zeitreise „spätromantik“
DESCRIPTION
Unterrichtsmaterial von Johanna Franz (Orchesterpädagogin der Hamburger Symphoniker)TRANSCRIPT
Zeitreise „Spätromantik“
Unterrichtsmaterial von: Johanna Franz-‐Orchesterpädagogin der Hamburger Symphoniker
© J. Franz 2
Liebe Schüler des Kunst vernetzt Projekts: Zeitreise „Spätromantik“
In dieser Saison reisen die Hamburger Symphoniker und die Hamburger Kunsthalle mit euch in eine
Epoche des 19./20. Jahrhunderts. Sie nennt sich Spätromantik. Wie es zur romantischen Bewegung
kam und wie sich die Menschen von damals gefühlt haben, all dies möchten wir euch in diesem
Projekt näher bringen. Und damit das so realistisch wie möglich geschieht, haben wir für euch unter
anderem einen ganz besonderen Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts
ausgesucht: Gustav Mahler. Er war ein sehr berühmter und bedeutender Komponist und Dirigent in
der Epoche der Spätromantik und seine Musik wird bis heute an allen großen Konzerthäusern der
Welt aufgeführt. Bald auch in der Hamburger Laeiszhalle mit den Hamburger Symphoniker. Mahler
gilt zudem als Mitbegründer der Epoche Moderne, die nach der Spätromantik kam. Seine 9.
Symphonie ist der Übergang von der romantischen Musik zur modernen Musik.
Doch nicht nur das. Auch ihr sollt künstlerisch kreativ werden und eurer Fantasie freien Lauf lassen,
denn darum geht es in unserem Projekt: Die Welt der Musik erfahren und Kunst erleben. Wir freuen
uns schon euch persönlich kennenzulernen!
Wir wünschen euch viel Spaß bei unserer Zeitreise „Spätromantik“ und freuen uns euch
kennenzulernen.
Eure Hamburger Symphoniker und die Hamburger Kunsthalle
© J. Franz 3
1. Arbeitsblatt: Die Zeitreise beginnt….
Wir reisen diesmal in eine Epoche des 19. Jahrhunderts: der sogenannten ROMANTIK. Das Wort
Romantik stammt von dem altfranzösischen Wort Romance ab, was soviel bedeutet wie „Dichtung“
oder „Roman“. Stellt euch vor wir reisen in eine Welt in der es noch keine Elektrizität gibt und alles
Lebensnotwenige von Menschen und Tieren selbst erledigt wird. Es gibt noch keine Autos, Computer
oder gar Fernseher. Die Wohnungen erhellt man mit Kerzen oder Petroleumlampen und gekocht
wird auf einem Kohleofen. Die Straßen bestehen aus Schotter oder Pflastersteinen und die
Menschen bewegen sich auf Segelschiffen, zu Pferd oder mit Kutschen. Doch dann plötzlich erfindet
ein Herr namens Richard Trevithicks eine sensationelle Errungenschaft: Die Dampflokomotive.
So in etwa soll die erste Dampflokomotive ausgesehen haben und wurde im Jahre 1803
gebaut. Die Erfindung der Dampflokomotive sollte das Leben der Menschen von nun an
grundlegend verändern. Langsam begannen die Maschinen immer besser und schneller zu
werden und erleichterten den Menschen ihre Arbeit. Doch nicht nur das. Die Welt wurde
immer lauter und lauter, immer mehr Qualm verdunkelte den Himmel und die Menschen
wurden von Maschinen ersetzt und verloren ihre Arbeit. Und genau aus dieser dunklen
© J. Franz 4
Stimmung heraus entstand eine Gruppe von Künstlern, die sich Romantiker nannten. Sie
sehnten sich wieder nach mehr Ruhe, nach der Schönheit der Natur, nach Unendlichkeit und
nach Gefühlen, also Romantik.
