volumenmarken: bleiben sie dabei! ist immer noch viel! juweliere wurden noch nicht mal besucht,...
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DIE UNABHÄNGIGE ZEITUNG FÜR DEN UHREN- UND SCHMUCKHANDEL
Impressum: Verlag und Medieninhaber: M. M. Verlagsgesellschaft m.b.H., ein Mitglied der Meth Media Gruppe, 1070 Wien, Wimbergergasse 28, [email protected]; Geschäftsführung: Alexander Meth; Redaktion: Ulrich Voß (Chefredaktion), Katrin Lessing, Bettina Gaedt, Barbara Bican, Marie-Christine Romirer, Ina Klose; RedaktionsanschRift (neu): Max-Eyth-Straße 14, 70771 Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart; Tel.: +49 (0)711/320 676-00, E-Mail: [email protected]; Art Director: Martin Büchele; Grafik: Regine Konrad; Anzeigenleitung: Birgit Guffler; Anzeigenverkauf: Christina Jansch; Druck: Kraft Druck, www.kraft-druck.de; Erscheinungsweise: 12x jährlich; Jahresabo: € 250,– exkl. MwSt. per Bankeinzug, € 260,– exkl. MwSt. per Überweisung; Er-füllungsort und Gerichtsstand: Wien; Bankverbindung: Oberbank Landshut, BLZ 70120700, Kto. 1051106324, IBAN: DE 76 701 20 700 105 110 63 24, SWIFT-CODE: OBKLDEMXLAN
Wenn Volumenmarken plötz- lich nicht mehr ganz so viel abwerfen wie in den ver-gangenen Jahren, neigt der
Fachhändler schnell dazu, sie gänzlich aus seinem Sortiment zu nehmen. „Blickpunkt Juwelier“ meint: Das ist falsch! Torschluss-panik ist keineswegs angesagt. Denn die
SCHLUSS. Torsten Giesler aus Bad Kreuz-nach gibt sein Geschäft in der Mannheimer Straße auf. Der Juwelier ist seit 2001 Rolex-Konzessionär, was in der Branche als „Lebens-versicherung“ gilt. Dennoch schließt er seinen Laden, den er zusammen mit Mutter Heidi geführt hatte, aus persönlichen Gründen.
ERFOLG. Pandora hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem deutlichen Umsatzplus abge-schlossen. Das dänische Schmuckunterneh-men erlöste 2,24 Milliarden Euro – eine Stei-gerung von rund 40 Prozent. Im vierten Quartal hat Pandora in allen Regionen ein zweistelliges Plus erzielt.
Mehrzahl der Trendmarken läuft weiterhin auf einem soliden Niveau, wird weiter gut nachgefragt – und deckt mindestens die Fix-kosten des Juweliers wie Mietzahlungen und Mitarbeitergehälter. Also muss die Devise lauten: Weitermachen, weil weniger immer noch mehr ist als nichts.Außerdem sollte der Händler wichtige Grund-
ausstatter zusätzlich mit ins Portfolio aufneh-men. Denn die Grundversorger brauchen den Juwelier und er braucht sie als finanzielle Basis. Basic läuft immer. Die wichtigsten Her-steller dazu werden zur Inhorgenta kommen, weil sie Interesse am Juwelier haben.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Bestätigt und verschärft: Das Weihnachtsge-schäft 2015 hat leider keine Überraschungen gebracht. Bestätigt haben sich die Tenden-zen der vergangenen Jahre, dass sich die Umsätze immer weiter nach hinten verschie-ben und die Wichtigkeit des Weihnachtsge-schäfts abnimmt – dies dürfte sich in der Größenordnung von zwei bis zweieinhalb Monatsumsätzen eingependelt haben.
Verschärft hat sich die ohnehin angespannte Situation bei Trendjuwelieren, die keine Trauringe oder Diamantware haben. Der Preisbereich unter 100 Euro – was wir „Zwei-stellig“ nennen – hat Ende 2015 angezogen. Ebenso das unmodische Basic-Segment. Die gute Nachricht: Der Diamant hat bei beiden funktioniert – sowohl beim Trendhändler, der ihn meist als Solitär anbietet, als auch beim Topjuwelier. Der Diamant hat Sicher-heit gebracht.
