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Vergleichende Untersuchungen uber die Vliesbesohaffenheit einiger rumanischer Karakulzuchten und jener von Grol3-Ullersdorf. Richard Fronius. Von Nit 8 Abbildungen. Einleitung. Unzweifelhaft besitzt die Karakulzucht anch auSerhalb Bocharas, und zwar fiir viele Gegenden Mitteleuropas mirtschaftliche ZweckmaSigkeit. Hierauf in zahlreichen Arbeiten inimer wioder hingewiesen zu haben, ist das Verdienst J. Riihns, L. Adametz' und G. Frolichs. Bedenkt man, ddfl infolge der Einverleibung Bocharas in den russischen Sowjet -Staat ein Verfall der Karakulzucht nicht iiur nach Quantiat sondern 1-01' alleni nach Qualitat dcr Znchttiere eingetreten ist, dann gewinnt die Frage der Karakulzucht fiir Mitteleuropa wesentlich an Bedeutung. So erklart sich mohl auch das Interesse, welches in der ru'acbkriegszeit weite, wenn auch nicht initner berufendste Kreise fur diesen Produktionszweig gezeigt haben. Eine gewisse Schwierigkeit der Karakulzucht liegt darin, daB bis heute weder Wissenschaft noch Praxis aus der Beschaffenheit des Vlieses erwachsener Individnen einen sicheren SchluO auf die Beschaffenheit der von ihnen als Lamm besessenen Pelzqualitaten und den Lockenbau ziehen konnen. Uber diesen Punkt gehen die Ansichten der Fachleute meit auseinander. Die vorljegende Arbeit sol1 insofern einen Beitrag zur Losung der Frage nach dem Zusanimenhang zwischen dem Bau der Lammlocken und der Be- schaffenheit des Vlieses im erwachsenen Zustande desselben Individuums hefern. als zuntichst einige der bekanntesten rumanischen Karakulzuchten und jene des Herrn Prof. Adametz in Gron-Ullersdorf untersucht wurden. Alle Individuen, deren Vlies untersucht worden ist, hatten als Neugeborene wert- volle Pelzchen , und Lockenbildung und LockenschluB waren vortrefflich. Das Vlies dieser Individuen ist somit aus erstklassigen Lanimpelzen hervor- gegangen und man kann vermuten, daO zwischen beiden ein gesetzmal3iges Verhalten besteht. - Wenn im Verlaufe der Arbeit die rumanischen Zuchten besonders mit der Ullersdorfer Zucht verglichen wurden, gesrhah es deshalb, weil letztere 1907 wit bestem bocharischen Zuchtmateriale begonnen und unter strenger Zuchtwahl und AusschluB freniden Blutes weitergefiihi-t, durch sichere Vererbung vortrefflichen Lockenbaues ausgezeichnet ist und sornit gewissermaflen als NaOstab verwendet werden kann. Ehe ich die Ansichten einiger Fachleute iiber den Bau des Vlieses erwachsener Karakuls und dessen Beziehungen zur Beschaffenheit des Lammpelzchens miedergebe, mochte ich mich noch einer Dankespflicht entledigen.

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Page 1: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchungen uber die Vliesbesohaffenheit einiger rumanischer Karakulzuchten

und jener von Grol3-Ullersdorf.

Richard Fronius. Von

Nit 8 Abbildungen.

Einleitung. Unzweifelhaft besitzt die Karakulzucht anch auSerhalb Bocharas, und

zwar fiir viele Gegenden Mitteleuropas mirtschaftliche ZweckmaSigkeit. Hierauf in zahlreichen Arbeiten inimer wioder hingewiesen zu haben, ist das Verdienst J. Riihns, L. Adametz ' und G. Frol ichs . Bedenkt man, ddfl infolge der Einverleibung Bocharas i n den russischen Sowjet -Staat ein Verfall der Karakulzucht nicht iiur nach Quantiat sondern 1-01' alleni nach Qualitat dcr Znchttiere eingetreten ist, dann gewinnt die Frage der Karakulzucht fiir Mitteleuropa wesentlich an Bedeutung. So erklart sich mohl auch das Interesse, welches in der ru'acbkriegszeit weite, wenn auch nicht initner berufendste Kreise fur diesen Produktionszweig gezeigt haben. Eine gewisse Schwierigkeit der Karakulzucht liegt darin, daB bis heute weder Wissenschaft noch Praxis aus der Beschaffenheit des Vlieses erwachsener Individnen einen sicheren SchluO auf die Beschaffenheit der von ihnen als Lamm besessenen Pelzqualitaten und den Lockenbau ziehen konnen. Uber diesen Punkt gehen die Ansichten der Fachleute meit auseinander.

Die vorljegende Arbeit sol1 insofern einen Beitrag zur Losung der Frage nach dem Zusanimenhang zwischen dem Bau der Lammlocken und der Be- schaffenheit des Vlieses im erwachsenen Zustande desselben Individuums hefern. als zuntichst einige der bekanntesten rumanischen Karakulzuchten und jene des Herrn Prof. Adametz in Gron-Ullersdorf untersucht wurden. Alle Individuen, deren Vlies untersucht worden ist, hatten als Neugeborene wert- volle Pelzchen , und Lockenbildung und LockenschluB waren vortrefflich. Das Vlies dieser Individuen ist somit aus erstklassigen Lanimpelzen hervor- gegangen und man kann vermuten, daO zwischen beiden ein gesetzmal3iges Verhalten besteht. - Wenn im Verlaufe der Arbeit die rumanischen Zuchten besonders mit der Ullersdorfer Zucht verglichen wurden, gesrhah es deshalb, weil letztere 1907 wit bestem bocharischen Zuchtmateriale begonnen und unter strenger Zuchtwahl und AusschluB freniden Blutes weitergefiihi-t, durch sichere Vererbung vortrefflichen Lockenbaues ausgezeichnet ist und sornit gewissermaflen als NaOstab verwendet werden kann. Ehe ich die Ansichten einiger Fachleute iiber den Bau des Vlieses erwachsener Karakuls und dessen Beziehungen zur Beschaffenheit des Lammpelzchens miedergebe, mochte ich mich noch einer Dankespflicht entledigen.

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Diese Arbeit entstand auf Anregung meines hochverehrten Lehrers, Herrn Hofrat Prof. Dr. I,. Adanietz. Ich danke ihm deshalb auch an dieser Stelle in erster Linie hierfiir, uiid daB er mir gestattde, seine Karakulzucht in GroR-Ullersdorf (Mahren) zu besichtigen. Auch danke ich dem Herrn Assi- stenten an der Lehrkanzel fur Tierzucht der Hochschule fur Bodenkultur in Wien Dr. Rober t Schulze, der die Liehenswurdigkeit hatte, mich in die Wolluntersuchuiigsmetliodeii einzuftihren. Ferner spreche ich dern Rektor der landwirtschaftlichen Hochschule in Cluj , Sr. Magnifizenz Herrn Prof. Dr. Mihai l Serban , sowie meinelu Chef Herrn Prof. 0 toiu, fiir die wohlmollende Unterstiitzung meiner Arbeit meinen ergebensten Dank aus. Endlich bin ich xu Dank verpflichtet dem Herrn Cr iiin Micailescu, 6eneralinspektor und Direktor derlandwirtschaftlichen Schule Cocoroceni, Herrn Vislie Ta to t ica , Professor fiir Tierzucht und Leiter der Iiarakulzucht ron Cocorozeni, seinem Assistenten, Herrii Koborka, den1 Herrn Cozlovschi, Direktor der landmirt- schaftlichen Schule von Cricova und Herrn Vasilie von Lasca r i , Besitzer der Karakulzucht von Pojoreni, welche niich alle in liebenswiirdigster Weise bei nieiner Arbeit unterstiitzten.

Ansichten iiber die Vliesbeschaffenheit der Karakulschafe. Coslovschi (1) sagt nach Ivanow: 1. Wenn das Earakulschaf ein feines

Fell mit einer kompakten und elastiechen Struktur aufweist, dann muO es auch eine dichte, teine und elastische Wolle in seineni Vliese erzeugen. J e konipakter, je elastischer die Haut ist, um so dichter, uni so elastischer wird die Wolle sein, um so konipakter und urn so resistenter die Krauselungen.

2. Eine feine und schwanimige Haut wird eiiie schiittere, langere uiid feiiiere Wolle ergeben. Langc und schiittere Wolle kann keine kompaliten und guten Locken ergeben, da die einzelnen Wollhaare roneinander entfernt liegen uud es aufierdem nur zu haufig vorliommt, dal eine schwamniige Haut eine nicht geniigend elastische Wolle ergibt, wahrend doch die Elastizitat der Wolle von grooter Bedeutung fur die Dauerhaftigkeit der Lockenformen ist. Uns auf das oben Gesagte stutzend, koniien mir erwarten, dnB sine feine und schwamniige Haut beim Lamme ein Fellchen n i t schiitterem Haar und un- regelmaBigen Locken ergibt.

3. Eine dicke, kompakte nnd elastische Haut wird eine mehr grobe, mehr dichte Wolle und groOere Locken ergeben, so daB wir annehmen konnen, daB, weiiii beim Karakulschaf eine grobe kompakte und elastische Haut ge- geben ist, diese Eigenschaften sich auch auf das Lamm iibertragen werden und wir ein Fellchen niit kompakten und groBen Locken zu erwarten haben.

4. Eine dicke Haut niit dichter Struktur ergibt ein schiitteres und dickes Haar, was mieder beim Lanini grofie IWiuselungen zur Folge hat, indein nam- lich, da die Wolle sehr schiitter und wenig elastiscn ist, die Lockenform uu- regelmaBig und haBlich sein wird. Die Qiialitiit der Haut bei erwachsenen Tieren variiert in grofitmiiglichster Weise, je nach den Korperregionen, am Rucken ist die Haut stets grober als an den Extreniitiiten uiid in der Bauch- und Nackengegend. Es ist selbstverstandlich, daB auch die Wolle, welche die einzelnen Korperteile mit einer schwammigen Haut bedeckt, in entsprechender Weise sich unterscheidet, so daR die Wolle ani Bauche, am Nackeii stets schiitterer ist und niemals dieselben Krauselungen bildet wie die anderen Teile des Korpers, welche mit einer groben Wolle bedekt sind. Diese Phanomene kann man gut an den Fellchen der Laminer beobachten, mie man sie auch glit am Vliese der erwachsenen Schafe zu unterscheiden vermag. Doch da der Wert des Fellchpns von der gleichformigen Verteilung der Locken be-

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sonders aber von dereii Grofie abhangt. ist es wiinschenswert, daR auch die anderen Gegenden wie der Nacken, die Brust uiid der Bauch in derselben Weise uud niit Locken desselben Baues versehen sein sollen. Dieses Zeichen ist sehr wichtig und ist bei den Liimniern unter der Bezeichnung ,,BUS- geglichenheit der Wolle" und bei den erwachsenen Tieren unter der Be- zeichnung ,,gut geschlossen" bekannt uiid mu0 mit gronter Aufnierksanikeit bei der Auswahl der Lamnier und jener der Zuchtbocke Beriicksichtigung finden. Somit ist es klar, daIj der Korper des Karakuls niit dicht geschlossenen Stapeln gleicheii Baues miiglichst gleichfGrniig bedeckt sein mull, was die Ausgeglichenheit der mertvollsten Lockeafornien in den Lammerfellen charak- terisiert.

