«wir wollen ein gesamtpaket an unterhaltung bieten» · 2016. 10. 31. · oder...

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5/2016 38 5/2016 39 Bei öffentlichen Auftritten machen sie nicht nur durch ihre musikalischen Qualitäten von sich reden, sondern auch durch eine mitreissende Show, die jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Ein Blick zu- rück auf die Anfänge der «GaBla», wie sie von den Fans liebevoll genannt wird, und ihre Zukunftsperspekti- ven, kurz nachdem Gründer Anton Thoma das Zepter an seinen Sohn Karl übergab. Das Haus von Toni und Erika Thoma steht auf ei- ner Anhöhe in Kaltbrunn SG. Vom rosenumrankten Garten aus bietet sich bei klarer Sicht ein traumhaftes Panorama auf den Zürichsee, über das Glarnerland bis hin in den Kanton Schwyz. «Bei schönem Wetter habe ich mit meinen sechs Kindern draussen Musik ge- macht», erinnert sich der 74-jährige «Ehren-CEO» der Gasterländer Blasmusikanten. Seine Augen leuchten, wenn er an die vergangenen Zeiten denkt. Die administrative Leitung der 20-köpfigen Blas- kapelle hat er 2016 anlässlich ihres 30-Jahr-Jubiläums seinem Sohn Karl übergeben. Nach harter Arbeit als Bauer und engagiertem Wirken in der Blasmusikszene möchte er den Lebensabend etwas ruhiger angehen. Hof und Kuhstall neben seinem Wohnhaus sind seit 2008 verpachtet. Im Wohnzimmer hängt ein grosses Bild der vier Söhne und der zwei Töchter von Toni und Erika Thoma. Alle haben ein Instrument erlernt: Toni Ju- nior Euphonium, Christa Querflöte, Beatrice Flügel- horn, Kurt Trompete, Bruno und Karl Trompete und Flügelhorn. Und sämtliche Thoma-Kinder waren alle früher oder später Mitglied im Musikverein Eintracht Kaltbrunn SG. So fing alles an Mit Papa Toni an der Posaune fügte sich die Gross- familie zu einer wohlklingenden kleinen Kapelle zusammen. Sie machten leidenschaftlich gerne Huus- musig. Der jüngste Sohn Karl, der den Gasterländer Blasmusikanten neu vorsteht, erzählt lachend, wie er früher manchmal nicht einschlafen konnte: «Ganze Sonntagnachmittage lang und oft bis in die frühen Mor- genstunden war unser Haus von Musik durchdrungen.» Mit der Zeit gesellten sich weitere Musikanten aus der ganzen Region zu den spontanen Konzerten dazu. Erika hatte alle Hände voll zu tun, um die übermütige und stetig grösser werdende Truppe zu verpflegen. Aber ihr gefiel es immer, ein volles Haus zu haben. «Wenn mein Mann und die Kinder daheim waren und zusammen musizierten, musste ich mir keine Sorgen um sie machen», erzählt sie und lacht. Anfänglich kamen bei den privaten Konzerten der Familie Thoma vorwiegend Stücke des Berner Kom- ponisten Jakob Bieri zu Gehör. «Sie waren relativ ein- fach zu spielen und tönten gut», meint Toni Thoma, der mit 14 erste Erfahrungen auf der Posaune machte. Das Repertoire wurde erweitert, und langsam bildete sich ein harter Kern, der gemeinsam musizierte. Weil Bauer Toni sich in vielen Genossenschaften und Vereinen engagierte, tröpfelten bald erste Auftrittsan- fragen für kleine Festanlässe herein. So formierte sich aus der spontan zusammengewürfelten Huusmusig der Familie Thoma die Buuremusig Kaltbrunn mit einem festen Bestand. Die Premiere vor Publikum fand am 27. Dezember 1986 im Restaurant Ochsen in Uznach SG statt. Mit dabei auch Rolf Gmür, der seit 1984 Di- rigent beim MV Eintracht Kaltbrunn war. Toni Thoma fragte damals den jungen Taktstock- schwinger, ob er Lust hätte, die Leitung der Buur- emusig zu übernehmen, und dieser sagte sofort zu. Damit legten die zwei den Grundstein für die künf- tigen Gasterländer Blasmusikanten. Rolf Gmür: «Ich spürte schon früh, wie viel Talent in der Formation steckte, und wollte deren Potenzial auf einem pro- fessionelleren Level als bisher fördern. ‹Buuremusig› entsprach als Name immer weniger dem, was wir auf der Bühne zu bieten hatten, deshalb wurde bald eine Umbenennung fällig.» Nach einem lustigen Abend mit Dutzenden von verrückten Vorschlägen einigte sich die 20 Mann starke Truppe aufgrund des Einzugsge- biets ihrer Mitglieder auf ein neutrales «Gasterländer Blasmusikanten» – kurz «GaBla». Gute Musik und eine fulminante Show Die Geburtsstunde der «GaBla» schlug irgendwann Die Gasterländer Blasmusikanten, seit der Gründung unter der Leitung von Rolf Gmür, feiern dieses Jahr das 30-Jahr-Jubiläum. Von Ursula Burgherr «Wir wollen ein Gesamtpaket an Unterhaltung bieten» Titelgeschichte 39 38 Schweizerisches Blaskapellentreffen 2008 in Hergiswil. Bei einer zünftigen «GaBla»-Show bilden die Gasterländer Blasmusikanten hin und wieder ein richtiges Jodelchörli. Titelgeschichte

