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VISIER-Special 79 Leseprobe

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Moderne Kampfpanzer und Gefechtsfahrzeuge■ Modelle & Technik

■ Bewaffnung & Schutz

■ Taktik & Vernetzung

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Page 2: VISIER-Special 79 Leseprobe

MZ MehrzweckNERA Non-energetic Reactive ArmourNetOpFü Vernetzte OperationsführungNG&A Nachrichtengewinnung und AufklärungNLW Non lethal Weapons/ Nichtletale WirkmittelNxERA Non-explosive Reactive ArmourOMF Opposing Militant Forces (gegnerische Kräfte)OP Observation Post (Beobachtungsposten)OpIK Operationen gegen irreguläre KräftePD Point Detonation (Aufschlag- zündung)PELE Penetrator mit erhöhtem lateralem EffektPDW Personal Defence WeaponPSP Peace Support Operations (friedenserhaltende Einsätze)PTT Push to talk (Sprechtaste)QRF Quick Reaction ForceRCWS Remotely Controlled Weapon Station (fernbedienbare Waffenstation)Recce Reconnaissance (Aufklärer)RGW Recoilless Grenade WeaponRHA Rolled Homogenous Armour (Panzerstahl)RoE Rules of EngagementRPG Rutschnoj Protiwotankowy Granatomjot (Granatwerfer zur Panzerabwehr)SAF Small Arms Fire (Beschuss durch Handwaffen)SEF Schnelles EinzelfeuerSigPi SignalpistoleSLERA Self-Limiting Explosive Reactive ArmourSMP Soldier Modernization Program SOCOM Special Operations CommandSOF Special Operation Forces (Spezialeinsatzkräfte)SOP Standard (auch: Standing) Operating ProceduresSPz SchützenpanzerSTAN Stärke- und Ausstattungs- nachweisungSTANAG Standardization Agreement

(NATO-Standardisierungs- übereinkommen)STF Streitkräftegemeinsame taktische FeuerunterstützungT TankTango Target (Ziel)Temp TempierbarTIC Troops in Contact (eigene Kräfte im Feuerkampf)TL Technische LieferbedingungenTSWA Turmunabhängige Sekundär- waffenanlage (für Puma)TUSK Tank Urban Survivability Kit (Schutzausstattung für urbane Operationen)UAS Unmanned Aerial SystemUAT Urbane AngriffstaktikUGV Unmanned Ground VehicleUOR Urgent Operational Require- ment (einsatzbedingter Sofortbedarf)USBV Unkonventionelle Spreng- und BrandvorrichtungVRV Vorderer Rand der Ver- teidigungWBG WärmebildgerätWNA WaffennachführanlageWOO Waffen, Optik, OptronikWStA WaffenstabilisierungsanlageWTD Wehrtechnische DienststelleXM Experimentation Model (Testmodell)ZDv Zentrale Dienstvorschrift

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INTRO

VISIER | SPECIAL 79-2015

IMPRESSUMVISIER - DAS INTERNATIONALE WAFFEN-MAGAZINVERLAGS-/REDAKTIONSANSCHRIFT: WIPSCH 1, 56130 BAD EMSE-MAIL-ADRESSE: [email protected]: +49 (0)2603 50 60-0FAX: +49 (0)2603 50 60-100INTERNET: WWW.VISIER.DE

VERLEGER: Peter Grieder

GESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Christian Müller, Dirk Schönfeld

CHEFREDAKTEUR: Matthias S. Recktenwald (MSR), verantwortlich gemäß rheinland-pfälzischem Pressegesetz

STELLVERTETENDER CHEFREDAKTEUR: Andreas Wilhelmus (AW)

REDAKTION: Alexander Losert (AL), Alexander Orel (AO),Claudia Mullins (CM), Redaktionsassistenz, Durchwahl -201

FREIE AUTOREN DIESER AUSGABE: Dr. Jan-Phillip Weisswange

LAYOUT & PRODUKTION: Marc Bauer, Marianne Lawen,Thomas Jason Wieger

ANZEIGENVERKAUF: Leitung Karola Göth +49 (0) 2603 50 60-106, E-Mail: [email protected]

ANZEIGENABWICKLUNG: Hildburg Wagener-Schipp +49 (0) 2603 50 60-105, Fax: -107,E-Mail: [email protected]

ANZEIGENSATZ: Sapro GmbH, Gutenacker

TECHNISCHE HERSTELLUNG: VS Medien GmbH

DRUCK: ADV SCHODER, Augsburger Druck und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17-19, D-86167 Augsburg,Tel.: + 49 (0) 821 79 04-251

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 19 

LESERSERVICE: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: +49 (0) 2603 50 60-101, Fax: -100, E-Mail: [email protected]

LESERSERVICE SCHWEIZ: VS Medien GmbH, Wipsch 1, D-56130 Bad Ems, Telefon: +41 44 586 97 94,Fax: +49 (0) 2603 50 60-100, E-Mail: [email protected]

VERTRIEB ZUM HANDEL: VU Verlagsunion KG, Zeitschriftenvertrieb, Meßberg 1, D-20086 Hamburg.

VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 5,90 Euro inkl. 7 % MwSt.

VISIER SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,90 Euro inkl. 7 % MwSt. Im Festbezug: 9,90 Euro bei kostenfreier Anlieferung.ISBN: 978-3-944196-15-2, ISSN: 0948-0528

BANKVERBINDUNG: (im Ausland kein Bankeinzug möglich).Commerzbank AG, Koblenz, BLZ 570 800 70, Konto 06 036 284 00. IBAN DE 61 5708 0070 0603 6284 00, BIC DRESDEFF570

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.

Copyright VS Medien GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge wird keine Haftung übernommen. Mit Überlassung des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild/Text) dem Verlag das Recht der urheberrechtlichen Nutzung.

Veröffentlichung gemäß § 9 Absatz 4 des Landesmedien-gesetzes vom 4. Februar 2005: Wirtschaftlich beteiligte Gesellschafter mit einem Anteil von mehr als 5.v.Hundert des Kapitals der VS Medien GmbH ist die VISIER Medien Holding AG, Graben 5, 6300 Zug, Schweiz (100%).

ERSCHEINUNGSTERMIN: November 2015TITELFOTOS: Michael Schippers

Schwere Kaliber, leichte Entscheidung

Nach meiner Bundeswehrzeit im Pan-zeraufklärungsbataillon 2 nahm ich 1993 in Freiburg mein Studium auf. Noch im Wintersemester 1993/1994 begann ich in der dortigen traditions-reichen Schützengesellschaft mit dem Schießsport. Bei einer der zahl-reichen geselligen Runden nach dem Training fragte mich ein Schützenbru-der, welches das größte Kaliber sei, welches ich bis dato geschossen hät-te. „120 x 570 mm“ antwortete ich als gelernter „Leo-Mann“ wie aus der Glattrohrkanone geschossen.

