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Volland/Volland: Wärmeschutz und Energiebedarf

nach EnEV 2009

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Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009 Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand 3., aktualisierte und erweiterte Auflage mit 152 Abbildungen und 145 Tabellen

Prof. Dipl.-Ing. Karlheinz Volland Architekt, bis 2005 öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden (IHK Regensburg), bis 2002 Professor für Baukonstruktion, Baustoffkunde und Bauphysik an der FH München Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland Bauingenieur, Energieberater HWK, Sachverständiger nach ZVEnEV Mitautoren: Dieter Dirschedl Prof. Dr. Martin Fichter Dipl.-Ing. Architekt Friedemann Zeitler

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage 2009 © Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2009 Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich seiner Bestandteile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne die Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Wiedergabe der Bilder und Tabellen aus den DIN 4108, Beiblatt 2, DIN 4108-2, DIN 4108-3, DIN 13789, Anhang 3, DIN EN ISO 6946, DIN EN ISO 10077-1, DIN V 4108-6, DIN V 4701-10, DIN V 4701-10, Beiblatt 1, DIN V 18599-1, DIN V 18599-2, DIN V 18599-6 mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Maßgebend für das Anwenden von Normen ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist. Maßgebend für das Anwenden von Regelwerken, Richtlinien, Merkblättern, Hinweisen, Verordnungen usw. ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der jeweiligen herausgebenden Institution erhältlich ist. Zitate aus Normen, Merkblättern usw. wurden, unabhängig von ihrem Ausgabedatum, in neuer deutscher Rechtschreibung abgedruckt. Das vorliegende Werk wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Verlag und Autoren können dennoch für die inhaltliche und technische Fehlerfreiheit, Aktualität und Vollständigkeit des Werkes und seiner elektronischen Bestandteile (CD-ROM, Internetseiten) keine Haftung übernehmen. Wir freuen uns, Ihre Meinung über dieses Fachbuch zu erfahren. Bitte teilen Sie uns Ihre Anregungen, Hinweise oder Fragen per E-Mail: [email protected] oder Telefax: 0221 5497-6141 mit. Lektorat: le-tex publishing services GmbH, Leipzig Umschlaggestaltung: Designbüro Lörzer, Köln Druck und Bindearbeiten: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Printed in Germany ISBN 978-3-481-02524-3

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Vorwort Die neue Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 schreibt eine genaue Berechnung des Energiebedarfs vor und führt eine Reihe neuer Begriffe und Nachweisverfahren ein. Die Ergebnisse müssen zukünftig im Energieausweis dokumentiert werden, der nicht nur für Neubauten, sondern auch im Baubestand bei Verkauf und Neuvermietung vorgeschrieben ist.

Dieses Buch richtet sich an alle Bauschaffenden. Es erklärt die grundlegenden physikali-schen Mechanismen zu den Themen Wärmeschutz, Tauwasserbildung und Luftdichtheit und zeigt, wie Bauteile und technische Anlagen optimiert und Schwachstellen vermieden werden können.

Die Nachweisverfahren der EnEV für Wohngebäude werden Schritt für Schritt sowohl nach DIN V 4108-6 als auch nach DIN V 18599-2 erläutert. Mithilfe der beiliegenden CD-ROM kann der öffentlich-rechtliche Energieausweis direkt er-stellt und ausgedruckt werden. Inhalt der Buch-CD Die beiliegende Buch-CD enthält eine Reihe interaktiver Simulationen zur Visualisierung bauphysikalischer Grundlagen. Weiterhin ist eine vereinfachte Version des Excel-Programms ARCHIDISK ENGP-bautop enthalten, das eine professionelle Erstellung des Energieauswei-ses ermöglicht. Inhalt der Profi-CD Die gesondert erhältliche Profi-CD enthält das Programm ARCHIDISK ENGP-bautop mit einer komfortablen Projektverwaltung, zusätzliche Arbeitsblätter zur Vordimensionierung (Bestimmung des Fj Uj-Wertes), Tabellen zur Bestimmung der Anlagenaufwandszahl nach DIN V 4701-10 sowie Arbeitsblätter zur Dimensionierung der Dämmstoffdicke und zur Ermitt-lung des sommerlichen Wärmeschutzes. Weiterhin sind die ARCHIDISK-Programme zur Bestimmung des Temperaturverlaufs in zweidimensionalen Wärmbrücken (Isothermen) und des Tauwasserausfalls nach DIN 4108-3 enthalten. Zur Anwendung der Programme finden Sie sowohl im Buch als auch auf den CD-ROM aus-führliche Informationen. Regensburg, im September 2009

Karlheinz Volland Johannes Volland

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7

Inhaltsverzeichnis 1 EnEV 2009 ..............................................................................................................1-9

2 Gebäudegeometrie..............................................................................................2-47

3 Wärmeausbreitung..............................................................................................3-95

4 Anlagentechnik..................................................................................................4-177

5 Vordimensionierung/Optimierung ...................................................................5-245

6 Schwachstellen .................................................................................................6-283

7 Energiebilanz und Energieausweis .................................................................7-399

8 Modernisierungsmaßnahmen ..........................................................................8-461

9 Faktoren der Energiebilanz ..............................................................................9-473

Anhang ................................................................................................................ Anhang-525

Verwendung der CD-ROM (Buch-CD)................................................................ Anhang-529

Stichwortverzeichnis .......................................................................................... Anhang-531

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1 EnEV 2009

Erläuterung des Nachweisverfahrens nach EnEV 2009 und das EEWärmeG

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

1.1 Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-11 1.1.1 Einleitung...........................................................................................................1-11 1.1.2 Aufbau der Verordnung .....................................................................................1-12 1.1.3 Anforderungsstruktur der Verordnung ...............................................................1-13 1.1.4 Erläuterung der Verordnung ..............................................................................1-14 1.1.4.1 Abschnitt 1 – Allgemeine Vorschriften ...............................................................1-14 1.1.4.2 Abschnitt 2 – Zu errichtende Gebäude ..............................................................1-14 1.1.4.3 Abschnitt 3 – Bestehende Gebäude und Anlagen.............................................1-17 1.1.4.4 Abschnitt 4 – Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumlufttechnik

sowie der Warmwasserversorgung ...................................................................1-22 1.1.4.5 Abschnitt 5 – Energieausweise und Empfehlungen für die Verbesserung

der Energieeffizienz ...........................................................................................1-25 1.1.4.6 Abschnitt 6 – Gemeinsame Vorschriften, Ordnungswidrigkeiten.......................1-29 1.1.4.7 Abschnitt 7 – Schlussvorschriften......................................................................1-31

1.2 Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-33 1.2.1 Einleitung...........................................................................................................1-33 1.2.2 Aufbau der Verordnung .....................................................................................1-33 1.2.3 Erläuterung der Verordnung ..............................................................................1-33 1.2.3.1 Teil 1 – Allgemeine Bestimmungen ...................................................................1-33 1.2.3.2 Teil 2 – Nutzung erneuerbarer Energien ...........................................................1-35 1.2.3.3 Teil 3 – Finanzielle Förderung ...........................................................................1-39 1.2.3.4 Teil 4 – Schlussbestimmung..............................................................................1-40

1.3 Fragen 1-42

1.4 Antworten 1-44

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-11

1.1 Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV)

Nachfolgend wird die Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparen-de Anlagentechnik bei Gebäuden (die Energieeinsparverordnung – EnEV 2009), die ab dem 1. Oktober 2009 rechtsgültig ist, inhaltlich erläutert. Der Text der EnEV wird zum Teil original, zum Teil, zum besseren Verständnis, mit eigenen Worten wiedergegeben. Der Originaltext befindet sich auf der Buch- und Profi-CD.

1.1.1 Einleitung

Mit der EnEV 2007 wurde die EU-Richtline 2002/91/EG „Gesamt-Energieeffizienz von Ge-bäuden“, in der die Einführung eines Ausweises über den Energieverbrauch für Neu- und Bestandsgebäude festgelegt wurde, 1:1 umgesetzt. In dieser Verordnung wurden die Anfor-derungen an den Energiebedarf von Gebäuden nicht verändert.

Aufgrund steigender Energiepreise, der Bereitschaft zur Energieeinsparung in der Bevölke-rung, verstärkter Nachfrage nach Häusern mit geringem Energieverbrauch und der dringen-den Notwendigkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren etc. hat die Bundes-regierung am 23./24. August 2007 im Meseberg ein beschleunigtes Vorgehen im Rahmen eines umfassenden Klimaschutzprogramms beschlossen (Integriertes Energie- und Klima-schutzprogramm, IEKP). Die Schwerpunkte dieses Programms sind unter anderem

– eine Verschärfung der energetischen Anforderungen an beheizte und gekühlte Gebäude um durchschnittlich 30 % bis 2009,

– eine weitere Verschärfung um ca. 30 % bis 2012,

– Pflicht zur anteiligen Nutzung von regenerativen Energien,

– Ausweitung der Nachrüstpflichten bei Anlagen und Gebäuden,

– Stärkung der Kontrolle privater Nachweispflichten,

– umfangreiche Förderung für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im beheiz-ten und gekühlten Gebäudebereich.

Zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms wurde Anfang 2009 das EEWärmeG (Erneuer-bare-Energien-Wärmegesetz) eingeführt und im Oktober 2009 die EnEV novelliert.

Die wesentlichen Änderungen in der EnEV 2009 zur EnEV 2007 sind

– Reduzierung des Primärenergiebedarfs bei Neubauten um ca. 30 %,

– Reduzierung der Transmissionswärmeverluste um ca. 15 %,

– Berechnung des zulässigen Primärenergiebedarfs auch bei Wohngebäude über ein Referenzgebäude,

– die DIN 18599 darf nun auch für die Berechnung von Wohngebäude verwendet werden,

– das „Vereinfachte Verfahren“ fällt weg,

– höhere Anforderungen bei der Sanierung von Bestandsgebäuden,

– Regelung der Außerbetriebnahme von Elektrospeicherheizungen,

– Einführung von Fachunternehmerbescheinigungen bei energierelevanten Maßnahmen im Gebäudebestand,

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1-12 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

– Überwachung der bestehenden anlagetechnischen Nachrüstpflichten durch die Bezirks-schornsteinfegermeister,

– die Nutzungspflicht von alternativen Energieversorgungssystemen wurde aus der EnEV herausgenommen, da dies durch das EEWärmeG geregelt wurde.

Im EEWärmeG wird geregelt, dass jeder Neubau mit einer Nutzfläche von mehr als 50 m² seinen Energiebedarf zu einem bestimmten Anteil mit regenerativen Energien decken muss. Freiwillig können die Länder dies auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden fordern. Dadurch soll der Anteil erneuerbarer Energien am Endeenergieverbrauch für Wärme und Kühlung bis zum Jahr 2020 auf 14 % erhöht werden.

Nachfolgend werden in diesem Kapitel die EnEV 2009 und das EEWärmeG erläutert.

1.1.2 Aufbau der Verordnung

Die Verordnung besteht aus sieben Abschnitten und elf Anhängen:

Abschnitt 1: Allgemeine Vorschriften

Abschnitt 2: Zu errichtende Gebäude

Abschnitt 3: Bestehende Gebäude und Anlagen

Abschnitt 4: Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumlufttechnik sowie der Warmwasserversorgung

Abschnitt 5: Energieausweise und Empfehlungen für die Verbesserung der Energie-effizienz

Abschnitt 6: Gemeinsame Vorschriften, Ordnungswidrigkeiten

Abschnitt 7: Schlussvorschriften

Anlage 1: Anforderungen an Wohngebäude

Anlage 2: Anforderungen an Nichtwohngebäude

Anlage 3: Anforderungen bei Änderung von Außenbauteilen und bei Errichtung kleiner Gebäude; Randbedingungen und Maßgaben für die Bewertung bestehender Wohngebäude

Anlage 4: Anforderung an die Dichtheit und den Mindestluftwechsel

Anlage 4a: Anforderung an die Inbetriebnahme von Heizkesseln und sonstigen Wärme-erzeugersystemen

Anlage 5: Anforderung an die Wärmedämmung von Rohrleitungen und Armaturen

Anlage 6: Muster Energieausweis Wohngebäude

Anlage 7: Muster Energieausweis Nichtwohngebäude

Anlage 8: Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage des Energiebedarfs

Anlage 9: Muster Aushang Energieausweis auf der Grundlage des Energieverbrauchs

Anlage 10: Muster Modernisierungsempfehlungen

Anlage 11: Anforderung an die Inhalte der Fortbildung

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-13

1.1.3 Anforderungsstruktur der Verordnung

Bild 1.1: Anforderungsstruktur der EnEV

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1-14 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

1.1.4 Erläuterung der Verordnung

1.1.4.1 Abschnitt 1 – Allgemeine Vorschriften

§ 1 Anwendungsbereich

Die Verordnung gilt für:

– „Gebäude, soweit sie [mehr als vier Monate] unter Einsatz von Energie beheizt oder ge-kühlt werden“,

– „Anlagen und Einrichtungen der Heizungs-, Kühl-, Raumluft- und Beleuchtungstechnik, sowie der Warmwasserversorgung von Gebäuden“.

Folgende Gebäude sind ausgenommen:

– „Betriebsgebäude, die überwiegend zur Aufzucht und Haltung von Tieren genutzt wer-den“,

– „Betriebsgebäude, die großflächig und lang anhaltend offen gehalten werden müssen“,

Hinweis: Befinden sich in diesen Gebäuden Aufenthaltsräume, die beheizt werden, müs-sen für diese Räume die Anforderungen nach EnEV § 3 oder § 4 eingehalten werden. Haben diese Aufenthaltsräume eine Gebäudenutzfläche von < 50 m², sind die Anforde-rungen nach § 8 und Anlage 3 EnEV einzuhalten.

– „Unterirdische Bauten“,

– „Unterglasanlagen und Kulturräume für Aufzucht, Vermehrung und Verkauf von Pflan-zen“,

– „Traglufthallen und Zelte“,

– „Gebäude, die dazu bestimmt sind, wiederholt aufgestellt und zerlegt zu werden und provisorische Gebäude mit einer geplanten Nutzungsdauer von bis zu zwei Jahren“,

– „Gebäude, die dem Gottesdienst oder anderen religiösen Zwecken gewidmet sind“,

– „Wohngebäude, die für eine Nutzungsdauer von weniger als vier Monaten jährlich bestimmt sind“ und

– „Handwerkliche, landwirtschaftlich, gewerblich und industrielle Betriebsgebäude, mit einer Innentemperatur von weniger als 12 °C oder die jährlich weniger als vier Monate beheizt sowie weniger als zwei Monate gekühlt werden“.

§ 2 Begriffsbestimmung In diesem Paragrafen sind die in der Verordnung vorkommenden Begriffe erläutert, wie z. B. Wohngebäude, Nichtwohngebäude, Heizkessel oder Gebäudenutzfläche. Auf die einzelnen Begriffe wird in den Erläuterungen näher eingegangen.

1.1.4.2 Abschnitt 2 – Zu errichtende Gebäude

§ 3 Anforderungen an Wohngebäude Bei Wohngebäuden mit normaler Innentemperatur muss nach § 3 der EnEV der Primärener-giebedarf QP und der spezifische auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogene Transmissionswärmeverlust HT für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung nachgewiesen werden.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-15

a) Zulässiger Jahresprimärenergiebedarf QP

Für den zulässigen Jahresprimärenergiebedarf QP ist das zu untersuchende Gebäude mit den Werten des Referenzgebäudes der Tabelle 1 Anlage 1 zu berechnen (siehe Kapitel 5 – 7). Der sich daraus ergebene Jahresprimärenergiebedarf gilt als Grenzwert und darf nicht über-schritten werden.

Die Berechnung des Jahresprimärenergiebedarfs darf nach Anlage 1 Nummer 2 sowohl nach

– DIN V 18599:2007-02

– als auch nach dem Monatsbilanzverfahren der DIN EN 832:2003-06 in Verbindung mit der DIN V 4108-6:2003-06 (berichtigt 2004-03) und DIN V 4701-10:2003-08 (geändert durch A1:2006-12) berechnet werden.

Nach dem Monatsbilanzverfahren der DIN V 4108-6 dürfen die Randbedingungen aus An-hang D.3 für die Berechnung des Jahresheizenergiebedarfes Qh angewendet werden.

Beide Berechnungsverfahren werden in Kapitel 7 genauer erläutert. Das Vereinfachte Verfahren aus der EnEV 2007 ist für die Berechnung von QP nicht mehr zulässig.

Wichtig:

Die Berechnung des Referenzgebäudes und der Nachweis des nachzuweisenden Gebäudes haben jeweils mit dem gleichen Rechenverfahren zu erfolgen.

Hinweis aus der Anlage 1 Nr. 1.1:

„Soweit in dem zu errichtenden Wohngebäude eine elektrische Warmwasserbereitung ausgeführt wird, darf diese als wohnungszentrale Anlage ohne Speicher gemäß den in Tabelle 5.1-3 der DIN V 4701-10 […] gegebenen Randbedingungen berücksichtigt werden. Der sich daraus ergebende Höchstwert des Jahresprimärenergiebedarfs […] ist um 10,9 kWh/(m² a) zu verringern; dies gilt nicht bei Durchführung von Maßnahmen zur Einsparung von Energie nach § 7 Nummer 2 in Verbindung mit Nummer VI.1 der Anlage des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes.“

b) Zulässiger spezifischer Transmissionswärmeverlust

Die spezifischen, auf die wärmeübertragenden Umfassungsfläche bezogenen Transmis-sionswärmeverluste dürfen die Werte der Tabelle 2 Anlage 1 nicht überschreiten (siehe Kapitel 5 – 7).

c) Sommerlicher Wärmeschutz

Zu errichtende Wohngebäude müssen den „Anforderungen des sommerlichen Wärmeschut-zes der Anlage 1 Nummer 3“ genügen. Der höchstzulässige Sonneneintragskennwert ist nach DIN 4108-2:2003-07 zu bestimmen. Der vorhandene Sonneneintragskennwert ist nach DIN 4108-2 oder mithilfe einer ingenieurmäßigen Simulation nachzuweisen (siehe Kapitel 2).

d) Wohngebäude, die gekühlt werden

Bei Wohngebäuden, die gekühlt werden, ist der berechnete Jahresprimärenergiebedarf QP und der berechnete Endenergiebedarf QE nach Anlage 1 Nr. 2.8 der EnEV zu erhöhen (siehe Kapitel 7).

e) Anlagentechnische Komponenten

„Werden anlagentechnische Komponenten eingesetzt, für deren energetische Bewertung keine anerkannten Regeln der Technik oder gemäß § 9 Absatz 2 Satz 2 Halbsatz 3 bekannt gemachte gesicherte Erfahrungswerte vorliegen, so sind hierfür Komponenten anzusetzen, die ähnliche energetische Eigenschaften aufweisen“ (Anlage 1, Nr. 2.1.3).

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1-16 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

§ 4 Anforderungen an Nichtwohngebäude Nichtwohngebäude sind nach Maßgabe von Anlage 2, Nr. 2 oder 3 der EnEV zu berechnen. Der Jahresprimärenergiebedarf für Heizung, Kühlung, eingebaute Beleuchtung, Warmwas-serbedarf und Lüftung darf den Jahresprimärenergiebedarf eines Referenzgebäudes nach Anlage 2 Tabelle 1 der EnEV nicht überschreiten. Der spezifische, auf die wärmeübertragen-de Umfassungsfläche bezogene Transmissionswärmetransferkoeffizient ist nach Anlage 2, Nr. 2 der EnEV zu berechnen.

§ 5 Anrechnung von Strom aus erneuerbaren Energien „Wird in zu errichtenden Gebäuden Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt, darf der Strom in den Berechnungen […] von dem Endenergiebedarf abgezogen werden.“

Voraussetzung hierfür ist,

– dass der Strom „im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zum Gebäude erzeugt und“

– „vorrangig in dem Gebäude selbst genutzt und nur die überschüssige Energiemenge in ein öffentliches Netz eingespeist wird“.

„Es darf höchstens die Strommenge […] angerechnet werden, die dem berechneten Strom-bedarf der jeweiligen Nutzung entspricht.“

§ 6 Dichtheit und Mindestluftwechsel Je geringer die Wärmeverluste über die Außenbauteile werden, desto größer wird der Anteil der Lüftungswärmeverluste QV an der Gesamt-Energiebilanz des Gebäudes. Zusätzlich können Undichtigkeiten an der Gebäudehülle zu Tauwasserausfall und zu dadurch beding-ten Bauschäden führen. In der EnEV sind Anforderungen an die Dichtheit und an den Mindestluftwechsel im § 6 aufgenommen worden. „Die Fugendurchlässigkeit außen liegen-der Fenstern, Fenstertüren und Dachflächenfenster muss den Anforderungen der Anlage 4 Nr. 1 genügen.“ Bei Dichtheitsprüfungen müssen die Werte nach Anlage 4, Nr. 2 eingehalten werden, wenn diese bei der Berechnung berücksichtigt werden soll.

In der DIN 4108-7 sind Musterbeispiele zur optimalen Gestaltung von Anschlüssen und Fugenausbildungen abgebildet. Diese gelten als Regeln der Technik (siehe Kapitel 6).

Zu beachten ist, dass der zum Zweck der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindest-luftwechsel sichergestellt sein muss.

§ 7 Mindestwärmeschutz und Wärmebrücken Die EnEV weist darauf hin, dass der Mindestwärmeschutz nach den anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden muss. Dieser ist in der DIN 4108-2 geregelt. Bei aneinander-gereihten Gebäuden, bei denen die Nachbarbebauung nicht gesichert ist, muss die Gebäu-detrennwand den Mindestwärmeschutz einhalten

Außerdem müssen die Wärmeverluste über Wärmebrücken so gering wie möglich gehalten werden. Die Wärmeverluste über Wärmebrücken sind bei der Berechnung der nachzuwei-senden Größen Qp und HT nach den jeweiligen Berechnungsverfahren mit zu berücksich-tigen (siehe Kapitel 6.1). Musterdetails von Wärmebrücken sind in der DIN 4108, Beiblatt 2 aufgezeigt.

„Soweit dabei Gleichwertigkeitsnachweise zu führen wären, ist dies für solche Wärme-brücken nicht erforderlich, bei denen die angrenzenden Bauteile kleinere Wärmedurch-gangskoeffizienten aufweisen [U-Werte], als in den Musterlösungen der DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03 zugrunde gelegt sind.“

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-17

Beachten Sie:

Die oben genannte Regelung bezüglich der Führung von Gleichwertigkeitsnachweisen ist irreführend und kann unter Umständen zu Bauschäden und erhöhten Energieverlusten führen. Die Wärmeverluste an Wärmebrücken sind eben nicht vom Wärmestandard der angrenzenden Bauteile abhängig, sondern von der Ausführung des Wärmebrückendetails (siehe Kapitel 6.1).

§ 8 Anforderung an kleine Gebäude und Gebäude aus Raumzellen

Wohngebäude mit einer Gebäudenutzfläche von ≤ 50 m² gelten als kleine Wohngebäude. Bei diesen Gebäuden genügt es, wenn die U-Werte der Außenbauteile den Anforderungen der Anlage 3 der EnEV entsprechen. Dies gilt auch für Gebäude, die aus einzelnen Raum-zellen mit bis zu 50 m² zusammengesetzt sind und maximal fünf Jahre genutzt werden.

Die Anlagentechnik muss jedoch auch den Anforderungen des Abschnitts 4 der EnEV genü-gen.

Erläuterung:

Für Gebäude dieser Größenordnung wäre es unverhältnismäßig, eine Gesamtbetrachtung des Energiehaushaltes durchzuführen.

1.1.4.3 Abschnitt 3 – Bestehende Gebäude und Anlagen

§ 9 Änderung, Erweiterung und Ausbau von Gebäuden Wenn an Außenbauteilen von bestehenden beheizten oder gekühlten Gebäuden mehr als 10 % der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes nach Anlage 3, Nummern 1 – 6 der EnEV verändert werden, sind die Anforderungen nach Anlage 3 der EnEV einzuhalten. Dort stehen zwei Nachweisverfahren zur Verfügung:

– Bauteilverfahren

Beim Bauteilverfahren müssen die Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) der sanierten Bauteile (gesamte Bauteilfläche) den Anforderungen der Anlage 3 Nummern 1 – 6 genügen.

– Genauer Nachweis

Die Anforderungen gelten als erfüllt, wenn geänderte Wohngebäude insgesamt den Jahresprimärenergiebedarf des Referenzgebäudes nach § 3 Absatz 1 und den Höchst-wert des spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen Trans-missionswärmeverlust nach Tabelle 2 Anlage 1 um nicht mehr als 40 % überschreiten. Die Anrechnung von Strom aus § 5 darf berücksichtigt werden.

Bei dem genauen Nachweis sind die Randbedingungen und Maßgaben nach Anlage 3 Nummer 8 zu beachten.

Zur Erleichterung der Datenerfassung sind folgende Vereinfachungen zulässig:

– „Wenn Angaben zu geometrischen Abmessungen von Gebäuden fehlen, können diese durch vereinfachtes Aufmaß ermittelt werden“ (siehe Kapitel 2).

– „Wenn energetische Kennwerte für bestehende Bauteile [siehe Kapitel 3] und Anlagen-komponenten [siehe Kapitel 4] nicht vorliegen, können gesicherte Erfahrungswerte für Bauteile und Anlagenkomponenten vergleichbarer Altersklassen nach den anerkannten Regeln der Technik verwendet werden.“ Die Einhaltung solcher Regeln wird vermutet, wenn hierfür vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die im Bun-desanzeiger bekannt gemachten Veröffentlichungen verwendet werden.

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1-18 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

Bei einer Erweiterung und einem Ausbau von Gebäuden um beheizte und gekühlte Räume

– um eine Gebäudenutzfläche > 15 m² und < 50 m² sind die betroffenen Außenbauteile so auszuführen, dass die in Anlage 3 festgelegten U-Werte nicht überschritten werden;

– um eine Gebäudenutzfläche > 50 m² muss der neue Gebäudeteil die Anforderungen an Neubauten erfüllen.

Erläuterung:

Die Vereinfachung des Rechenverfahrens für Energieausweise bestehender Gebäude dient dazu, das Berechnungsverfahren so praktikabel wie möglich zu gestalten. Bestehende Ge-bäude eindeutig energetisch zu erfassen ist oft sehr aufwendig und schwierig. Damit die Ausweise wirtschaftlich vertretbar erstellt werden können, wurden diese Vereinfachungen eingeführt.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-19

Tabelle 1.1: Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten bei erstmaligem Einbau, Ersatz und Erneuerung von Bauteilen – nach EnEV Anlage 3, Tabelle 1

1) „Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils unter Berücksichtigung der neuen und der vorhandenen Bauteilschich-ten; für die Berechnung opaker Bauteile ist DIN EN ISO 6946 zu verwenden.“

2) „Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters; der Bemessungswert des Wärmedurch-gangskoeffizienten des Fensters ist technischen Produkt-Spezifikationen zu entnehmen oder gemäß den nach den Landesbauordnungen bekannt gemachten energetischen Kennwerten für Bauprodukte zu bestimmen. Hierunter fallen insbesondere energetische Kennwerte aus europäischen technischen Zulassungen sowie energetische Kennwerte der Regelungen nach der Bauregelliste A Teil 1 und aufgrund von Festlegungen in allgemeinen bau-aufsichtlichen Zulassungen.“

3) „Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten der Verglasung; der Bemessungswert des Wärmedurch-gangskoeffizienten der Verglasung ist technischen Produkt-Spezifikationen zu entnehmen oder gemäß den nach den Landesbauordnungen bekannt gemachten energetischen Kennwerten für Bauprodukte zu bestimmen. Hierun-ter fallen insbesondere energetische Kennwerte aus europäischen technischen Zulassungen sowie energetische Kennwerte der Regelungen nach der Bauregelliste A Teil 1 und aufgrund von Festlegungen in allgemeinen bau-aufsichtlichen Zulassungen.“

4) „Wärmedurchgangskoeffizient der Vorhangfassade; er ist nach anerkannten Regeln der Technik zu ermitteln.“

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1-20 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

§ 10 Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden

a) Anforderung an alte Heizkessel

„Eigentümer von Gebäuden dürfen Heizkessel,

– die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen beschickt werden“ und solche,

– die „vor dem 1. Oktober 1978 eingebaut oder aufgestellt worden sind,

nicht mehr betreiben.“ Dies gilt für Kessel mit einer Nennwärmeleistung zwischen 4 kW und 400 kW.

Ausgenommen sind Niedertemperatur-Heizkessel oder Brennwert-Kessel sowie Heizkessel nach EnEV § 13, Abs. 3, Nummer 2 bis 4 (siehe Abschnitt 6.24 Ausnahmen).

Erläuterung:

Alte Heizungsanlagen haben oft einen sehr schlechten Wirkungsgrad und sollten aus diesem Grund durch neue ersetzt werden.

b) Anforderung an Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen

Ungedämmte Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen sowie Armaturen, die sich nicht in beheizten Räumen befinden, müssen von den Eigentümern nach Anlage 5 der EnEV ge-dämmt werden, soweit diese zugänglich sind.

Erläuterung:

Ungedämmte Warmwasserleitungen haben einen enormen Wärmeverlust und tragen dadurch zu einem unnötig hohen Energieverbrauch des Gebäudes bei. Auch Warmwasser-leitungen in beheizten Räumen sollten gedämmt werden, damit die Wärmeabgabe in die beheizten Räume besser reguliert werden kann.

c) Oberste Geschossdecke

„Eigentümer von Gebäuden müssen dafür sorgen, dass bisher ungedämmte, nicht begehba-re aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räumen“, die mindestens vier Monate im Jahr auf eine Innentemperatur von 19 °C beheizt werden, „so gedämmt sind, dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,24 Watt/(m²K) nicht überschrei-tet.“ Alternativ kann auch das darüber liegende, bisher ungedämmte Dach entsprechende gedämmt werden.

Ab dem 31. Dezember 2011 gilt dies auch für begehbare bisher ungedämmte Geschoss-decken.

Erläuterung:

Begehbare Dachgeschosse sind von dieser Vorschrift ausgenommen, damit deren Ausbau zu Wohnräumen nicht erschwert wird. Falls der Ausbau in naher Zukunft nicht erfolgt, ist es durchaus sinnvoll, diese Decken zu dämmen, da durch ungedämmte Decken zu nicht aus-gebauten Dachräumen sehr viel Wärme verloren geht. Ab 2011 müssen auch begehbare Geschossdecken, die noch nicht gedämmt sind, gedämmt werden.

Ausnahme:

Die Anforderungen der Punkte a) bis c) gelten nicht für Gebäude mit ein bis zwei Wohnein-heiten, von denen der Eigentümer eine Wohnung am 1. Februar selbst bewohnt hat. In diesem Fall sind diese Maßnahmen erst nach einem Eigentümerwechsel nach dem 1. Fe-bruar 2002 vom neuen Eigentümer durchzuführen. Bei Eigentumswechsel müssen diese Maßnahmen innerhalb von zwei Jahren durchgeführt werden. „Sind im Falle eines Eigen-tümerwechsels vor dem 1. Januar 2010 noch keine zwei Jahre verstrichen, genügt es, die

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-21

oberste Geschossdecke von beheizten Räumen so zu dämmen, dass der Wärmeübergangs-koeffizient der Geschossdecke 0,30 Watt/(m²K) nicht überschreitet.“

Beachten Sie:

Vorgenannte Maßnahmen sind nicht durchzuführen, „soweit die dafür notwendigen Aufwen-dungen durch die eintretende Einsparung nicht innerhalb angemessener Frist erwirtschaftet werden können“.

§ 10a Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen Elektrische Speicherheizsysteme,

– die vor den 1. Januar 1990 eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen ab dem 31. Dezember 2019 nicht mehr betrieben werden,

– die nach dem 31. Dezember 1989 eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nicht mehr betrieben werden,

– bei denen nach dem 31. Dezember 1989 wesentliche Bauteilen erneuert wurden, dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nach der Erneuerung nicht mehr betrieben werden.

Werden mehrere Heizaggregate in einem Gebäude betrieben, ist die Laufzeit auf das zweit-älteste zu bemessen.

Dies gilt

– in Wohnungen mit mehr als fünf Wohneinheiten, in denen die Raumwärme ausschließlich durch diese erzeugt wird und

– in Nichtwohngebäuden, in denen nach ihrer Zweckbestimmung jährlich eine Nutzfläche von mehr als 500 m² mindestens vier Monate auf eine Innentemperatur von mindestens 19 °C beheizt werden.

Ausgenommen davon sind

– „elektrische Speicherheizsysteme mit nicht mehr als 20 Watt Heizleistung pro Quadrat-meter Nutzfläche einer Wohn-, Betriebs- oder sonstigen Nutzungseinheit“ sowie

– „Fälle, bei denen die erforderlichen Aufwendungen für die Außerbetriebnahme und den Einbau einer neuen Heizung auch bei Inanspruchnahme möglicher Fördermittel nicht in-nerhalb angemessener Frist durch die eintretenden Einsparungen erwirtschaftet werden können“.

Ausgenommen sind Gebäude,

– bei denen der Bauantrag nach dem 31. Dezember 1994 gestellt worden ist,

– die das Anforderungsniveau der Wärmeschutzverordnung von 1994 einhalten, und

– bei denen andere öffentlich- rechtliche Pflichten entgegenstehen.

§ 11 Aufrechterhalten der energetischen Qualität Zur Aufrechterhaltung der energetischen Qualität eines Gebäudes darf nichts unternommen oder unterlassen werden, was den Jahresprimärenergiebedarf erhöht. Folgende Punkte sind hier nach EnEV zu beachten:

– Die Außenhülle sowie die Heizungsanlage darf nicht in einer Weise verändert werden, durch welche die energetische Qualität des Gebäudes verschlechtert wird und der Jahresprimärenergiebedarf sich erhöht.

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1-22 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

– Energiebedarfssenkende Einrichtungen in Anlagen, wie z. B. Solarkollektoren, Lüftungs-anlagen und Wärmepumpen, müssen betriebsbereit gehalten werden und sind bestim-mungsgemäß zu nutzen.

– Die Anlagentechnik ist mit all ihren Komponenten vom Betreiber sachgerecht zu bedie-nen. Komponenten mit wesentlichem Einfluss auf den Wirkungsgrad sind regelmäßig zu warten, instand zu halten und sachgerecht zu bedienen. Die Wartung muss von sach-kundigem Personal durchgeführt werden.

Erläuterung:

Der Jahresprimärenergiebedarf eines Gebäudes darf sich durch die Nutzung im Laufe der Jahre nicht erhöhen. Hierfür muss die Anlagentechnik regelmäßig sachkundig gewartet und die Gebäudehülle instand gehalten werden.

§ 12 Energetische Inspektion von Klimaanlagen Sind in Wohngebäuden Klimaanlagen mit einer Leistung von mehr als 12 kW eingebaut, müssen diese durch regelmäßige energetische Inspektionen von qualifizierten Fachleuten gewartet werden. Dies ist vom Betreiber zu veranlassen. Auf welche Weise und wie oft diese Inspektionen durchgeführt werden müssen und wer dazu berechtigt ist, ist im § 12 der EnEV genau festgelegt.

1.1.4.4 Abschnitt 4 – Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumlufttechnik sowie der Warmwasserversorgung

§ 13 Inbetriebnahme von Heizkesseln und sonstigen Wärmeversorgersystemen Im Abschnitt 4 der EnEV wurde die EU-Heizkesselrichtlinie für die Inbetriebnahme von Heiz-kesseln umgesetzt. Als Heizkessel werden Wärmeerzeuger bezeichnet, die eine Nenn-wärmeleistung zwischen 4 kW und 400 kW besitzen und mit flüssigen oder gasförmigen Energieträgern beschickt werden. Diese dürfen nur in Betrieb genommen werden, wenn

– sie mit der CE-Kennzeichnung versehen sind,

– nach Anlage 4a der EnEV „das Produkt aus Erzeugeraufwandszahl eg und Primärener-giefaktor fp nicht größer als 1,30 ist “.

„Die Erzeugeraufwandszahl ist nach DIN V 4701-10:2003-08, Tabellen C.3-4b bis C.3-4f zu bestimmen. Soweit Primärenergiekennzahlen nicht unmittelbar in dieser Verordnung festgelegt sind, ist der Primärenergiefaktor fp für den nicht erneuerbaren Anteil nach DIN V 4701-10:2003-08, geändert durch A1:2006-12, zu bestimmen.“

Ausgenommen sind

– „Niedertemperatur-Heizkessel oder Brennwertkessel als Wärmeerzeuger in Systemen der Nahwärmeversorgung“ und

– „bestehende Gebäude, wenn der Jahresprimärenergiebedarf den jeweiligen Höchstwert des Jahresprimärenergiebedarf des Referenzgebäudes um nicht mehr als 40 % über-schreitet “.

Hinweis:

Es wurde hier sicherlich vergessen, dass zur Bestimmung der Erzeugeraufwandzahl eg auch die DIN V 18599 herangezogen werden kann.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-23

Ausnahmen:

Das CE-Zeichen ist bei folgenden Anlagen nicht notwendig:

– „einzeln produzierten Heizkesseln“,

– „Heizkesseln, die für den Betrieb mit Brennstoffen ausgelegt sind, deren Eigenschaften von den marktüblichen flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen erheblich abweichen“,

– „Anlagen zur ausschließlichen Warmwasserbereitung“,

– „Küchenherden und Geräten, die hauptsächlich zur Beheizung des Raumes […] ausge-legt sind, daneben aber auch Warmwasser für die Zentralheizung und für sonstige Gebrauchszwecke liefern“,

– Geräten zur Versorgung eines Warmwasserspeichersystems mit Schwerkraftumlauf mit einer Nennleistung von weniger als 6 kW,

– Heizkesseln, deren Nennwärmeleistung kleiner als 4 kW oder größer als 400 kW ist.

„Heizkessel, deren Nennwärmeleistung kleiner als 4 kW oder größer als 400 kW ist“ sowie alle ausgenommenen Heizkessel, „dürfen nur dann zum Zweck der Inbetriebnahme in Ge-bäuden eingebaut oder aufgestellt werden, wenn sie nach anerkannten Regeln der Technik gegen Wärmeverluste gedämmt sind.“

§ 14 Verteilungseinrichtungen und Warmwasseranlagen Da die Verteilung und Speicherung von Warmwasser zur Heizwärme- und Trinkwasserver-sorgung mit Energieaufwand und Wärmeverlusten verbunden ist und hier viel Energie verschwendet werden kann, muss diese nach § 14 der EnEV ausgeführt werden. Folgende Punkte sind hier unter anderen zu beachten:

a) Zentralheizungen

Die Anlagentechnik muss mit einer selbstständig wirkenden Einrichtung ausgestattet sein, die in Abhängigkeit

– „der Außentemperatur oder einer anderen geeigneten Führungsgröße“

– „und der Zeit“

die Wärmezufuhr und die elektrischen Antriebe regelt. Gebäude, mit einer Wasserheizung ohne Wärmeüberträger, die an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen sind, benötigen diese Einrichtung nicht, wenn der Wärmelieferant mit dieser Regelung ausgestattet ist.

Hinweis für bestehende Gebäude:

Bestehende Gebäude, die nicht mit einer solchen Regelungstechnik ausgestattet sind, müs-sen vom Eigentümer mit einer solchen nachgerüstet werden.

b) Heizungsanlagen mit Wasser als Wärmeträger

Diese müssen beim Einbau in Gebäude mit einer Regelung ausgestattet werden, mit welcher die Temperatur für jeden einzelnen Raum individuell eingestellt werden kann. Bestehende Gebäude, die nicht mit einer solchen Regelungstechnik ausgestattet sind, müssen vom Eigentümer nachgerüstet werden.

Dies gilt nicht bei

– Einzelheizgeräten mit festen oder flüssigen Brennstoffen,

– Fußbodenheizungen, die vor dem 1. Februar 2002 eingebaut wurden.

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1-24 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

c) Umwälzpumpen

Umwälzpumpen von Zentralheizungen mit mehr als 25 kW Nennleistung sind so auszu-statten, dass deren Leistung in drei Stufen angepasst werden kann, soweit sicherheits-technische Belange des Heizkessels dem nicht entgegenstehen.

d) Zirkulationspumpen

Diese „müssen mit selbstständig wirkenden Einrichtungen zur Ein- und Ausschaltung aus-gestattet werden“.

e) Dämmen der Warmwasserleitungen und Armaturen

Warmwasserleitungen müssen beim erstmaligen Einbau oder bei deren Ersetzen nach Anla-ge 5 der EnEV zur Reduzierung der Wärmeverluste gedämmt werden.

f) Heiz- und Warmwasserspeicher

Diese müssen nach den Regeln der Technik gedämmt werden.

§ 15 Klimaanlagen und sonstige Anlagen der Raumlufttechnik

1) Der Energieverbrauch von Klimaanlagen und Lüftungssystemen ist bei der Bestimmung des Jahresprimärenergiebedarfs zu berücksichtigen. Außerdem müssen diese bei Einbau und Erneuerung die Anforderung nach EnEV erfüllen. Diese gelten

– bei Klimaanlagen mit einer Nennleistung von mehr als 12 kW,

– bei raumlufttechnischen Anlagen mit einem Volumenstrom von mehr als 4.000 m³/h.

Folgende Forderungen müssen erfüllt sein:

– Die elektrische Leistung darf den Grenzwert der Kategorie SFP 4 nach DIN EN 13779:2007-09 nicht überschreiten.

– Dieser Grenzwert kann um Zuschläge für Gas- und HEPA- Filter (DIN EN 13779:2007-09 Abschnitt 6.5.2) sowie bei Wärmerückführungsbauteilen der Klassen H2 oder H1 nach DIN EN 13053 erweitert werden.

2) Anlagen, in denen die Feuchte der Raumluft verändert wird, müssen mit

– regelbaren Befeuchtern ausgestattet sein und

– mit selbsttätig wirkenden Regelungseinrichtungen ausgestattet sein, bei denen getrennte Sollwerte für Be- und Entfeuchtung eingestellt werden können. Als Führungsgröße muss mindestens die direkt gemessene Zu- und Abluftfeuchte dienen.

„Sind solche Einrichtungen in bestehenden Anlagen […] nicht vorhanden, muss der Betreiber sie bei Klimaanlagen innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf der jeweiligen Frist des § 12 Absatz 3, bei sonstigen raumlufttechnischen Anlagen in entsprechender Anwendung der jeweiligen Frist des § 12 Absatz 3, nachrüsten.“

3) Bei Einbau und Erneuerung von Anlagen nach Punkt 1), in denen der Zuluftvolumen-strom 9 m³ je m² Nettogrundfläche, bei Wohngebäuden je m² versorgter Gebäudenutzfläche überschreitet, müssen diese mit selbsttätigen Regelvorrichtungen ausgestattet sein, in denen die Volumenströme

– in Abhängigkeit der thermischen und stofflichen Lasten reguliert oder

– in Abhängigkeit der Zeit gesteuert werden.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-25

Ausnahme:

Wenn in den versorgten Räumen aufgrund des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erhöhte Zuluftvolumenströme vorgeschrieben sind oder Lastveränderungen weder messtechnisch noch hinsichtlich des zeitlichen Verlaufes erfassbar sind, ist die Anlage von dieser Vorschrift ausgenommen.

4) „Werden Kälteverteilungs- und Kaltwasserleitungen und deren Armaturen, bei Anlagen nach Punkt 1), erstmalig in Gebäude eingebaut oder ersetzt, ist deren Wärmeaufnahme nach Anlage 5 der EnEV zu begrenzen.“

5) „Werden Anlagen nach Punkt 1) eingebaut oder Zentralgeräte solcher Anlagen erneuert, müssen diese mit einer Einrichtung zur Wärmerückgewinnung ausgestattet sein, die mindes-tens der Klassifizierung H3 (DIN EN 13053:2007-09) entspricht. Für die Betriebsstundenzahl sind die Nutzungsrandbedingungen nach DIN V 18599-10:2007-02 und für den Luftvolumen-strom der Außenluftvolumenstrom maßgebend.“

1.1.4.5 Abschnitt 5 – Energieausweise und Empfehlungen für die Verbesserung der Energieeffizienz

§ 16 Ausstellung und Verwendung von Energieausweisen Im Abschnitt 5 der EnEV 2007 wird die Forderung der EU-Richtlinie 2002/91/EG „Gesamt-energieeffizienz von Gebäuden“ umgesetzt, in der die Einführung eines Ausweises über den Energieverbrauch für Neu- und Bestandsgebäude festgelegt wurde. Hier wird geregelt, wann, wie und für welche Gebäude ein Energieausweis ausgestellt werden muss.

Im Energieausweis ist die energetische Qualität des Gebäudes darzustellen. Er sagt nichts über den tatsächlich zu erwartenden Energieverbrauch aus, sondern ist lediglich dazu ge-dacht, einen überschlägigen Vergleich von Gebäuden zu ermöglichen.

a) Zukünftig muss ein Energieausweis erstellt werden, wenn ein beheiztes oder gekühltes Gebäude

– neu errichtet wird,

– nach Anlage 3 Nummern 1 – 6 geändert und in diesem Zusammenhang eine Berech-nung der Transmissionswärmeverluste und des Jahresprimärenergiebedarfs nach § 9 der EnEV durchgeführt wird,

– um mehr als die Hälfte seiner beheizten oder gekühlten Nutzfläche erweitert und für das gesamte Gebäude eine Berechnung der Transmissionswärmeverluste und des Jahres-primärenergiebedarfs nach § 3 oder § 4 der EnEV erstellt wird.

Der Energieausweis ist dem Eigentümer auszustellen. „Der Eigentümer hat den Energie-ausweis der nach Landesrecht zuständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen.“

b) Zugänglich zu machen ist ein Energieausweis dann, wenn

– ein mit einem Gebäude bebautes Grundstück,

– ein grundstücksgleiches Recht an einem bebauten Grundstück,

– selbstständiges Eigentum an einem Gebäude, Wohnungs- oder Teileigentum

verkauft wird. Der potenzielle Käufer hat das Recht diesen vom Verkäufer vorgelegt zu be-kommen.

Das gleiche gilt für Mieter, Pächter und Leasingnehmer eines Gebäudes, einer Wohnung oder einer selbstständigen Nutzungseinheit. Auch hier muss der Eigentümer, Vermieter, Verpächter oder Leasinggeber einen Energiepass vorlegen können.

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1-26 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

Ausnahme:

Baudenkmäler sind vom Punkt b) ausgenommen.

c) In öffentlichen Gebäuden mit mehr als 1.000 m² Nettogrundfläche sind Energieausweise öffentlich an gut sichtbarer Stelle auszuhängen. Diese sind nach den Mustern in An-hang 7, 8 oder 9 der EnEV auszustellen.

d) Kleine Gebäude mit einer Nettogrundfläche von bis zu 50 m² Gebäudenutzfläche sind von dieser Vorschrift ausgeschlossen.

§ 17 Grundsätze des Energieausweises Der Energieausweis nach § 16 darf auf der Grundlage des berechneten Energiebedarfs oder des erfassten Energieverbrauchs unter folgenden Voraussetzungen ausgestellt werden:

a) Er muss auf der Grundlage des Energiebedarfs (rechnerische Ermittlung des Energie-bedarfs) ausgestellt werden, wenn ein Gebäude

– neu errichtet wird,

– geändert und in diesem Zusammenhang eine Berechnung der Transmissionswärme-verluste und des Jahresprimärenergiebedarfs nach § 9 der EnEV durchgeführt wird,

– um mehr als die Hälfte seiner beheizten oder gekühlten Nutzfläche erweitert und für das gesamte Gebäude eine Berechnung der Transmissionswärmeverluste und des Jahres-primärenergiebedarfs nach § 9 der EnEV erstellt wird,

– weniger als fünf Wohneinheiten aufweist und dessen Bauantrag vor dem 1. November 1977 gestellt worden ist. Für diese Wohngebäude ist ein Ausweis seit dem 1. Oktober 2008 auszustellen.

Letzteres gilt nicht, wenn das Gebäude schon bei der Erstellung oder durch nachträgliche Änderungen dem Anforderungsniveau der Wärmeschutzverordnung vom 11. August 1977 entspricht.

b) Auf der Grundlage des Energieverbrauchs (gemessener Energiebedarf)

– bei allen anderen bestehenden Gebäuden.

Folgende Grundsätze sind bei der Ausstellung eines Energieausweises zu beachten:

– Energieausweise sind für Gesamtgebäude und nicht für einzelne Gebäudeteile auszu-stellen, soweit diese nach § 22 der EnEV aufgrund ihrer Nutzung nicht getrennt zu behandeln sind.

– Energieausweise sind nach den Mustern im Anhang 6 bis 9 der EnEV zu erstellen. Sie sind vom Aussteller unter Angabe von Name, Anschrift und Berufsbezeichnung eigen-händig oder durch eine Nachbildung der Unterschrift zu unterschreiben. Zusätzliche Angaben dürfen gemacht werden.

– Die notwendigen Gebäudedaten für die Berechnung können vom Eigentümer bereitge-stellt werden. „Der Eigentümer muss dafür Sorge tragen, dass die von ihm bereitge-stellten Daten richtig sind.“ Der Aussteller darf diesen seine Berechnung nicht zugrunde legen, soweit sie begründeten Anlass zu Zweifeln an ihrer Richtigkeit geben.

– Energieausweise haben eine Gültigkeitsdauer von zehn Jahren. Energieausweise verlie-ren ihre Gültigkeit, wenn ein neuer Energieausweis erforderlich wird.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-27

§ 18 Ausstellung auf Grundlage des Energiebedarfs Wird der Energieausweis auf Grundlage des berechneten Energiebedarfs ausgestellt, sind die wesentlichen Ergebnisse der Energiebedarfsberechnung nach § 3 (Wohngebäude) oder § 4 (Nichtwohngebäude) im Energieausweis anzugeben.

Diese sind nach EnEV

– der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP nach Anhang 1, Tabelle 1,

– der berechnete Jahresprimärenergiebedarf Qp,

– der zulässige Transmissionswärmeverlust H'T nach Anhang 1, Tabelle 1,

– der berechnete Transmissionswärmeverlust H'T,

– der berechnete Endenergiebedarf QE, gesamt sowie getrennt nach Energieträger für Hei-zung, Warmwasserbedarf und Hilfsgeräte.

§ 19 Ausstellung auf Grundlage des Energieverbrauchs Wird der Energieausweis für bestehende Gebäude auf Grundlage des gemessenen Energie-verbrauchs ausgestellt, ist der witterungsbereinigte Energieverbrauch zu ermitteln. Dieser ist für Wohngebäude in kWh/(m² a) anzugeben. Als Bezugsfläche ist die Gebäudenutzfläche zu verwenden. Diese darf vereinfacht ermittelt werden

– bei Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohneinheiten mit beheiztem Keller pauschal mit dem 1,35-fachen Wert der Wohnfläche,

– bei bestehenden sonstigen Wohngebäuden mit dem 1,2-fachen Wert der Wohnfläche.

Der Energieverbrauch für die Heizung ist einer Witterungsbereinigung zu unterziehen.

Zur Ermittlung des Energieverbrauchs sind Verbrauchsdaten zu verwenden, die

– im Rahmen der Abrechnung von Heizkosten nach der Heizkostenverordnung für das gesamte Gebäude für mindestens 36 Monate der jüngsten Abrechnungsperiode oder

– aufgrund anderer geeigneter Verbrauchsdaten wie z. B. der Abrechnung des Energie-lieferanten oder sachgerecht durchgeführten Verbrauchsmessungen für mindestens 36 Monate der jüngsten Abrechnungsperioden oder

– aus einer Kombination von Verbrauchsdaten ermittelt wurden.

Längere Leerstände sind rechnerisch angemessen zu berücksichtigen. Die Leerstandsflä-chen sind von der Gebäudenutzfläche abzuziehen.

Der Energieverbrauchskennwert ergibt sich aus dem durchschnittlichen Verbrauch des an-gesetzten Zeitraums. Zur Ermittlung der Energieverbrauchskennwerte und zur Witterungs-bereinigung des Energieverbrauchs ist ein den anerkannten Regeln der Technik entspre-chendes Verfahren anzuwenden. Die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik wird vermutet, wenn zur Erleichterung Vereinfachungen verwendet werden, die vom Bundes-ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Bundesanzeiger bekannt gemacht worden sind. Dieses Verfahren wird in Kapitel 7 genauer erläutert.

Wohnungsähnliche Nutzungen wie Praxisräume von Ärzten, Rechtsanwälten etc. sind wie Wohnungen zu behandeln. Weicht die Nutzung eines Gebäudeteils erheblich von der Wohn-nutzung ab wie z. B. Verkaufsräume, ist für jeden Gebäudeteil ein eigener Energieausweis zu erstellen.

Die notwendigen Gebäudedaten für die Berechnung können vom Eigentümer bereitgestellt werden. Der Eigentümer muss dafür Sorge tragen, dass die von ihm bereitgestellten Daten richtig sind. Der Aussteller hat die Angaben jedoch auf Richtigkeit zu überprüfen.

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1-28 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

§ 20 Empfehlungen für die Verbesserung der Energieeffizienz Im Zuge der Erstellung des Energieausweises sind dem Eigentümer kostengünstige Ver-besserungen der energetischen Eigenschaften des Gebäudes zu unterbreiten, falls solche möglich sind. Hierfür ist das Musterblatt aus Anlage 10 der EnEV zu verwenden. Es darf aber auch das Muster einer Checkliste verwendet werden, das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Bundesanzeiger unter Bezug auf diese Vorschrift be-kannt gemacht wurde. Die Vorschläge sind fachlich kurz und verständlich zu fassen. Dabei kann ergänzend auf weiterführende Hinweise in Veröffentlichungen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Bezug genommen werden. Sind Modernisierungs-empfehlungen nicht möglich, hat der Aussteller dies dem Eigentümer schriftlich mitzuteilen.

Die Modernisierungsempfehlungen sind dem Energieausweis beizulegen.

§ 21 Ausstellungsberechtigung für bestehende Gebäude Welche Personen für die Ausstellung von Energieausweisen für bestehende Gebäude be-rechtigt sind, ist im § 21 sowie im § 29 Absätze 4 – 6 geregelt.

Für Neubauten und bei wesentlichen Änderungen/Erweiterungen im Baubestand bestimmen die Bundesländer wie schon bisher, wer einen Energieausweis ausstellen darf. Für Bestandsgebäude gilt eine bundesweit einheitliche Regelung.

a) Aussteller von Energieausweisen für Nichtwohngebäude und Wohngebäude im Bestand:

– Personen mit berufsqualifizierendem Hochschulabschluss der Fachrichtungen Architek-tur, Hochbau, Bauingenieurwesen, Technische Gebäudeausrüstung, Physik, Bauphysik, Maschinenbau oder Elektrotechnik, oder

– einer anderen technischen oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung mit einem Ausbil-dungsschwerpunkt der genannten Fachgebiete

b) Aussteller von Energieausweisen für Wohngebäude im Bestand:

– Personen mit berufsqualifizierendem Hochschulabschluss im Bereich Architektur der Fachrichtung Innenarchitektur

– Personen, die für ein zulassungspflichtiges Bau-, Ausbau- oder anlagentechnisches Ge-werbe oder für das Schornsteinfegerwesen die Voraussetzungen zur Eintragung in die Handwerksrolle erfüllen sowie Handwerksmeister der zulassungsfreien Handwerke die-ser Bereiche und Personen, die aufgrund ihrer Ausbildung berechtigt sind, ein solches Handwerk ohne Meistertitel selbstständig auszuüben

– staatlich anerkannte oder geprüfte Techniker, deren Ausbildungsschwerpunkt auch die Beurteilung der Gebäudehülle, die Beurteilung von Heizungs- und Warmwasserberei-tungsanlagen oder die Beurteilung von Lüftungs- und Klimaanlagen umfasst

c) Zusätzlich müssen die Aussteller eines der folgenden Kriterien erfüllen:

– Ausbildungsschwerpunkt im Bereich des energiesparenden Bauens während des Studiums,

– mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in wesentlichen bau- oder anlagentechnischen Tätigkeitsbereichen des Hochbaus,

– erfolgreiche Fortbildung im Bereich des energiesparenden Bauens, deren Inhalte den Anforderungen der Anlage 11 EnEV 2009 entspricht,

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-29

– öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für ein Sachgebiet des energiesparen-den Bauens oder für wesentliche bau- oder anlagentechnische Tätigkeitsbereiche des Hochbaus,

– zusätzlich dürfen Fachleute Energieausweise im Bestand ausstellen, die nach den bau-ordnungsrechtlichen Vorschriften der Länder berechtigt sind bautechnische Nachweise des Wärmeschutzes oder der Energieeinsparung zu unterschreiben.

Gemäß den Übergangsvorschriften nach § 29 dürfen auch folgende Berufsgruppen die Energieausweise im Wohnbestand ausstellen: – Vor-Ort-Berater, die bis zum 25. April 2007 beim BAFA registriert waren;

– Energiefachberater im Baustoff-Fachhandel und in der Baustoffindustrie, die bis zum 25. April 2007 eine Ausbildung abgeschlossen hatten oder sich bis zu diesem Zeitpunkt noch in Ausbildung befinden, nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung;

– Handwerksmeister und staatlich anerkannte oder geprüfte Techniker anderer Fachrich-tungen, die am 25. April 2007 eine Weiterbildung zum Energieberater des Handwerks abgeschlossen hatten oder vor diesem Zeitpunkt begonnen haben, nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung.

Erläuterung:

Der Artikel stellt sicher, dass Energieausweise nur von unabhängigem qualifiziertem Per-sonal ausgestellt werden darf. Die Regelung entspricht dem Entbürokratisierungsziel der Bundesregierung, was einer behördlichen Zulassung von Ausstellern widerspräche. Die gro-ße Zahl an Ausstellungsberechtigten soll außerdem die flächendeckende Ausstellung von Energieausweisen sicherstellen.

1.1.4.6 Abschnitt 6 – Gemeinsame Vorschriften, Ordnungswidrigkeiten

§ 22 Gemischt genutzte Gebäude Wenn sich „Teile eines Wohngebäudes hinsichtlich deren Nutzung und gebäudetechnischen Ausstattung wesentlich von einer Wohnnutzung unterscheiden und einen nicht unerheb-lichen Teil der Gebäudenutzfläche umfassen, sind diese Teile als Nichtwohngebäude zu behandeln“.

Wenn Teile eines Nichtwohngebäudes dem Wohnen dienen und einen nicht unerheblichen Teil der Nettogrundfläche umfassen, sind diese getrennt als Wohngebäude zu behandeln.

§ 23 Regeln der Technik Im § 23 wird erläutert, was alles zu den Regeln der Technik gehört und wie mit Baustoffen, Bauteilen oder Anlagen umzugehen ist, die in keinem Regelwerk erfasst sind. Das Bundes-ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung kann durch Bekanntmachungen im Bundesanzeiger auf Veröffentlichungen sachverständiger Stellen auf anerkannte Regeln der Technik hinweisen, soweit in dieser Verordnung auf solche Regeln Bezug genommen wird.

§ 24 Ausnahmen Bei Baudenkmälern und erhaltenswerten Bausubstanzen sowie bei Maßnahmen, die einen unverhältnismäßig hohen Aufwand zur Einhaltung der EnEV verursachen würden, kann von den Anforderungen dieser Verordnung abgewichen werden.

Falls nachgewiesen werden kann, dass durch den Einsatz anderer technischer oder planeri-scher Möglichkeiten die Ziele der EnEV erreicht werden, lassen die nach Landesrecht zuständigen Behörden auf Antrag Ausnahmen zu.

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§ 25 Befreiung Wenn die Anforderungen der EnEV bei einem Gebäude zu einem unangemessenen Auf-wand oder zu unbilliger Härte führen, können im Einzelfall die zuständigen Behörden auf Antrag von den Anforderungen der EnEV befreien.

„Eine unbillige Härte liegt insbesondere vor, wenn die erforderlichen Aufwendungen inner-halb der üblichen Nutzungsdauer, bei Anforderungen an bestehende Gebäude innerhalb angemessener Frist durch die eintretenden Einsparungen nicht erwirtschaftet werden können.“

„Eine unbillige Härte im Sinne des Absatzes 1 kann sich auch daraus ergeben, dass ein Eigentümer zum gleichen Zeitpunkt oder in nahem zeitlichen Zusammenhang mehrere Pflichten nach dieser Verordnung oder zusätzlich nach anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften aus Gründen der Energieeinsparung zu erfüllen hat und ihm dies nicht zu-zumuten ist.“

Dies gilt nicht für die Ausstellung von Energieausweisen nach Abschnitt 5 der EnEV.

§ 26 Verantwortliche „Für die Einhaltung der Vorschriften dieser Verordnung ist der Bauherr verantwortlich, soweit in der Verordnung nicht ausdrücklich ein anderer Verantwortlicher genannt ist.“

„Für die Einhaltung der Vorschriften dieser Verordnung sind im Rahmen ihres jeweiligen Wir-kungskreises auch die Personen verantwortlich, die im Auftrag des Bauherrn bei der Errich-tung oder Änderung von Gebäuden oder der Anlagentechnik in Gebäuden tätig werden.“

§ 26a Private Nachweise Bei geschäftsmäßigen Arbeiten an bestehenden Gebäuden hat der Unternehmer dem Eigen-tümer unverzüglich nach Abschluss der Arbeiten schriftlich zu bestätigen, dass die von ihm geänderten oder eingebauten Bau- oder Anlagenteile den Anforderungen dieser Verordnung entsprechen (Unternehmererklärung).

Dies gilt für Arbeiten

– „zur Änderung von Außenbauteilen im Sinne des § 9 Absatz 1 Satz 1“,

– „zur Dämmung oberster Geschossdecken im Sinne von § 10 Absatz 3 und 4, auch in Verbindung mit Absatz 5“, oder

– „zum erstmaligen Einbau oder zur Ersetzung von Heizkesseln und sonstigen Wärme-erzeugersystemen nach § 13, Verteilungseinrichtungen oder Warmwasseranlagen nach § 14 oder Klimaanlagen oder sonstigen Anlagen der Raumlufttechnik nach § 15“.

„Mit der Unternehmererklärung wird die Erfüllung der Pflichten aus den oben genannten Vor-schriften nachgewiesen. Die Unternehmererklärung ist von dem Eigentümer mindestens fünf Jahre aufzubewahren. Der Eigentümer hat die Unternehmererklärungen der nach Landes-recht zuständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen.“

§ 26b Aufgaben des Bezirksschornsteinfegermeisters „Bei heizungstechnischen Anlagen prüft der Bezirksschornsteinfegermeister als Beliehener im Rahmen der Feuerstättenschau, ob“ nach § 10

– Heizkessel, die außer Betrieb genommen werden mussten, weiterhin betrieben werden und

– Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen sowie Armaturen, die gedämmt werden mussten, weiterhin ungedämmt sind.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009 1-31

„Bei heizungstechnischen Anlagen, die in bestehende Gebäude eingebaut werden, prüft der Bezirksschornsteinfegermeister als Beliehener im Rahmen der ersten Feuerstättenschau nach dem Einbau außerdem, ob“ nach § 14

– „Zentralheizungen mit einer zentralen selbsttätig wirkenden Einrichtung zur Verringerung und Abschaltung der Wärmezufuhr sowie zur Ein- und Ausschaltung elektrischer Antrie-be […] ausgestattet sind“,

– „Umwälzpumpen in Zentralheizungen mit Vorrichtungen zur selbsttätigen Anpassung der elektrischen Leistungsaufnahme […] ausgestattet sind“ und ob

– „bei Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen sowie Armaturen die Wärmeabgabe nach [Anlage 5 der EnEV] begrenzt ist.“

„Der Bezirksschornsteinfegermeister weist den Eigentümer bei Nichterfüllung der Pflichten aus den in den Absätzen 1 und 2 genannten Vorschriften schriftlich auf diese Pflichten hin und setzt eine angemessene Frist zu deren Nacherfüllung. Werden die Pflichten nicht inner-halb der festgesetzten Frist erfüllt, unterrichtet der Bezirksschornsteinfegermeister unverzüglich die nach Landesrecht zuständige Behörde.

Die Erfüllung der Pflichten aus den in den Absätzen 1 und 2 genannten Vorschriften kann durch Vorlage der Unternehmererklärungen gegenüber dem Bezirksschornsteinfegermeister nachgewiesen werden. Es bedarf dann keiner weiteren Prüfung durch den Bezirksschorn-steinfegermeister.

Eine Prüfung nach Absatz 1 findet nicht statt, soweit eine vergleichbare Prüfung durch den Bezirksschornsteinfegermeister bereits auf der Grundlage von Landesrecht für die jeweilige heizungstechnische Anlage vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung erfolgt ist.“

§ 27 Ordnungswidrigkeiten In § 27 ist geregelt, welche Fälle als Ordnungswidrigkeit geahndet werden können.

1.1.4.7 Abschnitt 7 – Schlussvorschriften

§ 28 Allgemeine Übergangsvorschriften Auf Vorhaben, welche die Errichtung, die Änderung, die Erweiterung oder den Ausbau von Gebäuden zum Gegenstand haben, für die vor Inkrafttreten der EnEV 2009 ein Bauantrag gestellt oder für die Bauanzeige erstattet wurde, gelten die Anforderungen der EnEV 2007.

Für nicht genehmigungsbedürftige Vorhaben gelten die Anforderungen der EnEV 2007 dann noch, wenn der Zeitpunkt der Kenntnisgabe gegenüber der zuständigen Behörde vor Inkraft-treten der EnEV 2009 erfolgt.

Auf sonstige nicht genehmigungsbedürftige, insbesondere genehmigungs-, anzeige- und verfahrensfreie Vorhaben gelten die Anforderungen der EnEV 2007 dann noch, wenn der Zeitpunkt des Beginns der Bauausführung vor Inkrafttreten der EnEV 2009 erfolgt.

Auf Verlangen des Bauherrn ist das neue Recht anzuwenden, wenn über den Bauantrag oder nach einer Bauanzeige noch nicht bestandskräftig entschieden worden ist.

§ 29 Übergangsvorschriften für Energieausweise und Aussteller Hier ist geregelt, ab wann für Wohn- und Nichtwohngebäude Energieausweise erstellt wer-den müssen. Diese sind zu erstellen und zugänglich zu machen für Wohngebäude

– der Baujahre bis 1965, ab dem 1. Juli 2008,

– die nach 1965 errichtet wurden, ab dem 1. Januar 2009.

Page 33: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

1-32 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung der EnEV 2009

Für Nichtwohngebäude müssen diese ab dem 1. Juli 2009 ausgestellt, zugänglich gemacht oder ausgehängt werden.

Energiebedarfs- und Wärmeschutznachweise nach Energieeinsparverordnung EnEV 2002 und 2004 sowie Wärmebedarfsausweise nach Wärmeschutzverordnung 1995 sind für einen Zeitraum von zehn Jahren nach Ausstellung gültig. „Das gleiche gilt für Energieausweise, die

– von Gebietskörperschaften oder auf deren Veranlassung von Dritten nach einheitlichen Regeln oder

– in Anwendung der in dem von der Bundesregierung am 25. April 2007 beschlossenen Entwurf dieser Verordnung enthaltenen Bestimmungen

ausgestellt worden sind.“

Page 34: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-33

1.2 Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, EEWärmeG)

Nachfolgend wird das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich (EEWärmeG) inhaltlich erläutert, das seit dem 1. Januar 2009 rechtsgültig ist. Der Text des EEWärmeG wird zum Teil original, zum Teil, zum besseren Verständnis, mit eigenen Worten wiedergegeben. Der Originaltext befindet sich auf der Buch- bzw. der Profi-CD.

1.2.1 Einleitung

Durch das EEWärmeG möchte die Bundesregierung sicherstellen, dass spätestens im Jahr 2020 14 % der Wärme in Deutschland aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Durch dieses Gesetz werden alle Bauherren von Neubauten, ob privat, aus Staat oder Wirtschaft, verpflichtet, erneuerbare Energien für die Wärmeversorgung ihres Gebäudes zu nutzen. Die Bundesländer können dies freiwillig auch bei Altbauten fordern.

Wenn ein Eigentümer keine erneuerbaren Energien einsetzen will, besteht die Möglichkeit Ersatzmaßnahmen zu ergreifen. Dies kann durch bessere Wärmedämmung der Gebäude-hülle oder der Nutzung von Fernwärme oder Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erfolgen.

Unterstützt wird die Nutzung von erneuerbaren Energien durch das Marktanreizprogramm der Bundesregierung.

Außerdem soll das Gesetz Kommunen den Ausbau von Wärmenetzen erleichtern. Es sieht vor, dass Kommunen auch im Interesse des Klimaschutzes den Anschluss und die Nutzung eines solchen Netzes vorschreiben können.

1.2.2 Aufbau der Verordnung

Teil 1 Allgemeine Bestimmungen

Teil 2 Nutzung erneuerbarer Energien

Teil 3 Finanzielle Förderungen

Teil 4 Schlussbestimmungen

Anlage Anforderung an die Nutzung von erneuerbaren Energien, Abwärme und Kraft-Wärme-Kopplung sowie an Energieeinsparmaßnahmen und Wärmenetze

1.2.3 Erläuterung der Verordnung

1.2.3.1 Teil 1 – Allgemeine Bestimmungen

§ 1 Zweck und Ziel des Gesetzes Der Zweck dieser Verordnung ist es in erster Linie, die fossilen Ressourcen zu schonen und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Außerdem soll eine nachhaltige Ener-gieversorgung dadurch aufgebaut werden und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien gefördert werden.

Ziel ist es, wie schon erwähnt, den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch für Wärme (Raum-, Kühl- und Prozesswärme sowie Warmwasser) bis zum Jahr 2020 auf 14 % zu erhöhen.

Page 35: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

1-34 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG

§ 2 Begriffsbestimmung

(1) Erneuerbare Energien im Sinne dieses Gesetzes sind

– Geothermie: „die dem Erdboden entnommene Wärme“,

– Umweltwärme: „die der Luft oder dem Wasser entnommene Wärme mit Ausnahme von Abwärme“,

– solare Strahlungsenergie: „die durch Nutzung der Solarstrahlung zur Deckung des Wärmeenergiebedarfs technisch nutzbar gemachte Wärme“ und

– Biomasse: „die aus fester, flüssiger und gasförmiger Biomasse erzeugte Wärme“.

„Als Biomasse im Sinne dieses Gesetzes werden nur die folgenden Energieträger aner-kannt:

– Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung,

– biologisch abbaubare Anteile von Abfällen aus Haushalten und Industrie,

– Deponiegas,

– Klärgas,

– Klärschlamm im Sinne der Klärschlammverordnung,

– Pflanzenölmethylester.“

(2) Im Sinne dieses Gesetzes ist

– Abwärme: „die Wärme, die aus technischen Prozessen und baulichen Anlagen stam-menden Abluft und Abwasserströmen entnommen wird“,

– Nutzfläche bei Wohngebäuden: „die Gebäudenutzfläche nach § 2 Nr. 14 der Energie-einsparverordnung vom 24. Juli 2007 in der jeweils geltenden Fassung“,

– Nutzfläche bei Nichtwohngebäuden: „die Nettogrundfläche nach § 2 Nr. 15 der Energieeinsparverordnung“,

– Sachkundiger: „jede Person, die nach § 21 der Energieeinsparverordnung zur Ausstel-lung von Energieausweisen berechtigt ist, jeweils entsprechend im Rahmen der für Wohn- und Nichtwohngebäude geltenden Berechtigung“,

– Wärmeenergiebedarf: „die zur Deckung

a) des Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasserbereitung

sowie

b) des Kältebedarfs für Kühlung,

jeweils einschließlich der Aufwände für Übergabe, Verteilung und Speicherung jährlich benötigte Wärmemenge. Der Wärmeenergiebedarf wird nach den technischen Regeln berechnet, die den Anlagen 1 und 2 zur Energieeinsparverordnung zugrunde gelegt werden“;

– Wohngebäude: „jedes Gebäude, das nach seiner Zweckbestimmung überwiegend dem Wohnen dient, einschließlich Wohn-, Alten- und Pflegeheimen sowie ähnlichen Einrich-tungen“ und

– Nichtwohngebäude: „jedes andere Gebäude“.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-35

1.2.3.2 Teil 2 – Nutzung erneuerbarer Energien

§ 3 Nutzungspflicht „Eigentümer von Gebäuden nach § 4, die neu errichtet werden, müssen den Wärmeenergie-bedarf durch die anteilige Nutzung von erneuerbaren Energien nach Maßgabe der §§ 5 und 6 decken.“

„Die Länder können eine Pflicht zur Nutzung von erneuerbaren Energien bei bereits errichte-ten Gebäuden festlegen.“ Als bereits errichtet gelten Gebäude, die vor den 1. Januar 2009 einen Bauantrag gestellt oder die Bauanzeige erstattet haben.

§ 4 Geltungsbereich der Nutzungspflicht „Die Pflicht nach § 3 Abs. 1 gilt für alle Gebäude mit einer Nutzfläche von mehr als 50 m², die unter Einsatz von Energie beheizt oder gekühlt werden.“ Ausgenommen sind

– die gleichen Gebäude wie nach EnEV 2009 § 1 sowie

– „Gebäude, die Teil oder Nebeneinrichtung einer Anlage sind, die vom Anwendungs-bereich des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes […] in der jeweils geltenden Fassung erfasst“ sind.

§ 5 Anteil erneuerbarer Energien

a) Nutzung von solarer Strahlungsenergie

Wird der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 15 % aus solarer Strahlungsenergie gedeckt, sind die Anforderungen des Gesetzes erfüllt.

Dies ist nach Nummer I der Anlage des Gesetzes dann der Fall, wenn

– „bei Wohngebäuden mit höchstens zwei Wohnungen Solarkollektoren mit einer Fläche von mindestens 0,04 Quadratmeter Aperturfläche je m² Nutzfläche und

– bei Wohngebäuden mit mehr als zwei Wohnungen Solarkollektoren mit einer Fläche von mindestens 0,03 m² Aperturfläche je Quadratmeter Nutzfläche installiert werden“, die Länder können insoweit höhere Mindestflächen festlegen.

Voraussetzung ist, dass die Solarkollektoren nach dem Verfahren der DIN EN 12975-1: 2006-06, DIN EN 12975-2:2006-06, DIN EN 12976-1:2006-04 und DIN EN 12976-2:2006-04 mit dem europäischen Prüfzeichen „Solar Keymark“ zertifiziert sind.

b) Nutzung von gasförmiger Biomasse

Wird der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 30 % aus gasförmiger Biomasse gedeckt, sind die Anforderungen des Gesetzes erfüllt.

Dies ist nach Nummer I der Anlage des Gesetzes dann der Fall, wenn die Nutzung in einer KWK-Anlage erfolgt.

Zusätzlich gilt die Nutzung von gasförmiger Biomasse, die auf Erdgasqualität aufbereitet und eingespeist wird, nur dann als erfüllt, wenn „bei der Aufbereitung und Einspeisung des Gases

– die Methanemissionen in die Atmosphäre und

– der Stromverbrauch

nach der jeweils besten verfügbaren Technik gesenkt werden und

– die Prozesswärme, die zur Erzeugung und Aufbereitung der gasförmigen Biomasse er-forderlich ist, aus erneuerbaren Energien oder aus Abwärme gewonnen wird“.

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1-36 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG

Die Einhaltung der besten verfügbaren Technik wird vermutet, wenn die Qualitätsanforde-rungen für Biogas nach der Gasnetzzugangsverordnung in der jeweils geltenden Fassung eingehalten werden.

c) Nutzung von flüssiger Biomasse

Wird der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 % aus flüssiger Biomasse gedeckt, sind die Anforderungen des Gesetzes erfüllt.

Dies ist nach Nummer II.2 der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn

– „die Nutzung in einem Heizkessel erfolgt, der der besten verfügbaren Technik entspricht“;

– bei der Erzeugung dieser Biomasse nachweislich die Anforderungen erfüllt werden, die in der Nachhaltigkeitsverordnung gestellt werden.

„Vor Inkrafttreten der Nachhaltigkeitsverordnung gilt die Nutzung von Palmöl und Sojaöl, raffiniert und unraffiniert, nicht als Erfüllung der Pflicht.“

d) Nutzung von fester Biomasse

Wird der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 % aus fester Biomasse gedeckt, sind die Anforderungen des Gesetzes erfüllt.

Dies ist nach Nummer II.2 der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn

– „die Anforderungen der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen erfüllt werden“,

– „ausschließlich Biomasse nach § 3 Abs. 1 Nr. 4, 5, 5a oder 8 der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen eingesetzt wird“ und

– „der entsprechend dem Verfahren der DIN EN 303-5:1999-06 ermittelte Kesselwirkungs-grad für Biomassezentralheizungsanlagen

– bis einschließlich einer Leistung von 50 kW 86 % und

– bei einer Leistung über 50 kW 88 % nicht unterschreitet“.

e) Nutzung von Geothermie und Umweltwärme

Wird der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 % aus Anlagen zur Nutzung dieser Energie gedeckt, sind die Anforderungen des Gesetzes erfüllt. Die Nutzung dieser Energien ist in Nummer III der Anlage zu diesem Gesetz wie folgt geregelt:

„1. a) Sofern Geothermie und Umweltwärme durch elektrisch angetriebene Wärmepumpen genutzt werden, gilt diese Nutzung nur dann als Erfüllung der Pflicht, wenn

– die nutzbare Wärmemenge mindestens mit der Jahresarbeitszahl nach Buchstabe b) bereitgestellt wird und

– die Wärmepumpe über die Zähler nach Buchstabe c) verfügt.

b) Die Jahresarbeitszahl beträgt bei

– Luft/Wasser- und Luft/Luft-Wärmepumpen 3,5 und

– allen anderen Wärmepumpen 4,0.

Wenn die Warmwasserbereitung des Gebäudes durch die Wärmepumpe oder zu einem wesentlichen Anteil durch andere erneuerbare Energien erfolgt, beträgt die Jahresarbeits- zahl abweichend davon bei

– Luft/Wasser- und Luft/Luft-Wärmepumpen 3,3 und

– allen anderen Wärmepumpen 3,8.

Die Jahresarbeitszahl ist nach den anerkannten Regeln der Technik zu berechnen.“

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-37

Die Jahresarbeitszahl β beschreibt das Verhältnis der über ein ganzes Jahr an das Heiznetz abgegebenen Energie zu der in diesem Zeitraum aufgenommenen elektrischen Energie.

„c) Die Wärmepumpen müssen über einen Wärmemengen- und Stromzähler verfügen, de-ren Messwerte die Berechnung der Jahresarbeitszahl der Wärmepumpen ermöglichen.“

Dies „gilt nicht bei Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen, wenn die Vorlauftem-peratur der Heizungsanlage nachweislich ≤ 35 °C beträgt.“

„2. Sofern Geothermie und Umweltwärme durch mit fossilen Brennstoffen angetriebene Wärmepumpen genutzt werden, gilt diese Nutzung nur dann als Erfüllung der Pflicht, wenn

– die nutzbare Wärmemenge mindestens mit der Jahresarbeitszahl von 1,2 bereitgestellt wird [die Jahresarbeitszahl ist nach den anerkannten Regeln der Technik zu berechnen]“

und

– „die Wärmepumpe über einen Wärmemengen- und Brennstoffzähler verfügt, deren Messwerte die Berechnung der Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe ermöglichen.“

Dies gilt nicht bei Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen, wenn die Vorlauftem-peratur der Heizungsanlage nachweislich ≤ 35 °C beträgt.

§ 6 Versorgung mehrerer Gebäude Wenn Gebäude in räumlichem Zusammenhang stehen, kann die Verpflichtung zur Nutzung von erneuerbaren Energien auch dadurch erfüllt werden, wenn der Wärmeenergiebedarf insgesamt in einem Umfang gedeckt wird, der der Summe der einzelnen Verpflichtungen nach § 5 entspricht.

Werden mehrere Anlagen zur Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien eingesetzt, so haben die einzelnen Nachbarn das Recht diese zu betreten und gegen angemessene Entschädigung die Führung von Leitungen über ihre Grundstücke zu dulden.

§ 7 Ersatzmaßnahmen Wenn kein Wunsch besteht, erneuerbare Energien zur Deckung des Wärmeenergiebedarfs zu nutzen, können auch Ersatzmaßnahmen getroffen werden.

Nutzung von Abwärme Als Ersatzmaßnahme gilt, wenn der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 % aus Anlagen zur Nutzung von Abwärme gedeckt wird.

Dies ist nach Nummer IV der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn

– die Abwärme durch Wärmepumpen genutzt wird

(hierbei gelten die Anforderungen für Geothermie und Umweltwärme nach Nummer III der Anlage entsprechend);

– die Abwärme durch raumlufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung genutzt wird.

Dies gilt aber nur dann als Ersatzmaßnahme, wenn

„a) der Wärmerückgewinnungsgrad der Anlage mindestens 70 Prozent und

b) die Leistungszahl, die aus dem Verhältnis von der aus der Wärmerückgewinnung stammenden und genutzten Wärme zum Stromeinsatz für den Betrieb der raumlufttech-nischen Anlage ermittelt wird, mindestens 10 betragen“.

– die Abwärme durch andere Anlagen genutzt wird.

Diese Nutzung gilt nur dann als Ersatzmaßnahme nach § 7, wenn sie nach dem Stand der Technik erfolgt.

Page 39: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

1-38 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG

Wärmeenergiebedarf unmittelbar aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) Als Ersatzmaßnahme gilt, wenn der Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 % unmittelbar aus KWK-Anlagen gedeckt wird.

Dies ist nach Nummer V der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn die KWK-Anlagen hocheffizient sind (der Begriff hocheffizient ist im EEWärmeG Nummer V der Anlage genauer geregelt).

Maßnahmen zur Einsparung von Energie Als Ersatzmaßnahmen können auch Maßnahmen zur Einsparung von Energie getroffen werden.

Dies ist nach Nummer VI der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn damit bei der Errichtung von Gebäuden

– „der jeweilige Höchstwert des Jahresprimärenergiebedarfs“ und

– „die jeweiligen für das konkrete Gebäude zu erfüllenden Anforderungen an die Wärme-dämmung der Gebäudehülle [spezifische Transmissionswärmeverluste] nach der Energieeinsparverordnung in der jeweils geltenden Fassung um mindestens 15 % unter-schritten werden“.

„Soweit andere Rechtsvorschriften höhere Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz als die Energieeinsparverordnung stellen, treten diese Anforderungen an die Stelle der An-forderungen nach der Energieeinsparverordnung.“

Nah- oder Fernwärmeversorgung Als Ersatzmaßnahme gilt, wenn der Wärmeenergiebedarf unmittelbar aus einem Netz der Nah- oder Fernwärmeversorgung gedeckt wird.

Dies ist nach Nummer VII der Anlage zu diesem Gesetz dann der Fall, wenn die Wärme

„– zu einem wesentlichen Anteil aus Erneuerbaren Energien,

– zu mindestens 50 Prozent aus Anlagen zur Nutzung von Abwärme,

– zu mindestens 50 Prozent KWK-Anlagen oder

– zu mindestens 50 Prozent durch eine Kombination der genannten Maßnahmen stammt“.

Dabei sind die Nummern I bis V der Anlage des Gesetzes einzuhalten.

§ 8 Kombination „Erneuerbare Energien und Ersatzmaßnahmen nach § 7 können zur Erfüllung der Pflicht untereinander und miteinander kombiniert werden.“

„Die prozentualen Anteile der tatsächlichen Nutzung der einzelnen erneuerbaren Energien und Ersatzmaßnahmen […] im Verhältnis zu der jeweils nach diesem Gesetz vorgesehenen Nutzung müssen in der Summe 100 % ergeben.“

§ 9 Ausnahmen „Die Pflicht nach § 3 Abs. 1 entfällt, wenn ihre Erfüllung und die Durchführung von Ersatz-maßnahmen nach § 7

– anderen öffentlich-rechtlichen Pflichten widersprechen oder

– im Einzelfall technisch unmöglich sind oder

– die zuständige Behörde den Verpflichteten auf Antrag von ihr befreit.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-39

Von der Pflicht nach § 3 Abs. 1 ist zu befreien, soweit ihre Erfüllung und die Durchführung von Ersatzmaßnahmen nach § 7 im Einzelfall wegen besonderer Umstände durch einen un-angemessenen Aufwand oder in sonstiger Weise zu einer unbilligen Härte führen.“

§ 10 Nachweise Die Art der Nachweispflicht zur Einhaltung des Gesetzes ist im § 10 genauer erläutert.

§ 11 Überprüfung „Die zuständigen Behörden müssen zumindest durch geeignete Stichprobenverfahren die Erfüllung der Pflicht nach § 3 Abs. 1 und die Richtigkeit der Nachweise nach § 10 kontrol-lieren.

Die mit dem Vollzug dieses Gesetzes beauftragten Personen sind berechtigt, in Ausübung ihres Amtes Grundstücke und bauliche Anlagen einschließlich der Wohnungen zu betreten. Das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 des Grundgesetzes) wird insoweit eingeschränkt.“

§ 12 Zuständigkeit „Die Zuständigkeit der Behörden richtet sich nach Landesrecht.“

1.2.3.3 Teil 3 – Finanzielle Förderung

§ 13 Fördermittel „Die Nutzung erneuerbarer Energien für die Erzeugung von Wärme wird durch den Bund bedarfsgerecht in den Jahren 2009 bis 2012 mit bis zu 500 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Einzelheiten werden durch Verwaltungsvorschriften des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finan-zen geregelt.“

§ 14 Geförderte Maßnahmen „Gefördert werden können Maßnahmen für die Erzeugung von Wärme, insbesondere die Errichtung oder Erweiterung von

– solarthermischen Anlagen,

– Anlagen zur Nutzung von Biomasse,

– Anlagen zur Nutzung von Geothermie und Umweltwärme sowie

– Nahwärmenetzen, Speichern und Übergabestationen für Wärmenutzer, wenn sie auch aus Anlagen nach den Nummern 1 bis 3 gespeist werden.“

§ 15 Verhältnis zu Nutzungspflichten „Maßnahmen können nicht gefördert werden, soweit sie der Erfüllung der Pflicht nach § 3 Abs. 1 oder einer landesrechtlichen Pflicht nach § 3 Abs. 2 dienen.“

Die gilt nicht bei den folgenden Maßnahmen:

„1. Maßnahmen, die technische oder sonstige Anforderungen

erfüllen, die

– im Falle des § 3 Abs. 1 anspruchsvoller als die Anforderungen nach den Nummern I bis V der Anlage zu diesem Gesetz oder

– im Falle des § 3 Abs. 2 anspruchsvoller als die Anforderungen nach der landesrecht-lichen Pflicht sind.

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1-40 1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG

2. Maßnahmen, die den Wärmeenergiebedarf zu einem Anteil decken, der

– im Falle des § 3 Abs. 1 um 50 Prozent höher als der Mindestanteil nach § 5 oder

– im Falle des § 3 Abs. 2 höher als der landesrechtlich vorgeschriebene Mindestanteil ist,

3. Maßnahmen, die mit weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz verbun-den werden,

4. Maßnahmen zur Nutzung solarthermischer Anlagen auch für die Heizung eines Gebäu-des und

5. Maßnahmen zur Nutzung von Tiefengeothermie.

Die Förderung kann in den vorgenannten Fällen […] auf die Gesamtmaßnahme bezogen werden.“

Einzelheiten werden in den Verwaltungsvorschriften nach § 13 Satz 2 geregelt.

„Fördermaßnahmen durch das Land oder durch ein Kreditinstitut, an dem der Bund oder das Land beteiligt sind, bleiben unberührt.“

1.2.3.4 Teil 4 – Schlussbestimmung

§ 16 Anschluss- und Benutzungszwang „Die Gemeinden und Gemeindeverbände können von einer Bestimmung nach Landesrecht, die sie zur Begründung eines Anschluss- und Benutzungszwangs an ein Netz der öffent-lichen Nah- oder Fernwärmeversorgung ermächtigt, auch zum Zwecke des Klima- und Ressourcenschutzes Gebrauch machen.“

§ 17 Bußgeldvorschriften „Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder leichtfertig

1) entgegen § 3 Abs. 1 den Wärmeenergiebedarf nicht oder nicht richtig mit erneuerbaren Energien deckt,

2) entgegen § 10 Abs. 1 Satz 1 einen Nachweis nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig erbringt,

3) entgegen § 10 Abs. 2 einen Nachweis nicht oder nicht mindestens fünf Jahre aufbewahrt oder

4) entgegen § 10 Abs. 5 eine unrichtige oder unvollständige Angabe macht.

Die Ordnungswidrigkeit kann in den Fällen 1, 2, und 4 mit einer Geldbuße bis zu fünfzig-tausend Euro und im Falle 3 mit einer Geldbuße bis zu zwanzigtausend Euro geahndet werden.“

§ 18 Erfahrungsbericht Siehe EEWärmeG.

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1 EnEV 2009 – Prinzipielle Erläuterung EEWärmeG 1-41

§ 19 Übergangsvorschrift § 3 Abs. 1 ist nicht anzuwenden

– auf die Errichtung von Gebäuden, wenn für das Vorhaben vor dem 1. Januar 2009 der Bauantrag gestellt oder die Bauanzeige erstattet worden ist,

– auf die nicht genehmigungsbedürftige Errichtung von Gebäuden, die nach Maßgabe des Bauordnungsrechts der zuständigen Behörde zur Kenntnis zu bringen sind, wenn die er-forderliche Kenntnisgabe an die Behörde vor dem 1. Januar 2009 erfolgt ist, und

– auf sonstige nicht genehmigungsbedürftige, insbesondere genehmigungs-, anzeige- und verfahrensfreie Errichtungen von Gebäuden, wenn vor dem 1. Januar 2009 mit der Bau-ausführung begonnen worden ist.

§ 20 Inkrafttreten „Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 2009 in Kraft.“

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1-42 1 EnEV 2009 – Fragen

1.3 Fragen Fragen zur EnEV:

1. Nach den Vorschriften der EnEV müssen bei der Erstellung des Energieausweises sowohl die entsprechenden Inhalte der DIN V 4701-10 als auch der DIN 4108-6 beachtet werden. Welche Themen werden in den jeweiligen Normen behandelt und welche Vortei-le ergeben sich hierdurch bei der Planung?

a) Themenbereich DIN V 4701-10 b) Themenbereich DIN 4108-6 c) Vorteile für die Planung

2. Nach welcher Norm dürfen Wohngebäude mit der Novellierung der EnEV 2009 alternativ berechnet werden?

3. Wie ist zu verfahren, wenn anlagentechnische Komponenten eingesetzt werden, für deren energetische Bewertung keine anerkannten Regeln der Technik oder bekannt gemachte gesicherte Erfahrungswerte vorliegen?

4. Wann wird ein Gebäude als „Kleines Gebäude“ eingestuft?

5. Welche energetischen Kennwerte müssen für normale Wohngebäude nachgewiesen werden?

6. Welche Anlagentechnik muss für Nichtwohngebäude bei der Berechnung des Jahres-primärenergiebedarfs zusätzlich berücksichtigt werden?

7. Wann muss ein Teil eines Gebäudes wie ein Nichtwohngebäude behandelt werden?

8. Wie ist eine Kühlung der Raumluft bei Wohngebäuden zu berücksichtigen?

9. Welche Anforderungen bestehen an Bauteile, die an Räume mit „wesentlich niedrigeren Innentemperaturen“ (z. B. Treppenhäuser, Heizkeller) grenzen und die in das beheizte Volumen einbezogen wurden?

10. Wie sind Wärmebrücken zu berücksichtigen?

11. Wann müssen Änderungen an bestehenden Gebäuden Anforderungen nach EnEV erfüllen?

12. Werden bestehende Gebäude geändert, müssen diese den Anforderungen der EnEV entsprechen? Welche Nachweisverfahren stehen hierfür in der EnEV zur Verfügung?

13. Welche Anforderung an Heizkessel mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen muss nach EnEV für deren Inbetriebnahme in Wohngebäuden erfüllt sein?

14. Wann muss ein Energieausweis ausgestellt werden?

15. Nach welchen zwei Kennwerten können bestehende Wohngebäude energetisch bewertet werden?

16. Müssen bei der Erstellung des Energieausweises dem Eigentümer Empfehlungen für die Verbesserung der Energieeffizienz unterbreitet werden?

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1 EnEV 2009 – Fragen 1-43

Fragen zum EEWärmeG:

1. Ab welcher Nutzfläche muss bei Gebäuden der Einsatz von alternativen Energieversor-gungssystemen unter ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprüft werden?

2. Welche Energiearten gelten nach EEWärmeG als erneuerbare Energiearten und zu welchem Anteil müssen diese den Gesamtenergiebedarf decken?

3. Welche Ersatzmaßnahmen zur Nutzung von erneuerbarer Energie sind zulässig?

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1-44 1 EnEV 2009 – Antworten

1.4 Antworten Antworten zur EnEV:

1. a) Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Trinkwasser, Lüftung

b) Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden – Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs

c) Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, die Qualität der Heizanlage und der Gebäude-dämmung gegenseitig auszugleichen.

2. nach DIN V 18599

3. Es sind anlagentechnische Komponenten anzusetzen, die ähnliche energetische Eigen-schaften aufweisen.

4. wenn die Gebäudenutzfläche nicht mehr als 50 m² beträgt

5. Folgende Kenndaten sind nachzuweisen:

a) Jahresprimärenergiebedarf QP,

b) spezifischer Transmissionswärmeverlust HAT,

c) sommerlicher Wärmeschutz nach EnEV Anlage 1, Nr. 3, auf der Grundlage der DIN 4108-2,

d) anlagentechnische Komponenten nach EnEV Abschnitt 4.

6. Anlagentechnik für Kühlung, Belüftung und eingebaute Beleuchtung

7. wenn sich Teile eines Wohngebäudes hinsichtlich deren Nutzung und gebäudetechni-scher Ausstattung wesentlich von einer Wohnnutzung unterschieden und einen nicht unerheblichen Teil der Gebäudenutzfläche umfassen

8. Wird ein Wohngebäude oder ein Teil eines Wohngebäudes gekühlt, so ist der Primär-energiebedarf je nach Raumklimagerät pauschal nach Anlage 2.10 der EnEV zu erhöhen.

9. Es muss der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 eingehalten werden.

10. Der Wärmedurchgang muss den Mindestanforderungen nach DIN 4108-2 entsprechen. Bei Anwendungen von Planungsbeispielen nach DIN 4108, Beiblatt 2 oder gleichwertig beträgt ΔUWB = 0,05 W/(m² K), ansonsten 0,10 W/(m² K). Bei bestehenden Wohngebäuden mit innen liegenden Dämmschichten ist ΔUWB mit 0,15 W/(m² K) anzusetzen.

11. wenn mehr als 10 % der gesamten jeweiligen Bauteilfläche geändert werden

12. das Bauteilverfahren nach Anlage 3, Tabelle 1; Hier müssen die U-Werte der geänderten Bauteile denen der Tabelle 1 entsprechen.

Genaue Berechnung der Transmissionswärmeverluste sowie des Jahresprimär-energiebedarfs nach Anlage 3 Nr. 8: Diese dürfen die zulässigen Werte des Referenzgebäudes um max. 40 % überschreiten.

13. Sie müssen mit dem CE-Kennzeichen versehen sein.

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1 EnEV 2009 – Antworten 1-45

14. Ein Energieausweis ist zu erstellen, wenn ein beheiztes oder gekühltes Gebäude

– neu errichtet wird,

– geändert und in diesem Zusammenhang eine Berechnung der Transmissionswärme-verluste und des Jahresprimärenergiebedarfs nach § 9 der EnEV durchgeführt wird,

– um mehr als die Hälfte seines Volumens erweitert und für das gesamte Gebäude eine Berechnung der Transmissionswärmeverluste und des Jahresprimärenergiebedarfs nach § 3 oder § 4 der EnEV erstellt wird.

15. nach dem Energieverbrauch oder dem Energiebedarf

Der Energieverbrauch ist der witterungsbereinigte gemessene Energieverbrauch des Gebäudes über einen Zeitraum von mindestens drei aufeinander folgenden Abrech-nungsperioden.

Energiebedarf ist nach EnEV der rechnerisch ermittelte Jahresprimärenergiebedarf und der Jahresendenergiebedarf.

16. Ja, dem Eigentümer müssen kostengünstige Verbesserungen unterbreitet werden, soweit diese möglich sind.

Antworten zum EEWärmeG:

1. wenn das Wohngebäude mehr als 50 m² Nettogrundfläche besitzt.

2. a) Nutzung von solarer Strahlungsenergie. Der Wärmeenergiebedarf muss hieraus zu mindestens 15 % gedeckt werden.

b) Nutzung von gasförmiger Biomasse. Der Wärmeenergiebedarf muss hieraus zu mindestens 30 % gedeckt werden.

c) Nutzung von flüssiger und fester Biomasse. Der Wärmeenergiebedarf muss hieraus zu mindestens 50 % gedeckt werden.

d) Nutzung von Geothermie und Umweltwärme. Der Wärmeenergiebedarf muss hieraus zu mindestens 50 % gedeckt werden.

3. a) wenn mindesten 50 % der Energie mit Abwärme oder unmittelbar mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gedeckt werden

b) wenn die zulässigen Transmissionswärmeverluste und der zulässige Jahresprimär-energiebedarf nach EnEV um 15 % unterschritten werden

c) wenn der Wärmeenergiebedarf unmittelbar aus einem Netz der Nah- oder Fern-wärmeversorgung stammt

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2-47

2 Gebäudegeometrie

Autoren: Prof. Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

2.1 Definition der Bauteile 2-49 2.1.1 Aufteilung in Zonen und Bereiche......................................................................2-49 2.1.2 Verlauf der Systemgrenze und Definition der Abmessungen ............................2-50 2.1.2.1 Verlauf der Systemgrenze im Grundriss............................................................2-50 2.1.2.2 Verlauf der Systemgrenze im Schnitt ................................................................2-51 2.1.3 Definition der die Zone begrenzenden Bauteile.................................................2-53

2.2 Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A 2-54 2.2.1 Außenwände......................................................................................................2-54 2.2.2 Bodenplatte – Kellerwand..................................................................................2-54 2.2.3 Kellerdecke – Außenwand (Sockelbereich).......................................................2-55 2.2.4 Boden gegen Außenluft .....................................................................................2-55 2.2.5 Dächer ...............................................................................................................2-56 2.2.6 Fenster und Türen .............................................................................................2-56 2.2.6.1 Abmessungen....................................................................................................2-56 2.2.6.2 Orientierung.......................................................................................................2-57 2.2.6.3 Verschattungsfaktoren FS ..................................................................................2-57 2.2.6.4 Kellerfenster.......................................................................................................2-62 2.2.6.5 Haustüren ..........................................................................................................2-62 2.2.6.6 Rollladenkästen .................................................................................................2-62

2.3 Gebäudevolumen Ve, Luftvolumen V und Nutzfläche AN 2-63 2.3.1 Beheiztes Gebäudevolumen Ve (Bruttovolumen) ..............................................2-63 2.3.2 Beheiztes Luftvolumen V (Nettovolumen) .........................................................2-63 2.3.3 Gebäudenutzfläche AN ......................................................................................2-63 2.3.4 Treppenhäuser (Interpretation Autor) ................................................................2-64

2.4 Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-65 2.4.1 Nachweispflicht..................................................................................................2-65 2.4.2 Berechnung des vorhandenen Sonneneintragskennwertes S...........................2-67 2.4.3 Berechnung des zulässigen Höchstwertes Szul .................................................2-69

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2-48

2.5 Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-74

2.5.1 Ansichten...........................................................................................................2-75 2.5.2 Grundrisse und Schnitt ......................................................................................2-79 2.5.3 Berechnungen ...................................................................................................2-81 2.5.3.1 Beheiztes Volumen Ve .......................................................................................2-81 2.5.3.2 Fensterdaten......................................................................................................2-82 2.5.3.3 Bauteilflächen ....................................................................................................2-83

2.6 Ermittlung der Gebäudegeometrie von bestehenden Bauten 2-88

2.7 Fragen 2-91

2.8 Antworten 2-92

2.9 Verwendung der Arbeitsblätter aus dem ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop 2-94

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2 Gebäudegeometrie – Definition der Bauteile 2-49

2.1 Definition der Bauteile

2.1.1 Aufteilung in Zonen und Bereiche

Die Berechnung des Energiebedarfs kann nur für Bereiche mit gleichen Nutzungsbedingun-gen erfolgen. Gebäude mit unterschiedlicher Nutzung sind deshalb in Zonen zu gliedern, in denen die für die Berechnung vorgegebenen Grundlagen zutreffen.

Die EnEV unterscheidet zwischen

a) Wohngebäuden einschließlich Wohn-, Alten- und Pflegeheimen sowie

b) Nichtwohngebäuden.

Bei gemischt genutzten Gebäuden nach § 22 EnEV 2009 sind die Bereiche, die sich wesent-lich von einer Wohnnutzung unterscheiden und einen nicht unerheblichen Teil der Gebäude-nutzfläche umfassen (>15 %), getrennt als Nichtwohngebäude zu behandeln.

Den unterschiedlichen Nutzungsbereichen sind unterschiedliche Zonen zuzuweisen.

Der Gesamtenergiebedarf eines Gebäudes ergibt sich aus der Summe des Energiebedarfs der einzelnen Zonen.

Wohngebäude sind immer als Ein-Zonen-Modell zu betrachten.

Bild 2.1: Zonierung eines Gebäudes (Quelle: DIN V 18599-1, Bild 5)

Für die Berechnung nach DIN V 4108-3 von Wohngebäuden können gleichmäßig beheizte Teilbereiche mit Temperaturunterschieden von weniger als 4 K zu einer Zone zusammen-gefasst werden. Die Zonierung von Nichtwohngebäuden ist nach DIN V 18599-2 und -10 vorzunehmen.

Wohnbereiche sind Bereiche, in denen eine durchschnittliche Innentemperatur von 19 °C (nach DIN V 4108-6) bzw. 20 °C (nach DIN V 18599-2) vorhanden ist.

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2-50 2 Gebäudegeometrie – Definition der Bauteile

2.1.2 Verlauf der Systemgrenze und Definition der Abmessungen

Die einzelnen Zonen werden von einer Systemgrenze umrandet.

Die an die Systemgrenze anschließenden Bauteile bilden die Umfassungsflächen A (bzw. die Hüllfläche) des zu untersuchenden Gebäudeteils (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.1).

Bei Wohngebäuden ist die wärmeübertragende Umfassungsfläche A so festzulegen, dass ein in DIN V 18599-1:2007-02 oder in DIN EN 832:2003-06 beschriebenes Ein-Zonen-Modell entsteht, das mindestens die beheizten Räume einschließt (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.1).

Das von den wärmeübertragenden Umfassungsflächen umschlossene Bauwerksvolumen ist das für den Energiebedarf zugrunde liegende Volumen Ve (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.2).

Für die Berechnung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A eines Gebäudes sind nach EnEV Anhang 1, Nr. 1.3.1 entsprechend DIN EN ISO 13789:1999-10, Anhang B „Außenabmessungen“ anzusetzen.

2.1.2.1 Verlauf der Systemgrenze im Grundriss

Nach DIN EN ISO 13789:1999-10 und DIN V 18599-1:2007-02, Abschnitt 8.1.1 sind die Be-zugsmaße zur Bestimmung der wärmeübertragenden Hüllfläche sowie des Bruttovolumens einer Zone in horizontaler Richtung wie folgt zu bestimmen:

– bei Außenbauteilen die Außenmaße, einschließlich eventuell vorhandener außen liegen-der Wärmedämmung und, falls vorhanden, einschließlich Putz;

– bei Innenbauteilen zwischen zwei temperierten Zonen, die auch unterschiedlich tempe-riert sein können, das Achsmaß, d. h. die Mitte des Rohbauteils. Das Achsmaß ist immer unabhängig von der Lage eventuell vorhandener Innendämmschichten.

Bild 2.2: Maßbezüge im Grundriss mit unterschiedlich temperierten Zonen (Quelle: DIN V 18599-1, Bild 6). Die Zonen 1 bis 5 könnten sich z. B. wie folgt unterschei-den: 1 normal beheizt, 2 niedrig beheizt, 3 unbeheizt, 4 normal oder niedrig beheizt mit von 1 oder 2 abweichender Technik, 5 beheizt wie 4, jedoch anderes Gebäude.

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2 Gebäudegeometrie – Definition der Bauteile 2-51

2.1.2.2 Verlauf der Systemgrenze im Schnitt

Nach DIN EN ISO 13789:1999 sind für Wohngebäude die Bezugsmaße zur Bestimmung der wärmeübertragenden Hüllfläche einer Zone in vertikaler Richtung wie folgt zu bestimmen:

– Bezugsmaß ist immer die Oberkante der Rohdecke in allen Geschossebenen eines Ge-bäudes, einschließlich des unteren Gebäudeabschlusses. Dies ist unabhängig von der Lage der eventuell vorhandenen Dämmschicht.

– Eine Ausnahme bildet der obere Gebäudeabschluss: Hier wird das Außenmaß bis zur Oberkante der obersten wärmetechnisch wirksamen Schicht gemessen.

Das Problem ist nur, dass in dem dort gezeigten Bild nur unbeheizte Keller dargestellt sind, sodass die Maße für ein nicht unterkellertes Gebäude oder einen beheizten Keller daraus nicht eindeutig abgeleitet werden können.

Bild 2.3: Maßbezüge im Schnitt (Quelle: DIN 13789:1999-10, Anhang B, Bild 1)

In der Fachliteratur wurde die DIN meist so kommentiert, dass auch bei beheizten Räumen im Kellerbereich die Systemgrenze oberhalb der Bodenplatten verläuft (auch in der 2. Aufla-ge dieses Buches). Dies ist aber dann nicht logisch, wenn sich eine Wärmedämmung unter-halb der Bodenplatte befindet.

In der DIN V 18599-1 gibt es eine klare Regelung für den Verlauf der Systemgrenze im Be-reich der Bodenplatte bei beheizten Kellern. Dies ist in der DIN V 18599-1, Bild 7 dargestellt.

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2-52 2 Gebäudegeometrie – Definition der Bauteile

Bild 2.4: Maßbezüge im Schnitt (Quelle: DIN V 18599-1:2007-02, Bild 7)

Dazu heißt es: „Zone 4 (beheizte an Erdreich grenzende Zone): Untere Begrenzung ist das äußere Erdbodenniveau“.

In der neuen DIN EN ISO 13789:2008-04 wurde nun die Behandlung von Bauteilen, die di-rekt an das Erdreich grenzen, neu geregelt. Hier heißt es:

„Die Grenzen zwischen den erdberührten Bauteilen des Gebäudes, die eine Wärmeübertra-gung über das Erdreich einschließen, und den Gebäudeteilen über dem Erdboden, die einen direkten Wärmedurchgang durch Abgabe an die Umgebung oder unkonditionierte Räume aufweisen, sind nach ISO 13370 wie folgt festgelegt:

– für Gebäude mit Bodenplatten auf Erdreich, Kriechböden und unbeheizten Kellern: Ober-kante Rohdecke;

– für Gebäude mit beheizten Kellern: das äußere Erdbodenniveau.“

Die EnEV 2009 bezieht sich aber immer noch auf die alte DIN EN ISO 13789:1999, sodass diese für die Berechnungen zugrunde gelegt werden muss.

Fazit:

Nachdem in der alten noch gültigen DIN EN 13789:1999-10 nicht eindeutig geregelt ist, wie im Bereich der Bodenplatte von beheizten Kellern die Systemgrenze vertikal verläuft, dies aber eindeutig in der DIN V 18599:2007-02 und in der neuen DIN EN 13789:2008-04 gere-gelt ist, wird folgende Anwendung empfohlen:

– bei Lage der Dämmung auf der Bodenplatte – Systemgrenze oberhalb der Bodenplatte,

– bei Lage der Dämmung unterhalb der Bodenplatte – Systemgrenze auf äußerem Erd-bodenniveau.

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2 Gebäudegeometrie – Definition der Bauteile 2-53

2.1.3 Definition der die Zone begrenzenden Bauteile

Alle Bauteilflächen, die das innerhalb der Systemgrenze vorhandene (beheizte) Volumen umhüllen, sind in Abhängigkeit ihres U-Wertes und Temperatur-Korrekturfaktors zu unter- teilen und gesondert zu berechnen.

Dabei sind im Allgemeinen die unten genannten Bauteile zu unterscheiden. Zur besseren Übersichtlichkeit ist es hilfreich diese mit entsprechenden Indizes zu versehen.

Tabelle 2.1: Bezeichnung der Bauteile

Bauteilfläche Bezeichnung

Außenwände AAW bzw. Ae

Fenster AW bzw. Ae

Trennwände zu unbeheizten Räumen AAW,U bzw. Ae,U

Wände gegen Erdreich AAW,G

Wände gegen unbeheizten Keller AGU

Decken zu nicht ausgebautem, unbeheiztem Dachraum ADU

Decken zu unbeheiztem Keller AGU

Decken, die beh. Räume nach unten gegen Außenluft abgrenzen AAG bzw. Ae,G

Dächer AD

Fußböden zum Erdreich AG

Zusätzlich sind zu unterscheiden:

– Fenster, Fenstertüren und Dachliegefenster nach Himmelsrichtungen entsprechend DIN EN ISO 6946,

– opake Haustüren und Türen zu andern Temperaturzonen oder sonstige Tore,

– Bauteilflächen mit Flächenheizung,

– Bauteilschwächungen (wenn nicht der Nachweis erbracht wird, dass diese den gleichen U-Wert wie die Wand haben) sowie

– Rollladenkästen.

Zur leichteren Nachvollziehbarkeit und späteren Kontrolle sollen die zu berechnenden Teil-flächen in den Plänen markiert und mit Positionsnummern versehen sein.

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2-54 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

2.2 Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

Bild 2.5: Systemschnitt eines Gebäudes

Nachfolgend wird der Verlauf der Systemgrenze an einzelnen Details genauer erläutert.

2.2.1 Außenwände Zu den Außenwänden gehören sowohl Wände gegen die Außenluft, Wände zu unbeheizten oder niedrig beheizten Räumen sowie Wände gegen das Erdreich. Wände zu beheizten Räumen anderer Gebäude oder Gebäudebereichen werden nicht erfasst. Zur Berechnung der Flächen sind die Bauteile nach ihrem Schichtaufbau zu unterscheiden. Nur Bauteile mit gleichem Schichtaufbau und gleicher Umgebungstemperatur dürfen zu-sammengefasst werden. Schwachstellen wie Heizkörpernischen, Stürze, Betonstützen etc. sind gesondert zu erfassen, wenn nicht nachgewiesen wird, dass diese den gleichen U-Wert wie die anschließenden Bauteile haben, oder als Wärmebrücke berücksichtigt sind. Werden bei der Berechnung des Heiz- bzw. Nutzenergiebedarfs Qh auch die solaren Wär-megewinne über opake Bauteile berücksichtigt (wie Außenwände), sind diese differenziert nach den einzelnen Himmelsrichtung zu erfassen.

2.2.2 Bodenplatte – Kellerwand Bei der Ermittlung der wärmeübertragenden Flächen von Böden gegen Erdreich beheizter Kellerräume und bei Decken gegen unbeheizte Keller sind jeweils die Gebäude-Außenmaße anzusetzen.

a) WD nur über der Bodenplatte b) WD auch unter der Bodenplatte (DIN 13789:1999-10) (DIN 18599)

Bild 2.6: Systemgrenze im Bereich Bodenplatte – Kellerwand (Empfehlung Autor)

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2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A 2-55

2.2.3 Kellerdecke – Außenwand (Sockelbereich)

Die obere Begrenzung der Kellerwand zum Erdreich wird von der Oberkante des Terrains bestimmt.

Bild 2.7: Sockelbereich (Interpretation der Normen)

Die vertikale Systemgrenze verläuft bei Außenwänden mit Wärmedämm-Verbundsystem oder mit hinterlüfteter Verkleidung auf der Oberfläche der Dämmschicht, bei monolithischem Mauerwerk mit Wärmedämmputz auf der Oberfläche des Dämmputzes, bei Wänden mit Vor-satzschalen vor einer Kerndämmung auf deren äußeren Oberfläche.

Die horizontale Systemgrenze verläuft, unabhängig von der Lage der Wärmedämmung, auf der Oberkante der Rohdecke zu dem unbeheizten Keller.

2.2.4 Boden gegen Außenluft

Bild 2.8: Boden gegen Außenluft (Interpretation anlog zur Bodenplatte)

Als Berechnungsgrundlage für die Deckenfläche sind die Gebäude-Außenmaße anzusetzen. Dabei gilt jeweils die Vorderkante der begrenzenden aufgehenden Konstruktion als Bezugs-größe. Die Außenwände beginnen und enden auf der Oberkante der Rohdecke.

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2-56 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

2.2.5 Dächer

Bild 2.9: Dächer (Interpretation der Normen)

Die Systemgrenze ist die Oberkante der wärmetechnisch wirksamen Schicht. Als Schnitt-punkt mit der Außenwand wird die Außenkante der Wärmedämmung auf der Wand ange-nommen.

Bei ausgebauten Dachräumen mit Abseiten empfiehlt die DIN 4108-2, die Wärmedämmung bis zum Dachfuß zu führen. Es ist deshalb abzuwägen, ob Abseiten in den beheizten Raum einbezogen werden oder als unbeheizt zu betrachten sind. Das Gleiche gilt auch für den nicht ausgebauten Dachraum. Es erscheint sinnvoll, die Führung der Systemgrenze von der Größe der Abseite bzw. des Dachraumes abhängig zu machen.

2.2.6 Fenster und Türen

2.2.6.1 Abmessungen

Die Fensterflächen AW und die Türflächen AT sind nach dem lichten Rohbaumaß zu berechnen.

lichtes Rohbaumaß

SchnittGrundriss

lichtes Rohbaumaß

lichtes Rohbaumaß

Fenster in monolithischem Mauerwerk - Grundriss

Bild 2.10: Öffnungen (Interpretation der Normen)

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2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A 2-57

2.2.6.2 Orientierung

Für die Ermittlung der solaren Wärmegewinne ist die anzusetzende Strahlungsintensität notwendig.

Diese ist in der DIN V 4108-6, Tabelle D.5 und in der DIN V 18599-10, Tabelle 7 festgelegt. Die Werte sind in beiden Normen identisch. Dort werden Referenzwerte der Strahlungsinten-sität, als monatliche Mittelwerte für acht Himmelsrichtungen und vier Fensterneigungen an-geboten.

Diese sind:

– Süd – Südost – Südwest – Ost – West – Nordwest – Nordost – Nord

Die jeweils zugehörigen Fensterneigungen sind 30°, 45°, 60° und 90°. Die Definition der Fenster-Orientierung erfordert auf dem Grundriss der Berechnungsgrundlagen einen genau-en Nordpfeil, aus dem auch die Grenzfälle ablesbar sind.

2.2.6.3 Verschattungsfaktoren FS

Von der Sonne fließt ein Wärmestrom von 1,35 kW/m² (= Solarkonstante) zur Erde, hiervon werden ca. 0,35 kW aus der Atmosphäre reflektiert, sodass, ein wolkenloser Himmel voraus-gesetzt, bei senkrechtem Sonnenstand die Intensität der Globalstrahlung auf der Erdober-fläche ca. 1 kW/m² beträgt.

Aufgrund der Schräglage der Erdachse zu der Sonnenumlaufebene von 23,27° wandert der Ort mit senkrechter Einstrahlung zwischen Sommer- und Wintersonnenwende vom nörd-lichen zum südlichen Wendekreis, die entsprechend der Achsabweichung auf 23,27° nörd-licher bzw. südlicher Breite liegen.

Die Strahlungsintensität an einem beliebigen Ort der Erde ergibt sich theoretisch aus dem Kosinus des Winkels seiner geografischen Breite plus bzw. minus dem jahreszeitlich beding-ten Winkel der Erdachse zur Sonnenumlaufbahn.

Bild 2.12: Neigung des 48. Breitengrades zur Sonnenumlaufebene (z. B. in München)

Bild 2.11: Fensterorientierung

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2-58 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

Die hiervon zeitlich und örtlich abhängige Strahlungsintensität ist in der DIN V 4108-6 für 15 Regionen in Deutschland dargestellt. Die nach EnEV anrechenbaren solaren Wärmegewinne Qs werden als Mittelwerte für Deutschland für jeden Monat angegeben.

Wird die Einstrahlung durch Verschattung gemindert, sind die angegebenen Werte für die Strahlungsintensität über die in der DIN V 4108-6, Tabellen 9 – 11 und in der DIN V 18599-2, Tabellen A.1 – A.3 angegebenen Teilbestrahlungsfaktoren zu reduzieren.

Hierbei sind folgende Verschattungsarten zu berücksichtigen:

– Verschattung durch andere Gebäude und durch Topografie (z. B. Hügel),

– Verschattung durch Überhänge, Bauteilüberstände oberhalb der Bauteilfläche,

– Verschattung durch Bauteilüberstände seitlich von der Bauteilfläche.

Berücksichtigung der Verschattung Fs nach DIN V 4108-6

Der Verschattungsfaktor Fs ist nach folgender Formel zu ermitteln:

Fs = Fo Ff Fh – (Formel 2.1) (DIN V 4108-6)

Fh = durch Verbauung (Tabelle 9) Fo = durch horizontale Überhänge (Tabelle 10) Ff = durch seitliche Abschattungsflächen (Tabelle 11)

In der DIN V 4108-6, Tabelle D.3 Randbedingungen für das Monatsbilanzverfahren, Zeile 10 heißt es hierzu:

Fs = 0,9 für übliche Anwendungsfälle.

Soweit überwiegend bauliche Verschattungen vorliegen, ist Fs entsprechend anzusetzen.

Vereinfachend kann bei überwiegend verschatteten Fenstern Nordorientierung angenommen werden.

In der Norm ist nicht definiert, was übliche Anwendungsfälle sind und wann ein Fenster als überwiegend verschattet zu beurteilen ist.

Interpretation des Autors:

„Fs = 0,9 für übliche Anwendungsfälle“ wird so interpretiert, dass für jedes Fenster, das nicht verschattet wird, ein Verschattungsfaktor von Fs = 0,9 anzusetzen ist, aufgrund der Verschat-tung durch die Fensterlaibungen.

Wird ein Fenster nach den Tabellen 9 – 11 verschattet, ist die Verschattung nach 0 zu ermit-teln. Fs darf aber nie größer als 0,9 angesetzt werden.

Ein Fenster kann dann als überwiegend verschattet angenommen werden, wenn der Ver-schattungswinkel größer ist als in den Tabellen 9 – 11 enthalten.

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2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A 2-59

Tabelle 2.2: Teilbestrahlungsfaktoren Fh für verschiedene Horizontalwinkel der Verbauung (Quelle: DIN V 4108-6, Tabelle 9)

Verbauungswinkel α 45° nördliche Breite 55° nördliche Breite

Süd Ost/West Nord Süd Ost/West Nord

0° 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

10° 0,97 0,95 1,00 0,94 0,92 0,99

20° 0,85 0,82 0,98 0,68 0,75 0,95

30° 0,62 0,70 0,94 0,49 0,62 0,92

40° 0,46 0,61 0,90 0,40 0,56 0,89

Bild 2.13: Definition des Horizontalwinkels (Quelle: DIN V 4108-6, Bild 1)

Tabelle 2.3: Teilbestrahlungsfaktor Fo für horizontale Überhänge (Quelle: DIN V 4108-6, Ta-belle 10)

Überhangwinkel

β 45° nördliche Breite 55° nördliche Breite

Süd Ost/West Nord Süd Ost/West Nord

0° 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

30° 0,90 0,89 0,91 0,93 0,91 0,91

45° 0,74 0,76 0,80 0,80 0,79 0,80

60° 0,50 0,58 0,66 0,60 0,61 0,65

Bild 2.14: Definition Überhangwinkel (Quelle: DIN V 4108-6, Bild 2)

Page 61: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-60 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

Tabelle 2.4: Teilbestrahlungsfaktor Ff für seitliche Verschattung (Quelle: DIN V 4108-6, Tabelle 11)

Seitenwinkel

γ 45° nördliche Breite 55° nördliche Breite

Süd Ost/West Nord Süd Ost/West Nord

0° 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

30° 0,94 0,92 1,00 0,94 0,91 0,99

45° 0,84 0,84 1,00 0,86 0,83 0,99

60° 0,72 0,75 1,00 0,74 0,75 0,99

Bild 2.15: Definition Seitenwinkel (Quelle: DIN V 4108-6, Bild 2)

Berücksichtigung der Verschattung Fs nach DIN V 18599-2

Gegenüber der DIN V 4108-6 wird in der DIN V 18599-2 bei der Ermittlung der Ver-schattungsfaktoren noch genauer differenziert. Fs wird wie nach DIN V 4108-6 ermittelt 0.

Jedoch bei der Ermittlung der einzelnen Faktoren Fh, Fo, und Ff wird zusätzlich unterschie-den nach Winter- und Sommerhalbjahr sowie die Neigung der betrachteten Flächen. Bei der Berechnung von Wohngebäuden muss die Sommerperiode nicht berücksichtigt werden.

Anders als nach DIN V 4108-6 wird hier angegeben, dass Fs = 1,0 anzusetzen ist, wenn keine Verschattung vorliegt.

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2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A 2-61

Tabelle 2.5: Teilbestrahlungsfaktor Fh für seitliche Verschattung (Quelle: DIN V 18599-2, Tabelle A.1)

Horizont-Winkel Neigung Periode Nord NO/NW Ost/West SO/SW Süd

senkrecht Winter 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 0°

senkrecht Sommer 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

senkrecht Winter 0,90 0,88 0,83 0,88 0,90 10°

senkrecht Sommer 0,88 0,88 0,91 0,94 0,96

senkrecht Winter 0,80 0,78 0,59 0,58 0,58 20°

senkrecht Sommer 0,80 0,74 0,79 0,86 0,93

senkrecht Winter 0,73 0,70 0,49 0,41 0,38 30°

senkrecht Sommer 0,75 0,63 0,65 0,76 0,88

senkrecht Winter 0,67 0,65 0,44 0,32 0,28 40°

senkrecht Sommer 0,71 0,55 0,53 0,64 0,78

60° Winter 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 0°

60° Sommer 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

60° Winter 0,90 0,89 0,86 0,90 0,91 10°

60° Sommer 0,89 0,90 0,92 0,95 0,97

60° Winter 0,80 0,77 0,63 0,61 0,60 20°

60° Sommer 0,78 0,77 0,81 0,88 0,93

60° Winter 0,70 0,67 0,49 0,42 0,39 30°

60° Sommer 0,68 0,64 0,69 0,78 0,86

60° Winter 0,61 0,59 0,41 0,31 0,28 40°

60° Sommer 0,60 0,52 0,56 0,65 0,72

45° Winter 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 0°

45° Sommer 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

45° Winter 0,91 0,90 0,88 0,91 0,91 10°

45° Sommer 0,91 0,92 0,93 0,96 0,97

45° Winter 0,81 0,79 0,67 0,63 0,62 20°

45° Sommer 0,81 0,81 0,84 0,89 0,93

45° Winter 0,72 0,68 0,52 0,44 0,41 30°

45° Sommer 0,71 0,68 0,72 0,79 0,85

45° Winter 0,62 0,59 0,43 0,33 0,30 40°

45° Sommer 0,61 0,56 0,59 0,66 0,70

30° Winter 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 0°

30° Sommer 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00

30° Winter 0,93 0,93 0,91 0,92 0,93 10°

30° Sommer 0,95 0,94 0,95 0,96 0,97

30° Winter 0,85 0,82 0,72 0,67 0,66 20°

30° Sommer 0,87 0,86 0,87 0,90 0,93

30° Winter 0,76 0,72 0,57 0,49 0,46 30°

30° Sommer 0,77 0,75 0,77 0,81 0,85

30° Winter 0,57 0,53 0,41 0,33 0,31 40°

30° Sommer 0,59 0,58 0,60 0,64 0,66

Page 63: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-62 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A

Fortsetzung Tabelle 2.5

Horizont-Winkel

Neigung Periode Nord NO/NW Ost/West SO/SW Süd

horizontal Winter 1,00 0°

horizontal Sommer 1,00

horizontal Winter 0,96 10°

horizontal Sommer 0,98

horizontal Winter 0,77 20°

horizontal Sommer 0,90

horizontal Winter 0,54 30°

horizontal Sommer 0,76

horizontal Winter 0,35 40°

horizontal Sommer 0,57

Weitere Teilbestrahlungsfaktoren siehe DIN V 18599-2.

2.2.6.4 Kellerfenster

Kellerfenster von beheizten Kellern werden bei überwiegender Verschattung als Nordfenster deklariert, ansonsten der jeweiligen Himmelsrichtung zugeordnet und mit einem Verschat-tungsfaktor abgemindert.

2.2.6.5 Haustüren

Haustüren ohne Glasanteile werden als Bauteilflächen AT behandelt. Sind erhebliche Glas-anteile vorhanden, sollten diese zur Berücksichtigung der solaren Wärmegewinne als Fens-terflächen AW der entsprechenden Himmelsrichtung zugeordnet werden. Bei Türen mit grö-ßeren opaken Flächen wird empfohlen, die Glasflächen als Fensterflächen und den opaken Bereich als Bauteilflächen zu behandeln.

2.2.6.6 Rollladenkästen

In DIN V 4108-6, Anhang D „Berechnungsverfahren für den öffentlich-rechtlichen Nachweis“ wird bezüglich der Flächenermittlung auf die DIN 4108-2 verwiesen:

„Flächenermittlungen und die Berücksichtigung spezieller Bauteile, wie z. B. Rollladenkäs-ten, erfolgen nach den Angaben der DIN 4108-2.“

Nach DIN 4108-2:2003-07, Abschnitt 5.3.7 sind Rollladenkästen als Wärmebrücken zu be-rücksichtigen, die im Wärmeschutznachweis wie folgt behandelt werden können:

– Gesonderte Erfassung: In den Nachweis geht der Rollladenkasten nur mit seinem U-Wert und seiner Außenfläche ein. Die Wärmebrücken an den Anschlüssen werden nicht nach-gewiesen. Dies bedeutet, dass für das ganze Gebäude ein pauschaler Wärmebrücken-zuschlag

ΔUWB = 0,10 W/(m² K) angenommen werden muss.

– Der Rollladenkasten wird übermessen und als Wärmebrücke behandelt.

In der Praxis wird die zweite Variante empfohlen, da diese die einfachere Methode ist.

Page 64: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Gebäudevolumen Ve, Luftvolumen V und Nutzfläche AN 2-63

2.3 Gebäudevolumen Ve, Luftvolumen V und Nutzfläche AN

2.3.1 Beheiztes Gebäudevolumen Ve (Bruttovolumen)

Das beheizte Volumen eines Gebäudes ist der innerhalb der Systemgrenze vorhandene Raum. Er wird aus den Außenmaßen der Bauteile ermittelt.

Nicht oder nur niedrig beheizte Räume wie z. B. Wintergärten, Keller- und Lagerräume wer-den ab der äußeren Oberfläche des beheizten Gebäudes nicht mitgerechnet. Als niedrig beheizte Räume werden Räume mit Temperaturen zwischen 12 °C und 19 °C bezeichnet.

2.3.2 Beheiztes Luftvolumen V (Nettovolumen)

Das Luftvolumen ergibt sich aus den inneren Abmessungen der Räume.

Bei Berechnungen nach EnEV darf V vereinfacht für die Ermittlung der Lüftungswärmever-luste mit

– 0,76 Ve bei Gebäuden (Ein- und Zweifamilienhäuser) bis drei Vollgeschosse und mit

– 0,80 Ve in den übrigen Fällen berechnet werden.

Ve ist das beheizte Gebäudevolumen.

2.3.3 Gebäudenutzfläche AN

Nachdem in den einzelnen Bundesländern die Wohnfläche nach unterschiedlichen Vor-schriften berechnet wird, wurde als Bezugsfläche für die Energiekennzahl eine einheitliche Regelung in der EnEV getroffen. Der Energiebedarf eines Gebäudes wird immer auf die Nutzfläche AN bezogen. Diese errechnet sich wie folgt:

AN = 0,32 · Ve m² (Formel 2.2) (EnEV Anlage 1, Nr.1.3.3)

AN = Nutzfläche nach EnEV Ve = beheiztes Gebäudevolumen

Die Nutzfläche kann nicht mit der tatsächlichen Wohnfläche verglichen werden. Sie ist eine rein energetische Bezugsfläche.

Bei der Erstellung des Energieausweises für bestehende Gebäude nach den Verbrauchsda-ten wird das beheizte Volumen nicht berechnet. Hier kann die Nutzfläche pauschal aus der Wohnfläche berechnet werden.

Für Ein- und Zweifamilienhäuser mit beheiztem Keller gilt:

AN = AWohnfläche 1,35 m² (Formel 2.3) (EnEV § 19 )

Für alle sonstigen Wohngebäude gilt:

AN = AWohnfläche 1,2 m² (Formel 2.4) (EnEV § 19)

Page 65: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-64 2 Gebäudegeometrie – Gebäudevolumen Ve, Luftvolumen V und Nutzfläche AN

2.3.4 Treppenhäuser (Interpretation Autor)

Treppenhäuser werden in der Regel auf 12 °C beheizt. Sie gehören damit nicht zu den Räumen mit wesentlich niedrigeren Innentemperaturen, aber auch nicht zu den normal beheizten Räumen, und können somit nur als Bauteile mit niedrigen Innentemperaturen betrachtet werden. Dies würde bedeuten, dass für den Treppenraum ein eigener Wärme-schutznachweis zu erbringen ist. Da aber, je nach Anbindung des Treppenhauses, in oder an das Gebäude die Treppenhaustemperatur auch durch Wärmeübertragung über die Treppenhaustrennwände beeinflusst wird, ist von Fall zu Fall zu entscheiden, wie das Treppenhaus behandelt wird.

Bild 2.16: Lage des Treppenhauses

Erläuterungen zu Bild 2.16:

a) Treppenhaus, dreiseitig in das Gebäude eingebunden

Bei einem dreiseitig in das Gebäude eingebundenen Treppenhaus kann angenommen werden, dass dieses über die Wohnungseingangstüren und die anschließenden Wände auf die erforderliche Temperatur beheizt wird. Die Wärmedämmung kann hier sowohl in der Treppenhaustrennwand als auch auf der Außenseite des Treppenhauses erfolgen.

Erfolgt die Wärmedämmung in der Treppenhaustrennwand, so kann diese als abgren-zende Bauteilfläche AAW,U betrachtet und der U-Wert mit dem Reduktionsfaktor 0,5 ab-gemindert werden. Zu beachten ist, dass die Wohnungseingangstüren eigens zu erfas-sen sind. Das Volumen des Treppenhauses wird nicht erfasst.

Erfolgt die Wärmedämmung an der Außenseite des Treppenhauses, wird dieses zu-sammen mit den anderen Gebäudeteilen berechnet. Die Treppenhaustrennwände müssen zusätzlich dem Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 entsprechen.

b, c) Außen liegende Treppenhäuser

Bei außen liegenden Treppenhäusern ist davon auszugehen, dass diese nicht aus-reichend durch die Wärme des beheizten Gebäudes erwärmt werden und somit auf niedrige Temperaturen zu beheizen sind. Bei Nichtwohngebäuden sind diese als eigene Zonen zu betrachten. Die Treppenhaustrennwände können hierbei als zu niedrig tempe-rierten Räumen abgrenzende Bauteilflächen AAW,U betrachtet und mit dem Reduktions-faktor 0,5 abgemindert werden.

Ist jedoch die gedämmte Gebäudehülle auf der Außenseite der Treppenhauswände, sind diese als beheizt anzusetzen.

Page 66: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-65

2.4 Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 Nicht nur zu geringer Wärmeschutz im Winter, sondern auch ungenügender Sonnenschutz im Sommer kann zu erhöhtem Energieverbrauch führen, da zu hohe Innentemperaturen durch Sonneneinstrahlung Kühlmechanismen benötigen. In die EnEV wurde deshalb der sommerliche Wärmeschutz nach DIN 4108-2 in der Anlage 1, Abschnitt 3 mit aufgenommen. Der vorhandene und zulässige Sonneneintragskennwert ist nach dem dort genannten Ver-fahren zu bestimmen.

Wird zum Nachweis ein ingenieurmäßiges Verfahren (Simulationsrechnung) angewendet, so sind abweichend von der DIN 4108-2 die aktuellen klimatischen Verhältnisse am Standort des Gebäudes zu verwenden (siehe EnEV Anlage 1, Nr. 3).

Da bei der Ermittlung der solaren Wärmegewinne Sonnenschutzvorrichtungen zu berück-sichtigen sind, muss vor deren Berechnung überprüft werden, ob solche notwendig sind.

Nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 müssen notwendige bzw. vorhandene Sonnen-schutzvorrichtungen bei Wohngebäuden aber nur dann berücksichtigt werden, wenn diese permanent vorhanden sind.

2.4.1 Nachweispflicht

Ein Nachweis nach der Norm muss dann erbracht werden, wenn der Fensterflächenanteil fAG in Abhängigkeit der Himmelrichtung den in DIN 4108-2, Tabelle 7 enthaltenen Wert über-schreitet.

Tabelle 2.6: Zulässige Werte des auf die Grundflächen bezogenen Fensterflächenanteils, unterhalb dessen auf einen sommerlichen Wärmeschutznachweis verzichtet werden kann, nach DIN 4108-2, Tabelle 7

Neigung der Fenster gegenüber der Horizontalen Orientierung der Fenster fAG in %

Nordwest über Süd bis Nordost 10

> 60° bis 90°

alle anderen Nord-orientierungen 15

von 0° bis 60° alle Orientierungen 7

Ausnahme:

Für Ein- und Zweifamilien-Wohngebäude mit üblichen außen liegenden Sonnenschutzmaß-nahmen (FC ≤ 0,3 bei Rollläden, Fensterläden, Jalousien und drehbaren Lamellen) kann auf einen Nachweis verzichtet werden.

Hinweis:

Der Nachweis über den sommerlichen Wärmeschutz kann mit dem in DIN 4108-2 beschrie-benen vereinfachten Verfahren nicht geführt werden, wenn der betrachtete Raum oder Raumbereich mit folgenden baulichen Einrichtungen oder Konstruktionen in Kontakt steht:

Page 67: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-66 2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2

– mit einem unbeheizten Glasvorbau,

„Wird der beheizte Gebäudebereich nur über den unbeheizten Glasvorbau belüftet, so gilt der Nachweis für den angrenzenden Raum als erfüllt, wenn der unbeheizte Glasvor-bau einen Sonnenschutz mit einem Abminderungsfaktor ≤ 0,3 und Lüftungsöffnungen im obersten und untersten Glasbereich hat, die zusammen mindestens 10 % der Glasfläche ausmachen.“

„Wird der Raum nicht über den unbeheizten Glasvorbau belüftet, kann der Nachweis ge-führt werden, als ob der unbeheizte Glasvorbau nicht vorhanden wäre.“

– mit einer Doppelfassade,

– mit Systemen zur transparenten Wärmedämmung.

