zeitschrift fÜr die chÖre des niedersÄchsischen ... · besondere das „adios nonino“ von...

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ZEITSCHRIFT FÜR DIE CHÖRE DES NIEDERSÄCHSISCHEN CHORVERBANDES DER HOR SONDEREDITION CHORTAGE HANNOVER 2017

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Page 1: ZEITSCHRIFT FÜR DIE CHÖRE DES NIEDERSÄCHSISCHEN ... · besondere das „Adios Nonino“ von Astor Piazolla und Benjamin Brittens „Advance Democracy“ beeindruckten. Auch das

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CHORTAGE HANNOVER 2017

Musik verbindetDen umjubelten Ab - schluss der Jazz ’n‘ Pop- Night und der CHORTAGE HANNOVER 2017 bestrit-ten der Bonner Jazzchor (Ltg. Sascha Cohn, links) und die Vivid Voices aus Hannover (Ltg. Claudia Burghard, rechts) gemeinsam. Ein absolutes emotiona -les und musikalisches Highlight!

Große SangesfreudeClazz – Junger Konzertchor Hannover wusste nicht nur mit einer hervorragenden musikalischen Leistung, sondern auch durch eine intensive Bühnenperfor-mance zu überzeugen.

Die CHORTAGE HANNOVER sind mittlerweile eine feste Institution im prall gefüllten Konzertkalender der Landeshauptstadt Hannover. In

diesem Jahr präsentierten erneut gut sechzig Chöre und Ensembles überwiegend aus Hannover und der Region, aber auch aus anderen Teilen

Niedersachsens, aus NRW und sogar der englischen Metropole Liverpool, Vokalmusik verschiedenster Genres. Mit nahezu 3.000 Sängerinnen

und Sänger und 4.200 Besuchern bewiesen die CHORTAGE HANNOVER so einmal mehr, dass die Stadt zu Recht den Titel „City Of Music” trägt und

sich als „Chorstadt” bezeichnen darf. Doch nicht nur die Masse beeindruckte, sondern auch das hohe Niveau aller Konzerte – kein Wunder, wenn

die CHORTAGE mittlerweile bei den herausragendsten Chören der Stadt als Pfl ichttermin im Kalender stehen.

Zum absoluten Publikumsmagneten

der CHORTAGE HANNOVER

hat sich inzwischen die alljährli-

che Jazz ’n‘ Pop-Night entwickelt. Rund

1.100 Zuhörer besuchten am 17. Juni al-

lein die beiden Konzerte zum Abschluss

der diesjährigen Veranstaltung – einmal

mehr ausverkauft es Haus in der Galerie

Herrenhausen. Und den Zuhörern wur-

de Hochkarätiges geboten, angefangen

mit dem Gänsehaut erzeugenden „MLK“

im Arrangement der legendären King’s

Singers, gesungen von UNIPOP aus Os-

nabrück, und dem sehr anspruchsvollen

„Th e Secret Of Live“ vom Jazzchor Han-

nover. Der Chor des Herrn K bediente

stimmgewaltig die populäre Chormu-

sikschiene mit Songs z.B. von Ramm-

stein und Queen, bevor der Groovechor

Hannover es so richtig – ja was wohl? –

grooven ließ! Faszinierend zu hören, wie

schnell sich ein Chor innerhalb so kurzer

Zeit fortentwickelt. Da möchte man sa-

gen: weiter so, bitte! (Weiter auf Seite 7)

Text: Volker Christiansen | Bilder: Anke Schröfel

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CHORTAGE HANNOVER 2017

Die Mitglieder von Das Xperiment aus

dem südniedersächsischen Hattorf ließen

neben ihrer Freude am Singen auch ihren

Hang zur Comedy durchblitzen – schön

demonstriert mit dem Allerwelt-Medley,

einer Sammlung bekannter Schlager

nebst passender Choreo. Danach schön

jazzig und cool mit kleiner Kombo die

Hannover Jazz Singers, die ihren Set mit

dem herrlich funky „Soul with a capital S“

(Kerry Marsh) ausklingen ließen.

Vorläufi ger Höhepunkt des Abends war

der starke Auft ritt der Ensembleformati-

on der Sense Of Sound Singers aus Liver-

pool mit zum Teil eigenen Arrangements

sowie ausgefallenen Interpretationen von

Covertiteln. Die intensiven Klänge der

acht Stimmen blieben bis weit nach dem

Konzert im Ohr.