Es hat mich daher sehr gefreut, als das VISIER-Team um Matthias Reckten-wald bereits Ende letzten Jahres mit der Idee eines Specials über moderne Kampfpanzer und Gefechtsfahrzeuge auf mich zukam. Völliges Neuland be-treten wir nicht. In Specials und regu-lären Heften wandte sich das VISIER-Team immer wieder Rad- und Kettenfahrzeugen zu. Aus gutem Grund. Denn alleine die Reenactor-szene, der viele Fahrzeugenthusias-ten angehören, stellt einen erhebli-chen Anteil der Legalwaffenbesitzer. Etliches sprach also dafür, mit diesem Special einen Vorstoß in die sehr um-fangreiche und interessante Thema-tik „moderne Kampfpanzer und Ge-fechtsfahrzeuge“ zu wagen.

Eine klare Stoßrichtung erleichterte uns diese Entscheidung. Alleine aus Platzgründen können wir nur eine kleine Auswahl an Kampffahrzeugen schlaglichtartig vorstellen. Über je-des einzelne ließen sich ganze Bücher schreiben. So gibt es Experten, die

können – übertrieben gesagt – die Gummimischungen der Kettenpolster südturgusischer Begleitpanzer-Lizenz-bauten des vierten Bauloses aufzäh-len. Mit diesen geschätzten Kollegen können und wollen wir nicht konkur-rieren. Vielmehr geht es uns um einen aktuellen Überblick über derzeitige Konzeptionen und Entwicklungen. Kurioserweise ergab sich für mich un-abhängig von diesem Special gegen Ende der Produktion der hauptberuf-liche Wechsel „auf die andere Seite“ des Journalismus – nämlich als Referent Presse- und Öffentlichkeits-arbeit in der wehrtechnischen Indust-rie. Daher sei der guten Ordnung hal-ber festgehalten, dass ich hier als nebenberu�icher Autor meine per-sönliche Meinung wiedergebe.

Jetzt aber, liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie uns zu einem span-nenden Spähtrupp in die Welt der geländegängigen Großkaliber auf- brechen! In diesem Sinne: Horrido und Panzer Hurra!

Dr. Jan-Phillipp Weisswange, VISIER-Autor

Jan-Phillipp Weisswange

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Page 4: VISIER-Special 79 Leseprobe

Traditionell bringen wir mit der gelben Schleife unsere Verbunden-heit mit der Truppe zum Ausdruck – wir stehen hinter Euch! JPW

Rückversicherung: Ein kanadischer Leopard 2 A6 CAN begleitet am Hindukusch zwei gepanzerte Radfahrzeuge LAV III.

Der Schützenpanzer Puma absolvi erte im Rahmen seiner Truppenversuche auch Tests im Wüstenklima.

Kurzinformationen

• Tank Top Ten – die größten Panzerarmeen S. 11

• Geplantes Großgerät für die Bundeswehr S. 13

• Treibende Kraft S. 21

• Generationenfrage S. 24

• Federn lassen S. 33

• Kette: Metall oder Gummi? S. 36

• Mit allen Wassern gewaschen S. 41

• Dragonerritt – Dragoon Ride S. 48

• Schutz für Stabilisierungsoperationen S. 71

• STANAG für Soldat-Maschine-Schnittstellen S. 93

• Schutzwerte S. 101

• Lesetipps S. 113

• Panzer-Plausch – Tanker’s Talk S. 114

• Danksagung des VISIER-Teams S. 115

Zwei MG3 befi nden sich an Bord des Leopard 2 A6: Eines koaxial links neben der Bordkanone, das andere zur Fliegerabwehr lafettiert auf der Ladeschützenseite.

INHALT

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Traditionell bringen wir mit der

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Bereits in den 1980er Jahren liefen in der NATO Versuche mit einer 140-mm-Glattrohrkanone, hier die deutsche neue Panzerkanone 140 mm in einem Leopard 2-Prototypen.

Einführung

Gepanzerte Kräfte im politischen Wandel:Feuer und Bewegung 6Aktuelle Entwicklungen bei Konzeptionen, Stückzahlen, Einsatzerfahrungen – und warum gepanzerte Gefechtsfahrzeuge eine nationale Schlüsseltechnologie darstellen.

Fahren

Kürassiere:Mit Ketten und Kanonen 16Die derzeit genutzten Kampfpanzer, welche Modelle demnächst zulaufen und warum die Kolosse auf Ketten den Kern mechanisierter Kampfverbände bilden. Dragoner: Absitzstärke inklusive 30Was den Schützenpanzer vom Mann-schaftstransporter abhebt und welche Vorteile die wechselnde Kampfweise bietet.

Rad statt Kette: Es geht rund! 42Warum Radfahrzeugfamilien lange Zeit im Trend lagen und ob der noch anhält.

Husaren und Ulanen: Sehen oder sehen lassen 54Wie die leichte Kavallerie von heute ihre Aufträge erfüllt und welches Gerät sie dabei einsetzt.

Pioniere, Artillerie und Train: Panzers Helfer 66Die Waffensysteme der Kampfunterstützer und was sie ausmacht.

Feuern

Feuerbereit:Druck, Drall undGeschwindigkeit 78Welche Waffensysteme in den heutigen Gefechtsfahrzeugen sitzen und welche sie in Zukunft ergänzen könnten.

Funken

Neue Führungs- und Lage-Informationstechnologie:Digi-Tanks 86Wie neue Technologien die Gefechtsfahr-zeuge führbarer machen und in die vernetzte Operationsführung einbinden.

Panzerschutz

Moderne Schutzsysteme: Schicht für Schicht 94Warum der Schutz eines modernen Gefechtsfahrzeuges dem Aufbau einer Zwiebel gleicht.

Ausrüstung

Packplan: Alles am Panzerspähmann 102Was sich alles in der Panzerkombination unterbringen lässt.

Hobby

Zivil-Dienst: Passion Panzer 104Wie zivile Panzerenthusiasten ihrer Leidenschaft frönen.

Panzerfahren 2.0 Online PanzerschlachtenPanzer aus bits und bytes.

Anhang

…setze Auftrag weiter fort! 110Abkürzungsverzeichnis, Hersteller, Händler, Internetadressen – und vieles mehr.

Danke und Grüße

Wie immer gebührt mein ganz herzlicher Dank zunächst dem gesamten VISIER-Team, meinem „alten Haufen“.

