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Werkstoffkunde und Chemie
Teil a - Kapitel 4
Aufbau von Metalllegierungen
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Aufbau von Metalllegierungen
Inhalt
• Grundlagen und Zustandsdiagramme
Legierungselemente zeigen völlige
Löslichkeit im flüssigen Zustand und
• Unlöslichkeit im festen Zustand
• Völlige Löslichkeit im festen Zustand
• Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
• Verbindungsbildung im festen Zustand
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Aufbau von Metalllegierungen
Legierungen
Legierungen bestehen aus dem Basismetall technischer Reinheit mit
mindestens einem absichtlich zugegebenen weiteren Element (Metall
oder Nichtmetall). Basismetall und Legierungselemente werden auch
Komponenten einer Legierung genannt.
Zweistoff- (binäre) Legierungen
enthalten neben dem Basismetall ein weiteres Legierungselement. Stahl
bildet eine Ausnahme. Der in Stahl enthaltene Kohlenstoff wird nicht als
Legierungselement, da er früher stets Begleitelement war. So kann einem
als unlegiert bezeichneten Stahl beliebig viel Kohlenstoff zulegiert sein.
Dreistoff- (tertiäre) Legierungen
enthalten neben dem Basismetall zwei weitere Legierungselemente.
Darüber hinaus spricht man von Mehrstoff-Legierungen.
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Aufbau von Metalllegierungen
Erklärung des Begriffs Phase
In einer Phase ist der Aggregatzustand (Aufbau) gleich.
Flüssiges Wasser besteht aus einer Phase. Flüssiges Wasser und festes
Eis hingegen bilden zwei Phasen, bestehen aber aus einem Stoff.
Eine Phase kann entweder aus einem oder mehreren Stoffen bestehen.
Nicht gelöste feste Salzkörner in Wasser bilden zwei Phasen und bestehen
aus zwei Stoffen. Gelöstes Salz in Wasser bildet hingegen nur eine Phase
und besteht dabei aus zwei Stoffen. Auch reine Metallschmelzen (ein Stoff)
sowie Legierungsschmelzen (mehrere Stoffe) bei vollständiger Löslichkeit
bilden eine Phase. Im Falle der Legierungen bildet der Mischkristall eine
Phase, das Basismetall und die Ausscheidung bilden zwei Phasen.
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Aufbau von Metalllegierungen
Halte- und Knickpunkte beim Abkühlen und Aufheizen
In den Abkühl- und Aufheizkurven entstehen charakteristische Unstetigkeiten.
Haltepunkte treten bei reinen Stoffen und eutektischen Zusammensetzungen
auf. An den Haltepunkten ändert der gesamte Stoff seine Phase. Dabei bleibt
die Temperatur für eine gewisse Zeit bis zur vollständigen Phasenumwandlung
konstant. Bei der Abkühlung wird Wärmeenergie freigesetzt, beim Aufheizen
wird Wärmeenergie verbraucht. Beides führt zum Halten der Temperatur.
Knickpunkte treten bei Legierungen auf. An
den Knickpunkten beginnt die Kristallisation
aus der Schmelze bzw. das Auflösen der
Kristalle beim Aufheizen. Auch hier wird
Wärmeenergie freigesetzt (Abkühlung), bzw.
verbraucht (Aufheizen). Die Umwandlungs-
temperaturen für Heizen und Kühlen sind
nur bei langsamer Temperaturänderung
(Thermisches Gleichgewicht) identisch.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Liquidus-
temperatur
Solidus-
temperatur
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Aufbau von Metalllegierungen
Zustandsdiagramm (Zustandsschaubild)
In einem Zweistoffsystem bilden sich abhängig vom Legierungsgehalt und von der
Temperatur unterschiedliche Phasen aus, welche das Zustandsdiagramm darstel-
len kann. Zur Erstellung von Zustandsdiagrammen werden Halte- und Knickpunkte
der Abkühl- und Aufheizkurven erstarrender Legierungen verwendet. Zustandsdia-
gramme gibt es gibt es für alle praktisch relevanten Legierungssysteme. Sie ermög-
lichen schnelle Aussagen über Phasen und Gefüge in Abhängigkeit der Temperatur.