Aufgabe: Schreibt eine Phantasiegeschichte, die im frühen 19. Jahrhundert spielt. Wie
stellt ihr euch die Welt von damals vor? Versucht möglichst viele Gefühlsausdrücke in die
Geschichte hineinzupacken. Die Geschichte beginnt in einer alten Burg. Um die Burg
herum entstehen gerade viele neue Fabrikgebäude. Ihr möchtet mit eurer Kutsche zu
einem nahegelegenen See fahren um den Sonnenuntergang zu genießen. Doch vorher
müsst ihr durch ein Industriegebiet hindurch. Beschreibt eure Reise. Wie fühlt ihr euch?
Was seht ihr? Wie riecht es dort? Was für Geräusche hört ihr? Beschreibt möglichst
ideenreich.
© J. Franz 5
2. Arbeitsblatt: Die Epoche der Romantik in der Musik
In der Musik umfasst die Epoche der Romantik etwa den Zeitraum von 1820 bis 1910.
Die musikalische Romantik lässt sich in 3 Entwicklungsphasen unterteilen:
1.) die Frühromantik (ab 1820)
2.) die Hochromantik (bis 1850)
3.) die Spätromantik (bis 1910 wurde auch Nachromantik genannt): in dieser Zeit entstand
Mahlers 9. Symphonie.
Die Grundthemen der Romantik:
-‐ Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität, sowie Seele und
gequälte Seele. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht und Geheimnis.
-‐ Als symbolische Orte galten beispielsweise:
mittelalterliche Ruinen, alte Märchen, nebelverhangene Wälder und die Natur allgemein.
-‐ Als das zentrale Symbol der Romantik galt die Blaue Blume.
© J. Franz 6
3. Arbeitsblatt: Hallo, mein Name ist Gustav Mahler.
(Mahler in Hamburg, 1892)
Ich wurde am 7. Juli 1860 in einem kleinen Dorf namens Kalischt (heutiges Tschechien)
geboren. Mein Vater hieß Bernhard und war Inhaber einer Schnapsbrennerei und meine
Mutter hieß Maria. Sie bekam insgesamt 14 Kinder. Als ich ein Jahr alt war, zog meine
Familie in einen Ort namens Iglau.
Bereits mit 3 Jahren erkannten meine Eltern mein großes musikalisches Talent. Ich merkte
mir jede Melodie, die ich irgendwo hörte und konnte sie nachsingen. Im Alter von 6 Jahren
lernte ich dann Klavier spielen und komponierte meine ersten Werke. Im Laufe meines
Lebens komponierte ich insgesamt 10 Symphonien, 3 Opern, zahlreiche Klavierwerke und
Lieder. Die meisten davon widmete ich meiner geliebten Ehefrau Alma Mahler.
© J. Franz 7
Als Kind fiel ich oft durch meine Tagträume auf. In der Schule dachte man, ich wäre
unkonzentriert. Dabei war ich doch nur in Gedanken bei meinen Musikstücken, die mir im
Kopf herum gingen. Das konnten die Lehrer damals nicht verstehen.
Zum Studium zog ich im Alter von 15 Jahren in die Stadt der Musik-‐nach Wien. Wien ist die
Hauptstadt Österreichs und wirklich eine der schönsten Städte der Welt. Mit 20 begann
meine Karriere zunächst als Dirigent. Ich bekam Stellen in Städten wie Kassel, Prag, Leipzig,
Budapest und Hamburg. In Hamburg war ich zu der damaligen Zeit einer der ersten
Radfahrer der Stadt. Könnt ihr euch das vorstellen? Damals wurde das Fahrrad erst langsam
modern. Mit 37 wurde ich endlich zum Direktor der Wiener Hofoper ernannt. Das war
damals eine der begehrtesten Stellen überhaupt. Die Wiener Hofoper nennt man heute
Wiener Staatsoper und sie gilt als eines der besten und berühmtesten Opernhäuser der
Welt.