Die Tendeiiz der Haut, regelmaoige Locken am Rorper des Lammes xu bildeii, kanii man auch an verschiedeiien Korperstellen beobacliten. Die Hinter- rohre ist haufig mit einem Haar voii unregelmafiigen Krauselungen bedeckt, welche keine Stapel bilden. Dasselbe kann man auch vom oberen Teile der Gehorniuschel sagen, sowie von dem Haare auf der Stirne in der Nahe der Homer. J e mehr die Haare an diesen Orten gekrauselt siiid, uni so mehr macht sich die Tendenz der Haut, Locken zu bilden, geltend. Die Gegenwart dieser Locken an den Efien, Ohren und an der Stirne des erwachsenen Karakuls (melche gewohnlich bei den Lammern fehlen) gebeii uns die Mog- lichkeit , vorauszusetzen, daB wir bei den Nachkomwen dieser erwachsenen Schafe, ein gekrauseltes Haar vorfinden werden, welches rege1niaBig.e Locken im Lammfelle hervorbringt. Es muR hier bemerkt werden, daR man dieses Phiinomen selten bei den Lammern von erster Fellqualitat beobachten kann, dafi man es aber auch wieder niemals an den Fellchen von niederer Qualitat wahrnehnien kaun. Im letzteren Fall unterscheiden sich die Locken durch eine sehr schwammige, niehr feiiie und man kann sagen, niehr hafiliche Form, was hanptsachlich nur Tieren mit eiiier groben Haut eigentumlich ist. huflerdeiii will Covalevschi nach Coslovschi ( I ) bei seineii mikroskopischen Unter- snchungen zu dem Schlusse gekominen sein, daB die Oberhautschuppen der Haare jener Schafe, welche in ihrer Jugend eiii prima Fell getragen hatten, enger aneinander gelagert nnd niit freieren Vorspriingen versehen seien und nicht glanzten, im Gegensatze zu den Oberhautschuppen der Haare aus der Wolle jener Schafe, melche ein minderes Fell getragen hiitten. Dieser An- nahnie Covalevschis iighertretend, habe ich viele Haare auf dieseErscheinung hin uiitersucht und habe gefunden, daB bei scharfer Einstellung der an der Oberflache des Haares gelegenen Oberhautschuppen infolge von Reflesions- erscheinungen tatsachlich ein Glanz wahrzunehmen ist, mahrend bei scharfer Einstellung auf die an der Unterflkche des Haares gelegenen Oberhautschuppen kein Glanz wahrzunehmen war (1).

Weiterhin sind manche Autoren wie Owen Vahl (2) der Meinung, daB das Vlies der ermachsenen Karakulschafe frei voii wolligen Bestandteilen sein und sich frei nach der Haut offnen niusse. Rei Schafen von drei Jahren sei das Fehlen der Wolle der wichtigste Punkt, und Wolle in Lanimpeben mache sie wertlos fur die Verwendung zu Pelzwerk, folglich siiid wollige Elterntiere zu vermeiden. Bei dem Uterwerden bekommen die rneisten Schafe niehr nnd mehr Wolle, bis zuletzt nur noch wenig von den nrsprbglichen Haaren iibrig bleibt. Einige jedoch bleiben frei von Wolle fiir ihr ganzes Leben, und diese Tiere sind von besonderein Wert.

AnBerdem sagt Tanzer (3) dafi die Lockenqualitat beim Rarakullamm (nach Young) von der Haardicke insofern abhange, als die letzte von der groben Beschaffenheit der Wolle und dem Behleii der feinen Uiiterwolle ab- hangig sei; erwiinscht sei das grobe Vlies, feine Wolle sei unzulassig. Das

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Karakulschaf produziert Young zufolge nur dann Nachkommenschaft mit glanzenden dichten Locken, wenn es frei ist yon Feinwollbeimischung und geniigend Blut Ton der ausgestorbenen Danadaimsse mit sich fuhre.

Die Uutersuchungen von J a h n , S c h a d o w , K u h l e r und Ti inzer (4) haben zu dem Ergebnis gefiihrt, da13 die Wolle der erwachsenen Karakulschafe eine typische Nischmolle ist, die in ihrer Zusamiiiensetzung aus feinen und und groberen Haaren, sich von der anderer mischwolligen Kassen nicht unter- scheidet. Die morphogenetischen Studien des Genannten speziell schufen das Verstandnis dafur , da13 die Entwicklung des Haarkleides beim Karakulschaf die Folge des Ineinandergreifens einer Reihe von physiologischen Vorgangen ist, die von der Lockenbildung beim Lamm zur Herausgestaltung des im Laufe der Postembryonal-Entwicklung entstehenden langzottigen Vlieses fiihren. Damit war - anf Grund von Haamessungen - schon die Behauptung Yo u n gs , da13 die Hallenser Karakuls die gefurchtete Unterwolle besanen, zuruckgewiesen, bezw. vom Standpunkte der physiologischen Bedingungen aus erklart ; gehort doch die Unterwolle zu dem Vliesbestand der Nischwolligen. Beini Karakulschaf speziell ist sie infolge der verzogerten Entwicklung der Gruppenhaare erst in groI3erem Umfange postembryonal eiitwickelt, wodurch Zuni groBten Teil die Offnung der Locken mitbedingt wird. Auch V n h l er- wahnt in seinen Ausfiihirxngen, wie schon angefiihrt, daB die meisten der sudafrikanischen Karakuls im Alter Wolle erzeugen und doch haben ihre neugeborenen Lammer hochsten Glanz und beste Lockung. Selbst Tiere, die als Lanimer erstklassig waren, zeigen schon ini Alter von einem Jahr die gefurchtete Wollbildung. Was die Befiirchtung, da13 die Bildung der Unter- wolle bei den erwachsenen Karakulschafen eine Reaktion auf die gegeniiber der Heimat veranderten Milieubedinpugen ware, betriflt, so bewies die Unter- suchung J a h n s , an Wollen von neun Original-Bucharischen Karakuls, da13 ein wesentlicher Unterschied des Haarkleides der Hallenser Karakuls gegen- uber dem der importierten Tiere nicht besteht, wie auch der Lockencharakter durch das Klima in Deutschland keine Abanderung erfahreu hat.

Die von Y o u n g und V a h l aus der Anwesenheit der Unterwolle in der Hallenser Karakulherde auf die geringe Giite der Tiere gemachten Ruck- schliisse sind, wie der Verfasser friiher ausfiihrte, schon aus dem Grunde unberechtigt, weil man wohl beim Lamm gewisse Schliisse auf die Fellgute machen kann, nicht aber aus der Haardickenzusammensetzung des erwachsenen Karakulschafes auf die Pelzqualitat des Lammes, denn nach der ersten Schur ist die im Lamm vorhandene Parallelitiit zwjschen Haardickenzusammensetzung und Lockengute (analog der Vliesbeschaffenheit) aufgehoben, zumal die Schwan- knngen in der Wollzusammensetzung wahrend des individuellen Lebens nicht unerheblich sein konnen.

Literatur uber Wollhaaraessnngen und das Vorkommen von Markkantllen beim Karakulschafe.

Dickenmessungen und Markuntersnchungen von Wollhaaren bei erwachsenen Karakulschafen liegen wenige vor. Coslovschi (1) gibt in einer kurzen Tabelle einige Wollhaardickenwerte der Karakuls. Wegen Pehlens jeglichen erklarenden Details ist der Wert dieser Angaben jedoch gering. Beispielsweise findet er bei einem 4-5 Monate altem Bocklamme, dessen Pellchen erstklassig war, 15,5% Flaum, und die Dicke der Haare betrug an der Basis 55-64 p, an der Spitze 40-45 [ I .

Adametz (5) sagt: Die Behaarung der e rwachsenen Tiere besteht aus einem groben, bis 60 p und dariiber im Durchmesser messenden Grannen-

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haare, denen in maBiger Menge ein feines Unterhaar von typischem Woll- charakter beigemischt erscheint. Letzteres ist oft sehr fein, sein Durchmesser geht selbst unter 20 [i herab.

Nach Adametz (6) ist die Nischmolle der Karakulschafe hauptsachlich aus zwei Eleniecten zusaniniengesetzt: aus einem langen, groben, nicht immer markhaltigen, schwach oder nicht gewellten Grannenhaar und sehr feineni, regelmafiig gewelltem, stets niarkfreieni Flaumhaar. Die Anteile beider sind groBen Gchwankungen ausgesetzt.

P ro l i ch (7) sagt: Im Gegeusatz zu Tanzer , der die Gegenwart von markhaltigen Haaren als lockenfeindliches Moment betrachtet, nirnmt v o n Ho l l eben die Karakuls als Triiger einer Anlage an, die zur Bildung yon markhaltigen Haaren befahigt. Menge uiid zeitliches Auftreten sind nach ihm durch die Wirknng des durch den EntwGklungsfaktor modifizierten Differenzierungsfaktor bedingt.

Nach Spot te l , Tanzer und F ro l i ch (8) ist bei den mischwolligen Schafrassen der Gehalt der Wolle an markhaltigen Haaren und die Ausbildung des Narkkanals sehr variabel. So findet man z. B. beim Karakul meist nur geringe Prozente von Haaren mit Markresten. Allgemein ist jedoch hervor- znheben, daB die Variabilitat der Markzellenausbildung innerhalb derselben Rasse sehr groB ist und uberall individuelle Schwankungen vorkommen. Rei braunen Haaren ist der Markstrang immer starker ausgebildet als bei schwarzen.

J a h n (9) (nach Tanzei) fand als extreme Werte beim Karakulschaf 7,8-114,4 p, bei dem Original Bucharischen Schafen 10,4-98,s p.

Guldenpfennig (10) (nach Taiizer) fand bei den Hallenser Karakuls

Middeldorf (11) (nach Tanzer) fand bei den von ihm untersuchten Hallenser Karabulbocken Haardicken von 8,55-94,05 p und Kiihler (12) bei Hallenser Karakulschafen 12,O-74,4 p.

Schadow (13) (nach Tanzer) gibt in seiner Haardickenkurve iiber Karakuls folgendes Bild: niehr oder weniger steiler Anstieg zum Haupt- maximum bei den Mikronietenverten 19,'L-31,2 p, dann ziemlich steiler Abfall und Bildung einer oder mehrerer Nebengipfel bei den hijheren Mikra- werten, von da ab sehr flach und hochstens bis zum Mikrawert 192,2 aus- laufender Knrvenast.

Tanzer (14), der als die grofiten Differenzen bei reinblutigen Hallenser Karakulschafen 4,8-141,6 p festgestellt hat, kommt bezuglich der Haar- dickenverteilung der eraachsenen Hallenser Karakulschafe zu ahnlichen Ergebnissen. Nach ihni liegt das Maximum iiber den Haardickenwerten von

J a h n (15), ,,Uber die Veranderung in der Feinheit der Karakulwolle mit fortschreitendem Alter", aufiert sich wie folgt : Bei dem erwachsenen Tier ist eine Verfeinerung des Haares eingetreten, was in der Verschiebung des Xaximums nach links und aufierdem noch in der prozentualen Zunahme der feineren Sortimente, die in der Haardickenkurve in einein Hoheransteigen zu dein steil herausgehobenen Maximum zum Ausdruck kommt, erkennbar wird

Xikow (16) fand beim Karakul den Markkanal entweder kontinuieriich oder diskontinuierlich, in einzelnen Fallen wurde iin Haar ein doppelter Markkanal angetroffen. Ein Markkanal findet sich beim Karakul und seinen Kreuzungen beinahe ausschliefilich in Leithaaren, und nur in einigen wenigen Fallen konnten markhaltige Gruppenhaare nachgewiesen merden. Wiihrend der mikroskopischen Untersuchung des Verfassers hei den Haardickenmessungen wurde, so weit inoglich, auch das Vorhandensein von Marksubstanz notiert.

15,47-S7,5 /t.

19,2-24,O p.

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Bei Karakullammern wurde das Vorhandensein von Marksuhstanz in 30,7 % der Palle festgestellt.