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Page 1: «Wir wollen ein Gesamtpaket an Unterhaltung bieten» · 2016. 10. 31. · oder ‹Fuchsgraben-Polka›, damals noch nicht erhält-lich waren, spielte er die Platten 100 Mal runter,

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Bei öffentlichen Auftritten machen sie nicht nur durch ihre musikalischen Qualitäten von sich reden, sondern auch durch eine mitreissende Show, die jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Ein Blick zu-rück auf die Anfänge der «GaBla», wie sie von den Fans liebevoll genannt wird, und ihre Zukunftsperspekti-ven, kurz nachdem Gründer Anton Thoma das Zepter an seinen Sohn Karl übergab. Das Haus von Toni und Erika Thoma steht auf ei-ner Anhöhe in Kaltbrunn SG. Vom rosenumrankten Garten aus bietet sich bei klarer Sicht ein traumhaftes Panorama auf den Zürichsee, über das Glarnerland bis hin in den Kanton Schwyz. «Bei schönem Wetter habe ich mit meinen sechs Kindern draussen Musik ge-

macht», erinnert sich der 74-jährige «Ehren-CEO» der Gasterländer Blasmusikanten. Seine Augen leuchten, wenn er an die vergangenen Zeiten denkt. Die administrative Leitung der 20-köpfigen Blas-kapelle hat er 2016 anlässlich ihres 30-Jahr-Jubiläums seinem Sohn Karl übergeben. Nach harter Arbeit als Bauer und engagiertem Wirken in der Blasmusikszene möchte er den Lebensabend etwas ruhiger angehen. Hof und Kuhstall neben seinem Wohnhaus sind seit 2008 verpachtet. Im Wohnzimmer hängt ein grosses Bild der vier Söhne und der zwei Töchter von Toni und Erika Thoma. Alle haben ein Instrument erlernt: Toni Ju-nior Euphonium, Christa Querflöte, Beatrice Flügel-horn, Kurt Trompete, Bruno und Karl Trompete und Flügelhorn. Und sämtliche Thoma-Kinder waren alle früher oder später Mitglied im Musikverein Eintracht Kaltbrunn SG.

So fing alles anMit Papa Toni an der Posaune fügte sich die Gross- familie zu einer wohlklingenden kleinen Kapelle zusammen. Sie machten leidenschaftlich gerne Huus-musig. Der jüngste Sohn Karl, der den Gasterländer Blasmusikanten neu vorsteht, erzählt lachend, wie er früher manchmal nicht einschlafen konnte: «Ganze Sonntagnachmittage lang und oft bis in die frühen Mor-genstunden war unser Haus von Musik durchdrungen.»

Mit der Zeit gesellten sich weitere Musikanten aus der ganzen Region zu den spontanen Konzerten dazu. Erika hatte alle Hände voll zu tun, um die übermütige und stetig grösser werdende Truppe zu verpflegen. Aber ihr gefiel es immer, ein volles Haus zu haben. «Wenn mein Mann und die Kinder daheim waren und zusammen musizierten, musste ich mir keine Sorgen um sie machen», erzählt sie und lacht. Anfänglich kamen bei den privaten Konzerten der Familie Thoma vorwiegend Stücke des Berner Kom-ponisten Jakob Bieri zu Gehör. «Sie waren relativ ein-fach zu spielen und tönten gut», meint Toni Thoma, der mit 14 erste Erfahrungen auf der Posaune machte. Das Repertoire wurde erweitert, und langsam bildete sich ein harter Kern, der gemeinsam musizierte. Weil Bauer Toni sich in vielen Genossenschaften und Vereinen engagierte, tröpfelten bald erste Auftrittsan-fragen für kleine Festanlässe herein. So formierte sich aus der spontan zusammengewürfelten Huusmusig der Familie Thoma die Buuremusig Kaltbrunn mit einem festen Bestand. Die Premiere vor Publikum fand am 27. Dezember 1986 im Restaurant Ochsen in Uznach SG statt. Mit dabei auch Rolf Gmür, der seit 1984 Di-rigent beim MV Eintracht Kaltbrunn war. Toni Thoma fragte damals den jungen Taktstock-schwinger, ob er Lust hätte, die Leitung der Buur-emusig zu übernehmen, und dieser sagte sofort zu. Damit legten die zwei den Grundstein für die künf-