Weiterhin gehen ein Dankeschön und/oder beste Grüße an: Rita Baldegger, Pete Blaber, Laetitia Blandin, Dr. Peter Boßdorf, Dr. Björn Bernhard, Christian Budde, OSF J.C. Braunshausen, Julia Engau, Urs Engeli, Matthias Fink, Clemens Gähwiler, Benjamin Gautier, Richard Had� eld, OTL a. D. Gerhard Heiming, Rolf Hilmes, Oliver Hoffmann, Peter Hoffmann, Christoph Henselmann, Amanda Jackson, Nadine Jarret, OTL Alexander Küper, Vitali Kuzmin, Frank Köhler, Sabine Langen, Tobias Leckebusch, Dr. Christian Leitzbach, Hans-Peter Lohmann, OTL a. D. Klaus-Peter Lohmann, Andreas Nett, Rainer Lutz, Jiri Paukert, Thorsten Peter, Janne Räkköläinen, Jarkko Savenius, Stephan Y. Schmidt, Gunnar Schmidt-Iser-mann, Rolf-Dieter Schneider, Oberst a. D. Wolfgang Schneider, Carl Schulze, Peder Sjölund Ph. D., Dr. Moritz Vischer, Corina Wassner, Harald Westermann, Dr. Rolf Wirt-gen und Ralph Zwilling.

Ein „Horrido“ meinen Kameraden der Heeresaufklärungstruppe, ein „Panzer Hurra“ und ein „Dran-Drauf-Drüber“ andie gepanzerten Kampftruppen sowie ein „Hoooaaah“ an die Marine Tankers. Ein dickes Dankeschön an meine Familie – besonders Anke und „Woti“ – für ihre Liebe und Geduld. Und ich danke allen, die ich vergessen habe, aufzuzählen.

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INHALT

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Page 6: VISIER-Special 79 Leseprobe

Am 14. Dezember 2014 erhielt die Bundeswehr mit den ersten 20 Ex-emplaren Leopard 2 A7 ihren bis

dato modernsten Kampfpanzertyp. Am 9. Mai 2015 ließ der russische Staats-präsident Wladimir Putin den Kampf-panzer T-14 Armata und eine ganze Ge-neration neuer Gefechtsfahrzeuge über den Roten Platz rollen. Am 23. Juni 2015 stellte das deutsche Heer seinen neuen Schützenpanzer „Puma“ in Dienst. Nach langem Zögern erklärte die Bundesre-gierung am 8. Juli 2015 gepanzerte Fahrzeuge zur nationalen wehrtechni-schen Schlüsseltechnologie. Wenig später unterzeichneten am 29. Juli 2015 der deutsche Panzerbauer Kraus-Maffei Wegmann und der französische staat-liche Rüstungskonzern Nexter in Versailles einen Vertrag zur Fusion. Am 15. September 2015 feierte die neue britische Spähpanzerfamilie Ajax in

London Premiere. Keine Frage – das vor-liegende VISIER Special fällt in eine panzertechnisch sehr bewegte Epoche.

Friedensdividende:Dabei hatte es vor gar nicht allzu langer Zeit zumindest in Deutschland und Westeuropa noch ganz anders ausgese-hen. Nach der Au� ösung des Warschauer Paktes stellten gerade in den plötzlich nur noch von Freunden und Partnern umgebenen westlichen NATO-Staaten viele Politiker, Friedensdividende-Ver-teidiger, aber auch hohe militärische Vorgesetzte den Sinn großer mechani-sierter Verbände in Frage. Drastisch schrumpften Truppenteile und Großge-rätezahlen. So senkte Deutschland sei-nen Leopard 2-Bestand von 2125 auf 225 Stück (will derzeit aber wieder auf 338 hochrüsten). Frankreich ging von 406 Leclerc auf 254 zurück und Großbri-

tannien behielt 227 von 346 Challen-ger 2. Noch radikalere Schritte taten die Niederlande und Belgien. So verzichte-te die Koninklijke Landmacht 2011 komplett auf ihre Leopard 2 A4 NL. Die belgischen Streitkräfte gaben am 10. September 2014 den letzten Panzer-schuss ab. Sie hatten bis zuletzt noch den Leopard 1 A5 BE in Nutzung.

Friedenssicherung durch über-legene Feuerkraft: Demgegenüber betonten Panzerkon-zeptionäre bereits Anfang der 1990er Jahre den hohen Wert von Kampfpan-zern selbst in friedensstabilisierenden Einsätzen. Die Kolosse auf Ketten über-zeugten, so hieß es, nicht nur durch ihren Schutz und ihre Durchsetzungs-fähigkeit, sondern auch durch ihre psy-chologische Wirkung. Schon früh gaben ihnen einige Erfolge Recht. Im Bosnien-

Feuer und Beweg ungGepanzerte Kräfte im politischen Wandel:

Da brennt die Heide: Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 brausen im Sturmwind dahin, die Infanterie folgt mit Granatmaschinenwaffe.

EINFÜHRUNG

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krieg nahmen am 29. April 1994 däni-sche Blauhelme nach einem Beschuss von UNPROFOR-Truppen im Raum Tuzla serbische Angreifer unter Feuer. Sieben Leopard 1 A5 verschossen dabei insge-samt 72 Granaten. Im Rahmen des spä-ter „Operation Bøllebank“ genannten Gefechtes gingen drei T-55 sowie einige Unterstände und Munitionsdepots in die Luft. Nach inof� ziellen Berichten hat-ten die Angreifer bis zu 150 Gefallene zu beklagen. Für die UNPROFOR blieb es an-schließend sehr ruhig in diesem Sektor.

Als die von der NATO angeführte Kosovo Force (KFOR) im Juni 1999 ihren Stabili-sierungseinsatz auf dem Balkan begann, bildeten nicht umsonst Kampfpanzer Leopard 2 A5 und Schützenpanzer Marder die Speerspitze des deutschen KFOR-Kontingents beim Gewinnen des Amselfeldes. Während diese Operation weitgehend reibungslos verlief, zeigte sich an anderen Brennpunkten schon bald, dass solche Einsätze auch ganz an-ders verlaufen können.

Als zu Beginn dieses Jahrtausends in den Stabilisierungsoperationen im Irak und Afghanistan immer ausgefeiltere Sprengfallen den eingesetzten leichten und mittleren Kräften schwere Verluste zufügten, warb man mit den „hohen Nehmerqualitäten“ der gut geschützten Kampfpanzer. Doch auch Wirkung und Geländegängigkeit rückten wieder ver-mehrt in den Fokus. Am deutlichsten lässt sich das aus der 180-Grad-Kehrt-wendung der Kanadier ersehen. 2003 entschieden sie sich zunächst dazu, ihre Leopard C2 (ein kampfwertgesteigertes 1 A5-Modell) aufzugeben. Kampfpanzer seien „der Mühlstein um den Hals der Streitkräfte“ analysierte der kanadische Generalstabschef Rick Hillier seinerzeit. Stattdessen wollte man fortan auf einen radbeweglichen Kanonenwagen – na-mentlich das „Mobile Gun System“ auf Stryker-Basis – setzen.