Eigene Untersuchungen. Die Haardiclienmessungen der Karakulwollproben murden von mir an

der Lehrkanzel fur Tierzucht der Hochschule fiir Bodenkultur in Wien, die Untersuchung auf das Vorhandensein von Marksubstanz an der Lehrkanzel fur Tierzucht der Landwirtschaftlichen Hochschule Cluj (Klausenburg), Rumanien, durchgefuhrt

Die Wollproben zu meinen Untersuchungen staninien aus der Privat- karakulzucht des Herrn Hofrat Professor Dr. L. Adame tz ans GroB-Ullers- dorf in Mahreu (Tschechoslowakei), aus der staatlichen Karakulzucht der Landwirtschaftlichen Schule Cocorozeni, aus der Karakulzucht der Landmirt- schaftlichen Schule Cricova und der Privatkarakulzucht des Herrn V asili e v o n La s c a r i aus Pojoreni, alle in Bessarabien (Rumanien) gelegen.

In den angefuhrten Zuchten, melche ich alle besuchte, wurden zur Untersuchung Proben entnominen :

1. In Gr. Ullersdorf von 21 Individuen, nnd zwar: Bocke im Alter von 1 Jahr . . . . . 2

,, ,, ,, ,, l1/4-I3/4 Jahren . 2 Bocklarnmer ini Alter von 3/4 Jahren . . 2 Hauptbock im Alter von 4 Jahren . . . 1

ZusammenTBocke. Grofi-Ullersdorf, weibl iche Ind iv iduen : 2 Monate alt = 1 Stuck,

Jahr alt = 1, 1 Jahr alt= 3, 11/* Jahre alt= 1, l3/, Jahre alt = 1, 21/, Jahre alt = 1, 2 Jahre alt = 2, 4 Jahre alt = 2, 1 ll/z Jahre alt = 1, 121/z Jahre alt =; 1 Stuck. (Zusamrnen 14 lndividuen.)

2. In Cocoroceni von 20 Iudividuen: BBcke: 21/4 Jahre alt=2, 3 Jahre alt = 1, 33/, Jrthre a l t= l Stiick. (Zusammen 4 Stuck.)

Cocorozeni, meibl iche Tiere: 11/4 Jahre alt= 6 , 21/, Jahre alt = 3, 21j, Jahre alt=2, 3 Jahre a l t=5 Individuen. (Zusammen 16 Indiriduen.)

3. In Po jo ren i 1 5 Individuen: Bock:: 1 Jahr a l t=4 Stiick; weib l iche Tiere : 1 Jahr alt=2, 11/2 Jahre alt=3, 2 Jahre alt=3,

3 Jahre alt = 2, 4 Jahre alt = 1, 6 Jahre alt = 1 Stuck. (Zusammen 11 weibliche Individuen.)

4. In Cricova 8 Individuen: Bock: 2 Jahre a l t=1 Stuck; Mutterschafe: 2 Jahre alt=G, 3 Jahre al t=1 Stiick. (Zusammen

7 weibliche Tiere.)

Beschreibung der zur Vliesuntersuchung herangezogenen liarakulzuchtbetriebe.

A. Karaknlziicht yon BroB-Ullersdorf (Mtihren), (Tseliechoslowakei). Die in Bosnien-Herzogewina mit der Earakulzucht gemachten gunstigen

Erfahrungen veranlahten Professor A dam e tz auch nach Osterreich Karakuls einzufuhren. Der Import erfolgte im Jahre 1904, und zwar murden aus der Zucht des Herrn von Leontowicz-Balta 24 Stuck (20 weibliche und 4 maun- licbe) Karakuls auf der Versuchswirtschaft der Hochschule fur Bodenkultur in Grol3-Enzersdorf bei Wien untergebracht. Nachdem die Tiere sich hier an die neuen Verhaltnisse gut gewohnt hatten uiid die von ihnen erhaltenen

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Lammer eine gute Lockenbeschaffenheit aufwiesen, entschloB sich Professor Adanietz zu einem groReren Import aus Bochara, an welcheni sich neben Gutsbesitzern auch Landesregierungen und Ministerien Osterreich-Ungarns beteiligten.

Nit der Durchfiihrung des Importes wurde Herr Astistent M. D u r 6 betraut. Herr Duri! bereiste ein halbes Jahr lang die westbocharischen Steppen, um die Lebensweise der Karakuls sowohl ini Winter als auch im Friihling uiid Sominer kennen xu lernen. Speziell im fiuhlinge 1907 wurden die wichtigsten Zuchtgebiete bereist, um jene Herden, deren Liinimcr die beste Fellqualitat hatten, kennen zu lernen, um aus ihnen spater Zuchttiere zu kaufen. Schon damals stellte D u r b fest, daB viele der beobachteten Karakul- herden durchaus keine besondere Lanim-Pelzqualitat hatten.

Der Import (Sommer 1907) bestand aus 296 Harakuls im Alter von 11/q-31/2 Jahren und einem Lanim. Er wurde in den verschiedensten Teileii Osterreich-Ungarns untergebracht. Bus diesem Importe, und zwar von den besten bocharischen Zuchten stamniten auch jene Karakulschafe, mit denen Prof. Adametz 1907 in GroB-Ullersdorf die Zucht begriindete.

Unter den angekauften Tieren befand sich auch ein Bocklamm von ganz hervorragender Pelzghte. Dieses Laniiii iiberstand ausnahmsweise sowohl die Beise als auch die Akklirnatisation vortrefflich und wurde ein absolut sicher vererbender Stammbock von ganz erstklassigen Nachkommen, soweit es sich uni die Pelzqualitiit (Bohnen- und gebrochene Rohrenlocken mit vorziiglichew Schlufi) handelte. Uieser Bock diente anfanglich einige Jahre bei Dur6 in liadeschin (Mahren), dann einige Jahre in der Karakulzucht Professor Adam e tz' i n GroB- Ullersdorf (Mahren) und murde schlieBlich nach Ungarn (Keczkemet) verkauf t.

Die geschilderte Herkunft des Ullersdorfer Karakulbestandes in Ver- biiidung mit der seit 1907 geiibten %uchtmalil nach einheitlicher Locken- beschaffenheit niachen die fiir die Ullersdorfer Zucht charakteristische und u. a. auch in Sudwest-Afrika - also unter vollig anderen Verhaltnissen - bestatigte sichere Vererbung erstldassiger Lockenbeschaffenheit verstandlich.

hls Zuchtmethode dient enge Verwandtschaftszucht, weil die Verwendung von selbst aus angesehenen Zuchteu stammendem fremden Blute stets die Gefahr einer Lockenveranderung, oft zunachst auch der Lockeuverschlechtenng in sich birgt.

Bis zum Jahre 1931 wurde beispielsweise ein einziges Ma1 ein fremder Bock eingefuhrt, und zwar aus der Zucht des Herrn Dr. Dur6. Nun baut sich aber diese Zucht ebenfalls auf deni als Lamm 1907 importierten horn- losen Bock, der auch in Ullersdorf deckte, auf, so daB in diesem Falle eigentlich dieselbe, nur wenig veranderte Erbniasse dein Ullerdorfer Bestande einverleibt wurde.

Mit Rucksicht darauf, da13 in Ullersdorf das rauhe Altrater- Klima herracht und oft lange Niederschlagsperioden vorkommen, ferner der Boden zienilich schwer ist, lrann in manchen Jahren Weidegang nur in beschriinlitem MaBe stattfinden.

Die Wiichsigkeit ist eine vortreflliche, da bei der iiblichen lieineswegs iiitensiven Piitterung 10-12 Monate alte Biicke 45-55 kg schwer sind. Beispielsweise hatten ini Jahre 1929 geborene Zwillinge im Januar 193 1 (genau 10 Nonate alt), trotzdem sie Zwillinge waren, 45 bexw. etmas uber 50 kg Lebendgewicht.

Wahrend das Klima in Ullersdorf ungiinstig iet, ist die Gegend insofern fiir die Schafzucht von Vorteil, als weder Leberegel noch Lungenwurm vor-

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kommen. Und gerade durch diese beiden Parasiten ist bekanntlich jede rentable Schafzucht so gut wie ausgeschlossen.

Die Winterfutterung besteht in sehr guteni Heu, das als Hauptfutter gereicht wird. Als Nebenfutter gibt es im Winter aus liiiben, Kleie und Haferstrohhacksel bestehendes Kurzfutter. Kleine Hafergaben erhalten nur saugende Mutter oder Lammer bis zu einem Lebensjahr. Im Sommer ist Veide und Griinzufutterung, stets gibt es jedoch einmal am Tage (morgens) eine Portion Heu.

Augallend ist, daR die Tiere trotz guter Behandlung iniiner noch das scheue Wesen und auRerst lebhafte Temperament beibehalten haben uiid die Bocke eine gewisse Neigung zur Bosartigkeit besitzen.

Sprungfahig sind die Jungbocke schon mit 10 Monaten. Weibliche Tiere werden mit ca. 13/* Jahren zur Zucht zugelassen. Geiibt wird, wegen des auflallend scheuen Benehmens der Tiere der Haremssprung (Sprung meist bei der Nacht!); Sprung aus der Hand ware absolut unmoglich.

In der Ullersdorfer Zucht ist durch den erwahnten, als Lamm importierten Bock, die Hornlosigkeit in der Herde eingefuhrt worden. Die meisten Bocke, welche in der Zucht Verwendung fanden, oder zur Eigenzucht reserviert sind, waren oder sind daher hornlos. Im hiesigen speziellen Falle besteht eben durch den erwahnten Bock eine gewisse, natiirlich nnr zufallige Korrelation zwischen Hornlosigkeit (bezw. Stummelhornigkeit) und guter Lockenqualitat. Hornlosigkeit sowohl wie die gute Lockenqualitat besitzen namlich dominierenden Charakter beziiglich der Vererbung, und beide fanden sich bei dem genannten Stammbocke. Trotz des ofters vorkonimenden Schonheitsfehlers der Stumniel- hornigkeit, sind gerade diese Ullersdorfer Bocke, wie soeben ausgefiihrt, megen ihrer sonstigen gunstigen Erbanlagen auch fur Fellqualitat gerne gesehen.

Der Hauptstall besteht nur aus Bretterwiinden mit Ruberoiddach, also mussen die Tiere gegen ltalte widerstandsfahig sein. Bei Wintergeburten kommen die hochtrachtigen Tiere und die Bfiitter mit den Lammern in eineii gemauerten Stall mit Ziegeldach. Die alteren LBmmer sind in einem mit Eternit gedeckten Stall, bei dem nur die Nord- und die Westwand aus Ziegeln gemauert ist, wahrend die beiden anderen Wande aus Holz sind, untergebracht.

Steinsalz ist imnier in groSen Klumpen zur Verfiigung. Blutauffrischung wurde ein einziges Ma1 ausgefiihrt, und zwar in Form eines ebenfalls horn- losen Bockes, welcher im Jahre 1928, ungefahr ll/*-jahrig, aus der Durbschen Zucht eingefiihrt wurde, das heiBt, der also schlieSlich wieder auf den 1907 erfolgten Bochara-Import zuriickgeht. Verwandtschaftszucht wurde in intensivem MaSe durchgefiihrt, ohne dab eigentlich ungunstige Erscheinungen aufgetreten waren. Exporte erfolgten auch nach iiberseeischen Landern u. a. z. B. wieder- holt nach Sudwest-Afrika, Argentinien (1912, 1914) und Uruguay (1930). Gerade uber den letzten Transport lief Mitte April (1931) die Nachricht ein, daB die Anfang August 1930 von GroB-Ullersdorf abgesandten und im Oktober in Uruguay angelangten Tiere nicht nur den umstandlichen Transport gut vertragen, sondern sich auch in den abgelaufenen 5 Monaten gut akkli- matisiert hatten. Zur Kennzeichnung der einzelnen Tiere ist das Medaillon- system eingefuhrt; von allen Systemen hat es die geringsten Unzukirmmlich- keiten. Der Zahler bedeutet die laufende Nummer des Lammes im Kalenderjahr und der Nenner das Jahr der Geburt. Die Ohrmarken werden gar zu leicht heraus- gerissen und wieder das komplizierte Kerben vorunstaltet die Tiere sehr und laBt iiberdies sich weder bei den ohrlosen noch bei den stummelohrigen Karakuls durchfuhren ; iibrigens ware zu bemerken, dalj auch das Medaillon- system kein absolut ideales ist, denn es konnen FuBverletzungen vorkonimen

Die Bezeichnung des Lammes erfolgt in Form eines Bruches.