tigen Gasterländer Blasmusikanten. Rolf Gmür: «Ich spürte schon früh, wie viel Talent in der Formation steckte, und wollte deren Potenzial auf einem pro-fessionelleren Level als bisher fördern. ‹Buuremusig› entsprach als Name immer weniger dem, was wir auf der Bühne zu bieten hatten, deshalb wurde bald eine Umbenennung fällig.» Nach einem lustigen Abend mit Dutzenden von verrückten Vorschlägen einigte sich die 20 Mann starke Truppe aufgrund des Einzugsge-biets ihrer Mitglieder auf ein neutrales «Gasterländer Blasmusikanten» – kurz «GaBla».

Gute Musik und eine fulminante ShowDie Geburtsstunde der «GaBla» schlug irgendwann

Die Gasterländer Blasmusikanten, seit der Gründung unter der Leitung von Rolf Gmür, feiern dieses Jahr das 30-Jahr-Jubiläum.

Von Ursula Burgherr

«Wir wollen ein Gesamtpaket an Unterhaltung bieten»

Titelgeschichte

3938Schweizerisches Blaskapellentreffen 2008 in Hergiswil.

Bei einer zünftigen «GaBla»-Show bilden die Gasterländer Blasmusikanten hin und wieder ein richtiges Jodelchörli.

Titelgeschichte

Page 2: «Wir wollen ein Gesamtpaket an Unterhaltung bieten» · 2016. 10. 31. · oder ‹Fuchsgraben-Polka›, damals noch nicht erhält-lich waren, spielte er die Platten 100 Mal runter,

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1986. An das genaue Datum kann sich niemand mehr genau erinnern. Dazwischen liegen mittlerweile Hunderte von Konzerten im In- und Ausland, die erfolgreiche Teilnahme an 12 schweizerischen Blaska-pellentreffen, 5 Tonträger sowie diverse Fernseh- und Radiosendungen und auf Publikumsumfrage im Radio die mehrfache Wahl zur beliebtesten Blaskapelle der Schweiz. Vor allem aber schweissten das gemeinsame musika-lische Feuer und die Freude am geselligen Beisammen-sein die Formation zusammen. Heute genauso wie in den Anfängen. Übrigens: Sieben der Gründungsmit-glieder spielen immer noch aktiv mit. Wechsel und Abgänge gab es nur wenige – meist waren sie altersbe-

dingt. «20 Männer im Auftrag der guten Stimmung» steht auf der Website www.gabla.ch, und das ist nicht bloss eine Floskel. Wer einen Auftritt der GaBla erlebt hat, vergisst ihn nicht so schnell wieder. Nebst ihrem musikalischen Können bieten die Musikanten eine Show, die in der Blasmusikszene einzigartig ist. «Sobald wir auf der Bühne sind, geht die Post ab», sagt Rolf Gmür, und seine Augen sprühen vor Leidenschaft. Gmür bewegt sich beim Dirigieren mit viel Engage-ment hin und her – und dann versiebt der Trompeter – natürlich absichtlich – bei der tschechischen Polka «Babulka» auch noch seinen Einsatz; der Wettstreit zwischen ihm und dem Klarinettisten eskaliert, bis das Instrument zu Bruch geht. Oder: Der Fahnenschwin-ger kann während des Zäuerli-Singens der ganzen For-mation seine riesige Schweizer Fahne nicht hantieren und versucht sich am Schluss mit einem winzigen An-steckfähnli aus Papier. Weiter: Zum «Deutschmeister Regimentsmarsch» entlocken acht Mitglieder Plastik-rohren Töne, die sie u. a. auf ihre Körper schlagen. Die Showelemente werden zwar einstudiert, aber vieles entwickelt sich bei den Auftritten spontan weiter. Deshalb weiss der Zuhörer nie, was ihn erwartet, wenn er ein Konzert der «GaBla» besucht; jede Perfor-mance ist einzigartig. Oberste Priorität für Rolf Gmür: «Wir wollen ein Gesamtpaket an Unterhaltung bieten und nicht einfach dasitzen und unser Repertoire her-unterspielen. Aber trotz aller witzigen Einlagen, die wir immer wieder neu erfinden, muss das musikalische Können immer vorhanden sein. Jeder Musiker gibt bei seinem Auftritt stets 200 Prozent.»

