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27.09.2016
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Dr. Christoph Beiglböck
Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Wien (FIWI)
Ursachen und Verbreitung von
virusinduzierten Umfangsvermehrungen
beim Wild und deren Bedeutung für das Nutztier
Inhalt
• Wer wir sind
• Umfangsvermehrungen bei Wildtieren
• Beispiele von nicht tumorösen Ursachen
• Tumore bei Wildtieren─ Allgemeines mit Beispielen
─ Virusbedingt: Pockenviren
Papillomaviren
Dr. Christoph Beiglböck
Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI)
Departement 5 der Vetmeduni
Savoyenstrasse 1, 1160 Wien
Biologische und Veterinärmedizinische Forschung v.a. an heimischen Wildtieren
Dr. Christoph Beiglböck Dr. Christoph Beiglböck
Pathologische Untersuchungen 2015
Unter anderem
• 25 Rothirsche
• 27 Gämsen
• 19 Steinböcke
• 73 Rehe
• 7 Muffel
Insgesamt 1177 Tierkörper/Organproben von Wild- und Zootieren
• 34 Wildschweine
• 135 Biber
• 81 Vögel
• 159 Feldhasen
Dr. Christoph Beiglböck
Umfangsvermehrungen bei Wildtieren
Dr. Christoph Beiglböck
Mögliche Ursachen:
• Abszesse, Hämatome, Zysten,...
• (schlecht verheilte) Frakturen, z.B. alte Schussverletzungen
• Gelenksveränderungen (z.B. Entzündungen, Arthrosen)
• Erkrankungen (z.B. Aktinomykose)
• „Perückenböcke“
• Tumore
• …
Oft bereits beim Ansprechen vor dem Schuss erkennbar
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Reh, weiblich, ca. 8 Jahre
Dr. Christoph Beiglböck
gekammerte Knochenzyste des
Stirnbeines unbekannter Genese
Rothirsch, männlich, 10 Jahre alt
Dr. Christoph Beiglböck
chronisch eitrige Entzündung Karpalgelenk
mit knöchernen Zubildungen und
vollständiger Destruktion des Gelenkes
Schwarzwild, weiblich, altes Tier
Dr. Christoph Beiglböck
schlecht verheilter Knochenbruch
Perückenbock
v.a. bei Rehwild
Dr. Christoph Beiglböck
Tumore bei Wildtieren
Dr. Christoph Beiglböck
• bei allen Wildarten vorkommend
• ähnlich Nutz-/Haustieren
• nicht allzu häufig diagnostiziert (Raubdruck, Alter,...)
• meist Zufallsbefunde
• wenig systematische Forschung bei Wildtieren
• Häufung bei Rehwild?
Reh, weiblich 5 Jahre
Dr. Christoph Beiglböck
Hämangiosarkom (Tumor von
Blutgefäßen)
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Damhirsch, weiblich,12 Jahre
Multizentrisches Lymphom (Tumor von weißen Blutkörperchen ausgehend)
Dr. Christoph Beiglböck
Rothirsch, weiblich, Alttier
Dr. Christoph Beiglböck
Thymom (Tumor des Bries)
Dr. Christoph Beiglböck
Leiomyom (Tumor der glatten Muskulatur)
Reh, weiblich, ca. 10 Jahre
Reh, weiblich, altes Tier
Dr. Christoph Beiglböck
schlecht differenzierter von Bronchus ausgehender, schleimbildender Tumor
Rothirsch, weiblich, 2 Jahre
Dr. Christoph Beiglböck
Adenokarzinom Ovar (Tumor der Eierstöcke)
Reh, weiblich
Dr. Christoph Beiglböck
Lymphatische LeukoseVirus ?
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Lymphatische LeukoseVirus ?