Bei Gebäuden mit Anlagen zur Kühlung müssen die Anforderungen des sommerlichen Wär-meschutzes ebenfalls erfüllt werden, soweit dies unter Ausschöpfung aller baulichen Mög-lichkeiten machbar ist.

Nachweisverfahren nach DIN 4108-2 Hierzu ist zunächst zu analysieren, welche Räume des Gebäudes bezüglich seiner Sonnen-einstrahlung und der baulichen Gegebenheiten als „kritisch“ eingestuft werden müssen.

Beispiel-Haus:

Der ungünstigste Raum im Beispiel-Haus ist der Wohn- und Essraum in Verbindung mit der Küche (Pläne siehe unter Kapitel 2.5).

Der solarwirksame Flächenanteil fAG wird wie folgt ermittelt:

fAG = (AW / AG) 100 – (Formel 2.5)

AW = Summe der Fensterfläche eines Raumes m² AG = Nettogrundfläche des betrachteten Raumes m²

Erläuterung:

Der solarwirksame Flächenanteil fAG berechnet sich aus dem Verhältnis der Fensterfläche AW zur Nettogrundfläche AG des Raumes.

Ermittlung der Nettogrundfläche und Raumtiefe:

Die Nettogrundfläche AG wird aus den lichten Raummaßen ermittelt. Die größte anzusetzen-de Raumtiefe darf das Dreifache der lichten Raumhöhe nicht überschreiten. Wenn Räume gegenüber liegende Fassaden haben, ergibt sich keine Begrenzung, wenn die Raumtiefe das Sechsfache der Raumhöhe nicht überschreitet. Ist dies jedoch der Fall, muss für beide Fassadenteile mit den dazugehörigen Raumtiefen (dreifache Raumhöhe) ein Nachweis ge-führt werden. Sind beim betrachteten Raum bzw. der Raumgruppe mehrere Fassaden oder z. B. Erker vorhanden, ist fAG aus der Summe aller Fensterflächen zur Grundfläche zu be-rechnen.

Überprüfen der Raumtiefe im Beispiel-Haus:

Raumtiefe = 5,49 m

Raumhöhe = 2,54 m

Größte anzusetzende Raumtiefe = 2,54 m 3 = 7,62 m > 5,49 m

In diesem Fall dürfte auch die sechsfache Raumtiefe angesetzt werden, da der Raum gege-nüberliegende Fensterflächen aufweist.

Page 68: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-67

Tabelle 2.7: Berechnung des Fensterflächenanteils fAG des Beispiel-Hauses – ENGP-bautop

2.4.2 Berechnung des vorhandenen Sonneneintragskennwertes S

Für den Nachweis sind folgende Faktoren von Bedeutung:

– der Gesamt-Energiedurchlassgrad g der Verglasung,

– die Effektivität von Sonnenschutzvorrichtungen,

– das Verhältnis fAG von Fensterfläche AW zur Grundfläche AG.

Aus diesen Faktoren wird der nachzuweisende Sonneneintragskennwert S ermittelt. Beim Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes darf der vorhandene Sonneneintragskennwert den zulässigen Sonneneintragskennwert nach DIN 4108-2 nicht überschreiten.

S = Σj (Aw,j gtotal,j) / AG –

(Formel 2.6) (DIN 4108-2, Gleichung 2)

Aw,j = Fensterflächen nach Rohbaumaßen m² gtotal,j = Gesamt-Energiedurchlassgrad der Verglasung, einschließlich Sonnenschutzeinrichtungen

Erläuterung:

Der Sonneneintragskennwert S berechnet sich durch die Multiplikation der einzelnen Fens-terflächen Aw,i mit dem Energiedurchlassgrad gtotal,j dividiert durch die Nettogrundfläche des Raumes oder des Raumbereiches AG. Dies bezieht sich auf alle Fenster eines Raumes oder Raumbereichs und auf alle Himmelsrichtungen des Raumes.

Page 69: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-68 2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2

gtotal = g FC – (Formel 2.7) (DIN 4108-2, Gleichung 3)

FC = Abminderungsfaktor von Sonnenschutzvorrichtungen (DIN 4108-2, Tabelle 8) g = Gesamt-Energiedurchlassgrad (DIN V 4108-6, Tabelle 6 bzw. Herstellerangaben) AG = Nettogrundfläche des Raumes oder des Raumbereichs m²

AG = B b m² (Formel 2.8)

B = Länge der Außenwand m b = Tiefe des Raumes ≤ 3 hnetto m h = Raumhöhe m

Hinweis:

Es wird nur die Fläche des Raumes berücksichtigt, die der solaren Einstrahlung ausgesetzt ist. Dies ist hauptsächlich die Bodenfläche eines Raumes. Bedingt durch den Einstrahlungs-winkel der Sonne wird nur eine bestimmte Tiefe des Raumes, abhängig von der Nettohöhe des Raumes, bestrahlt. Diese wurde mit maximal 3 hnetto festgelegt.

Beispiel-Haus:

Im Beispiel-Haus werden als Sonnenschutzvorrichtung außen liegende Schiebeläden ange-bracht.

Tabelle 2.8: Berechnung des Sonneneintragskennwertes S für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop (Fc siehe Tabelle 2.9)

Bei dem Beispiel-Haus handelt es sich um ein Bestandsgebäude mit Isolierglasfenstern, die einen g-Wert von 0,8 besitzen.

Werden die Fenster gegen Wärmeschutzfenster mit Dreifach-Verglasung ausgetauscht, ändert sich der g-Wert auf 0,5. Der Sonneneintragskennwert S verringert sich dadurch auf 0,08.

Page 70: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-69

Tabelle 2.9: Abminderungsfaktoren für Sonnenschutzvorrichtungen für das Beispiel-Haus nach Tabelle 8 der DIN 4108-2

2.4.3 Berechnung des zulässigen Höchstwertes Szul

Der vorhandene Sonneneintragskennwert S darf den zulässigen Höchstwert Szul nicht über-schreiten.

S ≤ Szul – (Formel 2.9) (DIN 4108-2, Gleichung 4)

Szul = Σ Sx –

(Formel 2.10) (DIN 4108-2, Gleichung 5)

Sx = anteiliger Sonneneintragskennwert (DIN 4108-2, Tabelle 9)

Folgende Faktoren sind für den Grenzwert Szul von Bedeutung:

– die Klimaregion, in der das Gebäude erstellt wird,

– die Speicherfähigkeit der Innenbauteile,

– die Lüftung, insbesondere in der zweiten Nachthälfte,

– das Vorhandensein von Sonnenschutzverglasungen,

– die Neigung und Orientierung der Fenster,

– die internen Wärmequellen.

Page 71: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-70 2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2

Schrittweise Ermittlung der anteiligen Sonneneintragskennwerte Sx

Schritt 1 – Festlegen der Klimaregion nach DIN 4108-2, Bild 3 Für den sommerlichen Wärmeschutz ist es von Bedeutung, welche durchschnittliche Außentemperatur in der vorhandenen Region vorliegt. Hierfür wurde Deutschland in drei Klimaregionen eingeteilt. Dafür wurden Sonneneintragskennwerte festgelegt. Region A ist die mit der geringsten Wärmebelastung (sommerkühl), Region B ist die gemäßigte Region und Region C die mit der höchsten Wärmebelastung (sommerheiß).

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

– Region A: Sx = + 0,04

– Region B: Sx = + 0,03

– Region C: Sx = + 0,015

Beispiel-Haus:

Das Gebäude liegt in der Klimaregion B: Sx = + 0,03

Schritt 2 – Festlegen der Gebäudeart in Bezug auf seine Speicherfähigkeit Cwirk

Die Wärmespeicherfähigkeit Cwirk eines Gebäudes hat einen erheblichen Einfluss auf den sommerlichen Wärmeschutz des Gebäudes: je höher die Speicherfähigkeit Cwirk, desto ge-ringer die Wärmebelastung in Sommer. Hierzu wurden drei Gebäudearten festgelegt:

– leichte Bauart: Cwirk / AG < 50 Wh/(m² K) bzw. ohne Nachweis von Cwirk∗)

– mittlere Bauart: 50 Wh/(m² K) ≤ Cwirk/AG ≤130 Wh/(m² K)*)

– schwere Bauart: Cwirk / AG > 130 Wh/(m² K)*)

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

– leichte Bauart: Sx = + 0,060 fgew – (Formel 2.11)

– mittlere Bauart: Sx = + 0,100 fgew – (Formel 2.12)

– schwere Bauart: Sx = + 0,115 fgew – (Formel 2.13)

fgew = Nettogrundfläche AG bezogen auf die Außenflächen des Raumes

fgew = (AW + 0,3 AAW + 0,1 AD) / AG – (Formel 2.14)

AW = Fensterfläche (einschließlich Dachfenster) AAW = Außenwandfläche AD = Trennfläche von Dächern oder Decken gegen Außenluft nach oben oder unten sowie Decken und

Wände gegen unbeheizte Keller- oder Dachräume und Böden gegen Erdreich AG = Nettogrundfläche

∗) Für den genauen Nachweis kann die wirksame Speicherkapazität Cwirk nach DIN V 4108-6 ermittelt werden. Wenn kein Nachweis geführt wird, ist immer eine leichte Bauart anzunehmen.

Page 72: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-71

Beispiel-Haus:

Da keine genaue Berechnung von Cwirk erfolgte, muss mit den Anforderungen für leichte Bauarten gerechnet werden:

Sx = + 0,06 fgew – (Formel 2.15)

AW = 24,92 m²

AAW = (2,70 m + 3,075 m + 8,815 m + 4,89 m + 1,825 m) 2,54 m = 21,305 m²

AD = Wohnraumfläche – Fläche beheizten Kellerraums

= 39,95 m² + 8,13 m² – 6,85 m² = 41,230 m²

AG = 39,95 m² + 8,13 m² = 48,080 m²

fgew = (24,92 m² + 0,3 21,305 + 0,1 41,23 m²) / 48,08 m²

fgew = 0,737 (siehe auch Tabelle 2.10)

Sx = + 0,044

Schritt 3 – Erhöhte Nachtlüftung während der zweiten Nachthälfte mit n ≥ 1,5 h-1 Wenn in der zweiten Nachthälfte der Raum gelüftet wird, was bei Ein- und Zweifamilien-Wohngebäuden in der Regel der Fall ist, kann der Raum wieder auskühlen und tagsüber mehr Wärme aufnehmen. Hier wird wiederum unterschieden nach der Bauart des Gebäudes.

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

– bei leichter und mittlerer Bauart: Sx = + 0,02

– bei schwerer Bauart: Sx = + 0,03

Beispiel-Haus:

Es wird eine erhöhte Nachtlüftung während der zweiten Nachthälfte angenommen:

Sx = + 0,02

Schritt 4 – Sonnenschutzverglasung mit g < 0,4 Je geringer der Energiedurchlassgrad g der Verglasung ist, desto weniger kann an Sonnen-energie in den Raum eindringen.

Wird eine Sonnenschutzverglasung mit einem Gesamt-Energiedurchlassgrad g < 0,4 verwendet oder gleichwertig eine Sonnenschutzvorrichtung, die die diffuse Strahlung perma-nent reduziert, und für die gtotal < 0,4 gilt, erhöht sich ebenfalls der sommerliche Wärme-schutz.

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

– Sonnenschutzverglasung mit g < 0,4: Sx = + 0,03

Beispiel-Haus:

Es ist keine Sonnenschutzverglasung vorhanden:

Sx = 0

Page 73: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-72 2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2

Schritt 5 – Fensterneigung Die Fensterneigung ist ein weiterer Faktor dafür, wie viel Sonnenenergie in den Raum ein-dringen kann. Ist das Fenster weniger als 60° gegenüber der Horizontalen geneigt, erhöht sich die Sonneneinstrahlung erheblich.

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

Fensterneigung:

0° ≤ α ≤ 60° (α = Winkel gegenüber der Horizontalen)

Sx = – 0,12 fneig – (Formel 2.16)

fneig = AW,neig / AG – (Formel 2.17)

AW,neig = Fläche der Fenster mit einer Neigung ≤ 60 °C gegenüber der Horizontalen AG = Nettogrundfläche

Beispiel-Haus:

In dem untersuchten Raum sind keine geneigten Fenster vorhanden:

Sx = 0

Schritt 6 – Orientierung Da Fenster, die nördlich orientiert oder andauernd verschattet sind, nur eine geringe Son-neneinstrahlung haben, darf hier der zulässige fx-Wert erhöht werden.

Anteiliger Sonneneintragskennwert Sx:

Fensterneigung: Nordwestlich über nördlich bis nordöstlich orientierte Fenster mit einer Nei-gung gegenüber der Horizontalen von α > 60° und Fenster, die andauernd durch das Ge-bäude selbst verschattet werden.

Sx = + 0,10 fNord – (Formel 2.18)

fNord = AW,Nord / AW,gesamt – (Formel 2.19)

AW,Nord = alle nördlich orientierten oder dauernd verschatteten Fenster des Raumes AW,gesamt = Gesamt-Fensterfläche des Raumes

Beispiel-Haus:

In dem untersuchten Raum sind ein Nordfenster und ein verschattetes Fenster vorhanden.

FNord = (2,28 + 2,07) m² / 24,92 m² = 0,09

Sx = +0,10 0,09

Sx = + 0,017

Die ermittelten Sx-Werte sind nun zu addieren und mit dem vorhandenen Sonneneintrags-kennwert Wert Sx zu vergleichen.

In Tabelle 2.10 sind die Ergebnisse zusammengestellt.

Page 74: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Sommerlicher Wärmeschutz nach DIN 4108-2 2-73

Tabelle 2.10: Berechnung des zulässigen Sonneneintragskennwertes Szul für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop

a) Höchstwerte der mittleren monatlichen Außentemperatur nach DIN 4108-2, Tabelle 6 b) Im Zweifelsfall kann nach DIN V 4108-6 die wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk für den betrachteten

Raum bzw. Raumbereich bestimmt werden, um die Bauart einzuordnen. c) Der Faktor fgew zur Berücksichtigung der auf die Nettogrundfläche AG bezogenen Außenflächen wird wie

folgt berechnet: fgew = (AW + 0,3 AAW + 0,1 AD) / AG fgew = die gewichtete Außenfläche bezogen auf die Nettogrundfläche AG AW = Fensterfläche (einschließlich Dachfenster) AAW = die Außenwandfläche (Außenmaße) AD = wärmeübertragende Dach- oder Deckenfläche nach oben oder unten gegen Außenluft

Erdreich und unbeheizte Dach- und Kellerräume (Außenmaße) AG = Nettogrundfläche (lichte Maße) d) Bei Ein- und Zweifamilien-Wohngebäuden kann in der Regel von einer erhöhten Nachtlüftung ausgegangen

werden. e) Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung, die die diffuse Strahlung permanent

reduziert und deren gtotal < 0,4 erreicht. f) Bei der Berechnung von fneig gilt: fneig = Aw,neig / AG Aw,neig = die geneigte Fensterfläche AG = die Nettogrundfläche g) Der Faktor zur Berücksichtigung nördlich orientierter Fenster wird wie folgt bestimmt: fNord = Aw,Nord / Aw,gesamt Aw,Nord = die nördlich, nordöstlich und nordwestlich orientierte Fensterfläche, soweit die Neigung gegenüber

der Horizontalen > 60° ist sowie Fensterflächen, die dauernd vom Gebäude selbst verschattet sind AW,gesamt = gesamte Fensterfläche

Der zulässige Sonneneintragskennwert Szul beträgt 0,111. Dieser ist kleiner als der vor-handene Sonneneintragskennwert S von 0,12. Somit müssen noch weitere Maßnahmen für den sommerlichen Wärmeschutz getroffen werden. Durch den Einbau von Wärme-schutzgläsern mit einem g-Wert von 0,5 singt der Sonneneintragskennwert S auf 0,08. Durch diese Maßnahme wird der zulässige Sonneneintragskennwert Szul eingehalten.

Page 75: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-74 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

2.5 Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Nachfolgend wird an einem bestehenden Einfamilienhaus die Ermittlung der erforderlichen geometrischen Daten dargestellt.

Für das Gebäude sind vermaßte Pläne vorhanden. Falls bei bestehenden Gebäuden Maße für die geometrische Bauteilerfassung fehlen, dürfen Vereinfachungen nach Kapitel 2.6 an-gewendet werden.

Zur schnellen und fehlerfreien Eingabe der zu erfassenden Bauteilflächen in ein Software-programm ist es sinnvoll, alle notwendigen Maße in die Pläne einzutragen, die für die Be-rechnung der einzelnen Bauteile notwendig sind (siehe Bild 2.17 rote Vermaßung). Zusätz-lich ist es hilfreich, wenn die einzelnen Bauteile mit Positionsnummern versehen werden.

Die Positionsnummern der Fenster entsprechen der vorgegebenen Nummerierung in der Tabelle „Fensterdaten“ des Rechenprogramms ENGP-bautop, und zwar für Süd 1xx, Ost 2xx, West 3xx, Nord 4xx, Dachfenster 5xx, Fenster ohne Gewinne (ständig vollkommen ver-dunkelt) 6xx. Überwiegend verschattete Fenster werden unter Nordfenster (4xx) eingegeben.

Vor der Positionierung der Fenster ist festzulegen, welche Fenster überwiegend verschattet sind. Hierfür ist der Verschattungsfaktor FS zu ermitteln (siehe Kapitel 2.2.6.3). Nach Interpre-tation des Autors ist ein Fenster dann überwiegend verschattet, wenn einmal die in den ent-sprechenden Tabellen enthaltenen Verschattungswinkel überschritten werden.

Page 76: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-75

2.5.1 Ansichten

Bild 2.17: Ansicht von Westen

Ermittlung des Verschattungsfaktors FS nach DIN V 4108-6:

a) W 301/302/303

Überhangwinkel < 30° (siehe Tabelle 2.3) keine Verschattung

FS = 0,9

b) W 304: seitliche Verschattung

Ermittlung des Verschattungswinkels

tan γ = 2,125 / 1,535 = 1,385

γ = 54,17°

Teilbestrahlungsfaktor

Ff = 0,78 (nach Tabelle 2.4 für Ost/West 45° nördlicher Breite interpoliert)

Ff = 1

F0 = 1

FS = F0 Ff Fh

FS = 0,78

Page 77: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-76 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Bild 2.18: Ansicht von Süden

Ermittlung des Verschattungsfaktors FS:

a) W 101/104/106

Ermittlung des Überhangwinkels:

tan β = 0,625 / 4,395 = 0,142

β = 7,98° < 30° (siehe Tabelle 2.3)

keine Verschattung

FS = 0,9

b) W 102/103/105

Ermittlung des Überhangwinkels:

tan β = 0,625 / 1,645 = 0,38

β = 20,73°

Teilbestrahlungsfaktor (nach Tabelle 2.3 für Süd 45° nördlicher Breite interpoliert)

Fo = 0,93

Ff = 1

Fh = 1

FS = Fo Ff Fh = 0,93 > 0,9

FS = 0,9

c) W 401: überwiegend verschattet – Nordfenster

Page 78: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-77

Bild 2.19: Ansicht von Osten

Ermittlung des Verschattungsfaktors FS:

a) Fenster W 202/203/204

Überhangwinkel < 30° (siehe Tabelle 2.3) keine Verschattung

FS = 0,9

b) Fenster W 402

seitliche Verschattung > 60° (siehe Tabelle 2.3)

überwiegend verschattet – Nordfenster

c) Fenster W 406

Ermittlung des Überhangwinkels

tan γ = 2,12 / 0,84 = 2,52 (siehe Bild 2.18)

γ = 68,43° > 60° (nach Tabelle 2.3 Ost/West 45° nördlicher Breite)

Fenster W 406: überwiegend verschattet – Nordfenster Die seitliche Verschattung ist nicht mehr relevant.

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2-78 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Bild 2.20: Ansicht von Norden

Ermittlung des Verschattungsfaktors FS:

Fenster W 403/404/405

keine Verschattung

FS = 0,9

Zu W 404:

Das Fenster wird zwar seitlich verschattet, aber in der Tabelle 2.4 ist der Teilbestrahlungs-faktor Ff immer 1,0.

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2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-79

2.5.2 Grundrisse und Schnitt

Bild 2.21: Grundriss Untergeschoss

Bild 2.22: Grundriss Erdgeschoss

Page 81: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-80 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Bild 2.23: Grundriss Obergeschoss

Bild 2.24: Schnitt A-A

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2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-81

2.5.3 Berechnungen

Für die Ermittlung des beheizten Volumens Ve sowie der Fenster- und Bauteilflächen eignen sich die in dem Programm ENGP-bautop enthaltenen Tabellen 2.1 bis 2.3 (siehe Buch- und Profi-CD). Die Verwendung dieses Programms hat den Vorteil, dass die ermittelten Daten in alle weiteren zur Erstellung des Energiebedarfsausweises erforderlichen Berechnungs-tabellen übertragen werden.

Es empfiehlt sich, die Berechnung in der folgenden Reihenfolge durchzuführen.

2.5.3.1 Beheiztes Volumen Ve

Tabelle 2.11: Berechnung des Volumens Ve für das Beispiel-Haus

Page 83: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-82 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

2.5.3.2 Fensterdaten

Tabelle 2.12: Berechnung der Fensterflächen, Festlegung der Neigung und Orientierung für das Beispiel-Haus

Page 84: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-83

2.5.3.3 Bauteilflächen

Tabelle 2.13: B1 Außenwände AAW – Beispiel-Haus

Name der Fläche Länge Höhe 1 Höhe 2 Anzahl FlächeNr. ]²m[]m[]m[]m[

AW 1.1 Außenwand Süd 14,615 5,460 1 79,80Abzug Anbau 2,125 2,805 -1 -5,96

65,411508,2091,5hcierebsgnagniE tsO dnawneßuA2.1 WAAW 1.3 Außenwand Ost OG 5,490 2,655 3,135 1 15,89

Abzug Haustür 1,260 2,260 -1 -2,85AW 1.4 Außenwand West 5,490 5,460 5,940 1 31,29AW 1.5 Außenwand Nord 12,490 2,640 1 32,97AW 1.5 Außenwand Nord 2,125 5,940 1 12,62

gesamt 178,33

Fensterflächen FlächeNr. Übernahme [m²]101 Fenstertür 3flg. 3,05 2,26 0 1 6,89102 Fenstertür fest 2,05 2,14 0 1 4,38103 Fenstertür 2flg. 2,01 2,14 0 1 4,29104 Fenstertür 2flg. 2,01 2,26 0 1 4,54105 Fenstertür 1flg. 1,01 2,14 0 1 2,16106 Küchenfenster 2,19 1,01 0 1 2,21202 Fenster fest 0,51 2,14 0 1 1,09203 Fenster Bad 1,01 1,01 0 1 1,02301 Fenster 2flg. EG 2,05 2,26 0 1 4,63302 Fenster 2flg. OG 2,05 2,14 0 1 4,38303 Fenster 1flg. EG 1,01 2,26 0 1 2,28403 Fenster 1,01 1,01 0 2 2,04404 Fenstertür 1,01 2,26 0 1 2,28406 Küchenfenster Ost 2,05 1,01 0 1 2,07

Fensterfläche 44,27Bauteilfläche 134,06Fensteranteil 25 %

Tabelle 2.14: B2 Außenwände Anbau AAW – Beispiel-Haus

Name der Fläche Länge Höhe 1 Höhe 2 Anzahl Fläche

Nr. ]²m[]m[]m[]m[

AW 2.1 Außenwand Süd 2,125 2,805 1 5,96

AW 2.2 Außenwand Ost 3,675 2,625 1 9,65

AW 2.3 Außenwand West 3,375 2,865 1 9,67

AW 2.4 Außenwand Nord 12,490 2,865 1 35,78

gesamt 61,06

Fensterflächen Fläche

Nr. Übernahme [m²]

401 Fenster Süd 1,01 2,26 0 1 2,28

204 Fenster Anbau 1,01 1,01 0 1 1,02

304 Fenster Anbau 3,08 2,26 0 1 6,95

405 Fenster Anbau 0,51 0,51 0 4 1,04

Fensterfläche 11,29Bauteilfläche 49,77Fensteranteil 18 %

Page 85: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-84 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Tabelle 2.15: B3 Dachfläche AD – Beispiel-Haus

Tabelle 2.16: B4 Haustüre AHT – Beispiel-Haus

Tabelle 2.17: B5 Decke über Eingang AG – Beispiel-Haus

Tabelle 2.18: B6 Dachfläche Anbau ADU – Beispiel-Haus

Page 86: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-85

Tabelle 2.19: B7 Kellerwand zu Erdreich AAW – Beispiel-Haus

Tabelle 2.20: B8 Bodenplatte Keller AG – Beispiel-Haus

Tabelle 2.21: B9 Decke zu unbeheiztem Keller AG – Beispiel-Haus

Page 87: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-86 2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus

Tabelle 2.22: B10 Kellerinnenwände AGU – Beispiel-Haus

Tabelle 2.23: B11 Bodenplatte Anbau AG – Beispiel-Haus

Tabelle 2.24: B12 Kellertüren AGU – Beispiel-Haus

Page 88: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Anwendungsbeispiel – Ermittlung der Gebäudegeometrie für ein Einfamilienhaus 2-87

Tabelle 2.25: B13 Wand zu Dachraum Anbau AAW – Beispiel-Haus

Tabelle 2.26: Zusammenstellung der Flächen

Page 89: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-88 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der Gebäudegeometrie von bestehenden Bauten

2.6 Ermittlung der Gebäudegeometrie von bestehenden Bauten Die Ermittlung der Gebäudegeometrie bei bestehenden Gebäuden ist nach den gleichen Regeln durchzuführen wie bei Neubauten. Die EnEV lässt jedoch nach § 9 – Änderungen an Gebäuden – Erleichterungen für die Ermittlung der Gebäudeabmessungen zu.

Demzufolge dürfen, wenn Angaben zu geometrischen Abmessungen von Gebäuden fehlen, diese durch vereinfachtes Aufmaß ermittelt werden. Dieses sollte nach den Regeln der Technik erfolgen. Die Einhaltung der Regeln der Technik wird nach EnEV vermutet, wenn Vereinfachungen für die Datenaufnahme nach gesicherten Erfahrungswerten erfolgt, die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bekannt gemacht worden sind.

Bekanntmachung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum § 9, Abs. 2 der EnEV vom 30. Juli 2009

Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand Diese Vereinfachung für die Bestimmung geometrischer Abmessungen nach Tabelle 2.27 darf nur verwendet werden, wenn keine genaueren Angaben vorliegen.

Page 90: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der Gebäudegeometrie von bestehenden Bauten 2-89

Vereinfachung/Korrekturen beim geometrischen Aufmaß

Tabelle 2.27: Geometrische Vereinfachungen und Korrekturen für den Rechengang (Quelle: Bekanntmachung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung zum § 9, Abs. 2 der EnEV vom 30. Juli 2009)

Lfd. Nr. Maßnahme/Bauteil Zulässige Vereinfachung

1a Fensteraufmaß Die Fensterfläche darf mit 20 v.H. der Wohnfläche (§ 2 Nr. 12 EnEV) angenommen werden; die Fenster sind Ost/West orientiert anzunehmen.

1b Aufmaß Außentüren nicht erforderlich im Fall der Anwendung von Zeile 1a

(Türen sind im Pauschalwert für die Fensterflächen – siehe 1a – enthalten)

1c Rollladenkästen Fläche: 10 v.H. der Fensterfläche

2 opake Vor- und Rücksprünge in den Fassaden bis zu 0,5 m

dürfen übermessen werden (Fensterbänder müssen aufgemessen werden

3 innen liegende Treppenauf- und -abgänge zu unbeheizten Zonen

dürfen übermessen werden

4 Flächen der Heizkörpernischen Fläche: ein Drittel der Fensterfläche

5 Lüftungsschächte dürfen übermessen werden

6 Orientierung Abweichung von der Senkrechten auf die betrachtete Bauteilfläche von nicht mehr als 22,5 Grad von der jeweiligen Himmelsrichtung sind zulässig. In Grenzfäl-len ist die Haupthimmelsrichtung (Nord, Ost, Süd, West) zu wählen.

7 Neigung Die Neigung von Flächen darf mathematisch auf 0 °; 30 °; 45 °; 60 °; 90 ° gerundet werden.

Page 91: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-90 2 Gebäudegeometrie – Ermittlung der Gebäudegeometrie von bestehenden Bauten

Nachfolgend werden die Vereinfachungen aus Tabelle 2.27 anhand des Beispiel-Hauses erläutert.

Zu 1a Fensteraufmaß Sind die Fenstergrößen nicht bekannt und können diese auch nicht ohne größeren Aufwand ermittelt werden, darf die Fensterfläche mit 20 % der Wohnfläche berechnet werden. Die Fensterfläche ist dann als östlich/westlich orientiert anzusetzen.

Wohnfläche AWohnfl. = 149,13 m² (aus den Plänen) Fensterfläche = 149,13 20 % = 29,83 m² (östlich/westlich orientiert)

Genau berechnete Fensterfläche = 56,69 m² (siehe Tabelle 2.12)

Zu 1b Aufmaß Außentüren Wenn die Fensterflächen nach 1a bestimmt werden, müssen die Haustüre und die Kellertüre nicht einzeln erfasst werden.

Zu 1c Rolllädenkästen Im Beispiel-Haus sind keine Rollläden vorhanden.

Zu 2 opake Vor- und Rücksprünge in den Fassaden bis zu 0,5 m Vor- und Rücksprünge sind nicht vorhanden.

Zu 3 Innen liegende Treppenauf- und -abgänge zu unbeheizten Zonen Sind die Abmessungen des Kellerabgangs nicht bekannt, darf dieser übermessen werden.

Zu 4 Flächen der Heizkörpernischen Im Beispiel-Haus sind keine Heizkörpernischen vorhanden (siehe auch d) in Kapitel 2.1.3).

Zu 5 Lüftungsschächte Lüftungsschächte sind nicht vorhanden.

Zu 6 Orientierung Im Beispiel-Haus können die Bauteilflächen eindeutig den Himmelsrichtungen zugeordnet werden.

Zu 7 Neigung Im Beispiel-Haus sind keine geneigten Fenster vorhanden.

Page 92: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Fragen 2-91

2.7 Fragen 1. Wie werden die Flächen von Wänden zu normal beheizten Räumen erfasst, die sich

außerhalb der Systemgrenze befinden (z. B. zu einem Nachbargebäude)?

2. Welche Räume sind in einer Temperaturzone für normal beheizte Gebäude zu erfassen?

3. Welche Bauteile der Gebäudehülle sind gesondert zu erfassen?

4. Wie kann die Fläche von Rollladenkästen bei der Berechnung von AAW berücksichtigt werden?

5. Werden die Flächen von verglasten Haustüren als „Bauteilfläche“ oder als „Fenster-fläche“ erfasst?

6. Was ist bei der Zuordnung der Fensterflächen zu einer Himmelrichtung zu beachten (Verschattung)?

7. Wann dürfen Vereinfachungen beim Gebäudeaufmaß verwendet werden?

8. Wann ist beim vertikalen Gebäudeaufmaß eines beheizten Kellers die Oberkante des Erdreichs und wann die Oberkante der Bodenplatte zu verwenden?

Fragen zum sommerlichen Wärmeschutz:

9. Nach welcher Norm ist der sommerliche Wärmeschutz zu führen?

10. Wann muss die Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes geführt werden?

11. Wann darf auf den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes bei Wohngebäuden verzichtet werden?

12. Wann kann das Verfahren nach DIN 4108-2 für den Nachweis des sommerlichen Wär-meschutzes nicht angewandt werden?

Page 93: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-92 2 Gebäudegeometrie – Antworten

2.8 Antworten 1. Solche Flächen werden nicht erfasst.

2. alle Räume, die nicht mehr als 4 °C von der Normaltemperatur abweichen

3. alle Bauteile, die einen speziellen Schichtaufbau und somit einen speziellen U-Wert be-sitzen und all diejenigen, die an einen nicht normal beheizten Innenraum oder an das Erdreich grenzen und denen somit einen Fx-Wert < 1 zugeordnet wird

4. Rollladenkästen können wie folgt erfasst werden:

a) Die Flächen der Rollladenkästen werden gesondert erfasst. In den Nachweis gehen diese Bauteile nur mit ihrem U-Wert ein. Die Wärmebrücken an den Anschlüssen werden nicht nachgewiesen. Dies bedeutet, dass für das ganze Gebäude ein pau-schaler Wärmebrückenzuschlag ΔUWB = 0,10 W/(m² K) angenommen werden muss.

b) Die Flächen der Rollladenkästen werden übermessen und sind in den Flächen der Außenwände AAW enthalten. Die Wärmebrücken können dann mit ΔUWB = 0,05 W/(m² K) berücksichtigt werden, wenn ein Gleichwertigkeitsnachweis nach DIN V 4108, Beiblatt 2 erbracht wird.

5. Durch nicht abgedunkelte Glasflächen kann immer Sonnenlicht und somit auch Wärme eindringen, was bei der Erfassung der solaren Wärmegewinne zu berücksichtigen ist. Es wird vorgeschlagen, überwiegend verglaste Haustüren wie Fenster zu behandeln und bei nur teilweiser Verglasung den Glasanteil wie Fenster und den opaken Anteil als Bauteil zu behandeln.

6. Für die Festlegung der Fensterorientierung ist der Verschattungsgrad der Fenster zu beachten. Überwiegend verschattete Fenster sind bezüglich der solaren Wärmegewinne wie Nordfenster zu behandeln.

7. Wenn Angaben zu geometrischen Abmessungen von Gebäuden fehlen, können diese durch vereinfachtes Aufmaß ermittelt werden.

8. Oberkante des Erdreichs:

Bei Berechnungen nach DIN V 18599 ist immer die Oberkante des Erdreichs zu verwen-den.

Bei Berechnungen nach DIN V 4108-6 ist dann die Oberkante des Erdreichs zu verwen-den, wenn die Bodenplatte unten gedämmt ist (Empfehlung Autor).

Oberkante der Bodenplatte:

Bei Berechnungen nach DIN V 4108-6 ist dann die Oberkante der Bodenplatte zu ver-wenden, wenn die Bodenplatte nur von oben gedämmt ist (Empfehlung Autor).

9. nach der DIN 4108-2

10. Der Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes ist zu führen, wenn der Fenster-flächenanteil fAG bei

– nordwestlich über südlich bis nordöstlich orientierte Fenstern > 10 %,

– allen anderen nördlich orientierten Fenstern > 15 % und

– bei Fenstern mit einer Neigung bis 60 °C > 7 %

überschreitet.

11. wenn diese mit üblichen außen liegenden Sonnenschutzmaßnahmen wie Rollläden, Fensterläden, Jalousien und drehbaren Lamellen ausgestattet sind

Page 94: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2 Gebäudegeometrie – Antworten 2-93

12. wenn der betrachtete Raum mit einem unbeheizten Glasvorbau in Kontakt steht;

Wird der beheizte Gebäudebereich nur über den unbeheizten Glasvorbau belüftet, so gilt der Nachweis für den angrenzenden Raum als erfüllt, wenn der unbeheizte Glasvorbau einen Sonnenschutz mit einem Abminderungsfaktor ≤ 0,3 und Lüftungsöffnungen im obersten und untersten Glasbereich hat, die zusammen mindestens 10 % der Glasfläche ausmachen.

Wird der Raum nicht über den unbeheizten Glasvorbau belüftet, kann der Nachweis geführt werden, als wäre der unbeheizte Glasvorbau nicht vorhanden:

– mit einer Doppelfassade

– mit Systemen zur transparenten Wärmedämmung

Bei Gebäuden mit Anlagen zur Kühlung müssen die Anforderungen des sommerlichen Wärmeschutzes ebenfalls erfüllt werden, soweit dies unter Ausschöpfung aller baulichen Möglichkeiten machbar ist.

Page 95: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

2-94 2 Gebäudegeometrie – Verwendung der Arbeitsblätter aus dem ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop

2.9 Verwendung der Arbeitsblätter aus dem ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop

Zur Berechnung der Gebäudegeometrie stehen Ihnen die programmierten Excel-Tabellen aus dem ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop zur Verfügung (Buch-CD und Profi-CD).

Hierzu müssen Sie das Programm von der CD-ROM auf Ihrem Rechner installieren (siehe Installationshinweise auf der CD-ROM). Nach der Installation kann dieses über Programme – ENGP geöffnet werden. In der Projektverwaltung kann ein neues Projekt angelegt, kopiert oder gelöscht werden. Öffnen Sie dieses durch Anklicken des Projektes.

Auf dem Bildschirm erscheint das Auswahlfenster mit einer Liste der zur Verfügung stehen-den Tabellen. Die Tabellen sind alle miteinander verknüpft. Beginnen Sie mit der Bearbei-tung der „Projektdaten“. Die dort eingestellten Eigenschaften sind die Voraussetzung für den Nachweis der Einhaltung der zulässigen Werte nach EnEV. Die eingegebenen Gebäudeda-ten werden in das Arbeitsblatt „Deckblatt“ und in den „Energieausweis“ übertragen.

Für die Berechnung zur Gebäudegeometrie verwenden Sie Tabelle 2.1 – Volumenberech-nung, Tabelle 2.2 – Fensterdaten und Tabelle 2.3 – Bauteilflächen und U-Werte. Bearbeiten Sie die Tabellen in dieser Reihenfolge. Der Umgang mit den einzelnen Tabellen ist jeweils in den blauen Feldern beschrieben. Lesen Sie diese bitte vor Eingabe Ihrer Daten durch, um Eingabefehler zu vermeiden. Speichern Sie die Arbeitsmappe nie unter einem eigenen Namen ab. Klicken Sie zum Speichern der Datei nur auf „Speichern“.

Page 96: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-95

3 Wärmeausbreitung

Autoren: Prof. Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Mitautor: Prof. Dr. Martin Fichter

Inhalt Seite

3.1 Grundlagen 3-97 3.1.1 Einleitung...........................................................................................................3-97 3.1.2 Definition des Begriffs Wärme ...........................................................................3-97 3.1.3 Maßeinheiten im Wärmeschutz .........................................................................3-97 3.1.3.1 Temperatur θ .....................................................................................................3-98 3.1.3.2 Wärmemenge Q ................................................................................................3-99 3.1.3.3 Arbeit und Energie .............................................................................................3-99 3.1.3.4 Energie E .........................................................................................................3-100 3.1.3.5 Brennwert H.....................................................................................................3-100 3.1.3.6 Wärmestrom Φ ................................................................................................3-101 3.1.4 Ausbreitung der Wärme...................................................................................3-103 3.1.4.1 Wärmeausbreitung in der Materie ...................................................................3-104 3.1.4.2 Absorption – Reflexion.....................................................................................3-105

3.2 Anwendung 3-106 3.2.1 Messgrößen der Wärmeausbreitung ...............................................................3-106 3.2.2 Wärmeleitzahl λ ...............................................................................................3-107 3.2.3 Wärmedurchlasskoeffizient Λ ..........................................................................3-111 3.2.4 Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient RT ..................................................3-112 3.2.4.1 Wärmedurchgangswiderstand RT von Bauteilen aus thermisch

homogenen Schichten .....................................................................................3-112 3.2.4.2 Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten ...............................................3-113 3.2.4.3 Wärmedurchlasswiderstand unbeheizter Räume RU.......................................3-117 3.2.5 Wärmeübergangskoeffizient h .........................................................................3-119 3.2.5.1 Wärmeübertragung an die inneren Bauteiloberflächen ...................................3-119 3.2.5.2 Wärmeübertragung von der äußeren Bauteiloberfläche an die Außenluft ......3-120 3.2.5.3 Größe des Wärmeübergangskoeffizienten ......................................................3-121 3.2.5.4 Wärmeübergangskoeffizient des Beispiel-Hauses ..........................................3-123 3.2.6 Wärmedurchgangskoeffizient U.......................................................................3-124

Page 97: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-96

3.2.6.1 Wärmedurchgangskoeffizient von homogenen Bauteilen ...............................3-124 3.2.6.2 Wärmedurchgangskoeffizient von inhomogenen Schichten (Fachwerke).......3-125 3.2.6.3 Wärmedurchgangskoeffizient von transparenten Bauteilen ............................3-139 3.2.6.4 Wärmedurchgangskoeffizient von keilförmigen Schichten ..............................3-146 3.2.6.5 Wärmedurchgangskoeffizient U der Bauteile des Beispiel-Hauses.................3-152 3.2.7 Temperatur-Korrekturfaktor Fx.........................................................................3-157 3.2.7.1 Erläuterung ......................................................................................................3-157 3.2.7.2 Temperatur-Korrekturfaktoren Fx für das Beispiel-Haus..................................3-163 3.2.8 Zusammenstellung der Kennwerte für das Beispiel-Haus...............................3-166

3.3 Ermittlung der U-Werte an bestehenden Gebäuden 3-167 3.3.1 Ausführliches Verfahren ..................................................................................3-167 3.3.1.1 Ermittlung der λ-Werte über die Material-Rohdichte .......................................3-167 3.3.1.2 Ermittlung der U-Werte über Temperaturmessungen......................................3-167 3.3.1.3 Ermittlung der UW-Werte von transparenten Bauteilen....................................3-169 3.3.2 Kurzverfahren ..................................................................................................3-169

3.4 Fragen 3-170

3.5 Antworten 3-172

3.6 Arbeiten mit der interaktiven Simulation Wärme-sim 3-175

Page 98: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Grundlagen 3-97

3.1 Grundlagen 3.1.1 Einleitung

Entsprechend der primären Aufgabe eines Gebäudes, einen mit menschengerechtem Klima ausgestatteten Schutzraum vor der unwirtlichen Umwelt zu bilden, werden an die Bauteile und ihre Baustoffe hohe Ansprüche bezüglich ihrer thermischen Eigenschaften gestellt.

Von der Qualität der Wärmedurchlässigkeit und Wärmespeicherung werden sowohl die Be-haglichkeit des Innenraumklimas als auch die Kosten für dessen künstliche Aufrechterhal-tung beeinflusst.

Die Wärmeleitfähigkeit ist unter anderem stark vom Feuchtegehalt der Baustoffe abhängig. Die Feuchteaufnahmefähigkeit ist deshalb ein wesentlicher Faktor bei der Stoffauswahl. Nachfolgend werden die zur Beurteilung dieser Stoffeigenschaften erforderlichen physikali-schen Begriffe sowie die zur Bemessung anzuwendenden Algorithmen erläutert.

3.1.2 Definition des Begriffs Wärme

Was ist Wärme? Was ist Kälte?

Diese Fragen sind nur subjektiv zu beantworten: Wärme ist etwas Angenehmes – Kälte et-was Unangenehmes. Das, was Kälte und Wärme unterscheidet, ist ein auf den individuellen Wärmehaushalt unseres Körpers abgestimmtes Gefühl. Es basiert auf der Temperaturemp-findung unserer Haut, die für die Steuerung der Wärmeabgabe des Körpers verschiedene Sensoren benutzt. Warm und kalt sind nur auf das Behaglichkeitsempfinden des Körpers bezogene Begriffe.

In der Physik gibt es nur die Begriffe Wärme und Temperatur. Mit Wärme werden Schwin-gungen der Atome bezeichnet. Je schneller sich diese bewegen, umso größer ist ihr Ener-gieinhalt, umso höher ihre Temperatur. Der häufig verwendete Begriff Kältebrücke ist falsch, es gibt nur Wärmebrücken. Von Abkühlung zu sprechen, wenn sich die Temperatur verrin-gert, ist jedoch durchaus gebräuchlich.

3.1.3 Maßeinheiten im Wärmeschutz

Temperatur: Das Maß für die Größe der Atomschwingungen ist die Temperatur.

Arbeit: Das Maß für den zur Bewegung der Atome erforderlichen Aufwand ist die Arbeit.

Energie: Energie ist gespeicherte Arbeit.

Wärmemenge: Eine bestimmte Menge Energie erzeugt eine bestimmte Wärmemenge.

Leistung: Die in einer bestimmten Zeit erbrachte Arbeit ist die Leistung.

Die von einer Gebäudeheizung zu erbringende Leistung entspricht der pro Zeiteinheit aus dem Gebäude abfließenden Wärmemenge.

Wärmestrom: Die fließende Wärmemenge ist der Wärmestrom.

Nachfolgend wird erläutert, wie die Maße für Temperatur, Arbeit, Energie und Wärmemenge sowie Leistung und Wärmestrom definiert werden.

Zur Veranschaulichung dieser Begriffe finden Sie auf der Buch-CD und der Profi-CD die in-teraktive Simulation „Wärme-sim“ (siehe auch Kapitel 3.7).

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3-98 3 Wärmeausbreitung – Grundlagen

3.1.3.1 Temperatur θ

Die Temperatur kennzeichnet die durchschnittliche Größe der Wärmebewegungen von Ato-men. Die Temperatur eines Mediums wird vom Menschen nur subjektiv als warm, heiß oder kalt empfunden.

Genauer lässt sich dies an der Länge einer auf die Temperatur des zu messenden Mediums gebrachten Quecksilbersäule eines Thermometers ablesen. Zur Bestimmung eines Tempe-raturwertes hat der schwedische Astronom Andreas Celsius im Jahre 1742 die Ausdehnung von Quecksilber, die sich von den Temperaturen des gefrierenden Wassers zum kochenden Zustand ergibt, in 100 Teile geteilt und somit das Thermometer erfunden. Celsius ließ seine Skala nach unten offen. Der Engländer Lord Kelvin hat beobachtet, dass das Volumen eines Gases bei gleich bleibendem Druck sich bei einer Temperaturerhöhung von 1 °C um 1/273 des Volumens vergrößert, das es bei einer Temperatur von 0 °C einnimmt.

Vn = Volumen der Temperatur bei n °C V0 = Gasvolumen bei 0 °C Δθn = Temperaturdifferenz des Gases von 0 °C bis n °C

Bild 3.1: Temperatur nach Celsius und Kelvin

Daraus ergibt sich, dass bei – 273 °C kein Volumen mehr vorhanden ist. Die Gasmoleküle können jedoch nicht verschwunden sein. Da sich aber das Volumen eines Gases vorwie-gend aus dem erforderlichen Bewegungsraum seiner Moleküle ergibt, bezieht sich das Vo-lumen 0 nur auf diesen Bewegungsraum. Bei einer Temperatur von – 273 °C finden also keine Atom- oder Molekülbewegungen mehr statt.

Anmerkung:

Die hier zugrunde gelegte ideale Gasgleichung gilt bei 0 K allerdings nicht mehr.

Das Volumen eines Stoffes besteht bei diesen Temperaturen nur noch aus dem sich durch Anziehen und Abstoßen der Atomteilchen ergebenden Raumbedarf.

Die Temperatur θ wird in °C (Celsius) und die Temperaturdifferenz ΔT in K (Kelvin) angege-ben.

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3 Wärmeausbreitung – Grundlagen 3-99

Bild 3.2: Temperaturbewegungen der Teilchen

3.1.3.2 Wärmemenge Q

Die Temperatur θ ist das Maß für die Größe der Temperaturbewegungen der Atome. Die Wärmemenge Q ist die zur Aufrechterhaltung dieser Bewegung erforderliche Menge an Ar-beit. Das Maß der Wärmemenge ist deshalb gleich dem Maß der Arbeit.

Die Menge an Arbeit, die zur Erwärmung einer bestimmten Menge Stoffteilchen auf eine be-stimmte Temperatur erforderlich ist, wird als Wärmemenge Q bezeichnet. Die Einheit der Wärmemenge ist wie für die Arbeit das Joule (J). Die Wärmemenge Q ist das Maß für die innerhalb eines definierten Zeitabschnittes (z. B. Heizperiode) erforderliche Arbeit, um eine bestimmte Temperatur aufrechtzuerhalten.

3.1.3.3 Arbeit und Energie

Die sich voneinander ableitenden Grundbegriffe Gewicht, Kraft, Arbeit und Leistung können anschaulich an der Tätigkeit eines Maurers erläutert werden:

Die Erdanziehung erwirkt in einer Masse das „Gewicht“. Damit ein Stein, den ein Maurer hält, nicht nach unten fällt, muss er eine Kraft aufwenden, die der Gewichtskraft entspricht. Der Aufwand, um einen Gegenstand oberhalb der Erdoberfläche zu halten, ist so groß wie die auf diesen einwirkende Gewichtskraft. Es ist aber ein Unterschied, ob man einen Körper mit einem bestimmten Gewicht nur gegen die Schwerkraft hält oder diesen auch noch auf eine höhere Ebene hebt, wie z. B. der Maurer einen Stein auf eine Mauer.

Das Heben ist mit Arbeit verbunden. Die aufgewendete Arbeit ist in dem Gegenstand auf der höheren Ebene als Energie gespeichert. Auch das Bewegen der Atome auf eine höhere Temperatur bedeutet Arbeit. Die geleistete Arbeit ist in dem temperierten Stoff als Energie gespeichert.

Danach kann Arbeit wie folgt definiert werden: Arbeit ist die durch eine Kraft bewirkte Verla-gerung einer Masse über eine bestimmte Strecke.

Masse Beschleunigung Weg = Arbeit

Kraft Weg = Arbeit

F s = W

Einheit: 1 Newton 1 Meter = 1 Joule

N m = J

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3-100 3 Wärmeausbreitung – Grundlagen

3.1.3.4 Energie E

Die für das Heben des Ziegels auf die Mauer erforderliche Arbeit ist im Ziegel als Energie gespeichert. Wenn der Ziegel wieder herunterfällt, wird er ein Loch in den Boden schlagen. Die gespeicherte Energie hat somit wieder Arbeit verrichtet.

Beim Einschlag in den Boden wurden aber auch die Atome – sowohl im Randbereich des Ziegels als auch im verdrängten Erdreich – durch Reibung in Bewegung versetzt und somit erwärmt. Die potenzielle Energie des ursprünglich auf der Mauer lagernden Steines wurde in die Arbeit für die Verschiebung von Erdreich beim Schlagen eines Loches sowie in nicht mehr nutzbare Wärme verwandelt. Gleiches gilt auch für die Umwandlung von Energie in nutzbare Wärme.

So erwärmt z. B. das Feuer in einem Heizkessel nicht nur das für die Wärmeübertragung in den Raum vorgesehene Medium, sondern auch den Kessel selbst, die Heizleitungen und den Kamin. Energieumsatz erwirkt immer gleichzeitig nutzbare und nicht nutzbare Arbeit.

Der Kunst des Architekten und des Ingenieurs bleibt es überlassen, den nutzbaren Anteil zu optimieren.

Bild 3.3: Energieumwandlung im CO2-Kreislauf

In Bild 3.3 ist dargestellt, wie die von der Sonne eingestrahlte Energie bei der Verbindung CO2 + H2O in Kohlenwasserstoffen von Pflanzen als potenzielle Energie gespeichert wird. Bei der Verbrennung (Oxidation) dient die frei werdende Energie wieder als Wärmequelle. Mit neuer Sonnenenergie ist der Vorgang reversibel. Pflanzen sind deshalb erneuerbare (regenerative) Energieträger.

3.1.3.5 Brennwert H

Um die für die Beheizung eines Raumes erforderliche Wärmemenge durch Verbrennung von Energieträgern (Brennstoffen) zu erhalten, muss man wissen, wie viel Energie in diesen ge-speichert wurde. Die aus einer bestimmten Menge Brennstoff frei werdende Energie wird als dessen Brennwert H bezeichnet (siehe auch Kapitel 9). Die Einheit ist kWh/kg oder kWh/m³.

Hi = unterer Brennwert des Energieträgers (ohne Kondensationswärme)

Hs = oberer Brennwert des Energieträgers (mit dem Energiegehalt des frei werdenden Wasserdampfes; wird bei Brennwertkesseln genutzt)

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3 Wärmeausbreitung – Grundlagen 3-101

3.1.3.6 Wärmestrom Φ

Die durch ein Bauteil innerhalb einer Zeiteinheit fließende Wärmemenge wird als Wärme-strom bezeichnet. Die Wärmemenge pro Zeiteinheit entspricht der zur Aufrechterhaltung der Temperatur erforderlichen Arbeit pro Zeit. Arbeit pro Zeit ist Leistung.

Zur bildhaften Vorstellung nochmals der Maurer: Wenn dieser einen Stein vom Boden auf die Mauer hebt, hat er zwar gearbeitet, seine Leistung ist aber davon abhängig, wie oft er dies in einer Stunde tut. Unter Einbeziehung der bereits erläuterten Begriffe kann Leistung wie folgt definiert werden:

Die Bewegungen einer Masse über eine bestimmte Strecke gegen einen Widerstand, z. B. Erdanziehungskraft in einer bestimmten Zeit, bedeutet Leistung.

Masse Beschleunigung Weg / Zeit = Leistung

Arbeit / Zeit = Leistung

W / t = P

bzw. Energie / Zeit = Energiestrom

E / t = P

Aus der innerhalb einer Zeiteinheit von der Heizanlage in die Räume zu liefernden Wärme-menge ergibt sich die erforderliche Leistung für die Heizanlage, die „Heizleistung“. Die konti-nuierlich von einem Heizkörper abgegebene oder durch ein Bauteil hindurchgehende Wär-memenge ist der Wärmestrom.

Wärmemenge/Zeit = Wärmestrom

Q/t = Φ

Einheit = Watt

1 Joule/1 Sekunde = 1 Watt

1 J/s = 1 W

bzw.

1 Joule = 1 Watt Sekunde

1 J = 1 Ws

3.600 J = 3,6 kJ = 1 Wh

3.600 kJ = 3,6 MJ = 1 kWh

1 l Heizöl = 36 MJ = ca. 10 kWh

Beispiel:

Wird für die Beheizung eines Gebäudes in einer Stunde 1 l Heizöl verbraucht, fließt in die Außenbauteile ein Wärmestrom Φ von ca. 10 kWh.

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3-102 3 Wärmeausbreitung – Grundlagen

Rechenbeispiel: Energiebedarf – Wärmestrom

Aufgabe:

Wie groß ist der Heizölbedarf, wenn ein Heizkörper 24 Stunden (h) eine Leistung von

3.000 W erbringt und der Wirkungsgrad der Heizanlage 90 % beträgt?

Gegeben:

Wärmestrom Φ = 3 kW

Brennwert Heizöl Hi = 10 kWh/l

Heizzeit t = 24 h

Wirkungsgrad Heizanlage η = 90 % (= 0,9)

Bild 3.4: Energiestrom vom Energiespeicher bis zur Außenluft

Gesucht: Brennstoffverbrauch Br in Liter Heizöl

Arbeitsschritte und Formeln: Berechnung:

Br = η⋅ H

Q

u Br =

i

tH ηΦ ⋅

Q = Φ t Br = 0,9 kWh/l 10h 24 kW 3

⋅⋅

= 8,00 l

Ergebnis:

Damit eine Wärmeleistung (Wärmestrom) von 3.000 W über einen Zeitraum von 24 h er-bracht werden kann, muss die in 8 l Heizöl gespeicherte Energie umgewandelt werden.

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3 Wärmeausbreitung – Grundlagen 3-103

3.1.4 Ausbreitung der Wärme

Es erhebt sich die Frage: Woher kommt die Energie? Die einzige richtige, aber wenig hilfrei-che, weil doch nicht endgültige Antwort ist: aus dem Urknall. Seitdem entspannt und verdich-tet sich Energie nach von den Menschen bisher in letzter Konsequenz noch nicht erklärbaren Gesetzmäßigkeiten.

Kernfusion in der Sonne Die Sonne besteht aus Wasserstoff- und Deuteriumatomen. Durch Wechselwirkungen in-nerhalb der sehr dichten Atomwolke kommt es zur Kernfusion. Durch die Fusion entsteht Helium, hierbei wird ein Teil der als Masse gespeicherten Energie (nach Einstein E = m · c2) abgestrahlt.

Bild 3.5: Kernfusion

Elektromagnetische Wellen Die Übertragung der Energie erfolgt außerhalb der Materie durch elektromagnetische Wel-len, die beim Rücksprung der Elektronen von einem höheren auf ein niedrigeres Energieni-veau abgegeben werden.

Bild 3.6: Entstehung von lang- bzw. kurzwelliger Strahlung

Auf dem Weg der im Inneren der Sonne entstehenden elektromagnetischen Wellen zur Son-nenoberfläche, durch das Weltall bis zur Atmosphäre der Erde und durch diese bis zur Erd-oberfläche wird die Energie von den verschiedensten Teilchen aufgenommen und mit ande-ren Wellenlängen weitergegeben. Die in der Sonne frei werdende Energie erreicht die Erde somit in einem Spektrum unterschiedlicher Wellenlängen.

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3-104 3 Wärmeausbreitung – Grundlagen

Die für die Erwärmung von Materie wirksamen Wellenlängen, der wärmeenergetische Be-reich, erstreckt sich über einen schmalen Streifen von ca. 300 bis 2.500 Nanometer (nm). Die vom Auge wahrnehmbaren Lichtwellen beschränken sich auf den Bereich von 380 nm bis 780 nm (1 nm = 10-9 m = 1 Milliardstel m). Der Bereich mit Wellenlängen unter 300 nm wird mit ultraviolett, der zwischen dem noch sichtbaren Rot mit 780 nm und 2.500 nm mit infrarot bezeichnet.

Die Erwärmung unserer Erde erfolgt vorwiegend durch Infrarotstrahlen, wobei nur ein Teil direkt von der Sonne stammt, der überwiegende Anteil entsteht erst in der Atmosphäre durch die Abbremsung der kurzwelligen Strahlung und Teilchen.

Bild 3.7: Spektrum der Wellenlängen

3.1.4.1 Wärmeausbreitung in der Materie

Damit die Materie durch elektromagnetische Wellen erwärmt wird, müssen diese absorbiert werden können. Ist dies nicht der Fall, gehen die elektromagnetischen Wellen durch die Ma-terie hindurch oder werden reflektiert. Die Übertragung der Wärmeenergie innerhalb von Stoffen ist sowohl von deren Aggregatzustand als auch deren Temperatur abhängig.

In Gasen kann Energie von sich schneller bewegenden (wärmeren) Teilchen beim Zusam-menstoß an langsamere (kältere) Teilchen übergeben werden.

Auch in Flüssigkeiten wird Wärme durch Aneinanderstoßen von sich aufeinander zu bewe-genden Molekülketten übertragen.

Viel intensiver erfolgt jedoch in Gasen und Flüssigkeiten die Wärmeübertragung durch Kon-vektion, d. h. durch Strömungsbewegung aufgrund der unterschiedlichen Dichte verschieden temperierter Bereiche.

Bild 3.8: Energieübertragung durch Konvektion

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3 Wärmeausbreitung – Grundlagen 3-105

In Feststoffen erfolgt die Energieübertragung an den wie Federn wirkenden Bindungen zwi-schen den Atomen.

Bild 3.9: Energieübertragung in Teilchenbindungen

Die Übertragung der Energie auf die Feststoffe erfolgt sowohl durch Strahlung als auch durch Stoß der Teilchen aus dem an den Festkörper angrenzenden Medium (Gas oder Flüs-sigkeit).

3.1.4.2 Absorption – Reflexion

Lichtwellen können die Elektronen der Atome auf ein höheres Energieniveau versetzen. Beim Rücksprung der Elektronen wird wieder Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung abgegeben. Die Wellenlängen der aufgenommenen (absorbierten) und der abge-gebenen (emittierten) Strahlung unterscheiden sich jedoch, da ein Teil der eingestrahlten Energie auf das ganze Atom übertragen wird.

In Abhängigkeit von den Festkörpereigenschaften werden bei Bestrahlung mit allen Wellen-längen nur bestimmte Frequenzen emittiert und reflektiert. Die reflektierte Strahlung definiert unser Auge als dessen Farbe. Ein anderer Teil der Strahlung wird absorbiert und in kineti-sche Energie umgewandelt, wodurch sich die Temperatur der Atome erhöht.

Je dunkler Stoffe erscheinen, umso größer ist der absorbierte Strahlungsanteil. Dunkle Stoffe erwärmen sich deshalb stärker als helle, strahlen aber bei Abkühlung auch stärker ab.

Die folgende Übersicht zeigt gemessene Oberflächentemperaturen verschiedenfarbiger Fas-sadenbekleidung in °C:

Schwarz 66 Elfenbein 45 Außenluft 25

Ziegelrot 55 Deckweiß 35

Sehr langwellige Strahlung wird von vielen Feststoffen überhaupt nicht absorbiert, sondern hindurch gelassen. Bei Glas und anderen transparenten Materialien geht kurzwelliges Licht hindurch und das langwellige Licht wird reflektiert.

Die das Fensterglas durchdringende sichtbare Strahlung versetzt die Atome in den Materia-lien des Innenraumes auf eine höhere Energieebene. Bei einem stufenweise erfolgenden Rücksprung wird langwellige Strahlung abgegeben, die Glas nicht durchdringen kann. Auf diese Weise wird der Raum erwärmt. Verstärkt wird der Effekt, wenn das Glas, wie bei Wär-meschutzglas, auf der Außenseite der inneren Scheibe metallbedampft ist.

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3-106 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

3.2 Anwendung 3.2.1 Messgrößen der Wärmeausbreitung

Zur Berechnung der in einem bestimmten Zeitraum (Heizperiode) für die Aufrechterhaltung eines behaglichen Raumklimas erforderlichen Energie muss die Größe des durch die Au-ßenbauteile abfließenden Wärmestroms bekannt sein. Der Wärmetransport von der Wärme-quelle bis zur Außenluft erfolgt über die bereits besprochenen Ausbreitungsmechanismen Strahlung, Konvektion und Stoß. Zur quantitativen Erfassung wird der von innen nach außen fließende Wärmestrom in vier Teilbereiche gegliedert.

Bild 3.10: Teilbereiche der Wärmeübertragung

a) Wärmeübertragung vom Wärmeerzeuger zum Raumheizkörper

Dieser heiztechnische Bereich wird zwar gesondert berechnet, ist aber im Energieausweis mit der Anlagenaufwandszahl eP zu berücksichtigen. Die Energieverluste sind umso grö-ßer, je weiter der Wärmeerzeuger von der Übergabestelle im Raum entfernt ist. Hierzu werden alle von der Energiegewinnung bis zur Wärmeübergabe an die Raumluft auftre-tenden Verluste erfasst.

b) Wärmestrom von der Wärmequelle zur inneren Oberfläche des Bauteils

Die Übertragung erfolgt durch die Konvektion der Raumluft und durch Wärmestrahlung. Die Summe dieser einzelnen Wärmeströme wird als innerer Wärmeübergang bezeichnet.

c) Wärmestrom von der inneren zur äußeren Oberfläche des Bauteils

Diese Wärmeübertragung innerhalb des Bauteils ist von der Wärmeleitfähigkeit der Bau-stoffe abhängig, aus denen das Bauteil besteht.

d) Wärmestrom von der äußeren Oberfläche des Bauteils zur Außenluft

Dieser setzt sich aus der Abstrahlung der Oberfläche und der Konvektion der Außenluft zusammen. Dies wird als äußerer Wärmeübergang bezeichnet.

Zur Berechnung der von der Innenluft zur Außenluft innerhalb einer bestimmten Zeitein-heit transportierten Wärmemenge muss die Größe dieser Teilwärmeströme bekannt sein.

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-107

e) Die Summe aus den Wärmeströmen b, c und d ergibt den Wärmedurchgang.

Aufgrund der Komplexität der einzelnen Wärmeübertragungsvorgänge werden im Bauwe-sen die Einflussgrößen durch Versuche ermittelt und als Rechenwerte in den entspre-chenden Normen bzw. in speziellen Zulassungen festgelegt.

3.2.2 Wärmeleitzahl λ

Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes wird durch die bei einem Temperaturgefälle von 1 K durch einen Kubus von 1 m Kantenlänge in einer Sekunde transportierten Wärmemenge definiert. Sie kennzeichnet somit die Größe des Wärmestroms, der durch 1 m² eines Baustof-fes mit einer Dicke von 1 m hindurchfließt, wenn sich die Oberflächentemperaturen um 1 K unterscheiden. Die für die Berechnung des Wärmedurchgangs zu verwendenden Wärmeleitzahlen werden als Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit in DIN V 4108-4 und DIN EN 12524 sowie für Dämmstoffe in DIN EN 13162 bis DIN EN 13171 angegeben. Bemessungswerte für dort nicht genannte Baustoffe/Bauprodukte sind technischen Produktspezifikationen zu entneh-men oder gemäß den nach den Landesbauordnungen bekannt gemachten energetischen Kennwerten für Bauprodukte zu bestimmen.

Formelzeichen: λ

Einheit: W/(m · K)

Bild 3.11: Wärmeleitzahl

Die Wärmeleitfähigkeit eines Baustoffes ist von der Wärmeleitfähigkeit und der Struktur sei-ner Bestandteile abhängig. Aus der Struktur und der Art seiner Bestandteile ergibt sich des-sen Dichte (ρ). Die Dichte eines Stoffes ist somit in der Regel ein erster Anhaltspunkt für die Abschätzung seiner Wärmeleitfähigkeit. Material mit hoher Dichte (z. B. Beton, Naturstein) hat eine höhere Leitfähigkeit als Material mit geringerer Dichte (z. B. Holz, Schaumstoff). Die Bestandteile eines Stoffes können sich aber auch verändern. So ändert sich z. B. das in Stoffen mit kapillarer Leitfähigkeit enthaltene Verhältnis von Luft zu Wasser allein schon in Abhängigkeit von der den Stoff umgebenden Luftfeuchtigkeit. Die Wärmeleitzahl dieser Stof-fe wird somit auch von deren Wassergehalt beeinflusst. Die Wärmeleitfähigkeit von Wasser ist wesentlich größer als die von Luft. In flüssigen Stoffen erfolgt die Wärmeübertragung nicht nur durch Leitung, sondern insbe-sondere durch Konvektion.

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3-108 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Bild 3.12: Einfluss der Stofffeuchte auf die Wärmeleitzahl

Vergleicht man die Wärmeleitfähigkeit von Wasser [0,5 W/(m · K)] mit stehender und trocke-ner Luft mit 0,02 W/(m · K), wird deutlich, welchen Einfluss der Wassergehalt eines Baustof-fes auf dessen Wärmeleitfähigkeit hat.

Die Ermittlung der Wärmeleitzahl eines Baustoffes erfolgt an getrockneten Proben im Labor. Für Berechnungen im Rahmen des Wärmeschutzes dürfen jedoch nur die vom Bundesamt für Materialprüfung in Berlin oder in den einschlägigen Normen veröffentlichten λR-Werte verwendet werden. Für die üblichen Baustoffe sind die λ-Werte in der jeweils neuesten Auf-lage der Bautabellen enthalten. Die λR-Werte enthalten einen Zuschlag für den bei eingebau-ten Stoffen unter normalen Verhältnissen vorhandenen Feuchtegehalt.

In Gasen wirken sich die verschiedenen Übertragungsmechanismen zu noch uneinheitliche-ren Wärmeleitzahlen als in Flüssigkeiten aus. Für Luftschichten gibt es deshalb keine defi-nierte Wärmeleitzahl, sondern nur einen für bestimmte Schichtdicken geltenden Wärme-durchlasswiderstand. Der Wärmetransport einer Luftschicht setzt sich aus Leitung, Konvektion und Strahlung zusammen.

Bild 3.13: Wärmeübertragung in Luftschichten

λLuft = λL + λs + λk W/(m · K) (Formel 3.1)

λL = molekulare Wärmeübertragung = 0,02 W/(m · K) λs = Wärmeübertragung durch Strahlung (abhängig von der Temperatur der Luftschichtbegrenzung) λk = Wärmeübertragung durch Konvektionen (abhängig vom Strömungswiderstand und somit von der Luftschichtdicke)

(siehe auch Kapitel 3.2.4.2 „Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten“).

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-109

Nachfolgend werden die Mechanismen der Wärmeübertragung innerhalb der verschiedenen Stoffgruppen besprochen. Die angegebenen Werte beziehen sich auf Bereiche innerhalb von Materialgruppen und wurden aus der der DIN 4108-4:2007-6 oder aus der DIN EN 12542 entnommen.

Wärmeleitung in Metallen Zuerst eine Ausnahme: In Metallen ist die Wärmeleitfähigkeit nicht von der Rohdichte ab-hängig, sondern an die elektrische Leitfähigkeit gekoppelt. Deshalb können Metalle mit gerin-gerer Dichte durchaus eine höhere Wärmeleitfähigkeit haben als solche mit größerer Dichte.

Tabelle 3.1: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von Metallen

Metalle ρ t/m³

λ W/(m · K)

Aluminium 2,80 160

Kupfer 8,00 380

Stahl 7,85 050

Wärmeausbreitung in mineralischen Stoffen Mineralische Baustoffe sind meist inhomogen. Die Wärmeleitzahl ist deshalb neben der Rohdichte und dem Wassergehalt auch von deren Mikro- und Makrostruktur abhängig. In der Mikrostruktur hat die geometrische Anordnung der Atome einen erheblichen Einfluss auf die Wärmeleitfähigkeit. In kristallinen Stoffen, wie z. B. Quarz, werden die Wärmeschwingungen in dessen streng geometrischem Gitter wesentlich besser weitergegeben als in einer amor-phen Struktur, z. B. Glas.

Wärmeleitzahl Quarz = 3,5 W/(m · K)

Wärmeleitzahl Glas = 0,8 W/(m · K)

Gebrannter Ton ist ein größtenteils amorphes Material. Ziegel haben deshalb bei gleicher Rohdichte eine etwas kleinere Wärmeleitzahl als Steine, die vorwiegend kristallines Quarz enthalten (z. B. Kalksandsteine).

Tabelle 3.2: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von schweren Wandbausteinen

Schwere Wandbausteine ρ t/m³

λ W/(m · K)

Naturstein 2,80 3,5

Betonstein 1,00 0,7

Ziegelstein 1,00 0,45

Kalksandstein 1,00 0,5

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3-110 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Bild 3.14: Kristalline und amorphe Strukturen

Im Quarz bilden die SiO2-Atome ein einheitliches geometrisches Gitter im gesamten Quarz-körper. Die sehr kleinen, mit bloßem Auge nicht erkennbaren Tonmineralien bilden ein amorphes Tongemenge. Zusätzlich werden die kristallinen Strukturen in den Mineralien beim Brennen teilweise zerstört.

In der Makrostruktur hat insbesondere die Anordnung der Kammern und Löcher der Wand-bausteine einen Einfluss auf die Wärmeleitfähigkeit. Kammersteine und Hochlochziegel mit großen Löchern haben in jeder Dimensionsachse eine andere Wärmeleitfähigkeit.

Die für Wandbausteine angegebene Wärmeleitzahl bezieht sich nur auf normgerecht ver-mauerte Steine einschließlich der Mörtelfugen. Werden die Steine gedreht eingemauert, ent-stehen Wärmebrücken. Durch künstliche Porisierung, z. B. durch Verbrennen organischer Bestandteile wie Holzmehl oder Styroporgranulat im Ziegel sowie durch Blasenbildung in Porenbeton und Blähton, entsteht eine weitere Verringerung der Wärmeleitfähigkeit.

Tabelle 3.3: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von leichten Wandbausteinen

Leichte Wandbausteine ρ t/m³

λ W/(m · K)

Leichtbeton 0,8 0,29

Ziegel bis

Porenbeton 0,3 0,09

Wärmeleitung in organischen Stoffen Bei Holz- und speziellen Wärmedämmstoffen ist die Wärmeleitfähigkeit von den Eigenschaf-ten des Grundmaterials sowie von eventuell eingebauten Verbindungs- und Zusatzstoffen (Kleber, Imprägnierungen, Brandschutzmittel etc.) abhängig.

Tabelle 3.4: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von Holz und Holzwerkstoffen

Holz und Holzwerkstoffe ρ t/m³

λ W/(m · K)

Sperrholz 0,3 0,09

Konstruktionsholz bis

Holzfaserplatten 0,25 0,07

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-111

Tabelle 3.5: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von Schaum-Dämmstoffen

Schaum-Dämmstoffe ρ t/m³

λ W/(m · K)

Glasschaum 0,046

bis

Polyurethan-Hartschaum 0,024

In Faserdämmstoffen sind einzelne Fäden watteartig verfilzt. Die Wärmeleitfähigkeit ist dabei auch von eventuell eingebauten Klebeharzen oder Brandschutzmitteln (z. B. Borsalz) ab-hängig.

Tabelle 3.6: Dichte und Wärmeleitfähigkeit von Faser-Dämmstoffen

Faser-Dämmstoffe ρ t/m³

λ W/(m · K)

Holzwolle-Leichtbauplatten 0,072

Schafwolle, Zellulosefasern bis

Baumwolle, Mineralwolle 0,036 (DIN EN 12524, DIN V 4108-4, DIN EN 13162 bis 13171)

3.2.3 Wärmedurchlasskoeffizient Λ

Bild 3.15: Wärmedurchlasskoeffizient Λ = 1/R

Der Wärmedurchlasskoeffizient einer Bauteilschicht kennzeichnet die Größe des Wärme-stroms, der durch 1 m² eines Bauteils mit der Dicke d hindurchfließt, wenn sich die Oberflä-chentemperaturen um 1 K unterscheiden. Anders als die Wärmeleitzahl wird hier der Wär-mestrom auf eine definierte Schichtdicke bezogen.

Formelzeichen:

Λ = 1/R = λ/d W/(m² K) (Formel 3.2)

λ = Wärmeleitzahl d = Schichtdicke R = Wärmedurchlasswiderstand

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3-112 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Die Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes R und der nachfolgend erläuterten Be-griffe Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient RT und Wärmedurchgangskoeffizient U ist in der DIN EN ISO 6946 beschrieben.

3.2.4 Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient RT

Der Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient RT ergibt sich aus der Summe der Wärmdurch-lasswiderstände R der einzelnen Bauteilschichten:

RT = R1 + R2 + Rn m² K/W (Formel 3.3)

Für die Berechnung der Wärmedurchlasswiderstände sind in der DIN EN ISO 6946 die Algo-rithmen folgender Konstruktionen angegeben:

– Bauteile aus thermisch homogenen Schichten,

– Bauteile aus thermisch inhomogenen Schichten,

– Bauteile mit einer keilförmigen Schicht.

Weiterhin sind in dieser Norm Wärmedurchlasswiderstände von Luftschichten sowie Zu-schläge für Befestigungselemente und Umkehrdächer enthalten.

3.2.4.1 Wärmedurchgangswiderstand RT von Bauteilen aus thermisch homogenen Schichten

Der durch ein Bauteil aus unterschiedlichen Stoffschichten fließende Wärmestrom kann nicht durch Addition der Wärmedurchlasskoeffizienten Λ der einzelnen Schichten berechnet wer-den, da die Größe des Wärmestroms in Abhängigkeit von λ und d in jeder einzelnen Stoff-schicht unterschiedlich groß ist, wie an folgendem Beispiel gezeigt wird.

Beispiel:

Berechnung des Wärmedurchgangs aus den Wärmedurchlasskoeffizienten Λ der einzelnen Schichten eines verputzten Mauerwerkes:

Bild 3.16: Ziegelwand verputzt

Aus oben genannter Berechnung ist ersichtlich, dass der Wärmestrom durch die einzelnen Schichten sehr unterschiedlich ist. Stellt man sich den Wärmestrom als eine durch Siebe fließende Flüssigkeit vor, ergibt sich, dass der durch das gesamte Bauteil fließende Wärme-strom nicht als Summe der Teilströme berechnet werden kann:

Λgesamt ≠ Λ1 + Λ2 + Λ3 W/(m² K)

Material d

m λ

W/(m K)

λ/d = Λ

W/(m² K)

Kalkgipsputz 0,015 0,70 46,67

Ziegel 0,365 0,33 0,90

Kalkzementputz 0,025 0,87 34,80

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-113

Die Größe des Wärmestroms durch das gesamte Bauteil ist nur unter der Annahme eines gleich großen Wärmestromes in allen Schichten zu berechnen. Da der durch eine Schicht fließende Wärmestrom nicht nur von deren Wärmeleitzahl λ und der Dicke d, sondern auch von der Fläche abhängig ist, kann berechnet werden, wie groß die Fläche für die jeweiligen Schichten sein muss, damit durch jede Schicht der gleiche Wärmestrom, z. B. 1 Watt fließt.

Betrachtet man eine Stoffschicht als einen den Wärmestrom behindernden Widerstand, z. B. wie für Wasser ein Sieb, dann wird verständlich, dass für das Fließen eines gleich großen Wärmestroms in jeder Schicht der sich pro Flächeneinheit ergebende Lochquerschnitt in allen Schichten gleich groß sein muss. Aufgrund der unterschiedlichen Durchlässigkeit än-dert sich die Größe der Flächen, die den Widerstand bilden, entsprechend der jeweiligen Stoffeigenschaften.

Die Größe des Wärmedurchlasswiderstandes R einer Schicht ist der reziproke Wert des Wärmedurchlasskoeffizienten Λ.

Wärmestrom/(Fläche Kelvin) = Wärmedurchlasskoeffizient

W/(m² K) = Λ

(Fläche Kelvin)/Wärmestrom = Wärmedurchlasswiderstandskoeffizient

m² K/W = R

Die Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes einer Schicht aus der Schichtdicke und der Wärmeleitzahl ergibt sich mit:

R = d/λ m² K/W (Formel 3.4)

Die Summe aller Widerstände wird als Wärmedurchgangswiderstand RT bezeichnet.

RT = n

si n se1

R R R+ +∑ m² K/W

Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen Rse = Wärmeübergangswiderstand außen

Tabelle 3.7: ΣRn für das in Bild 3.16 dargestellte Bauteil

Nr.

Baustoff

d m

λ W/(m K)

d/λ = R m² K/W

1 Kalkputz 0,015 0,70 0,021

2 Ziegel 0,365 0,33 1,106

3 Kalkzementputz 0,025 0,87 0,029

Summe Rn 1,156

3.2.4.2 Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten

Luftschichten in Bauteilen Luftschichten können auf der Innen- und Außenseite von Bauteilen angeordnet sein. Die Größe des für die Luftschicht anzusetzenden Wärmedurchlasswiderstandes R ist von der Verbindung dieser Schicht mit der umgebenden Luft abhängig.

In DIN EN ISO 6946 werden „ruhende“, „schwach belüftete“ und „stark belüftete“ Luftschich-ten unterschieden.

(Formel 3.5)

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3-114 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

a) Ruhende Luftschichten

Hierzu zählen z. B. konstruktiv bedingte Hohlräume hinter Verkleidungen auf der Innensei-te von Wänden und Dächern. Allerdings werden auch Luftschichten außerhalb einer Dämmschicht als ruhend bezeichnet, wenn deren Öffnungen

– 500 mm² je m Länge (bei vertikalen Luftschichten) bzw.

– 500 mm² je m² Oberfläche (bei horizontalen Luftschichten)

nicht überschreiten, sodass keine Luftströmung in dieser Schicht entsteht.

Entwässerungsöffnungen (Dränageöffnungen) in Form von vertikalen Fugen in der Au-ßenschale eines zweischaligen Mauerwerkes werden dabei nicht als Lüftungsöffnungen angesehen.

Die Luftschicht innerhalb eines zweischaligen Mauerwerkes mit Wärmedämmung kann danach nicht als „ruhend“ betrachtet werden, weil diese nach DIN 1053-1, Ab-schnitt 8.4.3.2, oben und unten mit Lüftungsöffnungen zu versehen ist, sodass ein Luft-strom entsteht.

b) Schwach belüftete Schichten

Diese sind solche, die mit Öffnungen

– über 500 mm² bis 1.500 mm² je m Länge (bei vertikalen Luftschichten) bzw.

– über 500 mm² bis 1.500 mm² je m² Oberfläche (bei horizontalen Luftschichten)

mit der Umgebungsluft verbunden sind.

Für solche Luftschichten darf als Wärmedurchlasswiderstand die Hälfte des für ruhende Luftschichten geltenden Wertes angesetzt werden. Solche Luftschichten sind z. B. auf der Innenseite von Decken und Wänden mit Verkleidungen ohne luftdichten Randanschluss denkbar.

c) Stark belüftete Schichten

Solche Schichten haben zur Umgebung Öffnungen

– über 1.500 mm² je m Länge (bei vertikalen Luftschichten) bzw.

– über 1.500 mm² je m² Oberfläche (bei horizontalen Luftschichten).

Hierzu gehören alle der Abführung von Feuchtigkeit (Hinterlüftung) dienenden Luftschich-ten.

Solche Luftschichten dürfen einschließlich der nach außen folgenden Schichten für die Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes nicht berücksichtigt werden. Da durch diese Schichten jedoch die Wärmeübergabe an die Außenluft eingeschränkt wird, kann nach DIN EN ISO 6946 der äußere Wärmeübergangswiderstand Rse gleich dem inneren Rsi entsprechen.

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-115

Bild 3.17: Luftschichten in Bauteilen

In Bild 3.13 ist dargestellt, dass die Wärmeübertragung in ruhenden Luftschichten durch Lei-tung, Konvektion und Strahlung erfolgt. Die Größe des jeweiligen Übertragungsmechanis-mus ist von der Dicke der Luftschicht abhängig. Die einzelnen Größen beeinflussen sich ge-genseitig. Wird die Luftschicht dicker, vergrößert sich die Konvektion; die Übertragung von Strahlung und Leitung wird kleiner. Auch die Temperaturdifferenz zwischen der inneren und äußeren Oberfläche beeinflusst die Wärmeübertragung.

In DIN EN ISO 6946 sind für ruhende Luftschichtdicken von 5 mm bis 300 mm vorgegebene Wärmedurchlasswiderstände dargestellt.

Tabelle 3.8: Wärmedurchlasswiderstände R in m² K/W von ruhenden Luftschichten (Quelle: DIN EN ISO 6946, Abschnitt 5, Tabelle 2)

Dicke Richtung des Wärmstroms mm aufwärts horizontal abwärts

0 0,000 0,000 0,000 5 0,110 0,110 0,110 6 0,120 0,120 0,120 7 0,130 0,130 0,130 8 0,137 0,137 0,137 9 0,143 0,143 0,143

10 0,150 0,150 0,150 15 0,160 0,160 0,170 25 0,160 0,180 0,190 50 0,160 0,180 0,210 100 0,160 0,180 0,220 300 0,160 0,180 0,230

Innen liegende Luftschichten Auf der Innenseite vor der Tragschicht angebrachte Installationsschichten können, wenn sie nicht gedämmt und allseitig luftdicht (Fugenbreite bis ⊥ Luftschichten < 0,5 mm) angeschlos-sen sind, als ruhende Luftschicht betrachtet werden. Der R-Wert der Luftschicht wird zur Be-rechnung des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes hinzugezählt.

Luftschichten, die mit dem Innenraum in Verbindung stehen, werden nicht angerechnet und sollten auch aus hygienischen und feuchteschutztechnischen Gründen vermieden werden.

Zwischenwerte sind linear zu interpolieren.

Die Werte unter Horizontal gelten für Richtun-gen des Wärmestroms von ± 30° zur horizonta-len Ebene.

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3-116 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Außen liegende Luftschichten Auf der Außenseite der Tragkonstruktion angebrachte Luftschichten dienen in der Regel zur Austrocknung von Feuchtigkeit, die die Wetterschutzschicht durchdringt. Die Luftschicht muss hierzu mit der Außenluft in Verbindung stehen. Diese Luftschichten sind deshalb nicht als ruhend zu betrachten und werden bei der Be-rechnung des Wärmedurchlasswiderstandes nicht berücksichtigt. Das gilt sowohl für zwei-schaliges Mauerwerk mit Hinterlüftung (nach DIN 1053-1) als auch für Wetterschutzschichten aus Platten oder Paneelen.

Steildächer mit Zwischensparrendämmung

Steildächer sind Dächer mit einer Dachneigung ≥ 5°. Dächer mit geringerer Neigung sind Flachdächer. Gedämmte Steildächer sind Dächer über Dachausbauten, für die nach den Regeln des Dachdeckerhandwerks neben der Wetterschutzschicht aus Schuppendeckung zusätzliche Maßnahmen zur Abdichtung für die durch die Wetterschutzschicht eindringende Feuchtigkeit vorzusehen sind. Diese können aus Unterspannbahnen oder als Vordeckung auf Schalung bzw. als Unterdach hergestellt werden. Zwischen der zweiten Abdichtungsschicht und der Schuppendeckung ist zur Austrocknung eine mit der Außenluft in Verbindung stehende Luftschicht herzustellen. Aufgrund der nach den Dachdeckerrichtlinien hierfür erforderlichen Lüftungsquerschnitten ist diese immer eine stark belüftete Schicht, die zur Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes nicht ange-setzt werden darf. Wird abweichend davon zwischen Wärmedämmung und der zweiten Dichtungsschicht eine Luftschicht ausgeführt, deren Zu- und Abluftöffnungen A < 500 mm²/m betragen, ist diese als ruhende Luftschicht anzurechnen. Hat die Zu- und Abluftöffnung eine Größe von 500/m < A ≤ 1.500/m bei vertikalen bzw. pro m² Oberfläche bei horizontalen Oberflächen, gilt die Schicht als schwach belüftet und kann mit der Hälfte des R-Wertes einer gleich dicken ruhenden Luftschicht angerechnet werden. Für die Wärmedurchlasswiderstände von ruhenden Luftschichten werden ab einer Dicke von 15 mm unterschiedliche Werte für aufwärts bzw. horizontal gerichtete Wärmeströme angege-ben. Die horizontalen Werte gelten für die Richtung zwischen ± 30° zur horizontalen Ebene.

30°

Lufts

chich

t bis

60° i

stho

rizon

tal

bis 60° horizontal bis ±Wärmestrom

α =α

Bild 3.18: Luftschichten in Dächern

Für Dächer gelten deshalb die Werte, wie sie in Tabelle 3.9 dargestellt sind.

Tabelle 3.9: Luftschichten in Dächern

Dachneigung Luftschicht Richtung des Wärmestroms

≤ 60° horizontal aufwärts

> 60° vertikal horizontal

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-117

3.2.4.3 Wärmedurchlasswiderstand unbeheizter Räume RU

Der Wärmefluss von einem beheizten Raum über einen unbeheizten Raum an die Außenluft kann entweder über den Wärmedurchlasswiderstand Ru (bei kleinen Räumen) oder durch Ansetzen eines Temperaturkorrekturfaktors Fx erfolgen.

Dachräume Nach DIN EN ISO 6946 können nicht beheizte Dachräume vereinfacht als eine wärmetech-nisch homogene Schicht betrachtet werden. Der Wärmedurchlasswiderstand RU ist dabei von der Dichtigkeit und dem Emissionsgrad an der Dachunterseite abhängig und in der DIN EN ISO 6946 wie in Tabelle 3.10 angegeben.

Tabelle 3.10: Wärmedurchlasswiderstand von Dachräumen nach DIN EN ISO 6946, Abschnitt 5, Tabelle 3

Beschreibung des Daches RU in m² K/W

1 2 3 4

Ziegeldach ohne Pappe, Schalung oder Ähnlichem Plattendach oder Ziegeldach mit Pappe oder Schalung unter den Ziegeln wie 2, jedoch mit Aluminiumverkleidung oder einer anderen Oberfläche mit geringem Emissionsgrad an der Dachunterseite Dach mit Schalung und Pappe

0,06 0,2 0,3

0,3

Anmerkung:

Die Dächer 1 bis 3 sind als belüftete Dachdeckung auf Lattung und Konterlattung zu verste-hen. Dach 1 kann auch eine offene, Dach 2 und 3 können eine geschlossene Unterspann-bahn enthalten. Die angegebenen RU-Werte enthalten den Widerstand der Luftschicht und der Dachhaut, jedoch nicht den äußeren Wärmeübergangswiderstand von 0,04 m² K/W.

Beispiel:

Fläche Decke = 10,00 m · 8,00 m = 80 m²

1. Berücksichtigen des Dachgeschosses über Ru

1/UDU = Rsi + RDecke + RDämmung + Ru + Rse

1/UDU = 0,10 + [0,18 m/2,3 W/(m · K)] + [0,20 m/0,04 W/(m · K)] + 0,20 m² · K/W + 0,04

1/UDU = 0,10 + 0,078 + 5,0 + 0,2 + 0,04 = 5,418 m² · K/W

UDU = 0,185 W/(m² · K)

HT,DU = ADU · UDU = 80 m² · 0,185 W/(m² · K)

HT,DU = 14,8 W/K Transmissionswärmeverlust über die Decke

2. Berücksichtigen des Dachgeschosses über Ru

1/UDU = Rsi + RDecke + RDämmung + Rse

1/UDU = 0,10 + [0,18 m/2,3 W/(m · K)] + [0,20 m/0,04 W/(m · K)] + 0,10

1/UDU = 0,10 + 0,078 + 5,0 + 0,2 + 0,10 = 5,478 m² · K/W

UDU = 0,183 W/(m² · K)

HT,DU = ADU · UDU Fx = 80 m² · 0,183 W/(m² · K) · 0,8 (für Dachraum)

HT,DU = 11,71 W/K Transmissionswärmeverlust über die Decke

Page 119: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-118 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Ergebnis:

Bei diesem Beispiel kommt bei der Berechnung der Wärmeverluste HT über den Fx-Wert ein geringer Wärmeverlust heraus als über die Berechnung mit dem RU-Wert.

Für genauere Ergebnisse ist RU nach DIN EN ISO 13789 zu berechnen.

Andere Räume Kleinere unbeheizte Räume (z. B. Garagen, Lagerräume oder unbeheizte Glasvorbauten) zwischen Innenraum und Außenluft können nach DIN EN ISO 6946:08-04 einschließlich ih-rer Außenbauteile vereinfacht als homogene Luftschicht mit dem Wärmedurchlasswiderstand RU nach folgender Formel betrachtet werden:

RU = Ai / [Σ (Ae,K · Ue,k) + 0,33 · nV] m² · K/W

Ai = Gesamtfläche aller Bauteile zwischen Innenraum und unbeheiztem Raum Ae,k = Fläche des Bauteiles k zwischen unbeheiztem Raum und Außenumgebung Ue,k = Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils k zwischen unb. Raum und Außenumgebung [wenn nicht

bekannt, Ue,k = 2 W/(m² · K)] n = Luftwechselrate im unbeheizten Raum (wenn nicht bekannt, n = 3 h–1) V = Volumen des unbeheizten Raumes, in m³

Anmerkung:

Befindet sich zwischen Innenraum und unbeheiztem Raum mehr als ein Bauteil, sollte RU in die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten jedes derartigen Bauteils einbezogen werden.

Diese Vereinfachung ist nur zulässig, wenn RU ≤ 0,5 m² K/W beträgt. Für größere Werte und genauere Berechnungen ist der Wärmeverlust nach DIN EN ISO 13789 zu berechnen. Dies gilt nicht für unbeheizte Kellerräume. Hierfür kann ein Temperatur-Korrekturfaktor Fx angesetzt werden.

Beispiel:

Berechnung der Wärmeverluste über einen unbeheizten Raum.

Raumhöhe = 2,75 m

Bild 3.19: Beispiel für die Berechnung von Ru

(Formel 3.6)

Page 120: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-119

RU = Ai / [Σ (Ae,K · Ue,k) + 0,33 · nV]

Ai = 5,99 · 2,75 m = 14,47 m²

Ae,k = (3,25 + 3,25 + 5,99) · 2,75 + 5,99 · 3,25 · 2

Ae,k = 34,34 m² + 38,93 m² = 73,27 m²

Ue,k = 2,0 W/(m³ · K) UAnbau = nicht bekannt

n ·V = 3 h–1 · (5,99 · 3,25 · 2,75) m³ = 160,6

RU = 14,47 m² / [73,27 m² · 2,0 W/(m² · K) + 0,33 W/K · 160,6]

RU = 14,47 m² / (146,54 m² · W/K + 53 W/K) = 0,08 W/K

U-Wert der Außenwand:

RGU = Rsi + RGU + RU + Rse

1/UGU = 0,13 + 0,365/0,12 + 0,08 + 0,04

1/UGU = 3,29 m² · K/W

UGU = 0,30 W/(m² · K)

Wärmeverlust über die Außenwand:

HT,GU = AGU · UGU

HT,GU = 5,99 m · 2,75 m · 0,3 W/(m² · K) = 4,94 W/K

Vergleich:

Berechnung der Wärmeverluste über den Fx-Wert

1/UGU = 0,13 + 0,365/0,12 + 0,13 = 3,30 U = 0,303 W/(m² · K)

HT,GU = AGU · UGU · Fx

HT,GU = (16,47 m²) · 0,31 W/(m² · K) · 0,5 = 2,5 W/K

Ergebnis:

Bei der Berechnung der Wärmeverluste HT über den Fx-Wert sind die Wärmeverluste we-sentlich geringer.

Beachten Sie:

Die angegebenen RU-Werte enthalten den Widerstand der Luftschicht und der Dachhaut, jedoch nicht den äußeren Wärmeübergangswiderstand von 0,04 m² K/W.

In der Regel wird der Wärmefluss durch unbeheizte Räume nicht über deren Wärmedurch-lasswiderstand berechnet, sondern durch einen Temperatur-Korrekturfaktor abgemindert.

3.2.5 Wärmeübergangskoeffizient h

3.2.5.1 Wärmeübertragung an die inneren Bauteiloberflächen

Die Wärme, die der Wärmetauscher in den Raum trägt, wird sowohl durch Konvektion als auch durch Strahlung an die raumumschließenden Flächen übertragen. Sinkt die Lufttempe-ratur (z. B. durch Lüftung), geben die erwärmten Gegenstände und die Raumhüllflächen wie-der Wärmeenergie ab. Der von dem Wärmetauscher, von den inneren Hüllflächen und von den Einrichtungsgegenständen zu den Außenbauteilen fließende Wärmestrom besteht somit aus unterschiedlichen Teilströmungen, die als Mittelwert festgelegt werden.

Page 121: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-120 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Die Anteile von Konvektion und Strahlung am gesamten Wärmestrom sind von der Lufttem-peratur abhängig. In Bereichen, in denen Außenbauteile durch Gegenstände verstellt sind, verringert sich je nach Art der Verstellung die Wärmeübertragung.

Bild 3.20: Wärmeübergang an einer Außenwand mit vorgestelltem Schrank

3.2.5.2 Wärmeübertragung von der äußeren Bauteiloberfläche an die Außenluft

Von der an die Außenluft grenzenden Oberfläche erfolgt die Wärmeabgabe wiederum durch Strahlung und Konvektion, wobei der Strahlungsanteil von der Temperaturdifferenz, der Konvektionsanteil zusätzlich von der Windgeschwindigkeit abhängt.

Die sich im Verlauf der Jahreszeiten sehr unterschiedlich ergebenden Wärmeströme werden als durchschnittlicher Jahresmittelwert festgelegt. Bei Dach- und Wandkonstruktionen, bei denen innerhalb von Konstruktionsteilen die Strahlung und/oder die Konvektion behindert wird (z. B. hinterlüftete Fassaden oder Dachbeläge), verringert sich der Wärmestrom.

Bild 3.21: Wärmeübergang von der äußeren Bauteiloberfläche an die Außenluft

Page 122: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-121

Der vom Innenraum zur inneren Oberfläche der Außenbauteile und von deren äußeren Oberfläche zur Außenluft bei jeweils einer Temperaturdifferenz von 1 K fließende mittlere Wärmestrom wird als Wärmeübergangskoeffizient h bezeichnet.

Bild 3.22: Wärmeübergangskoeffizient

Der Wärmeübergangskoeffizient kennzeichnet die Größe des mittleren Wärmestroms, der vom Innenraum auf 1 m² eines Außenbauteils bzw. von der gleich großen Fläche des Au-ßenbauteils an die Außenluft fließt, wenn sich die Temperaturen der jeweiligen Räume um 1 K von den jeweiligen Oberflächen unterscheiden.

Formelzeichen:

für innen

hi = 1/Rsi W/(m² K) (Formel 3.7)

für außen

he = 1/Rse W/(m² K) (Formel 3.8)

3.2.5.3 Größe des Wärmeübergangskoeffizienten

Die für eine normgerechte Berechnung des vom Innenraum zum Außenraum fließenden Wärmestroms in Ansatz zu bringenden Wärmeübergangskoeffizienten h sind in der DIN EN ISO 6946 mit dem reziproken Wert als Wärmeübergangswiderstand Rs angegeben.

Rs = 1/h m² K/W (Formel 3.9)

Page 123: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-122 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Tabelle 3.11: Wärmeübergangswiderstände für Bauteile mit ebenen Flächen nach DIN EN ISO 6946,Tabelle 1 sowie Abschnitte 5.3.3 und 6.1

Richtung des Wärmestroms

Rsi m² K/W

Rse m² K/W

aufwärts 0,10 0,04

horizontal 0,13 0,04

abwärts 0,17 0,04

Außenflächen abgedeckt und stark hinterlüftet Rsi Rse

Die für horizontal angegebenen Werte gelten für die Richtung des Wärme-stroms von ± 30° zur Horizontalen. Für geneigte Dächer gelten deshalb:

≥ 60° 0,13

< 60° 0,10

Anmerkung:

Der in der DIN EN ISO 6946 für Rsi = 0,13 m² K/W angegebene Wärmeübergangswider-stand gilt nur zur Berechnung von Wärmeverlusten. Für die Abschätzung der inneren Ober-flächentemperatur sind höhere Werte nach DIN EN ISO 10211-1 oder DIN 4108-2 zu ver-wenden (siehe Kapitel 6 „Wärmebrücken“).

Wärmeübergangswiderstände von stark hinterlüfteten Bauteilen Bei Wänden und Dächern mit stark hinterlüfteten Schichten auf der Außenseite, die mit ge-planten Zu- und Abluftöffnungen versehen sind, werden, wie in Kapitel 3.2.4.2 beschrieben, nur die von dieser Luftschicht nach innen liegenden Stoffschichten für die Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes angerechnet. Wegen der vor Wind und Abstrahlung geschütz-ten Lage der anrechenbaren Stoffschicht wird an beiden Seiten der gleiche Wärmeüber-gangswiderstand angenommen.

Rse = Rsi

Dies gilt jedoch nicht für unkontrollierten Luftaustausch ohne durchgehende Luftschichten unter Dachziegeln oder Wandverkleidungen ohne Konterlattung. Auch hier wird die Wetter-haut nicht für den Wärmedurchlasswiderstand angerechnet. Für Rse gilt 0,04 m² K/W (siehe auch DIN EN ISO 10077-1).

Äußerer Wärmeübergangswiderstand Rse an das Erdreich

Der Rse-Wert von an das Erdreich grenzenden Bauteilen ist von der gewählten Berechnung des U-Wertes abhängig. Wird der Wärmeverlust dieser Bauteile genau nach DIN EN ISO 13370 berechnet, ist Rse = 0,04 m² K/W. Ein Ansatz eines Temperatur-Korrekturfaktors FG entfällt.

Wird der Wärmeverlust unter Berücksichtigung der FG-Werte nach DIN V 4108-6, Tabelle 3 oder nach DIN V 18599-2, Tabelle 3 berechnet, ist Rse = 0,00 m² K/W, da der Wärmeüber-gangswiderstand vom Erdreich an die Außenluft bereits bei der Ermittlung von FG berück-sichtigt wurde (siehe auch DIN EN ISO 10077-1).

Page 124: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-123

Tabelle 3.12: Wärmeübergangswiderstände Rs für die Ermittlung von Wärmeverlusten und für die Bestimmung von Oberflächentemperaturen an Bauteiloberflächen

Wärmeschutz nach

DIN EN ISO 6946

Tauwasser an Oberflächen

nach DIN 4108-2

Rsi Rse Rsi Rse Zeile Bauteil m² · K/W m² · K/W m² · K/W m² · K/W

1 Außenwände, Fenster u. Türen (außer Zeile 2) 0,13 0,04 0,25 0,04 2 Außenwände mit stark hinterlüfteter Außenhaut 0,13 0,13 0,25 0,04 3 Wände zu unbeheizten Räumen 0,13 0,13 0,17 0,17

Wände gegen Erdreich nach EnEV bei Verwen-dung von Temperaturkorrekturfaktoren Fx

0,13 0 0,25 nach DIN 4108, Beiblatt 2

nach DIN 4108, Beiblatt 2 4

nach DIN EN ISO 13370 0,13 0,04 5 Dächer gegen Außenluft (außer Zeile 6) 0,10 0,04 0,25 0,04 6 Dächer mit stark hinterlüftete Außenhaut 0,10 0,10 0,25 0,04 7 Decken zu unbeheizten Räumen (nach oben) 0,10 0,10 0,17 0,17 8 Decken zu unbeheizten Räumen (nach unten) 0,17 0,17 0,17 0,17 9 Decken gegen Außenluft (nach unten) 0,17 0,04 0,25 0,04

Böden gegen Erdreich nach EnEV bei Verwen-dung von Temperaturkorrekturfaktoren Fx

0,17 0 0,25 nach DIN 4108, Beiblatt 2

nach DIN 4108, Beiblatt 2 10

nach DIN EN ISO 13370 0,17 0,4

3.2.5.4 Wärmeübergangskoeffizient des Beispiel-Hauses

Nachfolgend werden die Wärmeübergangskoeffizienten für die Bauteile des Beispiel-Hauses zusammengestellt.

Tabelle 3.13: Zusammenstellung der Wärmeübergangskoeffizienten für das Beispiel-Haus

Nr. Bauteil Zeile n. Tabelle 3.12 Rsi Rse m² · K/W m² · K/W 1 Außenwände – verputzt 1 0,13 0,04 2 Außenwände – Anbau 2 0,13 0,13 3 Dachfläche Hauptgebäude 5 0,10 0,04 4 Haustür 1 0,13 0,04 5 Decke Eingang gegen Außenluft 9 0,17 0,04 6 Dachfläche Anbau 6 0,10 0,10 7 Kellerwand zu Erdreich 4 0,13 0 8 Bodenplatte beheizter Keller 10 0,17 0 9 Kellerdecke zu unbeheiztem Keller 8 0,17 0,17 10 Kellerinnenwände 3 0,13 0,13 11 Bodenplatte Anbau 10 0,17 0 12 Kellertüren 3 0,13 0,13 13 Außenwände Anbau gegen Dachraum 3 0,13 0,13

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3-124 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

3.2.6 Wärmedurchgangskoeffizient U

3.2.6.1 Wärmedurchgangskoeffizient von homogenen Bauteilen

Der sich aus den Wärmeübergangskoeffizienten und dem Wärmedurchlasskoeffizienten er-gebende Gesamtwärmestrom wird als Wärmedurchgangskoeffizient bezeichnet. Der Wärme-durchgangskoeffizient wird als reziproker Wert aus dem Wärmedurchgangswiderstand ge-bildet.

Bild 3.23: Wärmedurchgangskoeffizient

Der Wärmedurchgangskoeffizient kennzeichnet die Größe des Wärmestroms, der über eine Fläche von 1 m² aus dem Innenraum durch ein Bauteil an die Außenluft fließt, wenn die Temperaturdifferenz zwischen Innenluft und Außenluft 1 K beträgt.

Formelzeichen:

U = 1/RT W/(m² ⋅ K) (Formel 3.10)

RT = si j seR R R+ +∑ m² ⋅ K/W

RT = Wärmedurchgangswiderstand Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen Rse = Wärmeübergangswiderstand außen Rj = Wärmedurchlasswiderstand der Schicht j

Rechenbeispiel: Wärmedurchgang Ziegelwand Aufgabe: Wie groß ist der Wärmedurchgang durch eine beidseitig verputzte Ziegelwand?

Tabelle 3.14: Schichtaufbau für das Rechenbeispiel

Schicht d m

λ W/(m ⋅ K)

R m² ⋅ K/W

Rsi 0,130 Kalkgipsputz 0,015 0,70 0,021 Ziegel 0,365 0,33 1,106 Kalkzementputz 0,025 0,87 0,029 Rse 0,040 Summe RT = 1,326

U = 1/1,326 = 0,754 W/(m² K)

Page 126: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-125

Die Berechnung der U-Werte erfolgt unter der Annahme, dass zwischen der Innenluft und der Außenluft über lange Zeit ein gleichmäßiges Temperaturgefälle besteht. In der Praxis ist dies jedoch niemals gegeben, da sowohl die Außentemperatur als auch die Innentemperatur ständigen Schwankungen unterworfen ist. In dem in Bild 3.24 dargestellten Diagramm ist der Verlauf der Außen- und Innentemperatur für einen Wintertag aufgezeichnet.

Bild 3.24: Verlauf der Innen- und Außentemperaturen an einem Wintertag

Aus Bild 3.24 geht hervor, dass die Temperaturen niemals konstant sind. Diese Schwankun-gen führen in Abhängigkeit zur Wärmespeicherfähigkeit des Materials zu einem ungleichmä-ßigen Temperaturgefälle innerhalb der Wand und deren Oberflächen. Aufgrund der Vielzahl der den Wärmestrom beeinflussenden Faktoren ist deshalb damit zu rechnen, dass der tat-sächliche U-Wert von einem mit obigen Vorgaben berechneten Wert abweicht. Die oft prakti-zierte Methode, bei bestehenden Gebäuden aus einmalig gemessenen Temperaturen auf den U-Wert zu schließen, führt zu falschen Ergebnissen.

Zusätzlich zu den Temperaturschwankungen wird der U-Wert auch durch eine den Wärme-übergang behindernde Möblierung, von Vor- und Rücksprüngen an der Fassadenaußenseite sowie vom Feuchtegehalt der Baustoffe beeinflusst. Der U-Wert ist jedoch gut geeignet, um mit langfristigeren Durchschnittstemperaturen einen mittleren Wärmestrom für größere Zeit-räume zu berechnen.

3.2.6.2 Wärmedurchgangskoeffizient von inhomogenen Schichten (Fachwerke)

Der Wärmestrom für ein aus nebeneinander liegenden, unterschiedlichen Schichtungen be-stehendes Bauteil kann nach DIN EN ISO 6946 näherungsweise als Mittelwert berechnet werden.

Hilfreich ist die Berechnung eines mittleren U-Wertes insbesondere dann, wenn in Bauteilen, die aus Rippen und Gefache bestehen, unterschiedliche Baustoffe nebeneinander liegen.

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3-126 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Bild 3.25: Wärmeströme durch ein Bauteil mit unterschiedlichen nebeneinander liegenden Stoffen

In einem solchen thermisch inhomogenen Bauteil ergeben sich in den nebeneinander lie-genden Stoffen unterschiedlich große Wärmeströme. Dies bewirkt, dass sich innerhalb des Bauteils bei gleichem Abstand von der Oberfläche unterschiedliche Temperaturen einstellen.

Bild 3.26: Temperaturunterschied in homogenen und nicht homogenen Bauteilen

Weil zwischen unterschiedlich temperierten Bereichen immer ein Wärmestrom fließt, kommt es in thermisch inhomogenen Bauteilen nicht nur zu einem Wärmestrom von innen nach au-ßen, sondern auch zwischen den nebeneinander liegenden Stoffen. Aus dem wärmeren Be-reich eines Stofffeldes fließt ein Wärmestrom in den kälteren Bereich des benachbarten Stofffeldes.

Im Grenzbereich der beiden Stofffelder entstehen somit andere Temperaturen als in der Mit-te des jeweiligen Stofffeldes.

Bild 3.27: Wärmefluss zwischen unterschiedlich temperierten Bereichen

Page 128: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-127

Berechnungsalgorithmen Bis zur Einführung der EnEV 2002 wurde der mittlere Wärmedurchgang von Bauteilen mit nebeneinander liegenden Bereichen nach DIN 4108-5 wie folgt berechnet:

U = U1 A

AU...

AA

UAA n

n2

21 ⋅++⋅+ W/(m² K)

Anmerkung:

In der DIN 4108-5 stand für U die damals übliche Bezeichnung k. Für Fachwerke mit zwei nebeneinander liegenden Bereichen aus verschiedenen Stoffen er-gibt sich daraus:

U = A

AUAU 2211 ⋅+⋅ W/(m² K)

1996 wurde DIN EN ISO 6946 als teilweiser Ersatz für DIN 4108-5 eingeführt. Nach der Einführung der EnEV ist die Berechnung der Wärmeverluste jetzt nach dieser Norm durchzuführen. Darin wird ein Verfahren vorgeschlagen, mit dem der Wärmestrom zwischen unterschiedlich leitenden nebeneinander liegenden Materialien bei der Ermittlung des U-Wertes berücksichtigt wird. Zur Abschätzung des mittleren U-Wertes wird hierbei ein mittlerer Wärmedurchgangswider-stand RT,m aus einem oberen und einem unteren Grenzwert, R'T und R"T gebildet. RT,m ergibt sich daraus mit:

RT = T TR' R"2+ m² K/W .

(DIN EN ISO, 6946 Formel 4)

Der mittlere U-Wert errechnet sich aus RT,m mit:

U = m,TR

1 W/(m² K)

(DIN EN ISO, 6946 Formel 9)

Berechnung des oberen Grenzwertes nach DIN EN ISO 6946

U' = 'R

1

T W/(m² K)

'R1

T =

Tq

q

Tb

b

Ta

a

Rf

...Rf

Rf

+++ m² K/W

(DIN EN ISO 6946, Formel 5)

fa;b;q = Flächenanteile aus a;b;q / Gesamtfläche A RTa;b;q = Wärmedurchgangswiderstand des Teilabschnittes a, b, q RTa;b;q = Rsi + ΣR + Rse der Teilflächen a, b oder q

(Formel 3.11)

(Formel 3.12)

(Formel 3.13)

(Formel 3.14)

(Formel 3.15)

(Formel 3.16)

Page 129: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-128 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Zur Berechnung der Grenzwerte werden folgende Arbeitsschritte empfohlen.

Schritt 1 – Berechnung der Flächenanteile Der obere Grenzwert R'T ist der reziproke Wert des auf 1 K bezogenen Wärmestroms U'. Der Wärmestrom, der durch jedes der nebeneinander liegenden Felder fließt, ist proportional zu dessen Flächenanteil an der Gesamtfläche des Bauteils. Die Flächenanteile errechnen sich wie folgt:

Bild 3.28: Flächenanteile A in einem Bauteil mit zwei unterschiedlichen nebeneinander lie-genden Stoffen

fa = A

A a ; fb = AAb −

Schritt 2 – Berechnung der Wärmedurchgangswiderstände RT in den Feldern mit unterschiedlichen Stoffen Für ein aus zwei unterschiedlichen Bereichen bestehendes Fachwerk ergibt sich:

Bild 3.29: Wärmedurchgangswiderstände in einem Bauteil mit zwei unterschiedlichen ne-beneinander liegenden Stoffen

(Formel 3.17)

Aa Ab

A

R1

R3

ΣR R2,a

RT,aRse

Rsi

RT,b

R2,b

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-129

Es werden die R-Werte aller in einem Stofffeld vorhandenen Schichten ermittelt und mit den Wärmeübergangswiderständen Rsi und Rse zur RT summiert.

RTa = Rsi + ∑ +n

1sea RR m² K/W

RTb = Rsi + ∑ +n

1seb RR m² K/W

∑n

1aR = Summe der R-Werte aller im Feld Aa angeordneten Schicht

∑n

1bR = Summe der R-Werte aller im Feld Ab angeordneten Schicht

Schritt 3 – Berechnung von R'T

Der durch das gesamte Bauteil fließende Wärmestrom ergibt sich aus der Summe der Wär-meströme durch die unterschiedlichen Felder, bezogen auf deren jeweiligen Flächenanteil.

Es ergibt sich:

U' = AA

UAAU

AAU q

qb

ba

a ⋅++⋅+⋅ ... W/(m² K)

Für ein Fachwerk mit zwei nebeneinander liegenden Bereichen ergibt sich:

U' = A

AUAU bbaa ⋅+⋅ W/(m² K)

Bild 3.30: Unterschiedliche U-Werte in einem Fachwerk

Bezeichnet man das Sparrendach allgemein als Fachwerk,

steht für Aa = BR Breite Rippe,

Ab = BG Breite Gefache,

und für Ua = UR als U-Wert Rippe,

Ub = UG als U-Wert Gefache.

(Formel 3.18)

(Formel 3.18)

(Formel 3.19)

(Formel 3.20)

Ua Ub

Aa Ab

A

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3-130 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Bezieht man die Fläche auf 1 m Länge des Fachwerks, kann A durch die Feldbreiten B er-setzt werden. Es ergibt sich:

U' = GR

GGRR

BBBUBU

+⋅+⋅

W/(m² K)

Bild 3.31: Bezeichnung der Fachwerkteile

Damit entspricht der obere Grenzwert U' dem ursprünglichen mittleren U-Wert der alten DIN 4108-5.

R'T = 'U

1 m² K/W

Der so berechnete U-Wert entspricht nicht genau dem tatsächlichen Wert, da vernachlässigt wurde, dass zwischen den unterschiedlich temperierten Bereichen Rippe und Gefache auch ein Wärmeaustausch stattfindet (siehe Bild 3.26).

Bild 3.32: Flächenanteilige Wärmedurchlasskoeffizienten 1/Rj = Λj

Um dies auszugleichen, wird in weiteren Schritten der Wärmedurchgang des Bauteils so ermittelt, als wären die parallel zur Oberfläche liegenden Schichten mit nebeneinander lie-genden unterschiedlichen Stoffen thermisch homogen, d. h., als wären sämtliche Temperatu-ren parallel zur Oberfläche konstant. Erreicht werden könnte das durch gedankliches Zwi-schenschieben von perfekt wärmeleitenden Blechen zwischen sämtlichen Schichtgrenzen, also im oben genannten Beispiel zwischen Innenschale und Dämmung und zwischen Rip-pe/Gefache und Außenschale.

Diese Situation lässt sich wieder leicht berechnen, da wie vorhin auch wieder nur senkrechte Wärmeflüsse vorkommen. Durch die Bleche verschlechtert sich natürlich die Dämmung; der sich ergebende U-Wert wäre etwas größer, man erhält einen zu niedrigen Durchgangswider-stand, den sogenannten unteren Grenzwert R"T. Hierzu wird für jede (gedanklich von Ble-chen begrenzte) Schicht der flächengemittelte Durchlasskoeffizient bestimmt. Der Kehrwert gibt den für diese Schicht zuständigen mittleren Widerstand Ri. Zum Schluss werden alle Widerstände zu R"T zusammengezählt.

(Formel 3.21)

(Formel 3.22)

UR UG

BR

B + BR G

BG

fbRb

1Rj

Page 132: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-131

Schritt 4 – Berechnung des unteren Grenzwertes R"T

R"T = Rsi + ΣRj + Rse m² K/W

Rj = äquivalenter Wärmedurchlasswiderstand einer Schicht m² K/W

Um R"T zu berechnen, müssen zuerst die äquivalenten Wärmedurchlasswiderstände Rj einer Schicht bestimmt werden. Dies geschieht mit Schritt 5.

Schritt 5 – Berechnung des äquivalenten Wärmedurchlasswiderstandes Rj einer Schicht Zur Ermittlung von Rj einer Schicht wird der sich für jedes Feld ergebende Wärmedurchlass-koeffizient Λ in W/(m² K) mit dessen Flächenanteil multipliziert und zu den entsprechenden Produkten der anderen Felder addiert. Die Summe ergibt den flächengemittelten Λ-Wert ei-ner Schicht:

Λj = R1 W/(m² K)

Die Flächenanteile f und die R-Werte der einzelnen Schichtfelder wurden in den Schritten 2 und 3 bereits berechnet. Bei Ausführung der Berechnung kann deshalb Λi anstelle der

Summe aus den Produkten fj Λ, direkt aus f Rf

R1 = berechnet werden.

Die Berechnung von Rj kann auf zwei Wegen erfolgen:

entweder aus den einzelnen flächenanteiligen R-Werten über

Rj = Λ1

= 1 / jR

1

mit jR

1 aus

Λ = jR

1

=

q

q

b

b

a

a

Rf

...Rf

Rf

+++ W/(m² K)

(DIN EN ISO 6946, Formel 6) f = Flächenanteil Ra;b;q = Wärmedurchlasswiderstand der Schichtbereich a, b, q

oder mit der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit λi der Schicht i mit

Rj = dj / λj m² W/K

mit λj aus

λj = λa fa + λb fb + … + λq fq W/(m K)

Schritt 6 – Berechnung von R"T aus der Summe der Rj-Werte und den Wärmeübergangswiderständen Rs

R"T = Rsi + ∑ jR + Rse m² W/K

Mit dem so ermittelten Rj-Wert ist der untere Grenzwert R"T zu berechnen.

(Formel 3.24)

(Formel 3.23)

(Formel 3.25)

(Formel 3.26)

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3-132 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Schritt 7 – Berechnung des Mittelwertes aus oberem und unterem Grenzwert Aus R'T + R"T ergibt sich der Mittelwert RT:

RT = (R'T + R"T) / 2 m² K/W

(DIN EN ISO 6946, Formel 4)

Der mittlere U-Wert ist dann

U = 1 / RT W/(m² K)

(DIN EN ISO 6946, Formel 9)

Schritt 8 – Fehlerbewertung Wie weit der so ermittelte RT-Wert vom tatsächlichen Wert abweicht, lässt sich über den ma-ximalen relativen Fehler e in Prozent nach folgendem Ansatz abschätzen:

e = T

TT

RR"R' −

100 % %

(DIN EN ISO 6946, Formel 8)

Anmerkung:

In der DIN EN ISO 6946 heißt es hierzu: „Beträgt das Verhältnis oberer zu unterem Grenz- wert 1,5, ist der maximal mögliche Fehler 20 %. Der tatsächliche Fehler ist gewöhnlich viel geringer als der maximale Fehler. Dieser Fehler kann zur Bewertung herangezogen werden, um zu entscheiden, ob die mit diesem Verfahren erreichte Bemessungsgenauigkeit an-nehmbar ist hinsichtlich

– des Zwecks der Berechnung;

– des Anteils des Gesamtwärmestroms durch die Gebäudehülle, d. h. übertragen durch die Bauteile, deren Wärmedurchgangswiderstand nach diesem Verfahren bewertet wird;

– der Genauigkeit der Eingangsdaten“.

Empfehlung:

Wird e > 10 %, sollte das Bauteil mit einem Wärmebrücken-Programm berechnet werden.

(Formel 3.27)

(Formel 3.28)

(Formel 3.29)

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-133

Rechenbeispiel: Berechnung des mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten für ein Sparrendach ohne belüftete Wärmedämmung nach DIN EN ISO 6946

Bild 3.33: Sparrendach mit Vollsparrendämmung und Ausgleichs- bzw. Installationsschicht zwischen Konterlatten

Anmerkungen zum Dachaufbau:

Die Dachneigung wird mit < 60° angenommen, sodass sich Rsi und der R-Wert der Luft-schicht für einen nach oben gerichteten Wärmestrom ergibt. Die Wetterschutzschicht ist zur Vordeckung stark, aber kontrolliert hinterlüftet. Sie wird deshalb nicht mit einem R-Wert erfasst. Auch die Wetterschutzschicht wird nicht berücksichtigt. Dafür kann Rse = Rsi ange-nommen werden. Die zweite Schicht dient als Ausgleichs- und Installationsschicht und ist gedämmt. Die innere Gipskartonverkleidung ist auf quer zu den Sparren angebrachten Kon-terlatten befestigt.

Untersucht wird ein Dachausschnitt, in dem alle unterschiedlichen Baustoffe einmal erfasst sind. In Wärmestromrichtung ergeben sich vier Felder (a bis d) mit folgenden Materialien:

Feld a Wärmedämmung zwischen den Konterlatten der Ausgleichsschicht und Wärmedämmung zwischen den Sparren

Feld b Wärmedämmung zwischen den Konterlatten der Ausgleichsschicht und dem Holz der Spar-ren

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3-134 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Feld c Holz der Konterlattung in der Ausgleichsschicht und Wärmedämmung zwischen den Sparren

Feld d Holz der Konterlattung in der Ausgleichsschicht und dem Holz der Sparren.

Die Konterlattung der Dachkonstruktion wird nicht berücksichtigt, weil sich diese bereits in der Außenluft befinden.

Berechnung der Grenzwerte a) Berechnung des oberen Grenzwertes R’T

Zur Ermittlung des oberen Grenzwertes sind die R-Werte in den Feldern a bis d zu berech-nen.

Schritt 1 – Berechnung der Flächenanteile In Bild 3.33 sind die Abmessungen der vier Felder dargestellt, für die Anteile am Gesamtfeld zu berechnen sind. Das Gesamtfeld ist so groß, dass alle unterschiedlichen Schichtungen einmal enthalten sind.

Die Fläche und Flächenanteile sind in der Tabelle 3.15 berechnet.

Tabelle 3.15: Größe der Feldflächen Aj und deren Anteil f am Gesamtfeld A – Rechenbei-spiel

Feld Breite m

Höhe m

Fläche Aj m²

fj = Aj / A

Gesamt 0,80 0,50 0,400 1,000

Aa 0,70 0,45 0,315 0,788

Ab 0,10 0,45 0,045 0,113

Ac 0,70 0,05 0,035 0,088

Ad 0,10 0,05 0,005 0,013

Schritt 2 – Berechnung der Wärmedurchlasswiderstände RT in den Feldern a bis d

In der folgenden Tabelle 3.16 sind für jedes Feld die R-Werte aller übereinander liegenden Schichten berechnet und zu RT addiert.

Page 136: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-135

Tabelle 3.16: RT-Werte für den oberen Grenzwert – Rechenbeispiel

Feld a Feld b Material d λ R Material d λ R m W/(m K) m² · K/W m W/(m · K) m² K/W Rsi 0,100 Rsi 0,100 1 Gipskarton 0,0125 0,25 0,050 1 Gipskarton 0,0125 0,25 0,050 2 Mineralwolle 0,0300 0,04 0,750 2 Mineralwolle 0,0300 0,04 0,750 3 OSB-Platte 0,0220 0,13 0,169 3 OSB-Platte 0,0220 0,13 0,169 4 Mineralwolle 0,1600 0,04 4,000 4 Sparren Fi 0,1600 0,13 1,231 5 Bit. Holzfaser-

dämmplatte 0,0220 0,06 0,367 5 Bit. Holzfaser-

dämmplatte 0,0220 0,06 0,367 Rse 0,100 Rse 0,100 RTa 5,536 RTb 2,767 Feld c Feld d Material d λ R Material d λ R m W/(m · K) m² · K/W m W/(m · K) m² · K/W Rsi 0,100 Rsi 0,100 1 Gipskarton 0,0125 0,25 0,050 1 Gipskarton 0,0125 0,25 0,050 2 Konterlatten Fi 0,0300 0,13 0,231 2 Konterlatten Fi 0,0300 0,13 0,231 3 OSB-Platte 0,0220 0,13 0,169 3 OSB-Platte 0,0220 0,13 0,169 4 Mineralwolle 0,1600 0,04 4,000 4 Sparren Fi 0,1600 0,13 1,231 5 Bit. Holzfaser-

dämmplatte 0,0220 0,06 0,367 5 Bit. Holzfaser-

dämmplatte 0,0220 0,06 0,367 Rse 0,100 Rse 0,100 RTc 5,017 RTd 2,248

Schritt 3 – Berechnung von R'T

R'T = 1 / U' m² K/W

U' = 'R

1

T =

Td

d

Tc

c

Tb

b

Ta

a

Rf

Rf

Rf

Rf

+++ W/(m² K)

f = Flächenanteil des Feldes am Gesamtfeld = Ai / A siehe Tabelle 3.15

Der obere Grenzwert beträgt:

U' = 248,2013,0

017,5088,0

767,2113,0

536,5788,0 +++

= 0,208 W/(m² K)

R'T = 208,01 = 4,808 m² K/W

b) Berechnung des unteren Grenzwertes R"T

Zur Berechnung des unteren Grenzwertes wird aus den Λ-Werten der in einer Schicht ne-beneinander liegenden Materialien entsprechend der jeweiligen Flächenanteile ein Mittelwert Λj gebildet (sofern die Schicht nicht ohnehin nur aus einem Material besteht). Aus diesem mittleren Λ-Wert bestimmen sich dann die Widerstände, die in der Addition (zuzüglich der Wärmeübergangswiderstände) den Gesamtwiderstand R"T ergeben.

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3-136 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Schritte 4 und 5 – Berechnung der äquivalenten Wärmedurchlasswiderstände Rj und R"T

Die Berechnung erfolgt in der Tabelle 3.17. Dort sind in den Zeilen 1 bis 5 die Rj-Werte der entsprechenden Schichten 1 bis 5 wie folgt berechnet:

Schicht 1: Gipskarton Die Schicht ist homogen.

Rj,1 = 1

1dλ

nach Tabelle 3.16 = 0,05 m² K/W

Schicht 2: Ausgleichsschicht Die Schicht besteht aus Dämmstoff und Holzlatten.

Für den Dämmstoff ergibt sich:

Rj,2,D = D,2,j

; D,2,jΛ = 2,b

b

2,a

a

Rf

Rf

+

fa nach Tabelle 3.15 für Aa = 0,788, fb nach Tabelle 3.15 für Ab = 0,133, Ra,2 nach Tabelle 3.16 Feld a = 0,75 m² K/W Rb,2 nach Tabelle 3.16 Feld b = 0,75 m² K/W

Für die Holzlatten ergibt sich:

Rj,2,H = H,2,j

, H,2,jΛ = 2,d

d

2,c

c

Rf

Rf

+

fc nach Tabelle 3.15 für Ac = 0,088 fd nach Tabelle 3.15 für Ad = 0,013 Rc,2 nach Tabelle 3.16 Feld c = 0,231 m² K/W Rd,2 nach Tabelle 3.16 Feld d = 0,231 m² K/W

Schicht 3: OSB-Platte Die Schicht ist homogen.

Rj,3 = 3

3dλ

nach Tabelle 3.16 = 0,169 m² K/W

Schicht 4: Tragschicht Die Schicht besteht aus Dämmstoff und Holzsparren.

Für den Dämmstoff ergibt sich:

Rj,4,D = D,4,j

, D,4,jΛ = 4,c

c

4,a

a

Rf

Rf

+

fa nach Tabelle 3.15 für Aa = 0,788 fc nach Tabelle 3.15 für Ac = 0,088 Ra,4 nach Tabelle 3.16 Feld a = 4,00 m² K/W Rc,4 nach Tabelle 3.16 Feld c = 4,00 m² K/W

Page 138: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-137

Für die Holzsparren ergibt sich:

Rj,4,H = H,4,j

, H,4,jΛ = 4,d

d

4,b

b

Rf

Rf

+

fb nach Tabelle 3.15 für Ab = 0,113 fd nach Tabelle 3.15 für Ad = 0,013 Rb,4 nach Tabelle 3.16 Feld b = 1,231 m² K/W Rd,4 nach Tabelle 3.16 Feld d = 1,231 m² K/W

Schicht 5: bituminierte Holzfaserschicht Die Schicht ist homogen.

Rj,5 = 5

5dλ

nach Tabelle 3.16 = 0,367 m² K/W

R''T ergibt sich als Summe der letzten Spalte 1.

Tabelle 3.17: Berechnung von R''T

1 2 3 4 5

Schicht

Rf

W/(m² K)

Λ W/(m² K) Rj = Λ

1

m² K/W

Rsi 0,100

1 Gipskarton homogen 0,050

2

Ausgleichsschicht Mineralwolle Konterlattung

fa fb Ra,2 (0,788 + 0,113)/0,750 (0,088 + 0,013)/0,231

1,200 0,433 1,633

0,612

3 OSB-Platte homogen – 0,169

4

Tragschicht Mineralwolle Sparren

(0,788 + 0,088)/4,000 (0,113 + 0,013)/1,231

0,219 0,102 0,321

3,112

5 Bit. Holzfaserdämmplatte homogen – 0,367

Rse 0,100

R"T Summe 4,455

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3-138 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Schritt 6 – Mittelwerte Aus dem oberen und unteren Grenzwert ergibt sich der mittlere RT-Wert und daraus der U-Wert des Daches UD.

RT = (R'T + R"T) / 2 m² K/W

UD = 1 / RT W/(m² K)

RT = (4,808 + 4,455) / 2

= 4,631 m² K/W

UD = 0,216 W/(m² K)

Auf zwei Stellen gerundet:

UD = 0,22 W/(m² K)

Relative Rechengenauigkeit e: (4,808 – 4,55) / 4,631 = 7,6 %.

Anmerkung:

Ist in der Schicht 2 (Ausgleichs- bzw. Installationsschicht) keine Wärmedämmung vorhanden, kann diese Schicht als homogene Luftschicht betrachtet werden (siehe DIN EN ISO 10211-1 Anhang D.2).

Die im ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop (Buch- und Profi-CD) enthaltenen Rechenta-bellen zur U-Wert-Ermittlung ermöglichen auch die Bildung von mittleren U-Werten bei Fach-werken.

Tabelle 3.18: Bauteilflächen und U-Werte (Erläuterung hierzu im Programm ENGP)

Page 140: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-139

3.2.6.3 Wärmedurchgangskoeffizient von transparenten Bauteilen

Fenster/Fenstertüren:

Fenster bestehen wie Fachwerke aus nebeneinander liegenden Bauteilen mit unter-schiedlichen Stoffen aus dem Fensterrahmen und dem Fensterglas. Als Fensterglas werden heute fast ausschließlich Isoliergläser aus Zwei- oder Dreischeibenglas mit luft- oder gasge-füllten Zwischenräumen verwendet. Die Gläser sind mit einem Abstandshalter verklebt. Die-ser Abstandshalter bildet eine zusätzliche Wärmebrücke, die je nach Material unterschiedlich groß ist und bei einer genauen Berechnung berücksichtigt werden muss.

Im Bild 3.34 sind die Isothermen in einem Fensterrahmen dargestellt. Es ist deutlich erkenn-bar, wie sich im Bereich des Glasabstandshalters die Temperaturlinien spreizen. Die Wär-mestromlinien zeigen, wie aus dem Randbereich des Glases die Wärme fast parallel zur Glasoberfläche über die Glasabstandshalter geleitet wird.

Bild 3.34: Temperaturverlauf am Glasrand

Anmerkung:

Für die Isothermenberechnung wurde der Glasabstandshalter aus Aluminium schematisch aus Rechtecken eingegeben. Der Ausschnitt wurde überarbeitet.

Der Wärmedurchgangskoeffizient für Fenster UW ist somit abhängig von dem Wärmedurch-gangskoeffizienten des Rahmens Uf und der Rahmenfläche Af, dem U-Wert des Glases Ug und der Fläche des Glases Ag sowie dem von der Ausbildung der Glasabstandshalter ab-hängigen Wärmebrückenverlustkoeffizienten ψg und der Länge des Glasumfangs lg:

UW = fg

ggffgg

AAlUAUA

+⋅+⋅+⋅ ψ

W/(m² K)

AG = Fläche Glas m² Af = Fläche Rahmen m² lg = Umfang Glas m Ug = U-Wert Glas W/(m² K) Uf = U-Wert Rahmen W/(m² K) ψg = Wärmebrückenverlustkoeffizient Glasabstandshalter W/(m K)

(Formel 3.30) (DIN EN ISO 10077-1, Formel 1)

Page 141: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-140 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Die Berechnung des UW-Wertes kann erfolgen nach

– DIN EN ISO 10077-1, Tabelle F.1-4, oder durch Berechnung nach

– DIN EN ISO 10077-1, ggf. in der Verbindung mit DIN EN ISO 10077-2, oder durch Mes-sung nach

– DIN EN ISO 12567-2.

Die genauesten UW-Werte erzielt man durch eine Messung im Prüfstand. Gemessene UW-Werte können sich jedoch nur auf einen bestimmten Fenstertyp beziehen und sind deshalb produktgebunden. Kann man sich zum Zeitpunkt der Erstellung des Energieausweises dies-bezüglich schon festlegen, besteht die Möglichkeit, sich von einem Fensterhersteller die UW-Werte ermitteln zu lassen bzw., wenn der Hersteller ein entsprechendes Programm zur Ver-fügung stellt, den Wert selbst berechnen.

Bestimmung nach DIN EN ISO 10077-1, Tabelle F.1-4 In der Tabelle F.1-4 dieser Norm werden für eine Fenstergröße von 1,23 m 1,48 m (das entspricht in der Regel einer Rohbauöffnung von 1,26 m 1,51 m) Pauschalwerte für UW in Abhängigkeit vom Bemessungswert für den

– Rahmen Uf,

– dem des Glases Ug,

– dem Fensterflächenanteil und

– der Art des Abstandhalters (Randverbund) angegeben.

In der DIN EN ISO 10077-1, Anhang D werden Wärmedurchgangskoeffizienten von Rahmen angegeben.

Hinweis:

Auf dem Markt sind bereits wesentlich bessere Fensterrahmen erhältlich als in dieser Norm angegeben. In der Praxis sollten aus diesem Grund die U-Werte für Rahmen bei Fensterher-steller angefragt werden.

Berechnung des UW-Wertes nach DIN EN ISO 10077-1

Diese Norm enthält vereinfachte Algorithmen zur Berechnung der UW-Werte von Fenstern mit Einscheibenverglasung, z. B. Isolierverglasung sowie von Kasten- und Verbundfenstern. Weiterhin ist die Berechnung der UW-Werte von Fenstern mit opaken Füllungen und Fenstern mit geschlossenen Abschlüssen (Fensterläden, Rollläden) beschrieben.

Die genaue Berechnung des UW-Wertes wird in der Praxis empfohlen, dass Sie in der Regel zu genaueren Werten führt. Insbesondere bei großen Fensterflächen führt die genaue Be-rechnung, wie nachfolgend erläutert, zu besseren Werten.

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-141

Rechenbeispiel: Berechnung des U-Wertes für eine Fenstertür

Schritt 1 – Berechnung der Flächen Die Flächen für Rahmen und Glas ergeben sich aus der Gesamtgröße des Fensters und der Breite der Fensterrahmen.

Bild 3.35: Anrechenbare Breiten für Rahmen und Glasflächen

Als Gesamtfläche AW des Fensters wird für diese Berechnung die größere der von beiden Seiten sichtbaren Fensterflächen angenommen. Dies ist wegen der geringeren Stärke des Innenputzes in der Regel die Fläche der Innenansicht.

Die Breite des sichtbaren Fensterrahmenanteils ist in der DIN 68121-2 in Abhängigkeit zur Fenstergröße festgelegt.

Anmerkung:

Für die Berechnung der Wärmeverluste und Wärmegewinne gelten die lichten Rohbaumaße (siehe Kapitel 2 „Gebäudegeometrie“).

Schritt 2 – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten des Glases UG

Die Berechnung von Ug erfolgt nach DIN EN ISO 10077-1 Abschnitt 5.2.2 für Mehrscheiben-Isolierverglasung nach der Formel

Ug = 1 / ( + + +λ∑ ∑j

se sj sij j

dR R R ) W/(m² K)

Rsi = innerer Wärmeübergangswiderstand 0,13 m² K/W Rse = äußerer Wärmeübergangswiderstand 0,04 m² K/W λj = Wärmeleitfähigkeit des Glases Liegen keine genaueren Angaben vor λ = 1,0 W/(m K) dj = Dicke des Glases, in der Regel 4 mm m Rsj = Wärmedurchlasswiderstand der Luftschicht j, nach Tabelle C.1 nach DIN EN ISO 10077-1 m² K/W

(Formel 3.31) (DIN EN ISO 10077-1, Formel 6)

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3-142 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

In der DIN EN ISO 10077-1, Tabelle C.1 sind RS-Werte von Luftschichten für Zweischeiben-Isolierverglasung sowie von unbelüfteten Luftzwischenräumen für Verbund- und Kastenfens-ter in Abhängigkeit vom Emissionsgrad angegeben.

