von hauben und kapuzen
DESCRIPTION
Franziskanerinnen und Kapuziner leben gemeinsam in dem Kloster Stühlingen.TRANSCRIPT
Von Hauben und Kapuzen
Leben im Kloster Stühlingen
Kiên Hoàng Lê
Von Hauben und Kapuzen
Leben im Kloster Stühlingen
Kiên Hoàng Lê
Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch
im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als
Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern
in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in
Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des
heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns
eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben
füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich
aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück
Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon
einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und
ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache
und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein
Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich
aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu
werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,
was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.
Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,
aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich
eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und
ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen
zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als
Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,
um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.
12
Von Hauben und Kapuzen
»Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!«
13
Von Hauben und Kapuzen
14
Von Hauben und Kapuzen
15
Von Hauben und Kapuzen
Gott ist für mich Vater, Mutter, Heimat, mein Ein
und Alles, mein Höchstes Gut. Er ruft mich bei meinem
Namen, er liebt und führt mich. Alles ist in seine
Hand geschrieben und am Ende meines Lebens hat er für
mich eine Wohnung bereit.
S c H w e S t e r M a r i a J u l i a g e b. K r e S z e n t i a S c H w e r d t l e , S e i t 1966 i M O r d e n:
14
Von Hauben und Kapuzen
15
Von Hauben und Kapuzen
16
Von Hauben und Kapuzen
17
Von Hauben und Kapuzen
Ich versuche meine Spiritualität in aller Einfachheit
nach dem Leben des heiligen Franziskus und nach dem
Evangelium zu leben. Ich werde damit niemals fertig
werden. Die ganze Vollkommenheit wird einem erst
im Himmel geschenkt.
b r u d e r J ü r g e n M a r i a g e b. J ü r g e n e r n S t b ö H M, S e i t 1986 i M O r d e n:
16
Von Hauben und Kapuzen
17
Von Hauben und Kapuzen
18
Von Hauben und Kapuzen
19
Von Hauben und Kapuzen
Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch
im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als
Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern
in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in
Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des
heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns
eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben
füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich
aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück
Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon
einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und
ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache
und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein
Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich
aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu
werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,
was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.
Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,
aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich
eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und
ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen
zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als
Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,
um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.
S c H w e S t e r M a r i a c l a r a , g e b. S i M O n e, S e i t 2010 i M O r d e n:
18
Von Hauben und Kapuzen
19
Von Hauben und Kapuzen
Glaube ist für mich Vertrauen riskieren, mich
schenken und hingeben und meine Bereitschaft zu
vergeben. Gott ist ein liebendes und lebendiges
Gegenüber, ein Du, ein lebensstiftender Geist, ein
sorgender Vater, eine bergende Mutter, ein Bruder
und Begleiter, eine unerforschliche, unendliche
und bedingungslose Liebe. Ich glaube nicht,
dass ich meine Freiheit aufgebe, sondern meine
Ungebundenheit und Unabhängigkeit. Freiheit gewinnt
der Mensch erst wirklich in seiner Entscheidung für
einen Weg und eine Lebensform, für eine Beziehung
und Bindung. Mich entscheiden für das Gute und
das Leben, für Gott und den Mitmenschen, das ist im
ethisch-christlichen Sinne Freiheit.
b r u d e r l a u r e n t i u S g e b. e r w i n a l O i S w e n K, S e i t 1981 i M O r d e n:
20
Von Hauben und Kapuzen
21
Von Hauben und Kapuzen
22
Von Hauben und Kapuzen
23
Von Hauben und Kapuzen
Die Freude an Gott ist unsere Kraft. Der Herr ist
mein Licht und mein Heil. Der Herr ist die Kraft meines
Lebens.