Böhmische Blasmusik vom FeinstenStilistisch fühlen sich die Gasterländer Blasmusikanten der böhmischen Blasmusik verpflichtet – auch wenn sie bei ihren Showeinlagen u. a. Ausflüge in die Schwei-zer Volksmusik und den Bigband-Sound machen sowie moderne Balladen spielen – und zwischendrin sogar als Jodelchörli auftreten. «Wir wollen einen möglichst authentischen Stil spielen – exakt, akzentuiert und temperamentvoll», zeigt sich der Dirigent entschlossen und vermag seine Mannschaft in jeder Probe zu motivieren. «Für mich

ist es ganz wichtig, dass sich die Formation musikalisch weiterentwickelt und gleichzeitig ihre Spielfreude be-hält. Der Anspruch an Qualität ist hoch, aber nicht so überhöht, dass nur noch an der Technik gefeilt wird und keine Spontaneität mehr Platz hat», erläutert er. «Schliesslich sind fast alle berufstätig, und wir wollen uns nicht auslaugen, sondern Spass haben», sind sich Veranstaltungstechniker Rolf Gmür und Produktma-nager Karl Thoma einig. Ernst Mosch war und ist für alle ein grosses Vor-bild. Schon Rolf Gmürs Vater Beda war ein grosser Fan des Gründers der Original Egerländer Musikanten und spielte seine Kompositionen in der Bauernkapelle Weesen nach. Rolf fing mit 10 Jahren an, Klarinette zu spielen und wechselte später zur Posaune über. Mit ge-rade mal 16 absolvierte er seinen Dirigentenkurs beim Eidgenössischen Musikverband und wurde mit 20 vom Fleck weg als Leiter des Musikvereins Eintracht Kalt-brunn gewählt. Er lacht, wenn er an seine Kindheit denkt: «Ab 1956 kaufte Papa alle Schallplatten von Ernst Mosch. Weil die Noten von beispielsweise ‹Rauschende Birken› oder ‹Fuchsgraben-Polka›, damals noch nicht erhält-lich waren, spielte er die Platten 100 Mal runter, bis er alle Stimmen handschriftlich notiert hatte. Das ging mir in Fleisch und Blut über.» Auch im Hause Thoma hörte man viel Mosch. Toni lernte die Legende sogar persönlich kennen.

Viele der «GaBla»-Mitglieder spielen immer noch aktiv im Musikverein Eintracht Kaltbrunn mit. Un-stimmigkeiten gab es deswegen nie. «Wir begegnen uns gegenseitig mit viel Respekt und ergänzen ein-ander musikalisch», ist Toni Thoma überzeugt. Die Gasterländer Blasmusikanten haben dem Musikverein sogar eine Uniform gesponsert und sehen im Aus-tausch nur Vorteile.

Grosse und kleine Höhepunkte über 30 Jahre1989 weihten die Gasterländer Blasmusikanten ihre neue Uniform mit den markanten roten Gilets und Fliegen ein, die immer noch absolute Hingucker sind. Ihre letzte CD, die 2012 erschien, heisst dementspre-

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Hier hat alles begonnen: Huusmusig Thoma vor ihrem Bauernhaus in Kaltbrunn SG.

2016 am selben Ort: Gründer Erika und Toni Thoma.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Herbert Lendi.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Kurt Thoma.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Toni Fäh.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Thomas Duft.

Seit 30 Jahrenaktiv dabei: Kurt Brunner.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Franz Hinder.

Seit 30 Jahren aktiv dabei: Dirigent Rolf Gmür.Konzert am Kreismusiktag 2012 in Weesen.

1992: Rolf Gmür und Toni Thoma anlässlich der CD-Taufe «Blasmusik für Jung und Alt».