Als Operndirektor war ich nicht sehr beliebt. Zwar schätzte man mein Können als Dirigent,
aber meine Kompositionen waren dem Publikum oft zu modern. Man konnte sagen: ich war
meiner Zeit weit voraus. Auch mit den Musikern war ich extrem streng. Wenn jemand nicht
gut geübt hatte, warf ich ihn einfach aus dem Orchester raus. Und wenn jemand aus dem
Publikum zu spät ins Konzert kam, dann drehte ich mich herum und warf ihm einen bösen
Blick zu. Ich wusste schon, dass mich das bei vielen Menschen unbeliebt machte, aber mir
war die Musik eben wichtiger als alles andere im Leben und ich konnte so etwas nicht
verstehen.
© J. Franz 8
Übrigens:
Sinfonie oder Symphonie (von griechisch sýmphōnos ‚zusammenklingend‘, ‚harmonisch‘,
auch ital. Sinfonia) ist eine seit Beginn des 17. Jahrhunderts Bezeichnung für große
Orchesterwerke. Im Laufe der Zeit wurden die Symphonien immer größer, sowohl was die
Besetzung anging, als auch die Sätze. Bei Gustav Mahler fand die Symphonie ihren
musikalischen Höhepunkt. Seine 9. Symphonie umfasst vier Sätze (also Teile) und hat die
Besetzung: 4 Flöten, Piccoloflöte, 3 Oboen, Englischhorn, 4 Klarinetten, Bassklarinette, 3
Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagwerk, 2
Harfen und Streicher.
Gustav Mahler im Alter von 6 Jahren. Gustav hatte Angst, vor
großen Fotoapparaten.
Wiener Staatsoper am Ring
Damals Wiener Hofoper genannt. Hier hat Gustav
Mahler 1897-‐1907 dirigiert.
© J. Franz 9
Alma und Gustav Mahler 1902
Alma Mahler und die beiden Töchter Anna und Maria
© J. Franz 10
4. Arbeitsblatt: Zeitreise mit Gustav Mahler Teil 1
Gustav Mahler komponierte zwischen 1909 und 1910 seine 9. Symphonie. Doch was genau
waren die Themen die ihn damals beschäftigten? Wir machen zunächst eine kleine Zeitreise
in das Jahr 1900 nach Wien.
Teil 1: Um 1900 gab es große Veränderungen für die Menschen in Österreich. Wien befand
sich im Umbruch und Mahler war musikalisch einer der ganz großen Vorreiter. Im Jahre 1900
regierte noch der Kaiser Franz Joseph, der mit der berühmten Kaiserin Sissi verheiratet war.
Leider starb Sissi zwei Jahre zuvor. Das warf ganz Österreich in eine tiefe Trauer.
Ein ganz großes Thema der damaligen Zeit war die Freiheit. Die Freiheit seine Meinung
äußern zu dürfen beispielsweise. Das war nämlich nicht immer so normal, wie es heute in
Deutschland der Fall ist. Damals begann man sich langsam von den großen Monarchen
abzugrenzen und sich seine eigene Meinung zu bilden und frei zu äußern. Ein weiteres
wichtiges Thema war die Gleichstellung von Frauen. Frauen kämpften für ihre
Gleichberechtigung, beispielsweise, dass sie zur Schule gehen durften, oder zum Studium.
Was? Habt ihr da richtig gelesen? Ja, es war nicht immer erlaubt, dass Mädchen zur Schule
gingen. Auch darüber können wir heutzutage sehr glücklich sein.
Die zahlreichen technischen Erfindungen machten den Menschen damals zu schaffen.
Plötzlich fuhren Automobile und Straßenbahnen durch die Stadt. Das kannten die Menschen
kaum. Das war auf der einen Seite praktisch, aber die Stadt wurde immer lauter und lauter.
Das Grammophon (Vorläufer des Plattenspielers und des CD-‐Players) und der
Kinematograph (Vorläufer der Filmkamera) wurden erfunden.
Auch in der Kunstszene tat sich viel. Die Musiker und Künstler strebten nach der Freiheit der
Kunst/Musik.