S c H w e S t e r O d w i n a g e b. P r i S K a M a r i a r O t H, S e i t 1959 i M O r d e n:
22
Von Hauben und Kapuzen
23
Von Hauben und Kapuzen
24
Von Hauben und Kapuzen
25
Von Hauben und Kapuzen
Mir macht Sorge, dass Mitbrüder das Wirken unseres
Ordens verweltlichen: dadurch dass sie den Erhalt der
Gemeinschaft äußerlich organisatorisch - durch Finanzen
und Personalpolitik - wahren wollen und damit der
Versuchung der Machbarkeit erliegen, anstatt alles vom
Segen Gottes zu erwarten und dann vom Mitwirken unter
diesem Segen. Mich trägt der Orden nur, solange er
sich als spirituelle Gemeinschaft begreift. Alles andere
kann ich auch in der Welt bekommen.
b r u d e r J ü r g e n g e b. J ü r g e n M e y e r, S e i t 1992 i M O r d e n:
24
Von Hauben und Kapuzen
25
Von Hauben und Kapuzen
26
Von Hauben und Kapuzen
27
Von Hauben und Kapuzen
Ich habe mich durch meine Profeß auf Lebenszeit
dazu entschieden, in der Gemeinschaft der
Franziskanerinnen von Reute Jesus nachzufolgen.
Ich empfinde mein Leben mit den Gelübden
Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam nicht als
Einengung, sondern als Hilfe, dadurch besser Gott
und den Menschen dienen zu können.
S c H w e S t e r e r i K a M a r i a g e b. e r i K a a g n e S e i S e n b a r t H, S e i t 1981 i M O r d e n:
26
Von Hauben und Kapuzen
27
Von Hauben und Kapuzen
28
Von Hauben und Kapuzen
29
Von Hauben und Kapuzen
Ich gebe einen großen Teil meiner Freiheit auf, das ist
nicht jedermanns Sache.Viele sind auch wieder aus dem
Orden weggegangen. Es ist ein alternatives Leben zur Ehe
– wo ich ja auch Teil meiner Freiheit aufgebe - aber es ist
insofern anders und schwieriger, weil ich im Orden mir
den Bruder nicht aussuche, mit dem ich zusammenlebe.
Und auch der häufige Wechsel innerhalb der Provinz
in ein anderes Haus mit anderen Brüdern ist anders;
umso wichtiger ist daher das gemeinsame Fundament,
auf das wir uns in der Profess verpflichtet haben; nach
dem Evangelium, nach den Gelübden und nach der
franziskanischen Regel zu leben. Interessanterweise
erlebe ich aber durch diese Bindung eine neue und ganz
andere Freiheit: eine große Freiheit, für Gott und die
Menschen da zu sein, frei zu sein, um mich auch auf
diese Weise zu verwirklichen und letztlich eine Freude
erfahre, die ich nur als Geschenk begreifen kann. Einem
Außenstehenden dies zu erklären ist nicht einfach, heißt
es doch schon im Evangelium: »Wer es fassen kann,
der fasse es« - Und das ist auch bei mir nicht immer der
Fall- das Kreuz zu tragen ist auch im Kloster eine tägliche
Aufgabe, an der ich reifen und wachsen kann.
b r u d e r t O b i a S g e b. H u b e r t l i n K , S e i t 1964 i M O r d e n:
28
Von Hauben und Kapuzen
29
Von Hauben und Kapuzen
Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch
im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als
Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern
in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in
Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des
heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns
eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben
füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich
aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück
Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon
einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und
ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache
und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein
Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich
aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu
werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,
was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.
Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,
aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich
eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und
ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen
zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als
Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,
um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.
30
Von Hauben und Kapuzen
»Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.«
31
Von Hauben und Kapuzen
32
Von Hauben und Kapuzen
33
Von Hauben und Kapuzen
32
Von Hauben und Kapuzen
33
Von Hauben und Kapuzen
GlAuben unD leben im KloSter
samen inneren Ruf wider ein Leben in Armut, Demut
und für Jesus zu führen. In beiden Orden besteht aber
kein Trachten- bzw. Habitzwang. Vielmehr ist es dem
Träger überlassen, wann er es für angebracht hält. Wobei
die Schwestern konsequenter beim Tragen der Tracht
sind und ausschließlich an ihrem freien Tag gelegentlich
keine Tracht tragen.
