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Was bringt die digitale Zukunft? Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Hannover

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Page 1: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Was bringt

die digitale Zukunft?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Hannover

Page 2: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Wer wegweisende Antworten sucht, muss die richtigen Fragen stellen. Dies ist der

Leitgedanke der Symposienreihe „Deutsche Fragen“ des Bundesverbandes deut-

scher Banken. Das 6. Symposium am 25.April 2001 in Hannover widmete sich

der Frage: „Was bringt die digitale Zukunft?“

Die digitale Technik verändert unser Leben. Sie bringt Transparenz, Wettbewerb

und Beschleunigung, und sie erschließt ein viel versprechendes wirtschaftliches

Potenzial. Doch ist unsere Gesellschaft beweglich genug, um es zu nutzen? Was

kann die Politik tun – und was muss sie tun? Wie werden wir im digitalen

Zeitalter wirtschaften, arbeiten und kommunizieren? Vertreter aus Politik,

Wirtschaft, Wissenschaft und Medien haben diskutiert, wie Deutschland der

Übergang ins Informationszeitalter gelingen kann.

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Was bringt

die digitale Zukunft?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Hannover

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I n h a l t

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Dr. Manfred Weber

Was bringt die digitale Zukunft ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Professor Dr. Ludwig Schätzl

Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Sigmar Gabriel

Politik: Führung in der digitalen Demokratie . . . . . . . . . . . . . . . 21

Jennifer Neumann

Wirtschaft: Was ist neu an der New Economy? . . . . . . . . . . . . . 35

Claus Larass

Medien: Wie viel „E“ verträgt der Mensch? . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Zusammenfassung der Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Kurzbiographien der Redner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Teilnehmer des Symposiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

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Vorwort

Der Wandel hat die Menschen immer fasziniert und gefordert. Wenn heute,

am Übergang in das Informationszeitalter, nicht nur von Wandel, sondern

von einer „digitalen Revolution“ die Rede ist, dann ist dies mehr als eine rhe-

torische Zuspitzung. Denn die Veränderungen, die von der digitalen Technik

ausgehen, sind weltumspannend, sie wirken in nahezu alle Lebensbereiche

hinein, sie zwingen uns, von Gewohntem Abschied zu nehmen, und sie voll-

ziehen sich mit einer für viele Menschen irritierend hohen Geschwindigkeit.

Unwägbarkeiten und Ängste, aber auch neue Chancen und Hoffnungen sind

die Folge.

Die digitale Technik ist nicht nur der Schlüssel zu den Wachs-

tumsmärkten der Zukunft. Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-

viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-

kurses. Wenn, um an Victor Hugo anzuknüpfen, die digitale Zukunft für die

Furchtsamen nicht das Unbekannte und für die Schwachen nicht das Uner-

reichbare bleiben, sondern wenn sie für möglichst viele zu einer Chance

werden soll, dann gilt es, die Weichen vorausschauend zu stellen.

Was bringt die digitale Zukunft ? Dieser Frage ging das 6. Sympo-

sium in der Reihe „Deutsche Fragen“ nach, das der Bundesverband deut-

scher Banken am 25.April 2001 in Hannover gemeinsam mit der Universität

Hannover veranstaltet hat. Mit den „Deutschen Fragen“ laden wir seit 1998

jeweils in einer Landeshauptstadt zum Dialog über grundlegende gesell-

schaftspolitische Themen der Zeit und möchten damit Anstoß geben zur

Diskussion über die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.

7D e u t s c h e F ra g e n

Dr. Manfred WeberHauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandesdes Bundesverbandes deutscher Banken

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D r. M a n f r e d We b e r

Was bringt die digitale Zukunft? – Begrüßung und Einführung

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

70 Prozent der Deutschen sind davon überzeugt, dass das

Internet unsere Gesellschaft grundlegend verändern wird.

Alle hundert Tage verdoppelt sich zurzeit der über das In-

ternet ausgetauschte Datenstrom. Im Jahr 2004 werden

eine Milliarde Menschen das weltweite Computernetz

nutzen.

Doch diese Zahlen – so eindrucksvoll sie auch

sind – geben den technologischen Wandel nur unzurei-

chend wieder. Die digitale Technik greift in alle Bereiche

unseres Alltags ein. Sie verändert die Art,wie wir arbeiten,

wie wir uns informieren, wie wir miteinander kommuni-

zieren, wie wir einkaufen, kurzum: wie wir leben. Mit der

Digitalisierung verbinden sich wie mit keinem anderen Trend Unwägbarkei-

ten und Ängste, aber auch Hoffnungen und Chancen.

Damit heiße ich Sie zum heutigen Symposium des Bundesverban-

des deutscher Banken und der Universität Hannover herzlich willkommen.

Ich freue mich, dass wir uns mit so vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft,

aus Wissenschaft, Kultur und Medien der Frage widmen können: Was bringt

die digitale Zukunft ?

Es ist mir eine besondere Freude, den Ministerpräsidenten des

Landes Niedersachsen, Herrn Sigmar Gabriel, zu begrüßen. Für das heutige

Thema in unserer Reihe „Deutsche Fragen“ hätte sich kein besserer Ort

finden lassen als Hannover. Hier hat die EXPO 2000 ein Fenster in die Welt

von morgen geöffnet, und hier ist auch alljährlich die CeBIT, die weltweit

führende Messe für Informationstechnik, zu Hause.Wenn man über die digi-

9D e u t s c h e F ra g e n

Dr. Manfred WeberHauptgeschäftsführer und Mitglieddes Vorstandes des Bundesverbandesdeutscher Banken

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tale Zukunft spricht, dann in Hannover! Herzlichen Dank, Herr Minister-

präsident, dass wir heute bei Ihnen zu Gast sein dürfen!

Neben Ihnen haben wir für unser heutiges Thema vier weitere

herausragende Experten gewinnen können.Ich begrüße ganz herzlich Herrn

Professor Dr. Ludwig Schätzl, den Präsidenten der Universität Hannover und

Kooperationspartner unseres heutigen Symposiums;Frau Jennifer Neumann,

die Vorstandsvorsitzende der Canto Software AG in Berlin; Herrn Claus

Larass, Mitglied des Vorstandes der ProSiebenSat.1 Media AG in Berlin; und

last but not least, Herrn Alexander Niemetz, freier Publizist, uns allen in

bester Erinnerung als souveräner Moderator des „heute journal“ im ZDF.

Mein Dank gilt Ihnen allen und nicht zuletzt auch der Fachhoch-

schule Hannover dafür, dass wir in diesem beeindruckenden Gebäude zu

Gast sein dürfen. Dieses Design-Center ist bei aller äußeren Schönheit nicht

nur voll digitaler Technik.Es ist auch das erste Gebäude auf dem Gelände der

EXPO 2000, das von der Landesregierung seiner Nachnutzung übergeben

worden ist. Dass wir Banken gewissermaßen gleich mit von der Partie sein

dürfen, freut uns natürlich.

Meine Damen und Herren,

die digitale Technik zwingt uns, von Gewohntem Abschied zu nehmen. Das

gilt vor allem – aber nicht nur – für die Wirtschaft. Das Internet vereinfacht

und beschleunigt den Datenaustausch innerhalb der Unternehmen, aber

auch die Kommunikation mit Kunden, Geschäftspartnern und öffentlichen

Stellen im In- und Ausland.

Längst hat die Digitalisierung alle Wirtschaftsbereiche erfasst.Die

Grenzen zwischen Old und New Economy verschwimmen. Elektronische

Marktplätze revolutionieren den Geschäftsverkehr im Business-to-Business-

D r. M a n f r e d We b e r

Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung

10D e u t s c h e F ra g e n

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M i t d e r D i g i t a l i s i e r u n g v e r b i n d e n s i c hw i e m i t ke i n e m a n d e r e n T r e n d

U n w ä g b a r ke i t e n u n d Ä n g s t e , a b e r a u c hH o f f n u n g e n u n d C h a n c e n .

Page 9: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Bereich.Wertschöpfungsketten werden aufgebrochen, neue Geschäftsfelder

erschlossen und alte in Frage gestellt. Immer häufiger machen auch Konsu-

menten von der Möglichkeit Gebrauch, Produkte individuell am Bildschirm

zusammenzustellen und zu ordern. Interne und externe

Geschäftsprozesse werden zunehmend virtualisiert.

Noch wichtiger ist: Das Internet verändert die

Wettbewerbssituation.Räumliche Grenzen spielen bei vie-

len Produkten keine Rolle mehr. In aller Deutlichkeit zeigt sich das in mei-

ner Branche, bei den Banken. Per Mausklick können Bankkunden in Sekun-

denschnelle Preise und Konditionen vergleichen. Informationen über Aktien

und Unternehmen,Research-Ergebnisse,Wertpapierempfehlungen und Mus-

terdepots – all das ist mühelos weltweit und zu jeder Zeit online verfügbar.

Das Ergebnis – nicht, dass Sie mich falsch verstehen: ich klage darüber nicht

– das Ergebnis ist ein verschärfter Wettbewerb, und das nicht nur zwischen

einzelnen Banken, sondern auch zwischen Kreditinstituten und den Anbie-

tern von Finanzdienstleistungen aus anderen Bereichen.

Schärferer Wettbewerb heißt auch, dass die traditionelle Kunden-

bindung an Bedeutung verliert.Im Firmenkundengeschäft erhält der günstigs-

te Anbieter den Zuschlag, nicht unbedingt die Hausbank. Und auch bei den

Privatkunden steigt die Bereitschaft, zu einer anderen

Bank zu wechseln oder mehrere Bankverbindungen gleich-

zeitig zu unterhalten. Finanzprodukte sind in hohem Maße

digitalisierbar. Deshalb sind Banken von der Revolution

der Informationstechnik besonders betroffen. Doch „betroffen“ klingt zu

passiv, zu negativ. Denn der elektronische und der mobile Geschäftsverkehr

bieten große Chancen für die gesamte Wirtschaft. Sicherlich gibt es geschäft-

D r. M a n f r e d We b e r

Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung

12D e u t s c h e F ra g e n

Per Mausklick können

Bankkunden in Sekunden-

schnelle Preise und Kondi-

tionen vergleichen.

Das Internet verändert die

Wettbewerbssituation. Räum-

liche Grenzen spielen bei vielen

Produkten keine Rolle mehr.

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liche Risiken, aber die Chancen überwiegen. Chancen allerdings muss man

ergreifen. Wenn gerade die Banken die Herausforderung der Digitalisierung

und der Globalisierung so entschlossen annehmen, dann deswegen, weil sie

erkannt haben: Es führt kein Weg daran vorbei, sich dem internationalen

Wettbewerb zu stellen. Wer sich ihm verschließt, der mag

eine Zeit lang überleben können, doch er zehrt von der

Vergangenheit. Langfristig wird er keinen Erfolg haben. Das gilt für einzelne

Unternehmen, für ganze Branchen, und es gilt auch für Volkswirtschaften

und die Wirtschaftspolitik ihrer Regierungen. Das Internet ist der „Turbo-

lader der Globalisierung“.

Die Informations- und Kommunikationstechnik hat sich zur größ-

ten Branche der Welt entwickelt. Sie wird in diesem Jahr einen Umsatz von

fast 4 Billionen DM erwirtschaften, das ist mehr als das Bruttosozialprodukt

Deutschlands.Weltweit schafft diese Branche pro Jahr 600.000 neue Arbeits-

plätze. Eine entscheidende Frage für uns ist: Wie viele davon entstehen in

Deutschland? Und dies hängt auch davon ab, wie gut es der Politik gelingt,

Innovationen in diesem Bereich zu fördern.Und hier ist die Politik gleich auf

einer ganzen Reihe von Feldern gefordert: in der Bildungs- und in der Wirt-

schaftspolitik, in der Wissenschafts- und Forschungspoli-

tik, in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Die Debatte um

die Green Card hat gezeigt, dass sich mit der Digitalisie-

rung selbst die Frage der richtigen Einwanderungspolitik

in völlig neuem Licht stellt.

Was bedeutet die Digitalisierung für den Men-

schen? In der Arbeitswelt wird – und das wird häufig übersehen – der

Mensch wichtiger,weil Wissen zum entscheidenden Produktionsfaktor wird.

Das Internet ist der „Turbo-

lader der Globalisierung“.

Die Debatte um die Green

Card hat gezeigt, dass sich

mit der Digitalisierung

selbst die Frage der richtigen

Einwanderungspolitik in

völlig neuem Licht stellt.

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Weit mehr als bisher müssen alle Mitarbeiter in den Unternehmen bereit

sein, Wissen zu teilen. Herrschaftswissen hat in der digitalen Zukunft kaum

noch Platz. Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama

spricht davon, dass wir von einer hierarchiegesteuerten

und damit vertrauensarmen zu einer netzwerkgebunde-

nen, vertrauensgestützten Produktionsweise übergehen.

Das erfordert einen Mentalitätswandel, aber es erfordert auch,

dass die Menschen die Informationen,die in digitalen Netzwerken verfügbar

sind, abrufen und verarbeiten können. Und das heißt wiederum: Wer nicht

mit dem Internet und moderner Computertechnik umgehen kann – und ich

will es etwas drastisch formulieren –, der wird zum digitalen Analphabeten.

„Wer das Internet nicht nutzt,wird zunehmend Nachteile in Beruf

und Alltag haben.“ Dieser Auffassung sind zwei Drittel der Deutschen, wie

eine Umfrage unseres Verbandes im März ergeben hat. Für die Politik wird

eine wichtige Aufgabe darin liegen, dieser digitalen Spaltung entgegenzu-

wirken und sicherzustellen, dass, wenn nicht allen, so doch möglichst vielen

der Sprung in die Informationsgesellschaft gelingt.

Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Zukunft noch komplexer

wird, als es die Gegenwart bereits ist. Denn wir werden künftig aus einer

noch größeren Bandbreite von Medien als heute auswählen können. Was

wird nach Telefon und Telefax,nach E-Mail und Mobilfunk,

nach Breitband-TV und interaktivem Fernsehen, nach

mobilem Internet und satellitengestützter Navigation

kommen? Wie wird es weitergehen? Vor allzu gewagten

Prognosen sollten wir uns angesichts der nur begrenzten menschlichen Vor-

stellungskraft und des rasanten technischen Fortschritts allerdings hüten.Sie

D r. M a n f r e d We b e r

Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung

14D e u t s c h e F ra g e n

Herrschaftswissen hat in

der digitalen Zukunft kaum

noch Platz.

Wer nicht mit dem Internet

und moderner Computertech-

nik umgehen kann, wird

zum digitalen Analphabeten.

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F i n a n z p r o d u k t e s i n d i n h o h e m M a ß ed i g i t a l i s i e r b a r. D e s h a l b s i n d B a n ke n

v o n d e r R e v o l u t i o n d e r I n fo r m a t i o n s -t e c h n i k b e s o n d e r s b e t r o f f e n .