Im Zustandsdiagramm eines binären
Systems werden auf der Abszisse alle
Prozentgehalte von 0 - 100 %
aufgetragen, die Ordinate enthält die
Temperatur. Die unterschiedlichen
Zustände werden in Feldern dargestellt,
in denen ein gleichartiger Aufbau der
jeweiligen Phase vorliegt. Diese werden
durch Phasengrenzlinien umrandet.
Tertiäre Systeme können vollständig nur
dreidimensional dargestellt werden.
Te
mp
era
tur
[°C
]
Element A
100 %
Element B
0 %
Element A
0 %
Element B
100 %
% A
% B
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Aufbau von Metalllegierungen
Von der Temperatur-Zeit-Kurve zum Zustandsdiagramm
Quelle: www.lernwerkstoffe.de
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Aufbau von Metalllegierungen
Begriffe des Zustandsdiagramms
Liquiduslinie:
Die Liquiduslinie kennzeichnet die Temperatur einer Legierung, unterhalb
derer die Legierung aus einer homogen flüssigen Phase zu erstarren beginnt.
Soliduslinie:
Die Soliduslinie kennzeichnet die Temperatur, unterhalb derer die homogene
Erstarrung erreicht ist. Zwischen Solidus- und Liquiduslinie ist der Zustand
der Legierung breiig, es existieren feste und flüssige Phasen nebeneinander.
Eutektikum:
So nennt man eine Legierung, deren Bestandteile in einem solchen
Verhältnis zueinander stehen, dass sie als Ganzes bei einer bestimmten
Temperatur (Schmelzpunkt) flüssig bzw. fest wird. Der entsprechende Punkt
im Phasendiagramm heißt eutektischer Punkt. Hier schneiden sich Liquidus-
und Soliduslinie.
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Aufbau von Metalllegierungen
Inhalt
• Grundlagen und Zustandsdiagramme
Legierungselemente zeigen völlige
Löslichkeit im flüssigen Zustand und
• Unlöslichkeit im festen Zustand
• Völlige Löslichkeit im festen Zustand
• Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
• Verbindungsbildung im festen Zustand
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung von Legierung 1
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Die Schmelze S kühlt bis zur Liquiduslinie ab, es beginnen erste Kristalle aus reinem
Metall A zu erstarren. An der Soliduslinie ist ein Großteil der Schmelze erstarrt. Die
noch verbleibende Schmelze muss alle Fremdatome des Metalls B aufnehmen. Die
Konzentrationszunahme an B verläuft entsprechend der Liquiduslinie.
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung von Legierung 1
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Die Restschmelze enthält an der Soliduslinie 70 % B. Beim Unterschreiten
der Solidustemperatur erstarrt die restliche Schmelze mit der Zusammen-
setzung von Punkt E. Bei Raumtemperatur besteht das Gefüge aus
einem Kristallgemisch aus Körnern des Metalls A und dem Eutektikum.
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der eutektischen Legierung
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Die Schmelze S kühlt ab, bis das Eutektikum E erreicht wird. Es entsteht ein extrem
feinkristallines Gemisch aus Körnern von A und B. Oft wachsen die Kristallite dabei
schichtartig („lamellenförmig“). Das unter dem Mikroskop sehr interessante, oft
schöne, Gefüge hat zu den Namen Eutektikum (griech.: das Schöne) geführt.
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Aufbau von Metalllegierungen
Hebelgesetz
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Mit Hilfe des Hebelgesetzes lassen
sich quantitative Angaben über
Gefügeanteile bei jeder gewählten
Temperatur machen. Dazu zieht
man im Zustandsdiagramm bei der
betrachteten Temperatur
waagerechte Linien, die an den
Umwandlungslinien enden. Das
Hebelgesetz lautet dann:
Der Anteil einer Phase (eines
Gefüges) entspricht der Länge des
gegenüberliegenden Hebelarms
geteilt durch die Gesamtlänge.