Das war schon eine tolle Veranstaltung

in den Herrenhäuser Gärten. Wir sind

sehr froh, da mitgemacht zu haben.

Sehr beeindruckend auf der einen Seite

und auf der anderen Seite auch sehr

schön, welche neuen Ideen man allein

dadurch bekommt, wenn man anderen

Chören zuhören kann, was man bei uns

im Harz im Jazz-/Popbereich leider viel

zu selten machen kann. Danke, dass wir

dabei sein durften.

André Wenauer/Das Xperiment

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Wie ein Fisch im Wasser | Chefdirigent Andrew Manze war voll in seinem Element – er „arbeitete“ den Messiah.

Mit-Singen – 600 Sängerinnen und Sänger beim „Messiah“

Profesionelle Unterstützung | Der Landesjugendchor Niedersachsen und der Konzertchor der Hochschulefür Musik, Theater und Medien Hannover bildeten das chorische Rückgrat des Mitsing-Konzerts.

Andrew Manze mag ganz off ensicht-

lich Händel, deswegen annektierte er

gleich zu Beginn des Konzerts in seiner

Begrüßung den 1685 in Halle (Saale)

Geborenen augenzwinkernd als „Eng-

lands größten Komponisten“. Und aus

gleichem Grund muss er sich wie der

sprichwörtliche Fisch im Wasser gefühlt

haben – in seinem Element. Manze hatte

alles im Griff , war ständig in Bewegung,

dirigierte auf der Bühne und die Saal-

sänger und meisterte so jederzeit die an-

spruchsvolle Rhythmik des Werks.

Der Start in die CHORTAGE 2017

– gleichzeitig Abschluss des NDR Mu-

sikfestes – konnte nicht besser gelingen.

Beim 2. MitSingKonzert in der Geschich-

te der CHORTAGE waren unter der Ge-

samtleitung von Dirigent Andrew Man-

ze neben der NDR Radiophilharmonie

der Landesjugendchor Niedersachsen,

der Konzertchor der Musikhochschule

sowie der MitSingChor mit knapp 500

Sängerinnen und Sängern dabei.

Es war schon ein besonderes Klanger-

lebnis, denn die Gastsänger und Chor-

gruppen („Mitsingen für alle“: Chor-

verband und Radiophilharmonie hatten

Gastsänger eingeladen) waren mit im

Saal. Als Zuhörer saß man mittendrin im

Klang, erlebte oft einen beeindruckenden

Surround-Sound bei den vielstimmigen

Passagen und war umhüllt von pracht-

voller Chormusik in englischer Sprache.

Gänsehautniveau natürlich garantiert

beim stimmengewaltigen „Halleluja“.

Die Vorarbeit mit den so ganz unter-

schiedlichen Chören (Einstudierung

Konzertchor HMTMH und MitSingChor:

Prof. Frank Löhr, Landesjugendchor: Prof.

Jörg Strube) brachte eindrucksvolle Er-

gebnisse: ein mitreißendes Konzert, vol-

ler Dynamik und Wohlklang und mit den

überzeugenden Solisten Ruby Hughes

(Sopran), Diana Moore (Alt), James Ox-

ley (Tenor) und James Platt (Bass). Am

Ende gab es nicht endenden wollenden

Jubel-Applaus für die Akteure.

Das nächste MitSingKonzert im Rah-

men der CHORTAGE HANNOVER fi n-

det 2019 statt – voraussichtlich „Samson“

von Händel.

Mittendrin | Das Publikum erlebte das Konzert quasi im „Surround-Sound“: vorn auf der Bühne die Profi sänger und das Orchester, im Hintergrund der Mitsing-Chor.

Jazz ’n‘Pop-Night, die 2. …

Nach einer Pause startete das zweite

Konzert der Jazz ’n‘ Pop-Night mit einem

Siegerensemble – dem Jugendchor Essen-

zen aus Bremerhaven. Dieser hatte erst

am Nachmittag beim Bremer Landes-

chorwettbewerb die Kategorie Populäre

Chormusik a-cappella gewonnen, verbun-

den mit der Einladung zum Deutschen

Chorwettbewerb 2018 in Freiburg. Am

Abend bei den CHORTAGEN zeigte der

20-köpfi ge Chor mit drei überzeugend

vorgetragenen Songs, warum er im nächs-

ten Jahr nach Freiburg reisen darf.