Page 13: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

kennen den Ausspruch von Mark Twain, dass Prognosen gefährlich sind, ins-

besondere wenn sie die Zukunft betreffen. Aber unabhängig davon: Es

könnte uns andernfalls wie jenen Experten ergehen, die im Jahr 1949 die

Prognose wagten, Computer würden in Zukunft vielleicht

nur noch anderthalb Tonnen wiegen.

Fest steht jedoch schon heute: Die Digitalisie-

rung, der Wettbewerb der Systeme, die Beschleunigung

und die Vernetzung werden weiter zunehmen. So sehr

aber intelligente Technik das Leben bequemer und einfa-

cher macht, so sehr die wachsende Zahl der Medien zur gesellschaftlichen

Transparenz beiträgt, so sehr besteht auch die Gefahr, dass die digitale

Zukunft den Menschen überfordern könnte.

Viele sehen diesen Zeitpunkt bereits gekommen: Wie unsere

Umfrage weiter zeigt, fühlen sich sieben von zehn Deutschen schon heute

der Informationsflut nicht mehr gewachsen. In der Informationsgesellschaft

droht die Qual der Wahl zum Dauerzustand zu werden.

Die Medien stehen vor dem Paradoxon, dass ein Maximum an

Information zu einem Minimum an Aufmerksamkeit führen kann.Wie schafft

es der Einzelne, aus der unüberschaubaren Menge an Informationen die-

jenigen herauszufiltern, die für ihn relevant sind? Und wie schaffen es die

Medien, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und gleichzeitig auch quali-

tativen, inhaltlichen Maßstäben gerecht zu werden? Hier ist Orientierung

notwendig, wenn sich die digitale Gesellschaft nicht selbst durch Informa-

tionsüberlastung ad absurdum führen soll.

Informationstechnische Umbrüche hat es schon mehrfach gege-

ben – vom Buchdruck über das Telefon bis hin zum Fernsehen. Das Neue an

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Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung

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Sieben von zehn Deutschen

fühlen sich der Informations-

flut nicht mehr gewachsen.

In der Informationsgesellschaft

droht die Qual der Wahl zum

Dauerzustand zu werden.

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der digitalen Revolution ist ihre Wucht und die Geschwindigkeit ihrer Aus-

breitung. Insofern stellt sie uns alle vor besondere Herausforderungen.

Von dem griechischen Staatsmann Perikles

stammt der Satz: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft

vorauszusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein.“

Lassen Sie uns heute Abend versuchen, ein wenig zu die-

ser Vorbereitung beizutragen.Denn die Weichen in Politik,

Wirtschaft und Gesellschaft müssen vorausschauend ge-

stellt werden, wenn die großen Chancen, die das digitale

Zeitalter verspricht, genutzt und seine Risiken begrenzt

werden sollen. Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns allen eine spannende

und Gewinn bringende Diskussion.

17D e u t s c h e F ra g e n

Informationstechnische

Umbrüche hat es schon mehr-

fach gegeben – vom Buch-

druck über das Telefon bis hin

zum Fernsehen. Das Neue an

der digitalen Revolution ist

ihre Wucht und die Geschwin-

digkeit ihrer Ausbreitung.

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Meine Damen und Herren,

ich begrüße Sie im Namen der Universität Hannover und

freue mich, dass heute Abend sehr hochrangige Vertreter

aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vertreten sind.

Beim Bundesverband deutscher Banken möchte ich mich

dafür bedanken, dass dieses Symposium hier stattfindet.

Ich bin der Meinung, dass eine solche Veranstaltung ein

gutes Marketing-Instrument für die Universitäten sein

kann, aber auch für die Region Hannover. Mein Dank gilt

auch der Fachhochschule dafür,dass wir in diesem Gebäu-

de sein können.Es gibt ja zwischen Universitäten und Fach-

hochschulen gelegentlich Konflikte.Die Beziehungen zwi-

schen den Universitäten und den Fachhochschulen in

Hannover sind durch Kooperation und Harmonie, aber auch durch Komple-

mentarität gekennzeichnet.

Zum Thema:Ohne dass ich ins Detail gehen möchte,verändert das

Internet sicherlich alle Branchen in unserer Gesellschaft. Auch das Bankwe-

sen ändert sich. Ich war kürzlich bei meiner alten Sparkasse, die umgebaut

worden ist. Ich wollte mein Taschengeld von 100 DM in Kleingeld wechseln

lassen.Vorn schaut die Bank so aus wie ein Las-Vegas-Spielkasino,hinten wie

ein Sicherheitstrakt der Deutschen Bundesbank.Also,Kundenbetreuung gab

es dort wenig. Das ist möglicherweise schon eine Auswirkung des Internet.

Die Frage also scheint: Online-Banking oder noch Kundenservice?

Tief greifend verändern wird sich sicher auch die Medienwirt-

schaft. Die Frage wird sein: Brauche ich noch eine Zeitung, oder bekomme

ich die Informationen sofort aus dem Internet ? Sie merken, ich bin gesund-

18D e u t s c h e F ra g e n

Professor Dr. Ludwig SchätzlPräsident der Universität Hannoverund Vorsitzender der Landeshoch-schulkonferenz Niedersachsen

Grußwort

P r o f e s s o r D r. L u d w i g S c h ä t z l

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heitlich angeschlagen. Ich habe mir heute früh überlegt, ob ich mein Gruß-

wort vielleicht mit Hilfe der Multimedia-Technik aus dem Krankenbett vor-

stellen kann. Meine Frau hat gesagt, das wäre ein Beispiel

für eine Horrorvision, wenn Sie mich so sehen würden.

Also bin ich gekommen.

Drittens werden sich die Universitäten tief grei-

fend verändern. Ich will nur einige wenige Punkte ansprechen. Wir an der

Universität, wir forschen ja auf diesem Gebiet, das heißt: Wir entwickeln

Problemlösungen. Auf der anderen Seite setzen wir diese neue Technologie

auch in unserer Lehre ein, und wir sind dabei, neue Lehrformen zu entwi-

ckeln, die auch von den Studierenden akzeptiert werden. Dies ist ein kosten-

intensives Verfahren. Das geht nicht zum Nulltarif. Wir wollen die digitale

Technologie einsetzen zur Ausbildung unserer Studierenden. Im Bereich der

Ingenieurwissenschaften und der Informatik passiert es

schon, auch im Bereich Betriebswirtschaft besteht großer

Bedarf.Wir wollen mit dieser neuen Technologie auch ein-

steigen in das Thema Weiterbildung, lebenslanges Lernen.

Weiterbildung lässt sich gut mit Hilfe des Internet und neuer Kommunika-

tionstechnik durchführen und verbessern. „Continued Education“ wird

immer wichtiger, und ich als Präsident der Universität bin natürlich interes-

siert, dass dieses Thema auch zu Einnahmen der Universitäten führt. Damit

es zu Einnahmen führen kann, muss man schauen, wie man die Einnahmen

erwirtschaftet, und dies wird sicher nur im Wettbewerb der Universitäten

gehen. Wir werden hier immer stärker in einen Wettbewerb treten, einen

Wettbewerb nicht nur zu deutschen, sondern auch zu ausländischen Uni-

versitäten.

19D e u t s c h e F ra g e n

Brauche ich noch eine

Zeitung, oder bekomme ich

die Informationen sofort

aus dem Internet ?

Wir wollen die digitale

Technologie einsetzen zur

Ausbildung unserer

Studierenden.

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Ich möchte noch ein wenig für Hannover und seine Hochschullandschaft

werben.Wir haben die CeBIT,wir hatten die EXPO 2000. Im Zusammenhang

damit wurde Hannover als Knotenpunkt an das bundesweite digitale Kom-

munikationssystem angeschlossen.Unsere technologische

Infrastruktur ist exzellent. Dies hat hier auf dem Gelände

zur Ansiedlung einer Reihe von Unternehmen und Hoch-

schulen geführt. Die Fachhochschule Design, die Hoch-

schule für Musik und Theater, die Leibniz-Akademie und

Einrichtungen der Universität Hannover, etwa das „Learning Lab Lower

Saxony“, sind hier angesiedelt.

Überhaupt stellt sich die Universität intensiv auf das Internet ein.

Wir werden einen Fachbereich Informatik etablieren. Dies realisieren wir

durch Umstrukturierung, indem wir in anderen Bereichen Stellen einsparen.

Die Stadt wird uns eine Stiftungsprofessur für Software-Engineering zur Ver-

fügung stellen. Dieser Strukturwandel war möglich, weil wir mit der Lan-

desregierung einen Innovationspakt verabschiedet haben: Bis 2006 gibt es

keine Haushaltskürzungen, und als Gegenleistung erbringen wir interne

Reformen, interne Strukturveränderungen. Herr Ministerpräsident, der Fach-

bereich ist eines von mehreren Beispielen der Universität Hannover dafür,

dass wir diesen Innovationspakt ernst nehmen.

Was bringt die digitale Zukunft ? Ich weiß es nicht. Doch wir, die

Hochschulen dieser Region,gehen der digitalen Zukunft aufgeschlossen und

zuversichtlich entgegen.

P r o f e s s o r D r. L u d w i g S c h ä t z l

Grußwor t

20D e u t s c h e F ra g e n

Wir werden immer stärker in

einen Wettbewerb treten, einen

Wettbewerb nicht nur zu

deutschen, sondern auch zu

ausländischen Universitäten.

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S i g m a r G a b r i e l

Politik: Führung in der digitalen Demokratie

Meine Damen und Herren,

die Frage heute lautet: Was bringt die digitale Zukunft ?

Wenn wir das wüssten, dann wären wir Hellseher, und

ich nehme an, dass wir dann, trotz aller Schwierigkeiten

der New Economy an der Börse, eine Aktiengesellschaft

„public“ führen würden, und wahrscheinlich könnten wir

uns vor Investments in unsere hellseherischen Fähigkei-

ten kaum retten. Dass aber die Welt von morgen eine digi-

tale sein wird, davon ist mit Sicherheit auszugehen.

Mein Thema heißt „Politik: Führung in der digi-

talen Demokratie“. Ich bin nicht sicher, ob die Begriffe

„digital“ und „Demokratie“ zueinander passen. Denn ich

bin fest überzeugt, dass die einer demokratischen Verfassung zu Grunde lie-

genden Prinzipien nichts zu tun haben mit der Frage ihrer technologischen

Weiterentwicklung. Ich glaube nicht, dass politische Partizipation oder die

Aufträge der Verfassung – vom Sozialstaatsgebot bis hin zum Schutz des Eigen-

tums – mit der Technologie zusammenhängen.

Allerdings stellt sich die Frage, ob nicht gewährleistet sein muss,

dass moderne Informations- und Kommunikationstechnologie für alle Men-

schen verfügbar ist,damit sich auch in Zukunft jeder eigenständig und selbst-

bewusst in einer Demokratie beteiligen kann.So würde ich die Fragestellung

gern interpretieren. Was müssen wir tun, um bei einem solch rasanten tech-

nischen Wandel gewährleisten zu können, dass der Zugang zur demokrati-

schen Willensbildung, die Beteiligung in dieser Gesellschaft, das Leben in

dieser Gesellschaft auch in Zukunft möglich ist ? Denn das ist die Vorausset-

zung dafür, dass von den Freiheitsrechten, übrigens auch von den Pflichten

21D e u t s c h e F ra g e n

Sigmar GabrielMinisterpräsident des LandesNiedersachsen

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unserer Verfassung, alle Menschen auch künftig noch werden Gebrauch

machen können.

Was diese Frage so spannend macht, ist nach meiner Überzeu-

gung nicht die Technologie selbst, sondern es ist die Geschwindigkeit, mit

der sie sich entwickelt. Die Folge ist, dass sich technologische Entwicklun-

gen ungleichzeitig vollziehen, jedenfalls in höherem Maß ungleichzeitig als

früher. Technologische Veränderungen laufen nicht mehr

im Takt der Generationen ab, sondern schneller. Man

spricht davon, dass sich im Internet ein Jahr in drei Mona-

ten vollzieht, und es besteht die Gefahr, dass diejenigen,

die bei diesem Tempo nicht mithalten können, im wahrsten Sinne des Wor-

tes sehr schnell die Welt nicht mehr verstehen. Ich meine den Unterschied

zwischen jungen Menschen,die mit fünfzig digitalen Fernsehkanälen,Handy,

Internet und allen Möglichkeiten der Telekommunikation aufwachsen, und

denen, die sich von dieser Entwicklung überrollt fühlen.

Das sind übrigens nicht diejenigen am Ende eines Berufslebens,

die 60-Jährigen oder die Älteren.Es sind vielmehr eher diejenigen,die mitten

im Berufsleben stehen, die Mitte 40- bis Mitte 50-Jährigen. Sie haben Sorge,

dass sie nicht mehr über die Fähigkeit verfügen, sich die Qualifikation zu

erwerben, um mit digitaler Technologie Schritt halten zu können. Diese

Gruppe empfindet sich übrigens nicht so sehr deswegen bedroht, weil sie

ihren eigenen Fähigkeiten misstraut, sondern eher deswegen, weil die Sig-

nale, die die New Economy ausgesendet hat, diesen Verdacht erst bestärkt

haben. Wenn die Arbeitsverwaltung dieses Bundeslandes erklärt, es gebe

etwa 2.000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt, die über eine Qualifikation mit

naturwissenschaftlicher Ausbildung verfügen und im Grundsatz einsatzfähig

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

22D e u t s c h e F ra g e n

Technologische Verände-

rungen laufen nicht mehr im

Takt der Generationen ab,

sondern schneller.

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wären, jedoch 70 Prozent von ihnen nur aus einem Grunde keine Beschäfti-

gung finden,nämlich weil sie älter sind als 45 Jahre,dann hat das auch etwas

mit der Unternehmenskultur zu tun, die sich in der New Economy entwi-

ckelt hat – und nicht mit der Unfähigkeit der Betroffenen, sich fortzubilden.

Es hat so etwas gegeben wie einen Jugendwahn, der einherge-

gangen ist mit überzogenen Erwartungshaltungen an das, was sich in der

New Economy tatsächlich an Wertschöpfung erzeugen lässt. Ich sage das,

weil wir miteinander in der Frage der Partizipation an unserer Gesellschaft

darauf angewiesen sind, eben auch diesen Teil der Beschäftigten mitzuneh-

men. Ich sage es natürlich auch wegen des sich abzeichnenden Fachkräfte-

mangels.Aber es hat auch etwas mit der Möglichkeit der Beteiligung in einer

demokratischen Gesellschaft zu tun, ob 45-Jährige für ihren Einsatz in einer

sich technologisch verändernden Welt noch ernst genommen werden.