Doch die Einsatzerfahrungen am Hindu-kusch belehrten den nordamerikani-schen NATO-Partner eines Besseren:

Feuer und Beweg ung

Auf der Wacht: Kanadischer Leopard 2A 6M am Hindukusch. Das Fahrzeug verfügt zum Schutz vor Hohlladungsgeschossen über eine adaptierte Käfi gpanzerung.

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EINFÜHRUNG

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Kürassiere:

Mit Ketten und Kanonen

FAHREN: KAMPFPANZER

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Page 9: VISIER-Special 79 Leseprobe

Mit donnerndem Motor, so schnell wie der Blitz/ dem Feinde entge-gen, im Panzer geschützt/ voraus

den Kameraden, im Kampf steh’n wir al-lein/ so stoßen wir tief in die feindlichen Reih’n. Diese Zeilen aus dem „Panzer-lied“ beschreiben bis heute, was den Kampfpanzer ausmacht: Feuerkraft, Schutz und Beweglichkeit verleihen ihm

ungeheuerliche Stoßkraft. Die hohe „Duellfähigkeit“, insbesondere beim Kampf gegen feindliche Fahrzeuge, bildet das wesentliche Qualitätsmerk-mal. Dank moderner Optiken und Senso-ren kann die Besatzung zu jeder Tages- und Nachtzeit beobachten und kämpfen. Kommandant und Richtschütze nutzen dabei jeweils eigene Optiken. Der Kom-mandant kann zudem dem Richtschüt-zen aufgeklärte Ziele schnell zuweisen oder diese auch selbst bekämpfen. „Hunter-Killer-Fähigkeit“ heißt das im Fachjargon. Laserentfernungsmesser, ausgeklügelte Feuerleitsysteme, Waf-fennachführ- oder -stabilisierungsanla-gen gewährleisten eine hohe Erstschuss-trefferwahrscheinlichkeit – selbst dann, wenn man sich selbst und auch das Ziel sich bewegt. Auch sorgen stetig verbes-serte Panzerungen und Schutzsysteme für immer höhere „Nehmerqualitäten“.

Keine Frage: Angriff, Nehmen und Halten oder Verteidigen von Geländeabschnit-ten sowie Abnutzen eines selbst zahlen-mäßig überlegenen Angreifers in der Operationsart „Verzögerung“ zählen nach wie vor zu den Kernkompetenzen von Kampfpanzerverbänden. Unstrittig bildet der Kampfpanzer bis heute das Kernelement mechanisierter Kräfte. Und eine große und moderne Panzer� otte gilt in vielen Teilen der Welt nach wie vor als Qualitätsmerkmal für leistungsfähige Streitkräfte und Rüstungsindustrie.

Legendärer Leo: Zu den Spitzenreitern moderner Kampf-panzer gehört ohne Zweifel der deutsche Leopard 2. Im Oktober 1979 of� ziell ein-geführt, entstanden bisher einschließ-lich Lizenzbauten rund 3500 Exemplare, davon 2125 „Leos“ für die Bundeswehr. Der größte Teil davon (1800 Stück) lief in München beim Generalunternehmer Krauss-Maffei (heute Krauss-Maffei Wegmann/KMW und derzeit in einem Fu-sionsprozess mit dem französischen Staatsunternehmen Nexter) von den Bändern. Darüber hinaus entstand ein weiterer großer Teil der Flotte an der

Küste: Die Krupp Maschinenbau Kiel (MaK; heute Rheinmetall Landsysteme) fertigte 977 Leopard 2, vor allem für die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte. 345 Exemplare entstanden wiederum in schweizerischer Wertarbeit. So rüstete Oerlikon Contraves (die Panzerbausparte gehört heute zum RUAG-Konzern) die eidgenössische Pan-zertruppe mit dem „Panzer 87“ aus.

Nach dem Kalten Krieg erwiesen sich bei der Bundeswehr oder den Niederlanden abgerüstete Leopard 2-Panzer als Ex-portschlager. Inzwischen gehören 18 Nationen dem Kreis des Leopard 2-Benutzer (LEOBEN) an: Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Kanada, Niederlande, Norwegen, Öster-reich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien, Türkei. Als jüngste kamen Indonesien und Katar hinzu. Neben KMW, Rheinmetall und RUAG bieten etliche Unternehmen Kampfwertsteigerungsprogramme oder modernere Versionen an, woraus sich eine regelrechte „Artenvielfalt“ ergibt.Die Bundeswehr, die inzwischen wieder von 225 auf 328 Kampfpanzer hochrüs-ten will, nutzt derzeit die Leopard-2-Varianten A5 (1995, neues Panzerungs-konzept, elektrische statt hydraulischer Waffennachführanlage), A6 (ab 2001; längere Kanone L 55) und A6 M (ab 2004, verbesserter Minenschutz). Am 10. Dezember 2014 übernahm sie zudem von KMW den ersten von vorerst 20 Leopard 2 A7. Diese zuvor unerwartete Gelegenheit ergab sich aus einem Drei-ecksgeschäft, welches die turbulenten Folgen des Abbaus der NATO-Panzer-truppen und der Verwertung ihres Ge-rätes widerspiegelt: Im Rahmen des ISAF-Einsatzes in Afghanistan entschied sich Kanada 2007, von der deutschen Bundeswehr 20 Leopard 2 A6 M zu leihen. Von KMW an die kanadischen Anforde-rungen angepasst, standen die ersten Leopard 2 A6 M CAN noch im selben Jahr zur Verfügung. Sie bewährten sich der-maßen im Einsatz am Hindukusch, dass Kanada sie behalten wollte. Für die fälli- Fo

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Ein Leopard 2 A7 mit Barracuda-Tarnnetz in voller Fahrt.

