was isthsp? / neuesausder hsp-forschung · 2019-06-21 · eine schädigung des 1. motoneurons...
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Was ist HSP? / Neues aus der HSP-Forschung
Rebecca SchüleCenter for Neurology and Hertie Institute for Clinical
Brain Research, Tübingen
Eine Schädigung des 1. Motoneurons führt zu….
Eine Schädigung des 2. Motoneurons führt zu….
• Willkürmotorikstörung• Schwäche• Spastik• Klonus
Neurologische Zeichen• Gesteigerte Muskeleigenreflexe• Positives Babinski-Zeichen
• Schwäche• Muskelschwund (= Atrophie)• Muskelzucken (=Faszikulationen)
Neurologische Zeichen• Abgeschwächte / ausgefallene
Muskeleigenreflexe
Typisch für HSP
Welche Symptome können bei der HSP auftreten?1. Motoneuron• Willkürmotorik gestört• Schwäche• Spastik• Klonus• Gesteigerte Muskeleigenreflexe• Positives Babinski-Zeichen
Vor allem die Beine sind betroffen!• Spastische Gangstörung• Einschießende Spastik der Beine• Klonus• Schmerzen• Kontrakturen
Classification of the hereditary ataxias and paraplegias.
Lancet, 1983. 1(8334): p. 1151-5.
• Spastische Paraparese
• Gestörtes Vibrationsempfinden
• Blasenstörung
variabel:
z.B. kognitive Störungen, Krampfanfälle, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen, ….
Reine HSP
Komplizierte HSP
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
none mild moderate severe
Proz
ents
atz
33% 67%
n = 608
Blasenstörungen bei der HSP
Selten: die schlaffe Blase
Detrusor-Muskel ist gelähmtSymptome: erhöhtes Restvolumen in der Blase, „Überlaufblase“
Am häufigsten: die spastische Blase
Detrusor-Muskel ist überaktivSymptome: Drang, Inkontinenz
Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie(Blasensphinkter entspannt nicht)Symptome: Blasenentleerungsstörung, Restharn
Häufige Symptome der Blasenstörung
16%14%
6%10%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
none mild/moderate,<50%
mild/moderate,>50%
severe, <50% severe, >50%
Proz
ents
atz
54% 46%
n = 608
Für die Behandlung wichtig: Schmerzursache verstehen!Spastik?Gelenkeverschleiß?Neuropathisch?…
Schmerz
yes, 53%
no, 47%
• Vibrations- und Lagesinn: à beeinträchtigt Gleichgewicht und Gangsicherheit. Besonders problematisch: Gehen im Dunkeln
• Oberflächensensibilität: Taubheit, Kribbeln, „Ameisenlaufen“
Gefühlsstörungen
yes, 29%
no, 71%
ataxia
• Störung von Balance und Koordination
• Kann Koordination und Feinmotorik der Arme und Hände betreffen!
• Kann Sprechen und Schlucken betreffen
Ataxie
yes, 8%
no, 92%
• Nicht gut untersucht
• Mehr als nur das Gedächtnis….
• Könnten sehr viel häufiger sein
Kognitive Einschränkungen
Doktorarbeit: NichtmotorischeSymptome der HSP
Sofie Kämereit
In welchem Alter beginnt die HSP?
n = 608
0,25
0,50
0,75
1,00
Prop
ortio
n
dominant
recessive
simplex
50 703010Age of Onset Age of Onset
50 703010
B.Age of Onset
A.
11%
4%
7%5%
7% 7%
8%
13% 12%
10%
7%
5%3%
1% 1%
20
40
60
80
Num
ber
0 20 403010 50 60 70
C.
0 20 403010 50 60 70
SPG3
SPG4
SPG5
SPG7
SPG11
10 (44)
18 (16)
17 (19)
Age of Onset
36 (16)
35 (21)
(n=7)
(n=9)
(n=11)
(n=25)
(n=142)
• HSP kann in jedem Alter beginnen
• Die Vorhersage des Erkrankungsbeginnes ist schwierig.
• Der Erkrankungsbeginn kann selbst innerhalb einer Familie um mehrere Dekaden variieren.