Die Entwicklung der gemeinsamen Zukunft ist ein ureigenes

Thema der Politik. Deswegen lautet mein Vortragsthema wahrscheinlich

„Politik: Führung in der digitalen Demokratie“. Was etwa das Thema „E-

Government“ angeht, muss ich zugeben: Meine Vision dieses Landes besteht

darin, dass wir zu einem Zeitpunkt X eine Situation schaffen, in der man –

völlig unabhängig davon, wo man sich gerade befindet – entweder über das

Handy,den Laptop oder dadurch,dass man in ein Rathaus geht oder zu einem

Servicepoint, sowohl die Steuererklärung machen, den Bauantrag stellen,

den Führerschein beantragen, das Auto zulassen oder einen Bafög-Antrag

abgeben kann. Dies würde dann auch völlig unabhängig von der Frage

geschehen, wer in der staatlichen Ebene für welche Frage zuständig ist. Die

Vision ist,dass alle Bürgerinnen und Bürger entweder selbst in der Lage sind,

die Internet-Technologie zu nutzen,oder dass dies für sie erledigt wird,wenn

23D e u t s c h e F ra g e n

Page 21: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

sie sich damit selbst nicht mehr befassen wollen oder können. Dann könnte

man sämtliche Dienstleistungsprozesse der öffentlichen Verwaltung an

einem Punkt anbieten, und der Einzelne müsste nicht

mehr entscheiden, wer eigentlich wofür zuständig ist, und

von Pontius zu Pilatus laufen.Eine solche Verwaltung wäre

auch transparent: Jeder könnte zu jedem Zeitpunkt über-

prüfen: „Wo ist mein Antrag gelandet, wie ist der Bearbei-

tungsstand, wieso liegt er auf Platz 38 und nicht auf

Platz 1?“ Natürlich ist das eine Vision für einen Regie-

rungschef, und wir werden uns damit befassen müssen,

wie wir so etwas entwickeln können. Ich gebe zu: Die Fragen sind weit rei-

chend, und die Konfrontation mit dem Alltag in öffentlichen Verwaltungen

muss eine solche Vision fast als blanke Utopie erscheinen lassen. Aber man

muss sich Ziele setzen, damit man überhaupt irgendwo ankommt.

Im Alltag ist das Verhältnis von öffentlicher Verwaltung und Inter-

net so ähnlich wie das Verhältnis von Rechenschieber und Computer. Die

Wirtschaft diskutiert über E-Business und die Politik über Ladenschlusszei-

ten. Die einen suchen Hunderttausende von Fachkräften, und die anderen

beschäftigen sich mit der Frage, ob wir nun 100.000 Faulenzer haben oder

nicht. Die einen sprechen über das elektronische Unternehmen, und die

anderen schieben den Aktenbock durch die Justizverwaltung. In der öffent-

lichen Verwaltung begeht man häufig den Fehler, den man in Unternehmen

hoffentlich nicht allzu häufig begeht,nämlich die Investitionen in neue Tech-

nologien und in die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als

Kostenbelastung zu empfinden und nicht als Chance zur Erhöhung der Ser-

vicefreundlichkeit der öffentlichen Verwaltung.

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

24D e u t s c h e F ra g e n

Die Wirtschaft diskutiert

über E-Business und die Poli-

tik über Ladenschlusszeiten.

Die einen suchen Hunderttau-

sende von Fachkräften, und die

anderen beschäftigen sich mit

der Frage, ob wir nun 100.000

Faulenzer haben oder nicht.

Page 22: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Über die Frage der technischen Serviceleistung des Staates hinaus möchte

ich am Beispiel der neuen Medien deutlich machen, wie sehr die technolo-

gische Entwicklung und die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Gesell-

schaft miteinander verzahnt sind. Es wird ja viel geredet über die New oder

die Old Economy. Ich habe diese Unterscheidung von

Anfang an skeptisch beurteilt. Sie ist ein schönes Marke-

ting-Instrument gewesen. Aber ich vermute, es gibt nur

relativ wenige – inzwischen wohl erfolglose – Analysten,

die so phantasielos gewesen sind, diese beiden Teile unse-

rer Wirtschaft gegeneinander abzugrenzen. Für mich wäre

es interessant zu erfahren, wieso erfolgreiche Banken den

30-jährigen Analysten so leicht Glauben schenken konnten bei der Beurtei-

lung eines neuen Wirtschaftszweiges.Denn in Wahrheit geht es natürlich um

nichts anderes als um die Integration einer neuen Technologie in die vor-

handene Produktions- und Dienstleistungsstruktur.

Es geht immer um diese Integrationsleistung.Es geht darum,neue

Informations- und Kommunikationstechnologien aufzunehmen und gerade

dadurch neuen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen und die Wettbewerbsfä-

higkeit des Unternehmens zu verbessern, neue Märkte zu erobern und neue

Kunden-Produzenten-Beziehungen zu generieren. Das ist das Thema, um das

wir uns zu kümmern haben, und nicht die Frage, ob etwas neu und deshalb

an der Börse besonders erfolgreich ist oder ob es alt und deshalb schlecht

zu bewerten ist. Die Frage lautet: Wer erbringt die Integrationsleistung am

schnellsten und am besten? Das Kerngeschäft und die Kernkompetenz

Deutschlands seit Beginn der Industrialisierung ist die Integration von Inno-

vation in die vorhandene Produktions- und Dienstleistungsstruktur. Das ist

25D e u t s c h e F ra g e n

Es wird ja viel geredet

über die New oder die Old

Economy. Ich habe diese

Unterscheidung von Anfang

an skeptisch beurteilt. Sie

ist ein schönes Marketing-

Instrument gewesen.

Page 23: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

der Hintergrund des Begriffes „Made in Germany“, weil in

diesem Land diese Integration immer besonders gut,

besonders schnell und besonders effizient erfolgt ist – trotz

aller Debatten über die Schwierigkeiten am Wirtschafts-

standort Deutschland. Mit Blick auf die Zukunft müssen

wir uns fragen:Was ist die Grundlage für diese Integrationsleistung,und kön-

nen wir diese Grundlage angesichts der Ungleichzeitigkeit der Entwicklung

die ich vorhin beschrieben habe, erhalten und weiterentwickeln?

Die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg ist auch die Grundlage

für sozialen und kulturellen Erfolg und für die Partizipation der Bürgerinnen

und Bürger an der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Schlüssel zu dieser

Partizipation war in der Vergangenheit und wird auch in der Zukunft

Qualifikation sein. Qualifikation ist nicht nur der Schlüssel für die Zukunft

unserer Unternehmen und ihren Erfolg auch im internationalen Wettbe-

werb.Qualifikation wird auch entscheidend für die Frage sein:Gehöre ich in

der digitalen Welt zu den „Usern“,zu denen,die die Chancen nutzen können,

oder gehöre ich zu den „Losern“, die über moderne Technologie nicht ver-

fügen und deshalb an den Chancen des Arbeitsmarktes und damit am Reich-

tum unserer Gesellschaft nicht teilhaben können? Quali-

fikation wird damit noch stärker als in der Vergangen-

heit auch die Grundlage dafür sein, ob man sich in dieser

Demokratie beheimatet fühlt, ob man den Eindruck hat,

dass die individuellen Lebensperspektiven in dieser Ge-

sellschaft, in einer demokratischen Gesellschaft, sich verwirklichen lassen

werden, oder ob man zu denen gehört, die in Gefahr geraten, an den Rand

gedrängt zu werden.Wiederum spielt die Frage eine Rolle:Wie gehen wir mit

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

26D e u t s c h e F ra g e n

Gehöre ich in der digitalen

Welt zu den „Usern“, zu

denen, die die Chancen

nutzen können, oder gehöre

ich zu den „Losern“?

Die Kernkompetenz Deutsch-

lands ist seit Beginn der Indus-

trialisierung die Integration

von Innovation in die vorhan-

dene Produktions- und Dienst-

leistungsstruktur.

Page 24: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

27D e u t s c h e F ra g e n

Wa s m ü s s e n w i r t u n , u m b e i d e m r a s a n t e n t e c h n i s c h e n Wa n d e l z u

g e w ä h r l e i s t e n , d a s s d e r Z u g a n g z u r d e m o k r a t i s c h e n Wi l l e n s b i l d u n g , d i e

B e t e i l i g u n g i n d i e s e r G e s e l l s c h a f t ,a u c h i n Z u k u n f t f ü r a l l e m ö g l i c h i s t ?

Page 25: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

der Ungleichzeitigkeit um, also mit sehr schnell sich veränderndem Wissen?

Wie bringen wir den Menschen die Fähigkeit bei, Herr Professor Schätzl, an

Ihren Angeboten des lebenslangen Lernens auch tatsächlich teilzuhaben?

Heute stellen wir fest, dass wir im Zweifel gut Mathematik, Phy-

sik, Chemie, Deutsch und Englisch unterrichten.Aber die Fähigkeit, sich mit

diesem Wissensschatz auf immer wieder neue Fragestellungen einzustellen

und damit am lebenslangen Lernen überhaupt teilzuhaben,diese Kompetenz

wird in unserem Bildungswesen nicht ausreichend vermittelt.Es wird um die

Frage gehen: Wie erhalten wir die Kernkompetenz Deutschlands, nämlich

Innovationsfähigkeit und Integrationsfähigkeit auf der Grundlage möglichst

hoher Qualifikation? Wie machen wir den Zugang zu solchen Technologien

für möglichst alle – oder mindestens für möglichst viele – in unserer Gesell-

schaft verfügbar?

Nur eine Randbemerkung zum Thema Green Card:Die Green Card

ist kein alternativer Lösungsweg zur Beantwortung dieser Fragen.Weder wer-

den wir die Frage der Partizipationsfähigkeit der Menschen in unserer Ge-

sellschaft durch Zuwanderung beantworten können, noch kann langfristig

ein Mangel an Fachpersonal und Qualifikation ausschließlich durch zusätzli-

che Einwanderung gelöst werden.Die Green Card ist ein Instrument,mit dem

Deutschland im internationalen Wettbewerb um Spitzenkräfte bestehen kann.

Wer sich die nordamerikanischen Universitäten anschaut, stellt fest: Halb

Südostasien macht dort einen postgraduierten Studiengang. Und die Besten

bleiben dort; die anderen, ebenfalls gut Ausgebildeten, gehen zurück in ihre

Heimatländer. Was glauben Sie, wohin sich ihre Unternehmen orientieren?

Jedenfalls nicht nach Westeuropa und nach Deutschland. Wenn wir diese

Spitzenkräfte für unser Land interessieren wollen, dann werden wir uns

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

28D e u t s c h e F ra g e n

Page 26: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

darum kümmern müssen, dass sie nicht nur in Nordamerika studieren, son-

dern dass die Besten von ihnen zu uns kommen und übrigens hier auch blei-

ben, und zwar nicht nur für fünf Jahre. Deswegen war es

albern, „Kinder statt Inder“ zu fordern.

Es ist genauso albern, die Green Card ganz all-

gemein zur Lösung der Probleme unserer Sozialversiche-

rung und der abnehmenden Bevölkerung anzuführen.

Wenn wir nicht aufpassen, dann wird hier ordentlich ein-

gewandert – es kommen bloß nicht diejenigen, die wir brauchen. Und es

kommen im Zweifel eher Menschen, die am System der sozialen Sicherung

partizipieren, aber nicht zu dessen Erhalt beitragen wollen. Die Green Card

ist die Lösung für den internationalen Wettbewerb um Spitzenkräfte,aber sie

deckt nicht den Bedarf an Fachkräftepersonal, das wir in der Breite brau-

chen. Und deswegen muss sich die politische Führung die Frage stellen:Wie

erreichen wir den Zugang zu neuen Technologien, zur digitalen Welt ? Wie

erreichen wir es, dass im Bildungssystem die Fähigkeit zu

lebenslangem Lernen besser ausgebildet wird, und wie

machen wir dies unabhängig von der Frage, wie hoch das

Einkommen im Elternhaus ist ?

Ich will das praktisch deutlich machen. In

Deutschland wird Familienpolitik gemessen an der Frage,

ob das Kindergeld um 10 oder um 30 DM erhöht wird. Wer besonders fami-

lienfreundlich ist, der will es um 30 DM erhöhen; wer nicht ganz so fami-

lienfreundlich ist, nur um 10 DM. Ich glaube: Die Familienfreundlichkeit an

der Frage der Erhöhung des Kindergeldes um 10 oder um 30 DM zu messen,

ist so ziemlich das Phantasieloseste, was ein Politiker abliefern kann. Es ist

29D e u t s c h e F ra g e n

Die Green Card ist die Lösung

für den internationalen

Wettbewerb um Spitzenkräfte,

aber sie deckt nicht den Bedarf

an Fachkräftepersonal, das

wir in der Breite brauchen.

Die Familienfreundlichkeit

an der Frage der Erhöhung des

Kindergeldes um 10 oder um

30 DM zu messen, ist so ziem-

lich das Phantasieloseste, was

ein Politiker abliefern kann.

Page 27: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

auch ökonomisch völliger Unsinn, weil man 5,6 Milliarden DM in die Hand

nehmen muss, um jeder Familie monatlich 30 DM mehr zu geben. Das ist

natürlich ein gewaltiger Quantensprung für die Familie – ich nehme an, da

wird der Wohlstand ausbrechen! Mit der Hälfte des Geldes könnte man dafür

sorgen, dass alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland ab der siebten

Klasse den Laptop endlich im Tornister haben – unabhän-

gig davon,ob das Einkommen der Eltern ihnen das erlaubt

oder nicht. Die Eltern würden entlastet, und zweitens

würde man etwas für die Zukunftsfähigkeit tun, denn bei

diesem Symbol „Laptop im Tornister“ geht es darum, ob

der Laptop für jeden Schüler ständig verfügbar ist und

nicht nur für eine Stunde in der Woche im Computerraum. Die Politik wird

sich entscheiden müssen,ob sie die digitale Zukunft in den Mustern der letz-

ten hundert Jahre bewältigen will, nämlich durch eine Erhöhung der sozia-

len Transferleistungen des Staates, oder ob wir davon, wie ich jedenfalls

hoffe, partiell Abschied nehmen und unsere Phantasie dafür einsetzen, wie

wir stärker und besser in Humankapital investieren können. Ich glaube aller-

dings, dass wir das nicht allein können. Wir müssen zu

einer neuen Partnerschaft zwischen dem öffentlichen Sek-

tor und der Wirtschaft kommen. Es gibt einen ökonomi-

schen Zusammenhang, den wir alle miteinander nicht

auflösen können. Wir werden nicht die Steuern senken und die Staatsver-

schuldung abbauen und gleichzeitig mehr in den Bereich Bildung investie-

ren können. Das wird nicht funktionieren, weil wir die Steuern nie so weit

herunterbekommen werden, dass daraus ein gewaltiges Wachstum in kurzer

Zeit entsteht. Witzigerweise wird in diesem Zusammenhang immer auf die

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

30D e u t s c h e F ra g e n

Bei diesem Symbol „Laptop im

Tornister“ geht es darum, ob

der Laptop für jeden Schüler

ständig verfügbar ist und

nicht nur für eine Stunde in

der Woche im Computerraum.

Wir müssen zu einer neuen

Partnerschaft zwischen dem

öffentlichen Sektor und der

Wirtschaft kommen.