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FAHREN: KAMPFPANZER

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Dragoner sind nicht Mensch nicht Vieh, auf’s Pferd gesetzte Infante-rie“ – so ein alter Spruch über jene

sehr vielseitige Gattung der Kavallerie, die heute beispielsweise als Panzergre-nadiere, Mechanized Infantry oder mot. Schützen � rmiert. Der Zwiespalt Infan-terie versus Kavallerie setzt sich bis in die zeitgenössischen Konzeptionen fort. Beispielsweise gehörten in der Bundes-wehr die „Grennies“ bis 1995 zur Infan-terie. Dann wechselten sie zu den gepan-zerten Kampftruppen und ab 2005 zu den Panzertruppen. Der vielseitige Auf-

trag blieb. So de� niert das deutsche Heer wie folgt: „Panzergrenadiere beglei-ten die eigenen Kampfpanzer der Panzer-truppe und bekämpfen im Gefecht der ver-bundenen Waffen auf- und abgesessen feindliche Infanterie sowie mittels Panzer-abwehrwaffen auch gepanzerte Fahr-zeuge. Die Panzergrenadiertruppe nutzt dazu das Gelände zum eigenen Vorteil.“

Ähnlich ließe sich der Auftrag vergleich-barer internationaler Truppengattungen beschreiben. Unterschiede gibt es hin-gegen bei Konzeptionen und Gliederun-

gen. So blieben die Panzergrenadiere in der Bundeswehr eine eigene Truppen-gattung. Die U.S. Army ging mit ihrem „Brigade Combat Team“-Konzept einen anderen Schritt. Hier verfügt jedes Armored Brigade Combat Team über drei „Combined Arms Bataillons“. Diese ge-mischten Panzer- und -grenadierbatail-lone führen je zwei Armor- und Ri� e-Companies mit Kampfpanzer M1 Abrams respektive Schützenpanzer M2 Bradley.

Der augenfälligste Unterschied der Panzergrenadiere gegenüber rad- oder

Dragoner:

Panzergrenadiere sitzen vom Schützenpanzer Puma ab.

Dragoner:

Absitzstärke inklusiveFAHREN: SCHÜTZENPANZER

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kettenbeweglicher Infanterie besteht im Großgerät: Während mechanisierte Infanterie über Transportpanzer (Armoured Personnel Carriers/APCs) ver-fügt, reiten die heutigen Dragoner auf Schützenpanzern (Infantry Fighting Vehicles/IFV oder Armoured Infantry Fighting Vehicles/AIFV) ins Gefecht. Der meist geländegängigere, höher geschütz-te und auf jeden Fall schwerer bewaffnete Schützenpanzer ließe sich gegenüber dem infanteristischen Trans-portpanzer als „leichter Kampfpanzer mit zusätzlicher Absitzstärke“ beschreiben.

Puma im Sprung: Wie sehr die Schützenpanzer zu den Kampfpanzern aufschließen – ohne diese freilich ersetzen zu können – zeigt das neue Arbeitspferd der deutschen Dragoner. Im Juni führte die Bundes-wehr nach langer Entwicklungszeit mit dem Puma den derzeit modernsten Schützenpanzer ein. Damit ging ein durchaus steiniger Weg zu Ende. Denn eines der wesentlichen Designkriterien des Puma bildete die Luftverladbarkeit in dem Transport� ugzeug A400M. Daraus folgten Au� agen hinsichtlich Ge-wicht und Abmessungen. Und so ergaben sich Lösungen wie das modulare Schutz-konzept oder der unbemannte Turm.

Im Juni 2015 übergaben schließlich die beiden Hersteller� rmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall sowie die von beiden als Joint Venture gegrün-dete Projektgesellschaft PSM GmbH in der Lüneburger Heide den symbolischen Schlüssel an die Bundeswehr. Beide Hersteller� rmen betonten dabei, dass

der Puma im Panzerbau eine neue Dimension darstelle.

Viele Vorteile:In der Tat soll sich der Puma für alle Einsatzszenarien und alle Klimazonen eignen und in allen relevanten Fähig-keitskategorien neue Maßstäbe setzen. Hierzu zählt zunächst die Wirksamkeit im Einsatz. Mit seiner neu entwickelten 30mm-Maschinenkanone MK30-2/ABM und der programmierbaren Munition so-wie der unterkalibrigen Wuchtmunition kann der Puma ein breites Zielspektrum wirkungsvoll bekämpfen, einschließlich Zielen hinter Deckungen. Weiterhin steht noch eine hauptsächlich für Aus-bildung gedachte Munitionssorte zur Verfügung. Der Puma verfügt zudem – wie ein moderner Kampfpanzer – über die „Hunter-Killer-Fähigkeit“. Komman-

dant und Richtschütze können mit von-einander unabhängigen Optiken beob-achten. Ziele lassen sich so schneller entdecken, erkennen, identi� zieren und bekämpfen. Eine mit letalen und nicht-letalen 40-mm-Granaten bestückte „turmunabhängige Sekundärwaffenan-lage (TSWA)“ sowie eine Startvorrich-tung für zwei Panzerabwehrlenk� ugkör-per MELLS sollen in den nächsten Jahren die Bewaffnung noch weiter verstärken.

Innovationen gibt es beim Puma auch in bezug auf die Mobilität. Wegen der kom-pakteren Bauweise und um die Schutz-eigenschaften zu optimieren, verfügt er über ein entkoppeltes Sechs-Rollen-Laufwerk mit hydropneumatischer statt Drehstabfederung. Dazu kommt der leistungsstarke Antrieb – ein MTU Power Pack 10 V 890 mit fast 1100 PS, der eben-

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kettenbeweglicher Infanterie besteht der Puma im Panzerbau eine neue dant und Richtschütze können mit von-

Absitzstärke inklusive

Der Schützentruppführer weist den vom M2A3 Bradley abgesessenen Infanteristen die Stoßrichtung für das Führen des Angriffs zu.

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FAHREN: SCHÜTZENPANZER

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Tag der Infanterie 2011, Ortskampf-anlage Bonnland: Erstmals präsen-tiert ein mit dem neuen Gepanzer-

ten Transport-Kraftfahrzeug (GTK) „Boxer“ ausgestatteter Infanteriezug einem größeren Zuschauerkreis Einsatz-grundsätze im Gelände. Unter gegensei-tiger Überwachung stoßen die trotz ihrer Größe beeindruckend leise fahren-den 8 x 8-Radfahrzeuge in Feindrich-tung vor. Mit Granatmaschinenwaffe und schwerem MG nehmen sie feindliche Kräfte unter Feuer. Sobald aber den in den fernbedienbaren Waffenstationen lafettierten Effektoren die Munition ausgeht, setzt das entsprechende Fahr-zeug zurück und fährt in gedeckte Auf-stellung. Umständlich krabbelt dann der

Richtschütze aus der Luke, tauscht den leeren Gurtkasten gegen einen vollen aus, macht die Waffe feuerbereit, ver-schwindet im Fahrzeug und kurz darauf geht es wieder nach vorne. Ein Wechsel von auf- zu abgesessener Kampfweise � ndet seinerzeit auch kaum statt. Jetzt versteht selbst der letzte Zuschauer den Unterschied zwischen Mannschaftstrans-portpanzer (Armoured Personnel Carrier – APC) und Schützenpanzer (Infantry Fighting Vehicle – IFV). Und der deut-schen Infanterie gelingt es eindrucks-voll, sich nicht als radbewegliche Pan-zergrenadiere darzustellen. Sie folgt mit dem Boxer dem „Mutterschiffkon-zept“: Das bullige Fahrzeug transpor-tiert die Infanteriegruppe und ihr Gerät

geschützt an den Einsatzort und bietet den Fußsoldaten die mobile Basis, um sich für den jeweiligen Gefechtsauftrag zu kon� gurieren und dann abgesessen zu kämpfen.