Anschließend bewiesen die Mixed

Voices mit dem „4-Chord Song“ erfolg-

reich, dass eine große Zahl an Hits tat-

sächlich nur auf der Akkordfolge E – H

– cis – A basiert. Mit dem Jazzchor Af-

ter Six stellte nach den Mixed Voices ein

weiterer Stammgast der CHORTAGE

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einen Ausschnitt aus seinem aktuellen

Programm vor. Hier konnte insbeson-

dere das stimmlich sehr anspruchsvolle

achtstimmige „Woods“ (Justin Vernon,

Arr. Kerry Marsh) gefallen. Auch clazz –

Junger Konzertchor Hannover zählt schon

seit einigen Jahren zu den gerne gehör-

ten Gästen in Herrenhausen. Dieses Mal

überraschten sie das Publikum mit einer

modern-jazzigen Version eines der be-

liebtesten deutschen Volkslieder – „Wenn

ich ein Vöglein wär’“.

Mit dem Auft ritt der Vivid Voices, dem

Jazzchor der HMTMH, erreichte dieser

Abend vermeintlich seinen absoluten Hö-

hepunkt – mit „Baba Yetu“ und „Hymn of

Acxiom“ glänzte der Chor einmal mehr

auf spektakuläre Weise wie in jedem Jahr.

Doch weit gefehlt – der knapp 30 Perso-

nen zählende Bonner Jazzchor sowie das

zum tatsächlichen Abschluss des Abends

gemeinsam mit Vivid Voices gesungene

„Give us a little love“ toppten alles zu-

vor Gebotene ein weiteres Mal – tosende

Jubelstürme, die Galerie Herrenhausen

„stand Kopf“.

Die 9. CHORTAGE HANNOVER

konnten durchaus als Parade der New-

comer betrachtet werden, denn sowohl

Be:Sound mit Pop-Songs als auch der

Kammerchor Schloss Ricklingen mit ei-

nem sehr heterogenen Beitrag von Dow-

land bis Robbie Williams reihten sich in

den Reigen der erstmals teilnehmenden

Chöre ein. Die Capella St. Crucis dagegen

zählt zu den immer wieder gern gehörten

Gästen und überzeugte wie auch in den

Jahren zuvor mit einem ex trem intensi-

ven und ausbalancierten Vortrag – ins-

besondere das „Adios Nonino“ von Astor

Piazolla und Benjamin Brittens „Advance

Democracy“ beeindruckten. Auch das

Chorensemble Hannover gefi el insbeson-

dere mit Eric Whitacres „Th e Seal Lulla-

by“ mit wundervoll austarierten Harmo-

nien und Klängen.

Den umjubelten Abschluss der Nacht

der Chöre gestaltete die Hörbänd aus

Hannover – ein fünfk öpfi ges Vokalen-

semble, das vorwiegend Eigenkompositi-

onen präsentiert. Den ultimativen Knaller

landeten sie aber mit ihrer Zugabe „Die

Aff en rasen durch den Wald“, mit dem sie

bereits im Oktober 2016 in der Sendung

„Die große Chance der Chöre“ bei ORF

(Österreichischer Rundfunk) einen gro-

ßen Erfolg gelandet hatten.

Mit Solisten Bemerkenswert

– alle Solistinnen und Solisten des

Konzerts stammen aus den Chören.

Ganz vorne Der Kammerchor Hannover stellte

sich ganz nahe zum Publikum auf.

Hohe Kunst Der Norddeutsche

Figuralchor forderte vom Publikum voll-

ste Konzentration.

Newcomer 1 Vocal Temptation war zum ersten Mal mit von der Partie.

Newcomer 2 Auch Be:Sound gas-tierte erstmals bei den CHORTAGEN.

Englische GästeDas Vokalensemble der Sense Of Sound Singers aus Liver-pool war bei den CHORTAGEN 2017 zu Gast.

Nächtlicher Chor-Marathon

Nicht nur der Abschlussabend der dies-

jährigen CHORTAGE mit der Jazz ’n‘ Pop-

Night hatte marathonhaft e Ausmaße,

auch die Nacht der Chöre am Tag zuvor

verlangte mit 16 Teilnehmergruppen

vom Publikum viel Ausdauer, wenn sich

der Zuhörer denn nicht auf das erste oder

zweite Konzert beschränken mochte.