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
genetically confirmed
Q1Q4 Q3 Q2
age at onsetearlylate
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
total cohort
Q1Q4 Q3 Q2
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80n = 608
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80n = 608
walking aid dependency wheelchair dependency
disease duration disease duration
walking aid dependency walking aid dependency
disease duration disease duration
age at onsetearlylate
median: 22 Q1: 37
A. B.
C. D.
• 22 Jahre nach Erkrankungsbeginn gehen nach wie vor die Hälfte aller HSP-Betroffenen ohne Hilfsmittel
Erkrankungsprogression: Hilfsmittelabhängigkeit
• Betroffene mit frühemErkrankungsbeginn verlieren SPÄTER ihreGehfähigkeit!
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
genetically confirmed
Q1Q4 Q3 Q2
age at onsetearlylate
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
total cohort
Q1Q4 Q3 Q2
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
total cohortgenetically confirmed
simplex unsolved
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
total cohortgenetically confirmed
simplex unsolved
walking aid dependency wheelchair dependency
disease duration disease duration
walking aid dependency walking aid dependency
disease duration disease duration
age at onsetearlylate
median: 22 Q1: 37
A. B.
C. D.
Erkrankungsprogression: Abhängigkeit vomErkrankungsalter
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
genetically confirmed
Q1Q4 Q3 Q2
age at onsetearlylate
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
total cohort
Q1Q4 Q3 Q2
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80n = 608
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
0 10 20 30 40 50 60 70 80n = 608
walking aid dependency wheelchair dependency
disease duration disease duration
walking aid dependency walking aid dependency
disease duration disease duration
age at onsetearlylate
median: 22 Q1: 37
A. B.
C. D.
• 37 Jahre nach Erkrankungsbeginnnutzt ein Viertel der HSP-Betroffenen im Alltag einenRollstuhl.
• Betroffene mit frühemErkrankungsbeginn sind SPÄTER auf den Rollstuhl angewiesen!
Rollstuhlabhängigkeit
55 JahreErkrankungsbeginn: 11. LebensjahrErkrankungsdauer: 44 Jahre
19 JahreErkrankungsbeginn: 5. LebensjahrErkrankungsdauer: 14 Jahreà 4 Jahre später: Rollstuhlabhängigkeit
Erkrankungsprogression
Video Video
Sind alle HSPs erblich?
genetisch bedingtin Familien gehäuft
beide Beine sind von Schwäche betroffen
Steifigkeit(Spastik)
Hereditary Spastic Paraplegia
HSP
• Der Erbgang hängt meistens von dembetroffenen HSP-Gen ab
• Auch wenn Sie “der/die einzige” in der Familie mit HSP sind, können Sie die Erkrankung unter Umständen an Kinder weitergeben.
• Eine genetische Beratung ist sinnvoll!
Wieviele HSP-Gene gibt es?
• Das weiß niemand! Geschätzt: > 200
• SPG1 – SPG79
• Viele HSP-Gene haben keine “SPG-Nummer”
Warum sind die Gene wichtig?
Wenn ich ‘meinen’ Gendefekt kenne, ….
• …habe ich endlich eine sichere Diagnose.
• …kann ich mehr und genauere Informationen über die Symptome und den Verlauf meiner Erkrankungerhalten.
• … weiß ich, ob und mit welchem Risiko ich die HSP an Familienmitglieder weitergeben kann.
• …können Familienangehörige sich genetisch untersuchen lassen.
• …habe ich die Chance, von Gen-spezifischen Therapien zu profitieren.
• …unterstütze ich die Forschung.
Was brauchen wir, um HSP behandeln zu können?
Blackstone C et al., Handbook of Clinical Neurology 2018
Defekten Stoffwechsel reparieren/kompensieren
Gendefekt reparieren
CRISPR/Cas9
ASO
Trial Readiness
Kohorte1
• @Pharma: HSPs sind selten ….aber gut organisiert!
• Für eine klinische Studie sind Patienten rasch erreichbar!