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Vergleichende Untersuchungen iiber die Vliesbeschaffenheit. 61

Charakteristisch ist fur die Zuchtrichtnng, dall der Bestmd vollstiindig frei ist von weinen Abzeichen, wie ich sie z. B. an Prima-Liimmern in der Karakulzucht von Cocorozeni beobachten konnte. Es kommen weder die bekannten weillen Schwanzspitzen, noch weil3e ScheiteLflecke vor. Dies hat immerhin eine gewisse Bedeutung, weil erfahrungsgeniall dort, wo die Neigung zur Bildung derartiger Doniestikationszeichen besteht, gewohnlich auch eine Tendenz zur VergroBerung (und selbst zum Auftreten an anderen Korper- stellen) der Abzeichen im Laufe der aufeinanderfolgenden Generationen vor- handen ist.

B. Die Karakulschafznclit der landwirtschaftlichen Schnle Cocorozeni im Komitate Orhein. Bessarabien (Rumhien).

Die Schule liegt auf offeneni Felde, 6 km nijrdlich vom Dorfe Cocorozeni, dessen Entfernung von der Stadt Orheiu 22 km betragt.

Die Karakulzucht der Anstalt wurde im Jahre 1900 mit 10 aus der Bochara importierten Mutterschafen und 4 Bbcken begriindet. Blntauffrischung erfolgte durch Originalbocke aus Bochara, zuletzt 19 13 durch Intervention der landwirtschaftlichen Schule von Uralsk. Diese Bbcke wurden unaus- gesetzt mit der lokalen schwarzen Zurkana-Schafrasse oder Zuschkarasse, wie man die Zurkana auch in Bessarabien heifit, bis zur vollstandigen Absorption des Rarakulblutes gekreuzt. Die Kreuzung hatte die Erzielung von hohen Fellqualitaten zum Zmeck, weiter die Ubertragung der Fruchtbarkeit und der Milchergiebigkeit der Zurkanarasse auf die Karakulrasse. Es wurde seitens der Schule eine strenge und zielbemufite Auslese gehalten, um in bezug auf Feheichnung, Lockenbildung, Glanz und Gleichfijrmigkeit der Lockenbildung erstklassige Exemplare zu erzielen.

Die Zuchter von Bessarabien begannen mit der Einfiihi-ung der Karakul- schafe schon im Jahre 1888, jndem sie teils aus eigener Initiative, teils durch Vermittlung der Semstwa-Vereinigung in die Heimat der Karakuls Expeditionen entsandten, zu deren Durchfuhrung sie seitens der russischen Regierung und des russischen Ackerbaumiuisteriums energisch unterstutzt wurden. Tom Jahre 1888-1913 sind nach Bessarabien 263 Karaknlschafe eingefiihrt worden. Die Schafe werden jahraus, jahrein regelmaig gegen Aiitrax behandelt und es kommt unter keinen Umstanden vor, daB BGcke ohne vorherige Inipfung gegen Bntritx die Stallungen der Schule verlassen. Hier ist es notwendig anzufiihren, daB die in Rumanien iiblichen Bezeichnungen : Karakul, Buchara und Astrachan ein und dieselbe Schafrasse betreffen. Die Schule besitzt Herdbucher, Stammbucher fur die Lammer, fur die Mutter- schafe und fur die Bocke, welche vom Jahre 1923 angefangen, angelegt worden sind. Die Vorkriegsherdbucher sind wahrend des Krieges verloren gegangen.

Die Winter in Bessarabien beginnen am 1. November und dauern bis 1. Marz. Die Temperatur erreicht minus 20-250 C. Die Sommer sind sehr heis. Die Schafherde von Cocorozeni befindet sich im Winter in einem am Ziegeln erbauten und mit Stroh gedeckten Stall. Derselbe enthalt: einen ge- meinsamen Raum fiir die ganze Herde, 6 Boxen fur das Decken der Schafe, einen Raum fur trachtige Muttemchafe, welche im Winter ablarnnien, und einen Raum als Wohnung fur den Schafer. Der Hauptraum ist von den anderen RLumen durch einen Bretterrerschlag abgesondert, der Punboden ist aus festgestampfter Erde. Im Hauptraum befindet sich die ganze Herde. In jede Box mird ein Bock gegeben. Jeder Bock hat seine eigenen Schafe, etwa 30-40 Stuck. Die von einem Probebocli im sogenannten ,,Ocol" als brunstig festgestellten Schafe werden den entsprechend gewahlten Bocken

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zugeteilt und 3-4 Tage in dessen Box belassen. I)er Vorgang wird nach 14 Tagen wiederholt. Auf einen Bock werden 30-40 Schafe gerechnet. Seit 1923 wird auch der Sprung aus der Hand angewandt. Die Verwendung der Biicke zur Paarung erfolgt im Alter von I S Monaten und diese beginnt am 21. November, damit die Ablammung im April erfolge. Sie dauert un- gefahr 30 Tage.

2 Monate vor der Sprungperiode erhalten die Bocke konzentriertes Jhtter, 500 g Hafer. Diejenigen unter den neugeborenen Lammern, welche sich fur die Zucht als nicht geeignet erweisen, werden gepelzt. Das Lebend- gewich t der Karakullammer ist etwas geringer als das der Zurkanalamnier. Im Alter von sinem Monat kann man aber zwischen den Karakul- und den Zurkanalammern keinen wesentlichen Unterschied mehr loemerken. Die Schule besitzt 164 Mutterschafe. In jedem Jahre werden in Cocorozeni 70-80 neugeborene Lanimer zur Nachzucht behalten, der Rest (50-60) wird ge- schlachtet.

Die Schnle besitzt (1931) 5 ZuchtbGcke, ‘LO Bocke im Alter von 1 Jahr und 2 Monaten, ferner 95 Mutterschafe, aul3erdem noch 35 weibliche Lammer. Im Jahre 1931 verfugte die Schule iiber 34 weibliche und 35 Bockliininier. Aul3er den Xarakulschafen besitzt die Schule noch 20 Stuck Zuschkaschafe, welche zur Aufzucht der Karakullammer verwendet werden. In der Gegend von Cocorozeni befanden sich schon zur Zeit des Karakul-Iniportes Zuschka- schafe und seit dem Jahre 1900 besaQ die Schule eine reine Earakul- und eine reine Zuschkaherde. Die Zuschkaschafe werden mit Karakulbocken ge- kreuzt und die weiblichen PI-Produkte aufgezogen. In der Karakulherde von Cocorozeni kommen alljahrlich bis zu 45% Zwillingsgeburten vor und da die Karakulmutter ihre Lamnier nicht alle ernahren konnen, so merden die Zuschkaniiitter zu ihrer Aufzucht herangezogen.

Wie schon erwahnt, weidet die Karakulherde von Cocorozeni vom Be- ginn der Schneeschmelze, Mitte Narz angefangen, bis zum ersten Schneefall ungefiihr Ende Oktober Tag und Nacht unter freiem Himmel. Nur iiber lr7 acht werden die Schafe getrennt nach den1 Geschlecht gepfercht.

Gemolken werden die Karakuls in Cocorozeni 3mal tiiglich und der Ertrag wahrend der Laktation fur je ein Mutterschaf mit 35-50 kg an- gegeben.

Die Bonitierung der Pelzchen wird durch den vom Syndikate der Karakulzuchter bestellten Sachverstandigen, Herrn Dr. Th. Xi cov, vor- genommen.

In den Jahren 1912-1913 wurden 5 Bocke aus Bochara importiert, welche nach Angabe des Herrn Prof. Tatocico von hervorragender Qualitat gewesen sind, und deren Blut sich in der hier genannten Herde auch heute noch geltend macht.

Die Wuchsigkeit der Tiere ist eine recht gute, da die Tiere bei der iiblichen Futterung ein Lebendgewicht von 38-55 kg im Alter von ca. 1 Jahr erreichen. Zwillinge haben im Alter von 10 Xonaten ein Lebendgewicht his eu 45 und 48 kg. Leberegel sind in Cocorozeni sehr selten, Strongylus kommt uberhaupt nicht ror, ebenso Lungenentzundung. In der Zucht von Cocorozeni gibt es hornlose und gehornte Bocke. Die Pellchen der hornlosen und der gehornten Bocke waren stets von gleich guter Qualitat. Nach Herrn Professor Tatocico sind die hornlosen Bocke erwunschter, weil sie weniger bosartig sind und durch Verletzungen der Mutterschafe keinen Abortus hervorrufen. Seit 1913 erfolgte in Cocorozeni keine BIutauffrischung mehr. Verwandtschaftszucht wird intensiv betrieben, ohne daQ ungunstige Resultate zu verzeichnen waren, was Herr Tatocico der in Cocorozeni streng aus-

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geubten Selektion zuschreibt. Weil3e Abzeichen finden sich an den Schwanz- spitzen und selten am Ropfe. Nach Angaben des Herrn Tatoc ico sind hier diese weillen Abzeichen an den Schwanzspitzen absolut konstant, an anderen Korpergegenden haben sie sich noch nie gezeipt.

Die Mutterschafe habeii in Cocorozeni eine mittlere jahrliche Woll- produktion von 3-31/, kg Schmutzwolle bei einmaliger Schur (zweite Halfte itfai) und die Bocke von 4-5 kg.

. C'. Die Karakulzuelit yon Pojoreni, Uesitzer Herr Vas i l ie von Lascari. Die Besitzung Pojoreni liegt 18 km von der Stadt Chiginzu entfernt

in Bessarabien. Die Zucht wurde 1906 gegriindet. Das Xaterial stammte aus der

Karakulzucht des Herrn Leontovic , der en jeuer Zeit auf seiner Besitzung ,$osnega" in] Gouvernement Cherson eine aus mehreren 100 Karakulschafen bestehende Herde besaB. Im gleichen Jahre kaufte Herr von Lasca r i durch die Intervention der Karakulziichter von Paltawa 5 Original-Mutterschafe und 1 Bock zum Preise von 70 Rubel.

In1 Dezember 1917 wurde die Besitzung des Herrn Lasca r i durch die rnssische Revolution vernichtet. ITnter grol3en Schwierigkeiten versuchte er im Jahre 1918 seine gestohlene und in alle Richtungen zerstreute Herde mieder zu erhalten. Sie befand sich in einem schrecklichen Znstande, die Halfte der Tiere war erfroren oder krank und mehr als die Halfte der wiedererhaltenen Schafe brachte tote Lammer zur Welt.

Das im Jahre 1920 erworbene Slaterial rekrntierte sich aus folgenden Zuchten:

1. Karakulzucht ,,Cricova" Komitat Chiginau, Bessarabien (Rumanien). 2. Karakulzucht des Herrn L e o n i d a Ronsso in Miciiuti Komitat

Heute besteht die Zucht des Herrn Lasca r i aus 58 Mutterschafen und jenen L h m e r n , welche zur Vervollstlndigung der Zucht reserviert bleiben.

Liipugna, Bessarabien (Rumanien).