Stilistisch wurde am 16. Juni ein riesi-

ges chorisches Potpourri geboten – vom

Kinderchor über Pop, Gospel, Volkslied,

Vocal Jazz, Alte Meister, Klassik bis hin

zu Gegenwartsmusik war nahezu alles

vertreten.

Den Anfang machte der Kinderchor der

Musikschule Hannover mit „Der blaue Pla-

net“, einem kindgerechten Musical über

das Wohl und Weh der Welt. Sehr schön

hierbei die choreografi sche Umsetzung

und die sängerische Leistung der kleinen

Sängerinnen und Sänger. Die Kinder-

und Jugendkantorei Großenheidorn hatte

bei ihrem Vortrag ein wenig den Schalk

im Nacken – „Dear future husband“ von

Meghan Trainor und „Liebeslied“ in sie-

ben Sprachen gesungen (davon als letzte in

Kanak Sprak) ernteten zahlreiche Lacher

und begeisterten Applaus vom Publikum.

Danach gaben der Pop- und Gospelchor

Luthe und Vocal Temptation, die beide

erstmals an den CHORTAGEN teilnah-

men, Teile ihres aktuellen Programms

zum Besten. Einen starken Kontrast dazu

bildete der Konzertchorchor Kleefeld mit

A-cappella-Konzert II

Einen sehr diff erenzierten Chorklang bot

am 15. Juni der Johannes-Brahms-Chor

beim zweiten A-cappella-Konzert der

Chortage Hannover. Den Schwerpunkt

setzte der Chor auf Werke von Johann

Hermann Schein und Max Reger. Die

Sätze sind biblische Hommagen, getragen

und atmosphärisch dicht gesungen. Der

Kammerchor Hannover suchte mit einer

anderen Aufstellung auf der Bühne den

Kontakt zum Zuschauerraum. Das rhyth-

misch pointierte „Jesu meine Freude”

von Sven-David Sandström brachte neue

Klänge in die Orangerie.

Das Collegium Vocale beeindruckte mit

dem „Sfogava con le stelle“ von Claudio

Monteverdi: Das Stück bestach durch das

gesprächsartige Arrangement, in dem fast

jede Stimmlage abwechselnd dominiert,

bis die Stimmen zu einem Gesamtklang

zusammenschmelzen. Philosophischen

Fragen widmete sich der Chor in „War-

um ist das Licht gegeben” von Johannes

Brahms. Der sich aufb auende, eindring-

licher werdende Klang gibt dem Stück

mystische Sakralität.

Mit einer assoziativen Mischung aus

Französisch und Pseudo-Hindu schloss

der Norddeutsche Figuralchor das Kon-

einem eher romantisch ausgerichteten

Beitrag. Der nachfolgende Jazzchor Celle

steht in seiner Entwicklung noch ganz

am Anfang – deswegen war es lobenswert

und sehr mutig, sich nach sechs Monaten

bereits auf die große Bühne zu wagen –

und sie enttäuschten keineswegs.

Der Junge Chor Hannover bewies sei-

ne musikalische Variabilität mit Stücken

von der Renaissance („Five Knacks for

Ladies“) bis zu den Beatles und Robbie

Williams. Zum Abschluss des ersten Kon-

zerts der Nacht der Chöre überraschte

der Chor der Leibniz Universität mit dem

augenzwinkernden „Always look on the

bright side of life“ aus dem Kinohit „Le-

ben des Brian“ der englischen Satiregrup-

pe Monty Python.

Nacht der Chöre, die 2. …

Auch das zweite Konzert im Rahmen der

Nacht der Chöre bot stilistisch eine sehr

große Bandbreite. Den Auft akt machte

die erstmals beteiligte Messiaskantorei

u.a. mit dem sehr interessanten „Gloria

ad modum tubae“. Auch der Kammer-

chor an der TU Clausthal war neu bei den

CHORTAGEN. Er überzeugte mit einem

schönen ausgewogenen Klang und seiner

Fokussierung auf moderne Chormusik.

Mit dem Kammerchor Herrenhausen folg-

te ein „alter Hase“ der CHORTAGE, der

ein vollkommen neues Programm vor-

stellte. Der Wechsel in der Chorleitung

zu Christian Velden zeigt seine positiven

Auswirkungen.