© J. Franz 11
Aufgabe: Hört euch den 3. Satz der 9. Symphonie an. In diesem Satz kannst du 2 wichtige
Sachen erkennen. Zum einen beschreibt Mahler die Unruhe die durch das erwachende
Industriezeitalter in den Städten entstand. Wenn du genau hinhörst, kannst du dir das
chaotische Treiben der Menschen auf den immer voller werdenden Straßen Wiens
vorstellen. Ab und zu hört man ein Klingeln, dass an die Wiener Straßenbahn erinnert. Die
Wiener Straßenbahnen klingeln heute übrigens immer noch so schön. Deswegen nennen
die Wiener ihre Straßenbahn auch liebevoll „Die Bimm“.
Zum anderen erkennen wir in diesem Satz gut, wie Mahler sich die Freiheit der Musik
vorstellt. Teilweise komponiert er mehrere Melodien übereinander. Das klingt teilweise
sehr chaotisch und war damals eine ganz neue Kompositionstechnik. Mit dieser Art von
Musik leitete Mahler die nächste Epoche nach der Spätromantik ein. Sie heißt Moderne.
© J. Franz 12
5. Arbeitsblatt: Zeitreise mit Gustav Mahler Teil 2
Teil 2: Kommen wir nun zurück zu Gustav Mahler und zum Jahr 1907. Das Jahr 1907 war ein
Schicksalsjahr für die Familie Mahler. Die Tochter Maria stirbt und bei Gustav wird ein
schwerer Herzfehler festgestellt. Nach dieser Diagnose gibt er seine Traumstelle des
Hofoperndirektors auf und zieht sich in sein Kompositionshäuschen in Toblach zurück. In den
Jahren 1909 -‐1910 komponiert er dort seine berühmte 9. Symphonie. Seine Frau Alma und
die Tochter Anna sind bei einem Kuraufenthalt in Levico. Mahler ist beim Komponieren
gerne allein und lauscht den Klängen der Natur. Er schreibt: „Das Alleinsein ist den ganzen
Tag über schön-‐sehr schön“.
Aufgabe 2: Hört euch den 4. Satz der 9. Symphonie an. Schließt dabei die Augen und
versucht euch vorzustellen ihr wäret Mahler. Welche Gedanken gehen euch durch den
Kopf, wenn ihr diese Musik hört?
(Empfehlung: Wenn die Kinder auf Matten auf dem Boden liegen, können Sie der Musik
aufmerksamer folgen!)
© J. Franz 13
6. Arbeitsblatt: Zeitreise mit Gustav Mahler Teil 3
Teil 3: Ein Tagesablauf von Mahler sah folgendermaßen aus: Er stand immer gegen 6 Uhr
früh auf, schwamm im nahegelegenen See und setzte sich dann direkt in sein
Komponierhäuschen. Dort war bereits das Frühstück für ihn gedeckt. Nach dem Frühstück
begann er sofort mit dem Komponieren. Gegen Mittag rief ihn ein Signal zum Mittagessen,
danach machte er einen Mittagsschlaf und am Nachmittag eine längere Bergwanderung.
Abends gab es relativ früh Abendessen. Dort saß die Familie Mahler gern zusammen redete
miteinander, man las oder spielte Klavier. Danach gingen alle sehr früh zu Bett.
Aufgabe 1: Stell dir vor, du würdest in diesem kleinen Häuschen in den Tiroler Bergen
sitzen. Du machst das Fenster auf, die Sonne strahlt herein und du hörst viele schöne
Naturgeräusche. Schreibe einen Tagebucheintrag aus der Sicht Gustav Mahlers und stelle
dir darin folgende Fragen: Was höre ich? Was vermisse ich? Worüber bin ich traurig?
Worüber freue ich mich umso mehr? Was mache ich den ganzen Tag?
Die Geschichte beginnt so: Hallo liebes Tagebuch. Ich sitze hier in meiner schönen Hütte in
Toblach. Die Sonne scheint. u.s.w.