D. Die Karakulsuelit Ton Crieovr. Wahrend die landwirtschaftliche Schule von Cocorozeni den] rumanischen

Ackerbauministeriuni unterstellt ist, befindet sich die landwirtschaftliche Schule yon Cricova unter der Leitung des Ninisteriums des Innern. Die Schule liegt im Komitate L i ipup , ungefihr 13 km von der Stadt Chiginiiu entfernt. Die Karakulzucht wurde hier 1918 gegriindet, und stammt aus im Jahre 19 12 direkt aus Buchara eingefiihrten Tieren. Diese letzte Expedition nach Buchara wurde durch die Zernstven von Chiginiiu und Tighina im Jahre 1912 organisiert und hatte den Zweck, durch Ankauf von erstklassigem Material die Bevolkerung von Bessarabien dauernd mit Prima Bocken zu versehen.

Diese Expedition unter der Leitung der Zemstva-Mitglieder, der Herren 11. Zoti und S. Carra begab sich, mit Ernpfehlungen ausgerustet, gegen Ende des Winters 1912 nach Buchara. um noch zur rechten Zeit der Ab- lammung beiwohnen, und auf diese Weise erstklassiges Material auswahlen zu konnen.

Ein Teil dieses wertvollen Materials (100 Stuck Mutterschafe und 14 Bocke) verblieb auf dem Versuchsgute der Zemstva von Tighina, wo die Herde jedoch infolge der ungiinstigen Verhaltnisse an Strongylose erkrankte und sich betrlchtlich verringerte. IJm zu retten, wurde die Herde nach Cricova verpflanzt. So kamen im Jahre 1918 26 Stuck Karakuls )'on

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Todiresti nach Cricova. Dank der in Cricova fur eine erfolgreiche Karakul- zucht gunstigen klimatischen Verhatnisse, mit hauptsachlich steinigem, trockenern Boden und einer sachgemafien, sorgfaltigen Behandlung erholte sich die Herde vollkommen.

Augenblicklich zahlt die Herde 76 Mutterschafe, 3 Bocke, 26 Zucht- lammer aus der Friihjahrslanimung 1930 und 65 Zuchtlammer aus der Frii hjahrslammung 19 3 1.

Fiir die Ubenvinterung der Tiere besitzt die Schule einen modern ge- bauten und gut veiitilierten Stall. Das Winterfutter der Tiere besteht aus 0,5 kg Wiesenheu und ungefahr 1 kg Stroh. Die LBmmer aus der Fruhjahrs- laminung erhalten sowie die alten wahrend des Winters bis zu 200 g Kleie oder Schrot. Die trachtigen Mutterschafe erhalten auBerdem im Marz, d. h. einen Monat vor dem Ablammen und im Herbst vor dem Belegen 200 g Kiirner mit Spreu oder mit Strohhiicksel gemischt. Die Bocke erhalten 2 Wochen vor dem Sprung und wahrend der ganzen Deckzeit bis zu 400 g Hafer je Kopf und Tag.

Wahrend des Winters werden die Karakuls, um Bewegung zu haben, entweder in Auslaufe getrieben oder wenn es das Wetter erlaubt, eine Strecke hinausgetrieben.

Im Anschlusse an die Entstehungsgeschichte der studierten Karakul- euchten mochte ich eine vergleichende Beschreibung der beiden Hauptbocke von Cocorozeni und GroS-Ullersdorf vornehnien, weil beide nicht nur als Lammer ganz erstklassige Pelzbeschaffenheit hatten, sondern dieselbe auch sicher rererbten. Die Bocke sind annahernd gleichen Alters, und zmar

zahlt der Bock von Cocorozsni Nr. - 3 Jahre und. 7 Monate, wahrend

jener von Gr.-Ullersdorf 4 Jahre alt ist. Weil beide BBcke das wichtigste Rassenmerkmal der Karakulschafe, die edle Lockenbildung, in ihrem Keim- plasma besonders fest fixiert besitzen, durfte es zu erfahren interessant sein, ob bezw. in welcher Weise dies im sonstigen Verhalten des Korpers zum Ausdruck kommt.

E x t e r i e u r : Der Kopf des Bockes von Cocorozeni ist breiter, ge- drungener als der des Bockes von GroB-Ullersdorf, welcher als ein aus- gesprochen langgestreckter, feiner Kopf zu bezeichnen ist. Der Nasenrucken des Cocorozeni-Bockes hat im Gegensatz zu dem des Ullersdorfer-Bockes, der eine von oben bis zur Nasenspitze gleichformige schon verlaufende Kriimmung aufweist, eine scharfere, eckigere Form. Wenn nun auch diese Krummung seines Nasenriickens nicht so gleichmaBig gebogen verlauft, wie beim Bock von Ullersdorf, so ist aie immerhin als besser zu bezeichnen, als die iibermaRig eckige Kriimmung beim Bocke von Pojoreni, bei dem, aus diesem Merkmale heraus, nach der Meinung niancher Autoren und Karakulziichter auf eine Einkrenzung zu schlieBen ist.

Nach Professor Adametz (5) ist der Nasenriicken bei Karakuls im mannlichen Geschlecht im allgerneinen mehr oder weniger scharf geramst, obwohl, wie in vielen anderen Merkmalen auch hier grofie, individuelle Schwankungen vorkommen. Nach Cons tan t inescu sol1 der Kopf des Karakuls fein und langlich sein, also so wie beim Hauptbock von Ullersdorf. Die Ohren sind herabhangend, 15 cm lang und zeigen im Gegensatze zum Ullersdoi-fer Hauptbock eine rnehr ovale (nicht schmale, langliche) Form. Wahrend die Ohren des Ullersdorfer-Bockes mit feinen Haaren bedeckt sind und sich weich und samtartig anfiihlen, konnte ich beim Bocke von Cocorozeni wenig Haare und einige kahle Stellen beobachten. Haarbiischel zwischen den Hornern gab es bei keinem von beiden. Wahrend der Bock von Gro13-

( 3

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Ullersdorf stummelhijrnig ist, tragt der Bock Nr. 71/1 Homer, welche in einmaliger Windung mit ihrer Spitze gegen die Augengegend gerichtet sind und dicht am Kopf anliegen. Die F a r b e des Kopfes ist schwarz und das Gesicht wie beini Adametz schen Bocke mit kraftigen Stichelhaaren bedeckt. Die Nasenlocher sind nicht so eng, schmal und in die Lange verlaufend wie beim Ullersdorfer Bocke: sondern mehr rundlich und mit eingefalteten Randern versehen, wobei zu bemerken ware, daB manche Autoren eng ver- laufende NasenlGcher bei Original bucharischen Karakuls als typisch bezeichnen.

Der Rumpf ist nicht so langgestreckt wie beim Ullersdorfer Bocke und wie ich es auch bei den Hallenser Earakuls beobachten konnte, sondern eher gedrungen. Die Wirbelsaule ist nach hinten nicht so stark zugespitzt \vie bei in Hauptbock, Kreuz und Keulenspitzen sind breiter als bei let.zt,erem. Die Estremitaten sind kraftig entwickelt, doch im Vergleich zum Ullersdorfer Bocke und den Bocken von Halle zu kurz, nicht geniigend lang. Die Stellung der HintergliedmaBen zeigt etwas Kuhhessigkeit und die Vorder- beine haben eine maBige Knickung nach innen, in Form eines X.

D e r Sc hwanz ist durchaus typisch mit gut entwickeltem Fettposter. Im allgemeinen zeigen beide Bocke vie1 Blut, sind temperamentvoll,

wild und scheu, und haben kraftige Beine. Die Korperlange des Bockes von Cocorozeni betragt 85 cm, die

Widerristhohe 79 cm und die Kreuzbeinhohe 82 cm, also einige Zentimeter hoher als die Widerristhohe, was bei Karakuls typisch ist. Ellbogenhocker- hohe 43 cm. Lebendgewicht 76 kg. Unter allen von mir untersuchten Bockeu wies der Bock von Cocorozeni die hochsteu. absoluten KorpermaBe .und das gro13te Lebendgewicht auf.

W 011 e : Wahrend das Vlies des Ullcrsdorfer Bockes eine gleichmiiflige Verteilung von Grannen und Wollhaaren und eine schmutziggraue Farbe zeigt, besteht das Vlies des Bockes von Cocorozeni aus langen, fast bis zum Boden reichenden Grannenhaarzotten von schmutziggrauer Parbe. Die Wolle ist rein, frei von Verunreinigungen und 1L8t sich am Vlies gut spalten. Sie fuhlt sich hart an und zeigt schonen Glitiiz und wenig Flaum. Die Stapel- tiefe betragt 27 cm. Die Farbe der Wolle am Blatt ist schmutziggran mit einzelnen rotlichen Haaren gegen die Mitte immer heller werdend, spater mehr weiR als grau.

Die Flankenwolle ist an der Basis grau, der Mitte des Stapels ZU dunkel- grau mit vereinzelt rotlich schimmernden Haaren, etwas wenig Plaum, fiihlt sich an der Basis weicher an als beim Blatt, die Spitzen sind weiR bis grau- rotlich, der Stapel fuhlt sich in der Nitte ausgesprochen grob an.

Die Keule unterscheidet sich nicht wesentlich vom Blatt. Als arithmetisches und biometrisches Xittel der Keulenprobe wurde ein

Wert von 34,49 i- 1,18 mittleren Fehlers, im Gegensatze zum Ullersdorfer Bocke mit 24,26 I 0 , 9 0 gefunden.

Als arithmetisches und biometrisches Mittel der Blattprobe wurde ein Wert von 38,86 plus minus (k) 1,21 mittleren Fehlers (Ullersdorfer Bock 25,04 k 0,75) festgestellt.

Die Streuung der Keulenprobe betrug rt 16,62 und rt 12,70 beirn Ullersdorfer Bocke. Die Streuung des Blattes ergab einen Wert von k 1,21, die des Adametz schen Bockes einen voii 0,7 5 .

Der Variationskoeffizient der Keule betrug 4S,20 %, jener von Ullers- dorf 52,38%. Der Variationskoeffizient des Blattes betrug bei dem Bocke von Cocorozeni 44,13 %, beim Ullersdorfer Bocke 42,40 %.

Die Variationsbreite bei letzterem ergab in der Kreuzgegend eine Schwankung von 10--66 p, im Gegensatze zum Bocke von Cocorozeni mit

Z. Ziichtg. : B Tierziichtg. u. Ziichtgsbiol. Bd. 2; Heft 1. 5

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14-78 ,LL in der Keulengegend. Jene der Schultergegend beim Ullersdorfer Bocke betrug 8-65 ,LL ini Gegensatze zum Bocke von Cocorozeni niit 14-100 p.

Wahrend ich beim Ullersdorfer Bocke unter 400 untersuchten Haaren weder in der Rucken- noch in der Schultergegend markhaltige Haare finden konnte, fand ich beim Bocke von Cocorozeni 21 % Haare mit Markkanalen in der Keule und 5 % im Blatte.

W 0 1 l u n t e r s uchnng . P r o b en en t n a hm e.

Die Entnahme der Proben erfolgte in GroQ-Ullersdorf Mitte April 1931 in Cocorozeni am 26. Mai 1931, in Pojoreni am 2. und 3. Juni 1031 und in Cricova am 4. Juni 1931. Die Entnahnie der bessarabischen Proben wurde ein oder zwei Tage vor der Fruhjahrsschur durchgefiihrt. Die Proben von GroBUllersdorf wurden aus der Kreuz- und Schultergegend entnommen, jene von Bessarabien aus der Keulen- und Schulterblattgegend.

