verschiebung des ortes experimentell bedingter kalkablagerungen in der niere unter dem einfluß von...

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146 H. BEXE~EIER und H. LEISER: sprieht dafiir, dag die gesteigerte Aldosteronproduktion ffir die Persistenz des hormonal unabhgngig entstandenen 0dems verantwortlieh ist. Wahr- seheinlich wird dieser Effekt erst dadureh mSglieh, dab die Natrium retinierende Wirkung des Aldosterons bei der Aminonncleosidnephrose verst/irkt ist. H. BEKEM;EIER U. H. LEISER (Halle/Saale) : Verschiebung des 0rtes experimentell bedingter Kalkablagerungen in der Niere unter dem Einflu8 yon Oestrogenen Naeh geringgradiger IJberdosierung gesunder Ratten mit Caleinose- faktor sind in den Nieren histologisch Kalkkonkremente, vor allem als Zylinder im Bereieh der Sammelr6hrehen, naehweisbar. Sehon sofort naeh weiterer Erh6hnng der Dosis (tgl. 4 ToGr. p. o. pro 100 g l~atte) finden sieh die Kalkablagerungen in der Nierenrinde. Der Kalk sehlggt sich hier an den Basalmembranen der Tubulusepi~helien und dem /iuBeren Blatt der Bowmanschen Kapsel nieder; er liegt in geringerem Ausmag im Nierenstroma und intraeellul/~r (vgl.a,12,15,1s). Der in der Niere auftretende Kalk erweist sich als Koss~-positiv und diirfte vor- nehmlich aus Caleiumphosphat bestehen la,2~ Wird den Ratten gleichzeitig mit dem Caleinosefaktor Dienoestrol- diaeetat (Oestrasid) verabreieht, so bleibt die Nierenrinde yon Kalk weitestgehend frei. Untersueht wurde das Dienoestroldiacetat in Dosie- rungen yon 10, 100 bzw. 300/zg jeden 3. Tag i.m. Die Versuehsdauer betrug 14 Tage. Der Kalk liegt nunmehr fast ausschliel31ieh im Mark intracanalieul~r vorzugsweise im Bereieh der Umsehlagstelle der I-Ienle- sehen Sehleife und dessen aufsteigendem Schenkel. Die Nan/ilehen sind mit Konkrementen ausgestopft und in vielen F/~llen stark erweitert. Vereinzelt verkalken aueh Tubulusepithelien, wahrseheinlieh naeh vor- angegangener Druekatrophie. Erst bei sehr starker Erh6hung der Caleinosefaktordosis wird der Effekt des Dienoestroldiaeetats beziiglieh der Versehiebung der Kalkablagerungen durehbroehen und die Verkal- kung greift aueh wieder auf die Nierenrinde fiber. Im Hinbliek darauf, dab Gabe yon Oestrogenen zur Nebennieren- rindenhypertrophie und ErhShung yon NNR-Hormon-Blutspiegel bzw. -Ausseheidung fiihrt lo,16, ersehien es mSglieh, daG der bezfiglieh der Kalk- ablagerungen beobaehtete Oestrogeneffekt in Wirkliehkeit auf der Wir- kung yon Cortieoiden beruht. Cortison und Itydroeortison werden bekanntlieh seit einiger Zeit zur Therapie hyperealegmiseher Krankheits- bilder empfohlen 2,4-%%17,19. Wenngleieh nieht unwidersproehen wird unter anderem angenommen, dab die Glueoeortieoide fiber eine Steige- rung der f~kalen Caleiumausseheidung Senkung des Blutealeiumspiegels

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146 H. BEXE~EIER und H. LEISER:

sprieht dafiir, dag die gesteigerte Aldosteronproduktion ffir die Persistenz des hormonal unabhgngig entstandenen 0dems verantwortlieh ist. Wahr- seheinlich wird dieser Effekt erst dadureh mSglieh, dab die Natrium retinierende Wirkung des Aldosterons bei der Aminonncleosidnephrose verst/irkt ist.

H. BEKEM;EIER U. H. LEISER (Halle/Saale) : Verschiebung des 0rtes experimentell bedingter Kalkablagerungen in der Niere unter dem Einflu8 yon Oestrogenen

Naeh geringgradiger IJberdosierung gesunder Rat ten mit Caleinose- faktor sind in den Nieren histologisch Kalkkonkremente, vor allem als Zylinder im Bereieh der Sammelr6hrehen, naehweisbar. Sehon sofort naeh weiterer Erh6hnng der Dosis (tgl. 4 ToGr. p. o. pro 100 g l~atte) finden sieh die Kalkablagerungen in der Nierenrinde. Der Kalk sehlggt sich hier an den Basalmembranen der Tubulusepi~helien und dem /iuBeren Blatt der Bowmanschen Kapsel nieder; er liegt in geringerem Ausmag im Nierenstroma und intraeellul/~r (vgl.a,12,15,1s). Der in der Niere auftretende Kalk erweist sich als Koss~-positiv und diirfte vor- nehmlich aus Caleiumphosphat bestehen la,2~