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31D e u t s c h e F ra g e n

D i e G r u n d w e r t e u n s e r e r Ve r fa s s u n gä n d e r n s i c h n i c h t , w e n n d i e

t e c h n o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g v o r a n -s c h r e i t e t . A b e r v i e l l e i c h t k o m m e n

w i r z u a n d e r e n We g e n , u m d i e s e G r u n d w e r t e z u e r r e i c h e n .

Page 29: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

angloamerikanischen Verhältnisse im Steuersystem verwiesen, aber nie-

mand ist bereit, die andere Seite der Medaille zu sehen: Nehmen Sie bei-

spielsweise das öffentliche Vorhalten von Staatstheatern. In den USA käme

niemand auf die Idee, dies sei eine Staatsaufgabe. Wenn Sie in Deutschland

eine Debatte darüber führen, ob es richtig ist, einen Theaterplatz im Schau-

spielhaus mit 100 DM pro Sitzplatz aus Steuergeldern zu bezuschussen,

erklärt man Sie spätestens im Feuilleton der „ZEIT“ zum

Kulturbolschewisten. Ich will darauf hinweisen, dass das

Anspruchsniveau in Deutschland entweder dramatisch

abgesenkt werden muss – und ich kenne so recht keinen,

der dafür Massendemonstrationen in die Wege leiten

kann –, oder wir müssen uns auf eine mittlere Linie ver-

ständigen, die da lautet: Ja, wir setzen die Steuerreform

um, die wir uns vorgenommen haben; ja, wir senken end-

lich die Staatsverschuldung.Wir sind auch in der Lage,eine

Reihe anderer Dinge zu machen, aber wir sagen dann auch endlich einmal

„ja“ zum Thema Public-Private-Partnership, etwa in der Frage von Investitio-

nen in den Bildungsstandort Deutschland.

Ein Beispiel:Wir haben in Niedersachsen natürlich auch gemerkt,

dass wir unsere Schulen besser mit moderner Technologie ausstatten müs-

sen. Wir wollen das aber nicht nach dem Motto machen „Wer zuerst ‚hier‘

ruft, kriegt einen Computer“, sondern wir haben von den Schulen verlangt,

ein pädagogisches und didaktisches Konzept zu erstellen. Das Internet soll

nicht mehr zufällig genutzt werden oder einmal in der Woche auf dem Stun-

denplan stehen, sondern es soll nach Möglichkeit in jedem Klassenraum und

in jeder Stunde verfügbar sein. Der Zugriff auf das Internet soll so selbstver-

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

32D e u t s c h e F ra g e n

Wenn Sie in Deutschland eine

Debatte darüber führen, ob

es richtig ist, einen Theater-

platz im Schauspielhaus mit

100 DM pro Sitzplatz aus

Steuergeldern zu bezuschus-

sen, erklärt man Sie spätestens

im Feuilleton der „ZEIT“ zum

Kulturbolschewisten.

Page 30: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

ständlich werden wie früher der Gang in die Schulbibliothek. Schulen, die

dafür ein Konzept haben, können sich bei uns bewerben, und wir geben

ihnen Geld. Und dieses Geld soll aus einer Partnerschaft mit

der Wirtschaft kommen.Der Staat gibt in drei Jahren 75 Milli-

onen DM, und von der Wirtschaft möchten wir gern noch

einmal den gleichen Betrag einwerben, durch Sach- oder

monetäre Leistungen. Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen dafür ge-

wonnen, weit über Niedersachsen hinaus, neben Volkswagen und Preussag

sind Intel, Cisco, IBM, Hewlett Packard und andere dabei. Intel zum Beispiel

beteiligt sich daran, 12.000 Lehrerinnen und Lehrer kostenlos zu schulen.

Doch trotz allen Engagements ist es zwar gelungen, die 25 Millionen DM des

Staates für das erste Jahr zur Verfügung zu stellen, aber nur knapp die Hälfte

der erhofften Mittel aus der Wirtschaft.Was will ich damit sagen? Ich glaube,

dass wir das „Public“ noch immer relativ großschreiben und das „Private“

relativ klein. Wir müssen, wenn wir es ernst meinen mit unserer Verantwor-

tung für die Qualifikation, mindestens zu einem gleichgewichtigen Verhält-

nis kommen. Es muss stärker auch die Aufgabe der Wirtschaft sein, den Weg

in die digitale Zukunft zu bewältigen, die Kernkompetenzen Deutschlands

zu erhalten und im Bildungssektor mehr zu tun.Wir werden dies alles nur in

der Kooperation von Staat und Wirtschaft leisten können.

Dies erfordert vom Staat, dass er bereit ist, seine Bildungseinrich-

tungen zu modernisieren und übrigens auch dem Wettbewerb zu unterstel-

len.Wettbewerb belebt nicht nur in der Wirtschaft das Geschäft, er belebt es

auch bei Lehrerinnen und Lehrern. Wir müssen uns den Bedürfnissen der

Wirtschaft auch öffnen,was die Unterrichtsinhalte angeht.Wir müssen dafür

sorgen, dass Universitäten stärker auch mit der Wirtschaft darüber diskutie-

33D e u t s c h e F ra g e n

Der Zugriff auf das Internet

soll so selbstverständlich

werden wie früher der Gang

in die Schulbibliothek.

Page 31: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

ren, wie sie sich entwickeln sollen. In Niedersachsen wollen wir unsere Uni-

versitäten zu Stiftungsuniversitäten machen, bei denen Hochschulräte über

die Entwicklung der Universität mitentscheiden.Aber wir brauchen auch die

Hilfe der Wirtschaft bei der Finanzierung dieser gewaltigen Aufgabe.

Dies ist auch mit Blick auf eine neue Sinngebung unserer Verfas-

sung der richtige Weg.Am Anfang habe ich gesagt, dass sich die Grundwerte

unserer Verfassung nicht ändern, wenn die technologische Entwicklung

voranschreitet. Aber vielleicht kommen wir zu anderen Wegen, um diese

Grundwerte zu erreichen. Bei uns steht in der Verfassung im Artikel 14,

Absatz 2: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der

Allgemeinheit dienen.“ Das ist nicht irgendeine Formulierung, das ist ein

Grundrecht. Das ist etwas Unveräußerliches, etwas, auf das wir uns verstän-

digt haben und mit dem wir, glaube ich, gut gelebt haben. Die Frage ist nur:

Muss man diesen Verfassungsgrundsatz ausschließlich über das Steuersys-

tem umsetzen, oder gibt es andere Wege wie zum Beispiel Public-Private-

Partnership-Modelle? Dafür will ich gern werben, weil ich glaube, dass wir

die Herausforderungen, die mit der digitalen Zukunft verbunden sind, nicht

ausschließlich über den öffentlichen Sektor werden erfüllen können.

S i g m a r G a b r i e l

Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie

34D e u t s c h e F ra g e n

Page 32: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

J e n n i f e r N e u m a n n

Wirtschaft: Was ist neu an der New Economy?

Meine Damen und Herren,

ich hatte schon fast auf eine provokante Anmoderation

gehofft, in der Sie, Herr Niemetz, meinen Redetitel um-

definieren von „Was ist neu an der New Economy?“ in

„Was war neu an der New Economy?“. Es wurde schon er-

wähnt, dass die New Economy, was die Börsenbewertung

angeht, ziemlich in den Seilen hängt. Das macht die

Menschen, die mitten in diesem Dilemma stecken, nicht

besonders glücklich, und es macht auch die Aktionäre

nicht besonders glücklich. Ich würde dies gern zum

Anlass nehmen, kurz zu erläutern, warum ich eingewilligt

habe, diesen Vortrag mit dem gestellten Thema zu halten,

obwohl ich mit dem Begriff „New Economy“ eigentlich wenig anfangen

kann.

Vor ein paar Tagen,am 16.April,hat die Business Week aufgelistet,

dass die 20 Internet-Unternehmen, die von der Firma Merrill Lynch, einer

Ihnen bekannten Investmentbank, seit 1997 an die Börse gebracht wurden

und denen Merrill Lynch ein hohes Erfolgspotenzial bescheinigt hatte, tat-

sächlich nicht besonders erfolgreich waren. 15 von ihnen notieren heute

unter Eröffnungspreis, zwei sind gar nicht mehr im Business. Acht liegen

nicht nur marginal unter ihrem Eröffnungspreis, sondern um 90 Prozent da-

runter.Den Vogel abgeschossen hat wahrscheinlich Pets.com,auch von Mer-

rill Lynch an die Börse gebracht. Die haben nur zehn Monate gebraucht, um

ihre 66 Millionen Dollar zu verspielen. Das sind ziemlich ernüchternde Fak-

ten,und ich glaube,es ist wertvoll, sich darüber Gedanken zu machen,worin

die Ursachen liegen.

35D e u t s c h e F ra g e n

Jennifer NeumannVorsitzende des Vorstandes derCanto Software AG

Page 33: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Sicher ist es berechtigt, wenn sich jetzt Aktionäre lauthals beschweren und

sich von den Analysten in die Irre geführt fühlen, und ebenso, wenn die

Medien dies aufgreifen. Und doch möchte ich – auch als Lob für dieses Sym-

posium und die Reihe, in der es stattfindet – darauf hinweisen, dass es war-

nende Stimmen gab:Vor ziemlich genau einem Jahr gab es,auch vom Bundes-

verband deutscher Banken veranstaltet, ein Symposium mit dem Titel

„Welche Zukunft hat der Mittelstand?“. Auf dieser Veranstaltung sagte der

Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirt-

schaftlichen Entwicklung, Herr Professor Donges: „Nicht alle am Neuen

Markt werden gewinnen. Der Markt wird früher oder später die Spreu vom

Weizen trennen,Betriebsschließungen und Arbeitsplatzverluste werden sich

nicht vermeiden lassen.“ Zumindest auf einen hätten die Menschen in die-

sem Land hören können, um noch ein paar Mark zu sparen bei ihren Aktien-

investitionen. Leider muss man Herrn Donges allerdings auch vorhalten –

und ich will ihn nicht zu gut aussehen lassen – dass er mit den vier Firmen,

die er lobend erwähnt hat und denen er hervorragende Perspektiven beschei-

nigte, nicht so gut lag. Drei von diesen vier Firmen haben – wie viele andere

– ihren Aktionären wenig Freude gemacht.

Warum habe ich grundsätzlich eine Schwierigkeit mit dem Begriff

„New Economy“, und warum vermute ich, dass unter denen, die ihn geprägt

haben,Analysten oder Investmentbanker waren? Ich glaube,dass das Schlag-

wort von der „New Economy“ in vielen Fällen eine der Ursachen für über-

zogene Bewertungen und Erwartungen war.Wer aus der alten Schule kommt,

wird wissen, dass traditionelle Dinge wie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis oder

zumindest ein Kurs-Umsatz-Verhältnis Beachtung finden sollten. Aber ab ei-

nem gewissen Zeitpunkt des Höhenfluges der „New Economy“ galten diese

J e n n i f e r N e u m a n n

Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?

36D e u t s c h e F ra g e n

Page 34: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Regeln alle nicht mehr. Allerdings nur für die New Economy, deren Unter-

nehmen waren ausgenommen. Hier würde ich gern Klaus Mangold von der

debis AG zitieren, der, wie ich finde, sehr treffend gesagt hat, dass eine Infor-

mationsgesellschaft und eine Informationswirtschaft nur auf einer erfolg-

reichen Industriewirtschaft aufbauen können.Daran zeigt sich:Die Rahmen-

bedingungen sind für alle Unternehmen gleich. Auch die „New Economy“

hat sich den Dingen,die jetzt plötzlich diskutiert werden mit amerikanischen

Begriffen wie Cash-Flow und Burn-Rates, nie verschließen können. Und in

vielen Fällen musste die Missachtung solcher Zusammenhänge zwangsläufig

zum Untergang eines Unternehmens führen.

Die „New Economy“ ist nichts wirklich Neues. Sie ist nicht losge-

löst von allem,was wir vorher hatten.Daher bleibe ich lieber bei dem Begriff

des Informationszeitalters oder der informationsbasierten Wirtschaft. Hier

sehe ich den großen Paradigmenwechsel, und der geht über die Wirtschaft

weit hinaus, denn wir haben es mit dem Wandel von der

Industriegesellschaft hin zur Informationsgesellschaft zu

tun. Was ist nun wirklich das Neue? Hier hat der Minister-

präsident im Grunde schon das Wichtigste genannt, und

auch auf dem von mir schon angesprochenen Symposium zum Thema Mit-

telstand kam es zur Sprache: Das Neue ist die dramatische Beschleunigung.

Dazu gibt es,denke ich,keinen Widerspruch.Und auch im historischen Rück-

blick zeigt sich: Das Industriezeitalter bildete sich nicht losgelöst vom Agrar-

zeitalter, sondern auf seiner Grundlage, und auch für das Industriezeitalter

war die Beschleunigung ein wesentliches Kennzeichen. Über die Beschleu-

nigung hinaus, und auch das wurde schon erwähnt, gibt es heute ein riesi-

ges Potenzial für neue Geschäftsfelder, für neues Business. Die Grundideen

37D e u t s c h e F ra g e n

Die „New Economy“ ist

nichts wirklich Neues. Sie ist

nicht losgelöst von allem,

was wir vorher hatten.

Page 35: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

vieler Firmen, auch vieler Firmen, die leider gescheitert

sind, waren nicht unbedingt verkehrt. Viele hatten gute

Konzepte, haben sie aber mangelhaft umgesetzt.

Ein gut umgesetztes Konzept liegt dem folgen-

den Beispiel zugrunde, es ist allerdings eines aus den USA.

Ich weiß nicht, ob Ihnen bei der Einreise in die USA schon einmal die Auto-

maten aufgefallen sind, in die man, anstatt zwei Stunden in der Schlange zu

stehen, eine Karte steckt, die Hand auflegt und die Einreiseformalitäten

schnell erledigt hat. In vielen Bereichen gibt es ein großes Potenzial für ein

profitables Business in der Zukunft, und wenn Sie das „New Economy“ nen-

nen wollen, dann nennen Sie es „New Economy“.

Lassen Sie mich Herrn Donges ein letztes Mal zitieren. Er hat auf

dem Symposium vor einem Jahr gesagt, und da stimme ich voll zu: „Die

modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und der drama-

tische Rückgang der Transaktionskosten werden den strukturellen Wandel

der Wirtschaft schubartig beschleunigen.“ Dieser Beschleunigungsschub –

das hat der Ministerpräsident heute schon deutlich gemacht – stellt vor allem

die ältere Generation vor Probleme, denn sie hat Schwierigkeiten, den

Anschluss zu finden und zu halten.