Tabelle 3.19: RS-Werte von Luftschichten nach DIN EN ISO 10077-1, Tabelle C.1 (Auszug)

einseitige Beschichtung mit normalen Emissionsgrad von: Dicke des Luftraumes (mm)

0,1

0,2

0,4

0,8

beide Seiten unbeschichtet

12 0,376 0,316 0,247 0,182 0,173

15 0,446 0,363 0,276 0,197 0,186

In der DIN EN ISO 10077-1, Tabelle C.2 sind Ug-Werte für eine Reihe von Glasarten mit un-terschiedlichen Gasfüllungen angegeben:

Tabelle 3.20: Ug-Werte für Zweischeiben-Isolierglas, eine Scheibe beschichtetes Glas nach DIN EN ISO 10077-1, Tabelle C.2 (Auszug)

Scheibenmaß Gasfüllung

Luft Argon Krypton SF6

Mm W/(m² K) W/(m² K) W/(m² K) W/(m² K)

normaler Emissionsgrad ≤ 0,1

4 – 12 – 4 1,8 1,5 1,3 2,3

4 – 15 – 4 1,6 1,4 1,3 2,3

normaler Emissionsgrad ≤ 0,05

4 – 15 – 4 1,5 1,2 1,1 2,2

Tabelle 3.21: Richtwerte für den Gesamt-Energiedurchlassgrad g transparenter Bauteil nach DIN V 4108-6, Tabelle 6 (Auszug)

transparentes Bauteil Gesamt-Energiedurchlassgrad g

Einfachverglasung 0,87

Doppelverglasung 0,75

Wärmeschutzverglasung, doppelverglast mit selektiver Beschichtung 0,50 bis 0,70

Dreifachverglasung, normal 0,60 bis 0,70

Dreifachverglasung, mit zweifach selektiver Beschichtung 0,35 bis 0,50

Sonnenschutzverglasung 0,20 bis 0,50

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-143

Schritt 3 – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten der Rahmen Uf

Die Uf -Werte können mit geeigneten Berechnungsverfahren (finite Elemente- oder finite Dif-ferenzverfahren) errechnet oder gemessen werden. Liegen keine genaueren Werte vor, sind die in der DIN EN ISO 10077-1 in den Tabellen D.1 für Kunststoffrahmen mit Metalleinfas-sung, oder in Bild D.2 für Metall-Holz-Rahmen (Ausschnitt siehe Bild 3.35), oder in Bild D.4 für Metallrahmen zu verwenden.

Für Holzfenster sind an einem Diagramm in Bild 3.36 Uf -Werte in Abhängigkeit zur Rahmen-dicke abzulesen. Daraus ergibt sich für eine Rahmenstärke von 68 mm ein Uf -Wert von ca. 1,8 W/(m² K) für Fenster aus Nadelholz.

Bild 3.36: Wärmedurchgangskoeffizienten von Metall-Holz-Rahmen in Abhängigkeit der Rahmendicke df (Quelle: DIN EN ISO 10077-1, Bild D.2)

Schritt 4 – Bestimmung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ψ

ψ-Werte für Abstandshalter aus Aluminium und Stahl sind in der Tabelle E.1 der DIN EN ISO 10077-1 angegeben.

Danach ist ψ

– für Holz- und Kunststoffrahmen mit Zweischeiben- oder Dreischeiben-Isolierverglasung, unbeschichtetes Glas, Luft- oder Gaszwischenraum = 0,04 W/(m K),

– mit Zweischeiben-Isolierverglasung mit niedrigem Emissionsgrad, Dreischeiben-Isolierverglasung mit zwei Beschichtungen und niedrigem Emissionsgrad = 0,06 W/(m K).

ψ (psi) ist der lineare Wärmebrückenverlustkoeffizient in W/(m K). Dieser Wert berechnet sich aus der Differenz des U-Wertes am Glasrand und dem U-Wert im ungestörten Bereich des Glases.

Anmerkung:

Auf dem Markt werden auch Glasabstandshalter mit geringerer Wärmeleitfähigkeit angeboten.

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3-144 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Rechenbeispiel: Berechnung des UW-Wertes einer Fenstertür nach DIN EN ISO 10077-1

Schritt 1 – Berechnung der Flächenanteile Fenster W 103 des Beispiel-Hauses (siehe Kapitel 2.5)

Bild 3.37: Fenstermaße für Rechenbeispiel

Rahmenbreiten

Für das Beispiel-Haus werden folgende Rahmenbreiten angenommen: Fenster fest: 70 mm Fenster Flügel: 110 mm Mitte: 180 mm Damit ergeben sich folgende Flächenanteile: Berechnung von Ag, Af und lg: Ag = 0,87 1,955 + 0,79 1,875 Ag = 3,18 m² Af = 2,02 2,095 – 3,18 Af = 1,05 m² lg = 2 (0,87 + 1,955) + 2 (0,79 + 1,875) lg = 10,98 m

Schritt 2 – Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten UW

Gewählt für das Beispiel-Haus:

Glas: Ug nach Tabelle C2 der DIN EN ISO 10077-1 Dreischeiben-Isolierverglasung 4-12-4-12-4 zwei Scheiben beschichtet Emissionsgrad ≤ 0,15 Gasfüllung Krypton

Ug = 0,7 W/(m² K)

ψ-Wert: Kunststoffabstandshalter

ψ = 0,06 W/(m K)

Rahmen: nach Herstellerangaben

d = 70 mm

Uf = 1,1 W/(m K)

Berechnung von UW:

UW = (3,18 0,7 + 1,05 1,1 + 10,98 0,04) / (3,18 + 1,05) = 2,22 + 1,155 + 0,44 / 4,23 = 3,815 / 4,126 = 0,92 W/(m² K)

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-145

Anmerkung:

Der UW-Wert ist mit zwei Kommastellen zu bestimmen.

Die Ermittlung des UW-Wertes ist auch mit der in dem Programm ENGP-bautop (Profi-CD) enthaltenen Rechentabelle möglich.

Mit dem Rechenprogramm ARCHIDISK ENGP-bautop auf der Profi-CD kann mit dem Ar-beitsblatt „Fensterdaten“ in der Baustoffbibliothek der UW nach DIN EN ISO 10077-1 ermittelt werden.

Tabelle 3.22: Berechnung des mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten UW mit ENGP-bautop

Hinweis:

Die leichte Abweichung von UW zwischen der Berechnung per Hand und der Berechnung mit dem Programm ENGP-bautop beruhen auf unterschiedlichen Rundungen der Zwischener-gebnisse und der Annahme einer mittleren Rahmenbreite von 0,09 m bei der Berechnung mit dem Programm ENGP-bautop.

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3-146 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

3.2.6.4 Wärmedurchgangskoeffizient von keilförmigen Schichten

Flachdächer, die als Warmdach ausgeführt werden, müssen an jeder Stelle ein Gefälle von ≥ 2 % aufweisen. Das Gefälle kann entweder durch eine geneigte Oberfläche der Dachde-cke, durch Aufbringen eines Gefälleestrichs oder durch Auflegen einer keilförmigen Wärme-dämmung (Dämmkeile) hergestellt werden. Die Anordnung von Dämmkeilen aus PS-Hart-schaum wird wegen des geringeren Deckengewichts und der einfachen Verarbeitungsweise immer häufiger durchgeführt. Für die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten von keilförmigen Schichten gelten andere Algorithmen als für solche mit parallelen Oberflächen. Dies wird nachfolgend erläutert.

Wie unter Kapitel 3.2.6 beschrieben errechnet sich der Wärmedurchgangskoeffizient U als reziproker Wert aus der Summe der Wärmeübergangs- und Wärmedurchlasswiderstände RT.

U = 1 / RT W/(m² K)

RT = Rsi + R1 + R2 + … + Rn + Rse m² K/W

R = λd

m² K/W

Bei einer Schicht mit zunehmender Dicke d verändert sich der U-Wert nicht geradlinig, da bei einem Bruch der Quotient umso kleiner wird, je größer der Nenner ist.

In Bild 3.38 ist erkennbar, dass sich die U-Wert-Differenz mit zunehmender Dämmstoffdicke immer weniger verringert, wodurch die erzielte Energieeinsparung immer kleiner wird.

Bild 3.38: Veränderung der U-Werte bei zunehmender Dämmstoffdicke

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-147

In der Praxis wird zur Ermittlung des U-Wertes von keilförmigen Schichten häufig eine gemit-telte Schichthöhe verwendet oder mit abgestuften Feldern gerechnet. Dies entspricht jedoch nicht der für die Erstellung des Wärmeschutznachweises zugrunde zu legenden DIN EN ISO 6946 und führt zu falschen Ergebnissen.

Zur Darstellung der sich hierbei ergebenden Abweichungen wird nachfolgend der U-Wert einer keilförmigen Dämmschicht über

a) gemittelte Schichthöhe,

b) abgestufte Felder ermittelt und

c) die Ergebnisse mit einem der Norm entsprechenden Berechnungsverfahren verglichen.

Rechenbeispiel: Flachdach a) Berechnung des U-Wertes mit der mittleren Höhe der Keilschicht

Bild 3.39: Dämmkeil für die U-Wert-Berechnung aus mittlerer Schichthöhe

Gegeben:

d0 = 0,05 m d1 = 0,20 m λ = 0,04 W/(m K) Rsi = 0,10 m² K/W Rse = 0,04 m² K/W

Formeln:

Um = 1/(Rsi + 0 m

sed d Rλ λ

+ + ) W/(m² K)

dm = d1/2 m

Berechnung:

dm = 0,20 / 2 = 0,10 m

Um = 1/(0,10 + 0,05 0,10 0,040,04 0,04

+ + )

Um = 0,257 W/(m² K)

(Formel 3.32)

Page 149: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-148 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

b) Berechnung des U-Wertes mit abgestuften Feldern

Bild 3.40: Dämmkeil für die U-Wert-Berechnung mit abgestuften Schichthöhen

Formeln:

Um = 1 1 2 2 n n

G

U F U F ... U FF

⋅ + ⋅ + + ⋅ W/(m² K)

Bei gleichgroßen Flächen F ergibt sich:

Um = (U1 + U2 + ... + Un) G

FF

W/(m² K)

Ui = 1 /( 0 i,msi se

d dR R+ + +λ λ ) W/(m² K)

di,m = d1 + 2

dd i1i2 − m

Ri = i,mdλ

m² K/W

Gegeben:

FG = 10 m d1 = 0,2 m d0 = 0,05 m dm,1 = 0,025 m dm,2 = 0,075 m dm,3 = 0,125 m dm,4 = 0,175 m λ = 0,04 W/(m K)

(Formel 3.33)

(Formel 3.34)

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-149

Berechnung:

Ui = 1 / (0,10 + + +i0,05 R 0,040,04 )

= 1/(1,39 + Ri)

R1 = 0,0250,04 = 0,625 m² K/W

R2 = 0,0750,04 = 1,875 m² K/W

R3 = 0,1250,04 = 3,125 m² K/W

R4 = 0,1750,04 = 4,375 m² K/W

Ui,1 = 1 / (1,39 + 0,625) W/(m² K)

= 0,496

Ui,2 = 0,306 W/(m² K)

Ui,3 = 0,221 W/(m² K)

Ui,4 = 0,173 W/(m² K)

Um = (0,496 + 0,306 + 0,221 + 0,173) 2,510 W/(m² K)

Um = 0,299 W/(m² · K)

c) Für eine genaue Berechnung sind in der DIN EN ISO 6946 folgende Formeln angegeben:

Keile mit rechteckigen Flächen

Bild 3.41: Dämmkeil rechteckig auf Unterkonstruktion (Quelle: DIN EN ISO 6946, Bild C.2.1)

Um = 1

1 0

1 Rln 1R R

⎛ ⎞+⎜ ⎟⎝ ⎠

W/(m² K)

R1 = λ

1d

R0 = R-Wert der Schichten mit parallelen Oberflächen

(Formel 3.35) (DIN EN ISO 6946, Formel C.1)

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3-150 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Keile mit dreieckigen Flächen, dickste Stelle am Scheitelpunkt

Bild 3.42: Dämmkeil dreieckig, Hochpunkt am Scheitel (Quelle: DIN EN ISO 6946, Bild C.2.2)

Um = ⎡ ⎤⎛ ⎞⎛ ⎞+ + −⎢ ⎥⎜ ⎟⎜ ⎟⎝ ⎠ ⎝ ⎠⎣ ⎦

0 1

1 1 0

2 R R1 ln 1 1R R R

W/(m² K)

Keile mit dreieckigen Flächen, dünnste Stelle am Scheitelpunkt

Bild 3.43: Dämmkeil dreieckig, Tiefpunkt am Scheitel (Quelle: DIN EN ISO 6946, Bild C.2.3)

Um = 0 1

1 1 0

2 R R1 ln 1 R R R

⎡ ⎤⎛ ⎞− +⎢ ⎥⎜ ⎟⎝ ⎠⎣ ⎦

W/(m² K)

R1 = 1

1

m² K/W

Um = mittlerer Wärmedurchgangskoeffizient der Teilfläche R1 = Wärmedurchlasswiderstand des Keils an der dicksten Stelle R1 = d1/λ1 R0 = Wärmedurchgangswiderstand RT ohne die keilförmige Schicht (einschließlich der Unterkonstruktion und der Wärmeübergangswiderstände Rsi und Rse)

Der Wärmedurchgangskoeffizient U für die gesamte Dachfläche ergibt sich aus den Um-Wer-ten der einzelnen Teilflächen wie folgt:

U = ΣUi Ai / ΣAi W/(m² K)

Ai = Fläche eines Keils

Der Wärmedurchgangswiderstand RT für die gesamte Dachfläche ergibt sich wie folgt:

RT = 1/U m² K/W

(Formel 3.36) (DIN EN ISO 6946, Formel C.2)

(Formel 3.37) (DIN EN ISO 6946, Formel C.3)

(Formel 3.38) (DIN EN ISO 6946, Formel C.5)

(DIN EN ISO 6946, Formel C.6)

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-151

Bild 3.44: Beispiele für die Unterteilung von Dächern in einzelne Teile (nach DIN EN ISO 6946, Bild C.2)

Rechenbeispiel: Berechnet man mit Formel C.1 den in Bild 3.39 dargestellten Dämmkeil, ergibt sich folgender U-Mittelwert (hier ohne Unterkonstruktion):

Um = 1

1 0

1 R ln 1R R

⎛ ⎞+⎜ ⎟⎝ ⎠

W/(m² K)

für

d1 = 0,20 m

R1 = 0,20/0,04

= 5,0 m² K/W

R0 = 0,05/0,04 + 0,10 + 0,04

= 1,39 m² K/W

Um = 1 5 ln 15 1,39

⎛ ⎞+⎜ ⎟⎝ ⎠

= 0,2 ln 4,6

= 0,2 1,53

= 0,306 > 0,257 U-Mittelwert W/(m² · K)

Die Untersuchung zeigt, dass die U-Wert-Berechnungen mit mittleren Schichtdicken einen zu kleinen U-Wert ergeben.

(Formel 3.39) (DIN EN ISO 6946, Formel C.1)

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3-152 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

3.2.6.5 Wärmedurchgangskoeffizient U der Bauteile des Beispiel-Hauses

Nachfolgend werden die U-Werte der einzelnen Bauteile des Beispiel-Hauses im Istzustand mit den Tabellen des Programms ENGP-bautop berechnet.

Tabelle 3.23: B1 Außenwände – verputzt

Tabelle 3.24: B2 Außenwände – Anbau

Tabelle 3.25: B3 Dachfläche Hauptgebäude

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-153

Tabelle 3.26: B4 Haustür

Tabelle 3.27: B5 Decke Eingang zur Außenluft

Tabelle 3.28: B6 Dachfläche Anbau

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3-154 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Tabelle 3.29: B7 Kellerwand zu Erdreich

Tabelle 3.30: B8 Bodenplatte des beheizten Kellers

Tabelle 3.31: B9 Decke zu unbeheiztem Keller

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-155

Tabelle 3.32: B10 Kellerinnenwände

Tabelle 3.33: B11 Bodenplatte Anbau

Tabelle 3.34: B12 Kellertüren

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3-156 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Tabelle 3.35: B 13 Außenwand zu unbeheiztem Dachraum Anbau

Tabelle 3.36: U-Werte der Fenster

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-157

3.2.7 Temperatur-Korrekturfaktor Fx

3.2.7.1 Erläuterung

Die DIN EN ISO 6946 beschreibt die Berechnung der U-Werte nur für Bauteile, die an die Außenluft angrenzen. Lediglich für Dachräume und kleine unbeheizte Räume, wie z. B. Garagen, Lagerräume und Wintergärten, wird ein vereinfachtes Verfahren zur Ermittlung eines für unbeheizte Räume mit mehr oder weniger stehenden Luftschichten anzusetzenden RU-Wertes vorgeschlagen (siehe Abschnitt 5.4 der Norm). Die genaue Berechnung für an das Erdreich angrenzende Bauteile erfolgt nach DIN EN ISO 13370.

Für den öffentlich-rechtlichen Nachweis nach EnEV können bei nicht an die Außenluft gren-zenden Bauteilen zur Vereinfachung die Wärmedurchlasswiderstände der Schichten von deren äußerer Oberfläche bis zur Außenluft durch einen Temperatur-Korrekturfaktor Fx er-setzt werden.

– Bei Berechnung nach DIN V 4108-6 sind die Temperatur-Korrekturfaktoren Fx aus der Tabelle 3 dieser Norm zu verwenden.

– Bei Berechnung nach DIN V 18599-2 sind die Temperatur-Korrekturfaktoren Fx aus der Tabelle 3 dieser Norm zu verwenden.

Beide Tabellen sind weitgehend identisch.

Hinweis:

Bei fließendem Grundwasser sind die Fx-Werte um 15 % zu erhöhen.

(siehe auch „Temperatur-Korrekturfaktoren“ im Kapitel 9 „Faktoren der Energiebilanz“).

Bild 3.45: Fx-Werte für das MB-V (Monatsbilanzverfahren, nach DIN V 4108-6)

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3-158 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Im Folgenden werden die Fx-Werte nach der Zeilennummerierung (Z.) in der Tabelle 3 der jeweiligen Norm erläutert.

Fxi für Bauteile über dem Erdreich

Z. 1 an Außenluft angrenzenden Bauteile Außenwände, Fenster, Decken Fe = 1,0

Z. 2 Dach (auch Bauteile nach unten) Fe = 1,0

Z. 3 Geschossdecke zum nicht ausgebauten Dachraum FD = 0,8 (siehe auch Erläuterungen zu Bild 3.46)

Z. 4 Wände und Decken zu Abseiten (Drempel) Fu = 0,8

Z. 5 Wände und Decken zu unbeheizten Räumen Fu = 0,5

Z. 6 Wände und Decken zu niedrig beheizten Räumen (12 bis 19 °C) Fn,b = 0,35

Diese Zeile gibt es in DIN V 18599-2, Tabelle 3 nicht, da niedrig beheizte Räume als eigene Zone zu behandeln sind. In Allgemeinen sind niedrig beheizte Räume bei Berechnungen von Wohngebäuden nicht vorhanden.

Fxi für Wände und Fenster sowie für Böden und Decken des unbeheizten Glasvorbaus in Abhängigkeit der Verglasung Z. 7 Einfachverglasung Fu = 0,8

Z. 8 Zweischeibenverglasung Fu = 0,7

Z. 9 Wärmeschutzverglasung Fu = 0,5

Ergänzung:

Für Wände und Decken zu Räumen mit wesentlich niedrigeren Innentemperaturen (θi ≤ 10 °C bis + 5 °C), z. B. Treppenräume von Wohngebäuden, die unmittelbar an das be-heizte Volumen grenzen, gilt Fu = 0,5.

Erläuterung:

Fx-Werte bei ausgebauten Dachgeschossen

Für die Lage der Wärmedämmung sind grundsätzlich drei Varianten mit jeweils unterschied-lichen Fx-Werten denkbar (vgl. Bild 3.46).

Variante a) Variante b) Variante c)

Bild 3.46: Fx-Werte für den Dachgeschossausbau

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-159

a) Gesamte Dachfläche ist gedämmt, Raumabtrennung ist nicht gedämmt:

Hier bildet die Systemgrenze die gedämmte Dachfläche. Die gedämmte Dachfläche ge-hört zur Hüllfläche. Das Volumen des beheizten und des nicht beheizten Dachraumes zählt zusammen zum beheizten Volumen. Die Raumabschlüsse bleiben unberücksichtigt.

Fx = 1

b) Dachfläche und Raumabschlüsse sind gedämmt:

Die Systemgrenze wird durch die Raumabschlüsse gebildet.

Durch die zusätzliche Dämmung der Dachfläche über den unbeheizten Bereichen führt der pauschalierte Fx-Wert von 0,5 zu ungünstigeren Ergebnissen als bei einer genaueren Berechnung des U-Wertes für unbeheizte Räume nach DIN EN ISO 6946 oder DIN EN ISO 13789. Bei einer genaueren Berechnung des U-Wertes entfällt die Anwendung des Fx-Wertes.

c) Wärmedämmung besteht nur in den Raumabschlüssen:

Die Systemgrenze ist die Raumbegrenzung.

Für die Abseitenwand und die Decke kann entweder Fx = 0,8 für den U-Wert dieser Bau-teile angesetzt oder der genaue U-Wert nach DIN EN ISO 6946 oder DIN EN ISO 13789 berechnet werden.

FG-Werte für Bauteile des unteren Gebäudeabschlusses

Allgemeine Erläuterungen:

Die in der DIN angegebenen FG-Werte für an das Erdreich angrenzende Bauteile wurden auf der Grundlage genauer Berechnungen nach DIN EN ISO 13370 ermittelt.

Bei der Berechnung des Wärmestroms durch die Bodenplatte über das Erdreich an die Au-ßenluft spielt der Wärmedurchlasswiderstand des Erdreichs und damit die Strecke von der Bodenplatte zur Außenluft eine erhebliche Rolle. Diese ist bei einer quadratischen Boden-platte größer als bei einer aus einem schmalen Rechteck. Um den sich aus diesen geometri-schen Verhältnissen ergebenden Wärmestrom anzunähern, wurden in DIN V 4108-6 und DIN V 18599, Tabelle 3 die FG-Werte für drei Bereiche in Abhängigkeit des sich aus der Flä-che AG zum Umfang P der Bodenplatten von beheizten Räumen ergebenden B'-Wertes an-gegeben.

B' = AG / (0,5 P) B' = charakteristisches Bodenplattenmaß in m AG = Fläche der Bodenplatten von beheizten Räumen in m² (zu Erdreich und zum unbeheizten Keller getrennt

bis zur Systemgrenze berechnet) P = Umfang der Bodenplatten

(Summe der Außenmaße, die an das Erdreich und an unbeheizte Keller angrenzen. An das Erdreich grenzende Strecken der Bodenplatte werden von dem Umfang der Kellerdecke abgezogen. Strecken zu beheizten Nachbargebäuden werden nicht mitgerechnet.)

Angegeben sind die FG-Werte für B' < 5, 5 – 10 und > 10 m.

Die B'-Werte werden für den Boden eines beheizten Raumes zum Erdreich oder eines unbe-heizten Kellers berechnet. Für die Berechnung des P-Wertes wird jede das Erdreich berüh-rende Außenkante nur einmal berücksichtigt, im Kellerboden oder in der Kellerdecke (siehe Rechenbeispiel).

Anmerkung:

In der DIN V 4108-6 ist diesbezüglich keine Auslegung enthalten.

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3-160 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Da der Wärmestrom auch vom Wärmedurchlasswiderstand der erdberührenden Bauteile abhängt, erfolgt eine weitere Unterteilung für diesbezügliche Rf - bzw. RW-Werte ≤ 1 bzw. > 1 m² K/W. Bei der Bestimmung dieser R-Werte ist zu beachten, dass bei innen liegender Wärmedämmung nur die Schichten innerhalb der Feuchtigkeitssperre, bei Perimeterdäm-mung alle Schichten bis Außenkante Dämmung anzurechnen sind.

Rf = Wärmedurchlasswiderstand der Bodenplatte (gilt für Zeilen 10; 12; 18)

RW = Wärmedurchlasswiderstand der Kellerdecke (gilt für Zeile 11)

Anmerkung:

Zur groben Abschätzung:

R ≥ 1 m² K/W ergibt sich bei Vernachlässigung der übrigen Schichten schon bei einer Dämmschichtdicke von ≥ 0,04 m aus einem Material mit einem λ-Wert von ≥ 0,04 W/(m K).

Indizes der Fx-Werte:

Bauteile, die an das Erdreich angrenzen, erhalten allgemein den Index G. Bei unterschiedli-chen Fx-Werten für Boden und Wand wird FG für den Fußboden mit Fbf und für die Wand mit Fbw spezifiziert.

Erläuterungen der FG-Werte nach Tabelle 3 der DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2

Tabelle 3.37: FG-Werte für beheizte Kellerräume – DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 (Auszug)

B' [m]

< 5 5 bis 10 > 10

Z. nach DIN V 4108-6, Tabelle 3 (Z.) nach DIN V 18599-2, Tabelle 3

Rf bzw. Rw

Zeile (Z.)

Bauteil ≤ 1 >1 ≤ 1 >1 ≤ 1 >1

10 (9) Fußboden des beheizten Kellers FG = Fbf 0,30 0,45 0,25 0,40 0,20 0,35

11 (10) Wand des beheizten Kellers FG = Fbw 0,04 0,60 0,40 0,60 0,40 0,60

Hinweis:

Für Bauteile, die den beheizten Keller gegen das Erdreich abgrenzen, gelten in Abhängigkeit zum B'-Wert und vom Rf - bzw. Rw-Wert die angegebenen Fbf -Werte.

Für die Außenwände des beheizten Kellers gilt der B'-Wert des Kellerbodens.

Page 162: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-161

Tabelle 3.38: FG-Werte für Decken auf Erdreich ohne Keller nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 (Auszug)

B' [m]

< 5 5 bis 10 > 10

Z. nach DIN V 4108-6, Tabelle 3 (Z.) nach DIN V 18599-2, Tabelle 3

Rf bzw. Rw

Zeile (Z.)

Bauteil ≤ 1 >1 ≤ 1 >1 ≤ 1 >1

12 (11) Fußboden auf Erdreich ohne Rand-dämmung

FG = Fbf 0,45 0,60 0,40 0,50 0,25 0,35

13 (12) 14 (13)

Fußboden auf Erdreich mit Randdämmung – 5 m breit, waagrecht – 2 m tief, senkrecht

FG = Fbf

0,30 0,25

0,25 0,20

0,20 0,15

Anmerkung:

Für Bodenplatten von nicht unterkellerten Gebäuden, die also direkt auf dem Erdreich auflie-gen, werden drei Varianten unterschieden.

Aufgeführt sind Fußboden auf dem Erdreich ohne oder mit 5 m breiter, waagerechter oder mit 2 m senkrechter Randdämmung.

Bild 3.47: Randdämmung von Fußböden auf Erdreich (Interpretation der DIN-Normen)

Anmerkung:

Der Mindest-Wärmeschutz nach DIN 4108-2 von R = 0,9 m² K/W muss auf einer Breite > 5 m immer vorhanden sein.

Z. 12 (11) Fußböden ohne Randdämmung haben entweder eine über die gesamte Fläche durchgehende oder bis ≥ 5 m vom Plattenrand eingebaute Wärmedämmung mit einem R-Wert, der mindestens 0,9 m² K/W nach DIN 4108-2, Tabelle 3 ent-spricht.

Z. 13 (12) Fußböden auf Erdreich mit einer Randdämmung bis 5 m breit waagerecht verlaufend, haben zusätzlich zur Mindestdämmung an den Rändern der Boden-platte eine Wärmedämmung.

Z. 14 (13) Fußböden auf Erdreich haben einen auf der Gründungsmauer befestigten Dämmstreifen bis zu einer Tiefe von 2 m, senkrecht verlaufend, weiterhin haben diese mindestens auf einer Breite von 5 m eine dem Mindest-Wärmeschutz ent-sprechenden R-Wert > 0,9 m² K/W.

Page 163: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-162 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Tabelle 3.39: FG-Werte für Kellerdecken und Kellerinnenwände nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 (Auszug)

B' [m]

< 5 5 bis 10 > 10

Z. nach DIN V 4108-6, Tabelle 3 (Z.) nach DIN V 18599-2, Tabelle 3

Rf bzw. Rw

Zeile (Z.)

Bauteil ≤ 1 >1 ≤ 1 >1 ≤ 1 >1

15 (14) 16 (15)

Kellerdecke und Kellerinnenwand – zum unbeheizten Keller mit Peri-

meterdämmung – zum unbeheizten Keller ohne

Perimeterdämmung

FG

0,55

0,70

0,50

0,65

0,45

0,55

Z. 15 u. 16 Für Kellerdecken und Kellerwände, die einen beheizten vom unbeheizten Bereich trennen, sind die FG-Werte in Abhängigkeit von der Wärmedämmung des unbe-heizten Kellers angegeben, mit oder ohne Perimeterdämmung.

Nach dem Kommentar zur EnEV von Ackermann (Ackermann, T., 2003) bezieht sich die Angabe „mit“ bzw. „ohne Perimeterdämmung“ in erster Linie auf die Wandfläche. Die Bodenplatte im unbeheizten Keller kann auch nach Zeile 15 un-gedämmt bleiben, „da die Einbautiefe bereits eine Verminderung der Wärme-ströme nach außen über das Erdreich“ bewirkt.

Für die Trennwände zu unbeheizten Kellern ist der B'-Wert der Kellerdecke zu verwenden.

Tabelle 3.40: FG-Werte für aufgeständerte Fußböden und Bodenplatten zu niedrig beheizten Räumen nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 (Auszug)

B' [m]

< 5 5 bis 10 > 10

Z. nach DIN V 4108-6, Tabelle 3 (Z.) nach DIN V 18599-2, Tabelle 3

Rf bzw. Rw

Zeile (Z.)

Bauteil ≤ 1 >1 ≤ 1 >1 ≤ 1 >1

17 (17) Aufgeständerte Fußböden FG 0,90

18 (16) Bodenplatte von niedrig beheizten Räumen

FG 0,2 0,55 0,15 0,50 0,10 0,35

Z. 17 (17) Aufgeständerte Fußböden befinden sich über einem durchlüfteten Freibereich.

Z. 18 (16) Die in Zeile 18 angegebenen Werte gelten für Räume mit einer Innentemperatur zwischen 11 °C und 19 °C.

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-163

3.2.7.2 Temperatur-Korrekturfaktoren Fx für das Beispiel-Haus

Nachfolgend werden die Fx-Werte für die einzelnen Bauteile des Beispiel-Hauses nach DIN V 4180-6 und DIN V 18599-2, Tabelle 3 ermittelt.

Fx-Werte für Bauteile über dem Erdreich

Bauteile und Pläne siehe Kapitel 2.

– B1 Außenwände AAW

Fe = 1 Zeile 1

– B2 Außenwände Anbau AAW

Fe = 1 Zeile 1

– B3 Dachfläche AD

FD = 1 Zeile 2

– B4 Haustür AHT

Fe = 1 Zeile 1

– B5 Decke über Eingang AG

Fe = 1 Zeile 1

– B6 Dachfläche Anbau ADU

FD = 1 Zeile 2

– B 13 Außenwand Anbau geg. Dachraum

Fu = 0,8 Zeile 4

Fx-Werte für Bauteile des unteren Gebäudeabschlusses

– B8 Bodenplatte Keller AG Zeile 10 (11)

Der FG-Wert ist abhängig vom B'-Wert der Bodenplatte und vom Wärmedurchgangswi-derstand R der der Bodenplatte. Zur Ermittlung des B'-Wertes wird die Fläche AG und der Umfang P des Bauteils benötigt (siehe Bild 3.48).

B' = AG / (0,5 · P)

AG = 5,3 m · 2,63 m = 13,94 m²

P = (5,30 m + 2,63 m ) · 2 = 15,86 m

B' = 1,8

Rf = 1,06

FG = 0,45 Zeile 10 (11)

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3-164 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

Bild 3.48: Beispiel-Haus Bodenplatte, Abmessungen zur Berechnung von B'

Der zur Berechnung von B' erforderliche P-Wert ergibt sich aus den jeweils an das Erdreich und unbeheizten Keller anschließenden Begrenzungen der zu untersuchenden Grundflä-chen. Im Keller ist das in diesem Beispiel der Umfang der Bodenplatte.

– B7 Kellerwand zu Erdreich AAW G1 Zeile 11 (10)

FG-Wert der Kellerwand ist Abhängig vom B'-Wert der Bodenplatte und vom RW-Wert der Kellerwand.

B'-Bodenplatte = 1,8

RW = 0,55

FG = 0,40 Zeile 11 (10)

– B9 Kellerdecke zu unbeheiztem Keller AG G3 Zeile 16 (15)

Der FG-Wert ist abhängig von B'-Wert der Kellerdecke und davon, ob eine Perimeter-dämmung an den Kellerwänden vorhanden ist. Zur Ermittlung des B'-Wertes wird die Fläche AG und der Umfang P des Bauteils benötigt (siehe Bild 3.49). Eine Perimeter-dämmung ist bei diesem Beispiel nicht vorhanden.

B' = AG / (0,5 · P)

AG = 12,49 m · 5,49 m – 5,3 m · 2,63 m = 54,63 m²

P = 5,19 m + 12,49 m + 5,49 m +2,125 m = 25,30 m

(Beim Umfang P werden nur die Kanten berücksichtigt, die an einen kalten Bereich Wärme abgeben.)

B' = 4,32

FG = 0,70 Zeile 16 (15)

Kellergeschoss

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3 Wärmeausbreitung – Anwendung 3-165

Bild 3.49: Beispiel-Haus Kellerdecke, Abmessungen zur Berechnung von B'

– B10 Kellerinnenwände AG GU 2.1 + 2.2 und B12 Kellertüren AG GT

FG-Wert der Kellerinnwände ist abhängig vom B'-Wert der Kellerdecke.

B'-Bodenplatte = 4,32

FG = 0,70 Zeile 16 (15)

– B11 Bodenplatte Anbau AG G2 Zeile 12 (11)

Der FG-Wert ist abhängig vom B'-Wert der Bodenplatte, vom Wärmedurchgangswieder-stand R der Bodenplatte und davon, ob eine Randdämmung vorhanden ist. Zur Ermitt-lung des B'-Wertes wird die Fläche AG und der Umfang P des Bauteils benötigt (siehe Bild 3.49). Eine Randdämmung ist bei diesem Beispiel nicht vorhanden.

B' = AG / (0,5 · P)

AG = 12,49 m · 3,375 m = 42,15 m²

P = 3,375 m + 12,49 m + 3,675 m + 2,125 m = 21,66 m

(Beim Umfang P werden nur die Kanten berücksichtigt, die an einen kalten Bereich Wärme abgeben.)

B' = 3,89

Rf = 1,08

FG = 0,60 Zeile 12 (11)

Page 167: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-166 3 Wärmeausbreitung – Anwendung

3.2.8 Zusammenstellung der Kennwerte für das Beispiel-Haus

Tabelle 3.41: Zusammenstellung der einzelnen Bauteile des Beispiel-Hauses – ENGP-bautop

Page 168: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Ermittlung der U-Werte an bestehenden Gebäuden 3-167

3.3 Ermittlung der U-Werte an bestehenden Gebäuden Die Ermittlung der U-Werte von Außenbauteilen bei bestehenden Gebäuden erfolgt nach den gleichen Richtlinien wie bei Neubauten. Hier ist jedoch häufig das Problem vorhanden, dass die genauen Schichtaufbauten mit Ihren Materialien und den dazugehörigen bauphysi-kalischen Kenngrößen nicht bekannt sind.

Für die Berechnung von bestehenden Gebäuden nach EnEV dürfen, wenn Angaben über die Bauteilschichten und deren Wärmeleitfähigkeit nicht vorliegen, gesicherte Erfahrungswerte für Bauteile vergleichbarer Altersklassen nach den anerkannten Regeln der Technik verwen-det werden. Die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik wird vermutet, wenn hierfür die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Bundesanzeiger be-kannt gemachten Veröffentlichungen verwendet werden.

3.3.1 Ausführliches Verfahren

Für das ausführliche Verfahren sind die U-Werte entweder aus den in den Planungsunterla-gen enthalten Angaben (Schichtdicken und λ-Werte über die Rohdichten der Materialien), oder mithilfe von U-Wert-Messgeräten zu ermitteln.

3.3.1.1 Ermittlung der λ-Werte über die Material-Rohdichte

Die Wärmeleitzahlen von Baustoffen werden in Abhängigkeit Ihrer Rohdichte angegeben.

Die Ermittlung der Rohdichte kann von homogenen Baustoffen durch Entnehmen relativ klei-ner Probekörper erfolgen. Bei Loch- oder Kammersteinen bezieht sich die Steinrohdichte auf den ganzen Stein einschließlich seiner Hohlräume, sodass zu deren Bestimmung ein ganzer Stein als Probe erforderlich ist. Die Wärmeleitzahlen wurden bis zur Einführung der internati-onalen Maßeinheiten ISO im Jahr 1967 in kcal/mh0 angegeben. Wärmeleitzahlen aus älteren Quellen müssen deshalb in die heute geltende Einheit W/(m K) umgerechnet werden.

1 kcal/mh0 = 1,163 W/(m K)

3.3.1.2 Ermittlung der U-Werte über Temperaturmessungen

Im Kapitel 6 „Wärmebrücken“ wird die Berechnung der inneren Wandoberflächentemperatur erläutert. Diese ergibt sich mit

θsi = θi – Rsi U (θi – θe) °C

θi – θe = Δθ θsi = Temperatur an der inneren Wandoberfläche °C θi = Temperatur der Raumluft °C Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen m² K/W U = Wärmedurchgangskoeffizient W/(m² K)

Sind die Temperaturen bekannt, kann aus dieser Formel der U-Wert der Wand berechnet werden. Durch Umstellung der Formel ergibt sich

U = (θi – θsi) / Rsi (θi – θe) W/(m² K)

Die Luft- und die Wandoberflächentemperatur lassen sich zwar relativ einfach feststellen, da sie aber, wie auch in Bild 3.24 dargestellt, ständigen Schwankungen unterliegen, lässt sich mit einmaligen Messungen nur ein zufälliges Ergebnis errechnen.

Lediglich mit speziellen Messgeräten, die bei möglichst konstanter, kalter Witterung über einen längeren Zeitraum (einige Tage) die Temperaturdaten sammeln, lassen sich ein mittle-rer Wärmestrom und daraus ein U-Wert abschätzen.

Page 169: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-168 3 Wärmeausbreitung – Ermittlung der U-Werte an bestehenden Gebäuden

Tabelle 3.42: Pauschalwerte für den Wärmedurchgangskoeffizienten, ohne nachträgliche Dämmung (Quelle: Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung „Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwertung im Wohngebäudebestand“ vom 30. Juli 2009, Tabelle 2)

Page 170: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Ermittlung der U-Werte an bestehenden Gebäuden 3-169

3.3.1.3 Ermittlung der UW-Werte von transparenten Bauteilen

Die Ermittlung der Wärmedurchgangskoeffizienten für Fenster UW erfolgt entweder nach DIN EN ISO 10077-1 wie in Kapitel 3.2.6.3 beschrieben oder mithilfe von Pauschalwerten, die in der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung veröffentlicht worden sind (siehe Tabelle 3.16).

In der DIN EN ISO 10077-1 sind die Formeln für die Berechnung der UW-Werte von üblichen Fensterarten enthalten. Dabei werden jeweils alle U-Werte der unterschiedlichen Bestandtei-le flächenanteilig verrechnet.

3.3.2 Kurzverfahren

Vereinfacht dürfen bei Nachweisen nach EnEV, wenn die Bauteilschichten und deren Wäme-leitfähigkeit nicht vorliegen, pauschale U-Werte aus der Bekanntmachung vom Bundesminis-terium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum § 9, Abs. 2 der EnEV vom 30. Juli 2009 verwendet werden.

Sind in den Außenwänden Heizkörpernischen vorhanden, so darf der Wärmedurchgangsko-effizient für die Fläche der Heizkörpernische wie folgt vereinfacht angenommen werden:

UHeizkörpernische = 2 UAußenwand W/(m² K)

Wurde ein Bauteil nachträglich gedämmt, kann der pauschale U-Wert wie folgt umgerechnet werden:

UD = 1 / (1/U0 + dD/0,04) W/(m² K) (Formel 3.40)

UD = pauschaler U-Wert für das nachträglich gedämmte Bauteil U0 = pauschaler U-Wert für das Bauteil im Urzustand dD = Stärke der nachträglichen Dämmung

Tabelle 3.43: Wärmedurchgangskoeffizienten für zusätzlich gedämmte Bauteile (Quelle: Be-kanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung „Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwertung im Wohngebäudebe-stand“ vom 30. Juli 2009, Tabelle 3)

Page 171: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-170 3 Wärmeausbreitung – Fragen

3.4 Fragen

1. Erklären Sie die Begriffe Wärme und Temperatur.

2. Was versteht man unter dem Begriff Wärmemenge?

3. Geben Sie die Einheiten der unten aufgelisteten physikalischen Größen an:

– Temperatur

– Temperaturunterschied

– Wärmemenge

4. Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Begriffen Arbeit, Wärmemenge und Energie? Welche Einheiten werden verwendet?

5. Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Begriffen Leistung und Wärmestrom?

6. Wie viel Energie in kWh bzw. ist in 1 l Heizöl und 1 m³ Erdgas gespeichert? Nennen Sie die Beträge in den Einheiten Joule und Watt.

7. Wie groß ist der Heizölbedarf Br, wenn ein Heizkörper 48 h eine Leistung von 4.500 W erbringt und der Wirkungsgrad der Heizanlage 92 % beträgt?

8. Erklären Sie den Treibhauseffekt (in einem Raum).

9. Erläutern Sie die Mechanismen der Wärmeausbreitung.

10. In welche Bereiche wird der Wärmestrom von der Wärmeübergabestelle bis zur Außen-luft aufgeteilt und wie werden die Koeffizienten dieser Teilströme bezeichnet?

11. Erläutern Sie folgende physikalischen Begriffe und geben Sie deren Formelzeichen und deren Einheit an:

– Wärmeleitzahl

– Wärmedurchlasskoeffizient

– Wärmedurchlasswiderstandskoeffizient

– Wärmeübergangskoeffizient

– Wärmedurchgangskoeffizient

– Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient

12. Nach welcher Norm sind die Wärmedurchgangswiderstände zu berechnen?

13. Wie erfolgt die Wärmeübertragung in geschlossenen Luftschichten?

14. Welche Arten von Luftschichten werden nach DIN EN ISO 6946 unterschieden?

15. Wie wird die Wärmeübertragung einer Luftschicht bei der Berechnung des U-Wertes be-rücksichtigt?

16. Bis zu welcher Dachneigung ist der Wärmestrom als nach oben gerichtet zu betrachten?

17. Was versteht man unter einem thermisch inhomogenen Bauteil?

18. Welche Grenzwerte müssen zur Bestimmung des mittleren U-Wertes eines Fachwerks berechnet werden?

Page 172: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3 Wärmeausbreitung – Fragen 3-171

19. Aus welchen Faktoren wird der Wärmedurchgangskoeffizient UW für Fenster berechnet?

20. Warum kann bei keilförmigen Dämmschichten der genaue Wärmedurchgangskoeffizient nicht aus deren mittleren Dicke berechnet werden?

21. Zu welchem Zweck wurde der Temperatur-Korrekturfaktor Fx eingeführt?

22. Wo sind die Fx-Werte für das MB-V angegeben?

Page 173: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

3-172 3 Wärmeausbreitung – Antworten

3.5 Antworten 1. Mit Wärme werden die Schwingungen der Atome und Moleküle bezeichnet.

Je schneller sich diese bewegen, desto größer ist ihr Energieinhalt und desto größer ist ihre Temperatur.

2. Als Wärmemenge bezeichnet man die für das Bewegen der Atome auf ein bestimmtes Temperaturniveau erforderliche Arbeit.

3. Temperatur θ C

Temperaturunterschied K

Wärmemenge Q J bzw. kWh

4. Unter Arbeit versteht man das Bewegen einer Masse gegen die Schwerkraft. Eine Wärmemenge entspricht der zur Aufrechterhaltung der Atombewegungen auf ei-nem bestimmten Temperaturniveau erforderliche Arbeit. Solange sich die Atome gleich schnell bewegen, ist die investierte Arbeit als Energie gespeichert. Die Einheit ist für alle Begriffe das Joule.

5. Mit Leistung wird die innerhalb einer bestimmten Zeit zu erbringende Arbeit bezeichnet, die für den Ersatz der durch den Wärmestrom transportierten Wärme erforderlich ist.

6. In 1 l Heizöl bzw. 1 m3 Erdgas ist die Energie von ca. 36 MJ (das entspricht ca. 10 kWh) gespeichert.

7. Formel:

Br = Q

Hi η⋅ =

Φ tHi η

⋅⋅

Br = 0,9210kWh/l48h4,5kW⋅⋅

Br = 23,5 l

Antwort:

Damit eine Wärmeleistung von 4.500 W über einen Zeitraum von 48 h erbracht werden kann, muss die in 23,5 l Heizöl gespeicherte Energie umgewandelt werden.

8. Glas ist für kurzwellige Strahlung durchlässiger als für langwellige. Die von kurzwelligem Licht erwärmte Materie gibt langwellige Strahlung ab, die das Glas nicht mehr durchdrin-gen. Die Luft im Raum erwärmt sich.

9. a) Strahlung: Die beim Rücksprung der Atome auf eine niedrigere Energieebene von einem Körper abgestrahlten elektromagnetischen Wellen treffen auf Atome in einem anderen Körper und erhöhen dadurch deren Energie.

b) Konvektion: Luft mit niedriger Temperatur hat eine größere Dichte. Die wärmere Luft wird von dieser nach oben verdrängt. Es kommt zur Luftumwälzung (Konvektion).

c) Mechanisch: In festen und flüssigen Stoffen mittels direkter Übertragung der Atombewegungen durch Gitterschwingungen.

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3 Wärmeausbreitung – Antworten 3-173

10. Wärmestrom von der Wärmequelle zur inneren Oberfläche des Bauteils = innerer Wärmeübergangskoeffizient

Wärmestrom durch das Bauteil = Wärmedurchlasskoeffizient

Wärmestrom von der äußeren Oberfläche des Bauteils zur Außenluft = äußerer Wärmeübergangskoeffizient

11. Wärmeleitzahl

Die Wärmeleitzahl kennzeichnet die Größe des Wärmestroms der durch 1 m² eines Bau-stoffes mit der Dicke von 1 m hindurchfließt, wenn sich die Oberflächentemperaturen um 1 K unterscheiden.

Einheit: W/(m K) Symbol: λ

Wärmedurchlasskoeffizient

Der Wärmedurchlasskoeffizient kennzeichnet den Wärmestrom, der durch 1 m² eines Bauteils mit der Dicke d hindurchfließt, wenn sich die Oberflächentemperaturen um 1 K unterscheiden.

Einheit: W/(m² K) Symbol: Λ

Wärmedurchlasswiderstandskoeffizient

Der Wärmedurchlasswiderstandskoeffizient ist der reziproke Wert des Wärmedurchlass-koeffizienten und kennzeichnet den Widerstand, den eine Stoffschicht dem Wärmestrom pro m² entgegensetzt.

Einheit: m² K/W Symbol: R

Wärmeübergangskoeffizient

Der Wärmeübergangskoeffizient kennzeichnet den Wärmestrom zwischen Wärmequelle und innerer Wandoberfläche bzw. zwischen äußerer Wandoberfläche und Außenluft, bei einer Temperaturdifferenz von 1 K.

Einheit: W/(m² K) Symbol: 1 / Rsi

1 / Rse

Wärmedurchgangskoeffizient

Der Wärmedurchgangskoeffizient kennzeichnet den Gesamtwärmestrom, der sich aus dem Wärmeübergangs- und dem Wärmedurchlasskoeffizienten ergibt.

Einheit: W/(m² K) Symbol: U

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3-174 3 Wärmeausbreitung – Antworten

Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient

Der Wärmedurchgangswiderstandskoeffizient kennzeichnet die Summe der Wärme-übergangs- und Wärmedurchlasswiderstände.

Einheit: m² K/W Symbol: RT

RT = Rsi + ΣR + Rse

12. nach DIN EN ISO 6946

13. Durch Leitung, Strahlung und Konvektion

14. Ruhende, schwach und stark belüftete Schichten

15. Bei ruhenden Luftschichten wird in Abhängigkeit ihrer Breite der Wärmedurchlasswider-stand R nach DIN EN ISO 6946-5, Tabelle 2 in Ansatz gebracht. Stark belüftete Schich-ten dürfen nicht berücksichtigt werden. Für die auf der Innenseite der Luftschicht befind-lichen Bauteile kann Rse = Rsi gesetzt werden.

16. bis 60°

17. Das sind Bauteile, in denen senkrecht zur Wärmestromrichtung unterschiedliche Materi-alien nebeneinander liegen.

18. unterer und oberer Grenzwert, R’T und R’’T

19. Flächenanteile und Wärmedurchgangskoeffizienten für Rahmen und Glas plus Wärme-brückenverlustkoeffizient des Glasabstandhalters ψ Umfang der Glasflächen

20. weil der U-Wert nicht proportional zur Dämmstoffdicke abnimmt

21. Bei nicht an die Außenluft grenzenden Bauteile zur vereinfachten Berechnung als Ersatz für die R-Werte der Schichten, die sich zwischen äußerer Oberfläche und der Außenluft befinden.

22. DIN V 4108-6, Tabelle 3 und DIN V 18599-2, Tabelle 3

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3 Wärmeausbreitung – Arbeiten mit der interaktiven Simulation Wärme-sim 3-175

3.6 Arbeiten mit der interaktiven Simulation Wärme-sim (Buch- und Profi-CD) Aufruf unter Simulationen Wärme-sim

Es wird in anschaulicher Vereinfachung mit Film und Text erläutert, wie Wärme von Molekü-len in Baustoffen und Bauteilen übertragen wird.

Folgende Mechanismen werden beschrieben:

1. Grundlagen

1.1 Am Beispiel von Holz wird die Speicherung von Sonnenenergie und der CO2-Kreislauf erläutert.

1.2 Erläuterung des Begriffes Wärme

1.2.1 Was ist Wärme, was ist Kälte?

1.2.2 Was ist Temperatur?

1.2.3 Wie werden die Moleküle bewegt?

2. Wärmeausbreitung

2.1 Wie funktioniert Strahlung, Konvektion und Wärmeübertragung in Stoffen?

2.2 Wie funktioniert die Wärmeausbreitung in homogenen Bauteilen und wie an Wärme-brücken?

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4-177

4 Anlagentechnik

Autoren: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland Dipl.-Ing. Architekt Friedemann Zeitler Dieter Dirschedl

Inhalt Seite

4.1 Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-179 4.1.1 Einführung .......................................................................................................4-179 4.1.2 Anlagenkomponenten......................................................................................4-180 4.1.2.1 Wärmeerzeuger und Energieträger für das Heizsystem (Erzeuger H) ............4-180 4.1.2.2 Vorlauf-/Rücklauftemperatur des Heizungswassers........................................4-186 4.1.2.3 Wärmeerzeugung und Energieträger für die Trinkwasserbereitung

(Erzeuger TW) .................................................................................................4-187 4.1.2.4 Solaranlagen....................................................................................................4-188 4.1.2.5 Lüftungsanlagen ..............................................................................................4-189 4.1.2.6 Wärmeübergabe an den Raum (Wärmeübergabe) .........................................4-190 4.1.2.7 Anordnung der zentralen Komponenten der Anlagentechnik ..........................4-190

4.2 Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-191 4.2.1 Diagrammverfahren zur Bestimmung von eP und QE.......................................4-191 4.2.2 Tabellenverfahren zur Bestimmung von eP und QE .........................................4-198 4.2.2.1 Berechnung der Anlagenkennwerte für das Referenzgebäude.......................4-199 4.2.3 Detailliertes Verfahren zur Bestimmung von eP und QE...................................4-205

4.3 Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-206 4.3.1 Besonderheiten bei der Berechnung von Anlagenkomponenten ....................4-206 4.3.2 DIN V 18599-5: Endenergiebedarf von Heizsystemen ....................................4-207 4.3.2.1 Übergabe .........................................................................................................4-207 4.3.2.2 Verteilung.........................................................................................................4-207 4.3.2.3 Speicherung.....................................................................................................4-209 4.3.2.4 Erzeugung .......................................................................................................4-210 4.3.3 DIN V 18599-6: Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen

und Luftheizungsanlagen für den Wohnungsbau ............................................4-210 4.3.3.1 Typologie der Wohnungslüftungsanlagen .......................................................4-210 4.3.3.2 Betriebsweise von Wohnungslüftungsanlagen ................................................4-211 4.3.3.3 Besonderheiten bei der Bilanzierung von Wohnungslüftungsanlagen ............4-211

Page 179: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4-178

4.3.4 DIN V 18599-8: Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssystemen.............................................................4-212

4.3.4.1 Typologie der Trinkwassererwärmungsanlagen ..............................................4-213 4.3.4.2 Bilanzierungsverfahren ....................................................................................4-213 4.3.4.3 Thermische Solaranlagen zur Trinkwarmwasserbereitung..............................4-213 4.3.5 Primärenergiebedarfe nach DIN V 18599 für das Referenzgebäude ..............4-214 4.3.6 Primärenergiebedarfe nach DIN V 18599 für das sanierte Beispiel-Haus.......4-215

4.4 Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-216 4.4.1 Historische Entwicklung der Wärmeerzeuger..................................................4-216 4.4.2 Wärmeerzeuger und Warmwasserspeicher ....................................................4-217 4.4.3 Brauchwasserverteilung ..................................................................................4-222 4.4.4 Wärmeverteilungssysteme und Regelung .......................................................4-223 4.4.5 Heizungspumpen.............................................................................................4-226 4.4.6 Hydraulischer Abgleich ....................................................................................4-227 4.4.7 Heizflächen......................................................................................................4-229 4.4.8 Heizungscheck ................................................................................................4-229

4.5 Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-232 4.5.1 Berechnung nach den Bekanntmachungen der Bundesregierung ..................4-232 4.5.1.1 Vereinfachte Ermittlung für ausgewählte Systemkombinationen.....................4-232 4.5.1.2 Detailierte Ermittlung .......................................................................................4-235

4.6 Fragen 4-242

4.7 Antworten 4-243

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4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-179

4.1 Erläuterung der Anlagenkomponenten Autor: Johannes Volland

4.1.1 Einführung

Bei der Bestimmung der nachzuweisenden Kenngröße QP (Primärenergiebedarf) sind die Verluste der Heizungsanlagen mit zu berücksichtigen.

Die Anlagenaufwandszahl eP beschreibt das Verhältnis der von der Anlagentechnik aufge-nommenen Primärenergie in Relation zu der von ihr abgegebenen Nutzwärme. Sie dient dem Vergleich unterschiedlicher Heizanlagen hinsichtlich ihres Primärenergieaufwands.

Beachte:

Der Primärenergiebedarf berücksichtigt nur die fossile Energiemenge, die gewonnen wer-den muss, um den Gesamtenergiebedarf des Gebäudes zu decken. Darin ist auch der fossi-le Energiebedarf enthalten, der für die Gewinnung, die Umwandlung und den Transport des Energieträgers notwendig ist.

Der Anteil an regenerativer Energie wird im Primärenergiebedarf nicht berücksichtigt.

Bild 4.1: Berechnung des Energiebedarfs in Richtung der Bedarfsentwicklung (Quelle: DIN V 4701-10, Bild 1)

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4-180 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Nach EnEV ist bei der Ermittlung der Anlagenkennzahlen Folgendes zu beachten: Unter Anlage 1, Nr. 1.1, Absatz 2 für die Berechnung des zulässigen Jahresprimärenergie-bedarfs über das Referenzgebäude:

„Soweit in dem zu errichtenden Wohngebäude eine elektrische Warmwasserbereitung aus-geführt wird, darf diese anstelle von Tabelle 1 Zeile 6 als wohnungszentrale Anlage ohne Speicher gemäß den in Tabelle 5.1-3 der DIN V 4701-10:2003-08, geändert durch A1:2006-12, gegebenen Randbedingungen berücksichtigt werden. Der sich daraus ergebende Höchstwert des Jahresprimärenergiebedarfs ist in Fällen des Satzes 2 um 10,9 kWh/(m²⋅a) zu verringern; dies gilt nicht bei Durchführung von Maßnahmen zur Einsparung von Energie nach § 7 Nummer 2 in Verbindung mit Nummer VI.1 der Anlage des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes“.

In Anlage 1, Nr. 2.1.3 der EnEV heißt es:

„Werden anlagentechnische Komponenten eingesetzt, für deren energetische Bewertung keine anerkannten Regeln der Technik oder bekannt gemachte gesicherte Erfahrungswerte vorliegen (nach § 9 Absatz 2 Halbsatz 3), sind hierfür Komponenten anzusetzen, die ähnli-che energetische Eigenschaften aufweisen“.

4.1.2 Anlagenkomponenten

Nachfolgend werden die Anlagenkomponenten erläutert, die einen wesentlichen Einfluss auf die Anlagenkennzahl ep und somit auf den Energiebedarf des Gebäudes haben. Diese be-ziehen sich in erster Linie auf die nach DIN V 4701-10 zu berücksichtigenden Anlagenkom-ponenten, können aber auch sinngemäß auf die nach DIN V 18599-5, DIN V 18599-6 und DIN V 18599-8 zu berücksichtigenden Anlagenkomponenten übertragen werden.

4.1.2.1 Wärmeerzeuger und Energieträger für das Heizsystem (Erzeuger H)

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Das Heizsystem beeinflusst den eP-Wert durch seinen Nutzungsgrad. Der Nutzungsgrad sagt aus, wie viel von der zugeführten Energie (Energiegehalt im Brennstoff Hu = Brennwert) zum Heizen genutzt werden kann. Je höher der Nutzungsgrad (bei gleichem Brennstoff), desto niedriger ist die Anlagenkennzahl. In der DIN V 4701-10 wird diese durch die Auf-wandszahl eg ausgedrückt. Je kleiner die Aufwandszahl eg, umso weniger Energie muss dem Heizsystem zugeführt werden, um die benötigte Heizwärme zu erzeugen.

Der Energieträger beeinflusst die Anlagenkennzahl eP durch seine Umweltverträglichkeit, die durch den Primärenergiefaktor fP ausgedrückt wird. Je weniger umweltschädliche Gase wie CO2, Schwefel und Kohlenmonoxid bei Gewinnung, Transport und Verbrennung des Ener-gieträgers frei werden, desto umweltfreundlicher ist dieser und desto kleiner fällt die Anla-genkennzahl eP aus. Regenerative Energieträger wie Holz und pflanzliche Öle binden beim Wachstum soviel CO2, wie bei der Verbrennung freigegeben wird, sodass diese als CO2-neutral bewertet werden.

Für die Berechnung des Jahresprimärenergiebedarfs QP nach EnEV ist der Wert für den Primärenergiefaktor fP für den nicht erneuerbaren Anteil zu verwenden. Für Strom ist dieser abweichend von der DIN V 4108-6 und DIN V 18599 mit 2,6 anzusetzen.

Folgende Wärmeerzeuger stehen in der DIN V 4701-10 für das Diagrammverfahren zur Ver-fügung:

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4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-181

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

NT Gas/Öl Niedertemperaturkessel Erläuterung:

Niedertemperaturkessel sind Heizkessel, die mit gleitender Kesseltempera-tur und niedrigen Kesseltemperaturen betrieben werden können. Die Kes-seltemperatur passt sich automatisch der Außentemperatur über Außen-temperaturfühler an. Die untere Kesseltemperatur liegt bei 30 – 40 °C.

Beispiel-Haus:

Nutzungsgrad η: ca. 95 %

Aufwandszahl eg: ca. 1,11 – 1,13 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4b)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 1,1 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 1,1 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

BW Gas/Öl Brennwertkessel Erläuterung:

Brennwertkessel sind in der Lage, den Energiegehalt des bei der Verbren-nung frei werdenden Wasserdampfes über Hochleistungswärmetauscher weitgehend wieder zurückzugewinnen. In dem Wärmetauscher werden die Verbrennungsgase so weit abgekühlt, dass Wassertröpfchen entstehen. Die dabei frei werdende Kondensationswärme wird dann an den Warmwasser-kreislauf abgegeben. Durch die Nutzung dieser Wärme erreichen Brenn-wertkessel einen Nutzungsgrad von bis zu 109 %. Dies liegt daran, dass der Nutzungsgrad immer auf der Basis des unteren Heizwertes Hu angegeben wird, in dem die Energie des Wasserdampfes nicht enthalten ist.

Da im Erdgas mehr Wasserstoff gebunden ist als im Erdöl, wird diese Tech-nik hauptsächlich bei Gaskesseln angewendet. Sie ist aber auch bei Öl sinnvoll.

Beispiel-Haus:

Nutzungsgrad η: ca. 109 %

Aufwandszahl eg: ca. 0,95 – 1,01 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4b)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 1,1 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 1,1 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

WP Strom Wärmepumpen

Erläuterung:

Elektrische Wärmepumpen nutzen die Wärme aus der Umwelt. Dazu wird die in der Umwelt gespeicherte Sonnenenergie mit technischer Hilfe auf das be-nötigte Temperaturniveau angehoben. Das Funktionsprinzip ist wie das eines Kühlschranks, nur dass hier nicht Kälte, sondern Wärme produziert wird.

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4-182 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Mithilfe eines Wärmetauschers wird die in der Umwelt gespeicherte Wärme (Erdreich, Wasser oder Luft) an das sogenannte Arbeitsmittel des geschlos-senen Wärmepumpenkreislaufs abgegeben. Die gewonnene Wärme dient zur Verdampfung des Arbeitsmittels. Dieses wird anschließend mit zugeführ-ter Energie (meist Strom) verdichtet, damit ein höheres Temperaturniveau erreicht wird. Umso höher das Temperaturniveau angehoben werden muss (abhängig von der Vorlauftemperatur), umso mehr Energie muss zugeführt werden. Im Verflüssiger wird die Wärme über einen Wärmetauscher dem Arbeitsmittel wieder entzogen und an den Warmwasserkreislauf der Hei-zungsanlage abgegeben. Dem nun wieder flüssigen Arbeitsmittel wird wie-der Wärme aus der Umwelt zugeführt und der Kreislauf beginnt von vorne.

Die Kenngrößen von Wärmepumpen werden durch die Leistungszahl ε und die Jahresarbeitszahl ß (JAZ) definiert. Die Leistungszahl ε beschreibt das Verhältnis der an das Heiznetz abgegebenen Wärmeleistung in Kilowatt (kW) zur aufgenommenen elektrischen Leistung der Wärmepumpe in Kilo-watt (kW). Die Jahresarbeitszahl ß beschreibt das Verhältnis der über ein ganzes Jahr ans Heiznetz abgegebenen Energie zu der in diesem Zeitraum aufgenommenen elektrischen Energie. Umso höher diese ist, umso weniger Strom wird zur Erzeugung der Heizwärme benötigt. Um die Energieverluste, die bei der Erzeugung und dem Transport von Strom entstehen (ca. 2/3), auszugleichen, muss die Jahresarbeitszahl über 3 liegen. Gute Wärmepum-pen erreichen eine Arbeitszahl von bis zu ß = 5. Voraussetzung für eine ho-he Arbeitszahl der Wärmepumpe ist eine niedrige Vorlauftemperatur des Heizungswassers (Neubau 35 °C, Altbau 55 °C).

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

WP/W Strom Wärmequelle: Grundwasser Erläuterung:

Grundwasser bietet durch seine über das Jahr weitgehend gleichmäßige Temperatur von 8 – 12 °C sehr gute Bedingungen als Wärmequelle. Zu de-ren Nutzung müssen zwei Brunnen gebohrt werden, die für Einfamilienhäu-ser ca. 6 – 10 m tief und ca. 10 m auseinander liegen müssen. Mit einer Tauchpumpe wird aus den Förderbrunnen Grundwasser entnommen, über einen Wärmetauscher geleitet, wo dieses um ca. 3 – 5 K abgekühlt und an-schließend über den zweiten Brunnen, den Schluckbrunnen, zurückgeführt wird. Für die Nutzung des Grundwassers als Wärmequelle muss im Vorfeld eine Grundwasseranalyse durchgeführt werden. Außerdem muss die Ent-nahme von Grundwasser von den zuständigen Behörden genehmigt wer-den. Grundwasser-Wärmepumpen haben unter den Wärmepumpen den größten Wirkungsgrad. Sie benötigen aber auch die meiste Hilfsenergie für das Pumpen.

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 0,19 – 0,23 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4c)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 3 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 2,6 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

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4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-183

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

WP/E Strom Wärmequelle: Erdreich Erläuterung:

Erdwärme kann sowohl durch Erdwärmekollektoren als auch durch Erd-wärmesonden genutzt werden. Bei Erdwärmekollektoren werden horizontal in einer frostsicheren Tiefe von ca. 1,5 m Rohre mit einem Abstand von un-gefähr 0,5 – 0,8 m im Garten verlegt. Hierzu wird ca. das 1,5- bis 2-Fache an Fläche der beheizten Wohnfläche benötigt. Zur Nutzung der Erdwärme wird durch die verlegten Rohre eine Sole (Wasser-Glykol-Gemisch) geleitet, welche durch das Erdreich auf die Erdreichtemperatur (0 – 15 °C) aufge-heizt wird. In einem Wärmetauscher wird der Sole die Wärme wieder entzo-gen. Das Ganze befindet sich in einem geschlossenen Kreislauf.

Für die Nutzung der Erdwärme durch Erdwärmesonden müssen diese in ei-ne Tiefe von 10 – 100 m eingebracht werden, je nach Feuchte und Boden-beschaffenheit. Für Einfamilienhäuser mit ca. 150 m² Wohnfläche werden zwei Sonden mit ca. 75 m Tiefe benötigt. Alternativ können auch spiralför-mige Energiekörbe in das Erdreich eingesetzt werden. Diese sind ca. 2 – 4 m tief und haben einen Durchmesser von bis zu 1 m.

Die Funktion der Sonde ist die gleiche wie die der Kollektoren, nur dass die Sole nach unten gepumpt wird. Da bei der Bohrung meist grundwasserfüh-rende Schichten getroffen werden, muss für diese eine wasserrechtliche Erlaubnis eingeholt werden. Die Kosten für die Erstellung der Erdwärme-sonden betragen ungefähr das Doppelte gegenüber der von Erdwärmekol-lektoren. Sie werden überwiegend dort eingesetzt, wo nur geringe Freiflä-chen zur Verfügung stehen. Die benötigte Hilfsenergie ist laut DIN V 4701-10 um ca. die Hälfte geringer als die bei der Nutzung von Grundwasser.

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 0,23 – 0,27 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4c)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 3 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 2,6 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

Abkürzung Energieträger Bezeichnung

WP/L Strom Wärmequelle: Außenluft Erläuterung:

Luft/Wasser-Wärmepumpen nutzen die Außenluft als Wärmequelle. Außen-luft ist die kostengünstigste Lösung bei der Nutzung von Wärme aus der Umwelt. Zur deren Nutzung wird die Außenluft über Rohre angesaugt und durch einen Wärmetauscher geleitet, wo ihr Wärme entzogen wird. Der Nachteil dieser Wärmequelle liegt in der Abhängigkeit von Temperatur-schwankungen der Außenluft. Je niedriger die Außenlufttemperatur, desto geringer die Wärmeleistung. Aus diesem Grund können Luft/Wasser-Wärmepumpen meist nur im bivalenten Betrieb realisiert werden, wie z. B. durch den Einsatz eines zusätzlichen Wärmeerzeugers wie einen Elektro-heizstab. Die notwendige Hilfsenergie wird in der DIN V 4701-10 mit Null angesetzt.

Page 185: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4-184 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 0,30 – 0,37 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4c)

Primärenergiefaktor fP:

insgesamt: 3 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil 2,6 (Strom) (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1) Abkürzung Energieträger Bezeichnung

EH Strom Elektroheizung

Erläuterung:

Elektroheizungen erzeugen direkt aus Strom Wärme. Die bekanntesten sind Nachtspeicheröfen, Heizlüfter, Elektroheizkörper und Specksteinöfen. Es ist die einfachste Lösung, um Wärme vor Ort zu erzeugen – die Heizkörper müssen nur an die Steckdose angeschlossen werden. Die Wärmeverluste für die Erzeugung und Verteilung der Wärme sind dadurch gleich Null. Wenn der Strom mit fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl oder Erdgas erzeugt wird, ist der Primärenergiebedarf für die erzeugte Wärme aber überdurchschnittlich hoch, da von der Erzeugung des Stroms bis zur Steck-dose ca. 2/3 der eingesetzten Energie verloren gehen. Wird ein Gebäude mit mehr als 80 % von elektrischen Speicherheizsystemen beheizt, darf der Primärenergiefaktor, der für Strom nach DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1 mit 3 angegeben wird, auf 2 reduziert werden. Diese Regelung gilt bis zum 31. Januar 2010. Siehe hierzu EnEV Anlage 1, Nr. 2.1.2.

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 1 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4d)

Primärenergiefaktor fP:

insgesamt 3 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 2,6 (EnEV 2009 Anlage 1, Nr. 2.1.1)

Bei elektrischen Speicherheizungen

nicht erneuerbarer Anteil: 2,0 (nach EnEV, Anlage 1, Nr. 2.2) Abkürzung Energieträger Bezeichnung

FW Fern- und Nahwärme Heizkraftwerke mit KWK Erläuterung:

Bei der Beheizung des Gebäudes mit Fern- und Nahwärme wird, wie der Name schon sagt, die Heizwärme nicht vor Ort erzeugt, sondern in einem außerhalb des Gebäudes liegenden Nah- bzw. Fernwärmekraftwerk. Hierbei wird zwischen Heizkraftwerken mit oder ohne Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und zwischen der Befeuerung mit fossilen oder erneuerbaren Brennstoffen unterschieden. Heizkraftwerke mit KWK können sowohl Kraft (Strom) als auch Wärme erzeugen, wodurch sie einen sehr hohen Wirkungsgrad besit-zen. Heizkraftwerke ohne KWK produzieren nur Wärme. Im Diagrammver-fahren stehen nur Anlagen mit Fern- und Nahwärmenutzung mit KWK und fossilen Energieträgern zur Verfügung. Bei Bestimmung des ep-Wertes mit dem Tabellenverfahren ist es sinnvoll, sich den Primärenergiefaktor fP vom Energieversorgungsunternehmen geben zu lassen. Dieses gibt auch Aus-kunft, ob und in welchem Prozentsatz KWK genutzt wird.

Page 186: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-185

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 1,01 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4e)

Primärenergiefaktor fP

(fossiler Brennstoff)

insgesamt: 0,7 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 0,7 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

(erneuerbarer Brennstoff)

insgesamt: 0,7 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nicht erneuerbarer Anteil: 0,0 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

Biomasse-Wärmeerzeuger: Erläuterung:

Biomasse-Wärmeerzeuger haben bei der Bestimmung des eP-Wertes den großen Vorteil, dass sie als CO2-neutral beurteilt werden. Das bei der Verbrennung frei werdende CO2 wird beim Wachsen der Holzpflanzen durch Fotosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen, sodass durch die Verbrennung kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre abgegeben wird. Der Primärenergiefaktor fP ist aus diesem Grund in der DIN V 4701-10 für den erneuerbaren Anteil nur mit 0,2 angegeben.

Stückholz-Feuerung: Es gibt die verschiedensten Systeme von Festbrennstoffkesseln, die mit Stückholz befeuert werden. Sie unterscheiden sich nach der Art der Stück-holzzufuhr (z. B. Unterbrand- oder Oberbrandkessel), nach der Größe des Stückholzes, ob automatisch oder per Hand bestückt werden muss und nach der Art der Verbrennung (direkt oder Vergasung). Wenn Stückholzfeu-erkessel als Zentralheizung eingesetzt werden, sollten diese aufgrund ihrer trägen Regulierbarkeit nur in Verbindung mit einem Warmwasserspeicher betrieben werden, in dem die überschüssige Wärme gespeichert werden kann.

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 1,75 (DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4f)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 1,2 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nur erneuerbarer Anteil: 0,2 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

Pellet-Feuerung: Pellet-Heizungen gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Leis-tungsbereichen. Grundsätzlich werden zwei Bauarten unterschieden, Pellet-Öfen und Pellet-Zentralheizungen.

Pellet-Öfen werden direkt im Wohnraum aufgestellt und per Hand befüllt. Diese geben entweder direkt über Konvektion und Wärmestrahlung die Wärme an die Raumluft ab oder besitzen zusätzlich eine Wassertasche, die warmes Wasser an eine Zentralheizung abgibt. Pellet-Öfen sind ab einem Leistungsbereich von 4 kW erhältlich.

Page 187: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4-186 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Pellet-Zentralheizungen werden in einem Heizungsraum installiert und die-nen zur Beheizung des gesamten Gebäudes. Die Pellets werden in einem Behälter oder Raum gelagert und mithilfe von Förderschnecken oder einem Ansauggebläse zur Heizung transportiert. Pellet-Zentralheizungen werden wie Öl- bzw. Gasheizungen über Außentemperaturfühler gesteuert.

Holz-Pellets sind stark verdichtete, 10 – 30 mm lange, zylindrische Presslin-ge mit einem Durchmesser von 6 mm. Sie werden aus Waldresthölzern und Holzabfällen wie Sägemehl, Hobelspänen oder Schleifstaub hergestellt. Durch die geringe Größe ist es möglich, die Brennstoffzufuhr genau zu do-sieren, wodurch die Leistung des Heizkessels dem Wärmebedarf entspre-chend angepasst werden kann. Die Qualität der Pellets sollte geprüft sein.

Im Tabellenverfahren der DIN V 4701-10 wird nur unterschieden, ob der Kessel die erzeugte Wärme direkt (Heizkessel steht im Raum) oder indirekt (Wärmeabgabe an Wasser als Wärmeträger) an den Raum abgibt.

Beispiel-Haus:

Aufwandszahl eg: 1,49 (direkte und indirekte Wärmeabgabe)

1,38 (nur indirekte Wärmeabgabe an Heiz-kreis)

(DIN V 4701-10, Tabelle C.3-4f)

Primärenergiefaktor fP

insgesamt: 1,2 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

nur erneuerbarer Anteil: 0,2 (DIN V 4701-10, Tabelle C.4-1)

4.1.2.2 Vorlauf-/Rücklauftemperatur des Heizungswassers

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Je höher die Temperatur des Heizungswassers, desto größer sind die Wärmeverluste bei der Verteilung im Gebäude und umso größer ist auch der eP-Wert. Aus diesem Grund sollte nach Möglichkeit immer eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur eingestellt werden. Die Vorlauftemperatur richtet sich nach der Art der Heizung und der Heizkörper im Raum. Bei Heizungsanlagen, deren optimaler Wirkungsgrad im hohen Temperaturniveau erzielt wird (NT, Stückholzheizungen, FW), sollte, wenn kein Warmwasserspeicher für das Heizungs-wasser vorhanden ist, die Vorlauftemperatur möglichst hoch eingestellt werden; bei Wärme-pumpen, Solaranlagen und Brennwertkesseln eher niedrig. Je niedriger die Vorlauftempera-tur ist, desto größer müssen die Heizflächen dimensioniert werden.

Im Diagrammverfahren sind den Heizungsarten folgende Temperaturpaarungen zugeordnet: (Die erste Zahl gibt die Vorlauftemperatur an, die zweite die Rücklauftemperatur.)

Abkürzung Vorlauf/Rücklauf Heizkörper

NT: 70/55 °C mit Heizkörper (HK)

BW: 55/45 °C mit Heizkörper (HK)

35/28 °C mit Fußbodenheizung (FBH)

WP: 35/28 °C mit Fußbodenheizung (FBH)

EH: keine Warmwasserbereitung

FW: 70/55 °C mit Heizkörper (HK)

55/45 °C mit Heizkörper (HK)

Page 188: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-187

4.1.2.3 Wärmeerzeugung und Energieträger für die Trinkwasserbereitung (Erzeuger TW)

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Wenn das Trinkwasser zentral im Gebäude erwärmt wird, muss dieses über Leitungen an die Zapfstellen verteilt werden. Bei der Verteilung gibt das Wasser Wärme an die Leitungs-rohre ab. Wenn diese durch unbeheizte Bereiche geführt werden, entstehen dadurch Wär-meverluste. Die Heizungsrohre müssen aus diesem Grund nach Anlage 5 der EnEV ge-dämmt werden.

Alternativ zur zentralen Wärmeverteilung gibt es die Möglichkeit der dezentralen Erwärmung des Trinkwassers. Wärmeverluste durch Verteilung werden hierbei vermieden. Als Energie-quelle dient Strom oder Gas. Die Vorteile sind geringer Platzbedarf, gute Regelfähigkeit und die einfache Installation. Nachteil bei strombetriebenen Durchlauferhitzern ist der hohe Pri-märenergieverbrauch, der sich im hohen eP-Wert dieser Anlagen widerspiegelt.

Abkürzungen

zen: zentrale Trinkwassererwärmung

mit oder ohne Zirkulation: Erläuterung:

Das erwärmte Trinkwasser kann mit oder ohne Zirkulationspumpe im Ge-bäude verteilt werden. Bei Gebäuden bis zu 500 m² (nach DIN V 4701-10) ist dies auch ohne Zirkulation möglich. Für die Zirkulation wird Hilfsenergie benötigt und es entstehen höhere Verteilerverluste, sodass auf eine ständi-ge Zirkulation des Trinkwassers verzichtet werden sollte. Nach § 14 der EnEV müssen die Pumpen mit selbstständig wirkenden Einrichtungen zur Ein- und Ausschaltung ausgestattet werden, wie z. B. zeitgesteuerte Zirkula-tionspumpen.

Wasserspeicher für das Trinkwasser:

Erläuterung:

Zentral erwärmtes Trinkwasser wird in der Regel in einem Warmwasser-speicher zwischengelagert. Da dieser Wärme an die Umgebungsluft abgibt, entstehen durch die Speicherung Wärmeverluste, wenn dieser nicht im be-heizten Bereich steht. Im Diagrammverfahren kann dies über die Auswahl einer Heizungsanlage bestimmt werden, deren Anlagenkomponenten laut DIN V 4701-10 „überwiegend außerhalb der thermisch gedämmten Gebäu-dehülle“ oder „überwiegend innerhalb der thermisch gedämmten Gebäude-hülle“ angeordnet werden.

Es gibt die verschiedensten Warmwasserspeicher auf dem Markt: vom Kombispeicher, der im Wärmeerzeuger integriert ist, über den indirekt be-heizten Speicher, der separat angeordnet wird, bis zum bivalenten Solar-speicher und dem Schichtenspeicher, der für die Integration von Solarkollek-toren notwendig ist.

dez: dezentrale Trinkwassererwärmung

Wasserspeicher für dezentrale Systeme:

Erläuterung:

Bei dezentralen Systemen wird das Trinkwasser durch Durchlauferhitzer in einem Wasserspeicher erwärmt. Sie werden überwiegend in Altbauten ein-gesetzt. Im Diagrammverfahren wird nur unterschieden zwischen dezentra-ler Trinkwasserversorgung innerhalb oder außerhalb der thermischen Hülle.

Page 189: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4-188 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Im Tabellenverfahren wird auch nach der Anzahl der Zapfstellen unterschie-den. Folgende Möglichkeiten stehen dort zur Verfügung:

– 1 Raum mit einer Zapfstelle

– 1 Raum mit mehreren Zapfstellen

– 2 Räume mit gemeinsamer Installationswand

– und wohnungszentraler Trinkwasserversorgung

4.1.2.4 Solaranlagen

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Durch die Installation von Solarkollektoren auf dem Dach kann Trinkwasser mithilfe von Sonnenenergie erwärmt werden. Es ist möglich, in den Sommermonaten auf diese Weise nahezu den gesamten Wärmebedarf für das Trinkwasser abzudecken, was häufige Brenner-starts vermeidet. Auch zur Heizungsunterstützung werden Solaranlagen eingesetzt. Hierzu sind aber größere Flächen und spezielle Warmwasserspeicher notwendig.

TW: solare Unterstützung der Trinkwasserbereitung Erläuterung:

Die auf dem Dach durch Sonnenenergie im Kollektor erwärmte Flüssigkeit wird durch einen mit Frostschutz versehenen Kollektorkreis zum Brauch-wasserspeicher geleitet. Dieser wird im Zwangsumlauf durch eine Umwälz-pumpe betrieben. Im Brauchwasserspeicher wird die Wärmeenergie über einen Wärmetauscher an das Brauchwasser abgegeben. Je nach Strah-lungsbedingungen und Temperaturdifferenzen entscheidet die Regelung über den Betriebszustand der Solaranlage. Wichtig ist, dass die Regelungs-technik zwischen Heizungsanlage und Solarkollektoren richtig funktioniert, da sonst die gewonnene Wärme ungenutzt bleibt. Der Heizkessel darf nicht zur gleichen Zeit wie die Solarkollektoren Wärme an den Speicher liefern. Er sollte diesen auch nicht in den Vormittagsstunden aufheizen, damit die über den Tag gewonnene Wärme gespeichert werden kann. Solarkollektoren sollten möglichst südorientiert und mit einer Neigung zwischen 25° und 45° installiert werden. Mit ca. 1,0 – 1,5 m² Kollektorfläche pro Person können 50 – 70 % des Trinkwasserbedarfs gedeckt werden. Es werden drei Haupt-typen von Warmwasserkollektoren unterschieden:

– Flachkollektor, Standardkollektor

– Vakuum-Röhrenkollektor, für hohe Leistung und hohe Temperaturen

– unverglaste Absorber, kostengünstige Lösung

In der DIN V 4701-10 wird nicht zwischen den verschiedenen Kollektortypen unterschieden. Der Deckungsanteil ist jedoch abhängig von zwei Faktoren:

– Wird das Trinkwasser mit oder ohne Zirkulation verteilt?

– Befindet sich die Anlagentechnik in oder außerhalb der thermischen Hülle?

TWH: solare Unterstützung der Trinkwasserbereitung und der Heizung

Erläuterung:

Da der höchste Bedarf an Heizwärme in den Monaten mit dem geringsten Strahlungsangebot besteht, können Solarkollektoren unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nur einen Teil der benötigten Wärme abdecken. Hohe De-ckungsanteile sind nur mit einem erheblichen Aufwand an Anlagentechnik realisierbar. Diese Anlagen müssen von Fachleuten geplant und umgesetzt

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4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten 4-189

werden, da sie sehr hohe Temperaturen erzeugen. Voraussetzung für eine sinnvolle Unterstützung der Heizungsanlage sind niedrige Vorlauftemperatu-ren, eine funktionierende Anlagentechnik und ein auf das Heizsystem abge-stimmter Warmwasserspeicher. In der DIN V 4701-10 wird im Tabellen- und Diagrammverfahren die Deckungsrate je nach Zusatzheizung mit maximal 10 % angesetzt.

4.1.2.5 Lüftungsanlagen

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Nach § 6 der EnEV sind Gebäude luftdicht herzustellen. Die hohe Gebäudedichtheit stellt gegenüber der früheren „undichten“ Bauweise hohe Anforderung an das Lüftungsverhalten seiner Bewohner. Falsches und unkontrolliertes Lüften kann entweder, wenn zu wenig gelüf-tet wird, zu Feuchteschäden oder, wenn zu viel gelüftet wird, zu unnötigen Wärmeverlusten führen. Lüftungsanlagen gewährleisten einen hygienischen und energetisch optimalen Luft-wechsel, der je nach Anforderung eingestellt werden kann. Wenn Lüftungsanlagen mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet sind, tragen sie zusätzlich zur Reduzierung des Heiz-wärmebedarfs bei. Dies wird bei der Bestimmung des eP-Wertes berücksichtigt. Werden Lüf-tungsanlagen eingesetzt, müssen diese der Anlage 4 der EnEV entsprechen. Im Diagramm-verfahren der DIN V 4701-10 wird unter folgenden Lüftungssystemen unterschieden:

ABI: Abluftanlage ohne Wärmepumpe

Erläuterung:

Bei Abluftanlagen wird die Innenluft aus den Räumen kontinuierlich abge-saugt und an zentraler Stelle ausgeblasen. Die Absaugung erfolgt meist in den Feuchträumen und in der Küche. Nachströmöffnungen in den Außen-wänden sorgen für eine kontrollierte Luftzufuhr in das Gebäude. Vorteil sol-cher Anlagen ist die einfache und kostengünstige Installation. Sie werden hauptsächlich in der Gebäudemodernisierung eingesetzt. Da bei diesen An-lagen keine Wärme aus der Abluft zurückgewonnen wird, ist der Einfluss auf den eP-Wert nur gering.

ABI-WP: Abluftanlage mit Wärmepumpe Erläuterung:

Bei Abluftanlagen mit Wärmepumpe wird mithilfe der Wärmepumpe Wärme aus der Abluft zurückgewonnen (siehe WP/L-Wärmepumpen). Die gewon-nene Wärme wird meist zur Erwärmung des Trinkwassers genutzt.

WRG: Zu-/Abluftanlage ausschließlich mit Wärmerückgewinnung

Erläuterung:

Bei diesen Anlagen wird die Zuluft zentral angesaugt, über einen Wärme-tauscher erwärmt und über ein Leitungsnetz den Wohn- und Schlafräumen zugeführt. Ventilatoren sorgen für einen kontinuierlichen Luftwechsel. Als Wärmetauscher werden Platten- oder Rotationswärmetauscher eingesetzt. In diesen wird der Abluft Wärme entzogen und an die Zuluft abgegeben. Durch die Wärmerückgewinnung können die Lüftungswärmeverluste erheb-lich reduziert werden, gleichzeitig wird ein erhöhtes Behaglichkeitsgefühl er-zeugt. Der Wärmerückgewinnungsgrad liegt bei modernen Anlagen bei bis zu 95 %.

WP: Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung durch eine Wärmepumpe. Erläuterung:

Hier wird die Wärme der Abluft mithilfe einer Wärmepumpe entzogen. Zu-sätzlich wird nach dem Wärmerückgewinnungsgrad unterschieden:

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4-190 4 Anlagentechnik – Erläuterung der Anlagenkomponenten

Die Reduzierung der Lüftungswärmeverluste ist abhängig vom Wärmerück-gewinnungsgrad der Anlage. In der DIN V 4701-10 kann im Diagrammver-fahren zwischen Anlagen mit 60 % und 80 % Wärmerückgewinnungsgrad gewählt werden.

60 %: Lüftungsanlage mit 60 % Wärmerückgewinnung

80 %: Lüftungsanlage mit 80 % Wärmerückgewinnung

4.1.2.6 Wärmeübergabe an den Raum (Wärmeübergabe)

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, erzeugte Wärme an einen Raum zu übergeben. Die Übergabe ist abhängig von der Heizungsanlage. Bei Heizungsanlagen, die hohe Warmwas-sertemperaturen erzeugen (NT-Kessel, Festbrennstoff-Kessel), sind nur kleine Heizflächen notwendig, um die Wärme an den Raum abzugeben. Bei Heizungsanlagen, die niedrige Wassertemperaturen erzeugen, sind große Heizflächen notwendig, um genügend Wärme an den Raum abzugeben. Wärme, die von großen Heizflächen wie Fußböden und Wandhei-zungen abgegeben wird, wirkt auf den Bewohner in der Regel angenehmer, weil diese einen höheren Anteil an Strahlungswärme besitzen (Kachelofeneffekt). Umso niedriger die Was-sertemperatur ist, umso weniger Wärme geht bei der Verteilung verloren. Elektroheizungen geben die Wärme direkt an den Raum ab. Bei Luftheizungen wird zentral erwärmte Luft über Leitungsnetze in die Räume transportiert.

HK freie Heizfläche (z. B. über Heizkörper)

FBH integrierte Heizflächen (z. B. Fußbodenheizung, Wandheizung)

Im Tabellenverfahren wird zusätzlich unterschieden, ob die Heizkörper überwiegend an In-nenwänden oder Außenwänden angeordnet sind.

EH Elektroheizung

LH Lüftungsheizung

Bei der Wärmeübergabe wird zusätzlich nach der Regelung der Thermostatventile unter-schieden.

1 K Thermostatventile mit 1 Kelvin Regelung, bei Heizkörpern

0,5 K Thermostatventile mit 0,5 Kelvin Regelung, bei Fußbodenheizung

elekt. Heizkörper mit elektrischer Regeleinrichtung

4.1.2.7 Anordnung der zentralen Komponenten der Anlagentechnik

Einfluss auf die Anlagenkennzahl eP:

Alle Komponenten einer Heizungsanlage, wie Heizkessel, Wärmeverteilernetz und Wärme-speicher, geben Wärme an die Umgebung ab. Wenn diese sich innerhalb des beheizten Be-reiches befinden, kann die Wärme zur Beheizung des Gebäudes genutzt werden. Befinden sich diese außerhalb, sind dies Wärmeverluste, die bei der Ermittlung des eP-Wertes zu be-rücksichtigen sind.

a überwiegend außerhalb der thermisch gedämmten Hülle

i überwiegend innerhalb der thermisch gedämmten Hülle

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-191

4.2 Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 Autor: Johannes Volland

Wird der Heizenergiebedarf nach DIN V 4108-6 ermittelt, ist der End- und Primärenergiebe-darf nach DIN V 4701-10 zu berechnen. Nach dieser Norm dürfen Anlagen berechnet wer-den, die nach 1995 eingebaut wurden.

Aufgrund der Komplexität der Berechnungsgänge zur Bestimmung der Anlagenaufwands-zahl eP wurden in die DIN V 4701-10 drei verschiedene Verfahren mit unterschiedlicher Ge-nauigkeit und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad aufgenommen:

a) Detailliertes Verfahren – die detaillierte Bestimmung einzelner bzw. aller Kennwerte

(DIN V 4701-10, Abschnitt 5)

b) Tabellenverfahren – die Nutzung tabellierter Standardkennwerte

(DIN V 4701-10, Anhang C.1 bis C.4)

c) Diagrammverfahren – die Verwendung von Diagrammen definierter Anlagensysteme auf Basis der tabellierten Standardkennwerte

(DIN V 4701-10:2003-08; DIN V 4701-10, Beiblatt 1:2007-02)

Hinweis:

Alle Diagramme gelten nur für Wohngebäude mit Trinkwasserbedarf, also nicht für Nicht-Wohngebäude wie Büro- und Verwaltungsgebäude etc. Diese sind nach DIN V 18599 zu berechnen. Werden die Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 berechnet, so ist auch der Heizenergiebedarf nach dieser Norm zu bestimmen.

Wärmegewinne über Lüftungsanlagen dürfen nicht zur Reduzierung der Lüftungswärmever-luste angesetzt werden. Außerdem können die Tabellen nur für einen Heizwärmebedarf von 40 – 90 kWh/(m² a) verwendet werden. Eine Extrapolation über den Wertebereich hinaus ist nicht zulässig. In diesem Fall ist stets detailliert zu rechnen (siehe auch DIN V 4701-10, Bei-blatt 1).

Widerspruch zwischen DIN V 4701-10 und DIN V 4108-6:

In DIN V 4108-6, Anhang D.3, Zeile 1 steht, dass der eP-Wert nach den Verfahren a), b) und c) berechnet werden darf. In der DIN V 4701-10 Beiblatt 1 steht, dass das Verfahren b) oder c) nur für das Heizperiodenbilanz-Verfahren nach DIN V 4108-6 verwendet werden darf, da alle Diagramme für Heizsysteme mit einer Heizperiode von 185 Tagen gerechnet werden. Da DIN V 4108-6, Anhang D.3 die Randbedingungen für das Monatsbilanzverfahren regelt, werden diese vom Autor vorrangig gewertet.

4.2.1 Diagrammverfahren zur Bestimmung von eP und QE

In der DIN V 4701-10:2003-08, Beiblatt 1 ist eine Vielzahl von vordefinierten Anlagensyste-men aufgelistet. Für jedes System gibt es in Abhängigkeit zur beheizten Nutzfläche AN und zum flächenbezogenen Heizwärmebedarf qh Tabellen und Grafiken, mit denen die Anlagen-aufwandszahl eP, der Endenergiebedarf q,E und die Hilfsenergie qHE,E bestimmt werden kön-nen. Zu jedem Anlagentyp gibt es ein Schaubild, in dem die Anlagenkomponenten darge-stellt sind.

In der Tabelle 4.1 sind alle Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 zusammengestellt. In der Spalte 3 unter „Anlage“ sind die Nummern der Anlagen aufgelistet, in denen die einzel-nen Anlagenkomponenten nach Beiblatt 1 vorhanden sind.

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4-192 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.1: Zusammenstellung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10, Beiblatt 1

Abk. Wärmeerzeuger Beschreibung Anlage

NT Gas/Öl: Niedertemperaturkessel 1–15

BW Gas/Öl: Brennwertkessel 16–48

WP/W Strom: Wärmepumpe Wasser 49–50

WP/E Strom: Wärmepumpe Erdreich 51–52, 58

WP/L Strom: Wärmepumpe Luft 53–55, 59

WP/Abl Strom: Wärmepumpe Abluft 54–57

EH Strom: Elektroheizung 60–63

FW Fern- und Nahwärme 64–71

Holz Holzkessel 72–78

Trinkwasserbereitung

zenH zentral zusammen mit der Heizung 1–12, 16–42, 49–57, 64–78

zenTW separate zentrale Trinkwarmwasserbe-reitung

63

dez dezentral 13–15, 43–48, 58–62

Solaranlage

TW solare Unterstützung Trinkwasser 10–12, 31–40,55, 57, 63, 76–78

TWH solare Unterstützung Trinkwasser und Heizung

41–42

Lüftungsanlagen

ABI Abluftanlage ohne Wärmepumpe 6, 26, 42.1, 50.1, 52.2, 74

ABI-WP Abluftanlage mit Wärmpumpe 56, 57

WRG Zu-/Abluftanlage ausschließlich mit Wärmerückgewinnung

7–9, 15, 27–30, 35–40, 47, 48, 52.3, 52.4, 55, 60, 61, 70, 71, 75, 78

WP Zu-/Abluftanlage mit Wärmepumpe und ggf. mit Wärmerückgewinnung

62, 63

HR Zu-/Abluftanlage mit Heizregister 30.1

Wärmeübergabe

HK freie Heizflächen (z. B. Heizkörper) 1–22, 26–28, 30.1, 31–32, 35–37, 41, 43, 44, 47, 64–78

FBH integrierte Heizflächen wie Fußboden- bzw. Wandheizung

23–25, 26.4, 29, 30, 33–34, 38–40, 42, 45–46, 48–59

EH Elektroheizung 60, 61

LH Lüftungsheizung 62, 63

Anordnung

a überwiegend außerhalb der thermisch gedämmten Hülle

4–6, 10, 14, 16, 17, 23, 26, 35, 38, 41–43, 45, 49–54, 58, 59, 63.2, 64, 65, 70–74, 76, 78

i überwiegend innerhalb der thermisch gedämmten Hülle

alle anderen

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-193

Die für die Berechnung des Referenzgebäudes nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1 zu verwen-denden Anlagenkomponenten sind im Diagrammverfahren als vordefiniertes Anlagensystem nicht vorhanden. Das Referenzgebäude kann dadurch nur mit dem Tabellenverfahren oder mit dem detaillierten Verfahren berechnet werden.

Ermittlung von ep, qp, qWE,E und qHE,E mithilfe der Tabellen

Die Ermittlung der Werte wird an der Anlage 36 des Diagrammverfahrens aufgezeigt. Diese entspricht am ehesten der Anlage des Referenzgebäudes (siehe Tabelle 4.9).

Folgende Kenndaten werden für die Ermittlung der Werte benötigt:

Nutzfläche AN = 186,25 m² (siehe Anwendungsbeispiel in Kapitel 2)

Heizenergiebedarf Qh (qh) = 73,52 kWh/(m² · a) (siehe Berechnung des Referenzgebäudes im Kapitel 7.1.2.3)

Bild 4.2: Anlagenschema der Anlage 36 (Quelle: DIN V 4701-10, Beiblatt 1)

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4-194 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.2: Bestimmung des ep-Wertes mithilfe der Tabelle aus dem Diagrammverfahren für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop, nach DIN V 4701-10, Beiblatt 1:2007-02

Für ein qh von 73,52 kWh/(m² · a) und einer Nutzfläche von 186,25 m² ergeben sich durch Interpolation folgende Werte:

ep = 1,0 = Anlagenaufwandszahl

qWE,E = 64,31 kWh/(m² · a) = Endenergiebedarf

qHE,E = 5,59 kWh/(m² · a) = Hilfsenergiebedarf

Mithilfe des Endenergiebedarfs qWE,E kann die Energiemenge des eingesetzten Energieträ-gers bestimmt werden. In diesem Fall ist der Energieträger Gas. Der untere Heizwert Hi von Gas liegt bei ca. 10 kWh/m³ Gas (siehe Kapitel 9).

Mit dem ermittelten Endenergiebedarf qE von 62,375 kWh/(m² · a) ergibt dies folgende Ener-giemenge:

64,31 kWh/(m² · a) 186 m² / 10 kWh/(m³ Gas) = 1.196 m³ Gas im Jahr

Der Primärenergiebedarf kann mithilfe der Anlagenaufwandszahl eP wie folgt berechnet wer-den:

QP = (Qh + QW) · eP kWh/(m² · a) (Formel 4.1)

QP = [73,52 kWh/(m² · a) + 12,5 kWh/(m² · a)] · 1,0

QP = 86,02 kWh/(m² · a)

Im Beiblatt 1 sind auch Tabellen und Grafiken enthalten, aus denen der Primärenergiebedarf direkt abgelesen werden kann.

Hinweis:

Die in den Tabellen aufgelisteten Werte entsprechen dem unteren Mittel der am Markt gän-gigen Geräte. Hochwertige Geräte können einen wesentlich höheren Nutzungsgrad (kleine-ren ep-Wert) als hier ermittelt aufweisen. Mit diesen Werten liegt man auf der sicheren Seite.

Aus wirtschaftlichen Gründen kann es durchaus sinnvoll sein, den eP-Wert genau nach dem detaillierten Verfahren der DIN V 4701-10 zu bestimmen.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-195

Um einen Überblick zu bekommen, wie sich die verschiedenen Heizungsanlagen bezüglich ihrer Anlagenaufwandszahl eP unterscheiden, wurde für den zulässigen Primärenergiebedarf des Beispiel-Hauses (siehe auch Kapitel 7) mithilfe des Programms ENGP-bautop die Anla-genkennzahl für alle in der DIN V 4701-10, Beiblatt 1:2007-02 vorhandenen Anlagen nach dem Diagrammverfahren berechnet.

Aus dieser Berechnung kann sehr gut abgelesen werden, welchen Einfluss die einzelnen Heizungskomponenten auf die Anlagenkennzahl eP, auf den Endenergiebedarf qWE,E und die notwendige Hilfsenergie qHE,E haben.

Kenndaten des Referenzgebäudes: Nutzfläche AN = 186,25 m² (siehe Kapitel 2.5)

Heizwärmebedarf Qh = 73,52 kWh/(m² · a) (siehe Kapitel 7.1.2, Berechnung des Referenzgebäudes)

zulässiger Primärenergiebedarf Qp,zul. = 101,37 kWh/(m² · a) (siehe Kapitel 7.1.2, Berechnung des Referenzgebäudes)

Trinkwasserbedarf QW (qTW) = 12,5 kWh/(m² · a) (EnEV Anlage 1, Nr. 2.2 und DIN V 4701-10)

Aus den gegebenen Werten kann der maximale ep- Wert berechnet werden, mit dem der zulässige Jahresprimärenergiebedarf nach EnEV eingehalten werden kann.

Qp = (Qh + QW) · ep kWh/(m² · a) (Formel 4.1)

max ep = Qp,zul. / (Qh + QW) kWh/(m² · a) (Formel 4.2)

max ep = 101,37 / (73,52 + 12,5) max ep = 1,18

Zu beachten ist, dass beim Referenzgebäude die Lüftungswärmeverluste durch die vorhan-dene Abluftanlage reduziert wurden. Diese reduziert zwar die anzusetzende Luftwechselrate und dadurch die Lüftungswärmeverluste, aber erhöht die Anlagenkennzahl, da diese Strom benötigt, aber keine Wärme rückgewinnt.

Daraus folgt, dass Anlagen ohne Abluftanlage einen besseren ep-Wert benötigen, weil ohne diese die Lüftungswärmeverluste größer sind und der vorhandene Heizwärmebedarf Qh steigt. Dies muss wieder durch eine effiziente Anlagentechnik ausgeglichen werden.

Berechnung der Anlagenkennzahl eP, des Endenergiebedarfs qWE,E und der Hilfsenergie qHE,E für das Referenzgebäude des Beispiel-Haus für alle Anlagen der DIN V 4701-10:2003-08 Anhang C.5 und Beiblatt 1:2002-02 mit dem Programm ENGP-bautop.

Hinweis zur Berechnung:

In Tabelle 4.3 bis Tabelle 4.8 wurde die Anlagenkennzahl eP, der Endenergiebedarf qWE,E und die Hilfsenergie qHE,E mit einem vorhandenen Qh von 71,5 kWh/(m² · a) berechnet. Da-durch gibt es geringfügige Abweichungen.

Die Spalte „Zul. Heizung“ gibt an, ob mit dieser Heizungsanlage bei dem vorhandenen Heiz-wärmebedarf Qh der zulässige Jahresprimärenergiebedarf eingehalten werden kann. In der Tabelle 4.3 ist klar ersichtlich, dass dies mit den dort aufgelisteten Niedertemperaturkesseln (NT) nicht möglich ist. Wenn diese verwendet werden sollen, muss entweder der Heizwär-mebedarf gesenkt oder zusätzlich zum Niedertemperaturkessel und der Solaranlage eine Lüftungsanlage installiert werden.

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4-196 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.3: Niedertemperaturkessel

Tabelle 4.4: Brennwertkessel

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-197

In der Tabelle 4.4 sind schon mehrere Anlagen vorhanden, mit denen der zulässige Jahres-primärenergiebedarf eingehalten werden kann.

Zu beachten ist aber auch hier, dass nach EEWärmeG, wenn keine regenerative Energie für die Beheizung des Gebäudes eingesetzt wird, der zulässige Primärenergiebedarf um 15 % unterschritten werden muss.

Tabelle 4.5: Wärmepumpen

Nach Tabelle 4.5 kann mit Wärmepumpen der zulässige Jahresprimärenergiebedarf relativ gut eingehalten werden. Schwierigkeiten gibt es nur bei den Abluft-Wärmepumpen, da diese eine relativ niedrige Jahresarbeitszahl besitzen und dadurch einen höheren eP-Wert.

Tabelle 4.6: Elektroheizung

Wenn ein Gebäude mit einer Elektroheizung beheizt werden soll, muss schon ein sehr hoher Dämmstandard betrieben werden, damit der zulässige Jahresprimärenergiebedarf eingehal-ten werden kann.

Fernwärmeheizungen haben nach Tabelle 4.7 eine relativ gute Anlagenkennzahl mit der der zulässige Jahresprimärenergiebedarf gut eingehalten werden kann.

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4-198 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.7: Fernwärme

Tabelle 4.8: Holz-Pellets

Bei Heizungsanlagen, die nur mit regenerativen Energieträgern wie Holz oder Holz-Pellets beheizt werden, gibt es bei der Einhaltung des zulässigen Jahresprimärenergiebedarfs in der Regel keine Probleme.

4.2.2 Tabellenverfahren zur Bestimmung von eP und QE

In der DIN V 4701-10, Anhang C.1 bis C.4 steht ein Berechnungsverfahren zur Verfügung, mit dem die Möglichkeit besteht, die Komponenten einer Heizungsanlage selbst zu definie-ren. Aus einer Vielzahl von Tabellen können die Kennwerte für die einzelnen Anlagenverlus-te herausgelesen werden. Es handelt sich auch hier um Geräte, deren energetische Qualität dem unteren Durchschnitt des Marktniveaus entspricht.

In der DIN V 4701-10, Anhang A sind Tabellen abgebildet, in denen die abgelesenen Werte eingetragen und mit deren Hilfe der Primärenergiebedarf QP, der Endenergiebedarf QE, die Hilfsenergie QHE und die Anlagenaufwandszahl eP zu berechnen sind. Diese werden getrennt für die Heizwärmeerzeugung, die Trinkwassererwärmung und für eventuell vorhandene Lüf-tungsanlagen berechnet.

Die Berechnung des Endenergiebedarfs und des Primärenergiebedarfs erfolgt nach folgen-dem Schema:

1. Trinkwasserbereitung: Trinkwasserbedarf qtw oder qw 12,5 kWh/(m² · a)

+ Verluste Übergabe (qTW,ce)

+ Verluste Verteilung (qTW,d)

+ Verluste Speicherung (qTW,s)

= zu deckender Wärmebedarf der Heizungsanlage

Anlagenaufwandzahl (eTW,g)

= Endenergiebedarf (qTW,E)

Primärenergiefaktor (fp)

= Primärenergiebedarf (qTW,P)

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-199

2. Lüftung: Die Gutschrift aus der Lüftung zur Deckung des Heizenergiebedarfs setzt sich wie folgt zu-sammen:

+ Wärmegewinne aus Wärmerückgewinnung über Wärmetauscher WÜT

+ Wärmegewinne aus Luft/Luft-Wärmepumpen LL-WP

+ Wärmegewinne aus Heizregister

= gewonnene Wärme aus der Lüftungsanlage

– Wärmeverluste bei der Verteilung (qL,d)

– Wärmeverluste bei der Übergabe in den Raum (qL,ce)

– Wärmeverluste über die Luftwechselkorrektur (qL,n)

= Gutschrift aus Lüftungsanlagen (qh,L)

3. Heizenergie: Ermittelte Heizenergie qh nach DIN V 4108-6

– Gutschrift aus Trinkwassererzeugung (qh,TW)

– Gutschrift aus Lüftungswärmeverteilung (qh.L)

+ Verluste Übergabe (qH,c)

+ Verluste Verteilung (qH,d)

+ Verluste Speicherung (qH,s)

= zu deckender Wärmebedarf der Heizungsanlage

Anlagenaufwandzahl (eH,g)

= Endenergiebedarf (qH,E )

Primärenergiefaktor (fp)

= Primärenergiebedarf (qH,P)

Für die Verteilung, Speicherung, Übergabe und Erzeugung der Wärme ist elektrische Ener-gie notwendig, die ebenfalls ermittelt werden muss und beim Jahresprimärenergiebedarf mit anzurechnen ist.

4.2.2.1 Berechnung der Anlagenkennwerte für das Referenzgebäude

Nachfolgend wird aufgezeigt, wie die Anlagenkennwerte für das Referenzgebäude der EnEV Anlage 1, Tabelle 1 nach den Tabellenverfahren zu ermitteln ist.

Folgende Kenndaten werden für die Ermittlung der Werte benötigt:

Nutzfläche AN = 186,25 m² (siehe Anwendungsbeispiel Kapitel 2)

Heizenergiebedarf Qh (ph) = 73,52 kWh/(m² · a) (siehe Berechnung des Referenz- gebäudes im Kapitel 7.1.2)

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4-200 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.9: Beschreibung der Anlagentechnik des Referenzgebäudes (Quelle: EnEV 2009 Anlage 1, Tabelle 1)

5 Heizungsanlage • Wärmeerzeugung durch Brennwertkessel (verbessert), Heizöl EL, Auf-stellung: – für Gebäude bis zu 2 Wohneinheiten innerhalb der thermischen Hülle – für Gebäude mit mehr als 2 Wohneinheiten außerhalb der thermi-

schen Hülle • Auslegungstemperatur 55/45 °C, zentrales Verteilsystem innerhalb der

wärmeübertragenden Umfassungsfläche, innen liegende Stränge und Anbindeleitungen, Pumpe auf Bedarf ausgelegt (geregelt, Δp konstant), Rohrnetz hydraulisch abgeglichen, Wärmedämmung der Rohrleitungen nach Anlage 5

• Wärmeübergabe mit freien statischen Heizflächen, Anordnung an nor-maler Außenwand, Thermostatventile mit Proportionalbereich 1 K

6 Anlage zur Warmwasser-bereitung

• zentrale Warmwasserbereitung • gemeinsame Wärmebereitung mit Heizungsanlage nach Zeile 5 • Solaranlage (Kombisystem mit Flachkollektor) entsprechend den Vorga-

ben nach DIN V 4701-10:2003-08 oder DIN V 18599-5:2007-02 • Speicher, indirekt beheizt (stehend), gleiche Aufstellung wie Wärmeer-

zeuger, Auslegung nach DIN V 4701-10:2003-08 oder DIN V 18599-5:2007-02 als – kleine Solaranlage bei AN < 500 m² (bivalenter Solarspeicher) – große Solaranlage bei AN > 500 m²

• Verteilsystem innerhalb der wärmeübertragenden Umfassungsfläche, innen liegende Stränge, gemeinsame Installationswand, Wärmedäm-mung der Rohrleitungen nach Anlage 5, mit Zirkulation, Pumpe auf Be-darf ausgelegt (geregelt, Δp konstant)

7 Kühlung keine Kühlung

8 Lüftung zentrale Abluftanlage, bedarfsgeführt mit geregeltem DC-Ventilator

Bestimmung der Energieverluste bei Deckung des Trinkwasserbedarfs QTW

Tabelle aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A zur Berechnung des Endenergiebedarfs QTW,E, des Primärenergiebedarfs QTW,P und der Hilfsenergie QTW,HE,P für die Trinkwasserer-wärmung QW (qTW); die einzelnen Werte sind für die oben angegebene Heizungsanlage aus den Tabellen des Anhangs C.1 der DIN entnommen.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-201

Tabelle 4.10: Bestimmung von QTW,P, QTW,E und QTW,HE,P für das Referenzgebäude – ENGP-bautop, nach DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A und C.1

Die zur Trinkwassererwärmung QTW benötigte Endenergie QTW,E beträgt 2.711 kWh/a. Der Primärenergiebedarf QTW,P beträgt 3.439 kWh/a.

Bestimmung der Energieverluste bei mechanischen Lüftungsanlagen Tabelle aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A zur Berechnung des Endenergiebedarfs QL,E, des Primärenergiebedarfs QL,P und der Hilfsenergie QL,HE,P für die Lüftungsanlage; die ein-zelnen Werte sind aus den Tabellen des Anhangs C.2 der Norm zu entnehmen.

α = Deckungsanteil des Erzeugers 1 bis 3

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4-202 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Tabelle 4.11: Bestimmung von QL,P, QL,E und QL,HE,P für das Referenzgebäude – ENGP-bautop, nach DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A und C.2

Da es sich bei der Lüftungsanlage um eine reine Abluftanlage handelt, wird durch diese kei-ne Wärme zurückgewonnen. Es wird für die Betreibung aber Strom benötigt, sodass die Hilfsenergie zu berücksichtigen ist. Diese Beträgt 205 kWh/a an Endenergiebedarf und 533 kWh an Primärenergiebedarf.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-203

Bestimmung der Energieverluste bei Deckung des Heizwärmebedarfs Qh

Tabelle 4.12 lehnt sich an die Tabelle aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A zur Berech-nung des Endenergiebedarfs QH,E, des Primärenergiebedarfs QH,P und der Hilfsenergie QH,HE,P für den Heizwärmebedarf QH an. Die einzelnen Werte sind für die oben angegebene Heizungsanlage aus den Tabellen des Anhangs C.3 der Norm entnommen.

Tabelle 4.12: Bestimmung von QH,P, QH,E und QH,HE,P für das Referenzgebäude – ENGP-bautop, nach DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A und C.3

Die zur Deckung des Heizenergiebedarfs Qh benötigte Endenergie QH,E beträgt 13.360 kWh/a und der Primärenergiebedarf QH,P beträgt 15.182 kWh/a. Hinweis: Bei einer nachträglichen Durchsicht wurde festgestellt, daß die Erzeugeraufwandszahl eH,g,i nicht 0,98 sondern 0,96 beträgt. Dadurch ergibt sich ein eP-Wert von 1,18 statt 1,20.

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4-204 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10

Bestimmung des Jahresend- und Primärenergiebedarfes sowie des eP-Wertes

Der ermittelte Primär- und Endenergiebedarf sowie die Hilfsenergie für Trinkwassererwär-mung, Heizwärmebedarf und Lüftung werden in einer Tabelle zusammengefasst, daraus wird die Anlagenaufwandszahl eP berechnet.

Tabelle 4.13: Bestimmung des eP-Wertes für das Referenzgebäude – ENGP-bautop, nach DIN_V 4701-10:2003-08, Anhang A

siehe Tabelle 4.9 siehe Tabelle 4.9

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 4701-10 4-205

Als Ergebnis ergibt sich ein gesamter Endenergiebedarf für das Referenzgebäude von 15.442 kWh/a [82,91 kWh(m² · a)], ein zulässiger Primärenergiebedarf von 19.154 kWh/a [102,84 kWh/(m² · a)] und eine sich daraus errechnende Anlagenaufwandszahl eP von 1,20.

4.2.3 Detailliertes Verfahren zur Bestimmung von eP und QE

Das detaillierte Verfahren ist das genaueste Verfahren zur Bestimmung der Anlagenverluste.

Hierfür sind die genauen Kenndaten der Anlagenkomponenten und deren Installation not-wendig.

Die Vorgehensweise entspricht der des Tabellenverfahrens. Hier werden aber die Kenndaten nicht aus Tabellen für durchschnittliche Anlagen entnommen, sondern genau berechnet.

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4-206 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599

4.3 Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 Autor: Friedemann Zeitler

Die Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 entspricht im Vorgehen wei-testgehend dem Tabellenverfahren nach DIN V 4701, Teil 10, wobei anstelle von standardi-sierten Tabellenwerten für die verschiedenen Anlagenkomponenten immer auch geräte- bzw. gebäudespezifische Werte angesetzt werden können. Die Standardwerte repräsentie-ren allerdings Geräte, deren energetische Qualität dem unteren Durchschnitt des Marktni-veaus entspricht, sodass es sich im Normalfall lohnt, mit konkreten Produktwerten bzw. Pla-nungsangaben zu rechnen.

Ergebnis der Berechnung der Anlagenkomponenten ist hier nicht die Anlagenaufwandszahl ep, sondern die Ermittlung des Endenergiebedarfs inklusive der benötigten Hilfsenergien, der sich aus dem zuvor ermittelten Heizwärmebedarf ergibt (siehe dazu Kapitel 7.1.3).

Für die Berechnung der Anlagenkomponenten bei Wohnhäusern werden die folgenden Nor-menteile benötigt:

– DIN V 18599-5: Berechnung des Endenergiebedarfs von Heizsystemen

– DIN V 18599-6: Berechnung des Endenergiebedarfs von Wohnungslüftungsanlagen und Luftheizungsanlagen für den Wohnungsbau

– DIN V 18599-8: Berechnung des Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserberei-tungssystemen

Die Besonderheit der DIN V 18599, dass der jeweilige Endenergiebedarf für jede Nutzungs-zone einzeln ermittelt wird, kommt bei Wohngebäuden nicht zum Tragen, da diese als soge-nannte 1-Zonen-Modelle abgebildet werden.

Die Berechnung der Anlagenkomponenten wird immer mithilfe einer geeigneten Software erfolgen. Deshalb wird in den nachfolgenden Abschnitten eher auf die Besonderheiten bei der Eingabe in die Software sowie bei der Auswertung der Ergebnisse eingegangen, als auf die Berechnung und die dazugehörigen Algorithmen an sich.

4.3.1 Besonderheiten bei der Berechnung von Anlagenkomponenten

Anders als bei der Bilanzierung nach DIN V 4701-10 wird für die Anlagenverluste nicht eine gesamte Heizperiode betrachtet, sondern diese werden monatsweise ermittelt. Für die Lauf-zeiten der einzelnen Anlagenteile wird dabei noch einmal in Nutzungs- und Nichtnutzungs-zeiten unterschieden. So lassen sich z. B. rechnerisch auch unterschiedliche Betriebszeiten von Heizungsanlagen in Bezug auf Nachtabsenkung/-abschaltung darstellen. Für den öffent-lich-rechtlichen Nachweis ist jedoch die tägliche Nutzungszeit in DIN V 18599-10, Tabelle 3 während der Heizperiode auf 17 Stunden festgeschrieben, wenn eine Heizungsanlage mit Nachtabsenkung/-abschaltung vorhanden ist.

Eine entscheidende Besonderheit ist die Tatsache, dass sich alle Wärmemengen, die durch Verbrennungsprozesse gewonnen werden, auf den Brennwert und nicht auf den Heizwert des jeweiligen Energieträgers beziehen. Auf diese Weise wird vermieden, dass sich bei der Beschreibung von Wärmeerzeugern mit Brennwertnutzung Wirkungsgrade von mehr als 100 % ergeben. Der ermittelte Endenergiebedarf ist somit brennwertbezogen. Für die Be-stimmung des heizwertbezogenen Primärenergiebedarfs wird der ermittelte Endenergiebe-darf wieder auf den Heizwert umgerechnet und mit den bekannten Primärenergiefaktoren multipliziert. Die Umrechnung von Brennwert zu Heizwert erfolgt nach DIN V 18599-1, Tabel-le B1. Bei einer Berechnung nach DIN V 18599 kann deshalb z. B. bei Einsatz von Gas-brennwerttechnik der Endenergiebedarf (brennwertbezogen) höher als der Primärenergiebe-darf (heizwertbezogen) liegen.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-207

Tabelle 4.14: Energieträgerabhängigkeit Umrechnungsfaktoren (Quelle: DIN V 18599-1, Tabelle B.1)

Energieträger Verhältnis Brennwert/Heizwert Hs/Hi (Umrechnungsfaktor für die Endenergie)

fHS/HI

Heizöl 1,06

Erdgas 1,11

Flüssiggas 1,09

Steinkohle 1,04

Braunkohle 1,07

Brennstoff

Holz 1,08

fossiler Brennstoff 1,00 Nah-/Fernwärme aus KWKa erneuerbarer Brennstoff 1,00

fossiler Brennstoff 1,00 Nah-/Fernwärme aus Heizwerken erneuerbarer Brennstoff 1,00

Strom Strom-Mix 1,00 a Angaben sind typisch für durchschnittliche Nah-/Fernwärme mit einem Anteil der KWK von 70 %

4.3.2 DIN V 18599-5: Endenergiebedarf von Heizsystemen

Die Berechnung der Anlagenkomponenten erfolgt unter Berücksichtigung der folgenden Pro-zessschritte:

– Übergabe der Wärme (z. B. Heizkörper, Heizregister in einer Lüftungsanlage etc.),

– Verteilung der Wärme (z. B. im Heizkreis),

– Speicherung der Wärme (falls vorhanden z. B. Pufferspeicher etc.),

– Erzeugung der Wärme (z. B. Heizkessel, Wärmepumpe etc.).

Für jeden dieser Prozessschritte wird der zugehörige Hilfsenergiebedarf separat ermittelt.

4.3.2.1 Übergabe

Die Art der Übergabesysteme muss definiert werden. Infrage kommen Heizkörper und Flä-chenheizsysteme, aber auch Heizregister in Lüftungsanlagen bzw. reine Warmluftheizungen. Diese Systeme lassen sich dann noch einmal weiter spezifizieren, z. B. in Bezug auf Rege-lung, Lage im Raum oder weitere mit der Übergabe gekoppelte Energieverbraucher wie Stellmotoren oder Ventilatoren (z. B. bei Bodenkonvektoren).

4.3.2.2 Verteilung

Für die Berechnung der Verteilverluste spielen die installierten Leitungslängen eine ent-scheidende Rolle. Diese können bei einer vorliegenden Fachplanung direkt in die entspre-chenden Berechnungsprogramme übernommen werden. Dabei werden bei Zweirohrsyste-men die Längen von Vor- und Rücklauf addiert.

Wenn keine Fachplanung vorliegt, können die unterschiedlichen Leitungslängen vereinfa-chend mit den Rechenansätzen aus DIN V 18599-5, Tabelle 15 bestimmt werden. Hierzu ist die Bestimmung der charakteristischen Länge und Breite des Gebäudes sowie der Anzahl und Höhe der Geschosse notwendig. Wenn sich das Gebäude in mehrere Bauteile zerglie-

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4-208 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599

dert, sollte die charakteristische Gebäudelänge und -breite nicht durch ein alles umschrei-bendes Rechteck definiert werden. Der Grundriss kann in mehrere Rechtecke zerlegt wer-den. Die einzelnen Längen werden dann jeweils addiert und die Breiten gemittelt (siehe DIN V 18599-5, Anhang B). Nur so werden nicht komplett überzogene, sondern annähernd realistische Leitungslängen ermittelt. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die auf den Standards basierenden Leitungslängen trotzdem sehr großzügig dimensioniert sind, sodass bei exakter Eingabe der Leitungslängen deutlich geringere Verteilungsverluste bilanziert werden.

charakteristische Gebäudelänge LG:

LG = Σi Li m

und

charakteristische Gebäudebreite:

BG = Σi Li · Bi / LG m

Bild 4.3: Ermittlung der charakteristischen Länge und Breite eines Gebäudes nach DIN V 18599-5, Anhang B

Besitzt ein Gebäude unterschiedliche Geschosszahlen für die einzelnen Gebäudeteile, so ist auch die Geschosszahl zu mitteln.

Geschosszahl:

nG = Σi Li ·Bi · ni / (LG · BG)

ni = Anzahl der Geschosse des Gebäudeteils

(Formel 4.3) (DIN V 18599-5, Formel B1)

(Formel 4.4) (DIN V 18599-5, Formel B1)

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-209

Beispiel-Haus:

Für das Beispiel-Haus (Kapitel 2.5) ergeben sich folgende charakteristische Längen und Breiten mit den folgenden Randbedingungen:

– das Hauptgebäude ist zweigeschossig,

– der Anbau ist eingeschossig,

– der beheizte Kellerteil wird vernachlässigt (Leitungslängen und Verteilungsverluste sind bei den Verteilleitungen im unbeheizten Keller bereits berücksichtigt).

Charakteristische Gebäudelänge L: Hauptgebäude: Länge = 12,49 m

Nebengebäude: Länge = 12,49 m

LG = 12,49 + 12,49 = 24,98 m

Charakteristische Gebäudebreite BG:

Hauptgebäude: Breite = 5,49 m

Nebengebäude: Breite = 3,37 m

BG = (12,49 · 5,49) / 24,98 + (12,49 · 3,37) / 24,98 m

BG = 2,745 + 1,68 = 4,43 m

Geschosszahl nG:

Hauptgebäude: 2 Geschosse

Nebengebäude: 1 Geschoss

nG = (12,49 · 5,49 · 2 + 12,49 · 3,37 · 1) / (24,98 · 4,43) –

nG = 179,23 / 110,66 = 1,62 –

Des Weiteren müssen die einzelnen Rohrabschnitte des Leitungsnetzes definiert werden. Dies ist von Bedeutung, da die Rohrabschnitte sowohl in beheizten als auch in unbeheizten Gebäudebereichen liegen können (z. B. in einem unbeheizten Keller) und häufig auch unter-schiedliche Querschnitte und Dämmstandards aufweisen.

In den meisten Fällen besitzt ein Verteilkreis auch eine eigene Zirkulationspumpe, die eben-falls beschrieben werden muss, damit der zum Betrieb benötigte Strom als Hilfsenergie bi-lanziert werden kann. Auch hier sind wieder in der Norm Standardwerte hinterlegt.

4.3.2.3 Speicherung

Sind im Heizungs- bzw. Warmwassersystem Speicher vorhanden, so müssen deren Wärme-verluste bilanziert werden. Hier ist zum einen der Aufstellort von großer Bedeutung. Befindet sich der Speicher innerhalb der beheizten Gebäudehülle, werden die Verluste als ungeregel-ter Wärmeeintrag in das Gebäude gewertet, während sie andernfalls als reine Verluste bilan-ziert werden. Die Verluste bemessen sich nach der Temperaturdifferenz zwischen Spei-chermedium und Umgebungstemperatur sowie dem Speichervolumen. Für die Berechnung der Speicherverluste sind ebenfalls Standardwerte in der Norm hinterlegt. Dabei wird die Umgebungstemperatur, je nach Aufstellort, wieder mit monatlich differenzierten Daten fest-gelegt.

Speicherladepumpen müssen wieder wegen der anfallenden Hilfsenergie separat erfasst und bilanziert werden.

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4-210 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599

4.3.2.4 Erzeugung

Ein Gebäude kann grundsätzlich monovalent mit einem Wärmeerzeuger oder mit einer Kombination aus verschiedenen Erzeugern beheizt werden. Durch die monatliche Bilanzie-rung und die Übernahme von monatstypischen Temperaturen kann der jeweilige Auslas-tungsgrad z. B. einer Solaranlage oder einer Außenluft-Wasser-Wärmepumpe errechnet und somit die Laufzeit eines zusätzlichen Spitzenlastkessels ermittelt werden.

Auch für den Wärmeerzeuger ist der Aufstellort von Bedeutung. Befindet sich der Erzeuger innerhalb der beheizten Gebäudehülle, werden die Verluste als ungeregelter Wärmeeintrag in das Gebäude gewertet, während sie andernfalls als reine Verluste bilanziert werden. Die Bereitschaftsverluste werden wieder monatlich entsprechend der Umgebungstemperatur des Erzeugers ermittelt.

Bei der genauen Spezifizierung des Wärmeerzeugers können entweder Herstellerdaten (falls bekannt) oder Standardwerte der DIN V 18599-5 verwendet werden. In den meisten Fällen sind die Herstellerdaten günstiger als die hinterlegten Standardwerte.

4.3.3 DIN V 18599-6: Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen und Luftheizungsanlagen für den Wohnungsbau

Bei der Bewertung der Anlagenkomponenten von Lüftungsanlagen werden die notwendigen Kennwerte für die Ermittlung der Lüftungswärmeverluste zur Bestimmung des Heizwärme-bedarfs des Gebäudes sowie die notwendigen Hilfsenergien zum Betrieb dieser Anlagen ermittelt.

4.3.3.1 Typologie der Wohnungslüftungsanlagen

Es lassen sich die folgenden Anlagen abbilden:

Abluft-Anlagen ohne Wärmerückgewinnung führen zu einem kontrollierten Luftwechsel, ohne die in der Abluft enthaltene Wärme zu nutzen. Sie erzeugen im Gebäude einen Unter-druck und führen zu einer Nachströmung durch erhöhte Infiltration und geplante Außenluft-durchlässe in der Gebäudehülle.

Abluftanlagen mit Abluft-Wärmepumpennutzen dabei die in der Abluft enthaltene Wärme als Wärmequelle und nutzen die erzeugte Wärme meist zur Trinkwarmwasserbereitung, evtl. auch zur Heizungsunterstützung.

Zu- und Abluftanlagen ohne Wärmerückgewinnung führen zu einem kontrollierten Luft-wechsel mit ausgeglichenem Zu- und Abluftvolumenstrom, ohne die in der Abluft enthaltene Wärme zu nutzen. Sie erzeugen im Gebäude deshalb keinen Unterdruck und vermeiden eine erhöhte Infiltration.

Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung entziehen der Abluft die enthaltene Wärme und nutzen diese zur Vorwärmung der Zuluft (bei Wohnungslüftungsanlagen meis-tens über Plattenwärmetauscher).

Zu- und Abluftanlagen mit Abluft-Zuluft-Wärmepumpen übertragen die erzeugte Wärme ausschließlich auf die Zuluft der Wohnungslüftungsanlage. Sie können mit vorgeschalteten Wärmeübertragern kombiniert werden.

Zu- und Abluftanlagen mit Abluft-Wasser-Wärmepumpen nutzen die in der Abluft enthal-tene Wärme als Wärmequelle und nutzen die erzeugte Wärme meist zur Trinkwarmwasser-bereitung, evtl. auch zur Heizungsunterstützung.

Luftheizungsanlagen sind Heizsysteme, bei denen die Wärmezufuhr in das Gebäude voll-ständig durch Luft als Wärmeträger erfolgt. Luftheizungsanlagen beinhalten mindestens ei-nen Wärmeerzeuger (z. B. eine Abluft-Wärmepumpe); zusätzlich kann z. B. eine Wärme-

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-211

rückgewinnung vorhanden sein. Diese Anlagen können im reinen Außenluft-, im Außen- und Umluft- bzw. im reinen Umluftbetrieb betrieben werden.

Alle Zu- und Abluftanlagen können zusätzlich ein Heizregister zur Erwärmung der Zuluft be-sitzen und der erforderliche Nutzenergiebedarf kann ermittelt werden.

Ein Großteil dieser Anlagen ließ sich bei einer Bilanzierung nach DIN V 4701-10 bislang nicht abbilden.

Es lassen sich mit dem Bilanzierungsverfahren nach DIN V 18599-6 keine Lüftungsanlagen mit Kühlfunktion darstellen. Solche Anlagen müssten nach DIN V 18599-7 berechnet werden.

4.3.3.2 Betriebsweise von Wohnungslüftungsanlagen

Auch die Betriebsweise von Wohnraumlüftungsanlagen wird entsprechend der Betriebszei-ten unterschieden:

Bei ganzjährigem Betrieb ist das Wohnungslüftungssystem an allen Tagen des Jahres ein-geschaltet. Außerhalb der Heizperiode wird die Wärmerückgewinnung, falls vorhanden, durch einen Beipass umgangen bzw. außer Betrieb gesetzt.

Beim Heizperiodenbetrieb (Heizmonatsverfahren) wird das Wohnungslüftungssystem in den Sommermonaten (außerhalb der Heizperiode) abgeschaltet. Die Betriebszeit in der Heizperiode wird standardmäßig aus den Heizmonaten ermittelt, d. h. das Wohnungs-lüftungssystem ist an allen Tagen der Heizmonate in Betrieb. Als Heizmonate gelten die Mo-nate, für die nach DIN V 18599-2 ohne Lüftungssystem ein Nutzwärmebedarf ausgewiesen wird.

Im Heizperiodenbetrieb (Heizzeitverfahren) kann alternativ zum Heizmonatsverfahren die Betriebszeit je Monat aus der Heizzeit ohne Lüftungssystem nach DIN V 18599-2 bestimmt werden. Das Wohnungslüftungssystem ist nur an den Heiztagen in Betrieb. Wird das Heiz-zeitverfahren zur Bilanzierung herangezogen, muss das Wohnungslüftungssystem nach ei-ner geeigneten Führungsgröße (z. B. witterungsgeführt) geregelt werden.

4.3.3.3 Besonderheiten bei der Bilanzierung von Wohnungslüftungsanlagen

Wärmerückgewinnungssysteme mit Abluft-Zuluft-Wärmeübertrager werden bei der Berech-nung des Nutzwärmebedarfs der Heizung in DIN V 18599-2 berücksichtigt. Der Beitrag zur Gebäudebeheizung der Wärmerückgewinnung entspricht der Differenz einer Betrachtung des Gebäudeenergiebedarfs der übrigen Wärmeerzeuger, berechnet einmal ohne Wärme-rückgewinnung und einmal mit Wärmerückgewinnung. Um diesen Betrag beziffern zu kön-nen, muss das Gebäude zweimal berechnet werden.

Die mittlere monatliche Zulufttemperatur wird aus DIN V 18599-6 an DIN V 18599-2 überge-ben. Sie ist bei allen Systemen ohne Wärmerückgewinnung gleich der mittleren monatlichen Außentemperatur. Entsprechend des Wirkungsgrades der WRG erhöht sich die Zulufttempe-ratur. Ein weiterer Zuschlag des Wirkungsgrades um 10 % wird durch den Einsatz eines Erdwärmetauschers erreicht. Handelt es sich dagegen um Anlagen, deren Baujahr früher als 1999 war, muss ein Abschlag der Standardwerte von 10 % vorgenommen werden.

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4-212 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599

Tabelle 4.15: Standardwerte für monatliche Zulufttemperatur bei Abluft-Zuluft-Wärmeüber-trager ohne vorgeschalteten Erdreich-Zuluft-Wärmeübertrager, errichtet nach 1999 (Quelle: DIN V 18599-6, Tabelle 5)

Monat Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

in °C

ϑe,mth -1,3 0,6 4,1 9,5 12,9 15,7 18,0 18,3 14,4 9,1 4,7 1,3

ϑv,mech bei ηWÜT,mth = 0,60

12,1 12,8 14,2 16,4 17,8 18,9 19,8 19,9 18,4 16,2 14,5 13,1

ϑv,mech bei ηWÜT,mth = 0,80

16,5 16,9 17,6 18,7 19,4 19,9 20,4 20,5 19,7 18,6 17,7 17,1

ANMERKUNG: Wird das Lüftungssystem nicht ganzjährig oder in den Sommermonaten ohne Wärmerückgewinnung betrieben, gilt außerhalb der Betriebs- bzw. Wärmerückgewinnungszeiten ϑv,mech = ϑe,mth

Besitzt die Lüftungsanlage ein Heizregister, so wird über die Definition der Zulufttemperatur und des Luftwechsels der Wärmeeintrag durch das Lüftungssystem in das Gebäude festge-legt. Entsprechend weniger müssen die anderen (statischen) Heizsysteme leisten.

Bei der Ermittlung des Wärmeeintrags werden wieder die vier Prozessschritte Übergabe, Verteilung, Speicherung und Erzeugung berücksichtigt.

Für Wohnungslüftungsanlagen mit Nachheizregister, bei denen die Zulufttemperatur höher als die Raumsolltemperatur ist, wird der Gesamtwirkungsgrad für die Wärmeübertragung an den Raum ermittelt und berücksichtigt. Alle anderen Systeme, also z. B. die klassischen Wohnungslüftungsanlagen, die nur mit einer Wärmerückgewinnung über einen Wärmetau-scher ausgerüstet sind, weisen keine Übertragungsverluste auf.

Abluftsysteme und dezentrale Lüftungsgeräte weisen keine Verteilungsverluste auf. Bei allen Systemen, bei denen die Zulufttemperatur höher als die Raumsolltemperatur ist, müssen Verteilungsverluste bilanziert werden bzw. die Rohrleitungen müssen als Wärmesenke bilan-ziert werden, wenn die Zulufttemperatur niedriger als die Raumsolltemperatur ist. Sind die tatsächlichen Rohrlängen und Dämmstandards nicht bekannt, werden in der Norm zur Be-rechnung Standardwerte angeboten. Diese sind anders als bei Heizungs- und Warmwasser-rohrnetzen nicht von der charakteristischen Länge und Breite abhängig, sondern vom Netto-gebäudevolumen und jeweils von der Geschosszahl und -höhe.

Der Hilfsenergiebedarf der Ventilatoren zum Transport der Luft durch das Lüftungsnetz kann sowohl separat bei der Verteilung oder auch zusammen mit dem Hilfsenergiebedarf des Wohnungslüftungsgerätes berücksichtigt werden, wenn der Ventilator fester Bestandteil des Lüftungsgerätes ist und dort energetisch berücksichtigt wird.