Tech n i k. Bus jeder Haarprobe wurde ein Haarbundel in einer Breite von 5-6 cm

herausgeschnitten und sorgfaltig in acetonum purissimuni (Merck) und Ather so lange gereinigt, bis sich keine Spuren von Verunreinigungen mehr im Azeton zeigten. Die so behandelte Wollprobe wurde dann in eine Pinzette fest- geklemmt und mittels einer Schere ein gerader 8chnitt im Verlaufe der Probe durchgef d~rt und die abgeschnittenen 1 cm Lange betragenden Haarstucke auf einem Objekttrager in Glyzerin sorgfaltig verteilt. Das so behandelte Praparat wurde dann im Bohnerschen Wollmessungsapparat der Firma Reichert untergebracht und die Dicke der Haare in der Mitte gemessen. Die Dicken- messungen wurden rnit Planokular 3 ausgefuhrt bei einem Tubusauszug niit Einschraubeteil 500 x und mit Objektiv 5-500 facher VergroBerung, d. h. ein Millimeter auf der Projektionsflache bedeutet in Wirklickkeit 2 Mikra, deninach ein abgelesener Teilstrich 2 Mikra ausmacht.

I. Uberblick uber die Wollfeinheit und -beschaffenheit. a) GroQ-Uilersdorfcr Karakulznclit.

Es wurden im ganzen 7 mannliche Tiere untersucht, wobei bemerkt sei, daQ in der Tabelle 2 die Anzahl der Tiere und Kreuz- und Schulter- gegend aus dem Grunde verschiedene Zahleii zeigen, weil von einem Tierti die Wollprobe der Schultergegend verloren gepangen war.

Die Farbe der Wolle war bei samtlichen Bocken schwarz mit vereinzelt rijtlich schimmernden Haaren, nur der Hauptbock zeigte nach auSen ein schmutziggraues, nach innen ein Vlies von ausgesprochen grauer Parbe. Bei allen Wollproben konnte ein schoner Glanz beobachtet werden, der Grift erwies sich bei allen Tieren als weich, mit Ausnahnie eines Bocklammes und des Hauptbockes, bei welchem ein niittelmaQiger Griff festgestellt werden konnte. Die Vlieswolle erscheint flachbogig, vereinzelt auch als fast schlicht. Alle Tiere zeigten die charakteristischen Zotten niit stark eingeringelten Spitzen und hatten wenig Flaum.

Bei den Bocken wurden in der Kreuzgegend unter 1400 Haaren als feinstes 10 p, als grobstes 92 p, in der Schultergegend unter 1200 Haaren als feinstes 8 und als grobstes 90 IL festgestellt.

Der Mittelwert der 7 Bocke schwankte in der Kreuzgegend von 24,26 bis 34,51 p, in der Schultergegend von 25,04-335,59 p und ergab in

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Vergleichende Untersuchungen iiber die Vliesbeschaffenheit. 67

der Kreuzgegend einen Generalmittelwert von 30,13 und in der Schulter- gegend einen von 32,14 p. Somit erwies sich die Kreuzgegend feiner sls jene der Schulter. Auch was die Unterschiede der Generalmittelwerte der Streuung, des niittlereu Fehlers und des Variationskoeffizienten zwischen Krenz- und Schultergegend anbetrifft, ergaben sich fur die Kreuzgegend niedrigere Werte.

G r o 15 - U 11 e r s d o r f ( w e i b 1 i c h e I n d i v i d u e n). Es wurden im ganzen 14 meibliche Tiere untersucht. In der Tabelle 2

ist die Anzahl der Tiere in der Kreuz- nnd Schultergegend deshalb verschieden, weil bei zwei Tieren die Kreuzprobe und wieder bei eineni Tiere die Schulter- probe fehlten. Unter 1400 Haaren der Kreuzgegend wurden als feinstes Haar 10 p , als grobstes 120 p, in der Schultergegend als feinstes 10 p, als grobstes 90 11 ermittelt.

Der Mittelwert schwankte in der Kreuzgegend von 27,19 p, bis 37,18 ,LL

mit einem Generalmittelwert von 32,lO. In der Schultergegend von 23,9G p bis 34,118 p niit eineni Generalmittelwert von 30,lO. Sowohl was den General- mittelwert als auch die Unterschiede der Generalmittelwerte der Streuung des mittleren Fehlers und des Variationskoeffizienten betrifft, ergaben sich fiir die Kreuzgegend hohere Werte als fiir die der Schulter.

Bei den weiblichen Tieren ist im Mittel die Wolle des Schulterblattes um 2 ,U feiner als die Kreuzgegend. Im Kulminationspunkte ist die Schulter- probe ein Prozent feiner als die des Kreuzes. Bei 30 ,LL ist ein zweiter Gipfel, der bei der Kreuzprobe um rund 1 , G % hoher ist, als bei der Schulterprobe, doch liegen in den Sortimenten ,E" und ,,I?'' mehr Haare der Riickenprobe (siehe auch Haardickenkurve).

Die Farbe der Wolle der weiblichen Tiere schmankte von schwarz bis rotlich - schwarz bis dunkelbraun - bis grau. Rei einem sehr alten Tiere, dessen Vlies von aunen braunlich aussah, wahrend es iniien ganz grau war, liounten einzelne hellere Grannenhaare wahrgenommen werden, wobei aber das Gros rotlich-braun, und zwar rotlich an der Oberflache war. Bei eineni Tiere zeigte das Vlies eine grau-braunliche Farbe, aus deni helle, lange Grannenhaarflocken hervorgingen, eine Vliesbeschaffenheit, die von Thorn sen, dem Chef der sudwestafrikanischen Karakulzucht bei seinem Besuche 1930, als ldealtypus fur Afrika bezeichnet worden ist. Ein anderes Tier mieder hatte aul3en eine dunkelbraune Farbe mit heraustretenden hellen, langen Grannenhaarzotten, mas auch als eine sehr ermiinschte Form zu bezeichnen ist. Auch hier konnte, wie bei den Bocken, der Griff als mittelmaBig und im Innern des Vlieses ein flachbogiger Verlanf mi t starken eingeringelten Spitzen festgestellt werden.

b) Karakulmelit vou Coeorozeni.

Es wurden 4 mannliche und 16 weibliche Tiere untersucht. Die Parbe der Wolle bei den miinnlichen Tieren schwankte zwischen hellgrau-ristlich bis dunkelgrau-rotlich. Der Haarverlauf konnte als schlicht bezeichnet werden. Der Griff erwies sich bei allen Tieren hart und das Vlies zeigte lange, fast bis zum Boden reichende Grannenhaarzotten. Die Basis der Haare im Vliese war mehr oder weniger vefilzt und von Futterresten verunreinigt. Unter 800 Haaren der Keulengegead wurden als feinstes Haar 13 und als grobstes Haar lSti ,LL errnittelt, in der Blattgegend 14 als feinstes nnd 104 p als grobstes Haar festgestellt.

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Der Mittelwert der 4 Bocke schwankte in der Keulengegend von 31,69 bis 34,82. Mit einem Generalmittelwert von 33,81 ,LL und in der Blattgegend von 33,93-38,86, mit einem Generalmittelmert von 35,79 p. Nicht nur was die Unterschiede der Generalniittelwerte anbetrifft, konnten bei Bocken von Cocorozeni in der Blattgegend hohere Werte erzielt merden, sondern es zeigten sich auch in den Generalmittelwerten der Streuung und des mittleren Behlers andere Verhaltnisse, mit A usnahnie des Variationskoeffizienten des Blattes, welcher einen niedrigeren Wert aufwies, als der der Keule (siehe Tab. 1 und 2) .

Das Blatt der Bocke ist rund uni 2 ,LL grober als das der Keule. Die Kurve des Schulterblattes ist in den feinen Sortimenteii zweigipflig, wobei der Gipfel bei 30 p etwas hoher als der bei 20 ti liegt, wahrend bei der Keule, die auch zwei Gipfel hat, jener bei 20 ,LL um 7,4% hoher als der bei 30 ,LL ist. Im ubrigen verlaufen beide Kurven ziemlich ahnlich (siehe auch Haardickenkurve Nr. XIII).

C o cor ozeni, w ei b l ic he E a r a kuls. Die E’arbe der Wolle bei den meiblichen Tieren schwankt zwischen

schwarz-rotlich, hellgrau-schmutziggrau und dunkelgrau-rotlich, doch konnte ich auch Tiere mit kaffeebrauner, etwas ins Rotliche spielender Wolle finden. Der Griff ist durchaus als hart zu bezeichnen. Der Haarverlauf zeigte den Charakter der Schlichtmollen. Die Wolle bei fast allen Tieren erwies sich als stark ver%lzt und von fitterresten verunreinigt. Unter 3200 Haaren in der Keulengegend wurdeo als feiustes 10 [i, als grobstes 116 p, in der Blatt- gegend als feinstes 10 p, als grobstes 94 p ermittelt. Der Mittelwert der 16 weiblichen Tiere schwankte in der Keulengegend zwischen 22,89-43,30 p niit einen Generalmittelwert von 34,10, in der Blattgegend zwischen 2 429 bis 39,40 niit eineni Generalmittelwert von 31,71 p. Nicht nur die General- mittelwerte der Mittelwerte, sondern auch die der Streuung, des niittleren Fehlars, des Variationskoeffizienten ergaben fur die Blattgegend niedrigere Werte als fiir die Keulengegend (Tab. 1 und 2).

Wie erwahnt, ergaben die Generalmittelwerte fur die Keule 33,10, fur das Blatt 31,71 p, also ist das Blatt im Nittel urn 1,4 ,LL feiner. Beide Kurven sind im allgenieinen zweigipflig und ziemlich gleich verlaufend ; in den Kulminationspunkten ist jene des Blattes bei 20 ,LL urn 1 %, bei 30 p um 2,1% hoher als jene der Keule. In den Sortimenten D--P sind auch einige kleinere Gipfel, doch ist zwischen beiden genannten Kurven kein wesentlicher Unterschied festzustellen (siehe Haardickenkurve Nr. XIV).

e) Die Karakulzueht von Cricova. Es wurden 1 Bock uiid 7 weibliche Tiere untersucht. Die E’arbe der

Wolle des Bockes war schmutziggrau mit vereinzelt rotlichen Haaren, der Griff war weich. Der Haarverlauf war flach bogig mit geringelten Spitzen, wenig Flaum. Der Nittelwert betrug 34,65 in der Keule und 39,14 ,ti im Blatt. Die Wolle war also in der Keule wesentlich feiner, was auch sclion im Mittelwert mit rund 4,5 p zum Ausdrucke kommt (siehe Haarkurve Nr. XT‘).

Weib l iche Indiv iduen . Unter 1400 Haaren der Keulengegend murden als feinstes 10 1‘1 und

als grobstes 106 p, unter ebenso vielen der Blattgegend 10 ,LL als feinstes und 84 p als grobstes Haar erniittelt. Der Mittelwert der Keulengegend schwankte von 27,98 - 37,93 ,ti mit einem Generalmittelwert 34,03 p, der der Blatt-

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Page 18: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

70 Fronius:

1/1 212 313 414 616 717 818

49 I 2 4 2

43 2 17 2 23 2 69 4 29 2

Generalmittelwert

37,93 36,12 34.41 27,89 36,84 34,87

25,73 29,7l 29,80 29,16 28,98 31,43

Generalmittelwert

37,93 if 1,243 + 17,5788 I+ 11,20838 25,73/+ 0,7926 36,12 IT 0,92 5 13,0138 3 12,599 29,71 f 0,891 34,41 & 1,134 k 16,0378 f 14,5134 29,80 + 1,0264 27,89 5 0,7219 & 10,2082 f 9,202 29,16 3 0,6507 36,84 + 0,9215 + 13,0306 + 12,6348 28,98 + 0,8935 3487 T 1,2007 f 16,9782 30,18 5 0,958 f 13.5498 f: 9,7946 23,55 f 0,6926

14,30998 31,43 f 1,012

46 345 '43,5615 36.029 142,4003 46,6079 48,7026 36,6016 .<1,5569 35,3707 43,598 48,69 45,5306 44,8966'41,5906

Generalmittelwert

1

2 ( 3 4 5 6

2/1929 1'1,

2/930 1 411929 1 7/930 $1,

;gj } l a / '

61930 y/q

30,E )32,14

30,77 31,63 27,53 33,80 34,51 28,38

32,93 - I )

28,76 38,52 37.07 30,57

GroB-Ullersdorf. Mannliche Tiere. 30,77 + 1,1345 -I: 16,042 31,63 ! ~ 0 , 7 7 6 I & 10,978 I+ -

& 14,9918

27,53 33.80 34,51

F 1,1128 & 15,7364 5 15,466 + 1,256 + 17,7628 -I- 20,1404 f 0,9575 5 13,5394 1 % 17,924

24,26 (+ 0,8987) 12,709 /& 10,6188 28,38 ,+ 0.9886

30,12 If 0,39911 & 14,93'36 /f 16,773

GroP-Ullersdorf. Weibliche Tiere.