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CHORTAGE HANNOVER 2017

Internationales Kinder- und Jugendchorzentrum Christuskirche Hannover

Beyond MESSIAH

Das Internationale Kinder- und Jugend-

chorzentrum Christuskirche Hannover

war Ende Juni 2017 Ort für ein ganz be-

sonderes Chorprojekt mit Konzert, Sym-

posium und Dirigierworkshop. Unter der

Leitung von Prof. Frank Löhr, Dozent an

der HMTMH, entstand das Projekt Be-

yond MESSIAH, bei dem Chorpartituren

und Arien des Händel-Oratoriums zeit-

genössischer A-cappella-Musik gegen-

über gestellt wurden. Zur Realisierung

von Beyond MESSIAH wirkten die Aus-

bildungsbereiche Gesang, Dirigieren,

Komposition, Alte Musik, Instrumental-

spiel, Musikwissenschaft und elektroni-

sche Musik zusammen.

Die festliche Musik von Händels Ora-

torium Messiah traf auf eine Klangcolla-

ge mit Solisten, Chor, Orchester, Schlag-

werk, Synthesizern und Live-Elektronik.

Neue und zum Teil eigens hierfür ge-

schriebene Kompositionen standen beim

Konzert neben Klassikern der Moderne.

Sie beleuchtete und refl ektierte spirituel-

le und philosophische Aspekte wie Engel,

Schuld, Wiedergeburt, Gewalt und Trost

aus nicht-biblischer Perspektive. Es mu-

sizierten Solisten und Konzertchor der

HMTMH, Mitglieder der Hannover-

schen Hofk apelle und das Chrysander-

Ensemble aus Hamburg (siehe Bild).

Das Dirigat des Konzertes führten

Heng Che, Prof. Frank Löhr und Stu-

dierende der Dirigierklasse, zum Teil

als Element ihrer Masterprüfung, zum

Teil als Part der Praxis-Ausbildung. Die

künstlerische Gesamtleitung hatte Prof.

Frank Löhr. Das Konzert wurde beglei-

tet durch ein musikwissenschaft liches

Symposium und ein öff entliches Diri-

gieratelier: Im Dirigierkurs für studenti-

sche Dirigentinnen und Dirigenten gab

es einen Einblick in die praktische Un-

terrichtsarbeit an der HMTMH.

zert. Übersetzbar ist das Liebeslied „Cinq

rechants” von Olivier Messiaen nicht, was

auch nicht beabsichtigt ist: Die teilweise

überdeutliche Akzentuierung und wie-

derholende Motive sind deskriptiv genug.

Soli werden von Sprechgesang abgelöst.

Die Stimmen singen zeitweise als Vokal-

ensemble.

Vorschau CHORTAGE HANNOVER 2018

Eine bemerkenswerte dirigentische Quali-

tät zeichnete das erste A-cappella-Konzert

der diesjährigen Chortage am 13. Juni aus.

Fünf Chöre präsentierten in der Orange-

rie Herrenhausen ein abwechslungsrei-

ches Programm zwischen Renaissance

und Moderne. Der Hannoversche Oratori-

enchor zeigte, dass auch ein traditionsrei-

cher symphonischer Konzertchor Freude

am A-cappella-Singen haben kann. Im

Programm des Ensembles Vox aeterna fi el

die klangfarbige Vertonung des Nikolaus-

Lenau-Gedichts „Die Stimme des Kindes“

durch den fi nnischen Komponisten Jaako

Mäntyjärvi besonders auf. Die Camerata

Vocale Hannover bot trotz kurzfristigem

Chorleitungswechsel eine beachtliche

Chorleistung. Die „Six Chansons“ von

Paul Hindemith waren dafür ein beson-

ders gelungener Beweis. Der recht groß

besetzte Chor der Medizinischen Hoch-

schule sorgte für einen guten Ausgleich

der Stimmregister und erreichte so einen

wohltuend warmen und geschlossenen

Gesamtklang.

Während diese vier Chöre in traditio-

neller Choraufstellung sangen, geht der

Frauenchor Hannover neue Wege. Aus-

wendig singend bereicherten die Damen

ihre Darbietung immer wieder mit sze-

nischen Akzenten. So machten sie beson-

ders Leonhard Lechners Madrigal „Hört,

was sich hat zugetragen“ zu einem akusti-

schen und optischen Vergnügen.