Chancen und Risiken, beides bringt der Übergang in die digitale

Zukunft mit sich, und beides muss auch im Hinblick auf die Wirtschaft

betrachtet werden.Wenn die Menschen hier in Deutschland stärker als etwa

in Amerika das suchen, was im Wandel konstant bleibt, wenn sie gewisser-

maßen nach dem Strohhalm im Orkan suchen, um sich daran festzuhalten,

dann kann ich nur halbwegs Trost spenden. Denn der viel zitierte Spruch

„Konstant ist nur der Wandel“ trifft meines Erachtens zu.

J e n n i f e r N e u m a n n

Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?

38D e u t s c h e F ra g e n

Die Grundideen vieler Firmen,

auch vieler Firmen, die lei-

der gescheitert sind, waren

nicht unbedingt verkehrt. Viele

hatten gute Konzepte, haben

sie aber mangelhaft umgesetzt.

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39D e u t s c h e F ra g e n

Wi r m ü s s e n d e n Wa n d e l g e s t a l t e n ,a n s t a t t u n s v o m

Wa n d e l g e s t a l t e n z u l a s s e n .

Page 37: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

J e n n i f e r N e u m a n n

Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?

40D e u t s c h e F ra g e n

Vielleicht kennen Sie die Maslow’sche Bedürfnispyra-

mide. Wir Menschen sind dazu verdammt, immer unzu-

frieden zu sein. Diese Unzufriedenheit treibt den Wandel

an – und dies heute mit hoher Geschwindigkeit. Daran

wird sich nichts ändern. Schon immer haben wir Men-

schen mit unserer Unzufriedenheit den Wandel vorange-

trieben, doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zu früher: Die wesent-

liche Ressource, der Rohstoff für den Erfolg, für die Überwindung der

Unzufriedenheit, ist heute der Mensch selbst, insbesondere für die Informa-

tionswirtschaft.Das ist ein fundamentaler Unterschied. Im Agrarzeitalter war

der Boden der Rohstoff, im Industriezeitalter waren es die Fabriken, aber

heute im Informationszeitalter sind es die Menschen selbst. Es sind die cle-

veren Ideen, es ist das Humankapital, und das gibt es nicht, zumindest heute

noch nicht und auch nicht absehbar, losgelöst vom Men-

schen. Der Mensch steht in der Informationsgesellschaft

mehr denn je im Mittelpunkt.

An dieser Stelle noch etwas zum Thema Green

Card.Sicher ist die Green Card kein Allheilmittel.Doch die

Diskussion, die sie ausgelöst hat, war nicht albern, sie war

wichtig.Sie hat deutlich werden lassen,wie sehr wir Spitzenkräfte brauchen,

und eine aktuelle Studie hat ergeben, dass jeder Inhaber einer Green Card,

der zu uns gekommen ist, im Durchschnitt 2,5 weitere Arbeitsplätze geschaf-

fen hat. Und von diesem Effekt bin ich, bei aller Vorsicht insbesondere mit

frühen Studien, überzeugt.

Vielleicht noch ein anekdotenhaftes Beispiel dazu, wie sehr Glo-

balisierung und Digitalisierung zusammenhängen, und dazu, wie sehr jeder

Im Agrarzeitalter war der

Boden der Rohstoff, im

Industriezeitalter waren es

die Fabriken, aber heute,

im Informationszeitalter,

sind es die Menschen selbst.

Wir Menschen sind dazu

verdammt, immer unzufrieden

zu sein. Diese Unzufrieden-

heit treibt den Wandel an,

und dies heute mit hoher

Geschwindigkeit. Daran wird

sich nichts ändern.

Page 38: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Versuch misslingen muss, die Globalisierung einzudämmen: Ich werde mor-

gen nach Hongkong fliegen, um an der Universität von Hongkong einen Vor-

trag zu halten. Dieser Termin ist zustande gekommen über einen Professor,

der in New York lebt,hauptsächlich aber in Norwegen doziert und eine Gast-

professur in Hongkong hat.Das ist die Welt, in der wir heute leben.Und ganz

wichtig war für mich – um auf die Dienstleistungen zurückzukommen –,dass

ich heute früh noch einmal bei cnn.com nachgeschaut habe, wie das Wetter

in Hongkong ist, damit ich die richtigen Sachen einpacke.

Noch einmal zu den Chancen des Informationszeitalters: Wahr-

scheinlich haben Sie schon von der Initiative D21 gehört.Sie hat sich zum Ziel

gesetzt, die Transformation von der Industrie- zur Informationsgesellschaft in

Deutschland zu beschleunigen. Dadurch soll der Rückstand Deutschlands

auf diesem Feld im Vergleich zu anderen Ländern aufgeholt werden.Was das

konkret heißen kann, sehen Sie am Beispiel meiner Firma.

Vor elf Jahren habe ich meine Firma gegründet, ein mittel-

ständisches Unternehmen, das weltweit verkauft.Amerika

ist der größte Markt, Japan der drittgrößte. So etwas hätte

es meines Erachtens – und meine Firma ist nicht die ein-

zige – am Anfang des Industriezeitalters nicht gegeben.

Mittelständische Unternehmen hatten früher gute Chan-

cen als Zulieferer und als Dienstleister für die Global

Player, und diese Chancen haben sie weiterhin. Was sie früher nicht hatten,

war die Möglichkeit, auch global zu agieren. Wegen ihrer hohen Flexibilität

haben sie auch durchaus Vorteile gegenüber großen Unternehmen.

Was bedeutet die Informationswirtschaft für den einzelnen Men-

schen? Ich bin überzeugt,dass die Chancen des Einzelnen steigen,sich selbst

41D e u t s c h e F ra g e n

Mittelständische Unternehmen

hatten früher gute Chancen

als Zulieferer und als Dienst-

leister für die Global Player,

und diese Chancen haben sie

weiterhin. Was sie früher

nicht hatten, war die Möglich-

keit, auch global zu agieren.

Page 39: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

im Beruf zu verwirklichen und eine höhere Wertschätzung für sein Tun zu

bekommen als bisher. Wichtig aber ist, dass wir den Wandel aktiv gestalten,

damit die Menschen eben nicht als virtuelle Fließbandarbeiter enden. Wir

müssen den Wandel gestalten, anstatt uns vom Wandel gestalten zu lassen.

Wir haben die Chance, dass eine breit angelegte Informationselite entsteht.

Eliten sind ein schwieriges Thema in Deutschland. In der Informationsge-

sellschaft liegt die Chance, dass zu einer Elite nicht mehr

nur die Reichen und anderweitig Privilegierten gehören.

Auf die Risiken der Informationsgesellschaft

möchte ich nur kurz eingehen, ich bin kein besonders

angstgetriebener Mensch. In Amerika handelt man übli-

cherweise nach der Devise, dass das größte Risiko darin besteht, nicht zu

handeln. Oder umgekehrt: „No risk, no fun.“ Im Deutschen gibt es das auch:

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Der einzelne Mensch muss zur Verän-

derung bereit sein, nur dann hat er auch die Chance auf Selbstverwirkli-

chung. Falsch wäre es etwa, nach dem Motto zu verfahren: Ich bin Fließ-

bandarbeiter gewesen, also werden auch meine Kinder virtuelle Fließband-

arbeiter sein. Den Antrieb, Chancen auch zu ergreifen,

muss der Einzelne mitbringen.

Was muss die Gesellschaft insgesamt tun, was

muss die Politik tun? Wir brauchen in Deutschland mehr

Entrepreneurship. Unternehmer sind diejenigen, die Dinge anstoßen. Wer

hat die Grundsteine für das Industriezeitalter gelegt ? Das waren ein Herr Sie-

mens oder ein Herr Daimler. Sie haben die Patente geschaffen, die dazu

geführt haben, dass noch heute jedes zweite Auto, das weltweit verkauft

wird, Einnahmen für die deutsche Wirtschaft bringt.

J e n n i f e r N e u m a n n

Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?

42D e u t s c h e F ra g e n

In der Informationsgesell-

schaft liegt die Chance, dass

zu einer Elite nicht mehr

nur die Reichen und ander-

weitig Privilegierten gehören.

Wir brauchen in Deutschland

mehr Entrepreneurship.

Unternehmer sind diejenigen,

die Dinge anstoßen.

Page 40: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

43D e u t s c h e F ra g e n

D a s S c h l a g w o r t d e r „ N e w E c o n o m y “ w a r i n v i e l e n F ä l l e n e i n e d e r

U r s a c h e n f ü r ü b e r z o g e n e B e w e r t u n g e n u n d E r w a r t u n g e n .

Page 41: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

J e n n i f e r N e u m a n n

Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?

44D e u t s c h e F ra g e n

Zweitens brauchen wir in Deutschland mehr Basistechnologien.Dazu ist ein

weltweit harmonisiertes Patentrecht notwendig. Mehr als 50 Prozent der

Software werden in Amerika umgesetzt,und das versetzt die US-Hersteller in

die Lage, die Spielregeln vorzugeben. Hier muss die Politik tätig werden.

Ein dritter Punkt: Die Gesetzgebung muss schneller werden. Die

Green Card ist ein hervorragendes Erfolgsbeispiel. Sie wurde auf Regie-

rungsebene in kürzester Zeit umgesetzt. Und auch ein Lob an die Landes-

vertreter, Herr Gabriel, ist angebracht, denn sie haben mitgezogen. Das ist

der richtige Weg, denn es geht ja, wie immer im Leben, nicht darum, die per-

fekte Lösung, das perfekte Gesetz zu finden, sondern es

geht darum, flexibel und schnell zu reagieren.

Lassen Sie mich, daran anknüpfend, zum

Schluss ein Plädoyer für Realismus und Konstruktivität

halten. Wie viel Energie wird in der öffentlichen Diskus-

sion nur darauf verwendet, idealtypische Positionen zu

beziehen, andere zu kritisieren oder Kritik zu widerlegen? Ich denke, wir

kommen ohne Realismus und konstruktive Schritte nicht weiter. Und um

dort zu enden,wo ich angefangen habe:Für mich geht es nicht um die Frage,

ob wir eine „New Economy“ haben oder nicht. Für mich geht um die Frage:

Welche „new possibilities“ haben wir, und wie nutzen wir sie?

Für mich geht es nicht um die

Frage, ob wir eine „New Eco-

nomy“ haben oder nicht. Für

mich geht um die Frage: Welche

„new possibilities“ haben wir,

und wie nutzen wir sie ?

Page 42: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

C l a u s L a r a s s

Medien: Wie viel „E“ verträgt der Mensch?

Meine Damen und Herren,

die Entwicklung der elektronischen Medien hat noch

längst nicht ihren Endpunkt erreicht. Es wird weiterhin

explosionsartige Veränderungen geben in immer neuen

Schüben, und das wird immer wieder neue Hoffnungen,

aber auch Ängste und Verzweiflung auslösen.

Wenn man die Dinge mit etwas mehr Gelassen-

heit betrachtet, stellt man fest, dass die Entwicklung, die

wir gerade durchlaufen, verblüffende Ähnlichkeiten hat

mit der Zeit, in der die Eisenbahn ihren Siegeszug antrat.

Damals wurde, wie heute, das bestehende Raum-Zeit-

Gefühl der Menschen durch ein neues ersetzt. Das

Empfinden des Raumes änderte sich, weil die Regionen zusammenwuchsen,

und genau dieses passiert heute in dem Prozess, den wir Globalisierung

nennen. Auch das Empfinden der Zeit unterlag damals, als die ersten Züge

fuhren, einem Wandel. In Frankreich beispielsweise gab es landesweit ver-

schiedene Uhrzeiten. Nun musste die Uhrzeit entlang der Bahnstrecken

angeglichen werden. Das führte zu heftigen Debatten, und ich vermute, sie

waren nicht weniger heftig als die Debatten, die wir heute führen. Und doch

ist es dem europäischen Menschen zuzumuten, dass er sich an einer Ein-

heitszeit orientiert,damit die Züge pünktlich fahren.Damals war die Debatte

sicherlich richtig, heute lächeln wir darüber.

Oder nehmen Sie die Eisenbahn in Amerika.Seinerzeit versuchten

die so genannten Eisenbahnbarone, die Wirtschaft entlang der Bahnlinien zu

monopolisieren. Wenn sie eine neue Eisenbahnlinie bauten, rissen sie alles,

was dort wirtschaftlich aufblühte,an sich.So entstanden die Kartellämter,die

45D e u t s c h e F ra g e n

Claus LarassMitglied des Vorstandes derProSiebenSat.1 Media AG

Page 43: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

die Monopole zerschlugen. Aktuell stellt sich in den USA die Frage, wer die

Eisenbahn-Hochfrequenztechnik beherrscht. Im Moment wird sie vom Staat

kontrolliert, und wenn ich richtig informiert bin, haben einige Wissenschaft-

ler und Unternehmer der Regierung Bush vorgeschlagen, diesen Bereich zu

privatisieren. Geht das, funktioniert das, oder wird daraus ein Monopol? Ich

glaube, es funktioniert, aber es besteht durchaus die Gefahr der Monopoli-

sierung, wenn große Konzerne eine bestimmte Technik weltweit beherr-

schen. In hundert Jahren wird man auch über diese Diskussion lächeln.Aber

wir leben heute und müssen die Probleme lösen, die wir heute haben.

Deshalb möchte ich zwei Meldungen zitieren, die in diesen Tagen

über die Agenturen liefen. Sie zeigen,wo wir in der Entwicklung der elektro-

nischen Medien stehen. Es geht nicht um die technische Entwicklung, son-

dern darum, wie viel elektronische Medien der Mensch verträgt. Ich meine

die elektronischen Medien im weitesten Sinne, und in

absehbarer Zeit wird deutlich werden, dass die Printme-

dien eigentlich schon dazugehören.

Zu der ersten Meldung: Sie kam aus China und

besagte, dass man dem chinesischen Kampfpiloten, der

kürzlich den Zusammenstoß mit dem amerikanischen Aufklärungsflugzeug

auslöste, dass man diesem so genannten „Revolutionshelden“ und „Verteidi-

ger der Meere und Lüfte“ ein Denkmal gesetzt hat. Ein Denkmal ist ja nicht

unüblich im Kommunismus, aber wenn man die Meldung weiterlas, wurde

klar, dass es nicht um ein Denkmal aus Beton oder teurer Bronze ging, nein,

es würde – Gott sei Dank – nicht die stilsichere Hässlichkeit dieser Denk-

mäler von Marx, Lenin und so weiter haben. Denn das Denkmal für den Pilo-

ten ist an keinem Platz und an keiner Straße errichtet worden, sondern die

C l a u s L a r a s s

Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?

46D e u t s c h e F ra g e n

Das Denkmal für den Piloten

ist an keinem Platz und an

keiner Straße errichtet worden,

sondern die Chinesen errich-

teten es im Internet.

Page 44: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Chinesen errichteten es im Internet. Die ganze Nation, und die ist ja nicht

klein, kann dort Blumen niederlegen oder schriftliche Beileidsbekundungen

artikulieren – das alles selbstverständlich virtuell, auch die Blumensträuße.

Das zeigt: Die Fragen, die das Internet aufwirft, stellen sich überall, nicht nur

bei uns.