Speicherverluste bei Wohnungslüftungsanlagen sind unüblich und kommen nur in Verbin-dung mit einer Abluft-Wasser-Wärmepumpe mit einem Pufferspeicher zum Ansatz.

Je nach vorhandenem Wärmeerzeuger sind unterschiedliche Erzeugungsverluste für die verschiedenen Lüftungssysteme als Standardwerte in der Norm hinterlegt.

4.3.4 DIN V 18599-8: Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssystemen

In der DIN V 18599, Teil 8 wird der Energiebedarf des Trinkwarmwassersystems mit seinen verschiedenen Prozessbereichen (Übergabe, Verteilung, Speicherung und Erzeugung) beschrieben. Dabei werden die Wärmeverluste sowie die Hilfsenergieaufwendungen der einzelnen Prozessbereiche ermittelt und für die weitere Berechnung in DIN V 18599-1 und DIN V 18599-2, soweit sie innerhalb der beheizten Gebäudehülle liegen, zur Verfügung ge-stellt.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-213

4.3.4.1 Typologie der Trinkwassererwärmungsanlagen

Es lassen sich die folgenden Anlagen abbilden:

dezentrale Trinkwassererwärmungsanlage: System, bei dem die Wärme zur Trinkwassererwärmung in einem Gerät erzeugt und im glei-chen Raum übergeben wird (z. B. Elektrokleinspeicher),

wohnungszentrale Trinkwassererwärmungsanlage: Trinkwassererwärmungssystem, bei dem die Wärme für das Trinkwarmwasser in einem Ge-rät innerhalb der Wohnung erzeugt und über Verteilleitungen an mehrere Räume innerhalb einer Wohnung transportiert wird (z. B. Elektrospeicher oder Gas-Durchlauferhitzer),

zentrale Trinkwassererwärmungsanlage: Heizungssystem, bei dem die Wärme in einem Gerät erzeugt und über Verteilleitungen an mehrere Räume eines Gebäudes transportiert wird.

4.3.4.2 Bilanzierungsverfahren

Der Trinkwarmwasserbedarf wird für Wohngebäude in DIN V 18599-10, Tabelle 3 festgelegt. Er beträgt für Einfamilienhäuser 12 kWh/(m² · a) und für Mehrfamilienhäuser 16 kWh/(m² · a). Bezugsfläche ist nach dieser Tabelle (Fußnote a) jeweils die beheizte Wohnfläche bzw. die beheizte Nettogrundfläche geteilt durch den Faktor 1,1. Diese Angabe führt zu einem annä-hernd gleichen Warmwasserbedarf bei Mehrfamilienhäusern und zu einem deutlich verrin-gerten Warmwasserbedarf bei Einfamilienhäusern im Vergleich zur bisherigen Berech-nungsmethode nach DIN 4108-6, Anhang D bzw. EnEV 2007, wo die meist größere EnEV-Nutzfläche als Bezugsfläche für die Ermittlung des Warmwasserbedarfs herangezogen wird.

Die Bestimmung des Wärme- und Hilfsenergiebedarfs für die Warmwasserbereitung findet in Analogie zu den Heizungsanlagen unter Berücksichtigung der 4 Prozessschritte (Übergabe, Verteilung, Speicherung und Erzeugung) statt. Wenn keine Angaben für die tatsächlichen Leitungslängen vorliegen, wird wieder die charakteristische Gebäudelänge und -breite sowie Geschosszahl und -höhe für die Berechnung der Leitungslängen und damit der Verteilungs-verluste bzw. der ungeregelten Wärmeeinträge in das Gebäude herangezogen.

4.3.4.3 Thermische Solaranlagen zur Trinkwarmwasserbereitung

Das Berechnungsverfahren für thermische Solaranlagen und deren Deckungsanteil an der Warmwasserbereitung in der DIN V 18599-8 entspricht dem detaillierten Verfahren der DIN V 4701-10.

Die Ermittlung des Energieertrags einer Solaranlage zur Trinkwassererwärmung erfolgt in Abhängigkeit vom Typ der Solaranlage, wobei zwischen „Kleinen Solaranlagen“ und „Großen Solaranlagen“ unterschieden wird:

Kleine Solaranlagen zur Trinkwassererwärmung haben zur Speicherung der Solarwärme einen bivalenten Trinkwasserspeicher zur Verfügung. Ein bivalenter Trinkwasserspeicher besteht aus zwei unterschiedlich betriebenen Speicherbereichen: Im oberen Bereich wird durch Nachheizen eine Mindesttemperatur sichergestellt. Die Wärmeverluste dieses Spei-cherteils sind bei der Bilanzierung als Speicherverluste zu berücksichtigen. Die Nachheizung erfolgt durch einen Wärmeübertrager oder direkt elektrisch. Der untere Bereich des Spei-chers wird mittels eines Wärmeübertragers durch die Solaranlage erwärmt. Die Wärmever-luste dieses Speicherbereiches, der ausschließlich der Speicherung der Solarwärme dient, werden bereits im berechneten Energieertrag der Solaranlage berücksichtigt.

Große Solaranlagen zur Trinkwassererwärmung nach DIN V 18599-8 haben zur Speiche-rung der Solarwärme mindestens einen Trinkwasserspeicher und einen separaten solaren Pufferspeicher. Die Wärmeverluste des Trinkwasserspeichers sind als Speicherverluste zu berücksichtigen. Die Erwärmung des Trinkwasserspeichers erfolgt durch die im Pufferspei-

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4-214 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599

cher gespeicherte Solarenergie oder durch einen separaten Wärmeerzeuger (z. B. Heizkes-sel). Der Pufferspeicher dient ausschließlich der Speicherung der Solarwärme und ist mit seinen Wärmeverlusten bereits im berechneten Solarertrag berücksichtigt.

Die solaren Erträge werden monatlich bilanziert und unterscheiden sich je nach Art des Kol-lektors sowie nach dessen Ausrichtung und Aufstellungswinkel.

4.3.5 Primärenergiebedarfe nach DIN V 18599 für das Referenzgebäude

Das Referenzgebäude und das sanierte Beispiel-Haus aus Kapitel 2.5 wurden mit verschie-denen Rechenprogrammen nach DIN V 18599 durchgerechnet. Zum Zeitpunkt der Berech-nung (Juni 2009) war die am Markt erhältliche Software noch nicht gänzlich für die Berech-nung von Wohngebäuden nach DIN V 18599 fertiggestellt, sodass es hier noch zu Veränderungen in den Ergebnissen kommen kann. Die angegebenen Werte sind Durch-schnittswerte aus den einzelnen Berechnungen und dienen als Anhaltswerte zum Vergleich mit der Berechnung nach DIN V 4108-6.

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP wird nun mit dem Nutzenergiebedarf Qh,B aus dem Kapitel 7.1.3.8 und dem Nutzenergiebedarf für Trinkwasser QW,B aus dem Kapitel 7.1.3.9 berechnet. Die Anlagentechnik wurde für das Referenzgebäude nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1 angesetzt (siehe Kapitel 9).

Werte aus dem MB-V nach DIN V 18599-2:

Qh,B = 15.566 kWh/a (Kapitel 7.1.3.8)

QW,B = 2.032 kWh/a (Kapitel 7.1.3.9)

Tabelle 4.16: Berechnung des End- und Primärenergiebedarfs für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses

Prozessbereich Energieträger Endenergie QE in kWh/a

fP fHS/HI Primärenergie QP in kWh/a

Heizwärme Heizöl 19.485 1,10 1,06 20.220

Warmwasser solar 1.622 0,00 1,00 –

Warmwasser Heizöl 3.180 1,10 1,06 3.300

Wohnungslüftung Strom – 2,6 1,00 –

Hilfsenergie Strom Mix 888 2,6 1,00 2.309

Gesamt in kWh/a 25.175 25.829

Nutzfläche AN 186 m²

Gesamt in kWh/(m² · a) 135 139 Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP für das Beispiel-Haus nach DIN V 18599 be-trägt 139 kWh/a.

Zum Vergleich:

Nach DIN V 4108-6 beträgt der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP 103 kWh/a.

Erläuterung:

Nach DIN V 18599 ist der zulässige Jahresprimärenergiebedarf ca. 36 % höher als der Jah-resprimärenergiebedarf nach DIN V 4108-6. Dies liegt sowohl am höheren Nutzenergiebe-

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten nach DIN V 18599 4-215

darf Qh,B als auch an den schlechteren pauschalen Standardwerten für die Heizungsanlage nach DIN V 18599.

Nachdem das nachzuweisende Gebäude nach dem gleichen Rechenverfahren zu berech-nen ist, sind die Anforderungen an das Gebäude nach beiden Rechenverfahren gleich hoch. Bei der Darstellung im Energieausweis kommt das Gebäude nach DIN V 18599 jedoch we-sentlich schlechter weg. Dies ist insofern verwirrend, weil nun der Jahresprimärenergiebedarf auf einmal höher ist als die bekannten Durchschnittswerte nach EnEV 2007.

Die Zulassung beider Rechenverfahren für den Energieausweis führt somit nicht zur besse-ren Vergleichbarkeit des Energiebedarfs der Gebäude untereinander.

4.3.6 Primärenergiebedarfe nach DIN V 18599 für das sanierte Beispiel-Haus

Der vorhandene Jahresprimärenergiebedarf QP wird nun mit dem Nutzenergiebedarf Qh,B für die Heizung und dem Nutzenergiebedarf für Trinkwasser QW,B des sanierten Beispiel-Hauses berechnet. Die Bauteilschichten für das sanierte Beispiel-Haus wurden im Kapitel 5 optimiert. Für die Anlagentechnik wurde bis darauf, dass die Anlagentechnik außerhalb des beheizten Bereiches liegt, die gleiche Anlagentechnik angesetzt wie für das Referenzgebäude (Anla-gentechnik Referenzgebäude siehe Kapitel 9).

Der Transmissionswärmetransferkoeffizient beträgt:

HT = 207 W/K

H'T = 0,39 W/(m² · K)

zul. H'T = 0,40 Anlage 1, Tabelle 2 der EnEV W/K

Nutzwärmebedarf aus dem MB-V nach DIN V 18599-2:

Qh,B = 14.654 kWh/a

QW,B = 2.032 kWh/a

Tabelle 4.17: Berechnung des End- und Primärenergiebedarfs für das sanierte Beispiel-Haus

Prozessbereich Energieträger Endenergie QE in kWh/a

fP fHS/HI Primärenergie QP in kWh/a

Heizwärme Heizöl 18.685 1,10 1,06 19.390

Warmwasser solar 1.686 0,00 1,00 –

Warmwasser Heizöl 2.927 1,10 1,06 3.037

Wohnungslüftung Strom – 2,6 1,00 –

Hilfsenergie Strom Mix 882 2,6 1,00 2.293

Gesamt in kWh/a 24.180 24.720

Nutzfläche AN 186 m²

Gesamt in kWh/(m² · a) 130 133

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP für das Beispiel-Haus nach DIN V 18599 be-trägt 133 kWh/a und ist somit um 4 % niedriger als der zulässige Wert des Referenzgebäu-des von 139 kWh/a. Die Anforderungen der EnEV für Neubauten werden somit auch bei der Berechnung nach DIN V 18599 erfüllt. Das Optimierungsverfahren nach Kapitel 5 ist folglich eine brauchbare Hilfe für die Bemessung der Gebäudehülle.

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4-216 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

4.4 Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen Autor: Dieter Dierschedl

Bei bestehenden Anlagen ist die Beurteilung der Anlagenkomponenten wesentlich schwieri-ger als bei neuen Anlagen. Die richtige Beurteilung ist aber wichtig, da sonst mögliche Sanie-rungsmaßnahmen nicht richtig beurteilt werden können. Es muss nicht immer gleich jede „alte“ Heizungsanlage ausgewechselt werden. Oft kann schon durch das richtige Einstellen und Regeln der Anlage, durch den Einbau einer Energieeffizienz-Pumpe und das Dämmen der Rohrleitungen der Energiebedarf des Gebäudes erheblich gesenkt werden.

Die Beurteilung von bestehenden Heizanlagen ist immer wieder Grund zur Diskussion. So ist es durchaus möglich, eine z. B. in Folge der Erneuerung des alten Heizkessels durch eine moderne Brennwertfeuerstätte scheinbar gut modernisierte Heizanlage falsch zu beurteilen, indem man dem Wärmeerzeuger (Brennwertfeuerstätte) zu große Wichtigkeit in der Beurtei-lung der Gesamtanlage beimisst. Das äußere Erscheinungsbild einer Heizungsanlage im Aufstellraum sollte nicht über Mängel im Verteilungssystem und bei den Wärmeübertra-gungsflächen hinwegtäuschen.

Im Hintergrund des oben Erwähnten sollte man sich eben deshalb mit den einzelnen Be-standteilen einer Heizungsanlage, die für eine Gesamtbeurteilung einer Heizungsanlage un-erlässlich sind, auseinandersetzen:

− Wärmerzeugern, − Heizwärmespeicherung, − Brauchwassererzeugung, − Brauchwasserspeicherung, − Wärmeverteilungssysteme und Regelung, − Zirkulationsanlagen und Leitungen sowie − Heizflächen, Heizkörper.

4.4.1 Historische Entwicklung der Wärmeerzeuger

Um einen Wärmeerzeuger zu beurteilen, ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, welcher Art (Heiz- und Regelungstechnik) dieser Wärmeerzeuger angehört. So haben sich durch die historische Entwicklung der Wärmeerzeuger Namen im Sprachgebrauch gebildet, die eine bestimmte Heiztechnik in einer bestimmten Zeitphase meinen. Häufig sind diese Namen nicht selbsterklärend und deshalb erläuterungsbedürftig, so wie z. B. der Standardkessel.

a) Gussgliederkessel Entwickelt 1893 von Josef Strebel war dieser Kessel bis in die 70er Jahre der am weitesten verbreitete Heizkessel für Wohngebäude in Deutschland. Durch die Anzahl der verwendeten Glieder wurde die Heizleistung bestimmt.

Grundauslegung dieser Heizkessel und damit der optimalen Brennstoffausnutzung waren die Brennstoffe Kohle und Koks. Durch Umbauten und Zusatzkomponenten konnten mit diesen Anlagen aber auch Öl und Gas als Brennstoffe verwendet werden, sie wurden zum Umstell- oder Wechselbrandkessel. Diese Kesselbauart wurde anschließend auch in Stahlkesseln eingesetzt, jedoch wiesen alle Kessel aufgrund der großen überdimensionierten Rauchgaszüge bei der Verwendung von Öl und Gas sehr hohe Abgastemperaturen und entsprechend schlechte Wirkungsgrade auf.

b) Spezialheizkessel Durch die ständige und gleichbleibende Versorgung mit den Brennstoffen Öl und Gas wurden Mitte der 70er Jahre die sogenannten Spezialheizkessel verbaut. Der Ausdruck „Spezial-“ war jedoch nur auf die Verwendung des Brennstoffes bezogen. So gab es Spezialholz-, Spezial-kohle-, Spezialöl- und Spezialgaskessel. Durch die Anpassung der Größe der Rauchgaszüge an den Brennstoff und damit das Abgasvolumen wurden somit bessere Wirkungsgrade erzielt.

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-217

Durch ständige Weiterentwicklung dieser Spezialheizkessel entwickelten sich weitere Unter-arten des Spezialheizkessels. Zu nennen wären hier die Standard-, Niedertemperatur (NT)- und Brennwertkessel.

Tabelle 4.18: Spezialheizkessel – Unterart, Definition

Standardkessel Haupteinbauzeitraum 1970 – 1985

Heizkessel, deren Betriebstemperatur nur durch die Bauart und die Auslegung des Heizkessels beschränkt ist. Sie sind zwingend so zu betreiben, dass keine Kondensation im Abgasweg stattfindet.

Niedertemperaturkessel Haupteinbauzeitraum 1985 – 2000

Heizkessel, die entsprechend ihrer Regeleinrichtung „ohne untere fest-gelegte“ Kesselvorlauftemperatur sind. Im Kessel kann es teilweise zur Kondensation in den Rauchgaszügen kommen, hierbei darf der Heizkessel keinen Schaden nehmen.

Brennwertkessel Haupteinbauzeitraum 1995 –

Heizkessel, die für die permanente Kondensation eines Großteils des sich im Abgas befindlichen Wasserdampfs konstruiert sind, dessen Energie nutzbar gemacht wird.

Eine weitergehende Erläuterung zu diesen Heizkesselarten findet man in der DIN 4702.

4.4.2 Wärmeerzeuger und Warmwasserspeicher

Die Qualität eines Wärmeerzeugers wird daran gemessen, wie viel der zugeführten Energie in Form eines Energieträgers wie Öl, Gas, oder Festbrennstoffe durch den Wärmeerzeuger in Wärme umgewandelt und an das Heizsystem weitergegeben wird. Hierbei werden auch die Verluste über den Wärmespeicher berücksichtigt. Als Kennzahl hierfür gilt der Nutzungs-grad η.

Der Nutzungsgrad η eines Heizkessels definiert sich durch die in einer Zeiteinheit abgege-bene Nutzwärme QH im Verhältnis mit der Wärmemenge in kWh, die dem Heizkessel durch Brennstoff zugeführt wird (QF), wobei der Heizwert HU zugrunde gelegt wird.

ηH = QH / QF – (Formel 4.5) η = Jahresnutzungsgrad der Heizungsanlage QH = abgegebene Nutzwärme QF = zugeführte Wärmemenge

Werden Heizbetrieb und Brauchwassererwärmung über einen gemeinsamen Wärmeerzeu-ger vorgenommen, so erweitert sich diese Formel um den Faktor QW.

ηHW = (QH + QW) / QF – (Formel 4.6) QW = abgegebene Wärme für Brauchwassererwärmung

Das Problem liegt nun darin, die einzelnen Werte wie Abgasverlust, Strahlungsverlust und Betriebsbereitschaftsverlust zu erhalten, aus denen sich die Differenz der Faktoren QH und QF bildet.

Sofern keine geeigneten Messgeräte zur Verfügung stehen, müssen diese Werte näherungs-weise angesetzt werden, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass z. B. der Abgasver-lust immer eine Messgröße sein sollte, da dieser Wert auch von der Brennereinstellung ab-hängig ist. Für Strahlungsverluste und Betriebsbereitschaftsverluste lässt sich die DIN V 4701-12 heranziehen.

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4-218 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Jahresnutzungsgrad ηa

Der sogenannte Jahresnutzungsgrad ηa unter Vorgabe des Jahresbrennstoffverbrauchs ei-nes Wärmeerzeugers kann auch nach folgender Formel berechnet werden.

K HB B B,Sa

b B,S a u B b,S

η Q b 3.600 q qη 100100 q q B H 100 q q

w⎛ ⎞⋅ ⋅ += − ⋅ ⋅⎜ ⎟− − ⋅ − −⎝ ⎠

(Formel 4.7)

ηa = Jahresnutzungsgrad in % ηw = Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers in % 3.600 = Umrechnung von Stunden auf Sekunden qB = Betriebsbereitschaftsverlust des Wärmeerzeugers in % qB,S = Betriebsbereitschaftsverlust des Brauchwasserspeichers in % QK = Eingestellte Wärmeleistung des Wärmeerzeugers in kW (In der Regel die am Typenschild angege-

bene Wärmeleistung, oder vom Schornsteinfegerprotokoll ablesen) bHB = jährliche Betriebsbereitschaftszeit (Einschaltdauer) der Heizungsanlage in h/a 100 = Umrechnungszahl Ba = Brennstoffverbrauch in kg/a, l/a oder m³ · n/a Hu = Heizwert des Brennstoffes in kJ/kg, kJ/l oder kJ/m³

Hinweis:

Wird die Heizanlage ohne Brauchwasserbereitung (indirekt beheizter Speicher) betrieben, so ist der Wert qB,S in der Formel nicht anzusetzen.

Nachfolgend wird die Ermittlung der einzelnen Faktoren für folgendes Beispiel erläutert.

Beispiel:

Der Wirkungsgrad soll für folgende Heizungsanlage berechnet werden:

Gebläse Ölkessel BJ 1986, Kesselleistung 21 kW, NT (siehe Messbericht in Bild 4.4)

Brauchwassererwärmung mit indirekt beheiztem Speicher, z. B. 200 l (kann vom Typenschild am Speicher abgelesen werden)

Wärmeübergabe über Heizkörper (ist vor Ort festzustellen)

Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers ηW

ηW = 100 % – qa – qST (Formel 4.8)

ηw = Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers in %

qa = Abgasverlust des Wärmeerzeugers in %

qST = Strahlungsverlust des Wärmeerzeugers in %

Strahlungsverlust qST

Die Strahlungsverluste können entweder gemessen oder aus der DIN V 4701-12 entnom-men werden. In der DIN V 4701-12 werden die Strahlungsverluste qST des Kessels in Ab-hängigkeit der Kesselleistung angegeben.

Niedertemperatur Gebläsekessel Öl/Gas Bj. 1978 – 1994

qST = [7 · (Qn)−0,4] / 100 (Formel 4.9)

Qn = Kesselleistung in kW

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-219

Abgasverluste qa

Die Abgasverluste können aus dem vom Schornsteinfeger ausgestellten Messbericht ent-nommen werden. In diesen Bericht sind außerdem wichtige Kesseldaten wie Hersteller, Bau-jahr, Nennwärmeleistung, Heizung mit Brauchwasserbetrieb sowie Brennerdaten angegeben.

Bild 4.4: Ein vom Schornsteinfeger auszustellender Messbericht über eine Heizungsanlage

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4-220 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Aus dem oben dargestellten Messprotokoll können die Abgasverluste abgelesen werden. Diese betragen 9 %.

Betriebsbereitschaftsverlust Brauchwasserspeicher qB,S

Nach DIN V 4701-12 sind die Betriebsbereitschaftsverluste des Brauchwasserspeichers indi-rekt über den Heizkessel zu bestimmen (näherungsweise 0,5 – 1 %).

Heizkessel beheizt 1986 – 1994

qB,S = 0,4 + 0,21 · V0,4 (Formel 4.10)

V = Speicher-Nenninhalt bis 1.000 l, in l

Betriebsbereitschaftsverlust Kessel qB

Nach DIN V 4701-12 sind die Betriebsbereitschaftsverluste des Kessels in Abhängigkeit der Kesselleistung zu bestimmen.

qB 70° Niedertemperatur Gebläsekessel Öl/Gas Bj. 1978 – 1994

qB 70° = [7 · (Qn)−0,37] / 100 (Formel 4.11)

Qn = Kesselleistung in kW

Jährliche Betriebsbereitschaftszeit bHB

Die jährlichen Betriebsbereitschaftsstunden sind über die Art der Heizanlage zu ermitteln. Zu berücksichtigen ist insbesondere, ob die Anlage ganzjährig in Betrieb ist. Wenn die Brauch-wasserbereitung (so wie in oben angeführtem Beispiel) auch über den Heizkessel erfolgt, ist davon auszugehen, dass die Anlage ganzjährig läuft. Ein Betriebsstundenzähler wäre hier jedoch vom Vorteil.

Im Falle einer separaten Brauchwasserbereitung sinkt die Betriebsbereitschaftszeit der Heizanlage. Diese kann dann mit dem genauen Rechenverfahren der DIN V 4701-10 oder, wie unten dargestellt, vereinfacht ermittelt werden. Es obliegt hier dem Verwender und der Art seiner Berechnung, welche Rechenmethode er anwendet.

Wird die Jahresnutzungsgradberechnung für eine Energieberatung nach EnEV verwendet, so ist die DIN V 4701-10 im vereinfachten Verfahren zur Berechnung der Betriebsbereit-schafts-stunden durchaus als Berechnungsgrundlage anwendbar.

Begründung:

a) § 3 Abs. 2 in Verbindung mit Anhang 1, Nr. 2.1.1 EnEV verweist auf die Rechenverfah-ren für die Bestimmung des Grenzwertes nach § 3 Abs. 1.

b) Weder die EnEV (Anhang 1, Nr. 2.1) noch die Normen DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 verlangen, dass eine Übernahme der genau ermittelten Heizzeit nach dem Monatsbi-lanzverfahren nach DIN V 4108-6 erfolgen muss. Vielmehr sind alle Verfahren (baulich: Monatsbilanzverfahren; anlagentechnisch: Diagrammverfahren, Tabellen-Verfahren, ge-naues Verfahren) miteinander kombinierbar. Abstriche werden nicht gemacht. Dies be-deutet auch, dass die pauschale Heizzeit von 185 Tagen ohne weiteren Nachweis an-gewendet werden darf. Im Diagrammverfahren ist eine Heizzeit von 185 Tagen ohnehin standardmäßig unterstellt. Da alle Verfahren miteinander kombinierbar sein sollen, ist eine Einschränkung überflüssig.

c) Einer Benutzung der durch genaue Rechenverfahren ermittelten Heizzeit im Verfahren nach DIN V 4701-10 steht jedoch nichts im Wege. Der Planer kann hier frei entscheiden.

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-221

Für das Beispiel wird eine Heizzeit von 185 Tagen angesetzt.

bHB = 185 Tage · 24 h = 4.440 h/a Betriebsbereitschaft

Brennstoffverbrauch Der Brennstoffverbrauch muss für den Zeitraum von einem Jahr vorliegen.

Jahresnutzungsgrad ηa

w K HB B B,Sa

b B,S a u B B,S

η Q b 3.600 q qη 100100 q q B H 100 q q⎛ ⎞⋅ ⋅ += − ⋅ ⋅⎜ ⎟− − ⋅ − −⎝ ⎠

(Formel 4.7)

Beispiel:

Ergebnis der Jahresnutzungsgradberechnung, mit eingesetzten Zahlen:

a89 21 8.760 3.600 2,26 2,14η 100

100 2,26 2,14 3.000 36.400 100 2,26 2,14⋅ ⋅ +⎛ ⎞= − ⋅ ⋅⎜ ⎟− − ⋅ − −⎝ ⎠

ηa = 65,18 % Jahresnutzungsgrad des Wärmeerzeugers

Wie im Beispiel sehr gut erkennbar ist, sind Jahresnutzungsgrad und Energieeffizienz einer Heizungsanlage stark von der Wärmespeicherung und der Art der Anlage abhängig.

Für direkt beheizte Trinkwasserspeicher sind natürlich ebenfalls Betriebsbereitschaftsverlus-te anzusetzen und umzulegen.

Sofern die Erwärmung durch z. B. Gas erfolgt, müssen auch hier Abgasverluste ermittelt werden, wofür ein Abgasverlustmessgerät erforderlich ist.

Die Formel zur Ermittlung des Jahresnutzungsgrads für Wärmeerzeuger wäre entsprechend auch in diesen Fällen anwendbar.

Ermittlung des Betriebsbereitschaftswärmeverlustes qB,S für direkt beheizte Trinkwas-sererzeuger nach DIN V 4701-12 Gasbeheizter Trinkwassererwärmer für einen Wasserinhalt von 100 – 400 l

Anlagen vor 1985

qB,S = 1,4 · (2,0 + 0,019 · V1,1) (Formel 4.12)

Anlagen von 1985 – 1994

qB,S = 2,0 + 0,033 · V1,1 (Formel 4.13)

Elektrisch beheizte Trinkwasserspeicher

Anlagen vor 1989

qB,S = 1,4 · (0,29 + 0,019 · V0,8) (Formel 4.14)

1989 – 1994

qB,S = 1,25 · (0,29 + 0,019 · V0,8) (Formel 4.15)

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4-222 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Beispielberechnung mit einem Brennwertkessel Zur Verdeutlichung des am Anfang gesetzten Satzes, dass man eine Anlage nicht nur mit dem Wärmeerzeuger als Maßstab bewerten soll, wird ein Vergleich zwischen der berechne-ten Anlage und einem Brennwertkessel dargestellt.

Wie bereits berechnet liegt der Wirkungsgrad des Niedertemperaturkessels bei 89 %. Ermit-telt wurde der Wert durch den Abgasverlust qa und den Strahlungsverlust qST.

Anschließend soll statt des Niedertemperaturkessels ein Brennwertkessel angesetzt werden.

Da bei einer Brennwertfeuerstätte keine Abgasverlustmessung vorgesehen ist und in der Regel auch keine Werte vor Ort einsehbar sind (es gibt keine Messprotokolle vom Schorn-steinfeger, da gesetzlich nicht nötig), muss diese aus der DIN V 4701-12 entnommen wer-den.

Nennleistungswirkungsgrad eines Wärmeerzeugers bei 70°

Brennwertfeuerstätten Öl/Gas, Errichtung vor 1987

ηw = [89 + 1,0 · log (Qn)] / 100 (Formel 4.16)

In diesem Fall ist der ηw des Wärmeerzeugers 90,3 %.

Der Niedertemperaturkessel hat einen berechneten Wirkungsgrad ηw von 89 %

Durch diese Beispielberechnung ist deutlich erkennbar, wo die großen Wärmeverluste zu finden sind: vornehmlich in den Betriebsbereitschaftverlusten und der Wärmespeicherung.

Natürlich wurden in den vergangenen Jahren auch verbrennungstechnische Verbesserungen an den Wärmeerzeugern erbracht. Unumstritten sei festgehalten, dass eine Brennwert-Feuerstätte allemal einer Heizwertfeuerstätte vorzuziehen ist, doch die große Ersparnis beim Austausch einer alten Heizungsanlage gegen eine neue resultiert in erster Linie aus den besseren Wärmeschutz- und Dämmmaßnahmen an den Anlagenteilen.

4.4.3 Brauchwasserverteilung

Die Brauchwasserverteilung und deren energetische Bewertung ist ein weiterer Punkt, um Energieeinsparpotenzial feststellen zu können. Auch im Brauchwasserrohrsystem sind Ver-luste zu veranschlagen, die im Gegensatz zur Heizwasserverteilung zwar weniger, aber zur Beurteilung einer Bestandsanlage ebenfalls begutachtet werden sollten.

Eines aber lässt sich vorab bereits festhalten: Eine Brauchwasseranlage mit sehr langen Fließwegen, die möglicherweise nicht einmal gedämmt sind, ist energetisch ein nicht zu un-terschätzender Energieaufwandsfaktor. Auch Zirkulationspumpen und deren Programme sollten bei einer Bewertung des Gesamtsystems nicht fehlen.

Nicht zuletzt ist speziell im Brauchwasser eine gewisse Hygiene zu beachten: Wasser ist ein Lebensmittel. So können sich in langen, kaum durchflossenen, Leitungen Legionellen bilden und entwickeln, die bei entsprechender Inhalation zu schweren Erkrankungen führen kön-nen.

Nachfolgende Tabelle kann zur Einschätzung der Verluste des Brauchwasserrohrnetzes ver-wendet werden.

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-223

Tabelle 4.19: Bewertung der Verluste des Brauchwasserrohrnetzes

Richtig dimensionierte Leitungen, gut bis sehr gut gedämmt, kurze Leitungslängen – ohne Zirkulationsleitung – mit Zirkulationsleitung zeitgesteuert

0,5 – 01,0 %1,0 – 02,0 %

Normale Brauchwasseranlage, gut gedämmt, mit kleineren ungedämmten Stellen, mittlere Leitungslängen, mit Zirkulation, zeitgesteuert

2,0 – 03,0 %

Lange Rohrleitungen, schlecht bis ungedämmt, überdimensionierte Rohrleitungen, – ohne Zirkulationsleitung – mit Zirkulationsleitung zeitgesteuert – mit Zirkulationsleitung Dauerbetrieb

3,0 – 05,0 %5,0 – 06,0 %6,0 – 10,0 %

Wiederum sei gesagt, dass hier die gesamte Anlage im Blick gehalten werden sollte, z. B. wie viele Personen leben im Haushalt, welche Durchlauf-Literleistung haben die Verbrau-cher, welche Badewannen sind im Gebäude.

4.4.4 Wärmeverteilungssysteme und Regelung

Die Beurteilung der Verteilung des Heizungswassers im Gebäude ist ebenfalls ein wichtiger Faktor zur Ermittlung von Energieeinsparpotenzial. Vom Wärmeerzeuger muss die Wärme zu den Heizkörpern gebracht werden und dies geschieht mittels Rohrleitungen und einer dazwischengeschalteten Heizungspumpe, die mit mehr oder weniger Druck das Heizwasser befördert. Gesteuert wird die ganze Anlagentechnik von einer Regelung, die zu der Brenner-steuerung sämtliche Regelfunktionen der Warmwasserverteilung übernimmt.

Die erhöhten Anforderungen der EnEV an die regeltechnische Ausstattung von Heizanlagen in Wohngebäuden sollen hier zu weiterem Energieeinsparpotenzial beitragen.

Eine moderne Regelanlage sollte folgende Punkte erfüllen:

– Raumtemperatur oder Witterungsführung der Stellgrößen – Vorlauftemperatur sollte sich der angeforderten Wärmemenge anpassen,

– zeitgesteuerte Heizprogramme, individuell anpassbar an die verminderte Heizsituation bei Abwesenheit, z. B. Urlaub,

– Nachtabsenkung, individuell anpassbar an die verminderte Heizsituation während der Nachtstunden,

– selbsttätig regelnde Heizkörperventile (Thermostatventile) und Regelthermostate für Flä-chenheizungssysteme. Nur so ist gewährleistet, dass die Räume den momentanen Wärmebedarf durch Störgrößen wie z. B. Sonneneinstrahlung, Personenanzahl usw. ausgleichen,

– entsprechend der Heizanlagenkonfiguration mehrere Heizkreise steuerbar, (Beispiel: ein Gebäude, das zu den Heizkörpern noch Flächenheizung aufweist. Hier soll-ten zwei Heizkreise voneinander unabhängig gesteuert werden können, sowohl Vorlauf-temperaturmäßig als auch zeitseitig.)

– Brauchwasserheizprogramme, sowohl dem tatsächlichen Wasserverbrauch angepasst als auch den zeitlichen Gegebenheiten.

Gute Regelungen der heutigen Zeit erfüllen fast alle diese Anforderungen, dennoch sollte man beim Kauf einer Heizanlage der Regelungstechnik erhöhte Aufmerksamkeit schenken.

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4-224 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Viele Kesselhersteller bieten zum jeweiligen Kessel verschiedene Steuerungen und Rege-lungen an, was sich stark auf den Preis auswirken kann. So kann ein vermeintlich günstiges Kesselangebot schnell zum teuren werden, wenn die Regeltechnik nicht stimmt.

Zur Beurteilung der Regelung einer Heizungsanlage kann ein Punktesystem herangezogen werden. Nachfolgende Tabelle kann zur Näherung der Verluste der Regelanlage verwendet werden.

Tabelle 4.20: Beurteilung der Verluste über Regelanlagen von Heizsystemen

Fehlt/keine Funktion Vorhanden/in Funktion

witterungs- oder raumtemperaturgeführte Anlagentechnik

5 – 10 %

0,2 – 1 %

Zeitsteuerung 3 – 5 % 0,2 – 1 %

Nachtabsenkung bis 5 % 0,2 – 1 %

Heizkörperventile 1 K/2 K bis 5 % Verluste unbedeutend

Heizkreissteuerung bis 2 % Verluste unbedeutend

Brauchwasserprogramme bis 5 % Verluste unbedeutend

Auch hier sollte bei Verwendung der Tabelle die nötige Sorgfalt angewandt werden. Ein blo-ßes Vorhandensein einer Zeituhr heißt noch lange nicht, dass diese auch richtig eingestellt wurde (z. B. Winter- und Sommerzeit).

Diese und andere Werte dieses Teils des Buches sind praxisbezogen und es kommt nicht selten vor, dass Regelungen vorhanden sind, aber hinsichtlich ihrer Einstellung als nicht vor-handen betrachtet werden können. Ebenso zeichnen sich dann die Wärmeverluste am Ener-gieverbrauch ab.

Zudem sei angeführt, dass die größte Störgröße der Regelanlage immer noch der Mensch ist, z. B. wird durch Abdrehen der Heizthermostate eine Nachtabsenkung zunichte gemacht. Das Ergebnis ist erhöhter Energieverbrauch und eine wesentlicher Wohnklima- und Behag-lichkeitsverlust.

Häufig sind in älteren Bestandsgebäuden die Rohrleitungen überdimensioniert. Das bedeu-tet, dass eine große Wassermenge in den Leitungen umgewälzt wird, obwohl die Heizflä-chen bzw. die Heizlast der einzelnen Räume diese hohe Wasser- und damit Energiemenge nicht benötigen. Die Folge ist erhöhter Energieverbrauch, zum einen bei der Warmwasser-vorhaltung und zum anderen durch deren Abkühlung. Gleichzeitig wird somit auch die einge-baute Heizungspumpe zu groß ausgelegt sein, was zu einem erhöhten Stromverbrauch der Heizungspumpe führt.

Die Dimensionierung von Rohrleitungen hängt von der zu transportierenden Wärmemenge ab, also von der Menge des Wassers. Da in den meisten Fällen jedoch an den bestehenden Leitungen nichts geändert werden kann, ist die Feststellung der entsprechenden Dimensio-nen nur zur Beurteilung der Heizanlage wichtig. Ein Anhaltspunkt ist z. B. die Dimension der Vor- und Rücklaufleitung des Wärmeerzeugers. Diese sind vom Hersteller so ausgelegt, dass die maximale Wärmeleistung korrekt abgeführt werden kann.

Sind nun nachgeschaltete Rohrleitungen größer als die des Wärmeerzeugers, so kann man von einer Überdimensionierung ausgehen. Auch der Rückbau von Heizungsanlagen geht, nachdem dieser erfolgt ist, in der Regel mit überdimensionierten Leitungen einher.

Beispiel:

Eine bauliche Änderung in einem Gebäude macht es notwendig, dass Heizkörper entfernt werden, somit fällt diese Wärmemenge weg und die Rohrleitungen sind sogleich überdimen-

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-225

sioniert und hydraulisch nicht mehr abgeglichen. Der sogenannte hydraulische Abgleich ist hier unbedingt durchzuführen. (In Kapitel 4.4.7 „Heizflächen“ wird näher darauf eingegangen.)

Näherungsweise können folgende Erfahrungswerte zur Beurteilung des Heizungsrohrnetzes dienen.

Tabelle 4.21: Erfahrungswerte zur Beurteilung des Heizungsrohrnetzes

geregelte und dem Heizsystem angepasste Temperaturen, korrekte Rohrdimensionierung, gute bis sehr gute Wärmedäm-mung

1 – 3 %

geregelte Heizanlagen, ab Einführung der Wärmeschutzver-ordnung 1984 und vor Einführung der EnEV 2002 Rohrdimensionierung und Wärmedämmung gut

3 – 5 %

Verteilungsverluste der Heizanlage

Heizanlagen vor Einführung von Wärmeschutzverordnungen und Anlagen, die sichtbar schlecht oder nicht gedämmte Rohr-leitungen beinhalten, sehr hohe Vorlauftemperaturen führen, schlechte bis keine Regelung der Heizanlage aufweisen

5 – 10 %

Speziell die dritte Zeile lässt dem Urteilsvermögen vom Begutachter der Heizanlage viel Spielraum, um die Verteilungsanlage zu beurteilen. Oftmals ist es nun so, dass im Speziellen die älteren Heizanlagen durch Erneuerungen mancher Anlagenteile nicht mehr eindeutig zuzuweisen sind.

Eine detaillierte Beurteilung findet man leider auch in keiner Norm. Zu viele Faktoren fließen mit ein, die eine eindeutige Beurteilung nur schwer möglich machen. Mit ein wenig Erfahrung und dem Blick fürs Wesentliche lassen sich aber recht ordentliche Beurteilungsergebnisse erzielen.

Auch schlecht gedämmte Rohrleitungen sind in älteren Bestandsgebäuden häufig anzutref-fen. Nimmt man die Länge der ungedämmten oder schlecht gedämmten Rohleitungen und deren Wärmeabgabe, so kommt man auf beachtliche Wärmeverluste. Nachstehende Tabelle soll näherungsweise zur Beurteilung dienen.

Tabelle 4.22: Beurteilung der Wärmedämmung von Warmwasserleitungen nach EnEV Anlage 5, Tabelle1

DN 10 DN 15 DN 20 DN 25 DN 32

Wärmeverlust für ungedämmte Rohrleitungen. Näherungsweise W/m Rohrleitung

12

18

22

27

30

Dämmstoffstärke nach EnEV [λ = 0,035W/(m² · K)]

20 mm 20 mm 20 mm 30 mm 30 mm

Die Wärmeverluste gelten für Kupferleitungen. Es handelt sich hier um Näherungswerte, da der Wärmeverlust auch von der Umgebungstemperatur und der Warmwassertemperatur abhängig ist.

Natürlich sei wieder festgehalten, dass eine offensichtlich gute Wärmedämmung im Aufstell-raum der Feuerstätte nicht unbedingt eine gute Beurteilung der Verteilungsverluste der Heiz-anlage zur Folge haben muss. Unbedingt müssen auch die Rohrleitungen außerhalb des Aufstellraumes in die Beurteilung mit einbezogen werden. Werden z. B. ungedämmte oder schlecht gedämmte Rohrleitungen in der Außenwand eines Gebäudes geführt, so werden hier Wärmeverluste anfallen, die gegenüber den gut gedämmten Rohrleitungen des Aufstell-raumes um ein Vielfaches mehr ins Gewicht fallen. Wärmeverluste bis zu 15 % sind hier durchaus möglich. Eine Wärmebildkamera macht diese enormen Verluste sichtbar.

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4-226 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

4.4.5 Heizungspumpen

Heizungspumpen sind schon seit Langem ein Thema der Energieeinsparung, zumal diese in zweifacher Hinsicht Energie vergeuden können.

Zum einen sind dies die Verluste durch die unnötige Warmwassermenge, die mit der größten Leistungsstufe befördert werden, zum anderen der Stromverbrauch der Heizungspumpe.

Um diese Verbräuche in den Griff zu bekommen, ist ein hydraulischer Abgleich unbedingt sinnvoll und notwendig. Die bloße Auswechselung der alten ungeregelten Heizungspumpe gegen eine neue geregelte bringt nur bedingt eine Einsparung. Auch kann es in manchen Fällen zur Unterversorgung von im System ungünstig angebrachten Heizkörpern kommen.

Ob aber nun für die zu beurteilende Anlage die richtige Heizungspumpe eingebaut wurde oder nicht, lässt sich durch das bloße Begutachten der Werte nicht feststellen. Hierfür ist es notwendig, sich die für diesen Pumpentyp erhältliche Kennlinie vom Hersteller zu besorgen.

Bild 4.5: Kennlinie einer Heizungspumpe

Zur Erläuterung:

Zwischen den Kennlinienfeldern findet man das Volumen der Heizanlage in m³/h. Dieses lässt sich mit folgender Formel ermitteln:

m = QL / (c · ΔT) kg (Formel 4.17)

m = Masse kg QL = Wärmemenge Wh

ΔT = Temperaturdifferenz K c = spez. Wärmekapazität (für Wasser 1,163) Wh/(kg · K)

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-227

Beispiel:

Ein Gebäude hat 10 Heizkörper mit je 1.000 W Heizleistung bei einer Temperaturspreizung von 15 K (System 70/55 °C). Die Förderhöhe liegt bei 1 m, was einem Druckverlust von 100 mbar entspricht.

Ergebnis:

m = 10 · 1.000 / (1,163 · 15) kg

m = 573,23 kg

Trägt man nun die Werte in die Kennlinie der Pumpe ein, so ergeben sich folgende

Ergebnisse:

Pumpeneinstellung Stufe 2, Energieverbrauch 32 W, max. Förderhöhe 1,1 m

Moderne Hocheffizienzpumpen haben keine festen Betriebspunkte mehr, sondern regeln sich selbst in einem größeren Bereich. Jedoch sollten auch hier die Grundvoraussetzungen der Pumpenauslegung erfüllt werden.

4.4.6 Hydraulischer Abgleich

Wie ist es nun möglich, eine Anlage in Hinsicht eines hydraulischen Abgleichs zu beurteilen?

Sicher ist, dass die alleinige Aussage, dass ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde, nicht ausreicht. Es ist also eine Dokumentation nötig, die eine Fachfirma erstellt haben sollte. Auch die Überprüfung der Bauteile ist für den Begutachter der Heizanlage durchaus notwendig.

Bei der Dokumentation sollten folgende Eigenschaften der Heizungsanlage aufgelistet werden:

– Art der Heizkörper,

– Fußbodenheizung vorhanden,

– Zustand der Ventile und Art der Thermostatventil,

– Einstellung der Thermostatventile.

In größeren Gebäuden, wo sich vom Keller aus mehrere Heizstränge verteilen, sind in der Regel noch Strangregulierungsventile verbaut. Von diesen müssen die Herstellerdaten ange-fordert werden.

Mit diesen Daten kann, was die Beurteilung einer Heizanlage betrifft, ein gutes Ergebnis der Bewertungen erzielt werden, wenn diese einstellbaren Anlagenteile vorhanden sind.

Bild 4.6: Strangregulierventil

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4-228 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Bild 4.7: Heizkörper Thermostatventil

Die Einstellung dieser Anlagenteile sollte, sofern man sich nicht seiner eigenen Kenntnisse in dieser Sache sicher ist, einem Fachmann überlassen werden.

Bei dem Heizkörperventil lässt sich ebenfalls wie beim Strangregulierventil der einzustellende Wert mittels Diagramm (Hersteller) ermitteln. Festzustellen ist jedoch, dass sich ohne Sach-verstand auch mithilfe der Diagramme und Tabellen kein sinnvoller Wert ermitteln lässt.

Anmerkung:

Der Buchstabe N an dem zu verstellenden Handrädchen steht nicht für „Normal“, wie sehr oft angenommen. Dieser Buchstabe steht für „Nicht eingestellt“, also voll geöffnet. Bei bestehen-den Anlagen, wo auch der Betreiber/Besitzer nicht mehr sagen kann, ob ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde, kann man durch Demontage der Thermostatköpfe überprüfen, ob, falls vorhanden, an den Handrädchen Einstellungen vorgenommen wurden. Stehen alle auf N, so ist davon auszugehen, dass der Erbauer der Heizanlage die Heizkörper und Ventile nicht eingestellt hat, also keinen hydraulischen Abgleich vornahm. Ein verstellbares Rück-laufventil zählt nach Meinung des Autors nicht als ausreichende Regeleinheit, um einen Heiz-körper in der Hydraulik richtig einzustellen zu können. Hier ist zwar eine Regelung möglich, jedoch kann der Volumenstrom, der den Heizkörper durchströmt, nur geschätzt werden.

Somit bleibt als erstes sicheres Anzeichen, dass ein hydraulischer Abgleich zumindest schon einmal möglich ist, nur ein voreinstellbares Thermostatventil. Es sollten jedoch mindestens 20 – 30 % der Heizkörper überprüft werden.

Auch bei Flächenheizungen, also z. B. Fußbodenheizungen, sind am Verteilerbalken Ein-stellmöglichkeiten für einen hydraulischen Abgleich vorhanden. Auch bei dieser Beheizungs-art lässt sich davon ausgehen, dass, wenn bei allen Einstellventilen die gleiche Einstellung vorgefunden wird, kein hydraulischer Abgleich vorgenommen wurde.

Die Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der durchströmten „Masse“ einer Fußbodenhei-zung kann nach Formel 4.17 erfolgen. Zu beachten ist, dass Flächenheizungen andere Tem-peraturspreizungen aufweisen.

Bei Neubauten werden der Druckverlust, die Einstellungen am Thermostaten usw. über auf-wendige Rechenprogramme ermittelt. In diesen Programmen werden auch Bögen, Ventile und sonstige Anlagenteile mit berücksichtigt.

Im Altbestand ist dies nicht möglich. Hier wird in allen angebotenen Rechensystemen von einem praxisgerechten Druckverlust ausgegangen. Somit weichen im Neubaubereich und Altbestandsbereich die Dokumentationen ab.

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-229

4.4.7 Heizflächen

Dieses Thema wurde bereits in den verschiedenen Bewertungspunkten immer wieder er-wähnt und erklärt. Um die Leistung der verschiedenen Heizkörper zu ermitteln, benötigt man ebenfalls Herstellerangaben. Sind diese nicht oder nicht mehr erhältlich, bleibt nichts ande-res übrig, als die Leistung über die Baualtersklassen der Gebäude zu ermitteln.

Bei Fußbodenheizungen ist ohnehin nur diese Baualtersklassenbeurteilung möglich, weil oft nicht ermittelbar ist, welcher Hersteller verbaut wurde, und selbst wenn der Hersteller be-kannt ist und auch Angaben dazu machen kann, ist der Verlegeabstand, der für die Heizleis-tung ausschlaggebend ist, nicht bekannt.

Tabelle 4.23: Baualtersklassen (Albers, J./Dommel, R./Montaldo-Ventsam, H., 2009)

Gebäudealtersklassen Gebäudeart

bis 1958 W/m²

1959 – 1968 W/m²

1969 – 1973 W/m²

1974 – 1977 W/m²

1978 – 1984 W/m²

ab 1984W/m²

Einfamilienhaus frei stehend

180 170 150 115 95 75

Reihenhaus – mittelstehend – endstehend

140 160

130 150

120 130

100 110

85 95

70 80

Mehrfamilienhaus bis ca. 8 Wohn-einheiten

130 120 110 75 65 50

Beispiel:

Ein frei stehendes Einfamilienhaus (Baujahr 1975) hat im Kinderzimmer einen Heizkörper. Das Kinderzimmer hat eine Größe von 15 m².

Ergebnis: 15 · 115 W/m² = 1.725 W Heizleistung des Heizkörpers

Beachte:

Ist am Gebäude nachträglich modernisiert oder etwas verändert worden, kann die Tabelle nur bedingt verwendet werden.

4.4.8 Heizungscheck

Seit 2007 gibt es eine Norm, die DIN EN 15378 „Heizungssysteme in Gebäuden – Inspektion von Kesseln und Heizungssystemen“ zur einheitlichen Beurteilung von bestehenden Hei-zungsanlagen. Diese Norm ermöglicht erstmalig, Heizungssysteme vergleichbar zu bewer-ten. Diese Bewertungen erfolgen durch Datenentnahme vorhandener Dokumente und Be-scheinigungen, zusätzlich durch Sichtkontrollen und Messungen.

Das Bewertungsverfahren, nach dem sich diese Norm richtet, ist eine Vergabe von Minus-punkten, die addiert werden und anschließend in ein Bewertungsband einzutragen sind. Der Betreiber/Eigentümer kann dadurch ohne Schwierigkeit erkennen, in welchem energetischen Zustand sich seine Heizanlage befindet.

Am Ende der Untersuchung sollten dem Betreiber Modernisierungsempfehlungen bezüglich seiner Heizungsanlage geben werden.

Die Norm gilt für Heizungsanlagen in Gebäuden ab 4 kW.

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4-230 4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen

Bild 4.8: Vorderseite des Inspektionsberichts zum Heizungs-Check nach DIN EN 15378

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4 Anlagentechnik – Bewertung von bestehenden Heizungsanlagen 4-231

Tabelle 4.24: Heizungscheck Rückseite nach DIN EN 15378

Heizungsanlagenbewertung mögliche Punkte für das Verbesserungspotenzial

(0 Punkte = optimal)

ermittelte Punkte für das Verbesserungs-

potenzial

1. Wärmeerzeuger

Abgasverluste nach 1. BimSchV 15

Oberflächenverluste 8

Ventilationsverluste 5

Brennwertnutzung ja/nein 5

Kessel überdimensioniert ja/nein 5

Regelung:

Kesselthermostat/ohne Regelung 10

raumgeführt 5

witterungsgeführt 0

Zwischensumme 48

2. Wärmeverteilung

hydraulischer Abgleich ja/nein 7

Pumpe:

ungeregelt oder stufig, überdimensioniert 10

ungeregelt oder stufig, korrekt dimensioniert 5

elektronisch geregelt, zu hoch eingestellt 5

elektronisch geregelt, korrekt eingestellt 0

Rohrleitungsdämmung:

ohne 20

Dämmung mäßig 10

Dämmung nach EnEV 0

Zwischensumme 37

3. Wärmeübergabe

Heizkörper:

Heizkörper mit Handrad 15

Thermostatventil alt 6

Thermostatventil neu 2

Regelung mit Zeitprogramm 0

Fußbodenheizung:

Handventil 15

Einzelraumregelung 3

Einzelraumregelung Zeitprogramm 0

Zwischensumme 15

Gesamtpunkte 100

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4-232 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen

4.5 Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen Autor: Johannes Volland

Die Anlagenkennzahl für Heizungs-, Lüftungs- und Warmwassersysteme, die vor 1995 ein-gebaut wurden, ist nach DIN V 4701-12 in Verbindung mit PAS 1027 zu berechnen.

Wurde der Heizenergiebedarf nach DIN V 18599 berechnet, kann auch die bestehende An-lage nach dieser Norm berechnet werden.

Nach § 9, Abs. 2 der EnEV dürfen, wenn energetische Kennwerte für die Anlagensysteme nicht vorliegen, gesicherte Erfahrungswerte für die Anlagenkomponenten vergleichbarer Al-tersklassen nach den anerkannten Regeln der Technik verwendet werden.

4.5.1 Berechnung nach den Bekanntmachungen der Bundesregierung

Die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik wird vermutet, wenn hierfür die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Bundesanzeiger bekannt ge-machten Veröffentlichungen verwendet werden.

Bekanntmachung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum § 9, Abs. 2 der EnEV 2009 vom 30. Juli 2009: In dieser Bekanntmachung stehen zwei mögliche Verfahren zur Verfügung, um bestehende Anlagen, die vor 1995 eingebaut wurden, zu berechnen:

– Tabellen 4 – 6 der Bekanntmachung mit Kennwerten für die einzelnen Prozessbereiche Trinkwasser, Heizung und Lüftung in Anlehnung an das Tabellenverfahren der DIN V 4701-10 (siehe Kapitel 4.2.2 in diesem Kapitel)

– Tabelle 7 mit Angaben zum Endenergiebedarf für ausgewählte Systemkombinationen in Anlehnung an das Diagrammverfahren der DIN V 4701-10 (siehe Kapitel 4.2.1)

4.5.1.1 Vereinfachte Ermittlung für ausgewählte Systemkombinationen

Für einige ausgewählte und häufig auftretende Systeme gibt die Tabelle 4.25 pauschalierte Werte zur Ermittlung des Endenergiebedarfs an. Die Interpolation zwischen den Spalten ist zulässig. Diese müssen noch mit dem Primärenergiefaktor fP multipliziert werden (siehe DIN_4701-10, Anhang C 4).

QP = QE fP kWh/a (Formel 4.18

QP = Primärenergiebedarf kWh/a

QE = Endenergiebedarf nach Tabelle 6.4 kWh/a

fP = Primärenergiefaktor (DIN V 4701-10, Anhang C 4)

eP = qP/(qh + qtW) –

qP = Primärenergiebedarf kWh/(m² a)

qH = Heizenergiebedarf kWh/(m² a)

qTW = Trinkwasserbedarf kWh/(m² a)

Page 234: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-233

Tabelle 4.25: Energiebedarf für ausgewählte Systemkombinationen (Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung „Regeln zur Da-tenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand“, Tabelle 7)

1) Zugrunde liegt der Trinkwasser-Wärmebedarf nach Anhang 1, Nr. 2.2 EnEV von 12,5 kWh/(m² · a).

Berechnung der Heizungsanlage für das Beispiel-Haus Notwendige Kenndaten:

Nutzfläche AN = 186,25 m² (siehe Kapitel 2) Heizwärmebedarf Qh = 223 kWh/(m² · a) (die Berechnung wird im Buch nicht dargestellt) Heizung Öl-Niedertemperaturkessel mit zentraler Warmwasserbereitung mit

Zirkulation, Einbau 1985

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4-234 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen

Tabelle 4.26: Bestimmung des eP-Wertes für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop (nach Be-kanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung zum § 9, Abs. 2 der EnEV 2009 vom 30. Juli 2009)

Ergebnisse der Berechnung:

Durch Interpolation werden folgende Werte ermittelt:

qE = 462,1 kWh/(m² · a) Endenergie Öl

qHE,E = 5,0 kWh/(m² · a) Hilfsenergie Strom

QP = QE fP kWh/a (Formel 4.19)

fP = 1,1 für Öl (DIN V 4701-10, Anhang C 4)

fP = 2,6 für Strom (EnEV 2009 Anlage 1, Nr. 2.1.1)

QP = 462,1 kWh/(m² · a) · 1,1 + 5,0 kWh/(m² · a) · 2,6

QP = 521 kWh/(m² · a)

eP = qP/(qh + qTW) – (Formel 4.20)

eP = 521 / (223 + 12,5) kWh/(m² · a)

eP = 2,21 –

Die Anlagenverluste werden über dieses Verfahren sehr pauschal ermittelt und liegen auf der sicheren Seite. Will man die Anlagenverluste genauer ermitteln, indem die Anlagenkom-ponenten differenzierter betrachtet und bewertet werden, sollte das detailierte Verfahren der Bekanntmachung angewandt werden.

Page 236: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-235

4.5.1.2 Detailierte Ermittlung

Mit diesem Rechenverfahren besteht die Möglichkeit, die Anlagenkomponenten differenzier-ter zu betrachten. Es entspricht den Tabellenverfahren der DIN V 4701-10.

In den Tabellen 4 – 6 der Bekanntmachung stehen Kenndaten für die einzelnen Prozessbe-reiche zur Verfügung. Diese sind in Abhängigkeit der Nutzfläche AN (nach EnEV) zu ermitteln. Die einzelnen Ergebnisse sind in den Tabellen der DIN V 4701-10, Anhang A, C1 – C3 zu-sammenzufassen. Mit deren Hilfe können die gesamten Anlagenverluste sowie der Primär- und Endenergiebedarf berechnet werden (siehe Kapitel 4.2.2).

Nachfolgend wird die Berechnung der Anlagenkennzahl für das Beispiel-Haus im Bestand durchgeführt.

Notwendige Kenndaten:

Nutzfläche AN = 186,25 m² (siehe Kapitel 2)

Heizwärmebedarf Qh = 223 kWh/(m² · a) (die Berechnung wird im Buch nicht dargestellt)

Heizung Öl-Niedertemperaturkessel mit zentraler Warmwas-serbereitung mit Zirkulation, Einbau 1985

alle Angaben in kWh/(m² · a)

a) Prozessbereich Warmwasser

Tabelle 4.27: Tabelle 4 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Verteilung Warmwasser – ENGP-bautop“

Die Anlage wurde zwischen 1979 und 1994 mit einer zentralen Verteilung und mit einer Zir-kulationsleitung eingebaut. Aus Tabelle 4.27 können die Energieverluste bei der Wärmever-teilung, die Heizwärmegutschrift und die notwendige Hilfsenergie abgelesen werden. Da ein Teil der Leitungen durch beheizte Räume verläuft, können die Wärmeverluste zum Teil für die Beheizung genutzt werden.

Page 237: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4-236 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen

Tabelle 4.28: Tabelle 4 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Speicherung Warmwasser – ENGP-bautop“

Das Warmwasser wird gespeichert. Der Speicher steht außerhalb der thermischen Hülle. Aus Tabelle 4.28 können die Energieverluste bei der Speicherung, die Heizwärmegutschrift und die notwendige Hilfsenergie abgelesen werden. Nachdem der Speicher außerhalb der thermischen Hülle steht, können die Wärmeverluste des Speichers auch nicht für die Behei-zung gutgeschrieben werden.

Tabelle 4.29: Tabelle 4 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Erzeugung Warmwasser – ENGP-bautop“

Beim Heizkessel handelt es sich um einen NT-Kessel, der vor 1986 eingebaut worden ist. Aus der Tabelle 4.29 kann die Anlagenkennzahl für die Erzeugung des Warmwassers und die notwendige Hilfsenergie abgelesen werden.

Page 238: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-237

b) Prozessbereich Heizung

Tabelle 4.30: Tabelle 5 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Übergabe Heizung – ENGP-bautop“

Die Heizkörper sind mit Thermostatventilen ausgestattet. Aus Tabelle 4.30 können die Wärmverluste bei der Übergabe an den Raum abgelesen werden. Hilfsenergie ist hier keine notwendig.

Tabelle 4.31: Tabelle 5 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Verteilung Heizung – ENGP-bautop“

Aus Tabelle 4.31 können die Wärmeverluste für die Verteilung des Heizungswassers sowie die dazu notwendige Hilfsenergie abgelesen werden. Diese sind von der Höhe der Vorlauf-temperatur abhängig. Die vorhandene Anlage des Beispiel-Hauses wird mit einer Vorlauf-temperatur von 70 °C betrieben.

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4-238 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen

Tabelle 4.32: Tabelle 5 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Speicherung Heizung – ENGP-bautop“

Bei der vorhandenen Anlage wird das Heizungswasser nicht gespeichert.

Tabelle 4.33: Tabelle 5 der Bekanntmachung „Pauschale Ansätze für die Anlagentechnik Prozessbereich – Wärmeerzeugung Heizung – ENGP-bautop“

Beim Heizkessel handelt es sich um einen NT-Kessel, der vor 1986 eingebaut worden ist. Aus der Tabelle 4.33 kann die Anlagenkennzahl für die Erzeugung des Heizungswassers und die dazu notwendige Hilfsenergie abgelesen werden.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-239

c) Berechnung der Anlagenaufwandszahl eP, des Primärenergiebedarfs Qp und des Endenergiebedarfs QE

Der ermittelte Primär- und Endenergiebedarf sowie die Hilfsenergie für Trinkwassererwär-mung, Heizwärmebedarf und Lüftung werden in einer Tabelle zusammengefasst und daraus die Anlagenaufwandszahl eP berechnet.

Hierfür können die Tabellen aus der DIN V 4701-10, Anhang A verwendet werden.

Tabelle 4.34: Bestimmung von QTW,P, QTW,E und QTW,HE,P für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop, Tabellen aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A

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4-240 4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen

Die zur Trinkwassererwärmung QTW benötigte Endenergie QTW,E beträgt 10.904 kWh/a. Der Primärenergiebedarf QTW,P beträgt 12.451 kWh/a.

Tabelle 4.35: Bestimmung von QH,P, QH,E und QH,HE,P für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop, Tabellen aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A

Der zur Deckung des Heizenergiebedarfs Qh benötigte Endenergiebedarf QH,E beträgt 55.189 kWh/a. Der Primärenergiebedarf QH,P beträgt 61.522 kWh/a.

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4 Anlagentechnik – Berechnung der Anlagenkomponenten bestehender Anlagen 4-241

Tabelle 4.36: Bestimmung von QP, QE und der Anlagenkennzahl ep für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop, Tabellen aus DIN V 4701-10:2003-08, Anhang A

Als Ergebnis ergibt sich ein eP-Wert von 1,69. Dieser ist um einiges niedriger als der eP-Wert über die vereinfachte Ermittlung mit der Tabelle 7 der Bekanntmachung der Bundesregie-rung mit 2,21 (siehe Tabelle 4.26).

Fazit:

Umso genauer die Kenndaten zur Bestimmung der Energiekennzahl eines Gebäudes ermit-telt werden, umso niedriger ist diese in der Regel.

Der Endenergiebedarf beträgt 65.246 kWh/a, was einem Ölbedarf von 6.525 l entspricht.

Der Primärenergiebedarf beträgt 79.973 kWh/a, was eine Energiekennzahl von 398 kWh(m² · a) ergibt.

Daraus kann abgelesen werden, dass bei diesem Gebäude ein dringender Sanierungsbedarf vorhanden ist. Die Energiekennzahl des Referenzgebäudes nach Tabelle 4.13 liegt bei 101 kWh/(m² · a).

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4-242 4 Anlagentechnik – Fragen

4.6 Fragen 1. Nach welcher Norm ist der End- und Primärenergiebedarf zu berechnen, wenn der Heiz-

energiebedarf nach DIN V 4108-6 berechnet wurde?

2. Welche Arten von Heizungsanlagen werden in der DIN V 4701-10 unterschieden?

3. Um welche Heizungsanlage handelt es sich bei folgender Angabe?

BW/zen/Solar/TWH/WRG 80/FBH/i/Speicher/o. Zirkulation

Erläutern Sie die einzelnen Kürzel.

4. Welche Anlage hat eine kleinere Anlagenaufwandzahl ep? Begründen Sie Ihre Antwort.

a) WP W-W/zen/FBH/a/Speicher/o. Zirkulation

b) WP L-W/zen/FBH/a/Speicher/o. Zirkulation

5. Welche Heizungsanlage benötigt für die Deckung des Heizenergiebedarf Qh den gerin-geren Endenergiebedarf? Begründen Sie Ihre Antwort.

a) Wärmepumpe Wasser/Wasser

b) Brennwert-Kessel

6. Welche Berechnungsverfahren stehen nach DIN V 4701-10 zur Verfügung? Wie unter-scheiden sich diese voneinander?

7. Berechnen Sie den Primärenergiebedarf mit folgenden Angaben:

Heizwärmebedarf Qh = 65 kWh/(m² · a)

Trinkwasserbedarf QW = 12,5 kWh/(m² · a)

Anlagenkennzahl eP = 1,2

8. Wie groß darf die Anlagenkennzahl ep sein, wenn der zulässige Primärenergiebedarf 105 kWh/(m² · a) beträgt und der Heizenergiebedarf mit 90 kWh/(m² · a) berechnet wurde?

9. Welche Verluste müssen bei der Ermittlung des Endenergiebedarfs für Trinkwasser und Heizung berücksichtigt werden? Wann können die Verluste zur Deckung des Heizener-giebedarfs genutzt werden?

10. Nach welcher Norm ist der End- und Primärenergiebedarf zu berechnen, wenn der Nutzenergiebedarf Qh,B nach DIN 18599-2 berechnet wurde?

11. Welche Normenteile müssen bei der Berechnung eines Wohngebäudes aus den DIN V 18599 berücksichtig werden?

12. Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der DIN 18599 und der DIN V 4701-10?

13. Ab wann sind Heizungsanlagen als neue Anlagen zu bewerten?

14. Welche Möglichkeiten gibt es, den End- und Primärenergiebedarf von bestehenden An-lagen, die vor 1995 eingebaut wurden, zu berechnen?

15. Ein bestehender Heizungskessel wurde 1982 eingebaut. Welche Art von Kessel kann aus dem Einbaudatum vermutet werden?

16. Erläutern Sie die einzelnen Komponenten, die bei bestehenden Anlagen zu beurteilen sind, um die Energieverluste bei der Erzeugung und Verteilung bewerten zu können.

17. Welches genormte Verfahren ermöglicht eine einheitliche Beurteilung von bestehenden Heizungsanlagen?

Page 244: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

4 Anlagentechnik – Antworten 4-243

4.7 Antworten

1. nach DIN V 4701-10

2. Nach folgenden Kesseln wird unterschieden:

NT Niedertemperaurkessel

BW Brennwertkessel

WP-W Wärmepumpe Wasser/Wasser

WP-E Wärmepumpe Erdreich/Wasser

WP-L Wärmepumpe Luft/Wasser

WP-ABl Wärmepumpe Abluft

EH Elektroheizung

FW Fernwärme

Holz Holzkessel

3. Erläuterung der Anlage

zen Zentrale Anlage

BW Brennwertkessel

solar Solaranlage

TWH solare Trinkwasser- und Heizungsunterstützung

i Anlagentechnik innen liegend

Speicher bivalenter Warmwasserspeicher vorhanden

o. Zirkulation Warmwasserverteilung ohne Zirkulation

4. Anlage a

Grundwasser hat im Winter im Durchschnitt eine höhere Temperatur als die Außenluft. Somit wird weniger Energie benötigt, um die benötigte Warmwassertemperatur zu er-zeugen. Dadurch ergibt sich bei der Wasser/Wasser Wärmepumpe eine kleinere Anla-genaufwandszahl.

5. Anlage a, die Wärmepumpe. Die Wärmepumpe entzieht dem Grundwasser Wärme. Bei einer Jahresarbeitszahl über 3 benötigt die Wärmepumpe weniger Energie für die De-ckung des Heiz- und Trinkwasserbedarfs, als sie an Wärme erzeugt.

6. a) Detailliertes Verfahren – die detaillierte Bestimmung einzelner bzw. aller Kennwerte (DIN V 4701-10, Abschnitt 5)

b) Tabellenverfahren – die Nutzung tabellierter Standardkennwerte (DIN V 4701-10, Anhang C.1 bis C.4)

c) Diagrammverfahren – vor definierter Anlagensysteme auf Basis der tabellierten Stan-dardkennwerte (DIN V 4701-10:2003-08; DIN V 4701-10, Beiblatt 1:2007-02)

7. QP = (Qh + QW) · eP QP = (65 + 12,5) · 1,2 = 93 kWh/(m² · a)

8. eP = QP / (Qh + QW) = 105 / (90 + 12,5) = 1,024

9. Es müssen die Verluste bei der Übergabe der Wärme, bei der Verteilung, bei der Spei-cherung und bei der Erzeugung der Wärme berücksichtigt werden. Wenn die Verteilung, Speicherung und Erzeugung der Wärme innerhalb des beheizten Bereiches stattfindet, können sie zum Teil zur Deckung des Heizenergiebedarfs genutzt werden.

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4-244 4 Anlagentechnik – Antworten

10. auch nach DIN V 18599-5, DIN V 18599-6 und DIN V 18599-8

11. DIN V 18599-2 − Nutzenergiebedarf DIN V 18599-5 − Heizsysteme DIN V 18599-6 − Wohnungslüftungsanlagen DIN V 18599-8 − Warmwasserbereitungssysteme

12. Anders als bei der Bilanzierung nach DIN V 4701-10 wird für die Anlagenverluste nicht eine gesamte Heizperiode betrachtet, sondern diese werden monatsweise ermittelt. Für die Laufzeiten der einzelnen Anlagenteile wird dabei noch einmal in Nutzungs- und Nichtnutzungszeiten unterschieden. So lassen sich z. B. rechnerisch auch unterschiedli-che Betriebszeiten von Heizungsanlagen in Bezug auf Nachtabsenkung/-abschaltung darstellen. Für den öffentlich-rechtlichen Nachweis ist jedoch die tägliche Nutzungszeit in DIN V 18599-10, Tabelle 3 während der Heizperiode auf 17 h festgeschrieben, wenn eine Heizungsanlage mit Nachtabsenkung/-abschaltung vorhanden ist.

Eine entscheidende Besonderheit ist die Tatsache, dass sich alle Wärmemengen, die durch Verbrennungsprozesse gewonnen werden, auf den Brennwert und nicht auf den Heizwert des jeweiligen Energieträgers beziehen. Auf diese Weise wird vermieden, dass sich bei der Beschreibung von Wärmeerzeugern mit Brennwertnutzung Wirkungsgrade von mehr als 100 % ergeben. Der ermittelte Endenergiebedarf ist somit brennwertbezo-gen. Für die Bestimmung des heizwertbezogenen Primärenergiebedarfs wird der ermit-telte Endenergiebedarf wieder auf den Heizwert umgerechnet und mit den bekannten Primärenergiefaktoren multipliziert. Die Umrechnung von Brennwert zu Heizwert erfolgt nach DIN V 18599-1, Tabelle B1. Bei einer Berechnung nach DIN V 18599 kann deshalb z. B. bei Einsatz von Gasbrennwerttechnik der Endenergiebedarf (brennwertbezogen) höher als der Primärenergiebedarf (heizwertbezogen) liegen.

13. wenn sie nach 1995 eingebaut wurden

14. Bestehende Anlagen können nach DIN V 4701-12, nach den Bekanntmachungen der Bundesregierung und nach DIN V 18599 berechnet werden. Nach DIN V 18599 nur, wenn auch der Nutzenergiebedarf nach dieser Norm berechnet wurde.

15. Ein Standardkessel. Diese wurden im Zeitraum von 1970 – 1985 eingebaut.

16. Der Wärmeerzeuger:

Abgasverluste, Oberflächentemperatur, Ventilation, Brennwertnutzung, Leistung der Heizung und die Regelung der Vorlauftemperatur

Die Wärmeverteilung:

Hydraulischer Abgleich vorhanden, Art der Pumpe – geregelt oder ungeregelt, Rohrlei-tungen gedämmt?

Die Wärmeübergabe:

Thermostatventile vorhanden – alt oder neu?

17. der Heizungscheck nach DIN EN 15378

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5-245

5 Vordimensionierung/Optimierung

Autoren: Prof. Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

5.1 Vordimensionierung 5-247 5.1.1 Einführung .......................................................................................................5-247 5.1.2 Erläuterung der Berechnung des mittleren Fj · Uj-Wertes................................5-248 5.1.3 Sanierungsmaßnahmen am Beispiel-Haus .....................................................5-257 5.1.4 Abhängigkeit des mittleren Fj · Uj-Wertes vom Heizsystem.............................5-260 5.1.5 Verwendung der Arbeitsblätter aus dem Programm ENGP-bautop ................5-261

5.2 Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-262 5.2.1 Grundlagen – Optimierung der Dämmschichten .............................................5-262 5.2.1.1 Optimierung der Dämmschicht in homogenen Bauteilen ................................5-262 5.2.1.2 Optimierung der Dämmschicht in inhomogenen Bauteilen..............................5-264 5.2.2 Optimierung und Bilanzierung der Bauteile für das Beispiel-Haus ..................5-268 5.2.3 Optimierte Anschlussdetails für das Beispiel-Haus .........................................5-279

5.3 Schicht- und Stoffauswahl 5-280

5.4 Fragen 5-281

5.5 Antworten 5-282

Page 247: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand
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5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-247

5.1 Vordimensionierung 5.1.1 Einführung

Das vorgestellte Verfahren ist eine von den Verfassern entwickelte Methode, mit der man sich schnell einen Eindruck über die erforderliche Dämmstoffdicke eines Wohngebäudes verschaffen kann. Das Verfahren ist weiterhin hilfreich, um die Zusammenhänge der zu er-mittelnden Teilfaktoren zu überblicken.

Ziel dieser Untersuchungen ist die Abschätzung (Vordimensionierung) der erforderlichen Dämmstoffdicken, um neu zu errichtende Wohngebäude oder bestehende Gebäude auf ei-nen vom Bauherrn gewünschten Standard zu bringen. Die Dämmstoffdicke soll dabei so op-timiert werden, dass unter Ausschöpfung aller anderen den Energieverbrauch beeinflussen-den Faktoren (Anlagentechnik, Auswahl der Fenster etc.) der zulässige Energieverbrauch des Referenzgebäudes nach EnEV oder ein anderer vom Bauherrn gewünschter Energie-standard möglichst genau eingehalten wird. Hierdurch können auf der Grundlage der Unter-suchungsergebnisse bereits in einem frühen Stadium der Planung die energetisch relevan-ten Entscheidungen getroffen werden.

Die Methode

Auf der Grundlage des nach EnEV zulässigen Primärenergiebedarfs Qp wird die für den Heizwärmebedarf Qh zur Verfügung stehende Wärmemenge in Abhängigkeit einer zu be-stimmenden Heizanlage definiert. Dadurch wird festgelegt, wie viel Wärme durch die Gebäu-dehülle abfließen darf.

Die Wärmedämmung ist dann so zu dimensionieren, dass nicht mehr, aber auch nicht nen-nenswert weniger Wärme durch die Gebäudehülle dringt.

Der in dem vorgegebenen Primärenergiebedarf Qp enthaltene Energieanteil für die Heizanla-ge wird in dem hier erläuterten Algorithmus mit der Anlagenaufwandszahl nach dem Beiblatt der DIN V 4701-10 (Diagrammverfahren) berücksichtigt.

Einschränkungen

Das Verfahren funktioniert nur unter gewissen Voraussetzungen:

a) Die Vordimensionierung kann nur auf der Grundlage des HP-V (Vereinfachte Verfahren aus der EnEV 2007) durchgeführt werden. Wegen der diesem Verfahren zugrunde lie-genden pauschalen Vorgaben kann das erzielte Ergebnis nur diesem Standard entspre-chen. Es dient als Anhaltswert für die Dimensionierung der Dämmschichten in Abhän-gigkeit der gewählten Heizungsanlage.

b) Für einen von der in der EnEV Anhang 1, Tabelle 1 abweichenden Energiebedarf, z. B. KfW-55-Haus oder ein saniertes bestehendes Gebäude mit 40 % Überschreitung, kann eine Vordimensionierung nach diesen Algorithmen zwar durchgeführt werden, bei der Nachweisführung kann es jedoch zu Abweichungen kommen, weil der für das HP-V vor-gegebene Gradtagzahlfaktor fGT von 66 sowie die pauschal vorgegebenen Wärmege-winne nicht mehr zutreffend sind. Dies kann durch eine Nachdimensionierung mit dem Programm ENGP-bautop ausgeglichen werden.

c) Die Anlagentechnik kann nur über das Diagrammverfahren der DIN V 4701-10 berück-sichtig werden. Wenn die gewünschte Anlage dort nicht enthalten ist, sollte eine mög-lichst gleichwertige Anlage ausgewählt werden.

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5-248 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

5.1.2 Erläuterung der Berechnung des mittleren Fj · Uj-Wertes

Rechenschritte zur Berechnung des Fj · Uj-Wertes

Schritt 1 – Berechnung des Referenzgebäudes Als Erstes ist der gewünschte Energieverbrauch zu definieren. Dieser kann entweder der zulässige Jahresprimärenergiebedarf nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1 sein oder z. B. ein Standard, der durch die KfW-Bank gefördert wird.

Das Beispiel-Haus aus Kapitel 2.5 soll auf EnEV-Niveau saniert werden. Hierfür ist der zu-lässige Jahresprimärenergiebedarf für das zu berechnende Gebäude mit den Werten des Referenzgebäudes der EnEV zu berechnen.

Für das Beispiel-Haus aus Kapitel 2.5 wurde der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP im Kapitel 7 berechnet.

zulässiger QP = 98,92*) kWh/a

Schritt 2 – Anlagenaufwandszahl eP und maximaler Heizwärmebedarf Qh

Bei diesem Optimierungsverfahren wird die erforderliche Wärmedämmung aus der für den Heizwärmebedarf Qh zur Verfügung stehenden Energiemenge berechnet. Qh muss also be-kannt sein und kann, wie nachfolgend beschrieben, errechnet werden.

QP = (Qh + QW) · eP kWh/a (Formel 5.1)

Qh = QP / eP – QW kWh/a (Formel 5.2) Der zulässige Primärenergiebedarf QP sowie der Warmwasserbedarf QW von 12,5 kWh/(m² · a) (nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.2) ist bereits bekannt. Was noch ermittelt wer-den muss, ist die Anlagenkennzahl ep, die abhängig von der gewählten Anlagentechnik ist.

Wenn genau die gleichen Anlagenkomponenten zum Einsatz kommen wie in der Ausführung des Referenzgebäudes beschrieben, kann der bereits berechnete Jahresheizenergiebedarf Qh für die weitere Berechnung herangezogen werden.

Qh = 69,88 kWh/(m² · a) (Kapitel 7.1.4)

Wenn jedoch die gewünschte Anlagentechnik von dieser abweicht, muss Qh erst bestimmt werden.

Je kleiner die Anlagenkennzahl eP ist, umso größer wird Qh. Daraus folgt, dass der notwen-dige Dämmstandard stark von der gewählten Anlagentechnik abhängt (siehe auch Kapitel 5.1.4).

Für den Energieausweis nach EnEV wird der Heizwärmebedarf Qh aus den Wärmegewinnen und -verlusten ermittelt und hierfür nach DIN V 4701-10 eine der Nutzfläche entsprechende Anlagenaufwandszahl eP abgelesen. Für die Dimensionierung der Wärmedämmung ist je-doch zulässig QP die Vorgabe. Es muss deshalb zuerst der eP-Wert gesucht werden, der mit dem dazugehörenden Qh den als Grundlage dienenden QP''-Wert ergibt.

Im Diagrammverfahren sind die eP-Werte in Abhängigkeit von den Nutzflächen AN und den vom Dämmstandard abhängigen Qh-Werten angegeben. Die Ermittlung der für das vorgegebene QP'' passenden Faktoren Qh und eP erfolgt in der Weise, dass für alle in der Spalte für die vor-handene Nutzfläche vorgegebenen eP-Werte mit den Qh-Werten derselben Zeile ein QP-Wert berechnet wird (zu den Qh-Werten ist noch der Wärmebedarf für den Warmwasserbedarf QW zu addieren). Aus diesen QP-Werten ist derjenige zu suchen, der dem nach EnEV vorgegebenen

*) Durch eine nachträgliche Korrektur hat sich der Wert im Kapitel 7.1.2.5 auf 102,84 kWh/(m² · a) erhöht.

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-249

QP entspricht. Der Qh-Wert, mit dem dieser berechnet wurde (also der in der gleichen Zeile), ist dann der Ausgangswert für die Ermittlung der erforderlichen Dämmmaßnahmen.

Die Qh- und eP-Wert-Ermittlung kann entweder mit einer selbstständigen Excel-Tabelle oder mit den in dem auf der Profi-CD gespeicherten ARCHIDISK-Programm ENGP-bautop enthal-tenen Tabellen erfolgen. In diesem Programm sind die eP-Werte der im Beiblatt 1 enthalte-nen Anlagen gespeichert.

Bild 5.1: Heizwärmebedarf. Das Bild zeigt die Teilwärmeströme, aus denen sich der Heiz-wärmebedarf Qh ergibt. Der Wärmestrom, der durch die Bauteile abfließt, ergibt den Transmissionswärmeverlust QT (1), die Erwärmung der Frischluft den Lüftungswär-meverlust QV (2). Die Verluste werden reduziert durch die solaren (3) und die inter-nen (4) Wärmegewinne.

Auswahl der Heizungsanlage: Das Beispiel-Haus wird mit einer neuen Heizungsanlage ausgestattet.

Als neue Anlage wird die Anlage 35 aus dem Diagrammverfahren der DIN V 4701-10, Bei-blatt 1 ausgewählt. Beschreibung der neuen Anlagenkomponenten:

Trinkwasserbereitung: – gebäudezentrale Versorgung mit Zirkulation (siehe Hinweis)

– Verteilung außerhalb der thermischen Hülle

– bivalenter Solarspeicher, Aufstellung außerhalb der thermischen Hülle

– Brennwert-Kessel mit Erdgas/Heizöl EL betrieben

– mit solarer Trinkwasserbereitung

Heizung: – freie Heizflächen (z. B. Heizkörper)

– überwiegende Anordnung im Außenwandbereich

– P-Regelung mit Auslegungsproportionalbereich Xp = 1 K

– 55/45 °C-Auslegung

– zentrales System

– horizontale Verteilung außerhalb der thermischen Hülle

– Strangleitungen innenliegend; geregelte Pumpe

– Brennwertkessel (Aufstellung außerhalb der thermischen Hülle)

– mit Erdgas/Heizöl EL betrieben

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5-250 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Lüftungsanlage: – zentrale Zu-/Abluftanlage (siehe Hinweis)

– Verlegung der Verteilungsleitungen außerhalb der thermischen Hülle im Dach

– Anlagenluftwechsel n = 0,4 h –1

– Gleichstromventilator (DC)

– mit Wärmerückgewinnung durch Wärmeübertragung (Wärmebereitstellungsgrad 80 %)

Hinweis:

Zirkulation:

Die oben genannten Heizungskomponenten stehen im Diagrammverfahren nur in Kombina-tion mit einer Zirkulationsleitung zur Verfügung. Bei einer zeitgesteuerten Zirkulation, die bei dem Beispiel-Haus eingesetzt werden soll, darf bei der Anlagentechnik „ohne Zirkulation“ ausgewählt werden (geht nur bis zu einer Nutzfläche AN von 500 m²).

Lüftung:

Im Beispiel-Haus ist kein unbeheiztes Dachgeschoss vorhanden. Die nachträgliche Verle-gung von Verteilungsleitungen ist außerdem sehr aufwendig und schwierig umzusetzen. Aus diesem Grund wird der Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage vorgeschlagen. Weil ein solches Heizsystem im Diagrammverfahren nicht vorhanden ist, wird eine zentrale Zu-/Abluftanlage gewählt, die etwas besser bewertet wird.

In Kapitel 4.2.1 sind alle Anlagen aus dem Diagrammverfahren der DIN V 4701-10, Beiblatt 1 aufgelistet. Dort können in Abhängigkeit der Nutzfläche und des Heizwärmebedarfes die un-terschiedlichen Anlagenaufwandszahlen eP abgelesen werden.

Die nachfolgende Tabelle beinhaltet die eP-Werte der Anlage 35 aus der DIN V 4701-10, Beiblatt 1 in Abhängigkeit der Nutzfläche AN und des Jahresheizenergiebedarfes Qh.

Tabelle 5.1: eP-Wert aus DIN V 4701-10:2003-08 Beiblatt 1, Anlage 35 – ENGP-bautop

Die Nutzfläche des Beispiel-Hauses beträgt 186,25 m². Durch Interpolation kann der eP für die Nutzfläche AN ermittelt werden.

Ermittlung des erforderlichen ep-Wertes Für die Ermittlung des erforderlichen Qh- und des dazugehörigen eP-Wertes kann mit einer selbst erstellten Excel-Tabelle oder mit dem Programm ENGP-bautop erfolgen.

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-251

Tabelle 5.2: Berechnung des eP-Wertes aus der Anlage 35, mit dem sich der zulässige QP in Abhängigkeit von Qh ergibt – ENGP-bautop

Über die Tabellen des Programms ENGP-bautop wurde ein eP-Wert von 1,174 ermittelt.

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP beträgt 98,92 kWh/(m² · a).

Aus dem eP-Wert kann nun der Heizenergiebedarf Qh berechnet werden.

QP = (Qh + QW) · eP kWh/(m² · a) (Formel 5.1)

Qh = zulässiger QP / eP – QW kWh/(m² · a) (Formel 5.2)

Qh = 98,92 kWh/(m² · a) / 1,174 – 12,5 kWh kWh/(m² · a)

Qh = 71,74 kWh/(m² · a)

Qh = 71,74 kWh/(m² · a) · 186,2 m² kWh/(m² · a)

Qh = 13.362 kWh/a

Dies ist nun der zulässige Heizenergiebedarf, der nicht überschritten werden darf, wenn das Gebäude mit der oben beschriebenen Anlage 35 beheizt wird.

Der so ermittelte Heizenergiebedarf ist die Grundlage für die Berechnung des spezifischen Transmissionswärmeverlustes QT.

Schritt 3 – Transmissionswärmeverluste QT aus Qh

Um die Größe des Wärmestroms zu ermitteln, der die Gebäudehülle durchdringen darf, wird die Formel zur Berechnung von Qh so umgestellt, dass sich der Transmissionswärmeverlust daraus berechnen lässt:

Qh = 66 · (HT + HV) – 0,95 · (Qs + Qi) kWh/a (Formel 5.3)

(EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2)

HT = spezifischer Transmissionswärmeverlust HV = spezifischer Lüftungswärmeverlust QS = solare Wärmegewinne Qi = interne Wärmegewinne 0,95 = Nutzbarkeit der Wärmegewinne 66 = Heizgradtagzahlfaktor kKh/a

Für diese Untersuchung ist es günstiger, statt der spezifischen Transmissionswärmeverluste HT und HV die absoluten Transmissionswärmeverluste QT und QV einzusetzen.

Qh = (QT + QV) – 0,95 (Qi + Qs) kWh/a (Formel 5.4)

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5-252 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Gesucht ist QT.

Durch die Umstellung ergibt sich:

QT = Qh – QV + 0,95 (Qi + Qs) kWh/a (Formel 5.5)

Hierzu sind die noch unbekannten Faktoren Qv, Qi und Qs zu bestimmen.

Schritt 3a – Lüftungswärmeverluste QV

Vor der Berechnung der Lüftungswärmeverluste QV ist festzulegen, ob das Gebäude einer Dichtheitsprüfung unterzogen wird. Die Prüfung garantiert eine dichte Gebäudehülle. Dies hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf den notwendigen Dämmstandard des Gebäudes und wird durch eine niedrigere Luftwechselzahl n gewürdigt. Mit Prüfung ist für n = 0,6, ohne Prüfung = 0,7 anzusetzen.

QV = 66 · HV kWh/a (Formel 5.6)

HV = n · 0,8 · Ve · 0,34 W/K (Formel 5.7)

(DIN 4108-6, Formeln 40 und 41) 0,34 = ρ · c Luft (Rohdichte · Wärmekapazität) kWh/(m³ · K) n = Luftwechselzahl für HP-V

Für das HP-V ergibt sich daraus die pauschal anzusetzende Formel:

bei n = 0,7 ohne Dichtigkeitsprüfung:

HV = 0,19 · Ve W/K (Formel 5.8)

(EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2) bei n = 0,6 mit Nachweis einer Dichtigkeitsprüfung:

HV = 0,163 · Ve W/K (Formel 5.9)

(EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2)

Beispiel-Haus:

Das Gebäude muss einer Dichtheitsprüfung unterzogen werden, da es mit einer Lüftungsan-lage ausgestattet wird (EnEV Anlage 1, Nr. 2.7). Das Volumen wird im Kapitel 2.5 ermittelt.

QV = 66 · 0,163 · 582,03 m³ kWh/a

QV = 6.261,5 kWh/a

Schritt 3b – Interne Wärmegewinne Qi

Qi wird bei HP-V pauschal aus der beheizten Nutzfläche AN berechnet.

Qi,HP = 0,024 · qi · AN · tHP kWh/a (Formel 5.10)

(DIN V 4108-6, Formel 19)

tHP = Dauer der Heizperiode in Tagen = 185 0,024 = Umrechnungsfaktor für Tage und Watt in kWh qi = interner Wärmestrom pro m² Nutzfläche für Wohngebäude = 5 W/m² AN = beheizte Nutzfläche = 0,32 Ve

Für Wohngebäude ergibt sich:

Qi = 0,024 · 5 · 0,32 · Ve · 185

Page 254: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-253

Für das HP-V ergibt sich daraus die pauschal anzusetzende Formel:

Qi = 22 · AN kWh/a (Formel 5.11)

(EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2) Beispiel-Haus:

Qi = 22 · AN kWh/a

Qi = 22 · 186,25 kWh/a

Qi = 4.097 kWh/a

Schritt 3c – Solare Wärmegewinne QS

Für das HP-V gilt:

QS = Σ (IS)j,HP · Σ (0,567 · gi · Ai) kWh/a (Formel 5.12)

(EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2)

0,567 = Abminderungsfaktor für Rahmenteil FF, Verschattung FS

*) und Sonnenschutz FC im vereinfachten Verfahren Ai = Fensterflächen der einzelnen Orientierungen gi = wirksamer Gesamt-Energiedurchlassgrad des Glases

IS = solare Einstrahlung

Σ (IS)j,HP -Werte nach Orientierung (EnEV 2007 Anhang 1, Tabelle 2)

– Südwest bis Südost 270 kWh/(m² · a)

– Nordwest bis Nordost 100 kWh/(m² · a)

– übrige Richtungen 155 kWh/(m² · a)

– Dachflächenfenster mit einer Neigung < 30° 225 kWh/(m² · a) bei einer Neigung ≥ 30° wie senkrechte Fenster

Beispiel-Haus:

Im Beispiel-Haus sind noch alte Isolierglasscheiben eingebaut. Die UW-Werte wurden im Ka-pitel 3.2.6.5 berechnet. Der g-Wert für die Isolierglasscheiben wurde mit 0,8 angesetzt.

Tabelle 5.3: Berechnung von QS für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop

QS = 4.992 kWh/a

*) Fs = für übliche Anwendungsfälle 0,9

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5-254 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Mit den berechneten Werten QV, Qi und QS kann nun der zulässige Wärmeverlust über die Bauteilflächen berechnet werden.

QT = Qh – QV + 0,95 (Qi + Qs) kWh/a (Formel 5.5)

QT = 13.362 – 6.262 + 0,95 (4.097 + 4.992) kWh/a

QT = 15.735 kWh/a

Die spezifischen Transmissionswärmeverluste HT ergeben sich daraus wie folgt:

HT = QT / 66 / A W/(m² · K)

A = Hüllfläche (Kapitel 7.3.2) m²

HT = 15.735 / 66 / 533,52 W/(m² · a)

HT = 0,45 W/(m² · a)

Schritt 4 – Überprüfung von HT,vorh mit HT,zul.

Zur Einhaltung eines Mindestdämmstandards sind in EnEV Anhang 1, Tabelle 2 für den spe-zifischen Transmissionswärmeverlust H'T maximal zulässige Grenzwerte vorgeschrieben.

Für ein freistehendes Einfamilienhaus mit einer Nutzfläche AN von ≤ 350 m² ist H'T mit max. 0,40 W/(m² · K) angegeben.

H'T,zul. < 0,40 W/(m² · K) (EnEV Anhang 1, Tabelle 2) HT,vorh. = 0,45 W/(m² · K)

Somit ist für die Berechnung des mittleren Fj · Uj-Wertes der zulässige H'T zu verwenden.

Berechnung von QT aus dem zulässigen H'T

QT = 0,40 W/(m² · K) · 66 kKh · 533,52 m² kWh/a

QT = 14.085 kWh/a

Schritt 5 – Heizwärmebedarf der opaken Bauteile QT,opak

Der mit Schritt 3 berechnete QT-Wert bzw. HT-Wert beinhaltet auch den Wärmeverlust durch Fenster und Türen. Gedämmt werden jedoch nur die opaken Bauteile (Wände, Dächer und Böden). Zur Ermittlung des Wärmestroms, der durch diese opaken Bauteile fließt, ist von QT die durch die Fenster, Türen und evtl. andere nicht gedämmte Bauteile fließende Wärme-menge abzuziehen.

QT,opak = QT – (QT,W + QT,T) kWh/a

QT,W = Wärmeverluste über die Fenster:

QT,W = 66 · (UW · AW + ΔUWB · AW) kWh/a (Formel 5.13)

QT,T = Wärmeverluste über die Türen:

QT,T = 66 · (UT · AT + ΔUWB · AT) *) kWh/a (Formel 5.14)

QT,TG = Wärmeverluste über Kellertüren:

QT,TG = 66 · (FTG · UTG · ATG + ΔUWB · ATG) *) kWh/a (Formel 5.15)

ΔUWB = Wärmebrückenzuschlag W/(m² · K)

*) Für Türen, die nicht an die Außenluft grenzen, ist der entsprechende Fx-Wert – FTG bzw. FTU – anzusetzen.

Page 256: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-255

Aus diesem QT, ermittelt in Abhängigkeit von der für den Verbrauch zur Verfügung stehen-den Energiemenge, ist im nächsten Schritt der U-Wert der Bauteile zu berechnen.

Beispiel-Haus:

Wärmeverluste über die Fenster:

HT,W = 160,5 W/K (siehe Kapitel 3.6.1)

AW = 56,69 m² (siehe Kapitel 2.5)

ΔUWB = 0,05 für die Vordimensionierung W/(m² · K) (DIN V 4108-6) ΔUWB wird im 6. Kapitel noch genauer bestimmt

QT,W = 66 · (UW · AW + ΔUWB · AW) kWh/a

QT,W = 66 kKh · [160,5 W/K + 0,05 W/(m² · K) · 56,69 m²] kWh/a

QT,W = 10.780 kWh/a

Wärmeverluste über die Türen:

Haustür:

AT = 2,85 m² (siehe Kapitel 2.5)

UT = 3,0 (alt Fenster) W/(m² · K)

QT,T = 66 · (UT · AT + ΔUWB · AT) *) kWh/a

QT,T = 66 kKh · [3,0 W/(m² · K) · 2,85 m² + 0,05 W/(m² · K) 2,85 m²] kWh/a

QT,T = 573 kWh/a

Kellertüren:

AT = 7,52 m² (siehe Kapitel 2.5)

UT = 3,0 (alt) W/(m² · K)

FGT = 0,7 – (siehe Kapitel 3.2.1.6)

QT,TG = 66 kKh · [0,7 · 7,52 m² · 3,0 W/(m² · K)

+ 0,05 W/(m² · K) 7,52 m²] kWh/a

QT,TG = 1.067 kWh/a

Heizwärmebedarf der opaken Bauteile QT,opak:

QT,opak = QT – (QT,W + QT,T) kWh/a

QT,opak = 14.085 – (10.780 + 573 + 1.067) kWh/a

QT,opak = 1.664 kWh/a

Hier ist schon ersichtlich, dass die Wärmeverluste über die alten Fenster zu hoch sind.

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5-256 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Schritt 6 – Berechnung des mittleren U-Wertes Im Regelfall wird QT aus dem für die einzelnen Bauteile gewählten Dämmstandard nach fol-gender Formel berechnet:

QT,opak = 66 · Σ (Fxi · Ui · Ai) + 0,05 · Aopak kWh/a (Formel 5.16)

(EnEV Anhang 1, Tabelle 2) Fx = Temperatur-Korrekturfaktor − U = Wärmedurchgangskoeffizient W/(m² · K) A = Bauteilfläche m² i = Werte für das Bauteil i W/(m² · K) 0,05 = Wärmebrückenzuschlag W/(m² · K)

In dieser Untersuchung wird jedoch die Dämmstoffdicke auf die vorgegebene Energiemenge abgestimmt. Es wird deshalb aus dem vorgegebenen QT-Wert der U-Wert ermittelt, der von den Bauteilen einzuhalten ist. Hierzu wird aus QT zuerst ein für alle Bauteile gleich großer Wärmedurchgang berechnet.

Das jeweils nur für das Bauteil i geltende Produkt Fxi · Ui wird durch ein für alle Bauteile gleich großes Produkt aus Fj · Uj ersetzt.

Fj · Uj ist der auf 1 m² und 1 K bezogene mittlere Wärmestrom für alle Bauteile des Gebäu-des.

In (Formel 5.16) wird Fxi · Ui · Ai durch Fj · Uj · Aopak ersetzt.

Somit wird:

QT,opak = 66 · (Fj · Uj · Aopak + 0,05 · Aopak) kWh/a (Formel 5.17)

Aopak = A – (AW + AT + ATG + ATU) AW = Flächen der Fenster AT = Flächen der Türen ATG = Flächen der Türen gegen unbeheizte Keller ATU = Flächen der Türen gegen unbeheizte Räume

Für den gesuchten Fj · Uj-Wert ergibt sich:

Fj · Uj = opak

opak,T

A66Q

⋅ – 0,05 W/(m² · K)

Der für ein Bauteil zulässige Ui-Wert ergibt sich daraus mit:

Ui = Fj · Uj / Fxi W/(m² · K) (Formel 5.19)

Anmerkung:

Der Fj · Uj-Wert kennzeichnet die energetische Qualität der opaken Bauteile. Die energeti-sche Qualität der gesamten Hüllfläche ergibt sich aus dem über die Umfassungsfläche ge-mittelten und mit dem Temperatur-Korrekturfaktor Fxi gewichteten U-Wert aus H'T.

Beispiel-Haus:

Aopak = 533,52 – (56,69 + 2,85 + 7,52) m²

Aopak = 466,46 m²

Fj · Uj = 1.664 kWh/a / (66 kKh · 466,46 m²) – 0,05 W/(m² · K)

Fj · Uj = 0,004 W/(m² · K)

Das Ergebnis zeigt, dass mit der ausgewählten Heizungsanlage kein realisierbarer Fj · Uj-Wert erzielt werden kann. Das liegt aber auch an den hohen Wärmeverlusten über die alten Isolierglasscheiben und die alten Türen.

(Formel 5.18)

Page 258: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-257

5.1.3 Sanierungsmaßnahmen am Beispiel-Haus

Als erster Sanierungsvorschlag wird der Einbau einer Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung und der Austausch der alten Haus- und Kellertüren vorgenommen.

Einbau neuer Fenster Ug = 0,7 Glas W/(m² · a)

Uf = 1,1 Rahmen W/(m² · K)

ψ = 0,04 Glasrandverbund W/(m² · K)

Einbau einer neuen Haustüre UT = 1,6 W/(m² · K)

Einbau von neuen Kellertüren UT = 1,6 W/(m² · K)

Mit diesen Werten wird nun der mittlere Fj · Uj-Wert neu berechnet.

Schritt 3a – Lüftungswärmeverluste QV – neu

bleiben gleich

QV = 6.261,5 kWh/a

Schritt 3b – Interne Wärmegewinne Qi – neu

bleiben gleich

Qi = 4.097 kWh/a

Schritt 3c – Solare Wärmegewinne QS

Dadurch, dass der Energiedurchlassgrad der 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung niedriger ist als der der Isolierverglasung, reduzieren sich auch die solaren Wärmegewinne QS.

Tabelle 5.4: Berechnung von QS für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop – neu

QS = 3.120 kWh/a

Page 259: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-258 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Mit den berechneten Werten QV, Qi und QS kann nun der neue zulässige Wärmeverlust über die Bauteilflächen berechnet werden.

QT = Qh – QV + 0,95 (Qi + Qs) kWh/a (Formel 5.5)

QT = 13.362 – 6.262 + 0,95 (4.097 + 3.120) kWh/a

QT = 13.957 kWh/a

Die spezifischen Transmissionswärmeverluste HT ergeben sich daraus wie folgt:

HT = QT / 66 / A W/(m² · K)

HT = 13.957 / 66 / 533,52 W/(m² · K)

HT = 0,396 W/(m² · K)

Schritt 4 – Überprüfung von HT,vorh. mit HT,zul. – neu

H'T,zul. < 0,40 W/(m² · K) (EnEV Anhang 1, Tabelle 2) HT,vorh. = 0,396 W/(m² · K)

Somit kann für die Berechnung des mittleren Fj · Uj-Wertes H'T,vorh verwendet werden.

Berechnung von QT aus H'T,vorh.

QT = 0,396 W/(m² · K) · 66 kKh · 533,52 m² kWh/a

QT = 13.957 kWh/a

Schritt 5 – Heizwärmebedarf der opaken Bauteile QT,opak – neu

QT,opak = QT – (QT,W + QT,T) kWh/a

Page 260: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-259

Wärmeverluste über die Fenster:

Tabelle 5.5: Berechnung der Wärmeverluste über die Fenster HT für das Beispiel-Haus – ENGP-bautop – neu

HT,W = 51,65 W/K

AW = 56,69 m²

ΔUWB = 0,05 für die Vordimensionierung W/(m² · K) (DIN V 4108-6)

QT,W = 66 · (UW · AW + ΔUWB · AW) kWh/a

QT,W = 66 kKh · [51,65 W/K + 0,05 W/(m² · K) · 56,69 m²] kWh/a

QT,W = 3.596 kWh/a

Wärmeverluste über die Türen:

Haustür:

AT = 2,85 m²

UT = 1,6 (neu) W/(m² · K)

QT,T = 66 · (UT · AT + ΔUWB · AT) kWh/a

QT,T = 66 kKh · [1,6 W/(m² · K) · 2,85 m² + 0,05 W/(m² · K) 2,85 m²] kWh/a

QT,T = 310 kWh/a

Page 261: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-260 5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung

Kellertüren:

AT = 7,52 m²

UT = 1,6 W/(m² · K)

FGT = 0,7 –

QT,TG = 66 kKh · [0,7 · 7,52 m² · 1,6 W/(m² · K) + 0,05 W/(m² · K) · 7,52 m²] kWh/a

QT,TG = 581 kWh/a

Heizwärmebedarf der opaken Bauteile QT,opak:

QT,opak = QT – (QT,W + QT,T) kWh/a

QT,opak = 13.957 – (3.596 + 310 + 581) kWh/a

QT,opak = 9.470 kWh/a

Schritt 6 – Berechnung des mittleren U-Wertes

Fj · Uj = opak

opak,T

A66Q

⋅ – 0,05 W/(m² · K)

Aopak = 533,52 – (56,69 + 2,85 + 7,52) m²

Aopak = 466,46 m²

Fj · Uj = 9.470 kWh/a / (66 kKh · 466,46 m²) – 0,05 W/(m² · K)

Fj · Uj = 0,257 W/(m² · K)

Das Ergebnis zeigt, dass mit den bereits vorgenommenen Sanierungsmaßnahmen und der ausgewählten Heizungsanlage ein realisierbarer mittlerer Fj · Uj-Wert zur Verfügung steht.

Die Bauteile der Gebäudehülle müssen also im Schnitt einen mittleren Fj · Uj-Wert von 0,257 W/(m² · K) aufweisen, damit der zulässige QP-Wert eingehalten werden kann.

5.1.4 Abhängigkeit des mittleren Fj · Uj-Wertes vom Heizsystem

Um den Einfluss der Heizungsanlage auf das notwendige Dämmniveau darzustellen, wird anschließend in Abhängigkeit verschiedener Heizsysteme der Fj · Uj-Wert für das Beispiel-Haus berechnet.

Page 262: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Vordimensionierung 5-261

Tabelle 5.6: Abhängigkeit des mittleren Fj · Uj-Wertes vom Heizsystem – berechnet mit ENGP-bautop

Anlagensysteme aus der DIN V 4701-10, Beiblatt 1 mittlerer

Fj · Uj-Wert W/(m² · K)

Anlage 04 NT/ zen/ HK/ a/ Speicher/ Zirkulation 0,061

Anlage 10 NT/ zen/ Solar TW/ HK/ a/ Speicher/ Zirkulation 0,146

Anlage 16 BW/ zen/ HK/ a/ Speicher/ Zirkulation 0,116

Anlage 35 BW/ zen/ Solar TW/ WRG 80(DC)/ HK/ a/ Speicher/ Zirkulation 0,253

Anlage 52.2 WP E-W/ Abl(DC)/zen/ FBH/ a/ Speicher/ Zirkulation/ Solevorerwärmung 0,257

Anlage 60a EH/ dez/ WRG 60(DC)/ EH/ i/ TW elekt./ mit fp = 2,0 0,074

Die Höhe des mittleren Fj · Uj-Wertes wird begrenzt durch einen zulässigen H'T -Wert von 0,40 W/(m² · K) bei freistehenden Wohngebäuden (EnEV Anhang 1, Tabelle 2). Der sich daraus ergebene Fj · Uj-Wert für das Beispiel-Haus beträgt 0,257 W/(m² · K). Dieser muss auch bei einer sehr guten Anlagentechnik wie z. B. bei Anlage 52.2 (siehe Tabelle 5.6) ein-gehalten werden.

5.1.5 Verwendung der Arbeitsblätter aus dem Programm ENGP-bautop

Das Arbeitsblatt zur Berechnung des Fj · Uj-Wertes finden Sie in dem Programm ENGP-bautop (Buch- und Profi-CD) unter Kapitel 2.4 Bestimmungen des mittleren Fj · Uj-Wertes. Die hierzu erforderlichen Daten werden aus den entsprechenden Arbeitsblättern übertragen. Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf muss vorher berechnet werden.

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5-262 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

5.2 Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

5.2.1 Grundlagen – Optimierung der Dämmschichten

5.2.1.1 Optimierung der Dämmschicht in homogenen Bauteilen

Bei der Konstruktion von Bauteilen der Gebäudehülle ist es besser, die Dicke oder die Wär-meleitzahl der Hauptdämmschicht vor einer Festlegung zu dimensionieren, als sich mit mehr oder weniger zufälligen Erfahrungswerten abzufinden. Auch neueste Erfahrungswerte kön-nen nur auf genau gleichartige Gebäude übertragen werden. Ein „irgendwann“ für ein be-stimmtes Bauteil berechneter U-Wert kann sowohl durch einen veränderten Flächenanteil des Bauteils an der gesamten Hüllfläche als auch durch veränderte Vorschriften oder neuere Erkenntnisse seine ursprüngliche Bedeutung verloren haben.

In Kapitel 5.1.3 wurde aufgezeigt, wie vorab ohne genauere Berechnung des Gebäudes ein mittlerer U-Wert der Gebäudehülle berechnet werden kann. Mithilfe dieses U-Wertes kann nun die Dicke der Hauptdämmschicht festgelegt werden.

Nachfolgend werden Algorithmen erläutert, die eine solche Bemessung nach unterschiedli-chen Vorgaben ermöglichen.

Wie in Kapitel 3.2.6 dargestellt, errechnet sich der U-Wert eines Bauteils aus dem reziproken Wert der Summe aller Wärmedurchlasswiderstände:

U = 1 / (Rsi + Σ R + Rse) W/(m² · K)

Der Wärmedurchlasswiderstand ergibt sich aus der Dicke und Wärmeleitzahl einer Schicht.

R = d / λ m² · K/W

Wird nach der Dicke oder der Wärmeleitzahl einer Schicht gefragt, um mit den übrigen Schichten einen vorgegebenen U-Wert einzuhalten, sind vom gegebenen Wärmedurch-gangswiderstand RT (1 / U) die gegebenen Wärmedurchlasswiderstände Rgeg. der übrigen Schichten zu subtrahieren. Aus der Differenz kann die erforderliche Schichtdicke derf. bzw. die erforderliche Wärmeleitzahl λerf. berechnet werden.

Durch Umstellung ergeben sich folgende Ableitungen:

a) Erforderlicher Wärmedurchlasswiderstand RD,erf. ≥ 1 / Usoll – Rgeg. m² · K/W

(Formel 5.21) RD,erf. = gesuchter Wärmedurchlasswiderstand zur Einhaltung von 1 / USoll Rgeg. = Widerstand ohne die zu dimensionierende Schicht

b) Erforderliche Schichtdicke dD,erf. Bei gegebener Wärmeleitzahl λ des Dämmstoffes ergibt sich die erforderliche Schichtdicke d aus: dD,erf. ≥ RD,erf. · λD m

(Formel 5.22) λD, erf. = Wärmeleitzahl des zu dimensionierenden Stoffes

c) Erforderliche Wärmeleitzahl λD,erf.

Bei gegebener Schichtdicke d des Dämmstoffes ergibt sich die erforderliche Wärmeleitzahl λ aus:

λD,erf. ≤ dD,erf. / RD,erf. W/(m · K) (Formel 5.23)

dD,erf. = Schichtdicke des zu dimensionierenden Stoffes

(Formel 5.20)

Page 264: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-263

Rechenbeispiel: Berechnung der erforderlichen Wärmeleitzahl λD,erf. einer Schicht für einen vorgegebenen U-Wert.

Aufgabe:

Es soll untersucht werden, welche Wandbausteine für die Herstellung einer Außenwand ge-eignet sind, wenn von dieser ein U-Wert von 0,257 W/(m² · K) einzuhalten ist.

Gegeben:

Usoll = 0,257 W/(m² · K)

Tabelle 5.7: Beispiel – Wandaufbau

Baustoffe von innen nach außen

d m

λ W/(m · K)

R m² · K/W

Rsi 0,130

Kalkgipsputz 0,015 0,70 0,021

Wandbaustein 0,365 ? ?

Leichtputz 0,020 0,20 0,100

Rse 0,040

RT,geg. 0,291

Gesucht:

a) erforderliche Wärmeleitzahl des Wandbausteins

b) Auswahl des geeigneten Materials

Arbeitsschritte und Formeln:

a) λ ≤ d / (1 / Usoll – RT,geg.) W/(m · K) (Formel 5.24)

b) geeignetes Material auswählen

Berechnung:

λ ≤ 0,365 / (1 / 0,257 – 0,291)

≤ 0,101 W/(m · K)

Antwort:

a) Geeignet sind Wandbausteine mit einer Wärmeleitzahl λ ≤ 0,10 W/(m · K).

b) Folgende Steine sind hierfür ohne zusätzliche Wärmedämmung geeignet:

Porenbeton 300 λ = 0,10 geklebt

Ziegel mit Zulassung λ = 0,09 geklebt

Page 265: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-264 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

5.2.1.2 Optimierung der Dämmschicht in inhomogenen Bauteilen

Bei Außenwänden in Holzständerbauweise oder bei Sparrendächern mit Zwischensparren-dämmung befinden sich die Dämmschicht und die Tragschicht in einer Ebene. Sie bilden ein Fachwerk. Als Dämmmaterialien werden hierfür in der Regel anpassungsfähige nachgiebige Materialien, z. B. Mineralwolle oder Zellulosefasern, mit einer Wärmeleitzahl von 0,036 bzw. 0,04 W/(m² · K) verwendet. Die Wärmeleitzahl ist also vorgegeben. Es ist aber wichtig zu wissen, wie dick Trag- und Dämmschicht einer Konstruktion sein müssen, um einen vorge-gebenen Dämmstandard einzuhalten.

Im Kapitel 3.2.6 wurde unter Wärmedurchgangskoeffizient von inhomogenen Schichten er-läutert, wie der U-Wert eines Fachwerks als Mittelwert aus den flächenanteiligen RT-Werten der nebeneinander liegenden Bereiche Rippe und Gefache abgeschätzt werden kann.

Danach errechnet sich der Mittelwert

RT = (R'T + R''T) / 2 m² · K/W

und

U = 1 / RT W/(m² · K) R'T = oberer Grenzwert R''T = unterer Grenzwert

Der obere Grenzwert R'T wird aus dem oberen mittleren U-Wert des Gefaches berechnet:

U' = R R G G

R G

U B U BB B

⋅ + ⋅+

W/(m² · K)

BR = Breite der Rippe BG = Breite des Gefaches

R'T = 1 / U' m² · K/W

Aus dieser Formel kann die Schichtdicke nicht berechnet werden. Dies ist nur aus dem unte-ren Grenzwert R"T möglich.

Der untere Grenzwert R"T berechnet sich wie folgt:

R"T = Rsi + ∑ + sej RR m² · K/W

Rj ist der äquivalente Wärmedurchlasswiderstand einer Schicht aus unterschiedlichen Stoff-feldern. Er berechnet sich aus der Dicke der Stoffschicht dj und der äquivalenten Wärmeleit-zahl λj der Schicht.

Rj = dj / λj m² · K/W (Formel 5.28)

Die äquivalente Wärmeleitzahl λj ergibt sich aus der Summe der jeweiligen Flächenanteile der Felder und den Wärmeleitzahlen.

λj = λa · fa + λb · fb + … + λq · fq W/(m · K) (Formel 5.29)

Für ein Fachwerk aus Rippen und Gefache ergibt sich:

λF = (λR · BR + λG · BG) / BR + BG W/(m · K) (Formel 5.30)

BR = Breite der Rippe BG = Breite der Gefache

(Formel 5.25)

(Formel 5.26)

(Formel 5.27)

Page 266: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-265

Ist in einem Fachwerk die Rippe genau so dick wie der Dämmstoff im Gefache, kann die Di-cke dj dieser Schicht über die äquivalente Wärmeleitzahl berechnet werden.

dj = λj · Rj m (Formel 5.31)

Bezeichnet man den Rj-Wert der Schicht, die das Fachwerk bildet, als RF, kann dieser Wert für R’’ wie nachfolgend beschrieben abgeleitet werden.

Bei einem Bauteil aus drei Schichten gilt:

R"T = Rsi + R1 + RF + R2 + Rse m² · K/W (Formel 5.32)

Dabei ist R"T vorgegeben über Usoll für das Bauteil. Daraus ergibt sich der erforderliche R-Wert für das Fachwerk:

RF,erf. = R"T – Rsi – R1 – R2 – Rse m² · K/W (Formel 5.33)

Die für einen vorgegebenen RT-Wert erforderliche Schichtdicke dF ergibt sich daraus mit:

dF = λF (R"T – Rsi – Rj,1 – Rj,2 – Rse) m (Formel 5.34)

Die auf diese Weise ermittelte Schichtdicke ist etwas unterdimensioniert und muss deshalb bei der Anpassung auf eine handelsübliche Schichtdicke aufgerundet werden.

Rechenbeispiel: Dimensionierung der Wärmedämmung in einem Fachwerk

Aufgabe:

Für das unten dargestellte Fachwerk soll ein U-Wert von 0,19 W/(m² · K) eingehalten wer-den. Wie dick muss die Tragschicht sein?

Bild 5.2: Fachwerk aus drei Schichten (z. B. der anrechenbare Bereich eines Sparren-daches)

Gegeben:

Tabelle 5.8: Vorgaben: dreischichtiges Fachwerk

Baustoffe von innen nach außen

d m

λ W/(m · K)

R m² · K/W

Gipskarton 0,0125 0,150 0,083

Mineralwolle ? 0,035 ?

Sparren ? 0,130 ?

Holzfaserdämmplatte 0,022 0,050 0,440

RT,geg. 0,523

Page 267: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-266 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Gesucht:

Berechnung der notwendigen Dicke d der Wärmedämmung

a) Berechnung der äquivalenten Wärmeleitzahl λF für die Tragschicht (Sparren und Gefache)

λF = (λR · BR + λG · BG) / (BR + BG) W/(m · K) (Formel 5.30)

Für

λR = 0,13 W/(m · K) BR = 0,10 m BR = Sparrenbreite

λG = 0,035 W/(m · K) BG = 0,70 m BG = Gefachebreite m

ergibt sich:

λF = (0,13 · 0,10 + 0,035 · 0,70) / (0,10 + 0,7)

= 0,0468 = 0,047 W/(m · K)

b) Für diese Vordimensionierung muss vereinfachend R"T aus Um,soll des Fachwerks be-rechnet werden.

R"T = 1 / Um,soll m² · K/W

= 1 / 0,19

= 5,26 m² · K/W

c) dF, erf.

dF,erf = λF (R"T – Rsi – R1 – R2 – Rse) m (Formel 5.32)

dF,erf = 0,047 · 0,022 0,01255,26 0,10 0,100,05 0,15

⎛ ⎞− − −⎜ ⎟⎝ ⎠

dF,erf = 0,047 · (5,26 – 0,10 – 0,523 – 0,10)

dF,erf = 0,216 m gewählt 0,22 m

Nachfolgend wird untersucht, wie weit eine genaue Um-Wert-Berechnung mit dieser ermittel-ten Dämmstoffdicke von der Vorgabe abweicht.

d) Oberer Grenzwert R'T

Formel: U-Mittelwert

U' = R R G G

R G

U B U BB B

⋅ + ⋅+

W/(m² · K)

(Formel 5.25)

U-Wert Rippe

UR = 1 / 0,022 0,22 0,01250,10 + + + + 0,100,05 0,13 0,15

⎛ ⎞⎜ ⎟⎝ ⎠

UR = 0,414 W/(m² · K)

Page 268: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-267

U-Wert Gefache

UG = 1 / 0,022 0,22 0,01250,10 + + + + 0,100,05 0,035 0,15

⎛ ⎞⎜ ⎟⎝ ⎠

UG = 0,143 W/(m² · K)

U-Mittel

U' = (0,414 · 0,10 + 0,143 · 0,70) / 0,8

U' = 0,177 W/(m² · K)

R'T = 1 / U'

R'T = 5,654 m² · K/W

e) Unterer Grenzwert R"T

Formel: R"T

R"T = Rsi + ∑ + sej RR m² · K/W

(Formel 5.27)

Für die Fachwerkschicht wird Rj mit der hierfür ermittelten äquivalenten Wärmeleitzahl be-rechnet [λF = 0,047 W /(m² · K)].

Tabelle 5.9: Berechnung von Rj

Baustoffe von innen nach außen

d m

λ W/(m · K)

R m² · K/W

Gipskarton 0,0125 0,150 0,083

Mineralwolle u. Sparren 0,220 0,047 4,68

Holzfaserdämmplatte 0,022 0,050 0,440

RT,geg. 5,20

R"T = 0,10 + 5,20 + 0,10

= 5,40 m² · K/W

RT = (R'T + R"T) / 2

= (5,654 + 5,40) / 2

= 5,512 m² · K/W

U = 1 / 5,512

U = 0,181 W/(m² · K)

Dieser U-Wert ist geringfügig kleiner als die Vorgabe von 0,19 W/(m² · K). Dies ist auch auf das vorgenommene Aufrunden der Dämmstoffdicke zurückzuführen.

Fazit:

Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Ermittlung einer äquivalenten Wärmeleitzahl aus der Formel für den unteren Grenzwert R"T für den Zweck einer Vordimensionierung der Schichtdicke des Gefaches ausreichend genau ist. Es wird sich in der Regel ein geringfügig kleinerer U-Wert als der vorgegebene U-Wert einstellen.

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5-268 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

5.2.2 Optimierung und Bilanzierung der Bauteile für das Beispiel-Haus

Grundlagen Mit dieser Untersuchung wird gezeigt, wie im Rahmen einer Bilanzierung die Dämmstoffdi-cken der einzelnen Bauteile so dimensioniert werden, dass der für das Gebäude vorgegebe-ne Energieverbrauch möglichst genau eingehalten wird.

Hierfür ist als Erstes die Wärmemenge QT zu berechnen, die über die einzelnen Bauteile bei Ansatz des mittleren Fj · Uj-Wertes verloren geht.

QT,i = (Fj · Uj) · Fxi · Ai + ΔUWB ·Ai kWh/a (Formel 5.35)

ΔUWB = 0,05 W/(m² · K)

Tabelle 5.10: Transmissionswärmeverluste der einzelnen Bauteile auf der Grundlage des Fj · Uj-Wertes in Abhängigkeit ihrer Fx,i-Werte und ihrer Flächen A – ENGP-bautop

Bild 5.3: Grafik zur Tabelle 5.10

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-269

Damit ist festgelegt, welche Wärmemenge QT,i durch die einzelnen Bauteile in einer Heizpe-riode abfließen darf. Das Balkendiagramm verdeutlicht den energetischen Einfluss der ein-zelnen Bauteile.

Die Dimensionierung der für ein bestimmtes Bauteil erforderlichen Dämmstoffdicke erfolgt auf der Basis des Fj · Uj-Wertes aus Kapitel 5.1.3 unter Berücksichtigung des zugehörigen Fi -Wertes.

Ui = Fj ·Uj / Fi W/(m² · K) (Formel 5.36)

Aus diesem für das Bauteil vorgesehenen Ui,soll muss der für die Wärmedämmung zur Einhal-tung dieses Wertes erforderliche Wärmedurchlasswiderstand RD,erf. bestimmt werden. RD,erf. ergibt sich aus der Differenz der Wärmedurchlasswiderstände des Sollwertes RT,soll (= 1 / Usoll) und dem der nicht zu dimensionierenden Schichten RT,geg.

RD, erf. = 1 / Usoll – RT,geg. m² · K/W (Formel 5.37)

Die gesuchte Dämmstoffdicke dD oder deren Wärmeleitzahl λD ist aus RD,erf. nach For-mel 5.22 bzw. Formel 5.23 zu berechnen. Mit diesen Werten kann die Dicke oder die Wär-meleitzahl des gewählten Dämmstoffes bestimmt werden.

In der Regel werden jedoch diese Werte nicht mit denen des ausgewählten Materials über-einstimmen. So sind z. B. Dämmstoffdicken ab 60 mm in der Regel meistens auf 20 mm ge-rundet, also z. B. auf 80, 100 oder 120 mm. Durch den Ansatz der angebotenen Werte kann es deshalb zur Über- oder Unterdimensionierung der Dämmstoffdicke kommen. Dies hätte zur Folge, dass die vorgegebene Energiemenge entweder unter- oder überschritten wird. Um dies zu vermeiden wird die sich ergebende Differenz ΔU aus dem Usoll und dem mit den ge-wählten Dimensionen errechneten Uneu mit den übrigen, noch nicht dimensionierten Bauteilen verrechnet.

ΔU = Usoll – Uneu W/(m² · K) (Formel 5.38)

Dies kann entweder durch Ermittlung eines neuen Transmissionswärmeverlustes QTi, neu des in Folge zu berechnenden Bauteils über die Formeln

ΔQT,i = 66 · ΔUi · Ai · Fi

und

QT,neu,i = QTi + ΔQTi kWh/a (Formel 5.39)

oder durch eine Neuberechnung des Fj · Uj-Wertes für die nach jeder Dimensionierung noch verbleibenden Bauteile erfolgen.

QT,Rest = QT,opak – Σ QTi, fertig kWh/a

QT,Rest = der nach der Dimensionierung eines Bauteils noch zur Verfügung stehende QT QT,opak = der gesamte QT

ΣQTi,fertig = Summe des QT der bereits dimensionierten Bauteile

Daraus ergibt sich der Fj · Uj-Wert für die restlichen Bauteile. Fj · Uj,Rest = QT,Rest /66 · ARest – 0,05 W/(m² · K)

(Formel 5.41)

Die Dimensionierung ist schrittweise für jedes Bauteil durchzuführen. Sind alle Bauteile di-mensioniert, so ist das damit erzielte QT,opak,neu mit dem Ausgangswert zu vergleichen. Aus der Differenz der beiden Werte ist abzulesen, inwieweit der für das Projekt vorgegebene Op-Wert eingehalten wird.

(Formel 5.40)

Page 271: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-270 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Durchführung der Optimierung Die Durchführung der Optimierung kann entweder mit selbst erstellten Excel-Tabellen oder mit den im Programm ENGP-bautop enthaltenen Rechenblättern „2.5 Optimierung der Dämmstoffdicke“ erfolgen.

Erläuterung der Dimensionierung der Hauptdämmschichten anhand der Bauteile des Beispiel-Hauses mit dem Programm ENGP-bautop Das Kriterium für die Reihenfolge der Dimensionierung der Bauteile ist entweder deren Energieverluste QT (siehe Tabelle 5.10) oder vorhandene Zwänge für die maximale Dicke der Hauptdämmschicht.

Als Erstes sollten die Bauteile dimensioniert werden, bei denen die Dicke der Hauptdämm-schicht aus baulichen Zwängen vorgegeben ist. Anschließend werden die Bauteile dimensi-oniert, die den geringsten Energieverbrauch QT aufweisen. Diese Bauteile haben nur einen geringen Einfluss auf den gesamt Energiebedarf QT,gesamt. Die Bauteile, die den höchsten Anteil am gesamten Energiebedarf haben, sollten zum Schluss dimensioniert werden.

Schritt 1 – U-Wert ohne Dämmschicht Als erstes Bauteil wird das Bauteil 5 – „Decke Eingang zur Außenluft“ in die Tabellen der Optimierung übernommen (Startmenü „2.5 Optimierung der Dämmstoffdicke“). Dies ist das Bauteil mit den geringsten Energieverlusten QT.

Zur Verbesserung des U-Wertes wird an der Deckenunterseite eine zusätzliche Dämm-schicht angebracht. Diese soll nun so dimensioniert werden, dass der neue U-Wert des Bau-teils dem vorgegebenen Fj · Uj-Wert entspricht. Hierfür wird die Dämmschicht mit deren λ-Wert in die Tabelle eingetragen. Anschließend wird der Fj · Uj-Wert übernommen.

Es wird nun unter „2. Erforderliche Dämmstoffdicke derf bzw. lambda λ“ die erforderliche Di-cke des Dämmstoffs berechnet.

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-271

Tabelle 5.11: Dimensionierung Bauteil 5 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Decke Eingang zur Außenluft

Damit der mittlere Fj · Uj-Wert eingehalten werden kann, ist eine Dämmstoffdicke von 11 cm notwendig.

Schritt 2 – Auswahl des Dämmstoffes mit handelsüblicher Dimension Hier sind die handelsüblichen Daten des gewählten Materials festzulegen. Es wurde eine Dicke von 120 mm ausgewählt.

Schritt 3 – Berechnung des neuen U-Wertes Die gewählte Dicke ist in die Tabelle einzutragen.

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5-272 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Tabelle 5.12: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 5 des Beispiel-Hauses – Pro-gramm ENGP-bautop, Decke Eingang zur Außenluft

Schritt 4 – Berechnung der Differenz zwischen Usoll und Uneu

Durch die Festlegung auf eine handelsübliche oder eine für die Konstruktion erforderliche Dicke, die von dD,erf abweicht, ergibt sich in der Folge ein von Usoll verschiedener Wert Uneu und daraus die Differenz.

ΔU = Usoll – Uneu W/(m² · K)

ΔU = 0,253 – 0,236 W/(m² · K)

ΔU = 0,017 W/(m² · K)

Schritt 5 – Berechnung eines neuen Fj · Uj-Wertes

Dadurch, dass das Bauteil besser gedämmt wurde als notwendig, kann die eingesparte Energie für die anderen Bauteile gutgeschrieben werden. Es ergibt sich dadurch nach (For-mel 5.41) ein neuer Fj · Uj-Wert.

Rest Fj · Uj-Wert = 0,258 W/(m² · K)

Nachfolgend werden die U-Werte der einzelnen Bauteile für das Beispiel-Haus nach den Schritten 1 – 4 optimiert.

Bauteil: Kellerwand zu Erdreich Dieses Bauteil bekommt keine zusätzliche Dämmung, da diese nur mit großem Aufwand angebracht werden kann.

Page 274: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-273

Tabelle 5.13: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 7 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Kellerwand zu Erdreich

Bauteil: Bodenplatte beheizter Keller Dieses Bauteil bekommt keine zusätzliche Dämmung, da diese nur mit großem Aufwand angebracht werden kann.

Tabelle 5.14: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 8 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Bodenplatte beheizter Keller

Page 275: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-274 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Bauteil: Außenwand Anbau gegen Dachraum Dieses Bauteil bekommt keine zusätzliche Dämmung, da diese nur mit großem Aufwand angebracht werden kann. Nachdem der angrenzende Dachraum komplett gedämmt wird, entstehen über diese Fläche keine Wärmeverluste mehr, sodass es aus der Bilanzierung herausgenommen werden kann.

Tabelle 5.15: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 13 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Außenwand Anbau gegen Dachraum

Bauteil: Kellerinnenwände An den Kellerinnenwänden wird auf der kalten Seite 10 cm Wärmedämmung und ein neuer Innenputz angebracht.

Tabelle 5.16: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 10 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Kellerinnenwände

Page 276: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-275

Bauteil: Bodenplatte Anbau Bei der Bodenplatte des Anbaus wird der vorhandene Bodenbelag entfernt, auf den Estrich eine neue Wärmedämmung aufgebracht und darüber ein neuer Bodenbelag gelegt.

Tabelle 5.17: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 11 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Bodenplatte Anbau

Bauteil: Dachfläche Anbau Damit die Blechdeckung des Daches vom Anbau nicht entfernt werden muss, wird der Hohl-raum zwischen der vorhandenen Dämmung und der oberen Holzschalung mit Zellulosefaser ausgeblasen. Es ergibt sich dann eine Keildämmung, die nach Kapitel 3.2.6.4 berechnet werden kann. Die wärmetechnisch wirksame Schicht beträgt demnach 20 cm.

Tabelle 5.18: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 6 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Dachfläche Anbau

Page 277: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-276 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Bauteil: Decke zu unbeheiztem Keller An die Unterseite der Kellerdecke wird eine 6 cm dicke Dämmung angebracht. Aufgrund der geringen Kellerhöhe wird auf eine stärkere Dämmung verzichtet.

Tabelle 5.19: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 9 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Decke zu unbeheiztem Keller

Bauteil: Außenwände Anbau Um die Außenwände des Anbaus zu dämmen, muss die Schalung entfernt werden. Es wird eine 12 cm dicke Dämmung an der Außenwand aufgebracht. Diese wird anschließend wie-der verschalt.

Tabelle 5.20: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 2 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Außenwände Anbau

Page 278: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-277

Bauteil: Dachfläche Hauptgebäude Damit die Blechdeckung des Daches nicht entfernt werden muss, wird der Hohlraum zwi-schen der vorhandenen Dämmung und der oberen Holzschalung mit Zellulosefaser ausge-blasen. Die Höhe des zur Verfügung stehenden Hohlraums beträgt 18 cm. Die vorhandene Dämmung sollte vorher kontrolliert werden, ob sie trocken und funktionsfähig ist. Wenn diese ausgetauscht werden muss, muss das Dach von oben oder unten aufgemacht werden.

Tabelle 5.21: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 3 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Dachfläche Hauptgebäude

Bauteil: Außenwände – verputzt An die Außenwände wird eine 12 cm dicke Dämmung aufgebracht und anschließend ver-putzt. Der vorhandene Putz muss vorher geprüft werden, ob er noch tragfähig ist. Außerdem sollte das Mauerwerk trocken sein.

Tabelle 5.22: Berechnung des neuen U-Wertes Bauteil 1 des Beispiel-Hauses – Programm ENGP-bautop, Außenwände – verputzt

Page 279: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-278 5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte

Nun wurden die Dämmstoffschichten aller Bauteile nach den berechneten Fj · Uj-Werten di-mensioniert. Der vorhandene Heizwärmebedarf QT,opak sollte nun geringfügig niedriger sein als der zulässige Heizwärmebedarf QT,opak (siehe Seite 5-260).

Tabelle 5.23: Transmissionswärmeverlust der einzelnen Bauteile nach der Sanierung – ENGP-bautop

Bild 5.4: Grafik zur Tabelle 5.23

Beachten Sie:

Die Dämmstoffschichten der Bauteile wurden so dimensioniert, dass das sanierte Gebäude den Anforderungen an Neubauten nach EnEV entspricht.

Es kann aber durchaus sinnvoll sein, das eine oder andere Bauteil noch besser zu dämmen. Dies muss aber dann mit den Bauherren abgesprochen werden, wobei die Wirtschaftlichkeit der besseren Dämmung dargestellt werden sollte.

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Optimierung der Dämmschichten und Bilanzierung der Werte 5-279

5.2.3 Optimierte Anschlussdetails für das Beispiel-Haus

Bild 5.5: Schicht- und stoffoptimierte Anschlussdetails für das Beispiel-Haus

Die genauen Details werden im Kapitel 6.1.5.4 dargestellt.

Page 281: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-280 5 Vordimensionierung/Optimierung – Schicht- und Stoffauswahl

5.3 Schicht- und Stoffauswahl Für jedes Bauteil gibt es in Abhängigkeit von Vorgaben und Beanspruchungen sowie von Anforderungen an die Qualität eine unterschiedliche Anzahl von Schichten. So kann z. B. eine aus drei Schichten bestehende Außenwand aus Innenputz, Leichtbaustein und Außen-putz den Anforderungen einer bestimmten Qualität des Wärmeschutzes genügen. Mit einer vierten Schicht aus einem speziellen Wärmedämmstoff kann aber die Qualität der Wärme-dämmung erheblich verbessert werden.

Der erste Schritt zur Festlegung einer Bauteilschichtung ist deshalb die Definition der Vorga-ben und Beanspruchungen, die für das Bauteil zu erwarten sind.

Aus Platzgründen konnten diese Kapitel in die neue Auflage nicht mehr mit aufgenommen werden. Sie finden diese jedoch auf der Buch- und Profi-CD.

Page 282: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-1

5. Vordimensionierung/Optimierung

Autor: Karlheinz Volland

Inhalt Seite

5. Vordimensionierung/Optimierung 5-1

5.3 Schicht- und Stoffauswahl 5-2

5.3.1 Festlegung der Bauteilschichten ........................................................................... 5-2

5.3.1.1 Grundlagen – Definition der Vorgaben und Beanspruchungen ............................. 5-2

5.3.1.2 Festlegung des Schichtaufbaus ............................................................................ 5-3

5.3.1.3 Festlegung der Schichten für ein Satteldach ......................................................... 5-7

5.3.1.4 Überprüfung der Gleichwertigkeit nach DIN 4108 Beiblatt 2.................................. 5-8

5.3.2 Auswahl der Baustoffe .......................................................................................... 5-8

5.3.2.1 Grundlagen – Theorie für eine nachvollziehbare Baustoffauswahl ........................ 5-8

5.3.2.2 Optimierung der Materialien .................................................................................. 5-9

5.3.2.3 Darstellung des fertigen Schichtaufbaus ............................................................. 5-20

Page 283: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-2 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

5.3 Schicht- und Stoffauswahl

5.3.1 Festlegung der Bauteilschichten

5.3.1.1 Grundlagen – Definition der Vorgaben und Beanspruchungen

Für jedes Bauteil gibt es, in Abhängigkeit von Vorgaben und Beanspruchungen sowie von Anforderungen an die Qualität, eine unterschiedliche Anzahl von Schichten. So kann z.B. eine aus drei Schichten bestehende Außenwand aus Innenputz, Leichtbaustein und Außen-putz den Anforderungen einer bestimmten Qualität des Wärmeschutzes genügen. Mit einer vierten Schicht aus einem speziellen Wärmedämmstoff kann aber die Qualität der Wärme-dämmung erheblich verbessert werden.