ba
am
ba
bm SK
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Aufbau von Metalllegierungen
Untereutektische Legierung
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
%43%57%100m
mmm
%5757,04030
40m
ba
bm
E
1L,ASE
1L,A
1L,A
Das Hebelgesetz ergibt für die
untereutektische Legierung 1:
L1 L2 A B
a b
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Aufbau von Metalllegierungen
Übereutektische Legierung
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
L2 L3 A B
L3
c3
67 % B
33 % E
L3
67
33
%33%67%100m
mmm
%6767,01020
20m
ba
am
E
3L,BSE
3L,B
3L,B
Das Hebelgesetz ergibt für die
übereutektische Legierung 3:
a b
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Aufbau von Metalllegierungen
Inhalt
• Grundlagen und Zustandsdiagramme
Legierungselemente zeigen völlige
Löslichkeit im flüssigen Zustand und
• Unlöslichkeit im festen Zustand
• Völlige Löslichkeit im festen Zustand
• Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
• Verbindungsbildung im festen Zustand
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Aufbau von Metalllegierungen
Löslichkeit im flüssigen und im festen Zustand
Quelle: www.lernwerkstoffe.de
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Aufbau von Metalllegierungen
Mischkristalle
Die meisten Metalle können in ihrem Gitter bestimmte Mengen anderer
Legierungselemente aufnehmen. Die Fremdatome werden im (Wirts-)Gitter
gelöst. Die Komponenten sind miteinander mischbar. Derartige aus
mindestens zwei Atomsorten gemischte Kristalle werden Mischkristalle (MK)
genannt. Je nachdem, wie die Legierungsatome im Wirtsgitter verteilt sind,
unterscheidet man die folgenden Mischkristallarten:
• Substitutionsmischkristalle (SMK) oder
Austauchmischkristalle (AMK)
• Einlagerungsmischkristalle (EMK)
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Aufbau von Metalllegierungen
Substitutions- (SMK) oder Austausch- (AMK) Mischkristalle
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Im Kristallgitter des Grundmetalls sitzen die Atome des
Legierungselementes als Fremdatome auf Gitterplätzen.
Bei regelmäßiger Anordnung der Fremdatome spricht
man von Überstruktur (Bild oben). Meistens ist die
Anordnung jedoch unregelmäßig (Bild unten).
Gute Löslichkeit durch Substitution ist zu erwarten, wenn
• beide Komponenten den gleichen Gittertyp
aufweisen und
• die Atomdurchmesser sich höchstens um 15 %
unterscheiden.
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Aufbau von Metalllegierungen
Einlagerungsmischkristalle (EMK)
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Nichtmetallatome, mit einem Durchmesser-
verhältnis f von maximal 0,41 können in die
Zwischengitterplätze eingelagert werden. Da
nur wenige Zwischengitterplätze besetzt
werden können, ist die Löslichkeit in der
Regel sehr viel geringer als ein Prozent.
Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und Bor
sind die wichtigsten EMK-bildenden Atome.
Ihre Diffusionsfähigkeit nimmt mit fallender
Temperatur im Allgemeinen sehr stark ab.
Im Kristallgitter des Grundmetalls sitzen die Atome des Legierungselementes
auf Zwischengitterplätzen. Die Einlagerung kann nur dann erfolgen, wenn die
eingelagerten Fremdatome sehr viel kleiner sind als die des Wirtsgitters
(meistens Nichtmetalle).
d
D
41,0D
df
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung L1
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Die Legierung 1 kühlt bis zur Liquiduslinie ab. Dort entstehen erste Mischkristalle.
Die Zusammensetzung der Mischkristalle ergibt sich aus dem Schnittpunkt der
Waagerechten bei Temperatur 1 mit der Soliduslinie. Dieser B-Gehalt (c1 ≈ 8 %) ist
wesentlich geringer, als der B-Gehalt der ursprünglichen Schmelze.
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung L1
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Bei der Temperatur 2 bilden sich Mischkristalle anderer Zusammensetzung. Deren
B-Gehalt (c2 ≈ 20 %) ergibt sich wiederum aus dem Schnittpunkt der Waagerechten
bei Temperatur 2 mit der Soliduslinie. Diffusionsvorgänge führen dazu, dass während
der gesamten Erstarrung alle bereits ausgeschiedenen Mischkristalle ständig ihre
Zusammen-
setzung gemäß
der Soliduslinie
ändern.