Wird den Rat ten gleichzeitig mit dem Caleinosefaktor Dienoestrol- diaeetat (Oestrasid) verabreieht, so bleibt die Nierenrinde yon Kalk weitestgehend frei. Untersueht wurde das Dienoestroldiacetat in Dosie- rungen yon 10, 100 bzw. 300/zg jeden 3. Tag i.m. Die Versuehsdauer betrug 14 Tage. Der Kalk liegt nunmehr fast ausschliel31ieh im Mark intracanalieul~r vorzugsweise im Bereieh der Umsehlagstelle der I-Ienle- sehen Sehleife und dessen aufsteigendem Schenkel. Die Nan/ilehen sind mit Konkrementen ausgestopft und in vielen F/~llen stark erweitert. Vereinzelt verkalken aueh Tubulusepithelien, wahrseheinlieh naeh vor- angegangener Druekatrophie. Erst bei sehr starker Erh6hung der Caleinosefaktordosis wird der Effekt des Dienoestroldiaeetats beziiglieh der Versehiebung der Kalkablagerungen durehbroehen und die Verkal- kung greift aueh wieder auf die Nierenrinde fiber.

Im Hinbliek darauf, dab Gabe yon Oestrogenen zur Nebennieren- rindenhypertrophie und ErhShung yon NNR-Hormon-Blutspiegel bzw. -Ausseheidung fiihrt lo,16, ersehien es mSglieh, daG der bezfiglieh der Kalk- ablagerungen beobaehtete Oestrogeneffekt in Wirkliehkeit auf der Wir- kung yon Cortieoiden beruht. Cortison und Itydroeortison werden bekanntlieh seit einiger Zeit zur Therapie hyperealegmiseher Krankheits- bilder empfohlen 2,4-%%17,19. Wenngleieh nieht unwidersproehen wird unter anderem angenommen, dab die Glueoeortieoide fiber eine Steige- rung der f~kalen Caleiumausseheidung Senkung des Blutealeiumspiegels

KMkablagerungen in der Niere unter EinfluB yon 0estrogenen 147

und der renalen Calciumausscheidung bewirken23. Mangel an Neben- nierenhormon, z. B, bei Morbus Addison und nach Nebennierenentfernung kann andererseits zu tIypercalcs ffihren (z.B.11). Darfiber hinaus sollen die Glucocorticoide auch den Phosphatstoffwechsel beeinflussen sa. Deshalb wurde der Einflul3 yon zweimal t~glich 10, 100 bzw. 1000fig I tydroeort isonaeetat (Hydro-Adreson) i.m. geprfift. Der Ort der Kalk- ablagerungen erwies sich dabei als unbeeinflugt, tIingegen war Oestron- propionat (Oestrobion) in der Dosierung yon 100, 1000 und 5000 E i.m. jeden 3. Tag wie Dienoestroldiacetat wirksam.

Wie k6nnte der Oestrogeneffekt erkl~rt werden ? Naeh ALBBI~T, ]2~EIFENSTEIN U.a. a,s bewirken die Oestrogene ver-

mutlich fiber ihren eiweiganabolen Effekt die vermehrte Bildung von Knochenmatr ix mit Einbau yon Calcium und Phosphat. Als Folge davon sinkt ffir beide die renale Ausscheidung. tIieraus ist die Versehiebung des Ortes der Kalbablagerungen in der Niere unseres Erachtens jedoeh nicht erklgrbar. Man dfirfte hSchstens eine graduelle Abnahme des Kalk- gehaltes erwarten. Eine gi iekkehr zum Verkalkungsbild bei gering- gradiger 1Jberdosierung mit Kallckonkrementen in den SammelrShrehen liegt ]edoch nieht vet.

Geht man yon den Beobachtungen yon NASSIM u. Mitarb. .4 aus, wonach Digthylstilboestrol die tubulgre Phosphatrfickresorption ernied- rigt, dann ersehein~ die Erklgrung der Verschiebung der Kalkablage- rungen in folgender Weise m6glieh: Das normalerweise im proximalen Tubulusabschnitt rtickresorbierte Phosphat wird an gleicher Stelle aueh bei ealcinosefaktorvergifteten g a t t e n rfiekresorbiert. Wghrend und nach Riickresorption fgllt ein Teil hier zusammen mi~ dem in hoher Konzen- trat ion in der Gewebslymphe vorhandenen Calcium aus und schlggt sieh im Gewebe nieder. Folglich ist die Rinde Sitz der Verkalkungen. Unter Oestrogenen sinkt die Phosphatriiekresorption. Die Phosphate bMben vermehrt im Tubuluslumen, und sie fallen in jenem Tell des Tubulus zusammen mit Calcium aus, bei dessen Passieren bereits eine erhebliche Harneindiekung stattgefunden hat und eine gewisse mechani- sche Behinderung vorliegt. ])as ist die Umschlagstelle der Henleschen Schleife. Nunmehr ist das Mark Hauptsi tz der Kalkablagerungen.

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