Der erste Schritt zur Festlegung einer Bauteilschichtung ist deshalb die Definition der Vorga-ben und Beanspruchungen, die für das Bauteil zu erwarten sind. Zur besseren Übersicht und um nichts zu vergessen, ist es hilfreich, diese nach einem Raster abzufragen.

Je nach Lage des Bauteils sind Vorgaben und Beanspruchungen aus folgenden Bereichen zu berücksichtigen:

a) Gestaltung

b) Konstruktion

c) Umwelt

d) Nutzung und Bauunterhalt

e) Bauausführung

Im Folgenden werden diese erläutert:

a) Gestaltung

Diesbezügliche Vorgaben betreffen immer die gestalterische Ausbildung der Bauteilober-flächen.

Bei Wänden:

− äußere Oberflächen: verputzt, mit hinterlüfteter Verkleidung oder mit Vorsatzschale

− innere Oberflächen: verputzt, gefliest oder mit Verkleidung

b) Konstruktion

Damit ist hier die Bauweise gemeint: Skelett- oder Massivbau, Fertigteile, Ortbeton oder Mauerwerk.

Weiterhin sind Angaben über in das Bauteil integrierte Einbauten, z.B. Installationen erfor-derlich, für die besondere spezielle Installationsschichten vorzusehen sind.

c) Umwelt

Schutzmaßnahmen: Darunter fallen die Maßnahmen, von denen die dauerhafte Funktion der Bauteile abhängig ist, wie:

– Feuchteschutz

Mit der Festlegung der die Konstruktion beeinflussenden Beanspruchungen aus den Niederschlägen, z.B. starker Schlagregen, Wasserdampf-Kondensation aus der Raum-nutzung, Baufeuchte aus Baustoffen und Rohbauerstellung.

Weiterhin Angaben der zu erwartenden Bodenfeuchtigkeit und Angaben, ob die Abdich-tung entsprechend der DIN 18195-4 für stark oder nicht stark durchlässige Böden oder gegen Grundwasser zu erfolgen hat.

Page 284: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-3

– Klimaschutz

Als Klimaschutz werden hier die sich aus dem klimatischen Umfeld ergebenden Bean-spruchungen aus Sonneneinstrahlung, Temperaturschwankungen und Windbelastung sowie die sich daraus ergebenden Schutzmaßnahmen Sonnenschutz, Wärmeschutz und Windschutz betrachtet.

Sonnenschutz betrifft nicht nur die Regelung der Lichtdurchlässigkeit von Fenstern, son-dern auch die Beständigkeit von Materialien gegen UV-Strahlung.

Wärmeschutz betrifft sowohl die sich aus den zur Energieeinsparung erforderlichen Maßnahmen als auch die sich aus der Dauer der Raumnutzung ergebenden Anforderun-gen an die Wärmespeicherfähigkeit der inneren Bauteiloberflächen.

Windschutz betrifft die Luftdurchlässigkeit von Bauteilen und Bauteilanschlüssen und die Belastungen durch Winddruck und Windsog.

– Schallschutz

Für besondere Schallbelastungen können besondere Konstruktionen und Schichten erforderlich sein.

– Brandschutz

Hier sind die diesbezüglichen Vorgaben zu erfassen, die sich aus der Lage des Bauteils innerhalb des Gebäudes oder in Beziehung zu Nachbargebäuden ergeben.

d) Nutzung und Bauunterhalt

Die sich aus der Raumnutzung ergebenden Beanspruchungen beeinflussen vor allem die Materialwahl der Schichten an der inneren Bauteiloberfläche. Sowohl die Schichten der inne-ren als auch die der äußeren Bauteiloberflächen müssen gewartet und saniert werden. Auch hieraus können besondere Anforderungen entstehen.

e) Bauausführung

Die Wahl des Schichtaufbaus kann auch durch die zur Verfügung stehende Bauzeit, die Zufahrtsmöglichkeiten, den Platz für die Baustelleneinrichtung sowie die mögliche Baugru-bengestaltung beeinflusst werden.

5.3.1.2 Festlegung des Schichtaufbaus

Allgemeine Vorgaben

Nachfolgend wird als Beispiel der Schichtaufbau für den Boden in einem beheizten Keller dargestellt. Der Kellerraum wird als Hobby- und Fitnessraum genutzt.

Die möglichen Schichtaufbauten unterscheiden sich durch die Lage der Wärmedämmung und die Lage der Feuchtigkeitssperre. Zur Auswahl stehen:

a) Beton mit geringer Wassereindringtiefe gegen stauendes Sickerwasser mit innen liegen-der Wärmedämmung

b) Normalbeton mit innerer Abdichtung gegen nicht stauendes Sickerwasser und Perime-terdämmung

c) Wie Punkt b, jedoch mit innen liegender Wärmedämmung

Ausführungsvarianten zur Abdichtung gegen die Bodenfeuchte

Ob die Bodenplatte aus Normalbeton oder aus Beton mit geringer Wassereindringtiefe aus-geführt wird, ist von der Art des Baugrundes abhängig. Nach DIN 18195-4 und -6 sind für Bodenplatten und Außenwände unter dem Erdreich Abdichtungsmaßnahmen durchzuführen.

Page 285: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-4 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Teil 4 der Norm gilt für Baugrund mit „starker bis sehr starker Wasserdurchlässigkeit“, das sind in der Regel nur Kiesböden. Für andere Böden gilt dieser Teil nur, wenn eine „dauer-haft“ funktionierende Dränage nach DIN 4095 vorgesehen ist. Treffen diese Voraussetzun-gen zu, reicht zur Abdichtung der Bodenplatte z.B. eine einlagige lose verlegte Kunststoff-bahn. Weitere Varianten sind in der DIN 18195-4 aufgeführt.

Teil 6 der Norm gilt für alle anderen Bodenarten. Da in weniger durchlässigem Boden mit aufstauendem Sickerwasser oder drückendem Wasser zu rechnen ist, sind hier wesentlich umfangreichere Dichtungsmaßnahmen erforderlich.

Eine Alternative zur Abdichtung mit Bahnen und Spachtelmassen ist die sogenannte „weiße Wanne“ aus Beton mit geringer Wassereindringtiefe.

Lage der Dämmschicht

Die Lage der Wärmedämmung kann nach folgenden Überlegungen entschieden werden: Eine Perimeterdämmung unter der Bodenplatte erfordert einen höheren Kostenaufwand als eine innen liegende Dämmschicht. Hierfür geeignete Dämmmaterialen sind etwas teurer als andere und müssen nach DIN 4108-2 auf einer ebenen Unterlage, in der Regel eine „Sau-berkeitsschicht“ aus Magerbeton, verlegt werden.

Eine Perimeterdämmung, die ständig im Grundwasser liegt oder auch nur lang anhaltendem Stauwasser oder drückendem Wasser ausgesetzt ist, darf nur mit Dämmstoffen ausgeführt werden, die hierfür eine spezielle Zulassung besitzen.

Vorteile können sich durch Vermeidung von Wärmebrücken an Wandanschlüssen ergeben. Zur Vermeidung von Schimmelpilzen soll die Innentemperatur an der Kante Kellerboden / Außenwand nicht unter 12 °C absinken. Die Größe des Wärmestroms in diesem Bereich ergibt sich aus der Wärmeleitfähigkeit der Kelleraußenwand und der Temperatur des Erd- reichs. Die Erdreichtemperatur nimmt nach unten zu, so dass der Temperaturabfall am Kel-lerboden umso kleiner wird, je tiefer der Keller ist.

Wird die Dämmschicht innen angebracht ist zu überprüfen, inwieweit an innen liegenden Wänden über Wärmebrücken größere Wärmeverluste entstehen können, was wiederum von der Tiefe des Kellers und der Tiefe des Grundwasserspiegels abhängig ist. Je nach Belas-tung dieser Wände können Wärmebrücken evtl. mit Dämmsteinen unterbrochen werden.

Die Notwendigkeit der Ausführung einer Perimeterdämmung unter der Bodenplatte ist somit u.a. von der Erdüberdeckung des Kellerbodens, der Ausführung der Innenwände und der Lage der Wärmedämmung an der Kelleraußenwand abhängig.

Im Beiblatt 2 der DIN 4108 sind einige an Bauwerken vorkommende Wärmebrücken darges-tellt. Die vorgeschlagenen Dämmmaßnahmen müssen zu diesen Details gleichwertig ausge-führt werden, wenn für den Energieausweis ein Wärmebrückenzuschlag ∆UWB = 0,05 W/(m² � K) angesetzt werden soll. Werden diese Vorschläge nicht beachtet, ist mit ∆UWB = 0,10 W/(m² � K) oder mit einem genau ermittelten Wert zu rechnen (siehe Modul 5). Es wird des-halb empfohlen, vor einer Festlegung der Schichten die Konstruktion mit dem entsprechen-den Referenzbild im Beiblatt 2 zu vergleichen.

Der Kellerboden ist in diesem Beiblatt unabhängig von der Erdüberdeckung mit und ohne Perimeterdämmung dargestellt. Bei Ausführung mit Perimeterdämmung ist danach zusätz-lich auch noch eine innen liegende Dämmung erforderlich, die ggf. auch als Trittschalldäm-mung ausgeführt werden kann. Zu beachten sind auch die Vorgaben der DIN 4108-2 und DIN V 4108-6. Bei drückendem Wasser besteht die Gefahr, dass eine Perimeterdämmung hinterlaufen wird und somit unkontrollierbare Wärmebrücken entstehen. Die für eine solche Belastung zugelassenen Dämmstoffe dürfen deshalb nur entsprechend den Verarbeitungs-richtlinien eingebaut werden.

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-5

Festlegung der Schichten für den als Beispiel gewählten Kellerboden

Unter Berücksichtigung dieser allgemeinen Vorgaben, kann der Schichtaufbau erstellt wer-den. Für eine nachvollziehbare Auswahl der Schichten wird deren erforderliche Qualität in folgender Reihenfolge untersucht:

a) Dichtungsmaßnahmen

b) Lage der Dämmung

c) Ausbildung der inneren Oberfläche

d) Ausbildung der Druckverteilungsschicht

e) Ausbildung der Trittschall- und Wärmedämmschichten

f) Ausgleich von frei verlegten Installationsleitungen

g) Ausbildung der Bodenplatte

h) Schutzschichten

a) Dichtungsmaßnahmen

Wird ein Keller nicht durch drückendes Wasser beansprucht, ist die Abdichtung der Keller-bauteile nur gegen nicht stauendes Sickerwasser vorzunehmen. Hierzu ist es nicht erforder-lich, die Bodenplatte aus Beton mit einer geringen Wassereindringtiefe und die hierzu erfor-derliche Sauberkeitsschicht aus Magerbeton herzustellen. Es ist ausreichend, wenn auf der Bodenplatte eine Lage Dichtungsbahn entsprechend DIN 18195-4 (lose oder punktweise verklebt) verlegt wird.

b) Lage der Wärmedämmung

Bei diesem Projekt liegt der Kellerboden ca. 2 m unter dem Erdreich. Bei Einhaltung des Mindestwärmeschutzes von Bodenplatte und Außenwand nach DIN 4108-2, wird bei den hierfür zugrundeliegenden Bedingungen und gleichmäßiger Temperierung kein Tauwasser entstehen. Bei einer nur partiellen Aufheizung des Raumes für eine kurzfristige Nutzung, kann es durch eine damit verbundene Erhöhung der Luftfeuchte jedoch zur Tauwasserbil-dung an noch kalten Bauteiloberflächen kommen. Um dies zu vermeiden und um die Raum-luft schneller zu erwärmen, ist es deshalb von Vorteil, wenn die inneren Bauteiloberflächen aus Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit bestehen (z.B. Holzböden). Die Haupt-dämmschicht ist im Boden immer durch eine Druckverteilungsschicht abgedeckt und kann deshalb diesbezüglich keinen Beitrag leisten. Wird die Wärmedämmung als Perimeterdäm-mung ausgeführt und unter dem Estrich keine Trittschalldämmung angebracht, wird über einen längeren Zeitraum viel Energie in der Bodenplatte gespeichert.

c) Ausbildung der inneren Oberfläche

Die Ausbildung der Bodenoberfläche ist eine Frage der Ästhetik, der Pflege und Sanierbar-keit. Eine Alternative bietet die Ausführung mit einem der speziellen Nutzung entsprechen-den Bodenbelag auf einem Estrich (Druckverteilungsschicht) oder mit einem Nutzestrich mit spezieller Oberfläche. Bezüglich der Wärmeleitfähigkeit des Belages ist das unter b) Gesag-te zu beachten.

d) Ausbildung der Druckverteilungsschicht

Die erforderliche Dicke der Estriche, die als „Druckverteilungsschicht“ verwendet werden, ist von der dynamischen Steifigkeit der darunter liegenden Schichten und der Elastizität des darauf liegenden Belags abhängig. Dämmstoffe unter darauf schwimmend verlegten Estrichen benötigen eine ausreichende Druckfestigkeit.

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5-6 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Dämmstoffe, die auch zur Minderung der Trittschallgeräusche eingesetzt werden, sind je-doch immer mehr oder weniger zusammendrückbar. Bleibt die Zusammendrückbarkeit unter 5 mm, muss die Mindestdicke von mineralischen Estrichen ≥ 35 mm betragen. Besteht der Bodenbelag aus spröden (z.B. keramischen) Materialien, ist eine Nenndicke von ≥ 45 mm erforderlich. Grundsätzlich sollten im Kellerboden alle Materialien wasserbeständig sein, da Wasseransammlungen z.B. bei Rohrbrüchen nicht auszuschließen sind.

e) Ausbildung der Trittschall- und Wärmedämmschichten

Eine Trittschalldämmung im Kellerboden verhindert die Übertragung von auf dem Boden entstehenden Geräuschen über die flankierenden Wände in die darüber liegenden Wohn-räume.

Bei einer Nutzung mit Geräuschentwicklung auf dem Boden (z.B. Hobbyraum, Fitnessraum), ist eine Trittschalldämmung angebracht. Bei Verwendung geeigneter Materialien kann diese auch gleichzeitig einen Teil der Wärmedämmung übernehmen. Werden jedoch größere Dämmstoffdicken notwendig, ist die Zusammendrückbarkeit des Materials zu überprüfen und ggf. sind unterschiedliche Materialien zu verwenden.

Für die Trittschalldämmung geeignete weiche Materialien passen sich eventuellen Uneben-heiten leichter an als harte. Wenn keine besonderen Gründe dagegen sprechen, sind diese deshalb unter der harten Wärmedämmung einzubauen.

Bei Rohrbrüchen sammelt sich das Wasser auf dem Kellerboden. Deshalb sollen die Dämm-stoffe wasserbeständig sein, damit sie bei Wasserschäden mit Heißluft unter dem Estrich getrocknet werden können (keine Faserstoffe).

f) Ausgleich von frei verlegten Installationsleitungen

Installationsleitungen werden häufig auf der Rohdecke quer durch die Räume verlegt. Wär-me- oder Trittschalldämmschichten können dadurch nicht mehr homogen verlegt werden. Deshalb ist es erforderlich die Installationsleitungen in eine druckstabile Ausgleichsschicht einzubetten. Diese kann aus Leichtestrich mit geringer Festigkeit bestehen, die gleichzeitig auch zur Wärmedämmung beiträgt.

g) Ausbildung der Bodenplatte

Die Ausbildung der Bodenplatte bezüglich der Betonqualität, der Dicke und der erforderli-chen Stahleinlagen ergibt sich aus den zugeordneten Beanspruchungen. In einfachster Aus-führung dient sie nur als ausreichend feste Unterlage für den darauf liegenden Bodenaufbau. Die Gebäudelasten werden über Fundamente abgetragen. Die ca. 15 cm dicke Betonplatte benötigt eine Bewehrung gegen Schwundrisse. Sie wird auf eine die Unebenheiten der Bau-grube ausgleichende und das kapillare Aufsteigen von Bodenfeuchtigkeit verhindernde Kies-schicht aufbetoniert.

Soll die Bodenplatte gegen drückendes Wasser dichten, muss sie mindestens 25 cm dick sein und gegen den von unten wirkenden Wasserdruck bewehrt werden. Sie wird entweder aus Beton mit geringer Wassereindringtiefe (weiße Wanne) oder mit einer äußeren Abdich-tung aus Bitumenbahnen (schwarze Wanne) hergestellt. Preiswerter ist in der Regel die wei-ße Wanne. Bei beiden Ausführungen ist für die genaue Fixierung der Stahleinlagen und zur Vermeidung der Versickerung von Feinteilen eine Sauberkeitsschicht aus Magerbeton mit einer Schutzschicht erforderlich.

h) Schutzschichten

Schutzschichten haben die Aufgabe, trockene vor nassen Materialien, also z.B. Dämmstoffe vor nass eingebrachten mineralischen Baustoffen zu schützen. Sie sind deshalb auf beiden

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-7

Seiten der Dämmschichten anzuordnen. Weiterhin sollen sie unverträgliche Materialien von-einander trennen und/oder die Diffusion von Wasserdampf verhindern.

Wasserdampf kann auch Beton mit geringer Wassereindringtiefe durchdringen. Unter einem darauf liegenden Bodenaufbau ist dann zwar keine Dichtungsschicht, aber eine als Dampf-sperre wirkende Schutzschicht erforderlich.

5.3.1.3 Festlegung der Schichten für ein Satteldach

Nachfolgend wird exemplarisch der Schichtaufbau für ein Satteldach diskutiert. Der Schicht-aufbau für die restlichen Bauteile der Hüllfläche wurde nach dem gleichen Schema festge-legt.

Diskussion des Schichtaufbaus

a) Gestaltung geneigtes Dach über ausgebautem Dachgeschoss

b) Konstruktion Sparrendach

– Aufsparrendämmung

– Vorteile: sichtbare Unterkonstruktion, wenn erwünscht

– Nachteile: Vordachausbildung mit zusätzlichem Aufdach- sparren, spezielle Dämmstoffe, aufwendigere Ausbildung der sichtbaren Sparren (rißfrei, gehobelt)

– Zwischensparrendämmung

– Vorteile: insgesamt einfachere Ausführung

– Wärmedämmung belüftet

– Vorteile: keine

– Nachteile: erforderliche Sparrenhöhe größer als Dämmstoffdicke; nach Untersuchungen des Fraunhofer-Institutes Holz-kirchen ist eine Durchlüftung bei unterschiedlich tem-perierten Dachflächen fraglich

– Wärmedämmung nicht belüftet

(Vollsparrendämmung)

– Vorteile: Dicke der Wärmedämmung entspricht Sparrenhöhe

– Nachteile: sorgfältige Planung und Ausführung; Abstimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit von äußerer und innerer Abdeckung

– Gewählt: Vollsparrendämmung, wegen möglicher Dämm- stärke in Sparrenhöhe

Festlegung der erforderlichen Schichten für folgende Anforderungen und Beanspruchungen

Niederschläge: Die aus architektonischen Gründen vorgesehene Schuppendeckung schützt nur vor Schlagregen bis zu einer Neigung, die der Senkrechten zur Dachfläche entspricht. Für das wärmegedämmte Dach ist deshalb eine zweite wasserableitende Schicht erforder-lich. (Vordeckung: Damit ablaufendes Wasser nicht durch Dachlatten behindert wird und Feuchtigkeit schnell abtrocknen kann, ist eine mit der Außenluft in Verbindung stehende Konterlattung erforderlich - Hinterlüftung.)

Feuchtigkeit aus der Konstruktion: Sparren haben erfahrungsgemäß zurzeit des Einbaus einen höheren Feuchtegehalt als der Mittelwert, der sich während der Nutzung einstellt.

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5-8 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Dieser Mittelwert ergibt sich aus jahreszeitlichen Schwankungen der Holzfeuchte. Um eine Feuchteansammlung mit der Gefahr von Holzfäule und Minderung der Wärmedämmung zu vermeiden, ist die Konstruktion möglichst diffusionsoffen zu gestalten.

Feuchteeintrag durch die Nutzung: Die Raumluft hat immer einen höheren Feuchtegehalt als die Außenluft. Kann Raumluft in die Konstruktion eindringen, besteht die Gefahr der Tau-wasserbildung. Dies erfordert eine Tauwasserschutzschicht. Besteht diese aus einer Folie wird zu deren Schutz vor Verletzungen eine harte Schutzschicht als innere Sparrenbeplan-kung empfohlen.

Anforderungen an die Gestaltung der inneren Oberfläche: Die geforderte glatte, streichfähige Oberfläche kann mit Bauplatten hergestellt werden. Zu deren Befestigung und zur Herstel-lung der für den Ausbau geforderten Ebenheit sind quer zu den Sparren angebrachte Latten im vorgeschriebenen Abstand erforderlich. Der Hohlraum zwischen den Latten kann für Elektroleitungen und zusätzliche Wärmedämmung genutzt werden (Ausgleichs- und Installa-tionsschicht).

Tabelle 5.1 : Damit ergibt sich folgender Schichtaufbau:

Schicht Nr. Funktion Ausführung

1 Wetterschutz Schuppendeckung

2 Hinterlüftung Konterlatten

3 Vordeckung Diffusionsoffene und wasserbestän-dige Bauplatten

4 Tragen und Dämmen Sparren mit Volldämmung

5 Tauwasserschutz Dampfbremsfolien

6 Innere Sparrenbeplankung Holz, Bauplatten

7 Ausgleichs- und Installationsschicht Konterlatten mit Wärmedämmung

8 Innere Verkleidung Mineralische Bauplatten

Analog zu der Diskussion über den Schichtaufbau für das Dach wurden auch die weiteren Bauteile optimiert.

5.3.1.4 Überprüfung der Gleichwertigkeit nach DIN 4108 Beiblatt 2

Um den bei der Berechnung des Fj � Uj-Wertes verwendeten Wärmebrückenzuschlag von 0,05 W/(m² � K) für den Wärmeschutznachweis verwenden zu können, sollte vor einer end-gültigen Festlegung der Schichtung, vor der Baustoffauswahl und vor der Dimensionierung untersucht werden, ob die entsprechenden Bauteilanschlüsse gleichwertig mit den in Beiblatt 2 zur DIN 4108 enthaltenen Referenzbildern sind (siehe auch Modul 5 „Wärmebrücken“).

5.3.2 Auswahl der Baustoffe

5.3.2.1 Grundlagen – Theorie für eine nachvollziehbare Baustoffauswahl

Die einzelnen Schichten eines Bauteils müssen bestimmte konstruktive Eigenschaften besit-zen, aus der sich die Qualität der erforderlichen Materialien ergibt. Zur Überprüfung wie gut die geforderten Qualitäten von den in Frage kommenden Baustoffen erfüllt werden, sind die-se nach festgelegten Kriterien zu bewerten.

Für eine nachvollziehbare Optimierung sind die von jeder Schicht geforderten Eigenschaften zu definieren und die zum Erreichen dieser Eigenschaft erforderlichen Qualitäten des zu

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-9

wählenden Baustoffes zu bestimmen. Nach diesem Verfahren werden nachfolgend die Mate-rialien für ein Dach otimiert.

5.3.2.2 Optimierung der Materialien

Schicht 1.1 – Wetterschutzschicht

Geforderte Eigenschaften und erforderliche Qualitäten

Die Form des Dachbelags wird nach architektonischen Gesichtspunkten gewählt. Er muss für die relativ flache Dachneigung von 28° geeignet sein und sich in Struktur und Farbe der Nachbarbebauung anpassen.

Mögliche Materialien – Vorauswahl

Aufgrund der Vorgaben sind Flachdachpfannen als Dachziegel oder Betondachsteine möglich. Gewählt: Flachdachziegel.

Begründung: Die Auswahl erfolgte auf der Grundlage von Kostenangeboten.

Schicht 1.2 – Lattung

Geforderte Eigenschaft – a Der Querschnitt muss auf den Sparrenabstand und der Lattenabstand auf den Dachbelag abgestimmt sein.

Erforderliche Qualität – a Dachlatten haben einen genormten Querschnitt von 48/28, 50/30 und 60/40 mm. Für die Auswahl ist die Dachlast und der Sparrenabstand maßgebend.

Für ein Dachgewicht von 0,55 kN/m² (Deckung und Lattung) werden die unten aufgeführten Lattenquerschnitte empfohlen. Bei größeren Dachlasten ist der erforderliche Querschnitt sta-tisch zu berechnen.

Sparrenabstand Lattenquerschnitt

m mm

≤ 0,75 48/24 0,76 – 0,90 50/30 0,91 – 1,00 60/40

Größere Sparrenabstände sind mit Dachlatten nicht mehr zu überbrücken.

Geforderte Eigenschaft – b Pilz- und Insektenbeständigkeit

Erforderliche Qualität – b Dach- und Konterlattung sowie Traufbohlen mit belüfteter Dachdeckung werden der Gefährdungsklasse 0 zugeordnet (siehe DIN 68800-2 Nr. 8.3 Bild 2)

Mögliche Materialien – Auswahl Für den Sparrenabstand von 0,70 m sind Dachlatten von 48/24 ausreichend.

Schicht 2 – Hinterlüftung

Geforderte Eigenschaft Querschnittgröße für ausreichende Luftzirkulation

Erforderliche Qualität Nach DIN 4108-3 wird zwischen „belüfteten“ und „nicht belüfteten Dächern“ unterschieden.

Bei belüfteten Dächern mit einer Dachneigung ≥ 5° ist zwischen Wärmedämmung und Unterdach eine ≥ 2 cm dicke Luftschicht anzuordnen, die an Trauf- und Firstpunkt gegen

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5-10 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Insekten mit vorgegebenen Lüftungsquerschnitten zu sichern ist. Nach Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts in Holzkirchen ist die Funktion dieser Luftschicht nicht bei allen Dachkonstruktionen zu gewährleisten.

Bei nicht belüfteten Dächern mit Vollsparrendämmung ist eine Schuppendeckung auf Latten und Konterlatten direkt belüftet. Bei einer Dachdeckung auf Schalung ist eine Luft-schicht zwischen Schalung und Unterdach erforderlich. Aufgrund der Vorteile einer Voll-sparrendämmung wird diese gewählt.

Die Dicke der Konterlattung soll bei einer Deckung auf Schalung ≥ 30 mm, bei sehr flach geneigten Dächern ≥ 50 mm betragen (Dachatlas).

Mögliche Materialien – Auswahl Konterlattung 50/30 mm

Schicht 3 – Vordeckung als regen- und winddichte Schicht

Geforderte Eigenschaft – a Undurchlässig für Wasser, aber diffusionsoffen

Erforderliche Qualität – a Nach Tabelle 1 der DIN 4108-3 darf der sd-Wert dieser Schicht einen von dem auf der In-nenseite der Wärmedämmung vorhandenen sd-Wert abhängigen Wert nicht überschreiten. Wenn kein rechnerischer Nachweis der Tauwasserfreiheit geführt wird, sind folgende Wer-te einzuhalten:

Tabelle 5.2 : sd-Wert nach Tabelle 1 der DIN 4108-3

außen a) sd,e innen b) sd,i

≤ 0,1 ≥ 1,0

≤ 0,3 c) ≥ 2,0

> 0,3 ≥ 6,0 sd,e

a) Summe der sd-Werte zwischen Dämmschicht und der ersten belüfteten Luftschicht b) Summe der sd-Werte aller unterhalb der Wärmedämmung vorhandenen Schichten bis zur ersten belüfteten Schicht (Innenluft) c) Bei einem sd,e-Wert von ≤ 0,2 m kann auf einen chemischen Holzschutz der Sparren verzichtet werden, wenn diese gegen Insektenbefall geschützt sind. Ein ausreichender Insektenschutz wird mit einer Vollsparre- dämmung aus Mineralwolle nach DIN 18165-1 oder einer solchen mit entsprechendem Verwendungsnachweis erreicht (siehe DIN 68800).

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-11

Geforderte Eigenschaft – b Winddichtigkeit

Erforderliche Qualität – b Winddichte Platten oder Folien

Geforderte Eigenschaft – c Pilz- und Insektenbeständigkeit

Erforderliche Qualität – c Holzwerkstoffe mit aufliegender Folie oder Abdichtung als Regenschutz, die unterseitig nicht belüftet sind, müssen der Holzwerkstoffklasse 100 G entsprechen (siehe DIN 68800-2 Tabelle 3).

Holzwerkstoffe ohne Regenschutz müssen ausreichend wasserbeständig sein.

Zusammenfassung der Qualitätsanforderungen für die Vordeckung:

a) Wasserundurchlässigkeit

b) sd-Wert < 0,2 m. Die Herstellung winddichter Anschlüsse muss leicht möglich sein

c) Holzwerkstoffe mit Abdeckung 100 G, ohne Abdeckung ausreichend wasserbeständig

Übliche Materialien

a) Nackte Bitumenbahnen auf Bretterschalung

b) Holzspanplatten als Flachpressplatten 100 G

c) Poröse Holzfaserplatten, bituminiert

d) Diffusionsoffene Unterspannbahnen

Ein wichtiges Auswahlkriterium ist der sd-Wert. Dieser muss vorab berechnet werden.

Ermittlung des sd-Wertes:

sd = µ ���� d in m

d = Stoffdicke

(Siehe 6. Kapitel „Tauwasser“ sowie Kondens-sim auf der Buch- und Profi-CD. µ-Werte siehe produktspezifische Materialangaben sowie DIN V 4108-4 und DIN EN 12524 für Holz- und Holzwerkstoffe)

Tabelle 5.3 Ermittlung sd-Werte

Material Dicke d

m

µ*) sd-Wert

m

1. Nackte Bitumendachbahn ca.

Holzschalung mit Fugen

0,002

0,024

20000

1

40

0,024

2. Flachpressplatten 0,02 100 2

3. Poröse Holzfaserplatten 0,02 5 0,1

4. Diffusionsoffene

Unterspannplatten

0,02

*) Obere µ-Werte, weil Schicht außerhalb der Wärmedämmung liegt (siehe Modul 5)

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5-12 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Auswahl:

Für eine Auswahl aus mehreren gleichwertig erscheinenden Materialien hat sich ein aus der Zielbaummethode abgeleitetes, tabelliertes Optimierungsverfahren mit Wertung und Wich-tung der Materialeigenschaften bewährt (siehe Tabelle 4.4).

Tabelle 5.4 Optimierungsverfahren

Schicht 4 - Vordeckung

Wer

te

Was

serd

icht

.

s d-W

ert

Win

ddic

hte

Kos

ten

Sum

me

Spalte 1 2 3 5 6 7

Definition 2 groß < 0,3 leicht niedrig

der Wertung 1 mittel ca. 0,3 mittel mittel

0 gering > 0,3 nicht hoch

Wichtung 1 1 1 1

Materialien Bewertung der Stoffqualität

Bitumenbahn auf Bretterschalung 2 0 2 0

2 0 2 0 4

Flachpressplatten 1 0 0 1

1 0 0 1 2

Poröse Holzfaserplatten 1 2 1 2

1 2 1 2 6

Unterspannbahnen 1 2 0 2

1 2 0 2 5

Anmerkung:

Die angegebenen Werte und Wichtungen beruhen auf subjektiven Annahmen und dienen nur als Beispiel für die Möglichkeit einer nachvollziehbaren Materialauswahl.

Aufbau der Optimierungstabelle:

Die Tabelle besteht aus einer Materialspalte und mehreren Kriterienspalten, drei Zeilen zur Definition der Wertung und zwei Zeilen für die Wichtung der Kriterien.

In der Materialspalte werden die ausgesuchten Materialien eingetragen. In der Kriterienzeile wird für jedes Auswahlkriterium eine Spalte festgelegt (Spalte 1 – 7).

In der letzten Spalte wird das Ergebnis als Summe der Einzelwertungen angezeigt.

Für die Wertung gibt es drei Zeilen zur Definition des Vergleichswertes. Der Bereich einer Wertung, für die in der Tabelle in der Spalte 1, die Werte 2, 1 und 0 ausgewiesen sind, ist aus den vergleichbaren Fakten eines Kri-teriums zu definieren.

Da in der Regel nicht alle Kriterien gleich wichtig sind, werden diesen unterschiedliche Bedeutungswerte zuge-wiesen. Wenn die Bedeutungswerte nicht mathematisch abzuleiten sind, werden sie nach subjektivem Ermessen, ggf. in der Absprache mit dem Bauherrn festgelegt.

In der Tabelle sind für jedes Material zwei Zeilen vorgesehen. In der ersten wird die Wertung eingetragen, in der zweiten wird diese mit der Wichtung multipliziert. Die letzte Spalte enthält die Summe aller Wertungen. Das Mate-rial mit der höchsten Punktezahl ist das Beste.

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-13

Auswertung:

Die bituminierte Holzweichfaserplatte erreicht die meisten Punkte und ist auch als Witterungs-schutz während der Bauzeit gut geeignet. Bei der eventuellen Verwendung einblasbarer Dämmstoffe wird damit auch der erforderliche äußere Abschluss gebildet. Die Plattendicke muss den beim Verlegen des Dachbelags auftretenden Beanspruchungen genügen.

Auswahl:

Holzfaserdämmplatte bituminiert, 22 mm, sd = 0,11 m

Schicht 4 – Tragen und Dämmen

a) Tragschicht

Geforderte Eigenschaft – a Ausreichend biegesteif

Erforderliche Qualität – a Die erforderlichen Querschnitte werden nach statischen Erfordernissen festgelegt. Für die gewählte Dachkonstruktion wurden Sparren aus Nadelholz mit 100/160 mm gewählt.

Geforderte Eigenschaft – b Pilz- und Insektenbeständigkeit

Erforderliche Qualität – b Nach DIN 68800-3 entsprechen Hölzer der Gefährdungsklasse GK = 0, wenn garantiert ist, dass Insekten keinen Zugang haben und das Holz dauerhaft trocken bleibt. Das ist bei die-sem Beispiel mit Sparrenvolldämmung aus Mineralwolle oder einem anderen Material mit entsprechendem Eignungsnachweis der Fall.

Auswahl:

Kanthölzer aus Nadelholz 100/160 mm, ohne chemischen Holzschutz

Anmerkung:

Die angegebene Sparrenhöhe wird für dieses Beispiel als statische Mindesthöhe angenom-men. Diese könnte sich durch die Dimensionierung der Dämmstoffdicke im Rahmen der Bi-lanzierung erhöhen.

b) Dämmschicht

Geforderte Eigenschaft – a Kleinstmöglicher Bemessungswert der Wärmeleitzahl

Erforderliche Qualität – a Nach DIN V 4108-4 bzw. Zulassung, λ ≤ 0,045 W/(m ���� K)

Geforderte Eigenschaft – b Gute Anpassungsfähigkeit

Erforderliche Qualität – b Flockig zum Einblasen, granulatförmig als Schüttgut oder Fasern mit zusammendrückbarer Konsistenz

Geforderte Eigenschaft – c Formbeständigkeit

Erforderliche Qualität – c Ausreichend groß, zur Vermeidung von Setzungen.

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5-14 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Eignungsnachweis des Deutschen Institutes für Bautechnik erforderlich (außer bei minera-lischen Faserdämmstoffen nach DIN 18165-1).

Keine fugenbildenden Volumenänderungen durch Feuchte- und Temperaturschwankun-gen. Kein Ausrieseln bei Sanierungsarbeiten.

Geforderte Eigenschaft – d 1 Umweltfreundlichkeit Geringst möglicher Verbrauch an fossilen Brennstoffen bei der Herstellung

Erforderliche Qualität – d 1 Energieaufwand für Rohstoffgewinnung und Produktion möglichst gering, z.B. nachwach-sende Rohstoffe

Geforderte Eigenschaft – d 2 Geringst mögliche Schadstoffemission bei der Herstellung

Erforderliche Qualität – d 2 Ohne aufwendige Luftreinigungsanlagen (bei Kunststoffherstellung immer erforderlich)

Geforderte Eigenschaft – d 3 Geringst mögliche Schadstoffemission

Erforderliche Qualität – d 3 Keine Kunststoffe

Geforderte Eigenschaft – d 4 Umweltfreundliche Nachnutzung

Erforderliche Qualität – d 4 Wiederverwendbar oder kompostierbar, evtl. Energierückgewinnung bei Verbrennung, keine Deponielagerung

Geforderte Eigenschaft – d 5 Keine Pestizide beim Anbau von Faserpflanzen

Erforderliche Qualität – d 5 Aus ökologischem Anbau

Geforderte Eigenschaft – d 6 Kostengünstige Materialien

Erforderliche Qualität – d 6 Materialien mit hohem Marktanteil

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-15

Tabelle 5.5 Ermittlung der Bedeutungswerte für die Wichtung in Tabelle 5.5

Kriterium Wichtung

Wärmeleitzahl:

Begründung: Die Differenz zwischen den Wärmeleitzahlen der in Frage kommenden Materialien bewegt sich zwischen 0,035 für Mineralwolle und 0,045 für Kokosfaser.

Bei der Dämmstoffdicke von 0,16 m ergeben sich damit nur kleine Differenzen des Energieverbrauchs.

5

Energieaufwand Herstellung: Begründung: fällt nur einmal an

3

Emission bei der Herstellung: Begründung: ohne großen Sicherheitsaufwand gesundheitsschädlich

10

Emission im Brandfall: Begründung: geringes Risiko

2

Nachnutzung: Begründung: einmaliger Vorgang

4

Pestizide: Begründung: stark umweltschädigend

10

Kosten: Begründung: Für das Dach sind große Dämmstoffmengen erforderlich.

8

Vorauswahl:

Die Optimierung kann sich auf die Materialien beschränken, von denen zumindest die Hauptkriterien Anpassungsfähigkeit an den Sparren und Formbeständigkeit ausreichend erfüllt werden. Granulatförmige Schüttgüter werden wegen der Gefahr des Ausrieselns bei Sanierungsarbeiten für dieses Beispiel ausgeschlossen.

Nach Durchsicht der am Markt erhältlichen Dämmstoffe entsprechen nur die in der Optimie-rungsliste aufgeführten Materialien diesen Anforderungen.

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5-16 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Tabelle 5.6 : Optimierung – Dämmstoffe

Zei

le

Wär

mel

eitz

ahl

Ene

rgie

Her

stel

lung

Em

issi

on H

ers-

tellu

ng

Em

issi

on B

rand

Nac

hnut

zung

Ein

satz

von

Pes

tizid

en

Kos

teng

rupp

e

Sum

me

Spalte 1 2 3 4 5 9 10

Definition 2 < 0,035 < 300 gering gering stofflich keine <15

der Wertung 1 0,035-0,04 900-300 mittel mittel energet. wenig 15-20

0 > 0,04 > 900 groß groß Deponie viel >20

Wichtung 5 3 10 2 4 10 8 42

% 11,9 7,1 23,8 4,8 9,5 23,8 19,0 100

Materialien Bewertung der Stoffqualität

1 Baumwolle 0 2 2 2 2 0 0

0,1 0,5 0,1 0,2 0,90

2 Kokosfaser 0 2 1 2 2 2 1

0,1 0,2 0,1 0,2 0,5 0,2 1,33

3 Mineralwolle / Steinwolle 2 2 1 2 0 2 2

0,2 0,1 0,2 0,1 0,5 0,4 1,57

4 Schafwolle 0 2 2 2 2 2 0

0,1 0,5 0,1 0,2 0,5 1,38

5 Zellulosefaser 1 2 2 2 2 2 1

0,1 0,1 0,5 0,1 0,1 0,5 0,2 1,60

Anmerkung:

Die angegebenen Werte und Wichtungen beruhen auf subjektiven Annahmen und dienen nur als Beispiel für die Möglichkeit einer nachvollziehbaren Materialauswahl.

Daten nach Schneider: Bautabellen; CD ECOBIS (Bayerische Architektenkammer); Wärmedämmstoffe im Ver-gleich (Umweltinstitut München e.V.)

Auswertung:

Sieger ist die Zellulosefaser; auch Mineralwolle oder Steinwolle sind in der Praxis häufig verwendete Materialien.

Auswahl:

Mineralwolle, in Absprache mit dem Bauherrn

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-17

Schicht 5 – Tauwasserschutz

Geforderte Eigenschaft – a Lufttundurchlässig aber dampfbremsend

Erforderliche Qualität – a Fugenlose Verarbeitbarkeit über die gesamte Dachfläche und an die anschließenden Bau-teile, nicht dampfdicht

Geforderte Eigenschaft – b Wasserdampfdiffusionswiderstand in Abstimmung zur Vordeckung bzw. mit der Dämm-schicht

Erforderliche Qualität – b sd-Wert nach Berechnung

Definition: Dampfbremse

Dampfbremsen sind warmseitig der Wärmedämmung verlegte Schichten, welche die wär-megedämmte Konstruktion vor unkontrollierter Dampfdiffusion schützen. Dampfbremsen werden von innen verlegt und dürfen nicht der Witterung ausgesetzt werden. Dampfbremsen sind immer auch Luftdichtigkeitsschichten, jede Durchdringung muss luftdicht verklebt sein.

Nach DIN 4108-3 werden den wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicken folgen-de Bezeichnungen zugeordnet:

diffusionsoffene Schicht sd ≤ 0,5 m diffusionshemmende Schicht 0,5 < sd < 1500 m diffusionsdichte Schicht sd ≥ 1500 m

Auswahl:

Geeignet sind reißfeste Folien mit ausreichend großem Dampfdiffusionswiderstand aus Bau-papieren oder Kunststofffolien. Die verschiedenen Dämmstoffhersteller empfehlen hierfür meist eigene Produkte.

Tabelle 5.7 : Beispiele für Dampfbremsfolien

d

(mm)

µ Sd

m

PA-Folie

DIN V 4108-4 > 0,05 50000

Verschiedene Dampfbremspappen, mit und ohne Armierung

2,3 – 4,4

Berechnung des erforderlichen sd,i -Wertes für die Dampfbremse:

Für das gewählte Unterdach beträgt sd,e vorh. = 0,022 � 5 = 0,11 m.

Nach DIN 4108-3 Tabelle 1 ist für 0,1 > sd,e ≤ 0,3 m ein sdi -Wert von ≥ 2,0 m anzunehmen. Dieser Wert kann von handelsüblichen Dampfbremsfolien eingehalten werden.

Auswahl:

Dampfbremsfolie mit sd > 2,0 < 1500 m

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5-18 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

Schicht 6 – Innere Sparrenabdeckung

Geforderte Eigenschaften Durchstoßsicher für die Ausgleichsschicht durchdringende Befestigungsmittel

Möglichst hohe Dampfdurchlässigkeit, damit der durch die Dampfbremsfolie gegebene sd

– Wert nicht wesentlich erhöht wird.

Erforderliche Qualität Hohe Festigkeit mit möglichst kleinem sd- und λ-Wert

Tabelle 5.8 : Optimierung der inneren Sparrenabdeckung

Spa

lte

Schicht 6 – Innere Sparrenabdeckung

Wer

te

Fes

tigke

it

µ

λ W

/(m

. K)

Kos

ten

Sum

me

Spalte 1 2 3 5 6 7

Definition 2 groß < 10 < 0,10 niedrig

der Wertung 1 mittel >10 - <20 >0,10 - <0,15 mittel

0 gering > 20 > 0,15 hoch

Wichtung 1 3 2 1

Materialien Bewertung der Stoffqualität

1 Sperrholz 2 0 1 0

2 0 2 0 4

2 Flachpressplatten 2 1 1 1

2 3 2 1 8

3 OSB-Platten 2 0 1 1

2 0 2 1 5

4 Holzfaserplatten weich 1 2 2 2

1 6 4 2 13

5 Holzfaserplatten MDF 2 1 1 1

2 3 2 1 9

Auswahl:

Weiche Holzfaserplatten 18 mm

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5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl 5-19

Schicht 7 – Ausgleichsschicht

Geforderte Eigenschaften Bei Massivholzsparren entsteht durch unterschiedliche Formänderungen der einzelnen Sparren eine unebene Untersicht. Als Ausgleich dient die Unterkonstruktion für die innere Verkleidung aus Querlattung mit Ausgleichsunterlagen.

Auswahl:

Querlattung 50/30 mm als Unterkonstruktion für die Innenverkleidung im Abstand e = 0,6 m in Nadelholz.

Schicht 8 – Innere Oberflächenschicht

Geforderte Eigenschaften Stoßfest mit glatter kratzfester und streichfähiger Oberfläche über Lattenrost, ausreichen-de Festigkeit zur Übertragung der Lasten von leichten Gegenständen z.B. Lampen.

Erforderliche Qualität Biegefeste und formstabile Platten mit glatter Oberfläche und der Möglichkeit zur Herstel-lung einer fugenfreien Stoßausbildung.

Auswertung:

Angeboten werden Plattenmaterialien als organisch und mineralisch gebundene Holzwerk-stoffe, Gipsfaser- und Gipskartonplatten sowie verputzbare Holzwolle-Leichtbauplatten.

Für eine fugenfreie Stoßausbildung sind nur schwind- und quellfreie mineralische Materialien geeignet. Der Einbau von Holzwolle-Leichtbauplatten, die anschließend verputzt werden, erfordert zwei Arbeitsgänge. Zusätzlich wird Feuchtigkeit in das Bauwerk eingebracht, die wieder austrocknen muss.

Auswahl:

Gipskartonplatten s = 0,0125 m

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5-20 5. Optimierung – Schicht und Stoffauswahl

5.3.2.3 Darstellung des fertigen Schichtaufbaus

Mit Hilfe dieses Optimierungsverfahrens wurden die Stoffe für alle Bauteile ausgewählt. Die Materialangaben werden in die Regelschnitte eingetragen.

Tabelle 5.9 : Materialauswahl für ein Dach

Material Dicke λ W/(m � K) R m² � K/W

Nr. m Stoff Mittel Stoff Mittel

Rse 0,100

1 Schuppendeckung auf Holzlatten - - - -

2 Lüftungsschicht 0,030 - - - -

3 Wasserabweisende Holzfaserplatte 0,022 0,050 0,050 0,440 0,440

4 Sparren mit Mineralfaser 0,160 0,040 0,051 4,000 3,137

5 Dampfbremsfolie 0,0002 - - - -

6 Holzfaserplatte 0,018 0,010 0,010 0,180 0,180

7 Holzlatten mit Mineralwolle 0,030 0,040 0,047 0,750 0,638

8 Gipskarton 0,0125 0,250 0,250 0,050 0,050

Rsi 0,100

RT 5,620 4,645

U-mittel 0,215 W/(m² .

K) U-Gefache 0,177 W/(m² . K)

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5 Vordimensionierung/Optimierung – Fragen 5-281

5.4 Fragen 1. Wie wird die Energiemenge bezeichnet, die nach EnEV nicht überschritten werden darf?

2. Wie ist der zulässige Jahresprimärenergiebedarf zu bestimmen?

3. Von welchen Hauptfaktoren wird der Primärenergiebedarf beeinflusst?

4. Welchen Einfluss hat die Anlagenaufwandszahl eP auf die erforderlichen Dämmmaß-nahmen zur Einhaltung des maximal zulässigen Primärenergiebedarfs?

5. Wie wird in der EnEV sichergestellt, dass bei Ansatz eines sehr kleinen eP-Wertes ein Mindestdämmstandard nicht unterschritten wird?

6. Wie kann der eP-Wert ermittelt werden?

7. Wie kann für einen vorgegebenen Primärenergiebedarf in Abhängigkeit zur Heizanlage der zulässige Heizwärmebedarf Qh bestimmt werden?

8. Beschreiben Sie die Arbeitsschritte, die zur Berechnung des für die Dimensionierung der Wärmedämmung erforderlichen Fj Uj -Wertes erforderlich sind.

9. Welche Faktoren haben auf die Größe des Fj Uj-Wertes den größten Einfluss, wenn man von denjenigen, die sich aus der Gebäudegeometrie ergeben, absieht?

Page 303: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

5-282 5 Vordimensionierung/Optimierung – Antworten

5.5 Antworten 1. zulässiger Jahresprimärenergiebedarf Qp

2. mit den Werten des Referenzgebäudes nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1

3. von:

a) der Bereitstellung und Verteilung der Energie (Qualität der Anlage) – Anlagenauf-wandszahl eP

b) der Wärmeverlust des Gebäudes (Heizwärmebedarf Qh)

c) der Energie für Warmwasserbereitung Qw

4. Je weniger Energie für die Anlage verbraucht wird (kleiner eP-Wert), desto mehr Energie bleibt für den Heizwärmebedarf, d. h., desto weniger muss gedämmt werden, um die Vorgaben nach EnEV einzuhalten.

5. Der spezifische Transmissionswärmeverlust HT darf den vorgegebenen Wert der EnEV Anlage 1, Tabelle 2 nicht überschreiten.

6. nach folgenden Verfahren der DIN V 4701-10:

a) Diagrammverfahren

b) Tabellenverfahren

c) detailliertes Verfahren

7. Es müssen die Faktoren für eP und Qh" gesucht werden, deren Produkt + QW" das vorge-gebene Qp ergeben.

8. a) Berechnung der Gebäudegeometrie und Festlegung der U-Werte für die nicht kon-struktiv zu dämmenden Bauteile einschließlich des Gesamt-Energiedurchlass-grades g der Verglasungen

b) Berechnung oder Festlegung des zulässigen Primärenergiebedarfs Qp

c) Ermittlung der Anlagenaufwandszahl eP und des maximalen Heizwärmebedarfs

d) Berechnung des sich aus Qh ergebenden Transmissionswärmeverlustes QT unter Be-rücksichtigung von QV, Qs und Qi

e) Überprüfung des sich aus QT ergebenden spezifischen Transmissionswärmeverlustes HT" mit dem dafür zulässigen Wert

f) Ermittlung der Größen des für die konstruktiv zu dämmenden Bauteile zur Verfügung stehenden Transmissionswärmeverlustes QT,opak

g) Berechnung des Fj Uj-Wertes unter Berücksichtigung des Wärmebrückenzuschlags

9. Die Anlagentechnik hat den größten Einfluss.

Page 304: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6-283

6 Schwachstellen

Autoren: Prof. Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

6.1 Wärmebrücken 6-285 6.1.1 Einleitung.........................................................................................................6-285 6.1.2 Definition von Wärmebrücken..........................................................................6-285 6.1.3 Berechnung von Oberflächentemperaturen.....................................................6-289 6.1.3.1 Temperaturen in thermisch homogenen Bauteilen..........................................6-289 6.1.3.2 Temperaturverteilung in thermisch inhomogenen Bauteilen ...........................6-293 6.1.3.3 Isothermen und Oberflächentemperaturen bei unterschiedlicher Lage

der Wärmedämmung .......................................................................................6-295 6.1.3.4 EDV-Programme zur Isothermenberechnung .................................................6-298 6.1.3.5 Temperaturfaktor f und fRsi (Temperaturdifferenzverhältniszahl) .....................6-298 6.1.4 Wärmeverluste über Wärmebrücken ...............................................................6-302 6.1.4.1 Linearer Wärmebrückenverlustkoeffizient (WBV) ψ (Psi) .................................6-302

6.1.4.2 Punktbezogener Wärmebrückenverlustkoeffizient (WBV) χ............................6-306 6.1.4.3 Abschätzen der Wärmeverluste an Wärmebrücken bestehender Gebäude ...6-307 6.1.5 Wärmebrückenzuschlag nach EnEV ...............................................................6-311 6.1.5.1 Pauschaler Wärmebrückenzuschlag ΔUWB......................................................6-311 6.1.5.2 Festlegen der Gleichwertigkeit der Wärmebrücken nach EnEV......................6-312 6.1.5.3 Festlegen der Gleichwertigkeit nach Beiblatt 2................................................6-314 6.1.5.4 Genaue Berechnung des Wärmebrückenzuschlags ΔUWB..............................6-335 6.1.6 Mindestwärmeschutz .......................................................................................6-337 6.1.6.1 Mindestwärmeschutz an Wänden....................................................................6-337 6.1.6.2 Rollladenkästen ...............................................................................................6-337

6.2 Tauwasser 6-338 6.2.1 Tauwasser an Bauteiloberflächen ...................................................................6-338 6.2.1.1 Wasserdampf in Räumen ................................................................................6-338 6.2.1.2 Das Wassermolekül.........................................................................................6-339 6.2.1.3 Wasserdampfkondensation .............................................................................6-340 6.2.1.4 Wasserdampfdruck..........................................................................................6-341 6.2.1.5 Taupunkttemperatur θs ....................................................................................6-345 6.2.1.6 Vermeidung von Schimmelpilzen ....................................................................6-347 6.2.2 Tauwasser innerhalb von Bauteilen.................................................................6-350 6.2.2.1 Einleitung.........................................................................................................6-350

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6-284 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

6.2.2.2 Wasserdampfdiffusion .....................................................................................6-350 6.2.2.3 Messgrößen zur Bestimmung der diffundierenden Dampfmengen .................6-352

6.3 Glaserdiagramm 6-357 6.3.1 Aufbau eines Glaserdiagramms ......................................................................6-358 6.3.2 Berechnung der Tauwassermenge mW,T .........................................................6-360 6.3.2.1 Tauwassermenge in der Tauperiode ...............................................................6-361 6.3.2.2 Tauwasser in der Verdunstungsperiode ..........................................................6-362 6.3.3 Randbedingungen ...........................................................................................6-364 6.3.3.1 Maximale Tauwassermasse in Bauteilen nach DIN 4108-3 ............................6-364 6.3.3.2 Klimadaten.......................................................................................................6-364 6.3.3.3 Wärmeübergangswiderstände Rs ....................................................................6-365 6.3.4 Untersuchung des Tauwasserausfalls mithilfe des Glaserdiagramms ............6-365 6.3.4.1 Notwendigkeit des rechnerischen Nachweises ...............................................6-365 6.3.4.2 Rechenbeispiel: Leichtbauwand ......................................................................6-365 6.3.4.3 Ergebnis der Tauwasseruntersuchung ............................................................6-369

6.4 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen 6-371 6.4.1 Lüftungsbedarf des Menschen ........................................................................6-371 6.4.2 Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle .............................................................6-372 6.4.2.1 Undichte Gebäudeteile ....................................................................................6-372 6.4.2.2 Anforderungen an die Dichtigkeit.....................................................................6-373 6.4.2.3 Rechenbeispiel: Abschätzung der Luftdurchlässigkeit an einer Fuge .............6-373 6.4.3 Luftdichtigkeitsprüfung.....................................................................................6-375 6.4.3.1 Prüfung der Fugendichtigkeit am Bauwerk......................................................6-375 6.4.3.2 Ausführung von Luftdichtigkeitsschichten........................................................6-375 6.4.3.3 Anschlüsse an Fenstern und Türen.................................................................6-377

6.5 Fragen 6-378 6.5.1 Wärmebrücken ................................................................................................6-378 6.5.2 Tauwasser an Bauteiloberflächen ...................................................................6-381 6.5.3 Tauwasser im Inneren von Bauteilen ..............................................................6-382 6.5.4 Nachweis der Tauwassersicherheit mit dem Glaserdiagramm........................6-384 6.5.5 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen ....................................................................6-385

6.6 Antworten 6-386 6.6.1 Wärmebrücken ................................................................................................6-386 6.6.2 Tauwasser an Bauteiloberflächen ...................................................................6-388 6.6.3 Tauwasser im Inneren von Bauteilen ..............................................................6-389 6.6.4 Nachweis der Tauwassersicherheit mit dem Glaserdiagramm........................6-391 6.6.5 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen ....................................................................6-393

6.7 Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken 6-394

6.8 Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz 6-397

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-285

6.1 Wärmebrücken

6.1.1 Einleitung

Wärmebrücken sind energetische Schwachstellen der Gebäudehülle und erfordern zusätz-liche Dämmmaßnahmen. Ihr Einfluss kann bis zu 20 % des errechneten Energieverbrauchs betragen. Sie müssen deshalb bei jeder Energiebilanz berücksichtigt werden.

Die Berechnung des Wärmedurchgangs an die Außenluft ist in DIN EN ISO 6946 definiert. Die dort angegebenen Algorithmen gelten jedoch nur für thermisch homogene und „nähe-rungsweise“ für inhomogene Schichten. Diese Norm gilt nicht für die Berechnung von Ober-flächentemperaturen zur Abschätzung des Tauwasserausfalls. In diesem Kapitel werden die Mechanismen des Wärmetransports an Wärmebrücken behandelt, Möglichkeiten zur Ab-schätzung der Oberflächentemperaturen dargelegt und die Algorithmen des Tauwasseraus-falls an Bauteiloberflächen vorgestellt. Außerdem wird darauf eingegangen, wie Wärmebrü-cken nach EnEV zu behandeln sind.

Warum müssen Wärmebrücken vermieden werden?

a) Erhöhter Energieverbrauch

An Wärmebrücken kann ein höherer Energiefluss als in den ungestörten Bereichen der Ge-bäudehülle auftreten. Insbesondere bei nachträglich gedämmten Gebäuden können die Wärmeverluste an den Wärmebrücken im ungünstigsten Fall bis zu 20 % der Gesamtwär-meverluste ausmachen.

b) Beeinträchtigung der thermischen Behaglichkeit

Aufgrund von Wärmebrücken entstehen an der inneren Oberfläche von Bauteilen unter-schiedliche Oberflächentemperaturen, die mehrere °C ausmachen können. Wärmebrücken kühlen die Bauteile in ihrem Umkreis ab. Niedrige Oberflächentemperaturen werden als un-angenehm empfunden, da sie im Winter weniger Strahlungswärme abgeben. Aufgrund des-sen wird oft die Innentemperatur erhöht, damit die Raumluft die fehlende Strahlungswärme ausgleicht.

c) Feuchtigkeitsprobleme

An kalten Bauteilen fällt wesentlich schneller Feuchtigkeit aus als an warmen Bauteilen. Je höher die Temperatur der Luft ist, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Wenn an kalten Bauteilen die Raumluft so stark abgekühlt wird, dass sie die Feuchtigkeit nicht mehr halten kann, fällt sie aus und das Bauteil wird feucht. An feuchten Stellen können sich Schimmelpilze bilden, die für den Menschen ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Zusätzlich zu beachten ist, dass feuchte Bauteile die Wärme schneller leiten als trockene und der Wärmebrückeneffekt dadurch verschärft wird.

d) Gefährdung der Bausubstanz

Wenn Bauteile über längere Zeit durchfeuchtet werden, werden sie mürbe, morsch und brü-chig. Dies kann in extremen Fällen durchaus zur Schädigung der Tragkonstruktion und da-durch zur Gefährdung der Bausubstanz führen.

6.1.2 Definition von Wärmebrücken

Wärmebrücken sind Bauteilbereiche, an denen ein größerer Wärmestrom fließt als an der übrigen ungestörten Fläche des Bauteils. Dies wird durch Materialwechsel in der Bauteilebe-ne und durch die Bauteilgeometrie verursacht. Man spricht auch von stofflichen oder geo-metrischen Wärmebrücken, deren Phänomene sich durchaus überlagern können.

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6-286 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Mit den unten dargestellten Isothermen an einer Außenwand wird die Komplexität des Wär-metransports in einem Bauteil aus unterschiedlichen Stoffen und geometrischen Formen verdeutlicht.

Bild 6.1: Innenansicht und Schnitt einer Außenwand mit Darstellung der Isothermen

Bild 6.2: Außenansicht einer Fassade mit einer Infrarotkamera fotografiert

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-287

Die Bilder 6.1 und 6.2 zeigen eine gewöhnliche Fassade aus einer Wandfläche und den sich darin befindenden Fenstern. Im Bereich der Fenster sind Heizkörpernischen, eine Fenster-bank, ein Rollladenkasten und ein Sturz vorhanden. In die Außenwand sind die Geschoss-decken sowie eine Zwischenwand eingebunden. Die obere Betondecke kragt an einer Seite aus (im Bild 6.2 nicht sichtbar). An den Ecken des Gebäudes verändert sich die Geometrie der Fläche. Zusätzlich stören Wandschlitze und eingebaute Betonstützen die thermische Homogenität des Wandgefüges.

Wie im Kapitel 3 beschrieben ergibt sich in Bauteilen mit unterschiedlichen, nebeneinander liegenden Stoffen an den Berührungsstellen eine Änderung des Wärmestroms.

Der Wärmestrom ändert sich auch, wenn verschiedene Bauteile in Raumecken oder Kanten aufeinander stoßen. Die Abschätzung der Größe des Wärmestroms an Wärmebrücken ist sowohl für eine genaue Bilanzierung des Heizwärmebedarfs als auch für die Abschätzung der Taupunkttemperatur erforderlich.

In der DIN EN ISO 10211-1 sind Algorithmen zur Erfassung von Wärmebrücken beschrie-ben. Danach sind zur Ermittlung der niedrigsten Temperaturen an geometrischen Wärme-brücken in Abhängigkeit des zu betrachtenden Bereiches drei Modelle zu unterscheiden:

a) eindimensionale,

b) zweidimensionale und

c) dreidimensionale Wärmeströme.

Zusätzliche Wärmebrücken entstehen durch

d) Fugen und Undichtigkeiten sowie

e) Überlagerung von Wärmebrücken.

a) Eindimensionale Wärmebrücken

Eindimensionale Wärmebrücken entstehen durch Stoffunterschiede innerhalb eines Bauteils. Sie werden durch unterschiedliche Wärmeleitfähig- keiten verursacht.

Beispiele:

– Stahlbetonstütze im Mauerwerk – Fachwerkkonstruktionen – Ringanker – Deckenauflager

Bild 6.3: Mögliche Wärmebrücken

an der Gebäudehülle – nach DIN EN ISO 10211

Bild 6.4: Eindimensionale

Wärmebrücke

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b) Zweidimensionale Wärmebrücken

Zweidimensionale Wärmebrücken entstehen an den Raumkanten. Sie entstehen dort, wo die innere und die äußere Bauteilfläche unterschiedlich groß sind. Diese können nicht vermieden, sondern ihre Aus-wirkung nur nach Möglichkeit weitgehend reduziert werden.

Beispiele:

– Gebäudeecke – auskragende Balkonplatte – Rück- und Vorsprünge in der Gebäudehülle

c) Dreidimensionale Wärmebrücken

Dreidimensionale Wärmebrücken entstehen an Ge-bäudeecken. Sie entstehen überall dort, wo drei oder mehr Bauteile aufeinandertreffen.

Beispiele:

– Ecken von auskragenden Bauteilen – Ecke Anschluss Dach – Außenwände – Ecke Anschluss Außenwände – Bodenplatte

Zu den dreidimensionalen Wärmebrücken gehören auch die punktförmigen Wärmebrücken wie einbin-dende Stützen in Decken.

d) Fugen und Undichtigkeiten

Überall dort, wo undichte Gebäudefugen vorhanden sind, entstehen Wärmebrücken. An diesen Stellen entweicht mehr Wärme als an den angrenzenden Bauteilen, wodurch die Randbereiche der Bauteile ebenfalls schneller abkühlen.

e) Überlagerung von Wärmebrücken

Es können sich auch verschiedene Wärmebrücken überlagern. Dies geschieht, wenn an Gebäudekanten auch unterschiedliche Materialien zusammentreffen.

Ein Paradebeispiel dafür ist die auskragende Balkon-platte. Dort ist sowohl eine Gebäudekante als auch ein Materialwechsel vorhanden. Diese Stellen sind besonders gefährdet, da hier starke Temperaturun-terschiede entstehen können.

In ungestörten Bereichen mit genügend großem Ab-stand zu geometrischen Veränderungen kann die Oberflächentemperatur über den U-Wert berechnet werden.

Bild 6.5: Zweidimensionale Wärmebrücke

Bild 6.6: Fugen und Undichtigkeiten

Bild 6.7: Überlagerung von WB

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-289

An Raumkanten entsteht ein zweidimensionaler und an Raumecken ein dreidimensionaler Wärmestrom. In diesen Bereichen können die Oberflächentemperatur und der Wärmedurch-gang in einem wirtschaftlich vertretbaren Zeitaufwand nur mit entsprechenden EDV-Programmen berechnet werden.

Parameter für die Beurteilung von Wärmebrücken Wärmebrücken haben zwei wesentliche Auswirkungen. Sie erzeugen zum einen zusätzliche Wärmeverluste und zum anderen niedrige raumseitige Oberflächentemperaturen.

Demzufolge sind zur Kennzeichnung der Wirkung von Wärmebrücken auch zwei unter-schiedliche, voneinander unabhängige Kenngrößen notwendig:

f = Temperaturfaktor −

zur Beurteilung der raumseitigen Oberflächentemperatur

ψ = Wärmebrückenverlustkoeffizient W/(m · K)

zur Berechnung der zusätzlichen Wärmeverluste über die Wärmebrücken.

6.1.3 Berechnung von Oberflächentemperaturen

6.1.3.1 Temperaturen in thermisch homogenen Bauteilen

Wenn die Oberflächentemperatur eines Bauteiles zu niedrig wird (< 12,6 °C), be-steht die Gefahr von Schimmelpilzbildung an der Bauteiloberfläche. Diese können sich schon vor Ausfall von Tauwasser an der Bauteiloberfläche bilden (siehe Kapi-tel 6.2.1.6). Aus diesem Grund ist es not-wendig, die Oberflächentemperaturen an Wärmebrücken zu bestimmen, um die Ge-fahr von Tauwasser und Schimmelpilzbil-dung erkennen und vermeiden zu können.

Unter der Voraussetzung, dass sich die Innen- und Außentemperatur über einen längeren Zeitraum nicht verändert (statio-näre Verhältnisse), stellt sich innerhalb ei-nes Bauteils in allen Schichten ein gleich großer Wärmestrom ein.

Bei einem Aufheizvorgang ist dies erst der Fall, wenn der Energieinhalt aller Teilchen so groß ist, dass in diesen keine weitere Temperaturerhöhung stattfindet.

Bei gleichmäßigem Wärmestrom stellt sich die Temperatur an einer Stelle n in Abhängigkeit zu den davor liegenden Wärmedurchlasswiderständen ein. Hierdurch entsteht im gesamten Bauteil ein zu den Wärmedurchlasswiderständen der einzelnen Stoffschichten proportionales Temperaturgefälle.

Berechnung der inneren Oberflächentemperatur: Die transportierte Wärmemenge verringert sich nach jeder Schicht proportional zu deren Wärmedurchlasswiderstand R. Entsprechend verringert sich die Temperatur. Daraus ergibt sich die Formel für die Temperatur an der inneren Wandoberfläche θsi:

Bild 6.8: Proportionalität von Wärme-durchlasswiderstand und Temperatur

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6-290 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

θsi = θi – Rsi U (θi – θe) °C (Formel 6.1)

θi – θe = Δθ K θsi = Temperatur an der inneren Wandoberfläche °C θi = Temperatur der Raumluft °C θe = Temperatur der Außenluft °C Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen m² K/W U = Wärmedurchgangskoeffizient W/(m² K)

Berechnung der Temperaturen innerhalb des Bauteils Aus dem Produkt des mit auf 1 K bezogenen Wärmestroms im U-Wert multipliziert mit der Temperaturdifferenz Δθ ergibt sich die auf 1 m² bezogene Wärmestromdichte q.

U Δθ = q q = Wärmestromdichte W/m²

Da q im gesamten Querschnitt gleich groß ist, kann die Temperatur an jeder beliebigen Stelle des Querschnittes über den sich bis dorthin ergebenden Wärmedurchlasswiderstand R berechnet werden.

θn = θi – Rn q °C (Formel 6.2)

Rn = Rsi + R1 + Rvon Schichtgrenze 2 bis n

Die Temperatur θn nach einer Schicht n berechnet sich danach mit:

θne = θni – Rn q °C (Formel 6.3)

θne = Temperatur an der Außenseite der Schicht i θni = Temperatur an der Innenseite der Schicht i

Für ein mehrschichtiges Bauteil ergeben sich die Temperaturen an den einzelnen Schicht-grenzen somit wie folgt:

θsi = θi – Rsi q θ1 = θoi – R1 q θ2 = θ1 – R2 q θse = θ2 – R3 q

Die Temperatur nach der Schicht n kann aus θi direkt wie folgt berechnet werden:

θn = n

si ii=1

θ R R q⎛ ⎞− + ⋅⎜ ⎟⎝ ⎠

∑i °C

Ri = Wärmedurchlasswiderstand der Schicht i

(Formel 6.4)

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-291

Randbedingungen für die Berechnung von Oberflächentemperaturen Für die Berechnung von Bauteiloberflächentemperaturen sind die Randbedingungen nach DIN 4108, Beiblatt 2 zu verwenden.

Randbedingungen:

Innenlufttemperatur θi = 20 °C Außenlufttemperatur θe = – 5 °C

Wärmeübergangswiderstand innen

beheizte Räume Rsi = 0,25 m² · K/W unbeheizte Räume Rsi = 0,17 m² · K/W

Wärmeübergangswiderstand außen Rse = 0,04 m² · K/W

Tabelle 6.1: Temperaturen für Bauteile, die das Erdreich an unbeheizte Keller und Pufferzo-nen abgrenzen − nach DIN 4108-2, Tabelle 5

Gebäudeteil bzw. Umgebung Temperatur θ *)

Keller 10 °C

Erdreich 10 °C

unbeheizte Pufferzone 10 °C

nicht gedämmter Dachraum – 5 °C *) Randbedingungen nach DIN EN ISO 10211-1

Für die Berechnung von Bauteiloberflächentemperaturen im Bereich des Erdreichs wird in DIN 4108, Beiblatt 2 unterschieden zwischen „Erdreichanschüttung größer 1 m“ und „geringe oder keine Erdreichanschüttung“.

Im Bild 6.9 werden die Randbedingungen für Gebäude mit einer Erdreichanschüttung größer als 1 m dargestellt.

Bild 6.9: Randbedingungen nach DIN 4108, Beiblatt 2 – Erdreichanschüttung größer als 1 m

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6-292 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Im Bild 6.10 werden die Randbedingungen für Gebäude mit einer geringen oder keinen Erd-reichanschüttung dargestellt.

Bild 6.10: Randbedingungen nach DIN 4108, Beiblatt 2 – geringe oder keine Erdreich-anschüttung

Die Berechnung von Oberflächentemperaturen an Bauteilen gegen Erdreich kann nur mithil-fe von Isothermen-Programmen erfolgen.

Nachfolgend wird aufgezeigt, wie die Oberflächentemperatur einer Außenwand gegen Außenluft berechnet werden kann.

Rechenbeispiel: Berechnung der inneren Oberflächentemperatur

Wie groß ist die innere Oberflächentemperatur an der Außenwand mit hinterlüfteter Verklei-dung?

Gegeben:

R der Außenwand = 3,91 m² · K/W Rsi = 0,25 m² · K/W Rse = 0,04 m² · K/W ______________ (hier auch bei hinterlüfteten Fassaden)

RT = 4,20 m² · K/W U = 0,24 W/(m² · K) Raumlufttemperatur θi = 20 °C Außenlufttemperatur θe = – 5 °C

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-293

Gesucht:

Temperatur an der inneren Oberfläche der Außenwand θsi.

Nach Formel 6.1:

θsi = θi – Rsi U (θi – θe) °C θsi = 20 – 0,25 0,24 25 = 18,5 °C

Ergebnis:

Die Temperatur an der inneren Oberfläche der Außenwand beträgt bei den in DIN 4108, Bei-blatt 2 für solche Untersuchungen angegebenen Klimadaten 18,5 °C.

6.1.3.2 Temperaturverteilung in thermisch inhomogenen Bauteilen

Modelle zur Wärmeausbreitung Die Bilder 6.11 und 6.12 zeigen an schematischen Modellen die Temperaturbewegungen von drei hintereinander liegenden Stoffteilchen. Die den Teilchen unterlegten Kreisscheiben zeigen die Größe der Temperaturbewegungen. Die großen Pfeile zeigen die Richtung, die kleinen zeigen, in welche Richtung die Temperaturbewegungen an andere Teilchen weiter-gegeben werden.

Wärmefluss in thermisch homogenen Bauteilen In thermisch homogenen Bauteilen fließt der Wärmestrom geradlinig von innen nach außen, weil nur in dieser Richtung ein Temperaturgefälle besteht. Die parallel zur Oberfläche ne-beneinander liegenden Teilchen sind alle gleich temperiert, sodass zwischen diesen kein Energieaustausch erfolgt.

Bild 6.11: Schematische Darstellung des Wärmestroms in homogenen Bauteilen

Wärmefluss in thermisch inhomogenen Bauteilen In Bauteilen, in denen Stoffe mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit nebeneinander liegen, also in thermisch inhomogenen Bauteilen, werden die parallel zur Oberfläche nebeneinander liegenden Teilchen unterschiedlich temperiert, sodass es auch zwischen diesen zu einem Energieaustausch kommt. Die Wärme fließt hier nicht nur senkrecht zur Oberfläche, sondern auch parallel dazu aus dem Bereich mit der höheren in den mit der niedrigeren Temperatur.

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6-294 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.12: Schematische Darstellung des Wärmestroms in thermisch inhomogenen Bauteilen

Im Kapitel 3 wurde erläutert, wie der Wärmedurchgang einer Schicht aus unterschiedlichen nebeneinander liegenden Stoffen berechnet wird. Das Verfahren ist stark vereinfacht und nicht uneingeschränkt anwendbar. Bei Bauteilen mit sehr unterschiedlichen Wärmedurch-lasswiderständen kann der mittlere Wärmedurchgang nicht mehr durch einfache Addition der flächenanteiligen U-Werte berechnet werden, sondern ist nach DIN EN ISO 10211-1 zu er-mitteln.

Dies ist nur mit entsprechenden EDV-Programmen in wirtschaftlich vertretbarer Zeit durch-führbar. Für zweidimensionale Wärmebrücken, deren Bauteile sich aus Rechtecken zusam-mensetzen, können die Isothermen u. a. mit dem Programm ARCHIDISK-Isothermen (siehe Profi-CD) berechnet und grafisch dargestellt werden.

Bild 6.13: Isothermen und Wärmestromlinien an der Berührungsstelle von Baustoffen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit

In Bild 6.13 ist erkennbar, dass die Isothermen nicht geradlinig bis zur Berührungsstelle der unterschiedlichen Stoffe verlaufen, sondern sich im schlechter leitenden Material bereits vor-her aufspreizen und im besser leitenden zusammenziehen. Die in diesem Bereich dargestell-te Wärmestromlinie zeigt den in Bild 6.12 erläuterten Vorgang. Auf der warmen Seite fließt Wärme in das Bauteil mit großer Wärmeleitfähigkeit, auf der kalten Seite umgekehrt.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-295

Wärmefluss an Wärmebrücken In Bereichen, in denen sich die Geometrie des Bauteils ändert und die wärmeaufnehmende Fläche kleiner als die wärmeabgebende oder umgekehrt ist, wie z. B. an Außenwandkanten, Raumecken, Fensterlaibungen etc., entstehen geometrische Wärmebrücken.

Bild 6.14: Schematische Darstellung des Wärmestroms in einer Ecke (Kante)

Bei einer Gebäudeecke sind auf der äußeren Oberfläche des Bauteils mehr Teilchen neben-einander angeordnet als auf der Innenseite. Erwärmt werden jedoch nur die innen liegenden, sodass zu den in der Ecke liegenden Teilchen ein Temperaturgefälle besteht. Hierdurch er-folgt ein Energieaustausch zwischen den von innen erwärmten und den im Eckbereich von innen nicht erwärmten Teilchen. Die einfließende Energie wird in der Ecke von mehr Teil-chen übertragen als in anderen Bereichen, der Wärmestrom wird an dieser Stelle größer.

6.1.3.3 Isothermen und Oberflächentemperaturen bei unterschiedlicher Lage der Wärmedämmung

Nachfolgend wird der Einfluss der Lage einer Wärmedämmung bei einer Stahlbetonstütze auf die innere Oberflächentemperatur untersucht. Hierfür wurde der Isothermenverlauf für drei verschiedene Lagen der Wärmedämmung berechnet.

Bild 6.15: Isothermen in verschieden gedämmten Wandstützen

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6-296 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Hierbei wurden die R-Werte der Schichten so angenommen, dass sich für die Stütze und die Wand der gleiche U-Wert ergibt. Nachfolgend werden die einzelnen Varianten erläutert:

Variante 1 – mit außen liegender Wärmedämmung

Bei außen liegender Wärmedämmung ergibt sich an der Stütze eine niedrigere Innentempe-ratur als an der Wand. Dieser Unterschied wird sich bei Auf- und Abheizvorgängen (instatio-närer Beheizung) noch vergrößern, weil das schwere Material eine größere Wärmeträgheit besitzt als das leichtere, sich also langsamer aufheizt und langsamer abkühlt.

Die außen angebrachte Wärmedämmung liegt bezüglich der Dampfdiffusion auf der sicheren Seite. Die bautechnischen Probleme aufgrund des wechselnden Putzuntergrundes müssen jedoch beachtet werden. Putz über der Dämmung erwärmt sich schneller als auf dem besser leitenden Mauerwerk.

Variante 2 – mit innen liegender Wärmedämmung

Obwohl der U-Wert im Bereich der Stütze genauso groß ist wie bei außen liegender Wärme-dämmung, ergibt sich an der inneren Oberfläche der Stütze eine wesentlich höhere Tempe-ratur als bei der Variante 1, weil sich der Wärmestrom bereits auf der Innenseite und nicht erst auf der Außenseite der Stütze staut.

In der Stützenmitte ist die innere Oberflächentemperatur sogar höher als im ungestörten Be-reich. An den Flanken des Dämmstreifens ergibt sich eine etwas niedrigere Temperatur.

Bei einer innen liegenden Wärmedämmung besteht jedoch grundsätzlich die Gefahr der Tauwasserbildung. Hier sollten nur Dämmstoffe mit hohem Dampfdiffusionswiderstand (z. B. extrudierter Polystyrol-Hartschaum XPS bzw. Schaumglas) verwendet werden. Eventuelle Dampfsperren unter der inneren Verkleidung können von innen leicht verletzt werden (durch Nägel, Dübel etc.).

Variante 3 – mit verbreiterter Wärmedämmung

Zieht man die Wärmedämmung über die Stützenbreite seitlich hinaus, ergibt sich keine nied-rigere Temperatur in den Randbereichen.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-297

Beispiel: Unterschiedliche Oberflächentemperaturen an einem Ringanker

Die Bilder zeigen die durch unterbrochenen Heizbetrieb an einem Ringanker aus Beton aufgetretenen Temperaturunterschiede. Der Betonringanker ist außen gedämmt.

Die Infrarotaufnahme wurde am Morgen nach der Wiederaufnahme des Heizbetriebs angefertigt: Der hellgrüne Bereich kenn-zeichnet die Lage des Ringankers, der auch durch den blaugrünen Bereich mit niedrige-ren Temperaturen erkennbar ist. Das darun-ter befindliche Mauerwerk erscheint in Gelb und hat somit eine höhere Temperatur. Der Temperaturunterschied wurde als Ursache für eine erhöhte Luftumwälzung gewertet.

Bild 6.16: Innenansicht

Isothermen im Ringankerbereich Infrarotaufnahme des Ringankerbereichs

Bild 6.17: Temperaturunterschiede an unterschiedlichen Materialien

Wie die Untersuchungen zeigen, ist ohne genaue Berechnungen eine Vorhersage des Tem-peraturverlaufs kaum möglich. Grundsätzlich ist jedoch zu beachten, dass an in Mauerwerk eingebauten Betonteilen (Stützen, Ringanker etc.) auch bei gleichem U-Wert andere Ober-flächentemperaturen entstehen als an der übrigen Wand. Bei innen gedämmten Betonstüt-zen zwischen Ziegelmauerwerk ist zu beachten, dass beide Materialien unterschiedliche thermische Ausdehnungskoeffizienten besitzen, was zu Rissen führen kann.

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6-298 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

6.1.3.4 EDV-Programme zur Isothermenberechnung

Zur Berechnung von Wärmebrücken steht eine Reihe von in Bedienung und Preis recht un-terschiedlichen EDV-Programmen zur Verfügung. Die Genauigkeit der damit erzielten Re-chenergebnisse sollte der DIN EN ISO 10211-1 entsprechen. Es werden Programme für die Berechnung von zwei- und von dreidimensionalen Wärmebrücken angeboten. Mit einigen können auch instationäre Klimaverhältnisse berücksichtigt werden. Die Berücksichtigung instationärer Verhältnisse ist dann von Bedeutung, wenn damit gleichzeitig der Feuchtig-keitsgehalt innerhalb von Bauteilen untersucht werden soll (z. B. Programm „wufi“, Fraun-hofer-Institut).

6.1.3.5 Temperaturfaktor f und fRsi (Temperaturdifferenzverhältniszahl)

Zur Abschätzung der Tauwasseranfälligkeit von Bauteiloberflächen genügt eine zweidimen-sionale Berechnung mit stationären Klimavorgaben nach DIN 4108, Beiblatt 2.

Für eine Reihe von Detailpunkten aus unterschiedlichen Materialien wurden in Wärmebrü-ckenkatalogen sowohl für zwei- als auch für dreidimensionale Wärmebrücken dimensionslo-se Temperaturdifferenzverhältniszahlen f bzw. Temperaturfaktoren fRsi veröffentlicht. Für die darin enthaltenen Konstruktionen können mit den angegebenen f-Werten die Temperaturen an Wärmebrücken berechnet werden. Je nachdem welche Temperaturen man in Beziehung setzt, ergeben sich die Temperaturfaktoren f oder fRsi.

Der Temperaturfaktor f kennzeichnet das Verhältnis der Differenz zwischen Raumluft- und Bauteiloberflächentemperatur zu der Differenz zwischen Raumluft- und Außenlufttemperatur. Der Temperaturfaktor fRsi kennzeichnet das Verhältnis der Differenz zwischen Bauteiloberflä-chentemperatur und Außenlufttemperatur zu der Differenz zwischen Raumluft- und Außen-lufttemperatur.

(Anmerkung: Der Faktor fRsi wird in der Literatur auch manchmal als Temperaturdifferenzquo-tient ξRsi bezeichnet.)

Ableitung von f und fRsi:

f = ei

sii

θ−θθ−θ –

fRsi = ei

esi

θ−θθ−θ

θi = Raumlufttemperatur θsi, = innere Oberflächentemperatur θe = Außenlufttemperatur

f + fRsi = 1

Nach Bild 6.18 ergeben sich f und fRsi aus folgenden Proportionen: f = b/a, das entspricht Rsi/U fRsi = c/a, das entspricht R + Rse/U Bild 6.18: Erläuterung von f und fRsi

(Formel 6.5)

(Formel 6.6) (nach DIN 4108-2)

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-299

Rechenbeispiel: Ermittlung von f und fRsi

Gegeben:

θi = 20 °C

θsi = 18,5 °C

θe = – 5 °C

Gesucht:

f und fRsi

Berechnung:

f = 25

5,1820 − fRsi = 25

)5(5,18 −−

= 0,06 = 0,94 Ist Rsi und U bekannt, ergibt sich die innere Wandoberflächentemperatur aus der Formel:

θsi = θi – Rsi U (θi – θe) °C (Formel 6.7)

Ist fRsi und Rsi bekannt, lässt sich damit der U-Wert eines Bauteils bestimmen.

Durch Umstellung der Formel 6.7 ergibt sich U aus

U = ( )( )ei

sii

θ−θθ−θ

si

1R

W/(m² · K)

( )( )ei

sii

θ−θθ−θ = f –

Mit f ergibt sich daraus:

U = f si

1R

W/(m² · K)

1/Rsi ist der innere Wärmeübergangskoeffizient hi W/(m² · K)

Mit f und hi ergibt sich für U:

U = f hi W/(m² · K) (Formel 6.10)

Rechenbeispiel: Berechnung von U aus f

Gegeben:

f = 0,06

hi = 4 (= 1/0,25)

U = 0,06 4

U = 0,24 W/(m² · K)

(Formel 6.8)

(Formel 6.9)

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6-300 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Der Temperaturfaktor f ermöglicht somit die Definition eines U-Wertes in Abhängigkeit von der inneren und äußeren Lufttemperatur und dem Wärmeübergangskoeffizienten. Zur Be-stimmung der inneren Oberflächentemperatur wird nach DIN 4108-2 der fRsi-Wert verwendet. In Wärmebrückenkatalogen wird der fRsi-Wert zur Berechnung der niedrigsten Oberflächen-temperatur θsi angegeben. Damit errechnet sich θsi mit der Formel:

θsi = fRsi (θi – θe) + θe °C (Formel 6.11)

Nach DIN 4108-2, Abschnitt 6.2 ist an Wärmebrücken fRsi ≥ 0,7 einzuhalten.

(Erläuterung siehe Kapitel 6.2.1.6)

Rechenbeispiel: Ermittlung des fRsi-Faktors an einem Sockeldetail

Im oben genannten Wärmebrückenkatalog ist unter dem dortigen Bild 2.2.2.1 ein dem So-ckeldetail des Beispiel-Hauses adäquates Detail dargestellt (Bild 6.19).

Bild 6.19: Aufbau der Sockelausbildung (Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H. / Haupt, W.: Wär-mebrückenkatalog auf CD-ROM, Vers. 1.2.5, Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel, 2005, Bild 2.2.2.1)

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-301

Für dieses Detail soll die Temperatur an der Kante Wand/Boden ermittelt werden.

Bild 6.20: Darstellung der fRsi-Werte (Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H. / Haupt, W.: Wärme-brückenkatalog auf CD-ROM, Vers. 1.2.5, Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel, 2005, Bild 2.2.2.1)

Aus Bild 6.13 kann fRsi für unterschiedliche Breiten der Randdämmung abgelesen werden. Für die Breite von 500 mm ergibt sich ein fRsi von 0,793.

Die Temperatur θsi an der Kante Wand/Boden errechnet sich nach der Formel:

θsi = 0,793 [20 – (– 5)] + (– 5) (Formel 6.11) θsi = 14,83 °C

Hinweis:

In dem Fenster oberhalb der Tabelle mit den fRsi-Werten sind diese als Kurve in Abhängigkeit zur Breite der Sockeldämmung dargestellt. Daraus geht hervor, dass die Kantentemperatur oberhalb einer Breite von 500 mm nur noch gering steigt.

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6-302 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

6.1.4 Wärmeverluste über Wärmebrücken

Aufgrund des an Wärmebrücken größeren Wärmestroms kommt es dort zu einem erhöhten Energieverlust und zur Absenkung der Oberflächentemperatur. Dieser zusätzliche Energie-verlust kann als sogenannter Wärmebrückenverlustkoeffizient (WBV) nach DIN EN ISO 10211-1 und DIN EN ISO 10211-2 berechnet oder aus Wärmebrückenatlanten entnommen werden (z. B. Kataloge der Bausteinindustrie).

Zum besseren Verständnis des WBV werden die Algorithmen zur Ermittlung der Wärme-ströme an Wärmebrücken im Folgenden schematisch besprochen.

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Berechnung des WBV nur mit geeigneten Re-chenprogrammen nach den oben genannten Normen erfolgen kann und dies mit einem rela-tiv großen Arbeitsaufwand verbunden ist. Für die Erstellung von Energieausweisen werden in der EnEV deshalb Pauschalwerte vorgeben. Deren Größe ist davon abhängig, ob die Bau-teilanschlüsse zu den in DIN 4108, Beiblatt 2 enthaltenen Referenzabbildungen gleichwertig sind (siehe Abschnitt 6.1.5).

Je nach Art der Wärmebrücke wird ein linearer oder punktförmiger WBV bestimmt. Lineare Wärmebrücken befinden sich z. B. an Decken- und Wandkanten, Fenster- und Türlaibungen sowie eingebundenen Stützen. Punktförmige Wärmebrücken entstehen z. B. an den die Dämmung durchdringenden Verbindungsmitteln, wenn diese nicht bereits bei der Ermittlung des U-Wertes als Zuschlag nach DIN EN ISO 6946 berücksichtigt wurden.

6.1.4.1 Linearer Wärmebrückenverlustkoeffizient (WBV) ψ (Psi)

Der ψ-Wert kennzeichnet den sich an einer linearen Wärmebrücke gegenüber dem ungestör-ten Bereich vergrößernden zusätzlichen Wärmestrom. Die Größe des Wärmestroms kann über die sich an der Bauteiloberfläche einstellende Temperatur θsi berechnet werden. In Kapitel 6.1.3.1 ist im Bild 6.8 die Proportionalität von Schichttemperatur und Wärmedurch-lasswiderstand RT dargestellt. Danach ergibt sich die Oberflächentemperatur θsi nach der (Formel 6.1) mit:

θsi = θi – Rsi U (θi – θe) °C (Formel 6.1)

Hierzu muss U bekannt sein. U ergibt sich daraus mit:

U = (θi – θsi) / Rsi (θi – θe) W/(m² · K) (Formel 6.12)

bzw. für 1/Rsi = hi

U = [(θi – θsi ) / (θi – θe)] hi W/(m² · K) (Formel 6.13)

Hierzu muss θsi bekannt sein.

An Wärmebrücken entstehenden zwei- bzw. dreidimensionale Wärmeströme. Die Tempera-turen innerhalb und an der Oberfläche der Bauteile können mit entsprechenden „Knotenmo-dellen“ berechnet werden. Hierzu wird der Bauteilquerschnitt in quadratische Felder geteilt und die Temperaturen an deren Eckpunkten werden durch Iteration so lange angeglichen, bis über dem gesamten Querschnitt ein Temperaturgleichgewicht besteht. Erläuterungen hierzu siehe z. B. Marquardt, H., 2004.

Nach diesem Algorithmus rechnet auch das Programm ARCHIDISK-Isothermen. Aus der Differenz der so ermittelten Oberflächentemperaturen θsi,n und der Raumlufttemperatur θi kann über den vorgegebenen Wärmeübergangskoeffizienten hi der dieser Temperatur ent-sprechende U-Wert berechnet werden.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-303

Un = [(θi – θsi,n) / (θi – θe)] hi W/(m² · K) (Formel 6.14)

Un = Wärmedurchgangskoeffizient an der Stelle n im Bereich der Wärmebrücke

Aus der Differenz ΔU zwischen dem U-Wert im ungestörten Bereich U0 und den erhöhten U-Werten an der Wärmebrücke Un wird der ψ-Wert als Differenz des durch das Bauteil flie-ßenden Wärmestroms ΔΦ für die wirksame Fläche der Wärmebrücke AWB berechnet.

Er errechnet sich:

Φ0 = U0 A (θi – θe) W (Formel 6.15)

U0 = Wärmedurchgangskoeffizient im ungestörten Bereich A = Fläche des Bauteils m²

Der im Bereich der Wärmebrücke fließende Wärmestrom ΦWB errechnet sich:

ΦWB = ∫ Un AWB (θi – θe) W

Un = U-Werte innerhalb des Wärmebrückenbereichs AWB = Fläche der Wärmebrücke, bei linearen WB aus bWBl bWB = Breite des Wärmebrückenbereichs l = Länge des Bauteils, mit dem dessen Fläche A berechnet wird

Der WBV bezieht sich nicht auf die ganze Fläche, sondern auf 1 m Länge der WB und auch nicht auf die Temperaturdifferenz (θi – θe), sondern auf 1 K.

Aus der Zusammenfassung dieser Algorithmen ergibt sich die Formel für den linearen WBV für die Breite des Wärmebrückenbereiches mit:

ψ = ⋅ ⋅ ⋅∫ i sii o WB

i e

(θ - θ )h db - U b

(θ - θ )

W/(m · K)

hi = innerer Wärmeübergangskoeffizient W/(m² · K) θi = Lufttemperatur innen °C θsi = Oberflächentemperatur innen °C θe = Lufttemperatur außen °C db = Anzahl (d) und Breite (b) der berechneten Temperaturfelder m U0 = U-Wert des ungestörten Bauteils W/(m² · K) bWB = Breite der Wärmebrücke (Bereich, in dem die Oberflächen- temperatur vom ungestörten Bereich abweicht m

In DIN 4108, Beiblatt 2 und in den Wärmebrückenatlanten wird ψ in der Einheit W/(m K) angegeben.

Ermittlung des spezifischen Transmissionswärmeverlustes HT mit ψ Im Bild 6.21 ist die Ermittlung von HT durch ein Bauteil mit Wärmebrücke erklärt. In einem Bauteil ohne WB ergibt sich dieser aus dem Produkt der Bauteilfläche A = b · l und dem Wärmedurchgangskoeffizienten U. Bei einem Bauteil mit WB ergibt sich dieser aus dem HT2 des ungestörten Bereichs plus dem HT1 im Bereich der Wärmebrücke.

(Formel 6.16)

(Formel 6.17)

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6-304 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

l = Länge der WB

Bild 6.21: Ermittlung von HT für ein Bauteil mit Wärmebrücke

Veranschaulichung der ψ-Wert-Ermittlung

Zur Veranschaulichung obiger Formel wurde in Bild 6.22 das Integral zur ψ-Wert-Berechnung geometrisch ermittelt. Hierzu wurden für ein Sockeldetail mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken die Isothermen und Oberflächentemperaturen berechnet. In der Grafik sind hierzu folgende θsi-Werte dargestellt:

Tabelle 6.2: Oberflächentemperaturen für die Grafik im Bild 6.22

Punkt θsi, [°C]

Ungestörter Bereich bis Kante Wand/Boden

1 2 3 4 5

19,0 18,8 18,0 17,6 17,0

Diese Temperaturen bilden die Grenzbereiche der Felder A bis D mit der jeweiligen Breite b. Die Gesamtbreite bw des als Wärmebrücke wirksamen Bereichs wurde aus der maßstäbli-chen Darstellung mit 102 cm gemessen. Die Verbindung der maßstäblich aufgetragenen Differenzen θsi,0 – θsi,n ergibt die Temperaturkurve, die die Fläche des entsprechenden Integ-rals begrenzt. Mit dem sich für jedes Feld ergebenden θsi,mittel errechnet sich Umittel nach der Formel:

Un = [(θi – θsi,n) / (θi – θe)] hi W/(m² · K) (Formel 6.14)

Der mittlere Wärmebrückenzuschlagskoeffizient ψ für dieses Feld ergibt sich aus:

ψmittel,n = Umittel,n – U0 W/(m² · K)

Bezogen auf die jeweilige Feldbreite ergibt sich:

ψn = ψmittel,n b W/(m · K)

Für U0 = 0,308 W/(m² · K) und hi = 7,69 W/(m² · K) (Rsi = 0,13 m² · K/W) ergeben sich mit den oben dargestellten θsi -Werten die in der Tabelle enthaltenen ψ-Werte der einzelnen Felder und als Summe der ψ-Wert für die gesamte Wärmebrücke.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-305

Hinweis:

Vereinfachend wurde bei dieser Betrachtung nur der Wärmestrom durch die Wand berück-sichtigt. Für eine genaue Berechnung muss auch der Wärmestrom durch den Boden berück-sichtigt werden. In der Praxis ist dieses Verfahren nicht anwendbar. Hier muss der ψ-Wert immer mithilfe eines geeigneten Isothermen-Programmes berechnet werden.

Bild 6.22: Veranschaulichung der ψ-Wert-Ermittlung

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6-306 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Rechenbeispiel:

Ermittlung eines ψ-Wertes mithilfe eines Wärmebrückenkatalogs

Für das unten im Wärmebrückenkatalog dargestellte Sockeldetail ist für die Breite der Sockeldämmung von 500 mm ein ψ-Wert von 0,220 W/(m · K) angegeben. Der U-Wert der Wand beträgt im ungestörten Bereich 0,25 W/(m² · K).

Bild 6.23: Darstellung des ψ- und U-Wertes (Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H. / Haupt, W.: Wärmebrückenkatalog auf CD-ROM, Vers. 1.2.5, Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel, 2005, Bild 2.2.2.1)

Bei der Berechnung der spezifischen Transmissionswärmeverluste HT für den Energieaus-weis können mit ψ die Wärmebrückenverluste genauer als mit den pauschalen ΔUWB -Werten berechnet werden. Die Berechnung muss dann allerdings für sämtliche Wärmebrücken er-folgen. Eine Mischberechnung aus pauschalen und genau berechneten Werten ist nicht zu-lässig. Mit dieser relativ aufwendigen Vorgehensweise errechnet sich in der Regel ein kleine-rer Primärenergiebedarf als mit den pauschalen ΔWB-Werten. Das bedeutet, dass zur Einhaltung des nach EnEV maximalen Primärenergieverbrauchs weniger Dämmmaterial benötigt wird als bei einem Nachweis mit pauschalen Werten.

6.1.4.2 Punktbezogener Wärmebrückenverlustkoeffizient (WBV) χ

Der χ-Wert kennzeichnet den sich an einer punktförmigen Wärmebrücke gegenüber dem ungestörten Bereich vergrößernden Wärmedurchgang in W/(m² · K). Dies sind z. B. Beton-stützen in einer Tiefgarage oder die Verbindungsmittel eines Wärmedämm-Verbundsystems.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-307

6.1.4.3 Abschätzen der Wärmeverluste an Wärmebrücken bestehender Gebäude

Die Größe der zusätzlichen Wärmeverluste an Wärmebrücken ist unabhängig vom Dämm-standard des Gebäudes. Schlecht gedämmte Gebäude haben oft geringere zusätzliche Wärmeverluste an den Wärmebrücken als gut gedämmte Gebäude, deren Wärmebrücken-details nicht sauber ausgeführt sind. Dies liegt daran, dass bei schlecht gedämmten Gebäu-den an den Wärmebrücken kein wesentlich größerer Wärmestrom vorhanden ist als an den übrigen Bauteilen.

Das ist insbesondere bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden zu beachten. Wenn die Wärmebrücken, wie z. B. an einer auskragenden Balkonplatte, nicht beseitigt werden kön-nen, erhöht sich der Wärmebrückenzuschlag durch das Dämmen der Außenwände erheb-lich, da nach dem Dämmen der Wärmefluss an der auskragenden Balkonplatte im Verhältnis zur Außenwand wesentlich größer ist als vorher.

Bild 6.24: Darstellung der ψ -Werte einer ungedämmten Wand mit auskragender Balkon-platte (Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H.: Wärmebrückenkatalog für Modernisie-rungs- und Sanierungsmaßnahmen zur Vermeidung von Schimmelpilzen. Fraun-hofer IRB Verlag, Stuttgart, 2006, Abbildung 6.1)

Die zusätzlichen Wärmeverluste (ψ-Wert) an einer auskragenden Balkonplatte bei einer Wandstärke von 30,0 cm und einem λ-Wert von 0,46 W/(m · K) betragen 0,337 W/(m · K). Wird die Außenwand gedämmt, bleibt der Wärmefluss im Bereich der Auskragung nahezu gleich, jedoch der Wärmestrom durch die Wand wird durch die Dämmung verringert. Der Unterschied der Wärmeströme und somit auch der Wärmebrückenverlustkoeffizient ψ sind nach dem Dämmen größer als vorher.

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6-308 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.25: Darstellung der ψ-Werte einer gedämmten Wand mit auskragender Balkonplatte

(Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H.: Wärmebrückenkatalog für Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen zur Vermeidung von Schimmelpilzen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2006, Abbildung 6.2)

Wenn die Wand mit 12 cm gedämmt wird, betragen die zusätzlichen Wärmeverluste ψ an der auskragenden Balkonplatte 0,489 W/(m · K), also um 0,152 W/(m · K) mehr als vorher. Die gleiche Wirkung hat auch das Dämmen eines Sockeldetails.

Bild 6.26: Darstellung der ψ-Werte eines ungedämmten Sockeldetails (Quelle: Hauser, G. /

Stiegel, H.: Wärmebrückenkatalog für Modernisierungs- und Sanierungsmaßnah-men zur Vermeidung von Schimmelpilzen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2006, Abbildung 4.4)

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-309

Die zusätzlichen Wärmeverluste ψ an einem ungedämmten Sockeldetail bei einer Wandstär-ke von 36,5 cm und einem λ-Wert von 0,46 W/(m · K) betragen – 0,145 W/(m · K).

Bild 6.27: Darstellung der ψ-Werte eines gedämmten Sockeldetails (Quelle: Hauser, G. / Stiegel, H.: Wärmebrückenkatalog für Modernisierungs- und Sanierungsmaßnah-men zur Vermeidung von Schimmelpilzen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2006, Abbildung 4.5)

Die zusätzlichen Wärmeverluste ψ an dem mit 12 cm außen und mit 8 cm unter der Ge-schossdecke gedämmten Sockeldetail bei einer Wandstärke von 36,5 cm und einem λ-Wert von 0,46 W/(m · K) betragen 0,132 W/(m · K), also um 0,277 mehr als vorher. Wird die De-cke jedoch nicht gedämmt, bleibt der ψ-Wert mit -0,147 W/(m · K) nahezu gleich.

Auch die Dämmstoffdicke sagt nicht unbedingt etwas über den Wärmestrom an einer Wär-mebrücke aus. Die nachfolgenden Bilder 6.28 und 6.29 zeigen, dass sich die innere Oberflä-chentemperatur in der Kante des Sockeldetails auch bei wesentlicher Verstärkung der Dämmstoffdicke nur geringfügig ändert. Dies ist damit zu erklären, dass der senkrecht zu den Isothermen verlaufende Wärmestrom in diesem Bereich Wärme aus den darüber lie-genden Abschnitten transportiert. Die Größe dieses Wärmestroms, der im weiteren Verlauf die Dämmstoffschürze an der Kellerwand umfließt, wird wesentlich stärker von deren Länge als von deren Dicke beeinflusst. Dies ist auch in der in Bild 6.23 dargestellten ψ-Wert-Tabelle nachzuvollziehen.

Anders verhält es sich, wenn die Kellerdecke von oben gut gedämmt ist. Dann gelangt we-sentlich weniger Wärme in die Kellerdecke, sodass die Sockeldämmung an Bedeutung ver-liert.

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6-310 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.28: Isothermen für Referenzbild 30 in DIN 4108, Beiblatt 2 mit den kleinstmöglichen Abmessungen und einem λ-Wert von 1,1 W/(m · K) für das Mauerwerk in EG und KG

Bild 6.29: Isothermen für das Sockeldetail mit den hierfür größtmöglichen Abmessungen; λ-Wert für Mauerwerk in EG und KG = 1,1 W/(m · K)

Der Vergleich zwischen den Bildern 6.28 und 6.29 zeigt, dass die Oberflächentemperaturen nur noch gering von den unterschiedlichen Dämmstoffdicken beeinflusst werden. Befindet sich die Dämmung der Kellerdecke nicht unterhalb, sondern oberhalb der Stahlbetondecke, hat die Dicke der Dämmschürze einen stärkeren Einfluss. Dies zeigt, dass jedes Detail für sich betrachtet werden muss und Pauschalaussagen oft falsch liegen.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-311

6.1.5 Wärmebrückenzuschlag nach EnEV

6.1.5.1 Pauschaler Wärmebrückenzuschlag ΔUWB

Nach EnEV § 7, Absatz 3 sind die zusätzlichen Wärmeverluste über Wärmebrücken nach den Angaben des jeweils angewendeten Berechnungsverfahrens zu berücksichtigen, also nach DIN V 4108-6, Anhang D.3 oder nach DIN V 18599-2. Die Art der Berücksichtigung ist in beiden Normen ähnlich.

Der Wärmebrückenzuschlag ΔUWB kann nach beiden Normen als pauschaler spezifischer Wärmebrückenzuschlag angesetzt oder genau berechnet werden. Er gibt an, wie viel Wärme zusätzlich über Wärmebrücken, bezogen auf die Gebäudehülle, verloren geht.

Die Berechnung erfolgt jeweils nach der Formel:

HWB = ΔUWB ΣAj W/K

HWB = spezifischer Wärmebrückenzuschlag A = Hüllfläche

Die spezifischen Transmissionswärmeverluste unter Berücksichtigung der Wärmebrücken-verluste können dann wie folgt berechnet werden (siehe auch Kapitel 7.1.2 und 7.1.3):

Nach DIN V 4108-6:

HT = Σ Ui Ai + HU + LS + HWB + ΔHT,FH W/K

Ui Ai = Bauteile, die an die Außenluft grenzen HU = Bauteile, die an unbeheizte oder niedrig beheizte Räume grenzen LS = Bauteile, die an das Erdreich grenzen HWB = Wärmebrückenverluste in Bauteilen ΔHT,FH = Bauteile mit Flächenheizung

Nach DIN V 18599-2:

HT,i = Σ(Uj · Aj) + ΔUWB · Σ Aj W/K

HT,i = Transmissionswärmeverluste der einzelnen Bauteile i zur Außenluft, zu unbeheizten Räumen und an das Erdreich einschließlich der Wärmebrückenverluste

und

QT,i = HT,i · (ϑi – ϑe) t kWh/a (Formel 6.21)

QT,i = Transmissionswärmesenken in kWh/a

Unterschied zwischen DIN V 4108-6 und DIN 18599-2 In der DIN V 18599 werden die Wärmebrückenverluste direkt bei den einzelnen Transmissi-onswärmeverlusten (Wärmesenken) der verschiedenen Bauteile mit berücksichtigt. Bauteile, die nicht an das Erdreich grenzen, werden einschließlich der Wärmebrückenverluste über den Fx-Faktor gemindert.

Bei Berechnung nach DIN V 4108-6 werden die einzelnen Transmissionswärmeverluste der verschiedenen Bauteile ohne die Wärmebrückenverluste berechnet. Bauteile, die nicht an die Außenluft grenzen, werden ohne die Wärmebrückenverluste über den Fx-Faktor gemin-dert.

(Formel 6.18) (DIN V 4108-6, Abschnitt 5.5.2.2) (DIN V 18599-2, Abschnitt 6.2.1.2)

(Formel 6.19) (DIN V 4108-6, Gleichung 28)

(Formel 6.20) (DIN V 18599, Abschnitt 6.3)

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6-312 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Nachdem bei der Berechnung der Wärmebrücken die vorhandenen Außentemperaturen schon berücksichtigt werden, ist nach Meinung des Autors die Berechnung nach DIN V 4108-6 die genauere und richtige Berechnung.

Pauschaler Wärmebrückenzuschlag für Neubauten: Nach DIN V 4108-6, Anhang D.3 oder nach DIN V 18599-2 ist der Wärmebrückenzuschlag wie folgt anzusetzen:

ΔUWB = 0,10 W/(m² · K) (DIN V 4108-6, Anhang D.3) (DIN V 18599-2, Abschnitt 6.2.1.2)

Werden wärmetechnisch vergleichbare Konstruktionen nach DIN 4108 Beiblatt 2 ausgeführt, kann der pauschale spezifische Wärmebrückenzuschlag ΔUWB halbiert werden.

ΔUWB = 0,05 W/(m² · K) (DIN 4108-6, Anhang D.3) (DIN V 18599-2, Abschnitt 6.2.1.2)

Hinweis:

Nach DIN 4108-6, Tabelle D.3 und nach DIN V 18599-2 darf „[...] bei Vorhangfassaden, bei denen der Wärmebrückeneinfluss bereits bei der Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffi-zienten U berücksichtigt ist, die Hüllfläche A in der Gleichung um die Vorhangfassadenfläche vermindert werden“. Die Fläche der Vorhangfassade muss nicht noch einmal mit dem Wär-mebrückenzuschlag multipliziert werden.

Pauschaler Wärmebrückenzuschlag für bestehende Gebäude: Für bestehende Wohngebäude sind nach EnEV Anlage 3, Nr. 8 folgende Wärmebrückenzu-schläge anzusetzen:

a) Im Regelfall:

ΔUWB = 0,10 W/(m² · K)

b) Wenn mehr als 50 % der Außenwand mit einer innen liegenden Dämmschicht und ein-bindender Massivdecke versehen sind: ΔUWB = 0,15 W/(m² · K)

c) Bei vollständiger energetischer Modernisierung aller zugänglichen Wärmebrücken unter Berücksichtigung von DIN 4108, Beiblatt 2: ΔUWB = 0,05 W/(m² · K)

Weiterhin können sowohl für Neubauten als auch für Altbauten die Wärmebrückenverluste durch einen genauen Nachweis nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 in Verbindung mit weiteren anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Hierzu werden spezielle Wärmebrücken-kataloge und Rechenprogramme angeboten.

Wird bei der Bestimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten U eines Außenbauteils bereits der Wärmebrückeneinfluss berücksichtigt, darf die Umfassungsfläche A bei der Berechnung der Wärmebrückenverluste um diese Fläche verringert werden.

6.1.5.2 Festlegen der Gleichwertigkeit der Wärmebrücken nach EnEV

Wärmebrückendetails sollten bei Neubauten und nach Möglichkeit auch bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden so ausgeführt werden, dass über diese so gut wie keine zusätzlichen Wärmeverluste auftreten. Bei einem detailierten Nachweis der Wärmebrücken liegt der Wär-mebrückenzuschlag bei optimierter Ausführung zwischen 0,00 und 0,025 W/(m² · K). Wenn

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-313

aber kein Nachweis der Wärmebrücken erfolgt, muss mit einem Wärmebrückenaufschlag von 0,10 W/(m² · K) gerechnet werden. Dies führt zu absolut unwirtschaftlichen Maßnahmen, um die notwendigen Anforderungen der EnEV oder der KfW-Bank erfüllen zu können.

In der nachfolgenden Tabelle wird dargestellt, wie dick ein Mauerwerk sein muss (Spalte 4 – 6), damit unter Berücksichtigung des ΔUWB von 0,02, 0,05 und 0,1 W/(m² · K) der gleiche UAW-Wert erreicht wird (Spalte 3) wie ohne Berücksichtigung des Wärmebrückenfaktors.

Tabelle 6.3: Einfluss des Wärmebrückenfaktors ΔUWB auf die Dicke des Mauerwerks zur Ein-haltung eines vorgegebenen U-Wertes

Eine 36,5 cm starke Mauer mit einem λ-Wert des Steins von 0,09 W(m · K) hat einen UAW-Wert ohne Berücksichtigung des Wärmebrückenfaktors von 0,21 W(m² · K) (siehe Spalte 3). Wenn kein Nachweis der Wärmebrücken erfolgt, muss mit einem ΔUWB von 0,10 W(m² · K) gerechnet werden. Um diesen Wärmebrückenaufschlag auszugleichen, muss die Wand auf 64 cm verstärkt werden, damit der gleiche UAW-Wert erzielt werden kann.

Aus diesem Grund sollte zumindest immer ein Gleichwertigkeitsnachweis geführt werden, da-mit mit dem geminderten Wärmebrückenzuschlag von 0,05 W/(m² · K) gerechnet werden darf.

Nach EnEV § 7, Abs. 3 ist der Gleichwertigkeitsnachweis wie folgt zu führen:

„Der verbleibende Einfluss der Wärmebrücken bei der Ermittlung des Jahresprimärenergie-bedarfs ist nach Maßgabe des jeweils angewendeten Berechnungsverfahrens zu berücksich-tigen. Soweit dabei Gleichwertigkeitsnachweise zu führen wären, ist dies für solche Wärme-brücken nicht erforderlich, bei denen die angrenzenden Bauteile kleinere Wärmedurchgangskoeffizienten aufweisen, als in den Musterlösungen der DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03 zugrunde gelegt sind.“

Demnach muss für Details mit Bauteilen, die besser gedämmt sind als die eines gleichwerti-gen Referenzbildes im Beiblatt 2, kein Nachweis geführt werden. Dies würde heißen, dass bei gut gedämmten Bauteilen der Einfluss der Wärmebrücken automatisch kleiner wird. Dies ist aber nicht der Fall, weil nicht der Dämmstandard für die Wärmeverluste über Wärme-

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6-314 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

brücken ausschlaggebend ist, sondern die Ausführung der Wärmebrücke an sich (siehe hierzu Kapitel 6.1.4.3).

Die EnEV versucht, durch eine von DIN 4108-6, Beiblatt 2 abweichende Regelung den Auf-wand für den Gleichwertigkeitsnachweis zu reduzieren. Dies führt aber zu einer falschen Beurteilung der Wärmebrückenverluste.

6.1.5.3 Festlegen der Gleichwertigkeit nach Beiblatt 2

Die in DIN 4108, Beiblatt 2 dargestellten Detailpunkte dienen nur als Konstruktionsempfeh-lung und legen ein Referenzniveau für die energetische Qualität einer Anschlussausbildung fest. Um festzustellen, ob eine gewählte Konstruktion dem im Beiblatt 2 abgebildeten Refe-renzbild entspricht und somit der Wärmebrückenzuschlag von ΔUWB = 0,05 W/(m² · K) ange-setzt werden kann, ist ein Gleichwertigkeitsnachweis zu erbringen.

Bei der Führung des Gleichwertigkeitsnachweises muss nach Beiblatt 2 folgendermaßen verfahren werden:

„a) Bei der Möglichkeit einer eindeutigen Zuordnung des konstruktiven Grundprinzips und bei Vorliegen der Übereinstimmung der beschriebenen Bauteilabmessungen und Bau-stoffeigenschaften ist eine Gleichwertigkeit gegeben;

b) Bei Materialien mit abweichender Wärmeleitfähigkeit erfolgt der Nachweis der Gleichwer-tigkeit über den Wärmedurchlasswiderstand R der jeweiligen Schicht;

c) Ist auf diesem Wege keine Übereinstimmung zu erzielen, so sollte die Gleichwertigkeit des entsprechenden Anschlussdetails mit einer Wärmebrückenberechnung nach den in DIN EN ISO 10211-1 beschriebenen Verfahren unter Verwendung der in Kapitel 7 (des Beiblattes) angegebenen Randbedingungen nachgewiesen werden;

d) Ebenso können ψ -Werte Veröffentlichungen oder Herstellernachweisen entnommen werden, die auf den in diesem Beiblatt festgelegten Randbedingungen basieren.“

Nach EnEV:

Wenn „die angrenzenden Bauteile kleinere Wärmedurchgangskoeffizienten aufweisen, als in den Musterlösungen der DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03 zugrunde gelegt sind“, muss für dieses Detail kein Gleichwertigkeitsnachweis geführt werden.

Bei der energetischen Betrachtung können nach Beiblatt 2 folgende Details vernachlässigt werden:

„– Anschluss Außenwand/Außenwand (Außen- und Innenecke);

– Anschluss Innenwand an durchlaufende Außenwand oder obere bzw. untere Außen-bauteile, die nicht durchstoßen werden bzw. eine durchlaufende Dämmschicht mit ei-ner Dicke ≥ 100 mm bei einer Wärmeleitfähigkeit von 0,04 W/(m · K) aufweisen;

– Anschluss Geschossdecke (zwischen beheizten Geschossen) an Außenwand, bei der eine durchlaufende Dämmschicht mit R größer/gleich 2,5 m² · K/W vorliegt;

– einzeln auftretende Türanschlüsse von Wohngebäuden in der wärmetauschenden Hüllfläche (Haustür, Kellerabgangstür, Kelleraußentür, Türen zum unbeheizten Dach-raum);

– kleinflächige Querschnittsänderungen in der wärmetauschenden Hüllfläche z. B. durch Steckdosen und Leitungsschlitze;

– Anschlüsse außenluftberührter kleinflächiger Bauteile wie z. B. Unterzüge und untere Abschlüsse von Erkern mit außen liegenden Wärmedämmschichten mit R ≥ 2,5 m² · K/W.“

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-315

Vorgehensweise bei der Durchführung des Gleichwertigkeitsnachweises

1) Darstellen und Nummerieren der zu untersuchenden Wärmebrücken Hinweis:

In den Bildern 6.30 bis 6.37 sind alle Wärmebrücken erfasst, auch diejenigen, die für den Gleichwertigkeitsnachweis nicht untersucht werden müssen (siehe Tabelle 6.6).

Bild 6.30: Schnitt A-A

Bild 6.31: Ansicht Ost

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6-316 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.32: Ansicht West

Bild 6.33: Ansicht Süd

Bild 6.34: Ansicht Nord

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-317

Bild 6.35: Grundriss KG

Bild 6.36: Grundriss EG

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6-318 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.37: Grundriss OG

2) Darstellen der Wärmebrückendetails In der Tabelle 6.4 sind alle Wärmebrückendetails des Gebäudes aufgelistet. Die notwendi-gen Dämmmaßnahmen für die Sanierung des Gebäudes sind rot dargestellt (siehe Kapitel 5.2.2). Gleichzeitig ist für jedes Detail im Bestand als auch für die sanierte Variante der Tem-peraturverlauf mit den dazugehörigen ψ- Werten abgebildet. Zur Reduzierung der Anzahl der Wärmebrücken wurde nicht zwischen verschalten und verputzten Wänden unterschieden. Die Verschalung hat keinen wesentlichen Einfluss auf den ψ- Wert.

Die Berechnung der ψ- Werte wurde mit dem Isothermenprogramm „Therm“ durchgeführt.

Tabelle 6.4: Darstellen der Wärmebrückendetails für das Beispiel-Haus

Detail Bestand neu

1.0 Bodenplatte Anbau

1.01 Anschluss Außenwand ψ-Wert = 1,77

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-319

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

1.02 Anschluss Innenwand ψ-Wert = 2,11 ψ-Wert = 1,93

2.0 Kellerwände

2.01 Außenecke ψ-Wert = 0,40 ψ-Wert = 0,39

2.02 Innenecke ψ-Wert = 0,59 ψ-Wert = 0,27

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6-320 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

2.03 Anschluss Innenwand ψ-Wert = 0,92 ψ-Wert = 0,24

3.0 Bodenplatte Anbau

3.01 Sockel, Anschluss Außenwand ψ-Wert = − 0,10 ψ-Wert = 0,07

3.02 Anschluss an Hauptgebäude Keller unbeheizt

ψ-Wert = 0,88 ψ-Wert = 0,65

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-321

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

3.03 Anschluss an Hauptgebäude

Keller beheizt ψ-Wert = 1,40 ψ-Wert = 1,15

3.04 Innenwände auf Bodenplatte ψ-Wert = 1,13 ψ-Wert = 0,54

4.0 Kellerdecke

4.01 Anschluss Sockel Keller unbe-heizt

ψ-Wert = − 0,15 ψ-Wert = 0,07

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6-322 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

4.02 Anschluss Kellerinnenwände unten

ψ-Wert = 0,21 ψ-Wert = − 0,17

4.03 Anschluss Kellerinnenwände oben

ψ-Wert = 0,73 ψ-Wert = 0,28

5.0 Außenwände

5.01 Außenecke ψ-Wert = − 0,54 ψ-Wert = − 0,05

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-323

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

5.02 Innenecke ψ-Wert = 0,17 ψ-Wert = − 0,06

5.03 Innenwandanschluss ψ-Wert = − 0,01 ψ-Wert = − 0,02

6.0 Geschossdecke

6.01 Auflager Außenwand ψ-Wert = 0,04 ψ-Wert = − 0,02

Page 345: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6-324 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

6.02 Auflager Anbau Treppenhaus ψ-Wert = 0,22 ψ-Wert = 0,20

6.03 Auflager Anbau Geschossdecke ψ-Wert = 0,25 ψ-Wert = 0,17

6.04 auskragende Innenecke ψ-Wert = 0,44 ψ-Wert = − 0,05

Page 346: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-325

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

6.05 auskragende Außenecke ψ-Wert = − 0,66 ψ-Wert = − 0,06

7.0 oberste Geschossdecke Anbau

7.01 Auflager Außenwand ψ-Wert = − 0,07 ψ-Wert = − 0,02

7.02 Anschluss Innenwände ψ-Wert = 0,04 ψ-Wert = - 0,08

Page 347: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6-326 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

8.0 Dach Hauptgebäude

8.01 Ortgang ψ-Wert = − 0,01 ψ-Wert = − 0,06

8.02 Traufe ψ-Wert = − 0,30 ψ-Wert = − 0,10

8.03 First ψ-Wert = − 0,30 ψ-Wert = − 0,10

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-327

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

8.04 Anschluss Innenwände ψ-Wert = − 0,17 ψ-Wert = − 0,12

9.0 Fensteranschluss unten

9.01 Schwelle auf Sockel ψ-Wert = − 0,21 ψ-Wert = 0,05

9.02 Schwelle auf Geschossdecke ψ-Wert = 0,07 ψ-Wert = − 0,01

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6-328 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

9.03 Schwelle auf Bodenplatte ψ-Wert = − 0,21 ψ-Wert = 0,40

9.04 Brüstung ψ-Wert = 0,03 ψ-Wert = 0,00

10.0 Fensteranschluss oben

10.01 Fenstersturz ψ-Wert = 0,22 ψ-Wert = 0,00

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-329

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

10.02 Anschluss Geschossdecke ψ-Wert = 0,40 ψ-Wert = − 0,04

10.03 Anschluss Geschossdecke mit

Fensteranschluss oben ψ-Wert = 0,35 ψ-Wert = − 0,02

11.0 Fensterlaibung

11.01 Laibung ψ-Wert = 0,05 ψ-Wert = − 0,02

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6-330 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Fortsetzung Tabelle 6.4

Detail Bestand neu

11.02 Laibung, Anschluss

Außenwandecke ψ-Wert = − 0,48 ψ-Wert = − 0,03

11.03 Laibung, Anschluss Innenecke ψ-Wert = − 0,36 ψ-Wert = − 0,10

11.04 Fensterecke

3) Untersuchung auf Gleichwertigkeit der einzelnen Details mit den Referenzbildern des Beiblatts 2

Gleichwertigkeit nach EnEV Es muss nachgewiesen werden, dass die angrenzenden Bauteile des Wärmebrückendetails einen kleineren U-Wert aufweisen als die eines vergleichbaren Details aus dem Beiblatt 2. Dies wird anhand des Sockeldetails Bild 6.38 aufgezeigt.

Für die U-Wert Berechnung der Bauteile sind nur die Schichten zu berücksichtigen, die im Referenzbild auch bemaßt sind. Auch die Wärmeübergangskoeffizienten können vernach-lässigt werden.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-331

U-Wert Außenwand der vorhandenen Sockelausbildung (Bild 6.38 rechts):

UAW = 1 / (0,16/0,04 + 0,24/1,1) W/(m² · K) UAW = 1 / 4,22 W/(m² · K) UAW = 0,24 W/(m² · K)

U-Wert Außenwand des Referenzbildes (Bild 6.38 links):

Nachdem im Beiblatt 2 keine eindeutigen U-Werte für die Bauteile angegeben sind, sondern nur Bereiche von Schichtdicken und λ-Werten, wird davon ausgegangen, dass der größte mögliche U-Wert der einzelnen Bauteile als Vergleichswert heranzuziehen ist.

Die λ-Werte sind aus den Schraffuren der einzelnen Materialien abzulesen. In der Tabelle 3 im Beiblatt 2 sind den einzelnen Schraffuren λ-Werte zugeordnet.

UAW = 1 / ( 0,10/0,04 + 0,15/1,1) W/(m² · K) UAW = 1 / 2,64 W/(m² · K) UAW = 0,38 W/(m² · K)

Ergebnis:

Der U-Wert der Außenwand der vorhandenen Sockelausbildung ist kleiner als der des Refe-renzbildes aus Beiblatt 2.

U-Wert Kellerdecke der vorhandenen Sockelausbildung (Bild 6.38 rechts):

UAW = 1 / (0,02/0,04 + 0,06/0,04) W/(m² · K) UAW = 1 / 2 W/(m² · K) UAW = 0,5 W/(m² · K)

U-Wert Kellerdecke des Referenzbildes (Bild 6.38 links):

UAW = 1 / ( 0,02/0,04 + 0,04/0,04) W/(m² · K) UAW = 1 / 1,5 W/(m² · K) UAW = 0,67 W/(m² · K)

Ergebnis:

Auch der U-Wert der Kellerdecke der vorhandenen Sockelausbildung ist kleiner als der des Referenzbildes aus Beiblatt 2. Somit muss kein weiterer Gleichwertigkeitsnachweis nach DIN 4108, Beiblatt 2 geführt werden.

Für alle Details, deren Bauteile keinen besseren U-Wert aufweisen als die Bauteile eines vergleichbaren Details aus dem Beiblatt 2, muss die Gleichwertigkeit wie nachfolgend be-schrieben nachgewiesen werden.

Gleichwertig nach DIN 4108, Beiblatt 2 a) Gleichwertig durch eindeutige Zuordnung

Entspricht ein Detail einem der Referenzbilder aus Beiblatt 2 bezüglich der Bauteilabmes-sungen und der Wärmeleitzahlen der einzelnen Stoffschichten (innerhalb des Werteberei-ches), gilt es als gleichwertig.

Als Beispiel hierzu wird nachfolgend ein Sockeldetail mit dem entsprechenden Referenzbild aus dem Beiblatt 2 verglichen (nicht aus dem Beispiel-Haus).

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6-332 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Bild 6.38: Links: Sockelausbildung Ausführungsdetail, rechts: Referenzbild (Quelle: DIN 4108, Beiblatt 2, Bild 30)

Das für die Ausführung vorgesehene Detail liegt sowohl bezüglich der Bauteilabmessungen als auch der Wärmeleitzahlen innerhalb der im Referenzbild angegebenen Bereiche und ist somit gleichwertig. Die Gleichwertigkeit wäre nicht gegeben, wenn die Kellerwand aus Beton bestehen würde.

Weicht ein Detail bezüglich der Bauteilabmessungen oder der Wärmeleitzahlen vom Refe-renzbild ab, so kann die Gleichwertigkeit mithilfe der R-Werte untersucht werden.

b) Gleichwertigkeit durch Vergleich der Wärmedurchlasswiderstände R

Für diese Untersuchung müssen die R-Werte der einzelnen Schichten des Ausführungsde-tails sowohl die R-Wertebereiche der Schichten des Referenzbildes berechnet werden. Es muss jeder R-Wert der einzelnen Schichten innerhalb des R-Wertebereichs der Schichten des Ausführungsdetails liegen, damit dieses gleichwertig ist.

Diese Untersuchung wurde in der Tabelle 6.5 für das im Bild 6.38 dargestellte Sockeldetail durchgeführt. Die Kelleraußenwand wird im Beispiel-Haus aus Stahlbeton hergestellt.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-333

Tabelle 6.5: Ausführungsdetail und Referenzbild – Gegenüberstellung der R-Werte

Es zeigt sich, dass hier die Gleichwertigkeit nicht gegeben ist. Wenn nur der R-Wert einer Schicht nicht im R-Wertebereich des Referenzbildes liegt, ist die Gleichwertigkeit nicht gege-ben. Hier muss die Gleichwertigkeit über den ψ-Wert nachgewiesen werden.

Die Wärmeleitzahlen für die einzelnen Schichten in den Referenzbildern sind in DIN 4108, Beiblatt 2, Tabelle 1 definiert. Danach ergibt sich für die Wand im Referenzbild 30 ein λ-Wert von 0,21 < 1,1 W/(m · K).

c) und d) Nachweis über die ψ-Werte

Für den Nachweis nach d) und e) muss die Gleichwertigkeit über die ψ-Werte der einzelnen Details nachgewiesen werden. Diese können entweder mithilfe eines Wärmebrückenkata-logs ermittelt werden, in dem die vorhandenen Details mit den dazugehörigen ψ-Werten ab-gebildet sind, oder für die darin nicht abgebildeten Details mit einem geeigneten Wärmebrü-cken-Programm berechnet werden. Für Altbauten gibt es leider nur wenige Details in Wärmebrückenkatalogen, so dass hier die Gleichwertigkeit meist nur über die genaue Be-rechnung der ψ- Werte erfolgen kann.

Die Gleichwertigkeit von Details muss nur für Wärmebrücken geführt werden, die im Beiblatt 2 enthalten sind. Die vorhandenen Details müssen den Details aus dem Beiblatt 2 zugeord-net werden. Es geht dabei nicht darum, dass die Details gleich ausschauen müssen, son-dern vom Prinzip das gleiche Darstellen, wie z.B. eine Gebäudeecke oder einen Fensteran-schluss.

In der Tabelle 6.6 wurde für das Beispiel-Haus ein Gleichwertigkeitsnachweis anhand der ψ-Werte aus der Tabelle 6.4 geführt.

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6-334 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Tabelle 6.6: Gleichwertigkeitsnachweis mithilfe der ψ-Werte aus der Tabelle 6.4

Wie aus der Tabelle ersichtlich, sind einige Details nicht gleichwertig mit dem Beiblatt 2. Bei der Sanierung von Altbauten gelingt der Gleichwertigkeitsnachweis meist nur, wenn auch wirklich alle Details wärmetechnisch optimiert werden können.

Bei dem WB-Detail 1.01 wurde die Kelleraußenwand nicht gedämmt, weil dies durch den Anbau außen nicht möglich ist.

Bei dem WB-Detail 7.01 könnte durch eine Nachbesserung der zulässige ψ-Wert eingehalten werden.

Bei dem WB-Detail 9.03 müsste das Auflager des Fensters verändert werden, damit der zu-lässige ψ-Wert eingehalten wird.

Es muss also bei der Berechnung der Transmissionswärmeverluste HT entweder mit dem pauschalen Wärmebrückenfaktor ΔUWB von 0,10 W/(m² · K) gerechnet werden oder mit ei-nem genau ermittelten wie nachfolgend dargestellt.

Hinweis:

Die Transmissionswärmeverluste des Beispiel-Hauses wurde mit dem pauschalen Wärme-brückenfaktor ΔUWB = 0,05 W/(m² · K) berechnet, da zum Zeitpunkt der Berechnung der de-taillierte Wärmebrückenfaktor noch nicht vorlag.

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-335

6.1.5.4 Genaue Berechnung des Wärmebrückenzuschlags ΔUWB

Wird ein Gebäude wärmebrückenfrei konstruiert oder saniert, sollte der Wärmebrückenzu-schlag ΔUWB = 0,025 W/(m² · K) nicht überschreiten. Bei einer genauen Berechnung von ΔUWB darf dieser meist kleinere Faktor als 0,05 W/(m² · K) dann angesetzt werden. Dies führt zu wirtschaftlicheren Lösungen bei der Erreichung von Energiesparhäusern, die unter ande-rem von der KfW-Bank gefördert werden.

Bei der Sanierung von Altbauten ist es, wie bereits erwähnt, schwierig, alle Details wärme-technisch zu optimieren. Wenn die Wärmebrücken im Kellerbereich nicht beseitigt werden können, liegt der Wärmebrückenfaktor meist zwischen 0,05 und 0,10 W/(m² · K). Bei Anbrin-gen von Innendämmungen kann dieser auch über 0,10 W/(m² · K) ansteigen.

Für die Berechnung müssen die Längen der nach DIN 4108-6 und DIN V 18599 zu berück-sichtigenden Wärmebrücken bestimmt werden, nicht nur diejenigen, die für den Gleichwer-tigkeitsnachweis notwendig sind:

„– Gebäudekanten,

– bei Fenstern und Türen: Laibungen (umlaufend),

– Decken- und Wandeinbindungen,

– Deckenauflager [und]

– wärmetechnisch entkoppelte Balkonplatten“.

Der zusätzliche spezifische Wärmeverlust HT,WB an den einzelnen Wärmebrücken kann dann über nachfolgende Formel berechnet werden:

HT,WB =Σψi li W/K

ψ = längenbezogener Wärmebrückendurchgangskoeffizient W/(m · K) l = Länge der Wärmebrücke m

Der Wärmebrückenzuschlag ΔUWB ergibt sich, indem der berechnete spezifische Wärmever-lust HT,WB durch die Hüllfläche geteilt wird. Dadurch erhält man die zusätzlichen Wärmever-luste pro m² Hüllfläche.

ΔUWB = HT,WB /A W/(m² · K) (Formel 6.23)

In den Plänen der Bilder Bild 6.30 bis Bild 6.37 sind für das Beispiel-Haus alle relevanten Wärmebrücken eingezeichnet und nummeriert. In Tabelle 6.7 würde für die einzelnen Wär-mebrücken die Längen ermittelt und der spezifische Wärmeverlust HT,WB sowohl für das un-sanierte als auch für das sanierte Gebäude berechnet.

(Formel 6.22)

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6-336 6 Schwachstellen – Wärmebrücken

Tabelle 6.7: Genaue Berechnung der spezifischen Wärmebrückenverluste HT,WB

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6 Schwachstellen – Wärmebrücken 6-337

Bei einer Hüllfläche des Beispiel-Hauses von 582,09 m² ergibt sich folgender Wärmebrü-ckenzuschlag:

Bestand:

ΔUWB = HT,WB / A W/(m² · K)

ΔUWB = 44,53 W/K / 582,09 m² W/(m² · K)

ΔUWB = 0,083 W/(m² · K)

Saniert:

ΔUWB = HT,WB / A W/(m² · K)

ΔUWB = 44,16 W/K / 582,09 m² W/(m² · K)

ΔUWB = 0,084 W/(m² · K)

Interessant ist, dass beim Bestandgebäude die Wärmeverluste in Summe gleich sind mit denen des sanierten Gebäudes. Der hohe Wärmebrückenfaktor ergibt sich in erster Linie aus den hohen Wärmeverlusten im Kellerbereich. Würde der Keller ganz als unbeheizt angesetzt werden, ergibt sich ein ΔUWB von ca. 0,02 W/(m² · K).

Es ist also nur sinnvoll, die Wärmeverluste über die Wärmebrücken detailliert zu berechnen, wenn auch alle Details weitgehend wärmebrückenfrei ausgebildet werden.

6.1.6 Mindestwärmeschutz

Die DIN 4108-2, Tabelle 3 enthält Mindestwerte der Wärmedurchlasswiderstände sowohl für die Bauteile, die für den Energieausweis zu erfassen sind, als auch für solche, die innerhalb des Gebäudes Bereiche unterschiedlicher Nutzung trennen oder von verschiedenen Eigen-tümern genutzt werden.

6.1.6.1 Mindestwärmeschutz an Wänden

Die in DIN 4108-2, Tabelle 3 aufgeführten Wärmedurchlasswiderstände für Wände müssen an jeder Stelle vorhanden sein, so u. a. an Nischen unter Fenstern, Brüstungen von Fenster-bauteilen, Fensterstürzen, im Wandbereich auf der Außenseite von Heizkörpern und Rohr-kanälen (siehe auch Schneider, K.-J., 2004).

6.1.6.2 Rollladenkästen

Der Wärmeschutz an Rollladenkästen kann entweder nachgewiesen oder über den Wärme-brückenzuschlag ΔUWB erfasst werden, wenn seine Fläche in der Umfassungsfläche integ-riert ist. Bei der Berücksichtigung von ΔUWB = 0,05 W/(m² · K) muss die Ausführung DIN 4108, Beiblatt 2 entsprechen.

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6-338 6 Schwachstellen – Tauwasser

Tabelle 6.8: Mindestwerte für Wärmedurchlasswiderstände von Bauteilen (Quelle: DIN 4108-2, Tabelle 3)

6.2 Tauwasser 6.2.1 Tauwasser an Bauteiloberflächen

6.2.1.1 Wasserdampf in Räumen

Im Kapitel 3.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass der Wassergehalt innerhalb von Bau-stoffen auch von dem in der Raumluft enthaltenen Wasserdampf beeinflusst wird. Weiterhin kann dieser an kalten Bauteiloberflächen kondensieren und somit Schimmelpilze nähren.