Acht gegeben:Ob die denkwürdige Demonstration hö-here konzeptionelle Hintergründe hatte oder einer generellen gepanzerten Skepsis gegenüber radbeweglichen Ge-fechtsfahrzeugen folgte, muss offen bleiben. „Gummibereifte Zäpfchen-spucker-Kasperkiste“ – so nannten je-denfalls die Leo-Männer der schweren Panzerspähzüge den Achtrad-Spähpan-zer „Luchs“, das Arbeitspferd ihrer „leichten Kameraden“. Ganz klar galt:

Rad statt Kette:

Deutsches GTK Boxer-Infanterie-gruppenfahrzeug im ISAF-Einsatz in Afghanistan.

Tag der Infanterie 2011, Ortskampf-Tag der Infanterie 2011, Ortskampf-T Richtschütze aus der Luke, tauscht den geschützt an den Einsatzort und bietet

Rad statt Kette:

Es geht rund!

FAHREN: RADFAHRZEUGFAMILIEN

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Ordentliche Gefechtsfahrzeuge müssen auf Ketten fahren!

Doch die Idee radbeweglicher Gefechts-fahrzeuge stellt bei weitem keine Neu-heit dar. Viele Ostblockstaaten setzten im „Kalten Krieg“ radbewegliche Späh-panzer (BRDM) und Transportpanzer (BTR-60, 70, 80, 82; OT-64) ein. Auf der jüngsten Parade auf dem Roten Platz in Moskau anläßlich des Sieges im „Großen vaterländischen Krieg“ ließen die russi-schen Streitkräfte zudem den neuen Schützenpanzer VPK-7829 auf Basis des Bumerang-Radfahrzeuges rollen. Und insgeheim respektierten selbst die deutschen „Kettengesichter“ den Luchs, obwohl der nur eine 20-mm-Ma-schinenkanone als Hauptwaffe trug. Schnell, dabei extrem leise (so lange der Fahrer nicht in die stets quietschen-den Bremsen trat) und auch im Gelände exzellent beweglich erwies er sich trotz seiner Größe als verlässlicher Spähpan-zer. Mitte der 1990er Jahre kam er im Rahmen der Stabilisierungsoperationen auf dem Balkan bei Patrouillen oder zum Konvoischutz zum Einsatz. Noch länger begleitete der eng mit dem Luchs verwandte Fuchs die Truppe mit in die Auslandseinsätze. Der bis heute im nordhessischen Kassel gefertigte 6 x 6-Transportpanzer fuhr schon im

Rahmen des UNOSOM II-Einsatzes in So-malia. Und während der Luchs inzwi-schen ausgemustert wurde, gibt es den Fuchs derzeit in der kampfwertgestei-gerten Variante 1 A8.

Deutlich mehr Fahrt nahm der Trend zu radbeweglichen Gefechtsfahrzeugen aber um die Jahrtausendwende auf – und das nicht nur bei der deutschen Bundeswehr. Insbesondere gepanzerte 8 x 8-Fahrzeugfamilien gehören zur ers-ten Dekade dieses militärischen Jahr-tausends, genauso wie digitale Tarnuni-formen. Der geneigte „Panzer-Erkenner“ muss achtgeben, um die Vielfalt ausein-anderzuhalten.

Gemeinsame Sache: Ein Grund für die vielfältige Ähnlichkeit mag in gemeinsamen Ursprüngen lie-gen, die einige Fahrzeuge haben. So machten sich 1998 Deutschland, Frank-reich und Großbritannien zeitweise ge-meinsam daran, eine neue 8 x 8-Trans-portpanzerfamilie zu entwickeln – diese mündete deutscherseits in den Boxer. Frankreich stieg allerdings zuvor zugunsten des nationalen Projektes Véhicule Blindé de Combat d’Infanterie (VBCI, gepanzertes Infanteriekampf-fahrzeug) aus. Großbritannien verab-schiedete sich ebenfalls im Hinblick auf

ein nationales Programm aus dem Pro-jekt. So sah das britische Future Rapid Effect System (FRES) eine Mischung aus Ketten- (Specialist Vehicles) und Rad-fahrzeugen (Utility Vehicles) vor. Der-zeit halten die Briten vornehmlich aus Kostengründen lediglich an der Ketten-variante fest. Die Niederlande wieder- Fo

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Radschützen-panzer

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Besatzung: 3 + 6 Soldaten (IFV; andere versions-abhängig)

Bewaffnung: 40-mm-Maschi-nenkanone mit CTAS-Technologie. 1 x 7,62 mm-Blenden-MG, 1 x 7,62 mm-FLA-MG oder fernbedienbare Waffenstation, 2 x Panzerabwehrlenk-� ugkörper (Javelin oder MMP); andere Bewaffnungs-optionen versions-abhängig

Panzerung/Schutz:

modulare Panzerung, Minenschutz, Rundumsichtsystem

Antrieb: Volvo D13 Diesel mit 600 PS

Geschwindigkeit: ca. 105 km/h

Abmessungen (LxBxH; mit Kanone 12 Uhr)

ca. 8,00 m x 3,00 m x 3,00 m

Gefechtsgewicht: 32 t

Reichweite (Straße): ca. 750 km

Mögliche Varianten:

Transportpanzer, Radschützenpan-zer, Radpanzer, Spähpanzer, Beobachtung und Streitkräftege-meinsame Feuerun-terstützung, Sanitätsfahrzeug, Mörserträger, Bergefahrzeug, Pionierfahrzeug.