EDIToRIAL
SCHLUSS TRoTZ RoLEX PANDoRA AUF REKoRDKURSTAG HEUER ÄRGERT HANDEL
ULRICH voSS / CHEFREDAKTEUR
„Problematischfür Juweliere ohneTrauringe undSolitäre.“
02Februar
2016
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Warum es immer weitergeht undwelche Konzepte nicht funktionieren. s. 8
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ÄRGERLICH. Wieder einmal agiert ein Uhrenlieferant am Fachhandel vorbei. Die neue Smartwatch Connected von TAG Heuer wird zwar in doppelseitigen Anzeigen groß beworben, doch verkauft wird sie lediglich in vier Filialen von Juwelier Christ und der TAG Heuer-Boutique in München.
WenIger
Ist Immernoch
vIel!
Volumenmarken: Bleiben Sie dabei!
WEItERmaCHEn. Der Boom der Trendmarken mit großen Wachstumsraten ist vorbei.
Dennoch werfen die meisten von ihnen weiterhin gute Gewinne ab. Der Gesamtauftritt
bleibt ein starker. Deshalb: Dranbleiben!
Auch wenn einige Marken schwächeln: Halten Sie durch!
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„Wir haben keine Schwachpunkte mehr“Warum Bandel den Tamaris-Vertrieb übernimmt
Nachgehakt. Als zweite Marke nach Nikki Lissoni hat Lukas Stöcker von Bandel Schmuck Tamaris in sein Portfolio
aufgenommen. Warum aber gerade Tamaris, das sich nach einem guten Start der Schmuck-Kollektion 2013 so schwer
getan hat? „Blickpunkt Juwelier“ hat nachgefragt.
TAMARIS HISTORY
Die Verkäuflichkeit im Fokus: Lukas Stöcker von Bandel Schmuck in Düsseldorf hat den Vertrieb von Tamaris (Kernverkaufspreislage beim Schmuck zwischen 50 und 60 Euro) übernommen.
Blickpunkt Juwelier: Herr Stöcker, warum tun Sie sich das an und übernehmen den Vertrieb der neuen Marke tamaris, die vor allem 2015 im Handel so viele probleme ver-ursacht hatte?Lukas stöcker: Ganz einfach – weil es
eine Mega-Marke ist. Die Probleme, die es im
Handel gab, sind unabhängig von der Dach-
IM INTERVIEW
marke entstanden. es waren hausgemachte
Probleme der Firma art concept, der es an
erfahrung im umgang mit dem Fachhandel
gefehlt hatte.
BJ: warum sollte es jetzt klappen? stöcker: Die kollektion, die wir heute
anbieten, hat keine schwachpunkte. Wir
keiner hatte nach einer Marke wie
tamaris gefragt. und doch hat sich die
schuhmarke seit ihrem Marktstart
2003 nicht nur prächtig entwickelt,
sondern sogar zum Marktführer
gemausert. Das erfolgsrezept: konsu-
miges Design zu einem optimierten
Preis-Leistungs-Verhältnis, dazu gro-
ßer Werbeaufwand. Jüngster coup:
tamaris ist bei der jährlichen konsu-
mentenstudie der unternehmensbera-
ter von Oc & c zum beliebtesten deut-
schen einzelhändler im Bereich
textil- und schuheinzelhandel
gewählt worden, noch vor
Bonprix, s. Oliver, P&c
und c&a. seit 2008
gibt es taschen von
tamaris, seit 2013
schmuck und seit
2014 uhren.
TAMAriS – GiGANT dES
GEWöhNLichEN
haben innerhalb der vergangenen Monate
vieles an der kollektion verändern können.
Wenn wir das Problem der altware in den
Griff bekommen und der Händler befreit ist
von den rechteckigen, geklebten steinmodel-
len, dann sehe ich kein risiko mehr. unsere
dringlichste aufgabe ist die reanimation aus
Händlersicht.
BJ: Juweliere klagten über den schlechten Sup-port. ein Händler sagte, tamaris sei schlim-mer als egana zu ihren chaotischsten Zeiten. stöcker: Ganz klar, wir müssen enttäusch-
te Juweliere wieder begeistern. einige nam-
hafte Juweliere wurden noch nicht mal
besucht, obwohl sie die Marke groß aufge-
nommen hatten. aber die Marke als solche ist
ungebrochen stark und sehr präsent beim
Verbraucher – übrigens auch beim Mann. Ich
finde nicht, dass die erste schmuckkollektion
ein reinfall war. Der start 2013 war nicht
schlecht und die Verkäufe gut. es hat so lange
funktioniert bis die Lieferung ins stocken
geraten ist. Bis Mitte 2014 wurden die meis-
ten Händler normal beliefert. Dann war art
concept überfordert und vom eigenen Wachs-
tum und erfolg überrollt. trotzdem halte ich
es für weiterhin unverändert wichtig, dem
Handel eine verkäufliche kollektion im Preis-
bereich zwischen 50 und 60 euro zur Verfü-
gung zu stellen. Das fehlt im Markt.