In diesem Kapitel wird erläutert, wie es zur Wasserdampfkondensation kommt und wie man an Bauteilen die Gefahr der Schimmelpilzbildung überprüfen kann.

Aus Bild 6.39 und der Tabelle 6.9 geht hervor, dass innerhalb einer Wohnung erhebliche Mengen Wasserdampf erzeugt werden.

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-339

Bild 6.39: Be- und Entfeuchtung

Tabelle 6.9: Feuchtequellen in Wohnräumen nach Erhorn/Gertis

Wasserabgabe ca. g/h

Mensch

leichte Aktivität mittelschwere Aktivität schwere Arbeit

30 – 60 120 – 300 200 – 300

Räume

Bad Wannenbad Duschen

700 2.600

Küche Kochen Tagesmittel

600 – 150 100

Die Tabelle enthält nur die wichtigsten Aktivitäten. Nicht enthalten ist z. B. die Wasserver-dunstung von Topfpflanzen. Diese ist genauso groß wie die eingebrachte Gießwassermenge und kann bei entsprechender Pflanzenzahl die Werte in der Tabelle erheblich überschreiten.

Für das bessere Verständnis der Wasserdampfdiffusion werden nachfolgend die physikali-schen Grundlagen von Wasser und Wasserdampf besprochen.

6.2.1.2 Das Wassermolekül

Eine Vielzahl von physikalischen und chemischen Vorgängen ist durch den geometrischen Aufbau und die sich daraus ergebende Polarität des Wassermoleküls erklärbar. So ist z. B. die Kondensationstemperatur von Wasserdampf wesentlich höher als die der anderen Luft-bestandteile, was – genauso wie das größere Volumen von gefrorenem gegenüber flüssigem Wasser – auf die Wasserstoffbrückenbindung zurückzuführen ist.

Zum Verständnis der Mechanismen der Wasserdampfkondensation ist es hilfreich, sich den Wasserdampf als einzelne sich schnell bewegende Moleküle vorzustellen.

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6-340 6 Schwachstellen – Tauwasser

In Abhängigkeit zu der pro Raumeinheit vorhandenen Menge stoßen die Moleküle mehr oder weniger häufig zusammen und führen somit Zickzackbewegungen aus (ca. 1029 Moleküle in einem cm³ je Sekunde). Binden sich mehrere Moleküle zu kleinen Gruppen, entsteht Nebel. Aus großen Gruppen entsteht Regen.

Bild 6.40: Wassermolekül

6.2.1.3 Wasserdampfkondensation

Wassermoleküle können in der Luft, an der Oberfläche oder innerhalb von Baustoffen kon-densieren. Ob dies geschieht, ist von deren Menge und deren Temperatur abhängig.

Wassermoleküle können sich so lange frei bewegen, d. h. sie sind so lange gasförmig, wie ihre Energie aus den Temperaturbewegungen größer ist als die der gegenseitigen Anzie-hung. Die Wahrscheinlichkeit der gegenseitigen Anziehung wächst mit der Anzahl der Was-sermoleküle innerhalb eines Raumes, sodass sich in einem Raum mit einer bestimmten Temperatur und bei gleichbleibendem Druck nur eine bestimmte Anzahl von Molekülen frei bewegen kann. Erhöht sich die Anzahl oder senkt sich deren Temperatur, kommt es zur Wasserstoffbrückenbildung – Kondensation – und es fällt so viel Wasser aus, bis sich wieder ein Gleichgewicht einstellt.

Bild 6.41: Wassermoleküle – kinetische Energie ≥ Wasserstoffbrückenbindung – keine Kondensation

Wenn Bewegungsenergie und Teilchenabstand sehr groß sind, bewegen sich die Dampfteil-chen frei im Raum.

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-341

Kondensation durch Erhöhung Kondensation durch Abkühlung des Wasserdampfgehaltes

Bild 6.42: Möglichkeiten der Wasserdampfkondensation

Verringert sich der Teilchenabstand durch Eindringen zusätzlicher Wassermoleküle oder verringert sich die Temperatur (Bewegungsenergie), kommt es zur Bildung von Wasserstoff-brücken und somit zur Kondensation.

Um hierdurch eventuell entstehende Tauwasserschäden zu vermeiden, ist es erforderlich, die mögliche Menge der bei einer bestimmten Temperatur frei beweglichen Wassermoleküle zu kennen. Diese Menge lässt sich experimentell ermitteln und für jede Temperatur angeben.

6.2.1.4 Wasserdampfdruck

Die sich in einem Gas frei bewegenden Moleküle erzeugen auf eine Raumbegrenzung einen von ihrer Temperatur und ihrer Anzahl abhängigen Druck. Aus dem Druck eines Gases kann deshalb abgeleitet werden, wie viele Moleküle bei einer bestimmten Temperatur in ihm ent-halten sind. Der Gesamtdruck eines Gasgemisches, z. B. der Luft, setzt sich aus Teildrücken seiner Bestandteile zusammen.

Die Luft besteht aus ca. 21 Vol.-% Sauerstoff, ca. 78 Vol.-% Stickstoff, den Rest von 01 Vol.-% bilden andere Gase (z. B. Wasserdampf).

Der Wasserdampfdruck pD ist somit ein Teil des atmosphärischen Luftdruckes pges.

pges. = pL + pD Pascal [Pa] (Formel 6.24)

pL = Druckanteil der Luft pD = Druckanteil des Wasserdampfs

Gemessen wird der Dampfruck in Pascal:

1 Pa = 1 N/m²

Der Atmosphärendruck beträgt etwa 100.000 Pa = 100 kN/m².

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6-342 6 Schwachstellen – Tauwasser

Die Druckdifferenz Δp von Wasserdampf ist nicht geradlinig proportional zur Temperatur-differenz Δθ. Die unten dargestellte Tabelle und das Diagramm zeigen, das bei hoher Tem-peratur die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft größer ist als bei niedriger Temperatur. Das bedeutet, dass an kalten Wänden eine geringere Erhöhung der Luftfeuchte zur Tauwasser-bildung führt als an wärmeren Wandoberflächen.

°C Pa g/m³ – 10 260 2,14

0 611 4,80

10 1228 9,40

20 2340 17,30

30 4244 30,30

Bild 6.43: Maximaler Dampfdruck und maximaler Wassergehalt in der Luft in Abhängigkeit von der Temperatur

Die bei einer bestimmten Temperatur mögliche Sättigungsmenge fs von Wassermolekülen in g/m³ entspricht dem Wasserdampfsättigungsdruck ps in Pa. Beide Werte können entspre-chenden Tabellen (siehe Bild 6.37) entnommen oder berechnet werden.

ps kann näherungsweise wie folgt berechnet werden:

ps = a (b + C 100 °

θ )c Pa

Die Konstanten a, b und c werden für zwei Temperaturbereiche festgelegt.

Tabelle 6.10: Werte der Konstanten a, b und c, angegeben für verschiedene Temperaturbe-reiche nach DIN 4108-3, Tabelle A.3

0 °C ≤ θ ≤ 30 °C – 20 °C ≤ θ ≤ 0 °C

a in Pa 000288,68 00004,689

b 000001,098 00001,486

c 000008,02 00012,30

Beispiel: Größe des Sattdampfdrucks ps bei 20 °C

ps = 288,68 (1,098 + 10020 ) 8,02

= 2.338,19 Pa

Nach DIN 4108-3, Tabelle A.2 für temperaturabhängigen Wasserdampfsättigungsdruck be-trägt der Wert 2.340 Pa.

(Formel 6.25)

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-343

Tabelle 6.11: Wasserdampfsättigungsdruck im Temperaturbereich von 30,9 °C bis – 20,9 °C (Quelle: DIN 4108-3, Tabelle A.2)

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6-344 6 Schwachstellen – Tauwasser

Relative Luftfeuchte φ Bei der Untersuchung von Tauwasserproblemen interessiert, wie weit die Temperatur an der Oberfläche oder innerhalb eines Bauteils gegenüber der Temperatur in der Raumluft absin-ken darf, damit es dort zu keiner Wasserdampfkondensation kommt. Man möchte wissen, wie viel Wasserdampf in der Luft vorhanden ist bzw. wie viel darin Platz hätte. Dieses Ver-hältnis wird durch die relative Luftfeuchte φ angegeben.

Bild 6.44: Relative Luftfeuchte als Verhältnis zwischen möglicher und vorhandener Wasser-dampfmenge und Funktionsschema des Hygrometers

Funktion des Hygrometers Der Hygrometer überträgt die durch Feuchtigkeitsaufnahme bzw. -abgabe entstehende Län-genänderung eines Mediums (z. B. Haare) auf eine Skala. Das trockene Medium zeigt 0 %, das nasse 100 % relative Luftfeuchte an.

Mit dem Wert der relativen Luftfeuchte φ können von der bei einer bestimmten Temperatur möglichen Wasserdampfmenge die

Sättigungsmenge cs g/m³

bzw. der Sattdampfdruck ps Pa

sowie die tatsächlich in der Luft enthaltene Wasserdampfmenge als absolute Luftfeuchte c g/m³

bzw. absoluter Dampfdruck p Pa

berechnet werden.

Ist die in der Luft enthaltene Wassermenge bzw. der daraus resultierende Dampfdruck und die maximal mögliche Menge bzw. der maximale Dampfdruck bekannt, ergibt sich die vor-handene relative Luftfeuchte wie folgt:

φ = c/cs 100 % % (Formel 6.26)

bzw.

φ = p/ps 100 % % (Formel 6.27)

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-345

Für die an einem Hygrometer abgelesene relative Luftfeuchte errechnet sich die vorhandene Dampfmenge (absolute Feuchte bzw. absoluter Dampfdruck) aus der Sättigungsmenge (fs bzw. ps ) wie folgt:

c = φ cs /100 g/m³ (Formel 6.28)

bzw.

p = 100

ps⋅φ Pa

Rechenbeispiel: Relative Luftfeuchte Wie groß ist der absolute Dampfdruck in Pa, wenn ps = 2.340 Pa und die relative Luftfeuchte φ = 50 % beträgt?

P = 100

ps⋅φ Pa

ps = 2.340 Pa

P = 1002.34050 ⋅ = 1.170 Pa

ps ist für die entsprechende Temperatur DIN 4108-3, Tabelle A.2 zu entnehmen (siehe Tabelle 6.11). Danach beträgt bei 20 °C der Sattdampfdruck ps= 2.340 Pa.

6.2.1.5 Taupunkttemperatur θs

Die Temperaturen an der inneren Oberfläche von an die Außenluft grenzenden Bauteilen sind im Winter an jeder Stelle, insbesondere im Bereich von Wärmebrücken, niedriger als die Raumluft. In diesem Bereich ist deshalb die maximal mögliche Wasserdampfmenge kleiner als in der Raumluft.

Die Temperatur, bei der sich in Bezug auf das Raumklima die Sättigungsmenge einstellt, wird als Taupunkttemperatur bezeichnet.

Innerhalb von Kapillaren kommt es schon bei einem geringeren Anteil an Wasserdampf zur Kondensation. Kapillarkondensation kann schon bei 70 bis 80 % relativer Luftfeuchte ein-treten.

θs

θiTemperaturkurve

Bild 6.45: Links: Taupunkttemperatur θs in Abhängigkeit des bei θi möglichen und des vor-handenen Dampfdrucks pi/ps. Rechts: Schema der Wasserdampfkondensation in Kapillaren

Die Taupunkttemperatur θs kann für die absolute Luftfeuchte c in g/m³ bzw. p in Pa aus DIN 4108-3, Tabelle A.4 abgelesen werden.

(Formel 6.29)

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6-346 6 Schwachstellen – Tauwasser

Rechenbeispiel: Taupunkttemperatur Bei welcher Bauteiloberflächentemperatur fällt Tauwasser aus?

Gegeben:

Relative Luftfeuchte φ = 50 % Lufttemperatur θi = 20 °C

Gesucht:

Taupunkttemperatur θs

Arbeitsschritte und Formeln:

a) Für θ i = 20 °C Sattdampfdruck aus Tabelle 6.11 ablesen.

b) Den absoluten Dampfdruck für gegebene relative Luftfeuchte berechnen.

p = 100

ps⋅φ Pa

c) Aus der Tabelle ablesen, bei welcher Temperatur der Dampfdruck zum Sattdampfdruck wird.

Berechnung:

a) ps bei 20 °C = 2.340 Pa

b) p = 1002.340 50 ⋅ = 1.170 Pa

d) 1170 Pa ist der Sattdampfdruck bei einer Temperatur von 9,3 °C.

Ergebnis:

Die Taupunkttemperatur für die gegebenen Klimadaten beträgt ca. 9,3 °C.

Bereits ausgerechnet findet man diese Werte in DIN 4108-3, Tabelle A.4 „Taupunkttempera-tur der Luft in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchte“.

Um Tauwasserausfall zu vermeiden, muss die Wärmedämmung so dimensioniert werden, dass die innere Oberflächentemperatur an keiner Stelle des Bauteils die Taupunkttemperatur erreicht. Um Schimmelpilzbildung zu vermeiden, darf die innere Oberflächentemperatur θsi = 12,6 °C nicht unterschreiten.

Rechenbeispiel: Zulässige relative Luftfeuchte Wie groß darf die relative Luftfeuchte sein, damit an der inneren Oberfläche einer Außen-wand kein Tauwasser ausfällt?

Gegeben: Gesucht:

Oberflächentemperatur θsi = 16 °C φ max. rel. Feuchte für tauwasserfreie Oberfläche

Raumtemperatur θi = 20 °C

Arbeitsschritte und Formeln:

Damit kein Tauwasser ausfällt, darf in der Raumluft maximal so viel Feuchtigkeit vorhanden sein, wie diese bei der Temperatur der Wandoberfläche aufnehmen kann. Die maximale re-lative Luftfeuchte ergibt sich aus dem Verhältnis des möglichen Dampfdrucks an der Wand-oberfläche zu dem in der Raumluft.

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-347

Bild 6.46: Die maximale relative Luftfeuchte ergibt sich aus dem bei θsi vorhandenen Dampf-druck ps,θsi zu dem bei θi möglichen Dampfdruck an Bauteiloberflächen ps,θi

ps,θsi aus Tabelle 6.10 für 16 °C = 1.818 Pa ps,θi aus Tabelle 6.10 für 20 °C = 2.340 Pa

ps,θsi = Sattdampfdruck an der inneren Bauteiloberfläche ps,θi = Sattdampfdruck der Raumluft

φ = si

i

s,θ

s,θ

ρρ

100 %

Berechnung:

φ = 100 2.3401.818 ⋅ %

= 77,6 %

Ergebnis:

Die relative Luftfeuchte im Raum darf 77,6 % nicht überschreiten.

Mit einer tauwasserfreien Oberfläche kann gerechnet werden, wenn die Mindestwerte des Wärmeschutzes nach DIN 4108-2 sowie für die Vorgaben für Wärmebrücken nach DIN 4108, Beiblatt 2 eingehalten werden.

6.2.1.6 Vermeidung von Schimmelpilzen

Grenztemperatur an der inneren Bauteiloberfläche Für das Entstehen von Schimmelpilzen genügt es, dass 80 % des Sattdampfdruckes erreicht werden, da es bei dieser Konzentration von Wasserdampfmolekülen in feinen Kapillaren frü-her zu Wasserstoffbrückenbindungen kommt (siehe Bild 6.45). Nach DIN 4108-2 ist deshalb für alle Konstruktionen, die von denen in DIN 4108, Beiblatt 2 dargestellten Referenzbildern abweichen, der Nachweis zu erbringen, dass der Temperaturfaktor fRsi an der ungünstigsten Stelle den Wert von 0,7 nicht unterschreitet. Mit den in DIN 4108-2 vorgegebenen Klimadaten kann damit die diesbezüglich kleinste zulässige Oberflächentemperatur θsi berechnet werden. Rechenbeispiel: Oberflächentemperatur für fRsi = 0,7

θsi aus fRsi errechnet sich nach der Formel:

θsi = fRsi (θi – θe) + θe

(Formel 6.11) Für die Klimadaten: θi = 20 °C θe = – 5 °C

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6-348 6 Schwachstellen – Tauwasser

ergibt sich:

θsi = 0,7 [20 – (– 5)] + (– 5) = 12,5 °C

Die Temperatur an inneren Bauteiloberflächen darf an keiner Stelle 12,5 °C unterschreiten.

Untersuchung eines Sockeldetails auf Tauwasserausfall In Kapitel 6.1.5.3 wurde eine Sockelausbildung bezüglich der Gleichwertigkeit zu DIN 4108, Beiblatt 2 diskutiert. Nach DIN 4108-2 sind alle formbedingten und stoffbedingten Wärme-brücken, die beispielhaft in DIN 4108, Beiblatt 2 aufgeführt sind, ausreichend wärmege-dämmt. Hierfür ist kein Nachweis erforderlich.

Für alle davon abweichenden Konstruktionen muss der Temperaturfaktor an der ungünstigs-ten Stelle die Mindestanforderung fRsi ≥ 0,70 erfüllen. Dies entspricht bei den in der DIN 4108-2 angegebenen Randbedingungen einer raumseitigen Oberflächentemperatur von θsi = 12,6 °C bei 20 °C Raumtemperatur.

Um den entsprechenden Nachweis zu erbringen, muss dieses Detail mit einem Wärmebrü-ckenprogramm untersucht werden, das die Temperaturen an der inneren Oberfläche dar-stellt. Das ist z. B. mit dem Programm ARCHIDISK-Isothermen (Profi-CD) möglich.

Bild 6.47: Temperatur an der Kante Außenwand/Kellerdecke

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-349

Das Bild 6.47 zeigt den Originalausdruck des Sockeldetails, wie er von dem Programm ARCHIDISK-Isothermen erstellt wurde.

Auf dem vergrößerten Ausschnitt ist erkennbar, dass die niedrigste Temperatur an der Wandoberfläche mit 15 °C etwas oberhalb des Fußbodens liegt. Berücksichtigt man auch noch eine Holzsockelleiste, kann man erkennen, dass sich zwar an deren Oberfläche eine etwas höhere Temperatur, aber dahinter niedrigere Temperaturen ergeben als ohne Sockel-leiste. Die Zwölf-Grad-Linie liegt etwa in der Mitte des Estrichrandstreifens.

Rechenbeispiel: Zulässige relative Luftfeuchte in Raumluft und Kellerluft Wie groß darf die maximale relative Luftfeuchte sein, damit es an den Deckenkanten zu kei-ner Schimmelbildung kommt?

Gegeben:

Im Wohnraum:

a) Raumluft θLuft = 20 °C Ps = 2.340 Pa

θsi,min. am Sockel = 16 °C Ps = 1.818 Pa

b) Kellerluft θLuft = 10 °C Ps = 1.228 Pa

θsi,min. an d. Decke = 9,5 °C Ps = 1.187 Pa Gesucht:

Maximale relative Luftfeuchte in der beheizten Raumluft und der unbeheizten Kellerluft.

Berechnung:

a) φmax. Raumluft

pmax. = 80 % von ps bei 16 °C ps bei 16 °C = 1.818 Pa

1.818 10080 = 1.454,4 Pa

Diese Werte des Dampfdrucks dürfen auch in der Raumluft mit 20 °C nicht überschritten werden. Daraus ergibt sich die relative Luftfeuchte in der Raumluft mit:

φmax. Raumluft = max.

20 C

p 100p °

= 1002.340

1.454,4 ⋅ = 62 %

b) φmax. Kellerluft

pmax. = 80 % von ps bei 9,5 °C

ps bei 9,5 °C = 1.187 Pa

1.187 10080 = 949,6 Pa

φmax. Kellerluft = max.

10 C

p 100p °

= 1001.228949,6 ⋅ = 77 %

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6-350 6 Schwachstellen – Tauwasser

Ergebnis:

Zur Vermeidung von Schimmelpilzen darf die relative Luftfeuchte in der Raumluft 62 %, in der Kellerluft 77 % nicht übersteigen.

6.2.2 Tauwasser innerhalb von Bauteilen

6.2.2.1 Einleitung

Durch Wasserdampfkondensation innerhalb des Bauteilquerschnittes kommt es zur Durch-feuchtung der Baustoffe. Dies hat immer eine Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit zur Folge. Kann die Feuchtigkeit nicht mehr austrocknen, besteht bei organischen Materialien die Ge-fahr der Fäulnisbildung. Nach DIN 4108-3 ist für Außenwände und Dächer, die nach Ab-schnitt 4.3 nicht ausdrücklich davon ausgeschlossen sind, ein rechnerischer Tauwasser-nachweis erforderlich.

Anmerkung zur Anwendung des Glaserdiagramms Das in der DIN 4108-3 aufgeführte und als Regel der Technik anerkannte Glaserverfahren ist nur bei Ansatz der vorgegebenen strengen Klimafaktoren zur Abschätzung der Tauwasser-bildung in einer geplanten Konstruktion geeignet. Die tatsächlichen Feuchteverhältnisse, insbesondere in Bauteilen aus mineralischen Stoffen, sind aufgrund der Kapillarkondensation und des kapillaren Wassertransports sowie der immer vorhandenen Eigenfeuchte wesentlich komplexer.

Bei Ansatz anderer Klimafaktoren werden die Ergebnisse des Glaserverfahrens fragwürdig. Auch für die Überprüfung bereits errichteter Bauteile ist das Glaserdiagramm ungeeignet.

Glaserdiagramm mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz (Profi-CD) Dieses Programm ermöglicht die Erstellung des Glaserdiagramms. Das Handling ist auf der Profi-CD beschrieben. Nachfolgend ist die entsprechende Untersuchung für ein Dach darge-stellt.

Der Feuchtegehalt innerhalb eines Bauteils ist sowohl von den Austrocknungsmöglichkeiten des bei der Errichtung des Neubaus eingebrachten Wassers, der Wasseraufnahme bei Be-witterung als auch von einer eventuellen Wasserdampfkondensation durch Nutzungsfeuchte abhängig. Praktikable Rechenverfahren zu einer quantitativen Erfassung all dieser Mecha-nismen wurden in den letzten Jahren vom Fraunhofer-Institut in Holzkirchen entwickelt (siehe PC-Programm des „wufi“).

Die für diese Untersuchungen zu verwendenden Klima- und Stoffdaten sind derzeit noch nicht genormt. Zur Abschätzung der Wasserdampfkondensation durch Nutzungsfeuchte in-nerhalb von Bauteilen gilt deshalb das in der DIN 4108-3 beschriebene Verfahren derzeit noch als Regel der Technik.

6.2.2.2 Wasserdampfdiffusion

Nachfolgend werden die dem Glaserverfahren zugrunde liegenden Algorithmen beschrieben.

Im Winter ist in Aufenthaltsräumen durch die Wasserdampfabgabe von Menschen, Tieren und Pflanzen mehr Feuchtigkeit vorhanden als in der Außenluft. Der Dampfdruck in den In-nenräumen ist deshalb größer als in der Außenluft. So beträgt z. B. der Sattdampfdruck bei Normklima nach DIN 4108-3:

innen für θ = 20 °C ps = 2340 Pa

außen für θ = – 10 °C ps = 260 Pa

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-351

Ein Feuchtigkeitsausgleich erfolgt in der Regel durch ausreichendes Lüften. Da aber alle Baustoffe mehr oder weniger porös sind, kann in diese Wasserdampf ein- bzw. hindurchdif-fundieren. Die hierdurch transportierten Feuchtemengen sind sehr gering und im Vergleich zur Fensterlüftung unbedeutend. Eine Beeinflussung des Raumklimas findet dadurch nicht statt. Bei andauernder Kondensation von Wasserdampf innerhalb des Bauteils kann es aller-dings zur Feuchtigkeitsanreicherung mit den zuvor genannten Folgen kommen.

Vorgang:

Ist in zwei getrennten Bereichen unterschiedlicher Gasdruck vorhanden, besteht das Bestre-ben, diesen über das trennende Element auszugleichen. Besteht der Druckunterschied zwi-schen dem in der Innen- und Außenluft vorhandenen Wasserdampf, können in ein poröses Bauteil Wassermoleküle eindringen und aufgrund des dort vorhandenen Temperaturgefälles kondensieren.

Bild 6.48: Wasserdampfdiffusion durch Bauteile

Wasserdampfkondensation kann sowohl durch Unterschreitung der Taupunkttemperatur als auch durch Überschreitung der bei einer bestimmten Temperatur möglichen Wasserdampf-menge erfolgen (siehe Kapitel 6.2.1.3). Letzteres wird beim Atmen an einem kalten Winter-tag sichtbar. Der am Morgen in der Natur vorhandene Tauniederschlag ist durch Unterschrei-tung der Taupunkttemperatur entstanden.

Überträgt man diese bei freier Beweglichkeit der Moleküle geltenden Mechanismen auf die Poren und Kapillaren in Stoffen, kann man durch Bestimmung der Temperaturen und der eindringenden Dampfmenge eine mögliche Kondensation innerhalb des Bauteils abschätzen.

Bild 6.49: Wasserdampfkondensation in einer Kapillare

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6-352 6 Schwachstellen – Tauwasser

In Bild 6.49 ist der innerhalb eines Bauteils vorhandene Temperaturverlauf und der sich hier-für einstellende Sattdampfdruck eingezeichnet (mögliche Menge). Die als Gerade gezeichne-te „Teildampfdruckkurve“ (vorhandene Menge) gibt den sich in Abhängigkeit von der Dampf-durchlässigkeit des Stoffes und der in der Innen- und Außenluft enthaltenen Dampfmenge einstellenden Dampfdruck an. Überschreitet dieser an einer Stelle den möglichen Satt-dampfdruck, kommt es zur Tauwasserbildung. Mit den nachfolgend definierten Messgrößen kann dieser Vorgang rechnerisch erfasst werden (siehe auch Kondens-sim auf Buch- und Profi-CD).

6.2.2.3 Messgrößen zur Bestimmung der diffundierenden Dampfmengen

Wasserdampfdiffusionsdurchlasskoeffizient W Jeder Stoff stellt dem Wasserdampfdiffusionsstrom in Abhängigkeit von seiner Struktur einen Widerstand entgegen. In der Luft sind dies die Moleküle der anderen Luftgase, in fester Ma-terie die Stoffteilchen.

Die Dampfdurchlässigkeit eines Stoffes ist von dessen Porosität abhängig und wird durch den Wasserdampfdiffusionsdurchlasskoeffizient W in kg/(m2 · h · Pa) beschrieben. Dieser gibt an, wie viel Kilogramm Wasserdampf in einer Stunde pro Quadratmeter Wandfläche diffundiert, wenn die Differenz des Dampfdrucks zwischen innerer und äußerer Oberfläche 1 Pa beträgt.

In einer Luftschicht mit der Dicke d gilt:

W = 61051,d1

⋅⋅

Pah²mkg

⋅⋅

(Formel 6.30)

d = Dicke der Luftschicht

WFeststoff = ⋅ ⋅ ⋅ 6

1μ d 1,5 10

Pah²m

kg⋅⋅

(Formel 6.31)

µ = Wasserdampfdiffusionswiderstand (wird noch erläutert)

Um den W-Wert für Feststoffe zu berechnen, ist der durch Luftmoleküle erzeugte Dampf-diffusionswiderstand noch mit dem µ-Wert des Stoffes zu multiplizieren.

Bild 6.50: Wasserdampftransport

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-353

Beispiel:

Ziegel mit µ = 5 und d = 0,365 m

WZiegel = 6101,50,3655

1⋅⋅⋅

= 0,37 10-6 Pah²m

kg⋅⋅

Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand Z Der Diffusionswiderstand einer Stoffschicht ist der Reziprokwert des Diffusionskoeffizienten:

Z = W1

kghmPa 2 ⋅⋅

(Formel 6.32)

bzw.

Z = 1,5 106 µ d kg

hmPa 2 ⋅⋅

(Formel 6.33)

Bild 6.51: Dampfdiffusionswiderstand

Beispiel:

Unterschied zwischen dem Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand einer Luftschicht und der einer gleich dicken Ziegelschicht (d = 0,3 m).

ZLuft = 0,3 1,5 106 = 0,45 106 kg

hmPa 2 ⋅⋅

ZZiegel = 5 0,3 1,5 106 = 2,25 106 kg

hmPa 2 ⋅⋅

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6-354 6 Schwachstellen – Tauwasser

Dampfdiffusionsstromdichte g Die durch die Kapillaren strömende Dampfmenge ist neben der Durchlässigkeit des Stoffes auch von dem zwischen Innen- und Außenluft bestehenden Dampfdruckunterschied abhän-gig. Die diffundierende Dampfmenge wird als Dampfdiffusionsstromdichte g bezeichnet.

Die Dampfdiffusionsstromdichte g gibt an, wie viel Kilogramm Wasserdampf in einer Stunde durch einen Quadratmeter eines Stoffes diffundieren.

g = W (pi – pe) = Z

pp ei − 2 ⋅kg

m h

(Formel 6.34)

pi = Wasserdampfpartialdruck innen in Pa pe = Wasserdampfpartialdruck außen in Pa W = Wasserdampfdiffusionsdurchlasskoeffizient Z = Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand

Bild 6.52: Dampfdiffusionsstromdichte g

Dampfdiffusionsstromdichte für:

pi = 1.170 Pa; pe = 208 Pa; Schichtdicke d = 0,3 m

Luft Z = 0,45 106

Ziegel Z = 2,25 106

gLuft = (1.170 – 208)/0,45 106 = 0,002 kg/m2 · h

gZiegel = (1.170 – 208)/2,25 106 = 0,0004 kg/m2 · h

Wie man sieht, sind die durch Diffusion transportierten Wassermengen in der Praxis sehr klein.

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6 Schwachstellen – Tauwasser 6-355

Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ Die durch einen Stoff hindurchgehende Dampfmenge wird über den Faktor µ mit der Menge verglichen, die durch eine gleich dicke Luftschicht diffundiert. µ ist die Dampfdiffusionswider-standszahl. Sie ist als reiner Vergleichswert dimensionslos.

Bild 6.53: Dampfdiffusionswiderstandszahl µ

Der µ-Wert wird ermittelt, indem man einen mit Trocknungsmittel (z. B. Silicat-Gel) gefüllten Behälter mit dem zu untersuchenden Stoff verschließt und in einen Klimaschrank mit gleich-mäßiger Luftfeuchtigkeit stellt. Durch die Gewichtszunahme des hygroskopischen Materials kann man die Dampfdurchlässigkeit des Verschlussmaterials berechnen.

Da die gleichen Materialien oft große Streubreiten aufweisen, werden für viele Stoffe ein un-terer und ein oberer Wert angegeben. Beim späteren Feuchtigkeitsnachweis (Glaserdia-gramm) eines Bauteils sind die unteren Werte auf der warmen, die oberen Werte auf der kalten Seite zu verwenden.

Die für die einzelnen Baustoffe zu verwendenden µ-Werte sind in der DIN V 4108-4 als „Be-rechnungswerte der Dampfdiffusionswiderstandszahl µ“ angegeben. Für Holz und Holzwerk-stoffe sind die µ-Werte in der DIN EN 12524 enthalten.

Äquivalente Luftschichtdicke sd

Um in der Praxis die unhandliche Zahl 1,5 106 beim Diffusionswiderstand Z zu vermeiden, lässt man den Diffusionswiderstand einfach weg und sagt zu dem Produkt µ · d äquivalente Luftschichtdicke sd, angegeben in Meter. In der Praxis wird das Diffusionsverhalten von Schich-ten praktisch nur durch diesen Wert charakterisiert, W und Z sind relativ ungebräuchlich.

sd = µ d m (Formel 6.35)

Luftschicht mit µ = 1 Stoffschicht mit µ = 5

Bild 6.54: Äquivalente Luftschichtdicke

in Luft in einem Stoff

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6-356 6 Schwachstellen – Tauwasser

Beispiel:

Größe des sd -Wertes einer Ziegelwand mit 0,3 m, µZiegel = 5

sd = 5 0,3

sd = 1,5 m

Das heißt, dass durch eine 30 cm dicke Ziegelwand genauso viel Wasserdampf hindurch-diffundiert wie durch eine 1,5 m dicke stehende Luftschicht.

Durch die Angabe eines sd-Wertes kann der erforderliche Widerstand einer Schicht einfach und anschaulich angegeben werden. So ist z. B. die Notwendigkeit eines rechnerischen Nachweises des Tauwasserausfalls davon abhängig, ob die in der DIN 4108-3 für bestimmte Bauteile und Bauteilschichten vorgegebenen sd-Werte eingehalten werden. Auch die Qualität der Wasserabweisung von Außenputzen ist durch den sd-Wert definiert. Nach DIN 4108-3 wird in Gebieten mit starker Schlagregenbeanspruchung (Beanspruchungsgruppe III) ein wasserabweisender Außenputz gefordert. Nach Tabelle 2 der gleichen Norm sollen diese Putze einen sd -Wert von 2 m nicht überschreiten.

Rechenbeispiel: sd-Wert

Nach DIN 4108-3, Abschnitt 4.3.3.2 ist für nicht belüftete Dächer mit nicht belüfteter Dachde-ckung kein rechnerischer Tauwassernachweis erforderlich, wenn raumseitig eine diffusions-hemmende Schicht mit sdi ≥ 100 m unterhalb der Wärmedämmschicht angebracht ist.

Wie dick muss eine PE-Folie sein, um diese Forderung zu erfüllen?

Gegeben:

sd-soll = 100 m

µPE-Folie = 100.000

Gesucht:

Erforderliche Dicke einer PE-Folie.

Formel:

d = sd / µ

Berechnung:

derf. PE-Folie = 000.100

100 = 0,001 m = 1 mm

Ergebnis:

PE-Folien haben in der Regel nur eine Dicke zwischen 0,2 und 0,4 mm. Sie sind also für den vorgesehenen Fall nicht ausreichend. Für diffusionshemmende Schichten mit sd ≥ 40 m sind Metallfolien geeignet.

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-357

6.3 Glaserdiagramm Eine Methode zur Abschätzung der Tauwassergefahr in einer Außenwand oder einem Dach ist das schon erwähnte Glaserverfahren (siehe Kapitel 6.2.2.1), nach dem Klimatechniker Prof. K. Glaser benannt.

Hierbei werden in dem im Maßstab der Diffusionswiderstände dargestellten Wandquerschnitt die dem Temperaturgefälle entsprechenden Sattdampfdruckwerte aufgetragen und unter-sucht, ob aufgrund des vorhandenen Dampfdiffusionswiderstandes und des Dampfdruckge-fälles der eindiffundierende Wasserdampf die Sattdampfdruckwerte erreicht.

Bild 6.55: Glaserdiagramm

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6-358 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

6.3.1 Aufbau eines Glaserdiagramms

Darstellung des Teildampfdruckgefälles Bei der theoretischen Annahme, dass sich der Wasserdampfdruck in der Innen- und Außen-luft über einen längeren Zeitraum nicht ändert und die Kapillaren und Poren des Bauteils immer trocken sind, stellt sich das Teildampfdruckgefälle proportional zu den Dampfdiffusi-onswiderständen (sd-Werte) der einzelnen Schichten ein. Genau wie im Wärmeschutz geht man also auch hier vom sogenannten stationären Gleichgewicht aus, das sich hier wie dort praktisch nie einstellt, da sich die Bedingungen klimabedingt ständig ändern. Diese Vereinfa-chung ermöglicht aber eine schnelle Abschätzung der Tauwassergefahr, die jedoch nur unter den in der DIN 4108-3 genannten Bedingungen angenommen werden darf.

Im stationären Gleichgewicht herrscht überall in der Wand dieselbe Diffusionsstromdichte g. Nirgendwo in der Wand wird Feuchtigkeit angesammelt oder wegtransportiert. Was in die Wand warmseitig an Feuchtigkeit eindringt, kommt kaltseitig auch wieder heraus. Gemäß

Δpi = Zi g = 1,5 106 sdi g Pa (Formel 6.36)

ist das Dampfdruckgefälle Δpj /sdj = 1,5 106 g in allen Schichten j gleich. Mathematisch ent-spricht Δpj/sdj aber der Steigung (besser: des Gefälles) der Teildampfdruckkurve im Glaser-diagramm. Sie ist nach dem oben Gesagten in allen Schichten gleich. Diese Kurve quer durch die komplette Wand ergibt in der gewählten Auftragung und bei den getroffenen An-nahmen also eine einzige Gerade.

Die Dampfdruckdifferenz Δpj an einer Schicht j ist von der gesamten Druckdifferenz zwischen innen und außen und dem Dampfdiffusionswiderstand dieser Schicht abhängig.

Bild 6.56: Teildampfdruckkurve

Der an einer Schichtgrenze auftretende Teildampfdruck kann sowohl nach der Proportions-gleichung berechnet als auch für eine beliebige Stelle an der eingezeichneten Pa-Skala ab-gelesen werden.

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-359

Beispiel:

Das Verhältnis der Druckdifferenzen einer Schicht zu der Druckdifferenz zwischen innen und außen entspricht dem des sd-Wertes dieser Schicht zum gesamten sd-Wert des Bauteils.

ei

1

ppp−

Δ =

gesamt dd1

ss –

Die innerhalb einer Schicht entstehende Druckdifferenz lässt sich daraus wie folgt ableiten:

Δp1 = ( )eigesamt d

d1 pps

s −⋅ Pa

Darstellung des Sattdampfdruckgefälles Zur Untersuchung, ob der vorhandene Teildampfdruck den möglichen Sattdampfdruck über-schreitet, ist die vom Temperaturverlauf abhängige Sattdampfdruckkurve zu zeichnen. Der Sattdampfdruck kann für die innerhalb einer Konstruktion bestehenden Temperaturen aus der Tabelle Sättigungsdruck ps (siehe Tabelle 6.11, Kapitel 6.2.1.4) abgelesen und in den gezeichneten Querschnitt eingetragen werden. Hierzu sind vorher die Temperaturen zumin-dest an den jeweiligen Schichtgrenzen, bei Schichten mit größeren sd-Werten auch noch an weiteren Stellen, zu ermitteln.

Die Verbindung der so aufgetragenen Sattdampfdruckwerte ergibt in der Regel eine Kurve, die als Sattdampfdruckkurve bezeichnet wird.

Bild 6.57: Sattdampfdruckkurve

Erreicht der Teildampfdruck Werte des Sattdampfdrucks (Berührung der beiden Kurven), kommt es zur Tauwasserbildung. Die Teildampfdruckkurve kann jedoch niemals die Werte der Sattdampfdruckkurve überschreiten, da bei Erreichen des Sattdampfdrucks Tauwasser ausfällt und sich dann das Dampfdruckgefälle verändert. Bei Tauwasserausfall schmiegt sich die Teildampfdruckkurve als Seilzug-Linie (oder „Gummiband“-Linie) an die Sattdampfdruck-kurve an. An den Berührungspunkten entsteht Tauwasser.

Man spricht von Tauwasserebene, wenn es nur einen Berührungspunkt gibt (einen Knick in der Teildampfdruckkurve). Ein Tauwasserbereich liegt vor, wenn sich Sattdampfdruck und Teildampfdruck über eine längere Strecke berühren.

(Formel 6.37)

(Formel 6.38)

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6-360 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

6.3.2 Berechnung der Tauwassermenge mW,T

Ergibt sich aus dem Glaserdiagramm eine Tauwasserbildung, muss untersucht werden, ob die ausfallende Menge die Konstruktion schädigen kann und ob die im Winter (Tauperiode) eindif-fundierende Menge im Sommer wieder ausdiffundiert oder sich im Laufe der Jahre anreichert.

Die in ein Bauteil eindringende Tauwassermenge errechnet sich gemäß Formel 6.34 aus dem Gefälle der Teildampfdruckkurve auf der linken Seite der Tauwasserebene oder des Tauwasserbereichs:

gi = di

1i6 s

pp101,5

1 −⋅⋅ kg/m²

g = Dampfdiffusionsstromdichte Index i = innen liegend bis zur Tauwasserebene pi = Teildampfdruck im Inneren (nach DIN 4108-3, Tabelle B.1: 1.170 Pa) p1 = Dampfdruck an der Tauwasserebene = psw1 in der Zeichnung

Die ausdiffundierende Menge ergibt sich entsprechend aus:

ge = de

e26 s

pp101,5

1 −⋅⋅ kg/m²

Index e = außen liegend von der Tauwasserebene weg p2 = am Ende eines Tauwasserbereichs = psw2 in der Zeichnung pe = Dampfdruck außen (DIN 4108-3: 208 Pa)

Bild 6.58: Diffundierende Wasserdampfmengen

Die bei Kondensation in der Tauperiode in einem Bauteil verbleibende Tauwassermenge (mW,T) errechnet sich aus der Differenz der bis zum Anfang des Kondensationsbereichs ein-dringenden und von dessen Ende weiter nach außen diffundierenden Wasserdampfmenge multipliziert mit der Zeitdauer des Diffusionsvorgangs.

mW,T = tT (gi – ge) kg/m² (Formel 6.41)

mW,T = Tauwassermenge in der Tauperiode gi = eindiffundierende Wassermenge ge = ausdiffundierende Wassermenge tT = Dauer des Diffusionsvorganges in der Tauperiode = 1.440 h, entsprechend 60 Tage

(Formel 6.39)

(Formel 6.40)

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-361

6.3.2.1 Tauwassermenge in der Tauperiode

Nach DIN 4108-3, Gleichung A.14 ergibt sich die Diffusionsstromdichte von innen bis zur Tauwasserebene:

gi = i

swi

Zpp −

kg/(m² · h)

gi = Dampfstromdichte zwischen der inneren Oberfläche und der Tauwasserebene Zi = Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand der Baustoffschichten zwischen der inneren Oberfläche und der Tauwasserschicht = 1,5 106 sdi m² · h Pa/kg

Die Diffusionsstromdichte von der Tauwasserebene nach außen ergibt sich nach DIN 4108-3, Gleichung A.15:

ge = e

esw

Zpp − kg/(m² · h)

ge = Dampfstromdichte zwischen der Tauwasserebene und der äußeren Oberfläche Ze = Wasserdampfdiffusionsdurchlasswiderstand der Baustoff- schichten zwischen der Tauwasserschicht und der äußeren Oberfläche = 1,5 106 sdi m² h Pa/kg

Die während der Tauperiode in der Tauwasserebene ausfallende Wassermasse mW,T be-rechnet sich nach DIN 4108-3, Gleichung A.16:

mW,T = tT (gi – ge) (Formel 6.44)

tT = angenommene Zeit, in der Wasserdampf in das Bauteil eindiffundiert Tauperiode = 1440 h = 60 d

Für die Berechnung der Tauwassermasse ergibt sich somit die Formel:

mW,T = ⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ −−−⋅⋅ de

sw

di

sw6 s

208ps

p1.170101,5

1.440 kg/m²

psw = Wasserdampfdruck in der Tauwasserebene

Setzt man das Ergebnis des immer konstanten Bruches 6101,51.440

⋅ als Zahl ein, ergibt sich:

mW,T = 0,00096 ⎛ ⎞⎜ ⎟⎝ ⎠

sw sw

di de

1.170 p p 208s s

− −− kg/m²

Die Ermittlung der Tauwassermengen bei Ausfall in zwei Ebenen

oder einer Zone siehe DIN 4108-3, Abschnitt 6.2.4, Fall c.

Bild 6.59: Tauwasserausfall in einer Ebene – nach DIN 4108-3

(Formel 6.42)

(Formel 6.43)

(Formel 6.45)

(Formel 6.46)

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6-362 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

6.3.2.2 Tauwasser in der Verdunstungsperiode

Die in der Verdunstungsperiode ausdiffundierende Wassermenge mW,V errechnet sich aus der Summe der aus dem Kondensationsbereich nach beiden Seiten diffundierenden Was-serdampfmenge multipliziert mit der Zeit des Diffusionsvorgangs.

Bild 6.60: Ausdiffundierende Wassermengen

Die Diffusionsstromdichte von der Tauwasserebene nach innen beträgt:

gi = i

isw

Zpp −

kg/(m² · h)

Die Diffusionsstromdichte von der Tauwasserebene nach außen beträgt:

ge = e

esw

Zpp −

kg/(m² · h)

Die während der Verdunstungsperiode ausdiffundierende Wassermenge mW,V beträgt:

mW,V = tV (gi + ge) kg/m² (Formel 6.49)

tV = angenommene Zeit, in der Wasserdampf aus dem Bauteil ausdiffundiert Verdunstungsperiode = 2160 h = 90 d

Für die Berechnung der Verdunstungsmasse ergibt sich somit aus dieser Formel:

mW,V = ⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ −+−⋅⋅ dedi

6 s9821.403

s9821.403

101,52.160

= 0,61 ⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛+

dedi s1

s1 kg/m²

(Formel 6.47)

(Formel 6.48)

(Formel 6.50)

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-363

Bild 6.61: Tauwasserausfall in einer Ebene – nach DIN 4108-3

In den Formeln bedeutet:

mW,T = Tauwassermasse in der Tauperiode kg/m²

mW,V = Tauwassermasse in der Verdunstungsperiode kg/m²

in TP in VP

pi = Wasserdampfteildruck an der raumseitigen Oberfläche Pa = 1.170 982

pe = Wasserdampfteildruck an der außenseitigen Oberfläche Pa = 208 982

pe1/2 = Sattdampfdrücke im Taubereich Pa

sd = äquivalente Luftschichtdicke aus µ · s m

Im Fall 1

sdi = ∑ µ · d der Schichten zwischen raumseitiger Oberfläche und der Tauwasserebene

sde = ∑ µ · d der Schichten zwischen Tauwasserebene und außenseitiger Oberfläche

Im Fall 2

sdi = ∑ µ · d der Schichten zwischen raumseitiger Oberfläche und der ersten Tauwasser ebene p1

sdz = ∑ µ · d der Schichten zwischen der ersten und der zweiten Tauwasserebene p2

sde = ∑ µ · d der Schichten zwischen der zweiten Tauwasserebene p2 und der außen seitigen Bauteiloberfläche

Im Fall 3

sdi = ∑ µ · d der Schichten zwischen raumseitiger Oberfläche und dem Anfang des Tauwasserbereichs p1

sdz = Tauwasserzone ∑ µ · d zwischen p1 und p2

sde = ∑ µ · d der Schichten zwischen dem Ende des Tauwasserbereichs p2 und der außenseitigen Oberfläche

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6-364 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

6.3.3 Randbedingungen

6.3.3.1 Maximale Tauwassermasse in Bauteilen nach DIN 4108-3

In DIN 4108-3, Abschnitt 4.2.1 sind die bei einem evtl. Tauwasserausfall zu beachtenden Anforderungen definiert. Danach ist eine Erhöhung der Stofffeuchte, die zu einer Material-schädigung oder zu Beeinträchtigungen der Funktionssicherheit (z. B. Korrosion, Pilzbefall) führt, zu vermeiden.

Das in der Tauperiode anfallende Tauwasser muss in der Verdunstungsperiode wieder ab-gegeben werden können.

Weiterhin darf die flächenbezogene Tauwassermasse mW,T folgende Werte nicht über-schreiten: bei Dach- und Wandkonstruktionen ≤ 1,0 kg/m²

an Berührungsflächen mit einer kapillar nicht wasseraufnahmefähigen Schicht ≤ 0,5 kg/m²

Bei Holzbauteilen ist nach DIN 68800-2:1996-05, Abschnitt 6.4 bei nicht wasseraufnahmefähigen Schichten eine Tauwassermasse mW,T ≤ 1,0 kg/m² zulässig, wenn die Verdunstungsmasse mW,V mindestens das 5-Fache der auftretenden Tauwassermasse beträgt.

Bei Holz ist eine Erhöhung des massenbezogenen Feuchtegehalts µ m um mehr als 5 %, bei Holzwerkstoffen um mehr als 3 % unzulässig.

6.3.3.2 Klimadaten

Für die Untersuchung des Tauwasserausfalls innerhalb von Bauteilen nach DIN 4108-3 sind folgende Randbedingungen einzuhalten:

Wände – Tauperiode Wirkungsdauer = 1.440 Stunden (entspricht zwei Monaten) Temperatur innen 20 °C Temperatur außen – 10 °C relative Luftfeuchte innen 50 % relative Luftfeuchte außen 80 %

Wände – Verdunstungsperiode Wirkungsdauer = 2.160 Stunden (entspricht drei Monaten) Temperatur innen + 12 °C Temperatur außen + 12 °C relative Luftfeuchte innen 70 % relative Luftfeuchte außen 70 % im Tauwasserbereich + 12 °C relative Luftfeuchte 100 %

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-365

Dächer Wirkungsdauer = 2.160 Stunden (entspricht drei Monaten) Temperatur innen + 12 °C Temperatur der Dachoberfläche 20 °C Temperatur außen + 12 °C relative Luftfeuchte innen 70 % relative Luftfeuchte außen 70 % im Tauwasserbereich + 12 °C relative Luftfeuchte 100 %

6.3.3.3 Wärmeübergangswiderstände Rs

(nach DIN 4108-3 abweichend von DIN ISO EN 6946)

Rsi: Wärmestrom horizontal und aufwärts Rsi = 0,13 m² · K/W, abwärts Rsi = 0,17 m² · K/W

Rse: Bauteile an Außenluft Rse = 0,04 m² · K/W, an belüft. Luftschichten Rse = 0,08 m² · K/W

6.3.4 Untersuchung des Tauwasserausfalls mithilfe des Glaserdiagramms

6.3.4.1 Notwendigkeit des rechnerischen Nachweises

Der Aufwand für den rechnerischen Nachweis des Tauwasserausfalls in Bauteilen ist nicht unerheblich, wenn man diesen mit dem Taschenrechner durchführt und das Glaserdiagramm von Hand zeichnet. Für eine Reihe häufig angewandter Konstruktionen liegen ausreichende Erfahrungen bezüglich ihres Verhaltens bei Dampfdiffusion vor.

In DIN 4108-3, Abschnitt 4.3 sind die Bauteile genau beschrieben, für die kein Nachweis durchgeführt werden muss. Für Bauteile, die in ihrem Aufbau von dieser detaillierten Be-schreibung auch nur in Einzelheiten abweichen, muss jedoch der Nachweis erbracht werden. Da heute mithilfe der EDV solche Nachweise einfach und schnell durchzuführen sind, sollte dies während der Ermittlung von Schichtaufbauten für eine Wand- oder Dachkonstruktion immer geschehen.

Nachfolgend werden am Beispiel einer Leichtbauwand die für die Untersuchung auf Tau-wasserbildung erforderlichen Schritte dargestellt.

6.3.4.2 Rechenbeispiel: Leichtbauwand

Bild 6.62: Aufbau der Leichtbauwand

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6-366 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

Berechnung der Werte:

Tabelle 6.12: Berechnung der Daten für das Glaserdiagramm

Spalte 1 2 3 4 5 6 7

Symbol d µ sd λ R θ ps

Einheit m m W/(m · K) m² · K/W °C Pa 20,0 2.340

Rsi4) 0,130

19,1 2.212

Gipskarton1) 0,015 4 0,06 0,25 0,060

18,6 2.145

PS-Hartschaum2) 0,150 20 3,00 0,04 3,750

– 8,4 298

Spanplatte 6001) 0,019 50 0,95 0,14 0,136

– 9,4 274

Hinterlüftung3) 0,050

Holzverkleidung3) 0,020

Rse4) 0,080 – 10,0

Summen sd 4,01 RT 4,156

U = 0,240 W/(m2 · K)

) λ und µ nach DIN EN 12524, Tabelle 2 2) λ und µ nach DIN V 4108-4, Tabelle 1 3) Wird nicht berechnet; DIN 6946, Abschnitt 5.3.3 4) DIN 4108-3

In der Tabelle 6.12 bedeuten:

Spalte

1 d = Schichtdicke m 2 µ = Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl ohne Dimension. (DIN 4108-4) 3 sd = äquivalente Luftschichtdicke = µ · d m 4 λ = Wärmeleitzahl W/(m · K) (DIN 4108-4) 5 R = Wärmedurchlass- und Wärmeübergangswiderstand m² · K/W (DIN EN ISO 6946) 6 θ = Temperatur an den Schichtgrenzen °C 7 ps = Sattdampfdruck Pa für die jeweiligen Temperaturen (DIN 4108-3, Tabelle A.2)

Die Berechnung der Schichttemperaturen wird in Kapitel 6.1.3.1 erläutert.

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-367

Darstellung des Diagramms für die Tauperiode (siehe auch Kondens-sim auf der Buch- und Profi-CD) Die einzelnen Schichten des Bauteils werden in einem den sd-Werten entsprechenden Maß-stab auf der Abszisse aufgetragen. Auf der Ordinate wird eine Skala für die Dampfdruckwer-te von 100 bis 2.340 Pa sowie im oberen Bereich eine weitere Skala für die Temperaturen von – 10 °C bis + 20 °C dargestellt. In diesem Diagramm sind die berechneten Temperaturen und die dazu ermittelten Sattdampfdrücke an den Schichtgrenzen der Baustoffe zu markie-ren. Die Temperaturabnahme innerhalb eines Baustoffes verläuft geradlinig, sodass die Temperaturkurve als Verbindung der Werte an den Schichtgrenzen zu zeichnen ist.

Bild 6.63: Glaserdiagramm – Rechenbeispiel

In Stoffschichten mit größeren sd-Werten und größerem Temperaturgefälle sind Zwischen-temperaturen zu berechnen und dafür die Sattdampfdrücke aufzutragen. In dem oben dar-gestellten Diagramm werden diese zwischen der Temperatur θ1 = 18,6 °C und θ2 = – 8,4 °C in vier Teile geteilt und mit dieser Teiltemperatur die weiteren Zwischentemperaturen be-rechnet.

θ1.1 = 18,6 – 4

8,4 + 6,18 = 11,9 °C

θ1.2 = 11,9 – 6,8 = 5,1 °C

θ1.3 = 5,1 – 6,8 = – 1,7 °C

Die Verbindung der einzelnen Sattdampfdrücke ergibt die Sattdampfdruckkurve. Die Teil-dampfdruckkurve beginnt an der inneren Bauteilbegrenzung bei 1.170 Pa (für relative Luft-feuchte nach DIN 4108-3, Tabelle A1 = 50 % und + 20 °C) und endet bei 208 Pa (für relative Luftfeuchte nach DIN 4108-3, Tabelle A1 = 80 % und – 10 °C) auf der äußeren Bauteilbe-

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6-368 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

grenzung. Sie kann als gerade Verbindung dieser Punkte gezeichnet werden, wenn sich kei-ne Überschneidung mit der Sattdampfdruckkurve ergibt. Ist dies nicht der Fall, dann ist die Teildampfdruckkurve als Tangente an die Sattdampfdruckkurve darzustellen. An den Berüh-rungspunkten entsteht Tauwasser.

Für die Berechnung der diffundierenden Dampfmengen sind der Beginn und das Ende der Kondensationszone auf der Abszisse für die sd-Werte (sdi, sdz, sde) und auf der Ordinate für die p-Werte (p1, p2) festzustellen. Die sd-Werte können entsprechend dem gewählten Maß-stab auf der sd-Skala, die p-Werte auf der Pascal-Skala abgelesen werden.

Berechnung der Tauwassermasse Aus dem Glaserdiagramm (Bild 6.63) geht hervor, dass sich innerhalb der Wärmedämmung eine Tauwasserzone bildet. Es muss deshalb untersucht werden, ob die in der Tauperiode anfallende Wassermasse die zulässigen Werte überschreitet und ob das Bauteil im Sommer wieder austrocknet.

Die in der Tauperiode anfallende Wassermasse errechnet sich nach den Formeln 6.45, 6.46 und 6.41:

Werte aus dem Diagramm:

pi = 1.170 Pa; pe = 208 Pa; p1 = 340 Pa; p2 = 298 Pa

sdi = 2,91 m; sde = 0,95 m; tT = 1440 h

mW,T = 1.440 ⎟⎠⎞

⎜⎝⎛

⋅−−

⋅−

1,5 0,95 208 298

1,5 2,91340 1.170 10-6

oder vereinfacht:

mW,T = 0,00096 ⎟⎠⎞

⎜⎝⎛ −−−

0,95208 298

2,91340 1.170

mW,T = 0,18 kg/m²

Die Berechnung ergibt, dass die anfallende Tauwassermasse unter der zulässigen Masse von 1 kg/m² liegt.

Da das Tauwasser im Anschluss an die Holzspanplatte entsteht und vorwiegend von dieser aufgenommen werden kann, muss die in Abhängigkeit ihrer Rohdichte zulässige Wassermas-se berechnet werden. Bei Holzwerkstoffen (außer mineralisch gebundenen Holzwolle-Leicht-bauplatten) darf sich der massenbezogene Feuchtigkeitsgehalt maximal um 3 % erhöhen.

Die Rohdichte ρ der Spanplatte beträgt 700 kg/m³

Dicke d 0,019 m

Zulässige Tauwassermasse:

mW,T zul. = 0,03 s p

= 0,03 0,019 700

= 0,40 kg/m³

mW,T zul. = 0,40 kg/m³ > Wt vorh. = 0,18 kg/m³

Das in einer Tauperiode anfallende Tauwasser gefährdet danach die Konstruktion nicht. Es muss aber in der Verdunstungsperiode wieder austrocknen.

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6 Schwachstellen – Glaserdiagramm 6-369

Berechnung der Verdunstungsmasse Zur Berechnung der möglichen Verdunstungsmasse wird angenommen, dass in der Tau-wasserzone 100 % Luftfeuchtigkeit besteht und diese nach beiden Seiten des Bauteils aus-diffundiert.

Berechnet wird die Wassermenge, die innerhalb einer vorgegebenen Zeit verdunsten könnte. Diese Masse muss größer oder zumindest gleich der in der Tauperiode eindiffundierenden Masse sein.

Die Verdunstungsmasse ergibt sich nach der Formel 6.50.

Die Werte ergeben sich aus den Randbedingungen für die Verdunstungsperiode nach DIN 4108-3 sowie aus dem Glaserdiagramm wie folgt:

p1 = Sattdampfdruck für 12 °C = 1.403 Pa

pi und pe = Teildampfdruck für 70 % und

relative Luftfeuchte bei 12 °C = 982 Pa

sdi + 0,5 sdz = 2,91 + 0,5 0,15 = 2,985 m

sde + 0,5 sdz = 0,95 + 0,5 0,15 = 1,025 m

tv = 2.160 h

mW,V = 2.160 ⎟⎠⎞

⎜⎝⎛

⋅−+

⋅−

1,51,039821.403

1,52,999821.403

10-6

oder vereinfacht:

mW,V = 0,61 ⎟⎠

⎞⎜⎝

⎛ +03,11

99,21

mW,V = 0,80 kg/m² > WW,T = 0,18 kg/m²

Anmerkung: Die Ergebnisse wurden auf zwei Stellen gerundet.

6.3.4.3 Ergebnis der Tauwasseruntersuchung

Im Sommer kann mehr Wasser ausdiffundieren als im Winter im Bauteil kondensiert. Somit trocknet das Bauteil wieder aus.

Der untersuchte Schichtaufbau entspricht den Regeln der Technik.

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6-370 6 Schwachstellen – Glaserdiagramm

Glaserdiagramm, erzeugt mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz (Profi-CD) Mit diesem Programm lässt sich das Glaserdiagramm für beliebige Bauteile darstellen. Das Handling hierzu ist ebenfalls auf der Profi-CD gespeichert.

Bild 6.64: Glaserdiagramm zum Rechenbeispiel – Ausdruck mit Rechenprogramm ARCHIDISK-Tauwasserberechnung

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6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen 6-371

6.4 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen Ein erheblicher Anteil der zur Beheizung eines Gebäudes erforderlichen Energie ist für die Erwärmung der kontrolliert und unkontrolliert eindringenden Frischluft erforderlich.

Während die Wärmedämmung eines Gebäudes relativ genau dimensioniert werden kann, ist die Luftdurchlässigkeit des Gebäudes nur dann abzuschätzen, wenn dieses luftdicht ist und die Lüftung kontrolliert erfolgt.

Nachfolgend werden die Algorithmen zur Erfassung des Luftdurchgangs durch Gebäudefu-gen und der Luftwechselzahl beschrieben.

6.4.1 Lüftungsbedarf des Menschen

Bild 6.65: Luftaustausch durch Atmung

Nach dem Werk „Kursbuch Mensch“ (Lexikonredaktion des Verlages F. A. Brockhaus [Hrsg.], 2001) atmet der Mensch in Ruhestellung 14 mal pro Minute einen halben Liter Luft. Rechnet man daraus den Luftbedarf pro Stunde in Kubikmetern, ergibt sich 60 14 0,0005 = 0,42 m³/h.

Man kann davon ausgehen, dass sich dieser Rhythmus des Atmens so eingestellt hat, weil mit dem in dieser Luftmenge enthaltenen Sauerstoff der für den Stoffwechsel erforderliche Bedarf gedeckt werden kann. Vergleicht man weiterhin die in der Frischluft enthaltene Men-ge an Sauerstoff mit der in der ausgeatmeten Menge, erfährt man, dass sich diese mit jedem Atemzug um 5 % verringert.

Die ausgeatmete Luft enthält:

ca. 16 % O2 und ca. 4 % CO2

Die frische Luft enthält:

ca. 21 % O2 (Sauerstoff) und ca. 0,03 % CO2 (Kohlendioxid)

Bei der Atmung werden somit

21 – 16 = 5 % O2

für den Stoffwechsel verbraucht. Der Sauerstoffgehalt der Raumluft wird durch ausgeatmete Kohlendioxide, Wasserdampf und andere Emissionen verdrängt.

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6-372 6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen

Der Mensch bereichert die Luft nicht nur mit CO2, sondern auch mit Haut- und sonstigen Ausdünstungen. Die Raumluft muss deshalb regelmäßig erneuert werden.

Der erforderliche Luftaustausch in einem Raum wird durch die Luftwechselzahl n pro Stunde angegeben.

n = Raumluft Volumen

Frischluft Volumen h-1

(Formel 6.51)

Die Häufigkeit des Luftwechsels ist von der Raumgröße, der Zahl der sich dort aufhaltenden Personen und der Nutzung des Raumes abhängig.

In den Regelwerken werden für Wohnräume folgende Luftwechselzahlen angegeben:

n in h-1

Grundlüftung aus hygienischen Gründen = 0,2

Nach DIN 4701 und DIN EN 832 = 0,5

WSchV 95 = 0,8

EnEV ohne Druckprüfung ~ 0,7

EnEV mit Druckprüfung ~ 0,6

Um den Luftwechsel auf das für die Behaglichkeit erforderliche Maß zu beschränken, muss dieser kontrolliert erfolgen. Das bedeutet, dass keine unkontrollierbaren Wege für einen Luft-austausch vorhanden sein dürfen. Das Gebäude muss also luftdicht sein.

6.4.2 Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle

6.4.2.1 Undichte Gebäudeteile

Die spezifische Dichte der Luft ist wie bei anderen Medien von der Temperatur abhängig. Die Dichtedifferenz der Luft beträgt je 5 K ca. 20 g/m³. Bei entsprechend großen Temperaturun-terschieden können hierdurch Stürme mit zerstörerischen Kräften entstehen. Mehr oder we-niger große Luftbewegungen sind immer vorhanden.

Aufgrund eines der Windgeschwindigkeit entsprechenden Staudrucks wird über Undichtig-keiten in das Gebäude Frischluft eingedrückt bzw. auf der Leeseite (= windabgewandte Sei-te) abgesaugt.

Undichte Stellen befinden sich insbesondere an:

Fenstern, Balkonen,

Rollladenkasten, Antennen,

Haustüren, Abwasserentlüftungen,

Briefkasten, Dachanschlüssen an Ortgang und Traufe,

Steckdosen, Schornsteinen etc.,

also an allen die Gebäudehülle durchdringenden Bauteilen.

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6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen 6-373

6.4.2.2 Anforderungen an die Dichtigkeit

In der EnEV wird in § 6 darauf hingewiesen, dass „die wärmeübertragende Umfassungs-fläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend dem Stand der Technik“ abzudichten sind. Fenster, Fenstertüren und Dachflächenfenster müssen den An-forderungen in EnEV, Anhang 4, Nummer 1 genügen. Danach darf die Fugendurchlässigkeit in Abhängigkeit zur Anzahl der Vollgeschosse eine in der DIN EN 12207 definierte Luftdurch-lässigkeitsklasse nicht überschreiten.

Nach EnEV, Anhang 4, Tabelle 1 gilt:

Vollgeschosse Klasse

bis zu zwei 2

mehr als zwei 3

Anforderungen an Haustüren werden in der EnEV nicht gestellt.

In der DIN EN 12207 wird die auf 100 Pa Referenzdruck bezogene Referenzluftdurchlässig-keit für die Fläche und für die Fugenlänge eines Bauteils beschrieben. Danach darf bei einem Prüfdruck von 100 Pa die auf die Fugenlänge bezogene Luftdurchlässigkeit bei Klasse

2 = 6,75 m³/hm

3 = 2,20 m³/hm

hm = Stunde · Meter

nicht überschreiten.

Für andere Druckstufen kann der maximal zulässige Wert nach der Formel

Q = Q100 3/2

100p

⎟⎠⎞

⎜⎝⎛

Pa

berechnet werden.

6.4.2.3 Rechenbeispiel: Abschätzung der Luftdurchlässigkeit an einer Fuge

Um darzustellen, welche Wärmeverluste an falsch ausgeführten Anschlussdetails auftreten können, wird den in Ehm: „Wärmeschutzverordnung 1995“ (Ehm, H., 1996) enthaltenen Grundlagen folgend der Wärmeverlust einer an der Traufe eines Daches mit Aufdachdäm-mung vorhandenen Fuge untersucht. Zusätzlich ist immer damit zu rechnen, dass in Holztei-len Risse entstehen, durch die ein Luftaustausch erfolgen kann.

(Formel 6.52)

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6-374 6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen

Abschätzung des Lüftungswärmeverlustes an der Fuge zwischen der Sparrenaus-mauerung und Dachschalung

Bild 6.66: Luftdurchlässige Traufausbildung bei einer Aufdachdämmung

Gegeben:

Fugenbreite b = 1 mm Fugenlänge l = 20 m

durchschnittliche Windgeschwindigkeit vL = 4 m/s (entspricht Windstärke 3 „schwache Brise“)

Gesucht:

Zusätzlicher Lüftungswärmeverlust in einer Heizperiode QL in kWh/a

Formeln:

QL = HL l 66 kWh/a (Formel 6.53)

HL = spezifischer Lüftungswärmestrom in W/(m · K) nach Diagramm für Δp nach Ehm, H., 1996 l = Fugenlänge m 66 = Gradtagzahlfaktor FGt mit Nachtabsenkung

Berechnung:

1. Staudruck pst

pst = 0,5 ρ vL2

pst = 0,5 1,2 42 = 0,6 16 = 9,6 Pa ~ 10 Pa 2. HL

HL für: Fugenbreite = 1 mm Δp = 10 Pa HL ~ 1,5 W/(m · K) Nach Ehm, H., 1996 (vgl. Anhang: Quellen)

QL = 1,5 20 66 = 1.980 kWh/a

Ergebnis:

Bei einer Fuge von nur 1 mm Breite und 20 m Länge entsteht bereits ein zusätzlicher Lüf-tungswärmeverlust von 1.980 kWh/a.

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6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen 6-375

6.4.3 Luftdichtigkeitsprüfung

6.4.3.1 Prüfung der Fugendichtigkeit am Bauwerk

Die Luftdichtigkeit eines Gebäudes kann durch Erzeugen eines kontrollierten abwechselnden Über- und Unterdruckes überprüft werden. Der Umfang eventuell vorhandener Undichtigkei-ten ergibt sich aus der zur Aufrechterhaltung dieses Drucks erforderlichen Luftmenge. Die Prüfung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden wird in DIN EN 13829 beschrieben. Darin werden hierzu Verfahren vorgestellt unter Verwendung von

– Gebläse mit Luftkanal,

– Blowerdoor,

– Ventilatoren von gebäudeeigenen Lüftungs-, Klima- oder Luftheizungsanlagen.

Für die Untersuchung von Wohngebäuden wird wegen der relativ einfachen Ausführbarkeit häufig die Blowerdoor-Prüfung verwendet. Hierzu wird in dem zu prüfenden Gebäude mit einem in einer Einpasstür der Blowerdoor eingebauten Ventilator abwechselnd ein Über-druck und ein Unterdruck von jeweils 50 Pa erzeugt und die dabei jeweils transportierte Luftmenge gemessen. Der Mittelwert aus beiden Messungen ergibt in Bezug zum Luftvolu-men des Gebäudes die vorhandene Luftwechselzahl (n50-Wert).

n = nRaumvolume

Luftstrom h-1

Diese Luftwechselzahl soll nach DIN V 4108-7 und EnEV, Anlage 4, Nummer 2 folgende Werte nicht überschreiten:

– Bei Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen (natürliche Lüftung):

bezogen auf das Raumvolumen 3 h-1 bezogen auf die Netto-Grundfläche 7,8 m³/(m² h)

– Bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen (auch Abluftanlagen):

bezogen auf das Raumvolumen 1,5 h-1 bezogen auf die Netto-Grundfläche 3,9 m³/(m² h)

Eine Visualisierung von Undichtigkeiten kann mit Stickstoff erfolgen, der durch die Fugen nach außen gepresst wird. Die an den Undichtigkeiten auftretende Abkühlung ist mit einer Infrarotkamera zu erkennen.

Der n50-Wert kennzeichnet nur den bei einer Prüfung einzuhaltenden Soll-Wert und nicht den bei Normaldruck entstehenden Luftwechsel.

In der EnEV wird die Größe der Luftwechselzahl n zur Berechnung des Lüftungswärmever-lustes davon abhängig gemacht, ob für das Gebäude eine Luftdichtigkeitsprüfung durchge-führt wird. Mit Druckprüfung kann n mit 0,6 h-1, ohne Druckprüfung muss n mit 0,7 h-1 ange-setzt werden.

6.4.3.2 Ausführung von Luftdichtigkeitsschichten

Die Herstellung von luftdichten Gebäudeanschlüssen und geeigneten Materialien für die Luft-dichtigkeitsebene sind in der DIN 4108-7 ausführlich beschrieben.

Um die Luftdichtigkeit eines Gebäudes zu gewährleisten, ist bereits während der Planung in den Werk- und auch in den Detailplänen die Luftdichtigkeitsebene zu definieren. Sie soll auf der Innenseite der Konstruktion angeordnet werden, damit die mit Feuchtigkeit angereicherte Raumluft nicht in der Konstruktion kondensieren kann.

In der DIN 4108-7 werden mit 27 Prinzipskizzen Beispiele für die Ausführung von Anschlüs-sen der Luftdichtigkeitsschicht dargestellt.

(Formel 6.54)

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6-376 6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen

Inwieweit die Luftdichtigkeitsebene gleichzeitig als Dampfsperre oder als Dampfbremse fun-gieren soll, hängt von der jeweiligen Konstruktion ab. Unabhängig von dieser inneren Luft-dichtigkeitsschicht ist die Konstruktion durch eine außen liegende Windsperre vor dem Ein-dringen von Kaltluft zu schützen. Der Dampfdiffusionswiderstand beider Schichten ist so aufeinander abzustimmen, dass die Dichtigkeit nach außen abnimmt.

In der DIN 4108-7 werden folgende Materialien und Produkte, die für die Luftdichtigkeits-schicht geeignet sind, aufgeführt:

a) Massivbau

Betonbauteile mit abgedichteten Fugen Mauerwerk verputzt bzw. mit vermörtelten Fugen

b) Platten

Holzwerkstoffe, Gipsfaser- oder Gipskartonbauplatten Faserzementplatten, Bleche und Holzwerkstoffe mit abgedichteten Fugen

Die Flächen der Platten können luftdicht hergestellt werden. An den Anschlüssen und Durchdringungen sind jedoch zusätzliche Maßnahmen erforderlich.

Als nicht luftdicht werden Trapezbleche im Bereich der Überlappungen, Nut- und Feder-schalungen sowie poröse Weichfaserplatten und Holzwolle-Leichtbauplatten eingestuft.

c) Bahnen

aus Kunststoff, Elastomeren, Bitumen und Papierwerkstoffen

Die Folien dürfen mit Befestigungsmitteln, z. B. Klammern, befestigt werden, aber nicht perforiert sein.

d) Materialien für Fugenabdichtungen

elastische Fugendichtungsmassen aus Kunststoff konfektionierte Schnüre, Streifen, Bänder und Spezialprofile, vorkomprimierte Dichtungsbänder

Montageschäume und nicht elastische Silicone sind für Bereiche, in denen Schwind- und Quellbewegungen auftreten, ungeeignet (Holzfenster).

Fugendichtungsmassen müssen entsprechend ihrer möglichen Dehnfähigkeit für die zu er-wartenden Bewegungen dimensioniert werden.

Hinweise für die Ausführung: Die Überlappungen von Kunststoffbahnen sind entweder zu verschweißen oder mittels vor-komprimierter Dichtungsbänder und Anpresslatten bzw. mit selbstklebenden Butyl-kautschukbändern luftdicht herzustellen.

Entsprechend sind die Anschlüsse von Folien an das Mauerwerk auszubilden.

Besondere Beachtung ist der Ausbildung der Installationen zu widmen, die die Wärmedäm-mung durchstoßen.

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6 Schwachstellen – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen 6-377

6.4.3.3 Anschlüsse an Fenstern und Türen

Das in der Praxis übliche ausschließliche Ausschäumen zwischen Fensteranschluss und Mauerwerk mit Montageschaum gewährleistet keine ausreichende Luftdichtigkeit.

Der Wandanschluss ist entweder mit einem vorkomprimierten Dichtungsband, einem elasti-schen Fugenmaterial oder einer die Anschlussfuge überlappenden Folie luftdicht herzu-stellen.

Bei Leichtbaukonstruktionen mit Wärmedämmung zwischen den Tragelementen ist darauf zu achten, dass auf der Innenseite vor der Luftdichtigkeitsebene noch ausreichend Platz für alle notwendigen Installationen des technischen Ausbaus (Rohre, Leerdosen etc.) vorhanden ist und diese so befestigt werden können, dass die Luftdichtigkeitsebene nicht durchstoßen wird.

Um eine einwandfreie handwerkliche Ausführung zu ermöglichen, sollten alle Anschlüsse geplant und im größeren Maßstab dargestellt werden.

Auf der Baustelle ist die Kontrolle der Ausführung in allen Bereichen unerlässlich und soll nach Befestigung aller Installationen, aber vor deren Verkleidung durchgeführt werden.

Bild 6.67: Mögliche Anschlussdetails

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6-378 6 Schwachstellen – Fragen

6.5 Fragen 6.5.1 Wärmebrücken

1. Was versteht man unter dem Begriff Wärmebrücke?

2. Welche Arten von Wärmebrücken gibt es?

3. Warum bewegt sich der Wärmestrom in homogenen Bauteilen nur senkrecht zur Bau-teiloberfläche?

4. Warum verändert der Wärmestrom bei inhomogenen Bauteilen seine Richtung?

5. Ergänzen Sie in der unten dargestellten Wand an der Berührungsstelle der beiden Stoffe die Isothermen und tragen Sie die Wärmestromlinie ein.

Erläutern Sie, warum diese so verlaufen.

Bild 6.68: Simulation des Temperaturverlaufs mit der Tauwasser-sim – Einführung in das Programm

Bitte holen Sie sich die Tauwasser-sim auf den Bildschirm (Buch-/Profi-CD). Die Simula-tion enthält zwei Rechentafeln. Die Rechentafel 1 dient zur Untersuchung von Quer-schnitttemperaturen in Bauteilen und des Tauwasserausfalls an deren Oberflächen. Die Rechentafel 2 dient zur Untersuchung des Tauwasserausfalls im Inneren von Bauteilen auf der Grundlage des Glaserverfahrens.

Anmerkung:

Damit diese Simulation aufgerufen werden kann, muss das Programm Shockwave-Player installiert sein. Ist das nicht der Fall, kann dies unter http://sdc.shockwave.com/shockwave/download/download.cgi kostenlos heruntergeladen werden.

Die Tafel 1 enthält zwei Diagramme zur Darstellung der Querschnitttemperaturen. Das linke Diagramm zeigt den Wandaufbau im Maßstab der Wärmedurchlasswiderstände, M = R, mit geradlinigem Temperaturverlauf, das mittlere im Maßstab Meter, M = m, mit geknicktem Temperaturverlauf. Rechts ist eine Dampfdruckskala vor der inneren Ober-fläche einer Wand dargestellt. Das M = R-Diagramm enthält (links = innen und rechts = außen) eine Temperaturskala, auf der die entsprechenden Lufttemperaturen eingestellt werden können.

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6 Schwachstellen – Fragen 6-379

Schieben Sie mal! Sie können dabei beobachten, wie sich die darunter befindlichen Temperaturangaben am Beginn der Schicht verändern. Auch die Temperaturkurve im Diagramm M = m und die Dampfdruckangaben im rechten Teil des Diagramms ändern sich.

Mit den auf der linken unteren Bildhälfte befindlichen Schiebern lassen sich zur Berech-nung der R-Werte die Schichtdicke und deren Wärmeleitzahl einstellen.

6. Warum ist die Temperaturkurve in dem Diagramm M = R immer gerade?

7. Wie wirkt sich eine Vergrößerung des U-Wertes auf die Oberflächentemperaturen aus?

Legen Sie die folgenden Lufttemperaturen fest:

θi = 20 °C θe = – 5 °C

und erzeugen Sie ein Bauteil mit folgenden Daten:

Schicht d λ 1 ca. 0,015 0,8 2 0,30 1,44 3 ca. 0,025 0,8

Notieren Sie die Temperaturen. Verändern Sie anschließend den λ-Wert der mittleren Schicht auf 2,1 und notieren Sie die neuen Oberflächentemperaturen.

Erläutern Sie, warum das so ist.

Berechnung des Temperaturverlaufs in Bauteilen:

Leiten Sie aus dem Verhältnis der Temperaturdifferenz einer Schicht zu deren Wider-stand und der gesamten Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenluft zum 1/U-Wert (= RT) die Formel zur Berechnung der Schichttemperaturen ab. Überprüfen Sie diese an dem Diagramm M = R.

Bild 6.69: Querschnitt durch eine dreischichtige Wand, im Maßstab der Widerstände R (Detail aus der Tauwasser-sim)

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6-380 6 Schwachstellen – Fragen

8. Wie lautet die Formel zur Berechnung des erforderlichen U-Wertes für die Einhaltung einer bestimmten Oberflächentemperatur?

9. Berechnen Sie für folgenden Schichtaufbau die Temperaturen zwischen den einzelnen Schichtgrenzen.

Gegeben:

Lufttemperatur θLi = 20 °C Außenklima θLa = – 5 °C Rsi = 0,25 m² · K/W R Betonschicht RB = 0,14 m² · K/W R Wärmedämmung RD = 2,00 m² · K/W Rse = 0,04 m² · K/W RT = 2,43 m² · K/W U = 0,411 W/(m² · K) Δθ U = q W/m² q = 0,411 25 q = 10,28 W/m²

10. Untersuchung von Wärmebrücken mit dem Programm ARCHIDISK-Isothermen (Profi-CD)

Untersuchen Sie folgende Detailpunkte:

Bild 6.70: Auskragende Balkonplatte

a) Berechnen Sie für eine auskragende Balkonplatte die Isothermen mit dem Pro-gramm ARCHIDISK-Wärmebrücken und tragen Sie an den gekennzeichneten Punk-ten die Temperaturen ein.

Fertigen Sie von den berechneten Isothermen eine Bildschirmkopie an und tragen Sie in diese die in der Kante Wand/Decke oben und unten entstehenden Temperatu-ren ein.

b) Berechnen Sie fRsi unterhalb der Geschossdecke und geben Sie an, wie groß dieser Wert sein müsste, damit keine Gefahr für einen Schimmelbefall besteht.

11. Was gibt der Wärmebrückenverlustkoeffizient ψ an?

12. Wann muss für ein Wärmebrückendetail nach EnEV kein Gleichwertigkeitsnachweis nach Beiblatt 2 geführt werden?

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6 Schwachstellen – Fragen 6-381

6.5.2 Tauwasser an Bauteiloberflächen

1. Warum kommt es bei der Abkühlung von Wasserdampf zur Kondensation?

2. Was versteht man unter den Begriffen:

a) Sattdampfdruck

b) absoluter Dampfdruck

3. Was versteht man unter relativer Luftfeuchte und nach welcher Formel wird diese be-rechnet?

4. Wie groß ist der absolute Dampfdruck p in Pa bei 19 °C, wenn die relative Luftfeuchtig-keit bei 60 % liegt?

(ps siehe Tabelle 6.11)

5. Was versteht man unter dem Begriff Taupunkttemperatur?

Versuche mit der Tauwasser-sim:

Rufen Sie die interaktive Simulation Tauwasser-sim (Buch- und Profi-CD) aus dem Ord-ner Simulation auf und machen Sie zur Vertiefung dieses Themas folgende Versuche:

Versuch 1

Bei welcher relativen Luftfeuchte fällt an einer beidseitig verputzten Betonwand Tauwas-ser aus?

Stellen Sie dazu in der Rechentafel 1 ungefähr folgende Werte ein:

Schicht d λ W/(m · K)

für Material

1 2 3

0,01 0,30 0,02

0,87 2,1 0,87

Kalkzementputz Stahlbeton Kalkzementputz

Lufttemperatur innen = 20 °C Lufttemperatur außen = – 5 °C

a) Wie groß ist die innere Oberflächentemperatur?

Bewegen Sie jetzt den Schieber an der Skala „Rel. Luftfeuchte“ so lange nach oben, bis an der Wandoberfläche Tauwasser ausfällt!

b) Bei welcher relativen Luftfeuchte entsteht Tauwasser an der inneren Wandoberfläche?

c) Wie groß ist der Sattdampfdruck ps in der Raumluft (gelber Punkt in der Dampfdruck-skala vor der Wand) und wie groß der absolute Dampfdruck p (roter Punkt)?

d) Überprüfen Sie durch Berechnung, ob die in der Skala angegebene relative Luft-feuchte stimmt.

Versuch 2

a) Welchen U-Wert muss die Wand haben, damit bei θ = 50 % die innere Wandoberflä-chentemperatur die Taupunkttemperatur nicht unterschreitet?

b) Wie dick muss die Betonschicht sein, damit an der Oberfläche kein Tauwasser ent-steht? Überprüfen Sie durch Berechnung die Ergebnisse der Simulation.

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6-382 6 Schwachstellen – Fragen

6.5.3 Tauwasser im Inneren von Bauteilen

1. Wann und warum kann Wasserdampf durch Bauteile diffundieren?

2. Es werden für jeden Stoff ein großer und ein kleiner µ-Wert angegeben. Wann ist welcher zu verwenden?

3. Was versteht man unter äquivalenter Luftschichtdicke sd und wie wird diese berechnet?

4. Die Gefahr eines Tauwasserausfalls innerhalb von Bauteilen kann durch Bestimmung der Dampfdruckverhältnisse an der gefährdeten Schichtgrenze abgeschätzt werden. Untersuchen Sie dies für eine außen gedämmte Wand aus Beton.

Berechnen Sie hierzu die erforderlichen Werte und stellen Sie diese in dem unten ge-zeichneten Diagramm grafisch dar.

Gegeben:

Temperaturen: Relative Luftfeuchte:

Innenluft 20 °C φinnen 50 % Außenluft – 10 °C φaußen 80 %

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6 Schwachstellen – Fragen 6-383

Ermittlung der R-, U-, q- und sd-Werte

Material von innen nach außen

d m

λ W/(m · K)

R m² · K/W µ sd

m

Rsi 0,130

Beton 0,24 2,00 0,114 80/130 19,2

XPS 0,10 0,04 2,500 80/250 25,0

Rse 0,040

RT = 2,784 44,2

U = 0,36 W/(m² · K)

q = 0,66 W/(m² · K) 30 K = 10,8 W/m²

Darstellung des Diagramms:

Tragen Sie auf der sd-Achse, bei 0 beginnend, den sd-Wert der Schicht 1 und anschließend den der Schicht 2 ein. Zeichnen Sie an der Schichtgrenze eine Senkrechte und markieren Sie darauf mit einem Punkt den Sattdampfdruck.

Die Teildampfdruckkurve verläuft von pi bis pe. Lesen Sie am Schnittpunkt mit der Schicht-grenze den sich dort einstellenden Teildampfdruck ab, vergleichen Sie diesen Wert mit dem Sattdampfdruck und lösen Sie die Aufgabe.

0 10 20 30 40 50

sd in m

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

2000

2200

2400

Pa

pi

pe

1170

208

20

10

0

-10

°C

0

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6-384 6 Schwachstellen – Fragen

6.5.4 Nachweis der Tauwassersicherheit mit dem Glaserdiagramm

Benutzen Sie hierzu das auf der Profi-CD gespeicherte Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz.

1. Geben Sie den Schichtaufbau für das unten beschriebene Bauteil ein, drucken Sie das Glaserdiagramm aus und interpretieren Sie die Ergebnisse.

Schichtstoffe von innen nach außen

λ W/(m · K)

Dicke m

Gipskarton PS-Extruderschaum Mz-Mauerziegel Kalk-Zementmörtel

0,21 0,04 0,81 0,87

0,012 0,080 0,365 0,020

2. Welche Temperaturen stellen sich an den Schichtgrenzen ein?

3. Wie groß ist der Sattdampfdruck in der Tauperiode an der Schichtgrenze 2 zwischen Dämmstoff und Mauerziegel?

4. Um welchen Betrag weicht dieser Wert von dem Tabellenwert für den Sättigungsdruck ps ab?

5. Welcher Dampfdruck müsste sich an der Schichtgrenze 2 zwischen Mauerwerk und Dämmung einstellen, wenn kein Tauwasser ausfallen soll?

(Projizieren Sie den Schnittpunkt der gestrichelten Teildampfdruckkurve mit der Schicht-grenze auf die rechte Skala.)

6. Müsste die Wärmeleitzahl der Wärmedämmung größer oder kleiner sein, damit kein Tauwasser ausfällt? Antwort mit Begründung!

7. Wie groß ist der Sattdampfdruck in der Verdunstungsperiode an der Schichtgrenze 2? Warum ist dieser größer als in der Tauperiode?

8. Nach welcher Seite kann in der Verdunstungsperiode mehr Feuchtigkeit ausdiffundieren? Antwort mit Begründung!

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6 Schwachstellen – Fragen 6-385

6.5.5 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen

1. Nennen Sie Beispiele, durch die ein unkontrollierter Luftaustausch zwischen Außenluft und Raumluft entsteht.

2. Beschreiben Sie, warum Wanddurchdringungen mit Massivholz nicht luftdicht hergestellt werden können.

3. Wie errechnet sich die Luftwechselzahl n?

4. Von welchen Faktoren ist der notwendige Luftwechsel eines Raumes abhängig (allge-mein, nicht nach EnEV)?

5. Wie nennt man das Verfahren, mit dem die Dichtheit eines Gebäudes nach ISO 9972 geprüft werden kann?

6. Beschreiben Sie, wie mit diesem Verfahren die Luftdurchlässigkeit geprüft wird.

7. Welche Luftwechselrate n muss für die Energiebilanz angesetzt werden, wenn die Luft-dichtigkeit des Gebäudes nicht geprüft wird?

8. Um wie viel Prozent erhöht sich der Lüftungswärmeverlust eines Gebäudes, um wie viel absolut, wenn sich die Luftwechselrate von 0,6 auf 0,7 erhöht?

Beispiel:

Einfamilienhaus

Gegeben:

Luftvolumen: V = 712,8 m³

Gesucht:

QV für n = 0,6 h-1

QV für n = 0,7 h-1

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6-386 6 Schwachstellen – Antworten

6.6 Antworten 6.6.1 Wärmebrücken

1. Bereiche eines Bauteils, in denen ein größerer Wärmestrom fließt als in anderen Bereichen

2. Es gibt stoffliche, geometrische, punktförmige, zweidimensionale und dreidimensionale Wärmebrücken.

3. In thermisch homogenen Bauteilen fließt der Wärmestrom geradlinig von innen nach außen, weil nur in dieser Richtung ein Temperaturgefälle besteht. Die parallel zur Ober-fläche nebeneinander liegenden Bereiche sind alle gleich temperiert, sodass zwischen diesen kein Energieaustausch erfolgt.

4. Bei thermisch inhomogenen Bauteilen liegen Bereiche mit unterschiedlichen Temperatu-ren nebeneinander, sodass hier nicht nur ein Temperaturgefälle von innen nach außen, sondern auch zwischen benachbarten Bereichen vorhanden ist.

5. Die Wärmeleitfähigkeit des Porenbetons ist wesentlich geringer als die der Stahlbeton-stütze. Im Porenbeton ist deshalb der Wärmestrom kleiner als in der Stütze. Dadurch ergibt sich in den beiden Bauteilen ein unterschiedliches Temperaturgefälle. In den Randbereichen zwischen der Stütze und dem Porenbeton fließt der Wärmestrom des-halb nicht mehr senkrecht zur Wandoberfläche, sondern an der Innenseite der Wand in Richtung zum besser leitenden und deshalb dort kühleren Beton und im Außenbereich in Richtung des schlechter leitenden und deshalb dort kühleren Porenbetons.

6. weil das Diagramm im Maßstab der Widerstände dargestellt ist und die Temperatur pro-portional zu den Widerständen abfällt

7. Notierte Temperaturen:

θsi ca. 8,8 °C θse ca. – 3,4 °C

Nach Veränderung des λ-Wertes der mittleren Schicht auf 2,1 ergeben sich die neuen Oberflächentemperaturen:

θsi ca. 7,2 °C θse ca. – 3,1 °C

Bei größerem U-Wert wird innerhalb des Bauteils mehr Wärme transportiert. Dadurch erhalten die inneren Teilchen weniger und die äußeren mehr Energie.

8. θi – θ1 /Δθ = Rsi U

θ 1 = θ i – (Rsi Δθ U)

Rsi Δθ U = θ i – θ 1

U = (θ i – θ 1) / (Rsi Δθ) W/(m² · K)

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6 Schwachstellen – Antworten 6-387

9. Oberflächentemperatur innen:

Formel: θoi = θi – Rsi q °C

Berechnung: θoi = 20 – 0,25 10,29 °C θoi = 17,4 °C

Temperatur an der Grenzfläche Beton/Dämmung:

Formel: θ1 = θoi – RB q °C

Berechnung: θ1 = 17,4 – 0,14 10,29 θ1 = 16 °C

Oberflächentemperatur außen:

Formel: θoa = θ1 – RD q °C

Berechnung: θoa = 16 – 2,00 10,29 θoa = – 4,6 °C

Außenluft:

Formel: θa = θoa – Rse q °C

Berechnung: θa = – 4,6 – 0,04 10,29 θa = – 5 °C

10. Untersuchung von Wärmebrücken mit dem Programm ARCHIDISK-Isothermen (Profi-CD) Detailpunkte – auskragende Balkonplatte

zu a)

Bild 6.71: Auskragende Balkonplatte. Bildschirmkopie ergänzt mit den Luft- und Kantentemperaturen

zu b)

fRsi = (16,5 – 5)/(20 – 5)

= 0,86

Zur Vermeidung von Schimmelpilzen darf fRsi 0,7 nicht unterschritten werden.

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6-388 6 Schwachstellen – Antworten

11. den im Bereich der Wärmebrücke zusätzlichen Wärmeverlust in W/(m · K) bzw. W/(m² · K)

12. Wenn die U-Werte der Bauteile kleiner sind als die eines vergleichbaren Details im Bei-blatt 2, muss für den EnEV-Nachweis kein Gleichwertigkeitsnachweis für dieses Detail geführt werden.

6.6.2 Tauwasser an Bauteiloberflächen

1. Abkühlung bedeutet eine Verringerung der kinetischen Energie der Wassermoleküle. Hierdurch vergrößert sich die Möglichkeit, dass sich im Wasserdampf frei bewegende Moleküle über die Wasserstoffbrückenbindung zu größeren Aggregaten – also zu Was-ser – zusammenschließen.

2. a) Der Sattdampfdruck kennzeichnet den Druck, den die bei einer bestimmten Tempera-tur maximal mögliche Menge von sich frei bewegenden Wassermolekülen – also die Sättigungsmenge – erzeugt.

b) Der absolute Dampfdruck kennzeichnet den Druck, der von den vorhandenen Was-sermolekülen erzeugt wird.

3. Die relative Luftfeuchte kennzeichnet das Verhältnis von vorhandener zur möglichen Wasserdampfmenge bzw. das Verhältnis zwischen absolutem Dampfdruck und Satt-dampfdruck.

Formel: φ = (p / ps) · 100 % ps für 19 °C = 2.197 Pa

4. Formel:

absoluter Dampfdruck p = φ · ps / 100 Pa

Berechnung: p = 60 · 2.197 / 100 = 1.318 Pa

5. Das ist diejenige Temperatur, bei der sich der Sattdampfdruck einstellt und die Konden-sation beginnt.

Versuch 1 a) θsi = ca. 6,6 °C

b) Bei ca. φ = 42 %

c) ps ca. 2.350 Pa p ca. 1.000 Pa

d) Formel:

φ = (p / ps) 100

Berechnung: φ = (1.000 / 2.350) 100 = 42,5 %

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6 Schwachstellen – Antworten 6-389

Versuch 2 a) U ca. 1,7 W/(m² K)

Formel:

θsi = θLi – Rsi U Δθ °C

Stellen Sie die Formel nach U um:

U = −⋅ Δ

Li si

si

θ θR θ

Berechnung:

U = 2525,03,920

⋅−

= 25,67,10 = 1,712 W/(m² K)

b) U > 0,5 (kann nicht eingestellt werden)

Formel:

U = λ λ λ

1 2 3si se

1 2 3

d d d1/ R R⎛ ⎞+ + + +⎜ ⎟⎝ ⎠

W/(m² K)

Stellen Sie die Formel zur Berechnung von dBeton um:

dBeton = λλ λ

1 3si se

1 3

d d1/U R R⎛ ⎞− − + − ⋅⎜ ⎟⎝ ⎠

m

Berechnung:

dBeton = 0,01 0,021/1,712 0,25 0,04 2,10,87 0,87

⎛ ⎞− − − − ⋅⎜ ⎟⎝ ⎠

= (0,584 – 0,25 – 0,011 – 0,022 – 0,04) 2,1

≈ 0,55 m

6.6.3 Tauwasser im Inneren von Bauteilen

1. Bei unterschiedlichen Temperaturen zwischen innen und außen herrschen auch unter-schiedliche Dampfdrücke, die einen Ausgleich anstreben.

Wenn die Kapillaren in einem Baustoff größer sind als der Durchmesser von Wasser-stoffmolekülen, können letztere in den Baustoff eindringen.

2. Der größere µ-Wert ist auf der kalten, der kleinere auf der warmen Seite der Tauwasser-ebene zu verwenden.

3. Mit der äquivalenten Luftschichtdicke sd wird der Dampfdiffusionswiderstand eines Stof-fes mit dem der Luft verglichen. Der sd-Wert gibt an, wie dick eine Luftschicht sein müss-te, damit diese den gleichen Widerstand wie die Stoffschicht hat.

Formel:

µ d = sd m

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6-390 6 Schwachstellen – Antworten

4. Ermittlung der R-, U-, q- und sd-Werte

Material von innen nach außen

d m

λ W/(m · K)

R m² · K/W µ sd

m

Rsi 0,130

Beton 0,24 2,00 0,114 80/130 19,2

XPS 0,10 0,04 2,500 80/250 25,0

Rse 0,040

RT = 2,784 44,2

U = 0,36 W/(m² · K)

q = 0,66 W/(m² · K) · 30 K = 10,8 W/m²

Ermittlung der Temperaturen an der Schichtgrenze:

Formel:

θn = θi – Rn q

Berechnung: θ1 = 20 – (0,13 + 0,114) 10,8

θ1 = 17,36 °C

Ermittlung des Sattdampfdrucks an der Schichtgrenze:

Für 17,4 °C ps = 1.988 Pa

Darstellung des Diagramms:

0 10 20 30 40 50

sd in m

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

2000

2200

2400

Pa

pi

pe

1170

208

20

10

0

-10

°C

0

17,3°C

1988 Pa

ca. 790 Pa

sd = 16,8 sd = 25

θ1

Es kommt zu keinem Tauwasserausfall, da die bei ca. 17,3 °C mögliche Wasserdampf-menge mit einem Sattdampfdruck von 1970 Pa wesentlich größer ist als die Wasser-dampfmenge, die bis zu dieser Stelle vordringen kann, mit einem Teildampfdruck von 790 Pa.

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6 Schwachstellen – Antworten 6-391

6.6.4 Nachweis der Tauwassersicherheit mit dem Glaserdiagramm

1. Glaserdiagramm – siehe Anhang

2. °C

1 θoi 18,5

2 Gipskarton/PS-Partikelschaum – 18

3 PS-Partikelschaum/Mauerziegel – 4,3

4 Mauerziegel/Kalkzementmörtel – 9,3

3. 427 Pa

4. Sattdampfdruck nach Tabelle

Für θ = – 4,3 °C ist 426 Pa Abweichung: 1 Pa

Die Berechnung erfolgt nach einer Näherungsgleichung.

5. Der Teildampfdruck dürfte ca. 610 Pa nicht überschreiten.

6. Sie müsste größer sein!

Begründung:

Die Wärmeleitzahl müsste größer sein, damit die Oberflächentemperatur an der Schicht-grenze steigt und dadurch der mögliche Sattdampfdruck größer wird.

7. Ps = 1404 Pa

Er ist größer, weil für die Verdunstungsperiode eine höhere Temperatur angenommen wird.

8. nach außen

Begründung:

nach außen, weil in diese Richtung der sd-Wert kleiner ist.

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6-392 6 Schwachstellen – Antworten

Anhang zu 6.6.4

Bild 6.72: Glaserdiagramm nach DIN 4108, Wand

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6 Schwachstellen – Antworten 6-393

6.6.5 Luftdurchlässigkeit von Bauteilen

1. Alle die Luftdichtigkeitsschichten durchdringenden und diese unterbrechenden Bauteile, wie Sparren, Pfetten und Deckenbalken für Balkone, führen zu einem unkontrollierten Luftaustausch.

2. Holzbalken neigen zu Verdrehungen und Rissen und verändern ihr Volumen in Abhän-gigkeit der relativen Luftfeuchte, sodass an diese keine luftdichten Anschlüsse herge-stellt werden können.

3. n = -1Volumen Frischluft pro Stunde in hVolumen Raumluft

4. von der Raumgröße, der Nutzung und der Anzahl der Personen

5. Blowerdoor-Test

6. In dem zu prüfenden Gebäude wird mit einem Ventilator abwechselnd ein Überdruck und ein Unterdruck erzeugt und die dabei jeweils transportierte Luftmenge gemessen.

Der Mittelwert aus beiden Messungen ergibt in Bezug zum Luftvolumen des Gebäudes eine mit Normwerten vergleichbare Luftwechselzahl.

7. n = 0,7 h-1

8. Formel:

QV = 66 n 0,34 V

Berechnung:

für n = 0,6 QV = 66 0,6 0,34 712,8 = 9.597,14 kWh/a

für n = 0,7 QV = 66 0,7 0,34 712,8 = 11.196,67 kWh/a

ΔQV = 1.599,52 kWh/a

Absolute Erhöhung: ~ 1.600 kWh/a

Prozentuale Erhöhung:

(ΔQV/QV) 100 = (1.600 / 9.600) 100 = 16,6

~ 17 %

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6-394 6 Schwachstellen – Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken

6.7 Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken Das Programm befindet sich auf der Profi-CD unter „Programme“.

Funktion Das Programm ermöglicht die Darstellung des zweidimensionalen Temperaturverlaufs inner-halb von Bauteilen, die sich aus Rechtecken erstellen lassen.

Programmbedienung Nach dem Entpacken der zip-Datei wird das Programm mit der Datei „install.exe“ auf der Festplatte installiert. Nach dem Aufruf von „install.exe“ erscheint nach einem Hinweis ein weißes Fenster mit „Installation“ in der Kopfzeile. Es erfolgt eine Abfrage nach Standard- oder Netzinstallation. Wählen Sie „Standardinstallation“.

Nach Aufruf des Programms erscheint das Portal mit vier Funktionsschaltern und elf Icons. Die von den Funktionsschaltern über die Untermenüs aufzurufenden Fenster erklären sich weitgehend selbst, gegebenenfalls erhält man Unterstützung über den Hilfe-Button. Zur schnellen Bedienung genügen die Icons.

Beginnen Sie mit dem 3. von rechts: Unter „Projekt erzeugen“ können Sie dann ein Projekt anlegen.

Geben Sie einen Namen ein, unter dem Ihre Arbeit gespeichert werden soll.

Wichtig sind auch die richtigen Voreinstellungen für den Maßstab und die Lage der Tempera-turangaben. Diese Angaben können in dem unter dem Schalter „Berechnen – Parameter eingeben“ erscheinenden Fenster modifiziert werden.

Für das nachfolgende Beispiel empfiehlt sich ein Maßstab von 1:10 in x- und y-Richtung so-wie für die Lage der „Temperaturwerte“ – die Markierung von „rechts“.

Eingabe des Bauteils

Mit „Neu“ erreichen Sie das Eingabefenster mit Zeichenbrett zur Darstellung des zu unter-suchenden Details. Klicken Sie einfach einmal auf das Feld und ziehen Sie ein Rechteck. Das Rechteck wird hinterlegt und ist ein Teil einer Konstruktion. Mit dem Schalter links unten „Markiertes Rechteck löschen“ wird es wieder beseitigt.

Rechts neben dem Eingabefeld finden sich folgende Funktionen:

Unter „Koordinaten“ wird die linke obere und die rechte untere Ecke der auf dem Zeichenfeld eingegebenen Rechtecke während des Zeichnens bzw. die Lage des Mauszeigers angegeben.

Darunter wird die Breite und Länge des gezeichneten Rechtecks in cm dargestellt. Die Ge-nauigkeit der Darstellung kann unter „Rundung“ modifiziert werden.

Mit „Lage des Rechtecks“ ist die Darstellung bei Überschneidungen festzulegen.

Mit „Flächenelement näher bestimmen“ wird dieses als Bauteil oder als Freifläche (Luft) defi-niert und entsprechend der Baustoff oder die Wärmeübergangswiderstände zugeordnet.

Unter „Flächen/Baustoffname“ steht dann z. B. Innenluft oder Beton.

Der Luft ist in dem daneben liegenden Kästchen noch eine Temperatur zuzuordnen.

In dem unteren Kasten erscheinen die eingegebenen Teilflächen mit ihren Namen, Koordina-ten, Abmessungen, ihrer Lage und Wärmeleitzahl bzw. Wärmeübergangswiderstand und Temperatur.

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6 Schwachstellen – Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken 6-395

Konstruieren Sie als Beispiel eine Wand mit Betonstütze.

1 Lufttemperaturen

Als Erstes sind die Lufttemperaturen festzulegen; zuerst die Außenluft.

Ziehen Sie hierzu von der linken oberen Ecke (Koordinaten 0/0) ein Rechteck bis zum unteren Rand etwa in der Bildmitte (Koordinaten > 80/160 bei dem gewählten Maßstab von 1:10). Die Fläche ist grau gefüllt und wird jetzt definiert.

Unter „Flächenelement näher bestimmen“ wird „Freifläche“ markiert. Auf dem mit „Bau-stoff/Rs-Werte wählen“ erreichbaren Fenster markieren Sie „Rse“ und geben dafür 0,04 ein. Dieser Wert ist in der DIN EN ISO 6946 angegeben.

„OK“ führt wieder zur Eingabetafel, bei der im Feld „Flächen/Baustoffname“ z. B. Außen-luft und unter „Temp.“ die Außentemperatur von z. B. – 5 °C eingetragen wird (das ist die Regeltemperatur zur Untersuchung von Tauwasserausfall an inneren Oberflächen nach DIN 4108-2:2003-04).

Als Nächstes definieren Sie die rechte Hälfte des Eingabefeldes als Innenluft mit Rs = 0,25 und 20 °C.

2 Bauteileingabe

2.1 Ziegelwand

Es soll eine 36,5 cm dicke Außenwand aus Hlz (Hochlochziegel) mit einer ungedämmten Betonstütze untersucht werden.

Zeichnen Sie hierzu ein Rechteck, das die Grenzlinie der beiden Luftschichten überdeckt, von ganz oben bis ganz unten mit einer Breite von 36,5 cm. Ziehen Sie dazu das Recht-eck über den unteren Rand und lassen Sie die Maus bei der angezeigten Breite zwi-schen 0,363 und 0,367 aus. Die Eingabe wird dann auf 0,365 gerundet.

Konnte die Feldgröße über die Eingabe mit der Maus nicht genau definiert werden, be-steht die Möglichkeit, die Koordinaten der Fläche zu modifizieren. Mit Doppelklick auf die Flächenbezeichnung im unteren Kasten erscheint ein Fenster mit den Koordinaten dieser Fläche, die entsprechend korrigiert werden können.

Das „Flächenelement“ ist ein „Baustoff“, der aus der über diesen Schalter erreichbaren Tabelle „Baustoffauswahl“ ausgewählt oder neu definiert werden kann.

In dieser Liste kann die Suche nach dem gewünschten Material entweder aus einer von der obersten Zeile aufrufbaren Übersicht der Baustoffgruppen oder durch Eingabe der ersten Buchstaben des Materials in der Zeile „Stoffwahl“ oder durch Scrollen der „Bau-stoffliste“ erfolgen.

Rufen Sie aus der Zeile „Stoffwahl“ durch die Eingabe „Hlz“ die Liste der Hochlochziegel auf (die hierfür angegeben λ-Werte entsprechen der DIN 4108, Ausgabe 1982). Wählen Sie für dieses Beispiel die Dichte 700 und λ = 0,36 W/(m · K). Das blau hinterlegte Mate-rial erscheint auch direkt unter der Kopfzeile dieser Liste. Möchten Sie die Vorgaben än-dern, erhalten Sie mit der rechts angebrachten Pfeiltaste eine Möglichkeit zur Modifizie-rung. Mit „Stoffe von oben übernehmen“ können alle Einzelwerte verändert werden.

Verändern Sie die Wärmeleitzahl auf 0,15 W/(m · K) durch Klick auf „Verändern“. Mit „OK“ wird der Wert in die Baustoffliste übertragen. Mit Klick auf die blaue Zeile in der Baustoffliste wird das Material mit Koordinaten und λ-Wert in das Eingabefeld übertra-gen.

2.2 Betonstütze

Zeichnen Sie entweder genau, dann müssen Sie die Koordinaten berechnen, oder in et-wa in der Wandmitte ein weiteres Rechteck mit 0,365 auf 0,30 cm ein und wählen Sie da-für aus der Baustoffübersicht unter „Weitere Baustoffe“ aus der Liste „Baustoffe allge-mein“ mit der Zeile „Stoffwahl“ Normalbeton aus.

Page 417: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6-396 6 Schwachstellen – Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Wärmebrücken

Damit ist die Eingabe fertig. Überprüfen Sie nochmals alle Daten und speichern Sie den Aufbau mit „OK“ z. B. mit der Bezeichnung „Ziegelwand mit Betonstütze“.

3. Berechnen der Isothermen:

Durch Anklicken des Icons „1 + 1=“ werden die Isothermen berechnet.

Die noch erscheinenden Abfragen können Sie z. B. so beantworten:

„Soll die Plottergrafik mehrfarbig sein?“ mit „Ja“

„Ergebnis“ – Der U-Wert des Bauteils wird vorgestellt mit „OK“

„Was soll gezeigt werden?“ mit „Isothermendiagramm“

Das Isothermendiagramm erscheint und kann mit der Taste „Drucker“ über die Zwi-schenablage mit einem Grafikprogramm zum Ausdruck übernommen werden.

Versuchen Sie jetzt an der Stütze noch eine Wärmedämmung anzubringen.

Bild 6.73: Temperaturverlauf im Bauteil Ziegelwand mit Betonstütze

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6 Schwachstellen – Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz 6-397

6.8 Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz Das Programm befindet sich auf der Profi-CD unter „Programme“.

Funktion Das Programm ermöglicht die Berechnung des Tauwasserausfalls und die Darstellung des Glaserdiagramms nach DIN 4108-3:2001-07.

Programmbedienung Nach dem Entpacken der zip-Datei wird das Programm mit der Datei „install.exe“ auf der Festplatte installiert. Nach dem Aufruf von „install.exe“ erscheint nach einem Hinweis ein weißes Fenster mit „Installation“ in der Kopfzeile. Es erfolgt eine Abfrage nach Standard- oder Netzinstallation. Wählen Sie „Standardinstallation“. Nach der Installation rufen Sie das Programm auf und gehen wie folgt vor:

Projekt anlegen:

Legen Sie ein Projekt an, unter dem Ihre Arbeit gespeichert werden soll.

Tragen Sie in die bei Eingabe von „OK“ erscheinende „Projektbeschreibung“ die zur Identifi-zierung Ihres Projektes erforderlichen Daten ein (das Formular muss nicht vollständig ausge-füllt werden).

Bauteil:

Name Geben Sie den Namen des Bauteils mit seiner Pos.-Nr. ein.

Lage des Bauteils Wählen Sie aus der Auswahl das richtige Bauteil. Hiermit werden die Wärmeübergangs-widerstände definiert.

Schicht Mit dem Button „Neue Schicht“ erreichen Sie die Baustoffbibliothek. Mit „Stoffwahl“ können Sie einen bestimmten Baustoff suchen lassen, wenn Sie hier seine genaue Bezeichnung eingeben. Sie können aber auch in dem unteren Fenster oder unter „Weitere Baustoffe“ ei-nen Baustoff aussuchen und anklicken. Die Baustoffdaten werden übertragen. Auf diese Weise können Sie alle Schichten des Bauteils definieren. Falsche Eingaben können durch Anklicken der Schicht verbessert werden.

Nach „Speichern“ steht Ihr Projekt für die weitere Bearbeitung zur Verfügung. Anschließend werden die Ergebnisse angezeigt. Mit „OK“ werden die Ergebnisse gespeichert.

Mit „Bauteil“ – „Bauteil bearbeiten/ansehen“ können Schichtenfolge und Baustoffe wieder verändert werden.

Für die Erstellung des Glaserdiagramms drücken Sie auf den „Wassertropfen“ und wählen das zu bearbeitende Bauteil aus.

Die Schichtung wird vorgestellt und Sie müssen die Schicht anklicken, ab der der größere µ-Wert zu verwenden ist. Das ist meistens die 1. Schicht nach der Wärmedämmung.

Mit „Glaserdiagramm“ werden zuerst der Schichtaufbau und die Temperaturen zwischen den einzelnen Schichten angezeigt.

Mit „OK" erhält man die ein- und ausdiffundierenden Wassermengen.

Das Glaserdiagramm erscheint als grafische Darstellung mit „Glaserdiagramm zeigen“.

Wenn Sie zufrieden sind, drucken Sie aus dem Hauptmenü mit „Drucker“ alle Berechnungen und das Glaserdiagramm aus.

Page 419: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

6-398 6 Schwachstellen – Arbeiten mit dem Programm ARCHIDISK-Tauwasserschutz

Das Programm hat noch viele Raffinessen, die Ihnen unter „Hilfe“ erklärt werden.

Zur Überprüfung der mit der Tauwasser-sim durchgeführten Versuche können diese mit dem Rechenprogramm nachgerechnet werden.

Bild 6.74: Beispiel eines Glaserdiagramms für eine beidseitig verputzte Ziegelwand

Page 420: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-399

7 Energiebilanz und Energieausweis

Erläuterung des Nachweisverfahrens nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

7.1 Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-401 7.1.1 Bestimmung der Gebäudekenndaten ..............................................................7-401 7.1.1.1 Zonierung des Gebäudes ................................................................................7-401 7.1.1.2 Bestimmung des Bruttovolumens Ve ...............................................................7-401 7.1.1.3 Bestimmung der Gebäudenutzfläche AN und der Wohnfläche AWO .................7-401 7.1.1.4 Bestimmung der Fensterdaten AW...................................................................7-402 7.1.1.5 Bestimmung der Hüllfläche A ..........................................................................7-403 7.1.1.6 Bestimmung der U-Werte ................................................................................7-405 7.1.1.7 Zulässiger Primärenergiebedarf QP nach EnEV ..............................................7-407 7.1.2 Ermittlung des Heizwärmebedarfs Qh nach DIN V 4108-6 ..............................7-407 7.1.2.1 Ermittlung der monatlichen Wärmeverluste Ql,M ..............................................7-408 7.1.2.2 Ermittlung der monatlichen Wärmegewinne Qg,M ............................................7-417 7.1.2.3 Berechnung des monatlichen Heizwärmebedarfs Qh,M....................................7-425 7.1.2.4 Berechnung des Energiebedarfs für Warmwasserbereitung QW .....................7-425 7.1.2.5 Primärenergiebedarf QP des Referenzgebäudes ............................................7-426

7.1.2.6 Primärenergiebedarf für das sanierte Beispiel-Haus nach DIN V 4108-6 .......7-427

7.1.3 Ermittlung des Nutzwärmebedarfs Qh,B nach DIN V 18599-2..........................7-428 7.1.3.1 Aufbau der Verordnung ...................................................................................7-428 7.1.3.2 Unterschiede in der Berechnung nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599 .........7-428 7.1.3.3 Bestimmung des Nutzenergiebedarfs für Wärme und Kälte Qh,b.....................7-430 7.1.3.4 Ermittlung der Wärmesenken Qsink ..................................................................7-431 7.1.3.5 Ermittlung der Wärmequellen Qsource................................................................7-438 7.1.3.6 Ausnutzungsgrad der Wärmequellen ..............................................................7-444 7.1.3.7 Reduzierter Heizbetrieb während der Nachtstunde.........................................7-445 7.1.3.8 Nutzwärmebedarf (Heizwärmebedarf) Qh,b für das Referenzgebäude.............7-446 7.1.3.9 Nutzenergiebedarf für die Trinkwasserbereitung.............................................7-446 7.1.3.10 Primärenergiebedarf für das Referenzgebäude nach DIN V 18599 ................7-447 7.1.3.11 Nutzenergiebedarf für die Luftaufbereitung .....................................................7-447 7.1.3.12 Maximale Heizleistung in der Gebäudezone ...................................................7-447

Page 421: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-400

7.2 Energieausweis 7-449 7.2.1 Energieausweis auf der Grundlage des berechneten Energiebedarfs ............7-449 7.2.2 Energieausweis auf der Grundlage des gemessenen Energieverbrauchs......7-452

7.3 Fragen 7-458

7.4 Antworten 7-459

Page 422: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-401

7.1 Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) Nachfolgend wird schrittweise erläutert, wie die nachzuweisenden Kenngrößen Primärener-giebedarf QP und der spezifische Transmissionswärmeverlust HT für Alt- und Neubauten nach DIN V 4108-6 in Verbindung mit der DIN V 4701-10 und nach DIN V 18599-1 und -2 zu berechnen sind. Dies wird zusätzlich am Beispiel des Referenzgebäudes für das Beispiel-Haus nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1 erläutert.

7.1.1 Bestimmung der Gebäudekenndaten

Als Erstes müssen die Kenndaten des Gebäudes ermittelt werden. Hierzu müssen alle Daten zur Berechnung des beheizten Volumens und der Bauteile mit den darin befindlichen Fens-teröffnungen vorliegen.

7.1.1.1 Zonierung des Gebäudes

Bevor ein Gebäude energetisch bilanziert wird, ist es in Zonen zu unterteilen. Wohngebäude werden grundsätzlich immer als Ein-Zonen-Modell betrachtet. Die Bilanzierung eines ge-mischt genutzten Gebäudes ist in der EnEV § 22 geregelt. Dort heißt es:

„Teile eines Wohngebäudes, die sich hinsichtlich der Art ihrer Nutzung und der gebäude-technischen Ausstattung wesentlich von der Wohnnutzung unterscheiden und die einen nicht unerheblichen Teil der Gebäudenutzfläche umfassen, sind getrennt als Nichtwohngebäude zu behandeln.“

7.1.1.2 Bestimmung des Bruttovolumens Ve (siehe auch Kapitel 2)

Das beheizte Volumen beinhaltet alle Räume, die aufgrund ihrer bestimmungsgemäßen Nut-zung direkt auf eine Innenlufttemperatur θi ≥ 19 °C (nach DIN V 4108-6) bzw. θi ≥ 20 °C (nach DIN V 18599-10) beheizt werden sowie solche, die durch Raumverbund (z. B. Flure) mit eingeschlossen werden. Die Berechnung erfolgt aus den Außenmaßen des Gebäudes.

Das Bruttovolumen dient:

– zur pauschalen Berechnung des beheizten Luftvolumens V,

– zur Bestimmung der spezifischen Lüftungswärmeverluste HV sowie

– zur Bestimmung der Gebäudenutzfläche AN.

Beispiel-Haus:

Ve = 582,03 m³ (vgl. Kapitel 2.5.3) (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.2)

7.1.1.3 Bestimmung der Gebäudenutzfläche AN und der Wohnfläche AWO

(siehe auch Kapitel 2)

Geschosshöhe zwischen 2,5 m und 3 m AN = 0,32 ⋅ Ve m²

(Formel 7.1) (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.3)

Page 423: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-402 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Erläuterung:

Bei der Berechnung nach DIN V 4108-6 wird AN zur Berechnung der internen Wärmegewin-ne Qi, des Warmwasserbedarfs QW sowie zur Bestimmung der Anlagenverluste benötigt. Außerdem ist AN die Bezugsfläche zur Bestimmung der Energiekennzahl im Energieausweis.

Beispiel-Haus:

Beheizte Nutzfläche AN:

AN = 0,32 ⋅ Ve m²

AN = 0,32 m–1 ⋅ 582,03 m³

= 188,25 m² (vgl. Kapitel 2.5.3)

Geschosshöhe weniger als 2,5 m und mehr als 3 m Nach Anlage 1 Nr. 1.3.3 ist die Gebäudenutzfläche AN eines Wohngebäudes bei einer durchschnittlichen Geschosshöhe der Vollgeschosse hg von weniger als 2,5 m und mehr als 3,0 m wie folgt zu ermitteln:

AN = (1/hG – 0,04 m–1) · Ve m² (Formel 7.2) (EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.3)

hG = Höhe von OK Rohfußboden bis OK Rohfußboden der darüber liegenden Decken, Mittelwert aller Geschosse m²

Bestimmung der Wohnfläche AWO Wird das Gebäude nach DIN V 18599 berechnet, wird für die Berechnung der internen Wär-megewinne (Wärmequellen) QI, des Warmwasserbedarfs QW sowie zur Bestimmung der An-lagenverluste die Wohnfläche benötigt. Diese ist nach § 4 Abs. 1 der Zweiten Berechnungs-verordnung zu bestimmen.

Beispiel-Haus:

Wohnfläche Awo = 149,13 m²

7.1.1.4 Bestimmung der Fensterdaten AW

(siehe auch Kapitel 2)

Für die Bestimmung der Transmissionswärmeverluste HT und der solaren Wärmegewinne QS werden folgende Fensterdaten benötigt, die nach Himmelsrichtung getrennt zu ermitteln sind:

– Außenmaße der Fenster (lichte Fassadenöffnung der Fenster),

– Himmelsrichtung der Fenster (Süd, Süd/Ost, Süd/West, Ost, Nord/Ost, West, Nord/West, Nord),

– Neigung der Fenster (senkrecht oder geneigtes Fenster < 30°, z. B. Dachliegefenster),

– U-Werte der Fenster (Herstellerangaben oder Berechnung nach DIN EN ISO 10077, sie-he auch Kapitel 2),

– Energiedurchlassgrad g⊥ der Fenster (Herstellerangaben oder DIN V 4108-6, Tabelle 6) sowie

– Verschattung der Fenster.

Page 424: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-403

Fensterdaten Beispiel-Haus (siehe Kapitel 2.5.3.2):

Fenster Süd = 24,47 m²

Fenster Ost = 3,13 m²

Fenster West = 18,24 m²

Fenster Nord = 10,85 m²

Fensterfläche gesamt = 56,69 m²

7.1.1.5 Bestimmung der Hüllfläche A (siehe auch Kapitel 2)

Die den beheizten Raum einer Temperaturzone begrenzenden wärmeübertragenden Um-fassungsflächen A (Hüllflächen) sind für alle Bauteile mit unterschiedlichem U-Wert und un-terschiedlichen Temperatur-Korrekturfaktoren (Fx-Wert) getrennt zu ermitteln. Werden auch die solaren Wärmegewinne über opake Bauteile berücksichtigt, sind die einzelnen Bauteile auch getrennt nach deren Himmelsrichtung zu erfassen. Die Ergebnisse werden auf zwei Stellen hinter dem Komma gerundet. Fensterflächen sind von den einzelnen Bauteilen abzu-ziehen und getrennt zu ermitteln.

Hierfür sind folgende Bauteile zu unterscheiden:

– Bauteile zur Außenluft mit oder ohne vorgehängte Fassade

Beispiel-Haus: – Außenwände EG und OG verputzt (B1)

– Außenwände EG mit Holzschalung (B2)

– Dachfläche (B3)

– Decke über Eingangsbereich (B5)

– Haustür (B4)

– Wände und Decken zu nicht ausgebautem Dachraum und Drempel

Beispiel-Haus:

– Dachfläche Anbau (B6)

– Wände und Decken zu unbeheizten Räumen

Beispiel-Haus:

– Wand zu Dachraum (B13)

– Wände und Decken zu niedrig beheizten Räumen (Innentemperatur zwischen 12 °C und 19 °C).

Beispiel-Haus: keine vorhanden

– Wände und Fenster zu unbeheiztem Glasvorbau, unterteilt in Glasvorbau

– mit Einfachverglasung

– mit Zwei-Scheiben-Verglasung

– mit Wärmeschutzverglasung

Beispiel-Haus: keine vorhanden

Page 425: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-404 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

– Bauteile zum unbeheizten Keller

Beispiel-Haus:

– Kellerinnenwände des beheizten Kellers (B10)

– Innentüren zum unbeheizten Keller (B12)

– Kellerdecke zum unbeheizten Keller (B9)

– Bauteile, die an das Erdreich grenzen

Beispiel-Haus:

– Kellerwand zu Erdreich (B7)

– Bodenplatte des beheizten Kellers (B8)

– Bodenplatte Anbau (B11)

– Bodenplatte von niedrig beheizten Räumen

Beispiel-Haus: keine vorhanden

– Bauteile mit Flächenheizung

Beispiel-Haus: keine vorhanden

Es wird empfohlen, in den Planvorlagen die Flächen zu kennzeichnen und mit Positions-nummern zu versehen.

Nach EnEV Anlage 1, Nr. 1.3.1 sind die wärmeübertragenden Umfassungsflächen A in Quadratmetern nach DIN ISO 13789, Anhang B, Fall „Außenabmessungen“ zu ermitteln.

Bei aneinandergereihten Gebäuden sind die Gebäudetrennwände wie folgt zu berücksichti-gen (EnEV Anlage 2.6):

– zwischen Gebäuden mit gleichen Innentemperaturen werden diese bei der Ermittlung der wärmeübertragenden Umfassungsfläche A nicht berücksichtigt,

– zwischen Gebäuden mit normaler und niedriger Innentemperatur (12 °C bis 19 °C) wird der Wärmedurchgangskoeffizient der Trennwand mit einem Temperatur-Korrekturfaktor Fnb nach DIN 4108-6, Tabelle 3 abgemindert,

– zwischen Gebäuden mit wesentlich niedriger Innentemperatur wird der Wärmedurch-gangskoeffizient der Trennwand mit einem Temperatur-Korrekturfaktor Fu von 0,5 abge-mindert.

Werden aneinandergereihte Gebäude gleichzeitig errichtet, dürfen diese wie ein Gebäude behandelt werden.

Ist die Nachbarbebauung von gereihten Gebäuden nicht gesichert, müssen die Trennwände den Mindestwärmeschutz nach § 7 Abs. 1 einhalten.

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-405

Tabelle 7.1: Zusammenstellung der Bauteilflächen für das Beispiel-Haus (siehe auch Kapitel 2)

7.1.1.6 Bestimmung der U-Werte (siehe auch Kapitel 3)

a) Opake Bauteile

Um die U-Werte der einzelnen Bauteile bestimmen zu können, muss deren Bauteilschich-tung mit den dazugehörigen λ-Werten (Wärmeleitfähigkeit), den Schichtdicken d und den Wärmeübergangswiderständen Rsi und Rse festgelegt werden.

U = 1 / RT W/(m² ⋅ K) (Formel 7.3)

RT = Wärmedurchgangswiderstand als Summe aller anrechenbaren Wärmedurchlasswiderstände m² ⋅ K/W

Für Bauteile aus homogenen Schichten gilt:

RT = Rsi + ΣRn + RL + RU + Rse m² ⋅ K/W

Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen

Tabelle 7.2: Wärmeübergangswiderstände innen – nach DIN EN ISO 6946

Wärmestrom m² ⋅ K/W

aufwärts 0,10

horizontal 0,13

abwärts horizontal = ±30 ° zur Horizontalen

0,17

(Formel 7.4)

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7-406 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Rn = Wärmedurchlasswiderstand der Stoffschichten m² ⋅ K/W Rn = dn/λn m² ⋅ K/W

(Formel 7.5) d = Schichtdicke der Bauteilschicht m λn = Wärmeleitfähigkeit dieser Stoffschicht W/(m ⋅ K) (DIN V 4108-4)

Erläuterung:

Der Bemessungswert des Wärmedurchlasswiderstandes berechnet sich aus der Dicke d einer homogenen Stoffschicht, geteilt durch den Bemessungswert λn für die Wärmeleitfähig-keit dieser Stoffschicht.

RL = Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten m² ⋅ K/W (DIN EN ISO 6946)

RU = Wärmedurchlasswiderstand von kleinen unbeheizten Räumen ohne gedämmte Außenbauteile (z. B. Garagen, Lagerräume, unbeheizte Glasvorbauten) m² ⋅ K/W

Rse = Wärmeübergangswiderstand außen m² ⋅ K/W

Tabelle 7.3: Wärmeübergangswiderstände außen – nach DIN EN ISO 6946

Wärmestrom m² ⋅ K/W

aufwärts 0,04

horizontal 0,04

abwärts 0,04

Außenflächen abgedeckt, stark hinterlüftet Rsi = Rse

Für Bauteile aus inhomogenen Schichten gilt: Inhomogene Schichten (z. B. Sparrendächer mit Zwischensparrendämmung) sind nach DIN EN ISO 6946 vereinfacht wie folgt zu berech-nen:

RT = R'T + R"T /2 m² ⋅ K/W (Formel 7.6)

R'T = oberer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes

R"T = unterer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes (siehe Beispiel-Haus im Kapitel 3)

Beispiel-Haus:

Die U-Werte wurden im Kapitel 3 berechnet U-Werte bestehender Gebäude siehe Kapi-tel 3.3.

b) Transparente Bauteile

Für Fenster kann der U-Wert den Tabellen DIN EN ISO 10077-1, Tabellen 1 – 4 entnommen oder genauer nach dieser Norm berechnet werden (siehe auch Kapitel 3).

Beispiel-Haus:

Die U-Werte der Fenster wurden in Kapitel 3 berechnet.

Wenn alle Gebäudekenndaten ermittelt wurden, kann der zulässige Jahresprimärenergiebe-darf QP für das Referenzgebäude ermittelt werden. Anschließend ist das Gebäude mit den tatsächlichen Bauteilschichtungen und der vorgesehenen Anlagentechnik zu berechnen.

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-407

Der sich dann ergebene Jahresprimärenergiebedarf QP darf den über das Referenzgebäude berechneten Wert nicht überschreiten. Das Referenzgebäude ist nach den gleichen Verfah-ren zu berechnen wie das nachzuweisende Gebäude.

7.1.1.7 Zulässiger Primärenergiebedarf QP nach EnEV

Neubauten Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP ist über ein Referenzgebäude nach EnEV zu ermitteln. Hierzu ist das nachzuweisende Gebäude mit der Ausführung des Referenzgebäu-des nach Anhang 1, Tabelle 1 zu berechnen (siehe auch Kapitel 9). Die Berechnung wird in Kapitel 7.1.2 genauer erläutert.

Bestehende Wohngebäude Für bestehende Wohngebäude darf der zulässige Jahresprimärenergiebedarf nach EnEV Anlage 1, Tabelle 1 um 40 % überschritten werden (nach § 9 EnEV).

7.1.2 Ermittlung des Heizwärmebedarfs Qh nach DIN V 4108-6

Nachfolgend wird die Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs Qh für das Referenzgebäu-de des Beispiel-Hauses nach EnEV und DIN V 4108-6 erläutert. Die Berechnungen wurden mit dem Programm ENGP-bautop durchgeführt. Das Programm berücksichtigt keine Wär-megewinne von Wintergärten und Wärmegewinne über opake Bauteile, was nach DIN V 4108-6 Anhang D3 auch nicht notwendig ist.

Die Rahmenbedingungen für die Berechnung nach DIN V 4108-6 sind in EnEV Anhang 1, Nr. 2.1.2 beschrieben.

Hierzu heißt es:

„Der in diesem Rechengang zu bestimmende Jahresheizwärmebedarf Qh ist nach dem Mo-natsbilanzverfahren nach DIN EN 832:2003-06 mit den in DIN V 4108-6:2003-06 Anhang D.3 genannten Randbedingungen zu ermitteln. In DIN V 4108-6:2003-06 angegebene Ver-einfachung für den Berechnungsgang nach DIN EN 832:2006 dürfen angewandt werden. Zur Berücksichtigung von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind die methodi-schen Hinweise unter 4.1 der DIN V 4701-10:2003-08 zu beachten.“

Die erforderlichen Werte zur Ermittlung von Qh sind schrittweise zu ermitteln. Eine zusätzli-che Erläuterung der Faktoren finden Sie auch im Kapitel 9.

Das Rechenverfahren darf sowohl für Neubauten als auch für bestehende Wohngebäude angewandt werden.

Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs Qh

Qh = h,M positivM

Q∑ kWh/a

Erläuterung:

Der Jahresheizwärmebedarf Qh wird aus der Summe aller Monate mit einer positiven Ener-giebilanz ermittelt, d. h. aus den Monaten, in denen dem Gebäude über das Heizsystem Wärme zugeführt werden muss. Der Unterschied zum Heizperioden-Verfahren ist, dass hier nicht mit einer vordefinierten Heizzeit gerechnet wird, sondern mit der tatsächlich vorhande-nen Heizzeit in Abhängigkeit der Energiebilanz des Gebäudes (ein schlecht gedämmtes Ge-bäude hat eine längere Heizzeit als ein gut gedämmtes).

⏐ (Formel 7.7) (DIN V 4108-6, Gleichnug 26)

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7-408 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Monatlicher Heizwärmebedarf Qh,M MB-V kWh/M

Qh,M = Ql,M – ηM ⋅ Qg,M kWh/a (Formel 7.8)

(DIN V 4108-6, Gleichung 20)

Erläuterung:

Der monatliche Heizwärmebedarf Qh,M wird aus den monatlichen Wärmeverlusten QI,M ab-züglich der nutzbaren monatlichen Wärmegewinne ηM ⋅ Qg,M berechnet.

Ql,M = monatliche Wärmeverluste kWh/M

ηM = Nutzungsgrad der Wärmegewinne –

Qg,M = monatliche Wärmegewinne kWh/M

M = Index für Zeitraum Monat

7.1.2.1 Ermittlung der monatlichen Wärmeverluste Ql,M

Zur Bestimmung der monatlichen Wärmeverluste Ql,M werden die spezifischen Transmissi-onswärmeverluste HT in W/K, die spezifischen Lüftungswärmeverluste HV in W/K und die Wetterdaten nach DIN V 4108-6 benötigt.

a) Spezifische Transmissionswärmeverluste HT

Wenn die Flächen und die U-Werte für die einzelnen Bauteilschichten berechnet sind, kann der spezifische Transmissionswärmeverlust HT bestimmt werden.

HT = ΣUi ⋅ Ai + HU + LS + HWB + ΔHT,FH W/K

Erläuterung:

Der Transmissionswärmeverlust HT eines Gebäudes wird in fünf Bereiche eingeteilt:

Bauteile, die an die Außenluft grenzen = Ui ⋅ Ai

(siehe auch Kapitel 3)

Ui = Wärmedurchgangskoeffizient W/(m² ⋅ K) (nach DIN EN ISO 6946)

Ai = Fläche des Bauteils m²

Bauteile, die an unbeheizte oder niedrig beheizte Räume grenzen = HU

(siehe auch Kapitel 3)

HU = Transmissionswärmeverluste über Flächen zu unbeheizten Räumen

vereinfacht:

HU = Fxi ⋅ (Ui ⋅ Ai) W/K (Formel 7.10)

(DIN V 4108-6, Gleichung 29)

Fxi = Temperatur-Korrekturfaktor – (DIN V 4108-6, Tabelle 3)

(Formel 7.9) (DIN V 4108-6, Gleichung 28)

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-409

Bauteile, die an das Erdreich grenzen = LS (siehe auch Kapitel 3)

LS = thermischer Leitwert über das Erdreich W/K

vereinfacht:

LS = Fxi ⋅ (Ui ⋅ Ai) W/K (Formel 7.11)

(DIN V 4108-6, Gleichung E.5)

Wärmebrückenverluste in Bauteilen = HWB (siehe auch Kapitel 6)

HWB = Wärmeverluste über Wärmebrücken W/K (nach DIN V 4108-6, Anhang D.3)

Bauteile mit Flächenheizung = ΔHT,FH ΔHT,FH = Wärmeverluste von Bauteilen mit Flächenheizung W/K

Erläuterung:

Da Flächenheizungen in Außenbauteilen höhere Transmissionswärmeverluste verursachen, müssen diese separat nach DIN V 4108-6, Abschnitt 6.1.4 bestimmt werden.

Diese Berechnung kann für den öffentlich-rechtlichen Nachweis entfallen, wenn zwischen Heizfläche und außen liegendem konstruktivem Bauteil eine Wärmedämmung von mindes-tens 8 cm [λ ≤ 0,04 W/(m ⋅ K)] angebracht wird (DIN 4108-6, Tabelle D.3, Zeile 14).

Zur Berechnung des Referenzgebäudes sind die U-Werte nach EnEV Anhang 1, Tabelle 1 zu verwenden.

Tabelle 7.4: EnEV Tabelle 1, Angang 1 – Ausführung des Referenzgebäude

Zeile Bauteile/System Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

1.1 Außenwand, Geschossdecke gegen Außenluft

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,28 W/(m² ⋅ K)

1.2 Außenwand gegen Erd-reich, Bodenplatte, Wände und De-cken zu unbeheiz-ten Räumen (außer solche nach Zeile 1.1)

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,35 W/(m² ⋅ K)

1.3 Dach, oberste Geschoss-decke, Wände zu Abseiten

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,20 W/(m² ⋅ K)

1.4 Fenster, Fenstertüren Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 1,30 W/(m² ⋅ K) g┴

= 0,60

1.5 Dachflächenfenster Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 1,40 W/(m² ⋅ K) g┴

= 0,60

1.6 Lichtkuppeln Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 2,70 W/(m² ⋅ K) g┴

= 0,64

1.7 Außentüren Wärmedurchgangskoeffizient U = 1,80 W/(m² ⋅ K)

2 Bauteile nach den Zeilen 1.1 bis 1.7

Wärmebrückenzuschlag ΔUWB = 0,05 W/(m² ⋅ K)

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7-410 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Anschließend werden die Transmissionswärmeverluste für das Referenzgebäude des Bei-spiel-Hauses berechnet.