Dr. Christoph Beiglböck
Rotwild, männlich, 4 Jahre
Dr. Christoph Beiglböck
Multiple Fibrome an Zunge (Tumore des
Bindegewebes)
Rothirsch, weiblich
Dr. Christoph Beiglböck
Virusbedingte Umfangsvermehrungen
• Pockenviren− Parapockenvirus-Infektionen− Lumpy-Skin-Disease
• Papillomaviren− „Klassische“ Papillomatose− Fibropapillomatose
Parapockenvirus-Infektionen
• in Europa Einzelfälle bei Gämsen, Rotwild, Steinwild und Rentieren
• ausschließlich Lippenform beschrieben: Bläschen, Pusteln, Krusten
Bilder: Scagliarini et al. 2008, Alborali et al. 2012
Dr. Christoph Beiglböck
• verschiedene Virenarten:Gams-/Steinwild: Orf-Viren (Italien 2008)Rotwild: Neuseeland-Virus
• Übertragung Wild - Haustiere möglich(Orf Virus – Lippengrind)
Dr. Christoph Beiglböck
ZOONOSE !
• Übertragung Wild – Mensch nachgewiesen
Scagliarini et al. 2008
Lumpy-Skin Disease (LSD)
Dr. Christoph Beiglböck
• Erreger: Capripoxvirus (Ziegenpockenvirus)urspr. Afrika => mittlerer Osten => 2015 Balkan (>800 Fälle 2016)
• v.a. (Hochleistungs-)Rinder betroffen
• Übertragung: direkt, Insektenunbehandelte Häute
• weitreichende seuchenhygienische Maßnahmen
Hochaktuelle, sich rasant ausbreitende, anzeigepflichtige Tierseuche
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Dr. Christoph Beiglböck
• Lange Inkubationszeit
• v.a. Hautschwellungen, Fieber, häufig symptomlos
• bis dato nur sporadisch in Afrika (Antilopen, Kamele, Büffel)
Situation / Empfänglichkeit bei europäischen Wildwiederkäuern???
• Erreger: Papillomaviren
•v.a. bei Gams- und Steinwild, aber auch Rot- und Damwild
• v.a. junge und geschwächte Stücke, manchmal ganze Bestände im Winter betroffen
•meist Äser befallen, selten Läufe
•Tödliche Verläufe möglich (Verhungern)
Dr. Christoph Beiglböck
“Klassische” Papillomatose
Bilder: Alborali et al. 2012
• anscheinend sehr Art-spezifisch, Übertragung Haus-Wildtiere nicht eindeutig geklärt
• Kein Hinweis auf Übertragung auf den Menschen
• Direkte und indirekte Übertragung (z.B. Salzlecken)
• Lange IKZ (Monate)
• Selbstheilungstendenz
• Eintrittspforte Schleimhautverletzungen
Dr. Christoph Beiglböck Dr. Christoph Beiglböck
Fibropapillomatose• Erreger: Papillomavirus CcPV1
- Rehwild
• Vorkommen: - Ungarn, östliches Österreich,
nördliches Kroatien
- in Ungarn seit 60 Jahren bekannt
› Dr. Christoph Beiglböck
- meist gutartige, multiple Hautwucherungen, keine inneren Organe betroffen
• Aussehen:
- v.a. Kopf, Läufe, Bauch
- unterschiedliche Größe & Anzahl
- derbe Konsistenz, „speckig“, haarlos, schwärzlich pigmentiert
- häufig geschwürig
Dr. Christoph Beiglböck
Abb.: Erdélyi et al., 2009
• Histologie:
- Prolieferierende Fibroblasten in Netz aus Kollagenfasern, Hyperkeratose, Hautverdickung
- Virus in Stratum granulosum und St. spinosum sowie zwischen Keratinschichten St. corneum
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Dr. Christoph Beiglböck
Abb.: Erdélyi et al., 2009
• Epidemiologie I
› Prävalenz Rehwild Ungarn 1,1%
› in ca. 50% der Game-Management-Units (GMU)
› in ca. 20% GMU > 2 Fälle/Jahr
Dr. Christoph Beiglböck
Abb.: Erdélyi et al., 2009
Signifikanter Einfluss von
›Rehwilddichte›Vorkommen von Gewässern
›Laubwäldern
• Epidemiologie II
Dr. Christoph Beiglböck
• Ungeklärte Fragen:
› Bedeutung für Nutztiere: unklar anscheinend hohe Wirtsspezifität der Papillomaviren
› Keine gehäuften Fälle in anderen europäischen Ländern:ev. genetische Faktoren beim Rehwild
› Insekten als Überträger?
Abb.: Erdélyi et al., 2008
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Christoph Beiglböck