Auch ist die Auslegung der Armut eine ganz andere
als zu Zeiten der Ordensgründung. Es muss keiner an
Hunger leiden, außer er fastet. Die Schwestern und Brü-
der besitzen kein privates Geld. Besitztümer beschrän-
ken sich auf das Hab und Gut in ihren Zimmern. Für
ihr leibliches Wohl ist im Kloster sehr gut gesorgt, teils
durch die Ernten aus dem Garten und teils aus Spenden
der Supermärkte im Dorf, deren abgelaufene Produkte
dem Kloster geschenkt werden. Armut wird heute im
Kloster eher als Besitzlosigkeit gelebt, die den Menschen
eine ungeheure Freiheit gibt, sich auf etwas zu konzent-
rieren ohne dabei den Fokus
zu stark auf die Bedürfniserfüllung des eigenen
Lebens legen zu müssen. Die Gemeinschaft sorgt
für den Einzelnen.
Diese Freiheit war früher wesentlich größer, weil der
Zustrom und Zuspruch der Orden zahlreich und die
Belastung des Einzelnen geringer war. Heute spüren die
Orden die Auswirkungen der Säkularisierung besonders
heftig, weil sich in ihren Strukturen die Folgen der Über-
Am Anfang steht eine radikale Entscheidung. Sich
ganz Gott und den Menschen zu geben. Sich in die Hän-
de der Gemeinschaft zu geben und Gehorsam zu gelo-
ben. Gehorsam einer höheren Macht gegenüber, die sich
hier auf Erden in der Kirche und den Orden manifestiert.
Es ist vor allem auch ein Ausdruck des Vertrauens, sich
in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Reute
und dem Orden der Minderen Brüder der Kapuziner
zu begeben.
Vertrauen hatten die Schwestern und Brüder auch zu
mir. Ich bin nicht christlich, eher buddhistisch. Ich bin
30, unverheiratet und versuche die Welt durch meine
Kamera zu verstehen. Es war eine einmalige Erfahrung
im Kloster Stühlingen an der Schweizer Grenze mit den
vier Schwestern und vier Brüdern einen Monat lang zu-
sammen zu leben. Wenn ich jetzt Schwestern und
Brüdern schreibe, geht es locker flockig, am Anfang war
es sehr gewöhnungsbedürftig solch traditionelle Begriffe
zu verwenden. Später wurde ich dann auch Bruder Kiên
gerufen und es fiel mir auch nicht mehr auf. Ein Assimi-
lierungsprozess in die Gemeinschaft, der ganz unbe-
wusst geschah. Das Leben im Kloster ist vorerst das
Leben in einer Gemeinschaft mit ihren verschiedenen In-
dividuen und einer ganz eigenen Gruppendynamik. Die
gleiche Kleidung in Tracht - für die Franziskanerinnen
- und Habit – für die Kapuziner - gibt den Klosterbewoh-
nern eine gemeinsame Basis. Sie spiegelt ihren gemein-
Kiên Hoàng Lê
34
Von Hauben und Kapuzen
35
Von Hauben und Kapuzen
alterung schon jetzt ablesen lässt. Es kommen vielleicht
ein, zwei neue Novizen pro Jahr hinzu und dann ist auch
nicht sicher, ob sie sich wirklich für ein Leben im Kloster
entscheiden werden. Was bleibt ist eine ökonomische
Rechnung. Wie erhalte ich Klöster, wenn die Kräfte,
sowohl in der Anzahl, als auch in der Vitalität schwin-
den? In der ersten Phase muss der einzelne mehr Ver-
antwortung und mehr Zeit für die weltlichen Aufgaben
aufwenden. Die wachsenden Aufgaben scheinen eine
große Belastung für die Schwestern und Brüder zu sein.
Es braucht Zeit, Ruhe und Besinnung, um in sich zu
gehen und den spirituellen Dialog zu führen. Zuge-
gebender Maßen ist das Leben im Kloster verglichen mit
meinem Leben in der Stadt sehr besinnlich. Es spiegelt
eher meine Erwartungen an ein Kloster von einem Ort
der Vollkommenheit und Ruhe wider.
Wenn auch das Bündeln der Kräfte nicht mehr funk-
tioniert, müssen entweder Klöster geschlossen werden
oder andere Orden, sowie Leihen aufgenommen werden.
Im Falle vom Kloster Stühlingen, haben Kapuziner die
Franziskanerinnen von Reute eingeladen mit ihnen ge-
meinsam ein Kloster zum Mitleben zu gestalten.