Tabelle 7.5: Berechnung der Transmissionswärmeverluste HT für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses

Hinweis:

Die spezifischen Transmissionswärmeverluste HT dürfen die zulässigen Höchstwerte der EnEV Anlage 1, Tabelle 2 nicht überschreiten. Bei einem genauen Nachweis bestehender Wohngebäude darf dieser den zulässigen Wert nach Anlage 1 Tabelle 2 um bis zu 40 % überschreiten. Diese sind abhängig von der Art des Gebäudes. Für ein freistehendes Wohn-gebäude mit einer Nutzfläche von AN_≤_350_m² ist der Höchstwert mit 0,40 W/(m² ⋅ K) an-gegeben. Dies gilt aber nicht für das Referenzgebäude.

H'T, zul. = 0,40 W/(m² ⋅ K) (EnEV Anhang 1, Tabelle 2)

Berechnung der spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen Transmissionswärmeverluste HT für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses.

H'T, vorh. = HT / Hüllfläche W/m² ⋅ K) (Formel 7.12)

H'T, vorh. = 225,58 W/K / 533,52 m²

H'T, vorh. = 0,42 W/(m² ⋅ K) > HT, zul. = 0,40 W/(m² ⋅ K)

Nachdem es bei der Berechnung des Referenzgebäudes nur um den zulässigen Jahrespri-märenergiebedarf QP geht, geht der Autor des Buches davon aus, dass der spezifische Transmissionswärmeverlust HT des Referenzgebäudes nicht auf den zulässigen Wert nach EnEV Anlage 1, Tabelle 2 begrenzt werden muss.

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-411

b) Spezifische Lüftungswärmeverluste HV in W/K

Zur Bestimmung des spezifischen Lüftungswärmeverlustes HV muss entschieden werden, ob das Gebäude einer Dichtheitsprüfung unterzogen wird und ob es eine kontrollierte Lüftungs-anlage bekommt.

HV = n ⋅ V ⋅ ρL ⋅ cpL W/K (Formel 7.13)

(DIN V 4108-6, Gleichung 40) Erläuterung:

Der spezifische Lüftungswärmeverlust HV wird berechnet über die Multiplikation von Luft-wechselrate n mit dem Nettovolumen V und der spezifischen Wärmekapazität der Luft ρL ⋅ cpL. Als Ergebnis bekommt man die Energiemenge, die notwendig ist um das Luftvolu-men n ⋅ V, das stündlich ausgetauscht wird, um 1 K zu erwärmen.

V = Nettovolumen des Gebäudes m³

– Ein- und Zweifamilienhäuser bis zu drei Vollgeschossen:

V = 0,76 ⋅ Ve m³ (Formel 7.14)

(EnEV Anlage 1, Nr. 2.4)

– Bei allen anderen Gebäuden:

V = 0,8 ⋅ Ve m³ (Formel 7.15)

(EnEV Anlage 1, Nr. 2.4)

Ve = Bruttogebäudevolumen m³

ρL ⋅ cpL = spezifische Wärmekapazität der Luft = 0,34 Wh/(m³ ⋅ K) (Formel 7.16)

n = Luftwechselrate h–1 (DIN V 4108-6, Anhang D.3)

Bei der Luftwechselrate n wird unterschieden, ob die Lüftung ohne oder mit einer raumluft-technischen Anlage erfolgt und ob das Gebäude einer Dichtheitsprüfung unterzogen wurde.

– Bei freier Lüftung

ohne Nachweis der Luftdichtheit gilt:

n = 0,7 h–1

mit Nachweis der Luftdichtheit gilt:

n = 0,6 h–1

– Bei bestehenden Wohngebäuden mit offensichtlichen Undichtheiten

n = 1 h–1

– Bei raumlufttechnischen Anlagen

n = nA ⋅ (1 – ηV) + nx – (Formel 7.17) (DIN V 4108-6, Tabelle D.3, Gleichung D.11)

nA = 0,4 h–1 (DIN V 4701-10) ηV = Nutzungsfaktor der Luft/Luft-Wärmerückgewinnungssysteme (DIN V 4701-10, Tabelle 5.2.3) ηV = 0 nx = Leck-Luftwechselrate aufgrund eines Unter- oder Überdrucks nx = 0,20 h–1 für Zu- und Abluftanlagen nx = 0,15 h–1 für Abluftanlagen

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7-412 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Mechanische Be- und Entlüftungsanlagen dürfen bei der Berechnung der Lüftungswärmever-luste nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.7 nur erfasst werden,

– wenn die Dichtheit des Gebäudes nach Anlage 4 Nr. 2 nachgewiesen wird,

– der mithilfe der Anlage erreichte Luftwechsel nach § 6 Abs. 2 den Mindestluftwechsel sicherstellt,

– wenn diese mit Einrichtungen versehen sind, die eine Beeinflussung der Luftvolumen-ströme jeder Nutzeinheit durch den Nutzer erlauben,

– sichergestellt ist, dass die aus der Abluft gewonnene Wärme vorrangig genutzt wird, also bevor das Heizsystem Wärme in den Raum liefert.

Die Kennwerte der Lüftungsanlage sind nach anerkannten Regeln der Technik zu bestim-men oder der bauaufsichtlichen Zulassung des Produktes zu entnehmen.

Hinweis:

Die Wärmegewinne aus Wärmerückgewinnungsanlagen QWR müssen entweder bei der Berechnung von QP nach DIN V 4108-6, Anhang D.3 oder bei der Ermittlung von ep nach DIN V 4701-10 berücksichtigt werden. Sie dürfen nicht zweimal berücksichtigt werden.

In der Regel werden diese bei der Bestimmung der Anlagentechnik berücksichtigt.

Anschließend werden die Lüftungswärmeverluste für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses berechnet.

Nach Anlage 1, Tabelle 1, Zeile 8 ist das Referenzgebäude mit einer zentralen Abluftanlage zu berechnen. Diese ist bedarfsgeführt und mit einem geregelten DC-Ventilator ausgestat-tet.

Tabelle 7.6: Berechnung der Lüftungswärmeverluste HV für das Referenzgebäude des Bei-spiel-Hauses

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-413

c) Spezifischer Wärmeverlust H in W/K MB-V Mit den berechneten Werten kann der spezifische Wärmeverlust H bestimmt werden.

H = HT + HV W/K (Formel 7.18)

(DIN V 4108-6, Gleichung 25)

Erläuterung:

Die spezifischen Wärmeverluste H setzen sich zusammen aus den Transmissionswärmever-lusten HT und den monatlichen Lüftungswärmeverlusten HV.

HT = spezifischer Transmissionswärmeverlust W/K

HV = spezifischer Lüftungswärmeverlust W/K

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

H = 225,58 + 82,72 = 308,30 W/K

HT = aus Tabelle 7.5 W/K

HV = aus Tabelle 7.6 W/K

d) Monatlicher Wärmeverlust Ql,M [kWh/M]

Mit den berechneten Werten kann der monatliche Wärmeverlust Ql,M bestimmt werden.

Ql,M = 0,024 ⋅ HM ⋅ (θi – θc,M) ⋅ tM kWh/M (Formel 7.19)

(DIN V 4108-6, Gleichung 21)

Erläuterung:

Der monatliche Wärmeverlust QI,M wird berechnet durch die Multiplikation des spezifischen Wärmeverlustes HM mit dem durchschnittlichen Temperaturunterschied des betreffenden Monats (θi – θc,M) und der Anzahl der Tage tM. Je höher der durchschnittliche Temperatur-unterschied ausfällt, desto größer sind die Wärmeverluste. 0,024 = Umrechnungsfaktor von Tag in Stunden und Watt in Kilowatt

HM = spezifische Wärmeverluste W/K

θi = durchschnittliche Innentemperatur: 19 °C (DIN V 4108-6, Anhang D.3)

θc,M = durchschnittliche Außentemperatur des betreffenden Monats °C (DIN V 4108-6, Tabelle D.5)

tM = Anzahl der Tage des betreffenden Monats d

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses wird zuerst die Gradtagzahl FGT berechnet und mit dieser werden die monatlichen Wärmeverluste QL,M und QT,M ermittelt.

FGT = 0,024 ⋅ (θi – θc,M) ⋅ tM kKh/M (Formel 7.20)

QL,M = FGT ⋅ HL kWh/M (Formel 7.21)

QT,M = FGT ⋅ HT kWh/M (Formel 7.22)

Ql,M = QL,M + QT,M kWh/M (Formel 7.23)

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7-414 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Tabelle 7.7: Berechnung der Gradtagzahl FGT (MB-V) für das Referenzgebäude des Beispiel-Haus

Tabelle 7.8: Berechnung der monatlichen Wärmeverluste QI für das Referenzgebäude des Beispiel-Haus

Monatliche Lüftungswärmeverluste QV = 7.255 kWh/a

Monatliche Transmissionswärmeverluste QT = 19.787 kWh/a

Monatliche Wärmeverluste Ql = 27.042 kWh/a

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-415

e) Berücksichtigung einer Nachtabsenkung Durch eine Nachtabsenkung oder Nachtabschaltung kann der Heizwärmebedarf in den Nachtstunden verringert werden. Bei gut wärmegedämmten Gebäuden wird der Einfluss ei-ner Nachtabsenkung oder Nachtabschaltung jedoch immer kleiner. Wenn dieser Einfluss berücksichtigt werden soll, ist die Reduzierung des Heizwärmebedarfs Qh nach DIN 4108-6, Anhang C zu ermitteln. Da die Berechnung sehr umfangreich ist, wird hier nicht genauer darauf eingegangen. Für den öffentlich-rechtlichen Nachweis nach EnEV sind im DIN 4108-6, Anhang D folgende Pauschalwerte festgelegt.

Für die Zeit des Abschaltbetriebes ist anzunehmen:

– bei Wohngebäuden: 7 h

Die Normheizlast des Wärmeerzeugers ist wie folgt zu bestimmen:

Φpp = 1,5 ⋅ (HT + HV) ⋅ 31 K W (Formel 7.24)

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Die Berechnung wird in Tabelle 7.9 bis Tabelle 7.11 beispielhaft aufgezeigt.

Tabelle 7.9: Kenndaten des Beispiel-Hauses zur Berechnung der Reduzierung des Heiz-wärmebedarfs Qh durch eine Heizungsunterbrechung bei Nacht

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7-416 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

In Tabelle 7.10 sind die Formeln nach DIN V 4108-6, Anhang C zusammengestellt, die für die Berechnung der Reduzierung des Heizwärmebedarfs Qh notwendig sind.

Tabelle 7.10: Formeln zur Berechnung der Reduzierung des Heizwärmebedarfs Qh durch eine Heizungsunterbrechung

In der Tabelle 7.11 wird für das Beispiel-Haus schrittweise die Reduzierung des Heizwärme-bedarfs berechnet.

Tabelle 7.11: Schrittweise Berechnung der Reduzierung des Heizwärmebedarfs Qh des Beispiel-Hauses

Die Wärmeverluste QI mit Nachtabsenkung berechnen sich nun wie folgt:

Ql, Nachtabsenkung = Ql – ΔQil, Nachtabsenkung kWh/a (Formel 7.25)

Ql siehe Tabelle 7.8

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-417

Tabelle 7.12: Berechnung der Wärmeverluste Ql des Beispiel-Hauses mit Nachtabsenkung

Die monatlichen Wärmeverluste Ql des Beispiel-Hauses mit Nachtabsenkung betragen 25.847 kWh/a. Durch die Berücksichtigung der Nachtabsenkung reduzieren sich die Wärmeverluste um 4 %.

7.1.2.2 Ermittlung der monatlichen Wärmegewinne Qg,M

Qg,M = 0,024 ⋅ (ΦS,M + Φi,M) ⋅ tM kWh/M (Formel 7.26)

(DIN V 4108-6, Gleichung 22)

Erläuterung:

Die monatlichen Wärmegewinne Qg,M werden berechnet durch die Multiplikation der mittleren solaren Wärmeströme ΦS,M und der mittleren internen Wärmeströme Φi,M mit der Anzahl der Tage tM und dem Umrechnungsfaktor 0,024.

Zur Bestimmung der nutzbaren monatlichen Wärmegewinne QG,M sind die solaren und inter-nen Wärmeströme ΦS,M und Φi,M sowie der Ausnutzungsfaktor ηM zu bestimmen.

a) Wärmestrom aus den solaren Wärmegewinnen ΦS,M n

S s,j s,jij j

l AΦ = ⋅∑ ∑

W

Erläuterung:

Die solaren Wärmeströme ΦS werden berechnet durch Multiplikation des monatlichen Strah-lungsangebotes Is,j mit der effektiven Kollektorfläche As,ji der Fenster. j = Himmelsorientierung Süd, Nord, Ost, West

i = Bauteil

Is,j = Strahlungsangebot bezogen auf eine Himmelsrichtung W/m² (DIN V 4108-6 Tabelle D.5)

As,ji = effektive Kollektorfläche der Fenster m²

As,ji = FF ⋅ FS ⋅ FC ⋅ gi ⋅ Ai m² (Formel 7.27)

(DIN V 4108-6, Gleichung 54)

Erläuterung:

Die effektive Kollektorfläche wird berechnet durch die Multiplikation der Fensterfläche Ai (Rohbaumaß) mit folgenden Abminderungsfaktoren für die Verschattung:

FF für den Rahmenanteil –

Verhältnis der durchsichtigen Fläche des Fensters zur gesamten Fläche

Neubauten: FF = 0,7 wenn keine genaue Berechnung erfolgt (DIN V 4108-6, Nr. 6.4.2)

(DIN V 4108-6, Gleichung 53)

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7-418 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Bestehende Wohngebäude: FF = 0,6 wenn keine genaue Berechnung erfolgt (EnEV Anlage 3, Nr. 8.1.3)

Fs für Verschattungsanteil –

Fs = 0,9 für übliche Anwendungsfälle bei Neubauten und bestehenden Wohngebäuden, wenn keine Be-schattung vorhanden ist (DIN V 4108-6 Anhang D.3).

Bei vorhersehbarer oder vorhandener baulicher Verschattung (siehe Kapitel 2):

Fs = Fo ⋅ Ff ⋅ Fh – (Formel 7.28)

(DIN V 4108-6, Tabellen 9 bis 11) Fo = Teilbestrahlungsfaktor für horizontale Überhänge nach Tabelle 10 der Norm Ff = Teilbestrahlungsfaktor für seitliche Überhänge nach Tabelle 11 der Norm Fh = Teilbestrahlungsfaktor für verschiedene Horizontwinkel der Verbauung nach Tabelle 9 der Norm

Hinweis:

Überwiegend verschattete Fenster sind als Nordfenster zu behandeln.

Fc für Sonnenschutzvorrichtungen

Fc = 1 wenn kein permanenter Sonnenschutz vorhanden ist Fc = nach DIN V 4108-6, Tabelle 7, wenn permanenter Sonnenschutz vorhanden ist

gi wirksamer Gesamt-Energiedurchlassgrad

gi = Fw ⋅ g⊥ – (Formel 7.29)

(DIN V 4108-6, Gleichung 55)

Fw = Abminderungsfaktor infolge nicht senkrechten Strahlungseinfalls

Fw = 0,9 (DIN V 4108-6, Anhang D.3) g⊥ = Gesamt-Energiedurchlassgrad bei senkrechtem

Strahlungsanteil nach Tabelle 6 der Norm Ai Bruttofläche des Fensters (Rohbaumaß) m²

Bei der Berechnung der effektiven Kollektorfläche mit Standardwerten nach DIN V 4108-6 Anhang D.3 ergibt sich der Wert:

As,ji = 0,7 ⋅ 0,9 ⋅ 1,0 ⋅ 0,9 ⋅ g⊥ ⋅ Ai m² (Formel 7.30)

As,ji = 0,567 ⋅ g⊥ ⋅ Ai m²

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Im Beispiel-Haus werden die monatlichen solaren Wärmegewinne QS berechnet. Für die Be-rechnung der effektiven Kollektorfläche wurden die Standardwerte nach DIN V 4108-6, An-hang D.3 verwendet. Da das Fenster mit der Position Nr. 304 verschattet ist, wurde für die-ses der Abminderungsfaktor Fs 0 ermittelt (siehe Kapitel 2).

S,M S,M MQ 0,024 t= ⋅ Φ ⋅ kWh/M (Formel 7.31)

n

S s,M,j s,ji Mj=1

Q l A 0,024 t= ⋅ ⋅ ⋅∑ ∑ kWh/a

(Formel 7.32)

Page 440: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-419

Tabelle 7.13: Berechnung der effektiven Kollektorfläche AS des Beispiel-Hauses

Page 441: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-420 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Referenzgebäude – Beispiel-Haus: n

S s,M,j s,ji Mj=1

Q l A 0,024 t= ⋅ ⋅ ⋅∑ ∑ kWh/a

Tabelle 7.14: Berechnung der solaren Wärmegewinne QS für das Referenzgebäude des Bei-spiel-Hauses

Die möglichen solaren Wärmegewinne QS betragen 13.360 kWh/a.

b) Wärmestrom aus den internen Wärmegewinnen Φi,M

Φi,M = qi,M ⋅ AN W (Formel 7.33)

(DIN V 4108-6, Gleichung 50) Erläuterung:

Die internen Wärmeströme Φi,M werden berechnet durch Multiplikation der mittleren internen Brutto-Wärmegewinne pro Quadratmeter Bezugsfläche qi,M mit der Bezugsfläche AN.

qi,M = mittlere interne Wärmeleistung pro m² Bezugsfläche W/m²

Bei Neubauten und bestehenden Wohngebäuden:

qi,M = 5 W/m²

(Formel 7.32)

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-421

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Im Beispiel-Haus werden die monatlichen internen Wärmegewinne Qi berechnet.

QS,M = ΦS,M ⋅ 0,024 ⋅ tM kWh/M (Formel 7.34)

Qi,M = qi,M ⋅ AN ⋅ 0,024 ⋅ tM kWh/M (Formel 7.35)

Hinweis:

Bei Wohngebäuden mit einer mittleren Geschosshöhe von mehr als 3,0 m und weniger als 2,5 m gilt:

AN = (1/hG – 0,04 m–1) ⋅ Ve m² (Formel 7.2)

Tabelle 7.15: Berechnung der internen Wärmegewinne Qi für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses

c) Monatliche Wärmegewinne Qg,M

Aus den berechneten Daten können die monatlichen Wärmegewinne Qg,M ermittelt werden:

Qg,M = 0,024 ⋅ (ΦS,M + Φi,M) ⋅ tM kWh/M (Formel 7.36)

(DIN V 4108-6, Gleichung 22)

Referenzgebäude Beispiel-Haus:

Qg,M = QS,M + Qi,M kWh/M (Formel 7.37)

QS,M = siehe Tabelle 7.14 kWh/M Qi,M = siehe Tabelle 7.15 kWh/M

Page 443: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-422 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Tabelle 7.16: Berechnung der Wärmegewinne Qg für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses

Die möglichen Wärmegewinne Qg für das Referenzgebäude betragen 21.517 kWh/a.

Da die Nutzung der möglichen Wärmegewinne Qg von den vorhandenen Wärmeverlusten QI abhängt, muss zur Berechnung der tatsächlich nutzbaren Wärmegewinne der Ausnutzungs-faktor ηM berechnet werden.

d) Berechnung des Ausnutzungsfaktors η

ηM = (1 – γ α) / (1 – γ α+1) – (Formel 7.38)

(DIN V 4108-6, Gleichung 73)

Erläuterung:

Die Nutzbarkeit η der möglichen Wärmegewinne Qg ist von zwei Faktoren abhängig:

– von dem vorhandenen Verhältnis γ zwischen Wärmeverlusten QI und Wärmege-winnen QG und

– von dem numerischen Parameter α, der von der wirksamen Wärmespeicherfähigkeit Cwirk des Gebäudes abhängt.

Verhältnis zwischen Wärmegewinnen und Wärmeverlusten γ:

γ = Qg / Ql – (Formel 7.39)

(DIN V 4108-6, Gleichung 68)

Qg = Wärmegewinne kWh/M Ql = Wärmeverluste kWh/M

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Qg = siehe Tabelle 7.16 kWh/a Ql = siehe Tabelle 7.12 kWh/a

Tabelle 7.17: Berechnung des Wärmegewinn-/-verlustverhältnisses γ des Beispiel-Hauses

Page 444: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-423

Berechnung des numerischen Parameters α:

α = αo + τ/τo – (Formel 7.40)

(DIN V 4108-6, Gleichung 75)

αo = 1 für monatliche Berechnungszeitschritte (DIN V 4108-6, Tabelle 12) τo = 16 h (DIN V 4108-6, Tabelle 12) τ = Zeitkonstante h

τ = Cwirk / H h (Formel 7.41)

(DIN V 4108-6, Gleichung 70)

Cwirk = wirksame Wärmespeicherfähigkeit Wh/K H = spezifischer Wärmeverlust (HT + HV) W/K

Wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk:

Cwirk = Σ (ci ⋅ ρi ⋅ di ⋅ Ai) Wh/K

Erläuterung:

Die wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk wird für alle an die Innenraumluft grenzenden Bauteilschichten berechnet. Diese ist abhängig von der spezifischen Wärmekapazität c [Wh/(kg ⋅ K)], von deren Rohdichte ρ (kg/m³), von der Dicke d (m) des Bauteils und deren Fläche A (m²).

Da die Berechnung für alle Bauteile sehr aufwendig ist, wurden für den Nachweis nach EnEV auf das Volumen bezogene Standardwerte eingeführt. Dies muss aber im Bericht gesondert vermerkt werden. Es werden vier Fälle unterschieden.

Gebäude ohne Nachtabsenkung:

Cwirk,η = 15 Wh/(m³ ⋅ K) ⋅ Ve für leichte Gebäude Wh/K (Formel 7.43)

Cwirk,η = 50 Wh/(m³ ⋅ K) ⋅ Ve für schwere Gebäude Wh/K (Formel 7.44)

(DIN V 4108-6, Anhang D.3, Zeile 16)

Gebäude mit Nachtabsenkung:

Cwirk,NA = 12 Wh/(m³ ⋅ K) ⋅ Ve für leichte Gebäude Wh/K (Formel 7.45)

Cwirk,NA = 18 Wh/(m³ ⋅ K) ⋅ Ve für schwere Gebäude Wh/K (Formel 7.46)

(DIN V 4108-6, Anhang D.3, Zeile 17)

Als schwere Gebäude können eingestuft werden:

– Gebäude mit massiven Innen- und Außenbauteilen ohne untergehängte Decken.

Als leichte Gebäude können eingestuft werden:

– Gebäude in Holztafelbauart ohne massive Innenbauteile,

– Gebäude mit abgehängten Decken und überwiegend leichten Trennwänden sowie

– Gebäude mit hohen Räumen (Turnhallen, Museen etc.).

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses wird mit einer wirksamen Wärmespeicherfä-higkeit Cwirk von 18 Wh/(m³ ⋅ K) ⋅ Ve für schwere Gebäude mit Nachtabsenkung gerechnet.

(Formel 7.42) (DIN 4108-6, Gleichung 69)

Page 445: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-424 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Tabelle 7.18: Berechnung des numerischen Parameters α für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses

Berechnung des monatlichen Ausnutzungsgrades η für das Beispiel-Haus:

ηM = (1 – γ a)/(1 – γ a+1) – (Formel 7.38)

γ = siehe Tabelle 7.17 α = siehe Tabelle 7.18

Tabelle 7.19: Berechnung des monatlichen Ausnutzungsgrades η für das Referenzgebäude – Beispiel-Haus

e) Berechnung der nutzbaren monatlichen Wärmegewinne Qg,M

Qg,M, = η ⋅ QS,M + η ⋅ Qi,M kWh/M (Formel 7.47)

η = siehe Tabelle 7.19 – QS,M = siehe Tabelle 7.14 kWh/M Qi,M = siehe Tabelle 7.15 kWh/M

Beispiel-Haus:

Tabelle 7.20: Berechnung der nutzbaren Wärmegewinne für das Referenzgebäude – Beispiel-Haus

Die nutzbaren Wärmegewinne für das Referenzgebäude betragen 12.046 kWh/a.

Page 446: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-425

f) Solare Wärmegewinne über opake Bauteile Solare Wärmegewinne über opake Bauteile brauchen beim Nachweis nach EnEV nicht berücksichtigt werden.

7.1.2.3 Berechnung des monatlichen Heizwärmebedarfs Qh,M

Qh,M = Ql,M – ηM ⋅ Qg,M kWh/a (Formel 7.8) (DIN V 4108-6, Gleichung 20) Ql,M = siehe Tabelle 7.8 kWh/a ηM Qg,M = siehe Tabelle 7.20 kWh/a

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

Tabelle 7.21: Berechnung des Heizwärmebedarfs Qh für Referenzgebäude – Beispiel-Haus

Der Heizwärmebedarf für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses beträgt 13.694 kWh/a. Umgerechnet auf die Wohnfläche AN sind dies 73,52 kWh/(m² ⋅ a).

7.1.2.4 Berechnung des Energiebedarfs für Warmwasserbereitung QW

Bei Wohngebäuden ist der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung mit zu berücksichti-gen.

QW = 12,5 ⋅ AN kWh/a (Formel 7.48)

(EnEV Anlage 1, Nr. 2.2)

Erläuterung:

Der Energiebedarf für Warmwasserbereitung berechnet sich aus dem flächenbezogenen Grenzwert 12,5 kWh/(m² ⋅ a) multipliziert mit der Bezugsfläche AN. Die 12,5 kWh/(m² ⋅ a) er-geben sich bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 23 L warmem Wasser pro Tag mit einer Wassertemperatur von 50 °C und einem Betrachtungszeitraum von 350 d im Jahr.

Dies gilt auch für bestehende Wohngebäude.

Referenzgebäude – Beispiel-Haus:

AN = 186,25 m²

QW = 12,5 kWh/(m² ⋅ a) ⋅ 186,25 m² = 2.328 kWh/a

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7-426 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

7.1.2.5 Primärenergiebedarf QP des Referenzgebäudes

QP = (Qh + QW) ⋅ ep kWh/a (Formel 7.49)

(DIN V 4108-6, Gleichung 4)

Erläuterung:

Der Primärenergiebedarf QP wird berechnet durch das Multiplizieren des Heizwärmebedarfs Qh und des Trinkwasserbedarfs QW (qTW) mit der Anlagenaufwandszahl eP.

Bei Wohngebäuden, die gekühlt werden, ist der berechnete Jahresprimärenergiebedarf QP und der berechnete Endenergiebedarf QE nach EnEV Anlage 2, Nr. 2.8 wie folgt zu erhöhen:

a) Einsatz von fest installierten Raumklimageräten sowie bei Kühlung mit Wohnungslüf-tungsanlagen mit reversibler Wärmepumpe

Als Raumklimagerät werden Split-, Multisplit- oder Kompaktgeräte der Energieeffizienz-klassen A, B oder C bezeichnet.

Erhöhung:

Endenergiebedarf QE um0 06,0 kWh/(m² ⋅ K) Primärenergiebedarf QP um 16,2 kWh/(m² ⋅ K)

b) Einsatz von Kühlflächen im Raum in Verbindung mit Kaltwasserkreisen und elektrischer Kälteerzeugung, z. B. über reversible Wärmepumpen

Erhöhung:

Endenergiebedarf QE um 04,0 kWh/(m² ⋅ K) Primärenergiebedarf QP um 10,8 kWh/(m² ⋅ K)

c) bei Deckung des Energiebedarfs für Kühlung aus erneuerbaren Wärmesenken wie Erd-sonden, Erdkollektoren oder Zisternen

Erhöhung:

Endenergiebedarf QE um 01,0 kWh/(m² ⋅ K) Primärenergiebedarf QP um 02,7 kWh/(m² ⋅ K)

d) bei allen sonstigen Geräten

Erhöhung:

Endenergiebedarf QE um 07,0 kWh/(m² ⋅ K) Primärenergiebedarf QP um 18,9 kWh/(m² ⋅ K)

Referenzgebäude – Beispiel-Haus: Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP wird nun mit den Ergebnissen aus dem MB-V berechnet. Die Anlagenaufwandszahl wurde bereits in Kapitel 4 ermittelt.

Werte aus dem MB-V:

Qh = 13.694 kWh/a QW = 2.328 kWh/a

eP = 1,20 (siehe Kapitel 4)

QP = (13.016 + 2.328) ⋅ 1,20 = 19.154*) kWh/a zulQP = 19.154 / 186,2 = 102,84 kWh/(m² ⋅ a)

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf für das Beispiel-Haus beträgt 102,84 kWh/a. *) Der Wert wurde über das Programm ENGP-bautop mit nicht gerundeten Zwischenergebnissen berechnet.

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-427

7.1.2.6 Primärenergiebedarf für das sanierte Beispiel-Haus nach DIN V 4108-6

In Kapitel 6 wurden die Bauteile des Beispiel-Hauses für die Sanierung nach EnEV optimiert. Mit den dort festgelegten Dämmstoffdicken wird der Heizwärmebedarf Qh für das sanierte Gebäude neu durchgerechnet.

Tabelle 7.22: Berechnung der Transmissionswärmeverluste HT für das sanierte Beispiel-Haus

Berechnung der spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen Transmissionswärmeverluste HT für das sanierte Beispiel-Haus.

H'T, vorh. = HT / Hüllfläche W/(m² ⋅ K) (Formel 7.50)

H'T, vorh = 205,03 W/K / 528,09 m² H'T, vorh. = 0,39 W/(m² ⋅ K) < zul. HT = 0,40 W/(m² ⋅ K)

Bei der Durchrechnung des Gebäudes nach Kapitel 7.1.2 ergibt sich folgender Heizwärme-bedarf Qh:

Qh = 13.200 kWh/a Qh = 70,87 kWh/(m² ⋅ a)

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP wird nun mit den Ergebnissen aus dem MB-V berechnet. Die Anlagenaufwandszahl wurde bereits in Kapitel 4 ermittelt.

Werte aus dem MB-V:

Qh = 13.200 kWh/a QW = 2.328 kWh/a eP = 1,22 (siehe Kapitel 4)

QP = (13.200 + 2.328) ⋅ 1,22 = 18.851*) kWh/a QP,vorh. = 18.851 / 186,2 = 101,37 kWh/(m² ⋅ a)

Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf für das Beispiel-Haus beträgt 102,84 kWh/a.

Somit ist das Ziel erreicht, das Gebäude auf EnEV-Standard zu sanieren.

*) Der Wert wurde über das Programm ENGP-bautop mit nicht gerundeten Zwischenergebnissen berechnet.

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7-428 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

7.1.3 Ermittlung des Nutzwärmebedarfs Qh,B nach DIN V 18599-2

Nachfolgend wird die Berechnung des Nutzenergiebedarfs QH für das Referenzgebäude des Beispiel-Hauses nach der DIN V 18599-1:2007-02 und DIN V 18599-2:2007-02 erläutert. Es wird hierbei nur auf die notwendigen Berechnungsschritte der DIN V 18599 eingegangen, die nach EnEV und DIN V 18599 für Wohngebäude notwendig sind.

Die Rahmenbedingungen für die Berechnung sind in der EnEV Anhang 1, Nr. 2.1.1 be-schrieben.

Hinweis zur Berechnung der Energiekennwerte für das Beispiel-Haus mit Softwareprogrammen: Das Referenzgebäude und das sanierte Beispiel-Haus aus Kapitel 2.5 wurde mit verschie-denen Rechenprogrammen nach DIN V 18599 durchgerechnet. Zum Zeitpunkt der Berech-nung (Juni 2009) war die am Markt erhältliche Software noch nicht gänzlich für die Berech-nung von Wohngebäuden nach DIN V 18599 fertiggestellt, sodass es hier noch zu Veränderungen in den Ergebnissen kommen kann. Die angegebenen Werte sind Durch-schnittswerte aus den einzelnen Berechnungen und dienen als Anhaltswerte zum Vergleich mit der Berechnung nach DIN V 4108-6.

7.1.3.1 Aufbau der Verordnung

Normenteil Inhalt gültig für Wohngebäude

Teil 1 allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und Bewertung der Energieträger

ja

Teil 2 Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen von Gebäudezonen ja

Teil 3 Nutzenergiebedarf für die energetische Luftaufbereitung nein

Teil 4 Nutz- und Endenergiebedarf für Beleuchtung nein

Teil 5 Endenergiebedarf von Heizsystemen ja

Teil 6 Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen und Lufthei-zungsanlagen für den Wohnungsbau

ja

Teil 7 Endenergiebedarf von Raumlufttechnik- und Klimakältesyste-men für den Nichtwohnungsbau

nein

Teil 8 Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssyste-men

ja

Teil 9 End- und Primärenergiebedarf von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen

wenn vorhanden

Teil 10 Nutzungsrandbedingungen, Klimadaten ja

7.1.3.2 Unterschiede in der Berechnung nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599

a) Begriffliche Unterschiede Nachfolgend werden die wichtigsten begrifflichen Unterschiede zwischen DIN V 4108-6 und DIN V 18599 zur Berechnung des Nutzenergiebedarfs dargestellt.

Page 450: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-429

Tabelle 7.23: Begriffliche Unterschiede

DIN V 4108-6 DIN V 18599 Erläuterung

Wärmeverluste QI Wärmesenke Qsink Wärmemenge, die dem Gebäude entzogen wird

Wärmegewinne QG Wärmequellen Qsource Wärmemengen mit Temperaturen über der Innen-temperatur, die dem Gebäude zugeführt werden

Heizwärmebedarf Qh Nutzwärmebedarf Heizung Qh

rechnerisch ermittelter Wärmebedarf, der zur Auf-rechterhaltung der thermischen Raumkonditionen benötigt wird

Trinkwasserbedarf QW Nutzenergiebedarf Trinkwasser QW,B

rechnerisch ermittelter Energiebedarf für Trink-wasser

spezifische Transmissions-wärmeverluste HT

Transmissions-transferkoeffizient HT

Energiekennzahl für die Gebäudehülle bezogen auf den m² Gebäudehülle W/(m² ⋅ K)

spezifische Lüftungs-wärmeverluste HV

Lüftungswärmetrans-ferkoeffizient HV

Energiekennzahl für die Lüftungswärmeverluste

Undichtigkeiten Infiltration HV,inf Wärmeverluste über Undichtigkeiten in der Ge-bäudehülle

b) Unterschiede in der Berechnung (Die energetische Bilanzierung von Gebäuden ist grundsätzlich in der DIN V 18599-2 Abschnitt 5 beschrieben.)

Die Berechnung des Nutzenergiebedarfs für die Beheizung und Kühlung eines Wohngebäu-des erfolgt nach DIN V 18599-2 in einem iterativen Verfahren. Hierfür ist es notwendig, dass alle Wärmequellen und Wärmesenken berechnet und gegenübergestellt werden. Die meis-ten Bilanzteile, wie z. B. innere Wärmequellen aus Personen, Transmissionen, Lüftung und solare Wärmequellen, können einmalig ohne Iteration ermittelt werden. Nur die anlagentech-nisch bedingten Wärmequellen und Wärmesenken sind von der Nutzenergie abhängig. Da die Nutzenergie aber erst das Ziel der Gegenüberstellung von Wärmequellen und Wärme-senken ist, erfolgt eine Iteration.

Was bedeutet Iteration:

Man versteht darunter „eine Methode, sich der Lösung eines Rechenproblems schrittweise, aber zielgerichtet anzunähern. Sie besteht in der wiederholten Anwendung desselben Rechenverfahrens. Meistens iteriert man mit Rückkopplung: Die Ergebnisse eines Iterationsschrittes werden als Ausgangswerte des jeweils nächsten Schrit-tes genommen – bis das Ergebnis zufrieden stellt“. (Quelle: http//de.wikipedia.org/wiki/Iteration)

Zu beachten ist, dass die Kühlung bei Wohngebäuden nicht über die DIN V 18599-7 zu be-rücksichtigen ist, sondern pauschal nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.8.

Erläuterung der Rechenschritte Als Erstes sind folgende Wärmequellen und -senken zu berechnen:

Senken (Verluste): – Transmissionswärmeverluste QT,area, QT,Wb

Die Bilanzierung der Transmissionswärmeströme über opake und transparente Bauteil-flächen QT,area und über Wärmebrücken QT,Wb infolge von Wärmeleitung in den Bauteilen.

– Lüftungswärmeverluste QV,inf, QV,win, QV,mech Bilanzierung der Lüftungswärmeströme, die sich über geöffnete Fenster QV,win (Nutzereingriff) und Fugenlüftung QV,inf (Infiltration) ergeben. Hierzu zählt auch nach DIN V 18599 „der Zuluftstrom aus einer Wärmerückgewinnungsanlage oder aus einer Luftaufbereitungsanlage mit vorgegebener fester Zulufttemperatur“ QV,mech.

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7-430 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Quellen (Gewinne): – passive solare Wärmequellen QS,trans, QS,op:

Zu den Wärmequellen zählen solare Fremdwärmemengen, die durch Sonneneinstrah-lung über opake (QS,op) oder transparente Bauteile QS,trans im Gebäude gewonnen wer-den.

– innere Wärmequellen/-senken (ohne Anlagentechnik): QI,fac, QI,cl, QI,p, Zu den internen Wärmequellen/-senken zählen alle Wärme-/Kälteeinträge, die innerhalb des Gebäudes entstehen. Diese beinhalten die Abwärmemengen von Geräten QI,fac, die von Personen abgegebene Wärme QI,p und die Abwärme sonstiger elektrischer Geräte QI,cl. Abwärme aus der Beleuchtung QI,L ist noch bei Nichtwohngebäuden zu berücksich-tigen.

Aus diesen Wärmequellen und -senken wird die dem Gebäude zuzuführende Nutzenergie Qh,b überschlägig ermittelt. Daraus ergibt sich eine überschlägige Anlagenauslastung, aus der die restlichen anlagentechnisch bedingten inneren Wärmequellen und Wärmesenken zu ermitteln sind.

Wärmequellen aus der Wärmeerzeugung und -verteilung – innere Wärmequellen aus dem Heizungssystem QI,h – innere Wärmequellen aus dem Trinkwarmwassersystem QI,w – innere Wärmequellen/-senken aus Wohnungslüftungsanlagen QI,rv Bei Nichtwohngebäuden kommen noch folgende Wärmequellen hinzu: – innere Wärmequellen/-senken aus RLT-Lüftungsanlagen QI,vh, QI,vc – innere Wärmequellen aus der Wärme-/Kälteversorgung der Raumlufttechnik

Ql,h, QI,c, QI,m; – innere Wärmequellen aus dem Kühlsystem QI,c.

Die Wärmequellen aus der Wärmeerzeugung werden vom Nutzenergiebedarf Qh,b abgezo-gen, sodass nun die von der Heizungsanlage zu liefernde Energiemenge berechnet werden kann.

Die Bilanzierung des End- und Primärenergiebedarfs erfolgt für den Zeitraum eines Monats nach folgender Formel:

Energiekennwert 12

a mth,jj=1

Q Q=∑ kWh/a

a = Jahr mth = Monat

7.1.3.3 Bestimmung des Nutzenergiebedarfs für Wärme und Kälte Qh,b

Der Nutzenergiebedarf ist bei Wohngebäuden für folgende Gewerke zu bestimmen:

– Nutzwärmebedarf für die Aufrechterhaltung der Heizwärme, – Nutzenergiebedarf für die Luftaufbereitungund – Nutzenergiebedarf für die Trinkwasserbereitung.

Nutzwärmebedarf (Heizwärmebedarf) Qh,b Qh,b = Qsink – η ⋅ Qsource kWh

(Formel 7.52) (DIN V 18599-1, Gleichung 2)

(Formel 7.51) (DIN V 18599-1, Gleichung 1)

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-431

Erläuterung:

Der Heizwärmebedarf Qh,b wird aus den Wärmesenken Qsink (Wärmeverlusten) abzüglich der nutzbaren Wärmequellen (Wärmegewinne) η ⋅ Qsource berechnet.

Qh,b = Nutzwärmebedarf kWh ηM = Ausnutzungsgrad der Wärmequellen – Qsink = Summe aller Wärmesenken kWh Qsource = Summe aller Wärmequellen kWh

Sind mehrere Versorgungssysteme im Gebäude vorhanden, ist der Nutzwärmebedarf auf diese anteilig aufzuteilen.

Der Heizwärmebedarf ist zunächst als Tageswert für jeden Monat zu bestimmen. Der monat-liche Nutzwärmebedarf (Heizwärmebedarf) ergibt sich dann durch die Multiplikation des Nutzwärmebedarfs Qh,b mit der Anzahl der Tage d des Monats.

Qh,b,mth = dmth ⋅ Qh,b kWh/mth (Formel 7.53)

dmth = Anzahl der Tage pro Monat

7.1.3.4 Ermittlung der Wärmesenken Qsink

Zur Bestimmung der Wärmesenken Qsink werden die spezifischen Transmissions- und Lüf-tungswärmesenken sowie Strahlungsverluste benötigt.

Qsink = QT + QV + QI,sink + QS + ΔQC,sink kWh (Formel 7.54)

(DIN V 18599-2, Gleichung 9) Die internen Wärmesenken QI,sink und die Wärmesenken aus reduziertem Betrieb müssen bei Wohngebäuden nicht berücksichtigt werden. Somit ergibt sich die Formel:

Qsink = QT + QV + QS kWh (Formel 7.55)

Qsink = die Summe der Wärmesenken der Gebäudezone QT = die Transmissionswärmesenken QV = die Lüftungswärmesenken QS = die Wärmesenken durch Abstrahlung unter Berücksichtigung der solaren Einstrahlung

a) Transmissionswärmesenken QT

Die Transmissionswärmesenken sind in Abhängigkeit der Innen- und Außentemperatur zu berechnen.

QT = ΣHT,j ⋅ (ϑi – ϑj) t kWh

HT, j = der Transmissionswärmetransferkoeffizient zwischen der betrachteten Gebäudezone und einem

angrenzenden Bereich ϑi = 20 °C – die Bilanz-Innentemperatur der Gebäudezone nach DIN V 18599-10, Tabelle 3 ϑj = die durchschnittliche monatliche Außentemperatur bzw. die durchschnittliche Temperatur in einer

angrenzenden Zone t = die Dauer des Berechnungsschritts (t = 24 h)

(Formel 7.56) (DIN V 18599-2, Gleichung 12)

Page 453: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-432 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Der Transmissionswärmeverlust HT,j für Wohngebäude wird in der DIN V 18599 in drei Hauptbereiche eingeteilt:

Transmission durch die Außenbauteile (siehe auch Kapitel 3)

QT,e = HT,D ⋅ (ϑi – ϑe) t kWh (Formel 7.57)

(DIN V 18599-2, Gleichung 42) HT,D = Transmissionstransferkoeffizient zwischen beheizten Räumen und Außenluft ϑe = die durchschnittliche monatliche Außentemperatur nach Tabelle 7 der DIN V 18599-10

Der Transmissionswärmetransferkoeffizient ergibt sich als Summe über die einzelnen Bau-teile, die die Gebäudezone nach außen hin abgrenzen. Die Berücksichtigung des Wärme-brückeneinflusses kann mit einem pauschalen spezifischen Wärmebrückenzuschlag ΔUWB erfolgen (siehe auch Kapitel 6.2).

HT,D = Σ(Uj ⋅ Aj) + ΔUWB ⋅ Σ Aj W/K (Formel 7.1)

(DIN V 18599-2, Gleichung 44) Ui = Wärmedurchgangskoeffizient W/(m² ⋅ K) (nach DIN EN ISO 6946) Ai = Fläche des Bauteils m² ΔUWB = spezifischer Wärmebrückenzuschlag W/(m² ⋅ K)

Transmission durch ungeheizte Räume nach außen (siehe Kapitel 3)

QT,u = HT,iu ⋅ (ϑi – ϑu) t kWh (Formel 7.59)

(DIN V 18599-2, Gleichung 46) HT,iu = Transmissionswärmetransferkoeffizient zwischen beheizten und unbeheizten Räumen ϑu = die mittlere Temperatur des unbeheizten Raumes

Der Transmissionswärmetransferkoeffizient ergibt sich als Summe über die einzelnen Bau-teile, die die Gebäudezone zu unbeheizten Räumen hin abgrenzen. Die mittlere Temperatur des unbeheizten Raumes kann vereinfacht über die Formel 37 (siehe 0) oder detailliert nach DIN V 18599-2, Gleichung 38 erfolgen.

HT,iu = Σ(Uj ⋅ Aj) + ΔUWB ⋅ Σ Aj W/K

Die mittlere Temperatur des unbeheizten Raums ϑu ist wie folgt zu berechnen:

ϑu = ϑi – Fx ⋅ (ϑi - ϑe) °C (Formel 7.61) (DIN V 18599-2, Gleichung 37)

ϑi = 20 °C Innentemperatur der Gebäudezone DIN V 18599-10, Tabelle 3 Fxi = Temperatur-Korrekturfaktor –

(DIN V 18599-2, Tabelle 3)

Stellt man die Formel um, ergibt sich:

Fx ⋅ (ϑi - ϑe) = ϑi – ϑu – (Formel 7.62)

Wird Fx ⋅ (ϑi - ϑe) in die 0 für (ϑi – ϑu) eingesetzt, ergibt sich nachfolgende Formel:

QT,u = HT,iu ⋅ Fx ⋅ (ϑi – ϑe) ⋅ t kWh (Formel 7.63)

(Formel 7.60)

Page 454: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-433

Transmission über das Erdreich (siehe Kapitel 3)

QT,s = HT,s ⋅ (ϑi – ϑu) t kWh (Formel 7.64)

(DIN V 18599-2, Gleichung 46)

Die Berechnung der Transmissionswärmesenken von beheizten Räumen an das Erdreich kann wie zu unbeheizten Räumen mithilfe von Temperatur-Korrekturfaktoren erfolgen.

Vereinfacht über den Temperatur-Korrekturfaktor Fx:

QT,S = HT,s ⋅ Fx ⋅ (ϑi – ϑe) t kWh (Formel 7.65) (DIN V 18599-2, Gleichung 53)

HT,s = Σ(Uj ⋅ Aj) + ΔUWB ⋅ Σ Aj W/K

In allen anderen Fällen sind die Transmissionswärmesenken über das Erdreich nach dem in DIN EN ISO 13370 beschriebenen Verfahren zu ermitteln.

Zur Berechnung des Referenzgebäudes sind die U-Werte nach Anhang 1 Tabelle 1 der EnEV zu verwenden (siehe Tabelle 7.4).

Beispiel-Haus: Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 HT = 222,9 W/K H'T = 0,42 W/(m² ⋅ K)

Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 HT = 225,6 W/K H'T = 0,42 W/(m² ⋅ K)

Unterschiede in der Berechnung: Die Wärmebrücken werden nach DIN V 4108-6 nicht wie bei der DIN V 18599-2 über die FX-Faktoren abgemindert.

DIN V 18599

QT = ΣHT,j ⋅ Fx ⋅ (ϑi – ϑj) t –

HT,j = Σ(Uj ⋅ Aj) + ΔUWB ⋅ Σ Aj W/K

DIN V 4108-6 HT = ΣUi ⋅ Ai + HU + LS + HWB + ΔHT,FH W/K

Hinweis:

Die spezifischen Transmissionswärmeverluste HT dürfen die zulässigen Höchstwerte der EnEV Anlage 1, Tabelle 2 nicht überschreiten. Bei einem genauen Nachweis bestehender Wohngebäude darf der berechnete Wert den zulässigen Wert nach Anlage 1 Tabelle 2 um bis zu 40 % überschreiten. Die Höchstwerte sind abhängig von der Art des Gebäudes. Für ein freistehendes Wohngebäude mit einer Nutzfläche von AN_≤_350_m² ist der Höchstwert mit 0,40 W/(m² ⋅ K) angegeben. Dies gilt aber nicht für das Referenzgebäude.

zul. H'T = 0,40 W/(m² ⋅ K) (EnEV Anhang 1, Tabelle 2)

(Formel 7.66)

(Formel 7.63)

(Formel 7.64)

(Formel 7.9)

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7-434 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

b) Lüftungswärmesenken QV

Lüftungswärmesenken sind allgemein wie folgt zu berechnen:

QV = ΣHV,k ⋅ (ϑi – ϑk) t kWh

HV,k = Lüftungswärmetransferkoeffizient für Lüftung von außen oder durch eine Lüftungsanlage ϑi = 20 °C – die Bilanz-Innentemperatur der Gebäudezone nach

DIN V 18599-10, Tabelle 3 ϑk = die durchschnittliche monatliche Außentemperatur oder die

durchschnittliche Temperatur der Zuluft der Lüftungsanlage t = die Dauer der Berechnungsschritte 24 h

Wenn die eintretende Luft unter der Innentemperatur der Außenluft liegt, sind nach DIN V 18599-2 drei Hauptbereiche zu unterscheiden.

Lüftungswärmesenken durch Infiltration (Undichtigkeiten) Diese sind abhängig von der Dichtheit des Gebäudes.

QV,inf = HV,inf ⋅ (ϑi – ϑe) t kWh

HV,inf = Wärmetransferkoeffizient für die Infiltration W/K ϑe = die durchschnittliche monatliche Außentemperatur nach DIN V 18599-10, Tabelle 7 °C

Der Wärmetransferkoeffizient berechnet sich wie folgt:

HV,inf = ninf ⋅ V ⋅ ρa ⋅ cp,a W/K

ninf = Tagesmittelwert des Infiltrationsluftwechsels h–1 V = Nettoraumvolumen m³ cp,a = spezifische Wärmekapazität von Luft ρa = Dichte von Luft cp,a ⋅ ρa = 0,34 Wh/(m³ ⋅ K)

Nettovolumen V:

Das Nettovolumen V ist nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.4 wie folgt zu berechnen:

– Ein- und Zweifamilienhäuser bis zu drei Vollgeschossen:

V = 0,76 ⋅ Ve m³ (Formel 7.14)

(EnEV Anlage 1, Nr. 2.4) – bei allen anderen Gebäuden: V = 0,8 ⋅ Ve m³

(Formel 7.15) (EnEV Anlage 1, Nr. 2.4) Ve = Bruttogebäudevolumen m³

Tagesmittelwert des Infiltrationsluftwechsels ninf:

Der Infiltrationsluftwechsel ist abhängig von der Dichtheit des Gebäudes. Als Maß für die Gebäudedichtheit gilt der gemessene Luftwechsel bei 50 Pa Druckdifferenz (n50-Wert). Für ungeprüfte Gebäude sind Standardwerte festgelegt. Die 0 gilt auch bei einer vorhandenen mechanischen Lüftungsanlage mit balancierter Zu- und Abluft.

(Formel 7.67) (DIN V 18599-2, Gleichung 13)

(Formel 7.68) (DIN V 18599-2, Gleichung 56)

(Formel 7.69) (DIN V 18599-2, Gleichung 58)

Page 456: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-435

ninf = n50 ⋅ ewind h–1 (Formel 7.70)

(DIN V 18599-2, Gleichung 59) n50 = der Luftwechsel bei 50 Pa Druckdifferenz nach erfolgter Dichtheitsprüfung: gemessener Wert ohne Dichtheitsprüfung: Standardwert nach DIN V 18599-2, Tabelle 4 ewind = Windschutzkoeffizient: Standartwert = 0,07

Tabelle 7.24: n50 Bemessungswerte nach DIN V 18599-2, Tabelle 4

Kategorie zur pauschalen Einschätzung der Gebäudedichtheit n50 h–1

ninf

0,07 ⋅ n50

I Gebäude mit Dichtheitsprüfung nach DIN V 4108-7 a) ohne raumlufttechnische Anlage n50 ≤ 3,0 h–1

b) mit raumlufttechnischer Anlage n50 ≤ 1,5 h–1

2 1

0,14 0,07

II zu errichtende Gebäude(teile) ohne Dichtheitsprüfung 4 0,28

III Fälle, die nicht der Kategorie I, II, oder IV entsprechen z. B. bestehende Gebäude

6 0,42

IV offensichtliche Undichtigkeiten 10 0,7

Lüftungswärmesenken durch Fensterlüftung Bei den Lüftungswärmeverlusten ist zu den Infiltrationsluftwechseln die Luftwechselrate über Türen, Fenster und andere Öffnungen nach außen zu berücksichtigen, einschließlich der Luftwechselrate durch Nachströmöffnungen bei vorhandener Lüftungsanlage. Die Luftwech-selrate ist unabhängig von Infiltrations- und Anlagenluftwechsel mit einem Mindestwert von 0,1 h–1 anzusetzen. Bei Gebäudezonen, die keine Durchlässe nach außen haben, ist der Fensterluftwechsel zu vernachlässigen, was bei Wohngebäuden nie der Fall ist.

Bestimmung der Wärmeverluste über Fensterlüftung

QV,win = HV,win ⋅ (ϑi – ϑe) t kWh (Formel 7.71)

(DIN V 18599-2, Gleichung 64) HV,wind = Wärmetransferkoeffizient für Fensterlüftung W/K ϑe = durchschnittliche monatliche Außentemperatur nach DIN V

18599-10, Tabelle 7 °C

Der Wärmetransferkoeffizient durch Fensterlüftung berechnet sich wie folgt:

HV,win = nwin ⋅ V ⋅ ρa ⋅ cp,a W/K (Formel 7.72)

(Formel 58 in DIN V 18599-2) nwin = mittlere tägliche Fensterluftwechselrate h–1

V = das Nettoraumvolumen m³ (Formel 7.14 und 7.15)

cp,a = spezifische Wärmekapazität von Luft ρa = Dichte von Luft cp,a ⋅ ρa = 0,34 Wh/(m³ ⋅ K)

Die mittlere tägliche Fensterluftwechselrate nwin berechnet sich wie folgt:

nwin = 0,1 h–1 + Δnwin ⋅ tnutz/24 h h–1 (Formel 7.73) (DIN V 18599-2, Gleichung 67)

Für Wohngebäude:

tnutz = 24 h (tägliche Nutzungsdauer) h

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7-436 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Daraus ergibt sich eine tägliche Fensterluftwechselrate für Wohngebäude nwin:

nwin = 0,1 h–1 + Δnwin h–1 (Formel 7.74)

Für eine Luftwechselrate von nnutz < 1,2 bei Wohngebäuden gilt:

Δnwin = nnutz – (nnutz – 0,2 h–1)h–1 ⋅ ninf – 0,1 h–1 h–1 (Formel 7.75) (DIN V 18599-2, Gleichung 68)

nnutz = 0,50 nicht bedarfsgeführt (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) nnutz = 0,45 bedarfsgeführt (Abluftanlage) (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3)

Mit Anlagenluftwechsel (24 h):

nmech = 0,40 nicht bedarfsgeführt (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) nmech = 0,35 bedarfsgeführt (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) ninf = Tabelle 7.24 h–1

Hinweis:

Wird die Lüftungsanlage nicht über den ganzen Tag (24 h) betrieben, müssen die Lüftungs-wärmeverluste einmal für die Zeit mit und für die Zeit ohne eingeschaltete Lüftungsanlage getrennt berechnet werden. Für die Berechnung nach EnEV ist die Laufzeit aber mit 24 h anzusetzen.

Rechenbeispiel: Berechnung der Luftwechselrate für ein Gebäude mit Dichtheitsprüfung und einer bedarfsge-führten Abluftanlage.

1. Berechnung des Infiltrationsluftwechsels ninf

Nach Tabelle 7.24: Gebäudekategorie I

ninf = 0,07

2. Berechnung der Luftwechselrate nwin durch Fensterlüftung

nwin = 0,1 h–1 + Δnwin h–1 (Formel 7.74) Δnwin = nnutz – (nnutz – 0,2 h–1)h–1 ⋅ ninf – 0,1 h–1 h–1 (Formel 7.75) nnutz = 0,45 h–1 Δnwin = 0,45 – (0,45 – 0,2) ⋅ 0,07 – 0,1 h–1 Δnwin = 0,33 h–1 nwin = 0,1 + 0,33 = 0,43 ninf + Δnwin = 0,07 + 0,43 = 0,50 h–1

Ergebnis:

Bei einem Gebäude mit Dichtheitsprüfung und einer bedarfsgeführten Abluftanlage ergibt sich eine Gesamt-Luftwechselrate von 0,50 h–1.

Lüftungswärmesenken und -quellen durch Kälte- und Wärmeeinträge mechanischer Lüftungsanlagen Ist eine mechanische Lüftungsanlage vorhanden, ist zusätzlich der Kälte- bzw. Wärmeein-trag über die Lüftungsanlage zu berücksichtigen. Dieser weicht aber nur dann von der Fens-terlüftung ab, wenn die Zuluft über einen Wärmetauscher geführt wird.

Der Wärmestrom über mechanische Lüftungsanlagen ist bei der Berechnung des Nutzwär-mebedarfs Qh nicht mit zu bilanzieren. Die Kälte- bzw. Wärmeeinträge über eine solche An-lage sind erst im Anschluss an die Auslegungsbilanzierung zu ermitteln.

Page 458: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-437

Die Ermittlung der Wärme- und Kälteeinträge erfolgt nach folgender Formel:

Kälteeintrag (Wärmesenke):

QV,mech = HV,mech ⋅ (ϑi – ϑV,mech) t kWh (Formel 7.76)

(DIN V 18599-2, Gleichung 81)

Wärmeeintrag (Wärmequelle):

QV,mech = HV,mech ⋅ (ϑV,mech – ϑi) t kWh (Formel 7.77)

(DIN V 18599-2, Gleichung 82) HV,mech = Wärmetransferkoeffizient für mechanische Lüftung W/K ϑV,mech = mittlere Temperatur der Zuluft °C

Der Wärmetransferkoeffizient durch eine Lüftungsanlage berechnet sich wie folgt:

HV,mech = nmech ⋅ V ⋅ ρa ⋅ cp,a W/K (Formel 7.78)

(DIN V 18599-2, Gleichung 83) nmech = mittlerer täglicher Luftwechsel über die Lüftungsanlage h–1 nmech = 0,40 nicht bedarfsgeführt (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) nmech = 0,35 bedarfsgeführt (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) V = Nettoraumvolumen m³ nach (Formel 7.14) und (Formel 7.15) cp,a = spezifische Wärmekapazität von Luft ρa = Dichte von Luft cp,a ⋅ ρa = 0,34 Wh/(m³ ⋅ K)

Mittlere Temperatur der Zuluft:

Bei der Bestimmung der Zulufttemperatur wird in der DIN V 18599-2 unter vier Fällen unter-schieden:

– „Für Lüftungsanlagen ohne Luftaufbereitung gelten die Zulufttemperaturen nach DIN V 18599-3 oder vereinfacht:“

ϑV,mech = ϑe °C (Formel 7.79) (DIN V 18599-2, Gleichung 90)

– „Für einfache Lüftungssysteme mit ungeregelten Wärmetauschern und einer Ablufttem-peratur gleich der Innentemperatur gelten die Zulufttemperaturen nach DIN V 18599-3 oder vereinfacht“:

ϑV,mech = ϑe + ηV,mech ⋅ (ϑi – ϑe) °C (Formel 7.80) (DIN V 18599-2, Gleichung 91)

– „Für Wohnungslüftungsanlagen werden die in DIN V 18599-6 festgelegten Zulufttempera-turen angesetzt“:

ϑV,mech = ϑV,mech,WLA °C (Formel 7.81)

(DIN V 18599-2, Gleichung 92)

– „Für Lüftungsanlagen mit temperaturgeregelter Luftaufbereitung gelten die Zulufttempe-raturen nach DIN V 18599-7 oder für Anlagen ohne Kühlfunktion nach DIN V 18599-3“:

ϑV,mech = ϑV,mech,RLT °C (Formel 7.82)

(DIN V 18599-2, Gleichung 93)

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7-438 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

ϑe = mittlere monatliche Außentemperatur ηV,mech = Nutzungsfaktor des Abluft-Zuluft-Wärmetauschersystems ϑV,mech,WLA = für eine Wohnungslüftungsanlage mit einem Abluft-Zuluft-

Wärmetauschersystem anzusetzende Zulufttemperatur nach DIN V 18599-6 ϑV,mech,RLT = anlagenspezifische Zulufttemperatur nach DIN V 18599-7

Beispiel-Haus:

Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 HV = 80,0 W/K n = 0,54 für Abluftanlagen Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 HT = 82,72 W/K n = 0,55 für Abluftanlagen

Unterschiede in der Berechnung: Der Differenz in der Berechnung lieg im unterschiedlichen Ansatz der Luftwechselrate n.

7.1.3.5 Ermittlung der Wärmequellen Qsource

Wenn die Wärmeverluste (Wärmesenken) berechnet wurden, sind anschließend die Wärme-gewinne (Wärmequellen) zu bestimmen. Diese setzen sich zusammen aus Wärmeeinträge durch solare Einstrahlung über transparente und opake Bauteile, aus Lüftungswärmeeinträgen durch freie und maschinelle Lüftung und aus internen Wärmequellen in der Gebäudezone.

Qsource = QS + QT + QV + QI,source kWh (Formel 7.83)

(DIN V 18599-2, Gleichung 16) Qsource = Summe der Wärmequellen in der Gebäudezone kWh QS = Wärmequellen aufgrund solarer Einstrahlung kWh QT = Transmissionswärmequellen über opake Bauteile kWh QV = Lüftungswärmequellen kWh QI,source = internen Wärmequellen in der betrachteten Gebäudezone kWh

a) Wärmequellen aufgrund solarer Einstrahlung QS

Solare Einstrahlung kann sowohl über transparente Bauteile wie Fenster oder verglaste Tü-ren als auch indirekt über die Wärmeleitung von innen nach außen über opake Bauteile wie die Außenwände gewonnen werden. Im Unterschied zur DIN V 4108-6, Anhang D3 sind nach DIN V 18599 solare Gewinne über opake Bauteile zu berücksichtigen.

QS = ΣQS,tr + ΣQS,op kWh

QS,tr = Wärmeeinträge über solare Einstrahlung über transparente Bauteile QS,op = Wärmeeinträge durch solare Einstrahlung auf opake Flächen

Solare Wärmeeinträge über transparente Bauteile Die Wärmeeinträge über transparente Bauteile berechnen sich wie nach DIN V 4108-6 über die vorhandene Rohbaufläche der transparenten Bauteile A multipliziert mit den Flächenan-teilen der Fensterrahmen FF, dem Energiedurchlassgrad der transparenten Fläche geff, mit der vorhandenen solaren Einstrahlung IS und der Zeit t.

Qs,tr = FF ⋅ A ⋅ geff ⋅ IS ⋅ t kWh (Formel 7.85)

(DIN V 18599-2, Gleichung 105) FF = Abminderungsfaktor für den Rahmenanteil – FF = 0,7, sofern keine genaueren Werte ermittelt werden – A = Fläche der transparenten Bauteile, lichtes Rohbaumaß

(siehe Kapitel 2) m² geff = wirksamer Gesamtenergiedurchlassgrad – IS = mittlere solare Einstrahlung während eines Monats nach

DIN V 18599-10, Tabelle D.5 W/m² t = Dauer der Berechnungsschritte h

(Formel 7.84) (DIN V 18599-2, Gleichung 17)

Page 460: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-439

Im Unterschied zur DIN V 4108-6 wird die effektive Kollektorfläche nicht über die effektive Kollektorfläche AS bestimmt, sondern über den wirksamen Gesamtenergiedurchlassgrad geff.

Bestimmung des wirksamen Gesamtenergiedurchlassgrad geff Je nach Ausführung der Sonnenschutzvorrichtung ist geff wie folgt zu bestimmen:

– kein Sonnenschutz:

geff = FS ⋅ FW ⋅ FV ⋅ g┴ – (Formel 7.86)

(DIN V 18599-2, Gleichung 106) – feststehender Sonnenschutz.

geff = FS ⋅ FW ⋅ FV ⋅ gtot – (Formel 7.87)

(DIN V 18599-2, Gleichung 107) – variabler Sonnenschutz:

muss bei Wohngebäuden nicht berücksichtigt werden. FS = Abminderungsfaktor für Verschattung (siehe Formel 7.28) – FW = Abminderungsfaktor infolge nicht senkrechten

Strahlungseinfalls = 0,9 – FV = Abminderungsfaktor infolge von Verschmutzung = 1 – g┴ = Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

nach DIN V 18599-2, Tabelle 5, bei senkrechtem Strahlungs-einfall –

gtot = Gesamtenergiedurchlassgrad einschließlich Sonnen- schutzvorrichtung nach DIN V 18599-2, Tabelle 5 oder nach objektbezogenem Nachweis des Herstellers –

Tabelle 7.25: Standardwerte für g┴ von Verglasungen nach DIN V 18599-2 Tabelle 5

Kennwerte ohne Sonnenschutzvorrichtung Verglasungstyp

Ugd g┴

einfach 5,8 0,87

zweifach 2,9 0,78

dreifach 2,0 0,7

MSIVe zweifach 1,7 0,72

MSIVe zweifach 1,4 0,67

MSIVe zweifach 1,2 0,65

MSIVe dreifach 0,8 0,5

MSIVe dreifach 0,6 0,5

SSVf zweifach 1,3 0,48

SSVf zweifach 1,2 0,37

SSVf dreifach 1,2 0,25

d Bemessungswert in W/(m² ⋅ K) nach DIN V 4108-4 [einschließlich Korrekturwert von 0,1 W/(m² ⋅ K)]. e MSIV: Mehrscheibenisolierverglasung

f SSV: Sonnenschutzverglasung

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7-440 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Solare Wärmeeinträge über opake Bauteile Auch die opaken Bauteile können Wärme von außen nach innen transportieren, wenn sie außen über die Sonne aufgeheizt werden. Diese sind zum einen abhängig von der Wärme-leitfähigkeit des Bauteils, also vom äußeren Wärmeübergangswiderstand Rse und vom U-Wert, und zum anderen von der Bauteilfläche A. Umso größer der U-Wert ist, umso schneller kann die Wärme nach innen geleitet werden. Außerdem spielt die Orientierung des Bauteils eine ausschlaggebende Rolle für die Menge an globaler Sonneneinstrahlung IS und die Ei-genschaft, die solare Einstrahlung zu absorbieren, α (Absorptionskoeffizient). Zusätzlich hat die Neigung FF des Bauteils einen Einfluss auf die Aufnahmemöglichkeit der solaren Ein-strahlung, den äußeren Abstrahlungskoeffizient hr und die Temperaturdifferenz zwischen Umgebungsluft und der scheinbaren Temperatur des Himmels Δϑer.

Somit berechnen sich die möglichen solaren Wärmegewinne über opake Bauteile wie folgt:

Qs,op = Rse ⋅ U ⋅ A (α ⋅ IS – Ff ⋅ hr ⋅ Δϑer) t kWh (Formel 7.88)

(DIN V 18599-2, Gleichung 110) Rse = äußerer Wärmeübergangskoeffizient m² ⋅ K/W U = Wärmedurchgangskoeffizient W(m² ⋅ K) A = Fläche des Bauteils m² α = Absorptionskoeffizient nach DIN V 18599-2, Tabelle 6 – IS = globale Sonneneinstrahlung nah DIN V 18599-2 kWh/m² Ff = Formfaktor zwischen dem Bauteil und dem Himmel Ff = 1,0 für waagrechte Bauteile bis 45 °C – Ff = 0,5 für senkrechte Bauteile ab 45 °C – hr = äußerer Abstrahlungskoeffizient W/(m² ⋅ K) Δϑer = mittlere Temperaturdifferenz zwischen Temperatur der Um-

gebungsluft und der scheinbaren Temperatur des Himmels = 10 K (vereinfachend) K t = Dauer des Berechnungszeitraums d

Der äußere Abstrahlungskoeffizient hr kann näherungsweise wie folgt berechnet werden:

hr = 5 ⋅ ε W/(m² ⋅ K) (Formel 7.89) (DIN V 18599-2, Gleichung 112)

ε = Emissionsgrad für Wärmestrahlung der Außenfläche W/(m² ⋅ K) ε = 0,9 falls keine Werte bekannt sind hr = 5 ⋅ 0,9 = 4,5 W/(m² ⋅ K)

Tabelle 7.26: Standardwerte für den Strahlungsabsorptionsgrad verschiedener Oberflächen (Quelle: DIN V 18599-2, Tabelle 6)

Oberfläche Strahlungsabsorptionsgrad α

Wandfläche: – heller Anstrich – gedeckter Anstrich – dunkler Anstrich

0,4 0,6 0,8

Klinkermauerwerk 0,8

helles Sichtmauerwerk 0,6

Dächer (Beschaffenheit): – ziegelrot – dunkle Oberfläche – Metall (blank) – Bitumendachbahn (besandet)

0,6 0,8 0,2 0,6

Page 462: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-441

Aus der Tabelle 7.26 lässt sich ablesen, dass dunkle Oberflächen eine höhere Strahlungs-absorption aufweisen als helle Flächen. Nachfolgend soll untersucht werden, welchen Ein-fluss der Strahlungsabsorptionsgrad und der U-Wert des Bauteils auf die solaren Wärmege-winne über opake Bauteile besitzen.

Rechenbeispiel: Außenwand Süd des Beispiel-Hauses

1. Bestand mit heller Farbe

U- Wert = 1,13 W/(m² ⋅ K)

Fläche A = 79,80 m² – 5,96 m² – 7,15 m² – 4,38 m² – 4,31 m² – 4,52 m² – 2,26 m² – 2,21 m² Fläche A = 49,01 m² (siehe Kapitel 2.5.3) Rse = 0,04 m² ⋅ K/W α = 0,4 (heller Anstrich) IS = 80 W/m² (im Monat März für 90° Neigung) FF = 0,5 für senkrechte Bauteile hr = 4,5 W/(m² ⋅ K) Δϑer = 10 K Qs,op = Rse ⋅ U ⋅ A (α ⋅ IS – Ff ⋅ hr ⋅ Δϑer) t kWh (Formel 7.88) Qs,op = 0,04 ⋅ 1,13 ⋅ 49,01 (0,4 ⋅ 80 – 0,5 ⋅ 4,5 ⋅ 10) ⋅ 0,024 ⋅ 31 d Qs,op = 2,21 m² ⋅ (32 W/m² – 22,5 W/m²) ⋅ 0,024 kh/d ⋅ 31 d Qs,op = 15,62 kWh

2. Bestand mit dunkler Farbe

α = 0,8 (dunkler Anstrich) Qs,op = 0,04 ⋅ 1,13 ⋅ 49,01 (0,8 ⋅ 80 – 0,5 ⋅ 4,5 ⋅ 10) ⋅ 0,024 ⋅ 31 d Qs,op = 2,21 m² ⋅ (64 W/m² – 22,5 W/m²) ⋅ 0,024 kh/d ⋅ 31 d Qs,op = 68,23 kWh

Ergebnis:

Die solaren Gewinne über opake Bauteile haben sich durch die Wahl eines dunklen Anstri-ches vervierfacht.

3. Sanierte Außenwand mit heller Farbe

U = 0,23 W/(m² ⋅ K) α = 0,4 (heller Anstrich) Qs,op = 0,04 ⋅ 0,23 ⋅ 49,01 (0,4 ⋅ 80 – 0,5 ⋅ 4,5 ⋅ 10) ⋅ 0,024 ⋅ 31 d Qs,op = 0,45 m² ⋅ (32 W/m² – 22,5 W/m²) ⋅ 0,024 kh/d ⋅ 31 d Qs,op = 3,19 kWh

4. Sanierte Außenwand mit dunkler Farbe

U = 0,23 W/(m² ⋅ K) α = 0,8 (dunkler Anstrich) Qs,op = 0,04 ⋅ 0,23 ⋅ 49,01 (0,8 ⋅ 80 – 0,5 ⋅ 4,5 ⋅ 10) ⋅ 0,024 ⋅ 31 d Qs,op = 0,45 m² ⋅ (64 W/m² – 22,5 W/m²) ⋅ 0,024 kh/d ⋅ 31 d Qs,op = 13,92 kWh

Page 463: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-442 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Ergebnis:

Die solaren Gewinne über opake Bauteile verringern sich erheblich, wenn die Außenbauteile gut gedämmt sind. Eine dunklere Farbe verbessert zwar immer noch die möglichen Gewin-ne, aber insgesamt sind diese sehr gering.

Außerdem sind diese nur in den Übergangszeiten möglich. Im Zeitraum vom November bis Februar ist die solare Einstrahlung auch auf der Südseite auf eine Außenwand so gering, dass hier nur noch über dunkle Oberflächen solare Einträge in das Gebäude vorhanden sind.

Solare Wärmeeinträge opaker Bauteile mit transparenter Wärmedämmung Eine transparente Wärmedämmung auf der Außenseite einer Außenwand erhöht die mögli-chen solaren Wärmeeinträge über eine opake Wand erheblich. Um diese zu bestimmen, muss eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. In diesem Buch wird aber auf die Berechnung nicht weiter eingegangen.

Solare Wärmeeinträge über unbeheizte oder ungekühlte Glasvorbauten Glasvorbauten ohne Trennwand zum beheizten oder gekühlten Bereich sind zum beheizten oder gekühlten Bereich hinzuzurechnen. Sind diese durch eine Trennwand abgetrennt, kön-nen die solaren Wärmeeinträge über den Glasvorbau nach DIN V 18599, Gleichung 114 be-rechnet werden. Auf die Erläuterung der Berechnung wird hier nicht weiter eingegangen.

Beispiel-Haus: Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 QS = 14.400 kWh/a Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 QS = 13.360 kWh/a

Unterschiede in der Berechnung: In der Berechnung nach DIN V 18599-2 wurden für die solaren Wärmegewinne auch die so-laren Wärmegewinne über die opaken Bauteile berücksichtigt. Diese können, müssen aber nicht nach DIN V 4108-6, D.3 berücksichtigt werden.

b) Interne Wärmequellen in Wohngebäuden QI,source,WG

In einem Gebäude gibt es eine Vielzahl von Wärmequellen wie Personen, Lampen, Compu-ter, Küchengeräte, TV- und Hi-Fi-Geräte etc., deren Wärme für die Aufrechterhaltung des Wohnraumklimas nützlich, aber auch störend sein kann, insbesondere dann, wenn die ab-gegebene Wärme nicht benötigt wird. Bei Nichtwohngebäuden sind diese getrennt für

– Personen QI,source,p – Geräte und Maschinen QI,source,fac – Stofftransporte QI,source,goods – künstliche Beleuchtung QI,source,L – das Heiz-, Kühl-, Trinkwasser- und Lüftungssystem QI,source,L

zu berechnen.

Bei Wohngebäuden können diese wie folgt berechnet werden:

QI,source,WG = QI,source,p + QI,source,L + QI,source,fac = qI ⋅ AB (Formel 7.90) (DIN V 18599-2, Gleichung 117)

Vereinfacht können, wie auch nach DIN V 4108-6, die internen Wärmequellen für Wohnge-bäude über die Bezugsfläche AB mit einem pauschalen Faktor qi berechnet werden.

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-443

QI,source,WG = qI ⋅ AB – (Formel 7.91)

qi = durchschnittliche tägliche Wärmeabgabe von Personen, Maschinen und Beleuchtung in Wohngebäuden, bezogen auf die Bezugsfläche nach DIN V 18599-10 Tabelle 3

qi = 50 EFH Wh/(m² · d) = 2,083 W/m² qi = 100 MFH Wh/(m² · d) = 4,16 W/m² AB = Bezugsfläche der Gebäudezone Die Bezugsfläche bezieht sich auf die beheizte Wohnfläche,

die nach § 44 Abs.1 der zweiten Berechnungsverordnung zu ermitteln ist.

Rechenbeispiel: Berechnen der internen Wärmegewinne für das Beispiel-Haus

Wohnfläche: = 149,13 m² QI,source,WG = qI ⋅ AB – (Formel 7.91) QI,source,WG = 50 Wh/(m² ⋅ d) v 149,13 m² Wh/d QI,source,WG = 7.456,50 Wh/d

Umgerechnet in Watt:

QI,source,WG = 7.459,50 Wh/d / 24h/d QI,source,WG = 310,69 W (nach DIN V 18599-2)

Vergleich mit DIN V 4108-6

Nutzfläche = 186,25 nach EnEV m² Qi = 5 W/m² ⋅ AN = 5 W/m² ⋅ 186,25 m² W Qi = 931,25 W (nach DIN V 4108-6)

Ergebnis:

Es ist klar erkennbar, dass die internen Wärmegewinne nach DIN V 4108-6 für EFH wesent-lich höher bewertet werden als nach DIN V 18599-2.

Beispiel-Haus:

Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 Qi = 3.394 kWh/a

Die Software hat hier als Bezugsfläche AN aus der EnEV herangezogen. Nach DIN V 18599-10 Tabelle 3 ist dies aber so nicht richtig.

Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 Qi = 8.157,7 kWh/a

Bei den internen Wärmegewinnen sind die größten Unterschiede für die Berechnung des Nutzenergiebedarfs Qh zu erkennen.

c) Lüftungswärmequellen Liegt die Außenlufttemperatur über der Innentemperatur, so wird über die Lüftung des Ge-bäudes Wärme in das Gebäude transportiert. Da bei Wohngebäude nur der Winterzeitraum zu betrachten ist, fallen Lüftungswärmequellen bei Wohngebäuden nicht an.

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7-444 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

d) Transmissionswärmequellen Wenn die Außenlufttemperatur eines Bauteils über der Innentemperatur liegt, entstehen auch Wärmegewinne über dieses Bauteil. Bei Wohngebäuden ist dies nur dann der Fall, wenn ein benachbarter Bereich höhere Temperaturen aufweist (Nichtwohngebäude). Ist dies der Fall, sind diese Wärmegewinne wie folgt zu berücksichtigen.

QT = ΣHT,j ⋅ (ϑj – ϑi) t kWh

HT,j = Wärmetransferkoeffizient W ϑj = Bilanz-Innentemperatur der Gebäudezone °C ϑi = durchschnittliche Temperatur der angrenzenden Gebäudezone °C t = Dauer des Berechnungsschritts (24 h) d

7.1.3.6 Ausnutzungsgrad der Wärmequellen

Nachdem die möglichen Wärmequellen nur in Abhängigkeit der Wärmesenken genutzt wer-den können, muss deren Ausnutzungsgrad η bestimmt werden. Dies erfolgt zunächst über-schlägig, ohne Berücksichtigung von internen Wärme- und Kälteeinträgen, über das Heiz- und Kühlsystem. Nachdem die internen Wärmequellen und -senken vollständig bestimmt wurden, wird deren Ausnutzungsgrad iterativ bestimmt.

Wenn die Wärmequellen nicht gleich den Wärmesenken sind, berechnet sich der Ausnut-zungsgrad η wie folgt.

η = (1 – γ a) / (1 – γ a+1) – (Formel 7.94)

(DIN V 18599-2, Gleichung 23)

Die Nutzbarkeit η der möglichen Wärmequellen Qsource ist von zwei Faktoren abhängig:

– von dem vorhandenen Verhältnis γ zwischen Wärmequellen Qsource und Wärmesenken Qsink

– von dem numerischen Parameter a, der in erster Linie von der wirksamen Wärmespei-cherfähigkeit Cwirk des Gebäudes abhängt.

Verhältnis zwischen Wärmequellen und Wärmesenken γ [–]: γ = Qsource / Qsink –

(Formel 7.95) (DIN V 18599-2, Gleichung 138) Qg = Wärmequellen kWh/M Ql = Wärmesenken kWh/M

Das Wärmequellen/Wärmesenken-Verhältnis γ berechnet sich für jeden Monat aus dem Ver-hältnis der Summe aller Wärmequellen zur Summe aller Wärmesenken im Berechnungszeit-raum.

Berechnung des numerischen Parameters a: a = ao + τ/τo –

(Formel 7.96) (DIN V 18599-2, Gleichung 137) ao = 1 für monatliche Berechnungszeitschritte (nach DIN V 18599-2) τo = 16 h (nach DIN V 18599-2) τ = Zeitkonstante h

τ = Cwirk / H h (Formel 7.97)

(DIN V 18599-2, Gleichung 131)

(Formel 7.93) (DIN V 18599-2, Gleichung 18)

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-445

Cwirk = wirksame Wärmespeicherfähigkeit Wh/K H = Wärmetransferkoeffizient W/K

Wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk Die wirksame Wärmespeicherung Cwirk (in Wh/K) ist nach DIN EN ISO 13786 zu berechnen. Vereinfacht dürfen nachfolgende Pauschalwerte verwendet werden.

Für leichte Gebäudezonen:

Cwirk = 50Wh/(m² ⋅ K) ⋅ AB Wh/K (Formel 7.98) (DIN V 18599-2, Gleichung 128)

Für mittelschwere Gebäude:

Cwirk = 90 Wh/(m² ⋅ K) ⋅ AB Wh/K (Formel 7.99)

(DIN V 18599-2, Gleichung 129)

Für schwere Gebäude:

Cwirk = 130 Wh/(m² ⋅ K) ⋅ AB Wh/K (Formel 7.100) (DIN V 18599-2, Gleichung 130)

„Als Standardwert gilt der Wert für leichte Gebäude.

Als »mittelschwer« sind Gebäudezonen mit folgenden Eigenschaften einzustufen:

– massive Innen- und Außenbauteile (Dichte ≥ 600 kg/m³); – keine abgehängten oder thermisch abgedeckten Decken; – keine innenliegende Wärmedämmung an den Außenbauteilen; – keine hohen Räume (z. B. Turnhallen, Museen usw.).

Als »schwer« sind Gebäudezonen mit folgenden Eigenschaften einzustufen:

– massive Innen- und Außenbauteile (Dichte ≥ 1 000 kg/m); – keine abgehängten oder thermisch abgedeckten Decken; – keine innenliegende Wärmedämmung an den Außenbauteilen; – keine hohen Räume (z. B. Turnhallen, Museen usw.).“

Wärmetransferkoeffizient H Der Wärmetransferkoeffizient H wird aus dem Wärmetransferkoeffizienten für Transmission und Lüftung berechnet.

H = ΣHT,j + ΣHV,k + HV,mech,ϑ W

ΣHT,j = Summe der Transmissionstransferkoeffizienten W (Kapitel 7.1.3.4 a))

ΣHV,k = Summe der Lüftungswärmetransferkoeffizienten W (Kapitel 7.1.3.4 b))

HV,mech,ϑ = der temperaturgewichtete Wärmetransferkoeffizient W

HV,mech,ϑ wird für RLT-Anlagen ohne Kühlfunktion und Wohnungslüftungsanlagen wie folgt berechnet:

HV,mech,ϑ = HV,mech W (siehe Formel 7.78)

bei Luftheizung mit einer Zulufttemperatur größer/gleich der Raum-Solltemperatur gilt:

HV,mech,ϑ = 0

7.1.3.7 Reduzierter Heizbetrieb während der Nachtstunde

Wird im Rechenverfahren ein reduzierter Betrieb der Heizung während der Nacht berücksich-tigt, so ist die Innentemperatur monatsweise zu korrigieren. Als reduzierter Betrieb ist jeder

Page 467: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-446 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

Zeitraum zu werten, in dem ein Unterschreiten der normalen Soll-Innentemperatur zugelas-sen wird. Hierbei werden folgende Betriebsarten des reduzierten Betriebs unterschieden:

– Absenkbetrieb: Absenkung der Heizungsvorlauftemperatur während der Nachtstunden über einen festgesetzten Zeitraum

– Abschaltung: Abschaltung der Heizung während der Nachtstunden für einen festgesetz-ten Zeitraum, der den Absenk- und Aufheizbetrieb umfasst

In beiden Fällen ist eine Temperaturabsenkung nur bis zu einer festgesetzten maximalen Temperaturabsenkung (Δϑi,NA) anzurechnen.

Bei Wohngebäuden ist die tägliche Betriebsdauer der Heizung nach DIN V 18599-2 mit 17 Stunden anzusetzen. Dies entspricht einer Betriebszeit von 6:00 Uhr bis 23:00 Uhr.

7.1.3.8 Nutzwärmebedarf (Heizwärmebedarf) Qh,b für das Referenzgebäude

Wenn alle Wärmesenken Qsink und Wärmequellen Qsource bestimmt wurden, kann nun der Nutzwärmebedarf berechnet werden. Qh,b = Qsink – η ⋅ Qsource kWh (Formel 7.52)

Beispiel-Haus: Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 Qh,B = 15.566 kWh/a Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 Qh = 13.694 kWh/a

Der höhere Nutzenergiebedarf nach DIN V 18599-2 beruht hauptsächlich auf der Berück-sichtigung von geringeren internen Wärmegewinnen.

7.1.3.9 Nutzenergiebedarf für die Trinkwasserbereitung

Die Berechnung des Energiebedarfs für die Trinkwasserbereitung wird im Kapitel 4 be-schrieben. Hierbei ist der Nutzwärmebedarf wie folgt anzusetzen:

Bei Einfamilienhäusern EFH:

qw,b = 12 kWh/(m² ⋅ a)

Bei Mehrfamilienhäusern MFH:

qw,b = 16 kWh/(m² ⋅ a)

Als Bezugsfläche AB ist auch hier die beheizte Wohnfläche AWO anzusetzen.

Der monatliche Nutzenergiebedarf für Trinkwasser dw,mth ist wie folgt zu bestimmen:

Qw,b = qw,b / 365 ⋅ dw,mth ⋅ AWO kWh/mth (Formel 7.101) (DIN V 18599-10, Tabelle 3)

Rechenbeispiel: Wohnfläche: 149,13 m²

Nach DIN V 18599: Qw,b = 12 ⋅ 149,13 m² / 365 kWh/d Qw,b = 4,90 kWh/d

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau) 7-447

Nach DIN V 4108-6: QW = 12,5 ⋅ AN / 365 kWh/d (Formel 7.48) QW = 12,5 ⋅ 186,25 m² / 365 kWh/d QW = 6,38 kWh/d

Ergebnis:

Dadurch, dass bei der Berechnung nach DIN V 18599-2 als Bezugsfläche AB die Wohnfläche AWO anzusetzen ist und diese kleiner ist als die Nutzfläche AN nach EnEV, die für Berech-nungen nach DIN V 4108-6 gilt, ist auch der berechnete Nutzenergiebedarf Qw,b für die Trink-wasserbereitung nach DIN V 18599-2 geringer. Bei Mehrfamilienhäusern MFH wird dies durch den höher anzusetzenden Nutzenergiebedarf von 16 kWh/(m² ⋅ a) ausgeglichen.

Beispiel-Haus: Referenzgebäude nach DIN V 18599-2 QW,B = 2.032 kWh/a

Die Software hat hier als Bezugsfläche AN aus der EnEV herangezogen. Nach DIN V 18599-10, Tabelle 3 ist dies aber so nicht richtig. Als Bezugsfläche ist hier die Wohnfläche zu ver-wenden. Die EnEV weist in der Anlage 1.2.2 eindeutig auf diese Tabelle hin. Der Nutzwär-mebedarf für Trinkwasser würde somit noch geringer ausfallen.

Referenzgebäude nach DIN V 4108-6 QW = 2.328 kWh/a

Der höhere Nutzenergiebedarf nach DIN V 18599-2 beruht hauptsächlich auf der Berück-sichtigung von geringeren internen Wärmegewinnen.

7.1.3.10 Primärenergiebedarf für das Referenzgebäude nach DIN V 18599

Der Jahresprimärenergiebedarf für das Referenzgebäude wurde in Kapitel 4.3.5 berechnet.

7.1.3.11 Nutzenergiebedarf für die Luftaufbereitung

Wird die Luft aus mechanischen Lüftungsanlagen aufbereitet, indem die Luft erwärmt, ge-kühlt, be- oder entfeuchtet wird, ist hierfür Energie notwendig. Nachdem dies in der Regel bei Wohnungslüftungsanlagen nicht der Fall ist, muss dies bei der Berechnung von Wohnge-bäuden nicht berücksichtigt werden.

Die Algorithmen für die Berechnung sind in der DIN V 18599-3 beschrieben.

7.1.3.12 Maximale Heizleistung in der Gebäudezone

Zur Berechnung der Auslastung der Anlagenkomponenten und deren Energiebedarf wird die maximale Heizleistung benötigt. Hierfür wird die überschlägige Bilanzierung der Transmissi-ons- und Lüftungswärmeverluste aus dem Kapitel 7.1.3.4 benötigt.

Ist im Gebäude eine mechanische Wohnraumlüftungsanlage vorhanden, ist es zur Berech-nung der Auslastung einzelner Anlagenkomponenten notwendig, die Nacherwärmung der mechanisch zugeführten Energie mit einzubeziehen.

a) maximale Heizleistung h,maxQ für den Auslegungstag ohne mechanische Lüftung

= = +h,max sink,max T,max V,maxQ Q Q Q W (Formel 7.102)

(DIN V 18599-2, Gleichung B1)

T,maxQ = maximale Transmissionswärmeverluste

V,maxQ = maximale Lüftungswärmeverluste

Page 469: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-448 7 Energiebilanz und Energieausweis – Erläuterung des Nachweisverfahrens (Alt- und Neubau)

T,maxQ = ΣHT,j ⋅ (ϑi,h,min – ϑj,h,min)

V,maxQ = ΣHV,k ⋅ (ϑi,h,min – ϑk,h,min)

ϑi,h,min = Innentemperatur für die Auslegung im Heizfall = 20 °C (DIN V 18599-10, Tabelle 3) ϑj,h,min = Temperatur des angrenzenden Bereichs ϑe,min = gegen Außenluft = 12 °C (DIN V 18599-10, Tabelle 8) ϑz,min = gegen eine angrenzende beheizte Zone ϑu,h,min = gegen eine angrenzende unbeheizte Zone ϑz,min und ϑu,h,min kann vereinfacht über die Temperatur-

Korrekturfaktoren berechnet werden. ϑk,h,min = ϑj,h,min

b) maximale Heizleistung h,maxQ für den Auslegungstag mit mechanischer Lüftung

Ist eine mechanische Wohnraumlüftung vorhanden, ist auch der Kälteeintrag durch die Zuluft der mechanischen Lüftungsanlage mit einzubeziehen.

h,max,res sink,max T,max V,max V,mech,minQ Q Q Q Q= = + + W

V,mech,minQ = Wärmeverluste über den Mindestvolumenstrom der mecha-nischen Lüftungsanlage

( )h,mech,min mech,min pa a i,h,min V,mechQ V c P= ⋅ ⋅ ϑ − ϑ (Formel 7.106)

(DIN V 18599-2, Gleichung B7) mech,minV

= Mindestvolumenstrom der mechanischen Lüftungsanlage

cpa = die spezifische Wärmekapazität von Luft Pa = die Dichte der Luft cpa · Pa = 0,34 Wh/(m³·K) ϑi,h,min = 20 °C ϑV,mech = Zulufttemperatur der mechanischen Lüftungsanlage °C

(Formel 7.105) (DIN V 18599-2, Gleichung B4)

(Formel 7.103) (DIN V 18599-2, Gleichung B2)

(Formel 7.104) (DIN V 18599-2, Gleichung B3)

Page 470: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis 7-449

7.2 Energieausweis

7.2.1 Energieausweis auf der Grundlage des berechneten Energiebedarfs

Wenn alle notwendigen Nachweise nach EnEV geführt wurden, sind die Ergebnisse in den Energieausweis nach Anlage 6 der EnEV einzutragen und darzustellen (siehe Kapi-tel 7.1.1.1). Der Ausweis wurde für das sanierte Gebäude, berechnet nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10, ausgestellt.

Tabelle 7.27: Energieausweis für das Beispiel-Haus nach Anlage 6 der EnEV

Page 471: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-450 7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis

Tabelle 7.28: Energieausweis für das Beispiel-Haus nach Anlage 6 der EnEV; Berechneter Energiebedarf des Gebäudes (siehe Kapitel 7.1.2.6).

Page 472: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis 7-451

Tabelle 7.29: Energieausweis für das Beispiel-Haus nach Abschn. 6 der EnEV; Erläuterung der Berechnung

Page 473: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-452 7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis

7.2.2 Energieausweis auf der Grundlage des gemessenen Energieverbrauchs

Wird bei bestehenden Wohngebäuden der Energieverbrauch als Kenngröße nach Abschnitt 5 der EnEV für den Energieausweis verwendet, ist dieser auf dem Formular „Gemessener Energieverbrauch des Gebäudes“ nach Anlage 6 der EnEV darzustellen.

Anschließend wird das vereinfachte Verfahren zur Berechnung des Energiekennwertes nach der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erläu-tert.

Bekanntmachung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum § 19, Abs. 2 der EnEV vom 30. Juli 2009

Regeln für Energieverbrauchskennwerte im Wohngebäudebestand

a) Ermittlung des Energieverbrauchs

Die Ermittlung des Energiekennwertes erfolgt für einen konkreten Abrechnungszeitraum. Hierfür sind mindestens drei Abrechnungszeiträume mit je zwölf Monaten oder alternativ ein Abrechnungszeitraum von mindestens 36 Monaten anzusetzen. Für jeden Abrechnungszeit-raum wird eine Energiekennzahl berechnet und daraus ein Mittelwert gebildet. Wird für die Berechnung ein Abrechnungszeitraum von mindestens 36 Monaten herangezogen, so ist ein mittlerer Klimafaktor über diesen Zeitraum zu bestimmen (siehe Bekanntmachung).

Da die Energiekennzahl in kWh angegeben wird, muss die gemessene Menge Energie in kWh Endenergie umgerechnet werden. Hierzu ist die ermittelte Menge Brennstoff BV mit dem Heizwert Hi (Endenergieinhalt) zu multiplizieren.

EVg,12mth,i = BVg,12mth, i ⋅ Hi kWh/Abrechnungszeitraum (Formel 7.107)

(Formel 1 der Bekanntmachung) EVg,12mth,i = Endenergieverbrauch bzw. Brennstoffmenge für zwölf Monate im Zeitabschnitt i = 1 bis n, mit n >3 kWh BVg,12mth,i = Erfasste verbrauchte Menge des eingesetzten Energieträgers für zwölf Monate in der jeweiligen Mengeneinheit im Zeitabschnitt i = 1 bis n, mit n > 3 Energiemenge Hi = Heizwert in kWh je Mengeneinheit (frühere Bezeichnung Hu) nach Anlage 1 Bekanntmachung kWh/Energiemenge (siehe Kapitel 9) n > 3 = Berechnung für mindestens drei aufeinanderfolgende Zeitabschnitte von zwölf Monaten

Da nur der Energieverbrauch für das Beheizen des Gebäudes witterungsbereinigt werden muss, ist der Anteil für die Trinkwasserbereitung (falls vorhanden) für jeden in die Ermittlung einbezogenen Zeitabschnitt von zwölf bzw. 36 Monaten heraus zu rechnen.

EVh,12mth,i = EVg,12mth,i – EV,WW,12mth,i kWh/Abrechnungszeitraum (Formel 7.108) (Formel 2 der Bekanntmachung)

EV,h,12mth,i = witterungsabhängiger Anteil an Heizenergie kWh EVg,12mth,i = erfasster Gesamt-Energieverbrauch (zwölf Monate) kWh EVWW,12mth,i = witterungsunabhängiger Anteil an Trinkwasser kWh

Der Energieanteil für die Trinkwassererwärmung ergibt sich entsprechend der Heizkosten-verordnung:

– vorrangig als Messwert

oder ersatzweise

– als Rechenwert nach einem in der Heizkostenverordnung beschriebenen Verfahren. Hier ist jeweils die aktuelle Fassung heranzuziehen.

Wird das Warmwasser dezentral, z. B. elektrisch hergestellt, bleibt es für die weiteren Be-trachtungen unberücksichtigt.

Page 474: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis 7-453

b) Witterungsbereinigung

Für die Witterungsbereinigung müssen sowohl der Einfluss der Witterung in den jeweiligen Zeitabschnitten als auch die unterschiedlichen Klimadaten am entsprechenden Standort be-rücksichtigt werden. Als Referenzstandort mit Durchschnittsklima in Deutschland wird Würz-burg herangezogen.

Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes für einen Zeitraum von dreimal 12 Monaten:

Zur Ermittlung des Klimafaktors fKlima,12mth,i für die Witterungsbereinigung sind folgende Schrit-te notwendig:

1. Festlegen der für die Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes relevanten Zeitab-schnitte. Für den Beginn oder das Ende eines Zeitabschnittes ist immer der Beginn oder das Ende des nächsten Monats anzusetzen;

2. Ablesen der Klimafaktoren nach Postleitzahl des Gebäudestandortes für den Abrech-nungszeitraum der Energieverbrauchsdaten nach Anlage 3 der Bekanntmachung;

3. Multiplikation des Energieverbrauchsanteiles der Heizung mit dem zugehörigen Klimafak-tor;

4. Dividieren des witterungsbereinigten Energieverbrauchsanteils der Heizung und des Energieverbrauchsanteils für Warmwasser durch die Gebäudenutzfläche AN;

5. Addieren der beiden berechneten Werte;

6. Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes als Durchschnittswert von mindestens drei berechneten Werten aus aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten.

Alternativ kann die Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes auch für einen Zeitraum von mindestens 36 Monaten nach Nummer 4 der Verordnung durchgeführt werden. Auf die-ses Verfahren wird hier nicht eingegangen.

Als Klimafaktoren dürfen die im Internet unter www.dwd.de/klimafaktoren bekannt gemach-ten Werte verwendet werden. Diese werden laufend aktualisiert.

Es dürfen aber auch Werte anderer Wetterstationen verwendet werden, wenn sichergestellt ist, dass die oben genannten Ziele der Witterungsbereinigung erreicht werden, dass die Wet-terstation die Witterung am Standort des Gebäudes hinreichend gut abbildet und dass die Klimafaktoren und das gewählte Verfahren zusammenpassen.

Berechnung des witterungsbereinigten Energieverbrauchskennwertes für die Heizung:

eVhb,12mth,i = (EV,h,12mth,i ⋅ fKlima,12mth,i) / AN kWh/a (Formel 7.109) (Gleichung 3 der Bekanntmachung)

eVhb, 12mth,i = witterungsbereinigter Energieverbrauchskennwert für die Heizung im maßgeblichem Zeitraum i kWh/(m² ⋅ a) EV,h, 12mth,i = witterungsabhängiger Anteil an Heizenergie kWh (Formel 7.108) fKlima,12mth,i = Klimafaktor für den Zeitabschnitt i AN = Gebäudenutzfläche; (§ 19 EnEV) für Ein- und Zweifamilienhäuser mit beheiztem Keller: AN = AWohnfläche ⋅ 1,35 m²

(Formel 7.110)

Für alle sonstigen Wohngebäude: AN = AWohnfläche ⋅ 1,2 m²

(Formel 7.111)

Page 475: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

7-454 7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis

Berechnung des witterungsbereinigten Energieverbrauchskennwertes evb,12mth für Heizung und Warmwasser:

eVb,12mth,i = (EV,h,12mth,i ⋅ fKlima,12mth,i) / AN + EVWW, 12mth,i / AN kWh/(m² ⋅ a) (Formel 7.112)

Der Energieverbrauchskennwert eVb des Gebäudes für den Energieausweis für den gesam-ten Zeitraum aus mindestens drei vorhergehenden Zeitabschnitten ergibt sich als Durch-schnittswert der witterungsbereinigten Energieverbrauchskennwerte dieser Zeitabschnitte wie folgt:

n

Vb Vb,12mth,ii=1

e = e /n∑ kWh/(m² ⋅ a)

Berücksichtigung von längeren Leerständen: siehe Bekanntmachung des Bundesministeri-ums

Beispiel-Haus (Bestand): Zur Erläuterung des Rechenverfahrens wird das Beispiel-Haus aus dem Kapitel 2.5 verwen-det. Es wurde über die letzten drei Jahre folgender Energieverbrauch gemessen: Energieverbrauch 01.01. – 31.12.2006: BVg,12mth,1 = 4.000 l Öl Heizung und Warmwasser Energieverbrauch 01.01. – 31.12.2007: BVg,12mth,2 = 4.100 l Öl Heizung und Warmwasser Energieverbrauch 01.01. – 31.12.2008: BVg,12mth,3 = 3.800 l Öl Heizung und Warmwasser Die gemessenen Energieverbräuche müssen nach (Formel 7.107) in kWh umgerechnet wer-den. EVg,12mth,i = BVg,12mth,i ⋅ Hi kWh/Abrechnungszeitraum (Formel 7.107) Hi für Heizöl nach Anlage 1 der Bekanntmachung = 10 kWh/l (siehe auch Kapitel 9) EVg,12mth,1 = 4.000 l ⋅ 10 kWh/l = 40.000 kWh 2006 EVg,12mth,2 = 4.100 l ⋅ 10 kWh/l = 41.000 kWh 2007 EVg,12mth,3 = 3.800 l ⋅ 10 kWh/l = 38.000 kWh 2008

Die Wohnfläche Awo des Beispiel-Hauses beträgt 149,13 m². Die Nutzfläche ergibt sich nach (Formel 7.110) mit 149,13 m² ⋅ 1,35 = 201,33 m².

1. Festlegen der für die Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes relevanten Zeitab-schnitte. Für den Beginn oder das Ende eines Zeitabschnittes ist immer der Beginn oder das Ende des nächsten Monats anzusetzen.

Beispiel-Haus (Bestand):

Zeitraum 1: 01.01. – 31.12.2006:

Zeitraum 2: 01.01. – 31.12.2007:

Zeitraum 3: 01.01. – 31.12.2008:

2. Ablesen der Klimafaktoren nach Postleitzahl des Gebäudestandortes für den Abrech-nungszeitraum der Energieverbrauchsdaten nach Anlage 3 der Bekanntmachung oder im Internet (siehe oben).

Beispiel-Haus (Bestand):

Postleitzahl 83026

Zeitraum 1: Klimafaktor: 1,00

Zeitraum 1: Klimafaktor: 1,08

Zeitraum 1: Klimafaktor: 1,04

(Formel 7.113)

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis 7-455

3. Multiplikation des Energieverbrauchsanteiles der Heizung mit dem zugehörigen Klimafak-tor.

4. Dividieren des witterungsbereinigten Energieverbrauchsanteils der Heizung und des Energieverbrauchsanteils für Warmwasser durch die Gebäudenutzfläche AN.

5. Addieren der beiden berechneten Werte.

Beispiel-Haus (Bestand):

Hierfür müssen als Erstes die Energieverbrauchsanteile der Heizung und des Trinkwassers nach 0 berechnet werden.

EVh,12mth,i = EVg,12mth,i – EV,WW,12mth,i kWh/Abrechnungszeitraum (Formel 7.108)

Der Trinkwasseranteil EV,WW,12mth,i ist nach geltender Heizkostenverordnung zu bestimmen. Im Beispiel-Haus wird das Warmwasser über die zentrale Ölheizung mit erzeugt. Es liegt weder die Wärmemenge noch das Volumen des verbrauchten Warmwassers vor. Der Ener-giebedarf ist dann wie folgt zu ermitteln.

EV,WW,12mth,i = 32 kW/h/(m2 AWohn) ⋅ AWohn (§ 9 Heizkostenverordnung vom 02.12.2008) AWohn = 149,13 m2 (siehe 7.1.1.3) EV,WW,12mth,i = 32 kW/h/m2 ⋅ 149,13 m2 EV,WW,12mth,i = 4.772 kWh

Der Anteil für die Heizung ergibt sich mit:

EVh,12mth,1 = 40.000 kWh – 4.772 kWh = 35.228 kWh EVh,12mth,2 = 41.000 kWh – 4.772 kWh = 36.228 kWh EVh,12mth,3 = 38.000 kWh – 4.772 kWh = 33.228 kWh

Berechnung des witterungsbereinigten Energieverbrauchs nach (Formel 7.112): eVb,12mth,i = (EV,h,12mth,i ⋅ fKlima,12mth,i) / AN + EVWW 12mth,i / AN kWh/(m² ⋅ a) (Formel 7.112) eVb,12mth,1 = (35.228 kWh ⋅ 1,00) / 201,33 m² + 4.772 kWh / 201,33 m² eVb,12mth,1 = 198,68 kWh/(m² ⋅ a) eVb,12mth,2 = (36.228 kWh ⋅ 1,08) / 201,33 m² + 4.772 kWh / 201,33 m² eVb,12mth,2 = 218,05 kWh/(m² ⋅ a) eVb,12mth,3 = (33.228 kWh ⋅ 1,04) / 201,33 m² + 4.772 kWh / 201,33 m² eVb,12mth,3 = 195,35 kWh/(m² ⋅ a)

6. Ermittlung des Energieverbrauchskennwertes als Durchschnittswert von mindestens drei berechneten Werten aus aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten.

n

Vb Vb,12mth,ii=1

e = e /n∑ kWh/(m² ⋅ a)

eVb = [198,68 kWh/(m² ⋅ a) + 218,05 kWh/(m² ⋅ a) + 195,35 kWh/(m² ⋅ a)] /3 eVb = 204,03 kWh/(m² ⋅ a)

Der ermittelte Wert ist im Energieausweis nach Anlage 6 der EnEV darzustellen.

(Formel 7.113)

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7-456 7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis

Tabelle 7.30: Energieausweis für das Beispiel-Haus (Bestand) nach Anlage 6 der EnEV; Gemessener Energieverbrauch des Gebäudes

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Energieausweis 7-457

Für Modernisierungsempfehlungen bei bestehenden Wohngebäuden gibt es in Anlage 10 der EnEV ein Musterformular.

Tabelle 7.31: Musterformular für Modernisierungsempfehlungen nach EnEV Anlage 10

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7-458 7 Energiebilanz und Energieausweis – Fragen

7.3 Fragen 1. Erläutern Sie den wesentlichen Unterschied zwischen der Berechnung nach

DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 zur DIN V 18599:

a) Berechnung nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10

b) Berechnung nach DIN V 18599

2. In wie viele Zonen darf ein Wohngebäude eingeteilt werden?

3. Wann ist es notwendig, dass die Bauteile auch nach deren Orientierung getrennt zu er-fassen sind?

4. Wie berechnet sich der Jahresheizenergiebedarf Qh nach DIN V 4108-6? Notieren Sie die Formel und erläutern Sie diese.

5. Wie berechnet sich der Jahresnutzenergiebedarf Qh,B nach DIN 18599-2? Notieren Sie die Formel und erläutern Sie diese.

6. Wie wird der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP nach EnEV berechnet?

7. Welche Anforderungen gibt es an die spezifischen Transmissionswärmeverluste HT nach EnEV?

8. Welchen Unterschied gibt es bei der Berücksichtigung der Wärmebrückenverluste zwi-schen den beiden DIN Normen?

9. Welche Lüftungswärmeverluste sind nach DIN V 18599-2 für Wohngebäude zu berück-sichtigen?

10. Wie können die anzusetzenden Lüftungswärmeverluste reduziert werden?

11. Für was wird die Gradtagzahl FGT benötigt?

12. Welche Faktoren müssen bei der Berechnung der solaren Wärmegewinne berücksichtigt werden?

13. Welche Faktoren sind dafür ausschlaggebend, dass der Heizenergiebedarf Qh (Nutz-energiebedarf Qh,B) bei der Berechnung nach DIN V 18599-2 höher ist als nach DIN V 4108-6? Erläutern Sie diese.

14. Welche Faktoren sind für Ausnutzung der solaren Wärmegewinne von Bedeutung?

15. Müssen solare Wärmegewinne über opake Bauteile bei der Berechnung nach DIN V 4108-6 berücksichtigt werden?

16. Welche Faktoren haben den größten Einfluss auf die solare Wärmegewinnung über opake Bauteile?

17. Was versteht man unter opaken Bauteilen?

18. Wie wird bei der Berechnung des Energiebedarfs für Warmwasserbereitung bei den bei-den DIN Normen unterschieden?

19. Wie sind Klimageräte bei der Berechnung des Jahresprimärenergiebedarfs zu berück-sichtigen?

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7 Energiebilanz und Energieausweis – Antworten 7-459

7.4 Antworten

1. a) Berechnung nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10

Es wird zuerst der Heizenergiebedarf Qh bestimmt, der sich aus den Wärmeverlusten QI und den nutzbaren Wärmegewinnen QG zusammensetzt. In Abhängigkeit des Heizwärmebedarfs werden anschließend die Verluste der Heizungsanlage und die Verluste über die Verteilung der Wärme nach DIN V 4701-10 berechnet.

b) Berechnung nach DIN V 18599

Die Berechnung des Nutzenergiebedarfs Qh für die Beheizung und Kühlung eines Wohngebäudes erfolgt nach DIN V 18599-2 in einem iterativen Verfahren. Hierfür ist es notwendig, dass alle Wärmequellen und Wärmesenken berechnet und gegen-übergestellt werden. Die meisten Bilanzteile wie z. B. innere Wärmequellen aus Per-sonen, Transmissionen, Lüftung und solare Wärmequellen können einmalig ohne Iteration ermittelt werden. Nur die anlagentechnisch bedingten Wärmequellen und Wärmesenken sind von der Nutzenergie abhängig. Da die Nutzenergie aber erst das Ziel der Gegenüberstellung von Wärmquellen und Wärmesenken ist, erfolgt eine Ite-ration.

2. in eine Zone

3. wenn die solaren Wärmegewinne auch über opake Bauteile berechnet werden sollen

4. Der Jahresheizwärmebedarf Qh wird nach DIN V 4108-6 aus der Summe aller Monate mit einer positiven Energiebilanz ermittelt, d. h. aus den Monaten, in denen dem Gebäu-de über das Heizsystem Wärme zugeführt werden muss. Der Unterschied zum Heizperi-oden-Verfahren ist, dass hier nicht mit einer vordefinierten Heizzeit gerechnet wird, son-dern mit der tatsächlich vorhandenen Heizzeit in Abhängigkeit der Energiebilanz des Gebäudes (ein schlecht gedämmtes Gebäude hat eine längere Heizzeit als ein gut ge-dämmtes).

Formel: Qh,M = Ql,M – ηM ⋅ Qg,M

5. Der Heizwärmebedarf Qh,b wird aus den Wärmesenken Qsink (Wärmeverlusten) abzüglich der nutzbaren Wärmequellen (Wärmegewinne) η ⋅ Qsource berechnet.

Qh,b = Qsink – η ⋅ Qsource

6. Der zulässige Jahresprimärenergiebedarf QP ist nach EnEV über ein Referenzgebäude nach Anlage 1 Tabelle 1 zu berechnen.

7. Die Transmissionswärmeverluste HT dürfen die zulässigen Transmissionswärmeverluste der EnEV Anlage 1, Tabelle 2 nicht überschreiten. Diese sind vom Gebäudetyp abhängig.

8. Berücksichtigung nach DIN V 4108-6

Nach DIN V 4106-6 sind die Verluste über Wärmebrücken HWB eigenständig zu ermitteln und werden nicht über die Fx-Faktoren nochmals abgemindert, was auch der richtige Ansatz ist.

HT = ΣUi ⋅ Ai + HU + LS + HWB + ΔHT,FH (siehe Kapitel 7.1.2.1)

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7-460 7 Energiebilanz und Energieausweis – Antworten

Berücksichtigung nach DIN V 18599-2

Nach DIN V 18599-2 werden die Wärmebrückenverluste bei den spezifischen Transmis-sionswärmeverlusten der einzelnen Bauteile berücksichtigt und zusätzlich über die Tem-peratur-Korrekturfaktoren Fx abgemindert. Wenn mit dem pauschalen Wärmebrücken-faktor ΔUWB gerechnet wird, kann das noch stimmen. Wenn mit genau ermittelten ψ-Werten gerechnet wird, ist dies falsch, weil die vorhandene Außentemperatur schon bei der ψ-Wert-Ermittlung berücksichtigt wurde (siehe auch Kapitel 6).

QT,S = HT,s ⋅ Fx ⋅ (ϑi – ϑe) t (siehe Kapitel 7.1.3.4)

HT,s = Σ(Uj ⋅ Aj) + ΔUWB ⋅ Σ Aj

9. Nach DIN V 18599-2 sind sowohl die Verluste über Infiltration (Undichtigkeiten) als auch über die Fensterlüftung zu berücksichtigen. Nach DIN V 4108-6 gibt es diese Untertei-lung nicht.

10. über eine Dichtheitsprüfung (Blowerdoor-Test)

11. Zur Berechnung der Wärmeverluste über einen gewissen Zeitraum Monat oder Jahr. In der Gradtagzahl wird einmal der Temperaturunterschied im Betrachtungszeitraum be-rücksichtigt und zum anderen dessen Dauer.

12. Is,j = Strahlungsangebot bezogen auf eine Himmelsrichtung

FF = der Rahmenanteil

Fs = der Verschattungsanteil

Fc = permanent vorhandene Sonnenschutzvorrichtungen

gi = wirksamer Gesamt-Energiedurchlassgrad

Ai = Bruttofläche des Fensters

13. die internen Wärmegewinne, wo nach DIN V 18599-2 ein niedrigerer Wert angesetzt wird als nach DIN V 4108-6

14. von der Wärmespeicherfähigkeit des Gebäudes und dem Verhältnis zwischen Wärme-gewinnen und Wärmeverlusten

15. Nein, sie dürfen aber berücksichtigt werden.

16. der U-Wert des Bauteils und der Strahlungsabsorptionsgrad der Bauteiloberfläche

17. Bauteile, die nicht transparent sind

18. Nach DIN V 4108-6 wird der Wärmebedarf pauschal für alle Gebäude mit 12,5 kWh/(m² ⋅ a) berechnet.

Nach DIN V 18599-2 wird zwischen Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern unter-schieden. Bei EFH mit 12 kWh/(m² ⋅ a) und bei MFH mit 16 kWh/(m² ⋅ a). Die Bezugsflä-che ist nach DIN V 18599-2 für den Trinkwasserbedarf auch nicht die Nutzfläche AN nach EnEV, sondern die tatsächliche Wohnfläche AWO.

19. nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.8

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8-461

8 Modernisierungsmaßnahmen

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

8.1 Auswahl von Modernisierungsmaßnahmen 8-463 8.1.1 Modernisierungsmaßnahmen als Erstinformation ...........................................8-463 8.1.2 Entwicklung eines energetisch nachhaltigen Konzepts ...................................8-464

8.2 Beurteilung von Modernisierungsmaßnahmen 8-466

8.3 Wirtschaftliche Betrachtung 8-468

8.4 Empfehlungen im Energieausweis 8-470

Page 483: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand
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8 Modernisierungsmaßnahmen – Auswahl von Modernisierungsmaßnahmen 8-463

Wird ein Energieausweis für ein bestehendes Gebäude ausgestellt, müssen dort nach EnEV § 20 mögliche Modernisierungsempfehlungen angegeben werden. In den nachfolgenden Kapiteln soll aufgezeigt werden, wie die richtigen Modernisierungsmaßnahmen auszuwäh-len, zu beurteilen und wirtschaftlich zu betrachten sind.

8.1 Auswahl von Modernisierungsmaßnahmen 8.1.1 Modernisierungsmaßnahmen als Erstinformation

Nicht immer sind aufwendige Untersuchungen und Berechnungen notwendig, um Mängel am Gebäude festzustellen. Offensichtliche Mängel wie marode und veraltete Anlagentechnik, Bauschäden und falsches Nutzerverhalten können oft schon bei einer Begehung des Ge-bäudes erkannt und beurteilt werden. Insbesondere der Energieverbrauch des Gebäudes gibt einen ersten Anhaltswert über den Energiestandard des Objekts. Zu beachten ist, dass der Energieverbrauch stark vom Nutzerverhalten beeinflusst wird und dies bei der Beurtei-lung zu berücksichtigen ist. Aufgrund dieser Erstinformationen können schon kleinere Maß-nahmen ergriffen werden, die zur Senkung des Energiebedarfs beitragen.

– Dämmen von zugänglichen Verteilerleitungen muss den Anforderungen der EnEV Anlage 5, Tabelle 1 genügen.

– Thermostatventile dürfen durch Heizkörperverkleidungen und Vorhänge nicht verdeckt sein.

– Zirkulations- und Heizungspumpen – sollten auf eine möglichst kleine Leistungsstufe eingestellt und – sollten mit Zeitschaltuhr oder Bedarfstaster ausgestattet sein.

– Warten der Heizungsanlage erfolgt durch regelmäßiges Warten und Reinigen.

– Dämmen der Heizkörpernischen ist meist eine große Schwachstelle.

– Hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage sichert die gleichmäßige Durchströmung der Heizungsanlage und verbessert die Regel-barkeit der Heizung.

– Rollladenkästen abdichten und dämmen ist wichtig, denn Rollladenkästen sind meist undicht und nicht wärmegedämmt.

Die Heizungsanlage kann mithilfe des Heizungs-Checks nach EN ISO 15378 gut und schnell beurteilt und bewertet werden (siehe Kapitel 4.4.8). Aber nicht alle Schwachstellen sind mit dem Auge erkennbar. Undichtigkeiten und Wärme-brücken können oft nur erahnt und in ihrer Dimension geschätzt werden. Für die bildliche Darstellung und Messung dieser Schwachstellen ist es sinnvoll, diese mithilfe einer Blower-door-Messung und einer Wärmebildkamera (Thermografie) zu untersuchen.

Blowerdoor-Messung Die Blowerdoor-Messung dient zur Messung der Dichtheit eines Gebäudes. Sie wird in erster Linie bei Neubauten angewandt um festzustellen, ob das Gebäude die Anforderungen der EnEV bezüglich Luftdichtheit erfüllt. Sowohl bei Alt- als auch bei Neubauten können mithilfe dieser Messung Undichtigkeiten aufgedeckt und dadurch gezielt beseitigt werden. Für die Untersuchung wird ein Gebläse luftdicht in den Rahmen einer Außentür oder in ein Fenster eingebaut. Anschließend wird im Gebäude sowohl ein Überdruck als auch ein Un-terdruck erzeugt. Anhand des Volumenstroms, der notwendig ist um eine bestimmte Druck-differenz zu erzeugen, kann die Dichtheit des Gebäudes festgestellt werden. Ist das Gebäu-de undicht, können mithilfe von Rauchspender, Luftgeschwindigkeitsmesser und Thermograf die Schwachstellen geortet werden. Der Bauherr bekommt mit dieser Messung einen sicht-baren Eindruck, wie viel an Wärme unnötig durch undichte Fugen verloren geht.

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8-464 8 Modernisierungsmaßnahmen – Auswahl von Modernisierungsmaßnahmen

Thermografie Mithilfe der Thermografie ist es möglich, die Oberflächentemperaturen der Außenbauteile zu messen und bildlich darzustellen. Hierzu werden die Außenbauteile mithilfe einer Wärme-bildkamera sowohl innen als auch außen fotografiert. Anhand der Farben des Bildes – Rot für Wärme und Blau für Kälte – können die Oberflächentemperaturen bestimmt werden. Wärmebrücken und Undichtigkeiten sind auf diesen Bildern auch für den Laien gut erkenn-bar. Auch hier bekommt der Bauherr einen schnellen Eindruck zur energetischen Qualität der Gebäudehülle.

Wichtig ist, dass diese Messungen von geschulten und zertifizierten Fachleuten durchgeführt werden. Denn wenn die Rahmenbedingungen und Witterungsverhältnisse nicht richtig beur-teilt werden, können die Messergebnisse zu falschen Interpretationen führen. Hierfür ist viel Erfahrung und bauphysikalisches Verständnis notwendig.

Bild 8.1: Thermografie einer Außenwand

Auf diesem Bild sind Wärmebrücken wie Heizkörpernischen, Rollladenkästen, Betonpfeiler und Betonstürze gut erkennbar. Die Oberflächentemperaturen sind an diesen Stellen teilwei-se um 2 °C höher als an der homogenen Wand.

Das Wichtigste an diesen Untersuchungen ist, dass der Bauherr die Schwachstellen seines Gebäudes erkennt und versteht, wo und wofür Energie benötigt bzw. unnötig verbraucht wird. Wenn er die Ursachen erkannt hat und der Wunsch vorhanden ist, den Energie-verbrauch zu senken, wird er Maßnahmen zur Energieeinsparung durchführen lassen.

8.1.2 Entwicklung eines energetisch nachhaltigen Konzepts

Will der Bauherr sein Gebäude grundlegend sanieren, ist es notwendig, ein energetisch nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Das heißt, es darf nicht nur das Gebäude für sich allein gesehen werden, sondern es muss im Zusammenhang mit seinen Nutzern und deren Nut-zergewohnheiten betrachtet werden.

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8 Modernisierungsmaßnahmen – Auswahl von Modernisierungsmaßnahmen 8-465

Folgende Punkte sollten dabei beachten werden:

– Wird das Gebäude noch seinen Anforderungen gerecht?

– Welche Anforderungskriterien werden vom Nutzer an das Gebäude gestellt?

– Welche Nutzergewohnheiten sind zu berücksichtigen?

– Welche Möglichkeiten der energetischen Verbesserung der Gebäudehülle sind vorhan-den?

– Welchen künftigen Energiestandard soll das Gebäude besitzen?

– Welche energietischen Anforderung nach EnEV sind einzuhalten?

– Welche Möglichkeiten zur Nutzung regenerativer Energie sind vorhanden?

– Wie kann der Primärenergiebedarf durch Auswahl eines geeigneten Energieträgers mi-nimiert werden?

– Welcher finanzielle Spielraum ist für die Sanierung vorhanden?

– Welche Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Fördergeldern sind vorhanden?

Letzteres ist eines der entscheidenden Kriterien bei der Auswahl von Modernisierungsmaß-nahmen. Denn nur was finanziert werden kann, ist auch umsetzbar.

Es sollte also als Erstes ein energetisches Gesamtkonzept entwickelt werden, worin aufge-zeigt wird, welche Maßnahmen sinnvoll und nachhaltig zur Reduzierung des Energiebedarfs beitragen können. Anschließend sollte im Rahmen des finanziellen Spielraums die Reihen-folge der durchzuführenden Maßnahmen bestimmt werden.

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8-466 8 Modernisierungsmaßnahmen – Beurteilung von Modernisierungsmaßnahmen

8.2 Beurteilung von Modernisierungsmaßnahmen Wenn die einzelnen Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs im Rahmen eines energetisch nachhaltigen Konzepts erarbeitet wurden, müssen diese bezüglich ihrer Wertig-keit beurteilt werden. Hierfür ist es notwendig, das Gebäude rechnerisch zu erfassen und energetisch zu bewerten.

Bei der Berechnung muss beachtet werden, dass die Energiebilanz des Gebäudes nicht mit den Randbedingungen der EnEV zu erstellen ist, sondern mit den möglichst genauen klima-tischen Verhältnisse und dem Nutzerverhalten seiner Bewohner.

Folgende Randbedingungen sollten dabei beachtet werden:

– möglichst wirklichkeitsgetreue Bauteileingabe mit deren einzelnen Schichten,

– Einstellen der vorhandenen Klimadaten bezüglich Strahlungsintensität und durchschnitt-licher Außentemperatur vor Ort,

– tatsächlicher Trinkwasserbedarf,

– geschätzte Luftwechselrate,

– durchschnittliche Innentemperatur,

– Teilbeheizungsfaktor,

– Wirkungsgrad der Heizungsanlage,

– Urlaubsgewohnheiten.

Nur wenn das Gebäude richtig erfasst wurde, können der Nutzen und die Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmaßnahmen einigermaßen genau beurteilt werden. Es handelt sich hier im-mer um theoretische Näherungswerte. Als Anhalt dient der tatsächliche Energieverbrauch des Gebäudes. Wenn die Rahmenbedingungen richtig erfasst wurden, muss der rechnerisch ermittelte Energieverbrauch mit dem tatsächlichen Energieverbrauch nahezu übereinstim-men.

Eines der größten Probleme ist hierbei die richtige Beurteilung der Wärmeverluste über die Gebäudehülle. Nachdem die einzelnen Bauteile nicht alle auf ihre Materialien und die dazu gehörigen Wärmeleitfähigkeit untersucht werden können (nur mit großem Aufwand möglich), ist man hier auf die Angaben des Besitzers und auf Erfahrungswerte angewiesen. Es gibt verschiedene Quellen, in denen Bauteilschichtungen aus den verschiedenen Erstellungs-jahren des letzten Jahrhunderts aufgelistet sind (siehe Kapitel 3.3). Mit deren Hilfe kann die Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Bauteile abgeschätzt werden. Man muss sich aber bewusst sein, dass hier eine große Fehlerquelle in der Berechnung liegen kann.

Eine weitere Herausforderung ist die Bestimmung des Wirkungsgrades der Heizungsanlage. Hierfür sind viel Erfahrung und Kenntnisse in der Anlagentechnik notwendig. Für einfache Anlagen gibt es Anlagenkennzahlen für verschiedene Heizsysteme unterschiedlichen Alters. Diese sind aber wiederum nur Durchschnittswerte. Bei komplexeren Anlagen ist es auf jeden Fall ratsam, einen Fachmann zur Beurteilung der Anlage heranzuziehen (siehe auch Kapi-tel 4.4 und 4.5).

Wenn das Gebäude energetisch plausibel erfasst wurde, sollten die einzelnen Verluste tabel-larisch erfasst und grafisch ausgewertet werden.

Anschließend wurde dies für das unsanierte Beispiel-Haus aus dem Kapitel 2.5 durchgeführt. Die Anlagentechnik wurde im Kapitel 4.5.1.2 berechnet.

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8 Modernisierungsmaßnahmen – Beurteilung von Modernisierungsmaßnahmen 8-467

Tabelle 8.1: Wärmeverluste in Gruppen zusammengefasst für das unsanierte Beispiel-Haus

Tabelle 8.2: Wärmeverluste und Wärmegewinne des unsanierten Beispiel-Hauses

Mithilfe der Tabellen und Grafiken kann nun festgestellt werden, wo die meiste Energie verlo-ren geht. Sie dienen als Entscheidungshilfe dafür, welche Bauteile vorrangig modernisiert werden sollten.

Werden Modernisierungsmaßnahmen untersucht, sind für deren energetische und wirtschaft-liche Beurteilung folgende Punkte von Bedeutung:

– Einsparung an Endenergie QE,

– Einsparung an Primärenergie QP,

– Verringerung der Emissionen,

– Energiekosteneinsparung und

– neue Heizlast.

Die einzelnen Maßnahmen können nun anhand des theoretisch möglichen Einsparpotenzials beurteilt werden.

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8-468 8 Modernisierungsmaßnahmen – Wirtschaftliche Betrachtung

8.3 Wirtschaftliche Betrachtung Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Maßnahmen müssen noch die Kosten für die Durchführung kalkuliert werden. Anhand der Energiekosteneinsparung und der dafür notwendigen Investition kann die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Maßnahmen abgeschätzt und berechnet werden. Für eine genaue Beurteilung der Wirtschaftlichkeit muss eine Viel-zahl von Komponenten berücksichtig werden: Nutzungsdauer der einzelnen Bauteile und Anlagentechnik, geschätzte Energiepreissteigerung, jährlich realer Zinssatz, Abschreibungs- und Fördermöglichkeiten etc. Bei Einfamilienhäusern ist dies noch relativ einfach über die Annuitäts-Methode zu berech-nen. Bei vermieteten Mehrfamilienhäusern spielt jedoch eine Vielzahl von Faktoren eine Rol-le, die bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen bewertet werden müssen. Nachfolgend soll aufgezeigt werden, wie die Wirtschaftlichkeit von Modernisierungsmaß-nahmen über die Annuitäts-Methode berechnet werden kann. Die Formeln sind dem hessi-schen Leitfaden für energiebewusste Gebäudeplanung entnommen. In der Annuitäts-Methode wird die Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme über die Kosten der Einsparmaßnahme pro eingesparter kWh betrachtet. Diese Kosten werden verglichen mit einer zu erwartenden zukünftigen mittleren Energiepreisentwicklung. Die Einsparkosten er-geben sich durch Division der mittleren jährlichen Kapitalkosten der Investition, durch die jährliche erwartete Energieeinsparung. Berechnung des mittleren Energiepreises: Pn = P0 · a · [(1 + s) / (p – s)] · [1 – (1 + s) / (1 + p)n]

(Formel 8.1)

Pn = mittlerer Energiepreis über n Jahre €/kWh P0 = heutiger Energiepreis € a = Annuitätsfaktor a = p / [1 – (1 + p)-n] p = jährlicher Zinssatz % s = jährliche Preissteigerungsrate des Energieträgers % n = Betrachtungszeitraum Jahre

Die mittleren jährlichen Kapitalkosten der Investition berechnen sich wie folgt:

Kim = I · b (Formel 8.2)

Kim = mittlere jährliche Kapitalkosten € I = Barwert der Investition € b = Annuitätsfaktor b = q / [1– (1 + q)−m] q = jährlicher Zinssatz % m = Nutzungsdauer Jahre

Nachfolgend wird die Berechnung der Wirtschaftlichkeit beispielhaft für ein Einfamilienhaus dargestellt.

Folgende Parameter wurden für die Berechnung angesetzt. P0 = 12,5 Cent/kWh Strom – Das Gebäude wird mit einer Stromheizung beheizt. P0 = 16,0 Cent/kWh Strom für Hilfsenergie P0 = 50 €/m³ Holz für Kachelofen p = 3,5 % s = 3,0 % n = 20 Jahre q = 3,5 % m = 20 Jahre

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8 Modernisierungsmaßnahmen – Wirtschaftliche Betrachtung 8-469

Tabelle 8.3: Wirtschaftlichkeitsberechnung von Sanierungsmaßnahmen nach der Annuitäts-Methode mit dem Programm ENGP-bautop – Berechnung der Kosteneinsparung zum momentanen Zeitpunkt

Tabelle 8.4: Wirtschaftlichkeitsberechnung von Sanierungsmaßnahmen nach der Annuitäts-Methode mit dem Programm ENGP-bautop – Berechnung der Kosteneinsparung über 20 Jahre

Tabelle 8.5: Wirtschaftlichkeitsberechnung von Sanierungsmaßnahmen nach der Annuitäts-Methode mit dem Programm ENGP-bautop – Berechnung der Armortisationszeit

Zu beachten ist bei diesen Berechnungen, dass die Preissteigerungsrate sehr schwer vor-hersagbar ist. Auch wird unter Fachleuten immer wieder diskutiert, ob hier die Gesamtkosten oder nur die Differenz aus Investitionskosten und den Kosten für die Instandhaltung der Bau-teile oder Anlagentechnik anzusetzen sind.

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8-470 8 Modernisierungsmaßnahmen – Empfehlungen im Energieausweis

8.4 Empfehlungen im Energieausweis Im § 20 der EnEV heißt es:

„(1) Sind Maßnahmen für kostengünstige Verbesserungen der energetischen Eigenschaften des Gebäudes (Energieeffizienz) möglich, hat der Aussteller des Energieausweises dem Eigentümer anlässlich der Ausstellung eines Energieausweises entsprechende, begleitende Empfehlungen in Form von kurz gefassten fachlichen Hinweisen auszustellen (Modernisie-rungsempfehlungen). Dabei kann ergänzend auf weiterführende Hinweise in Veröffentli-chungen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie oder von ihnen beauftragter Drit-ter Bezug genommen werden. Die Bestimmungen des § 9 Absatz 2 Satz 2 über die verein-fachte Datenerhebung sind entsprechend anzuwenden. Sind Modernisierungsempfehlungen nicht möglich, hat der Aussteller dies dem Eigentümer anlässlich der Ausstellung des Ener-gieausweises mitzuteilen.

(2) Die Darstellung von Modernisierungsempfehlungen und die Erklärung nach Absatz 1 Satz 4 müssen nach Inhalt und Aufbau dem Muster in Anlage 10 entsprechen. § 17 Absatz 4 und 5 ist entsprechend anzuwenden.

(3) Modernisierungsempfehlungen sind dem Energieausweis mit dem Inhalt nach den Mus-tern der Anlagen 6 und 7 beizufügen.“ Es sind also bei Ausstellung eines Energieausweises für Bestandsgebäude kurz gefasste fachliche Hinweise für Modernisierungsmaßnahmen anzugeben, wenn diese kostengünstig zur Verbesserung der energetischen Eigenschaft des Gebäudes führen. Diese sind sowohl bei der Ausstellung des Bedarfs- als auch Verbrauchsausweises in das Blatt der Anlage 10 der EnEV einzutragen. Die praktischen Empfehlungen des Energieausweisausstellers bilden einen wesentlichen Inhalt des Energieausweises. Diese Angaben müssen dem Energieaus-weis bei Bestandsgebäuden unabhängig davon, ob kostengünstige Maßnahmen möglich sind oder nicht, immer beigelegt werden. Sind diese nach Meinung des Ausstellers nicht möglich, muss er es begründen.

Die empfohlenen Maßnahmen sollen dem Eigentümer einen Überblick geben, welche Mög-lichkeiten er hat, den Energiebedarf seines Gebäudes zu reduzieren.

Kostengünstige Maßnahmen sind laut DENA (Deutsche Energieagentur) Maßnahmen, die wirtschaftlich vertretbar sind. „Dies ist der Fall, wenn sich die Investitionen innerhalb der Nut-zungsdauer durch die dadurch eingesparten Energiekosten amortisieren. Modernisierungs-maßnahmen können also wirtschaftlich sein, selbst wenn sie zunächst mit hohen Investitio-nen verbunden sein sollten.“

Eine Gebäudebegehung ist nach EnEV vor der Ausstellung eines Energieausweises nicht verpflichtend. Nachdem aber die Empfehlungen auf das Gebäude zugeschnitten sein sollten, ist eine solche Gebäudebegehung vor Ausstellung des Energieausweises anzuraten. Nur so können sichtbare Mängel am Gebäude festgestellt, bereits getätigte Sanierungen berück-sichtigt und Wärmebrücken erkannt werden.

Die wesentlichen Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs eines Gebäudes sind:

– Dämmen der Außenwände, – Dämmen der obersten Geschossdecke oder der Dachfläche, – Dämmen der Kellerdecke, – Austausch der Fenster, – Modernisieren bzw. Erneuern der Heizungsanlage, – Dämmen der Warmwasserleitungen, – Einbau einer modernen Regelungstechnik, – etc.

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8 Modernisierungsmaßnahmen – Empfehlungen im Energieausweis 8-471

Welche Maßnahmen sinnvoll sind und als Erstes durchgeführt werden sollten, hängt immer vom jeweiligen Gebäude und dessen Nutzern ab. Pauschalaussagen können nur in den we-nigsten Fällen getroffen werden.

Bei Ausstellung eines Energieausweises sollte deshalb immer darauf hingewiesen werden, dass nur die Ausarbeitung eines energetisch nachhaltigen Konzepts wirtschaftliche Moderni-sierungsmaßnahmen garantiert.