Der B-Gehalt der
Restschmelze
ergibt sich aus
dem Schnittpunkt
mit der Liquidus-
linie (c3 ≈ 61 %).
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung L1
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Kurz vor der Erstarrung bei Temperatur 3 ist der B-Gehalt der Restschmelze auf
c4 ≈ 77 % angestiegen. Nach Unterschreiten der Soliduslinie ist die Kristallisation
abgeschlossen. Während der gesamten Erstarrung führte der Konzentrations-
ausgleich durch Diffusion im festen Mischkristall zur Eistellung der ursprünglichen
Konzentration
von 60 % A und
40 % B in allen
Mischkristallen.
Dieser Diffusions-
vorgang erfordert
sehr viel Zeit.
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Aufbau von Metalllegierungen
Bildung von a-Mischkristallen
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Legierung 1 (60 % A mit 40 % B):
Die Gefüge aller Legierungen
dieses Systems bestehen
bei Raumtemperatur nur aus
einer Phase: a-Mischkristallen.
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Aufbau von Metalllegierungen
Nichtgleichgewichtszustände
Die vorstehend beschriebenen Zustandsdiagramme gelten im Allgemeinen für
den thermodynamischen Gleichgewichtszustand, dieser bildet sich jedoch nur
geringen Abkühlgeschwindigkeiten. In der Praxis werden technische Werkstoffe
aus dem schmelzflüssigen Zustand sehr viel schneller abgekühlt, als es zum
Einstellen des Gleichgewichts nötig wäre. Dies behindert die Diffusionsvorgänge
in der Schmelze und insbesondere die Zustandsänderungen im festen Zustand.
Es kommt zu Entmischungserscheinungen, sogenannten Kristallseigerungen.
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Aufbau von Metalllegierungen
Kristallseigerungen
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Die Legierung L scheidet nach Unterschreiten der Liquiduslinie bei T1 Mischkris-
talle a1 aus. Bei T2 kristallisieren Mischkristalle aus der Schmelze, welche die
Zusammensetzung a2 haben. Diese legen sich schichtförmig um den Kern a1.
Nun sollte auf Grund der Diffusion der Kern Atome A abgeben und Atome B
aufnehmen, so dass die Gesamtheit aller bisher ausgeschiedenen Mischkristalle
die Zusammensetzung a2
haben. Durch die rasche
Abkühlung wird aber
diese Diffusion behindert.
Den Konzentrationsunter-
schied im Kristall nennt
man Kristallseigerung.
Die Gesamtheit der
Mischkristalle erreicht in
etwa die Zusammen-
setzung a2‘.
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Aufbau von Metalllegierungen
Solidusverschleppung
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Bei der Temperatur T3 haben die Mischkristalle dann in etwa die Zusammensetzung
a3’. Dies bedeutet, dass sie in Summe zu wenig Atome B aufgenommen haben,
welche noch in der Restschmelze vorhanden sind. Diese kann daher noch nicht bei
der Temperatur T3 erstarren und kühlt weiter ab auf Temperaturen unter die Solidus-
temperatur des Gleichgewichtssystems. Diese Erscheinung bezeichnet man als
Solidusverschleppung.
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Aufbau von Metalllegierungen
Zonenmischkristall, Inhomogener Mischkristall
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Erst bei einer tieferen Temperatur T4 kristallisieren die letzten Mischkristalle der
Restschmelze mit einer Zusammensetzung a4, deren B-Gehalt höher ist als der der
ursprünglichen Schmelze. Die Gesamtheit aller Mischkristalle nimmt dann die
Zusammensetzung a4‘ an, die der Konzentration der ursprünglichen Legierungs-
schmelze entspricht. Das Ergebnis sind schichtförmig aufgebaute Körner mit vom
Kern zum Rand konti-
nuierlich abnehmendem
A-Gehalt (bzw. zuneh-
mendem B-Gehalt). Das
Bild zeigt schematisch
ein derartig entmischtes
Korn, welches
bezeichnet wird als
Zonenmischkristall
oder als
inhomogener
Mischkristall.
