kindgerechten Musical über
das Wohl und Weh der Welt. Sehr schön
hierbei die choreografi sche Umsetzung
und die sängerische Leistung der kleinen
Sängerinnen und Sänger. Die Kinder-
und Jugendkantorei Großenheidorn hatte
bei ihrem Vortrag ein wenig den Schalk
im Nacken – „Dear future husband“ von
Meghan Trainor und „Liebeslied“ in sie-
ben Sprachen gesungen (davon als letzte in
Kanak Sprak) ernteten zahlreiche Lacher
und begeisterten Applaus vom Publikum.
Danach gaben der Pop- und Gospelchor
Luthe und Vocal Temptation, die beide
erstmals an den CHORTAGEN teilnah-
men, Teile ihres aktuellen Programms
zum Besten. Einen starken Kontrast dazu
bildete der Konzertchorchor Kleefeld mit
A-cappella-Konzert II
Einen sehr diff erenzierten Chorklang bot
am 15. Juni der Johannes-Brahms-Chor
beim zweiten A-cappella-Konzert der
Chortage Hannover. Den Schwerpunkt
setzte der Chor auf Werke von Johann
Hermann Schein und Max Reger. Die
Sätze sind biblische Hommagen, getragen
und atmosphärisch dicht gesungen. Der
Kammerchor Hannover suchte mit einer
anderen Aufstellung auf der Bühne den
Kontakt zum Zuschauerraum. Das rhyth-
misch pointierte „Jesu meine Freude”
von Sven-David Sandström brachte neue
Klänge in die Orangerie.
Das Collegium Vocale beeindruckte mit
dem „Sfogava con le stelle“ von Claudio
Monteverdi: Das Stück bestach durch das
gesprächsartige Arrangement, in dem fast
jede Stimmlage abwechselnd dominiert,
bis die Stimmen zu einem Gesamtklang
zusammenschmelzen. Philosophischen
Fragen widmete sich der Chor in „War-
um ist das Licht gegeben” von Johannes
Brahms. Der sich aufb auende, eindring-
licher werdende Klang gibt dem Stück
mystische Sakralität.
Mit einer assoziativen Mischung aus
Französisch und Pseudo-Hindu schloss
der Norddeutsche Figuralchor das Kon-
einem eher romantisch ausgerichteten
Beitrag. Der nachfolgende Jazzchor Celle
steht in seiner Entwicklung noch ganz
am Anfang – deswegen war es lobenswert
und sehr mutig, sich nach sechs Monaten
bereits auf die große Bühne zu wagen –
und sie enttäuschten keineswegs.
Der Junge Chor Hannover bewies sei-
ne musikalische Variabilität mit Stücken
von der Renaissance („Five Knacks for
Ladies“) bis zu den Beatles und Robbie
Williams. Zum Abschluss des ersten Kon-
zerts der Nacht der Chöre überraschte
der Chor der Leibniz Universität mit dem
augenzwinkernden „Always look on the
bright side of life“ aus dem Kinohit „Le-
ben des Brian“ der englischen Satiregrup-
pe Monty Python.
Nacht der Chöre, die 2. …
Auch das zweite Konzert im Rahmen der
Nacht der Chöre bot stilistisch eine sehr
große Bandbreite. Den Auft akt machte
die erstmals beteiligte Messiaskantorei
u.a. mit dem sehr interessanten „Gloria
ad modum tubae“. Auch der Kammer-
chor an der TU Clausthal war neu bei den
CHORTAGEN. Er überzeugte mit einem
schönen ausgewogenen Klang und seiner
Fokussierung auf moderne Chormusik.
Mit dem Kammerchor Herrenhausen folg-
te ein „alter Hase“ der CHORTAGE, der
ein vollkommen neues Programm vor-
stellte. Der Wechsel in der Chorleitung
zu Christian Velden zeigt seine positiven
Auswirkungen.