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9 Faktoren der Energiebilanz

Autoren: Prof. Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland

Inhalt Seite

9.1 Energieverbrauch BV .....................................9-475 Heizwert Hi ......................................9-475

9.2 Primärenergiebedarf – Endenergiebedarf QP / QE .............................9-476 Primärenergiefaktor fP.......................................9-479 Anlagenaufwandszahl eP......................................9-480 Anlagenverluste für den Prozessbereich Heizwärme ......................................9-481 Gewinne aus der Umwelt für den Heizwärmebedarf .......................................9-482 Endenergie für den Heizwärmebedarf QH,E (qH,E) .........................9-483 Anlagenverluste für den Prozessbereich Trinkwassererwärmung...................9-484 Endenergie für die Trinkwassererwärmung QTW,E (qTW,E) .....................9-485 Anlagenverluste für den Prozessbereich Lüftungsanlagen .............................9-486 Endenergie für Lüftungsanlagen QL,E (qL,E) ..........................9-487 Hilfsenergie HE ....................................9-488

9.3 Warmwasserbereitung QW ....................................9-489

9.4 Heizwärmebedarf Qh .....................................9-490

Temperaturdifferenz Δθ .....................................9-491 Heizgrenztemperatur θed.....................................9-491 Geografische Lage .........................................9-492 Wärmestrom und Transmissionswärmeverluste .........................................9-493 Spezifischer Transmissionswärmeverlust HT .....................................9-494 Wärmedurchgangskoeffizient U ......................................9-496 Wärmedurchlasswiderstand R ......................................9-497 Wärmeübergangswiderstand innen Rsi.....................................9-498 Wärmeübergangswiderstand außen Rse ....................................9-499 Wärmeleitzahl λ .......................................9-500 Schichtdicke d .......................................9-500 Temperaturkorrekturfaktor FX .....................................9-501 Umfassungsfläche A.......................................9-502 Wärmespeicherung – Wärmekapazität C ......................................9-503 Wärmebrückenzuschlag UWB...................................9-505

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Lüftungswärmebedarf QV.....................................9-506 Spezifischer Lüftungswärmebedarf HV .....................................9-507 Luftvolumen V.......................................9-509 Beheiztes Volumen Ve .....................................9-510 Luftwechselrate n .......................................9-511 Luftdichtigkeit des Gebäudes .........................................9-512 Solare Wärmegewinne QS.....................................9-513 Uw und g-Wert Fenster .........................................9-514 Effektive Kollektorfläche As......................................9-516 Interne Wärmegewinne Qi......................................9-517 Ausnutzungsgrad der Wärmegewinne ηM .....................................9-518

9.5 Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 ................9-519

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9 Faktoren der Energiebilanz – Energieverbrauch BV 9-475

In diesem Kapitel werden die wichtigsten Faktoren der Energiebilanz noch einmal zusam-mengefasst und Erläutert. Es dient zum Nachschlagen der einzelnen Begriffe und deren ge-naueren Erläuterung. Die Bezeichnungen beziehen sich in erster Linie auf die DIN V 4108-6 und DIN 4701-10, aber auch, wenn erwähnt, auf die DIN V 18599.

9.1 Energieverbrauch BV Für den Energieausweis auf der Grundlage des gemessenen Energieverbrauchs ist es not-wendig, den gemessenen Energieverbrauch BV in kWh umzurechnen (siehe Kapitel 7). Ge-nauso kann es aber auch sein, dass man aus dem berechneten Endenergiebedarf QE die notwendige Energiemenge des Energieträgers berechnen möchte. Für beide Berechnungen ist der Heizwert des eingesetzten Energieträgers notwendig. In der Bekanntmachung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum § 19, Abs. 2, Satz 3 der EnEV vom 05. Juli 2007 ist eine Tabelle enthalten, die für Berechnungen nach EnEV Heiz-werte verschiedener Energieträger enthält.

Heizwert Hi

Ermittlung des Endenergieverbrauchs aus der gemessenen Brennstoffmenge

EVg = BV · Hi kWh EVg = Endenergieverbrauch in kWh BV = Erfasste verbrauchte Menge des eingesetzten Energieträgers/Energiemenge Hi = Heizwert in kWh je Mengeneinheit (frühere Bezeichnung Hu) nach Anlage 1 Bekanntmachung kWh/Energiemenge

Ermittlung des Brennstoffbedarfs aus dem berechneten Endenergiebedarf

BV = EV/Hi kWh

Tabelle 9.1: Heizwerte verschiedener Energieträger, aus Anlage 1 der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung „Regeln für Energie-verbrauchskennwerte im Wohngebäudebestand“

Energieträger Mengeneinheit Heizwert Hi (Energieinhalt) Leichtes Heizöl EL l 10 kWh/l Schweres Heizöl kg 10,9 kWh(kg)

m³ ca. 10 kWh/m³ Erdgas H kWh (HS)1 ca. 0,9 kWh/kWh (HS)1 m³ ca. 9 kWh/m³ Erdgas L kWh (HS)1 ca. 0,9 kWh/kWh (HS)1 m³ ca. 4,5 kWh/m³ Stadtgas kWh (HS)1 ca. 0,9 kWh/kWh (HS)1

Flüssiggas kg ca. 13,0 kWh/kg Koks kg ca. 8,0 kWh/kg Braunkohle kg ca. 5,5 kWh/kg Holz (lufttrocken) kg ca. 4,1 kWh/kg2 Holzpellets kg ca. 5,0 kWh/kg Holzhackschnitzel SRm3 ca. 650 kWh/SRm2,3

1 HS: Brennwert (oberer Heizwert) 2 abhängig von Holzart und Feuchtegehalt 3 SRm: Schüttraummeter

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9-476 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

9.2 Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Bedeutung Der Primärenergiebedarf QP ist diejenige fossile Energiemenge, die gewonnen werden muss, um den Gesamtenergiebedarf für die Beheizung und ggf. zur Trinkwassererwärmung des Gebäudes zu decken, also auch den Energiebedarf, der für die Gewinnung, die Umwandlung und den Transport des Energieträgers notwendig ist. Hierbei wird aber nur die Energiemen-ge berücksichtigt, die durch fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt wird.

Die regenerativen Energiequellen wie Holz, Stroh, Biogas oder Bioöl etc. werden als CO2-neutral betrachtet. CO2-neutral bedeutet, dass die bei der Verbrennung freiwerdende Menge an Kohlendioxid (CO2) beim Nachwachsen des Rohstoffes wieder gebunden wird. Es ist je-doch auch für die Gewinnung und den Transport von regenerativen Energiequellen fossile Energie notwendig, sodass auch für diese Menge ein Primärenergiefaktor anzusetzen ist.

Beim Primärenergiefaktor fP ist nach EnEV nur der nicht erneuerbare Anteil an Primärenergie zu berücksichtigen.

Je mehr die benötigte Endenergie QE durch regenerative Energien gedeckt wird, desto höher darf diese im Nachweisverfahren angesetzt werden.

Formel – Einheit Es gibt zwei Möglichkeiten, QP nach DIN V 4701-10 zu berechnen:

Mit der Anlagenaufwandszahl eP

QP = (Qh + QW) eP kWh/a QP = Primärenergiebedarf kWh/a Qh = Heizwärmebedarf kWh/a QW = Heizwärmebedarf Warmwasser kWh/a (= QTW in DIN V 4701-10) eP = Anlagenaufwandszahl –

Mit dem Primärenergiefaktor fP Heizung QH,P Trinkwasser QTW,P Lüftung QL,P Hilfsenergie QHE,P

QP = [(QH,E fp,i) + (QTW,E fP,i) + (QL,E fp,i)] + (QH,HE,E + QTW,HE,E + QL,HE,E) fp,i

QP = Primärenergiebedarf kWh/a QH,E = Heizung Endenergiebedarf kWh/a QL,E = Lüftung Endenergiebedarf kWh/a QTW,E = Trinkwasser Endenergiebedarf kWh/a fP,i = zugehöriger Primärenergiefaktor (nach DIN V 4701-10) QH,HE,E = Hilfsendenergiebedarf Heizung kWh/a QTW,HE,E = Hilfsendenergiebedarf Trinkwasser kWh/a QL,HE,E = Hilfsendenergiebedarf Lüftung kWh/a

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9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-477

Primärenergiebedarf bei einem gekühlten Wohngebäude Wird das Gebäude gekühlt, ist nach EnEV Anlage 1, Nr. 2.8 der Primärenergiebedarf um einen pauschalen Ansatz zu erhöhen:

Bei Einsatz von fest installierten Raumklimageräten sowie bei Kühlung mit Wohnungslüf-tungsanlagen mit reversibler Wärmepumpe:

(Als Raumklimagerät werden Split-, Multisplit- oder Kompaktgeräte der Energieeffizienz-klassen A, B oder C bezeichnet)

Erhöhung des Endenergiebedarfs QE um 6,0 kWh/(m² · K) Primärenergiebedarfs QP um 16,2 kWh/(m² · K)

Bei Einsatz von Kühlflächen im Raum in Verbindung mit Kaltwasserkreisen und elektrischer Kälteerzeugung z. B. über reversible Wärmepumpen:

Erhöhung des Endenergiebedarfs QE um 4,0 kWh/(m² · K) Primärenergiebedarfs QP um 10,8 kWh/(m² · K)

Bei Deckung des Energiebedarfs für Kühlung aus erneuerbaren Wärmesenken wie Erdson-den, Erdkollektoren oder Zisternen:

Erhöhung des Endenergiebedarfs QE um 1,0 kWh/(m² · K) Primärenergiebedarfs QP um 2,7 kWh/(m² · K)

Bei allen sonstigen Geräten:

Erhöhung des Endenergiebedarfs QE um 7,0 kWh/(m² · K) Primärenergiebedarfs QP um 18,9 kWh/(m² · K)

Für den Energieausweis nach EnEV darf der berechnete QP-Wert eines Gebäudes den des gleichwertigen Referenzgebäudes nach Tabelle 1, Anhang 1 der EnEV nicht überschreiten. Die Abhängigkeit der zulässigen Werte vom Verhältnis A/Ve wurde in der EnEV 2009 gestri-chen und stattdessen das Referenzgebäudeverfahren eingeführt.

Um also den zulässigen Primärenergiebedarf nach EnEV zu ermitteln, muss das nachzuwei-sende Gebäude mit den bauphysikalischen Eigenschaften des Referenzgebäudes der Tabel-le 1, Anhang 1 der EnEV berechnet werden.

Tabelle 9.2: Ausführung des Referenzgebäudes (Quelle: EnEV, Anhang 1, Tabelle 1)

Zeile Bauteile/System Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

1.1 Außenwand, Geschoss-decke gegen Außenluft

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,28 W/(m² · K)

1.2 Außenwand gegen Erd-reich, Bodenplatte, Wände und Decken zu unbeheizten Räumen (außer solche nach Zeile 1.1)

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,35 W/(m² · K)

1.3 Dach, oberste Geschoss-decke, Wände zu Abseiten

Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,20 W/(m² · K)

1.4 Fenster, Fenstertüren Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 1,30 W/(m² · K) g┴ = 0,60

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9-478 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Fortsetzung Tabelle 9.2

Zeile Bauteile/System Referenzausführung/Wert (Maßeinheit)

1.5 Dachflächenfenster Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 1,40 W/(m² · K) g┴ = 0,60

1.6 Lichtkuppeln Wärmedurchgangskoeffizient Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung

U = 2,70 W/(m² · K) g┴ = 0,64

1.7 Außentüren Wärmedurchgangskoeffizient U = 1,80 W/(m² · K)

2 Bauteile nach den Zeilen 1.1 bis 1.7

Wärmebrückenzuschlag ΔUWB = 0,05 W/(m² · K)

3 Luftdichtheit der Gebäude-hülle

Bemessungswert n50 Bei Berechnung nach • DIN V 4108-6:

2003-06: mit Dicht-heitsprüfung

• DIN V 18599-2: 2007-02: nach Kategorie I

4 Sonnenschutzvorrichtung keine Sonnenschutzvorrichtung

5 Heizungsanlage • Wärmeerzeugung durch Brennwert-Kessel (verbessert), Heizöl EL, Aufstellung: – für Gebäude mit bis zu zwei Wohneinheiten innerhalb

der thermischen Hülle – für Gebäude mit mehr als zwei Wohneinheiten außer-

halb der thermischen Hülle • Auslegungstemperatur 55/45 °C, zentrales Verteilsys-

tem innerhalb der Wärme übertragenden Umfassungs-fläche, innen liegende Stränge und Anbindeleitungen, Pumpe auf Bedarf ausgelegt (geregelt, Δp konstant), Rohrnetz hydraulisch abgeglichen, Wärmedämmung der Rohrleitungen nach Anlage 5

• Wärmeübergabe mit freien statischen Heizflächen, Anordnung an normaler Außenwand, Thermostatventile mit Proportionalbereich 1 K

6 Anlage zur Warmwasserbe-reitung

• zentrale Warmwasserbereitung • gemeinsame Wärmebereitung mit Heizungsanlage

nach Zeile 5 • Solaranlage (Kombisystem mit Flachkollektor) entspre-

chend den Vorgaben nach DIN V 4701-10:2003-08 oder DIN V 18599-5:2007-02

• Speicher, indirekt beheizt (stehend), gleiche Aufstellung wie Wärmeerzeuger, Auslegung nach DIN V 4701-10: 2003-08 oder DIN V 18599-5:2007-02 als – kleine Solaranlage bei AN < 500 m² (bivalenter

Solarspeicher) – große Solaranlage bei AN > 500 m²

• Verteilsystem innerhalb der Wärme übertragenden Umfassungsfläche, innen liegende Stränge, gemein-same Installationswand, Wärmedämmung der Rohr-leitungen nach Anlage 5, mit Zirkulation, Pumpe auf Bedarf ausgelegt (geregelt, Δp konstant)

7 Kühlung keine Kühlung

8 Lüftung zentrale Abluftanlage, bedarfsgeführt mit geregeltem DC-Ventilator

Page 500: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-479

Hinweis (Anlage 1, Nr. 1.1 der EnEV):

„Soweit in dem zu errichtenden Wohngebäude eine elektrische Warmwasserbereitung aus-geführt wird, darf diese anstelle von Tabelle 1 Zeile 6 als wohnungszentrale Anlage ohne Speicher gemäß den in Tabelle 5.1-3 der DIN V 4701-10:2003-08, geändert durch A1:2006-12, gegebenen Randbedingungen berücksichtigt werden. Der sich daraus ergebende Höchstwert des Jahresprimärenergiebedarfs ist in Fällen des Satzes 2 um 10,9 kWh/(m² · a) zu verringern; dies gilt nicht bei Durchführung von Maßnahmen zur Einsparung von Energie nach § 7 Nummer 2 in Verbindung mit Nummer VI.1 der Anlage des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes.“

Normung EnEV 2009 Der Primärenergiebedarf ist nach DIN V 4701-10 oder DIN V 18599 zu berechnen.

Primärenergiefaktor fP

Wenn über den Endenergiebedarf QE in Abhängigkeit des Energieträgers der Primärenergie-bedarf berechnet werden soll, wird der Primärenergiefaktor fP benötigt.

Dieser berücksichtigt die fossile Energiemenge für die Gewinnung, die Umwandlung und den Transport des Energieträgers. Dieser wird als „insgesamt“ sowie für den „nicht erneuerbaren Anteil“ angegeben. Der Anteil für den nicht erneuerbaren Anteil ist für den Nachweis nach EnEV zu verwenden. Der Anteil an Primärenergie für den erneuerbaren Anteil am Gesamt-energiebedarf wird nicht berücksichtigt.

Tabelle 9.3: Primärenergiefaktoren nach DIN V 4701-10/A1, Tabelle C.4-1

Primärenergiefaktoren fp

insgesamt nicht erneuerbarer Anteil

Energieträger a

A B

Heizöl EL 1,1 1,1

Erdgas H 1,1 1,1

Flüssiggas 1,1 1,1

Steinkohle 1,1 1,1

Braunkohle 1,2 1,2

Holz 1,2 0,2

fossiler Brennstoff 0,7 0,7 Nah-/Fernwärme aus KWKb erneuerbarer Brennstoff 0,7 0,0

fossiler Brennstoff 1,3 1,3 Nah-/Fernwärme aus Heizwerken erneuerbarer Brennstoff 1,3 0,1

Strom Strom-Mix 3,0 2,7

Strom nach EnEV 2009 3,0 2,6

Umweltenergie Solarenergie Umgebungswärme

1,0 0,0

a Bezugsgröße Endenergie: Heizwert H1,1 b Angaben sind typisch für durchschnittliche Nah-/Fernwärme mit einem Anteil der KWK von 70 %

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9-480 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Anlagenaufwandszahl eP nach DIN V 4701-10

Bedeutung Die Anlagenaufwandszahl eP beschreibt das Verhältnis der von der Anlagentechnik aufge-nommenen fossilen Energie in Relation zu der von ihr abgegebenen Nutzwärme. Sie dient zum Vergleich unterschiedlicher Heizanlagen hinsichtlich ihres Primärenergieaufwands.

Berechnung – Diagrammverfahren:

In DIN V 4701-10, Beiblatt 1 sind eine Vielzahl vordefinierter Anlagensysteme aufgelistet. Für jedes System gibt es in Abhängigkeit zur beheizten Nutzfläche AN und zum flächen-bezogenen Heizwärmebedarfs qh Tabellen und Grafiken, mit denen die Anlagenauf-wandszahl eP bestimmt werden kann.

– Tabellenverfahren:

In DIN V 4701-10, Anhang C.1 bis C.4 werden Kennwerte für Standardprodukte von Heizsystemen angeboten. Mit diesen Kennwerten kann der eP-Wert für fast jedes Heiz-system bestimmt werden.

– Detailliertes Verfahren:

In DIN V 4701-10, Abschnitt 5 steht eine detaillierte Berechnungsmethode zur Verfügung, mit deren Hilfe der eP-Wert für jedes Heizsystem genau bestimmt werden kann.

Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10 mit Beiblatt 1 alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-481

Anlagenverluste für den Prozessbereich Heizwärme (DIN V 4701-10)

Bedeutung Damit einem Raum die notwendige Wärme Qh zugeführt werden kann, muss diese durch ein Heizsystem erzeugt werden. Die hierfür benötigte Energie nennt man Endenergie QE. Befin-det sich das Heizsystem nicht in dem zu erwärmenden Raum, muss die Wärme durch einen Wärmeträger befördert und mithilfe eines Wärmetauschers an die Raumluft abgegeben wer-den. Um den Wirkungsgrad der Heizungsanlage zu erhöhen ist es – je nach Heizsystem – sinnvoll, die erzeugte Wärme zu speichern, bevor sie weitergeleitet wird.

Bei der Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Übergabe an den zu erwärmenden Raum entstehen Wärmeverluste.

Verluste bei der Wärmeerzeugung eH,g Hier entstehen Wärmeverluste unter anderem durch Wärmeabstrahlung vom Brenner und Kessel und durch Abgabe von warmen Abgasen an die Außenluft. Die Wärmeverluste bei der Erzeugung können über den Wirkungsgrad des Heizsystems bestimmt werden. Dieser sagt aus, wie viel von der zugeführten Energie QH,E (Endenergie) durch das Heizsystem in nutzbare Wärme umgewandelt werden kann. In der DIN V 4701-10 wird jedoch anstelle des Wirkungsgrads mit der Aufwandszahl eH,g gerechnet.

Befindet sich der Wärmeerzeuger im beheizten Bereich, fallen die Wärmeverluste geringer aus, da ein Teil der Abwärme der Beheizung des Raumes dient.

Verluste bei der Speicherung qH,s Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ist es – je nach Heizsystem – sinnvoll, die erzeugte Wärme in einem Wärmespeicher zwischen zu speichern, bevor sie an ihren Bestimmungsort weitergeleitet wird. Durch Wärmeabgabe des Speichermediums an seine Umwelt geht aber ein Teil der gespeicherten Wärme wieder verloren.

Wenn der Wärmespeicher sich im beheizten Bereich befindet, werden keine Wärmeverluste angesetzt, da diese zur Beheizung des Raumes genutzt werden können.

Verluste bei der Verteilung qH,d Bei der Verteilung der erzeugten Wärme im Gebäude durch die Wärmeträger Wasser oder Luft entstehen Wärmeverluste durch Wärmeabgabe in den Leitungswegen an die Umwelt. Diese müssen durch Wärmedämmung möglichst gering gehalten werden. Wenn sich die Leitungswege überwiegend im beheizten Raum befinden, fallen diese wesentlich geringer aus, weil ein Teil der Wärme für die Beheizung des Raumes genutzt werden kann.

Verluste bei der Wärmeübergabe qH,ce Je nach Wärmetauscher und deren Regelung kann die Wärme mehr oder weniger effizient an den Raum abgegeben werden. Wenn zu viel Wärme oder Wärme zur falschen Zeit an den zu beheizenden Raum abgegeben wird, kann diese nicht effektiv genutzt werden, wo-durch Wärmeverluste entstehen. Auch die Lage des Wärmetauschers ist von Bedeutung, da bei einem Wärmetauscher an der Außenwand ein Teil der Wärme an die Außenwände abgegeben wird.

Berechnung der Anlagenverluste für den Heizwärmebedarf Siehe „Anlagenaufwandszahl eP nach DIN V 4701-10“.

Page 503: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

9-482 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Gewinne aus der Umwelt für den Heizwärmebedarf

Bedeutung Wird dem Heizsystem aus der Umwelt gewonnene Energie zugeführt, muss diese nicht mehr vom Heizsystem erzeugt werden. Die benötigte Endenergie verringert sich also um die aus der Umwelt gewonnene Energie. Als Umweltenergie stehen Sonnenenergie und Erdwärme zur Verfügung.

Die Sonnenenergie kann direkt oder indirekt genutzt werden. Eine direkte Nutzung erfolgt in der Regel durch Kollektoren, in denen Luft oder Wasser durch Sonneneinstrahlung erwärmt und an das Heizsystem weitergeleitet werden.

Eine indirekte Nutzung der Sonnenenergie ist über die Luft, das Erdreich oder das Grund-wasser möglich. Diese werden von der Sonne aufgeheizt und speichern die Wärme mehr oder weniger konstant. Durch Wärmepumpen kann diesen die Wärme entzogen und dem Heizsystem zugeführt werden.

Als zweite Umweltenergie steht Wärme aus dem Erdinneren zur Verfügung, welche durch Erdwärmetauscher oder durch Wärme aus heißen Quellen genutzt werden kann.

Berechnung und Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10 mit Beiblatt 1 alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-483

Endenergie für den Heizwärmebedarf QH,E (qH,E) (DIN V 4701-10)

Bedeutung Der Endenergiebedarf QH,E ist die Energiemenge, die dem Heizsystem zur Deckung des Heizwärmebedarfs zugeführt werden muss. Als Energieträger stehen Erdöl, Erdgas, Strom, Holz und diverse andere regenerative Energieträger zur Verfügung.

Formel – Einheit qH,E = [qh – (qh,TW + qh,L) + qH,ce + qH,d + qH,s] · eH,g kWh/(m² · a)

QH,E = qH,E · AN QH,E = Heiz-Endenergiebedarf kWh/a qH,E = Heiz-Endenergiebedarf kWh/(m² · a) qh = Jahresheizwärmebedarf kWh/(m² · a) qh,TW = Heizwärmegutschrift aus Trinkwasserverteilung (qTW,d) kWh/(m² · a) qh,L = Heizwärmegutschrift aus Lüftungsanlagen (qL,d) kWh/(m² · a) qH,ce = Wärmeübergabeverluste kWh/(m² · a) qH,d = Wärmeverteilerverluste kWh/(m² · a) qH,s = Wärmespeicherverluste kWh/(m² · a) eg = Aufwandszahl der Heizung

Hilfsenergie: qH,HE,E = qH,ce,HE + qH,d,HE + qH,s,HE + qH,g,HE kWh/(m² · a) qH,HE,E = Hilfsendenergiebedarf kWh/(m² · a) qH,ce,HE = Hilfsenergiebedarf bei Wärmeübergabe kWh/(m² · a) qH,d,HE = Hilfsenergiebedarf bei Wärmeverteilung kWh/(m² · a) qH,s,HE = Hilfsenergiebedarf bei Wärmespeicherung kWh/(m² · a) qH,g,HE = Hilfsenergiebedarf bei Wärmeerzeugung kWh/(m² · a)

Mithilfe der in DIN V 4701-10, Anhang A vorhandenen Berechnungsblätter können QH,E und QHE,E für den Nachweis nach EnEV bestimmt werden.

Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10 alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9-484 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Anlagenverluste für den Prozessbereich Trinkwassererwärmung (DIN V 4701-10)

Bedeutung Damit an den Wasserhähnen Warmwasser zur Verfügung steht (QW bzw. QTW), muss dies durch ein Heizsystem erzeugt werden. Die hierfür benötigte Energie nennt man Endenergie QTW,E. Befindet sich das Heizsystem nicht an der Zapfstelle, wo das Warmwasser entnom-men wird, muss dieses durch ein Leitungssystem vom Wärmeerzeuger zur Zapfstelle trans-portiert werden. Um den Wirkungsgrad der Heizungsanlage zu erhöhen, ist es je nach Heiz-system sinnvoll, das erzeugte Warmwasser zu speichern, bevor es weitergeleitet wird. Bei der Erzeugung, Speicherung und Verteilung des Warmwassers entstehen Wärmeverluste.

Verluste bei der Trinkwassererwärmung eTW,g

Hier entstehen Wärmeverluste u. a. durch Wärmeabstrahlung von Brenner und Kessel und durch Abgabe warmer Abgase an die Außenluft.

Die Wärmeverluste bei der Erzeugung können über den Wirkungsgrad des Heizsystems be-stimmt werden. In der DIN V 4701-10 wird der Wirkungsgrad als Aufwandszahl eTW,g be-zeichnet. Der Wirkungsgrad sagt aus, wie viel von der zugeführten Energie QTW,E (Endener-gie) durch das Heizsystem in nutzbare Wärme umgewandelt werden kann.

Befindet sich der Wärmeerzeuger im beheizten Bereich, so fallen die Wärmeverluste gerin-ger aus, da ein Teil der Abwärme der Beheizung des Raumes dient.

Verluste bei der Speicherung qTW,s

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ist es – je nach Heizsystem – sinnvoll, das erzeugte Warmwasser in einem Warmwasserspeicher zwischenzuspeichern, bevor es an den Be-stimmungsort weitergeleitet wird. Durch Wärmeabgabe des Speichermediums an seine Um-welt geht aber ein Teil der gespeicherten Wärme wieder verloren.

Wenn der Wärmespeicher sich im beheizten Bereich befindet, werden keine Wärmeverluste angesetzt, da diese zur Beheizung des Raumes genutzt werden können (Heizwärmegut-schrift qh,TW).

Verluste bei der Verteilung qTW,d

Bei der Verteilung des Warmwassers im Gebäue entstehen Wärmeverluste durch Wärme-abgabe in den Leitungswegen an die Umwelt. Diese müssen durch Wärmedämmung mög-lichst gering gehalten werden. Wenn sich die Leitungswege überwiegend im beheizten Raum befinden, kann diese Wärme für die Beheizung des Raumes genutzt werden (Heizwärme-gutschrift qh,TW).

Berechnung der Anlagenverluste für die Trinkwasserbereitung Siehe „Anlagenaufwandszahl eP nach DIN V 4701-10“.

Gewinne aus der Umwelt für die Trinkwassererwärmung Siehe „Gewinne aus der Umwelt für den Heizwärmebedarf“.

Page 506: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-485

Endenergie für die Trinkwassererwärmung QTW,E (qTW,E) (DIN V 4701-10)

Bedeutung Der Endenergiebedarf QTW,E ist die Energiemenge, die dem Heizsystem zur Deckung des Trinkwasserbedarfs zugeführt werden muss. Als Energieträger stehen Erdöl, Erdgas, Strom, Holz und diverse andere regenerative Energieträger zur Verfügung.

Berechnung qTW,E = (qtw + qTW,d + qTW,s) · eTW,g kWh/(m² · a)

QTW,E = qTW,E · AN QTW,E = Trinkwasser-Endenergiebedarf kWh/a qTW,E = Trinkwasser-Endenergiebedarf kWh/(m² · a) qtw = Jahrestrinkwasserbedarf kWh/(m² · a) qTW,d = Wärmeverteilerverluste Trinkwasser kWh/(m² · a) qTW,s = Wärmespeicherverluste Trinkwasser kWh/(m² · a) eTW,g = Aufwandszahl der Heizung für Trinkwasser

Hilfsenergie:

qTW,HE,E = qTW,ce,HE + qTW,d,HE + qTW,s,HE + qTW,g,HE kWh/(m² · a) qTW,HE,E = Hilfsendenergiebedarf kWh/(m² · a) qTW,ce,HE = Hilfsenergiebedarf bei Trinkwasserübergabe kWh/(m² · a) in der Regel „0“ qTW,d,HE = Hilfsenergiebedarf bei Trinkwasserverteilung kWh/(m² · a) qTW,s,HE = Hilfsenergiebedarf bei Trinkwasserspeicherung kWh/(m² · a) qTW,g,HE = Hilfsenergiebedarf bei Trinkwassererwärmung kWh/(m² · a)

Mithilfe der in DIN V 4701-10, Anhang A vorhandenen Berechnungsblätter können QW,E und QW,HE,E für den Nachweis nach EnEV bestimmt werden.

Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10 alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9-486 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Anlagenverluste für den Prozessbereich Lüftungsanlagen (DIN V 4701-10)

Bedeutung Werden Lüftungssysteme zur Deckung des Heizwärmebedarfs eingesetzt, so müssen auch hier, je nach Lüftungssystem, Wärmeverluste bei der Verteilung und Übergabe an den Raum berücksichtigt werden.

Jahresheizarbeit qL,g In der DIN V 4701-10 werden drei Systeme unterschieden, mit denen Lüftungsanlagen Wärme erzeugen können:

– durch Abluft-Zuluft-Wärmeübertragung

– durch Abluft-Zuluft-Wärmepumpen

– durch Heizregister

Die Jahresheizarbeit der Lüftungsanlage ist abhängig vom System und der Anlagenluftwech-selzahl nA. Der hierfür notwendige Aufwand wird über den Wirkungsgrad der Anlage be-stimmt. In der DIN V 4701-10 wird anstelle des Wirkungsgrads die Aufwandszahl eL ange-setzt.

Verluste bei der Wärmeverteilung qL,d Bei der Verteilung der erwärmten Luft im Gebäude entstehen Wärmeverluste durch Wärme-abgabe der Luftkanäle an die Umwelt. Diese sollten durch Wärmedämmung möglichst gering gehalten werden. Wenn sich die Luftkanäle überwiegend in beheizten Räumen befinden, kann diese Wärme für die Beheizung des Raumes genutzt werden (Heizwärmegutschrift ph,L).

Verluste bei der Wärmeübergabe qL,ce Je nach Anordnung der Luftauslässe und deren Regelung kann die Wärme mehr oder weni-ger effizient an den Raum abgegeben werden. Wenn zu viel Wärme oder Wärme zur fal-schen Zeit an den zu beheizenden Raum abgegeben wird, kann diese nicht effektiv genutzt werden, wodurch Wärmeverluste entstehen.

Auch die Lage der Luftauslässe ist von Bedeutung, da diese an den Außenwänden einen Teil der Wärme nach außen abgeben.

Berechnung Siehe „Anlagenaufwandszahl eP nach DIN V 4701-10“.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE 9-487

Endenergie für Lüftungsanlagen QL,E (qL,E) (DIN V 4701-10)

Bedeutung Der Endenergiebedarf QL,E ist die Energiemenge, die aufgewendet werden muss, um eine bestimmte Heizwärmemenge in die zu beheizenden Räume liefern zu können.

Diese kann mithilfe der DIN V 4701-10 berechnet werden.

Berechnung qh,L = qL,g – qL,d – qL,ce – qh,n kWh/(m² · a) qh,L = Lüftungsbeitrag am Qh qL,E = qL,g · eL,g QL,E = qL,E · AN kWh/a QL,E = Heizwärme-Endenergiebedarf Lüftung kWh/a qL,E = Heizwärme-Endenergiebedarf Lüftung kWh/(m² · a) qL = Jahresheizarbeit Lüftung kWh/(m² · a) qL,d = Wärmeverteilerverluste Lüftung kWh/(m² · a) qL,ce = Wärmeübergabeverluste Lüftung kWh/(m² · a) qh,n = Luftwechsel-Korrekturfaktor kWh/(m² · a) eL,g = Wirkungsgrad der Lüftung

Hilfsenergie: qL,HE,E = qL,ce,HE + qL,d,HE + qL,g,HE kWh/(m² · a) qL,HE,E = Hilfsendenergiebedarf kWh/(m² · a) qL,ce,HE = Hilfsenergiebedarf für Wärmeübergabe kWh/(m² · a) qL,d,HE = Hilfsenergiebedarf bei Verteilung kWh/(m² · a) qL,g,HE = Hilfsenergiebedarf bei Wärmegewinnung kWh/(m² · a)

Mithilfe der in DIN V 4701-10, Anhang A vorhandenen Berechnungsblätter können QL,E und QL,HE ,E für den Nachweis bestimmt werden.

Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10 alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9-488 9 Faktoren der Energiebilanz – Primärenergiebedarf QP – Endenergiebedarf QE

Hilfsenergie HE (DIN V 4701-10)

Bedeutung Hilfsenergie ist diejenige Energie, die zum Betreiben der Anlagentechnik notwendig ist. Alle Geräte wie Brenner, Pumpen, Steuerung etc. benötigen zum Betrieb elektrische Energie. Je nach Anlagentechnik kann diese einen mehr oder weniger großen Teil der gesamten Ener-giemenge ausmachen. Bei der Bestimmung des Gesamtenergiebedarfs muss also auch die notwendige Hilfsenergie berücksichtigt werden.

Berechnung Siehe „Anlagenaufwandszahl eP nach DIN V 4701-10“.

Normung neue Heizungsanlagen nach DIN V 4701-10, Beiblatt alte Heizungsanlagen nach DIN 4701-12

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9 Faktoren der Energiebilanz – Warmwasserbereitung QW 9-489

9.3 Warmwasserbereitung QW Weil der Warmwasserbedarf sehr individuell vom Bewohner abhängig und dadurch schwer zu bestimmen ist, wird dieser in der DIN V 4108-6 und DIN V 18599-2 in Abhängigkeit einer Bezugsfläche bestimmt.

a) nach DIN V 4701-10 Qw = 12,5 kWh/(m² · a) · AN kWh/a AN = beheizte Nutzfläche = 0,32 · Ve m²

Ein genauer Wert lässt sich nach DIN V 4108-6, Abschn. 5.4 in Abhängigkeit der erforder-lichen Wassermenge und der Wassertemperaturdifferenz errechnen.

Qw = (ρc)w · Vw · Δθ kWh (ρc)w = Volumenspezifische Wärmekapazität des Wassers = 1,161 kWh/(m³ · K) Vw = Volumen des warmen Wassers im Betrachtungszeitraum Δθ = 40 K

b) nach DIN V 18599-2 Bei Einfamilienhäuser EFH: qw,b = 12 kWh/(m² · a)

Bei Mehrfamilienhäuser MFH: qw,b = 16 kWh/(m² · a)

Als Bezugsfläche AB ist hier die beheizte Wohnfläche Awo anzusetzen.

Der monatliche Nutzenergiebedarf für Trinkwasser dw,mth ist wie folgt zu bestimmen:

Qw,b = qw,b / 365 · dw,mth · Awo kWh/mth (DIN V 18599-10, Tabelle 3)

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9-490 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

9.4 Heizwärmebedarf Qh Bedeutung Qh kennzeichnet die energetische Qualität des Gebäudekonzeptes (Passivkonzept). Laut Definition der DIN V 4108-6 ist „Heizwärmebedarf der rechnerisch ermittelte Wärmeeintrag über ein Heizsystem, der zur Aufrechterhaltung einer bestimmten mittleren Raumtemperatur in einem Gebäude oder einer Zone eines Gebäudes benötigt wird. Dieser Wert wird auch als Netto-Heizenergiebedarf bezeichnet“. In der EnEV ist der Heizwärmebedarf Qh nur ein Zwischenwert zur Berechnung des als Ver-gleichswert dienenden Primärenergiebedarfs Qp. Qh errechnet sich aus der Differenz der Wärmeverluste und der Wärmegewinne.

a) nach DIN V 4108-6

Qh,M = QI,M – ηMQg,M kWh/Monat QI,M = monatliche Wärmeverluste ηM = monatlicher Ausnutzungsgrad der Wärmegewinne Qg,M = monatliche Wärmegewinne kWh/Monat

Wärmeverluste: QI,M = (HT + HV) · 0,024 (θi – θc,M) · tM kWh/Monat HT + HV = spezifische Wärmeverluste W/K 0,024 = Umrechnungsfaktor von Watt und Tagen kWh θi – θc,M = Temperaturdifferenz zwischen Innenlufttemperatur θi und der Monatsmitteltemperatur der Außenluft θc,M eines Monats K tM = Anzahl der Tage des betreffenden Monats

Wärmegewinne: Qg,M = (Φs,M + Φi,M) · 0,024 · tM kWh/Monat Φs,M = mittlerer monatlicher solarer Strahlungsgewinn W Φi,M = mittlere monatliche interne Wärmeleistung aus internen Wärmequellen W Φi,M = qi,M · AB W qi,M = flächenbezogene interne Wärmeleistung im Monat W/m2 AB = Bezugsfläche m2

b) nach DIN V 18599-2

Qh,b = Qsink – η · Qsource kWh/Monat

Erläuterung: Der Heizwärmebedarf Qh,b wird aus den Wärmesenken Qsink (Wärmeverlusten) abzüglich der nutzbaren Wärmequellen (Wärmegewinne) η Qsource berechnet. Qh,b = Nutzwärmebedarf kWh ηM = Ausnutzungsgrad der Wärmequellen – Qsink = Summe aller Wärmesenken kWh Qsource = Summe aller Wärmequellen kWh

Wärmesenken: Qsink = QT + QV + QS kWh Qsink = Summe der Wärmesenken der Gebäudezone QT = Transmissionswärmesenken QV = Lüftungswärmesenken QS = Wärmesenken durch Abstrahlung unter Berücksichtigung der solaren Einstrahlung

Wärmequellen:

QS = ΣQS,tr + ΣQS,op kWh QS,tr = Wärmeeinträge über solare Einstrahlung über transparente Bauteile QS,op = Wärmeeinträge durch solare Einstrahlung auf opake Flächen

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-491

Temperaturdifferenz Δθ

Bedeutung Die Größe der Temperaturdifferenz Δθ wird zur Berechnung der Wärmeverluste Ql aus den spezifischen Wärmeverlusten HT und HV benötigt. Sie ergibt sich aus der für die Untersu-chung festgelegte Innentemperatur θi und der innerhalb eines definierten Zeitraums (Monat oder Heizperiode) geltenden mittleren Außentemperatur θe.

Δθ ist die Differenz zwischen der Lufttemperatur innen θi und der Lufttemperatur außen θe.

Berechnung Für MB-V ergeben sich die Monatsmitteltemperaturen der Außenluft θe nach DIN V 4108-6, Tabelle D.5 oder nach DIN V 18599-10, Tabelle 7 wie folgt:

Monat θe

Jan. – 1,3

Feb. 0,6

Mrz. 4,1

Apr. 9,5

Mai 12,9

Juni 15,7

Juli 18,0

Aug. 18,3

Sep. 14,4

Okt. 9,1

Nov. 4,7

Dez. 1,3

Symbol und Einheit Δθ in K

Temperaturdifferenz in K

Normung DIN V 4108-6

Heizgrenztemperatur θed

Bedeutung Die Heizgrenztemperatur θed kennzeichnet die Außentemperatur, bei der die Heizperiode beginnt bzw. wieder endet.

Symbol – Einheit θed in °C nach DIN V 4108-6, Abschnitt 5.5.2.2

Heizgrenztemperatur in °C

Die Heizgrenztemperatur dient zur Festlegung von Anfang und Ende der Heizperiode im HP-V. Diese ist jedoch in der EnEV 2009 nicht mehr als Rechenverfahren zulässig.

θed nach EnEV = 10 °C nach DIN V 4108-6, Abschnitt 5.5.2.2

Für das MB-V ergibt sich die Heizgrenztemperatur aus dem Verhältnis von Wärmegewinn und Wärmeverlust.

θed = θi – ηo Qg,M/(HM,tM · 0,024) °C θed = Heizgrenztemperatur θi = Lufttemperatur innen ηo = Außennutzungsgrad bei einem Wärmegewinn-/Verlustverhältnis γ = 1 Qg,M = monatlicher Wärmegewinn kWh t,M = Anzahl der Tage eines Monats HM = Temperaturspezifischer Wärmeverlust pro Monat W/K

Normung DIN V 4108-6

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9-492 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Geografische Lage

Bedeutung Die geografische Lage eines Gebäudes hat einen erheblichen Einfluss auf den Energie-verbrauch.

Bei der Berechnung des Wärmebedarfs ergibt sich die Größe der Transmissions- und Lüf-tungswärmeverluste QT und QV aus der Größe der Temperaturdifferenz Δθ zwischen Innen- und Außenluft. Innerhalb der für Deutschland angegebenen Referenzzonen schwankt Δθ im Jahresmittel um 4,6 K.

In der DIN V 4108-3:2003-6, Tabelle A.3 und sind für den kältesten Ort Oberstdorf und den wärmsten Ort Freiburg folgende Mitteltemperaturen angegeben: Jahresmitteltemperatur:

Freiburg 10,8 °C Oberstdorf 6,1 °C

Tiefstes Monatsmittel im Januar:

Freiburg 1,8 °C Oberstdorf – 2,8 °C

Auch für das Strahlungsangebot zur Berechnung der solaren Wärmegewinne gibt es erhebli-che Unterschiede.

Durchschnittliche monatliche Strahlungsintensität im Januar, Neigung 90° zum Horizont:

Freiburg 55 W/m² Oberstdorf 105 W/m²

Genaue Werte enthält DIN V 4108-6, Anhang A.

Für den Energieausweis nach EnEV wird ein für Deutschland geltender Mittelwert festgelegt, der dem Referenzklima von Würzburg (Bezugsstandort) entspricht. Siehe hierzu DIN V 4108-6, Anhang D.

Bezeichnung – Einheit Strahlungsangebot Ιs in W/m² Außenlufttemperatur θe in °C

Verordnung – Normung Für eine genaue Bilanzierung sind in der DIN V 4108-6, Anhang A für 15 Referenzregionen die durchschnittliche monatliche Strahlungsintensität und die Außenlufttemperaturen ange-geben. Diese detaillierten Werte gelten jedoch nicht für die Bilanzierung nach EnEV.

Der nach EnEV zu erstellende Energieausweis dient nur zur Beurteilung der energetischen Qualität eines Gebäudes und muss deshalb mit anderen Gebäuden vergleichbar sein. Hierzu sind nach EnEV die Randbedingungen nach DIN V 4108-6 oder DIN V 18599-10 zu verwen-den.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-493

Wärmestrom und Transmissionswärmeverluste

Bedeutung Vom Heizkörper weg fließt durch die Außenbauteile ein Wärmestrom Φ (phi) (in W). Die wäh-rend eines Bezugszeitraumes, z. B. einer Heizperiode, durch die Außenbauteile abfließende Wärmemenge wird als Transmissionsverlust QT (in kWh) bezeichnet, QT = Φ · t. Der Trans-missionsverlust ist proportional zum Wärmestrom und zur Heizdauer, andererseits proportio-nal zur verbrauchten Brennstoffmenge.

QT ist also ein anschaulicher Vergleichswert, weil er sich einfach in eine Brennstoffmenge umrechnen lässt:

10 kWh entsprechen dem Brennwert von ca. 1 l Heizöl oder 1 m³ Erdgas.

QT ist proportional zum Gradtagzahlfaktor FGt, in dem die Einflüsse von Heizdauer und Tem-peraturdifferenz zusammengefasst sind. Damit kann der spezifische Transmissionswärme-verlust HT definiert werden:

QT = FGt · HT kWh/a

HT = QT/FGt W/K

Der Transmissionswärmeverlust QT ist das Produkt aus dem Gradtagzahlfaktor FGt und dem spezifischen Transmissionswärmeverlust HT.

Für die Energiebilanz nach EnEV ist der QT-Wert nicht erforderlich. Die Berechnung des Jah-resheizwärmebedarfs erfolgt direkt aus den spezifischen Wärmeverlusten HT. In den Re-chenbeispielen wird QT stellenweise wegen seiner Anschaulichkeit weiterhin verwendet.

Normung QT ist in den zur EnEV gehörenden Normen nicht mehr beschrieben.

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9-494 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Spezifischer Transmissionswärmeverlust HT

Bedeutung HT kennzeichnet die Größe des Wärmestroms, der ab dem Wärmeübergabegerät (z. B. Heizkörper) durch die Wärme übertragenden Umfassungsflächen A fließt, wenn die Tempe-raturdifferenz zwischen Innen- und Außenluft 1 K beträgt.

HT spiegelt die energetische Qualität der Gebäudehülle wieder. Da der nach EnEV einzuhal-tende Primärenergiebedarf sowohl von der Qualität der Heizanlage als auch der energeti-schen Qualität der Gebäudehülle abhängt, wäre es denkbar, dass bei einem Einsatz hoch-wertiger Heizanlagen die Wärmedämmung an der Gebäudehülle unterdimensioniert wird.

Um dies zu vermeiden, sind für den auf die Wärme übertragenden Begrenzungsflächen be-zogenen H T′ -Wert-Mindestwerte vorgegeben. Das Symbol HT' bezeichnet den flächenbezo-genen temperaturspezifischen Wärmestrom, bezogen auf die Umfassungsfläche A:

HT' = HT/A W/(m² · K)

Tabelle 9.4: Zulässiges HT' nach EnEV, Anlage 1, Tabelle 2

Zeile Gebäudetyp Höchstwert des spezifischen Transmissionswärmeverlusts

mit AN ≤ 350 m² HT′ = 0,40 W/(m² · K) 1 frei stehendes

Wohngebäude mit AN > 350 m² HT′ = 0,50 W/(m2 · K)

2 einseitig angebautes Wohngebäude HT′ = 0,45 W/(m² · K)

3 alle anderen Wohngebäude HT′ = 0,65 W/(m² · K)

4 Erweiterungen und Ausbauten von Wohn-gebäuden gemäß § 9 Absatz 5 HT′ = 0,65 W/(m² · K)

a) Berechnung nach DIN V 4108-6

HT = ΣUi · Ai + HU + LS + HWB + ΔHT,FH W/K

Ui · Ai = Wärmeverluste über Bauteile zur Außenluft HU = Transmissionswärmeverluste über Flächen zu unbeheizten Räumen LS = Wärmeverluste über Bauteile, die an das Erdreich grenzen HWB = Wärmebrückenverluste über Wärmebrücken

ΔHT,FH = Wärmeverluste von Bauteilen mit Flächenheizung

b) Berechnung nach DIN V 18599-2

QT = ΣHT,j · (ϑi – ϑj) t kWh

HT, j = Transmissionswärmetransferkoeffizient zwischen der betrachteten Gebäudezone und einem angrenzenden Bereich ϑi = 20 °C – die Bilanz-Innentemperatur der Gebäudezone (DIN V 18599-10, Tabelle 3) ϑj = durchschnittliche monatliche Außentemperatur bzw. die durchschnittliche Temperatur in einer angrenzenden Zone t = Dauer des Berechnungsschritts (t = 24 h)

(Formel 7.1) (DIN V 18599-2, Gleichung 12)

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-495

Der spezifische Transmissionswärmeverlust HT errechnet sich aus der Summe der HT-Werte aller Bauteile.

Bezogen auf die gesamte Umfassungsfläche A ergibt sich:

HT' = A

HT W/(m² · K)

Normung Wärmedurchgangskoeffizient U: nach EN ISO 6946

Reduktionsfaktoren Fx: DIN V 4108-6, Tabelle 3 DIN V 18599-2, Tabelle 3

Umfassungsfläche A: DIN ISO 13789 Erläuterungen hierzu siehe Kapitel 2

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9-496 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Wärmedurchgangskoeffizient U

Bedeutung Der Wärmedurchgangskoeffizient kennzeichnet die Größe des Wärmestroms, der ab dem Wärmeabgabegerät (z. B. Heizkörper) durch 1 m² eines Bauteils in die Außenluft fließt, wenn die Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenluft 1 K beträgt.

Der U-Wert ist die wichtigste Kenngröße zur Beurteilung der energetischen Qualität eines Bauteils bezüglich des Energieverbrauchs bei stationärem Temperaturgefälle.

Für die Beurteilung des Raumklimas, bei dem sich durch Auf- und Abheizzeiten instationäre Temperaturverhältnisse ergeben sowie für die Bewertung solarer Wärmegewinne ist auch die Wärmespeicherfähigkeit zu berücksichtigen.

Symbol – Einheit U in W/(m² · K) Wärmeübergangskoeffizient

U = 1 / RT W/(m² · K) RT = Wärmedurchgangswiderstand als Summe aller anrechenbaren Wärmedurchlasswiderstände

Für Bauteile aus homogenen Schichten gilt:

RT = Rsi + seUL

n

1n RRRR +++∑ m2 · K/W

Rsi = Wärmeübergangswiderstand innen Rn = Wärmedurchlasswiderstand der Stoffschichten 1 bis n aus dn/λn RL = Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten RU = Wärmedurchlasswiderstand von unbeheizten Räumen Rse = Wärmeübergangswiderstand außen

Für Bauteile aus homogenen und inhomogenen Schichten (z. B. Sparrendächer mit Zwi-schensparrendämmung) kann nach DIN EN ISO 6946, Abschnitt 6.2 RT vereinfacht wie folgt berechnet werden:

RT = +T TR' R''2

R′T = oberer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes R′′T = unterer Grenzwert des Wärmedurchgangswiderstandes

Normung DIN EN ISO 6946

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-497

Wärmedurchlasswiderstand R

Bedeutung Durch eine Materialschicht fließt bei unterschiedlichen Oberflächentemperaturen ein Wärme-strom. Er ist umso geringer, je größer der Wärmedurchlasswiderstand der Schicht ist. Der Wärmedurchlasswiderstand ist abhängig von der Materialart, speziell von der Wärmeleitfä-higkeit und der Schichtdicke.

Der Bemessungswert des Wärmedurchlasswiderstandes gibt an, welcher Widerstand von einer Stoffschicht gegenüber dem abfließenden Wärmestrom unter spezifischen Einbaube-dingungen als typisch betrachtet werden kann (siehe DIN EN ISO 6946, Abschnitt 3.15).

Formel – Einheit

a) Wärmedurchlasswiderstand

R = λd

m² · K/W

d = Dicke der Stoffschicht λ = Wärmeleitzahl des Stoffes

Der Bemessungswert des Wärmedurchlasswiderstandes berechnet sich aus der Dicke d einer homogenen Stoffschicht, geteilt durch den Bemessungswert für die Wärmeleitfähigkeit dieser Stoffschicht.

b) Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten Wärmedurchlasswiderstände von ruhenden Luftschichten, die von der Umgebung abge-schlossen sind, werden nach DIN EN ISO 6946 ermittelt.

Anmerkung:

Luftschichten in zweischaligen, hinterlüfteten Außenwänden und in solchen mit hinterlüfteten Verkleidungen sowie die Luftschichten in hinterlüfteten Dächern sind keine ruhenden Luft-schichten. Diese Schichten werden mit einem entsprechenden Wärmeübergangswiderstand berücksichtigt.

Bei ruhenden Luftschichten mit mehr als 0,3 m Dicke sollten die Wärmeströme mittels einer Wärmebilanz nach DIN EN ISO 13789 ermittelt werden.

c) Wärmedurchlasswiderstand von kleinen unbeheizten Räumen ohne gedämmte Außenbauteile (z. B. Garagen, Lagerräume, unbeheizte Glasvorbauten) Diese können vereinfacht nach DIN EN ISO 6946, Abschnitt 5.4 berechnet werden.

RU = Ai / [Σ(Ae,K · Ue,k) + 0,33 · nV] m² · K/W

Ai = Gesamtfläche aller Bauteile zwischen Innenraum und unbeheiztem Raum Ae,k = die Fläche des Bauteiles k zwischen unbeheiztem Raum und Außenumgebung Ue,k = der Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils k zwischen unb. Raum und Außenumgebung [wenn nicht bekannt, Ue,k = 2 W/(m² · K)] n = die Luftwechselrate im unbeheizten Raum (wenn nicht bekannt, n = 3 h–1) V = das Volumen des unbeheizten Raumes, in m³

Der so ermittelte RU-Wert ist der Wärmedurchlasswiderstand zwischen der äußeren Oberflä-che der Innenwand und der Außenwand. Der äußere Wärmeübergangswiderstand ist nicht enthalten.

Normung: DIN EN ISO 6946

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9-498 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Wärmeübergangswiderstand innen Rsi

Bedeutung Der innere Wärmeübergangswiderstand Rsi kennzeichnet den Widerstand, der dem Wärme-strom im Bereich zwischen dem Wärmeabgabegerät (z. B. Heizkörper) und der inneren Oberfläche von Außenbauteilen entgegengestellt wird.

Da die Wärme durch Konvektion und Strahlung übertragen wird, ist die Größe des inneren Wärmeübergangswiderstandes zwar auch von den Wärmestrom behindernden Einbauten (Vorhänge, Wandschränke etc.) abhängig, wird aber in den Normen pauschal vorgegeben.

Symbol – Einheit Rsi in m² · K/W

innere Wärmeübergangswiderstände

Tabelle 9.5: Wärmeübergangswiderstände innen – nach DIN EN ISO 6946

Wärmestrom m² · K/W

aufwärts 0,10

horizontal 0,13

abwärts horizontal = ±30° zur Horizontalen

0,17

Genauere Berechnung nach DIN EN ISO 6946, Anhang A

In dieser Norm sind Bemessungswerte enthalten, die nur zur Berechnung des Wärmedurch-gangskoeffizienten (U-Wert) bei der Berechnung von Wärmeverlusten geeignet sind. Zur Untersuchung der Tauwasserbildung an Bauteiloberflächen sind größere Werte zu verwen-den, siehe z. B. DIN 4108-2 sowie DIN 4108, Beiblatt 2.

Bemessungswerte für Rsi zur Untersuchung der Tauwasserbildung an Bauteiloberflächen:

Wärmestrom alle Richtungen Rsi = 0,25 m² · K/W

für Fenster nach DIN 4108, Beiblatt 2 Rsi = 0,13 m² · K/W

Für die Berechnung des Tauwasserausfalls im Inneren von Bauteilen gelten die Werte nach DIN 4108-3.

Tabelle 9.6: Bemessungswerte für Rsi zur Untersuchung des Tauwasserausfalls im Inneren von Bauteilen

Wärmestrom m² · K/W

aufwärts und horizontal 0,13

abwärts 0,17

abwärts horizontal = ±30° zur Horizontalen

0,17

Normung DIN EN ISO 6946 DIN 4108-2 DIN 4108-3 DIN 4108, Beiblatt 2

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-499

Wärmeübergangswiderstand außen Rse

Bedeutung Der äußere Wärmeübergangswiderstand Rse kennzeichnet den Widerstand, der dem Wär-mestrom von der äußeren Oberfläche des Bauteils zur Außenluft entgegengesetzt wird. Die Größe dieses Widerstandes ist von der Windgeschwindigkeit und der Abstrahlungsmöglich-keit der Oberfläche abhängig. Wird diese durch hinterlüftete Bekleidungen behindert, vergrö-ßert sich Rse.

Symbol – Einheit Rse in m² · K/W

äußerer Wärmeübergangswiderstand

Tabelle 9.7: Bemessungswerte nach DIN EN ISO 6946

Wärmestrom m² · K/W

aufwärts 0,04

horizontal 0,04

abwärts 0,04

Außenflächen abgedeckt, stark hinterlüftet Rsi = Rse

Für Bauteile mit hinterlüfteter äußerer Abdeckung ist Rse = Rsi (nach DIN EN ISO 6946, Abschnitt 5.3.3 – stark belüftete Schicht), z. B.:

– zweischaliges Mauerwerk nach DIN 1053 und hinterlüftete Außenwandkonstruktion nach DIN 18516 Rse = 0,13 m² · K/W

– belüftete und nicht belüftete Dächer mit geplanter Zu- und Abluftöffnung bis 60° = 0,10 m² · K/W

> 60° = 0,13 m² · K/W

Bei Innenbauteilen (Trennwände etc.) oder einem Bauteil zwischen dem Innen- und einem unbeheiztem Raum gilt Rsi auf beiden Seiten (DIN EN ISO 6946, Abschnitt 6.1).

Bauteile gegen Erdreich bei zulässiger vereinfachter Berechnung mit Temperaturkorrektur-faktor Fx

Rse = 0 m² · K/W

Normung DIN EN ISO 6946

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9-500 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Wärmeleitzahl λ

Bedeutung Die Wärmeleitzahl ist der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit eines Baustoffes oder -produktes, die unter spezifischen Einbaubedingungen als typisch angesehen werden kann.

Sie gibt an, welche Wärmemenge durch 1 m² einer 1 m dicken Stoffschicht hindurchfließt, wenn der Temperaturunterschied zwischen der inneren und äußeren Oberfläche 1 K beträgt. Sie gehört zusammen mit der Dicke zu den wichtigsten Kenngrößen für die Bestimmung der Wärmemenge, die durch eine Stoffschicht transportiert wird.

Anmerkung:

Die Wärmeleitzahl λ kann sich durch Produktions- und Baustelleneinflüsse von dem ange-gebenen Bemessungswert zeitweise erheblich unterscheiden.

Symbol – Einheit λ in W/(m · K)

Lambda in Watt pro Meter und Kelvin

Normung Die Messung der Wärmeleitfähigkeit erfolgt im trockenen Zustand bei 10 °C Mitteltemperatur: λ10,tr

Für wärmeschutztechnische Berechnungen dürfen nur Bemessungswerte verwendet wer-den, die entsprechend den anerkannten Regeln mit einem Zuschlagswert Z umgerechnet werden.

Angaben über Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit sind zu finden in:

DIN EN 12524 DIN V 4108-4

Werte für Dämmstoffe: DIN EN 13162 bis DIN EN 13171

Schichtdicke d

Bedeutung Die Schichtdicke gehört zusammen mit dem Bemessungswert der Wärmeleitzahl zu den wichtigsten Kenngrößen zur Bestimmung der Wärmemenge, die durch eine Stoffschicht transportiert wird.

Anmerkung:

Die Dicke eines Stoffes kann sich durch Produktions- und Baustelleneinflüsse von der Nenn-dicke unterscheiden (z. B. unter schwimmenden Estrichen). Es soll die vorhersehbare tat-sächliche Dicke angesetzt werden.

Symbol – Einheit d in m

Dicke in Meter

Normung Baustoffnormen bzw. Zulassungsbescheide mit Angaben der zulässigen Maßtoleranzen

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-501

Temperaturkorrekturfaktor FX

Bedeutung Mit dem Temperaturkorrekturfaktor Fx,i wird für die vereinfachte Berechnung des Wärme-durchgangskoeffizienten U der Wärmedurchlasswiderstand von Schichten oder Räumen zwischen der Systemgrenze und der Außenluft kompensiert.

a) nach DIN V 4108-6

Tabelle 9.8: Berechnungswerte der Temperaturkorrekturfaktoren FX von Bauteilen (Quelle: DIN V 4108-6, Tabelle 3)

1 2 3 Zeile Wärmestrom nach außen über Fx Temperaturkorrekturfaktor Fx

f)

1 Außenwand, Fenster, Decke über Außenluft

Fe 1,0

2 Dach (als Systemgrenze) FD 1,0 3 Dachgeschossdecke (Dachraum nicht ausgebaut) FD 0,8 4 Wände und Decken zu Abseiten (Drempel) Fu 0,8 5 Wände und Decken zu unbeheizten Räumen Fu 0,5 6 Wände und Decken zu niedrig beheizten Räumene) Fnb 0,35 7 8 9

Wände und Fenster zu unbeheiztem Glasvorbau bei einer Verglasung des Glasvorbaus mit: – Einfachverglasung – Zweischeibenverglasung – Wärmeschutzverglasung

Fu Fu Fu

0,8 0,7 0,5

B'a)[m] <5 5 bis 10 >10

Bauteile des unteren Gebäudeabschlusses

Rf bzw. Rwb) Rf bzw. Rw

b) Rf bzw. Rwb)

Flächen des beheizten Kellers ≤ 1 > 1 ≤ 1 > 1 ≤ 1 < 1 10 11

– Fußboden des beheizten Kellers – Wand des beheizten Kellers

FG = Fbf FG = Fbw

0,30 0,40

0,45 0,60

0,25 0,40

0,40 0,60

0,20 0,40

0,35 0,60

Rf Rf Rf

≤ 1 > 1 ≤ 1 > 1 ≤ 1 > 1 12 Fußbodenc) auf dem Erdreich ohne Randdämmung FG = Fbf 0,45 0,6 0,4 0,5 0,25 0,35

13 14

Fußbodenc) auf dem Erdreich mit Randdämmungd)

– 5 m breit, waagerecht – 2 m tief, senkrecht

FG = Fbf FG = Fbf

0,3

0,25

0,25 0,2

0,2

0,15

15 16

Kellerdecke und Kellerinnenwand: – zum unbeheizten Keller mit Perimeterdämmung – zum unbeheizten Keller ohne Perimeterdämmung

FG FG

0,55 0,7

0,5

0,65

0,45 0,55

17 aufgeständerter Fußboden FG 0,9 18 Bodenplatte von niedrig beheizten Räumene) FG 0,2 0,55 0,15 0,5 0,1 0,35

a) B' = AG/(0,5 P) nach Formel (E3); b) Rf: Wärmedurchlasswiderstand der Bodenplatte; (betrifft Zeile 10, 12, 18) bzw. Rw: Wärmedurchlasswiderstand der Keller-

wand; (betrifft Zeile 11) ggf. flächengewichtete Mittelung von Rf und Rw (betrifft Zeile 10, 11) c) Bei fließendem Grundwasser erhöhen sich die Temperaturkorrekturfaktoren um 15 %. d) Bei einem Wärmedurchlasswiderstand der Randdämmung > 2 m² K/W; Bodenplatte ungedämmt; siehe auch Bilder 2 und 3

in DIN EN ISO 13370:1998-12; e) Räume mit Innentemperaturen zwischen 12 °C und 19 °C; f) Die Werte (außer Zeile 6 und 12 bis 14) gelten analog auch für Flächen niedrig beheizter Räume.

b) nach DIN V 18599-2, Tabelle 3 Die Tabelle 3 der DIN V 18599-2 ist weitgehende identisch mit der aus der DIN V 4108-6. Der einzige Unterschied ist, dass es in DIN V 18599-2, Tabelle 3 die Zeile 6 nicht gibt.

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9-502 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Umfassungsfläche A

Bedeutung Die den beheizten Raum einer Temperaturzone begrenzenden, Wärme übertragenden Um-fassungsflächen A (Hüllflächen) sind für alle Bauteile mit unterschiedlichem U-Wert und un-terschiedlicher Umgebung getrennt zu berechnen. Die Ergebnisse werden auf zwei Stellen hinter dem Komma gerundet.

Die Hüllfläche ist also in Teilflächen mit jeweils einheitlichem U-Wert aufzuteilen. Hierzu wird empfohlen, in den Planvorlagen die Flächen zu kennzeichnen und mit Positionsnummern zu versehen.

Symbol – Einheit A in m²

Normung Nach EnEV Anhang 1, Nr. 1.4.1 ist die Wärme übertragende Umfassungsfläche A in m² nach DIN ISO 13789:1999-10, Anhang B „Außenabmessungen“ zu ermitteln, und zwar einschließ-lich eventuell vorhandener außen liegender Wärmedämmung und, sofern vorhanden, ein-schließlich Putz (Ergänzung nach DIN V 18599-1, Abschnitt 8.1).

In der oben genannten Norm werden Bauteile gegen Erdreich nicht behandelt. Eine eindeu-tige Darstellung zur Festlegung der Systemgrenze ist in DIN V 18599-1, Bild 8 und 9 darge-stellt.

Hinweis:

Umfassungsflächen zwischen Gebäudeteilen mit gleicher Temperatur (z. B. aneinander ge-reihte Gebäude) sind nicht „Wärme übertragend“ und werden für die Berechnung der Hüllflä-chen nicht erfasst.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-503

Wärmespeicherung – Wärmekapazität C

Mechanismen Die Wärmekapazität C (in kJ/K oder in Wh/K; 1 J = 1 Ws; 1 kJ = 0,28 Wh) gibt an, wie viel Arbeit bzw. Wärmeenergie einem Gegenstand zugeführt werden muss, um seine Tempera-tur um 1 K zu erhöhen. Ein Bauteil mit hoher Wärmekapazität hat also eine große Wärme-speicherfähigkeit; das wirkt sich sowohl auf die Nutzbarkeit der Wärmegewinne wie auch auf das Aufheizverhalten eines Raumes aus.

Die Wärmekapazität ist von der stofflichen Zusammensetzung und der Masse des erwärm-ten Materials abhängig.

Der Stoffkennwert ist die spezifische Wärmekapazität c [in kJ/(kg · K)]. Er gibt an, welche Energiemenge erforderlich ist, um 1 kg eines einheitlichen Stoffes um 1 K zu erwärmen. Für die Erwärmung von Luft wird Wärmekapazität in Wh/(m³ · K) angegeben.

Die zur Temperaturerhöhung zugeführte Energie wird im erwärmten Gegenstand als kineti-sche Energie der Teilchen (Atome, Moleküle) als Wärmeschwingungen gespeichert. Wie viel Wärmeenergie gespeichert werden kann, ist von der Anzahl und Bewegungsfähigkeit der Teilchen abhängig.

Auswirkung auf die Energiebilanz In der Energiebilanz hat die Wärmespeicherfähigkeit der Raumoberflächen einen Einfluss auf den monatlichen Ausnutzungsgrad ηM der solaren und internen Wärmegewinne sowie auf die Wirksamkeit der Nachtabsenkung.

Wird die eingestrahlte Energie bis in die Abendstunden gespeichert, muss weniger geheizt werden. Um die gespeicherte Wärmemenge erfassen zu können, müssen die innere Ober-fläche der Räume, die Rohdichte und deren spezifische Wärmespeicherfähigkeit sowie die während der Aufheizung entstehende Eindringtiefe der Wärme ermittelt werden.

Um einen einigermaßen praktikablen Rechenaufwand zu gewährleisten, wurden für das Mo-natsbilanzverfahren der sogenannte Cwirk,η in Wh/K eingeführt und hierfür pauschal zwei Wer-te vorgegeben.

Für die Größe der gespeicherten Wärmemenge ist neben der stoffspezifischen Speicherfä-higkeit des Materials auch die Länge der Zeit, in der eine Erwärmung stattfindet, von Bedeu-tung. Die in einen Raum eingebrachte Wärme bleibt umso länger erhalten, je langsamer sie durch die Außenwände abgegeben wird, und dies ist wiederum von der Dämmqualität des Gebäudes abhängig.

Der Zeitverlauf, in dem ein Gebäude auskühlt oder sich aufheizen lässt, wird mit der Zeitkon-stante τ in Stunden h beschrieben.

a) nach DIN V 4108-6, Tabelle D.3 für leichte Gebäude:

Cwirk,η = 15 Wh/(m³ · K) · Ve Wh/K

für schwere Gebäude

Cwirk,η = 50 Wh/(m³ · K) · Ve Wh/K

b) nach DIN V 18599-2 für leichte Gebäudezonen:

Cwirk = 50 Wh/(m² · K) · AB Wh/K

für mittelschwere Gebäude:

Cwirk = 90 Wh/(m² · K) · AB Wh/K

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9-504 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

für schwere Gebäude:

Cwirk = 130 Wh/(m² · K) · AB Wh/K

Leichte Gebäude sind Gebäude in Holztafelbauart ohne massive Innenbauteile, Gebäude mit abgehängten Decken und überwiegend leichten Trennwänden sowie solche mit hohen Räumen (Turnhallen, Museen).

Schwere Gebäude sind Gebäude mit massiven Innen- und Außenwänden ohne unterge-hängte Decken.

Die Zeitkonstante τ ergibt sich aus der wirksamen Wärmespeicherfähigkeit Cwirk in Wh/K, geteilt durch die spezifischen Wärmeverluste H in W/K.

τ = Cwirk/H h H = spezifischer Wärmeverlust des Gebäudes, ermittelt aus spezifischem Transmissionswärmeverlust HT und spezifischem Lüftungswärmeverlust HV

Wie viel von den eingebrachten Wärmegewinnen für die Verringerung des Heizwärmebe-darfs genutzt werden kann, ist somit von der wirksamen Speicherfähigkeit des Gebäudes Cwirk und dem Verhältnis aus Wärmegewinn und Wärmeverlust innerhalb eines bestimmten Zeitraumes abhängig; im MB-V innerhalb eines Monats.

Zusammenfassung:

Die Wärmespeicherfähigkeit eines Gebäudes beeinflusst die Nutzbarkeit der Wärmegewinne in Abhängigkeit zum Wärmeverlust.

Auswirkung auf das Aufheizverhalten Ein von den Nutzern eines Gebäudes zu leistender Beitrag zur Energieeinsparung besteht darin, Räume nur dann auf die Behaglichkeitstemperatur zu erwärmen, wenn sie benutzt werden. Dies trifft nicht nur auf partiell benutzte Veranstaltungsräume, Verwaltungsgebäude, Arbeitsstätten, Schulen, Hotels und Ferienwohnungen zu, sondern auch auf Wohnungen.

Wohnungen werden in Abhängigkeit vom Schlaf- und Arbeitsrhythmus der Bewohner sowie der Aufenthaltsdauer in den einzelnen Räumen unterschiedlich genutzt.

Berufstätige benötigen häufig nur morgens und abends ein paar Stunden einen warmen Wohnraum. Schlafzimmer, Bad und Küche müssen nur sehr kurz beheizt werden, Hobby-räume häufig nur selten.

Sollen solche partiell genutzten Räume nur während des Aufenthalts auf Behaglichkeitstem-peratur erwärmt werden, müssen sie kurzfristig aufheizbar sein. Um dies zu ermöglichen, sind große leistungsfähige Heizkörper und Umschließungsflächen mit geringer Wärmespei-cherfähigkeit, also geringer Rohdichte, erforderlich.

Hierzu können in Gebäuden mit schweren Bauteilen (z. B. Betondecken, Wohnungstrenn-wände, außen gedämmte schwere Außenwände) auf deren Innenseite Oberflächenschichten mit geringer Wärmekapazität, wie Holz oder dünne Dämmschichten, aufgebracht werden. Die hierdurch entstehenden Nachteile, wie fehlender Temperaturausgleich im Sommer, schlechtere Wandbefestigung von Gegenständen etc. sind zu berücksichtigen.

Weiterhin ist darauf zu achten, dass es aufgrund der innen liegenden Wärmedämmung nicht zur Tauwasserbildung im Inneren des Bauteils kommt.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-505

Wärmebrückenzuschlag UWB

Bedeutung Wärmebrücken sind Bereiche, in denen ein größerer Wärmestrom fließt als in den übrigen Bereichen. Die Differenz zwischen der Größe des Wärmestroms in ungestörten und dem in gestörten Bereichen wird bei der Berechnung des spezifischen Transmissionswärmestroms HT entweder mit einem auf die Gesamtfläche bezogenen pauschalen Wärmebrückenzu-schlag oder dem auf 1 m Länge bezogenen Wärmebrückenverlustkoeffizienten berücksich-tigt.

Die DIN V 4108-6 unterscheidet hierbei zwischen linearen Wärmebrücken an Gebäudekan-ten, Laibungen von Fenstern und Türen (Laibungen umlaufend), Wand- und Deckeneinbin-dungen, Deckenauflagern, wärmetechnisch entkoppelten Balkonplatten und punktförmigen Wärmebrücken, z. B. die Wärmedämmung durchdringenden Befestigungen.

Symbol – Einheit Wärmebrückenzuschlag ΔUWB W/(m² K)

Wärmebrückenverlustkoeffizient

linear ψ W/(m K)

punktförmig χ W/(m² K)

In der EnEV werden für die vereinfachte Berechnung des Heizwärmebedarfs in Abhängigkeit der Konstruktion pauschale Wärmebrückenzuschläge ΔUWB vorgegeben (siehe Kapitel 6 „Wärmebrücken“).

Der Wärmebrückenzuschlag wird bei der Berechnung des temperaturspezifischen Transmis-sionswärmeverlustes HT berücksichtigt.

Dabei ist zu beachten, dass der Wert von 0,05 nur dann verwendet werden darf, wenn alle Bauteilanschlüsse der Hüllfläche mit den in DIN 4108, Beiblatt 2 enthaltenen Referenzbildern gleichwertig sind oder dort die angegebenen ψ-Werte nicht überschreiten. Ist eine Gleich-wertigkeit nicht nachzuweisen, darf das HP-V nicht ausgeführt werden.

Für das MB-V gilt:

bei Einhaltung der Vorgaben nach DIN 4108, Beiblatt 2

ΔUWB = 0,05 W/(m² K)

ohne Berücksichtigung dieser Vorgaben

ΔUWB = 0,10 W/(m² K)

oder genaue Berechnung, was zu einem niedrigeren ΔUWB führen kann.

Nach Anhang 1, Abs. 2.5 der EnEV darf bei Außenbauteilen, bei denen der Wärmebrücken-einfluss bereits bei der Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten U berücksichtigt worden ist, die Wärme übertragende Umfassungsfläche A um die entsprechende Bauteilflä-che vermindert werden.

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9-506 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Bei bestehenden Wohngebäuden sind abweichend von dem in Anhang 1 Nr. 2.5 Satz 1 je-weils für die gesamte Umfassungsfläche folgende Maßgaben anzuwenden:

a) im Regelfall:

ΔUWB = 0,10 W/(m² K)

b) wenn mehr als 50 % der Außenwand mit einer innen liegenden Dämmschicht und ein-bindender Massivdecke versehen ist,

ΔUWB = 0,15 W/(m² K)

c) bei vollständiger energetischer Modernisierung aller zugänglichen Wärmebrücken unter Berücksichtigung von DIN 4108, Beiblatt 2

ΔUWB = 0,05 W/(m² K)

d) durch genauen Nachweis nach DIN 4108-6 oder DIN V 18599-2

Normung Entwurf Anhang 1, Nr. 2.5 und Anhang 3, Nr. 0.1.1 der EnEV 2007 DIN EN ISO 10211-2 DIN 4108, Beiblatt 2 DIN V 4108-6

Lüftungswärmebedarf QV

Bedeutung Der Lüftungswärmeverlust kennzeichnet die Wärmemenge, die innerhalb des Betrachtungs-zeitraumes für die Erwärmung der Frischluft verbraucht wird.

QV ist ein anschaulicherer Vergleichswert als der auf 1 K bezogene spezifische Lüftungs-wärmeverlust HV, weil sich der Wert einfach in eine Brennstoffmenge umrechnen lässt.

10 kWh entsprechen dem Brennwert von ca. 1 l Heizöl oder 1 m³ Erdgas.

Für die Energiebilanz nach EnEV ist der QV-Wert jedoch nicht erforderlich. Die Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs erfolgt direkt aus dem spezifischen Wärmeverlust HV.

Symbol – Einheit QV = FGt HV kWh/a

Der Lüftungswärmeverlust QV ist das Produkt aus dem spezifischen Lüftungswärmeverlust HV und dem Gradtagzahlfaktor FGt.

FGT = (ϑi – ϑe) t

Normung QV ist in den zur EnEV gehörenden Normen nicht mehr beschrieben.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-507

Spezifischer Lüftungswärmebedarf HV

Bedeutung Die für die Lufthygiene erforderliche sowie die unkontrolliert in ein Gebäude eindringende Frischluft muss erwärmt werden.

Die zu erwärmende Luftmenge ist sowohl von dem Lüftungsverhalten als auch von der Dich-tigkeit des Gebäudes abhängig. In der DIN V 4108-6 sind diese Einflüsse einer Luftwechsel-rate n zusammengefasst.

Nach DIN V 18599-2 wird die Luftwechselrate bezüglich Undichtigkeiten (Infiltration) und Fensterlüftung getrennt berechnet.

a) nach DIN V 4108-6

HV = n V ρL cpL W/K V = Luftvolumen m³ n = Luftwechselrate ohne Nachweis der Luftdichtigkeit = 0,7 h−1 mit Nachweis der Luftdichtigkeit = 0,6 h−1 ρL cpL= spezifische Wärmekapazität der Luft = 0,34 Wh/(m³ K)

Für Ein- und Zweifamilienhäuser V = 0,76 Ve m³

Sonstige Gebäude V = 0,80 Ve m³

Raumlufttechnische Anlagen dürfen nach EnEV, Anlage 1, Nr. 2.10 nur in Ansatz gebracht werden, wenn

a) die Dichtigkeit des Gebäudes nach Anhang 4, Nr. 2 nachgewiesen wird,

b) in Lüftungsanlagen die Zuluft nicht unter Einsatz von elektrischer oder aus fossilen Brennstoffen gewonnener Energie gekühlt wird und

c) mithilfe der Anlage „der zum Zweck der Gesundheit und Beheizung erforderliche Min-destluftwechsel sichergestellt ist“.

b) nach DIN V 18599-2

QV = ΣHV,k (ϑi – ϑk) t kWh HV,k = Lüftungswärmetransferkoeffizient für Lüftung von außen

oder durch eine Lüftungsanlage ϑi = 20 °C – die Bilanz-Innentemperatur der Gebäudezone (DIN V 18599-10, Tabelle 3) ϑk = durchschnittliche monatliche Außentemperatur oder

durchschnittliche Temperatur der Zuluft der Lüftungsanlage t = Dauer der Berechnungsschritte 24 h

Lüftungswärmesenken durch Infiltration (Undichtigkeiten)

QV,inf = HV,inf (ϑi – ϑe) t kWh HV,inf = Wärmetransferkoeffizient für die Infiltration W/K ϑe = durchschnittliche monatliche Außentemperatur °C (nach DIN V 18599-10, Tabelle 7)

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9-508 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Der Wärmetransferkoeffizient berechnet sich wie folgt:

HV,inf = ninf V ρa cp,a W/K ninf = Tagesmittelwert des Infiltrationsluftwechsels h−1 V = Nettoraumvolumen m³ cp,a = spezifische Wärmekapazität von Luft Wh/(kg K) ρa = Dichte von Luft kg/m³ cp,a ρa = 0,34 Wh/(m³ K)

Bestimmung der Wärmeverluste über Fensterlüftung

QV,win = HV,win (ϑi – ϑe) t kWh HV,wind = Wärmetransferkoeffizient für Fensterlüftung W/K

ϑe = durchschnittliche monatliche Außentemperatur °C (DIN V 18599-10, Tabelle 7)

Der Wärmetransferkoeffizient durch Fensterlüftung berechnet sich wie folgt:

HV,win = nwin V ρa cp,a W/K

nwin = mittlere tägliche Fensterluftwechselrate h−1

V = Nettoraumvolumen m³

cp,a = spezifische Wärmekapazität von Luft Wh/(kg K)

ρa = Dichte von Luft

cp,a ρa = 0,34 Wh/(m³ K)

Normung DIN V 4108-6 DIN V 18599-2

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-509

Luftvolumen V Bedeutung Die Größe des Luftvolumens ist die Grundlage für die Berechnung des erforderlichen Ener-giebedarfs zur Erwärmung der in das Gebäude einfließenden Frischluft.

Die genaue Größe ergibt sich, bei freier Lüftung, aus den lichten Raummaßen der beheizten Räume.

Für eine Vergleichbarkeit der wärmeschutztechnischen Nachweise nach EnEV wird das Luftvolumen aus dem beheizten Bruttovolumen mit den unten genannten Anteilfaktoren, oh-ne Rücksicht auf tatsächlich vorhandene Raumhöhen, errechnet.

Symbol – Einheit Für das MB-V wird das zu beheizende Luftvolumen als Nettovolumen näherungsweise mit einem pauschalen Anteil aus dem beheizten Bruttovolumen berechnet.

Für Ein- und Zweifamilienhäuser bis drei Vollgeschosse gilt:

V = 0,76 Ve m³

Für alle übrigen Gebäude:

V = 0,80 Ve m³

Bei einer maschinellen Lüftung des Gebäudes wird V aus dem Luftvolumenstrom Vf des in Betrieb befindlichen Lüftungssystems und einem zusätzlichen Luftvolumenstrom Vx aus Un-dichtigkeiten des Gebäudes berechnet.

Normung Luftvolumen (beheiztes Nettovolumen) nach EnEV, Anlage 1, Nr. 2.4

Das beheizte Bruttovolumen ergibt sich aus Abmessungen der Wärme übertragenden Um-fassungsflächen nach DIN EN ISO 13370. Auch in der DIN V 18599-1 sind hierfür Bezugs-maße erläutert.

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9-510 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Beheiztes Volumen Ve

Bedeutung Das beheizte Volumen dient:

a) zur pauschalen Berechnung des Luftvolumens bei der Bestimmung des Lüftungswärm-verlustes und

b) zur Bestimmung der Gebäudenutzfläche AN.

AN wird bei Berechnung nach DIN V 4108-6 zur Berechnung der internen Wärmegewinne Qi und des Warmwasserbedarfs QW benötigt.

Symbol – Einheit Ve in m³

Das beheizte Volumen beinhaltet alle Räume, die aufgrund ihrer bestimmungsmäßigen Nut-zung direkt sowie auch solche, die durch Raumverbund (z. B. Flure) auf eine Innenlufttempe-ratur θi ≥ 19 °C gebracht werden. Das beheizte Gebäudevolumen Ve ist das Volumen, das von der ermittelten Wärme übertragenden Umfassungsfläche A umschlossen wird (siehe EnEV, Anhang 1, Abs. 1.4). Die Berechnung erfolgt aus den Außenmaßen.

Normung Nach EnEV, Anlage 1, Nr. 1.3.1 ist die Wärme übertragende Umfassungsfläche A in m² nach DIN ISO 13789:1999-10, Anhang B Außenabmessungen zu ermitteln.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-511

Luftwechselrate n

Bedeutung Eine ausreichende Luftwechselrate ist sowohl für die Qualität der Raumluft als auch für das Abführen der Baufeuchtigkeit von großer Bedeutung.

Insbesondere bei Massivbauweise mit nass hergestellten Baustoffen (Beton, Porenbeton, Kalksandsteinen, mineralischen Putzen und Estrichen) ist davon auszugehen, dass von die-sen über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren ab ihrer Herstellung Feuchtigkeit abgege-ben wird.

Das pro Stunde zu erwärmende Luftvolumen ergibt sich aus der in der EnEV vorgegebenen Luftwechselzahl n in Abhängigkeit von einer Dichtigkeitsprüfung des Gebäudes.

a) nach DIN V 4108-6

Luftwechselzahl n:

mit Dichtigkeitsprüfung n = 0,6 h−1

ohne Dichtigkeitsprüfung n = 0,7 h−1

Bei bestehenden Gebäuden mit offensichtlichen Undichtheiten:

n = 1,0 h−1

Anmerkung:

Der Ansatz von n = 0,6 h−1 ist nur möglich, wenn eine Dichtigkeitsprüfung mit dem Bauherrn vereinbart wurde.

Maschinelle Lüftung darf nur bei vorgesehener Druckprüfung in Ansatz gebracht werden. Hierbei ergibt sich die Luftwechselrate in Abhängigkeit zur vorgesehenen Anlage mit:

n = nA (1 – ηV) + ηx

n = für die Berechnung von HV einzusetzende Luftwechselrate nA = Anlagenluftwechselrate (nach DIN V 4701-10) ηV = Nutzungsfaktor des Luft/Luft-Wärmerückgewinnungssystems (nach DIN V 4701-10) nx = 0,2 h−1 für Zu- und Abluftanlagen bzw. 0,15 h−1 für Abluftanlagen

Für ηV werden in der DIN V 4701-10 die Werte 0,6 und 0,8 angegeben.

In DIN V 4701-10 wird eine Mindest-Luftwechselzahl von 0,5 h−1 gefordert.

b) nach DIN V 18599-2 Nach DIN V 18599 ist zum einem die Luftwechselrate über Undichtigkeit (Infiltrationsluft-wechsel) zu bestimmen, die unter anderem von der Dichtheit des Gebäudes abhängig ist und extra die mittlere tägliche Fensterluftwechselrate.

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9-512 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Luftdichtigkeit des Gebäudes

Bedeutung Die zur Berechnung der Lüftungswärmeverluste angegebenen Luftwechselzahlen n gelten nur, wenn das Gebäude entsprechend der DIN 4108-7 luftdicht hergestellt ist:

Symbol – Einheit Die Luftdurchlässigkeit von Gebäuden wird üblicherweise bei einer Druckdifferenz von 50 Pa gemessen. Die sich nach einer Messung ergebende Luftwechselzahl n50 errechnet sich aus:

n50 = V

V50 h−1

n50 = Luftwechselzahl, die sich bei einem Druckunterschied von 50 Pa zwischen dem Innenraum und der Außenluft ergibt

V50 = Leckagestrom, der aus den Messungen berechnete Volumenstrom V = Luftvolumen des untersuchten Bereichs (Gebäude oder Gebäudeteile)

Normung Ausführung der Luftdichtigkeitsebene: DIN 4108-7

Prüfung der Luftdichtigkeit: DIN EN 13829

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-513

Solare Wärmegewinne QS

Bedeutung Die solaren Wärmegewinne QS können den durch die Fenster entstehenden Transmissions-wärmeverlust QT,W erheblich reduzieren.

Auf der Südseite kann bei Verwendung von Wärmeschutzfenstern mit Ug < 1,1 W/(m² K) und entsprechendem g-Wert der solare Gewinn Qs den Wärmeverlust QT,W übersteigen. Zur Beurteilung der energetischen Qualität der Befensterung eines Gebäudes ist die Differenz ΔQT,W aus dem Transmissionswärmeverlust QT,W und dem Wärmegewinn QS maßgebend.

a) nach DIN V 4108-6

ΦS = Σ Is,j Σ As,ji W

j j

j = Himmelsorientierung Süd, Nord, Ost, West i = Bauteil Is,j = Strahlungsangebot bezogen auf eine Himmelsrichtung W/m² As,ji = effektive Kollektorfläche der Fenster m²

b) nach DIN V 18599-2 Bei der Berechnung nach DIN V 18599-2 sind auch die Wärmegewinne über die opaken Bauteile mit zu berücksichtigen.

QS = ΣQS,tr + ΣQS,op kWh

QS,tr = Wärmeeinträge über solare Einstrahlung über transparente Bauteile QS,op = Wärmeeinträge durch solare Einstrahlung auf opake Flächen

Wärmegewinne über transparente Bauteile:

Qs,tr = FF A geff IS t kWh FF = Abminderungsfaktor für den Rahmenanteil – FF = 0,7, sofern keine genaueren Werte ermittelt werden – A = Fläche der transparenten Bauteile, lichtes Rohbaumaß m² (siehe Kapitel 2) geff = wirksamer Gesamtenergiedurchlassgrad – IS = mittlere solare Einstrahlung während eines Monats W/m² (nach DIN V 18599-10, Tabelle D.5) t = Dauer der Berechnungsschritte h

Wärmegewinne über opake Bauteile:

Qs,op = Rse U A (α IS – Ff hr Δϑer) t kWh Rse = äußerer Wärmeübergangskoeffizient m² K/W U = Wärmedurchgangskoeffizient W(m² K) A = Fläche des Bauteils m² α = Absorptionskoeffizient (nach DIN V 18599-2, Tabelle 6) IS = globale Sonneneinstrahlung kWh/m² (nach DIN V 18599-2) Ff = Formfaktor zwischen dem Bauteil und dem Himmel Ff = 1,0 für waagrechte Bauteile bis 45 °C – Ff = 0,5 für senkrechte Bauteile ab 45 °C – hr = äußerer Abstrahlungskoeffizient W/(m² K) Δϑer = mittlere Temperaturdifferenz zwischen Temperatur der Umgebungsluft und der scheinbaren Temperatur des Himmels = 10 K (vereinfachend) K t = Dauer des Berechnungszeitraums d

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9-514 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Uw und g-Wert Fenster

Bedeutung Die Größe des durch ein Fenster nach außen fließenden Wärmestroms ist von dessen Wär-medurchgangskoeffizienten UW abhängig. Die Größe der Solareinstrahlung des von außen nach innen fließenden Wärmestroms ergibt sich aus dem Gesamtenergiedurchlassgrad g des Glases.

Mit einer Metallbedampfung einer Glasscheibe kann der Strahlungsanteil dieser gegenläufi-gen Wärmeströme beeinflusst werden. Die Beschichtung wird hierzu so angeordnet, dass jeweils die langwelligen Wärmestrahlen reflektiert werden und möglichst viel der sichtbaren kurzwelligen Strahlung das Glas durchdringt.

Bei Wärmeschutzgläsern werden die langwelligen Strahlen nach innen, bei Sonnenschutz-gläsern nach außen reflektiert.

Umso dichter die Metallbedampfung aufgebracht wird, umso besser ist die Reflektion, aber desto weniger kann auch kurzwelliges sichtbares Licht in den Raum eindringen.

Da aber die auf die Materialien des Innenraumes treffende kurzwellige Strahlung von diesen wieder als Wärme gespeichert und als langwellige Strahlung abgegeben wird, ist gerade davon die Größe der Wärmegewinne abhängig.

Die energetische Qualität eines Fensters ist deshalb nur aus der Differenz der entstehenden Wärmeverluste und Wärmegewinne nach folgender Formel zu bewerten:

ΔQW = QT,W – η QS η = Ausnutzungsgrad der Wärmegewinne

Formel – Einheit Der Wärmedurchgangskoeffizient eines Einscheibenglases*) UW errechnet sich aus den an-teiligen U-Werten von Rahmen, Glas und Abstandshalter.

UW = g g f f g g

g f

A U A U LA A

Ψ⋅ + ⋅ + ⋅+

Ag = Fläche der Verglasung Ug = Wärmedurchgangskoeffizient Af = Fläche des Rahmens Uf = U-Wert des Rahmens Lg = Länge des Abstandshalters ψg = längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient infolge des kombinierten wärmetechnischen Einflusses von Abstandshalter, Glas und Rahmen

Die Wärmedurchgangskoeffizienten sind abhängig von der Bauart, speziell von:

Uf-Werte: Profilform und Material der Rahmen

Ug-Werte: Anzahl der Scheiben, Emissionsgrad der Beschichtung, Scheibenabstand und Art der Gasfüllung

ψ-Wert: Rahmenmaterial, Glaszwischenraum, Scheibenabstand

Daraus ergibt sich, dass eine genaue Berechnung der UW-Werte nur mit genauen Material-angaben durchzuführen ist.

*) Unter einscheibenverglastem Fenster ist eine aus einem Stück bestehende Verglasung aus einem Glas oder aus mehreren miteinander verbundenen Gläsern zu verstehen. Andere Fenster sind Kasten- oder Verbundfens-ter.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-515

In der DIN EN ISO 10077-1, Tabelle F.1 „Wärmedurchgangskoeffizienten für Fenster mit einem Flächenanteil des Rahmens von 30 % an der Gesamtfensterfläche“ sind diese Werte in Abhängigkeit der Ug- und Uf-Werte angegeben.

Rechnet man für Holzfenster aus Nadelholz mit üblichen Rahmendicken von 66 mm mit ei-nem Uf-Wert von 1,8 W/(m² K), kann mit einer Zweischeiben-Isolierverglasung mit Ug = 1,1 W/(m² K) ein UW-Wert von 1,5 W/(m² K) und mit einem g-Wert von etwa 0,55 er-zielt werden.

Mit einer Dreischeibenverglasung mit Ug bis 0,5 W/(m² K) lassen sich mit dem hierfür erfor-derlichen dickeren Rahmen UW-Werte bis um 1,0 W/(m² K) und mit einem g-Wert von etwa 0,42 erreichen.

Genauere Angaben von geprüften Fensterkonstruktionen sind bei den Fensterherstellern zu erfragen.

Normung DIN EN ISO 10077-1

In dieser Norm sind im Anhang F in Tabelle F.1 die Wärmedurchgangskoeffizienten für Fens-ter mit einem Flächenanteil des Rahmens von 30 % an der Gesamtfensterfläche und in der Tabelle F.2 für einen Rahmenanteil von 20 % aufgeführt.

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9-516 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Effektive Kollektorfläche As

Bedeutung Die Sonneneinstrahlung erfolgt nur über die transparenten Glasflächen des Fensters. Da aber die Fensterfläche Ai aus dem Rohbaulichtmaß ermittelt wird, muss der Rahmenanteil sowie die die Einstrahlung abmindernden Verschattungen und eventuell vorhandene Son-nenschutzeinrichtungen bei der Ermittlung der effektiven Kollektorfläche As

berücksichtigt werden.

a) nach DIN V 4108-6 As = Ai FF FS FC gi m² As = effektive Kollektorfläche Ai = Fensterfläche nach Rohbaulichtmaß für das Fenster FF = Abminderungsfaktor für Rahmenanteil (siehe „effektive Fensterfläche“) FS = Abminderungsfaktor in Folge Verschattung, für übliche

Anwendungsfälle pauschal 0,9, bei vorhersehbarer baulicher Verschattung Berechnung nach DIN V 4108-6, Abschnitt 6.4.2 (siehe unter Fs Verschattungsfaktor)

FC = Abminderungsfaktor für Sonnenschutzeinrichtung, für Nachweise nach EnEV pauschal 1,0, da eine permanente Anwendung nicht gewährleistet ist

gi = wirksamer Gesamt-Energiedurchlassgrad

gi = Fw g⊥ Für Fenster mit überwiegender Verschattung ist Nordorientierung anzunehmen.

b) nach DIN V 18599-2

geff = FS FW FV g⊥ – FS = Abminderungsfaktor für Verschattung FW = Abminderungsfaktor infolge nicht senkrechten

Strahlungseinfalls = 0,9 FV = Abminderungsfaktor infolge von Verschmutzung = 1 g⊥ = Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung (DIN V 18599-2, Tabelle 5) bei senkrechtem Strahlungseinfall

Rahmenanteil FF Der Rahmenanteil kann pauschal mit 30 % der Rohbauöffnung angenommen werden. Dieser Anteil ergibt sich in etwa bei einem Holzfenster mit den Abmessungen von B/H mit 126 cm 148 cm. Bei Abweichungen von diesem Fenstermaß ändert sich der Rahmenanteil entsprechend. Dies hat sowohl Auswirkungen auf den mittleren U-Wert des Fensters als auch auf den solaren Wärmegewinn.

Bei größeren Abweichungen wäre für das MB-V zu überprüfen, welche Änderungen sich durch eine Anpassung des FF-Faktors ergeben.

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9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh 9-517

Verschattungsfaktor FS

Fs = Fh Fo Ff

Der Verschattungsfaktor ergibt sich aus dem Produkt der Teilbestrahlungsfaktoren, die durch Verschattung bei gegenüberliegender Bebauung Fh, horizontalen Überhängen Fo (z. B. Bal-kone) oder seitlichen Abschattungsflächen Ff entstehen.

Abminderungsfaktor – Sonnenschutz FC FC wird nur berücksichtigt, wenn der Sonnenschutz permanent unabhängig von der Sonnen-einstrahlung in Betrieb ist (z. B. feststehende Lamellen).

Interne Wärmegewinne Qi

Bedeutung Interne Wärmegewinne ergeben sich durch die das Gebäude nutzenden Menschen (ca. 60 W) und die Wärmeabgabe der Elektrogeräte.

a) nach DIN V 4108-6

Φi,M = qi,M AN W

Erläuterung:

Die internen Wärmeströme Φi,M werden durch Multiplikation der mittleren internen Brutto-Wärmegewinne pro Quadratmeter Bezugsfläche qi,M mit der Bezugsfläche AN berechnet. qi,M = mittlere interne Wärmeleistung pro m² Bezugsfläche W/m² Bei Neubauten und bestehenden Wohngebäuden: qi,M = 5 W/m²

b) nach DIN V 18599-2 QI,source,WG = qI AB qi = durchschnittliche tägliche Wärmeabgabe von Personen, Maschinen und Beleuchtung in Wohngebäuden, bezogen auf die Bezugsfläche (nach DIN V 18599-10, Tabelle 3) qi = 50 EFH Wh/(m² d) = 2,083 W/m² qi = 100 MFH Wh/(m² d) = 4,16 W/m² AB = Bezugsfläche der Gebäudezone Die Bezugsfläche bezieht sich auf die beheizte Wohnfläche, die nach § 44 Abs.1 der zweiten Berechnungsverordnung zu ermitteln ist.

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9-518 9 Faktoren der Energiebilanz – Heizwärmebedarf Qh

Ausnutzungsgrad der Wärmegewinne ηM

Bedeutung Bei der Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs Qh eines Gebäudes mithilfe des MB-V werden in jedem Monat der Heizperiode die Wärmeverluste mit den Wärmegewinnen bilan-ziert. Es können nur dann solare und interne Wärmegewinne genutzt werden, wenn Wärme-verluste im Gebäude vorhanden sind. Ist ein Gebäude gut gedämmt, sodass es wenig Wär-meverluste aufweist, kann nur ein geringer Teil der möglichen Wärmegewinne genutzt werden. Hat ein Gebäude hohe Wärmeverluste, kann ein großer Teil der möglichen Wärme-gewinne genutzt werden. Will man z. B. die mögliche Energieeinsparung bei einer Altbausa-nierung berechnen, erhält man nur über die monatliche Bilanzierung ein annähernd genaues Ergebnis, da die nutzbaren Wärmegewinne vor der Sanierung wesentlich höher sind als nach der Sanierung.

Zur Bestimmung der nutzbaren Wärmegewinne muss der Ausnutzungsgrad ηM bestimmt werden. Dieser ist von folgenden Faktoren abhängig:

– von der wirksamen Wärmespeicherfähigkeit Cwirk,η des Gebäudes in Abhängigkeit der Heizzeit (mit oder ohne Nachtabsenkung) und

– vom Verhältnis der Wärmeverluste zu möglichen Wärmegewinnen.

Nach DIN V 4108-6 und DIN V 18599

ηM = (1 – γa) / (1 – γa+1) γ = Qg/Ql

Daraus ergibt sich:

ηM = [1 – (Qg/Ql)a] / [1 – (Qg/Ql)(a+1)] ηM = monatlicher Ausnutzungsgrad – Qg = monatliche Wärmegewinne (QS + Qi) kWh/M Ql = monatliche Wärmeverluste (QT + QV) kWh/M a = numerischer Parameter – a = ao + τ/τo ao = 1 (nach DIN V 4108-6) τo = 1 h (nach DIN V 4108-6) τ = Zeitkonstante h τ = Cwirk,η / H Cwirk,η = wirksame Wärmespeicherfähigkeit Wh/K H = spezifischer Wärmeverlust (HT + HV) W/K Cwirk,η = wirksame Wärmespeicherfähigkeit aller an die Innenraumluft grenzenden Bauteilschichten. Diese ist

abhängig von der spezifischen Wärmekapazität c [Wh/(kg K)], von deren Rohdichte ρ (kg/m³), von der Dicke (m) des Bauteils und deren Fläche A (m²).

Cwirk,η = Σ(ci ρi di Ai)

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9 Faktoren der Energiebilanz – Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 9-519

9.5 Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10

Tabelle 9.9: Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6, Tabelle 1

Symbole Bezeichnung Einheit A Fläche; im speziellen die Hüllfläche eines Gebäudes m2 a numerischer Parameter s. Formel (75) - AB Bezugsfläche m2 AN Nutzfläche, abhängig vom Bruttovolumen m2 As effektive Kollektorfläche m2 b Kennwert nach DIN EN ISO 13789, Temperatur-Korrekturfaktor - B' spezielle Kenngröße bei Wärmeverlusten über das Erdreich m

c spezifische Wärmekapazität kJ/(kg K) Wh/(kg K)

C Wärmekapazität eines Bauteils kJ/K, W h/K

D Breite eines Wärmedämmstreifens an der Bodenplatte m d Dicke m d' zusätzliche wirksame Dicke durch Randdämmung m dt wirksame Gesamtdicke der Bodenplatte m ep Anlagenaufwandszahl, auf Primärenergiebedarf bezogen - F Faktor - FS Abminderungsfaktor infolge Verschattung - FC Abminderungsfaktor für Sonnenschutzvorrichtungen - FF Abminderungsfaktor für den Rahmenanteil -

Ff Strahlungswirksamer Formfaktor zwischen Bauteil und Himmel bzw. Teilbestrahlungsfaktor für seitliche Abschattungsflächen -

Fu Temperaturkorrekturfaktor für Bauteile zu unbeheizten Räumen - Fw Abminderungsfaktor infolge nicht senkrechten Strahlungseinfalls - Fx Temperatur-Korrekturfaktor für Bauteil x - g wirksamer Gesamtenergiedurchlassgrad (g = Fwg⊥) - g⊥ gtot

Gesamtenergiedurchlassgrad bei senkrechtem Strahlungseinfall Gesamtenergiedurchlassgrad einschließlich Sonnenschutz

- -

Gtx/y Heizgradtagzahl mit Innentemperatur x und Heizgrenztemperatur y Kd hr äußerer Abstrahlkoeffizient W/(m2 K) H spezifischer Wärmeverlust W/K Is,M mittlere Strahlungsintensität der Sonne im Monat M W/m2 Is,P mittlere Strahlungsintensität in der betrachteten Periode P W/m2

IP Strahlungsintensität, die auf die Trennfläche unbeheizter Glasvor-bau/Kernhaus fällt W/m2

l Länge einer linienförmigen Wärmebrücke m L thermischer Leitwert allgemein W/K LD thermischer Leitwert zwischen beheiztem Raum und Außenluft W/K Lpe äußerer harmonischer thermischer Leitwert nach DIN EN ISO 13370 W/K

LS* thermischer Leitwert über das Erdreich nach außen (bei Gebrauch von Temperatur-Korrekturfaktoren W/K

LS stationärer thermischer Leitwert nach DIN EN ISO 13370 W/K n Luftwechselrate nach DIN EN 832, DIN EN ISO 7345 h-1 n50 Luftwechselrate bei 50 Pa Druckdifferenz h-1 P Umfang der Bodengrundfläche m

Q Wärme, Wärmemenge nach DIN EN ISO 7345 speziell: Wärmemenge des Jahresheizenergiebedarfs

Wh, kWha

Wh/a, kWh/a

QP primärenergetisch bewerteter Jahres-Heizenergiebedarf (Primärenergiebedarf nach DIN V 4701-10)

Wh, kWha

Wh/a, kWh/a

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9-520 9 Faktoren der Energiebilanz – Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10

Fortsetzung Tabelle 9.9

Symbole Bezeichnung Einheit Qp'' Flächenbezogener Jahres-Primärenergiebedarf kWh/(m2 a) Ql Wärmeverluste Wh, kWha Qg Wärmegewinne Wh, kWha Qr Energiebetrag aus regenerativer Quelle Wh, kWha Qs Solarwärmegewinne Wh, kWha Qi interne Wärmegewinne Wh, kWha Qw Energiebedarf für Warmwasseraufbereitung Wh, kWha Q'' flächenbezogener Jahres-Heizenergiebedarf kWh/(m2 a) Q' volumenbezogener Jahres-Heizenergiebedarf kWh/(m2 a) Qh Jahresheizwärmebedarf Wh/a, kWh/aa Qss solarer Wärmegewinn aus dem unbeheizten Glasvorbau Wh Qsd direkte solare Gewinne aus dem unbeheizten Glasvorbau Wh Qsi indirekte solare Gewinne aus dem unbeheizten Glasvorbau Wh Qt gesamter Wärmeverlust durch das Heizsystem nach DIN EN 832 Wh, kWha q oder qE nutzflächenbezogener Energiebedarfswert nach DIN V 4701-10 kWh/(m2 .a) R Wärmedurchlasswiderstand m2 . K/W t Zeitspanne d U Wärmedurchgangskoeffizient W/(m2 . K) V Nettovolumen (belüftetes Volumen) m3 Va Bruttovolumen m3 ¼f Luftvolumenstrom (eines Lüftungssystems) m3/h ¼E Abluftvolumenstrom m3/h ¼s Zuluftvolumenstrom m3/h Vw Warmwasservolumen m3 w Dicke der aufgehenden Wand m z Höhe der Kellerwand bis zur Erdreichoberkante m α Strahlungsabsorptionsgrad (an opaken Oberflächen) -

αsp Strahlungsabsorptionsgrad der Trennfläche unbeheizter Glasvorbau/-Kernhaus -

β Zeitanteil mit eingeschalteten Ventilatoren - θe Außenlufttemperatur °C θi Innentemperatur °C θed Heizgrenztemperatur °C θo Temperatur des Kaltwassers °C θw Temperatur des erzeugten Warmwassers °C Δθer Differenz der Außenlufttemperatur und der Himmelstemperatur K λ Wärmeleitfähigkeit W/(m K) η Ausnutzungsgrad - ηh Jahresnutzungsgrad des Heizsystems - ηv Nutzungsfaktor des Abluft-Zuluft-Wärmetauschsystems - γ Wärmegewinn-/verlust-Verhältnis - ζ Deckungsanteil des Raumwärmebedarfs eines Heizelements -

ψ Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient, auch Wärmebrücken-verlustkoeffizent genannt W/(m K)

Φ Wärmestrom W τ Zeitkonstante (eines Gebäudes) h ρ Rohdichte kg/m3

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9 Faktoren der Energiebilanz – Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 9-521

Tabelle 9.10: Indizes nach DIN V 4108-6, Tabelle 1

Symbole Bezeichnung a Jahr, z. B. 1/a = pro Jahr A Aufenthalt bf über Kellerfußboden in das Erdreich bw über Kellerwand in das Erdreich D Dach e Außen oder von bestimmter Schicht nach außen zum Umgebungsluft E Elektro- f Fußboden- Bodenplatte, Kellerfußboden F Rahmen FH Flächenheizung G Erdreich g Wärmegewinne Gt Gradtagzahl Grenz Grenzwert h Heizung für Raumwärme Hel elektrischer Aufwand für die Raumwärmeerzeugung HP Heizperiode hol Ferien i innen (auch von einer Schicht nach innen zur Innenluft) iu vom beheizten Raum in den unbeheizten Raum i, nb vom beheizten Raum in den niedrig beheizten Raum is vom Gebäudeinneren zum unbeheizten Glasvorbau k konstruktiv, alle Bauteilschichten berücksichtigend kor korrigiert kw Kellerwand oberhalb der Erdreichoberkante l Verluste M Monat, z. B. je Monat 1/M; M = Jan, Feb, Mrz, Apr, Mai, Jun, Jul, Aug, Sep, Okt, Nov, Dez max Höchst- n bei Nachtabsenkung NA Nichtaufenthalt, Nachtabschaltung p Trennbauteil r Regenerativ R Raum s solar S durch den unbeheizten Glasvorbau si an der Innenoberfläche; indirekt Solar sd direkt solar se an der Außenoberfläche; vom unbeheizten Glasvorbau nach außen t Heiztechnisch T Transmission Ti Transparente Wärmedämmung u unbeheizter Raum ue vom unbeheizten Raum zur Außenluft Nb,e vom niedrigbeheizten Raum zur Außenluft V Lüftung oder Verglasung w Fenster W Warmwasser WB Wärmebrücke wirk wirksam x stellvertretend für verschiedene Zustände, Bauteile, Bereiche zul zulässig

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9-522 9 Faktoren der Energiebilanz – Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10

Tabelle 9.11: Symbole und Einheiten nach DIN V 4701-10, Tabelle 3-1a

Symbole Bezeichnung Einheit Bemerkungen A Fläche m2 α Deckungsanteil - 0 bis 1 Q Energie kWh/a Energiemenge pro Jahr

q flächenbezogene Energie- menge pro Jahr kWh/(m² a) ohne Index oder Index „WE“ = Wärmeenergie,

mit Index „HE“ = Hilfsenergie Q

Wärmestrom kW

eP Anlagenaufwandszahl - nach Formel 4.2-26 auf Primärenergie bezo-gen

fP Primärenergie- Umwandlungsfaktor -

h Temperatur °C Δh Temperaturdifferenz K

V Volumen m³

Ve = Gebäudevolumen: von der wärme-übertragenden Umfassungsfläche des Ge-bäudes umschlossenes Volumen, System-grenze „Außenmaße“ nach DIN EN ISO 13789

AN Nutzfläche m² AN = 0,32 Ve

Qh Jahresheizwärmebedarf kWh/a

- Jahresheizwärmebedarf nach DIN V 4108-6, soweit dort keine Wärmerückgewinnung berücksichtigt wurde (QWR = 0) - Summe aus dem Jahresheizwärmebedarf nach DIN V4108-6 und QWR nach DIN V 4108-6 , soweit dort Wärme- rückgewinnung berücksichtigt wurde (QWR … 0)

X Anzahl Zyklen pro Tag 1/d für Biomasse-Wärmeerzeuger

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9 Faktoren der Energiebilanz – Symbole und Einheiten nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10 9-523

Tabelle 9.12: Indizes nach DIN V 4701-10, Tabelle 3-1b

Index Bedeutung Index Bedeutung A Anlage i innen B Brennstoff I Lüftung… (Wärmebedarf) Bio Biomasse-Wärmeerzeuger L Lüftung… (Energiebedarf) ce Übergabe im Raum (control + emission) m mittlere, mittlerer d Verteilung (distribution) N Nutz… E Endenergie P Primärenergie EWT Erdwärmetauscher s Speicher g Erzeugung (generation) SB Stationärer Betrieb GZ Grundzyklus SP Sommerperiode h Raumheizung… (Wärmebedarf) tw Trinkwarmwasser… (Wärmebedarf) H Raumheizung… (Energiebedarf) TW Trinkwarmwasser… (Energiebedarf) HE Hilfsenergie WE Wärmeenergie (auch ohne Index) HP Heizperiode WÜT Wärmeübertrager HK Heizkreis u Umgebung i,j allgemeiner Zählindex

Tabelle 9.13: Abweichende Symbole zwischen DIN 4701-10 und DIN V 4108-6

DIN V 4108-6 DIN V 4701-10 Bedeutung w tw Trinkwasserwärmebedarf W TW Trinkwasserenergiebedarf

WR WRG Wärmerückgewinnung

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Anhang-525

Anhang Literatur, Quellen, Links Normen und Bekanntmachungen DIN 277-1:2005-02 Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau – Teil 1: Begriffe, Ermittlungsgrundlagen

DIN 1053-1:1996-11 Mauerwerk – Teil 1: Berechnung und Ausführung

DIN 4095:1990-06 Baugrund; Dränung zum Schutz baulicher Anlagen; Planung, Bemessung und Ausführung

DIN 4108-2:2003-07 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz

DIN 4108-3:2001-07 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz, Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung

DIN 4108-3:2002-04 Berichtigungen zur Ausgabe von 2001-7

DIN V 4108-4:2007-06 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte

DIN V 4108-6:2003-06 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 6: Berechnung des Jahres-Heizwärme- und des Jahres-Heizenergiebedarfs

DIN V 4108-6:2004-03 Berichtigungen zur Ausgabe von 2003-6

DIN 4108-7:2001-08 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele

DIN 4108:2006-03, Beiblatt 2 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele

DIN V 4701-10:2003-08 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung

DIN V 4701-10/A1:2006-12 Änderung zur Ausgabe von 2003-08

DIN V 4701-10:2007-02, Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Beiblatt 1 Anlagen – Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung; Beiblatt 1: Anlagenbeispiele

DIN V 4701-12:2004-02 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen im Bestand, Berichtigungen von 2008-06

DIN 18195-1:2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 1: Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der Abdichtungsarten

DIN 18195-4:2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und

Wänden, Bemessung und Ausführung

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Anhang-526

DIN 18195-5:2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 5: Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung DIN 18195-6:2000-08 Bauwerksabdichtungen – Teil 6: Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser; Bemessung und Ausführung DIN V 18599-1 bis 10: Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung 2007-02 des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwasser und Beleuchtung DIN 68121-2:1990-06 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren – Allgemeine Grundsätze DIN 68800-2:1996-05 Holzschutz – Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen

im Hochbau Herausgeber: DIN Deutsches Institut für Normung e.V. DIN 68800-3:1990-04 Holzschutz – Vorbeugender chemischer Holzschutz Herausgeber: DIN Deutsches Institut für Normung e.V. DIN EN 410:1998-12 Glas im Bauwesen – Bestimmung der lichttechnischen

und strahlungsphysikalischen Kenngrößen von Verglasungen

DIN EN 12207:2000-06 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung; Deutsche Fassung EN 12207:1999 DIN EN 13162 bis 13171 Wärmedämmstoffe für Gebäude DIN EN 13829:2001-02 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden –

Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren DIN EN 15378:2008-07 Heizungssysteme in Gebäuden - Inspektion von Kesseln und Heizungssystemen DIN EN ISO 6946:2008-04 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärme- durchgangskoeffizient – Berechnungsverfahren DIN EN ISO 10077-1:2006-12 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und

Abschlüssen – Berechnung des Wärmedurchgangs- koeffizienten – Teil 1: Allgemeines

DIN EN ISO 10077-2:2008-08 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen – Berechnung des Wärmedurchgangs-

koeffizienten – Teil 2: Numerisches Verfahren für Rahmen

DIN EN ISO 10211:2008-04 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen – Detaillierte Ausgabe

DIN EN ISO 12567-2:2006-03 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens – Teil 2: Dachflächenfenster und andere auskragende Fenster

DIN EN ISO 13370:1998-12 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärme- übertragung über das Erdreich – Berechnungsverfahren

DIN EN ISO 13789:1999-10 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden; spezifischer Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren

EnEV 2009 Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden

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Anhang-527

Regeln für Energieverbrauchs- Bekanntmachung des Bundesministerium für Verkehr, kennwerte im Wohngebäude- Bau und Stadtentwicklung vom 30. Juli 2009 bestand

Regeln zur Datenaufnahme Bekanntmachung des Bundesministerium für Verkehr, und Datenverwendung im Bau und Stadtentwicklung vom 30. Juli 2009 Wohngebäudebestand

Auslegungsfragen zu den genannten Normen können unter [email protected] an den entsprechenden Normenausschuss eingereicht werden.

Auslegungsfragen zur EnEV findet man unter www.dibt.de

Quellen

Ackermann, T. Energieeinsparverordnung. Kommentar – Anforderungs-nachweise – Berechnungsbeispiele – Sonderprobleme,

Vieweg + Teubner, Wiesbaden, 2003

Albers, J./Dommel, R./ Zentralheizungs- und Lüftungsbau Montaldo-Ventsam, H. für Anlagenmechaniker SHK: Technologie

Handwerk und Technik, Hamburg, 2009

Dirk, R. Energiesparverordnung 2002 – Schritt für Schritt, Werner Verlag, Köln, 2002

Ehm, H. Wärmeschutzverordnung 1995 Bauverlag Wiesbaden/Berlin, 1996

Ehm, H. EnEG Energieeinsparungsgesetz mit Wärme- schutzverordnung Bauverlag Wiesbaden/Berlin, 1978

Erhorn/Gertis Fraunhofer-Institut für Bauphysik

Fraunhofer-Institut für „Wufi“ – Rechnerische Simulation des Wärme- und Bauphysik, Holzkirchen Feuchtetransports durch Bauteile

Hauser, G./Stiegel, H./Haupt, W. Wärmebrückenkatalog auf CD-ROM, Vers. 1.2.5, Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel, 2005

Horschler, S./Jagnow, K. Planungs- und Ausführungshandbuch zur neuen EnEV, Bauwerk Verlag, Berlin, 2004

Lutz, P. Lehrbuch der Bauphysik, 5. Auflage, Vieweg + Teubner, Wiesbaden, 2002

Marquardt, H. Energieeinsparendes Bauen, Vieweg + Teubner, Wiesbaden, 2004

Rabenstein, D. Energieoptimierte Gebäudeform und Hüllflächen zum Volumen-Verhältnis, Bauphysik – Heft 6, Dezember 2002, Ernst & Sohn Verlag Richarz, C./Schulze,C./ Energetische Sanierung, Zeitler, F. Institut für internationale Architekturdokumentation GmbH & Co KG, München, 2006 Schettler-Köhler, H.P./Sperber, C. EnEV Energieeinsparverordnung, Handbuch für planerische Umsetzung Verlag für Wirtschaft und Verwaltung Hubert Wingen, Essen, 2003

Page 549: Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009: Schritt für Schritt zum Energieausweis für Wohngebäude im Neubau und Bestand

Anhang-528

Schneider, K.-J. (Hrsg.) Bautabellen für Architekten, 16. Auflage Werner Verlag, Düsseldorf, 2004 Wendehorst, R. Bautechnische Zahlentafeln, Vieweg + Teubner in GWV Fachbuchverlag GmbH,

Wiesbaden, 2009 Werner, H. Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden

– Mindestanforderungen an den Wärmeschutz – Kommentar zu DIN 4108-2:2003-07

Beuth Verlag, Berlin, 2004 Werner, H. Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden

– Berechnung des Jahres-Heizwärme- und des Jahres-Heizenergiebedarfs

– Kommentar zu DIN 4108-2:2003-06 Beuth Verlag, Berlin, 2004 Lexikonredaktion des Verlags Der Gesundheits-Brockhaus: F. A. Brockhaus (Hrsg.) Kursbuch Mensch: Aufbau, Funktion, Entwicklung,

Krankheit und Heilung, F. A. Brockhaus GmbH, Leipzig/Mannheim, 2001

Ampack Firmenprospekt der Firma Ampack Bautechnik GmbH Alte Biberacher Straße 5

D-88447 Warthausen

Umweltinstitut München Wärmedämmstoffe im Vergleich

Links www.bmvbs.de Homepage des Bundesministeriums für Verkehr, Bau

und Stadtentwicklung www.bbr.bund.de Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung,

Downloadmöglichkeit der Bekanntmachungen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

www.enev-online.de Aktuelle Informationen rund um die Energieeinspar- verordnung

www.wufi.de Portal zu den Beschreibungen des Programms „Wufi“ für Untersuchungen des instationären Wärme- und Feuchtetransports

www.bauregeln.de Beuth Verlag, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller www.johannes-volland.de Homepage des Autors

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Anhang-529

Verwendung der CD-ROM (Buch-CD) „Wärmeschutz und Energiebedarf nach EnEV 2009“ führt Sie Schritt für Schritt durch die verschiedenen Nachweisverfahren der EnEV. Mithilfe der beiliegenden CD können Sie einen Energieausweis für Wohngebäude erstellen. Inhalt der CD-ROM (Buch-CD)

• Programmierte Excel-Tabellen zur komfortablen Berechnung nach EnEV o Projektdaten o Volumenberechnung o Fensterdaten o Bestimmung des mittleren Fj/Uj-Wertes o Bauteiltabellen zur Flächen- und U-Wert-Ermittlung (auch Fachwerkbauteile) o Tabellen zur Berechnung von Qh/Qp nach dem Monatsbilanzverfahren der

DIN V 4108-6 - auch Referenzgebäude nach EnEV 09 Anlage 1, Tabelle 1 o ep-Werte für sechs verschiedene Anlagen aus der DIN V 4701-10, Beiblatt

• Offizieller Energieausweis nach EnEV 2009 − schnell und einfach zum Ausdrucken

• Interaktive Simulationen zu o Tauwasserausfall o Temperatur- und Feuchteverhalten in Außenwänden o Wärmeausbreitung

• Originaltexte der EnEV 2007 bzw. der EnEV 2009

• Originaltext des EEWärmeG Direktstart des Programms Das Programm startet automatisch nach dem Einlegen der CD-ROM. Falls Sie die automatische Startfunktion Ihres CD-Laufwerks abgeschaltet haben, öffnen Sie bitte die Datei „start.htm“ im Hauptverzeichnis der CD-ROM. Bitte lesen Sie auch die Datei „liesmich.txt“ auf der CD für weitere Informationen. Systemvoraussetzungen

• PC ab Pentium®-Prozessor ab Windows XP • empfohlen 32 MB RAM • Internet-Browser

(ein Internetzugang ist nicht erforderlich) • Bildschirmauflösung mindestens 800 × 600 Pixel • Microsoft Excel ab Version 2007 Nutzungshinweis Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf nur zum persönlichen Gebrauch (§ 53 UrhG) genutzt werden. Nachdruck, elektronische Speicherung (auch durch Scannen), Vervielfältigung, Ermöglichung des Downloads durch Dritte, z.B. durch Aufnahme in eine Website, in Bulletins etc. und das elektronische Versenden über die Netze sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG unter Quellenangabe zulässig.

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Anhang-530

Entwicklung Prof. Dipl.-Ing. Architekt Karlheinz Volland Dipl.-Ing. (FH) Johannes Volland Nähere Informationen unter: www.bautop.de

Profi-CD Die Profi-CD bietet im Vergleich zur Buch-CD eine stark erweiterte Fassung des Programms ENGP-Bautop: • stark erweiterte Arbeitsblätter und Bibliotheken zur schnellen Ermittlung der

Anlagenaufwandszahlen: o auch nach Beiblatt 1 der DIN V 4701-10 (ca. 100 vordefinierte Anlagen) o nach dem Tabellenverfahren nach Anhang C.1 bis C.4. Hier können die

Anlagenkomponenten selbst zusammengestellt werden. • ep-Werte für bestehende Anlagen nach Merkblatt des BMVBS „Bekanntmachung der

Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand“ • genaue U-Wertberechnung der Fenster • umfangreiche Baustoffbibliothek nach DIN 4108-4 • Katalog zu typischen Bauteilen im Altbaubestand • pauschale U-Werte für bestehende Gebäude nach Merkblatt des BMVBS

„Bekanntmachung der Regeln zur Datenaufnahme und Datenverwendung im Wohngebäudebestand“

• Tabellen zur Optimierung der Dämmstoffdicken • zahlreiche Arbeitshilfen für die Energieberatung • komfortable Projektverwaltung Zusätzlich sind zwei weitere Programme enthalten: ARCHIDISK Wärmebrücken/Isothermen Das Programm ermöglicht die Darstellung des zweidimensionalen Temperaturverlaufs innerhalb von Bauteilen. ARCHIDISK Tauwasserschutz/Glaserdiagramm Mit diesem Programm lässt sich der Tauwasserausfall berechnen und das Glaserdiagramm erstellen. Weitere Informationen finden Sie auf der Buch-CD unter „Angebote“. © Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln, 2009

Alle Rechte vorbehalten

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Anhang-531

Stichwortverzeichnis A

A/Ve-Verhältnis 9-477 Abgasverlust 4-217 Abluftanlage 7-412, 7-436 Absorptionskoeffizient 7-440 Abstandhalter 3-140 Abstrahlungskoeffizient 7-440 Anlagen − aufwandszahl 3-106, 4-179, 4-191,

4-206, 5-248, 7-426, 9-476 − komponenten 1-15, 4-179 ff,

4-206,7-447 Atmung 6-371 Aufheizverhalten 9-503 Aufheizvorgang 6-298 Ausdehnungskoeffizient, thermisch 6-297 Ausnutzung − faktor 7-417, 7-422 − grad 7-444, 9-490, 9-518 Außenmaße 2-50, 2-54, 3-159, 9-522

B

Balkon, auskragend 6-288, 6-307 Bauteile –, an Erdreich grenzend 2-52, 3-157 –, erdberührend 3-158 –, homogen 3-124, 5-282, 6-289, 6-293 –, inhomogen 3-109, 3-126, 5-264,

6-293 –, nicht gedämmt 5-254 –, opak 5-254,7-403, 7-405, 7-425,

7-440 –, transparent 3-139, 3-169, 7-406,

7-438, 7-422, 9-513, Be- und Entlüftungsanlagen 7-412 Befestigungselemente 3-112 Betriebsbereitschafts- – verlust 4-217 – wärmeverlust 4-221 – zeit 4-220 Bodenplatte 3-123, 3-154, 3-159 Brauchwasser- – erzeugung 4-216 – programme 4-224 – speicherung 4-216 – verteilung 4-222 Brennwert 3-100, 4-180, 4-206, 9-493 – kessel 4-217 Brennwert/Heizwert, Verhältnis 4-207 Bruttovolumen 2-50, 7-401, 9-509, 9-520

C

charakteristische Gebäudelänge 4-208 charakteristische Gebäudebreite 4-208 CO2-neutral 4-180, 9-476

D

Dachgeschoss, ausgebaut 3-158 Dämm- – keile 3-146 – standard 4-197, 5-248 – stoffe 3-107, 5-262, 5-271, 6-296,

9-500 Dampf- – druck 6-341 – dampfdruckgefälle 6-357 – sperre 6-296, 6-376 Dichte 3-107 Dichtheit 1-16, 7-311, 7-434, 8-463,

9-511 Dichtheitsprüfung 1-16, 5-252, 6-369,

7-411, 7-438, 9-478 Dichtungsschicht, zweite 3-116 Druckdifferenz 6-342

E

Elektrogeräte, Wärmeströme 9-517 Endenergiebedarf 1-15, 1-27, 4-191,

4-194, 4-200, 4-207 ff, 4-239, 7-426, 7-428, 9-475 ff, eie

Energie- – ausweis 1-25 ff, 6-302, 7-449 ff – bedarf 4-207, 7-449 – durchlassgrad transparenter Bauteile

2-71, 3-142, 7-402 – effizienz-Pumpe 4-216 – kennwert 4-430 – träger 3-100 – verbrauch 5-247, 6-285, 7-452 – verbrauch, vorgegeben 5-268 – verbrauchskennwert 7-452 – verlust 3-106 Entwässerungsöffnungen 3-114 Erdwärme 4-183, 9-482, 9-523 Erzeugung 4-210

F

Fachwerk 3-125 Fenster

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Anhang-532

– anschluss 6-327 ff, 6-377 – daten 2-82, 3-145, 7-402 –, energetische Qualität 9-514 – fläche 2-56, 2-90, 3-140, 9-515 – flächenanteil 2-65, 2-82 –, Luftschicht 3-141 – neigung 2-57, 2-72 – ohne Gewinne 2-74 – rahmen 3-139 –, Rahmenanteil 7-417, 9-515 Flachdach 3-146 Fugen – abdichtung 6-376 – durchlässigkeit 1-16, 6-373

G

Gebäude –, aneinander gereiht 9-502 –, bestehende 7-435 –, gemischt genutzt 1-29, 2-49, 7-401 – kenndaten 7-401 –, leichte 7-423, 7-445, 9-503 –, schwere 7-423, 7-445, 9-503 – nutzfläche 7-453 – trennwand 1-16, 7-404 Gebläse Ölkessel 4-218 Gesamt-Energiedurchlassgrad 2-67,

3-142, 5-253, 7-418, 7-439, 9-516 Geschosszahl 4-208 Glaser- – diagramm 6-350, 6-357 ff – verfahren 6-350, 6-357 ff Glasrand 3-139 Globalstrahlung 2-67 Gradtagzahl 5-247, 7-413 Gussgliederkessel 4-216

H

Heiz- – flächen 4-216, 4-229 – kreissteuerung 4-224 – körper 4-216 – körperventile 4-224, 4-228 – leistung 3-101, 7-447 – register 4-212 – wärmebedarf 4-195, 4-203, 5-247 ff,

7-407, 7-415, 7-425 – wärmespeicherung 4-216 – wert 4-206, 7-452, 9-475 Heizungs- – anlagen, bestehende 4-216 – check 4-229 – pumpen 4-226 – systeme, Regelanlagen 4-224

Hüllfläche 7-403 hydraulischer Abgleich 4-227 Hygrometer 6-344

I

Infiltration 7-429, 7-434 Infiltrationsluftwechsel 7-434 Infrarotstahlen 3-104 Isolierglas 3-139 Isothermen 6-286, 6-294, 6-295 Iteration 7-429

J

Jahresheizwärmebedarf 7-407, 9-493, 9-506, 9-518

Jahresnutzungsgrad 4-217, 4-221 Jahresprimärenergiebedarf 1-15, 4-180,

4-215, 7-406, 7-426, 9-479

K

Kapillarkondensation 6-345 Kastenfenster 3-142 Keller –, beheizt 3-160 –, unbeheizt 3-159 – wände 3-154, 3-162 KfW 5-247, 6-313, 6-335 Klima- – faktor 7-453 – verhältnisse 6-298 Kollektorfläche 4-188, 7-417, 7-439,

9-516 Kondensation 6-340 Konvektion 3-104 Kühlung 7-426 – bei Wohngebäuden 7-429

L

Leitwert, thermischer 7-409, 9-519 Luft- – dichtigkeitsschichten 6-375 – feuchte, relative 6-344 – heizungsanlagen 4-210 – schichten 3-113 ff, 9-479 Lüftungsanlage 4-189, 4-210, 5-250,

7-407, 7-411, 7-426, 7-436 –, mechanische 4-201, 7-436 Lüftungswärme- – quellen 7-443 – senken 7-434 – transferkoeffizient 7-429

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– verlust 1-16, 2-63, 4-189, 7-429, 7-436, 7-447, 9-506

Luftwechsel 4-189, 4-210, 6-355 – rate 7-411 – zahl 5-252, 6-371 ff

M

Messbericht 4-219 Mindest- – dämmstandard 5-254 – luftwechsel 7-412 Modernisierungsempfehlung 7-457,

8-470 Monatsbilanzverfahren 1-15, 2-58,

3-157, 4-191, 9-503

N

Nachtabsenkung 4-206, 4-224, 7-415, 7-416, 9-503

Nachtabschaltung 4-206 Netto-Heizenergiebedarf 9-490 Nichtwohngebäude 1-16, 1-21, 1-29,

1-34, 2-49, 7-401, 7-430 Niedertemperaturheizkessel 4-217 numerischer Parameter 7-444 Nutzwärmebedarf 7-428 Nutzfläche 1-34, 2-63, 7-401, 9-522 Nutzungsgrad 4-180, 4-217 Nutzwärmebedarf 4-215

O

Oberflächentemperatur 3-105, 3-123, 6-285, 6-289 ff, 8-464

Optimierung – der Dämmschichten 5-262 ff Optimierungsverfahren 5-248

P

Passivkonzept 9-490 Perimeterdämmung 3-160, 3-162, 9-501 Polarität 6-339 Primärenergiebedarf 4-214 ff, 5-247,

7-401, 7-407, 7-426, 7-447, 9-476 –, gekühlte Wohngebäude 9-477 Primärenergiebedarfsfaktor 9-476 Pufferspeicher 4-214

R

Rahmenanteil 3-141, 9-516 Randdämmung 3-161

Räume –, niedrig beheizt 2-63, (3-162), 7-403,

9-501 –, partiell genutzt 9-504 –, unbeheizt 2-63, 3-117, 7-387, 7-392,

9-519 – lufttechnische Anlagen 1-37, 9-507 Raumecken 6-287, 6-292 Raumklima 6-345 Referenz- – druck 6-373 – gebäude 4-214 – niveau 6-314 – region 9-492 Regeln der Technik 1-15, 1-29, 2-88,

6-369, 7-412

S

Sattdampfdruckkurve 6-359 Schlagregen 6-356 Schwachstellen, energetische 6-205 Solaranlagen, thermische 4-213 solare Wärmequellen, passiv 7-430 Speicherfähigkeit 7-422, 7-444 Speicherladepumpen 4-209 Speicherung 4-209 Spektrum 3-104 Spezialheizkessel 4-217 Standardheizkessel 4-217 Steildächer 3-116 Strahlungs- – absorptionsgrad 7-440 – angebot 7-417, 9-492 – intensität 2-57, 9-492, 9-519 – verlust 4-217 Strangregulierventil 4-227

T

Tau- – periode 6-360 – punkttemperatur 6-287, 6-345 – wasserebene 6-359 Teilbestrahlungsfaktor 7-418 Temperatur- – bewegung 3-99, 6-293 – faktor 6-288 – gefälle 3-107, 3-125, 6-289, 6-357 –, Korrekturfaktor 3-157, 3-163, 7-403,

7-432, 9-501, 9-519, – unterschiede 2-49, 6-288 Transmissions- – wärmequellen 7-443 – wärmesenken 7-431

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– wärmetransferkoeffizient 4-215, 7-429 – wärmeverluste 5-249, 6-303, 7-402,

7-406, 7-410, 7-427, 7-429 Trinkwasser- – bereitung 4-187, 7-446 – erwärmungsanlagen 4-213

U

Überhänge, horizontal 2-59 Umfassungsfläche, wärmeübertragend

7-403 Umkehrdach 3-112 Umstellkessel 4-216 U-Wert 3-119, 3-127, 3-146, 3-156,

5-256, 7-405

V

Verbrauchsdaten 1-27 Verbundfenster 3-140 Verdunstungsmasse 6-362 Verschattung 2-57 ff, 7-402, 9-518 Verteilung 4-207 Vordimensionierung 5-247 ff

W

Wandoberfläche 6-289 Warmdach 3-146 Warmwasserspeicher 4-217 Wärme- – brücken 6-285 ff – brückenfaktor 7-444 – brückenkatalog 6-313, 6-334 – brückenverluste 6-311, 6-338, 7-409 – brückenverlustkoeffizient 3-139, 6-289,

6-302, 9-505 – brückenzuschlag 6-311 ff, 7-409, 9-505 – dämmung, erforderlich 5-248 – dämmung, innen liegend, R-Wert 3-160 – dämmung, transparent 7-442 – dämmung von Warmwasserleitung

4-225 – durchgang 3-107 – durchgangskoeffizient, Pauschalwerte

3-168 – durchgangskoeffizient, zusätzlich

gedämmte Bauteile 3-169 – durchgangswiderstand 3-127, 5-282,

7-405 – durchlasswiderstand 3-113 ff, 5-282,

6-332, 7-405, 9-497

– durchlasswiderstand, Mindestwerte 6-337

– durchlasskoeffizient 3-112 – erzeuger 4-216 – fluss 3-126 – fluss an Wärmebrücken 6-295 – gewinne 7-402, 7-407, 7-417 – gewinne, interne 7-420 – gewinne, solare 7-417 – kapazität 9-503 – leitfähigkeit 3-97, 3-107 ff, 7-440,

9-500 – pumpe 4-181 ff, 4-197 – quelle 7-429, 7-438 – quellen, interne 7-442 – senke 7-429, 7-436, – speicherfähigkeit 2-70, 7-444, 9-503 – strom 3-124 ff, 5-249, 6-285 – stromdichte 6-290 – stromlinien 6-294 – trägheit 6-296 – transferkoeffizient 7-445 – übergang 3-106 – übergangswiderstand 3-121, 6-291,

6-365, 7-405 – übertragung in Luftschichten 3-108 – verlust, monatlicher 7-406 – verlust, spezifischer 7-413 – verteilungssysteme 4-216, 4-223 Warmwasserbereitung 7-425 Wasser- – bereitungssysteme 4-212 – dampfdiffusionsstrom 6-352 – dampfkondensation 6-338, 6-340 – dampfsättigungsdruck 6-342 – molekül 6-340 – stoffbrückenbindung 6-340 – temperaturdifferenz 9-489 Wechselbrandkessel 4-216 Witterungsbereinigung 1-27, 7-453 Wohngebäude, gekühlt 9-477 Wohnungseingangstüren 2-64 Wohungslüftungsanlagen 4-210

Z

Zirkulationsanlagen 4-216 Zu-/Abluftanlage 4-189 Zulufttemperatur 7-437 Zwischensparrendämmung

3-116, 5-264

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