wer beschichten kann, kann auch programmieren

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LACKIERROBOTER Wer beschichten kann, kann auch programmieren Urn das Beschichten per Roboter noch einfacher zu machen, gibt es seit einiger Zeit Programmierhil- fen. Das Erstellen eines Pro- gramms soli damit ahnlich einfach sein wie das manuelle Beschichten selbst. JOT hat einige Anwender nach deren Erfahrungen gefragt. S O einfach wlinschen sich Anwen- der den Betrieb von Robotern: Wer lackieren kann, soli auch den Roboter bedienen konnen. Lange Zeit galt aber die ubliche Programmierung als mehr oder weniger unubcrwindli- ches Hindernis, vor allem in kleineren Betrieben mit wechselnden Losgroflcn und Serien. Um den Schritt von der manuellen Beschichtung zum Roboter zu erleichtern, haben eine Reihe von U nternehmen sogenannte Program- mierhilfen entwickelt. Die Kernfrage fur viele Beschichter ist: Wie kann ich meine Lackieranlage personalunab- hangiger nutzen und Kapazitatsspitzen abfangen? Wann hat sich ein Lackierroboter amortisiert? Kurzfristig qualifiziertes Personal anzuheuern ist entweder schwierig oder teuer. Frank Krugmann, der U nternehmen in Sachen Lackierrobo- ter lange beraten hat: "Da bietet sich natnrlich an, bestimmte Beschich- tungsaufgaben zu autornatisieren." Seiner Erfahrung nach haben sogar die wenigsten Anwender im ersten Schritt dartlber nachgedacht, bis wann sich ein solcher Lackierroboter amortisiert. Ganz wichtig sei fur viele Betreiber "die gleichbleibend hohe Qualitttt der Beschichtung", die fur einen Roboter- einsatz spreche. Aber selbst bei einem eindeutigen [a zur Automatisierung wollcn sich die Firmcnchefs nariirlich nicht in neue Abhangigkcitcn begcbcn lind stan cines la ckicrc rs c inc n Pro- grammicrcr suchcn, Nun sind die Aussagen der Herstel- ler das eine, die Erfahrungen von Anwendern (manchmal) das andere. 1m Rahmen einer Umfrage hat nun JOT Beschichter gefragt, wie deren Alitag im Umgang mit Robotern und den einfachen Prograrnrnicrgcratcn aussieht. Und siehe da: Offensichtlich ist das Programmieren tatsachlich so einfach geworden, dass einem Einsatz selbst in kleinen Unternehmen nichts im Wege steht. Auffiillig bei der JOT-Umfrage war, dass gleich drei Lohnbeschichter von drei unterschiedlichen Roboterherstel- f in wesentliclJer Gtunci. der far die AnscfJaffling eines Lackierrob oters s priclJt: die gleiclJbleibend none BesclJicfJtllngsqualitat . lern als Referenzen benannt wurden, die aile dem Arbeitskreis Pulverbe- schichter Slid angehoren. Ein sicher zulassiger Rtlckschluss, wenn man den Informationsaustausch des Arbeitskrei- ses kennt: Anwender legen Wert auf einen Informationsaustausch und nut- zen dann konkrete Erfahrungen aus der Praxis fur die Automatisierung. Johann Amann, einer der drei junio- ren bei Elcal-System, Burladingen- Gauselfingen, ist liberzeugter Roboter- anwender. Der Dienstleister im Be- reich Blechbearbeitung und Ober- JOT 7 12001

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Page 1: Wer beschichten kann, kann auch programmieren

LACKIERROBOTER

Wer beschichten kann,kann auch programmieren

Urn das Beschichten per Roboter

noch einfacher zu machen, gibt es

seit einiger Zeit Programmierhil­

fen. Das Erstellen eines Pro­

gramms soli damit ahnlich einfach

sein wie das manuelle Beschichten

selbst. JOT hat einige Anwender

nach deren Erfahrungen gefragt.