Aufgabe 2: Hört euch den 1. Satz von Mahlers 9. Sinfonie an. Malt dabei ein Bild von dem
einsamen Gustav Mahler in den Bergen. Vor euch liegt ein See. Welche Tiere seht ihr? Wie
ist das Wetter?
© J. Franz 14
Mahlers Komponierhäuschen in Toblach
Mahlers See: Der Toblacher See
© J. Franz 15
7. Arbeitsblatt: Zeitreise mit Gustav Mahler Teil 4 Teil 4: Lest euch folgende wahre Geschichte über Mahler durch. Dort wird erklärt, was er
unter der Mehrstimmigkeit in der Musik versteht. Diese Mehrstimmigkeit nennt man
Polyphonie. Polyphonie kommt vom altgriechischen Wort polý = viel, mehr und phonḗ =
Stimme. Sie bezeichnet verschiedene Arten der Mehrstimmigkeit in der Musik.
Als wir nun Sonntags darauf mit Mahler denselben Weg
gingen und bei dem Feste auf dem Kreuzberg ein noch
ärgerer Hexensabbath los war, da sich mit unzähligen
Werkeln von Ringelspielen und Schaukeln, Schießbuden
und Kasperltheatern auch Militärmusik und ein
Männergesangsverein dort etabliert hatten, die alle auf
derselben Waldwiese ohne Rücksicht aufeinander ein
unglaubliches Musizieren vollführten, da rief Mahler: «Hört
ihr´s! Das ist Polyphonie und da hab´ ich sie her! Schon in
der ersten Kindheit im Iglauer Wald hat mich das so eigen
bewegt und sich mir eingeprägt. Denn es ist gleich viel, ob
es in solchem Lärme oder im tausendfältigen Vogelsang, im
Heulen des Sturmes, im Plätschern der Wellen oder im
Knistern des Feuers ertönt. Gerade so, von ganz
verschiedenen Seiten her, müssen die Themen kommen
und so völlig unterschieden sein in Rhythmik und Melodik
nur dass sie der Künstler zu einem
zusammenstimmenden und – klingenden Ganzen ordnet
und vereint.»
© J. Franz 16
Aufgabe: Wir spielen das Polyphoniespiel
1.) Teilt euch in 3 Gruppen auf. Ihr habt 5 Minuten Zeit zum proben. Am besten in unterschiedlichen Räumen.
2.) Gruppe 1 singt ein Lied (irgendeines),
Gruppe 2 überlegt sich einen gemeinsamen Rhythmus, den ihr gemeinsam klatscht
und
Gruppe 3 spricht miteinander (streitet und überfröhlich)
3.) Dann kommt ihr wieder in den Klassenraum zusammen und stellt euch im Kreis auf.
Ein Kind ist nun der Dirigent und steht in der Mitte. Es zeigt auf die jeweilige Gruppe,
die einsteigen soll. Nacheinander kommen die anderen Gruppen dazu, bis alle
gemeinsam musizieren. Dann zeigt das Kind wieder, welche Gruppe aufhören soll.
4.) Jedes Kind kann einmal in der Mitte stehen und den Dirigenten spielen.
5.) Besprecht wie es sich für euch angefühlt/-‐hört hat.
Aufgabe: Hört euch den 2. Satz der 9. Symphonie an. Stellt euch vor ihr wäret auf einem
großen Jahrmarkt und geht langsam darüber. Erst erklingen alle Stimmen geordnet, doch
mehr und mehr vermischen sich die Stimmen. Das ist die von Mahler so schön
beschriebene Polyphonie.
© J. Franz 17
Arbeitsblätter 8-‐13:
Das Orchester
Bald siehst du ein echtes großes Orchester bei der Probe. Kennst du schon alle Instrumente,
die dort bei den Hamburger Symphonikern erklingen werden?
