vererbung, konstitution

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Referatenteil der Zeitschrift fiir Krebsforschung 43. Band, Heft 1 S. 1--48 Allgemeines. Vererbung, Konstitution. KuPee , Wladimir: Die Vererbung des Carcinoms. Erlangen: Diss. 1935. 32 S. Anf. Grand des Literaturstadiums kommt der Verf. zu dem Ergebnis, dab wit es bei der Krebspathogenese stets mit zwei Faktoren zu tun haben, der Disposition, die vererbt ist, and einem von aa~en kommenden Reiz. Diese Reize kSnnen sein: 1. ChemiscbThysikalischer Natur. So kSnnen W~irme, Licht, auch ansichtbare Strahlen, RSntgen-, Radium-, ultraviolette Strahlen asw, den Krebsreiz bilden. 2. Stoffwechsel- stSrangen k6nnen den AnlaB zur Krebsentstehang geben. Als Beispiel wgre Indol anzusehen, aueh Milehs~ure. Neben der direkten Reizwirkung k~men auch bestimmte intermedi~ire Stoffweehselprodakte oder solche hormonaler Natur fttr das Wachstum der Krebszellen in Frage. 3. Der Krebsreiz kann infektiSs-entztindlicher Natar sein; d.h. bei bestehender Disposition kann der Krebs dareh Infektion ausgel6st werden. Bisher ist es jedoeh nicht gelungen, ein spezifisches krebserzeagendes Virus zu finden. Neue Beweise ftir die eine oder andere Ansieht werden naturgemgl] nieht erbracht, da sich die Zasammenstellung unter Benatzung einiger Stammbgame aas Krebs- familien lediglich auf das Literatarstadium besehrgnkt. G: Wolff (Berlin). Williams, Ashbell Cotten, Louis Edward Silcox and B~la Halpert: Carcinoma of the mammary gland in an inbred stock of albino mice. (Carcinom der Brastdriise bei einem natfirliehen Stature yon Albinoms (Dep. o~ Path. a. Anat., Yale Univ. School o/ Med., New Haven.) Amer. J. Cane. 24, 823--830 (1935). Die vorliegenden Untersuehungen wurden an 90 Mgasen mit Brustdriisencarcinom vorgenommen, die alle dem ,,Albino A-Stature" Strongs, und zwar der 45. bis 48. Generation aus Geschwisterpaarungen angehSrten; dieser Stature zeigte bei etwa 90% der Weibchen Spontanbildung der Brusttamoren. Die 90 Mguse warden in Zwei Gruppen geteilt, beide Gruppen zaniiehst zur Zucht verwandt; die I. Gruppe yon 16 Tieren kam naeh Auftreten der Tumoren zar Untersuchung, die 74: Tiere der II. Gruppe wurden bereits vor Auftreten der Tumoren isoliert und so bis zum Tode gehalten. Von der I. Gruppe batten 13 M~iuse eine Geschwulst und 3 M~use zwei Gesehwfilste; zur II. Gruppe gehSrten 57 Mguse mit einem Tumor and 17 M~use mit zwei oder drei Tumoren. Bei beiden Gruppen waren die Tumoren ziemlieh gleich- mi~fiig auf die Drtisenpaare verteilt. Das Darchschnittsalter der Tiere beim ersten Auftreten der Geschwulst betrug in der I. Gruppe 11,7 Monate, in der II. Gruppe 13 Monate und in ]etzterer das darchschnittliehe Lebensalter nach Entwicklung der Geschwulst 2 Monate. In beiden Gruppen traten die meisten Tumoren im 11. Lebens- monate auf. Die Gesehwfilste bildeten derbe, gelappte o~ler knotige Massen, die mit der ttaut und racist aueh mit der Unterlage verwachsen warea; bei 36 Tieren der Ii. Gruppe zeigten sic Ulceration. Die Mehrzahl der Tumoren bestand aus soliden Massen epithelialer Zellen, einige F~lle wiesen acinSse oder tubuli~re Strukturen, andere beide Typen mit Vorherrschen des einen oder anderen auf. In den Geschwfilsten zweier M~ase warden Nester epithelialer Zellen in konzentrischer Anordnung um Keratinisationsbezirke herum beobaehtet. Das Stroma bestand gewShnlieh aus sp~r- tichem, loekerem Bindegewebe; in den Tamoren yon 2 Ms der I. and yon 7 M~iusen der II. Gruppe warden in Bfindel gelagerte spindelfSrmige Zellen mit einzelnen Nestern yon Epithelzellen gefunden. Metastasen konnten bei 5 M~iusen der I. und 29 M~usen der II. Grappe festgestellt werden; diese Metastasen traten nur in der Lunge auf nnd zeigten in der Regel das gleiehe histologische Bild wie die Ausgangstumoren. Zwischen prim~rem Tumorsitz und tt~ufigkeit der Metastasen konnte keine Beziehung gefunden werden.. Krah (GieBen). Zeitschrift fiir Krebsforschung. 43. l~ef. 1

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Page 1: Vererbung, Konstitution

Referatenteil der Zeitschrift fiir Krebsforschung 43. Band, Heft 1 S. 1--48

Allgemeines. Vererbung, Konstitution.