• Betroffene sind hochmotiviert, an der Entwicklung neuer Therapien mitzuarbeiten!
HSP Register
Trial Readiness
Die Erkrankung(en) verstehen2
• Wie verläuft die HSP unbehandelt? (Natural History Study)
• Wie lange muss eine Studie dauern, um einen Therapie-Effekt nachzuweisen?
• Wieviele Betroffene müssen in einer Studie untersucht werden, um einen Therapie-Effektnachzuweisen?
• Welche Faktoren müssen bei der Auswahl der Probanden berücksichtigt werden?
HSP Register
Trial Readiness
Einen Therapie-Effekt messen können3
• Ideal wäre: klinischen Therapieerfolg messen (z.B. Spastic Paraplegia Rating Scale)
• Zusätzliche Parameter, die Veränderungen möglicherweise empfindlicheranzeigen können (z.B. Sensor-basierte Messungen, Bildgebung, molekulare Biomarker im Blut, …)
• “Patient-reported Outcomes”, die zeigen: der Therapie-Effekt istalltagsrelevant
• TreatHSP: 8 Gruppen in 6 Universitäten, darunter 3 klinische Zentren (Tübingen, Erlangen, Essen)
• Deutsches Zentrum fürNeurodegenerative Erkrankungen(DZNE): 5 klinische Zentren (Tübingen, Bonn, Magdeburg, München, Rostock)
• 4 assoziierte klinische Partner (Göttingen, Heidelberg, Innsbruck, Lübeck)
11 klinische and 3 nicht-klinische Zentren tragen zurgemeinsamen Infrastruktur und den gemeinsamenTreatHSP Projekten bei.
Projektstart: 01.05.2019
Website (ab 01.05.2019): TreatHSP.net
Wir brauchen ihre Mithilfe!
• Newsletter
• Jährliche Verlaufsuntersuchungen
• Klinische Studien
• Studienregister
• ….
Outcome Parameters & Trial Readiness
• Kohl/Winkler (U Erlangen): Sensor-based monitoring of gait impairments in HSP patients and real-life application (SP2)
• Klebe/Jöckel (U Essen): Patient-centered outcome parameters in HSP: development and validation of patient-and caregiver reported outcomes (SP3)
• Schüle/ALL: Longitudinal validation of existing and novel outcome parameters coordinated by SP1 (natural history study, cross-validation with clinical outcomes)
Novel molecular outcomes & pathways
• Schöls/Hauser (U Tübingen): iPSC-based neuronal models for biomarker discovery and therapeutic target identification in SPG4 and SPG31 (SP4)
• Hübner (U Jena): Untargeted metabolomics in murine models for HSP: towards pathway identification and biomarker development (SP5)
• Schüle/ALL: Longitudinal validation of novel molecular outcome parameters coordinated by SP1 (natural history study, cross-validation with clinical outcomes)
Pathway targeted therapies / drug repurposing
• Winner / Regensburger (U Erlangen): Deciphering GSK3ß dependent mechanisms in pluripotent stem cell derived neuronal models of AR complicated HSPs. (SP7)
• Rugarli (U Köln): Pathogenic mechanisms and therapeutic avenues for HSP caused by mutations in SPG7 (SP8)
• Martini (U Würzburg): Inflammation as target to treat SPG11: repurposing immune modulatory drugs for treatment of a genetically-mediated disorder of the nervous system (SP9)
Genetics
• Schüle/Ossowski (U Tübingen): Missing heritability in HSP –non-coding variation in known HSP genes (SP6)
HSP-Ambulanz in TübingenTim Rattay Holger Hengel Ludger Schöls Christoph Kessler
Katrin Dillmann Rebecca Schüle Jennifer Reichbauer Veronika Spahlinger
Ambulanzzeiten: Dienstag und Mittwoch, vormittags ab 9:00 Uhr(CRONA-Klink im Klinikum Berg, Ebene 3)
Anmeldung: Terminvergabe Zentrum für NeurologieTel. 07071 29 82051
Fragen zum Ambulanzbesuch: Studienassistentin Katrin DillmannTel.: 07071 29 85653E-Mail: [email protected]