Die Streichinstrumente
Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass
Die Streichinstrumente werden mit einem Bogen gespielt. Ein Bogen ist ein Stab aus Holz,
der sehr präzise geschliffen wurde. An ihm werden Pferdehaare aufgespannt. Über die
Streichinstrumentenkörper sind Saiten gespannt. Damit die Instrumente klingen, streicht
man mit dem Bogen über die Saiten. Daher heißen die Instrumente auch
„Streichinstrumente“. Die Geige ist das kleinste Mitglied der Familie Streicher. Die Bratsche
ist der große Bruder der Geige, und deshalb klingt sie auch ein bisschen tiefer. Die Geige und
die Bratsche werden beim Spielen zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Das Cello ist noch
größer, deshalb wird es zwischen den Knien fest gehalten und auf einem Stachel abgestützt.
Es klingt noch viel tiefer als Geige und Bratsche. Das größte und tiefste Saiteninstrument ist
der Kontrabass. Er ist so groß, dass man ihn nur stehend oder auf einem hohen Hocker
sitzend spielen kann. Achte bei der Probe in der Laeiszhalle doch mal auf die Kontrabässe.
Wie spielen die Musiker denn ihr Instrument? Sitzend oder stehend?
Übrigens:
Je kürzer und je dünner eine Saite ist, desto höher ist der Ton. Je dicker und je länger, umso
tiefer wird der Ton. Das kannst du beispielsweise mit Gummis ausprobieren. Nimm ein
kleines/dünnes und ein größeres/dickes Gummi. Spanne sie zwischen die Finger, bis sie straff
sind. Nun bitte einen Freund die Gummis zu zupfen. Wenn ihr ganz leise seid, werdet ihr
einen Unterschied feststellen können.
© J. Franz 18
Ratespiel: Kannst du erkennen welches Instrument eine Geige ist und welches ein Cello?
Wenn du magst, male diese beiden Bilder aus.
Die Holzblasinstrumente
Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott
Um einem Blasinstrument einen Ton zu entlocken muss der Musiker seine Atmung vorsichtig
einsetzen und genau wissen, wie viel Luft er in das Instrument blasen muss. Hast du schon
mal versucht in eine Flasche zu pusten und einen Ton zu erzeugen? Wenn nein, dann
probiere es doch mal aus. So ähnlich funktioniert das mit den Blasinstrumenten nämlich
auch, nur dass sie noch zusätzlich ein extra Mundstück haben. Es gibt die Familie der
Blechblasinstrumente und die Familie der Holzblasinstrumente. Die Querflöte ist zwar aus
Metall gebaut, zählt aber trotzdem zu den Holzblasinstrumenten, weil sie in früheren Zeiten
aus Holz gebaut wurde. Man hält die Querflöte seitlich und bläst in das Mundloch – dann
entsteht der Ton. Die Oboe ist dagegen wirklich aus Holz und etwas größer als die Flöte. Sie
klingt etwas tiefer und hat kein Anblasloch, sondern ein Mundstück mit einem
Doppelrohrblatt. Die Klarinette hat auch ein Mundstück, das sieht wie ein Schnabel aus. Der
Ton der Klarinette ist sehr weich und samtig. Das Fagott ist viel größer als die anderen
Instrumente und hat ein Doppelrohrblatt wie die Oboe. Es ist sozusagen der Opa der
Holzblasinstrumente.
© J. Franz 19
Das Mundstück der Oboe sieht so aus.
Das Mundstück der Klarinette sieht so aus.
Das Mundstück der Querflöte sieht so aus.
Aufgabe: Wieso zählt die Querflöte mit zu den Holzblasinstrumenten?
© J. Franz 20
Die Blechblasinstrumente
Trompete, Posaune, Horn, Tuba
Kommen wir nun zu den lauten Blechblasinstrumenten: Trompete, Posaune, Horn und Tuba.