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CHORTAGE HANNOVER 2017
Internationales Kinder- und Jugendchorzentrum Christuskirche Hannover
Beyond MESSIAH
Das Internationale Kinder- und Jugend-
chorzentrum Christuskirche Hannover
war Ende Juni 2017 Ort für ein ganz be-
sonderes Chorprojekt mit Konzert, Sym-
posium und Dirigierworkshop. Unter der
Leitung von Prof. Frank Löhr, Dozent an
der HMTMH, entstand das Projekt Be-
yond MESSIAH, bei dem Chorpartituren
und Arien des Händel-Oratoriums zeit-
genössischer A-cappella-Musik gegen-
über gestellt wurden. Zur Realisierung
von Beyond MESSIAH wirkten die Aus-
bildungsbereiche Gesang, Dirigieren,
Komposition, Alte Musik, Instrumental-
spiel, Musikwissenschaft und elektroni-
sche Musik zusammen.
Die festliche Musik von Händels Ora-
torium Messiah traf auf eine Klangcolla-
ge mit Solisten, Chor, Orchester, Schlag-
werk, Synthesizern und Live-Elektronik.
Neue und zum Teil eigens hierfür ge-
schriebene Kompositionen standen beim
Konzert neben Klassikern der Moderne.
Sie beleuchtete und refl ektierte spirituel-
le und philosophische Aspekte wie Engel,
Schuld, Wiedergeburt, Gewalt und Trost
aus nicht-biblischer Perspektive. Es mu-
sizierten Solisten und Konzertchor der
HMTMH, Mitglieder der Hannover-
schen Hofk apelle und das Chrysander-
Ensemble aus Hamburg (siehe Bild).
Das Dirigat des Konzertes führten
Heng Che, Prof. Frank Löhr und Stu-
dierende der Dirigierklasse, zum Teil
als Element ihrer Masterprüfung, zum
Teil als Part der Praxis-Ausbildung. Die
künstlerische Gesamtleitung hatte Prof.
Frank Löhr. Das Konzert wurde beglei-
tet durch ein musikwissenschaft liches
Symposium und ein öff entliches Diri-
gieratelier: Im Dirigierkurs für studenti-
sche Dirigentinnen und Dirigenten gab
es einen Einblick in die praktische Un-
terrichtsarbeit an der HMTMH.
zert. Übersetzbar ist das Liebeslied „Cinq
rechants” von Olivier Messiaen nicht, was
auch nicht beabsichtigt ist: Die teilweise
überdeutliche Akzentuierung und wie-
derholende Motive sind deskriptiv genug.
Soli werden von Sprechgesang abgelöst.
Die Stimmen singen zeitweise als Vokal-
ensemble.
Vorschau CHORTAGE HANNOVER 2018
Eine bemerkenswerte dirigentische Quali-
tät zeichnete das erste A-cappella-Konzert
der diesjährigen Chortage am 13. Juni aus.
Fünf Chöre präsentierten in der Orange-
rie Herrenhausen ein abwechslungsrei-
ches Programm zwischen Renaissance
und Moderne. Der Hannoversche Oratori-
enchor zeigte, dass auch ein traditionsrei-
cher symphonischer Konzertchor Freude
am A-cappella-Singen haben kann. Im
Programm des Ensembles Vox aeterna fi el
die klangfarbige Vertonung des Nikolaus-
Lenau-Gedichts „Die Stimme des Kindes“
durch den fi nnischen Komponisten Jaako
Mäntyjärvi besonders auf. Die Camerata
Vocale Hannover bot trotz kurzfristigem
Chorleitungswechsel eine beachtliche
Chorleistung. Die „Six Chansons“ von
Paul Hindemith waren dafür ein beson-
ders gelungener Beweis. Der recht groß
besetzte Chor der Medizinischen Hoch-
schule sorgte für einen guten Ausgleich
der Stimmregister und erreichte so einen
wohltuend warmen und geschlossenen
Gesamtklang.
Während diese vier Chöre in traditio-
neller Choraufstellung sangen, geht der
Frauenchor Hannover neue Wege. Aus-
wendig singend bereicherten die Damen
ihre Darbietung immer wieder mit sze-
nischen Akzenten. So machten sie beson-
ders Leonhard Lechners Madrigal „Hört,
was sich hat zugetragen“ zu einem akusti-
schen und optischen Vergnügen.
Zum Abschluss
Die 9. CHORTAGE HANNOVER boten
erneut außergewöhnliche und begeis-
ternde Chorvorträge. Eine Steigerung
der Qualität scheint fast unmöglich, den-
noch können wir uns für die kommende
Ausgabe – das 10-jährige Jubiläum – auf
wiederum herausragende Chormusik
freuen.