Nutzerstaaten: Frankreich (VBCI-Basisversion in 630 Exemplaren)

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FAHREN: RADFAHRZEUGFAMILIEN

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Gerade für die leichte Kavallerie – namentlich Husaren und Ulanen (Lanzenreiter, Lancers, Lancieri) –

stellte sich in den letzten Jahrhunder-ten immer wieder die Frage, ob sie in ers-ter Linie kämpfen oder aufklären sollte. Mit der fortschreitenden Technisierung in der Fähigkeitskategorie Nachrichten-gewinnung und Aufklärung (NG&A) schien das Pendel mehr in Richtung Auf-klärung auszuschlagen. Das entspricht voll und ganz dem Aufklärer-Motto „Viel sehen ohne selbst gesehen zu werden.“

Wie sehr sich moderne Technologien auf die leichte Kavallerie auswirken, offen-

bart der Wandel der deutschen Panzer-aufklärungs- zur heutigen Heeresauf-klärungstruppe. Bei deren einstigen Hauptwaffensystemen, dem Spähpan-zer Luchs und erst recht beim Kampf-panzer Leopard 2, handelte es sich um veritable Gefechtsfahrzeuge. Der Luchs etwa trug die gleiche Bewaffnung wie der Schützenpanzer Marder, die 20-mm-Maschinenkanone Rh-202. Optik und Optronik der Waffenanlage dienten na-türlich auch der Aufklärung. Mitte der 1990er Jahre begann man bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW) damit, einen neuen „Spähwagen“ zu entwickeln. Ab 2003 führte die Bundeswehr dann

das neue Aufklärungsfahrzeug namens Fennek ein. Anstelle einer Kanone führt der Fennek nun aber in erster Linie Auf-klärungstechnik ins Feld: die auf- und abgesessen einsetzbare Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung (BAA), die Bodensensorausstattung (BOSA) sowie die Abbildende luftgestützte Auf-klärungsdrohne im Nächstbereich (ALADIN). Dafür musste er aber mit ei-ner lediglich von Hand zu richtenden Waffenstation mit 40-mm-Granat-maschinenwaffe oder MG 3 auskommen. Das lässt sich mit der einstigen Feuer-kraft der Truppengattung natürlich nicht vergleichen.

Husaren und Ulanen:

Sehen oder s ehen lassen?FAHREN: AUFKLÄRUNGS- UND PATROUILLENFAHRZEUGE

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Die komplexe Aufklärungstechnologie erfordert für heutige Spähtrupps weiterhin intensivere Planung und Vorbereitung als früher, um die Sub-systeme auch bestmöglich einsetzen zu können. Die derzeit absehbaren techno-logischen Trends zur Miniaturisierung, zu unbemannten Systemen und zur Ein-bindung neuer Sensoren in das Aufklä-rungsnetzwerk lassen vermuten, dass die Panzerspäherei auf absehbare Zeit eine hochtechnisierte Sache bleibt.

Sehen, Sensoren und STF: BAA, BOSA und ALADIN erlauben es der Fennek-Besatzung, Ziele auf bis zu

15 km Distanz zu entdecken und auf 2 km zu identi� zieren. An die Stelle der bisher gerüsteten BAA I tritt die BAA II von Carl Zeiss Optronics (heute Airbus DS Optronics). Die bereits in der BAA I vorhandene Sensorik – Wärmebildgerät, Laser-Entfernungsmessgerät und CCD-Kamera – wurden durch die jeweils neu-este Generation ersetzt. Zusätzlich zeichnet sich die BAA II durch Laser-pointer/Laserbeleuchter, Bildfusion und Bewegungsdetektion, ein neues er-gonomisch gestaltetes Bedienfeld, er-weiterte Richt- und Elevationswinkel sowie die mögliche Adaption von Laser-designator (Lasermarkierer) und C-

Spot-Kamera aus. Durch den Anschluss an die Navigationsanlage eines Fahr-zeuges ist die Ziellokalisierung und Ziel-vermessung der BAA II direkt in die Feuerleitung des jeweiligen Fahrzeugs oder Fahrzeugverbundes integrierbar.

Eine der neuesten Varianten des Späh-wagens stellt der „JFST-Fennek“ dar. Er geht an die Joint Fire Support Teams (JFST) der Bundeswehr, ein Kern-element der „streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung“ (STF) in der vernetzten Operationsführung. Ein solches JFST setzt sich aus einem Beobachtungstrupp (Boden/Boden) Fo

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Sehen oder s ehen lassen?Links ein Fennek getarnt im Spähtruppziel mit ausgefahrener Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung, rechts einer auf Patrouille im ISAF-Einsatz in Afghanistan.

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FAHREN: AUFKLÄRUNGS- UND PATROUILLENFAHRZEUGE

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Es hat Erfolg im Leben doppelt, wer Feuer und Bewegung koppelt: Im Überblick über die Arbeitspferde der

modernen Kavallerie klang schon deren vielfältige Bewaffnung an. Doch welche Trends lassen sich derzeit absehen, mit der die Nachfahren der Ritter ihre Schwerter weiter scharf halten können?

Um Geschwindigkeit, Reichweite und Durchschlagskraft weiter zu erhöhen, aber auch um Kampf- und Schützenpan-zern vielfältigere Wirksamkeit auf den heutigen Gefechtsfeldern zu verleihen, tüfteln die Konstrukteure derzeit an weiter optimierten Waffen und Muniti-onssorten. Fähigkeit zu Air-Burst (AB), Präzision zur Vermeidung von Begleit-

schäden, Anwendungen für urbane Ope-rationen sowie Eigenschaften Insensiti-ver Munition (IM) bestimmen die weitere Entwicklung.

Glatt gegangen:Bei den Kampfpanzern bleiben auf ab-sehbare Zeit sowohl im Osten als auch im Westen Pulverkanonen die Hauptbe-waffnung. Die meisten im Gebrauch be-� ndlichen sowjetischen respektive rus-sischen Modelle – selbst der brandneue T-14 Armata – verfügen über 125-mm-Glattrohrkanonen. Hierzu zählen die weit verbreitete, mehrfach kampfwert-gesteigerte 2A 46M oder die Armata-Hauptwaffe, die 2A 82. Diese Muster verschießen eine zweiteilige Munition.

Die britische Panzertruppe nutzt in ihrem Challenger 2 ebenfalls eine zweiteilige Mu-nition. Vielleicht wechselt sie aber dem-nächst zum Standard innerhalb der NATO und anderer Staaten: der 120-mm-Glatt-rohrkanone. Zu den am meisten genutzten westlichen Waffenanlagen zählen ohne Zweifel Rheinmetalls L44- und L55-Mo-delle. Eine im Watervliet Arsenal entwi-ckelte, als M 256 bezeichnete L44 in leicht abgewandelter „amerikanisierter Form“ sitzt im Abrams. Und selbst die Kampfpan-zer Leclerc und Merkava verschießen mit den einschlägigen 120-mm-NATO-Stanags (z. B. 4385) konforme Munition.

Es erscheint wahrscheinlich, dass es im Wettkampf zwischen Feuerkraft und

Druck, Drall und Geschwindigkeit

Feuerbereit:

Ein M1 A2 SEP V2 im scharfen Schuss.