Die Franziskanerinnen sind quasi bei den Kapuzi-
nern angestellt; gleichberechtigt, jedoch teilweise immer
noch rollenverteilt in der Küche und Wäscherei. Der Got-
tesdienst in der Kirche wird ausschließlich von den Brü-
dern gehalten, aber in den Andachten (Laudes, Vesper
und Komplet) leiten auch die Schwestern die Gläubigen.
Es ist eine radikale - und aus heutiger Sicht traditio-
nelle - Entscheidung in ein Kloster zu gehen. Theoretisch
alles aufzugeben und in eine neue Familie einzutre-
ten. Die Schwestern und Brüder Leben ihren Glauben
wahrhaftig und haben auch einen guten Kontakt zu ihren
Familien. Die Kirche und Orden stellen sich den
Anforderungen einer sich ändernden Gesellschaft und
werden moderater. Schwestern und Brüder hinterfragen
auch Regeln der Kirche, weil sie nach Franziskus nur
nach dem Evangelium leben sollen. Wenn früher
ein Familienmitglied im Sterben lag und eine Schwes-
ter sich auf den Weg gemacht hatte, musste sie wieder
umkehren, falls der Tod eintrat bevor sie dort war. Heute
sind die Verbindungen zur Familie nicht mehr strengen
Regeln unterworfen. Schwestern und Brüder besuchen
ihre Familien und fahren auch mit ihnen gemeinsam in
den Urlaub.
Eine weitaus wichtigere Kritik ist die Heirat. Katho-
liken dürfen in ihrem Leben nur einmal heiraten. Im
Falle einer Scheidung dürfen die Geschiedenen nicht
mehr den Leib Christi in der Eucharistiefeier empfangen.
Ihnen wird somit der Höhepunkt jeder Messe verboten.
Überspitzt formuliert wird Ihnen aus Rom gesagt, dass
sie eine Sünde begangen und damit schlechte Christen
sind. Die Schwestern und Brüder stimmen der einmali-
gen Hochzeit zu, jedoch würden sie es begrüßen, wenn
34
Von Hauben und Kapuzen
35
Von Hauben und Kapuzen
Geschiedenen der Empfang des Leib Christi in Form
der Oblaten wieder erlaubt wird. Aus der Logik
eines verstehenden Gottes, der unvollkommene
Menschen geschaffen und seinen Sohn zum Sterben
für die Sünden der Menschen geschickt hat, ist das
nur konsequent.
Ich saß mit den Schwestern und Brüdern einen
Monat lang am Tisch und habe gute deutsche Küche
genossen. Eine witzige Begebenheit ist die Totenlesung
nach dem Essen. Es werden alle Namen der an diesem
Tag verstorbenen Schwestern und Brüder vorgelesen
und ihrer gedacht. Klingt vielleicht sehr düster, weil es
den Tod wieder bewusster macht, jedoch ist im Kloster
das Bewusstsein der Vergänglichkeit so präsent, dass es
seinen Schrecken verliert. Oftmals wurden auch Witze
über die altertümlichen Namen gerissen oder lustige Ge-
schichten über die Verstorbenen erzählt, sodass der Tod
mich eher heiter aufstehen lies.
Wahrscheinlich habe ich als Buddhist auch mehr
Gebetsstunden (morgens 7 Uhr, mittags 11:30 Uhr,
nachmittags 18 Uhr und abends 21 Uhr) mit Jesus ver-
bracht, als der Durchschnittsdeutsche, der höchstens zur
Kommunion und zu Weihnachten in die Kirche geht. In
meiner Generation sind viele müde, sie kämpfen gegen
Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst. Joseph Campbell
hat ihr Dilemma passend in Worte gefasst: »Nur die, die
weder einen inneren Ruf noch eine äußere Doktrin ken-
nen, sind wahrhaft in einer verzweifelten Lage.« Meiner
Generation fehlt die mythologische Basis, sei es nun der
christliche Glaube oder eine andere Form des Glaubens.
Nur mit der Ratio kommt der Mensch an seine sich
selbst gesetzten Grenzen. Nicht umsonst wird in den
Religionen darauf verwiesen, dass es Dinge gibt, die
Mensch nicht in Worte fassen kann, weil Worte missver-
ständlich wären.