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Aufbau von Metalllegierungen
Einflüsse und Folgen der Kristallseigerung
Die Kristallseigerung ist um so ausgeprägter
• je größer das Erstarrungsintervall ist
• je größer die Abkühlgeschwindigkeit ist
• je kleiner die Diffusionskoeffizienten der
beteiligten Elemente sind
Die Folge der Kristallseigerung sind unerwünschte
Eigenschaftsänderungen. Durch Glühen dicht
unterhalb der Solidustemperatur können die
Zonenmischkristalle homogenisiert werden. Die
erforderlichen Glühzeiten sind allerdings sehr lang.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
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Aufbau von Metalllegierungen
Inhalt
• Grundlagen und Zustandsdiagramme
Legierungselemente zeigen völlige
Löslichkeit im flüssigen Zustand und
• Unlöslichkeit im festen Zustand
• Völlige Löslichkeit im festen Zustand
• Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
• Verbindungsbildung im festen Zustand
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Aufbau von Metalllegierungen
Löslichkeit im flüssigen - Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
Bei der überwiegenden Anzahl aller Legierungssysteme sind deren
Komponenten im festen Zustand weder vollständig ineinander mischbar
noch vollständig unmischbar. Bei ihnen existieren Konzentrationsbereiche,
in denen die Komponente A eine bestimmte Menge B und die Komponente
B eine bestimmte Menge A lösen kann.
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Aufbau von Metalllegierungen
a- und b-Mischkristallgebiet im Zustandsdiagramm
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
Bei Raumtemperatur
kann in A maximal 3 % B
und in B maximal 20 % A
gelöst werden. Diese
Gefüge sind einphasig.
Sie bestehen aus a- bzw.
b-Mischkristallen. Es gibt
keine reinen Phasen aus
Metall A oder Metall B.
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Aufbau von Metalllegierungen
Gebiet der Mischungslücke
In dem Konzentrationsbereich
zwischen 3 % B und 80 % B
entstehen mehrphasige Gefüge.
Sie bestehen aus a- bzw. b-
Mischkristallen und Eutektikum.
Das Gebiet wird als Mischungs-
lücke bezeichnet.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung 4
Die Abkühlung der Legierung 4 unter
Liquidustemperatur führt zu b-Misch-
kristallen, deren A-Gehalt zunächst
überhöht ist. Während der weiteren
Erstarrung diffundiert der erhöhte A-
Gehalt aus dem Kern der Mischkristalle
zum Rand. An der Soliduslinie existiert
ein homogener b-Mischkristall, deren
A-Gehalt der Zusammensetzung der
Legierung entspricht. Dieser bleibt
bestehen bis zur Raumtemperatur.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung 1
Die Abkühlung der Legierung 1 unter
die Solidustemperatur führt zu
homogenen a-Mischkristallen, deren
Zusammensetzung sich bis Punkt 7
nicht ändert. Bei weiterer Abkühlung
unter die Löslichkeitslinie, kann der
a-Mischkristall nicht mehr die gesamte
Menge B (c2) lösen. Daher scheiden
sich B-reiche b-Mischkristalle in der
Zusammensetzung c8 aus. Diese Aus-
scheidungen nennt man Segregate
oder Sekundärkristalle.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
%13cc
ccm
%19cc
ccm
09
59max,Seg
09
04max,Seg
a
b
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung 3 bis Te
Die Abkühlung der Legierung 3 unter
die Liquidustemperatur führt zu b-
Mischkristallen die in der Schmelze
wachsen. Bei der Temperatur Te haben
die b-Mischkristalle einen A-Gehalt von
c5 ≈ 30 %. Abkühlung unter Te führt
dann zu einem Kristallgemisch aus
Eutektikum und b-Mischkristallen. Die
Gefügeanteile lassen sich nach dem