SO einfach wlinschen sich Anwen­

der den Betrieb von Robotern:

Wer lackieren kann, soli auch den

Roboter bedienen konnen. Lange Zeit

galt aber die ubliche Programmierung

als mehr oder weniger unubcrwindli­

ches Hindernis, vor allem in kleineren

Betrieben mit wechselnden Losgroflcn

und Serien. Um den Schritt von der

manuellen Beschichtung zum Roboter

zu erleichtern, haben eine Reihe von

Unternehmen sogenannte Program­

mierhilfen entwickelt. Die Kernfrage

fur viele Beschichter ist: Wie kann ich

meine Lackieranlage personalunab­

hangiger nutzen und Kapazitatsspitzen

abfangen?

Wann hat sich ein Lackierroboter

amortisiert?

Kurzfristig qualifiziertes Personal

anzuheuern ist entweder schwierig

oder teuer. Frank Krugmann, derUnternehmen in Sachen Lackierrobo­

ter lange beraten hat: "Da bietet sichnatnrlich an, bestimmte Beschich­

tungsaufgaben zu autornatisieren."

Seiner Erfahrung nach haben sogar die

wenigsten Anwender im ersten Schritt

dartlber nachgedacht, bis wann sich ein

solcher Lackierroboter amortisiert.

Ganz wichtig sei fur viele Betreiber

"die gleichbleibend hohe Qualitttt derBeschichtung", die fur einen Roboter­

einsatz spreche. Aber selbst bei einem

eindeutigen [a zur Automatisierung

wollc n sich die Firmc nchefs narii rlich

nicht in ne ue Abhangigkci tc n begc bcn

lind stan c ine s lackicrcrs c inc n Pro­gram m ic rc r suchc n,

Nun sind die Aussagen der Herstel­

ler das eine, die Erfahrungen vonAnwendern (manchmal) das andere.

1m Rahmen einer Umfrage hat nun

JOT Beschichter gefragt, wie deren

Alitag im Umgang mit Robotern und

den einfachen Prograrnrnicrgcratcn

aussieht. Und siehe da: Offensichtlich

ist das Programmieren tatsachlich so

einfach geworden, dass einem Einsatz

selbst in kleinen Unternehmen nichts

im Wege steht.

Auffiillig bei der JOT-Umfrage war,

dass gleich drei Lohnbeschichter vondrei unterschiedlichen Roboterherstel-

f in wesentliclJer Gtunci. der far d ie

AnscfJaffling eines Lack ierrob oters

spriclJt: die gleiclJbleibend none

BesclJicfJtllngsqualitat .

lern als Referenzen benannt wurden,die aile dem Arbeitskreis Pulverbe­

schichter Slid angehoren. Ein sicher

zulassiger Rtlckschluss, wenn man denInformationsaustausch des Arbeitskrei­

ses kennt: Anwender legen Wert aufeinen Informationsaustausch und nut­

zen dann konkrete Erfahrungen aus

der Praxis fur die Automatisierung.

Johann Amann, einer der drei junio­

ren bei Elcal-System, Burladingen­

Gauselfingen, ist liberzeugter Roboter­anwender. Der Dienstleister im Be­

reich Blechbearbeitung und Ober-

JOT 712001

Page 2: Wer beschichten kann, kann auch programmieren

flachenbehandlung bcschaftigt derzeit

tiber 50 Mitarbeiter im 2-Schichtbe­

trieb und ist Neuerungen durchaus

aufgeschlossen. Erst im vergangenen

[ahr wurde eine Pulverbeschichtungs­

anlage mit Chromatierung in Betrieb

genommen. Seit gut einem jahr setzt

der Mittelstandler einen fUnfachsigen

CMA-Roboter zum Pulverbeschichten

ein - und ist durchweg zufrieden.

Amann bcstatigt, was der Herstellerver­

sprochen hatte: "Der Roboter ist wirk­

lich sehr einfach zu programmieren."

Welche Bedingungen

rnussen erfUllt sein?

nur zu nutzen, sondern auch zu vertrei­

ben. Vertriebsingenieur Christof Plo­

cher halt die Kombination von Roboter

und Programmierhilfe gerade in klei­

nen und mittelstandischen Lackierbe­

trieben fur ideal: "Die einfache Verfah­

rensweise erleichtert es dem Lackierer

ungemein, das Programm zu erstellen.