36
Von Hauben und Kapuzen
37
Von Hauben und Kapuzen
39
Von Hauben und Kapuzen
42
Von Hauben und Kapuzen
43
Von Hauben und Kapuzen
44
Von Hauben und Kapuzen
45
Von Hauben und Kapuzen
49
Von Hauben und Kapuzen
50
Von Hauben und Kapuzen
51
Von Hauben und Kapuzen
57
Von Hauben und Kapuzen
58
Von Hauben und Kapuzen
59
Von Hauben und Kapuzen
60
Von Hauben und Kapuzen
61
Von Hauben und Kapuzen
60
Von Hauben und Kapuzen
61
Von Hauben und Kapuzen
62
Von Hauben und Kapuzen
63
Von Hauben und Kapuzen
65
Von Hauben und Kapuzen
68
Von Hauben und Kapuzen
69
Von Hauben und Kapuzen
71
Von Hauben und Kapuzen
74
Von Hauben und Kapuzen
75
Von Hauben und Kapuzen
77
Von Hauben und Kapuzen
80
Von Hauben und Kapuzen
81
Von Hauben und Kapuzen
Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch
im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als
Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern
in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in
Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des
heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns
eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben
füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich
aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück
Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon
einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und
ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache
und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein
Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich
aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu
werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,
was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.
Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,
aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich
eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und
ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen
zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als
Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,
um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.
»Seid gewiss: ich bin bei euch alle tage bis zum ende der Welt.«
80
Von Hauben und Kapuzen
81
Von Hauben und Kapuzen
90
Von Hauben und Kapuzen
91
Von Hauben und Kapuzen
Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch
im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als
Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern
in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in
Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des
heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns
eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben
füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich
aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück
Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon
einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und
ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache
und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein
Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich
aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu
werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,
was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.
Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,
aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich
eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und
ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen
zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als
Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,
um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.
»Denn siehe, ich bin mensch geworden. Wolltet ihr nicht Gott mit mir werden, so tätet ihr mir unrecht«
90
Von Hauben und Kapuzen
91
Von Hauben und Kapuzen
92
Von Hauben und Kapuzen
93
Von Hauben und Kapuzen
d a n K a n M e i n e F a M i l i e , d i e S c H w e S t e r n u n d b r ü d e r, M e i n e l e H r e r, M e n t O r e n u n d F r e u n d e :
Bruder Laurentius, Schwester Erika, Bruder Tobias,
Schwester Clara, Bruder Jürgen Maria, Schwester Julia,
Bruder Jürgen Meyer, Schwester Odwina
Søren Pagter, Kent Kilch, Anders Peterson, Jon
Lowenstein, Rolf Nobel, Karen Fromm, Götz Schleser,
Thomas Dashuber
Alina Emrich, Peggy Wellerdt, Liane Heinze, Jonas
Wresch, Ferhat Bouda, Wiebke Schleser, Arianna M.
Sanesi, Edu Bayer, Norbert Müller
Hòa, Dung, Trung
und auch alle, die ich vergessen habe zu erwähnen
92
Von Hauben und Kapuzen
93
Von Hauben und Kapuzen
94
Von Hauben und Kapuzen
i M P r e S S u M:
Kiên Hoàng Lê
Von Hauben und Kapuzen
Fotografien Kiên Hoàng Lê
Bibelzitate Jesus durch die heiligen Apostel
Portraitzitate Schwester Julia, Bruder Jürgen Maria,
Schwester Clara, Bruder Laurentius, Schwester Odwina,
Bruder Jürgen Meyer, Schwester Erika, Bruder Tobias
Text Kiên Hoàng Lê
Design Liane Heinze, Kiên Hoàng Lê
Fonts Scala, TitilliumMaps
Erste Ausgabe Mai 2013
Fotografien © Kiên Hoàng Lê
Text © Kiên Hoàng Lê
Zitate © Schwestern und Brüder des Kloster Stühlingen
JANUS IS GREEN Publishing
Berliner Allee 146 | D-13088 Berlin
Tel. +49 176 288 33 55 6 | [email protected]
www.hoangle.de
96
Von Hauben und Kapuzen
MF
Von Hauben und Kapuzen