Hebelgesetz berechnen.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
%70cc
ccm
%30cc
ccm
e5
e3
e5
35E
b
c3
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der Legierung 3 bis RT
Weitere Abkühlung der Legierung 3 von
der Soliduslinie auf Raumtemperatur
führt zur Ausscheidung von a-Segre-
gaten (a-Sekundärkristallen) entlang
der Löslichkeitslinie aus den b-Misch-
kristallen. Der Anteil der a-Segregate
am Gesamtgefüge berechnet sich wie
folgt zu 9 %.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
c3
%9%70%13
mmm max,SegSeg
baa
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Aufbau von Metalllegierungen
Abkühlung der eutektischen Legierung
Die Abkühlung der eutektischen Legie-
rung unter die Temperatur Te führt zu
einem feinkörnigem Gemenge aus a-
Mischkristallen (c4 ≈ 18 % B) und b-
Mischkristallen (c5 ≈ 30 % A). Die
Schnittpunkte der Waagerechten bei
der Temperatur Te mit den Umwand-
lungslinien führen zu den Punkten 4
und 5. Daher ergeben sich mit dem
Hebelgesetz folgende Mengen der
beiden eutektischen Bestandteile.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde
%38cc
ccm
%62cc
ccm
45
4e
45
e5
b
a
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Aufbau von Metalllegierungen
Inhalt
• Grundlagen und Zustandsdiagramme
Legierungselemente zeigen völlige
Löslichkeit im flüssigen Zustand und
• Unlöslichkeit im festen Zustand
• Völlige Löslichkeit im festen Zustand
• Begrenzte Löslichkeit im festen Zustand
• Verbindungsbildung im festen Zustand
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Aufbau von Metalllegierungen
Löslichkeit im flüssigen - Verbindungsbildung im festen Zustand
Bei den bisher betrachteten Systemen blieb der Fall unberücksichtigt,
dass zwei Legierungskomponenten eine Verbindung miteinander bilden.
Dies ist jedoch in der Technik häufig der Fall. Hierbei finden während der
Abkühlung Platzwechselvorgänge (Phasenänderungen) statt.
Metall /Metall Metall / Nichtmetall
Intermediäre Kristalle
(Chemische Verbindung)
Intermetallische
Phase
Intermetallische (chemische)
Verbindung
Metallische Bindung
Bildung über
einen größeren
Konzentrationsbereich
Metallische Bindung
Bildung bei bestimmtem
feststehenden
(stöchiometrischen)
Gewichtsverhältnis
Kovalente Bindung
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Aufbau von Metalllegierungen
Kristallaufbau der Verbindungen
Die Komponenten der Legierung bilden einen gemeinsamen Kristall, der weder
dem Kristallsystem des Basismetall noch denen der Legierungselemente ähnelt.
Es entsteht ein eigenes Kristallsystem, das im Gegensatz zu denen von reinen
Metallen sehr kompliziert aufgebaut sein kann.
Dieser Kristallaufbau der Verbindungen beeinflusst
die mechanischen Eigenschaften der Legierung in
großem Maße (große Härte, Sprödigkeit, Festigkeit).
Beispiele für intermediäre Kristallisation sind:
Karbide Fe3C (Eisenkarbid, Zementit)
WC (Wolframkarbid)
Nitride TiN (Titannitrid)
Beispiele für intermetallische Phasen sind:
Cu5Zn8 (g-Messing)
CuZn3 (e-Messing) Kristallgitter des Zementits (vereinfacht)
Quelle: Läpple et al.: Werkstofftechnik Maschinenbau
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Aufbau von Metalllegierungen
Zustandsdiagramme der Verbindungen
Im Zustandsdiagramm zeigen sich die
gebildeten Verbindungen als senkrechte
Linien bei der entsprechenden Zusam-
mensetzung (V = AmBn). Sie teilen das
Zustandsdiagramm in zwei Teile, jeder
Teil für sich bildet sozusagen ein
eigenes Diagramm.
Beispieldiagramm zeigt Verbindungs-
bildung mit vollkommener Unlöslichkeit
im festen Zustand.
Quelle: Bargel, Schulze: Werkstoffkunde