& 13.98 15 15,9454

31,63 29,42 31,63 f 1,1059 5 15,638 33J1 32,44 33,11 + 1,2075 + 17,4752 32,71 33,40 32.71 7 1,0345 I f 14,6286 35,70 27.27 35,70 f 1.1667 f 16,4972 27,90 26,79 27,90 f 0,9037 12,1796 27.19 30.61 27,19 +0,6558 f 9,2738 36,87 ---I) 36,87 5 1,4411 5 20,378

28,76 38,52 37,07 30,57

f 15,0132 5 19,8604

& 11,2288

& 13,0172

& 16,3768

& 10,9066

-

& 1,0937 57,1609153,776 & 1,424 52.5526,52,2855 + 1,2676 39,233 48,3517

1,1276 29,26 152~6

--"I 26.29 -

1 2 3 4 5 6 7

8 9

10 11 12 13 14

1,1929 2'/, 111930 ll/z 811929 lY/, 511929 2 7/1929 2 101930 I/, 21931 2

3/1930 1 5/930 1 4/930 1

30 4 32 4

VIII 121/z IX/921 111/2

.\Ionat

25,041+ 0,7509152,3866;42,40i

29.42 + 1,0617 49,44 151,0305 29.42 + 1,0617 49,44 151,0305

31,58 + 0,8779 43,4032139,3109 32,48 T 0,9986 42,7536'40,9535 29,41 f 1,1748 42,9974 56.4875 34.07 0,8683 47,8215 36,0405 31,63 + 0,80 54,3048 35,7692 23,96 f 0,7079 - 41,7771

80,101 & 0,2746148,5482 j 46,5?35 26,29 f 0,74 - 39,809

gegend von 23,55-31,43 ,U mit einern Generalmittelwert von 28,33 (siehe auch Tab. 2).

Das Schulterblatt ist im Mittel urn 5,7 p feiner. Schoii bei 16 und 18 p war der Prozentgehalt der Schulterkurve um je 4 und bei 20 ,u urn 4,7 hoher

') Hier stand nur die Keulenprobe zur Verfugung. ') Hier fehlten die Kenlenproben.

Page 19: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchangen iiber die Vliesbeschaffenheit. 7 1

als jener der Keule, was die grofiere Feinheit geniigend erklart (Tab. 1). Die Farbe der Wolle schwankte bei den meiblichen Tieren zwischen schwarz, rotlich, briiunlichschwarz bis hellrot, nur bei einem alten Mutterschafe konnte ich eine schmutziggraue Farbe finden. Der Griff war weich, die Wolle eeigte einen flachtogigen Verlauf und war in manchen Fallen an den Spitzen gut geringelt.

Die Karaknlzuclit von Pojoreni. Es wurden untersucht 4 mannliche und 16 weibliche Tiere. M l n n l i c h e I n d i v i d u e n : Die Farbe der Wolle war Zuni grofiten Teile schwarz, stark rnit rot-

lichen und braunen Haaren untermischt, nur bei einem Bocke konnte eine kaffeebraune Farbe festgestellt werden. Der Griff mar mittelmafiig bis hart. Der Haarverlauf mar schlicht. Die Wolle war stark verf3lzt und mit Futter- resten verunreinigt. Unter 800 Haaren wurde in der Keulengegend als feinstes Haar 10 ,u und als grobstes 96 ,u ermittelt, in der Blattgegend als feinstes 16 p und als grijbstes 110 p. Der Mittelwert der 4 Bocke schwankte in der Eeulengegend zwischen 37,13 bis 39,45 mit einem Generalmittelwert \-on 39,85 p, in der Blattgegend von 32,25 bis .78,18 mit einem Generalmittelwert von 36,18 p. Wahrend das Blatt im Mittel um rund 3,70% feiner ist als die Keule, sind die Generalmittelwerte der Streuung und des mittleren Fehlers fast gleich, nur der Tariationskoeffizient des Blattes weist hohere Werte auf, als die der Keule. Wir finden eine viergipflige Kurve, wo das Schulterblatt zwischen 20 und 50 p einen wesentlich hoheren Prozentsatz von Haaren auf- weist, als die Ruckenprobe. In den groberen Sortimenten ist der Prozent- gehalt der Ruckenprobe hoher. (Siehe auch Haardickenkurve Nr. XVII.)

P o j o r e n i , we i b 1 i c h e I n d i v i d u e n : Die Wolle der weiblichen Tiere hatte fast durchmeg eine dunkelbraune,

riitliche Farbe niit Ausnahme eines Tieres, welches ein Vlies von schmutzig- grauer Farbe mit vereinzelt untermischten roten Haaren hatte. Der Griff war mittelmaflig bis hart, die Wolle zeigte wenig Flaum, war aber im allgemeinen stark verfilzt und mit Futterresten verunreinigt. Der Haarverlauf trug den Charakter von schlichten Wollen. Unter 2200 Haaren der Keulengegend wurde als feinstes 10 p, als gr6bstes 90 ti, in der Blattgegend als feinstes 10 p, nls grobstes 94 p ermittelt.

Der Xittelwert der Keulengegend schwankte ron 32,05 bis 48,54 mit einem Generalmittelwert von 39,41 p, in der Blattgegend von 31,19 bis 42-63, mit einem Generalmittelwert von 34,27 p.

Hier ist die Keulenprobe um 5 ,u irn Nittel grober als die der Blatt- gegend, sonst zeigen die Haardickenkurven den gleichen Verlauf wie bei den manalichen Tieren.

Vergleich der einzelnen Rarakulzuehten beziiglich der Wollfeinheit untereinander und rnit der wohl am lilngsten rassenrein gefiihrten

Zucht von GroB-Ullersdorf. Bei Betrachtung der Tab. 1, sind bei der Streuung und dem Variations-

lioeffizienten irn allgemeinen keine grofien Schwankungen festzustellen. Sowohl die Streuung, als auch der Tariationskoeffizient sind bei allen angefuhrten Zuchten im mannlichen und weiblichen Geschlecht, sowohl in der Keulen- als auch Blattgegend grofi und, wie erwiihnt, ziemlich ahnlich nnd kennzeichnen dainit den Mischyollcharakter der Karakulschafe. Neben sehr feinen Haaren,

Page 20: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

72 Fronius:

T a b e l l e 2. z 11 sa mm e n s t e l l u n g d e r G e n e r a 1 - 1u i t t e 1 \v e r t e d e r Zu c h t e n

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I Koulo

Zucht

GroB-Ullersdorf

Cocorozeni

Pojoreni

Cricova

dcr c i

Ilin.

x a x .

92 24,26 120 27,19

126 31,69- 116 22,89

114 37,13 90 29,58

90 34,65 106 27,89

I I I

37,18

34,82 - -

43,59 I39,85 I 0,63 48,54 I 39:41 I 0,40

+ o

Fl

14,93 15,58

15,49 15,27

-

~

17.78 17,82

16,84 14,94

V.-%

- 49,58 48,54 __ 45.82 46,14

44,62 45,22

48,60 43,90

l ) n=Anzahl der Tiere (je Wollprobe wurden 200 nebeneinander liegende Eaare

dem sogenannten Flaum , kommen auch grobe Haare in den verschiedensteii Dicken bis zu 126 ,u vor, wie ich es bei der Zucht von Coc.orozeni fand. Das Verhtiltnis von feineren und groberen Haaren in den einzelnen Zuchten, Ge- schlecht und Korpergegend geht aus den acht beigegebenen graphischen Dar- stellungen deutlich hervor.

Page 21: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchungen iiber die Vliesbeschaffenheit. 73

v o n GroB-Ullersdorf , C o c o r o z e n i , P o j o r e n i und C r i c ova. -

Blatt (Schulter)

DIittelnerte

Prohe der einzelnen General- I 3lin. ,?las. I I 1 mittel- ~ * m I * i

merte Nas.

25,04 23,96

33,93 21,29

32,25 26,29

39,14 23,55

F l I F' I F' I Fl I 38,52 32,14 0,48 16,77 52J8 34,48 I 30,lO 1 0,27 1 14,OO 1 46,52

38,86 35,79 0,55 15,57 43,53 39,44 I 31,71 1 0,24 I 13,83 I 43,62

38,18 36,18 0,63 17,86 49,36

42,63 I 34$7 1 0,33 I 15,40 ~ 4494

39,14 39J4 1,oO 14,16 36,19 31,43 I 28,33 1 . 0,33 1 12,43 1 43,89

gemessen).

A. Karakulznclit yon GroB-Ullersdorf. Wenn man die Kurven von Ullersdorf mit jener von Pojoreri vergleicht,

so ist auf den ersten Blick ersichtlich, da13 bei weiblichen Tieren Ton Ullers- dorf die Haardicken in der Schultergegend, wie auch schon ans den General- mittelmerten hervorgeht, bedeutend feiner sind. Dasselbe gilt fur die Bocke. Besonders grog ist die Differenz in der Kreuzgegend ; die Generalmittelwerte lauten fiir Ullersdorf 30,22, fiir Pojoreni 39,85.

Abb. 3. Abb. 4.

Page 22: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

74 Fronius:

In Cricova sind bei den weiblichen Tieren sowohl fiir Keule als auch Blatt die Verhliltnisse bis 36 ,a sehr ahnlich jenen von Ullersdorf, aber dariiber

hinaus weist die Zucht von Cricova einen hohe- ren Prozentsatz an gro- ben Haaren auf. Inter- essanterweise ist die Haardicke bei weiblichen Tieren von Cricova am Schulterblatt' um rund 2 ,LL feiner als jene von Ullersdorf.

Die Keule ist bei den mannlichen Tieren ahnlich jener von GroB- Ullersdorf, aber im Blatte sind die Haare grober.

Die weiblichen In- dividuen der Herde voii

2) a '9 m .w # w I 90 xw ",my4 5 A . l I I I I I C l O l ,E I f C o c o r o z e n i sind be-

ziiglich Wollfeinheit bis Abb. 5. 36 P der Ullersdorfer

Zucht noch ahnlicher als jene von Cricova. Uber diese Dicke hinaus weist auch Cocorozeni mehr grobe Haare als Ullers- dorf auf. In der Eeule ist bei den Bbcken Co- corozeni mit Ullersdorf ahnlich, derKulminations- punkt der feineren Ele- mente liegt bei Ullersdorf hbher, Cocorozeni weist, wie schon vorher bemerkt, auch hier wieder mehr grobe Elemente auf. Die Wolle des Schulterblattes der Bticke von Cocoro- zeni ist grober als jene

- 0 Keule (n -3200) - _ _ _ 0 Hatt fn-3200)

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Cocorozeni d - d Keue /n -800) r) -___ dB/aM ( n - m )

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+A/ZAILb\ M A 8 von Ullersdorf. Abb. 6.