Wie viel Virtuelles verträgt der Mensch? Wie weit kann er sich

von seinem Leben aus Fleisch und Blut entfernen, von Erde, Feuer, Wasser

und Luft, um mal diesen alten Begriff aufzunehmen? Wie weit kann er sich

von diesen stofflichen Dingen entfernen und trotzdem leben, ohne Schaden

zu nehmen? Hinzu kommt das räumliche Problem: Über welche Distanzen

kann ein Mensch Gefühle entwickeln? Wie kann er Trauer, Freude und Lei-

denschaft empfinden gegenüber Vorgängen, die irgendwo in der Welt ge-

schehen, zu denen er aber eigentlich keinen direkten Bezug mehr hat ? Wir

erleben ja heute schon, dass wir entsetzt sind über Fernsehbilder aus weit

entfernten Orten. Aber wie tief ist diese Trauer wirklich? Ist sie eine echte

Trauer, ist sie eine Medientrauer, und wie geht der Mensch damit um? Das

alles muss und wird uns beschäftigen.

Die zweite Meldung haben Sie vielleicht auch gelesen. In Amerika

wird im nächsten Monat vermutlich der Oklahoma-Attentäter hingerichtet.

Er hatte, wie Sie wissen, 168 Menschen in den Tod gerissen,Amerika tief ver-

unsichert.Ein Buch hat der Mann schon geschrieben.Das ist heute auch nor-

mal.Und das Buch verkauft sich gut in Amerika.Nun wollte er,dass seine Hin-

richtung im Fernsehen übertragen wird und im Internet auch. Es gab genü-

gend Internet-Firmen, die sich sofort bereit erklärten, das ist ganz klar. Auch

in Deutschland gab es eine Firma, die auch gut begründet hat, warum sie es

machen will. Das wirft doch die Frage auf: Inwieweit fördern die neuen

47D e u t s c h e F ra g e n

Page 45: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Medienformen den Ego-Wahn des Menschen? Der US-Richter hat die Live-

Übertragung der Hinrichtung untersagt. Das ist beruhigend. Aber wie wird

ein Richter in drei, fünf, acht oder zehn Jahren entscheiden? Ist dann die vir-

tuelle Welt, die elektronische Welt, so selbstverständlich geworden, dass

Menschen keinen Anstoß mehr nehmen? Werden sie die

Übertragung einer Hinrichtung gar als ein Recht empfin-

den, auf das sie bestehen können?

Aus früheren Zeiten wissen wir, dass die öffent-

liche Meinung schnell umschlagen kann.Als in England vor

zweihundert Jahren beschlossen wurde, Hinrichtungen

nicht mehr öffentlich stattfinden zu lassen, haben sehr kluge Zeitgenossen

gesagt,dann könne man gleich ganz darauf verzichten,denn es komme ja nur

auf die abschreckende Wirkung an. Mit solchen Fragen ist stets achtsam

umzugehen. Die Entscheidung darüber, was wir wollen und was nicht, dür-

fen wir uns von keiner Technik und von keiner Entwicklung diktieren lassen.

Man muss immer unterscheiden zwischen der technischen Ent-

wicklung und der inhaltlichen. Kaum jemand wird die technische Entwick-

lung der elektronischen Medien behindern wollen. Warum sollen wir nicht

im Flughafen sitzen und die Börsennachrichten lesen,

warum sollen wir nicht bestimmen, wann wir was sehen

wollen? Ein Teil des Unbehagens entsteht durch Äußer-

lichkeiten. Wir mögen es nicht, wenn im Restaurant tele-

foniert wird oder am Flughafen. Nun gut, manchmal tele-

foniert man selbst auch dort und sieht es dann wieder gelassener. Dieses

Unbehagen ist nicht substanziell, und ich glaube, dass die Gesellschaft all

diese Fragen lösen wird.

48D e u t s c h e F ra g e n

C l a u s L a r a s s

Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?

Die Entscheidung darüber,

was wir wollen und was nicht,

dürfen wir uns von keiner

Technik und von keiner Ent-

wicklung diktieren lassen.

Der US-Richter hat die Live-

Übertragung der Hinrichtung

untersagt. Das ist beruhigend.

Aber wie wird ein Richter

in drei, fünf, acht oder zehn

Jahren entscheiden ?

Page 46: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

49D e u t s c h e F ra g e n

Wi e v i e l Vi r t u e l l e s v e r t r ä g t d e r M e n s c h ?Wi e w e i t k a n n e r s i c h v o n s e i n e m

L e b e n a u s F l e i s c h u n d B l u t e n t f e r n e n ,v o n E r d e , Fe u e r, Wa s s e r u n d L u f t ?

Page 47: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Wir werden auch,Herr Ministerpräsident,noch zur Genüge darüber streiten,

ob der Computer nun in die Schule gehört oder nicht. Kürzlich las ich von

zwei nicht unerheblichen Stimmen, dass sie Computer in der Schule ableh-

nen,weil die Kinder das Lesen verlernen würden.Wir kennen die Diskussion

aus den sechziger und siebziger Jahren, als es um das Fernsehen ging. Ich

glaube, der Laptop gehört in die Schule. Mit dem Fernsehen kommen wir

heute auch ganz gut zurecht.

Das Unbehagen des Menschen kommt wohl auch daher,dass er in

seinem Wesen konservativ ist, dass jede Neuerung ihn zunächst beunruhigt,

zumindest jede Neuerung, die über das normale Maß hinausgeht. Diese Be-

unruhigung halte ich im Prinzip für ein gesundes Empfinden. Ein Beispiel:

Ein Mensch, der um 1800 gelebt hat, käme mit einem Zeit-

sprung in das Jahr 1900 vermutlich einigermaßen zurecht.

Anders ein Mensch, der um 1900 gelebt hat und den man

in das 2000 versetzen würde: Er käme mit diesem Zeit-

sprung vermutlich nicht zurecht. Daran zeigt sich, wel-

chen Spannungen wir heute ausgesetzt sind. Wir müssen uns mit diesen

Spannungen beschäftigen, denn wenn wir es nicht tun, werden die Aus-

schläge von Reaktion und Gegenreaktion immer heftiger werden.Wir haben

es ja erlebt in den letzten Jahren mit all den Start-ups und Internet-Firmen.

Heute zahlen viele Firmen schwer drauf für zu schnelle Entwicklungen, und

so wird es auch in anderen Bereichen sein.

Immer müssen wir uns fragen:Wo gibt es Übertreibungen,die wir

hinnehmen können,und wo können wir sie nicht hinnehmen,weil es um die

Substanz geht ? Wir sollten allerdings,jedenfalls beim Thema digitale Zukunft,

nicht fragen, wie viel dem Menschen zuzumuten ist. Wir sollten auch nicht

C l a u s L a r a s s

Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?

50D e u t s c h e F ra g e n

Wo gibt es Übertreibungen,

die wir hinnehmen können,

und wo können wir sie nicht

hinnehmen, weil es um die

Substanz geht ?

Page 48: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

fragen, was für den Menschen erträglich oder verträglich ist. Das ist, glaube

ich, zu passiv gedacht und macht uns zum Sklaven von Entwicklungen, es

raubt uns die Möglichkeit des Bestimmens.Denn wir wissen:Der Mensch ver-

trägt sehr viel. Sie können ihn lange in einer Raumkapsel um die Erde krei-

sen lassen. Der Mensch kann auch 24 Stunden vor dem Fernseher sitzen. Die

Frage muss lauten: Welche Werte sind für den Menschen unverzichtbar und

sollten daher bei aller Veränderung als Konstanten bestehen bleiben? Und wo

lauern Gefahren, die man durch eine vernünftige Regelung umgehen kann?

Ein praktisches Beispiel: Wie werden der Datenschutz und das

Recht auf Privatsphäre in der elektronischen Welt gesichert ? Je mehr Daten

von uns irgendwo gespeichert und abrufbar sind, desto

stärker läuft man Gefahr, manipuliert zu werden. Daten-

schutz und Privatsphäre sind aber unabdingbar für eine

demokratische Grundordnung. Wenn das nicht gewährleistet wird, wird

unsere Demokratie nicht funktionieren. Das müssen wir uns klar machen.

Und deshalb dürfen wir in dieser Frage auch nicht lax sein. Ich bin hier etwas

pessimistisch und fürchte, dass der Datenschutz nachlassen wird.

Ich habe eine weitere Sorge, und zwar wegen des Bedürfnisses

der Menschen nach Nachrichten in vielfältiger Form. Es besteht die Gefahr,

dass über Ereignisse nicht mehr in der klassischen Form

berichtet wird, sondern dass – bewusst oder unbewusst –

Nachrichten produziert werden, um anschließend darü-

ber zu berichten. Ereignisse laufen Gefahr, mediengetrie-

ben zu werden. Es gibt Konflikte, die ohne Medienpräsenz

so nicht stattfinden würden.Stellen Sie zwanzig Demonstranten an das Bran-

denburger Tor mit einem populären Spruchband, dann laufen sie am Abend

51D e u t s c h e F ra g e n

Datenschutz und Privatsphäre

sind unabdingbar für eine

demokratische Grundordnung.

Ereignisse laufen Gefahr,

mediengetrieben zu werden.

Es gibt Konflikte, die ohne

Medienpräsenz so nicht statt-

finden würden.

Page 49: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

über alle Sender. Es ist eine philosophische Frage, ob der moderne Mensch

aus der Langeweile heraus nach Ereignissen sucht und ob dieses Bedürfnis

zunimmt, je stärker die Medienwelt für ihn präsent ist.

Generiert diese Langeweile Ereignisse? Würde ein Okla-

homa-Attentäter seine Bombe in ein Gebäude werfen,

wenn er nicht wüsste, dass er auf diese Weise in der ganzen Welt bekannt

würde?

Durch das Internet wächst die Verantwortung des Einzelnen dra-

matisch. Jeder kann in das Internet stellen, was er will. Jeder weiß, welcher

Missbrauch im Internet getrieben wird. Rechtsradikale Seiten, Kinderporno-

grafie, all das gibt es. Es ist relativ einfach, diese Dinge aus dem Programm

zu nehmen, aber es fehlt Geld, es fehlen Leute, die das kontrollieren. Das ist

auch eine Aufgabe für die Politik, aber in erster Linie steigt

die Verantwortung des Einzelnen. Er muss entscheiden,

was er sieht und was er selber produziert. Aber: Reicht

das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen aus, oder

braucht die Gesellschaft kollektive Regeln? Ich glaube,wir

brauchen sie. Und damit ist die Frage verbunden:Wird die

neue Medienwelt zu mehr oder weniger Staat führen? Ich sage ganz offen:

Am Anfang werden wir weniger und am Ende mehr Staat haben. Dazu wird

es kommen. Das ist im Moment unpopulär, aber in einigen Jahren werden

wir es sehen.

Es geht nicht um die Fragen, die wir zum Beispiel im Zusammen-

hang mit „Big Brother“ diskutiert haben. Da gibt es Programmverantwortli-

che,die von der Öffentlichkeit oder von der Politik zurechtgewiesen werden

oder auch nicht, zumindest müssen sie sich mit Kritik auseinander setzen.

C l a u s L a r a s s

Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?

52D e u t s c h e F ra g e n

Durch das Internet wächst

die Verantwortung des Einzel-

nen dramatisch.

Wird die neue Medienwelt

zu mehr oder weniger Staat

führen ? Ich sage ganz

offen: Am Anfang werden

wir weniger und am Ende

mehr Staat haben.

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53D e u t s c h e F ra g e n

E s i s t e i n e p h i l o s o p h i s c h e F ra g e , o b d e rm o d e r n e M e n s c h a u s d e r L a n g e w e i l e

h e r a u s n a c h E r e i g n i s s e n s u c h t u n d o bd i e s e s B e d ü r f n i s z u n i m m t , j e s t ä r ke r

d i e M e d i e n w e l t f ü r i h n p r ä s e n t i s t .

Page 51: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

Auch der Zuschauer ist klüger, als er manchmal einge-

schätzt wird. Vieles straft er ab. In der Gründungsphase

des privaten Fernsehens gab es eine Reihe von Dingen,die

wir inzwischen vergessen haben, es gab einen „Heißen

Stuhl“,es gab sehr viel Sex,der auch verschwunden ist.Vie-

les reguliert sich von selbst. Nach meiner Überzeugung sind das private und

das öffentlich-rechtliche Fernsehen unter dem Strich besser geworden.

Sicher, es gab manche Verflachung, aber auch viele Verbesserungen und

mehr Lebendigkeit. Heute ist auch die politische Berichterstattung der pri-

vaten Sender sehr seriös. Kein Politiker muss sich beklagen, dass er dort

unfair behandelt würde.Trotzdem steigen die Quoten – durch bessere Nach-

richten und durch höheren Informationswert, der Zuschauer honoriert es.

Bei allen kritischen und unbequemen Fragen sollten wir nicht

vergessen: Wir haben in Deutschland und Europa eine sehr gut entwickelte

Medienkultur.Von den privaten und den öffentlich-rechtlichen Medien habe

ich gesprochen, aber auch die Printmedien sind verantwortungsvoll. Positiv

ist auch,dass die Medien ihre Aufklärungsfunktion mit Hilfe des Internet bes-

ser wahrnehmen können. Diktatorische Systeme geben sich heute der

Lächerlichkeit preis, wenn sie versuchen, mit ihrem Zentralorgan noch ihre

Meinung durchzusetzen. Milosevic war das letzte Beispiel. Im Kosovo-Krieg

konnte er zwar noch einen gewissen Propagandaapparat aufrechterhalten,

aber in Wahrheit setzte sich doch die Elite in Belgrad abends an den Laptop,

kommunizierte mit Westeuropa und erfuhr sofort, was wirklich los war. Eine

Abschottung funktioniert nicht mehr.

So beruhigend das ist, so sehr stellen sich mit dieser Entwicklung

der Medien andere Fragen. Den Medien – wenn auch nicht nur ihnen –

C l a u s L a r a s s

Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?

54D e u t s c h e F ra g e n

Diktatorische Systeme geben

sich der Lächerlichkeit preis,

wenn sie versuchen, mit ihrem

Zentralorgan noch ihre Mei-

nung durchzusetzen. Milose-

vic war das letzte Beispiel.

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55D e u t s c h e F ra g e n

kommt eine große Verantwortung zu.Deswegen brauchen

wir einen Kodex für die Mediengesellschaft. Welche

Rechte hat der Einzelne künftig? Wie wird er geschützt?

Wie können wir kulturelle Eigenheiten wahren? Wie kön-

nen wir ein Miteinander in der Gesellschaft aufrechterhalten? Wer führt die

Gesellschaft? Die Politik allein will es nicht, kann es nicht. Früher lag das

Wort beim Priester, da liegt es heute nicht mehr. Es lag dort, weil eine Elite,

eine verantwortungsvolle Elite, die Entwicklung steuerte. Heute sollen alle

Menschen mitentscheiden. Das ist gut, aber es macht das Zusammenleben

auch schwieriger.