Und deshalb konnen auch die Erfah­

rungen des Lackierers direkt in das

Programm einflieBen." Interessant ist,

dass die Programmierunterstiitzung

unter Windows NT zahlreiche Hilfs­

mittel bereit halt, die man vorn "nor­

malen" PC-Betrieb kennt. So lassen

sich beispielsweise auch Teilprogram­

me einlesen. Plocher: "Bei komplizier-

LACKIERROBOTER

ten Teilen kann es lohnend sein, ein­

zelne Teilbereiche zu programmie­

ren." Von diesen Unterprogrammen

konnen im Prinzip beliebig viele

erstellt werden. Per Drag-and-Drop

kann der Bediener auf dem Bildschirm

diese Programmmodule dann einzeln

in das Hauptprogramm einbauen.

Nicht fur das komplette

Teilespektrum geeignet

Klaus Eckstein hat sich vor dem

Kauf eines Lackierroboters einige Ro­

boteranlagen angesehen. Ein Knick­

arm-Roboter war dem Inhaber von

Damit sich aber selbst die einfachste

Programmierung lohnt, mtissen durch­

aus einige Randbedingungen crfullt

sein und fur den Roboter gewisse

Grundvoraussetzungen geschaffen wer­

den. Dazu gehort bei Elcal die Forder­

anlage, mit der die Teile dem Roboter

zugefUhrt werden. Um dem Roboter die

Arbeit nicht unnotig zu erschweren,

haben die Authangvorrichtungen der

Durchlaufanlage immer die gleichen

Abmessungen. Damit kommen die Tei­

Ie in einer definierten Position zum

Lackieren.

Wann manuell und

wann mit Roboter beschichten?

Allerdings muss der Roboter nicht

jeden Job tibernehmen. Sind nur weni­

ge Teile zu beschichten, lohnt selbst

die schnellste Programmierung nicht.

Beschichtungsaufgaben, die hochstens

eine halbe Stunde dauern, werden

nach wie vor manuell erledigt. Amann:

"Wir setzen den Roboter fur Massen­

teile ein, mit denen die Anlage norma­

lerweise einen halben Tag ausgelastet

ist." Das spart einen Beschichter, der

jetzt andere Aufgaben tibernehmen

kann und dem Unternehmen mit sei­

nen Kenntnissen erhalten bleibt.

Anwender und Systemhaus zu­

gleich ist Fried Kunststofftechnik,

Urbach. Die eigenen guten Erfahrun­

gen mit CMA-Robotern hatten den

Hersteller von technischen Kunststoff­

teilen dazu bewogen, Roboter nicht

JOT 712001

Hier kann der Roboter nacn Bedarf mit mehreren Pistolen besWckt werden. So

lassen sich auch groBe Ftecnen schnell beschich ten.

Page 3: Wer beschichten kann, kann auch programmieren

LACKIERROBOTER

Eckla Metall- und Kunststofftechnik

allerdings zu umstandlich in der Bedie­

nung und wohl auch zu teuer. Den

Ausschlag fur das Handte-Gerat gab

die einfache Programmierung und die

Reichweite.

Seit zweieinhalb Jahren erganzt der

Roboter die 14 Mitarbeiter im U nter­

nehmensbereich Pulverbeschichtung,

mit der sich das Unternehmen seit

1987, zunachst aufgrund von Eigenbe­

darf, beschaftigt. Eckstein schrankt

ein, dass der Roboter nicht fur das

komplette Produktspektrum einge­

setzt werden kann. Ein vielleicht leis­

tungsfiihigerer Knickarm-Roboter sei

ihm jedoch zu umstandlich gewesen.

"Man muss schon genaue Vorstellun-

diesen Aufwand nicht treiben. Zu viele

Details, so Eckstein, seien zu berlick­

sichtigen, um ein wirklich gutes repro­

duzierbares Ergebnis zu erzielen. Bei

dem Lohnbeschichter in Bretzfeld­

Schwabach wird immer wieder neu

programmiert - was fur die Eckla­

Lackierer jedoch kein groBer zusatzli­

cher Aufwand ist.