B. Znoht von Crioova. Die Vergleiche mit der Ullersdorfer Zucht wurden bereits im voran-

gehenden Kapitel dargelegt. Im Vergleich rnit Cocorozelli ist bei weiblichen Tieren kein wesentlicher Unterschied in den Haardickenkurven festzustellen. Auf Grund der Mittelwerte ist Cricova im Blatt und Cocorozeni in der Keule feiner. Bei den mannlichen Individuen ist Cocorozeni im Blatt und Keule feiner als Cricova.

Was den Vergleich mit Pojoreni anbetrifft, so sind bei den weiblichen Tieren in Keule ,und Blatt die Zucht von Cricova bedeutend feiner, ebenso

Page 23: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchungen iiber die Vliesbeschaff enheit. 75

liegen die Verhiiltnisse bei Bocken in der Keule, beim Blatt hingegen weist Poioreni mehr feine Haare anf als Cricova., was sowohl in der Kurve als auch im Geiieralmittelwerte Zuni Ausdrucke kommt.

C. Znclit ron Cocorozeni. Diese Zucht wurde

beziiglich der Wollbeschaf- fenheit niit Ullersdorf und Cricova bereits verglichen. Mit Pojoreni verglichen, ist bei weiblichen Tieren Cocorozeni bis zu 30 I feiner. (Mittelwerte!) Eben- so ist bei den Bocken in Schulter undBlatt dieZucht von Cocorozeni feiner, beim Blatt ist der Dickenunter- schied im Mittel geringer als in der Keule.

D. Pojoreni. Da diese Zncht be-

reits mit den drei anderen verglichen sworden ist, so sei hier nur auf das Ge- sagte hingewiesen.

Uber das Vorkomxnen von MarkkanHlen in der Wolle der Karrkulsehafe.

Nach T a n z e r (27) war der Markkanal beini Karakul entweder konti- nuierlich oder aber dis- kontinuierlich. i n einzel- nen Fdlen wurde im Haar ein doppelter Markkanal angetroffen.

K u h l e r (27) stellte an zehn Karakulmuttern fest, daB die Zahl der markhaltigen Haare nur sehr dieser Ansicht an. AuBerdem

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*A. 24. LIS a4. B.

Abb. i.

Abb. 8.

gering, etwa 3% war. T a n z e r schliel3t sich betont K u h l e r . da13 er einen merkbaren Ein-

flu8 des Markkanals auf die technischen Eigenschaften der Wolle nicht kon- statieren konnte, wobei er sich hierbei auch an K r o n a c h e r anschlieBt, der dasselbe bei den Leicester- und bei den Meleschafen feststellen konnte. Viel- fach verhindert das Pigment die Erkennung des Markkanales, was T a n z e r besonders bei einem Originalfelle feststellte. Der Markkanal war erst am Querschnitt nachweisbar. Nach T e o d o r e a n u (aus K r o n a c h e r) besitzen bei allen Schweinerassen die dunkeln Borsten stets sehr wenig Markstrang.

Page 24: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

76 Fronius:

Das gleiche konnte L i n g k (aus K r o n a c h e r) fiir Ziegenhaare feststellen; werden die Haare in ihrem Verlaufe braun, so wird der Markstrang bedeutend gro8er.

Ein Markkanal findet sich beim Karakul und seinen Ereuzungen beinahe ausschlieRlich in Leithaaren und nur in einigen Fallen konnten markhaltige Gruppenhaare nachgewiesen werden. T a n z e r untersuchte 11 Rarakulschafe auf Marksubstanz und fand nur zwei Karakuls mit allen oder zahlreichen markhaltigen Leithaaren. H i e r h a n d e l t e e s s i c h v o r w i e g e n d u m Z a k e l k r e u z u n g e n . T a n z e r und S p o t t e l haben nachgewiesen, daR die Wollen der Hijhen- und Niederungszakel stark markhaltig sind, wahrend bei den Zakeln der jungeren Zucht der Prozentsatz markhaltiger Haare stark zurucktritt, hochster Gehalt 11 %. Die Haare der vom Verfasser untersuchten Zakel sind gleichfalls ziemlich stark markhaltig bis zu 69%. Nach der Meinung T n z e r s konnte die Beeinflussung durch das Zakelschaf in der Richtung erfolgt sein, daB der Markkanal sich zah erblich fixiert hatte. Das K a r a k u l s c h a f b e s i t z t n u r i n g e r i n g e m U m f a n g e m a r k h a l t i g e H a a r e .

T a n z e r hat die Erfahrung gemacht, daB sich das ungarische Zakelschaf im Hallenser Haustiergarten nicht sonderlich gut zur Kreuzung mit Karakuls eignet. Er erblickt in der Anwesenheit des Markkanals ein lockenfeindliches Moment. Vielleicht ist das starre, markhaltige Jugendhaar nicht in der wiinschenswerten Weise imstande, sich zu einer Rohrenlocke umzulegen. D i e T i e r e m i t m a r k h a l t i g e m H a a r w a r e n s c h l e c h t , a l l e r h o c h s t e n s m i t 11. I( 1 a s s e b o n i t i e r t. Wodurch der Markkanal bei den Milchschaf- und Leicesterkreuzungen bedingt ist, ist nicht zu entscheiden. Ob diirch die Kreuzung latente Anlagen manifest werden, sei hier nur als mogliche Erklarung angenommen.

Kronacher glaubt eine selbstandige 'Jererbbarkeit des Markstranges bei den Meles annehmen zu miissen, welcher als nicht einfache, sondern polymer (vermutlich homomer) bedingte, den Meles von den Leicesters uber- kommene Eigenschaft auftritt. Nach Terho scheint der Markstrang von der Haardicke unabhangig zu variieren ,,und soniit erblich zu sein".

Markkanalvorkommen bei den rnmilnischen nnd den GroS-Ullersdorfer Karakuls.

Alle Proben, die auf Dicke untersucht worden sind, wurden auch auf ihre Markhaltigkeit gepruft. Da infolge des Pigmentgehaltes der Haare die Mark- substanz nicht erkennbar war, muBten die Haare gebleicht werden. Ich ver- wendete zu diesem Zwecke Perhydrol Merck, 309& und belieB die Haare darin, 3-4 Tage, jeden Tag den Grad der Entfarbung bei einer Temperatur von 35-400 im Thermostat uberprufend. In dieser Weise und indem ich die Haare nach ihrer Entnahme aus dem Perhydrol nochmals in Azeton (auf keinen Pall Wasser) sorgfaltig wusch, erzielte ich eine fast vollstandige Entfarbung. Bei jeder Probe untersuchte ich 400 Haare auf Marksubstanz und kam m den Ergebnissen, wie sie in Tabelle 3 zusammengestellt sind.

Besonders bemerkenswert ist, daR bei der Zucht GroB-Ullersdorf bis auf wenige Ausnahmen kein Markkanal festgestellt werden konnte. ?Jon 14 weiblichen Tieren hatte nur ein einziges sowohl in der Schulter als auch in der Ruckengegend je 3% markhaltige Haare. Ein Bock wies in der Riicken- gegend 35 %, in der Schultergegend 24% nlit Marksubstanz versehene Haare auf. Bei 2 Bticken wurde nur in der Schultergegend Marksubstanz gefunden. Ein weiterer Bock hatte sowohl in der Schulter- nnd Ruckengegend je 4%

Page 25: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchungen iiber die Vliesbeschaffenheit. 7 7

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Page 26: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

78 Fronius:

Haare obengenannter Beschaffenheit. In der Zucht von Cocorozeni hatten samt- liche Tiere markkanalhaltige Haare, und zwar schwankten diese bei den Biicken in der Keule voii 9-21 %, im Blatt von 6-92 %, bei weiblichen Individuen von Markresten bis 78% in der Keule und im Blatt bis zu 28%.

Die Zucht von Pojoreni weist in der Keulen- und Blattgegend Schwankungen (bei 4 Individuen) von 1-100% auf. Bei weiblichen Tieren schwankt der Markkanalgehalt in der Keulengegend von 0 -50 %, in der Blattgegend von 0-54%. In der Zucht Ciicova konnte ich nur 1 Bock untersuchen (mehr stellte mir die Zuchtanstalt nicht zur Verfugung) urid stellte hierbei Mark- kanallosigkeit in der Blattgegend und 70 % Marlikanalgehalt in der Rucken- gegend fest. Die weiblichen Tiere hatten ungefahr zur Halfte nur Markreste in den Haaren; Maxima in der Keule lo%, im Blatt 26%.

Besonders bemerkenswert ist der hohe Gehalt an Marksubstanz bei den Bocken der Zucht Cocorozeni und der zieiiilich gleichmaBig hohe Prozentsatz an markhaltigen Haaren, meist von 3-20 % bei den weiblichen Tieren. Zwischen der Zucht Cocorozeni und GroB-Ullersdorf ist ein deutlicher Unter- schied vorhanden; auf der einen Seite wurde fast keine, oder sehr wenig Marksubstanz in den Haaren, auf der andern Seite ein ziemlich regelmHBiger Gehalt an marksubstanzhaltigen Haaren beobachtet. Die Ursache des hohen Markkanalgehaltes in der Zucht von Cocorozeni konnte vielleicht dadurch erklart werden, daB nach dem Weltkrieg eur Zeit der russischen Revolution, um nicht die Karakulzucht ganz auflassen zu mussen, vie1 Blut anderer Rassen in die Zucht kam, die vielleicht unter anderem auch durch einen hohen Markkanalgehalt charakterisiert mar.

Znsammenfassnng. 1. Haardicke. Es wurden Ton samtlichen 64 Tieren (16 Bocken und

48 Mutterschafen) sowohl in der Keulen-, als auch in der Blattgegend je Probe 200 Haare, also insgesamt 25 600 Haare auf ihre Dicke in der Mitte bestimmt.

Ton allen Messungsergebnissen wurden bei jeder einzelnen Probe das arithmetische Mittel, das biometrische hlittel, die Streuung, der mittlere Behler, der Variationskoeffizient und die Generalmittelmerte nach den iibliche'h Methoden (Jo hannse n und Kronacher j berechnet.

Die Untersuchungen ergaben, daB die Wolle der Ullersdorfer Zucht am feinsten war. Besonders in den groberen Sortimenten murde in dieser Zucht auch die grOl3te GleichmaBigkeit festgestellt. Die Ettelwerte liegen unter- halb jener der anderen 3 Zuchten, nur mit der Ausnahme, daB bei weib- lichen Tieren in der Schulterblattgegend die Wolle von Cricova feiner war.

Die Zucht von Cricova verhalt sich annahernd gleich mit jener von Cocorozeni. Sie wies also eine grobere Wolle als Ullersdorf auf. An letzterer Stelle steht die Zucht von Pojoreni.

2. Marksubs tanz Es wurden von siimtlichen Tieren (16 Bocken und 48 Mutterschafen) sowohl in der Keulen- als auch in der Blattgegend je Probe 400 Haare, also insgesamt 51.200 Haare auf Marksubstanz untersucht.

Der Markkanalgehalt in den vier untersuchten Zuchten ist durchaus verschieden. Bei den meisten Tieren der Ullersdorfer Ziicht wurde kein Mark kan a1 festgestellt, wahrend bei Cocorozeni bei jedem Tiere sogar b 8- t rach t l iche Mengen von Mark gefunden wurden. Ahnlich wie in Cocorozeni waren die Verhaltnisse auch bei der Zucht von Criaova und Pojoreni.

Page 27: Vergleichende Untersuchungen über die Vliesbeschaffenheit einiger rumänischer Karakulzuchten und jener von Groß-Ullersdorf

Vergleichende Untersuchungen uber die Vliesbeschaffenheit. 79

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