Es liegt sehr viel Gutes vor uns. Wir sollten uns nicht in Ängste

und Sorgen flüchten,sondern froh sein,dass wir in dieser Zeit leben.Wir soll-

ten froh sein, dass wir diese Entwicklung, die dramatisch ist, mitgestalten

können. Aber zum Gestalten müssen wir auch bereit sein.

Den Medien – wenn auch nicht

nur ihnen – kommt eine große

Verantwortung zu. Deswegen

brauchen wir einen Kodex für

die Mediengesellschaft.

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56D e u t s c h e F ra g e n

Zusammenfassung der Diskussion

Mehr oder weniger Staat ?

Alexander Niemetz warf die Frage auf, ob die Informationsge-

sellschaft zu mehr oder weniger staatlicher Aktivität führen werde.

Ministerpräsident Sigmar Gabriel bezweifelte, dass in der In-

formationsgesellschaft zwangsläufig ein höherer Bedarf an staatlicher Regu-

lierung und Kontrolle bestehen werde als heute. Der Staat müsse sich viel-

mehr darin bescheiden, selbst Sicherstellungsfunktionen zu übernehmen.

Viele Ziele ließen sich nicht zwangsläufig am besten mittels staatlicher Akti-

vität erreichen. Das Verhältnis der Menschen zum Staat werde sich allein auf

Grund der technologischen Entwicklung nicht grundlegend verändern. In

erster Linie komme es darauf an, die Menschen in die Lage zu versetzen, mit

moderner Technik umzugehen und damit auch gesellschaftliche Partizipa-

tion ausüben zu können. Eine Gefahr für staatliches Handeln sieht Gabriel

darin, dass immer weniger ersichtlich sei, welche politische Ebene wofür

zuständig sei.Heute sei es für jeden Politiker einfach,sich der Verantwortung

für eigenes Handeln dadurch zu entziehen, dass er darauf verweise, für das

jeweilige Problem sei die Kommune, das Land, der Bund oder Europa zustän-

dig, nur nicht er selbst. Die Verwobenheit zwischen den einzelnen Ebenen

sei so stark, dass die Legitimationsbasis der Politik zu erodieren drohe.

Dr. Manfred Weber warnte eindringlich vor einem Weg, der zu

einem Zuwachs an staatlicher Aktivität führe. In Deutschland gebe es nach

wie vor zu viel staatliche Regulierung, das zeige der Vergleich mit anderen

Ländern. Zwangsläufig werde es aber in der Zukunft weniger Staat geben,

denn für die Unternehmen wie für die Bürger würden mit der Digitalisierung

und der Globalisierung die Möglichkeiten,abseits vom Staat tätig zu werden,

weiter enorm wachsen. Und dort, wo der Staat zu sanktionieren versuche,

Page 54: Was bringt die digitale Zukunft?tumsmärkten der Zukunft.Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-kurses.Wenn,um

würden die Absetzbewegungen weiter zunehmen. Auch wenn man beden-

ke, welch riesigen Modernisierungsbedarf es in der öffentlichen Verwaltung

gebe,sei es eine eher erschreckende Vision,wenn es zu einem Mehr an staat-

licher Aktivität käme.

Jennifer Neumann argumentierte, die Menschen strebten nach

Selbstverwirklichung und benötigten zu ihrer Entfaltung Freiräume, die der

Staat schaffen müsse und die von den Menschen selbstverantwortlich aus-

zufüllen seien. Erst wenn diese Freiräume missbraucht würden, sei der Staat

gefordert, einzugreifen.

Claus Larass sagte, es bestehe kein Zweifel, dass etliche Berei-

che staatlicher Aktivität privatisiert werden müssten, weil auf diese Weise

große Effizienzgewinne zu realisieren seien. Gegen weniger Staat in diesem

Sinn gebe es nichts einzuwenden. Auf der anderen Seite schaffe die digitale

Technik Kommunikationsstrukturen, aus deren Herausbildung und Über-

wachung sich der Staat nicht heraushalten könne,gerade um das Individuum

und das pluralistische,demokratische Gemeinwesen zu schützen.Ein Beispiel

sei der Betrieb von Nachrichtensatelliten.

Professor Dr. Ludwig Schätzl wies darauf hin, dass es einen

Unterschied gebe zwischen der regionalen Ebene, auf der es sicher zweck-

mäßig sei zu deregulieren, und der globalen Ebene, auf der man nicht ohne

staatliche Ordnungssysteme auskomme,weil die digitale Wirtschaft eine glo-

bale sei. Jede globale Ordnungspolitik bedürfe aber auch der demokrati-

schen Kontrolle.

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Ind iv idua l - und Massenkommunikat ion

Alexander Niemetz fragte,ob die digitale Technik zu einer Ablö-

sung der Massenkommunikation durch Individualkommunikation führe und

welche Auswirkungen dies auf die Politik habe. Über das Fernsehen bei-

spielsweise ließen sich Zielgruppen, die eine Präferenz für das Internet hät-

ten, teils schon nicht mehr erreichen.

Ministerpräsident Sigmar Gabriel betonte, schon heute nutz-

ten viele Bürger sehr gezielt beide Formen, Individual- und Massenkommu-

nikation, zur demokratischen Willensbildung. Schon längst sei es der Politik

angesichts der Vielzahl von Medien nicht mehr möglich, ihre Botschaften

einer unkritischen Wählerschaft auf klassischen Parteiveranstaltungen zu ver-

mitteln.Deshalb sei es aber keineswegs angebracht, in Kulturpessimismus zu

verfallen. Die so genannte Internet-Generation sei, auch wenn sie das öffent-

lich-rechtliche oder das private Fernsehen meide,nicht zwangsläufig schlech-

ter informiert. Sie sei im Gegenteil gut informiert, hoch motiviert und sehr

kreativ,und die Politik sei gefordert,diese Zielgruppe über das Medium Inter-

net zu erreichen. Dass dies auch gelinge, zeige die Resonanz beispielsweise

auf Chatrooms, in denen Politiker direkt mit Bürgern kommunizierten.

Neben dem direkten, persönlichen Kontakt der Kommunikation über Fern-

sehen und Printmedien sei das Internet ein zusätzliches Medium, dass auch

die Politik nutzen müsse.

Claus Larass plädierte für eine sinnvolle Mischung verschiede-

ner Medien. Unbestreitbar sei, dass das Fernsehen, vor allem das öffentlich-

rechtliche, jüngere Zielgruppen mit seinen Nachrichtensendungen immer

weniger erreiche. Das Internet sei ein wichtiges Medium, könne aber die

Information durch Fernsehen oder Printmedien nicht ersetzen. Es liege pri-

Zusammenfassung der D iskuss ion

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mär in der Verantwortung des Einzelnen, wie er sich – vor allem politisch –

informiere.

Für Jennifer Neumann kommt es in der Informationsgesellschaft

sehr darauf an, welchen Informationen aus der Flut aller verfügbaren man

vertrauen könne. Eine Nachrichtensendung wie das „heute journal“, ein Me-

dium der Massenkommunikation, schaffe dieses Vertrauen, weil es eine über

lange Zeit aufgebaute Marke sei. Bei der Individualkommunikation über das

Internet sei ein solcher Markenname dann verzichtbar, wenn Vertrauen auf

anderem Weg aufgebaut werde, wenn beispielsweise Geschäftspartner per

E-Mail in Kontakt treten,damit die Schnelligkeit dieses Mediums nutzen,aber

trotzdem vertrauensbasiert kommunizieren.

Für Ministerpräsident Sigmar Gabriel ist die politische Kom-

munikation weniger eine Frage der Technologie, sondern des politischen

Bewusstseins und damit der Frage, ob sich Menschen, zumal in der heran-

wachsenden Generation,noch für ihre Mitmenschen interessieren.Ein Effekt

der Wohlstandsgesellschaft sei, dass Menschen zu dem – realistischen oder

illusionären – Ergebnis kämen,sie könnten ihr eigenes Leben ohne den Blick

auf größere Zusammenhänge gut gestalten. So sei die Motivation, sich poli-

tisch zu engagieren, heute viel abstrakter als früher, als Menschen oft noch

deshalb Mitglied einer Partei geworden seien, um ihr eigenes Leben zu ver-

bessern. Das Bewusstsein des gesellschaftlichen Miteinander, der Verant-

wortung füreinander, sei heute schwieriger zu kultivieren. Es sei eine Frage

der Erziehung, auch der Information und der Kommunikation, aber keine

Frage der Technologie.

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Dig i ta le In fo rmat ions f lut

Dr. Manfred Weber wies auf die Schwierigkeit hin, aus der Fülle

verfügbarer Informationen verlässliche und qualitativ hochwertige zu selek-

tieren und daraus Wissen zu generieren oder Entscheidungen darauf aufzu-

bauen.Dies gelte etwa für die Beschaffung von Informationen aus dem Inter-

net. Erschwerend komme hinzu, dass viele Menschen noch immer

Schwierigkeiten mit der Bedienung digitaler Medien hätten, geschweige

denn wüssten, wie sie mit ihrer Hilfe an belastbare, verlässliche Informatio-

nen kämen. Hier mache die Gesellschaft, wie in vielen anderen Bereichen,

insgesamt nur sehr langsam Fortschritte. Weber vertrat die Auffassung, mit

der Verbreitung digitaler Medien und neuen Formen der Mediennutzung

ändere sich die Art der politischen Willensbildung.Damit stelle sich die Frage

der politischen Führung, aber auch die Frage gesellschaftlicher Eliten neu.

Ministerpräsident Sigmar Gabriel unterstrich, für viele Men-

schen sei es zunehmend schwierig zu beurteilen,welchen Informationen sie

vertrauen könnten und welchen nicht. Zum anderen gingen Fixpunkte ver-

loren, an denen man sich orientieren könne, sodass sich bei vielen ein Ge-

fühl der Unsicherheit einstelle. Falsch sei es jedoch, wenn die Politik den

Bürgern vorzumachen versuche, sie könne vollständige Sicherheit garantie-

ren. Den Menschen gehe es auch nicht um Sicherheit vor dem Wandel, son-

dern um Sicherheit im Wandel.Sie müssten lernen,mit Unsicherheit und Ver-

änderung zu leben,ohne irrational darauf zu reagieren.Wichtig sei in diesem

Zusammenhang,in der Familie und in der Schule kommunikative Kompetenz

zu vermitteln.

Claus Larass bezweifelte, dass die Bürger unter der Informa-

tionsflut litten. Der Unterschied zu früheren Zeiten liege in erster Linie da-

Zusammenfassung der D iskuss ion

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rin, dass der Einzelne heute stärker selbst bestimmen könne, wann und wie

er Informationen aufnehme.

Wir tschaf t in der In fo rmat ionsgese l lschaf t

Hans-Helmut Kotz, Präsident der Landeszentralbank der Freien

Hansestadt Bremen,Niedersachsen und Sachsen-Anhalt,wies darauf hin,dass

viele renommierte Ökonomen immer vor überzogenen Erwartungen an die

New Economy gewarnt und insbesondere den Übertreibungen mit Blick auf

die Börsenbewertung der Unternehmen misstraut hätten.

Dr. Manfred Weber hält es für notwendig, dass Gewerkschaf-

ten, aber auch Wirtschaftsverbände die Art ihrer Interessenvertretung über-

denken. Viele Arbeitnehmer seien nicht mehr an hergebrachten Strukturen

interessiert, sondern wünschten sich im Arbeitsrecht oder im Steuersystem

in erster Linie persönlichen Freiraum. Dies gelte aber generell und sei keine

spezielle Folge des technologischen Wandels.

Jennifer Neumann wies darauf hin, die Vertretung von Interes-

sen stelle sich heute deshalb in neuem Licht, weil Humankapital zum ent-

scheidenden Produktionsfaktor geworden sei. Der einzelne Arbeitnehmer

verfüge über mehr Verhandlungsmacht als im Industriezeitalter, als die

menschliche Arbeitskraft leichter ersetzbar gewesen sei.

Dr. Manfred Weber betonte die generelle Notwendigkeit von

Verbänden, die sich im Interesse aller Unternehmen etwa für eine wirt-

schaftsfreundliche Steuergesetzgebung oder einen sinnvollen Rechtsrahmen

für die Informationsgesellschaft einsetzten. Ein Beispiel sei die digitale Sig-

natur.Auch Unternehmen,die sich keinem Verband anschlössen,profitierten

davon, wenn auch als Trittbrettfahrer.

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Claus Larass forderte die Politik auf, die Einhaltung der gesetz-

lichen Regeln für das Internet besser zu überwachen. Nicht nur, aber auch

zur Gestaltung des Rechtsrahmens der Informationsgesellschaft seien Ver-

bände und Gewerkschaften unverzichtbar.

Jennifer Neumann plädierte für den direkten Kontakt zwischen

Wirtschaft und Politik. Der gesellschaftliche Dialog über Verbände und Me-

dien sei wichtig, aber nicht immer der geeignete Weg, um zügig zu pragma-

tischen Lösungen zu kommen.

Dr. Manfred Weber warnte die Politik davor, den Handlungsbe-

darf in Bereichen wie Innovation und Bildung zu unterschätzen.Keineswegs

etwa lasse sich mit der Green Card der Fachkräftemangel in Deutschland be-

heben. Der Verzicht auf den Bau einer Transrapid-Strecke in Deutschland

oder die Tatsache, dass der Videorekorder ein deutsches Patent gewesen sei,

diese Geräte inzwischen aber fast ausschließlich in Japan hergestellt wür-

den, zeigten den Rückstand. In Deutschland sei man zwar erfolgreich in der

Wissenschaft und in der Forschung, oft aber zu langsam in der Umsetzung

von Ideen in Produkte und bei deren Vermarktung.

Zusammenfassung der D iskuss ion

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Sigmar Gabriel, geboren 1959 in Goslar, ist Ministerpräsident

des Landes Niedersachsen. Gabriel studierte Deutsch, Politik und Soziologie

an der Universität Göttingen. Während seines Studiums arbeitete er als Do-

zent in der politischen Erwachsenenbildung für die Gewerkschaften ÖTV

und IG Metall. Nach seinem Studienabschluss als Gymnasiallehrer war er in

der beruflichen Erwachsenenbildung tätig. 1977 trat Gabriel in die Sozialde-

mokratische Partei Deutschlands ein, 1987 wurde er Kreistagsabgeordneter

des Landkreises Goslar. Seit 1990 ist er Mitglied des niedersächsischen

Landtages. Von 1994 bis 1997 war Gabriel innenpolitischer Sprecher der

SPD-Landtagsfraktion, von 1997 bis 1998 stellvertretender und von 1998 bis

1999 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Seit Dezember 1999 ist Sigmar

Gabriel Ministerpräsident.