Klare Stimmen | Der Knabenchor Hannover gefi el mit einem ausgewogenen Gesamtklang.
�
Mit Freude a-cappella | Auch ein symphonischer Konzertchor wie der Hannoversche Oratorienchor liebt A-cappella-Musik.
Junge Verbindung | Die Camerata Vocale Hannover wird erst seit kurzem von Alana Brandt geleitet.
Nach dem Abschluss der CHORTAGE
HANNOVER 2017 richtet sich der Blick
der Organisatoren auf die nächste Aus-
gabe, die ein kleines Jubiläum darstellt:
10 Jahre CHORTAGE HANNOVER.
Neu ist die Kooperation mit dem Fo-
rum Agostino Steff ani – Steff ani war ein
Förderer des jungen Georg Friedrich
Händels. Zur Auff ührung kommt als
Auft akt der CHORTAGE und Abschluss
der Festwoche des Forums die „Marien-
vesper“ von Bonifazio Graziani. Zum
Abschluss der CHORTAGE gibt es 2018
wieder ein Oratorium von Händel: „Jeph-
tha” (HWV 70) steht auf dem Programm.
Zwei Meisterkonzerte, ein Konzert „Jun-
ge Stimmen“, die nicht wegzudenkende
Jazz ’n‘ Pop-Night und die ebenfalls sehr
beliebte Nacht der Chöre komplettieren
die sicherlich wieder hochinteressante
Planung. Auch das zunehmend belieb-
ter werdende Singen in der Allee fi ndet
erneut statt.
Chöre oder Ensembles, die 2018 dabei
sein möchten, sollten sich umgehend
per E-Mail an die Intendanz wenden
([email protected]). Fort-
laufend aktuelle Informationen fi nden
Sie im Internet unter
� www.chortage-hannover.de.
Das war ein sehr schönes Konzert in
der Orangerie, das meine Frau und
ich hören konnten. Solche jungen
Chöre machen doch Hoff nung, dass
die Chormusik insgesamt von deren
Qualität profi tieren wird. Dafür sich
einzusetzen macht alle Arbeiten im
Vorfeld zu einem Gewinn.
Andreas Göpfert
Junge Stimmen
Den Anfang machte beim Konzert „Jun-
ge Stimmen“ am 14. Juni der Knabenchor
Hannover mit dem schön beschwingt
spielenden Barockensemble La Festa Mu-
sicale mit Telemanns „Ein feste Burg ist
unser Gott“ und Pachelbels „Gott ist un-
sere Zuversicht und Stärke“. Herrlich kla-
re Stimmen, hochnuancierte Dynamik,
schöner, ausgewogener Gesamtklang.
Dann kam der gemischte, fast 40-köp-
fi ge Quilisma-Jugendchor Springe dazu.
Gemeinsam sangen 100 junge Stimmen
erneut „Ein feste Burg …“, dieses Mal von
Hans Leo Haßler. Danach trat der Kna-
benchor ab, Keno Weber dirigierte. Wie-
der „Ein feste Burg …”, erst von Stephan
Mahu, dann von J.S. Bach. Originell, das
von vier Komponisten bearbeitete Werk
direkt gegenüberzustellen. Bei Bachs Ver-
sion bewiesen junge Solisten eindrucks-
voll ihr Können: Inga Krause (Sopran),
Sara Zwingmann (Alt), Steff en Kruse (Te-
nor) und Friedemann Gottschlich (Bass).
A-cappella-Konzert I
Nach der Pause fesselten der Mädchen-
chor Hannover und das Ensemble Ok-
toplus mit „Laudate Pueri” (Psalm 112),
einem sechssätzigen Musik-Juwel von
Johann Adolf Hasse das Publikum. Dabei
verzauberten insbesondere die Solo-Sän-
gerinnen Inga Krause, Sara Zwingmann
und Katharina Held mit wunderbar
schwebend gesungenen Arien. Bemer-
kenswert nebenbei: Alle Solisten des Kon-
zertabends stammen aus den Chören.
Foto
: Nic
o H
erzo
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