KuPee , Wladimir: Die Vererbung des Carcinoms. Erlangen: Diss. 1935. 32 S. Anf. Grand des Literaturstadiums kommt der Verf. zu dem Ergebnis, dab wit

es bei der Krebspathogenese stets mi t zwei Faktoren zu tun haben, der Disposition, die vererbt ist, and einem von aa~en kommenden Reiz. Diese Reize kSnnen sein: 1. ChemiscbThysikalischer Natur. So kSnnen W~irme, Licht, auch ansichtbare Strahlen, RSntgen-, Radium-, ultraviolette Strahlen asw, den Krebsreiz bilden. 2. Stoffwechsel- stSrangen k6nnen den AnlaB zur Krebsentstehang geben. Als Beispiel wgre Indol anzusehen, aueh Milehs~ure. Neben der direkten Reizwirkung k~men auch bestimmte intermedi~ire Stoffweehselprodakte oder solche hormonaler Natur fttr das Wachstum der Krebszellen in Frage. 3. Der Krebsreiz kann infektiSs-entztindlicher Natar sein; d.h. bei bestehender Disposition kann der Krebs dareh Infektion ausgel6st werden. Bisher ist es jedoeh nicht gelungen, ein spezifisches krebserzeagendes Virus zu finden. Neue Beweise ftir die eine oder andere Ansieht werden naturgemgl] nieht erbracht, da sich die Zasammenstellung unter Benatzung einiger Stammbgame aas Krebs- familien lediglich auf das Literatarstadium besehrgnkt. G: Wolff (Berlin).

Williams, Ashbell Cotten, Louis Edward Silcox and B~la Halpert: Carcinoma of the mammary gland in an inbred stock of albino mice. (Carcinom der Brastdriise bei einem natfirliehen Stature yon Albinoms (Dep. o~ Path. a. Anat., Yale Univ. School o/ Med., New Haven.) Amer. J. Cane. 24, 823--830 (1935).

Die vorliegenden Untersuehungen wurden an 90 Mgasen mit Brustdriisencarcinom vorgenommen, die alle dem ,,Albino A-Stature" S t ro n g s , und zwar der 45. bis 48. Generation aus Geschwisterpaarungen angehSrten; dieser Stature zeigte bei etwa 90% der Weibchen Spontanbildung der Brusttamoren. Die 90 Mguse warden in Zwei Gruppen geteilt, beide Gruppen zaniiehst zur Zucht verwandt; die I. Gruppe yon 16 Tieren kam naeh Auftreten der Tumoren zar Untersuchung, die 74: Tiere der II. Gruppe wurden bereits vor Auftreten der Tumoren isoliert und so bis zum Tode gehalten. Von der I. Gruppe batten 13 M~iuse eine Geschwulst und 3 M~use zwei Gesehwfilste; zur II. Gruppe gehSrten 57 Mguse mit einem Tumor and 17 M~use mit zwei oder drei Tumoren. Bei beiden Gruppen waren die Tumoren ziemlieh gleich- mi~fiig auf die Drtisenpaare verteilt. Das Darchschnittsalter der Tiere beim ersten Auftreten der Geschwulst betrug in der I. Gruppe 11,7 Monate, in der II. Gruppe 13 Monate und in ]etzterer das darchschnittliehe Lebensalter nach Entwicklung der Geschwulst 2 Monate. In beiden Gruppen traten die meisten Tumoren im 11. Lebens- monate auf. Die Gesehwfilste bildeten derbe, gelappte o~ler knotige Massen, die mit der t taut und racist aueh mit der Unterlage verwachsen warea; bei 36 Tieren der I i . Gruppe zeigten sic Ulceration. Die Mehrzahl der Tumoren bestand aus soliden Massen epithelialer Zellen, einige F~lle wiesen acinSse oder tubuli~re Strukturen, andere beide Typen mit Vorherrschen des einen oder anderen auf. In den Geschwfilsten zweier M~ase warden Nester epithelialer Zellen in konzentrischer Anordnung um Keratinisationsbezirke herum beobaehtet. Das Stroma bestand gewShnlieh aus sp~r- tichem, loekerem Bindegewebe; in den Tamoren yon 2 Ms der I. and yon 7 M~iusen der II. Gruppe warden in Bfindel gelagerte spindelfSrmige Zellen mit einzelnen Nestern yon Epithelzellen gefunden. Metastasen konnten bei 5 M~iusen der I. und 29 M~usen der II. Grappe festgestellt werden; diese Metastasen traten nur in der Lunge auf nnd zeigten in der Regel das gleiehe histologische Bild wie die Ausgangstumoren. Zwischen prim~rem Tumorsitz und tt~ufigkeit der Metastasen konnte keine Beziehung gefunden werden.. Krah (GieBen).

Zeitschrift fiir Krebsforschung. 43. l~ef. 1

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Wassink, W. L: cancer et h6r~dit@. (Krebs und Vererbung.) (H@., Inst. N&rland, pour l'Etude du Cancer, Antoni van Leeuwenhoek-huis, Amsterdam.) Genetica ('s-Graven, hage) 17, 103--144 (1935).