Claus Larass, geboren 1944 in Jüterbog/Mark Brandenburg, ist

Mitglied des Vorstandes der ProSiebenSat.1 Media AG. Nach einem Volonta-

riat beim „Fränkischen Anzeiger“ war Larass beim „Kölner Stadtanzeiger“,

der Tageszeitung „Die Welt“,der „Welt am Sonntag“ sowie der „Bunten“ tätig.

1991 übernahm er die Chefredaktion der „B.Z.“, ein Jahr später die Chefre-

daktion der „Bild“.1996 wurde er zusätzlich zum Herausgeber der „Bild“ und

„Bildwoche“ berufen. Von 1998 bis Oktober 2000 war Larass Mitglied des

Vorstandes sowie stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Axel Springer

Verlag AG. Bei der ProSiebenSat.1 Media AG ist Larass verantwortlich für den

Bereich Information, Nachrichten und politische Sendungen. Larass ist Mit-

glied im Aufsichtsrat der Lufthansa City Lines und der systematics AG.

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Kurzbiographien der Redner

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Jennifer Neumann, geboren 1960 bei Göttingen, ist Vorsitzende

des Vorstandes der Canto Software AG in Berlin. Ihr Diplom in Informatik

absolvierte sie 1986 an der Technischen Universität Berlin. 1993 gehörte sie

zu den vier Gründerinnen von Canto, einem führenden Anbieter von Media

Asset Management-Software und -Dienstleistungen. Canto bietet digitale Ar-

chivierungslösungen für Kommunikationsunternehmen sowie das Druck-

und Verlagswesen. Neben ihren Managementaufgaben für Canto in Deutsch-

land, den USA und Japan ist Jennifer Neumann als Vorstandsmitglied der

„Initiative D21“, eines Aktionsbündnisses der deutschen Wirtschaft zur För-

derung der Informationsgesellschaft in Deutschland, tätig.

Alexander Niemetz, geboren 1943 in Balsthal/Schweiz, ist frei-

er Publizist. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften an der Freien

Universität Berlin arbeitete er als Korrespondent verschiedener Schweizer

Zeitungen zuerst in Berlin und später in Bonn. 1979 wechselte er zum ZDF,

wo er 1982 die Leitung und Moderation der „Tele-Illustrierten“ übernahm.

Ab Januar 1984 leitete er in der Hauptredaktion „Innenpolitik“ die Redaktion

„Offene Reihen und Sondersendungen“. Kurz darauf trat Niemetz in der

Hauptredaktion „Aktuelles“ die Position des Chefs vom Dienst an. Seine Ar-

beit als ZDF-Reporter unterbrach er 1990, um die Korrespondentenstelle in

Ost-Berlin zu leiten. Von November 1991 bis Dezember 2000 war Niemetz

stellvertretender Leiter und Moderator des „heute-journal“.

Kur zb iograph ien der Redner

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Ludwig Schätzl, geboren 1938 in Ruhpolding/Oberbayern, ist

Präsident der Universität Hannover und Vorsitzender der Landeshochschul-

konferenz Niedersachsen.Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften

und der Geographie sowie der Promotion an der Universität München ging

Schätzl von 1968 bis 1971 als Senior Research Fellow nach Ibadan, Nigeria.

1973 habilitierte er sich an der Universität Gießen. Von 1974 bis 1978 arbei-

tete Schätzl als Professor für Anthropogeographie an der Freien Universität

Berlin, bevor er 1978 Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität

Hannover wurde. Schätzl ist Autor zahlreicher Fachbücher und Leiter des

niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung.Er ist Mitglied des Wis-

senschaftlichen Beirates beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-

menarbeit und Entwicklung.

Manfred Weber, geboren 1950 in Altenkofen/Bayern, ist seit

1992 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken und seit

März 1997 Mitglied des Vorstandes. Nach seinem Studium der Nationalöko-

nomie und der Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in

Frankfurt am Main arbeitete er von 1980 bis 1985 in der Hauptabteilung

Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank.Von 1986 bis 1991 war er als Lei-

ter des Büros des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank sowie von

1991 bis 1992 bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel

tätig. Seit November 2000 ist Weber Chairman of the Executive Committee

der Europäischen Bankenvereinigung.

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Teilnehmer des Symposiums

Hans-Georg Albert Geschäftsführer, First Target GmbH,Hannover

Karl-Ludwig Baader Hannoversche Allgemeine Zeitung,Hannover

Carsten Bank Filialleiter, Barclays Industrie Bank GmbH,Hannover

Prof. Dr. Erich Barke Institut für Mikroelektronik, Schaltungenund Systeme, Universität Hannover

Eckhart Bartels Leiter Presse und ÖffentlichkeitsarbeitNord, Siemens AG, Laatzen

Prof. Dr. Peter Behrens Institut für Anorganische Chemie,Universität Hannover

Dr. Jörg Bleckmann Mitglied des Vorstandes, OldenburgischeLandesbank AG, Oldenburg

Jochen Bohse Volkswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit,Industrie- und Handelskammer Hannover

Mathias Brandes Redaktionsleiter, SAT 1 Nord, Hannover

Monika Brickwedde Pressesprecherin, Universität Hannover

Marie-Luise Brümmer Direktorin, Leiterin Private Banking,Bankgesellschaft Berlin AG, Hannover

Prof. Dr. Wilhelm Bürklin Geschäftsführer, Bundesverband deutscher Banken, Berlin

Rainer M. Cabanis Programmdirektor, Funk & FernsehenNordwestdeutschland GmbH + Co. KG,Hannover

Prof. Dr. Reinhard Dengler Mitglied des Vorstandes,Medizinische Hochschule Hannover

Dirk Dreiskämper Mitglied der Geschäftsleitung,Commerzbank AG Hannover

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Steffen Dreßler Direktor, Depfa Bank AG,Zweigniederlassung Hannover

Camill Persönlich haftender Gesellschafter,Freiherr von Dungern Bankhaus C. L. Seeliger, Wolfenbüttel

Dr. Christiane Ebel-Gabriel Generalsekretärin, WissenschaftlicheKommission Niedersachsens, Hannover

Prof. Dr. Hans-Jürgen Mitglied des Vorstandes, Stadtwerke Ebeling Hannover AG, Hannover

Egmont Eckardt Leiter, Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.,Landesbüro Niedersachsen, Hannover

Prof. Dr. Dietrich Eggert Dekan, Fachbereich Erziehungs-wissenschaften, Universität Hannover

Jans-Paul Ernsting Hauptgeschäftsführer, HandwerkskammerHannover

Klaus H. Fehrlage Schlütersche Verlag und Druckerei,Hannover

Florian Fischer Bereichsleiter Consulting,Nord Media GmbH, Hannover

Dr. Dirk Franke Bundesverband deutscher Banken, Berlin

Sigmar Gabriel Ministerpräsident des LandesNiedersachsen, Hannover

Ernst Gehrke Dezernent, Wirtschaftsdezernat,Bezirksregierung Hannover

Heinz Giesecke Geschäftsführer, Freundeskreis derUniversität Hannover, Hannover

Dr. Anja Hartmann Fakultät für Sozialwissenschaft,Ruhr-Universität Bochum

Sepp D. Heckmann Mitglied des Vorstandes,Deutsche Messe AG, Hannover

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Heinen, Diethelm Geschäftsführer, Regio Online GmbH,Hannover

Walter Heitmüller Präsident, Handwerkskammer Hannover

Thorsten Helm Dezernat II, Bau- und Liegenschafts-verwaltung, Fachhochschule Hannover

Heiner Herkenhoff Geschäftsführer, Bundesverband deutscherBanken, Berlin

Wolfgang Heuer Geschäftsführer, BROX IT-Solutions GmbH,Hannover

Rainer Hirsch Leiter des Landesstudios Niedersachsen,ZDF Zweites Deutsches Fernsehen,Hannover

Prof. Dr. Falk Höhn Vizepräsident, Fachhochschule Hannover

Prof. Dr. Stefan Homburg Dekan, Universität Hannover

Ernst Hüdepohl Geschäftsführer, EXPO 2000 HannoverGmbH i. L., Hannover

Michael Karof f Stadtrat, Wirtschaftsdezernent der Landeshauptstadt Hannover

Dr. Dieter Kasten Technischer Geschäftsführer,Bundesverband der Kalksandsteinindustrie,Hannover

Dr. Axel Knaack Projektleiter, Intospace GmbH, Hannover

Wolfgang Koschorke Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik,Universität Hannover

Gertraude Kruse Regierungspräsidentin, BezirksregierungHannover

Prof. Dr. Hans-Peter Institut für Allgemeine Nachrichten-Kuchenbecker technik, Universität Hannover

Tei lnehmer des Sympos iums

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Claus Larass Mitglied des Vorstandes, ProSiebenSat.1Media AG, Berlin

Dr. Rüdiger Lemke Geschäftsführer, LOGICAL LINE,Gesellschaft für Informationssysteme undUnternehmensberatung mbH, Hannover

Prof. Dr. Claus-Eberhard Universität HannoverLiedtke

Prof. Dr. Gert-Albert Lipke Präsident, LandesarbeitsgerichtNiedersachsen, Hannover

Prof. Dr. Andreas Löffler Universität Hannover

Dr. Stephan Meiser Geschäftsführer, MikroelektronikAkademie GmbH, Hannover

Wolfram Müller Geschäftsführer, IDV Gesellschaft fürInformatik und Datenverarbeitungs-technologie mbH, Hannover

Prof. Dr. Christian Universität HannoverMüller-Schloer

Matthias-Werner Geschäftsführer, BankenverbandFreiherr von Münchhausen Niedersachsen e.V., Hannover

Dr. Wulfheinrich Niedersächsisches Ministerium fürvon Natzmer Wirtschaft,Technologie und Verkehr,

Hannover

Jennifer Neumann Vorsitzende des Vorstandes,Canto Software AG, Berlin

Alexander Niemetz Publizist, Wiesbaden

Raimund Nowak Schatzmeister, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,Landesverband Niedersachsen, Hannover

Prof. Dr. Bernd H. Fachbereich Rechtswissenschaften,Oppermann Universität Hannover

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Heinz Orlob Stv. Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Hannover

Dr. Klaus Palandt Ministerialdirigent, NiedersächsischesMinisterium für Wissenschaft und Kultur,Hannover

Bettina Pfleging Niedersächsischer LandesarbeitskreisMultimedia und Telematik, UniversitätHildesheim

Prof. Dr. Peter Pirsch Vizepräsident, Universität Hannover

Dr. Wolfgang G. Plinke Honorarkonsul der Republik Frankreich,Hannover

Hansjoachim Prasse Direktor, Deutsche Hyp DeutscheHypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG,Hannover

Peter Rautenschlein Geschäftsführer, Otto RautenschleinGmbH, Schöningen

Wolfgang Reichelt Geschäftsführender Gesellschafter, BlockTransformatoren-Elektronik GmbH & Co.KG, Verden

Uwe Riedel Niedersächsisches Ministerium fürWirtschaft,Technologie und Verkehr,Hannover

Dr. Martin Rudolph Abteilungsleiter, Volkswirtschaftund Öffentlichkeitsarbeit, Industrie- und Handelskammer Hannover

Prof. Dr. Ludwig Schätzl Präsident, Universität Hannover

Hans Georg Schneider Geschäftsführer, SAT 1 NorddeutschlandGmbH, Hannover

Walter Schoendor f Geschäftsleitung, trade group, Hannover

Tei lnehmer des Sympos iums

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Christian Verlagsgesellschaft MadsackGraf von der Schulenburg GmbH & Co. KG., Hannover

Jürgen Schulz Geschäftsstellenleiter, WestfälischeHypothekenbank AG, GeschäftsstelleHannover

Dr. Karin Spors Volkswagen AG, Wolfsburg

Peter Spors Wolfsburg

Karl-Ludwig Strelen Präsident, Niedersächsisches Landesamtfür Statistik, Hannover

Thomas Student Pressesprecher, DeutscherGewerkschaftsbund, LandesbezirkNiedersachsen/Bremen, Hannover

Prof. Dr. Helena Institut für Informatik, Universität Szczerbicka Hannover

Arnd Szelagowski Institut für Werkstoffkunde, UniversitätHannover

Hartwig Timpe Vertriebsleiter, Deutsche Telekom AG,Niederlassung Hannover

Hartmut Tölle Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund, LandesbezirkNiedersachsen/Bremen, Hannover

Stefanie Vehling Dezernat für Presse- undÖffentlichkeitsarbeit, BezirksregierungHannover

Prof. Dr. Michael Vester Institut für Politische Wissenschaft,Universität Hannover

Prof. Dr. Bernardo Wagner Universität Hannover

Dr. Erwin Wagner Niedersächsischer LandesarbeitskreisMultimedia und Telematik, UniversitätHildesheim

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Dr. Manfred Weber Hauptgeschäftsführer und Mitglieddes Vorstandes, Bundesverband deutscherBanken, Berlin

Prof. Dr. Herbert Welling Mitglied des Vorstandes, LaserzentrumHannover e.V., Hannover

Otto Wichmann Geschäftsleitung, Bankhaus W. Fortmann & Söhne, Oldenburg

Christoph Wiedemann Kanzler, Fachhochschule Hannover

Wolfgang Wild Oberkirchenrat, Ev. Kirche in Deutschland,Hannover

Wolf-Rüdiger Wilke Ministerialrat, NiedersächsischesMinisterium für Wissenschaft und Kultur,Hannover

Dr. Hans Windauer Geschäftsführender Gesellschafter,Werum DatenverarbeitungssystemeGmbH, Lüneburg

Dr. Gerhard Zeller Oberfinanzpräsident, OberfinanzdirektionHannover

Karl-Günter Zipfel Leiter Informations- und Kommunikations-Technologien, Kommunalverband Groß-raum Hannover, Hannover

Tei lnehmer des Sympos iums

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Wohin führt der

globale Wettbewerb?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Hohenheim

Alle bisher erschienenen Dokumentationen sind im Internet unter

www.bdb.de (Rubrik „Broschüren“) im PDF-Format verfügbar und können

dort auch (sofern nicht vergriffen) als Printausgabe bestellt werden.

Was ist soziale Gerechtigkeit?

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Erfurt

August 1998

75 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert

Schutzgebühr: 8,– DM

In der Reihe „Deutsche Fragen“ bisher erschienen:

Wohin führt der

globale Wettbewerb?

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Hohenheim

März 1999

Printausgabe leider vergriffen.

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Wohin jetzt, Europa?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Welche Zukunft

hat der Mittelstand?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Bremen

Welche Bildung

für morgen?

Deutsche Fragen

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Technischen Universität Dresden

Welche Zukunft

hat der Mittelstand?

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Universität Bremen

Mai 2000

81 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert

Schutzgebühr: 8,– DM

Welche Bildung für morgen?

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Technischen Universität Dresden

Oktober 2000

Printausgabe leider vergriffen.

Wohin jetzt, Europa?

Symposium des

Bundesverbandes deutscher Banken

und der Heinrich-Heine-Universität

Düsseldorf

August 1999

76 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert

Schutzgebühr: 8,– DM