FEUERN: BEWAFFNUNG

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Page 17: VISIER-Special 79 Leseprobe

Panzerschutz zu weiteren Entwicklun-gen der Waffenanlagen kommt. Russ-land kündigte an, seinem Armata eine 152-mm-Kanone verpassen zu wollen. Angesichts der in Deutschland gesam-melten Erfahrungen aus den Versuchen mit 140-mm-Bordkanonen (einschließ-lich zweiteiliger Munition!) erwarten Fachleute gespannt erste Ergebnisse. Doch auch in Deutschland denkt man an diversen Stellen über neue Kaliber nach – namentlich über 130 mm.

Innere Energie:Kampfwertsteigerungen beschränken sich nicht nur auf Kanone und Kaliber, sondern auch auf die Munition. Für den Kampf gegen gegnerische Panzer dient unterkalibrige Wuchtmunition (KE/Ki-netische Energie, Armour Piercing Fin Stabilized Discarding Sabot-Tracer/APFSDS-T). Deren Penetrator wirkt aus-schließlich durch seine hohe Energie, die er beim Auftreffen und Eindringen auf einen kleinen Punkt konzentriert und dann das Material der Panzerung verdrängt. Die derzeit modernste deut-sche 120 x 570 mm-Patrone DM63 A1 nutzt einen Wolfram-Penetrator und zeichnet sich weiterhin durch eine tem-peraturunabhängige Treibladung aus. Die hält ihre innenballistischen Leistun-gen über einen breiten Ladungstempe-raturbereich konstant aufrecht, was zur Präzision beiträgt. Die US-Streitkräfte setzen auf abgereichertes Uran (Deple-ted Uranium, DU) in ihren Pfeilgeschos-sen. Orbital ATK hat davon kürzlich die neueste Generation M 829 A4 quali� -ziert. Als problematisch bei DU-Muniti-on gelten die hochgiftigen Stoffe, die bei den Trefferwirkungen entstehen und die Umgebung verseuchen.

Weitere Munitionssorten ergänzen das Arsenal. Hierzu zählen unter anderem Mehrzweck-Hohlladungspatronen (MZ, HEAT-MP-T) wie die DM12A1 oder M 830 A1. Die M 1028 „Kanister“-Patrone dient mit ihren rund 1000 Wolfram-Sub-projektilen im Gefechtskopf zur Abwehr von Infanterie, leichten Fahrzeugen Fo

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Die 120-mm-Glattrohrkanone L55 verschießt KE-Munition mit einer Geschwindigkeit von rund 1720 m/s, die kürzere L44 erreicht noch 1690 m/s.

Kanadische Soldaten munitionieren ihren Leopard2 A6 mit Munition des Typs DM33 (KE, vorne) und DM12 (MZ, hinten) auf.

Wirkung einer DM63 auf eine Panzerstahlplatte.

152-mm-Kanone verpassen zu wollen. Angesichts der in Deutschland gesam-

Die 120-mm-Glattrohrkanone L55 verschießt KE-Munition mit einer Geschwindigkeit von rund 1720 m/s, die kürzere L44 erreicht noch 1690 m/s.Die 120-mm-Glattrohrkanone L55 verschießt KE-Munition mit einer Geschwindigkeit

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FEUERN: BEWAFFNUNG

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Page 18: VISIER-Special 79 Leseprobe

Düster endet das Panzerlied: „Und lässt uns im Stich einst das treulose Glück/ Und kehren wir nicht mehr zur

Heimat zurück/ Trifft uns die Todeskugel, ruft uns das Schicksal ab/ Dann ist unser Panzer ein ehernes Grab.“ Damit dies möglichst nicht geschieht und man „im

Panzer geschützt“ bleibt, lassen sich Ingenieure viel einfallen, um den ewigen Wettstreit zwischen Feuerkraft, Panzer-schutz und Mobilität zu gewinnen. Hier-zu zählt weit mehr als die schützende dicke Stahlhülle, die dem Panzer ihren Namen gab. Daher lohnt sich der Blick

auf bewährte und neue Schutztechnolo-gien und -konzepte, Schicht für Schicht, von außen nach innen.

Wirkung vor Deckung!An diesen bewährten taktischen Grund-satz sei zuallererst erinnert. Wer schnel-

Schicht für SchichtSchicht Moderne Schutzsysteme:

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ler schießt und besser trifft, gewinnt den Feuerkampf. Das gilt für Infanteris-ten ebenso wie für Panzer. Und um schneller schießen zu können, muss man den Gegner früher erkennen, ent-decken und identi� zieren. Hierzu tra-gen natürlich die an Bord be� ndliche Hochleistungsoptik und -sensorik bei. Bei modernen Gefechtsfahrzeugen er-möglichen Sichtsysteme der gesamten Besatzung – einschließlich aufgesesse-ner Grenadiere – das Fahrzeugumfeld zu beobachten. Lagewahrnehmungssyste-me bieten eine 360-Grad-Überwachung und zeigen auf Touchscreen-Bildschir-

men verdächtige Veränderungen an. Akustische Sensoren detektieren den Beschuss durch Scharfschützen, alar-mieren die Besatzung und zeigen die Bedrohungsrichtung an. Auch können Radare abstandsaktiver Schutzsysteme Bedrohungen erkennen.

Ebenso spielt die Ergonomie und Füh-rungsfähigkeit des Panzers selbst eine Rolle. Die bereits mehrfach erwähnte Hunter-Killer-Fähigkeit ermöglicht es, dass Kommandant und Richtschütze un-abhängig voneinander das Zielgelände beobachten. Da vier Augen meist mehr

sehen als zwei, reduziert sich die Be-kämpfungszeit. Schließlich kann die vernetzte Operationsführung zu hoher Wirksamkeit beitragen. Denn durch die kann die Besatzung auch auf andere Au-gen und Ohren im Gefechtsverbund zu-rückgreifen und etwa für herannahende Feindkräfte einen Hinterhalt legen.

Tarne dich und täusche den Feind! Das klingt einfacher, als es ist. Naturge-mäß zeichnen sich Gefechtsfahrzeuge durch relativ große Abmessungen aus und erzeugen natürlich auch verräteri-schen Lärm und weitere, schon mit blo- Fo

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Ein zerstörter Kampfpanzer

Abrams M1 A1 im Irak.

Diese Prinzipskizze des israelischen „Trophy“ veranschaulicht die „virtuelle Schutzglocke“, die abstandsaktive Schutzsysteme um Fahrzeuge legen.

Schutzelemente des Schützenpanzers Puma: Oben auf dem Turm der IR-Jammer zur Abwehr von Panzerabwehrlenkfl ugkörpern, auf dem Turm- und Fahrzeugdach die „Igel-Panzerung“ zum Schutz vor Bomblets. An den Fahrwerksseiten befi nden sich in der Schutzstufe „C“ („Combat“) Reaktivpanzerungselemente aus Kompositwerkstoff.

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PANZERSCHUTZ

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