Nach einleitenden Ausffihrungen gibt Verf. Daten fiber 660 verwertbare Kranken- geschich~en yon Brustkrebs. In 207 Familien fund sich mehr als ein Full, insgesamt 301 (davon 192 Frauen und 109 M~nner). Die F/ille werden nach Gleiehartigkeit bzw. Ungleichartigkeit des Sitzes geordnet. 403 Krankengeschichten yon Uterus-Ca. zeigen 77 Familien mit mehr als einem Full, insgesamt 104 (65 Frauen darunter). 44,5% zeigen gleichen Sitz. Unter 487 Personen mit Krebs yon Mund- oder RachenhShle hatten 107 Familien mit mehr als einem Full (87 Mi~nner, 57 Frauen). 36% der M~nner und 12% der Frauen batten gleichen Sitz. Von 402 Fi~llen mit I-Iautkrebs batten 90 Familien mit mehr als einem Full (51 M~nner, 39 Frauen), darunter 22% mi~ gleichem Sitz. In Tabellen sind die Zahlen zusammengefal]t. Verf. fordert sorgf~ltige, kritische Verwertung und Zahlenvergleich. Die mitgeteilten Daten sprechen im Sinne einer erblichen Disposition. Fetscher (Dresden).

Louros, N.C.: Granulosazelltumoren bei Gesehwistern. (Univ.-Frauenklin, ,,Louros"~ Athen.) Acta cancrol. (Budapest) 1, 349--356 (1935).

2 Sehwestern im Alter -con 22 bzw. 19 Jahren leiden beide an Granulosazelltumoren mit AmenorrhSe. Das Blastom bei der jiingeren Schwester erwies sich als recht maligne. 7 Monate nach der Operation war die gauze BauchhShle und beide Lungen yon Meta- stasen durchsetzt. Bei der iilteren Schwester trat nach Exstirpation des Blastoms normale Menses ein. Bezfiglich der erbbiologischen Fragen diskutiert Verf. den Stand- punkt, ob ,,neue bzw. tumorbildende" Zelleigenschaften tats~chlich nur durch Xnderung yon Erbfaktoren oder Genen zustande k~men, also dutch Mutationen, die dutch Ver- gnderung am Chromosomenstand der Zellen erkenntlich sein miiSten. Wie aber kommt es dann, dal] bei der iilteren Schwester das Blastom gutartig zu sein scheint, w~hrend es bei der andern ein ausgesprochen bSsartiges Blastom ist? Ostertag (Berlin).

Kaplan, Ira I.: Carcinoma of the breast in one of homologous twin sisters. (Brustkrebs bei eineiigen Zwillingsschwestern.) (Div. o/ Cancer, Dep. o~ Hosp. a. Radiation Therapy Dep., Bellevue Hosp., New York.) Amer. J. med. Sci. 190, 331 bis 332 (1935).

Roberts, C. W., and Charles 1)ureell Roberts: Concurrent osteogenie sarcoma in brother and sisters. ((~bereinstimmende osteogene Sarkome bei Bruder und Schwestern.) (Emory Univ. School o/Med., Atlanta, Ga.) g. amer, reed. Assoc. 105, 181--185 (1935).

Beobachtung bei 3 Geschwistern im Alter yon 23, 17 und 13 Jahren, die alle inner- halb eines halbert Jahres spontan erkrankten. Die Geschwfilste waren lokalisiert: beim ~ltesten Patienten in der proximalen Tibiaepiphyse, bei der einen Sehwester im unteren Femurdrittel, bei der anderen in der oberen Itumerush~lfte. 2 Geschwister verstarben an ausgedehnten Lungenmetastasen, die eine Schwester ging an An~mie und Kachexie zugrunde. A11e 3 Geschwister batten Traumen erfahren, die aber als Ursaehe nicht in Frage kamen, da Anzeichen der Erkrankung und Beschwerden schon vorher bestanden. Aber die Traumen batten eine deutliche Beschleunignng des Waehs- turns zur Folge. Sonstige urs~chliche Faktoren lie$en sich nieht ermitteln. Die Familie lebte bei schlechter, aber geniigender Kost. Neben den 3 Erkrankten leben 4 weitere ySllig gesunde Geschwister. Bei Eltern und Grol]eltern und weiterer Verwandtschaft wurden Geschwulsterkrankungen nieht beobaehtet noch ermittelt. BShmig (Rostock).

Mentl, Stanislav: ~ber die Ursaehe einer auffallenden Koinzidenz der Strumeu and Fibromyome des Uterus. Bratislav. lek. Listy 15, 372--377 u. dtsch. Zusammenfassung 118 (1935) [Tschechisch].

Die Untersuchung der Fi~lle und der Sektionsbefunde yon Koinzidenz zwischen Strumen und Fibromyomen des Uterus zeigt, da$ es sich um zwei Erkrankungen handelt, die auf einer gemeinsamen Konstitutionsdegenerationsbasis entstehen, ohne direkte gegenseitige Abhi~ngig- kelp. M.i~hlbock (Berlin).