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sen und weckte unseren Ehrgeiz. Seither haben wir uns enorm gesteigert», sagt der Dirigent. Besonderes ereignete sich 2008 und 2015: Vor acht Jahren erreichten die Gasterländer Blasmusikanten den 1. Rang am Schweizerischen Blaskapellentreffen und durften sich «Blaskapelle des Jahres» nennen. Letztes Jahr traten sie am grössten und renommiertesten Blas-musik Open Air, dem «Woodstock der Blasmusik», auf der Hauptbühne auf. Ein Erlebnis, das alle Aktiven sehr geprägt hat. Aber nicht immer waren es die grossen Ereignisse, die Spuren hinterliessen. Oft waren die Heimfahrten im eigenen und später gemieteten Bus prägend, bei denen nach einem erfolgreichen Konzert nochmals richtig Stimmung aufkam. Toni fängt an zu lachen, wenn er daran denkt, wie er nach einem Auftritt in den frühen Morgenstunden seine Frau anrief und bat: «Fang schon mal mit dem Melken der Kühe an.» Sie schmunzelt, denn das Ehepaar steht stets zueinander.

So weitermachen wie bisherDie Gasterländer Blasmusikanten pflegen ihre grosse Fangemeinde sorgfältig. Jeder Brief und jedes Mail wird persönlich beantwortet. Dank Karl Thoma ist die Formation auch auf neuen Medien wie Face-book oder Youtube präsent und hat einen eigenen Email-Newsletter. Sein Vater Toni will unbedingt das Engagement seiner Frau Erika erwähnt haben,

Formationen auf, die teilnahmen, und erhielten das höchste Prädikat ‹Vorzüglich›. Für uns bedeutete das den Einstieg in die Blaskapellenszene.» Berührt zeigen sich alle, wenn sie an ihre Tsche-chienreise und die persönliche Begegnung mit der Musiklegende Ladislav Kubes zurückdenken, dessen Kompositionen schon lange fester Bestandteil des Re-pertoires war. «Wir spielten in seinem Garten auf, und als er seine Stücke hörte, blühte er noch einmal richtig auf. Im selben Jahr verstarb er leider», erzählt Karl Thoma. Für Gmür waren auch die CD-Aufnahmen mit Mi-chael Klostermann für die 5. CD «Tiiiiiiiiiip Toppppp» wegweisend. «Er redete uns bei den Proben ins Gewis-

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chend «Knallrot». Eigenkompositionen finden sich bisher keine im Repertoire. «Aber was nicht ist, kann noch werden», meint Rolf Gmür. Wie es dem Prinzip der «GaBla» entspricht, ist vieles möglich, aber nichts ein Muss. Alles entwickelt sich fliessend und unverkrampft. Die Höhepunkte der Blaskapelle sind auf einem 12-minütigen Filmclip (www.gabla.ch/news) zusammengefasst. Auf die persönlichen besonderen Erlebnisse ange-sprochen, müssen Vater und Sohn Thoma sowie Gmür lange überlegen. Es gab dermassen viele! Rolf Gmür erinnert an die erste Beteiligung am Schweizer Blaska-pellentreffen in Schnottwil, das 1990 stattfand: «Wir traten als total Unbekannte unter all den berühmten

die immer noch für die Verpflegung der Truppe sorgt, CDs oder Einladungen verschickt und Briefe persönlich beantwortet. Sie wehrt sich in ihrer Be-scheidenheit dagegen, aber der «GaBla»-Gründer ist überzeugt: «Ohne Erika, die im Hintergrund die Fäden zog, wären wir nicht so weit gekommen, wie wir es heute sind.» Karl Thoma will als neuer Vorsteher der Gaster-länder Blasmusikanten das Erbe seines Vaters wei-terpflegen. Auf die Frage, was er verändern möchte, erwidert er: «Es gibt nicht viel zu ändern. Mein Ziel ist, dass alles weiterläuft wie bisher und dass ich die Fäden so gut zusammenhalten kann, wie es mein Papa bisher tat.» www.gabla.ch ●

43Rolf Gmür und Karl Thoma (r.) führen die Gasterländer Blasmusikanten in die Zukunft.

2015: Mega-Auftritt am Festival «Woodstock der Blasmusik.

2016: Gemeinschaftskonzert mit dem «GaBla»-Vorbild Ernst Hutter und seinen Egerländer Musikanten.

1993: Konzertreise nach Oberhofen (D).

1989: Auftritt am Thomatreffen und Familienfest in Kaltbrunn.

1988: Besuch bei Ladislav Kubes am Kubes-Festival in Sobeslav (CZ).

Am Fototermin 2004 für die CD «Ä Rundi für d’Musig».

1989: Konzertbesuch von ihrem grossen Vorbild Ernst Mosch in Basel.