BJ: was hat sich organisatorisch geändert?stöcker: Design und Produktionskompe-
tenz liegen weiterhin beim Lizenznehmer, wir
als Vertriebspartner sind in unseren Berei-
chen komplett unabhängig bei der Betreuung
der kunden, der Lieferung, der reklamation
oder der Buchhaltung. art concept war das
Bedienen des Fachhandels nicht gewohnt und
hatte in der Vergangenheit eher mit Großkun-
den zusammengearbeitet.
BJ: was hat sich an der kollektion geändert?stöcker: Wir haben in nahezu allen Bereichen
Veränderungen realisieren können. Die kollek-
tion wurde von 320 schmuckstücken 2014 auf
ALTES UNd NEUES AUS dEr TAMAriS-KoLLEKTioN
Lernkurve: Einer der „Schlecht-Per-former“ aus der alten Tamaris-Kollek-tion. Das Milchblau war „zu bunt“.
Ging nicht: Diese Kombination aus Form und Farbe hat nicht funktio-niert. Das Schmuckstück wurde aus der Kollektion genommen.
Die Formensprache war in diesem Fall nicht konsumig genug. Roségold und Schwarz gibt es nicht mehr in der aktuellen Tamaris-Kollektion.
180 nahezu halbiert. Die einstiegskosten für
Juweliere liegen nun bei 1.800 euro. Die Preis-
politik haben wir geändert und den Preispunkt
auf 50 bis 60 euro hochgesetzt. Im Weihnachts-
geschäft 2015 hat sich gezeigt, dass der Durch-
schnittspreis von 50 euro perfekt für diese Zeit
ist. Ich selbst war vor Weihnachten drei tage im
Verkauf und habe mehrmals gesehen, dass kun-
den auf tamaris im schaufenster zeigen, rein-
kommen und aktiv nach der Marke fragen.
BJ: was ändert sich am Design?stöcker: Die kollektion besteht weiterhin
zu 100 % aus stahl. Überwiegend alle gekleb-
ten steine sind aus der kollektion rausgeflo-
gen, ebenso die rechteckigen Designs. Nahezu
alle Zirkonia sind nun gefasst, es gibt also
künftig kaum noch geklebte steine. stilistisch
gesehen ist die kollektion nun gefälliger und
konsumiger.
BJ: kannibalisieren Sie mit tamaris nicht ihre eigene Schmuckmarke Silvertrends?stöcker: Nein. stilistisch ist es ein anderer
käufer. Der silvertrends-kunde ist braver,
ruhiger. Der tamaris-kunde ist modischer
und liebt das Größere und Plakativere. Ich
sehe die Positionierung der beiden Marken
nicht nah beieinander, obwohl es beides ein-
deutig Damenschmuckmarken sind.
BJ: könnte tamaris das esprit von morgen sein?stöcker: tamaris kann als deutschlandweit
vertriebene, konsumige Damenkollektion
sicherlich Lücken im Markt schließen. Die
„Art Concept wurde vomeigenen Wachstum undErfolg überrollt.“
LukAS STöckER,BANdEL
ersten erfahrungen haben gezeigt, dass
tamaris eine große Daseinsberechtigung im
aktuellen Marktgeschehen hat.
BJ: wie geht’s mit den uhren weiter?stöcker: Die alte kollektion haben wir
nahezu halbiert und im Herbst lediglich 14
Neuheiten rausgebracht. sie sind alle konsu-
miger und maximal 119 euro teuer. elf der 14
Neuheiten liegen unter 100 euro. Der Bedarf
im Handel nach ruhigen, schlichten uhren
unter 100 euro ist ungebrochen hoch. Übri-
gens: Genau damit ist tamaris bei den schu-
hen groß geworden. ●
„Unsere dringlichste Aufgabe istdie Reanimation aus Händler-sicht. Hier lief vieles falsch.“
LukAS STöckER
„Alle Zirkonia sind gefasst,es gibt keine geklebtenSteine mehr.“
LukAS STöckER
Armreifen sind im Kommen: Diese Version vereint Roségold und Perlen in runden Formen.
Das aktuelle Werbemotiv von Tamaris. Künftig gib es keine gekleb-ten Steine mehr auf dem Tamaris-Schmuck.
Konsumig und unter 100 Euro:Die Tamaris-Uhrenkollektion wurde nahezu halbiert und liegt im Schnitt bei etwa 80 Euro VK.