Die Trompete hat an einem Ende ein Mundstück, am anderen Ende einen Schalltrichter
(s. Bild). Die Töne kann man mit Ventilen verändern. Die Trompete verleiht dem Orchester
einen strahlenden Glanz. Dann gibt es die Posaune. Sie hat zum Verändern der Töne eine
Zugvorrichtung – zwei unterschiedlich große, ineinander gesteckte Rohre, die sich
verschieben lassen! Das Rohr zwischen Mundstück und Schalltrichter ist viel länger, als bei
der Trompete. Deshalb klingt die Posaune auch tiefer. Das ist das gleiche Prinzip wie bei den
Saiten der Streichinstrumente. Erinnerst du dich?
Das Horn wiederum kennt ihr sicher alle – es wird auch heute noch bei der Jagd verwendet
und es ist auf jedem Postauto zu sehen. Wenn man eine Hand in den Schalltrichter steckt,
kann man den Klang des Hornes verändern. Aber es hat auch Ventile, um bestimmte Töne zu
spielen.
Die Tuba ist das größte unter den Blechblasinstrumenten, und daher auch das tiefste. Sie
wird normalerweise im Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Schoß des Tubistin Viola ruht.
© J. Franz 21
Aufgabe: Was ist was? Kannst du die Instrumente benennen und jeweils einen Kringel um
das Mundstück machen?
© J. Franz 22
Schlagwerk
Xylophon, Triangel, Drum Set, Marimbaphon, Glockenspiel, große Trommel, kleine Trommel,
Becken
Einige der Schlaginstrumente habt ihr sicherlich schon mal im Musikunterricht ausprobiert,
z.B. die Triangel, Glockenspiel, Xylophon und Trommel. Es gibt aber noch viele andere
Schlaginstrumente. Warum heißen diese Instrumente denn überhaupt Schlaginstrumente?
Na, weil man sie schlägt, schüttelt oder reibt und dadurch klingen sie. Der Schlagzeuger hat
in einem Orchester ganz schön viel zu tun.
Bei der Pauke kann man sogar die Töne neu einstellen. In den Pausen, wenn der Pauker Alex
gerade nicht spielt, sieht man ihn deshalb oft mit den Fingerspitzen ganz leise am Paukenfell
trommeln – er hört vorsichtig ab, ob die Pauke noch stimmt. Wenn du bei der Probe der
Hamburger Symphoniker bist, achte doch mal ganz genau darauf was der Pauker Alex macht.
© J. Franz 23
Aufgabe: Welche Schlaginstrumente kennst du denn noch? Male sie auf.
© J. Franz 24
Die Harfe
Die Harfe ist wahrscheinlich eines der ältesten Instrumente überhaupt! Sie besteht aus
Saiten, die in einen Rahmen gespannt sind. Die große Konzertharfe ist sehr schwer zu
spielen: sie hat 47 Saiten und 7 Pedale zum Umstimmen der Saiten.
Aufgabe: Male diese Harfe aus.
© J. Franz 25
Das Orchester und sein Dirigent
Wenn dann alle Musikerinnen und Musiker zusammenkommen, dann haben wir ein echtes
großes Symphonieorchester. Bei den Hamburger Symphonikern sind das manchmal bis zu
100 Musiker! Bei einem Konzert sind nicht immer alle Instrumente gleichzeitig im Einsatz.
Jedes Instrument erklingt nur an den Stellen, an denen der Komponist, bei uns Gustav
Mahler, es wollte. Jeder Musiker hat dafür eigene Noten, aus dem er genau herauslesen
kann, was er spielen muss und wann er dran kommt. Beim Konzert müssen die Musiker und
Musikerinnen sehr einfühlsam spielen, alle Instrumente müssen zusammenpassen. Doch wie
schaffen es 100 Musiker gemeinsam anzufangen und zeitgleich wieder aufzuhören? Und
woher wissen sie wie schnell sie spielen sollen? Dafür gibt es den Dirigenten. Er zeigt den
Musikern, wie sie spielen sollen, schnell oder langsam, laut oder leise, sanft oder energisch.
Damit alle seine Einsätze gut sehen können, hat er einen Taktstock in der Hand.
Das ist unser Chefdirigent Jeffrey Tate. Ihn werdet ihr bei eurem Probenbesuch live erleben.