Zum Abschluss

Die 9. CHORTAGE HANNOVER boten

erneut außergewöhnliche und begeis-

ternde Chorvorträge. Eine Steigerung

der Qualität scheint fast unmöglich, den-

noch können wir uns für die kommende

Ausgabe – das 10-jährige Jubiläum – auf

wiederum herausragende Chormusik

freuen.

Klare Stimmen | Der Knabenchor Hannover gefi el mit einem ausgewogenen Gesamtklang.

Mit Freude a-cappella | Auch ein symphonischer Konzertchor wie der Hannoversche Oratorienchor liebt A-cappella-Musik.

Junge Verbindung | Die Camerata Vocale Hannover wird erst seit kurzem von Alana Brandt geleitet.

Nach dem Abschluss der CHORTAGE

HANNOVER 2017 richtet sich der Blick

der Organisatoren auf die nächste Aus-

gabe, die ein kleines Jubiläum darstellt:

10 Jahre CHORTAGE HANNOVER.

Neu ist die Kooperation mit dem Fo-

rum Agostino Steff ani – Steff ani war ein

Förderer des jungen Georg Friedrich

Händels. Zur Auff ührung kommt als

Auft akt der CHORTAGE und Abschluss

der Festwoche des Forums die „Marien-

vesper“ von Bonifazio Graziani. Zum

Abschluss der CHORTAGE gibt es 2018

wieder ein Oratorium von Händel: „Jeph-

tha” (HWV 70) steht auf dem Programm.

Zwei Meisterkonzerte, ein Konzert „Jun-

ge Stimmen“, die nicht wegzudenkende

Jazz ’n‘ Pop-Night und die ebenfalls sehr

beliebte Nacht der Chöre komplettieren

die sicherlich wieder hochinteressante

Planung. Auch das zunehmend belieb-

ter werdende Singen in der Allee fi ndet

erneut statt.

Chöre oder Ensembles, die 2018 dabei

sein möchten, sollten sich umgehend

per E-Mail an die Intendanz wenden

([email protected]). Fort-

laufend aktuelle Informationen fi nden

Sie im Internet unter

� www.chortage-hannover.de.

Das war ein sehr schönes Konzert in

der Orangerie, das meine Frau und

ich hören konnten. Solche jungen

Chöre machen doch Hoff nung, dass

die Chormusik insgesamt von deren

Qualität profi tieren wird. Dafür sich

einzusetzen macht alle Arbeiten im

Vorfeld zu einem Gewinn.

Andreas Göpfert

Junge Stimmen

Den Anfang machte beim Konzert „Jun-

ge Stimmen“ am 14. Juni der Knabenchor

Hannover mit dem schön beschwingt

spielenden Barockensemble La Festa Mu-

sicale mit Telemanns „Ein feste Burg ist

unser Gott“ und Pachelbels „Gott ist un-

sere Zuversicht und Stärke“. Herrlich kla-

re Stimmen, hochnuancierte Dynamik,

schöner, ausgewogener Gesamtklang.

Dann kam der gemischte, fast 40-köp-

fi ge Quilisma-Jugendchor Springe dazu.

Gemeinsam sangen 100 junge Stimmen

erneut „Ein feste Burg …“, dieses Mal von

Hans Leo Haßler. Danach trat der Kna-

benchor ab, Keno Weber dirigierte. Wie-

der „Ein feste Burg …”, erst von Stephan

Mahu, dann von J.S. Bach. Originell, das

von vier Komponisten bearbeitete Werk

direkt gegenüberzustellen. Bei Bachs Ver-

sion bewiesen junge Solisten eindrucks-

voll ihr Können: Inga Krause (Sopran),

Sara Zwingmann (Alt), Steff en Kruse (Te-

nor) und Friedemann Gottschlich (Bass).

A-cappella-Konzert I

Nach der Pause fesselten der Mädchen-

chor Hannover und das Ensemble Ok-

toplus mit „Laudate Pueri” (Psalm 112),

einem sechssätzigen Musik-Juwel von

Johann Adolf Hasse das Publikum. Dabei

verzauberten insbesondere die Solo-Sän-

gerinnen Inga Krause, Sara Zwingmann

und Katharina Held mit wunderbar

schwebend gesungenen Arien. Bemer-

kenswert nebenbei: Alle Solisten des Kon-

zertabends stammen aus den Chören.

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