Programmierhilfe, die an

der Roboterhand befestigt ist

Aufwandiger ist die Programmie­

rung eines Lackierroboters mit Hilfe

des Easy-Teach-Gerares von IpeA,

hatte sich keinen eigenen Programmie­

rer leisten konnen. Doch mit dem

Easy-Teach-Gerst konnte Schreiber

die Pulverbeschichtung wie vorgese­

hen automatisieren und hat mit dem

Prograrnmiergerat das Hilfsmittel

gefunden, das ihm ein angemessenes

Preis-/Leistungsverhaltnis bietet.

Seit August 1999 setzt Resch das

Gerat ein und hat die Entscheidung

bislang nicht bereut, ja, kann die durch

die automatisierte Beschichtung frei­

gewordenen Kapazitaten zum Ausbau

semer Dienstleistungen rund um

beschichtete Produkte nutzen. Eine

weite Verbreitung hat das Easy-Teach­

Gerat bislang allerdings noch nicht

gefunden.

Ein Lackierroboter lolmt sict: men:wenn des Untemehmen start eines

Lackierers einen Programmierer

bescllliftigen muss. Mit dem Easy­

Iencn-Gettu 5011 sich die Beschichtung

auf eintacne Weise automatisieren

lassen.

gen davon haben, wo man den Roboter

wirtschaftlich einsetzen kann. " Ab

einer Losgrofle von 40 bis 50 Teilen

kommt der Pulverbeschichtungsrobo­

ter ETP-1 von Handte, Bretzfeld, zum

Einsatz. Bei einer Musterlackierung

wird das Programm eingelesen und

gleich abgespeichert. Dieses Pro­

gramm kann dann beliebig oft aufgeru­

fen und wiederholt werden.

Die Kinematik mit den linearen

Verfahrachsen lasst es zu, dass der

Roboter nicht nur mit einer, sondern

auch mit mehreren Pistolen bestiickt

werden kann. Damit lassen sich im

Bedarfsfall groBe Flachen schnell

beschichten. Prinzipiell konnten die

einmal gespeicherten Programme zu

einem spateren Zeitpunkt wieder auf­

gerufen werden. Bei Eckla will man

Berlin. Hier wird die Programmierhilfe

an der Hand des Roboters befestigt

und der Roboter manuell verfahren,

ohne dass schon eine Beschichtung

stattfindet. Dabei mussen die einzel­

nen Bahnpunkte nacheinander per

Drucktaste eingegeben werden. "Bei

einfachen Teilen ist eine Optimierung

des Programms kaum erforderlich ",

wie Karsten Schreiber, Geschaftsftihrer

der Metallbeschichtung Resch, Edin­

gen-Neckarhausen, bcstatigt.

Der Lohnbeschichter, librigens

auch ein Mitglied des Arbeitskreises

Pulverbeschichter Slid, setzt einen

Fanuc-Roboter des Typs M-16i ­

eigentlich ein Handhabungsroboter ­

ein. Dessen Einsatz schien zunachst

am Programmieraufwand zu scheitern.

Denn der Betrieb mit 16 Mitarbeitern

Ubereinstimmend haben die be­

fragten Unternehmen die Investition

in Lackierroboter mit den Program­

mierhilfen nicht bereut. Sind die Vor­

aussetzungen in eine automatisierte

TeilezufUhrung geschaffen und stim­

men die Stiickzahlen (die ja nun wirk­

lich nicht sehr groB sein mussen),

macht sich die Investition bezahlt. Wie

schnell sich eine solehe Anschaffung

amortisiert hat, mogen die Betreiber

weniger gerne kundtun. Wenn ein

Beschichter jedoch andere Aufgaben

erledigt, wahrend der Roboter lackiert,

so konnte sich eine solehe Investition

durchaus in weniger als einem jahr

bezahlt machen. Und schlieBlich ist

eine gleichbleibend hohe Oberflachen­

qualitat ohnehin das Ziel, nicht nur bei

Lohnbeschichtern. Bernhard Foitzik

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